Der große Niedergang [Miniserie im Andromeda-Universum] - SciFi-Forum

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Der große Niedergang [Miniserie im Andromeda-Universum]

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    #31
    Wow, die sieht ja sogar noch besser aus! Großes Lob! Im Negativ sieht es wirklich noch bedrohlicher aus. Richtig schön apokalyptisch. Was soll man da noch sagen...?
    Zuletzt geändert von Omikron; 17.08.2010, 21:03.

    Kommentar


      #32
      XVI. Höllenhund

      „Es gibt Dinge,
      für die es sich lohnt, zu leben
      Es gibt Dinge,
      für die es sich lohnt, zu sterben
      Dies sind Dinge,
      die das Universum verändern,

      Olakra nax Chivoi
      Zwischen Glauben und Wissenschaft, 3956 n.C.

      Der Krieg ging weiter. Langsam oder sicher gewann die nietzscheanische Allianz die Oberhand. Sie hatte einen Großteil aller Werften in ihrem Besitz und konnte so Schiffe auf Dauer bauen, reparieren und bereitstellen. Das Commonwealth dagegen blutete langsam aus. Beschädigte Schiffe konnten sich zwar bis zu einem gewissen Grad selbst heilen, aber es fehlte dem Commonwealth einfach an Ausrüstung, Treibstoff und Kriegsmittel. Nach der Abschneidung Tarn Vedras vom Slipstream war das Commonwealth nur noch auf dem Rückzug. Der Wrath of Achilles ging es da nicht anders.
      Seit langem war das Schiff wieder im All unterwegs. Laco hatte Admiral Stark angetroffen. Er hatte gar nicht versucht, ihr zu verschweigen, was er über die Nietzscheaner und den Abyss erfahren hatte. Aber in ihren kalten und ausdruckslosen Augen hatte er genau lesen können, dass sie ihm nicht glaubte. Sie wollte es vielleicht, sie versuchte es vielleicht auch, aber in ihrem Inneren konnte sie nicht akzeptieren, dass Laco ihr etwas von höheren Wesen erzählte. Natürlich, die Beweise waren vorhanden, aber Constanza Stark war keine Frau, die Märchengeschichten nachlief. Nach außen hin hatte sie sich zufrieden mit Lacos Ergebnissen gezeigt und ihm ihren Dank ausgesprochen. Sie hatte ihm der fünften Flotte zugeteilt, die in der Milchstraßengalaxis operierte. Meistens befand sich der gesplitterte Verband der Achilles auf dem Rückzug. Egal, was Laco auch versuchte, die Nietzscheaner waren ihm einen Schritt voraus. Obwohl er das stärkste Raumschiff in den bekannten Welten kommandierte, hatte er seit Pelosana noch kein größeres Gefecht gewonnen.
      Laco hatte in seiner Freizeit versucht, Beschäftigungen nachzugehen, die er früher immer sehr genossen hatte. Ein bisschen Zeichnen, in die Kombüse gehen und seinen früheren Berufswunsch des Koches ausleben, in der VR-Matrix weit entfernte Welten besuchen. Ab und zu mit Elacta einen Trinken. Aber all das gab ihm keine Erfüllung mehr. Wann immer er Zeit hatte, zog es ihn an einen Ort. Nur dort war er halbwegs glücklich: Das Medizindeck. Seit sie auf dem Asteroiden des Dieners angeschossen worden war, war Trance Gemini nicht aus dem Koma erwacht. Wann immer er konnte, saß er neben ihrem Bett, legte seine Hand auf ihre und erzählte ihr irgendetwas. Er musste einfach nur mit ihr sprechen, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht hörte, und dass sie ihm nicht antworten würde. Alles in allem sah es so aus, als würde Trance Gemini nie wieder erwachen. Jeden Tag, wenn Laco sie besuchte, sah sie noch ein bisschen blasser, ein bisschen mehr wie der Tod aus. Und das, obwohl Laco sich immer wieder sagte, blasser werden könne sie gar nicht mehr. Sogar der blasseste violette Hauch auf ihrer weißen Haut war kaum mehr zu erkennen. Da sie kein Lebenszeichen von sich gab und wirklich schlimm getroffen worden war, hielten alle sie für tot. Alle außer Laco. Die Ärztin hatte sogar schon gefragt, ob sie dieses merkwürdige Wesen nicht sezieren dürfe. Laco war ausgerastet und hatte ihr gedroht, sie zu sezieren, wenn sie nicht sofort das Maul hielt! Von da an hatte niemand mehr das Thema Trance angesprochen.

      493. Tag des Krieges, Perseusarm, Milchstraßengalaxie


      Auch jetzt saß Laco wieder neben Trance. Er erzählte ihr, wie jeden Tag, was er in der Vision gesehen hatte. Und langsam verstand er auch, wieso er diese Vision gehabt hatte! Unter anderem hatte Actrao gesagt, Laco hätte Daten über den Abyss im Gehirn, diese seien aber geschützt. Deshalb hatte er auch eine Kopie Laco's Gehirn angefertigt. Schmerzen, wann immer er daran zurückdachte. Aber diese Daten, die der Abyss fürchtete, kannte Laco jetzt. Weil er den tragbaren Tesseraktgenerator in seinen Dataport eingeführt hatte, war die Sicherung aufgehoben worden und vor seinem geistigen Auge war alles abgelaufen, was schon immer in seinem Gehirn versteckt geschlummert hatte. Aber woher hatte Laco dieses Wissen? Er wusste es nicht. Und er wusste auch nicht, was er jetzt damit anfangen sollte. Wie konnte es ihm und Admiral Stark helfen, dass sie wussten, wer ihr höherer Gegner war, aber nicht, wie man ihn bekämpfte?

