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    #31
    Interessanter Abriss der Weltgeschichte, wenn der dritte Weltkrieg auch ein wenig zu hastig rüber kommt, aber nicht gänzlich unlogisch, aber du hast ja selber gesagt, es soll nur ein kurzer Abriss werden

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      #32
      So nach zwei Wochen Pause, Runde 8.

      Kapitel VIII

      1. Mai – 30. Mai 2253
      UN-Luft/Raum und Offiziers-Akademie,
      Kinshasa,
      UN-Protektorat Zaire
      Kontinent Afrika

      Am frühen Morgen alberte Phillip Hall vor dem Haupthangar des Akademieflugfeldes mit anderen Pilotenanwärtern herum. Bisher hatten sie alle lediglich monatelange Theorie, Simulatorflüge oder Flüge in kleinen Übungsmaschinen hinter sich gebracht, die sogar noch mit Propellern angetrieben wurden - und das in der Zeit des interstellaren Fluges!
      Heute würden sie endlich auf echten Maschinen üben können. Im Fall ihrer Gruppe auf dem Erdkampfflugzeug E-12 Thunderbolt, dem Nachfahren der alten A10 Thunderbolt, oder der Intruder. Andere Gruppen übten auf den Manta oder Stingray.
      Vom einem Wachturm aus wurden sie von einem der Wächter im Auge behalten. Auch wenn Pilotenazubis ein normaler Anblick waren, so waren die Hangars doch voller explosiver Dinge, die man nicht unbewacht lies. Zwischen den Hangargebäuden, patroullierten mit G40 bewaffnete Trupps mit Hunden, die eine Kreuzung aus Schäferhund, Dogge und Dobermann zu sein schienen.
      Auf jeden Fall war den Pilotenanwärtern eingeschärft worden, das sie sich nicht irgendwo rum treiben sollten und dass die Wachen hier Schießbefehl hatten.
      „ACHTUNG!“ Die Pilotenanwärter zuckten zusammen und standen reflexartig stramm. Unbemerkt war aus einer Seitentür des Hangars ein Ausbilder herausgetreten. „Guten Morgen, meine Herren. Ich bin Colonel William Marston, Pilotenausbilder für die E-12 Thunderbolt. Wenn sie mir bitte nach Drinnen folgen würden, dort warten ihre Flugkombinationen und Trainingsmaschinen.“ Marston entsprach in seinem Auftreten und Sprechweise dem britischen Gentelman, sein Aussehen hingegen war das eines UN-Menschen, hoch gewachsen, hellbraune Haut, schwarze, leicht gewellte Haare und eine Mischung aus europäischen und negroiden Gesichtszügen. Nach Ansicht vieler UN-Gegner, war dieser Typ Mensch von der UN praktisch gezielt in Afrika gezüchtet worden. Da man im UN-Territorium ausschließlich diesen Typus der Gattung Mensch als Einheimischen antraf und diese auch zu fast 70% die UN-Streitkräfte stellten, lag diese Vermutung natürlich nahe.
      Hall betrat als letzter die kühle Halle, der Geruch nach Treibstoff, verbranntem Gummi und Öl lag in der Luft. Der Hangar beherbergte 36, in verwaschenem grau gefärbte, E-12. Umgeben von fahrbaren Werkbänken und Analysegeräten, ruhten die Maschinen wie bucklige Raubvögel. Diese Eindruck wurde durch die weit hinten ansetzenden, nach vorne gefeilten Tragflächen verstärkt. Hinter dem Cockpit befanden sich sogenannte Entenflügel. Die Piloten verteilten sich langsam im Hangar, ohne das der Ausbilder sich daran störte. Hall strich langsam mit den Fingerspitzen über die glatte Hülle einer E-12. Betrachtete die Aufhängungen für bis zu zwölf Raketen oder Bomben unter dem Rumpf und an den Tragflächen, fuhr über die ausgefahrenen Läufe der Vulcan 30 mm Minikanonen in den Flügelansätzen, die Düsenauslässe an den Seiten der Maschine, der 20 mm Minikanone am Heck zwischen den Triebwerken und schließlich starrte er auf die Mündung der 120 mm Autokanone unter dem Cockpit. Dies war die Hauptwaffe der E-12.
      „So meine Damen und Herren, wenn sie sich bitte mal wider bei mir einfinden würden, -“, Colonel Marstons Stimme halte durch den Hangar, die Piloten eilten umgehend zu ihm zurück.
      „Ein faszinierender Anblick, nicht wahr?“ Marston sah das Leuchten in den Augen der jungen Leute; genau so war es ihm an seinem ersten Tag hier in diesem Hangar ergangen, vor gut zwanzig Jahren. „ Die E-12 Thunderbold, von ihren Piloten auch 'Thors Hammer' genannt, ist ein Erdkampfflugzeug. Trotz ihrer schnittigen Tragflächen, ist sie relativ langsam und verlässt sich ganz auf ihre Airbus-Mirage-Triebwerke. Dafür ist die E-12 ein erstklassiges Kurvenkampfflugzeug und sie können damit Zentimeter über den Baumkronen fliegen. Spezielle Schalldämpfer in den Triebwerken machen diese Maschine auch extrem leise. Kaum lauter als ein ordentlicher Bohnenfurz. Und das wichtigste, Thors Hammer ist notfalls ein Senkrechtstarter. Ausrüsten kann man sie wahlweise mit zwölf Luft-Luft-Raketen, sechs Raum-Raketen, ein bis zwölf Bomben unterschiedlichen Kalibers, oder oder oder. Die E-12 ist das vielseitigste Flugzeug der UN. Die Kaliber 30 unten an den Tragflächen sind zur Bekämpfung von Soldaten und leichteren Fahrzeugen gedacht. Je nach Einsatzprofil kann hülsenlose Munition, Schrappnel oder Wuchtmunition geladen werden. Die 20 mm am Heck sind computergesteuert und erfassen feindliche Objekte automatisch. Aber des Piloten Liebling ist die 120 mm im Bug. Das Baby ist mit 5er Magazinen geladen, davon sind im Rumpf zwölf Stück untergebracht, ausschließlich Wuchtmunition, zur Vernichtung von Panzerfahrzeugen. Als Einzelschuss oder ganzes Magazin abzufeuern. Sollten sie damit mal auf einen anderen Jäger feuern müssen, dürfte der erste Treffer vernichtend sein. Thors Hammer kommt übrigens von dieser Kanone. Und zusätzlich trägt die E-12 genug Panzerung, um selbst einen Treffer aus einer 60 mm Flak zu überleben oder einen Direkttreffer einer mobilen SAM. So, dort hinten liegen ihre entgültigen Pilotenausrüstungen“, Colonel Marston deutete auf eine Tür an der Hangarseite, „die sie ja schon im Unterricht benutzt haben. Anziehen und dann in die Cockpits!“
      Hall trat mit den anderen durch die Tür und fand sich in einer sehr geräumigen Umkleide mit angeschlossener Toilette wieder. Wie im Hangar selber ging er hier über nackten Betonboden. Wuchtige, offene Metalschränke und Bänke, bildeten die ganze Einrichtung. In den Schränken hingen die Pilotenanzüge. Als erstes entledigte Hall sich seiner Uniform und Unterwäsche. Der nackten, sehr hübschen Pilotin neben ihm, warf er kaum einen Blick zu. Prüderie hatte bei Kampfpiloten nichts zu suchen.
      Als erstes legte er den dunkelgrünen Unteranzug an. Ein einteiliges Ausrüstungsstück, das hauteng an lag und nur das Gesicht frei lies. Gummischläuche wurden über den Penis und in den Anus gesteckt, diese waren mit sogenannten Exkrementbeuteln in den Oberschenkeln des Anzugs verbunden. In den Anzug eingearbeitete Taschen, würden später beim Anschluss an den Rückentournister aufgepumpt werden und den Anzug durch Druck luftdicht verschließen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Blut des Piloten nicht in die Extremitäten oder zu schnell in den Torso zurück floss. An der Innenseite waren Schläuche eingebaut, durch die wahlweise Kühlmittel oder aufgewärmtes Wasser zirklulierte. Die Anschlüsse dazu befanden sich hinten am Hals. Dort befand sich ebenfalls ein Ring, in dem später der Helm luftdicht arretiert wurde. Luftdicht bedeutet in dem Fall vakuumfest. Als nächstes folgten ein kevlargefütterter Overall, Handschuhe und Stiefel. Dann eine Art Footballschulterschutz, ein schwarzgraues Metalkorsett, das Schultern, Brust und Rücken abdeckte. Die Rückenelemente waren flexibel und mit Ankerpunkten für Tournister versehen. Als letztes der dunkelgraue Helm, mit dem 270°-Sichtbereich und der Tournister, der eine seperate Sauerstoffversorgung, Fallschirm und ein Notfall-Überlebenspacket enthielt, zusätzlich zu dem im Pilotensitz. In der mit Taschen übersäten Montur, wirkte Hall nun wie ein Bodybuilder. Besonders der Schlauch im Arsch, ging ihm gewaltig auf die Eier. Aber bei einer Einsatzdauer von bis zu zwei Wochen, solange reichten die Bordvorräte der E-12, konnte man sich schlecht dauernd in die Hose scheißen. Die Nahrungsvorräte bestanden eh nur aus Nährpasten, die nahezu vollständig vom Körper absorbiert wurden. Aber es war auch ein interessantes Manöver, wenn man sich im Sitz damit beschäftigte, in der eigenen Hose einen weiteren Urinbeutel anzuklemmen.
      „Los, beeilt euch mal Ladys“, schrie Colonel Marston aus dem Hangar, „wir haben nicht den ganzen Tag Zeit um gegenseitig auf die Schwänze zu glotzen!“ Die Piloten sammelten sich eilig wieder in Reihe vor dem Colonel. Dieser musterte sie skeptisch.
      „Naja, scheint ja richtig angelegt zu sein. Das haben wir ja auch lang genug geübt. Nun, wenn ihr etwas falsch gemacht habt, endet ihr als Schmiere auf dem Boden. Ich weiß, dass ihr in der Theorie über die E-12 informiert worden seit. Aber das ist Theorie. Und ich bin Praktiker. Also theoretisch kann die E-12 mit bis zu 120 Gravos beschleunigen. Das hält natürlich kein Mensch aus, deswegen verfügt der Reaktor über einen Begrenzer. Diesen könnt ihr aber im Cockpit manipulieren. Illegal aber oft notwendig und inoffizieller UN-Standard. Euer Pilotenanzug schützt euch durch eingebaute Verstärkungsfasern, Luftpolster und die Metallbauteile vor einer Belastung von bis zu 15 g. Darüber hinaus kann der Anzug dem Blutstau und der Belastung des Körpers nicht mehr entgegen wirken. Die Begrenzer sind auf 14 g eingestellt und wir werden diese gleich umstellen und auf 21 g rauf setzen. Und kein Ton darüber nach draußen. Diesen Trick nutzen alle E-12 Piloten. Bei allen Werten über 21 g, bringt ihr euch selber um.“ Marston lies seine Worte kurz wirken, bevor er weiter sprach.
      „Solltet ihr schwer verletzt im Cockpit hocken und keine Hilfe in der Nähe, sprich, ihr wisst, dass ihr sterben werdet, reicht nach unserer kleinen Manipulation ein kleiner Handgriff und euer E-12 jagt mit 120 g durchs All. Erstens seit ihr dann fast sofort tot und Zweitens, wenn ihr damit in ein feindliches Kriegsschiff donnert, ist das, als hätte Gott persönlich angeklopft. Euer Jäger verwandelt sich dann in ein 35 Tonnen schweres Gaussgeschoss. Allerdings wollen wir es gar nicht so weit kommen lassen. Die Techniker“, Marston deutete auf die in ölverschmierte orange Overalls mit gelben Westen bekleideten Techs, die bereits über die Maschinen wuselten, „werden euch zeigen, wie ihr den Begrenzer um- und einstellt. Ich erwarte euch dann auf Startplatz 12.“
      Hall ging zu der ersten E-12 und stieg über die am Cockpit angelegte Plattform-Rolleiter hinauf. Auf der anderen Seite stand eine identische Leiter und auf beiden wartete jeweils ein Techniker. Beide grüßten recht lässig.
      Hall zwängte sich in seinem Anzug in seinen Sitz, die Techs schlossen seinen Anzug an die Luftversorgung des Jägers an und prüften kurz die Verschlüsse des Helms, Tournister und Weste. Dann befestigten sie das Sicherheitsnetz an seiner Montur. Anschließend erklärten die Techs ihm, wie er eine Klappe unter der Instrumentenkonsole öffnen und die Regler manipulieren musste. Dazu war er gezwungen, die gepolsterten Handschuhe auszuziehen.
      Das Cockpit wirkte identisch mit dem in den Simulatoren. Start/Stop-Schalter, Geschwindigkeitsanzeiger, Leistungsanzeige, künstlicher Horizont, Munitionsbestand, Treibstoff, Kompass, Kursanzeige, Display für Nahbereichsradar- und Raumnavigation, Reaktorkontrolle, Minicomputer und so weiter. Linker Hand war der Knüppel für Rauf/Runter, rechts die Lagedüsen für Links/Rechts, die Füße bedienten die Schubkontrolle und Bremsklappen/Schubumkehr. Auf den breiten Kopf des linken Knüppels, waren die Auslöser der Mini- und Autokanonen, rechts die Auslöser der Waffenhalterungen. Die Schalter zum „Scharfmachen“ befanden sich links und rechts unterhalb der Knüppel an den Außenseiten der Armstützen.
      Hall signalisierte mit erhobene Daumen seine Startbereitschaft, einer der Tech zählte vor seien Augen ein Countdown runter, bei null drückte Hall den Startknopf und öffnete damit die Stromzufuhr des kalten Reaktors. Der Startstrom kam von einem langen Starkstromkabel des Hangars. Ein leichtes Kribbeln durchzog seinen Körper, als der Tokamak die Magnetflasche aufbaute und mit der Fusion begann. Der Thors Hammer begann leicht zu vibrieren. Jetzt musste er ein paar Minuten warten, bis der Tokamak “heiß“ war. Die Zeit nutze einer der Techniker, um auf die Außenseite des Cockpits, Hall's Namen und das von Marston festgelegte Rufzeichen zu malen. Hall senkte die Kanzel, deren Verschluss nochmal von den Techs grob geprüft wurde. Auf einem in das Kanzelglas fast unsichtbar eingebauten Bildschirm, tauchte das Fadenkreuz der Bordwaffen auf. In roten Overalls und weiße Westen und Helme gekleidetes Flugpersonal begann die Jäger mit Hilfe von Leuchtstäben aus dem Hangar zum Startplatz 12 zu lotsen.
      „Ah, ihr habt es also alle geschafft, schön“, Colonel Marstons Stimme kam verzerrt aus ihren im Helm eingebauten Kopfhörern. Ich habe jetzt eine Überraschung für euch. Euer Unterricht ist ab heute beendet. Ihr seit ab jetzt Teil eines Überführungsfluges. oben am Sprungpunkt wartet ein Flottentender, der auf eine Rundreise zu euren zukünftigen Einheiten geht. Und ihr fliegt mit. Die Lotsen werden euch jetzt zu euren Startpunkten bringen, ihr startet im VTOL-Modus. Und am Sprungpunkt üben wir dann mal praktisch eine Trägerlandung. Unser Tender ist nämlich ein ausgemusterter Träger der Carnavon-Klasse.“
      Auf seinem Startpunkt angekommen, wartete Hall auf die Startfreigabe. Er war immer noch irritiert, dass man die Ausbildung so plötzlich beendet hatte, es fehlten zwar nur noch Flugstunden in der Praxis aber trotzdem, es war seltsam.
      „Flugkontrolle Kinshasa an Judge, Start freigegeben. Kursdaten sind überspielt.“
      Es dauerte einen Moment, bis Hall einfiel, dass er Judge war, dann schaltete er das Triebwerk auf Vollast und leitete den Schub in die senkrechten Düsen um. Sein Jäger verschwand in den vom heulenden Triebwerksstrom aufgewirbelten Staub des Startplatzes. Langsam hob sich die E-12 auf schlanken Flammenstrahlen mit einem ohrenbetäubenden Getöse in den Himmel. Bei Hundert Metern ging Hall langsam in den Vorwärtsflug über und folgte den Kursanweisungen zum Rest der Gruppe.
      Langsam verblasste das Blau des Himmels und ging in den Schimmer der oberen Luftschichten über, bis schließlich das sternenfunkelnde Schwarz des freien Weltalls vorherrschte. Hall spürte das Schwinden der Schwerkraft, im Gegensatz zu den Trainingsflügen war es diesmal aber von Dauer. Leichte Kontrollstöße der Düsen brachte ihn in Formation mit den anderen Piloten. Unbewusst hatten alle Piloten die Erde als „Unten“ definiert und ihre E-12 so ausgerichtet.
      „Ausbildungsgeschwader, Verzeihung Überführungsgeschwader, hier Cherokee“, meldete sich Marston, „unsere Kennung im Gespräch mit der Raumkontrolle des Mondes ist TS-11251. Wir werden jetzt Kurs auf Ellyohippus setzen, das ist der Tender. Es ist ein altes Schiff, das seit den Kolonialkriegen im Dienst steht und für Versorgeraufgaben reaktiviert wurde. Wundert euch also nicht über das Solarsegel. Immerhin hat jemand beschlossen, den Kahn mit Schwerkraft auszustatten. Auf größere Triebwerke hat man aber verzichtet, wir sind also recht stationär. Wir beschleunigen konstant mit 1,5 Gravos. Also ist genug Zeit, euch noch eine Menge Tricks zu verraten und beizubringen. Ohne ellenlanges Theoriegerede. Das erste Ziel des Tenders ist Zeta Virginis."
      „Colonel Marston, Sir, eine Frage“, weiter kam Hall nicht. „Melden sie sich gefälligst vorschriftsmäßig, Pilot, ich kann schließlich nicht hellsehen, wer sie sind!“
      Hall blickte schnell auf eine Rufzeichenliste, die er im Minicomp aufrief.
      „Cherokee von Judge, bitte melden.“
      „Hier Cherokee, sprechen sie Judge.“
      „Werden noch andere Soldaten an Bord des Tenders überführt?“
      „Positiv, zwei Kompanien Marines und ein Pionierregiment samt jeweiliger Ausrüstung.“
      „Danke Cherokee, Judge Ende!“
      „Nachdem jetzt keine weiteren Frage offen sind, folgen sie den Kursanweisungen, Cherokee Ende.“


