USS Saratoga - Entwurf einer Trek-Serie - SciFi-Forum

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USS Saratoga - Entwurf einer Trek-Serie

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    #31
    Alle sind schuld, nur die Drehbücher nicht.
    Bitte diese Diskussion in einem der unzähligen Threads im entsprechenden Forum fortsetzen.
    Republicans hate ducklings!

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      #32
      Find ich gut, weiter daran arbeiten
      beste Grüße
      B. Spiner

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        #33
        Also wie schon von vielen anderen gesagt muss noch ein etwas besserer Offizier als Kontrast rein. Man könnte zum Beispiel den kommunikationsoffizier ersetzen denn diese Verratsgeschichte kommt mir etwas zu heftig vor. Bevor da jemand zugang zu geheimem material kriegt, muss wohl eine ausführliche beurteilung vorliegen, und die hätte er wohl nicht gekriegt. Ansonsten finde ich die ganze Geschichte wirklich gut und werde es wohl auf jedenfall lesen, wenn du es rgendwann mal geschrieben haben solltest.
        ,,Felis Catus ist deine taxonomische Nomenklatur,
        ein endothermischer Vierfüßler, fleischfressend von Natur.''

        Ltd. Commander Data, ,,Ode an Spot''

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          #34
          USS Saratoga; Pilot Teil1

          So, hier der Entwurf eines Anfangs für eine Art "Pilotfilm" meiner erdachten Serie.
          Es wäre schön, auch hierauf soviel Feedback zu bekommen wie auf die eigntliche Idee


          Reißende Ebbe
          (USS Saratoga 1.01)

          Kalter Wind fegte beißend vorüber, und brachte die Düfte des Landes mit sich. Eisigen Rauch, Asche und verdampftes Fleisch.
          Was von der Stadt noch übrig war, streckte sich wie verdorrte Finger dem bleigrauen Himmel entgegen. Es blitzte und ferner Donner ertönte, während die ersten Tropfen pechschwarzen Regens fielen. Der Planet selbst weinte über seine tiefe Wunde.
          Eine einsame Gestalt stand auf der von Ruß überzogenen Zinne des letzten intakten Turms. Wie ein Geist aus einer anderen Welt, der über Erde wandelte die nicht die seine war. Ihre nackten Füße gruben sich tief in die feine Schlacke, ihr weißes Gewand flatterte im aufkommenden Sturm. Dicke Ascheflocken glitten dran herab und hinterließen tiefgraue Schlieren. Sie blickte hinunter auf die Überreste, wie in den aufgeplatzten Leib eines von ihr erschlagenen Riesen. Ein Krächzen entfuhr ihrer Kehle, der Versuch ein Wort zu bilden scheiterte an der verpesteten Luft.
          Irgendwo in den Ruinen, wo noch letzte Brände in sich schwelten, floss schwarzes Wasser durch die Ritzen der Trümmer und verdampfte zu abstoßend stinkenden Nebel. In der Ferne schlugen Blitze in die metallenen Überreste stolzer Paläste, als wollten sie noch einmal jene strafen, die all dies getan hatten.
          Die Frau auf den Zinnen blickte starr über die Verwüstung, ungläubig erkennend, dass derartiges überhaupt möglich war. Tränen flossen über ihre Wangen, wurden vom Wind mitgerissen und vermischten ihr Salz mit dem schwarzen Regen. Hastig blinzelte sie die Tropfen fort, und als ihr Blicks sich wieder klärte, stand eine zweite Gestalt vor ihr. Ein Wesen aus glimmender Kohle, mit Haaren aus Asche und tief in die schwarze Haut gebrannten Kleidern. Der Stoff an seinem Leib löste sich bei jeder Bewegung, und gab den Blick auf feucht glänzendes Fleisch frei. Eiter quoll aus allen Ritzen, die sich in der verschmorten Kruste auftaten. Das verbrannte Wesen richtete seine glühenden Augen auf die Frau, hob krachend den Arm wobei sich Ruß von den Gelenken löste, und deutete mit seinem letzten verbliebenen Finger auf sie. Für einen Moment fiel die verheerte Welt in Stille, selbst der Wind ließ kein Geräusch mehr hören. Dann öffnete sich der Mund des Wesens, kreischend wie die Klappe eines eisernen Ofens, und ein markerschütternd spitzer Schrei hallte über die lautlose Welt.
          „Ich war es nicht!“, schrie Alice Carrols. Die Decke zerriss zwischen ihren Fingern. Für einen Augenblick wusste sie nicht wo sie war, und es brauchte drei weitere um sich halbwegs zu orientieren.
          „Unbekannter Befehl, bitte Anfrage neu formulieren.“, sagte die synthetische Stimme des Schiffscomputers.
          Alice Carrols fuhr sich mit beiden Händen durch ihr nussbraunes Haar, wie um sich von der Wirklichkeit die sie umgab zu überzeugen. Ihr Atem ging schwer und stoßweise.
          „Licht!“, befahl sie schließlich, und der Raum wurde hell. „Wie spät?“
          „0547 Stunden Bordzeit.“, antwortete der Computer.
          „Lohnt nicht mehr.“, murrte Carrols, wand sich aus ihrem Nachthemd und schlurfte über den ausgetretenen Teppich ins nahe Badezimmer. „Computer Musik; das übliche.“
          „Wünschen sie Original oder Cover?“
          „Original!“, murmelte Carrols als sie die Schalldusche aufdrehte „Immer Original.“
          Die Wände des Kapitänsquartiers erzitterten, Bässe schlugen auf Bilder und Andenken in den Regalen ein es dröhnte aus allen Richtungen Highway to Hell.


          [Kamera fährt zurück, Musik geht in Titelsequenz über, Collage von Bildern der Saratoga ]

          „Computerlogbuch Nummer 3 der Saratoga, Sternzeit 50127.3. Captain Carrols.
          Die Saratoga wird zum ablegen von Deep Space Six vorbereitet, nachdem eine Woche lang Ausrüstung und notwendige Upgrades an Bord gebracht wurden. Damit endet auch der Landurlaub für die Crew, und wir treten unsere Mission in den Bell-Cluster an. Dort wird unser Auftrag darin bestehen, die veralteten Sternkarten dieser Region zu aktualisieren, wissenschaftliche Unternehmungen zu betreuen und Streitigkeiten im interplanetaren Verkehr zu schlichten. Zugleich erfüllen wir auch die Funktion einer Grenzpatrolie, die von offizieller Seite aber als Formsache anzusehen ist. Die einzige größere Macht in der näheren stellaren Umgebung, die tholianische Konföderation, unterhält seit mehr als fünfzig Jahren gute diplomatische Beziehungen zur Föderation, und zeigte zu keinem Zeitpunkt besonderes Interesse am Bell-Cluster. Was auf Gegenseitigkeit beruht. Die größte besiedelte Welt dieser Region, der Planet Caris, ist zwar formal Mitglied der Föderation, zeichnet sich aber durch große Isolationismus aus. Auch wenn die Besiedlung heute vermutlich nicht mehr genehmigt werden würde, so wurde sie vor hundertzwanzig Jahren doch gestattet, und... und... Computer Pause.“
          Captain Carrols betrat die Brücke. Logbucheinträge noch im Turbolift zu diktieren gehörte zu ihren schlechteren Angewohnheiten, aber zumindest sparte es Zeit. Man wurde allerdings auch leicht aus dem Konzept gebracht, etwa durch einen von der Decke baumelnden Führungsoffizier.
          „Lieutenant Schmitt, was machen sie da?“
          Der blonde Schopf der Sicherheitschefin tauchte aus dem Wartungsschacht auf.
          „Oh, Morgen Captain.“
          Dass sie nur an einem Arm halb in einem Schacht an der Decke baumelte während ihre Füße dreißig Zentimeter über dem Boden schwebten schien sie nicht weiter zu stören. Sie hing nur an den Fingern ihrer linken Hand sicher wie an einem Haltegurt.
          „Kein Grund zur Beunruhigung, nur einer der neuen Isolinearchips im Reservesystem ist ausgebrannt. Vertrug eine Spannungsschwankung nicht. Da brauchen wir ein robusteres Modell, ist schon beantragt.“
          Captain Carrols nickte gemächlich, während ihre Brauen sich enger zusammen schoben.
          „Sie haben wieder den Test durchgeführt, nicht wahr?“
          „Ja Captain, aber bedenken sie...“
          „Ich stimme Commander SilSit in diesem Punkt vollkommen zu. Zweihundertdreißig Prozent Überlast ist kein fairer Test für ein Reservesystem. Waren wir uns nicht einig, dass sie solche Versuche in Zukunft der technischen Abteilung überlassen? Und sagen sie nicht schon wieder, dass ihnen deren Standart zu niedrig wären.“
          „Jawohl Captain, aber ich fürchte die technische Abteilung hat im Moment andere Prioritäten.“ Mit dem Kinn wies Lt. Schmitt in die Mitte der Brücke.
          Captain Carrols wandte sich um, und sah was sie meinte. Ein Lächeln drängelte sich auf ihre Lippen.
          Da stand er!
          Stahlblaue Synthixbespannung, dezent integrierte Displays mit voller OPS-Übersicht und jeder ergonomischen Einstellmöglichkeit die seit Beginn der Chiropraktik erfunden worden war. Ihr neuer Sessel.
          Fast hätte sie nicht mehr daran geglaubt.
          Der Techniker der daneben kniete, ein Tellarit in einer Uniform von Deep Space Six, zog gerade die letzten Verbindungen nach.
          „Schon fertig?“, fragte die Kommandantin.
          Der Techniker richtete sich auf. Das schmutzverschmierte, an eine Schweineschnauze erinnernde Gesicht verzog sich zu einer Miene der Abscheu.
          „Was denken sie denn? Glauben wohl auch, wir auf den Deep Space Stationen würden alle Zeit nur eine ruhige Kugel schieben was? Wenns ihnen nicht passt, rupfen sie das Ding halt wieder raus, und setzten sich mit nacktem Hintern auf die Stange.“
          Captain Carrols schritt um den Stuhl herum, fixierte den Techniker wie ein Duellant den anderen. Ihr Finger schnippten die Konsole in der rechten Armlehne auf.
          „Offline? Nicht mal angeschlossen ist das Ding. Was soll ich mit diesem Schrott hier, meine Offiziere mit Rauchzeichen befehligen? Bringen sie das in Ordnung, sonst setzt es was. Aber plötzlich!“
          Fast schien es, als ziehe eine Gewitterfront über dem Stuhl der Kommandantin auf.
          „Äh, Captain?“, meldete Lt. Giles sich von der Kommunikationskonsole.
          „Ja, was gibt es?“ Der Zorn in Carrols Stimme fiel in sich zusammen wie ein beendetes Hologramm.
          „Commander Andrews kehrt soeben mit den letzten Urlaubern von der Station zurück. Er bittet sie in den Transporterraum, sie möchten noch etwas genehmigen. Er wollte nicht sagen, was.“
          Captain Carrols rollte mit den Augen.
          „Ich bin auf dem Weg.“ und an den Techniker gerichtet „Und wenn der Stuhl nicht steht wenn ich wiederkomme, werden sie mich kennenlernen!“
          Sie betrat den Turbolift. „Die Brücke gehört ihnen, Lieutenant.“
          Die Sicherheitschefin stand für einen Augenblick stramm. „Verstanden Captain.“
          Kaum hatten die Türen des Turbolifts sich zischen geschlossen, huschte Desmond Giles an ihre Konsole und flüsterte: „Was sollte denn das eben?“
          „Das? Gar nichts. Kommt da nicht gerade einiges an Nachrichten herein?“
          „Ja, das mach ich gleich.“, winkte er ab „Aber wie, gar nicht? Sie hat diesen Techniker doch förmlich durch den Raum getreten. Dabei war es bis gestern noch nicht sicher, ob sie den neuen Sessel überhaupt bekommt.“
          „Jetzt ist er ja da, deshalb hat sie ja so reagiert.“
          „Wie, indem sie Streit mit dem anfängt, der ihn ihr aufstellen soll? Wie passt denn so was zusammen?“
          Helga Schmitt zuckte die Achseln. „Was soll schon sein? Sie weiß eben, wie man mit Tellariten spricht“
          Mit dem Kinn wies sie auf den Techniker, der munter in sich hinein grunzend die letzten Leitungen des Kommandostuhls mit denen des Schiffes verband.

          Es dauerte länger als Captain Carrols erwartet hatte, den Transporterraum zu erreichen. In den Gängen drängten sich die zurückkehrenden Besatzungsmitglieder mit jenen, die noch einmal schnell auf die Station huschen wollten. Man konnte beide Gruppen leicht voneinander unterscheiden. Praktisch jeder Rückkehrer trug eines jener zum schreien bunten Hawaihemden, die von den undurchschaubaren Mächten der Tiefenpsychologie zur aktuellen Mode auf Deep Space Six erhoben worden waren. In einem Umfeld wie diesem fiel auch die grüne Haut des ersten Offiziers nicht weiter auf.
          „Ah, Captain!“, rief Andrews und winkte nach ihr, während ein halbes Dutzend Leute mit einem vollen Dutzend Koffern durch die schmale Tür drängten.
          „Commander“, begann die Kommandantin ungeduldig „Vielleicht haben sie es nicht mitbekommen, aber wir durchleben gerade einen logistischen Alptraum. Und als mein Stellvertreter ist es ihre Pflicht mich zu vertreten, wo ich nicht unbedingt erforderlich bin. Also, was ich so wichtig?“
          „Wichtig ist nicht ganz das Wort mit dem ich es umschrieben hätte.“, meinte der erste Offizier. Das Verführerlächeln auf seinen grünen Lippen schien er gar nicht zu bemerken. „Ich wollte nur, dass sie das auch sehen.“
          Mit dem linken Daumen deutete er über die Schulter.
          Captain Carrols seufzte tief.
          „Meinetwegen“
          Sie drängte sich an ihm vorbei, bekam für einen Augenblick einen ungeheuer appetitlichen Geruch in die Nase, und stand dann vor einer Kuh.
          „Captain, ich kann das erklären!“
          Claudio Netrebko hätte ein reicher Mann werden können, wäre er für jedes Mal bezahlt worden dass er einen Satz wie diesen aussprach. Sein Leben hatte ihn oft genug in Situationen geführt, in denen er seltsame und bisweilen nicht immer völlig legale Sachverhalte schnell und auf die richtige Weise erklären musste. Er besaß mittlerweile ein Bewertungssystem dafür. Und nach dem ungläubigen Ausdruck, mit dem der Blick der Kommandantin zwischen ihm und seiner neuesten Errungenschaft hin und her wanderte, würde diese Erklärung schwierig werden.
          Das braun und weiß gefleckte Rindvieh, das ihm etwa bis an die Rippen reichte, muhte verwirrt. Claudio betete nur, dass es ruhig bleiben möge.
          Captain Carrols schnalzte leise mit der Zunge.
          „Lassen sie mich raten.“, begann sie langsam und eindringlich „Es ist ihnen nach Hause gefolgt. Jetzt will es bei ihnen bleiben.“
          „Captain, ich...“
          „Lieutenant, wo befinden wir uns?“
          „Äh, im Transporterraum?“
          „Auf welchem Schiff?“
          „USS Saratoga.“
          „Die ein landwirtschaftlicher Frachter ist, nicht wahr?“
          „Captain, wenn sie...“
          „Nein! Ich weiß das Letzte ihrer tollen Sonderangebote noch zu gut. Mir ist egal, was sie dazu geritten hat oder wie viele Zauberbohnen sie dafür bekommen; schaffen sie mir dieses Vieh von Bord!“
          „Aye Captain.“
          Hastig rief er einige andere herbei, und überredete sie ihm zu helfen, das Rind wieder auf die Transporterplattform zu bugsieren.
          Captain Carrols stand mit verschränkten Armen und ungnädigem Blick daneben.
          „Und das musste ich unbedingt persönlich sehen?“, raunte sie dem ersten Offizier neben ihr zu.
          „Hätten sie mir es denn geglaubt, wenn ich es ins Logbuch geschrieben hätte?“
          „Mit Netrebkos Namen darunter? Vermutlich schon. An solchen Tagen frage ich mich wirklich, weshalb ich mich noch mit ihm abmühen soll.“
          „Weil er an der OPS zaubern kann?“
          „Wenn er es wenigstens auf die OPS beschränken könnte.“
          „Oh“, Andrews schippten mit den Fingern. „Apropos beschränkt. Commander Elliotson bat mich noch ihnen auszurichten, dass er noch etwas mit ihnen zu besprechen hätte.“
          „So? Hat der seit neuestem etwas gegen einen Anruf?“
          Andrews zuckte mit den Schultern. „Ich vermute eher, er wollte dem Ganzen etwas Nachdruck verleihen, indem eine Stimme wie die meine seine Nachricht überbringt.“
          Carrols bedachte ihn mit einem spöttischen Blick.
          „Einbildung ist auch Bildung, Commander.“
          „Nur, solange sie sich nicht selbst davon überzeugen.“, grinste der erste Offizier.
          „Nicht in diesem Universum.“, entgegnete die Kommandantin.
          Die Kuh erwies sich in währenddessen als transporterphobisch, weigerte sie sich doch beständig zurück auf die Plattform zu treten. In störrischer Gelassenheit verharrte sie dort wo sie stand, als warte sie auf etwas Bestimmtes. Auch die vereinte Kraft von vier Crewmen und einem zunehmend verzweifelten Lieutenant vermochte sie nicht umzustimmen.
          Schließlich schüttelte Captain Carrols den Kopf.
          „Ich werde mir jetzt anhören was Elliotson will.“, sagte sie zu Andrews als sie schon halb aus der Tür war. „Sie bringen in der Zwischenzeit das hier in Ordnung!“