      „Commodore, kommt bitte auf die Brücke“. Ensign Bogacy's Stimme holte Laco wieder aufs Medizindeck der Achilles zurück.
      „Verstanden!“. Er beendete die Kommunikation, ließt Trance's Hand los und sagte: „Ich komme wieder“. Dann verließ er die Krankenstation und ging die Gänge entlang in Richtung Kommandodeck. „Was gibt’s?“, fragte er.
      „Ein Kurierschiff hat soeben angedockt“
      „Und deswegen müsst ihr mich holen?“
      „Es hat direkte neue Befehle von Admiral Stark an Bord“
      „Das kann ja was werden“, sagte er mit einem Seufzer.
      „Deck räumen und abspielen!“
      „Aye, Sir“. Alle Unteroffiziere verließen das Deck.
      Ein Hologramm Admiral Stark's erschien. „Commodore Agros... ich habe einen Auftrag für dich, der auch mein persönliches Interesse findet. Wie du weißt, ist die Moral unserer Truppen am Boden, ja, fast schon auf dem darunterliegenden Deck. Ein Grund sind dabei die Dreadnoughts der Apocalypse Klasse. Sie sind schwächer als unsere Schiffe der Glorious Heritage Klasse. Fakt ist aber, dass wir im ganzen Kriegsverlauf noch keines dieser Schiffe zerstört haben. Beim Erstschlag der Nietzscheaner haben wir die Hälfte unserer XMCs verloren, einundfünfzig Schiffe. Im weiteren Kriegsverlauf haben wir noch ein paar verloren, die genaue Zahl ist unbekannt, da wir auch noch welche von Missionen vermissen. Im schlechtesten Fall sind es dreizehn. Bei der Abschneidung Tarn Vedras haben wir nochmal die Hälfte der Schiffe, die wir noch hatten, verloren und in der nietzscheanischen Offensive nochmal sieben. Das heißt, wir haben jetzt noch elf Schiffe der Glorious Heritage Klasse von Hundert. Der Feind hat aber von zehn Dreadnoughts zu Beginn des Krieges noch zwölf! Unsere Männer glauben jetzt natürlich, dass diese Schiffe unzerstörbar sind“
      „Und es scheint auch so“, sagte Elacta.
      „Sie haben eine Primiärbewaffnung von sechs schweren Gauss-Kanonen. Sie beschleunigen tonnenschwere Urangeschosse auf 90 PSL und schicken sie in Richtung eines Schiffes. Das sind aber keine intelligenten Geschosse, man kann ihnen also leicht ausweichen, wenn man nur genügend Abstand hält. Abstand ist aber der springende Punkt. Mit ihren Seitengeschützen, die gegen ein großes Raumschiff fast wirkungslos sind, erzeugen sie zu den Seiten hin einen Flakteppich. Diesen können unsere Raketen nicht durchbrechen, und deswegen können sie in aller Ruhe ihre Jäger starten.
      Laco, dein Auftrag wird es sein, eines der Schiffe dieser Klasse zu zerstören. Wir hatten schon zwei Schlachten so gut wie gewonnen, aber dann tauchte ein Dreadnought auf. Unsere Männer, aber auf die Kommandanten, verließen fluchtartig ihre Posten und brachten sich in Sicherheit. Es geht schon das Gerücht um, dass, wenn ein Dreadnought auf dem Schlachtfeld erscheint, die Niederlage der Ehrengarde sicher ist. Laco, überzeuge sie vom Gegenteil! Du wirst ein Schiff zerstören, das dir sehr wohl bekannt ist. Die Zerberus. Es ist das Schiff von Flottenmarschall Odin Athorak. Er ist der Schwiegervater deines ehemaligen XOs, Tarik al Ashraf. Ich denke, dass dir dieser Auftrag für deinen Rachefeldzug sehr gelegen kommt“
      Hätte sie doch vor seiner Crew bloß nichts vom Rachefeldzug gegen ein ehemaliges Mitglied erzählt!
      „Ein paar Ratschläge: Wir haben vor kurzem ein Gefecht gegen die Armageddon geführt. Antiprotonenwaffen sind zwar sehr wirkungsvoll, da sie kein Resistium in ihrem Panzer haben, allerdings brachte es doch nichts, weil die Panzer einfach zu dick sind. Kostenspargründe, aber trotzdem effizient. Das selbe kam in einem Gefecht gegen die die Scarabäus heraus. Du musst versuchen, die Zerberus anders zu zerstören.
      Dein größter Trumpf: Wir haben einen Überläufer des Feindes an Bord der Zerberus. Leider ist er nur ein kleiner Ingenieur in der Antribssektion und kommt nicht an die Zentralsteuerung des Schiffes heran. Allerdings wird er in sieben Tagen um 10:00 CT eine Pionendichtung locker schrauben. Es wird dauern, bis die Nietzscheaner erfahren, dass sie Pionen verlieren. Bis dahin kannst du dich an ihre Fersen heften. Sobald die Zerberus den Slipstream verlässt, könnt ihr eine Lichtsekunde hinter sie springen und euch dann zwischen sie und ihr Flakfeld drängen. Dann könnt ihr einen Erstschlag wagen“
      „Die Sache hat doch einen Haken“, sagte Elacta.
      „Allerdings hat die Sache einen Haken“, sagte Starks Hologramm daraufhin. „An Bord der Zerberus sind fünfhundert gefangene Mitglieder der Ehrengarde. Deine ganze Besatzung wird sich sträuben, auf dieses Schiff zu feuern, solange unsere Männer noch dort gefangen sind. Du natürlich nicht, dafür habe ich dich zu gut ausgebildet“. Oh ja, das hatte sie! „Ich möchte, dass du einen Angriffstrupp deiner Lancer auf die Zerberus schickst und dann unsere Männer und den Überläufer rausholst! Lass dich nicht umbringen! Stark, over!
      Lang lebe die Kaiserin!“

      Das Hologramm verschwand. „Das ist unzumutbar“, meinte Elacta sofort.
      „Ja“, sagte Laco in Gedanken versunken. „Wenn wir nicht sofort Negativbomben feuern können, wird es ein hartes Gefecht“
      „Können wir nicht mit unserer Kreuzerguppe angreifen?“, brummte Adriano del Ronis.
      „Nein. Die braucht Castallias Heimatgarde als Unterstützung“
      Der neue Anführer der Lancer, Crashdown mit Rufnamen, warf ein: „Ich stelle sofort ein Spezialtraining zusammen. Wir können dieses Schiff stürmen, wenn auch nicht entern“
      „Und wie kommen wir da rein?“, fragte del Ronis.
      „Ich hab' da so ne' Idee. Alter Piratentrick, hab' ich von meinem Bruder gelernt“, sagte Laco. Alle sahen ihn fragend an. „Machen wir uns an die Arbeit!“

      502. Tag des Krieges, Galaxis M86

      Privates Missionslogbuch, Tarik al Ashraf
      502. Tag: Ich habe es trotz vielen abgeschossensen Magog doch noch zu meinem Schwarmschiff geschafft. Nachdem ich das rote Licht, den Geist des Abyss, gesehen habe, irrte ich immer noch eine halbe Ewigkeit im Weltenschiff umher, bis ich mein Schwarmschiff fand. Dann bin ich gestartet. Ein Magogschwarm hat die Verfolgung aufgenommen, allerdings konnte ich ihn im Slipstream abschütteln. Jetzt nichts wie nach Fountainhead!
      505. Tag: Wenn dieses dämliche Schwarmschiff nur nicht so langsam wäre! Bin immer noch in M86!
      507. Tag: Ich habe den Slipstreamnexus wieder gefunden. Ich folge den Magogschiffen jetzt in die bekannten Welten.
      510. Tag des Krieges: Ich bin im Muttawalis Globular Cluster. Also fast zu Hause! Ich kann kaum erwarten, was Saladin zu dem sagt, was ich herausgefunden habe! Die Magog werden vom Geist des Abyss gesteuert!
      511. Tag: Ich bin an der Grenze des Majorumstamms mit der Magog-Quarantänezone. Ich habe ihnen eine Nachricht geschickt, fliege aber mit dem Schwarmschiff nach Fountainhead. Nun, da ich wieder in der Nähe Heras bin, wächst meine Anspannung ins Unermessliche! Ich werde meinen Sohn sehen! Ich werde tatsächlich mein Kind in den Armen halten können!
      515. Tag: Es ist vollbracht! Ich bin im Orbit Fountainheads! Kurve auf den Landeanflug ein. Als erstes gehe ich zu Hera, dann zu Saladin Gree.

      500. Tag des Krieges, Orion-Arm, Milchstraßengalaxie

      Fast wie tot lag sie in den endlosen Weiten des Weltalls. Nichts zeugte davon, dass die Wrath of Achilles in den nächsten Minuten ihre rohe Gewalt auf die Probe stellen müsste. Auf der Brücke war alles in dunkles blaues Licht gehüllt. Code Black. Laco sah immer wieder auf die Uhr. Es war 09:58 CT. Noch zwei Minuten, bis sich eine Pionendichtung der Zerberus ein winzig kleines Stück auftun würde. Ruhig faltete Laco die Hände, wie zum Gebet. Er hielt die innere Anspannung, ja, die Angst vor einem Kampf kaum mehr aus. Wenn Trance Gemini nur wach wäre! Sie hätte ihm die nötige Ruhe geben können! Man hatte sie in den Frachtraum der Achilles verlegt, da man das Medizindeck als Lazarett brauchen würde. Jetzt schon malte sich Laco das Grauen aus, das dort zu sehen sein würde. Es war niemals einfach, mit diesem Wissen in den Kampf zu ziehen. Aber er durfte die Zerberus nicht zerstören, solange noch Fühlende Ehrengardemitglieder an Bord waren. Der Entertrupp stand bereit, nicht auf der Catana Mora, sondern auf einem Tarntransporter an der Seite der Achilles. Die Mission war riskant, aber ohne Risiko gewann man einen Krieg nicht. Aber ein Mann musste tun, was ein Mann eben tun musste!
      „Commodore...es ist genau 10:00 CT“, sagte Achilles.
      Laco atmete ein letztes Mal aus, versuchte seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. „Dann los...tun wir es. Kampfklingen ausfahren, alle Waffensysteme online schalten. In den Slipstream!“
      Adriano del Ronis steuerte die Wrath of Achilles in den Slipstream und ließ sie treiben. Hier in der Nähe musste die Zerberus von Erde nach Fountainhead fliegen. Minutenlang trieben sie so herum, bis del Ronis etwas fand. „Da! Eine winzige Pionenspur!“
      „Brotkrumen, ja? Denen folgen wir. Unauffällig!“
      „Aye, Sir“