      Die Ellyohippus hing wie ein Wal vor ihnen im All. Unter dem Tender leuchtete in zwei Millionen Kilometer Entfernung die Sonne. Mehrere Kilometer vom Heck des Trägers entfernt, spannte sich ein riesiges Solarsegel, ein Relikt eines vergangenen Jahrhunderts. Der alte Träger selbst war fast 2 km lang, klobige Hangargondeln waren mit dem bulligen Rumpf über Pylone verbunden. Altmodische Partikelstrahlwaffen und Lasertürme bedeckten teilweise noch den Rumpf. An vielen Stellen schimmerte blanker Stahl durch die mattgraue Farbe, wo Geschütze auf dem meteoritennarbigen Rumpf abmontiert worden waren.
      „Cherokee an Verband, wenn ich vorstellen darf, die Ellyohippus, Baujahr 2095, vier Jahre vor dem Kolonialkrieg. Dieses Schiff war an jeder Schlacht des Krieges beteiligt. Und 2103 wurde sie beim letzten Gefecht des Krieges vom feindlichen Flaggschiff, der Freedom, schwer beschädigt, als dieses sein Springertriebwerk aktivierte und die Ellyohippus beim Versuch, nah genug für einen Fangschuss in den Antriebskern heran zukommen, in dessen Energiefeld geriet. Mit der Flucht der Freedom und deren Begleitschiffen endete nach vier Jahren der Kolonialkrieg, welcher das Ende von 23 Jahren friedlicher, freier Besiedlung des Alls bedeutete. "Ab jetzt steht ihr unter der Anleitung der Flugkontrolle der 'Hippus. Viel Glück, wohin auch immer die Pflicht euch führt!“ Marston schaltete sein Kom ab und beschleunigte zurück Richtung Erde. Immerhin hatte dieser Flug ihm wieder eine menge Praxisflugstunden eingebracht.
      1. Juni – 28. Juni 2253
      UNNS Elliohyppus
      Unbesiedeltes Transitsystem
      Systemkatalognummer HD235462

      Michael Doyle starrte aus der Frontluke der Enterkapsel auf den näher kommenden Rumpf des Tenders. Der Pilot der Kapsel hielt auf seinem Bildschirm ein Ziel-Fadenkreuz genau auf eine Mannschleuse gerichtet.
      Die Kapsel war ein 0-G-Modell, was bei Michael immer noch, trotz vier Wochen Training, zu Übelkeit führte. Hinter ihm drängten sich vierundzwanzig Marines seines Zuges in der Kapsel.
      Die Marines trugen eine schwere Rüstung, die ähnlich einer Ritterrüstung, den ganzen Körper mit einer Mischung aus Stahllamellen und Kevlar außen und Raumanzug innen umgab. Im Helm befand sich ein schmaler Schlitz, welcher das Hochleistunsgvisier darstellte. Die Bewaffnung der Marines glich mehr einer Ein-Mann-Armee. Zur Zeit des Kolonialkrieges waren die Marines eine leicht bewaffnete Infanterie gewesen, während des Krieges bei mehreren Enteraktionen hatten die Offiziere und der Generalstab festgestellt, dass dies bei Entermanövern nicht ausreichte. Im Zuge der Reorganisation der UN nach dem Kolonialkrieg, wurde der leicht gepanzerte Raumanzug durch das aktuelle Metallmonstrum ersetzt. Der unhandliche Sauerstofftank wurde durch ein aus dem Höhlentauchsport stammenden, auf das Weltall umfunktionierten Rebreather ersetzt. Dies schuf Platz auf den Rücken für ein Jetpack der Luftlandetruppen der Marines, dass den altmodischen Ausstoß von Gas als Antrieb ersetzte. Im Rückentournister wurden auch Akkus zum Betrieb der Servomotoren untergebracht, ohne die der Kampfpanzer unter Schwerkraft kaum zu tragen war. Als Waffe nutzen die Marines ein rückstoßfreies Gausgewehr, das jetzt durch ein Übungsgewehr ersetzt worden war.
      Doyles Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Kapsel gegen den Rumpf des Tenders krachte. Greifarme mit Magnetfüßen falteten sich aus und hefteten sich an den Rumpf. Aus der Kapsel schob sich eine Dockingmanschette vor und verband die Luke der Kapsel luftdicht mit dem Schiffsrumpf. Im Ernstfall hätte jetzt ein Laserschneidgerät die Mannluke aufgeschnitten, so wartete man die vorgeschriebe Zeit ab, bis sich der theoretische Laserschneider durch die Luke gefressen hatte. Sein Sergeant öffnete die Luken und warf ein Bündel Schockgranaten, gemischt mit „Splitter“-Blitz- und Rauchgranaten in den dahinter liegenden Gang. Das erste Zweierteam sprang mit transportablen Schilden durch die Luken, landete polternd auf dem Boden und rückte mit den Schilden dicht an die Lukenwand. An den Schilden und an den Gangwänden tauchten Farbspritzer auf, als das Verteidigerteam loslegte. Die Außenmikros des Helms übertrugen das schrille „Singen“ der simulierten Gaußschüsse.
      Ein weiteres Zweierteam sprintete nach Plan mit seinen Schilden in den Gang, beide färbten sich sofort „rot“, direkt dahinter tauchte das dritte Team mit Schilden auf. In deren Schutz nahmen zwei weitere Marines die Schilde ihrer „toten“ Kameraden von Team zwei auf und vervollständigten die Barrikaden.
      Die Gruppe erreichte in Deckung der Schilde eine Sicherheitsluke, überbrückte den Schließmechanismus und verriegelte die Luke. Damit war die Hälfte der Verteidiger von Team Rot neutralisiert. Jetzt bewegten die Marines sich zurück zur Schleuse, in der die Marines mit den schweren MG warteten. Begleitet von den beiden Marine mit MA324, rückte man nun gegen die noch aktive Hälfte von Team Rot vor. Die MA's trugen die beiden Marines je an Hüftgyrostützen, die an ihren deutlich massiveren Panzern befestigt waren. Die von Team Rot gehaltene Gangkreuzung wurde großzügig mit Granaten belegt. Noch während die Granaten in den Gängen explodierten, rückten die MG-Schützen, begleitet von je zwei Schildträgern, vor, umrundeten die Ecken der Kreuzung und feuerten sofort in entgegengesetzter Richtung den Gang entlang, während weitere Schockgranaten über den Boden rollten. Die meterlangen Flammenspeere des Mündungsfeuers hellten den spärlich beleuchteten Korridor auf.
      Im Deckungsfeuer der schweren Waffen rückte der Rest des Zuges bis zu den Siegesflaggen an der jeweils nächsten Gangkreuzung vor.
      „Lieutenant Doyle von Team Blau an Team Rot, Ziele erreicht, Übung beendet. Zwei Verluste!“
      „Ach Schieße, hier Führer Rot, wir sind alle tot! Ich hasse es den Verteidiger spielen zu müssen.“ Doyle warf einen Blick auf die nun blauen Gangwände, bevor er antwortete.
      „Rot, vielleicht gönnt man euch irgendwann auch ein paar der großen netten Kanonen. Hat unser altersschwaches Schiff langsam genug Saft für den nächsten Sprung Richtung zeta Virginis gesammelt?“
      „Glaub schon, eigentlich wartet der Captain noch auf die Luft/Raumjokeys, die sind noch am spielen.“
      >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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        #33
        Hmmm alles in Allem wieder mal ein gutes Installment. Wenn ich mal Denglisch sein darf

        Nur die Sache mit den Begrenzern, die kommt mir nen bisserl deplaziert und zu heroisch vor, die mag ich nicht ganz so, muss ich dir leider und ehrlicherweise ganz konsequent sagen.

        Desweiteren, letzter Absatz den du da hast, ich glaube das sollte wohl heißen "Ach Scheiße" und nicht "Ach Schieße"

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          #34
          Hab's jetzt auch mal gelesen, gefällt mir bisher gut.
          Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
          Weiter so...

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            #35
            Zitat von Jolly Beitrag anzeigen
            Hmmm alles in Allem wieder mal ein gutes Installment. Wenn ich mal Denglisch sein darf

            Nur die Sache mit den Begrenzern, die kommt mir nen bisserl deplaziert und zu heroisch vor, die mag ich nicht ganz so, muss ich dir leider und ehrlicherweise ganz konsequent sagen.

            Desweiteren, letzter Absatz den du da hast, ich glaube das sollte wohl heißen "Ach Scheiße" und nicht "Ach Schieße"
            nun das ist auch eher wasfür das kleine legionärs-flugkorps^^
            die anderen UN-Typen haben ja noch ein leben. aber gesagt bekommen sie es halt


            danke zero
            >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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              #36
              Eigentlich wollte ich ein paar Bilder liefern.. leider hat es nicht geklappt.. daher nun Teil IX ohne Bildchen

              Kapitel IX

              28. Juni - 30. September 2253
              Kolonie New California
              CAS Kolonie unter UN-Aufsicht
              System zeta Virginis, Sternbild Jungfrau
              72 LJ von der Erde entfernt