          „Ah, Captain Carrols!“, ertönte Elliotsons näselnde Stimme, noch bevor die Tür des Verwaltungsbüros sich ganz geöffnet hatte. „Wie schön sie endlich hier zu haben. Nehmen sie Platz. Wissen sie, mein Terminplaner informierte sich erst heute, dass wir noch überhaupt keine Gelegenheit hatten, auf ihre Mission anzustoßen, und da sie heute ablegen...“
          Er trat vor den kleinen Replikator und nahm zwei Sektflöten voll perlender Flüssigkeit heraus.
          „Sie müssen wissen, es ist meine ganz eigene Tradition allen Kapitänen die auf ihren Reisen hier bei mir Station machen noch einmal Glück zu wünschen und auf gute Fahrt zu trinken.“
          „Wie nett.“, sagte Carrols tonlos. Sie nahm das Glas entgegen, stieß kurz und klirrend an und nippte. Nur die Höflichkeit verhinderte, dass sie sich angewidert schüttelte. Elliotson verstand offensichtlich nichts von Wein. Dieser hatte sein Glas jedoch schon halb gelehrt.
          „Gut, nicht wahr?“
          Carrols nickte, und suchte in Gedanken hektisch nach einem anderen Thema.
          „Wie lange führen sie hier schon das Kommando?“
          „Acht Jahre.“ Elliotson blickte versonnen zum Fenster. „Gott, wenn man es laut ausspricht kommt man sich richtig alt vor. Aber ich bin zufrieden hier, in diesem einzigen kleinen Fleck Zivilisation im Umkreis von fünfzig Lichtjahren.“
          „Davon habe ich gelesen, gibt es hier wirklich keinen einzigen Klasse-M Planeten?“
          „Nicht in meinem Sektor. Ein paar Felsbrocken mit ein wenig Atmosphäre, aus denen man vielleicht etwas machen könnte, wenn sie Kolonisten fänden. Die richtige Umlaufbahn, doch falsch in der Zusammensetzung. Aber bei der Menge an erdähnlichen Welten in der Föderation, wer will da schon noch einmal mit dem Mars anfangen?“
          „Ja, verständlich. Gibt’s eine Vermutung über die Ursache?“ Behutsam schob Captain Carrols sich durch den Raum in die Nähe des in der Ecke stehenden Gummibaums.
          „Vermutungen schon. Vor einigen Monaten kam ein archäologisches Team bei uns durch, die hier Reste von Energiesignaturen untersuchen wollten, die man angeblich im Eisenmantel einiger Monde gefunden hat. Einer von denen meinte, das Fehlen von Leben stünde mit der großen Zahl von Asteroiden in Verbindung, die man in einigen Systemen findet. Aber die Leute machten auch gleich klar, dass sie bestenfalls in zehn Jahren mit Ergebnissen rechnen. Bis dahin leben wir hier auch weiter im rätselhaften Nichts.“ Er vollführte eine dramatische Geste mit den Händen. „Wie dem auch sei, das bringt mich auch gleich zu einem anderen Thema, das ich noch mit ihnen besprechen wollte. Es ist etwas kurzfristig, aber vielleicht könnten sie mir den Gefallen tun. Moment bitte.“
          Elliotson ging zur Tür und wechselte einige Worte mit einem Adjutanten, was Captain Carrols Gelegenheit gab ihr Glas in den Topf des Gummibaums zu leeren. Als der Commander sich wieder umdrehte blickte sie ihn voller Unschuld an.
          „Captain Carrols“, setzte Elliotson neu an. „Ich muss gestehen, dass ich sie nicht ausschließlich wegen eines Abschiedsdrinks zu mir gebeten habe.“
          „Aber Commander!“, hauchte Carrols voll künstlicher Entrüstung „Ich bin eine verheiratete Frau!“
          Der Stationskommandant lief purpurrot an.
          „Oh nein! Captain, sie dürfen nicht... ich wollte nicht andeuten, dass ich.... Ich meine, nicht dass sie nicht attraktiv wären, sie sind geradezu scharf, aber... nein, was ich sagen wollte...“
          „Regen sie sich ab, Elliotson, das war ein Witz.“
          Der Commander entfernte sich wieder einen Schritt vom Herzinfarkt.
          „Ah, ähem, ja natürlich. Entschuldigen sie, aber solche dummen Missverständnisse haben schon Karrieren auf dem Gewissen.“
          „Verstehe“, nickte Carrols „Und Danke auch, ich werde es meinem Mann ausrichten.“
          „Äh, was?“
          „Dass sie mich scharf finden.“
          Für einen Augenblick sah es so aus als erlitte Elliotson einen Rückfall, doch gelang es ihm diesmal sich schneller wieder zu sammeln.
          „Ja, ähem, sehr amüsant. Bin es wohl nicht mehr ganz gewöhnt... Ah, da sind sie ja.“
          Ein distinguiert wirkender Mann betrat das Büro, gefolgt von einem jungen Bolianer der sich wie ein Schatten hinter ihm hielt. Der Mann mit dem grau melierten Haar, Carrols schätzte ihn auf etwas über fünfzig, streckte ihr die Hand entgegen lächelte künstlich und sagte feierlich: „Captain Carrols, mein Name ist Marvins, Jarl Marvins; und im Namen meiner Crew möchte ich ihnen danken dass sie uns so kurzfristig aufnehmen....“
          „Aufnehmen?“, hakte Carrols ein während seine Hand noch die ihre schüttelte „Wovon reden sie bitte?“
          Marvins Kopf fuhr zu Elliotson herum.
          „Sie haben noch nicht darüber geredet?“
          „Das Gespräch... driftete ein wenig ab.“, entschuldigte sich der Commander. „Wie auch immer, fragen sie doch am Besten gleich selbst.“
          „Nun bin ich neugierig.“, meinte Captain Carrols.
          Marvins brauchte einen Moment sich die Worte zu Recht zu legen, den er mit lautem Räuspern überspielte.
          „Captain, sehen sie mich bitte als, wie soll ich sagen, Primus inter pares an; als Erster unter Gleichen bezüglich unserer kleinen Expedition. Eine wissenschaftliche Exkursion wohlgemerkt, meine Kameraden und ich haben es uns zur Aufgabe gestellt den gelinde gesagt enttäuschenden Bildungsstand über den Bell-Cluster ein wenig aufzuwerten. In unserem Team befinden sich Geophysiker, Astronomen, Archäopolitologen und dergleichen mehr. Wir sind wahrlich interdisziplinär aufgestellt. Nur leider ist mussten wir bei unserer Ankunft auf dieser Station feststellen, dass unsere Vorhut uns scheinbar im Stich gelassen hat. Das uns zugesagte Schiff, die Magellan, ist jedenfalls nirgendwo zu sehen, und ein anderweitiger Transport scheint für den Moment außerhalb unserer Möglichkeiten zu liegen. Es sei denn...“
          „Es sei denn?“, wiederholte Carrols, wohlwissend worauf das hinauslaufen würde.
          „Es sei denn, die Expedition könnte an Bord der Saratoga Platz finden.“, ergänzte Elliotson übertrieben hilfsbereit.
          Passagiere
          Allein das Wort reichte aus, um der Kommandantin die Haare im Nacken aufzurichten. Captain Carrols schloss die Augen, zählte bis zehn und überlegte wie lange sie wohl vorgeben musste nachzudenken, bis es nicht mehr unhöflich war.
          „Gentleman, ich weiß nicht wie sie sich das vorstellen, aber die Saratoga ist immer noch ein Patrollienschiff und kein Frachter. Unser Auftrag führt uns über Monate, vielleicht Jahre in den Bell-Cluster. Wie stellen sie sich das vor, soll ich sie einfach in den Frachtraum packen und aufmachen wenn sie an der Tür kratzen?“
          Marvins Lächeln rutschte eine Spur tiefer ins Selbstgefällige.
          „Abgesehen von dem Anflug des sarkastischen, ist es ziemlich genau das worum wir sie bitten möchten. Zwar schmerzt es den Zielen unserer Expedition doch ein wenig, den eigenen Kurs nicht vollends bestimmen zu können, aber dies sind Opfer die wir bereit wären zu bringen. Ihre Hilfsbereitschaft vorausgesetzt, selbstverständlich.“
          „Soweit es die Akten betrifft, die ist die Saratoga ohnehin unterbesetzt.“, warf Elliotson ein, worauf Carrols Augen ihn mit optischen Giftdolchen durchbohrten.
          „Das Schiff wurde nachträglich für eine geringere Crewgröße optimiert, damit wir ein Quartierdeck abschalten konnten um Energie zu sparen.“, erklärte sie gepresst.
          „Aber ein solches Deck müsste sich doch relativ schnell wieder hochfahren lassen, oder?“
          Etwas in Marvins Stimme ließ Carrols Magen verkrampfen.
          „Das spielt keine Rolle!“, verkündete sie energisch. „Ich bin Captain eines Schiffs der Sternenflotte, ich befehlige dieses Schiff und seine Crew. Wir sind kein Frachter, und wir sind kein Linienschiff. Wenn sie auf der Saratoga fahren wollen, suchen sie sich einen Admiral der ihnen was schuldet oder treten im Expressverfahren der Sternenflotte bei. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit, guten Tag!“

          „Konteradmiral Fredricks.“, sinnierte Alice Carrols in ihrem neuen Sessel. Die Beine über eine Armlehne gelegt lümmelte sie sich auf der breiten Sitzfläche und las den kurzen Befehl auf dem kleinen Display wieder und wieder.
          „Woher kennt dieser unangenehme Mensch Konteradmiral Fredricks?“
          Rings um sie bereitete der Rest des Führungsstabes die Abreise vor, ohne jedoch große Eile an den Tag zu legen. Die düstere Stimmung der Kommandantin schien sich wie eine Wellenfront rings um sie auszubreiten.
          „Das Verladen der Expeditionsausrüstung ist abgeschlossen.“, las Commander Andrews von einem Padd ab. „Deck acht kommt auch gut voran, SilSit meinte dass wir morgen schon die ersten Leute in die Quartiere lassen können.“
          „Gut, bis dahin können sie meinetwegen in den Gängen schlafen.“, brummte Carrols.
          „Ich werde es weiterleiten.“, feixte Andrews verhalten „Hoffentlich rufen sie nicht gleich wieder nach dem Admiral.“
          „Die werden sie hüten. In dem Befehl steht, für Transport und Sicherheit zu sorgen. Und sie gelegentlich an die Sensoren zu lassen. Von Bequemlichkeit war nicht die Rede.“
          „Das sollte aber auch reichen.“
          „Will ich meinen. Wenn ich das richtig sehe, haben wir dann bald alles. Bereiten sie Abdocken vor. Und erinnern sie die Crew noch mal ihr Gepäck durchzählen. Ich habe immer noch eine Tasche auf Deep Space Nine liegen.“ Sie betätigte den Kommunikator in der Armlehne. „Brücke an Maschinenraum.“
          „Maschinenraum, hier SilSit.“, zwitscherte die Stimme des Chefingenieurs.
          „Wie geht es den Maschinen, sind alle Upgrades an ihrem Platz?“
          „Das Wesentliche schon Captain.“ Im Hintergrund war das leise Sirren von Metall zu hören. „Bei einigen Details würde ich gerne noch Feinabstimmungen vornehmen. Wenn wir uns für den Moment auf Warp fünf beschränken könnten?“
          „Ist machbar, es drängt uns ja nichts. Stellen sie nur sicher, dass die Klammern richtig funktionieren, ich will nicht wieder ein Stück aus einer Schleuse reißen.“
          „Captain, die Dockklammern funktionieren einwandfrei.“, beteuerte der Ingenieur.
          „Dann will ich ihnen das mal glauben. Ansonsten geht es auf ihre Versicherung. Brücke Ende. Fähnrich Rayns.“
          Die Navigatorin an der kleinen Konsole zwischen Kapitänsstuhl und Hauptschirm merkte auf.
          „Ja Captain?“
          „Berechnen sie Kurs in den Bell-Cluster, genauer gesagt Planet Caris im Gamma-Erilon System. Warp fünf. Vielleicht finden sie ihn auch unter Mitchells Stern, ich bin mir nicht sicher ob die Umbenennung mittlerweile angenommen wurde.“
          „Ja Maám.“ Sie tippte über die Displays ihrer Konsole „Das System wird noch als Gamma-Erilon geführt Maám.“
          Captain Carrols zuckte die Achseln. „Dann dauert das wohl noch eine Weile. Nun gut, machen wir uns auf den Weg. Abkoppeln einleiten, Meldung von allen Stationen.“
          „Steuer bereit“, meldete Fähnrich Rayns.
          „OPS bereit.“ Lieutenant Netrebko schien noch etwas nervös zu sein.
          „Taktik bereit!“, sagte Schmitt, wobei man ihrer Stimme fast ein Strammstehen anhören konnte.
          „Kommunikation bereit.“ Fähnrich Giles wirkte desinteressiert.
          „Schiff ist soweit, Captain.“, vermeldete Commander Andrews feierlich.
          „Dann abkoppeln.“
          Ein sanfter Ruck lief durch das Schiff, für den kurzen Augenblick in dem die Trägheitsdämpfer der Station zurückwichen und die des Schiffes wieder übernahmen. Feine Gasspitzen sprühten aus den Manövrierdüsen, und ließ sie von der Station fort treiben.
          „Wir haben Sicherheitsdistanz erreicht.“, meldete Netrebko.
          „Kurs zum Planeten Caris liegt an.“, ergänzte Fähnrich Rayns.
          „Wie lange werden wir brauchen?“
          „Mit Warp fünf, mindestens zehn Tage.“
          „Bell-Cluster, wir kommen.“, murmelte die Kommandantin sarkastisch. „Machen wir uns auf den Weg, bevor wir noch jemanden mitnehmen müssen.“
          Andrews lächelte ihr zu. „Ja Captain.“
          „Na schön.“ Die Kommandantin lehnte sich in ihrem Sessel zurück, genoss für einen Augenblick die neuen Lendenwirbelstützen, und schlug die Beine übereinander.
          „Auf geht’s!“
          Die Warpgondeln erstrahlten im saphirenem Glanz, und katapultierten die Saratoga ihrem Ziel entgegen.