      Der wuchtige Bau der Zerberus trat aus einem Slipstreamportal hervor. Weniger als zweihundertfünfzigtausend Kilometer entfernt tat sich ein zweites Portal auf, die Wrath of Achilles. Näher, viel näher an der Zerberus, höchstens fünftausend Kilometer entfernt, brach ein weiteres, viel kleineres Portal auf. Der Tarntransporter der Ehrengarde, zweiundreißig Ulanen an Bord.
      Laco gab sogleich die Befehle zum Angriff. „Alle Kampfdrohnen zur Deckung starten! Die Plasmakanonen auf große Streuung einstellen und auf ihre Hangartore fokussieren! Geschützrohre 1-100 mit Defensivraketen laden und automatisch feuern!“
      Die Zerberus tat genau das, was Laco von ihr erwartet hatte. Sie versuchte, einen Flakteppich auszulegen, um in Ruhe die Fighter starten zu können. Kleine Geschosse trafen die Achilles, aber nichts, was wirklich weh tat. Die Zerberus war viel zu groß und träge um schnell in frontale Angriffsposition zu kommen. Sie öffnete die Tore und schickte ihre Garuda-Fighter hinaus. Verhängnissvoller Fehler!
      „Batterien 101-180 mit Angriffsraketen laden! Leert die Magazine!“
      Die Achilles war zu nahe für den Flakteppich. Ihre Raketen und Plasmaladungen schlugen ungebremst in den geöffneten Hangardecks der Zerberus ein.
      „Sir, ihre Tore haben sich verkeilt. Sie können keine weiteren Fighter mehr starten, wenn sie sie nicht aufsprengen wollen!“
      „Gut. Strategischen Rückzug einleiten! Wir müssen unseren Lancern Zeit geben, die Gefangenen rauszuhauen. Ein viertel Kraft Achtern! Defensivfeuer! Wir müssen im toten Winkel ihrer Hauptgeschütze bleiben. Verbindet mich verschlüsselt mit unserem Transporter!“ Er durfte natürlich nicht antworten, um die Position nicht preiszugeben.
      „Crashdown, hier Achilles. Crashdown, hier Achilles. Ihr habt zwanzig Minuten. Viel Glück!“

      „Zwanzig Minuten. Ihr habt's selber gehört!“. Crashdown startete die Triebwerke des Transporters. Auf dem Sensor sah er, wie sich die Wrath of Achilles und die Zerberus einen harten Kampf lieferten. Dann kam die Zerberus in Sicht. Sie hatte zum Angriff auf die Achilles eingekurvt und die MPD-Thruster deaktiviert. Jetzt hatten sie ein enges Zeitfenster einzuhalten! Der Pilot steuerte den Transporter knapp an der Hülle der Zerberus vorbei, bis zu den Triebwerken. Er bremste auf 50 km/h ab und drehte zum Landeanflug an. Kurz darauf dockte der Tarntransporter am Plasmainjektor der Zerberus an. Sollten sie jetzt ihre Triebwerke zünden, waren sie alle des Todes. Laco hatte diese Idee gehabt. Sein Bruder war angeblich Raumpirat gewesen und hatte mit dieser Taktik über hundert Schiffe geentert. Crashdown kletterte aus der Luke. Die Hitze, die ihm trotz seines Kampfanzugs noch entgegenschlug, war überwältigend. Er konnte sich kaum vorstellen, dass diese Triebwerke abgeschaltet waren. Der ganze Zug war mittlerweile in der engen Röhre und krabbelte auf den Ausgang zu. Crashdown öffnete die Luke, die er kurz gesucht hatte. Er sah von unten auf zwei sitzende Mannschaftsmitglieder der Zerberus hinauf. Das Antriebskonntrollteam. Sie würden sterben, ohne es zu merken. Crashdown zog seine Kampflanze, legte sie an und drückte zweimal ab. Die Leichen lagen auf dem Boden. Zwei Einschläge gingen durch das Schiff, die Achilles hatte einen Treffer gelandet. Der Ulan kletterte aus der Röhre, zog die beiden nietzscheanischen Leichen hinein und öffnete den Kontrollschacht. Eine Plasmagranate wurde gezogen, scharf gemacht und hineingeworfen. Routine. Eine Explosion, dann waren sie in Sicherheit. Kein heißes Plasma würde ihr Fluchtfahrzeug grillen, selbst wenn die Nietzscheaner Energie auf ihren Antrieb gaben. Das einzige, was wirklich Besorgnis erregend war, war die Frage, wie man fünfhundert Leute durch diese enge Röhre schnell hinausbekommen sollte. Crashdown sah auf die Uhr. Nur noch sechzehn Minuten. „Dann los“, sagte er und ging voraus.

      Ein Gauss-Geschoss traf die Wrath of Achilles. Es hatte ein klaffendes Loch in die Steuerbordpanzerung geschossen.
      „Wir haben keine Wahl“, sagte Adriano del Ronis. „Wir müssen weiter zurück!“
      Ein weiteres Geschoss schlug ein. „Voller Schub rückwärts! Verteidigungsfeuer aufrecht erhalten, ECM auf Maximum!“
      „Wir haben drei weitere Kampfdrohnen verloren, Sir!“
      „Wie lange noch?“, fragte Laco.
      „Fünfzehn Minuten, acht Sekunden“, meldete Ensign Bogacy.
      „Wir halten das keine fünfzehn Minuten mehr aus, wenn wir nicht endlich angreifen!“, schrie Captain del Ronis.
      „Vielleicht müssen wir das auch gar nicht!“, sagte Laco. „Nehmt Kontakt zur Zerberus auf!“
      „Sir?“
      „Ich will mit Odin reden! Zeit schinden"
      „Aye, Sir!“
      Das Bild des kahlköpfigen Mannes in blauer Uniform erschien auf dem Hauptschirm.
      „Ich bin Commodore Laco nax Agros. Wir hatten bereits zweimal das Vergnügen!“
      „Flottenmarschall Odin Athorak“
      „Flottenmarschall, ich möchte einen Waffenstillstand aushandeln!“
      „Wieso sollte ich darauf eingehen?“, fragte dieser.
      „Weil ich Euch sonst in Stücke sprenge, darum!“
      „Was sind Eure Bedingungen?“ Die Waffen schwiegen doch schon längst.
      „Die Kapitulation der Zerberus, danach dürft Ihr weiterleben und sogar auf Eure Heimatwelten zurückkehren“
      „Ich habe da einen besseren Vorschlag“, sagte Odin ernst. „Ihr ergebt Euch mir. Ich habe fünfhundert Ehrengardemitglieder und Zivilisten als Geiseln. Ich exekutiere ab jetzt jede Minute eine, und dann die doppelte Anzahl“
      Die Achilles und die Zerberus waren jetzt schon eine LM voneinander entfernt, die Übertragungen dauerten also immer zwei Minuten, mehr als genug für die Lancer.
      „Odin, wartet!“, rief Laco. „Ich bin bereit, zu kooperieren!“ In die Falle gegangen. Sobald Odin die Gefangenen aus ihren Zellen holte, um sie zu exekutieren, konnten die Lancer die Wachen überfallen und die Geiseln befreien.
      „Wenn Ihr Euch ergebt, deaktiviert die Waffen!“
      Laco antworte nicht. Eigentlich war er weit genug von der Zerberus entfernt, um die Waffen zu deaktivieren, ohne in Gefahr zu kommen. Odin würde dann allerdings aufschließen wollen, um der Achilles die Gelegenheit zur schnellen Aktivierung der Verteidigungswaffen zu nehmen. Und wenn er zur Achilles aufschloss, würde er merken, dass einer seiner Thruster sabotiert worden war. Und dann würde er den dort dockenden Transporter bemerken und folglich auch die Lancer. Lacos Überlegungen wurden zunichte gemacht, als Ensign Bogacy berichtete:
      „Sir, in der letzten Botschaft ist im unteren EM-Band eine zweite Nachricht versteckt“
      „Ich versuche, sie so klar wie möglich zu machen“, sagte Achilles.
      „Lass hören“, meinte Laco.
      „Nur Audio“
      Die Nachricht wurde abgespielt. „Hier spricht Crashdown. Mein Zug und ich sind in einer heiklen Lage. Odins Truppen haben uns bemerkt. Unser Weg zurück zum Transporter ist abgeschnitten. Odin spielt auf Zeit, um die Hangartore öffnen zu können. Sir, der Ausgang der Mission ist zweifelhaft, ich glaube kaum, dass wir uns aus eigener Kraft rauskämpfen können. Ich empfehle einen vollen strategischen Schlag. Crashdown, over. Lang lebe das Commonwealth und die Kaiserin!“