              Brigadier William Ryan-Kelly, Kommandant von Kellys Irish Brigade, genoss eine Zigarre in seinem Büro auf dem Kasernengelände nahe der Kolonialhauptstadt Corpus Cristi. Ryan-Kelly war ein begeisterter Zigarrenraucher, aber weit mehr mochte er seine Pfeife aus dem Jahr 1863. Von seiner Couch aus konnte er aus dem Fenster den Paradeplatz betrachten, auf dem gerade grau und grün uniformierte Soldaten exerzierten. Seine Schaftstiefel und Stulpenhandschuhe lagen auf dem Schreibtisch.
              An der rechten Wand des Büros stand eine Schauvitrine mit Waffen des Bürgerkrieges und einer Regimentsfahne der Irish Brigade der CAS, sowie ein altes Schwarzweiß-Foto von Brigadier General John Herbert Kelly kurz vor der Schlacht von Pickett Mill. Gegenüber hing die aktuelle Fahne der Brigade, in grün und mit goldenem Rand und ebenso goldener Harve in der Mitte.
              Die CAS hatten die Irish Brigade, eine verstärkte RKG, im Zuge des Kolonialkriegs wieder auferstehen lassen, in Gedenken an General Kelly, der im Alter von 24 Jahren gefallen war; und seine Soldaten. Um hier zu dienen, musste man zuerst irische Vorfahren haben oder idealerweise aus dem Königreich Eire kommen. Seit nunmehr 150 Jahren stand die Brigade der UN als Hilfstruppe uneingeschränkt zur Verfügung. Im Moment diente man zusammen mit zwei RKGs der Légion de la terre unter General Jeannine Elemba, hier auf New California. Die Legion liebte den Planeten als Manövergelände für ihre Soldaten. Die Kontinente von New California bestanden fast nur aus mit dichtem Wald bedeckten Bergen, reißenden Flüssen und tiefen Bergseen.
              Die sonst ebenfalls hier stationierten 2nd Royal Dragoons RKG] waren kürzlich abberufen worden, um einen beginnenden Aufstand auf einer benachbarten Kolonie zu ersticken. New California war auch ein Mekka für Archäologen, denn hier hatte man die ersten Spuren nichtmenschlichem, intelligenten Lebens gefunden. Wenn auch nur in Form von radioaktiv strahlenden Ruinenstädten, halb im Dschungel begraben und mehreren unversehrten Ruinen im Dschungel, an denen sich nur die Natur und der Zahn der Zeit zu schaffen machte.
              Da der Planet ein ruhiger Posten war, musste er sich nur mit Protesten von Ökoaktivisten über Manöverschäden im Dschungel und Störungen der Umwelt, als wenn hier nach einem Atomkrieg noch irgendwas „natürlich und unversehrt ist“, Idioten, sowie Empfängen, Offiziersbällen, offiziellen Auftritten und gelegentlichen Flirtattacken der Töchter der Oberschicht rumschlagen. Mit knapp 35 Jahren war er immer noch unverheiratet und war mit seinen roten Haaren und grünen Augen ein wahres Klischeebild eines Iren.
              Gegen die Avancen hatte er ja nichts, nur erwartete man hier direkt, dass man die örtliche Schönheit heiratete, bevor man ihr an die Wäsche ging. Und da hier ein Haufen guter Christenmenschen lebten, lehnte man sowohl Abtreibung als auch Verhütungsmittel ab. New California war nicht umsonst die Kolonie mit dem höchsten Bevölkerungswachstum der Menschheit. Zu seinem ganzen Unglück kamen also auch immer wieder Beschwerden über das Betragen seiner Irish boys. Natürlich sollten CAS-Soldaten nicht direkt die ganze örtliche Weiblichkeit vernaschen, aber die leicht weltfremden Damen sollten sich selber auch mal ein wenig in Zurückhaltung üben.
              Zu allem Überfluss braute New California den besten Whiskey direkt nach den Schotten und Iren, hatte den Verkauf auf dem Planeten aber wegen religiöser Ansichten ebenso verboten wie den Gebrauch von Tabak. Zeitgleich aber belieferte man Legion und Brigade mit einem nicht enden wollen den Nachschub an Whiskey.
              Der General und seine Soldaten standen also vor einem ordentlichen Problem, tranken sie den Whiskey, waren sie Sünder und wie konnte ein Ire gutem Whiskey wiederstehen?
              Die Frauen kokettierten und forderten unablässig auf, aber anfassen durfte man nicht.
              Bei dem Gedanken an diese roboterhaften Elitesoldaten ran ihm immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken. Jedesmal, wenn einer der Legionäre als Kurier zu ihm kam, wollte er sich am liebsten hinter seinem massiven Sessel verstecken und eine Kompanie zu Hilfe rufen.
              Ryan-Kelly war gewiss kein Feigling, aber diese Truppe machte ihm Angst. Die langsamen, geschmeidigen Bewegungen von jagenden Raubkatzen, die kalten Augen, die alles taxierten oder die steinharten Gesichter.
              Besonders verstörte ihn die Legionstradition des Kreiskampfes. Kampf mit potentiel tödlichem Ausgang als Lösung eines Konfliktes. Legionäre waren einfach eine andere Art Mensch.
              Die schwitzen nichtmal nach einem stundenlangen Lauf mit voller Ausrüstung.
              Sein persönliches Fazit war daher kurz und knapp: Leg dich nie, wirklich nie, mit der Legion an! Das war etwas für Wahnsinnige und Selbstmörder.
              Vermutlich spürten das auch die Einheimischen und belästigen die Legionäre daher nicht, gute Entscheidung.
              Einen Legionär zur Heirat mit einer der Frauen zwingen zu wollen, wäre vermutlich das Letzte, was deren Vater auf Erden tun würde.
              Der aktuelle Verbindungsoffizier der Legion zur Irish Brigade war Secound Lieutenant Cindy Lefebre. Eine bildhübsche Brünette, mit furchtbar düster blickenden Katzenaugen. Auch ihre Stimme war erregend, wenn sie nicht gerade in dem legionärstypischen kehligen Knurren redete. Sie war so eine Art Urbild eines Legionärs: pflichtbewusst, zuverlässig, respektvoll aber kein bisschen unterwürfig. Und ihr Blick zwang jeden in die Knie und zu einer Entschuldigung. Beim wöchentlichen Pokerabend spielte sie auch sehr gut mit. Nur trinkfest war sie nicht sonderlich. Sie gab schon nach der dritten Flasche auf.
              Während Ryan-Kelly so auf der Couch lag, sich über die seltsamen Umtriebe des Lebens wunderte und darüber nach grübelte, wie er die Legionäre beim nächsten Manöver endlich schlagen könnte, er konnte es immer noch nicht glauben das diese leichte Infanterie jedesmal seine Brigade aufmischte, klopfte irgend jemand in seiner heiligen Zigarrenpause an die Bürotür.
              „Wenn nicht gerade der Weltuntergang bevorsteht oder die Prohibition auf die Brigade ausgedehnt wurde, will ich nicht gestört werde!“, brüllte William ungehalten zur sich bereits öffnenden Tür. Das konnte nur Lefebre sein. Die würde selbst Gott vom Klo zerren, wenn man ihr das befahl. In der Tat betrat Lefebre in Dienstuniform das Büro. Der Gruß war wie üblich zackig und stur Richtung Schreibtisch. Kelly-Ryan wusste, dass sein „unsoldatisches“ Verhalten sie ärgerte und das freute ihn wiederum diebisch. „Ah Lieutenant Lefebre, was gibts?“, fragte er ohne sich groß die Mühe zu machen aufzustehen.
              „Sir, die Raumüberwachung meldet unbekannte Schiffe im Anflug, Sir.“
              „Unbekannt oder unangemeldet?“
              „Unbekannt, Sir.“ Lefebre drehte sich endlich zu ihm um. „Ein Überwachungsatellit der Navy konnte einen Blick auf die „Antriebsflammen“ werfen. Es gibt keine, nur einen Art Leuchten. Die Schiffe verzögern im Moment mit höheren Werten als wir das könnten und antworten nicht auf Funksprüche. General Elemba ist der Ansicht, dass uns eine Invasion von unbekannten Streitkräften bevorsteht und spricht die Empfehlung aus, ihre Truppen in Kampfbereitschaft zu versetzen.“ Sie hob ein einen Papp-Aktenordner hoch. “Hier drin sind alle Informationen, Brigadier General.“
              Die Empfehlung war natürlich ein höflicher Befehl. General Jeanine Elemba war eine sehr höfliche Frau, die Wert auf gute Umgangsformen legte. Selbst gegenüber Untergebenen. William streckte den linken Arm aus und lies sich von Lefebre den Ordner geben. Er betrachtete die Radarbilder, unscharfe Fotos des Satelliten und überflog kurz die Analysen der Navy, welche das kleine Satelliten- und Raumüberwachungszentrum in Corpus Cristi betreute. Laut der Navy hatten sie noch fast eine Woche Zeit, bis es rund gehen könnte. Ryan-Kelly schielte am Rand der Akte vorbei auf Lefebre. Ihre Augen waren heute weniger düster, einen Art Vorfreude machte sich dort breit.
              „Scheint sie zu freuen, was?“
              „Sir?“
              „Ach kommen sie schon, sie genießen das doch. Endlich geht’s rund und der langweilige Kasernendienst hat ein Ende.“
              „Nun, Sir, ich kann mir jedenfalls besseres vorstellen. Ich bin Soldat, Legionärin, ich wurde zum kämpfen ausgebildet und nicht um schick zu exerzieren und aufgeputzt herum zurennen wie die Garde.“
              „Ach, diese Begeisterung fürs Töten, nun bald könnten sie Gelegenheit dazu haben. Vielleicht treibt das ein paar ihrer persönlichen Dämonen aus. Danken sie bitte Jeannine für die Benachrichtigung und sagen sie ihr, wir werden in wenigen Stunden bereit zum Ausrücken sein. Und wenn sie raus gehen, sagen sie bitte dem Sergeant vorne, dass er mir die Colonels her schicken soll.“ William Ryan-Kelly, General der CAS, warf den Ordner auf den Boden, widmete sich wieder seiner Zigarre und wedelte mit der freien Hand Richtung Tür. Er konnte Lefebres Zähneknirschen hören, als sie grüßte und beim Rausgehen die Tür etwas schwungvoller ins Schloss zog.
              [QUOTE]General Jeanine Elemba, eine harte Frau, deren Familie jetzt in sechster Generation im Dienst der UN stand, tigerte im Lageraum des Kommandobunkers auf und ab. Ihre hochgewachsene, sehnige Gestalt überragte mit fast 2 Metern Größe die meisten Anwesenden. Ursprünglich stammte sie von Regulars, war dann aber im Zuge einer Untersuchung eines entgleisten Unterdrückungseinsatzes gegen immer noch existierende Murunda-Anhänger, UN-Jargon für Auflösung von illegalen, bewaffneten Demonstrationen, zur Legion strafversetzt worden. Von diesem einen Fehler abgesehen, war sie ein hervorragender Offizier, was zwar nicht ihre Laufbahn, aber zumindest ihren Arbeitsplatz gerettet hatte.
              Irgendwo hinter ihr redete Gouverneur Jackson unablässig auf sie ein, ohne zu bemerken, dass Elemba ihm gar nicht zuhörte. General Ryan-Kelly beobachtete den Gouverneur amüsiert durch dichte Rauchschwaden hindurch. In seiner grauen CAS-Generalsuniform wirkte er hier unter den Legionären seltsam deplaziert. Er fühlte sich hier auch etwa so wohl, wie eine Maus auf einem Katzenball. Auf einem großen, zusammengesetzten LCD-Bildschirm war eine Systemkarte dargestellt, die die Annäherung der Unbekannten zeigte. Ein anderer Schirm zeigte die planetare Karte von New California, mit Siedlungen und die Stationierungen der UN-Truppen. An dutzenden Arbeitsstationen hockten Legionäre und leiteten die Truppenverlegungen und die Versorgung. Elemba blieb ruckartig stehen. „In Ordnung, wir stecken in der Klemme. Ohne Raumstreitkräfte können wir die Landungen nicht behindern. Wir können uns aber auch nicht im Dschungel verstecken, da wir nicht wissen, was die Unbekannten mit den Zivilisten anstellen. Andererseits können wir auch nicht direkt in den Städten kämpfen, ohne Zivilisten zu gefährden, oder Bombardements der Städte zu provozieren. Also was tun? William, haben sie eine Idee?“
              William Ryan-Kelly nuckelte an seiner Zigarre, bevor er antwortete.
              „Kellys Irish Brigade ist eine Kavallerieinheit, die auf Bewegungskämpfe spezialisiert ist. Also sind Gefechte in Städten nichts für uns. Und die Luftlandetaktiken ihrer RKGs funktionieren da auch nicht. Also müssen wir die Kämpfe von den Städten entfernt stattfinden lassen. Nur wie machen wir das?“
              „Wir könnten – wenn wir die Landezonen wüssten - könnten wir dort eine Attacke starten und uns in die Berge zurückziehen, Krach schlagen und so von den Städten ablenken und in den Städten, oder zumindest in der Hauptstadt, nur ein einzelnes Regiment zurücklassen. Das sollte kein Orbitalbombardement rechtfertigen oder provozieren. NC ist eh dünn besiedelt. Ich meine, von Corpus Cristi mit 200.000 Einwohnern mal abgesehen, leben hier doch kaum mehr als 400.000 Menschen in Dörfern und Farmen.“
              „General Elemba, dass ist vom militärischen eine simple Entscheidung. Wir können nicht jedes Tal schützen, wenn wir uns in der Hauptstadt einigeln. Andererseits müssen wir die Hauptstadt und den Hauptsender des Raumhafens halten. Ihre 3th Zaire Legion RKG ist doch auf den Stadtkampf trainiert, oder? Jedenfalls ursprünglich?“
              „Hm ja, nur nach der letzten Reorganisation sind die Stadtkämpfer Mangelware.“
              "Also Jeannine, ich würde Folgendes vorschlagen: Die 13. Leichte RKG bleibt in Corpus Cristi und deckt von hier aus die Bergtäler im Süden. Während meine Brigade in die Shenendoa Highlands verlegt wird. Von da aus können wir sowohl mit unseren Panzer im Luftangriff Corpus Cristi erreichen, als auch Feindkräfte binden. Das Plateou bietet genug Raum für unsere Hit- and Run-Taktiken und Bewegungsgefechte. Und die 28. Leichte RKG kann im Dschungel kämpfen. Und wir können ebenfalls unterstützen.“
              „Und der Rest des Planeten, William?“
              „Nun, es ist noch eine gute Woche bis es knallt, ich würde sagen, wie evakuieren was geht in die Hauptstadt, ganz außen angefangen. Der Rest muss sich halt verdrücken und hoffen.“
              Elemba runzelte die Stirn, während sie nachdachte. Ryan-Kellys Plan ergab Sinn, zumindest konnten sie so längere Zeit kämpfen und auf Hilfe warten. Wenn sie sofort die Kurierkorvette UNNS Maverick im Orbit abschickte, konnte diese die Royal Dragoons RKG zu Hilfe rufen und dann weiter zur Erde reisen und unterwegs das Alarmnetz der UN aktivieren, indem man in jedem System den Fall Napoleon ausrief. Binnen eines Monats wäre die ganze Menschheit kampfbereit. Trotzdem würde es sicher zwei Wochen dauern, bis die Dragoons auftauchten und nochmal mehrere Monaten, bis kampfstarke UN- und National-Verbände von der Erde eintrafen. Gab es eine andere Alternative? Ja!
              „Gouverneur von Leythen, soweit ich weiß, ist es hier üblich, das die Siedler der Distrikte in Milizen organisiert sind?“
              Der Gouverneur wirkte verstört, verständlich, war er doch nur ein Politiker, dessen Wähler jetzt einem Angriff entgegensahen. „Ja, natürlich, hier hat fast jeder außerhalb der Stadt ein Jagdgewehr oder eine Schrotflinte im Schrank.“
              „Dachte ich mir, also werden wir alle Einwohner von Corpus Cristi in die Dörfer evakuieren, die Einwohner kennen sicherlich eine Menge Höhlen, in denen man sich verstecken kann. Machen sie bitte eine Durchsage an die Bevölkerung, sich zum Transport in die Dörfer bereit zu machen und informieren sie die Dörfer, dass sie sich mit den Städtern und allen verfügbaren Vorräten in die nächsten Höhlen begeben sollen. Corpus Cristi jedenfalls wird evakuiert, weil wir es nicht verteidigen können.
              „General, ich, ich kann doch unmöglich, sie sind hier um uns zu beschützen. Ich verlange von ihnen, dass sie Corpus Cristi verteidigen ...“
              „Das dürfte kaum möglich sein, Herr von Leythen. Aber wir werden unser Bestes geben. Und je länger sie nun mit mir debattieren und uns hier aufhalten, um so weniger Menschen können wir aus der Hauptstadt evakuieren!“ General Jeannine Elemba sprach ganz leise aber eindringlich und nagelte von Leythen mit ihren grauen Augen fest wie ein Insekt im Schaukasten. „Corpus Cristi ist zu leicht mit einem Nuklearschlag zu vernichten und wenn wir dort kämpfen, werden viele ihrer Wähler sterben. Daher verteilen wir uns in kleineren Gruppen auf die Dörfer und Berghöhlen, die keinen Nuklearschlag lohnen. Und wir Soldaten zetteln, befreit von dem direkten Schutz der Zivilisten, einen Guerilliakrieg im Urwald an. Die Milizen müssten zum Schutz solange ausreichen, bis wir zum Entsatz anrücken können! Ich werde und will darüber nicht diskutieren, da das eine rein militärische Entscheidung ist!“ Elemba hielt einen Moment inne. „Wenn wir das hier überleben, können sie gerne Beschwerde beim UN-Oberkommando einlegen.“ Damit wendete General Elemba sich vom Gouverneur ab und machte sich an die Planung der Evakuierung und des Dschungelkampfes.