          „Computerlogbuch Nummer 3 der Saratoga, Sternzeit 50130.3. Captain Carrols. Nach einem Dritter der Flugzeit zum Bell-Cluster entdeckte Lieutenant Giles ein... Wie hatten sie es genannt?“
          „Aufblitzen, Captain.“
          „das Aufblitzen eines unterlichtschnellen, sehr fragmentierten Funkspruchs. Was davon entschlüsselt werden konnte, weist auf einen Notruf hin, wie er allgemein von zivilen Schiffen der Föderation gesendet wird, nur ohne Subraumverstärkung. Die Saratoga ist unter Warp gefallen, um nach dem havarierten Schiff zu suchen. Möchten sie noch etwas hinzufügen, Mister Giles?“
          „Wir werden uns vermutlich auf Caris verspäten, und sollten sie informieren.“
          „Geschenkt; die auf Caris freuen sich um jeden Tag den wir nicht da sind.“
          „Wenn sie meinen, Captain.“
          „Ich meine. Ist der Funkspruch inzwischen noch einmal aufgeblitzt?“
          Der Kommunikationsoffizier schüttelte den Kopf.
          „Tut mir leid, das Signal enthielt kaum genug Daten um sich gegen das Hintergrundrauschen abzusetzen. Das wesentliche war der ID-Code, und das hier.“
          Er reichte ihr ein Padd mit einigen Seiten voller Datensalat, unentzifferbarer Blöcke aus verschiedensten Buchstaben. Selbst vulkanische fanden sich darunter.
          „Sehen sie Captain“, er deutete auf eine markierte Zeile „das hier könnte Mayday heißen.“
          „Da steht May_a.“, bemerkte die Kommandantin trocken.
          „Schon, aber innerhalb des eigentlichen Textes ergibt es noch am meisten Sinn.“
          Captain Carrols nickte.
          „Und keine Koordinaten?“
          „Captain, ich beherrsche meine Arbeit.“
          Die Kommandantin schmunzelte. „Natürlich. Nun gut, dann müssen wir sie eben von Hand suchen. Irgendwer ruft hier ganz leise nach Hilfe. Mister Netrebko, überraschen sie mich.“
          Der zweite Offizier drückte den Rücken durch.
          „Ich glaube, etwas kann ich ihnen anbieten.“
          Seine Finger zeichneten hastig einige Skizzen auf die Displays, und fügten Vektorformeln aus der Datenbank hinzu.
          „Das ist einer dieser Momente, in denen ein zweidimensionales Universum praktischer wäre, aber es wird vermutlich auch so funktionieren. Ich extrapoliere die Abschwächung des Signals von seiner vermuteten Ausgangssendeleistung, peile damit unsere Position während des Empfangens an, und versuche so etwas wie eine Dreieckspeilung über die nächste Massekonzentration. Leider fehlt ein Punkt für eine Pyramidenpeilung, die wäre genauer, aber was soll’s. Das Ganze wird so oder so nicht unbedingt exakt, aber es sollte für einen Anhaltspunkt gut sein.“ Sein Finger flogen über die Anzeigen, verschoben Linien und richteten den Fokus der Berechnungen neu aus. Netrebkos Stirn legte sich in tiefe Falten.
          „Das ist ziemlich vage, aber ich fürchte besser wird es nicht. Es bleibt immer noch eine Zone von mehreren Lichtminuten im Durchmesser.“
          Captain Carrols überblickte die Anordnung.
          „Nicht schlecht, das gibt uns ein gutes Suchraster vor. Fähnrich Rayns, bringen sie uns da hin. Voller Impuls, auf ein Viertel reduzieren, sobald wir die Zone streifen. Mister Netrebko, drehen sie die aktiven Sensoren auf, ohne einen Stern in der Nähe sind wir darauf angewiesen. Gut möglich, dass das was wir suchen zu klein ist für eine Massepeilung.“
          Die Trägheitsdämpfer gaben ein gequältes Geräusch von sich, als die Saratoga wendete und sich ihrem Ziel durch die ewige Nacht näherte.
          „Sie denken an eine Rettungskapsel?“, fragte Andrews. Es klang rethorisch, ein kleiner Versuch des ersten Offiziers das Ego des Captains zu streicheln. Carrols überging es.
          „Was auch immer da sendet, hat seinen Subraumverstärker verloren. Mister Giles, sagen sie dem Transporterraum bescheid, und achten sie auf weitere Signale. Mit etwas Glück bekommen wir wenigstens noch Koordinaten für die Kursrechnung. Oh, und sagen sie Doktor Ptombe bescheid, dass er mit Verletzten rechnen soll.“
          „Aye Captain.“
          „Gut, dann sehen wir mal wer da im Dunkeln ruft.“ Captain Carrols schwang sich in ihren Stuhl. „Auf geht’s!“
          Der Rückflug bis an das errechnete Suchgebiet nahm eine halbe Stunde in Anspruch. Zeit genug, jedes System hochzufahren, dass bei der Suche hilfreich sein konnte. In der Schwärze des leeren Raumes nach etwas zu suchen, glich dem Versuch einen bestimmten Stein zu finden, auf dem Grund einer Teergrube bei Neumond.
          „Captain, die Schilde haben sich eben eingeschaltet.“
          Carrols schwang ihren Stuhl in Richtung des ersten Offiziers.
          „Ursache?“
          Andrews rief einige Berichte auf seine Konsole.
          „Strahlung“, sagte er ungläubig. „Ein massiver Ausbruch der Hintergrundstrahlung, direkt vor uns. Hauptsächlich im Gamma- und Deltabereich.“
          „Reichen die Schilde aus?“
          „Ja Captain, aber ich sehe ein Problem wenn wir versuchen wollen jemanden an Bord zu beamen. Bei dem Klima dort draußen würde ich nicht gern die Schilde fallen lassen.“
          „Logisch. Fragen sie beim Doktor nach, wie lange wir auf die Schilde verzichten können. Und versuchen sie festzustellen, wo diese Strahlung herkommt.“
          „Aye Madam.“
          „Gut. Mister Giles, irgendetwas zu hören?“
          Der Kommunikationsoffizier schüttelte den Kopf. „Nein, Captain, da ist nichts. Es wäre aber auch möglich, dass diese Strahlung einen Störeffekt um diese Zone legt, und das was uns erreichte lediglich durch eine kleine Lücke, wenn sie so wollen, nach außen dringen konnte.“
          “Würde zumindest Sinn ergeben. Machen sie weiter. Wie geht es den Sensoren, macht die Strahlung Schwierigkeiten?“
          „Besser werden sie davon nicht.“, meinte Netrebko lakonisch. „Ich bin noch dabei, die Parameter an die Störungen anzugleichen.“
          Lieutenant Schmitt meldete sich zu Wort. „Captain, wenn ich darf?“
          „Was gibt es?“
          „Nur eine kleine Idee, was halten sie davon dort draußen für etwas Licht zu sorgen?“
          „Wäre sicher hilfreich, was haben sie vor?“
          Auf den Lippen der Taktikoffizierin erschien ein Lächeln, wie man es für gewöhnlich bei siebenjährigen Pyromanen vorfand. Sie reichte der Kommandantin ein Padd, auf dem sich ein modifiziertes Waffenschema drehte.
          „Magnesiumtorpedo“, erklärte sie mit einem Wort.
          Captain Carrols überflog die Angaben, dann richteten ihre Augen sich auf Schmitt.
          „Sie hatten schon immer eine Leidenschaft für Feuerwerk, oder?“
          „Kann ich nicht verneinen, Captain.“
          „Und sie haben so einen auf Lager?“
          „Das Replikatorschema für den Zusatzmantel. In drei Minuten wäre er bereit.“
          Die Kommandantin überlegte kurz.
          „Bereiten sie das Ding vor. Netrebko, sagen sie den Sensoren, sie sollen sich auf einen Schock gefasst machen.“
          „Was wird das?“, fragte Commander Andrews.
          „Sind sie jemals mit einer dreihundert Jahre alten Kamera fotografiert worden?“, fragte Schmitt.
          „Kann ich nicht behaupten.“
          „In Geschichte, fünfte Klasse, haben wir mal so was gebastelt. Die chemischen Bildplatten brauchten damals eine kurze, extreme Lichteinwirkung, einen Blitz. Üblicherweise erzeugt durch eine Explosion von Magnesiumpulver.“, erklärte die Taktikerin.
          „Und das haben sie nun auch dort draußen vor?“
          Schmitt nickte mit einem mühsam unterdrücken Grinsen „Erraten.“
          Der grünhäutige Offizier verzog das Gesicht. „Captain, ich bin mir nicht sicher ob das klug ist.“
          „Von klug war hier auch nie die Rede. Sind die optischen Sensoren auf den Blitz eingestellt?“
          „Bereit.“, meldete Netrebko „Im Rahmen des möglichen.“
          „Sehen wir mal, was möglich ist.“, meinte Carrols und wandte sich an Schmitt „Feuer“
          Die winzige, blinkende Kapsel schoss aus dem Torpedorohr, entfernte sich drei Sekunden von der Saratoga, ehe sie in einer Kaskade von Licht explodierte. Der Hauptschirm dimmte sich automatisch auf ein nicht blendendes Niveau herunter, doch in den Fenstern an der Decke schimmerte für einen Moment das Leuchten eines vernichtenden Gewitters.
          „Da!“ Netrebko deutete auf das Sensordisplay „Da ist etwas.“
          Die Kommandantin ließ sich das Bild zeigen. Inmitten des Lichsturms schien es an einem Punkt wirklich etwas wie einen Schatten zu geben. Groß wie der Kopf einer Stecknadel, aber deutlich genug sichtbar.
          „Geben sie die Koordinaten an die Navigation weiter und schalten sie die Scheinwerfer ein. Fähnrich, bringen sie uns hin!“
          Die Lichtstrahlen, die aus der Front der Saratoga ins Nichts tasteten, legten sich bald auf das Objekt. Wie runde Fenster, hinter denen die Wirklichkeit für einen Augenblick durch eine Wand aus Finsternis aufblitzte. Metall wurde sichtbar, Platten aneinander gefügten Duramiums. Winzig im Vergleich zur Saratoga, aber groß genug um Ehrfurcht zu erwecken. Verbeult und verzogen unter der Einwirkung enormer Hitze. Brandspuren lagen über manchen Stellen, dort wo austretende Atmosphäre für Sauerstoff gesorgt hatte. Winzige Funken sprangen zwischen offen liegenden Leitungen umher, und zauberten einen unwirklichen Glanz in die zerfetzten technischen Eingeweide. Langsam, fast erhaben in seiner Vernichtung, drehte sich das Objekt, und eine verschmorte Reihe lateinischer Buchstaben schälte sich aus der Dunkelheit.
          „Mister Giles.“, sagte Captain Carrols nach einem Moment des Schweigens. „Rufen sie mir Mister Marvins auf die Brücke. Wir haben sein vermisstes Schiff gefunden.“
          Auf dem großen Bildschirm zeigte sich auf zerbrochenen Planken groß der Name Magellan.

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            #35
            Wow, das ging jetzt doch schneller, als ich gedacht hätte. Also mir gefällt deine Geschichte sehr gut. Dein Schreibstil liest sich angenehm und die Handlung wird interessant in Gang gebracht. Es gelingt dir – besonders in der ersten Szene – sehr gut, Atmosphäre zu schaffen und dem Leser die Dramatik der Handlung zu verdeutlichen. Man merkt aber auch, dass du besonders an humorvollen Passagen Spaß hast; mein Favorit ist die Szene mit dem Pferd im Transporterraum. Darüber hinaus bemerkt man auch deine Vorliebe dafür, Charaktere zu erschaffen. Allerdings denke ich noch immer, dass du es etwas übertreibst mit der schieren Fülle an Charakteren. Ich finde gut, dass du dich in dieser ersten Geschichte hauptsächlich auf den Captain konzentrierst. Aber dennoch lässt du für meinen Geschmack einfach zu viele Charaktere auftauchen, sodass man schnell den Überblick verliert.

            Ein paar Kritikpunkte habe ich dann aber doch noch: Ich würde auf Drehbuchanweisungen, wie bei der "Titelsequenz" verzichten. Du hast dich für einen Prosastil entschieden und solltest den jetzt auch durchziehen. Außerdem sind mir einige kleinere Logik- und Rechtschreibfehler aufgefallen, die zwar den Handlungsverlauf nicht weiter stören, mich dann aber doch teilweise rausgebracht haben. Beispiele: "Ma'am" ist die Kurzform für "Madam", wobei der Apostroph das getilgte "d" ersetzt. "Maám" ist demzufolge falsch. Dann ist mir aufgefallen, dass du einmal von "Deep Space Nine" sprichst, während die Station sonst immer "Deep Space Six" heißt. Und werden Upgrades nicht doch eher "installiert" oder "vorgenommen", anstatt "an Bord gebracht" zu werden?

            Aber wie auch immer: Auf jeden Fall ist deine Geschichte besser als die meisten Fan Fiction-Stories, die ich bisher gelesen habe. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

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              #36
              Zitat von Wer-Kater Beitrag anzeigen
              Kommunikation: Desmond Giles. Schwätzer, degradiert aufgrund vom Geheimnisverrat. Rettete seine Karriere, indem er Verrat zu Teil von ausgeklügelten aber äußerst geheimen Ablenkungsmanöver erklärte. Plan ging auf, aber nicht ganz ohne Schwierigkeiten
              Ich bin neugierig: Wie bist du auf den Nachnamen "Giles" gekommen. Einfach nur ein spontaner Einfall oder von einer realen/fiktiven Person abgeleitet.

              Das interessiert mich, weil ich auch kürzlich für einen Charakter meiner Fan-Ficiton "A Decade of Storm" den Nachnamen "Giles" gewählt habe. Da, weil es sich um den Mädchennamen von James Kirks Mutter handeln sollte und auf Basis einer TOS-Folge mal angenommen wurde, einige von Kirks Vorfahren könnten auch amerikanische Ureinwohner gewesen sein. So habe ich eine Internetseite mit einer Auflistung von indianischen Namen verschiedener Stämme durchgesehen, die heute als Nachnamen in den USA geläufig sind und mir da den Namen "Giles" ausgesucht, auch weil der Klang des Namens "Winona Giles" recht nett ist.
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                #37
                Zuallererst, Danke schön fürs lesen.
                Ich war selbst überrascht, wie schnell sich diese Seiten geschrieben haben. Das ist eigentlich nur ein Nebenprojekt, eine dieser hartnäckigen Ideen wie man sie sonst nur aus Inception kennt
                Aber das die Geschichte schon mal so gut ankommt, beruhigt mich in Hinsicht auf den Roman an dem ich arbeite.
                Das die Fülle der Figuren etwas überladen wirkt... ja zugegeben. Aber das ist meiner Erfahrung nach in jedem Pilotfilm so. Trek Serien starten immer mit einem vollen Cast, und die Figuren erhalten erst im Laufe der Zeit ihre Tiefe und Profil. Mehr oder weniger.

                @Xon

                Den "Ma'am"-Fehler habe ich übersehen, ich werds bei der Überarbeitung korrigieren.
                Zu der Titelsequenz, ja das ist ein Stilbruch. Aber ich wollte mich an der Struktur einer Star Trek Episode orientieren, und da gehört es dazu. Sicher ist es im Text praktisch unmöglich umzusetzen, doch das sollte einfach nur den Übergang von Teaser zu Haupthandlung markieren.
                Zum Folgefehler; Captain Carrols hat irgendwann eine Tasche auf DS9 vergessen, was ihr wieder einfällt als sie von DS6 abdocken. Das ist keine Verwechslung, sondern soll als eine Art Minireferenz an den Rest des Star Trek Universums wirken.
                Und Upgrades, ja Größere werden in Stationen installiert. Aber wenn es sich nur um eine Reihe kleinerer Updates handelt, und das Schiff ein Zeitfenster einhalten sollte, können diese von der technischen Abteilung auf unterwegs eingebaut werden. (siehe Archer und seine Phasenkannonen)

                @ MFB

                Was Namen angeht so bin ich anscheinend ein wenig "gehandicaped". Ich kann Personen und ganze Lebensläufe ohne Probleme aus dem Ärmel schütteln, aber wenn es um Namen geht beißts aus. Darum sind die Namen meiner Figuren oft das Ergebnis von wildem Zappen oder eines blinden Griffs in den Bücherschrank. In diesem Falle wären das Desmond (aus Lost) und Giles (Buffys Wächter). Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, warum dieser Name so vertraut klang: Desmond Miles ? Assassins Creed - Alles über Assassin's Creed 2, Assassin's Creed: Brotherhood, Altair, Warren Vidic, Rebecca Crane, Al Mualim, Templer und mehr.
                Tja, so kann man eine Idee entzaubern Aber ich hoffe, ich kann meiner Figur im verlaufe weiterer Geschichten mehr Leben einhauchen, um sie eigenständig interessant zu machen.