      „Verdammt“, raunte Laco. Die Rettungsmission der Geiseln war also gescheitert. Laco wusste, was jetzt zu tun war. „Übermittelt Odin die Nachricht, dass wir uns ergeben und zu ihm stoßen, wenn er unsere Geiseln leben lässt!“
      „Aye, Sir“
      „Steuermann! Alle Hilfs- und Reserveenergie in die MPD-Thruster leiten. Wir brauchen vollen Schub. AG-Felder auf Maximum, sonst enden wir als Kleckse an der Rückwand. Gebt den Kurs ein: Koordinaten 045 bei -29“
      „Sir, das bringt uns-“
      „auf Kollisionskurs mit der Zerberus, ich weiß. Keine Sorge, diesmal will ich kein Rammmanöver versuchen, wie beim letzten Zusammentreffen. Ich will nicht schon wieder ein gutes Schiff an der Hülle der Zerberus opfern!“. Er dachte an die Ikarus.
      „Wir sind auf Kurs!“
      „Beschleunigen, alles was geht!“
      „Aye, Sir“. Die Triebwerke glühten auf, dann schossen sie Millionen K heißes Plasma in den kalten Weltraum. Das Schiff wurde beschleunigt. Die G-Kraft hätte sie alle getötet, hätten die AG-Felder nicht standgehalten.
      „Schiebt den Braten in die Röhre“, sagte Laco. „Negativwaffen 1-1800 laden!“
      Adriano del Ronis meldete Bedenken an. „Sir, wir müssen den Lancern mehr Zeit geben. Wir müssen ihnen vertrauen, sie werden ihren Job tun“
      „Habt Ihr Crashdown nicht gehört? Sie sitzen in der Falle und Odin versucht, die Fighter zu starten. Jeder vergeudete Moment stellt ein unnötiges Risiko dar!“
      Erste Geschosse schlugen auf der Wrath of Achilles ein. Odin hatte sie durchschaut und das Feuer eröffnet.
      „Sir, Ihr könnt doch nicht dieses Schiff mit unseren Männern an Bord in die Luft jagen!“, rief Captain del Ronis.
      „Ich werde darüber nicht diskutieren!“
      „Commodore Agros, diese Handlung ist unmoralisch und widerspricht unserem Befehl!“
      „Unser Befehl ist es, die Zerberus in die Luft zu jagen!“, belehrte ihn Laco.
      „Und die Geiseln zu retten!“
      „Das ist zweitrangig!“
      „Ich werde keine Waffen laden, die meine eigenen Männer töten!“, rief er bestimmt
      „Captain del Ronis! Ihr habt den ausdrücklichen Befehl, Negativwaffen 1-1800 laden!“
      Er rührte sich nicht. „Ich weigere mich, diesen Befehl auszuführen, Sir!“
      Meuterei. Schon wieder. „Captain del Ronis. Ihr seid vom Dienst suspendiert! Commander Elacta! Ihr seid bis auf weiteres mein XO! Negativwaffen 1-1800 laden!“
      „Laco!“, schrie Adriano und legte eine Hand an die Seite. „Ihr tötet unsere Männer!“
      „Los, tut es!“, flüsterte Laco. „Zieht Eure Waffe. Na los!“
      Adriano meinte drohend: „Ich werde auf jeden Fall nicht zulassen, dass Ihr unsere Leute umbringt“ und legte seine rechte Hand auf die Kampflanze.
      Ein roter Blitz durchschnitt den Raum. Adriano jaulte auf und hielt sich beide Hände ans Knie. Laco stand, die schwarze Kampflanze in der Hand, vor dem am Boden kauernden Mann. Er hatte schneller ziehen können. Wäre die Kampflanze voll geladen gewesen, wäre er jetzt tot. Obwohl es nur ein Schuss ins Bein gewesen war. „Bringt ihn aufs Medizindeck!“, befahl Laco. „Commander Elacta! Negativwaffen 1-1800 laden!“
      „Aye, Sir“. Wenigstens befolgte sie seinen Befehl. Erst jetzt bemerkte Laco, wie schwer die Wrath of Achilles getroffen worden war. Große Löcher, geschossen von Gauss-Geschützen, hatten ihren Rumpf aufgerissen. Raketen waren eingeschlagen, eine der Kampfklingen war abgebrochen.
      „Entfernung zum Zielobjekt?“
      „Zwanzig Lichtsekunden, Geschwindigkeit: 50 PSL!“
      Noch mehr Waffen schlugen ein, Funken sprühten von der Decke des Kommandodecks. Die Zerberus schoss ohne Unterlass auf die Achilles, die sich aber als zäher erwies, als gedacht. Die Achilles erwiderte das Feuer nicht. Sie waren noch auserhalb des Flakfelds und keine der Negativbomben hätte getroffen.
      „Weiter aufs Ziel zu!“
      Noch mehr Einschläge. Die Beleuchtung fiel aus, ebenso das Hologramm der Achilles. Bald setzte aber die Notbeleuchtung ein.
      „Wir haben Treffer an Deck 12,13,14 und 15, außerdem nahe des Observationsdecks und des Hangars!“
      „Negativwaffen entriegeln!“
      „Negativwaffen entriegelt!“
      Nach weiteren Einschlägen meldete Leanne: „Wir haben Steuerbordstationen 3,5,9 und 15 verloren! Plasmakanone 1 offline!“
      „Die Raketenwerfer noch nicht öffnen!“, befahl Laco.
      „Weitere Einschläge am Steuerbordtriebwerk!“
      „Scharfschalten der Negativwaffen 1-1800!“
      „Negativwaffen scharf!“
      Ein Urangeschoss zerfetzte die Hülle unweit des Kommandodecks. Eine Hitzewelle versengte Lacos Haut. Alle Instrumente waren ausgefallen, Feuer wütete auf dem Deck. Leanne Bogacy lang auf dem Boden, der Avatar der Achilles war ausgefallen, ebenso die KI. Nur noch Laco und Elacta waren auf den Beinen. Weitere Rücke und Schübe gingen durch das Schiff, das im Moment völlig zerschossen wurde.
      „Ausfall des AG-Felds auf den unteren Decks! Slipstreamantrieb ausgefallen, ebenso GFG-Linsen. AG-Spulen sind durchgeschmolzen, Kieltriebwerk ausgefallen, interne und externe Sensoren weg, ebenso die Zielerfassung. AP-Speicher 2 beschädigt, aber noch intakt, Notentlüftung beginnt. Kern wird runtergefahren. Wir haben alle gestarteten Kampfdrohnen verloren. Datalink zu Basisdroiden ausgefallen, Datenleitungen auf diesem Deck sind gekappt, ich habe keine Verbindungen zum Rest des Schiffes. Alle Punktverteidigungslaser ausgefallen, Hüllenbrüche auf den Decks 1,2,3 und 5,6 und 9,10,11. Schwere Treffer am Hangardeck-“
      „Entfernung zum Ziel?“
      „Schwer zu sagen. Sensoren sind weg, GFGs ausgefallen“
      Kleine Rucke gingen durchs Schiff. Jetzt wussten sie es. Sie hatten den Flakgürtel der Zerberus durchbrochen. Jetzt mussten sie die Negativbomben abschießen, doch sie hatten keine Zielpeilung.
      „Elacta! Schätze die Position des Zielobjekts und gib die Koordinaten zu den ELS-Raketenwerfern!“
      „Sir, ich habe überhaupt keine Sensoren, die Nietzscheaner starten jetzt ihre Fighter!“
      „Wir haben nur eine Chance! Schätze die Position!“
      „Ich vermute, sie sind auf 053 bei +20“
      „Diese Koordinaten an alle Geschützrohre geben. Negativwaffen ausrichten...Feuer!“

      500. Tag des Krieges, Orion Arm, Milchstraßengalaxie

      Die Schmerzensschreie der Verwundeten waren kaum mehr auszuhalten. Laco war nach der Schlacht zum Medizindeck gerannt, um dort das Medicorps zu verstärken.
      „Keine Angst. Alles wird gut“, sagte er zu einem Spacer in grauem Overall als er ihm Nanobots injizierte.
      Aufgeregt sah er sich um. Gerade wurde ein Perseide eingeliefert, ein Ingenieur. Laco kümmerte sich um ihn, als er, auf der Liege gegenüber, Captain Adriano del Ronis erblickte. Er sah schrecklich aus. Sein Bein war ihm, zu Lacos Entsetzen, bereits abgenommen worden. Seine ganze linke Körperhälfte war auf- oder abgerissen, wahrscheinlich war irgendetwas neben ihm explodiert. Auch sein linkes Auge war zerfetzt worden. Das hätte nicht passieren müssen. Und dürfen. Aus den Augenwinkeln sah Laco, wie zwei Mediziner Leanne Bogacy von einem Bett nahmen und auf den Gang hinaus trugen.
      „Was soll das?“, fragte Laco empört!“
      „Wir brauchen die Krankenbetten für die Lebenden!“, sagten sie und gingen weiter.
      Leanne war auch tot! Erneut würde Laco auf seinem kleinen Altar eine Kerze hinzufügen müssen. Die Zerberus war zerstört, der Höllenhund war tot. Aber Adriano del Ronis war verstümmelt, die Wrath of Achilles beschädigt und Leanne Bogacy tot, sowie die Geiseln und der Rettungstrupp auf der Zerberus. Laco würde nie erfahren, ob sie es geschafft hätten, ob sein Handeln richtig gewesen war. Aber eines wusste er: Es war ein teurer Sieg gewesen!