              UNNS Elliohyppus
              Unbesiedeltes Transitsystem
              Systemkatalognummer HD235462


              Captain Tecumseh deLonn, aus dem Volk der Shawnee, Kommandand der Elliohyppus, studierte eine Reparaturliste des Cheftechnikers, Commander Cabot. Die Elli fiel offensichtlich auseinander, allein in den letzten beiden Monaten, waren sie nur knapp 3mal einem Bruch des Tokamak-Magnetfeldes entgangen. Und ihr Sprung nach zeta Virginis hatte sich wegen Störungen im den Feldspulen des 300 Meter langen Hyperantriebskerns verzögert. Und ein Ausfall des Kerns wäre hier in einem unbewohnten System, das nur sporadisch von den modernen Flottenschiffen und jedes halbe Jahr von einem Tender passiert wurde, katastrophal. Von den kleineren Problemen, wie nicht schließenden Luftschleusen, Kurzschlüssen in der Bordelektronik wegen Unmengen Mäusen, deren der Bordkater nicht mehr Herr wurde und unzähligen anderen Dingen, ganz zu schweigen.
              Na ja, nicht ganz, nur extrem langweilig. Die Elli ist schrottreif, wird wohl meine letzte Fahrt, dachte Captain Tecumseh deLonn.
              DeLonn zeichnete den Bericht im Computerterminal seines Sitzes ab und wandte sich dem Einholen des altertümlichen Solarsegels zu. Durch Abnutzung und Mikrometeoriten war die Leistung des Segels mittlerweile auf knapp 70% gesunken und da diese Segel nicht mehr hergestellt wurden, würde sich das auch nicht bessern. Auch ein Relikt vergangener Tage, als die Hyperkerne zu empfindlich waren, um sie aus den damals primitiven Tokamaks zu laden.
              Und heute ist der Antrieb zu alt, um aus einem modernen Tokamak geladen zu werden. DeLonns Gedanken schweiften immer wieder ab.
              Mit einem ärgerlichen Kopfschütteln erhob sich deLonn und ging zur Steuerkonsole des Solarsegels hinüber. Dabei klimperten die Perlen des Federschmucks in seinen langen grauen Haaren leise. Als Mitglied der Mohikan Warriors, einer Luftlande-Elitetruppe der UN, trug er natürlich den traditionellen Schmuck der Einheit, die nur aus den Ureinwohnern Nordamerikas rekrutiert wurde. Mit 58 Jahren war deLonn einfach zu alt für die kämpfende Truppe und wurde so zum Versorgungswesen der UN und auf die Elli versetzt, die er jetzt seit vier Jahren kommandierte.
              „Alles in Ordnung, Mr. Scott?“ erkundigte er sich bei dem Crewman an der Konsole.
              „Motor 4 läuft wieder heiß, Sir.“
              DeLonn sah auf die Anzeigen: Die Motoren 1 - 3 liefen normal, aber auch nah an der Obergrenze der Toleranz, Nummer 5 war hingegen angenehm kühl. Und 4 war bereits weit im roten Bereich. Das Segel wurde bereits im Schneckentempo eingeholt, noch langsamer ging kaum.
              Eine Warnleute blinkte auf, der Motor Nummer 4 blockierte. Crewman Scott stoppte mit einem Notfallschalter alle Motoren.
              „Segelsteuerung an Technik“, meldete sich Scott in der Bordwerkstatt, „Segelmotor 4 ist wider blockiert.“
              „Schon unterwegs!“, kam die prompte Antwort. Einige Minuten später kam die Meldung, dass es ungefähr vier Stunden zum Beheben des Schadens brauchen würde. Mit einem resignierten Seufzen vermerkte deLonn auch das in seinem elektronischen und schriftlichen Logbuch, zusammen mit einer Kopie des Reparaturberichtes. Scheißschiff!



              Kolonie New California
              CAS Kolonie unter UN-Aufsicht
              System zeta Virginis, Sternbild Jungfrau
              72 LJ von der Erde entfernt

              Cindy Lefebre war von ihrem Verbindungsoffiziersposten abberufen und als Zugführer dem 2. Zug der 7. Kompanie, 2. Batallion, 337. Leichte Infanterie, 13. Legions-RKG zugeteilt worden. Ihr Zug operierte jetzt, wie alle anderen Legionseinheiten in Kompaniegröße unabhängig voneinander, in ihrem Einsatzgebiet. Heute morgen hatten die Späher ihres Zuges eine feindliche Einheit in Kompaniegröße entdeckt, die sich entlang eines schmalen, erdfreien Felsbandes durch den Urwald bewegte. Denselben Weg hatte ein ganzes Batallion der 13. genommen, um sein Gefechstheater in den Bergen zu erreichen.
              Nach der Entdeckung der feindlichen Kräftehatte Cindy Lefebre ihrem Captain den Hinterhalt hier an dieser relativ breiten Stelle des ansteigenden Felsbandes vorgeschlagen. Aus dem hier auf dem felsigen Untergrund kaum mannshohen Gebüsch ragten rechts mehrere Felsen auf, die dem Zug jetzt als Deckung dienten. Die vier MG-Schützen warteten mit ihren M60E8 weiter bergauf oberhalb der Felsen, um dort beim Rückzug mit zwei der vier Schützengruppen Feuerschutz zu geben. In den Sträuchern hinter ihr waren sechs Claymore Anti-Personenminen auf 50 Meter breite versteckt, die von Cindy per Fernsteuerung gezündet werden sollten. Die Scharfschützen der vier Gruppen befanden sich ebenfalls oberhalb ihrer Position. Ein dreifaches Klicken im Funk meldete das Näherkommen der Ziele. Ein Klick pro 100 Meter Distanz. Secound Lieutenant Lefebre warf einen letzten Blick in die Runde. Die still liegenden Legionäre waren durch die Tarnfunktion ihrer Kampfanzüge nahezu unsichtbar.
              Ein erneutes Doppelklicken, 200 Meter. Cindy kratze zweimal über ihr Mikro. Bereithalten!
              Wurde auch langsam Zeit, schließlich krabbeln mir seit vier Stunden Ameisenanalogons in die Hose. Auf der Lauer liegen und Hinterhalte verlangten Geduld und Tiere ließen sich durch die optischen Spielereien der Legion nicht täuschen. Also musste man lange vor dem Eintreffen des Feindes vor Ort sein, um für die Tierwelt zu einem vertrauten Teil der Landschaft zu werden. Oder zumindest zu einem nicht bedrohlichen. Also verbrachten die Legionäre Stunde um Stunde nahezu bewegungslos auf dem Boden, ließen Ameisenanalogons und Kleintiere über sich hinweg krabbeln und warteten geduldig in ihrem mehrstufigen Hinterhalt. Und Geduld wird bekanntlich belohnt.
              Dunkelgraue, humanoide Gestalten, deren Bild von einem Späher an ihren Minicomp gesendet und auf der Innenseite ihres Helmvisiers projeziert wurde. Ein einzelnes Klicken, 100 Meter. Die Fremden trugen eine Art Rüstung, die an Ritterrüstungen erinnerte. In den Händen hielten sie große, an M324 erinnernde, Waffen. Humanoid, symetrisch, zwei Arme und Beine, Kopf. Zwei Kolonnen im Gänsemarsch, rund 100+ Gegner. Scheiß drauf, euch machen wir fertig!
              „Eins Feuer!“


              Weiter oben blickte Scharfschütze 2nd Class Pamela Boucher durch ihr Visier. Sie war knapp 1000 Meter vom Felsband entfernt. Ihr nur von der Legion eingesetztes Sniper 2 war auf einem Zweibein abgestützt. Das 1900 mm lange Gewehr mit 2000 Metern Reichweite war ein Nachfahre des deutschen Tankgewehrs M1918. Das Kaliber 20 mm war die Kanone der Scharfschützen, jedes Geschoss musste Einzeln von Hand geladen werden. Damit konnte man auch einen Schützenpanzer durchlöchern. Der geringen Feuergeschwindigkeit wegen wurde es nur von der Legion benutzt. Durch das Zielfernrohr wirkten die Aliens so nah, als stünden sie direkt vor ihr. Sie konnte praktisch jede Riefe an den Rüstungen erkennen. Unter dem Kopf waren auf der Brust hellgraue oder silberne Platten eingelassen, die mit irgendwelchen Zeichen verziert waren. Durch das Zielfernrohr wirkten die Panzer noch mehr wie Ritterrüstungen. Eine schmale dunkle Linie am Kopf, war vermutlich das Helmvisier. Verdammt, Ritter mit Schusswaffen, krass!
              Sie senkte das Fadenkreuz auf die Brust ihres Ziels, windstill, also keine Abweichungen, GUT! Der Lauf folgte langsam den Bewegungen, blieb immer genau auf die Brust gerichtet. Mit einem Auge sah Pamela durch das Visier, das andere hielt die Infos des Gewehrdisplays im Auge. Cindys Stimme krachte im Funk: EINS FEUER!
              Pamelas Zeigefinger senkte sich auf den Abzug, bei 2,5 kg aktivierte sich ein grüner Ziellaser, der nur mit Hilfe des Gewehrvisiers zu sehen war. Bei 3 kg Zug löste sich der Schlagbolzen und schickte die Kugel auf ihre Reise. Das panzerbrechende Geschoss bewegte sich mit 1600m/s auf seiner Bahn und erreichte nach knapp 0,5 Sekunden das Ziel, lange vor dem Schussgeräusch.
              Der Oberkörper des Ziels platze förmlich in einer roten Wolke auseinander. Die Brust war völlig verschwunden, der Körper wurde nach hinten geschleudert und brach mit herausquellenden Innereien zusammen. Die anderen drei Schützen hatten ebenfalls getroffen. Ohne hinzusehen, lud Pamela nach und wählte ihr zweites Ziel aus. Die Aliens verteilten sich bereits auf dem Felsband und warfen sich in die Büsche am Rand. Für die am Hang sitzenden Schützen war das aber kein Hindernis. Mit dem dritten Schuss waren alle Aliens in Deckung. Zwölf Leichen lagen auf dem Fels. Jetzt war der Gegner am Zug.
              Wie ein Mann sprangen plötzlich rund 30 Feinde auf und rannten auf den Hang zu. Cindys Team tauchte hinter seiner Deckung auf und feuerte 3er-Salven auf die anrückenden Aliens. Die Kugeln prallten von der Rüstung ab. Pamela bekam einen der Aliens ins Fadenkreuz und schickte eine Kugel auf den Weg. Treffer! Ein halbierter Feind sank zu Boden
              „Zwo. Dauerfeuer!“, hörte Pamela Cindys Teambefehl aus dem Funk. Aus dem kurzen Krachen der G40 wurden lange Salven. Einzelne Aliens brachen zusammen, die Meisten stürmten aber weiter.
              „Zwo, Rückzug!“ Die Legionäre sprangen aus ihrer fragwürdigen Deckung und rannten im Zickzack zwischen den Felsen den Hang hinauf. Ein paar der Aliens blieben stehen und richteten ihre an Kanonen erinnernden Waffen in hüfthöhe auf die Legionäre. Die Schüsse klangen wie lang gezogene Donnerschläge. Mehrere Legionäre brachen mit riesigen Austrittswunden, teilweise entzwei gerissen zusammen.
              „Minen scharf, Team Drei, Feuer!“ In die einzelnen Salven der G40 mischte sich jetzt das Geräusch der M60. Für einen Moment schien es, als könnten die MGs den Angriff der Aliens stoppen. Dann rannten diese wieder durch das Feuer hindurch, die MG-Schützen gingen von flächendeckend auf Punktbeschuss über. Einzelne Aliens brachen in dem Kugelhagel zusammen. Die Reserve der Aliens sprang plötzlich auf, stieg auf Flammenstrahlen in den Himmel und drohte über Cindys Team hinweg zu springen. Sprungtournister, das ist eine Art Schockinfanterie! „Team Eins und Drei, fliegende Ziele ausschalten.“ Pamela brüllte fast in das Mikro. Dabei überging sie ihren Truppführer und den des dritten Teams. Aus reinem Reflex reagierten die Legionäre und feuerten auf die fliegenden Feinde. Nach den ersten Schüssen sanken diese sofort zu Boden, nicht jedoch ohne zuvor mindestens zehn Mann verloren zu haben. Die erste Alien-Gruppe rannte nun in die jetzt scharfen Claymores hinein. Die Minen wurden von Cindy per Funk gezündet und mähten mit Hunderten Stahlkugeln die erste Angreiferwelle nieder. Die überlebenden von Team Zwo erreichte die MG-Schützen, diese schlossen sich dem Rückzug an, gedeckt durch die Schützen von Team Eins. Dann zog sich auch Pamela zurück. So richtig erfolgreich war das nicht. Aber jetzt sind wir etwas schlauer.
              Wieder kam Cindys Stimme über Funk: „Weasel 2 von Weasel 1 kommen, kommen! Sind auf 300 südwest von S1 zurückgefallen, treten Rückzug Richtung Weasel 2 und S2 an, Zulu verfolgt in Abstand von 600. Zulu Verluste geschätzt 30-40. Eigene Verluste Zwölf.“