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                  #38
                  So, auch wenn es um einiges länger gedauert hat als geplant, aber letztlich wurde die Fortsetzung fertig. Geplant sind sechs oder sieben Teile von dieser Größe, das Ganze könnte also noch eine Weile dauern

                  Aber derweil einmal, der zweite Teil:

                  Reißende Ebbe
                  (USS Saratoga 1.02)

                  „USS Magellan, Oberth-Klasse, stark modifiziert. Ursprüngliche Kiellegung bei Sternzeit 39847.5, seit dem mehrere komplette Überarbeitungen.“, las Netrebko von seiner Konsole ab. Das machte ihm zu dem Einzigen auf der Brücke, dessen Augen nicht auf den Hauptschirm gerichtet waren. Fast wie angesichts eines schweren Unfalls, eines Shuttleabsturzes oder Brandes, zwang ein urtümlicher Instinkt zum zusehen.
                  „Und...“, fügte er verschluckt hinzu „Alle sichtbaren Rettungskapseln sind noch in ihren Schächten.“
                  Trümmer und Splitter schwebten über dem Wrack wie ein Trauerstaat. Hauptsächlich Hüllenteile und Stücke von Böden, aber auch Sessel, Uniformen, Werkzeuge, Schuhe. All die kleinen Dinge, die ein Schiff enthielt. Unter den Scheinwerfern der Saratoga zauberten sie ein Schattenspiel auf das was noch vom Rumpf der Magellan übrig geblieben war. Ein Bild fast magischer Vernichtung.
                  „Überlebende?“, fragte Commander Andrews leise.
                  Netrebkos Finger flogen über das Display. „Nichts auf den Sensoren. Zudem ist das Schiff vollkommen ausgekühlt, es hat praktisch dieselbe Temperatur wie der umgebende Weltraum.“
                  „Das legt einen Hüllenbruch nahe.“, folgerte Captain Carrols „Ist Zugriff auf die Computer möglich?“
                  „Die sind so tot wie der Rest, Captain.“
                  „Na schön, dann auf die altmodische Tour. Commander, stellen Sie ein Außenteam zusammen. Lassen Sie sich von SilSit einen Techniker abstellen und nehmen sie einen Generator mit.“
                  „Aye Captain. Lieutenant Schmitt, Lust auf einen Ausflug?“
                  Die Taktikerin lächelte. „Immer Sir. Aber was ist mir der Strahlung?“
                  „Hab ich nicht vergessen, Lieutenant.“ Die Kommandantin tippte auf ihren Kommunikator. „Brücke an Maschinenraum.“
                  „Maschinenraum, hier SilSit.“, flötete die Stimme des Chefingenieurs aus der Leitung.
                  „SilSit, wie geht es den Schildemittern? Haben Sie sie heute schon gestreichelt?“
                  „Aber selbstverständlich Captain.“
                  „Dann werden sie nicht murren, wenn wir den Schild ausdehnen?“
                  „Um das Wrack von der Strahlung abzuschirmen?“, fragte der Ingenieur nach.
                  „Erraten.“
                  „Das werden sie verkraften Captain, aber bedenken sie immer wie fragil der Schild bei einer solchen Ausdehnung wird. Um den ganzen Brocken zur umfassen, wird es nötig sein mit sehr hohen Spannungswerten zu arbeiten.“
                  „Wie lange können wir das aufrechterhalten?“
                  „Kommt darauf an, haben sie vor uns in Kämpfe zu verwickeln?“
                  Carrols verdrehte die Augen. „Eigentlich nicht.“
                  „Dann kann ich ihnen ein paar Stunden garantieren.“
                  „Gut, fangen sie gleich an.“
                  Sie drehte sich um, und sah gerade noch wie ihr erster Offizier im Turbolift verschwand.

                  „Das gefällt mir ganz und gar nicht.“, sagte Lt. Schmitt grimmig nachdem das Summen und das seltsam unwirkliche Gefühl des Transporters verklungen waren. In der tintigen Schwärze sah niemand mehr als das eigene Spiegelbild im Visier des Helmes. Mit lautem Knacken setzten die magnetisierten Stiefelsohlen auf dem Deck auf.
                  „Ich weiß, aber was haben Sie denn erwartet?“ Der erste Offizier drehte den Kopf, und die Scheinwerfer auf Höhe seiner Schläfen durchschnitten die Dunkelheit des leeren Korridors wie das Feuer eines Leuchtturms. „Wir befinden uns auf einem toten Schiff.“
                  „Nein Sir, das meinte ich nicht.“ Die Taktikerin vollführte eine Verrenkung, die nicht wenig an einen antiken Tanzstil erinnerte. „Dieser Anzug juckt.“
                  „Sie werden es überleben.“, bemerkte Andrews spöttisch. „Und später können sie sich meinetwegen einen eigenen EAV-Dress besorgen und ihn mit Sandpapier füttern.“
                  „Das werde ich, Sir.“
                  „Gut, nachdem das geklärt ist; Jabrow, Takeo. Sie haben die Pläne?“
                  Einer der Techniker winkte mit einem Pad.
                  „Sehr gut. Sehen sie als Erstes nach, was noch was vom Maschinenraum noch übrig ist. Schließen sie den Generator an und versuchen sie uns etwas Licht zu verschaffen. Aber Finger weg von der künstlichen Schwerkraft, ich will nicht dass uns sonst was auf den Schädel fällt.“
                  „Verstanden Sir.“, bestätigten die Techniker und machten sich auf den Weg.
                  Andrews wandte sich am Schmitt.
                  „Wir beide sehen mal nach, was vom Ersatzkontrollraum noch zu gebrauchen ist.“
                  „Hoffentlich mehr als von der Brücke.“
                  Andrews nickte stumm, während seine Füße sich knackend in Bewegung setzten. Man hatte es auf den ersten Blick gesehen, vom obersten Deck des Schiffes war nur ein zerbrochener Kratzer geblieben.
                  „Wie geht es Lieutenant?“, fragte er nach der ersten Biegung.
                  „Ich bereue mein Frühstück und fühle mich erkältet. Sir.“
                  Andrews schmunzelte. Auch er spürte wie seine inneren Organe in ungewohnter Freiheit umher sprangen, empfand dies aber nicht als unangenehm. Für gewöhnlich rechnete er solche Dinge seiner Mutter zu.
                  „Sie werden nicht krank Lieutenant. Ihnen steigt nur Flüssigkeit in den Kopf, die von der Schwerkraft für gewöhnlich nach unten gezogen wird.“
                  „Ich weiß Sir, aber das macht es nicht angenehmer.“
                  Für eine Weile gingen sie mit schnalzenden Magnetstiefeln und verirrt suchenden Lampen nebeneinander her. Immer darauf bedacht, entgegenkommenden Objekten rechtzeitig auszuweichen. Auch wenn es kaum welche gab. Der Korridor war buchstäblich leer gesaugt.
                  „Möchten sie mal spekulieren?“, fragte Andrews irgendwann und deutete mit kreisender Hand nach oben. „Unfall oder Angriff?“
                  „Eigentlich nicht, Sir.“
                  „Ach?“
                  „Spekulationen geben eine Linie vor, an der man dann versucht die Fakten auszurichten.“
                  Andrews stutzte. „Ich wusste gar nicht, dass sie einen wissenschaftlichen Hintergrund besitzen.“
                  „Besitze ich auch nicht, Sir. Aber ich habe alle CSI-Holoromane.“
                  „Das ist fast genauso gut.“ Der Erste Offizier blieb stehen, nahm sein Pad vom Gürtel und überprüfte mehrere Blaupausen. „Hier müsste es eigentlich sein.“
                  Er deutete auf eine Tür, die über ihren Köpfen schwebte. Ohne es zu bemerken waren sie die die ganze Zeit über eine Wand gelaufen. Beide Offiziere schenkten sich einen indignierten Blick, und traten auf den eigentlichen Boden.
                  „Wo sitzt bei diesen alten Kisten der manuelle Öffner?“, fragte Schmitt während ihre Hand schon in Richtung des Phasers wanderte.
                  „Für gewöhnlich unter der Wandverkleidung. Etwa...“ Andrews ging die Hocke und drückte mit beiden Händen auf die Wand. Unter seinen Fingern brach ein Stück Duranium aus seiner Halterung. „...da.“
                  Er schnippte das Metall beiseite, wo es in der Dunkelheit verschwand, und griff in die Öffnung. Der Hebel ließ sich in den dicken Handschuhen des Raumanzuges kaum packen, doch letztlich bekam er ihn zu fassen. Unter Rucken und Zerren zog er ihn nach oben. Über die zitternde Wandverschalung spürte er das Öffnen der Tür.
                  „Achtung Sir!“
                  Gelbrot schoss ein Phaserstrahl über seinen Helm hinweg, noch bevor er Gelegenheit zu auch nur einem Gedanken hatte. Ein Moment der Stille folgte, in dem er sicherheitshalber die Anzahl der Löcher in seinem Kopf überprüfte. Sie stimmte noch.
                  „Worauf haben sie geschossen?“, fragte Andrews schließlich gepresst.
                  „Ich... ich weiß nicht genau Sir. Da war eine Bewegung, fast wie ein Huschen, als die Tür aufging.“
                  „Verstehe.“ Er griff nach seinem eigenen Phaser. „Sicherer Zugriff, jetzt!“
                  Andrews schnellte aus der Hocke auf die andere Seite der Tür. Schmitt ging im toten Winkel der Tür in Deckung.
                  So schnell und geschmeidig der Anzug es eben erlaubte lehnte er sich vor, warf einen Blick in den Raum und glitt wieder zurück. Daraufhin entspannte sich seine Haltung sichtlich. Er steckte den Phaser zurück an den Gürtel, und richtete sich gemächlich auf.
                  „Glückwunsch Lieutenant.“, sagte er mit mildem Spott. Er griff in den Raum und pflückte ein rundliches Etwas aus der Luft, in dessen Mitte ein frisches Loch glomm. Ein schattenhafter Hauch von Rauch umgab es wie eine Kugel. „Sie haben uns vor einem Sitzpolster gerettet.“
                  Lieutenant Schmitt atmete zischend aus und richtete sich ebenfalls auf.
                  „Entschuldigung Sir.“
                  „Weshalb?“ Der Commander drehte das Kissen zwischen den Händen. Das Loch saß beinahe genau in der Mitte. „Ist doch ein schöner Blattschuss geworden. Aber vielleicht sollten sie mich nächstes Mal vorher warnen.“
                  „Ich... Ja Sir. Sagen Sie, ist es notwendig das in ihrem Bericht zu erwähnen?“
                  „Was wollen sie denn damit andeuten, Lieutenant?“
                  „Nichts Sir, ich meinte... ich dachte nur...“
                  Andrews schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Sehen wir erstmal, wo ihr Schuss hingegangen ist. Wenn Sie die letzte noch funktionierende Konsole geschmolzen haben, fürchte ich werde ich keine Wahl haben... Oh! Vergessen Sie`s.“
                  Im kargen Licht der tanzenden Scheinwerferkegel schälte sich mattgraues Gestein, durchzogen von einigen braunen Einschlüssen, aus der omipräsenten Dunkelheit. Eine Felsnadel, wieweit dieser Begriff bei einem Durchmesser von gut fünf Metern auch zutreffen mochte, hatte sich tief in den Ersatzkontrollraum gebohrt. Konsolen, Bedienpulte, Sessel und Displays hingen zu dünnen Schichten zerquetscht an den Wänden verteilt.
                  „Soviel zu dieser Idee.“, sagte Andrews als die Lichter wieder angingen. Sie schienen dumpf und trüb, aber verglichen mit der Schwärze zuvor kamen sie einem Sonnenaufgang gleich. Andrews hob eine Hand vor das Visier und schaltete mit der anderen seine Lampe ab.
                  „Takeo an Commander Andrews.“, klang es aus dem Kommunikator. „Sir, sie werden schon bemerkt haben dass wir den Notstrom wieder hergestellt haben. Aber unser Generator wird nicht lange vorhalten, die Energiespeicher des Schiffes sind vollkommen leer.“
                  „Gute Arbeit. Wie lange ungefähr?“
                  „Fünfundvierzig Minuten, vielleicht eine Stunde. Das Lebenserhaltungssystem und einige andere Dinge lassen sich nicht vernünftig abschalten und verbrauchen sprungweise Energie.“
                  Andrews winkte Schmitt hinter sich her, als er in einen der Quergänge trat.
                  „Dann machen wir das Beste draus. Der zweite Kontrollraum ist hinüber. Wie sieht es im Maschinenraum aus?“
                  „Praktisch nicht mehr vorhanden Sir. Der Warpkern fehlt, aber ohne Computerzugriff lässt sich nicht sagen wann er ausgeworfen wurde. Könnte in letzter Sekunde vor dem Aufprall geschehen sein.“
                  „Um zu verhindern, dass das ganze Schiff explodiert.“, ergänzte der Commander „Bekommen sie etwas vom Computer online?“
                  „Schwer zu sagen. Für den ganzen Kern fehlt uns die Energie, aber vielleicht lassen sich einzelne Datenbanken reaktivieren.“
                  „Versuchen sie ans Logbuch heran zu kommen. Ansonsten lässt sich vielleicht etwas bergen. Wir sehen uns in der Zwischenzeit auf der Krankenstation um. Andrews Ende.“
                  In der Schwerelosigkeit wirkten ihre Schritte langsam, doch bewegten sie sich so schnell und vorsichtig wie es die Situation gestattete. Zumindest ersparte das Licht ihnen weitere Schrecken.
                  „Lieutenant?“, fragte Andrews nach einer Weile. „Wie gut haben sie eigentlich ihre Holoromane in Erinnerung.“
                  „Recht gut kann man sagen. Fragen sie aus einem bestimmten Grund Sir?“
                  „Ich wollte nur überprüfen, ob diese eine Sache nur mir seltsam erscheint.“
                  „Sie meinen, dass in einem derartig vernichteten Schiff mit soweit allen Rettungskapseln an Bord bisher nicht eine Leiche zu sehen war?“
                  „Genau das. Beruhigend mit einer solchen Beobachtung nicht alleine zu sein.“

                  Die Krankenstation entsprach dem was man im Allgemeinen von Schiffen der Oberth-Klasse hielt. Sie war klein, gedrungen und vor siebzig Jahren entworfen worden.
                  „Die haben hier sogar noch diese Blinkedinger.“, bemerkte Schmitt erstaunt, während sie ihre von dem Raumanzug verbreiterten Hüften zwischen die engstechenden Biobetten zwängte.
                  „Blinkedinger.“, wiederholte Andrews. „Ist das ein technischer Ausdruck?“
                  „Wohl kaum Sir, eher etwas infantiles. Unser alter Hausarzt auf der Erde hatte eine von diesen Anzeigen. Die neueren habe ich erst in der Sternenflotte gesehen.“
                  „Beruhigend, dass die Flotte wenigstens noch etwas Neues zu bieten hat.“, scherzte der erste Offizier. Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Rings um ihn schwebten Hyposprays, Medikamentenkapseln, medizinische Trikorder und hundert andere Geräte die man erst nach vier Jahren Medizinstudiums zu identifizieren lernte. Doch auch hier kein Hinweis auf die Crew. Er trat in das schmale Büro des Chefarztes und berührte probeweise die Konsole. Zu seiner Überraschung erwachte sie flackernd zum Leben.
                  „Ho!“, entfuhr es ihm, während seine Finger schon die zuckenden Dateien durchsuchten. Hastig nahm er das Pad von seinem Gürtel und startete den Kopiervorgang.
                  „Haben sie etwas, Sir?“
                  „Möglicherweise. Die Konsole hier funktioniert noch halbwegs, ich lade an Daten herunter was machbar ist.“
                  „Könnten sie sich in der Zwischenzeit das hier mal ansehen? Ich bin im Lagerraum.“
                  „Sicher, das hier dauert noch eine Weile.“
                  Andrews schob sich durch einen Vorhang schwebender Erste-Hilfe Ausrüstungen in Richtung des kleinen Raumes mit den medizinischen Vorräten. Die Sicherheitschefin stand einen Schritt hinter der Schwelle, soweit es eben möglich war. Andrews beugte sich hinein. Auf dem Boden lagen zwei menschengroßen schwarze Kapseln.
                  „Ich bin vielleicht kein Mediziner.“, gab Lieutenant Schmitt zu „Aber ich erkenne einen Klasse-9 Torpedo wenn ich ihn sehe. Die Frage ist jetzt nur...“
                  „...was machen die auf der Krankenstation.“, vollendete der Commander den Satz.
                  Behutsam ging Schmitt neben dem schwarzen Kasten in die Hocke. Ihre dick verpackten Finger tasteten über den konvexen Rand, bis sie einen vorstehenden Punkt entdeckte.
                  „Der hier ist versiegelt.“
                  Sie wiederholte die Suche mit dem zweiten Tubus.
                  „Der hier nicht.“
                  Die Abdeckung klappte hoch und schwebte bis an die Decke, wo sie lautlos abprallte. Eine dünne Polsterung kam darunter zum Vorschein.
                  „Was haben die hier getrieben?“, murmelte Andrews.
                  „Ich würde sagen“ Schmitt griff in den offenen Torpedo und zerrte ein Bündel Schläuche hervor. Einige davon mündeten in eine monströse Maske. „Sie haben versucht den Tubus mit einer Lebenserhaltung auszurüsten.“
                  „Ein Torpedo mit Lebenserhaltung?“
                  Schmitt nickte ungesehen in ihrem Raumanzug. „Das ist schon öfter gemacht worden, Sir. Diese kleinen Dinger sind schnell. Warp Neun ist möglich. Und verdammt wendig dazu.“
                  „Was immer noch nicht die Frage beantwortet, Wozu?“
                  „Das lässt sich von außen leider kaum beantworten. Vielleicht steht etwas in den medizinischen Logbüchern.“
                  „Hoffen wir mal, dass davon noch etwas lesbar ist. Ich sehe mir mal an, wie weit das Pad ist. Markieren Sie in zwischen den Tubus für den Transporter, wir nehmen ihn mit. Danach könnten wir uns noch in der Messe umsehen, ob da nicht...“
                  „Warnung!“, unterbrach ihn die Computerstimme seines Anzugs. „Warnung, das Niveau der Gamma-Strahlung ist soeben auf ein gesundheitschädliches Maß gestiegen. Temporäre Schädigung nach fünf Minuten, permanente Schäden nach zwanzig Minuten. Bitte verlassen sie diese Zone umgehend!“
                  „Was zum Teufel...“
                  „Carrols an Außenteam!“, fiel ihm der Kommunikator ins Wort „Unser erweiterter Schild ist eben zusammengebrochen. Vorbereiten zum Rausbeamen!“
                  „Moment noch Captain!“, rief Andrews, sprang in das Büro des Chefarztes. „Beamen Sie die anderen zuerst, ich kann in den fünf Minuten vielleicht noch etwas...“
                  „Vergessen Sie`s! Wir holen Sie raus.“
                  Der erste Offizier riss das Pad an sich.
                  „Sitzt die Markierung?“
                  Die Sicherheitschefin nickte ihm zu.
                  „Captain, wir bringen eine Torpedohülle mit. Volle Quarantäne, wir wissen nicht was man damit gemacht hat.“
                  „Verstanden, bereit zum Beamen?“
                  „Bereit Captain.“
                  „Energie!“
                  Das vertraute Summen klang seltsam zittrig.