      515. Tag des Krieges, Fountainhead

      Ein so ungewöhnlicher Anblick hatte sich den Bewohnern Fountainheads Hauptstadt noch nicht geboten. Ein Schwarmschiff der Magog landete auf dem Raumhafen. Das Militär der Heimatarmee hatte den Hafen vor schaulustiger Menge abgeriegelt. Ohne Jubel, Begrüßung oder Marschkapelle stieg Tarik al Ashraf aus dem Schwarmschiff. Direkt daneben stand ein leerer Floater, der eigens für ihn hergerichtet worden war. Tarik setzte sich und las auf einem Papierzettel über dem Anlasser: „Triff mich um 20:00 CT. Saladin“. Das gab ihm noch über eine Stunde. Tarik ließ die Motoren an und machte sich auf dem Weg zu seiner Wohnung in der Nähe des Regierungsviertels. Minuten später parkte er vor dem Penthouse des kleinen Weltraumkratzers. Er betrat die Wohnung.
      „Hera? Hera, bist du hier irgendwo? Hera?“
      Wo konnte sie nur sein? Er ging in die Küche, VR-Raum, Schlafzimmer und Gästeraum. Dort fand er einen Roboter, den er für die Säuberung gekauft hatte. „Wo ist Hera?“, fragte er.
      „Lady Hera al Ashraf ist beim Denkmal der gefallenen Soldaten“, sagte die mechanische Stimme. Tarik setzte sich wieder in seinen Floater und hielt auf das Denkmal zu. Die kühle Brise wehte durch sein Haar, als er sie vor einem Grabmal stehen sah. Hera war ganz in schwarz gehüllt, ihr Kind in den Armen. Sie fiel auf die Knie. Diese Vision war es gewesen, die Tarik im Weltenschiff der Magog gehabt hatte. Aber auf dem Grabstein stand gar nicht sein Name. Da stand „Odin Athorak“ und darunter „Vater von Hera al Ashraf, Schwiegervater von Tarik al Ashraf“ Das hatte er gesehen und gelesen!
      Lautlos näherte sich Tarik seiner Frau und seinem Kind von hinten. Zärtlich legte er ihr seine Hand auf die Schulter. Sie zuckte nicht zusammen und drehte sich nicht um, stand aber auf. Dann sah sie Tarik direkt in die Augen. Er wollte sie küssen, aber sie zog den Kopf zurück.
      „Was ist passiert?“, fragte er leise.
      „Vor zwei Wochen“, sagte sie ruhig „ist mein Vater im Kampf gefallen. Nach den Berichten wurde die Zerberus von einem Schiff namens Wrath of Achilles zerstört, kommandiert von Commodore Laco nax Agros. Aber ich weiß nichts genaues, da die draganische Propaganda versucht, es geheim zu halten“
      Commodore Laco nax Agros. Er hatte die Vernichtung der Ikarus durch die Zerberus also überlebt. War das etwa seine Rache? Dass er seinen Schwiegervater tötete? Irgendwie hatte Tarik das Gefühl, die Geschichte zwischen ihm und Laco nax Agros war noch nicht zu Ende.
      „Das tut mir sehr Leid“, sagte er.
      „Danke. Und Tarik, ich freue mich, dass du wieder zurück bist, aber gleichzeitig trauere ich“
      „Das kann ich verstehen“, sagte Tarik und strich seinem Sohn über den Kopf. Hera verstand, dass er ihn in den Armen halten wollte und gab ihm ihn. Das kleine Kind sah zum ersten Mal in die Augen seines Vaters. „Wie heißt er? Odin?“
      „Ein schöner, starker Name, nicht wahr? Ich habe gespürt, dass er einmal ein Anführer wird“
      „Odin“, sagte Tarik und sah seinen Sohn an. An seinen Armen bildeten sich langsam die Knochenplatten.
      „Hera...in unserem Leben wird sich einiges ändern. Nicht nur wegen unseres Sohnes, sondern auch wegen dem, was ich herausgefunden habe. Ich muss in eine paar Minuten los, um es Saladin zu berichten. Und ich verspreche dir eines: Du wirst dir keine Sorgen mehr über mich machen müssen. Ich werde nicht wieder in den Kampf ziehen und ich verspreche dir noch eines. Schon morgen wird der Krieg zu Ende sein“
      „Wie?“, fragte sie.
      „Saladin wird die Gefahr erkennen und so vernünftig sein, die Kämpfe ruhen zu lassen“
      „Glaubst du wirklich? Ich habe das Gefühl, Saladin ist verrückt. Er hat sogar eine Than gegessen!“
      „Hera, ich war in der Galaxis von M86 und habe dort schreckliches erlebt. Er wird Einsehen haben!“
      „Was hast du dort gesehen?“

      Tarik schritt den Gang zu Saladins Arbeitszimmer entlang. Es war 19:56 CT. Er hatte Hera nicht gesagt, was er erfahren hatte. Zu gefährlich, hatte er gesagt. Tarik wartete noch die vier Minuten, dann trat er ein, ohne anzuklopfen.
      „Tarik. Weilst du doch noch unter den Lebenden?“, begrüßte ihn Saladin.
      „Wie eh und je“. Sie begrüßten sich, indem sie ihre Knochenklingen gegenüberstellten.
      „Konntest du denn etwas über das Schiff der Welten herausfinden?“
      „Ja, Herr. Das konnte ich. Und was ich herausgefunden habe, lässt keine guten Schlüsse zu“
      Jetzt war es also an der Zeit, Saladin zu überzeugen, den Frieden mit dem Commonwealth auszuhandeln und dann gegen die Magog zu ziehen. „Ich habe mit meiner Suche im Muttawalis Globular Cluster begonnen, genauer gesagt, bei Delta Brandenburg Tor. Ich fand viel benutzte Routen in eine der Randgalaxien, Messier86. Das scheint auch die ursprüngliche Heimatgalaxis der Magog zu sein, obwohl ich dort fast nur noch alte und verglühte Sonnen vorfand. Dann folgte ich einem Schwarm Magogschiffen auf den viel benutzten Strömen und kam in ein verlassenes System. Ich suchte die Nachbarsysteme ab und fand schließlich, was ich gesucht hatte. Dieses Weltenschiff der Magog ist riesig. Es stellt ihre Heimatwelt und zugleich ihre größte Waffe dar. Und das schlimmste, Saladin: Das Weltenschiff bewegt sich auf uns zu. Sein Kurs führt genau in die bekannten Welten. Ich glaube kaum, dass man es mit konventionellen Waffen zerstören kann“
      „Wann wird es die bekannten Welten erreichen?“, fragte Saladin ernst.
      „Nach meinen Berechnungen in über dreihundert Jahren“
      „Dreihundert Jahre! Das ist eine halbe Ewigkeit!“
      „Ist es das, Saladin? Wir sind im Krieg mit dem Commonwealth und wenn wir ihn gewinnen, ich meine, es sieht sehr danach aus, aber, wenn wir ihn gewinnen, werden wir selbst doch auch große Verluste haben und abgesplitterte Gruppen der Ehrengarde werden uns weiterhin bekämpfen. Wir wir wissen, rüsten die Magog auf. Wenn sie die Quarantänezone überqueren und die bekannten Welten überfallen ist ein starkes vereinigtes Militär die einzige Chance, ihnen Einhalt zu gebieten“
      „Wir haben ein starkes und vereinigtes Militär“
      „Noch“
      „Nachdem wir das Commonwealth niedergerungen haben, werde ich die Stämme im nietzscheanischen Imperium vereinen und wir können uns der Magog annehmen. Aber erst einmal muss das Commonwealth fallen!“
      „Saladin, wieso seid Ihr so uneinsichtig? Das Commonwealth hat noch zehntausend Schiffe, ungefähr so viel wie wir. Wenn Ihr jetzt Frieden mit dem Commonwealth schließt, werden wir eine drohende Invasion der Magog zurückschlagen können!“
      „Das Commonwealth wird sich stärken und uns angreifen, wenn wir jetzt nachlassen!“
      „Das Commonwealth weiß doch von dem Weltenschiff, sonst hätten sie nie den Vertrag von Antares geschlossen!“
      „Tarik, wir dürfen jetzt, so kurz vor dem Sieg, auf keinen Fall aufgeben!“
      „Ihr seht doch selbst, dass die Sache mit dem nietzscheanischen Imperium schwierig wird. Die Clans sind zerstritten, die drei größten Stämme sind immer uneinig, zwischen den Sabra und den Jaguar herrscht eiskalte Stimmung und die Drago-Kazov sehen zu und warten ab. Viele der jetzt noch neutralen Parteien, sowie aus dem Commonwealth ausgetretene Welten werden sich auch ein Stück vom Braten abschneiden wollen, den wir servieren. Wenn wir ein Imperium wollen, werden wir nach dem Fall des Commonwealth erst einmal die Opportunisten ausschalten müssen und mit wenigen Schiffen ein riesiges Raumgebiet sichern. Unsere Truppen werden zu verstreut und zu gebunden sein, um gezielt gegen die Magog vorgehen zu können!“
      „Wir dürfen dem Commonwealth keine Pause gönnen, Tarik. Außerdem wissen wir noch gar nicht, ob die Magog angreifen werden“
      „Natürlich, die rüsten einfach auf, weil sie zusehen wollen, wie wir uns vom Krieg erholen! Der Abyss zieht irgendwelche geheimen Dinge durch und er kontrolliert die Magog. Er hat einen größeren Plan und wir dürfen nicht zulassen, dass er gelingt!“
      „Mein Bündnis mit dem Abyss ist beendet, seit ich weiß, dass er mit den Magog zusammenarbeitet. Tarik, ich bin nicht blöd, aber ich werde nicht im Augenblick des Triumphs kapitulieren!“
      „Ihr müsst die Magog-“
      „Meine Entscheidung ist gefallen! Wenn sie dir nicht passt, kannst du dich offiziell bei einer Behörde beschweren“
      „Verzeihung, Saladin“, sagte Tarik verlegen. „Vergebt mit für meine Überheblichkeit“. Tarik hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. Anfangs sah es aus, als wollte Saladin sein Angebot ausschlagen, dann reichte er Tarik aber seine Hand und sagte: „Diesmal vergebe ich dir. Überlege dir das nächste Mal besser, was du sagst!“
      „Sehr wohl, Saladin“