              Die dreizehn Überlebenden des 2. Zuges bewegten sich so schnell sie konnten den Berghang hinauf. Cindy befand sich etwa in der Mitte der Gruppe. Durch den dichten, feuchtwarmen Regenwald europäischen Typs ging es nur in leichtem Trap, die schwere Ausrüstung trug ihren Teil zum geringen Tempo bei. Der Boden war weich und mit Laub bedeckt, so dass die Soldaten mit jedem Schritt einsanken. Die riesigen Bäume, deren meterdicke Stämme vermoost waren, blockierten die Sicht und begrenzten das Sichtfelder der Soldaten auf kaum mehr als ein Dutzend Meter. Mehr Platz war zwischen den Giganten nicht. Zusätzlich behinderte dorniges Unterholz und herabgefallene modrige Äste, unter dem Laub verborgen, den Marsch. Dichter Nebel bedeckte den Boden bis in Brusthöhe und machte es noch schwieriger, einen Weg zu finden. Daher hatten die Legionäre ihre Infrarotsichtgeräte über das rechte Auge gezogen, während sie mit dem linken weiterhin ungehindert „normal“ sahen. Zugleich aber behinderte dies auch die Invasoren und bot den Legionären Schutz. Irgendwo in de Ferne fauchte ein einheimisches Raubtier und irgend etwas gewaltiges brach sich links vom Zug einen Weg durch den Wald.
              Cindy griff in eine Außentasche ihrer Gefechtsweste und zog einen flexiblen Bildschirm heraus, kaum mehr als eine dünne Folie, die sich an ihrer vorgegeben Form erinnerte und sofort zu einem 20x30cm großen Blatt wurde. Ein Glasfaserkabel verband den Flexschirm mit dem hochgezüchteten Minicomp der Offiziersgefechtsweste. Die Oberfläche verwandelte sich in einen Touchscreen und Cindy begann im laufen Befehle einzugeben. Jetzt zeigte der Flexschirm eine Terrainkarte mit ihrer Rückzugsroute. Vor ihnen, etwa 200 Meter voraus, lag ein seichter, aber reißender Gebirgsbach von ungefähr zwanzig Metern Breite. Am anderen Ufer, oberhalb der Böschung und nochmal hundertfünfzig Meter weiter, lauerte der 3. Zug. Die Züge 1 und 4 waren weiter oben am Hang in Stellung oder bereiteten einen erneuten Hinterhalt vor.
              „Weasel 2, Weasel 2 für Weasel 3, kommen, kommen!“, meldete sich Cindy über Funk bei Secound Lieutenant Lopez vom 3. Zug. [
              Lopez antwortete: „Weasel 3 in Planquadrat 37/102, Koordinate 150 nordwest von H1!“
              „Zulu in Stärke ca.70, ist stark gepanzert, Wirkung der eigenen Mittel nur begrenzt. Fernunterstützungsmittel wirksam. Wirkung von Kampfmitteln NICHT aufgeklärt.
              Zulus sind mobil, H1 vermutlich KEIN Hinderniss.
              Weasel 2 Ende“
              „Weasel 3, Verstanden, leite weiter an Weasel 1!“
              Lefebre und der Rest ihres Zuges traten aus dem Halbdunkel des Waldes in das Dämmerlicht des Tages. Dichte Regenwolken bedeckten mittlerweile den Himmel. Am Ufer zerfaserte der Nebel zu dünnen Schlieren und ging scheinbar nahtlos in das weiße, schäumende Wasser über. Felsbrocken ragten aus dem Wasser heraus. Zwischen beiden Ufern war ein Führungseil gespannt. Ohne diesen Halt hätte der Gebirgsbach durchaus die Legionäre mit sich reißen können.
              „Los Beeilung, bei Weasel 3 in Stellung gehen!“
              „Weasel 3 für Weasel 2, sende Infrarotblinksignal.“
              Auf den Infrarotsichtgeräten sahen die Legionäre ein kurzes, mattes Blinken und eilten durch das kalte Wasser, mit dem sich die Stiefel fast sofort, füllten auf das Signal zu. In der Bachmitte reichte das Wasser bis zu den Hüften. Die Scharfschützen waren als erste durch den Bach geeilt und gingen nun am Ufer in Feuerstellung. Cindy krabbelte als letzte ans Ufer, sie rückte jetzt zum 3. Zug auf. Lopez, Weasel 3, überspielte eine Positionskarte an Cindys Minicomp und dieser leitete die Daten an die Legionäre des 2. Zuges weiter. Auf den Helmvisieren der Legionäre tauchten nun deren neue Feuerstellungen auf. Lopez hatte die Verluste bereits berücksichtigt. Die Legionäre erstarrten in ihren Stellungen, vom 3. Zug unter den Ufergehölzen ausgehoben Schützenlöcher und wurden damit erneut praktisch unsichtbar.
              Wenn die anderen Hinterhaltsaktionen genau so erfolgreich waren, war die Legion am Arsch, dachte Secound Lieutenant Cindy Lefebre, die direkt neben Lopez, Weasel 3, oberhalb der anderen Soldaten, in Stellung gegangen war.
              Lopez sendete weiter Daten über Cindys Minicomp an deren Zug und an seinen eigenen. Die Soldaten mit den G40 wurden in Zweierteams eingeteilt und bekamen Anweisung, jeweils immer nur einen Feind in Ziel zu nehmen. Zwischen den Schützenteams bildeten sich über die Minicomps kleine Kommunikationsnetze, winzige Chips in den G40 kommunizierten miteinander über die Comps, um im Kampf Zieldaten auszutauschen.
              Die beiden Offiziere hingegen überblickten das ganze zukünftige Schlachtfeld, so das deren Minicomps jetzt automatisch Zielanweisungen an die Legionäre weitergaben, zusätzlich zeichneten Kameras in den Helmen der Zug- und Truppführer das Geschehen auf. Die Legion hatte bereits erste Änderungen an der Taktik vorgenommen, basierend auf den Erfahrungen von Cindys Zug. In Kombination der Comps der Legionäre, die zusätzlich die persönlichen Bedrohungsparameter ihres Trägers berücksichtigten, verwandelten sich die beiden Züge von Einzelwesen zu einem höchst gefährlichen Organismus.

              Bewegungslos warteten die Soldaten in ihrer Deckung. Über das Rauschen des Bachs waren keine Feindbewegungen zu hören. Dann hörte man Explosionsgeräusche. Die an den Bäumen von Weasel 3 in Brusthöhe angebrachten Claymores waren ausgelöst worden. Seltsame Schreie halten durch den Wald und über den Fluss.
              „Ich glaub, die sind jetzt sauer“, flüsterte Cindy zu Lopez.
              „Hab ja noch was anderes im Wasser“, kam die ebenfalls geflüsterte Antwort.
              Dann bewegte sich das Unterholz und die ersten Feinde tauchten am Ufer auf.
              „Weasel 3 an alle Weasel, bereithalten!“ Lopez wechselte auf die Kompaniefrequenz. “Weasel 2 und 3 von Weasel1, kommen!“
              „Weasel1 von Weasel 2, ich höre.“
              "Zulu hat H1 erreicht. Hauptmacht noch im Wald. Zuluausrüstung zeigt Schäden durch Kampfmittel. Korrektur, Zulu rückt in großer Zahl vor. Erbitte Artilleriefeuer auf“, Lopez warf einen Blick auf seine Flexschirm, „auf 170 südost von Postion Weasel 2, auf mein Zeichen.“
              „170 südost von ihnen, bestätigt!“
              „Zulu rückt vor, 100 plus!“
              Die Aliens waren jetzt im seichten Wasser des Ufers angekommen, sechs Wassersäulen stiegen auf, ausgelöst durch Minen. Die Aliens stürmten weiter in den Fluss.
              „Scharfschützen, Feuer frei!“ Sofort ertönten die Donnerschläge der Sniper 2, die vorderste Linie des Feindes wurde auseinander gerissen. Und ein Projektil, das sein Ziel in der ersten Linie verfehlte, traf unweigerlich etwas in der Zweiten.
              „M60, Feuer!“ Der Feind war jetzt auf die Flussmitte vorgerückt. Sie waren zugleich auch am gegenüberliegenden Ufer ausgeschwärmt und beschossen die MG- und Scharfschützen. Während Lopez das Gefecht leitete, studierte Cindy als Gefechtsbeobachter die Aliens. Die Handwaffen der Aliens hatten kein Mündungsfeuer und waren etwa so groß wie eine M324.
              „Sprungtruppen am Ufer, Distanz 160, machen sich sprungbereit!“
              „Weasel 2 von 1, 160 feuer!“
              Vier Kilometer weiter hinter ihnen, lies ein Soldat des 1. Zuges eine Granate in seinen computergesteuerten 1-Mann-Mörser fallen. Die Zieldaten bezog er direkt von Lopez Minicomp. Der Mörser streute automatisch auf 100 Metern Breite.
              Am Ufer detonierten die 80 Millimeter-Granaten, schleuderten riesige Dreckfontainen in die Luft, fällten kleinere Bäume und schleuderten die Aliens Dutzende Meter weit in den Wald und den Fluss, wo diese leblos liegen blieben oder versanken. Die ersten Feinde hatten jetzt das Ufer erreicht und die G40 erhielten Feuerfreigabe. Zu zweit nahmen die Soldaten jeweils ein Alien ins Ziel und feuerten solange, bis es zusammenbrach.
              „Achtung, vermutlich Raketenwerfer, linke Flanke!“ Lopez Kopf ruckte bei Cindys Meldung herum, entdecke den Werfer und markierte in als Primärziel für die MG. Die drei überlebenden M60E8 schwenkten herum und nahmen den Werfer unter Beschuss. Der Werfer wurde von drei Aliens bedient, die unter dem MG-Feuer zwar wankten aber nicht vielen. Lopez erteilte neue Befehle, die M60 schwenkten wieder zur Hauptmasse zurück und die Sniper 2 nahmen die Raketengruppe ins Ziel. Die Aliens feuerten die erste Rakete ab, die Schützenlöcher 3 bis 5 wurden mit Splittern überschüttet und verstummten.
              „Weasel 2 von 1, Deckungsfeuer auf Ziellasersignal.“ Lopez wies den Chip seines G40 an, dem Minicomp mit dem Ziellaser des Gewehrs zu verbinden, dieser meldete das an den Mörser.
              „Bestätigt, Ziellaser empfangen!“
              Der Mörserschütze lud eine Smart-Granate, ein intelligentes Geschoss, und feuerte. Auf der Spitze ihrer Bahn fand der Suchkopf der Granate das Lasersignal und schlug direkt auf dem Kopf des Raketenschützen ein.
              „Deckungsfeuer Sp und Ra, Distanz 100!“
              Die Granaten schlugen kurz vor den Aliens ein, Lopez lies die Schützenlöcher im Deckung der Rauch- und Splittergranaten räumen. Jetzt waren mindestens 200 Aliens auf seiner Uferseite und verteilten sich. Weitere strömten aus dem Wald oder hingen bereits in der Luft.
              „Weasel 3 an alle Weasel, Rückzug einleiten.“ Lopez sprintete geduckt aus seiner Deckung, nachdem alle bestätigt hatten. Nach kaum zehn Metern, wurde er von einer Alienwaffe in Fetzen gerissen. Fleischfetzen, Hirn und Blut spritzen über Cindy. Diese lief weiter.
              „Weasel 2 von Weasel 1, kommen, kommen!“
              „Weasel 1 hört!“
              „Zulu hat H1 überschritten, Stärke 300 plus, setzte schwere Mittel ein. Verluste Zulu vermutlich 50 bis 80. Wirkung von Kampfmitteln minimal. Eigene Verluste 28. Führer Weasel 3 ist Verlust! Bewegen uns schnell auf S3 zu!“ Bei S3 wartete Weasel 4.
              „Weasel 1 von Weasel 2, vereinen sie sich mit Weasel 4 und übernehmen sie Kommando. Rückzug zu Weasel 1 fortsetzen. Befehle folgen. Ende!“ Weasel 1 änderte seinen Schlachtplan und konferierte mit der Irish Brigade.
              Soldat 15T7871 bewegte sich langsam durch den fremdartigen Urwald. Der Nebel und die vielen Pflanzen ängstigten ihn. Es war so ganz anders als im Komplex. Er hatte das erste Gefecht mit den Tieren auf dem Felsband überlebt. Sie in den Urwald verfolgt und auch den Kampf am Fluss überstanden, der viele seiner Zuchtkameraden das Leben gekostet hatte. Jetzt folgte er den Spuren eines hastigen Rückzuges. Das hatte er bereits auf mehreren Welten getan. Er kannte nur den Sieg.
              Links von ihm schrie einer seiner Kameraden vor Schmerz auf. Es interessierte ihn nicht. Der Meister hatte seine Befehle klar formuliert: Vorrücken, die Tiere verfolgen, einkesseln, Alphatiere fangen und alle anderen töten. Verluste wurden ignoriert. Er fühlte sich sicher in seinem Panzer. Plötzlich fuhr ein Schmerz durch sein linkes Bein. Er schrie auf und brach zusammen, als sein linkes Bein unter ihm nachgab. Soldat 15T7871 lag auf dem Boden. Er spürte wie sein Blut aus dem Bein schoss. Sein Blick fiel auf zwei Stahlbögen, die mit gezackten Innenseiten sein Bein in der Mitte des Unterschenkels abgetrennt hatten. Wie die Kiefer eines Raubtieres. Verdammt gerissen, wirklich verdammt geri...