                  „Was soll das heißen, sie können sie nicht erfassen?“
                  Der Transporterchief wich unwillkürlich einen Schritt von der Konsole zurück.
                  „Captain, es tut mir leid. Es liegt an der Hintergrundstrahlung, sie zerstreut den Eindämmungsstrahl.“
                  „Dann verstärken sie ihn! Muss ich ihnen sagen, wie ihr Job geht?“
                  Die Verbindung riss ab.

                  „SilSit!“
                  „Maschinenraum, hier SilSit.“, meldete sich der Chefingenieur.
                  „Wo ist mein verdammter Schild geblieben?“ Die zornige Stimme der Kommandantin schien förmlich aus dem Kommunikator nach ihm zu greifen.
                  „Kollabiert Captain.“, flötete SilSit während er kopfüber vor der Konsole hing. Vier seiner sechs Gliedmaßen flogen zugleich in verschiedenen Richtungen über die rings um ihn angebrachten Konsolen. „Die Struktur der Schildmatrix wurde plötzlich instabil und bracht zusammen, genauer gesagt bei Position siebenundvierzig-zehn, steuerbord.“
                  „Steuerbord, was war da? Nein, später. Bringen Sie erst den Schild wieder hoch!“
                  „Ich versuche es, aber...“
                  „Weniger Aber, mehr Schild. Los!“

                  Auf der Brücke stand Captain Carrols neben ihrem Sessel, und fühlte förmlich wie Gammastrahlung durch ihren Körper jagte. Ihr rationaler Verstand wusste, dass dies Einbildung war, dass der Navigationsdeflektor sie noch schützte. Doch das galt nicht für das Außenteam. Hinter ihren Augen rasten Gedanken aneinander vorbei. Sie musste mehr tun, musste mehr bewegen. Ihre Leute verließen sich auf Sie. Aber was blieb zu tun, was blieb zu befehlen? Jedes weitere Wort würde nur ihre Konzentration stören und sie Fehler machen lassen.
                  „Mister Netrebko, können wir sie erfassen wenn wir näher ranfliegen?“
                  „Würde ich nicht empfehlen Captain.“, antwortete der zweite Offizier. „Da draußen treiben jede Menge Trümmer umher. Und ohne richtigen Schild könnten sie uns wer weiß wo treffen.“
                  „Aber die Erfassung wäre möglich?“
                  „Sie wäre auf jeden Fall möglicher, es ist immer leichter je näher man am Ziel ist. Aber trotzdem würde ich nicht...“
                  „Brauchen Sie auch nicht.“, unterbrach ihn die Kommandantin. „Das ist mein Job.“
                  Captain Carrols fixierte das Wrack der Magellan auf dem Hauptschirm. Dann schloss sie die Augen und atmete tief. In ihrem Kopf erklang ihr persönliches Mantra.
                  Eine Sekunde um Stille zu finden, zwei Sekunden für alle Gedanken frei zu fliegen, drei für die Sicherheit eines Einzelnen.
                  „Fähnrich Rayn!“
                  Die junge Navigatorin drehte sich verlegen um. „Ja Captain?“
                  „Mir ist gerade aufgefallen, dass Ihre Talente hier beim stillstehen völlig unterfordert sind, kommen Sie mit. Mister Netrebko, Sie haben die Brücke.“
                  Der zweite Offizier brachte gerade noch das „Aye Captain“ heraus, ehe die Kommandantin hinter den Türen des Turbolifts verschwand.

                  „Wie lange noch?“, fragte Schmitt in gepresster Ruhe.
                  „Zwei Minuten, fragen Sie nicht andauernd.“, gab der Commander in gleichem Tonfall zurück.
                  „Dann sagen Sie mir, was ich ansonsten tun soll.“, forderte die Taktikerin in dumpfem Zorn. „Im Moment stelle ich mir vor wie ich Babys zur Welt bringe, die im Dunkeln leuchten!“
                  „Seien Sie froh, solange sie nicht grün sind.“, brummte Andrews abwesend.
                  „Wie meinten Sie Sir?“
                  „Nichts, vergessen Sie es. Unsere Anzüge allein halten noch einiges an Strahlung ab.“ Er räusperte sich vernehmlich. „Ich wusste gar nicht, dass Sie sich Kinder wünschen.“
                  „Doch Sir, reichlich sogar.“, antwortete Schmitt, um sogleich wieder zurück zu rudern „Aber, nur um das klar zu stellen Sir, nicht von ihnen, für den Fall dass Sie das...“
                  „Schon gut. Sehen wir erst mal, ob wir beide hiernach dazu noch in der Lage...“
                  Das Sirren eines Transporterstrahls, lauter und kraftvoller als zuvor, schnitt ihm das Wort ab.
                  „...sind.“
                  Das letzte Wort verklang im Erstaunen, als sich Andrews neben Schmitt, den beiden Technikern und dem gefundenen Torpedo in einer winzigen Frachtrampe wiederfand. Sie standen eng aufeinander, niemand fand Platz auch nur einen Arm auszustrecken, und alle trugen denselben verdutzen Gesichtsausdruck zur Schau.
                  „Sir?“, fragte Takeo nach einigen ruhigen Sekunden. „Was ist eben passiert?“
                  Noch bevor Andrews Gelegenheit fand nach einer Antwort zu suchen, ertönte die Stimme des Captains aus den Kommunikatoren.
                  „Entschuldigen Sie die enge Unterbringung meine Herrn und die Dame. Aber die Yacht des Captains ist nun mal kein Shuttlebus.“
                  „Wir werden versuchen, es zu ertragen.“, antwortete Andrews noch etwas verdattert.
                  „Das wäre besser, immerhin müssen sie erst noch abwarten wie lange der Doktor Sie in Quarantäne lässt. Fähnrich, zurück zur Saratoga bitte.“
                  „Aye Captain.“
                  Die Kapitänsyacht der Saratoga, ein wendiges schmales Gefährt, nicht unähnlich einem Impulsgleiter, drehte sich mit einem kurzen Stoß aus den Manövrierdüsen und jagte zurück in Richtung ihres Mutterschiffs. Dabei folgte sie einem Kurs, der selbst den Zusammenstoß mit kleinsten Trümmern vermied.

                  „Und wann können wir hier wieder raus?“, sagte Lieutenant Schmitt in die Sprechanlage. Missmutig zog sie am Ärmel des schlecht sitzenden Overalls. Der Arzt vor dem halbtransparenten Fenster kontrollierte einige Anzeigen auf seinem Trikorder.
                  „Noch mindestens eine halbe Stunde. Haben sie die Raumanzüge in die vorgesehen Fächer gepackt?“
                  „Ja.“
                  „Auch den Rest ihrer Kleidung?“
                  „Ja, weshalb glauben Sie trage ich dieses verfluchte Ding?“
                  „Mit Strahlung kann man nicht vorsichtig genug sein.“, entgegnete der Arzt trocken. „Schlucken sie noch eine Jodkapsel, versuchen sie sich zu entspannen, und freuen Sie sich dass sie sich nicht mehr mit Gel einreiben müssen.“
                  Er schloss das Fenster bevor die Taktikerin Gelegenheit zum Widerspruch fand.
                  „Wie geht es ihnen?“, erkundigte sich Captain Carrols.
                  Der Arzt nahm sich einen Moment Zeit die Daten auf einem Pad zu prüfen, dann blickte er auf. „Sie werden es überleben. Trotzdem würde ich sie gern die nächsten Monate zu Nachuntersuchungen beordern.“
                  Die Kommandantin nickte. „Tun Sie das.“
                  Zischend glitt die Tür der Krankenstation auf.
                  „Ich habe gehört, sie hätten ein Stück der Magellan geborgen.“, sagte Marvins noch ehe er sich vollständig im Raum befand.
                  „Guten Morgen, Mister Marvins.“, erwiderte Captain Carrols eisig.
                  Der Wissenschaftler rümpfte die Nase.
                  „Guten Morgen, obgleich eine solche tageszeitbezogene Begrüßung im Weltraum obsolet wird, meinen sie nicht?“
                  „Manchmal lassen genau solche Fragen mich nicht einschlafen.“ Die Kommandantin gab sich keine Mühe es nicht sarkastisch klingen zu lassen. „Ich glaube, sie kennen sich noch gar nicht. Doktor Ptombe, Mister Marvins. Der Sprecher, wenn Sie so wollen, der Passagiere die wir an Bord genommen haben.“
                  „Ah, die Zivilwissenschaftler.“ Ptombe streckte die freie Hand aus. „Willkommen an Bord. Und ich darf anmerken, dass sich einige aus ihrer Gemeinschaft noch immer nicht zu der vorgeschriebenen Untersuchung bequemt haben.“
                  Marvins lächelte honigsüß. „Ich werde es weitergeben. Ptombe. Einen Moment, lassen sie mich raten. Vereinigte Staaten von Afrika, Bundesstaat Kenia, Stadt Mombassa, Straße...“
                  Der Arzt stutzte. „Sie beschäftigen sich mit Linguistik?“
                  Der Wissenschaftler winkte nonchalant ab. „Kaum mehr als ein Hobby. Manch einer lässt sich davon beeindrucken. Eigentlich Captain, bin ich wegen des Bergungsgutes hergekommen. Man sagte mir, es wäre hierher geschafft worden.“
                  „So ist es.“
                  „Ich möchte bei der Untersuchung dabei sein!“ In Marvins Augen zeigte sich ein seltsamer Glanz.
                  Captain Carrols schob die Brauen zusammen. „Weshalb?“
                  „Captain, ich bitte Sie. Die Magellan war unser eigentliches Transportschiff. Selbstverständlich interessiert es uns, was zu diesem Unglück führen konnte.“
                  Die Kommandantin ließ sich einen Augenblick Zeit.
                  „Meinetwegen. Aber stehen sie meinen Leuten nicht im Weg.“
                  „Selbstverständlich nicht. Doktor, wann können wir beginnen?“
                  „Torpedohülsen nehmen Strahlung nicht sehr gut auf, ich würde sagen dass wir den Tubus bald gefahrlos öffnen können.“
                  „Torpedohülse?“, hakte Marvins ein. „Wieso bergen sie denn einen Torpedo?“
                  „Weil man ihn auf der Krankenstation gefunden hat.“, erklärte Captain Carrols süffisant.
                  „Auf der Krankenstation.“
                  „Ja, dort kam er uns eben etwas deplatziert vor.“ Auf dem Pad der Kommandantin leuchte eine Erinnerungsmeldung auf. „Lassen Sie mich wissen, was sie finden Doktor. Ich muss jetzt jemandem den Hosenboden stramm ziehen.“
                  Sie verschwand durch die Tür.

                  Claudio Netrebko atmete deutlich hörbar auf, als seine Schicht zu Ende war. Hastig drückte er seiner Ablösung die Berichte der größten Abteilungen in die Hand und verschwand im Turbolift. Doch statt in Richtung seines Quartiers auf dem vierten Deck fuhr er tiefer hinab in den Bauch der Untertassensektion. In einen Bereich, der einstmals eine Frachtrampe war, als das Schiff noch vollends ausgelastet war und den zusätzlichen Platz brauchte. Aber das war lange her.
                  Der Turbolift hielt und Netrebko betrat einen dunklen Gang. Schnell, bevor das Licht aus dem Lift hinter den sich schließenden Türen erlosch, tastete er nach rechts. Seine Hand fand ein altes Pad, das an einem Bündel loser Glasfasern aus der Wand hing. Er berührte die größte Schaltfläche, und schummriges Licht erfüllte den Gang. Vorsichtig durchsuchte er alle Winkel, ging sicher dass niemand hier gewesen war. Dann trat er durch die einzige vorhandene Tür in sein geheimes Reich.

                  „Ich bin nicht an Ausflüchten interessiert!“, stellte Captain Carrols lautstark klar.
                  Es erforderte Konzentration mit dem Chefingenieur der Saratoga zu sprechen. Seine sechs Greifhände hielten kaum jemals still, und vollführten zu jedem Wort eine unterstreichende Geste. Richtig verwirrend wurde es, wenn sich die Gesten verschiedener Hände widersprachen. Daher zog Carrols es vor, die Hände vollständig außer Acht zu lassen und sich nur auf das orangefarbene Gesicht zu fokussieren.
                  „Captain, ich kann es nur wieder und wieder wiederholen.“, beteuerte der Ingenieur. „Der ausgedehnte Schild war von Anfang an instabil, und konnte keiner zu großen Belastung standhalten.“
                  „Eine paar Stunden!“, entgegnete die Kommandantin scharf. „Davon war die Rede. Und es ging keine halbe Stunde gut. Wenn ich meine Leute in riskante Situationen schicke, dass ist das meine Verantwortung. Aber wenn ich Risiken aufgrund mangelnder Informationen nicht richtig einschätzen kann, wie soll ich dann auch nur versuchen, für die Sicherheit meiner Mannschaft zu sorgen? Können Sie mir das sagen?“
                  „Und ich für meinen Teil kann nur immer wieder betonen, dass mit dem Schild selbst alles in Ordnung war.“ erwiderte SilSit. „Energiezufuhr, Amplitude, selbst die Phasenvarianzen, alles lag innerhalb vollkommen akzeptabler Parameter. Bis plötzlich etwas den Schild kollabieren ließ.“
                  „Und was?“
                  „Das versuchen wir soeben heraus zu finden. Wenn sie sich noch etwas gedulden könnten, wäre es möglich...“
                  „Sir?“
                  Unbemerkt von Kommandantin wie auch Ingenieur war einer der Techniker herangetreten. Er trug einen Werkzeugmantel über der Sternenflottenuniform und trug einige der typischen Beulen auf der Stirn. Typisch für jeden der im Maschinenraum der Saratoga arbeitete, und nicht über Querstreben kletterte.
                  „Ja, was ist denn?“, verlangte SilSit zu wissen.
                  „Sir, wir haben dass hier gefunden.“ Er reichte seinem Vorgesetzten ein Pad mit einem Sensorlog darauf. „Bei Zeitcode 11.487. Der Schild ist nicht durch eine Fehlfunktion zusammengebrochen.“
                  Der Chefingenieur betrachtete mit verkniffenen Zügen die Aufzeichnung. Dann hob er bedächtig den Kopf. In seinen Zügen spiegelten sich Nervosität und Verwirrung.
                  „Ein Gammablitz?“ Die Frage galt niemandem, oder dem gesamten Universum. „Wo bei der Hölle des Zerreißens kommt hier draußen ein Gammablitz her?“
                  „Darf ich mal?“, fragte Captain Carrols.
                  Der Chefingenieur reichte ihr das Pad. „Bitte.“
                  Vor den Augen der Kommandantin spielte sich dieselbe Szene noch einmal ab. Die Saratoga, aus dem unglücklichen Winkel der seitlichen Sensorenphalanx betrachtet, lag vor dem Asteroiden mit den Überresten der Magellan. Der Schild war nicht zu sehen, bis zu dem Moment als er flackernd in sich zusammen fiel. Scheinbar ohne sichtbaren Grund. Erst eine Umfärbung in Falschfarben ließ den Ausbruch von Gammastrahlung an Backbord sichtbar werden.
                  „Ich nehme alles zurück, was ich von ihren Maschinen gedacht habe.“, sagte sie und reichte das kleine Display zurück „Woher kam das?“
                  „Nicht von uns. Ist nichts zu erkennen.“, murmelte SilSit, doch war es nicht klar ob er mit dem Captain sprach. Er reichte das Pad an den Techniker zurück. „Legen Sie das auf einen großen Schirm.“
                  SilSit folgte dem Mann durch den Wald aus Kletterstangen, der einst ein gewöhnlicher Maschinenraum gewesen war. Captain Carrols wich den Hindernissen gekonnt aus.
                  Auf dem großen Display erstrahlte das Sensorbild in wesentlich besserer Auflösung, wenn auch nicht unbedingt sehr viel aussagekräftiger. Das allgemeine Schweigen der Betrachter blieb Ausdruck eines nicht erklärten Wettstreits darum, wer es am längsten verleugnete. Schließlich kapitulierte der Techniker.
                  „Ich sehe da nichts.“
                  „Und die Sensoren auch nicht, sonst hätten wir da irgendwas auf dem Bild.“, fügte SilSit hinzu.
                  „War es ein Angriff?“, fragte die Kommandantin schließlich. „Auf der Erde wurde früher an Gammalasern geforscht, zur Abwehr von Interkontinentalraketen.“
                  „Selbst wenn.“, winkte SilSit ab. „Auch eine wie auch immer geartete Waffe erscheint nicht aus dem Nichts. Es muss eine Quelle geben.“
                  „Natürlicher Zerfall?“, schlug der Techniker halbherzig vor. „Im Gestein des Asteroiden, womöglich von einer eingelagerten Radiumader oder vergleichbarem. Vielleicht erst freigesetzt durch den Aufschlag der Magellan.“
                  „Aber warum genau jetzt?“, entgegnete SilSit. Drei seiner Hände griffen in die Luft als suchen sie nach Worten. „Warum genau in dem Augenblick, als unser Schild nicht standhalten konnte. Fünf Minuten zuvor oder danach, und wir hätten es kaum registriert.“
                  Ein Sirren des Kommunikators unterbrach die fruchtlose Diskussion.
                  „Captain Carrols?“
                  Die Kommandantin erkannte die Stimme. „Ja Doktor, was gibt es?“
                  „Kommen Sie bitte schnell auf die Krankenstation, es gibt Probleme.“
                  „Wann wäre das anders?“ Sie schirmte den Kommunikator mit der Hand ab und deutete auf SilSit und den Techniker. „Finden Sie heraus, was unseren Schild zum platzen gebracht hat. Und gehen sie die Logbücher der Magellan noch einmal durch.“
                  „Aye Captain.“, bestätigten die Ingenieure frustriert.
                  Captain Carrols nahm die Hand fort. „Ich bin unterwegs. Wie dringend ist es?“
                  Aus dem Hintergrund gellte ein markerschütternder Schrei.