      516. Tag des Krieges, Fountainhead

      Mitternacht war schon lange vergangen und Tarik saß noch immer in seinem kleinen Laboratorium und untersuchte seine Hand. Die Augen fielen ihm schon fast zu. Die Hautpartikel, die sich beim Händeschütteln mit Saladin an seiner Hand festgesetzt hatten, wollte er untersuchen, und daraufhin das Genmaterial Saladins überprüfen. Die Hand war schon ganz taub. Er hatte jetzt genügend Material zusammen, überprüfen würde Tarik es aber erst morgen. Tarik hatte Zweifel an Saladin bekommen, nachdem er seinen Vorschlag so strikt abgelehnt hatte. Jetzt den Krieg nicht zu beenden, war Selbstmord! Und jetzt war wirklich eine passende Gelegenheit, um mit Misstrauen zu beginnen. Saladin war mit dem Abyss verbündet gewesen und Tarik wollte nun überprüfen, ob Saladin wirklich der reinkarnierte Stammvater der Nietzscheaner war. Dazu brauchte er das Genmaterial und. Wenn Saladin wirklich...

      Der schöne sonnige Tag auf Delta B-Tor näherte sich dem Ende. Gut gelaunt schritt der jugendliche Tarik al Ashraf durch die Straßen und leckte an seinem Milcheis. Der Tag war wirklich klasse gelaufen. Jetzt noch ein schöner Ausklang und – langsam dämmerte es Tarik. Es war wieder eine Vision, kurz vor dem Angriff der Magog auf Delta B-Tor. Was konnte er tun, um diesen Kreis zu durchbrechen? Jede war heftiger gewesen als die Vorhergegangene. Er ließ seine Eiscreme auf den Boden fallen, ein junger Perseid sah in verständnislos an.
      „Wir werden angegriffen!“, schrie Tarik. „Eine unbekannte Rasse wird in wenigen Minuten hier landen und dann müssen wir alle sterben! Bewaffnet euch! Holt euch Handfeuerwaffen und schweres Geschütz! Helft mir! Wir müssen die Heimatgarde in Alarmbereitschaft versetzen und Kuriere nach Tarn Vedra schicken!“
      Er sah nur in gaffende Gesichter, keiner glaubte ihm, sie sahen ihn verächtlich an, als ob er versuchte, sie zu verarschen.
      „Glaubt mir doch!“, schrie er. „Ich schwöre es! Seht ihr diese Punkte am Himmel? Das sind ihre Landungsschiffe! Sie werden jeden Moment hier sein und uns alle töten!“
      Noch immer nahm ihn keiner ernst, obwohl sie zum Himmel aufblickten und die Punkte sahen. „Holt euch Waffen!“, schrie Tarik. Niemand machte Anstalten, sich zu bewegen.
      Dicht neben Tarik al Ashraf bohrte sich ein Schwarmschiff in die Fassade. Dutzende Magog sprangen heraus. Mit ihren kräftigen Armen hielten sie die Fühlenden in ihrer Nähe fest und injizierten ihnen ihre Eier. Dann landete noch ein Schwarmschiff.
      „Glaubt ihr mir jetzt?“, brüllte er. Tarik würde diesmal anders handeln. Keine Waffe, kein Widerstand. Schreiend rannten die Zivilisten umher, doch die Magog mordeten, schlitzten ihnen die Bäuche auf und labten sich an ihrem Fleisch. Eines der Monster kam direkt auf Tarik zu.
      „Na los“, rief er im Feuer der Verwüstung. „Ich werde keinen Widerstand leisten!“
      Der Magog kam auf ihn zu und spritzte ihm das lähmende Gift direkt ins Gesicht. Dann beugte er sich über Tarik. Ein kleiner Stich, mit dem die Magogeier in den Körper des Opfers eindrangen, dann war es vorüber. Er verlor das Bewusstsein.

      Tarik erwachte. Jede Spur von Müdigkeit war verflogen. In seiner Vision hatte er versucht, die Menschen zu warnen, aber niemand hatte auf ihn gehört. Am Schluss waren sie alle gestorben. Er würde nicht zulassen, das das in Wirklichkeit auch passierte. Tarik war überzeugt, dass es das gewesen war, was ihm die Visionen sagen sollten.
      Jetzt wollte er es wissen. Die Analyse von Saladins genetischem Material war bereits abgeschlossen. Tarik legte Saladins Milchzahn, den er vor einigen Stunden aus Saladins Gemächern gestohlen hatte, auf den Scanner.
      „Zeige genetischen Code auf!“, befahl er. Kurz darauf erschien auf dem Holoscreen eine Doppelhelix. „Vergleiche mit dem Genmaterial der abgetragenen Hautzellen!“
      „Ich vergleiche. Übereinstimmung: 0,7%“
      Dann war es also wahr. Schon von vornherein hatte Saladin Gree gesagt, dass seine DNS nur zu 99,3 % mit der Drago Musevenis übereinstimmte. Und die 0,7 fehlenden Prozent waren die seiner ursprünglichen DNS. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Saladin sein Erbgut hatte verändern lassen. Aber es musste schon eine sehr professionelle Umwandlung gewesen sein, denn bei der Bestimmung des reinkarnierten Stammvaters wurde das Genmaterial auf Herz und Nieren überprüft. Und Saladin war durchgekommen. Der einzige, der eine so fortgeschrittene Technologie verwenden konnte, war ein Diener des Abyss. Und daraus konnte man die Schlussfolgerung ziehen, dass Saladin nur eine weitere Spielfigur im Plan des Abyss war. Und diese Spielfigur sollte ausschlaggebend sein, das Universum in Dunkelheit zu stürzen! Aber Tarik al Ashraf würde das nicht zulassen! Es war seine Pflicht, das zu verhindern!
      Tarik wusste, was zu tun war und er würde es tun.
      Saladin Gree musste sterben!