              Privat Müller vom Zug Weasel 4 legte das Fangeisen auf den Boden, während Privat Jörgensson mit ihrem G40-Zielfehrnrohr den Wald absuchte.
              „Mach schneller, Müller!“ Müller hantierte mit dem Spanner. „Schneller? Ich will nicht selber in dem Ding hier landen.“ Während Müller die Kiefer der Falle auseinander drückte, speicherte sein Minicomp die genauen Koordinaten der Falle ab. Für später. Schließlich waren die Fallen teuer und sollte wieder eingesammelt werden. Dann stellte er den Belastungssensor ein, damit die Falle nicht bei jedem Kleintier zuschnappte.
              Andere Teams vergruben Claymores und andere Minen im Boden, montierten diese an Bäumen oder brachten computergesteuerte Autokanonen in Stellung.
              „Bewegung auf 3 Uhr, 800 Meter, sie kommen!“ Der Wald war hier ein wenig lichter. „Fertig!“ Müller deckte die Falle mit Laub ab. „Lass uns abhauen.“
              >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

              Kommentar


                #37
                Und weiter gehts mit der Post^^

                Kapitel X

                15. Oktober - 6. Dezember 2253
                UN-Bunkerkomplex,
                Deutsche Alpen
                Europäische Union


                Philippe Esteban wartete, umgeben von Leibwächtern, auf einer Beobachtungsgalerie des Forschungskomplexes der Bunkeranlage. Wie alle Staaten und Militärorganisationen, betrieb auch die UN ihre Waffenforschung lieber im geheimen. Esteban ignorierte die bequemen hellgrau bezogenen Sessel ebenso, wie das Bitburger auf einem Couchtisch und das Rauchverbotsschild. Während er zum Leid seiner Leibwächter beitrug, die allesamt Nichtraucher waren, nuckelte er an seiner Havanna und studierte durch die Galleriefenster, natürlich absolut kugelsicher und bruchfest, die Arbeit der Wissenschaftler im Raum darunter. Ausgebreitet auf diversen Metalltischen, lagen Bruchstücke der Ladung der UNNS Alvarez aus dem Porima-System. Durch die Scheiben drang kein Laut aus dem hell erleuchteten Labor, was die ganze Szenen ein wenig sureal wirken lies. Die Drucktür der Galerie öffnete sich, die Leibwächter des UNSS, UN-Security Service, bewegten automatisch ihre Hände unter ihre geöffneten Jackets, bis sie den Besucher erkannten. Jaques Bouvier, der DIO, Director of Intelligence, des UNIS. Dicht gefolgt vom Director of Sience & Technology, DSI, und dem Chef des Labors, Professor Haruka Sato, Letztere hatte einen Laptop unter dem Arm.
                „Guten Tag meine Herren und meine Dame“, Esteban verbeugte sich vor Professor Sato. „Konichiwa, Professor Sato.“ Esteban legte Wert auf Höflichkeit, konnte sich aber auch benehmen, wie ein Mafioso.
                „Also, was ist das da unten?“, fragte Esteban.
                „Wenn sie gestatten, Herr Generalsekretär“, ergriff Professor Sato das Wort, „ dort unten sehen sie die Reste eines uns unbekannten Jägers, der von Piloten der Task Force 15 abgeschossen wurde. Wir haben bedauerlicherweise mehrere Monate zur Analyse der Trümmer benötigt.“
                „Schön, der DIO hat mich erst letzte Woche über die Existenz dieser Trümmer in Kenntnis gesetzt.“
                Esteban feuerte einen finsteren Blick auf seinen Geheimdienstchef ab. „Aber wo das Zeug herkommt weiß ich. Kommen sie also bitte zur Sache!“
                „Natürlich, Herr Generalsekretär. Zunächst einmal hatten wir Probleme, die ursprüngliche Form zu rekonstruieren. Mit Hilfe der unscharfen BlackBox-Aufzeichnung und der Pilotenbeschreibung konnten wir jedoch eine passable Rekonstruktion erstellen.“
                Sato stellte ihren Laptop auf dem Couchtisch ab und klappte das bereits aktive Gerät auf. Nach kurzen suchen rief sie ein Bild auf.
                „Das hier ist, wie bereist erwähnt, eine grobe Darstellung -.“ Auf dem LCD-Schirm erschien das Bild des Jägers, dessen Reste im Labor lagen. Flach, grob dreieckig in der Grundform ähnelte es der B-2 Spirit des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Auf der Rumpfoberseite erhob sich eine Art „Turm“. Der Jäger war auch schwarz gefärbt.
                „Bei der Farbe sind wir nicht sicher“, sagte Professor Sato, „glauben aber, das schwarz oder ein dunkelgrün die Originalfarbe ist. Die Waffen konnten wir zwar vermutlich identifizieren, aber nicht deren Funktion. Ist einfach alles zu stark zerstört. Wir glauben, dass diese Jäger eine Art Plasmageschoss abschießen. Bei den Raketen hatten wir Glück. Eine Aufhängung ist samt Rakete erhalten geblieben. Daher können wir mit Sicherheit sagen, das dieses Raketenmodel radargelenkt und nur für den Kampf im All gebaut worden ist. Ob oder wieviele verschiedene Raketentypen genutzt werden, können wir nicht sagen.“ Sato rief eine weitere Datei auf.
                „Die Panzerung ist reflektiv. Das heißt, sie strahlt Hitze zurück und streut oder spiegelt Energiewaffen. Zusammengesetzt ist die Panzerung aus polygonalen Platten. Ansonsten ist sie ein wenig härter als unsere. Aber da der Pilot beim Abschuss seine Bordwaffen nutzte, dürfte das kein Problem sein. Viel schlimmer ist die Stealthfähigkeit der Panzerung. Um es kurz zu sagen, wenn man den Feindjäger ortet, ist er entweder bereits in seiner Waffenreichweite und feuert oder er will gesehen werden. Aufgrund der Aufzeichnungen und Ortungsdaten glauben wir, dass der Stealtheffekt variabel ist. Bis dahin ist der Jäger fast unsichtbar für das Bordradar unserer Schiffe. Über den Antrieb können wir auch nichts sagen, keine verwertbaren Teile. Die Energiequelle hingegen dürfte ein Minifusionsreaktor sein, wenn unsere Plasma-/Partikelwaffentheorie stimmt. Was wir ihnen allerdings sagen können, ist wie das Wesen, dass den Jäger steuerte, in etwa ausgesehen hat.“
                „Sie konnten mit der Leiche etwas anfangen?“ Esteban schien beeindruckt. Auf dem Bild, dass im Bouvier gezeigt hatte, war nur ein völlig verkohltes Bricket zu sehen gewesen.
                „Moderne Technik der Pathologie macht es möglich. Naja, gab es schon vor 200 Jahren, ist halt nur besser.“ Sato rief ein weiteres Bild auf, ihre grazilen Finger huschten über die Tasten.
                „Zuerst wurde das Objekt eingescannt, dann Röntgenbilder erstellt und diverse Gewebeproben entnommen. Die Haut enthielt eine hohe Anzahl an Haarfolikeln, daher gehen wir von einem Fell aus. Des weiteren war sie sehr dick. Seltsamerweise war die Hautstruktur die eines Reptils. Die gefundenen Muskelmassenreste wiesen ein hohe Dichte der Zellen auf. Wir schätzen, dass dieses Wesen gut 30% stärker war als ein Mensch vergleichbarer Größe. Das Knochengerüst ist ebenfalls sehr hart. Das Wesen ist symetrisch, jedoch sechsgliedrig. Vier Arme und zwei Beine. Die Arme enden in Händen ähnlich den unseren, bis auf den linken unteren Arm, Dieser ist mit einem zusätzlichen Gelenk versehen und endet in eine einzelne, große, sehr scharfe Klaue. Die Beine hingegen in Hufe. Der Kopf ist grob menschenähnlich, weist aber Merkmale auf, die vermutlich zu anderen Spezies gehören. Beispielsweise ist der Hirnkasten im Grunde zu groß, die Augenhöhlen ebenfalls und der Kiefer enthält ein Gebiss, das, wenn dies ein Mensch wäre, besser zu einem Gorilla passen würde. Anhand dieser Diskrepanzen glauben unsere Biologen, dass wir es hier mit einer künstlich geschaffen Lebensform zu tun haben. Leider ist nicht genug untersuchbares Genmaterial übrig geblieben, um das zu beweisen. Tatsache ist jedenfalls, das dieses Wesen vermutlich stark ist wie ein Ochse, sehen kann wie ein Adler und ein Gebiss besitzt, dass einem Tiger Ehre machen würde. Zum Teil ist es Säugetier, zum Teil Reptil. Frankensteins Monster in der Alienausgabe!“ Sato drehte sich zu Esteban um.
                „Und um dieses Rätsel zu lösen, brauchen wir mehr Material, am besten lebendige Studienobjekte, Herr Generalsekretär!“
                UN-Kolonie New California
                CAS Kolonie unter UN-Aufsicht
                System zeta Virginis, Sternbild Jungfrau
                72 LJ von der Erde entfernt

                Soldat 11F7875 bewegte sich hinter einer Linie aus T-Zuchten durch den Urwald. T-Zuchten waren dumm. Er selber war auch keine sonderliche Geistesleuchte aber eine T-Zucht lag in Sachen Intelligenz nur gerade eben oberhalb eines Varkh. Er stieg über die zerfetzte Leiche einer T-Zucht hinweg, die blind für Gefahren in eine Sprengfalle gerannt war. In der Ferne hörte er das Waffenfeuer der Tiere, seine Kiefer klapperten erwartungsvoll. Die Klauenarme zuckten nervös, wollten sich in weiches Fleisch bohren und es zerfetzen. Aber das ging nicht. Der Meister wollte endlich Gefangene. Alpha-Tiere, um mehr über die schwächlichen Tiere zu erfahren. Die Tiere waren seltsam, sie kämpften um Verwundete zu schützen oder die Leichen anderer Tiere zu holen. Fraßen sie die Leichen vielleicht? So schwach und doch so wild. Und gerissen. Ständig forderten ihre Fallen Beute.
                Soldat 11F7875 blieb neben einer Gruppe T-Zuchten stehen, die von einem Baumstamm zermalmt worden waren. Der blutbespritzte Stamm hatte die T-Zuchten in Kopfhöhe getroffen und ihre Schädel und Brustkörbe trotz Panzer zerschmettert. Er schüttelte den Kopf, so dumm. Nun T-Zuchten gab es reichlich. Soldat 11F7875 blickte kurz auf die Karte in seinem Helm, sein Ziel war nah. Eine Gruppe Tiere, in der mindestens zwei Alphas waren. Er stieß eine Reihe Befehle im Ultraschallbereich aus.
                Die T-Zuchten bewegten sich jetzt schneller um die Tiere einzuschließen. Langsam bildete sich ein Kreis um die Beutetiere. Ein wenig erinnerten ihn die Tiere an T-Zuchten, beide kämpften in Gruppen, nur das T-Zuchten durch Masse siegten und nicht durch Können. Die Tiere kommunizierten konstant untereinander über ein Funknetz, das aus Einzeltieren ein einziges machte, mit den Alphas als Gehirn. Und durch diese Funknetze konnte man die Alphas finden. Er blickte wieder auf seine Karte, der Kreis war geschlossen.
                Über 500 T-Zuchten gegen 43 Tiere. Er gab den Angriffsbefehl. Vor ihm steigerte sich der Waffenlärm, das Knattern der Tierwaffen mischte sich mit dem Zischen der eigenen Waffen. Die T-Zuchten drangen auf seiner Karte ins Zentrum vor. Dann war Stille.
                Soldat 11F7875 lief schnell zu den T-Zuchten im Zentrum. Dort saßen die Tiere, zusammengedrängt auf dem Boden, umgeben von unter ihren Helmen sabbernden T-Zuchten. Er identifizierte die beiden Alphas und lies sie von anderen ihm unterstellten F-Zuchten wegschaffen. Danach gab er die anderen Tiere zum schlachten frei.


                Major Cindy Lefebre schlürfte müde durch einen von den Pionieren erweiterten Höhlengang zum Planungsraum von General Elemba und General Ryan-Kelly. Sie quetschte sich grußlos an einem Regulars-Stabsmajor vorbei und salutierte General Elemba.
                Der Planungsraum, eigentlich auch nur eine Höhle, die mit Tischen und Computern voll gestellt war, die sich um einen großen Tisch in der Mitte sammelten. Der Raum stank nach Schimmel, nassem Stoff, Schweiß und Blut und Staub.
                Die Uniformen der Legionäre und Regulars wären auch ohne die Soldaten darin vor Dreck stehen geblieben. Ein paar flackernde, von einem Dieselgenerator betriebene Lampen erhellten den Raum. Rechter hing die UN-Flagge neben dem Legionsbanner, der goldenen siebenflammigen Granat auf dunkelblauem Grund an der Wand. Major Lefebre grüßte zuerst die Flaggen, bevor sie sich General Elemba und Brigadier Ryan-Kelly zu wandte.
                „Major Lefebre meldet sich wie befohlen!“ Cindy bemühte sich um eine korrekte hab-Acht-Haltung einen zackigen Gruß.
                General Elemba blickte langsam vom Kartentisch auf, ihre müden, blutunterlaufenen Augen richteten sich auf den Major. Ihr Gruß wirkte fahrig und abwesend.
                „Major Lefebre stehen sie bequem. Ist ihr Battalion marschbereit?“
                „Jawohl, General, beide provisorischen Kompanien und die angegliederte leichte Panzerkompanie der Brigade ist abmarschbereit.“
                „Sehr gut, kommen sie mal einen Schritt näher“, Elemba zog eine Kartenrolle unter dem Tisch hervor. Sie rollte den Flexbildschirm aus und aktivierte die Wiedergabe. „Ihr Einsatzgebiet sind die Nördlichen Jaffar-Berge, genauer gesagt, das Dorf Uruk. Ihr Ziel liegt in einem engen Talkessel und ist im Moment die Heimat von etwa 10.000 Zivilisten. Die Hänge sind zu steil um dort Jäger oder Transporter im Luftkampf einzusetzen. Unsere Luftaufklärung meldet sich nähernde Fahrzeugkolonnen der Schnitter, vermutlich ein ganzes Infanteriebatallion mit Panzerunterstützung. ETA vermutlich um 1730, also in rund vier Stunden. Ihre Kompanien müssen am Eingang des Tals Verteidigungsstellungen einrichten und halten, bis wir die Zivilisten ausgeflogen haben. Sie bekommen fünf Roland Fla-Panzer zusätzlich und die Piloten der Brigade werden ein paar Luftangriffe fliegen, wenn die Schnitterjäger uns nicht völlig neutralisieren. Sobald alle Zivilisten evakuiert sind, und erst dann Major, werden sie sich auf die nördlichen Hänge zurückziehen und dort evakuiert werden. Fragen?“
                Elemba blickte von der Karte auf, ihre Augen waren zwar immer noch müde, blickten jetzt aber kalt und abschätzend, als wolle sie herausfinden, ob Cindy der Situation gewachsen war.
                „Nein, General!“
                „Schön, dann setzen sie ihren Hintern in Bewegung. Ihre Zeit läuft, Major!“