                  Die Krankenstation sah aus, als sei ein Wirbelsturm hindurch gefegt. Laserskalpelle, Hyposprays, Scherben noch mit Resten von Beschriftungen darauf, Bettzeug und hundert verschiedene Flüssigkeiten, lagen im weitem Umkreis verstreut. Und im Zentrum der Verwüstung, kauerte ein schreiender Mann. Haar und Bart umschlangen seinen Kopf wie eine Krallenhand. Das Hypospray in seiner Hand zuckte umher wie eine Schlange auf Amphetaminen. Seine blutunterlaufenen Augen richteten sich auf die Kommandantin, sowie diese den Raum betrat, sein Gebrüll verstummte nicht. Blitzschnell griff seine freie Hand nach dem erstbesten dass auf dem Boden lag, ein Tablett, und schleuderte es nach der Kommandantin. Captain Carrols Reflexe reagierten vor ihrem Verstand, und sie hechtete durch den nahen Durchgang in das Ärzte Büro. Wo Doktor Ptombe und Marvins sie erwarteten.
                  „Der Mann war in dem Tubus!“, schrie Doktor Ptombe gegen den Lärm an während er der Kommandantin aufhalf. „In Hibernation, bis unter den Hals voll mit Medikamenten. sie sehen ja, was geschah als wir die Zugänge entfernten.“
                  Captain Carrols nickte abwesend.
                  „Wo bleibt die Sicherheit?“
                  „Captain, wir wissen nicht was ein Phaserstoß bei jemandem in seinem Zustand anrichten könnte. Ich würde lieber...“
                  Etwas traf die transparente Scheibe des Büros und zerplatzte mit einem unappetitlichen Knall. Violette und blaue Schlieren überzogen das dünne Aluminium.
                  „Ich werde nicht warten, bis er etwas Gefährliches zum Werfen findet.“ Sie tippte auf ihren Kommunikator. „Sicherheit zur Krankenstation, Phaser auf Betäubung.“
                  „Aye Captain.“
                  Erst jetzt fand Captain Carrols Zeit, sich den undankbaren Geretteten richtig anzusehen. Auf den ersten Blick lieferte er ein Musterbild eines Verrückten ab. So wie man es sich aus den dunklen Zeiten des letzten Jahrtausends vorstellte. Das Gesicht bis an die Grenzen des physisch möglichen verzogen, von Blut gerötet und Schmutz verdunkelt. Es brauchte nicht viel Vorstellungskraft ihn zu sehen, wie er die Wände mit seinen Fäkalien beschrieb. Die Fetzen an seinem Körper mochten einmal eine Uniform der Sternenflotte gewesen sein, nun klebten kaum noch Reste davon an der verdreckten Haut. Der Gestank, der von ihm ausging erfüllte bereits die gesamte Krankenstation, und noch immer fand sein Schreien kein Ende.
                  Es war einer jener Momente, da Captain Carrols sich einen Vulkanier an Bord wünschte.
                  Zischend öffnete sich die Tür, und zwei breite Männer in goldenen Uniformen traten ein. Das Geschrei schwang eine Oktave nach oben.
                  „Betäuben Sie ihn!“, befahl Carrols, doch ihre Stimme verlor sich im auf und nieder des Heulens.
                  Die beiden Sicherheitskräfte wichen geschickt einigen Wurfgeschossen aus, hielten sich aber noch zu zurück. Captain Carrols fluchte still. Sie lehnte sich aus der Bürotür und wiederholte brüllend den Befehl.
                  Nun reagierten die Goldhemden und feuerten ihre Phaser aus der Hüfte. Die rötlichen Strahlen trafen den Wüterich in Brust und Nieren. Er versteifte sich, warf noch ein letztes Ding, und brach zusammen.
                  Seltsam klar hörte die Kommandantin noch die Worte in seinem letzten Röcheln.
                  „Cthulhu fhtagn“

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                    #39
                    Ich finde die Story ganz klasse, großes Lob von mir. Die Charaktere sind gut gestalltet und es gibt sowohl lustige als auch spannende Szenen.
                    eine frage habe ich noch zur Saratoga: Was für eine Schiffsklasse ist sie? Du sagtest sie wäre irgendwas älteres, aber was denn jetzt genau?
                    Also ich denke es ist eine großartige Geschichte, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
                    ,,Felis Catus ist deine taxonomische Nomenklatur,
                    ein endothermischer Vierfüßler, fleischfressend von Natur.''

                    Ltd. Commander Data, ,,Ode an Spot''

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                      #40
                      Zu allererst; Danke schön

                      Ich versuche das Ganze zügig weiter zu entwickeln, aber Zeit zum Schreiben lässt sich nicht immer gut kalkulieren.

                      Was die Schiffsklasse angeht, so muss ich zugeben dass ich mich da noch nicht ganz festgelegt habe. Zuerst dachte ich an etwas wie eine Nebula-Klasse, aber diese wäre zu neu und zu groß. Die bisherigen Saratogas gehörten beide der Miranda-Klasse an, aber ich möchte da schon einen Unterschied zum Vorhandenen haben. Momentan würde ich sagen, entweder eine Constellation (Picards alte Stargazer war so eine, die mit den vier Warpgondeln) aber auch eine Centaur-Klasse wäre ein spaßiger Ansatz. Auf jeden Fall sollten sowohl außen als auch innen deutliche Reparaturen zu sehen sein. Irgendwann müsste ich mal eine Skizze davon machen, eine reine Beschreibung innerhalb der Geschichte liest sich praktisch immer langweilig.

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                        #41
                        Ja lass die auf jeden Fall Zeit, bevor die qualität duech hektik beinflußt wird das wäre Schade. Ich warte lieber etwas länger auf eine Fortstzung als eine schlechte Fortsetzung zu lesen, falls du verstehst was ich meine .
                        ,,Felis Catus ist deine taxonomische Nomenklatur,
                        ein endothermischer Vierfüßler, fleischfressend von Natur.''

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                          #42
                          Zitat von talatar Beitrag anzeigen
                          Ja lass die auf jeden Fall Zeit, bevor die Qualität duech hektik beinflußt wird das wäre Schade. Ich warte lieber etwas länger auf eine Fortstzung als eine schlechte Fortsetzung zu lesen, falls du verstehst was ich meine .
                          Da schließe ich mich voll und ganz an.
                          Qualität statt Quantität.
                          Spock: "Even logic must give way to physics."
                          Albert Einstein: "Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."
                          εεστ: "LISP ist mehr als der Inhalt seiner Klammern"

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                            #43
                            Meine Rede, obwohl ich mich schon sehr auf die Fortsetzung freue und es kaum erwarten kann, aber Vorfreude ist doch die schönste Freude, oder?
                            Obwohl ich mir hier auch im Moment keine sorgen um die Qualität mache, die stimmt schon, ich find die Geschichte gut, weiter so bitte.
                            ,,Felis Catus ist deine taxonomische Nomenklatur,
                            ein endothermischer Vierfüßler, fleischfressend von Natur.''

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                              #44
                              USS Saratoga; Pilot Teil3

                              Reißende Ebbe
                              (USS Saratoga 1.03)

                              „Na schön.“, begann Captain Carrols gepresst. Mit verschränkten Armen stand sie neben dem Biobett, das den Amokläufer beherbergte. Hinter ihr arbeitete der Aufräumtrupp noch daran die Scherben zu beseitigen.
                              „Fangen wir mir dem Grundsätzlichen an. Wer ist das?“
                              Doktor Ptombe beugte sich über den Bewusstlosen und führte die Messsonde des Trikorders über dessen Gesicht. Der graumelierte Schnurrbart des Arztes zuckte unentschlossen.
                              „Das Opfer eines Phaserstoßes, würde ich sagen.“
                              Carrols schloss die Augen für eine halbe Sekunde und seufzte innerlich.
                              „Müssen wir diese Diskussion schon wieder führen?“
                              „Meines Wissens nach haben wir sie nie beendet.“, entgegnete der Arzt.
                              Die Kommandantin lehnte sich gegen das freie Biobett. „Ja, weil ein Ende dieser Debatte bedeuten würde, dass einer von uns von seinem Standpunkt abrückt. Sagen Sie mir, wenn Sie soweit sind.“
                              Geräuschvoll ließ Doktor Ptombe den Trikorder zuschnappen. „Verlangen Sie allen Ernstes von mir, dass ich froh wäre wenn ich von ihnen Patienten mit Schussverletzungen geliefert bekomme?“
                              „Wenn durch diesen einen Patienten verhindert wird, dass Sie fünfzehn weitere behandeln müssen, ja.“
                              „Das ändert nichts an der Tatsache, dass Sie einen unbewaffneten, verwirrten Mann haben niederschießen lassen.“
                              „Einen aggressiven Verrückten, der schreiend mit allem um sich warf was ihm in die Hände fiel. Und es wäre wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis darunter auch ein Hypospray voll Cordrazin oder etwas Ähnliches gewesen wäre.“, führte Carrols aus.
                              „Cordrazin wird seit Jahren nicht mehr verwendet.“, konterte der Arzt matt. „Außerdem, ich lasse mit Sicherheit keine gefährlichen Medikamente frei auf meinen Tischen liegen. Und selbst wenn, ist das noch kein Grund einen ohnehin mitgenommenen Mann einfach nieder zu schießen.“
                              „Mit welcher Alternative?“
                              „Sie haben nicht einmal versucht, mit ihm zu sprechen.“
                              „Aber Sie, und der Erfolg spricht für sich.“
                              „Captain, das ist eine höchst unfaire Bemerkung.“
                              „Ist es nicht. Wenn Sie...“ Carrols drückte Daumen und Mittelfinger an ihre Schläfen. „Ich habe keine Zeit für so etwas. Sagen Sie das Wesentliche, und schicken Sie mir den ausführlichen Bericht später.“
                              Der Arzt schnaubte kurz und missbilligend. „Wie sie meinen, Captain.“ Die Betonung machte aus dem Titel ein Schimpfwort. Er räusperte sich gekünstelt. „Nach der Mannschaftsliste der Magellan heißt unser Mann John Bale, Sergeant zweiter Klasse und medizinischer Assistent. Sein Nervensystem ist schwer angeschlagen, doch lässt sich momentan noch nicht sagen ob durch die Stasis, den Phaserstoß oder eine schon zuvor bestehende Erkrankung. Des Weiteren Dehydration, verschiedene Anzeichen für Mangelernährung, zahlreiche oberflächliche Schürf- und Kratzwunden sowie vermutlich ein schweres psychisches Trauma.“
                              „Schließen sie das aus seinem versuchten Amoklauf?“ Carrols konnte den leisen Spott in ihre Stimme nicht unterdrücken.
                              „Nicht nur, obwohl dies durchaus auch als Hinweis gedeutet werden darf.“, erwiderte Ptombe kühl.
                              „Was ist eigentlich mit dem, was er dabei gebrüllt hat, hatte das irgendeine Bedeutung?“
                              „Cthulhu fthang? In der Tat, der Computer hat einen Zusammenhang gefunden, aber die ist doch reichlich obskur. Es bezieht sich auf den sogenannten Cthulhu-Mythos, eine Serie lose verbundener Kurzgeschichten eines irdischen Autors namens Lovecraft. Abstruser Unsinn, vermutlich hatte Bale etwas davon gelesen und es war das Erste was ihm in seiner Verwirrung in den Sinn kam. Ich sehe da keine tiefere Bedeutung.“
                              „Gut, ich würde es gern vermeiden plötzlich auf einen Großen Alten zu stoßen.“
                              „Wie bitte?“
                              „Vergessen Sie`s. Nur aus einem weiteren obskuren Buch. Fand sich bei ihm irgendein Hinweis darauf, was mit der Magellan geschehen ist?“
                              „Kein Bekennerbrief, falls sie das meinen. Ich bin kein Forensiker, ich habe mich immer darauf konzentriert Verletzungen zu heilen anstatt den Verursacher zu finden. Aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen dass Bale nicht ganz freiwillig in diese Kapsel gestiegen ist. Einige seiner Fingernägel waren zersplittert oder ganz umgebogen. Es fanden sich Kratzer am Inneren des Deckels sowie an den Gurten die sein Mundstück fixierten. Entweder er war schon zu Beginn des Ganzen in diesem Zustand, oder...“
                              „...oder er fand sich plötzlich eingeschlossen mit seinen schlimmsten Albträumen wieder.“
                              „All das könnte, zumindest zum Teil, auch an der Medikation liegen. Stasis ist kein exaktes Verfahren, gerade unter diesen Bedingungen.“
                              „Wie lange lag er dort drinnen?“
                              „Das Log der Kapsel ist nicht vollständig, fragmentiert wie alle anderen Aufzeichnungen. Aber wenn ich den Verbrauch der Medikamente zurückrechne, komme ich auf wenigstens fünfzehn Tage.“
                              „Zwei Wochen im Sarg.“, sinnierte Carrols. „Keine sehr reizvolle Vorstellung.“
                              „In der Tat.“, gab der Arzt trocken zurück „Nur beantwortet diese Erkenntnis noch immer nicht die Frage nach dem Warum. Stasis ist keine medizinische Standartprozedur, und wäre sie aus Gründen einer Kontamination oder biologischen Bedrohung zustande gekommen, hätte man die Kapsel besser markiert. Ganz abgesehen davon, dass ich nichts dergleichen finden konnte.“
                              Captain Carrols nickte bedächtig, während sie im Geiste mögliche Abläufe durchspielte.
                              „Wie sind seine Heilungschancen, sagen wir in den nächsten achtundvierzig Stunden?“
                              Der Arzt verzog abschätzig den Mund. „Captain, der menschliche Körper ist in der Lage fast alles zu heilen, aber dafür braucht er Ruhe, Zeit und die entsprechende Unterstützung. Ich sehe momentan keine vertretbare Möglichkeit, den Patienten so schnell zu kurieren. Abgesehen davon, dass ich es ohnehin für gnädiger halte ihn schlafen zu lassen.“
                              „Er hat über zwei Wochen geschlafen, Doktor.“, entgegnete die Kommandantin.
                              „Schlaf würde ich das wohl kaum nennen.“, erwiderte Ptombe „Nur weil es auch Kälteschlaf genannt wird, ist eine Stase doch nicht zu vergleichen mit echtem Schlaf. Durch die Medikation kommt es nicht zu echten REM-Phasen, die cerebrale Erholung wird unterbrochen, es gibt immer Nebenwirkungen.“
                              „Ich weiß Doktor.“, betonte Carrols „Aber ihr Patient dürfte auch der einzige Überlebende einer Havarie sein. Oder vielmehr, der einzige Geborgene. Schiffe wie die Magellan haben mindestens fünfzig Mann Besatzung, die Zivilisten nicht mit eingerechnet. Es gibt keine Spur von ihnen, die Computer sagen nichts aus und bislang sieht es so aus als wäre ihr Patient der einzige Zeuge den wir haben.“
                              „In erster Linie bin ich dem Wohl des Patienten verpflichtet!“, stellte der Arzt klar „Selbst wenn ich ihn wecken würde, seine Reaktion wäre aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe wie beim letzten Mal. Was ich als wenig hilfreich bezeichnen würde. Es tut mir leid, aber das Mysterium muss warten.“
                              Die Kommandantin betrachtete das Gesicht des geretteten Mannes. Er war jung, mit Sicherheit keine dreißig. Und doch zeigte sein Gesicht die Einkerbungen tiefer Falten. Stirn und die eingefallenen Wangen zuckten scheins ohne Kontrolle.
                              „In Ordnung Doktor.“ Sie löste sich von der Krankenliege „Passen sie gut auf ihn auf, ich muss jetzt zum Maschinenraum.“