      516. Tag des Krieges, Milchstraßengalaxie


      Nach dem Kampf mit der Zerberus war die Wrath of Achilles wieder kampftauglich. Dank der Kampfdrohnen und Nanobots konnten sie aus den Trümmern der Zerberus Ersatzteile für die Achilles bauen. Nun war der Zerstörer im Frontabschnitt um Erde unterwegs. Laco hielt gerade Dienst auf dem Kommandodeck. Captain del Ronis war auch schon wieder auf den Beinen. Besser gesagt: auf dem Bein. Er hatte aber nicht nur sein Bein verloren. Sein grauweißes Haar war kurz geschoren, das ganze Gesicht vernarbt. Statt dem linken Auge trug er jetzt eine kybernetische Augenklappe. Seinen linken Arm hatte er mit viel Glück nicht verloren. Laco hatte beschlossen, wegen dieser Verletzungen über den Ungehorsam hinwegzusehen und das Kriegsgericht fallen zu lassen.
      „Commodore Agros. Kommt bitte aufs Medizindeck!“
      „Bin unterwegs! Captain del Ronis: Ihr habt das Kommando!“
      Er trat auf den Korridor hinaus und steuerte das Medizindeck an. Was er sah, konnte er nicht glauben. Trance Gemini saß, den Rücken zur Wand, auf ihrem Krankenbett. Lacos Mundwinkel zogen sich nach oben. Sie war endlich wieder wach!
      „Trance!“, rief er freudig.
      „Laco. Kommst du mich auch mal besuchen?“
      „Ich war jeden Tag hier, Trance. Stundenlang“
      „Ja, ich weiß. Ich habe es gefühlt. Das ist peinlich, weißt du das?“
      „Geht es dir wieder besser?“, fragte Laco, halb wissend, dass er die Antwort schon kannte.
      „Nein. Es geht mir sogar noch viel schlechter. Meine innere Temperatur ist unter den Gefrierpunkt von Wasser gefallen und jetzt habe ich nur noch 250 K. Sobald meine Temperatur den Nullpunkt erreicht, muss ich sterben. Ich war nur im Koma, um mir meine übrige Kraft aufzusparen.
      „Wie kann ich dir helfen?“
      „Du musst mich an einen Ort bringen“
      „Wohin?“, fragte Laco.
      „Du musst mich an einen Ort bringen, wo noch nie zuvor jemand gewesen ist“
      Laco antwortete nicht.
      „Nennen wir es mal...den Gemini-Nebel“
      „Den was?“
      „Du musst das Schiff ins Capellasystem bringen. Das ist ein binäres Sternensystem. Von dort aus sind es 44 komplizierte Sprünge. Unser Ziel dort, von wo aus man auf der Karte am nächsten zu Tarn Vedra ist“
      „Neuland 1?“
      „Das ist vielleicht das am leichtesten zu erreichende System, aber ich muss viel näher ran“
      „Was willst du dort?“
      „Ich bin der Funke“, sagte sie geheimnissvoll.

      518. Tag des Krieges, 983Paa, Andromedagalaxie

      Was den Weg in die Nähe Tarn Vedras anging, hatte Trance auf keinen Fall übertrieben. Das Capellasystem lag in nietzscheanischem Raum, es war schon schwierig genug gewesen, dorthin zu kommen. Aber dieser Slipstream! Das war ein Weg zur Hölle, so schwierig war es dort im Slipstream zu fliegen. Laco steuerte das Schiff selbst, hatte aber enorme Probleme damit, die Ziele zu finden. Trance war ebenfalls auf der Brücke und riet ihm immer wieder links bzw. rechts zu fliegen. Nach vielen Kollisionen mit den Strings kam er schließlich immer wieder ins nächste System. Nach Capella waren sie ins Alboraksystem und ins Seginosystem glangt, später nach Ypsilon Val, einem System mit Röntgenpulsar. Nachdem sie die Zwillingskerne der Andromedagalaxie passiert hatten, Scillar und Caryptis, waren sie nur noch einige Sprünge vom Paa-Kern entfernt. Dreimal hatte Laco das falsche Ziel angepeilt, was ihnen stundenlange Suchen nach dem richtigen Weg bescherte. Nach einem Tag Horrorslipstream waren sie schließlich in einem System angelangt, das nicht einmal einen verzeichneten Namen hatte, obwohl es nicht weit von Tarn Vedra entfernt war. Früher hatte es eben keine Verbindung von hier zur Heimatwelt gegeben, wer weiß, wie es jetzt war? Offiziell hieß das System 983Paa.
      „Ich habe einen Slippunkt gefunden“, sagte Laco zu Trance. Während der Reise hatte sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Nicht nur von der Haut, sondern auch von den Lippen und vom Schwanz. Laco erwartete nicht, dass sie das Ende der Woche noch erleben würde. „Übergang in den Slipstream bei 3, 2, 1, 0“. Er konzentrierte sich, doch das Ziel ließ sich extrem schlecht anpeilen.
      „Es ist eine Wolke“, sagte Trance.
      „Eine Wolke?“
      „Kein Stern, sondern nur ein ganz normaler Nebel“
      Jetzt, da Laco das wusste, fiel es ihm doch etwas leichter, den richtigen Weg zu finden. Zweimal hätte er fast die falsche Abzweigung genommen, sich dann aber doch noch verbessern können. „Übergang in den Normalraum...Jetzt!“
      Der schwere Zerstörer der Wrath of Achilles Klasse verließ den Slipstream. „Wir sind am Ziel“, meinte Trance.
      „Auf den Schirm“, befahl Laco.
      Zu sehen war eine rötliche Gaswolke, die um ihre eigene Achse rotierte.
      „Ausschnitt 3,7 vergrößern!“, befahl Adriano del Ronis.
      Laco wusste, was er dort sah, aber erklären konnte er es sich nicht. Ein blauer Tesserakt stieß große Mengen an Gas aus, das sich im nahen Nebel sammelte.
      „Was ist das?“, fragte Laco unsicher.
      „Das ist die Route der Zeitalter“, erklärte Trance. „Sie verbindet die bekannten Welten mit anderen Universen. Durch den Tesserakt, den man um Tarn Vedra geschlossen hat, wurde die Route der Zeitalter hierher geschoben. Die Route ist mit dem Tesserakt Tarn Vedras in der vierten Dimension verbunden. Mit einem Führer kann man sie durchqueren und von hier nach Tarn Vedra kommen“
      „Das...ist also der Weg in meine Heimat?“, fragte Laco.
      „So ist es“
      „Wer könnte uns dorthin führen?“, fragte der Vedraner.
      „Vielleicht...ein Avatar einer Sonne“
      „Sind wir deshalb hier?“
      „Nein. Wir sind hier, um mein Leben zu retten. Und dazu müssen wir dorthin!“. Sie zeigte genau auf das Auge des Nebels, auf den Punkt, wo Dichte und Gefahr am Größten waren.
      „Achilles, hältst du das aus?“, fragte Adriano.
      „Unmöglich zu sagen“, meinte der Avatar.
      „Dann lasst es uns versuchen!“, meinte Laco optimistisch. „GFG-Linsen aufladen, MPD-Thruster vorglühen lassen! AG-Feld auf Maximum. Schaltung aufs Schiff!“
      „Geschaltet“
      „Hier spricht Commodore Laco nax Agros. Die nächsten Minuten könnten etwas beschwerlich und holprig werden. Haltet euch gut fest!“
      Er sah zu Adriano del Ronis, der mit ihm Platz tauschte. „Langsam vorwärts. Ein PSL!“
      Ein Ruck ging durch das Schiff. „Wir tauchen jetzt in den Nebel ein. Die Gezeitenkräfte beginnen, an uns zu zerren!“
      „Weiter auf den Kern zuhalten!“
      Funken sprühten von der Decke, kurz fielen die Sensoren auf.
      „So geht das nicht!“, sagte del Ronis. „Ich schwenke in die Strömung ein, Achilles soll sich treiben lassen. Sonst gehen unsere AG-Felder drauf!“
      „Ein so gewaltiges und modernes Schiff und wir können nicht mal einen Nebel durchfliegen?“, fragte Laco.
      „Achilles ist ein Zerstörer und nicht darauf ausgelegt, Nebel zu durchfliegen“, antwortete Adriano als das Schiff vom Gas mittragen ließ. „Außerdem ist das hier kein normaler Nebel. Er hat eine so große Dichte, dass er fast zu einem Stern werden könnte!“
      Laco sah Trance in die Augen. Sie hatte gesagt, dass sie der Funke sei. Vielleicht war das ja der Grund, wieso sie hierher musste. „Wir versuchen es nochmal. Drehe das Schiff um 1° Backbord und versuche, tiefer einzutauchen!“
      „Aye, Sir“. Der Versuch schlug erneut fehl. „Wenn wir noch tiefer in den Nebel wollen, wird er uns zum Verhängnis!“
      „Ich nehme die Catana Mora“, meinte Laco.
      „Was?“
      „Die Achilles ist vielleicht nicht für solche Operationen ausgelegt, die Catana Mora aber schon. Außerdem ist sie viel kleiner und bietet durch das kompaktere Design eine viel geringere Angriffsfläche. Haltet Ihr hier die Position. Ich bringe Trance Gemini mit der Mora ins Auge des Gemini-Nebels“
      „Seid Ihr sicher? Das ist sehr gewagt“
      „Ich muss das tun“, sagte Laco und verließ zusammen mit Trance die Brücke.