                Cindy starrte aus der Seitentür des VTOL-Containers, während der Transporter über dem Tal von Uruk kreiste. Ein schmaler Klamm führte von den südlichen Grasebenen zwischen im Osten 1400 Meter und im Süden fast 2000 Meter aufragenden Steilhängen in den Talkessel des Dorfes. Östlich befanden sich auch zwei Landmarken, die als Hörner von Hattin eingetragen waren. Lefebre schaltete sich in das Comnetz der VTOL-Transporter ein.
                „Weasel Leader für Preybird Leader, kommen."
                „Preybird Leader hier, Weasel Leader.“
                „Setzen sie zwei Roland oberhalb des Westhangs am Dschungelrand ab, zwei weitere am Hang nördlich des Dorfes. Auf halber Höhe ist das Terrain einigermaßen flach. Und den letzten im Südosten auf Höhe 115.“
                „Bestätige, zwei Südhang und zwei Nordhang. Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben dürfte Major?“ Trotz des Schallschutzes des Containers und ihres Helms, ging die Antwort des Captains fast im Heulen der Triebwerke unter.
                „Sprechen sie Leader!“
                „Den Roland für Höhe 115 würde ich auf Höhe 113 postieren. Auf 115 ist das Schussfeld in das Tal hinein eingeschränkt.“
                Cindy studierte die Karte und warf dann einen Blick nach draußen auf Höhe 115.
                „Sie haben recht, Leader, nehmen wir Höhe 113.“
                „Yes Ma'am, wird gemacht.“ Ein leises Lachen kam im Com auf.
                "Danach setzen sie Kompanie II in zwei Gefechtslinien am Westhang ab, zwischen 200 und 400 Höhenmetern.“ Ich werde meine Leute nicht nochmal so nah an die Schnitter ranbringen. „Kompanie I in zwei Linien am Osthang, selbe Höhen. Den dritten Zug von Kompanie I setzen sie am Dorfrand ab."
                „Zu Befehl Weasel Leader.“
                Cindy wechselte den Comkanal von den VTOLs zu Kompanie I.
                „Weasel Leader für Weasel Eins, kommen!“
                „Hier Weasel Eins, ich höre.“
                „Preybird wird ihre Kompanie am Osthang absetzen, Zug I und - II werden auf 200 Meter Höhe abgesetzt. Sie decken den Osthang bis zu Kurve 1. Zug III bildet eine Linie am Dorfrand. Mein Befehlszug wird oberhalb von ihnen auf 300 Metern Stellung beziehen. Befehl bestätigen.“
                „Bestätige Zug I und II auf 200 und Zug III am Dorfrand.“
                „Postieren sie ihr Scharfschützen auf Höhe 115. Das ist alles, Weasel Leader Ende.“
                Lefebre wechselte wieder den Kanal, diesmal zu Kompanie II.
                „Weasel Leader für Rabbit Eins, kommen!“
                „Hier Rabbit Eins, ich höre.“
                „Preybird wird ihre Kompanie am Westhang absetzen, Zug II wird auf 200 Meter Höhe Zug Eins auf 400 Meter abgesetzt. Sie decken den Westhang bis zu Kurve 1. Zug III bildet eine Linie bei Kurve 1 quer zur Klamm. Befehl bestätigen.“
                „Bestätige Zug II auf 200 Zug I auf 400 und Zug III quer zur Klamm bei Kurve 1.“
                „Postieren sie ihr Scharfschützen auf Höhe 112. Weasel Leader Ende.“
                Jetzt musste Cindy nur noch die Panzerkompanie unterbringen.
                „Weasel Leader an RollingThunder Eins, Kommen.“
                „Hier Thunder Eins, ich höre!“
                „Thunder, ihre Kompanie landet auf dem westlichen Dschungelplateau. Sie werden nicht ausgeladen, sondern bleiben in Bereitschaft für eine Gefechtslandung“
                „Ähm Weasel Lead', sie werden uns eher an der Klamm brau...!“
                „Wo ich sie brauche und wo nicht, weiß ich selber, Thunder Eins. Wenn sie ein Problem haben, können sie gerne eine Beschwerde bei General Elemba einbringen, sobald wir zurück sind. Und bis dahin, lauten ihre Anweisungen, im Dschungel zu warten und ansonsten das Maul zu halten, verstanden?!“ Cindys Tonfall machte aus der Frage trotzdem einen Befehl.
                „Verstanden Weasel Lead', nein ich habe keine Probleme.“
                „Das freut mich, ihre Einheit hat Funkstille zu wahren, bis ich sie rufe. Befehle bestätigen, Rolling Thunder Eins.“
                „Landung im westlichen Dschungel, auf Abruf für Gefechtslandung warten, Funkstille wahren.“
                „Weasel Leader Ende!“ Cindy schaltet das Com ab, ohne auf Antwort zu warten. Ihre Gedanken wanderten z urück zu ihrem letzten Kampf, einem der ersten Gefechte gegen die Schnitter. Ein Massaker, das sie vom Lieutenant zum Captain befördert hatte. Damals waren sie zu nah an die Schnitter ran gegangen. Damals. Dabei war es doch gerade mal vier Wochen her. Eine Ewigkeit, wie ihr schien.
                „Preybird Leader, bringen sie mich zu Weasel Eins, danach setzen sie den Zug ab und kommen zurück, sie dürfen Taxi spielen."

                Um 1500 Cindy sprang aus zwei Metern Höhe aus dem VTOL und ging auf dem steinigen Hang in die Knie, um den Fall abzufedern. Sie sah sich zwischen den niedrigen Büschen und mannshohen Felsbrocken nach den Legionären von Weasel um, konnte jedoch keinen entdecken. Sie aktivierte das Suchsystem ihrer Uniform, das die Positionen der Weasels abfragte. Unmittelbar vor ihr, kaum fünf Meter weit weg, entpuppte sich ein rotblättriger Dornbusch als ein geduckter Legionär hinter ein paar Zweigen, statt einem ganzen Busch. Der IFF-Code identifizierte ihn als Weasel Eins.
                Meine Güte, der VTOL wäre beinah auf ihm gelandet, der Gedanke kam ihr zusammen mit dem Bild eines unter dem VTOL zermalmten Legionärs.
                „Captain Ramirez, würden sie bitte aufhören, Gebüsch zuspielen?“ Lefebre nahm ihren Helm ab und befreite ihre langen Haare, die ihr jetzt schon verschwitzt am Kopf klebten. Vor ihren Augen schien die Luft auf einmal zu verschwimmen, als Ramirez sich aufrichtete und den Tarnmodus abschaltete.
                „Sir!“ Ramirez salutierte zackig.
                „Stehen sie bequem, Captain, ich wollte mich nur persönlich vergewissern, das alles bereit ist.“
                „Wir sind mehr als bereit, Ma'am. Meine Jungs und Mädels sind in Stellung, der Hang aufwärts zu uns ist vermint, die größeren Felsbrocken mit Sprengsätzen versehen. Die Rabbits drüben sind auch fertig. Schade nur, das wir keine Panzerminen haben oder ein paar richtige Mörser....“ Cindy unterbrach Ramirez mit erhobener Hand, ihr Comsystem meldete eine Nachricht von Preybird Leader.
                „Hier Weasel Leader, ich höre Preybird Leader.“
                „Weasel, HQ meldet eine schnell herausziehende Sturmfront aus Norden. Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h und in Böen und Tälern vermutlich bis zu 250km/h. Schwerer Regen und ein ordentliches Gewitter. Klingt das nicht herrlich?“
                „Bestätige Preybird, Weasel Leader Ende!“ Cindy verzog das Gesicht. Na toll!
                „Oder eine Braveheart-Batterie oder ein ganzes Artillerieregiment? Hören sie auf zu träumen, Captain“, sagte Major Lefebre nicht unfreundlich, das Gespräch mit Ramirez fortsetzend. „Wenn alle unsere Wünsche in Erfüllung gingen, wo bliebe da der Spaß?“
                „Auch wieder wahr, Major.“
                „Ach Captain, denken sie daran, ein Rückzug ist nicht drin!“


                Flightofficer Michael Wenke, Rufzeichen Tiger, betrachtete aus seinem auf Autopilot gestellten E-12 Thunderbird die heran ziehenden Gewitterwolken einer Sturmfront. Die dunkelgrauen, fast schwarzen Wolkentüme schoben sich beängstigend Schnell von Norden heran. Grelles Wetterleuchten in den Wolken kündete von einem ordentlichen Sturm. Schon jetzt klatschten dicke Tropfen gegen seine Kanzel. Die Grasebene wogte wie ein Meer, jede Böe trieb das Gras in wellenförmigen Bewegungen über die Ebene. Der junge Brigade-Pilot aus Limburg an der Lahn fühlte sich bei dem Anblick alles andere als wohl. Auch wenn das wogende Gras ihn an die irische Heimat seiner Mutter erinnerte. Ein Gutes hatte es jedenfalls, unter den Sturmwolken konnten die Raumschiffe der Schnitter keine Bodenziele beschießen, sollte die Legion auf der Siegesstraße sein. Zumindest nicht punktgenau. Aber ein Flächenbombardement war schon drin. Rechts unter ihm flog die E-12 seines Flügelmannes. Die graue E-12 war vor dem bereits bleigrauen Himmel fast unsichtbar. Und im Sturm nur ein dahin huschender Schatten. Irgendwo über ihm zogen Stingray-Abfangjäger und Manta-Jäger ihre Achterschleifen, auf feindliche Jäger lauernd, die die VTOLs vernichten oder die E-12 an Bodenangriffen hindern wollten.
                Die Stingrays dienten mit ihrem hoch entwickelten Feuerleitradar auch als Radarposten, welche die nur passiv agierenden E-12, Mantas und Roland-Fla-Panzer mit Daten versorgen. Die Lampe Kompanie-Comkreises blinkte auf.
                „Snake Lead' an alle Schlangen, die Stingrays melden einkommende Radarsignale der Schnitter. Vermutlich 42, wiederhole Vier-Zwo Signalquellen. Also sechs komplette Jägerkompanien.“
                Wenke griff nach den Waffenschaltern. Die E-12 Kompanie war mit jeweils vier Streubomben und vier selbstlenkenden Luft-Luftraketen ausgerüstet. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, das er die heute alle brauchen würde. Wenek rutschte ein wenig in seinem Sitz herum, bis er bequemer lag und schaltete den Autopiloten ab. Der Regen wurde bereits dichter.

                Rolling Thunder Leader, Edward O'Hanrahan, hockte grübelnd in seinem Panzer. Vor ihm saß der Fahrer und der zweite Bordschütze. Rechts über ihm der erste Bordschütze, dessen Oberkörper zur Hälfte im Geschützturm verschwand.
                Durch die schmalen Sichtluken sah man nur die graue Rückwand des VTOL-Cockpits und den langen Lauf der 50 Millimeter Schnellfeuer-Kanone. Er verfluchte im Geiste lautlos diese verdammte Konföderiertenschlampe, die man ihm vor die Nase gesetzt hatte. Diese dumme Schlampe hat mich hier einfach ins Abseits gestellt, verrecken soll sie.
                In seinem Helm hörte er leise den Funk der Jäger und der Legionäre mit. Die erregten Stimmen der Piloten schreckten ihn aus seinen düsteren Gedanken. Endlich!
                Dann wurde das Halbdunkel des Waldes zu fast nächtlichem Schwarz, als die Sturmfront das Tal erreichte. Zugleich heulte der Wind auch durch die Bäume und wirbelte am Boden Blätter und Äste auf. Flackernde Blitze erhellten den Wald, dicht gefolgt vom rollenden Donner des Sturms. Irgendwo krachte ein Urwaldriese ächzend und splitternd zu Boden. Die Erschütterung lies selbst den 25 Tonnen schweren Warrior Schützenpanzer zittern.

                Major Cindy Lefebre hatte das Sichtgerät ihres Helms auf Nachtsicht und Vergrößerung gestellt. Der Sturm hatte die Ebene und das Tal in Dunkelheit getaucht. Die jetzt fast sekündlich herab stoßenden Blitze ließen das Bild des Sichtgerätes flackern. Langsam schoben sich zwei schwarze Linien nebeneinander durch das Gras der Ebene. Die Schnittertruppen waren nur noch wenige Kilometer entfernt. Die Berghänge verwandelten sich durch den Regen bereits in Rutschbahnen und kroch unter die angeblich wasserdichten Kampfanzüge.
                „Legionäre. Bereithalten, Feind in Sicht.“

                Scharfschütze 1st Class Pamela Boucher lag lang ausgestreckt auf Höhe 115, zusammen mit Scharfschütze 2nd Class Rostow. Beide starrten sie jetzt durch die Visiere ihrer Sniper 2 auf die beiden Marschkolonnen. Ihre Waffen hatten eine viel bessere Auflösung als das Sichtgerät von Major Lefebre. Pamelas Gedanken huschten kurz zu ihrer Freundin und zu Dingen, die niemals sein würden.
                „Sniper 1 an Weasel Leader, kommen.“
                „Weasel Leader von Sniper 1, sprechen sie.“
                „Identifiziere eine Kompanie, wiederhole Zwo Sieben Zulu-Panzer und drei Kompanien, wiederhole Zwo Sieben Zulu-Truppentransporter.“
                „Bestätige Zwo Sieben Panzer, Zwo Sieben Transporter. Weasel Leader Ende.“
                Pamela rechnete kurz zusammen. Die Schnitter operierten in einem 7/3 System. Sieben Panzer waren ein Zug, drei Züge eine Kompanie. Sieben Infanteristen ein Zug, drei Züge eine Kompanie, also 21 Schnitter pro Zug, 63 pro Kompanie. Ein Zug pro Transporter ergab 567 Schnitterinfanteristen gegen ihre knapp 200 Mann. Also wie immer fast 3 zu 1 für die. Soviel zu einem schönen Tag auf dem sonnigen New California.
                Die Schnitter schwärmten aus, bevor sie die Klamm erreichten. Wie Flöhe hüpften sie von den Transportern weg und bildeten eine lockere Reihe, die weiter auf das Dorf vorrückte.

                Während hoch über ihnen die Jäger beider Seiten sich in einem wilden Luftkampf verwoben, rückten die Schnitter langsam in die Klamm ein. Die Flügel der Schnitterformation erklommen die unteren Hänge. Trotzdem zog sich die Formation langsam in die Länge, als die Aliens auf die Kurve vor dem Dorf vorrückten und in den engeren Teil der Klamm kamen.
                Cindy hob ihr G40 und visierte ein Ziel in der Mitte der zusammengerückten Linie an.
                „Weasel Leader an alle, Ziel nehmen“, befahl sie über den Batallions-Comkreis.
                Sie atmete langsam ein und aus.
                „Feuer!“
                Auf den Hängen blitzen die Mündungsfeuer der G40 auf, dazwischen die langen Flammenspeere der M60. Unten in der Klamm zuckten die Schnitter under den Einschlägen der Geschosse. Einzelne Mörsergranaten explodierten in den Reihen der Aliens. Dreck und Körperteile wirbelten durch die Luft. Drahtgelenkte Panzerabwehrraketen schossen auf ihren Feuerschweifen auf die flachen Schnitterpanzer zu. Zwei trafen und ließen die Geschützturm der Panzer auf Flammenstrahlen explodierender Munition gen Himmel steigen. Unter das Dröhnen der Legionswaffen mischten sich schrille Schreie. Dann stoben die Aliens auseinander, stürmten die Hänge hinauf und rannten in die vergrabenen Minen.
                Einige zündeten Sprungtournister. Zuerst schienen sie ungestört aufsteigen und mitten unter den Legionären landen zu können. Am Scheitelpunkt ihrer Flugbahn jedoch ...