                              „Captain, ich weiß was sie sagen wollen.“, betonte SilSit mit der schwindenden Geduld eines überforderten Lehrers „Aber eine Bergung der Magellan in diesem Zustand ist schlicht nicht machbar.“
                              „Ich spreche auch nicht von einer vollständigen Bergung.“, erklärte Captain Carrols. Sie zog das Sensorbild des havarierten Schiffes auf dem Schautisch des Maschinenraums größer und markierte grob einige Sektionen mit dem Finger. „Sehen sie, etwa die Hälfte der Untertassensektion ist noch halbwegs intakt. Wenn es gelingen würde, einen der Impulsreaktoren wieder zum Laufen zu bekommen, und damit Kraftfelder in den aufgerissenen Bereichen zu versorgen...“
                              „Zu welchem Zweck Captain?“
                              „Um das Schiff stückweise zu bergen, und zur Untersuchung in einen weniger verstrahlten Bereich zu transportieren. Wir müssen immer noch herausfinden, was zu dieser Katastrophe geführt hat.“
                              „Nein Captain, ich meinte“ SilSit atmete zweimal ein, füllte jeden seiner getrennten Lungenflügel und lehnte sich breit über den Tisch. „Weshalb wir? Die Saratoga ist ein Schiff der Centaur-Klasse. Nicht unbedingt das Neueste, wenn ich hinzufügen darf.“
                              „Ich kenne die technischen Eckdaten meines Schiffes, vielen Dank.“, gab die Kommandantin zurück.
                              „Weshalb glauben sie mir dann nicht, dass ein leichter Kreuzer wie wir es sind mit einer Bergungsoperation diesen Umfangs schlicht überfordert ist?“ Der Chefingenieur verschränkte demonstrativ zwei seiner drei Gliederpaare vor der geteilten Brust.
                              „Sehen sie es doch als Herausforderung an!“, schlug Captain Carrols vor „Mit einem Schiff der Galaxy-Klasse könnte jeder das Ding bergen. Oder gleich komplett an Bord nehmen. Aber wenn sie es selbst mit unserer Saratoga schaffen, hätten sie sich endgültig ihren Platz zu Füßen des großen Scott verdient.“
                              SilSit schüttelte den Kopf in bester Nachahmung der menschlichen Geste.
                              „Captain, ihr Versuch an meinen Ehrgeiz zu appellieren in allen Ehren. Ich sage auch nicht, dass es unsinnig ist, was sie vorschlagen. Aber was sie vorschlagen steht in keiner Relation zum Aufwand. So wie die Magellan aussieht, würde ich spontan drei Wochen für die Reparatur nur eines Reaktors veranschlagen. Mit meiner gesamten Crew, komplett in drei Schichten. Doch mit welchem Erfolg? Wir haben die Überreste des Schiffes bislang viermal vollständig gescannt. Es gibt keine Spuren organischen Lebens, keinen Hinweis auf einen weiteren brauchbaren Speicherkern und keine energetischen Signale. Alles was von diesem Schiff übrig ist, ist jenseits jeder Reparatur. Vermutlich zerbricht der Rest der Hülle, wenn man sie aus dem Asteroiden löst. Das Ganze hat nur noch Rohstoffwert.“
                              Alice Carrols biss sich unauffällig auf die Lippe. Ihr Chefingenieur hatte Recht, selbstverständlich hatte er Recht. Das stand außer Frage, aber darum ging es auch nie.
                              „Drei Wochen sagen sie. Dann geht es nicht, unsere Patrollie im Bell-Cluster duldet keinen solchen Aufschub. Aber was machen wir dann bezüglich der Unglücksursache?“
                              SilSit krümmte sich zurück. „Wie viel Prozent Sicherheit brauchen sie?“
                              Nun war es an der Kommandantin zu fragen: „Wie meinen sie das?“
                              Der Chefingenieur wischte die Bilder der Unglücksstelle beiseite und fischte eine grobe Animation aus der Liste kürzlich erstellter Daten.
                              „Wir haben die Trümmerverteilung analysiert. Selbst wenn wir unseren eigenen Einfluss nicht ganz ausschließen können, spricht bis jetzt alles dafür dass es sich letztlich um schlichtes Maschinenversagen handelt.“
                              Er startete die Animation und das texturlos gerenderte Raumschiffmodel wiederholte die letzten Sekunden seines Lebens. Ein blitzend leuchtendes Element verließ schnell den Rumpf des Schiffes. Es explodierte lautlos, Trümmer und Strahlung, rot dargestellt, prallten auf die Magellan. Die Flanke des kleinen Schiffes wurde förmlich in Fetzen geschnitten. Überall kam es zu kleineren Folgeexplosionen, bis wenig später ein Felsbrocken zur letzten Ruhestätte des tapferen Schiffes wurde.
                              Captain Carrols ließ die Simulation noch zweimal ablaufen.
                              „Wie fundiert ist das?“
                              „Eine Theorie, die zu den Fakten passt.“, sagte SilSit um einen Ton von Neutralität bemüht. Die Arbeit der letzten beiden Tage steckte in dieser Rekonstruktion. „Laut Computer liegt die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario bei 81 Prozent.“
                              Eine schöne Zahl, befand die Kommandantin, klingt nicht geraten.
                              „Und die letztendliche Ursache?“
                              Der Hextarianer zuckte mit drei Schultern. „Die Schiffe der Oberth-Klasse sind teilweise hundert Jahre alt. Viele Einzelteile werden längst nicht mehr produziert, und man muss sich auf Replikate verlassen. Oder improvisieren. Und während des Dominion-Krieges wurde der Support für unerhebliche Schiffe beinahe eingestellt. Alles versagt irgendwann einmal.“
                              Unerheblich. Das Wort hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge.
                              Claudio Netrebko bog schwungvoll in den Maschinenraum. Er hielt ein Padd wie eine Triumphflagge in die Höhe. „Ah Captain, hier sind sie.“
                              „Wie sie sehen.“, meinte diese „Haben sie etwas Neues?“
                              „Möglicherweise.“ Er legte das Padd auf den Tisch und verschob einige Datenpakete.
                              „Wie der legendäre Botschafter, seinerzeit Captain, Spock so schön sagte: Nur eine Theorie die zu den Fakten passt.“
                              SilSit beachte ihn mit einem bösen Blick, was Netrebko allerdings entging.
                              „Seit Lieutenant Schmitt aus der Quarantäne kam, haben wir versucht den Hergang des Unglücks zu rekonstruieren, basierend auf den beschädigten Daten der Magellan und einigen, nun ja, eigenen Annahmen. Sehen sie.“
                              Er schob ein schlichtes Kursdiagramm auf den Tisch und zog es groß.
                              „Hier haben wir Deep Space Six, hier Caris und hier sind wir beim Wrack der Magellan. Wie sie sehen, liegt die Unglücksstelle direkt auf unserem schnurgeraden Kurs. Unsere“ Er formte mit den Fingern große Anführungszeichen „erfolgversprechendste Idee basiert auf der Annahme, dass die Crew der Magellan das Ende ihres Schiffes kommen sah. Wir vermuten, dass der Warpkern im Orbit des Planeten außer Kontrolle geriet. Sie konnten die Crew noch evakuieren, und das Schiff aus dem System steuern. Ich muss ihnen ja nicht sagen, was eine Anihilation mit der Atmosphäre eines Planeten anrichten kann. Ein, zwei Mann genügen für eine solche Aktion wenn es sein muss. Die beiden fliegen solange das Warpfeld noch hält, dann verlassen sie das Schiff. Vermutlich in dem Shuttle, davon haben wir keine Spur gefunden. Sie kehren nach Caris zurück, während die Magellan automatisch den Kern auswirft und zerschellt.“
                              „Auf den ersten Blick eine vertretbare Annahme, Captain.“, meinte SilSit nachdenklich.
                              Die Kommandantin schob die Brauen zusammen.
                              „Und warum hätte dann niemand uns oder die Flotte verständigt?“
                              Netrebko streckte entschuldigend die Hände von sich. „Caris ist isolationistisch, vielleicht haben die keinen Subraumsender. Und wir haben das letzte Signal nur empfangen, als wir direkt durch geflogen sind. Tut mir leid Captain, mehr habe ich nicht anzubieten.“
                              „Es spricht auch nichts dagegen, dass es so abgelaufen wäre.“, fügte Captain Carrols hinzu. Ihr Blick huschte über die Gesichter des zweiten Offiziers, des Chefingenieurs und dann quer durch den beengten Maschinenraum. In der Symbolik eines Richterhammers schlug sie mit den Knöcheln auf den Tisch.
                              „Nennen wir es eine Arbeitshypothese. Schreiben sie mir die Berichte bis heute Abend, ich gebe dann alles an die lokale Flottenverwaltung weiter. Wir haben hier anscheinend alles getan, was in unserer Macht steht. Also auf nach Caris. Oh, und suchen sie mir heraus, welche Bergungsschiffe in dieser Gegend operieren. Vielleicht können die...“
                              „MSS Olympus Mons.“, unterbrach Netrebko die Kommandantin und hielt ihr das Padd unter die Nase. „Privates Unternehmen, drei Sektoren entfernt. Die Formulare liegen ausgefüllt im vor, sie brauchen sie nur noch abzuschicken.“
                              „Danke.“, sagte Carrols verdächtig langsam und nahm das Padd entgegen, in erster Linie um es aus ihrem Gesicht zu haben.

                              „Computerlogbuch der Saratoga, Captain Carrols, Sternzeit 50128.1
                              Wie aus dem Anhang zu ersehen, wurden die Untersuchungen im Rahmen unserer Möglichkeiten beendet. Protokolle sowie Unterlagen der Rekonstruktion gehen an Flottenverwaltung, Deep Space Six und folgende. Die Saratoga setzt ihren Flug nach Caris fort, mit subraumfreundlichen Warp 5, bis daaaaahin...
                              Computer, Gähnen aus der Aufnahme schneiden.“
                              Mit einem freundlichen Signalton verschwand der unerwünschte Laut.
                              Die Kommandantin verbesserte noch einige Formulierungen, fügte der Datei eine Auswahl Bilder hinzu, schloss dann das Menü und legte die Beine über die Armlehne. Auf dem Hauptschirm flogen die weit entfernten Sternenlichter vor dem Schiff auseinander und vollführten einen geradezu hypnotischen Tanz. Captain Carrols stützte ihren Kopf auf den Arm. Noch hielten Müdigkeit und Frust sich die Waage. Der rationale Teil in ihr wusste, dass aus den vorliegenden Daten nicht mehr zu machen war. Der emotionale Teil wusste, dass sie auf diese Weise nie genügend Eindruck hinterlassen konnte, um jemals wieder eine Chance auf ein wirklich großes Kommando zu haben. Ihre Augen brannten, ihr Rücken spannte und ihre Beine wurden langsam taub. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass ihre eigentliche Schicht seit Stunden beendet war.
                              „Fähnrich, wie lange noch bis Caris?“
                              „Noch über neunundzwanzig Stunden, Captain.“, meldete die Navigatorin.
                              „Das reicht mir.“, beschloss Carrols „Lieutenant Netrebko, sie haben das Kommando. Rufen sie mich, wenn die Brücke in Flammen steht. Aber bitte nicht früher.“
                              „Aye Captain.“, lächelte der zweite Offizier. „Gute Nacht.“
                              Das Brummen der Kommandantin verschwand mit ihr im Turbolift.

                              „Computer, Tür verriegeln.“, befahl Carrols sowie sie in ihrem Quartier stand. Schon auf dem Weg hatte sie sich entschlossen, im vollen Bewusstsein dass es eigentlich keine gute Idee war. Hastig warf sie alles Unnütze von ihrem Bett, drehte die Decke um und richtete alles Nötige aus. Dann zog sie die Uniform und alles darunter aus, ließ es achtlos zu Boden fallen und trat in der winzigen Nasszelle unter die Schalldusche. Wohliges Vibrieren erfasste ihre Haut, als sensible Wellen Schweiß und Schmutz von ihr kratzten. Sie löste ihr Haar, wand und drehte sich bis alles an ihr sich sauber fühlte.
                              Alice Carrols trat in den Türrahmen so dass das Licht hinter ihr sie überstrahlte.
                              „Du bist wunderschön!“, staunte der Mann in ihrem Bett.
                              Wohlige Wärme breitete sich in ihr aus, sie musste lächeln. Manchmal brauchte es nicht mehr.
                              „Danke Jay.“
                              „Komm zu mir.“, lockte Jay und hob die Decke für sie an. Unter dem Laken zeichnete sich seine Vorfreude ab. Carrols schlüpfte zu ihm, schloss ihn in die Arme und küsste ihn begierig. Die Sorgen fielen von ihr, fast fühlte sie sich frei.
                              Weder dauerte es besonders lange, noch kam Akrobatik zum Einsatz. Doch sie kam auf ihre Kosten. Und als die Kommandantin ihren Mann hinter sich liegen fühlte, den Arm um sie gelegt und er in ihr Ohr hauchte „Ich liebe dich.“ wünschte sie sich es möge ewig so bleiben. Doch nur wenige Minuten später lief eine Welle durch das Schiff, nichts Besonderes nur das gewöhnliche Ausrichten der Trägheitsdämpfer. Die leichte Erschütterung lief quer durch das Schiff. Einige Streben ächzten, etwas im Regal fiel herunter und Jay verschwand. Die Decke, dort wo er gelegen hatte fiel in sich zusammen, und Carrols Rücken wurde kalt.
                              Ächzend hob sie den kleinen Holoemitter vom Boden auf und schaltete ihn ab. Diesen Moment hasste sie am meisten, wenn aus der Lust Schuld wurde. Wenn die Vorwürfe einsetzten. Jay war schon so lange fort, die Scheidung eingeleitet, sie musste endlich aufhören mit seinen alten Liebesbriefen zu schlafen.