                Pamela wartete auf den Feuerbefehl. Als Cindy den Angriff befahl und unten in der Klamm der Tanz los ging, atmete sie langsamer. Dann stiegen die ersten Schnitter auf, um ihren Schockangriff auszuführen. Pamela und die anderen Scharfschützen suchten sich ihre Ziele aus. Als die Schnitter-Sprunginfanterie am Scheitelpunkt ihrer Flugbahn war, begannen die Scharfschützen mit ihrer Ernte.
                SNAP, das Sniper 2, ruckte an ihrer Schulter, ihr Ziel überschlug sich in der Luft, verspritze Blut und Innereien. SNAP, das zweite Ziel explodierte, als das Snipergeschoss auf den Weg aus dem Körper den Sprungtournister traf. SNAP, eine weitere Kreatur stürzte ohne Unterleib zu Boden. SnapSnapSnap.

                Captein Diego Ramirez, Weasel Eins, feuerte auf einen Schnitter, der direkt auf ihn zu stürmte. Die letzte Kugel durchschlug den Helm, der Schnitter stürzte direkt vor ihm zu Boden. Direkt dahinter durchbrach ein zweiter die Linie und stürmte auf ihn zu. Ramirez konnte gerade noch seine 30mm-Granatpistole ziehen, die panzerbrechende Granate zerfetzte den Oberkörper des Schnitters und badete Ramirez in Blut und Eingeweiden, während der Schnitter um Meter zurück geschleudert wurde.
                Ramirez sah sich eilig um, entlang der ganzen Linie kämpften seine Legionäre jetzt mit ihren Bajonetts und den wenigen Granatpistolen gegen die Schnitter. Das Gefahrensignal in seinem Helmvisier blinkte auf, Ramirez wirbelte mit erhobener Pistole herum und drückte seine Pistole direkt an die Brust eines Schnitters. Bevor er abdrücken konnte, wurde er von dem Alien zu Boden gerissen. Die Pistole drückte jetzt schmerzhaft gegen seine Brust. Der Schnitter zischte und quietschte. Ein Arm nagelte seine linke Hand am Boden fest, ein weiterer umklammerte seine Hüfte. Der Klauenarm hämmerte wie wild gegen das schnitt- und stichfeste Tuch der Weste und verursachte starke Schmerzen in den Nieren. Dann richtete der Schnitter sich halb auf, die linke obere Hand packte ihn am Hals und quetschte ihm die Luft ab. Dadurch bekam Ramirez aber die rechte Hand mit der Pistole frei. Ein leises Ploppen ertönte, der Schnitter zuckte und brüllte dann schrill auf. Sein Körper zuckte, wälzte sich von Ramirez runter und wand sich auf dem Boden. Rauch stieg aus den Gelenken der Rüstung. Die Granate im Lauf war eine panzerbrechende Brandgranate gewesen.
                „Weasel Eins an alle Weasel, Rückfall auf Linie Zwo.“
                7. Dezember - 24. Dezember 2253
                Brüssel, District of Europe,
                UN-Territorium,
                Palast des Generalsekretärs

                Präsident Esteban saß auf einem Schminkstuhl, während die Mak Up-Designerin Sandra Berg um in herum schwirrte. In dem Spiegel über der Make Up-Ablage betrachtete er die Veränderungen seines Gesichtes. Die Sorgenfalten und Augenringe verschwanden unter dem hautfarbenen Puder.
                Die Frau arbeitete schweigend, Esteban mochte kein Geplapper, während er im Kopf ein letztes Mal seine Reden durch ging. Hinter ihm standen schweigend der Außenminister, sein Sicherheitschef und der UNIS Direktor Jaques Bouvier.
                „Mark,“ der Sicherheitschef hob den Kopf. „Wie ist die Stimmung der Reporter?“
                „Aufgeregt, es sind alle großen Zeitungen da. Wahrscheinlich ist schon was durchgesickert.“ Mark Brent zuckte die Schultern. „Lässt sich jetzt eh nicht mehr ändern. Irgendwann müssen Sie zu den Menschen sprechen, Mr. Secretary.“
                „Lieber spät als nie, was? Ich denke immer noch, ich hätte sofort nach der Nachricht von Porrima an die Öffentlichkeit gehen sollen.“
                „Mit Verlaub Sir,“ mischte sich Bouvier ein, „damals wussten wir so gut wie nichts. Wir hätten nur sinnlos Panik verbreitet. 'Monster aus dem All greifen kleine Kolonie an', tolle Meldung Sir. Damit hätten wir nur frühzeitig all die Verschwörungspinner und Pseudowissenschaftler auf den Plan gerufen. Jetzt haben wir wenigstens halbwegs handfeste Informationen.“
                „Ich weiß Jaques, trotzdem wäre es mir lieber. Diese Spinner kommen so oder so morgen Früh unter ihren Steinen hervor. 'Warum redet der Generalsekretär erst jetzt', 'Verschwörung der UN', 'Greifen Aliens bald die Erde an' oder 'Waren SIE schon hier?'. Oh ich freue mich schon darauf.“
                „Keine Sorge, Secrétaire général, Jaques Bouviers französische Herkunft brach wieder durch, „wir werden schon die richtigen Leute in die Talkshows schicken, um diesen Spinnern Feuer unter dem Hintern zu machen.“
                „Das will ich hoffen, Jaques", Esteban drehte sich vom Spiegel weg und zu seinen Beratern um, „ich will wiedergewählt werden. Und wenn ich durch ihre Inkompetenz die nächste Wahl verlieren sollte, schicke ich sie drei an die Front, um dort die Stimmung der Soldaten zu analysieren. Kapisch?“
                „Natürlich Sir“, Jaques beeilte sich um seine Bejahung, ebenso wie der Außenminister. Nur Mark Brent blieb still. Für einen Moment verwandelte sich Esteban wieder in den kolumbianischen Gangsterboss, der er vor seiner Politikkarriere gewesen war. Brent scherte das nicht. Er kannte Esteban seit vielen Jahren. Seine Launen kamen und gingen in Wellen, so sicher wie Ebbe und Flut einander ablösten.
                „Freut mich, dass wir uns verstehen!“ Esteban drehte sich wieder zu dem Spiegel um.
                „Auf welche Reporter muss ich heute besonders achten?“
                „Nun“, Jaques Bouvier war mehr als froh, das Thema zu wechseln, „Richard Hanson von der New York Times wird wie üblich die Vorgaben ignorieren. Madam Katherine Villa dürfte ebenfalls Probleme machen. Der Rest hält sich vermutlich ans Protokoll. In Anbetracht der Brisanz der Nachrichten, kann ich für nichts garantieren.“
                Esteban warf einen Blick auf die Uhr. Es war jetzt 18:30 Uhr MET, eigentlich sollte die Pressekonferenz jetzt beginnen.
                „Sind sie fertig, Sandra?“
                „Fix und Herr Generalsekretär“, ihr hartes Englisch, geprägt vom deutschen Akzent, klang so ganz anders als das kultivierte Englisch Bouviers.
                „Schön, ich denke, ich lasse die Herren von der Presse noch ein wenig warten! Nicht das die Huren der Medien sich noch zu wichtig fühlen.“
                Philippe Esteban lehnte sich zurück und schloss die Augen. Nachher glauben diese Reporter noch, dass sie mich, die Erde und die UN beherrschen. Öffentliche Meinung, so ein Scheiß!

                Um 19:15 Uhr MET, betrat Philippe Esteban, Generalsekretär der Vereinten Nationen, den Konferenzraum. Die Reporter saßen still auf ihren billigen Plastikklappstühlen. Esteban trat an das gläserne Rednerpult. Auf der Vorderseite war die Weltkarte mit Lorbeerzweigen der UN eingeätzt. Hinter ihm hin der 'Single Star' der UN und die UN-Kriegsflagge an der Wand. Esteban sortierte die Blätter seiner Rede auf dem Pult. Die auf das Pult gerichteten Scheinwerfer, ließen jetzt schon erste Schweißrinnsale unter seinem hellgrauen Anzug herunter rinnen.
                Der Generalsekretär stütze beide Hände auf die Pultkanten und blickte schweigend und ernst über die Reihen der Reporter. Seine schwarzen, an den Schläfen leichte ergrauten Haare glänzten im Licht der Scheinwerfer. Dann flammten die ersten Salven der Blitzlichter auf. Maldito, selbst im 23.Jahrhundert haben wir noch nichts Besseres erfunden, verflucht, ich seh nichts mehr. Hijos de puta!
                „Bitte meine Damen und Herren,“ Esteban hob einen Arm vor die Augen“, wenn sie weiter so wild knippsen, muss ich meine Rede aus dem Gedächtnis halten. Dann vergesse ich bestimmt die Hälfte und sie kreuzigen mich dann zu Unrecht.“ Ein paar Reporter lachten.
                „Meine Damen und Herren von der Presse, Bewohner der Erde, geehrte Menschheit“, Esteban blinzelte zwischen den Resten der Blitzlichter in seinen Augen hindurch. „ich bin heute vor sie getreten, um ihnen eine schreckliche Mitteilung zu machen.“ Er blickte auf und sah direkt in die Life-Kameras im Hintergrund. „Am 24. Juli 2252 [, entfernt] wurden die im System Porrima stationierten Wachverbände von nicht identifizierten Jägern angegriffen. Dabei starben elf unserer Piloten. Aus diesem Gefecht wurden Trümmer zur Erde geschickt, die wir seitdem untersuchen. Anfang März 2253, drang eine unbekannte Streitmacht in Flottengröße in das Porrima-System ein. Es kam zu einem Gefecht mit den Wachverbänden, dass diese unter erheblichen Verlusten gewinnen konnten. Da Porrima zum Jungfrausektor gehört, wurde für diesen Fall Napoleon ausgerufen. Das bedeutet eine Mobilmachung aller Streitkräfte des Sektors und eine Evakuierung der am meisten gefährdeten Welten-“
                „Senior Secretario General -“ fiel im ein Reporter in Spanisch ins Wort.
                „No estoy listo todavía, espere hasta que sea tu turno!“ Verdammt, nicht die Kontrolle verlieren du Idiot!
                „Enschuldigung, ich bin ein wenig erregt. Warten Sie mit Fragen bitte, bis ich fertig bin!“ Philippe atmete tief durch.
                „Durch die Signalverzögerung und Verzögerungen vor Ort wurden uns diese Ereignisse erst kürzlich zugetragen. Gestern erreichten uns weitere Meldungen aus dem Jungfrausektor. Die landwirtschaftliche Kolonie New California, im zeta Virginis-System, wurde Mitte September ebenfalls von den Unbekannten angegriffen. Durch Vergleiche der Daten beider Systeme gehen wir davon aus, das es sich in beiden Fällen um die selben Angreifer handelt. In beiden Fällen wurden die selben Jägertypen gesichtet und identische Radarimpulse aufgefangen. Die Invasoren durchbrachen die schwache Raumverteidigung von New California und begannen mit der Eroberung des Planeten. Der CONFVS, Commanding Officer Naval Forces Virgin Sector, sammelt zur Zeit seine Streitkräfte, um die Invasionstruppen von New California zu vertreiben. Sie dürfen jetzt Fragen stellen.“
                Die Reportergruppe verwandelte sich in einen Wald aus hochgereckten Händen, Aufnahmegeräten und zappelnden Körpern.
                „Hier vorne, die Dame von Reuters.“
                „Danke, Herr Generalsekretär. Ich bin in Astrographie alles andere als geläufig. Wie weit sind die Systeme von uns entfernt?“
                „Porrima 38,5 Lichtjahre und zeta Virginis 72 Lichtjahre. Der Nächste, dort hinten, Kopenhagen News, nicht wahr?!“
                „Ja Sir, ähm, wie hoch waren die Verluste unserer Truppen?“
                „In Porrima etwa 4000 Mann der Raumstreitkräfte. Auf zeta Virginis stehen oder standen zwei Regimentskampfgruppen der Legion und die Eliteeinheit Kellys Irish Brigade, eine schwere RKG. Insgesamt rund 20.000 Soldaten. Der Nächste! Hier vorne, Frankfurter Allgemeine!“
                „Wieviele Zivilisten sind auf New California und besteht eine Chance diese zu retten?“
                „Die Kolonie beinhaltet knapp 400.000 Siedler aus Nordamerika, sowie eine Reihe Bergbau-Konzernsiedlungen. Zuzüglich mehrerer archeologischer Teams. Wie Sie sicherlich wissen, wurden auf NC mehrere Ruinen einer Alienkultur gefunden. In seinem Bericht an mich war der CONFVS zuversichtlich, die Invasoren besiegen zu können. Zusätzlich zu den beachtlichen Raumstreitkräften stehen ihm knapp 50 Regimentskampfgruppen, ungefähr 250.000 Soldaten, teils Regulars, teils Legionäre, zur Verfügung.“
                Esteban hob die rechte Hand und machte eine kurze Pause. Er blickte erneut in die Gesichter der Reporter. Einige von ihnen blickten ihn immer noch ungläubig an. Andere sprachen eifrig in ihre Headsets und diktierten bereist die Story für die Zeitungen und Morgennachrichten.
                „Seit März 2252, befindet sich die Menschheit, vertreten durch die Vereinten Nationen, im Krieg mit einem uns unbekannten Feind, der uns technologisch zumindest ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist. Wir haben keine Ahnung von dessen Absichten oder Herkunft, noch warum man uns angreift. Beten sie für die Soldaten dort draußen auf New California und Porrima. Beten sie für einen Sieg!“
                „Richard Hanson von der New York Times, eine Frage noch Mr. Secretary. Die Signalverzögerung von Porrima zu uns beträgt ganze drei Wochen. Wie konnten daraus beim ersten Angriff vierzehn und beim zweiten Angriff sieben Monate werden? Was verschweigen Sie uns, Mr. Secretary? Was geschieht wirklich?“
                >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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