                              Einen Tag und vier Stunden später fiel die USS Saratoga aus dem Subraum, und tauchte in das Gamma-Erilon-System ein. Gamma-Erilon-3, Planet Caris, M-Klasse, dritter von sieben Planeten, lag in Sichtweite vor ihnen.
                              „Standartorbit.“, orderte Captain Carrols fast reflexartig. „Lieutenant Giles, rufen sie die Kolonie und stellen sie uns mal vor. Erklären sie auch gleich, warum wir uns verspätet haben und fragen sie nach was die lokalen Behörden von der Magellan wissen.“
                              „Aye Captain.“
                              Langsam wuchs die blaue Kugel auf dem Hauptschirm, Wolkenbänder wurden sichtbar und Kontinente zeichneten sich gegen die weiten Meere ab. Unauffällig rief die Kommandantin die wichtigsten Eckdaten als Merkhilfe auf ihre Armkonsole.
                              Caris Oberfläche war zu neunundsiebzig Prozent von Wasser bedeckt, und das trockene Land entfiel auf relativ schmale, langgezogene Kontinente. Ein guter Planet für Küstengrundstücke, sofern man sich nicht an den vergleichsweise heftigen Stürmen störte die so große Ozeane zwangsläufig mit sich brachten.
                              Die Gesamtbevölkerung belief sich auf etwas über fünfzehn Millionen, allerdings waren die Daten bereits einige Jahre alt, der Planet konnte sich in der Zwischenzeit entwickelt haben. Für gewöhnlich erfuhren Kolonialwelten in ihren ersten hundert Jahren große Wachstumssprünge, selbst wenn sie soweit abseits aller großen Handelsrouten lagen wie Caris. Auf solch abgeschiedenen Welten führte man dieses Phänomen meist auf die viele frische Luft und das Fehlen anderer Unterhaltungsmöglichkeiten zurück.
                              „Captain.“, meldete der Kommunikationsoffizier sich zu Wort. „Es kommt eine Antwort herein. Wir... sollen warten?“
                              Die Kommandantin drehte ihren Stuhl in seine Richtung.
                              „Warten?“, fragte sie ungläubig nach. „Sind wir denen noch nicht spät genug gekommen?“
                              „Ich weiß nicht, Captain. Sie müssen unsere Kennung und das; Entschuldigen Sie, dass wir so spät dran sind; gehört haben. Danach wurde die Verbindung unterbrochen.“
                              „Und ich dachte, die Landeier freuen sich wenn wir kommen.“, warf Lieutenant Schmitt ein.
                              „Lieutenant.“, mahnte Captain Carrols ohne großen Elan.
                              Die Taktikerin wandte sich grinsend wieder ihrer Konsole zu.
                              „Wie steht es mit lokalen Sendern?“, fragte die Kommandantin.
                              Giles Hände huschten über die Frequenzsucher.
                              „Kaum vorhanden.“, staunte er schließlich. „Das ist merkwürdig, bei einer so großen Bevölkerung müssten die strahlen wie Leuchtfeuer. Selbst wenn sie keinen Subraum-Sender betreiben, irgendwie müssen die doch untereinander Verbindung halten.“
                              „Eigenartig.“, gab Captain Carrols zu „Und was gibt es?“
                              „Hauptsächlich Audiosignale, nicht interaktiv, gesendet über mehrere Verteilerknoten.“
                              „Satelliten?“
                              „Keine vorhanden.“, meldete Netrebko.
                              „Setzen Kolonialschiffe nicht normalerweise ein Dutzend aus?“, warf Commander Andrews ein.
                              „Allerdings.“, antwortete Giles „Und wenn man sie ordentlich pflegt, arbeiten sie auch nach hundert Jahren noch.“
                              „Merkwürdig. Rufen wir sie noch mal, diesmal offizieller. Vielleicht waren wir ihnen einfach nicht förmlich genug.“
                              „Verbindung offen Captain.“
                              Die Kommandantin räusperte sich. „Hier spricht Captain Alice Carrols vom Raumschiff Saratoga. Wir haben den Auftrag, bei ihnen im Rahmen unseres Patrollienfluges nach dem Rechten zu sehen. Haben sie technische Probleme, oder brauchen sie sonstige Hilfe?“
                              „Nachricht ist rausgegangen.“, bestätigte Giles nach einigen Momenten. „Aber keine Rückmeldung, nicht festzustellen ob sie jemand empfangen hat.“
                              „Oh, Captain?“, meldete sich die Taktikerin erneut zu Wort.
                              „Was ist Lieutenant?“
                              Die blonde Hünin deutete auf den Hauptschirm.
                              „Der Kontinent auf dem die Hauptstadt liegt kommt gerade über die Tag/Nacht-Grenze.“
                              Ein tiefes Stöhnen untermalte die Erkenntnis der Kommandantin.
                              „Die schlafen noch alle.“, stellte sie fest. „Danke Lieutenant, ich hatte nicht mehr daran gedacht. Diese...“
                              „Landeier, Captain?“
                              „Übertreiben sie es nicht!“
                              „Jawohl“, bestätigte die Taktikerin, wobei ihr Mund sich zu einem fast denobulanischen Lächeln verzog.
                              „Na schön, was soll’s. In Orbit einschwenken, Sensorphalanx hochfahren. Machen wir in der Zwischenzeit ein paar gute Bilder, dann können wir zumindest die Landkarten auf den neuesten Stand bringen. Mister Giles, sie rühren sich sofort, wenn dort unter jemand aufwacht.“
                              Auf dem Hauptschirm schälte sich der sensenförmig gekrümmte Kontinent zaghaft unter der Schattenlinie hervor. Es erinnerte an einen müden Schläfer, der nur widerwillig unter seiner Decke hervor kroch. Auf den älteren Karten fand Carrols den Namen der Landmasse mit Nieldwana angegeben. Typisch für Kolonialplaneten, in denen sich die „Entdecker“ verewigten. Knapp unterhalb des südlichen Wendekreises, im Windschatten eines gewundenen Gebirgszuges, kamen die winzigen Schatten von Gebäuden ins Licht.
                              Captain Carrols rief das Sensorbild auf ihre Konsole und zog die Darstellung mit den Fingern auf. Die Vogelansicht einer lauschigen kleinen Stadt zeigte sich, deren Zentrum noch aus den alten Bauteilen uralter Kolonialschiffe bestand. Fast immer wurden die ursprünglichen Schiffe für den Bau der ersten Gebäude ausgeschlachtet oder direkt verwendet, seit Terra Nova ging das so. Ein Verfahren so alt, dass man es schon Tradition nennen konnte.
                              Rings um das altertümliche Zentrum begannen Häuser aus einheimischen Materialien zu wachsen. Weiße Steinbauten mit Zierwerk aus violettem Holz, daneben kleine Nachbarschaftslokale. In den Vierteln entlang der Küste drängten sich größere Komplexe für Industrie und...
                              Captain Carrols stutzte. Ihr Gesicht näherte sich dem kleinen Display, bis ihre Nase die Oberfläche beschlagen ließ. Hastig rief sie die vorherige Darstellung der alten Karte auf der anderen Armlehne auf, zoomte auf ähnliche Distanz und verglich beide. Dreimal insgesamt.
                              „Mister Netrebko, ich brauche den Hauptschirm.“
                              „Gehört ihnen Captain.“
                              Die Kommandantin schnellte förmlich aus ihrem Stuhl. „Suchen sie eine Kartenansicht aus der Datenbank, vom letzten Schiff dass hier Messungen vorgenommen hat, und legen sie beide übereinander.“
                              Der zweite Offizier arbeitete schnell. Nur Augenblicke später senkte sich die halb transparente Darstellung über die geschwungene Küstenlinie.
                              „Da!“, rief Carrols aus und deutete auf eine blau markierte Meeresfläche. Ein beinahe kreisrundes Stück Strand, an dessen Saum das Wasser leckte. „Wo kommt diese Bucht her?“
                              Netrebko brauchte einen Moment um es zu sehen.
                              „Sie haben Recht Captain!“ Er kippte die Ansicht um es klarer darzustellen. „Dort war beim letzten Mal noch Festland.“
                              „Was befand sich dort?“
                              Netrebko überflog die Karten. Dann schluckte er.
                              „Der Hauptreaktor der Kolonie.“
                              Unwillkürlich lehnten sich alle Anwesenden in ihren Stühlen nach vorne.
                              „Bedeutet das, die können gar nicht mehr antworten?“, fragte Giles untypisch leise.
                              „Über Subraum sicher nicht.“, antwortete Andrews. Der Halb-Orioner rief eine Liste von Sensordaten auf seine Konsole. „Die Kolonie scheint über genügend Energie für die eigenen Bedürfnisse zu verfügen, aber nicht viel was darüber hinausgeht. Jedenfalls keine Kommunikation über die Grenzen des Systems.“
                              „Und weil sie schon zuvor über Jahre niemanden gerufen haben, fiel es keinem auf.“, vollendete Netrebko den Gedankengang.
                              „Was ist mir der Magellan?“, warf Giles ein. „Hätten die das nicht melden müssen.“
                              „Vielleicht kamen sie nicht mehr dazu.“ entgegnete Netrebko.
                              „Die Spekulationen werden in Pause verschoben!“, unterbrach Captain Carrols laut. „Mister Andrews, stelle sie ein Team zusammen und warten sie im Transporterraum. Ich will wissen was da unten vor sich geht. Mister Netrebko, suchen sie nach Spuren einer Explosion in der Umgebung. Und vergleichen sie die Karten für den gesamten Planeten.“
                              „Eine Explosion ist unwahrscheinlich, Captain. Nicht ohne wesentlich größere Schäden an der Stadt. Und wenn es sich um ein natürliches Phänomen handelt...“
                              „Darum eben der Kartenvergleich.“
                              „Denken sie, der Planet wurde angegriffen?“
                              „Was habe ich eben über Spekulationen gesagt?“
                              Netrebko machte sich an die Arbeit.
                              „Captain.“
                              Carrols überhörte den Ruf.
                              „Gesetzt dem Fall, der Reaktor ist erst kürzlich verschwunden, könnte es noch Verwundete geben. Eingekeilte, Opfer einer Panik. Wir brauchen einen Rettungsplan.“
                              „Captain!“
                              Diesmal drang Giles Ruf zu der Kommandantin durch.
                              „Was ist?“
                              „Es antwortet jemand.“
                              Ruckartig drehte Captain Carrols sich um. „Auf den Schirm.“
                              Ein großes Büro drängte die Planetenansicht beiseite, ein weiter Raum mit ausladenden Fenstern und unabsehbar hohen Wänden. Diese Ansicht verharrte einige Augenblicke, bis sich der Fokus der Aufnahme auf einen wuchtigen Schreibtisch konzentrierte, und den Mann der dahinter saß. Das Portrait des kantig aussehenden Mittvierzigers nahm dann den gesamten Bildschirm ein. Er wirkte auf nicht greifbare Weise gereizt, wozu auch sein markant zackig geschnittener Bart beitrug. Hinter seinem Rücken wehte sacht eine rot-violette Fahne, auf der schemenhaft ein schwarzer Greif abgebildet war.
                              „Sie sind Captain Carrols?“, fragte der Mann.
                              „So ist es.“, bestätigte die Kommandantin „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
                              „Mein Name ist Follsworth, Chefsekretär des Ersten Gouverneurs Orlon. Ihre Nachricht ging leider außerhalb der üblichen Geschäftszeiten ein, und wurde erst vor kurzem an mein Büro weitergeleitet. Ich muss sagen, dass wir von ihrer unplanmäßigen Ankunft doch gelinde überrascht waren. Es gab schon die Befürchtung, dem erwarteten Schiff wäre etwas zugestoßen.“
                              „Uns geht es Bestens.“, erwiderte Captain Carrols „Aber auf dem Weg zu ihnen stießen wir auf die Überreste eines havarierten Zivilschiffes, der Magellan. Unserer Rekonstruktion zufolge müsste sie aus ihrem System gekommen sein, bevor sie verunglückte. Wäre es möglich, ihre Daten mit unseren zu vergleichen, bevor wir zum offiziellen Teil der Patrollie kommen? Ich möchte meinen Bericht nicht unnötig verkomplizieren.“
                              Der Chefsekretär schob die Brauen zusammen.
                              „Captain, ich bin mir sicher es lässt sich alles finden wonach sie suchen, auch wenn ich aus dem Stehgreif nicht wüsste auf welches Schiff sie sich beziehen. Nur ist es noch sehr früh am Morgen, und kaum ein Drittel meines Stabes steht mir bislang zur Verfügung. Hier auf Caris legen wir keinen Wert auf Hetzerei, oder Schlampigkeiten. Wenn sie sich also einige Stunden gedulden könnten, bin ich sicher dass ihre Bitte ohne Schwierigkeiten bearbeitet werden kann.“
                              „Apropos Schwierigkeiten.“, hakte die Kommandantin ein „Als wir eben unsere Scans des Planeten aktualisierten bemerkten wir, dass es bei ihnen wohl zu einem Unglück mit dem Hauptreaktor kam. Brauchen sie irgendwelche Hilfe? Unsere Krankenstation stünde ihnen jederzeit zur Verfügung.“
                              Chefsekretär Follsworth verzog keine Miene.
                              „Auf welche Art Unglück spielen sie bitte an?“
                              „Die Art von Unglück, die aus ihrer Hauptenergieversorgung einen neuen Meeresarm macht.“, erklärte Carrols, unschlüssig wie sie diese fehlende Reaktion zu deuten hatte. Einige stille Sekunden verstrichen, ohne dass der Sekretär sich bewegte.
                              „Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, auf welches Ereignis sie damit anspielen wollen“, sagte dieser in bedächtiger Ruhe. „so bin ich mir doch sicher, ihnen mit entsprechenden Nachforschungen über jedes Thema das sie im Bezug auf unsere wundervolle Welt interessiert Auskunft geben zu können. Im Gegenzug möchte ich sie nur um eines bitten. Eine Standartanfrage, die wir an jedes uns besuchende Schiff richten. Bitte, sehen sie davon unangemeldet mit Hilfe ihres Transporters oder ihrer Shuttles unseren Planeten zu betreten. Eine entsprechende Genehmigung wird sicher vom Verwaltungsamt gerne erteilt, aber wir möchten sichergehen dass unsere Bevölkerung nicht belästigt wird. Es gab in der Vergangenheit wieder und wieder unschöne Zwischenfälle die von den Besatzungen diverser Raumschiffe ausgelöst würden, was unser Volk mit der Zeit veranlasste, dieses Gesetz unserer Verfassung hinzu zu fügen. Ich nehme an, die Nichteinmischung in interne Angelegenheiten ist nach wie vor Teil der Politik der Föderation?“
                              „Essentieller Teil.“, bestätigte Captain Carrols scharf. Unwillkürlich stand sie strammer und verschränkte die Arme hinter dem Rücken um ihre geballten Fäuste zu verbergen. Es kam nicht oft vor, dass jemand es schafft die so schnell zu provozieren.
                              „Das freut mich zu hören. Welche anderen Punkte sind Teil ihrer Patrollie?“
                              Die Kommandantin der Saratoga versteifte sich zusehends.
                              „Wir haben unter anderem den Auftrag ihre Perimeterverteidigung zu kontrollieren, die Ausbreitung eventueller Krankheiten festzustellen, eine statistische Erfassung der Wirtschaftsentwicklung anzufordern...“
                              „Wenn sie mir ihre Wunschliste bitte zusenden möchten, werde ich sehen was davon sich erfüllen lässt.“, unterbrach sie der Chefsekretär.
                              Captain Carrols spürte überdeutlich, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
                              „Des Weiteren“, fuhr der Bürokrat ungerührt fort „gehe ich davon aus, dass sie ein Zusammentreffen mit dem Ersten Gouverneur Orlon wünschen. Ein entsprechender Termin war für den Zeitpunkt ihrer eigentlich geplanten Ankunft angesetzt, ist nunmehr aber nicht mehr einhaltbar. In den nächsten Tagen erlauben die Geschäfte des Ersten Gouverneurs leider nur wenig Zerstreuung, deshalb schlage ich als provisorischen Termin den übermorgigen Abend vor. Es wird eine formelle Zusammenkunft mit hochrangigen Vertretern der Verwaltung geben, auf deren Gästeliste ich sie noch setzen kann. Müssen wir ihnen Abendgarderobe zur Verfügung stellen?“
                              Carrols biss sich auf die Zunge um nicht spontan auszusprechen was sie dachte.
                              „Das wird wohl kaum nötig sein. Meine Offiziere und ich freuen uns schon auf diese sicherlich einmalige Gelegenheit.“
                              „Davon bin ich überzeugt.“ Der Bildschirm wurde schwarz.
                              „Was war dass den für ein Clown?“, fragte Commander Andrews unumwunden.
                              Giles fühlte sich genötigt etwas beizusteuern. „Verwaltet hier ein paar Kolonisten, und kommt sich schon vor wie der König von Siam.“
                              „Kaiser von China.“, korrigierte. Netrebko beiläufig.
                              „Sicher?“
                              Der zweite Offizier nickte.
                              Captain Carrols Pulsschlag näherte sich inzwischen wieder der Normalität an.
                              „Schluss jetzt. Wir sind zum arbeiten hier, nicht um die Leute zu mögen. Scannen sie weiter, und sehen sie zu, was sie mit dem Rest der Verwaltung dort unten anfangen können. Ich will bis zu diesem Empfang alles erledigt haben.“
                              Sie wandte sich zu ihrem Stuhl.
                              „Ach, und ich brauche jemanden der nähen kann. Die von meiner Galauniform muss die Phasertasche entfernt werden.“
                              Unter dem Rumpf der Saratoga drehte sich langsam der Planet Caris. Von Gezeiten und Strömung bewegtes Wasser spülte über seine weite Oberfläche, auch durch drei neue, sehr scharf geschnittene Buchten.




                              Zum Schiffstyp der Saratoga-B gibts hier weitere Daten:
                              Centaur-Typ ? Memory Alpha, das Star Trek Wiki

                              diese erschienen mir allerdings etwas wenig und nicht ganz passend, darum habe ich mich eher diesen, weniger canonischen, Daten orienteirt:
                              Die Centaur Klasse

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                                #45
                                Auch wieder sehr gelungen, du hälst den hohen Standart der vorherigen Teile und baust ihn teilweise sogar aus.
                                Die Handlung ist eine schöne Mischung aus Spannung und Humor, die Charaktere überzeugen ebenfalls.
                                Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, weiter so!
                                ,,Felis Catus ist deine taxonomische Nomenklatur,
                                ein endothermischer Vierfüßler, fleischfressend von Natur.''

                                Ltd. Commander Data, ,,Ode an Spot''

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