      518. Tag des Krieges, Gemini-Nebel

      Eine Erschütterung ging durch die Catana Mora, als sie sich durch die Gavitationsfelder pflügte. Immer weiter auf die Mitte des Nebels zu. Ab und zu traf sie eine Feuerwelle, wenn Wasserstoff und Sauerstoff verbrannten. Noch immer war aber der Druck nicht groß genug, um den Fusionsprozess des Nebels in Gang zu setzen. Durch das ganze Gas, das der Tesserakt aber unablässig in die Wolke schleuderte, würde es nicht mehr lange dauern.
      „AG-Feld-Generator leicht beschädigt“, meldete Trance nach einem Zusammenstoß mit einem der Plasmawirbel.
      „Halb so schlimm“, munterte Laco sie auf. „Dieses Schiff hat schon mehr durchgemacht“
      „War es auch schon mal im Inneren eines Sterns?“
      „Nein...das noch nicht“
      Eine weitere Welle traf die Catana Mora.
      „Wir nähren uns dem Zentrum des Nebels“, berichtete Trance. „Der Druck ist schon ziemlich hoch, und zwar 79% dessen, was die Hülle aushält“
      „Halb so schlimm“, sagte Laco und hielt weiter auf den Kern zu. Dann wurde die Catana Mora schwer getroffen. Antrieb und Sensoren fielen aus.
      „Die Gravitation ist schon stark genug“, meinte der Vedraner. „Wir lassen uns hineinziehen“. Laco schaltete die Maschinen ab. Jetzt konnte er nur noch beten. Aber zu wem? Entweder zu Gott, der das Universum selbst war, und sie hier gegen seine rohe Gewalt ankämpften? Oder zu den alten Göttern der Vedraner? Laco musste bei diesem Gedanken grinsen. Er saß hier neben einer Person, die sein Volk hunderte Jahre lang angebetet hatte. Die „Göttin“ Gemini.
      „Der Hüllendruck beträgt jetzt 99% des Maximalwerts!“, sagte Trance.
      „Keine Sorge, das ist kein normaler Transporter der D-Klasse. Er wurde von Argocy gebaut, der hält mindestens hundertzwanzig Prozent aus!“
      „Eine weitere Plasmawelle baut sich achtern auf!“
      „Ich aktiviere die Manövrierdüsen. Wenn wir Glück haben, trägt sie uns direkt ins Zentrum des Nebels hinein“
      „Aufschlag in 3,2,1 Jetzt!“
      Laco war zwar angegurtet, wurde aber trotzdem heftig durchgeschüttelt. Aber wie er gehofft hatte, surften sie auf der Plasmawelle direkt ins Herz der Wolke.

      „Trance, ich hätte da noch eine Frage“, sagte Laco, als er das Schiff einfach treiben lassen konnte.
      Sie zog eine Augenbraue hoch.
      „Wenn wir hier im inneren der Geminisonne sind, was ist dann aus Tarn Vedra geworden?“
      „Ich weiß es nicht“, sagte Trance wahrheitsgemäß. „Vor knapp zehntausend Jahre habe ich dreihundertsieben Tage lang mit Huascar nax Yoweri meditiert und letztendlich war mir ein kurzer Blick in die Zukunft gegönnt. Und dort erfuhr ich das, was die Vedraner heute als ihre Prophezeiung ansehen. Kennst du sie?“
      „Teilweise“
      „Wenn sie die Prophezeiung richtig deuten, werden sie mit dem Motor der Schöpfung und den Novabomben zwei künstliche Sonnen erschaffen, des weiteren acht künstliche Planeten. Danach müssen sie ins Exil gehen“
      „Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst“
      „Das ist auch gar nicht nötig“
      „Hast du öfter solche...Blicke in die Zukunft?“
      „Selten... aber einen hast du selbst schon miterlebt“
      „Die Vision, die du hattest, als du deine Sonne in die bekannten Welten gerufen hast!“, sagte der Vedraner überrascht.
      „Genau das meine ich. Und jetzt, da wir uns langsam meinem Herzen nähern, kann ich mich erinnern und verstehe auch langsam das, was ich gesagt habe“
      „Ich habe die Worte noch genau im Kopf“, meinte Laco. „Warte kurz...du sagtest: Sie haben sie verlassen, sie wird sie verlassen...der Drache wird Feuer spucken, wenn das Schwert schon zu tief in seinem Fleische steckt...Licht, Dunkelheit, Licht...der ausgestoßene Wanderer wird die Wahrheit über seinen Feind erkennen...die Zeit der großen Prüfungen ist nur ein winziger Vorgeschmack dessen, was passieren wird...“
      „Ja. Genau das sagte ich“
      „Und was hat es jetzt zu bedeuten? Bitte, Trance. Ich muss es wissen!“
      „Sie haben sie verlassen, sie wird sie verlassen. Damit ist die Geminisonne gemeint. Die Vedraner haben die bekannten Welten verlassen, die Sonne wird die Vedraner verlassen“
      „Das ist ziemlich offensichtlich, nicht wahr?“
      „Der Drache...das ist das Commonwealth. Und was das Feuer ist... das weißt du besser als ich, Laco nax Agros. Dieses Feuer ist das, was meine Rasse am meisten fürchtet“
      „Eine Novabombe!“
      „Doch bedenke! Wenn eine Novabombe auf einen Stern abgeschossen wird, wird jemand meines Volkes getötet. Und wenn du jemanden aus meinem Volk tötest, dann tötest du auch mich!“
      „Wieso sagst du „du?“
      „Später. Auf das Licht folgt die Dunkelheit, auf die Dunkelheit das Licht. Die gute Zeit ist vorüber, Laco. Aber irgendjemand wird wieder ein Licht anfachen“
      „Und dieser jemand werde ich sein?“
      „Nein, Laco. Ganz im Gegenteil. Du bist nicht wie Brahma der Schöpfer, sondern wie Shiva, der Zerstörer. Du wirst nicht das Licht schaffen, sondern die Dunkelheit“
      „Was? Niemals!“
      „Du hältst es jetzt zwar noch nicht für möglich, aber du wirst es tun. Du weißt noch nicht, wieso du es tun wirst, aber das wirst du bald herausfinden. Wie ich schon sagte: Der ausgestoßene Wanderer wird die Wahrheit über seinen Feind erfahren. Du bist der ausgestoßene Wanderer, Laco nax Agros. Und du wirst die Wahrheit über deinen Feind erfahren. Und jetzt sage ich dir noch etwas. Die Zeit der großen Prüfungen ist der Krieg zwischen dem Commonwealth und den Nietzscheanern. Der große Niedergang. Aber danach wird eine Zeit kommen, die noch viel schrecklicher sein wird, als der Krieg. Und es wird in deiner Hand liegen, Laco nax Agros, wie die Zukunft aussehen wird. Wähle weise und mit Bedacht, mehr kann ich dir nicht sagen. Aber egal, wie du dich entscheidest: Du wirst Tod und Elend über alle Welten bringen. Du bist der ausgestoßene Wanderer, und nur, um dir das zu sagen, habe ich dich begleitet, auf deinen Wegen. Jetzt werde ich aber gehen!“
      Die Catana Mora war bis ins Herz des Geministerns vorgedrungen. Trance stand auf und durchschritt die Catana Mora bis ins Heck, Laco war immer einen Schritt hinter ihr.
      „Lass mich nicht in dieser Dunkelheit zurück“, bat er. „Das Universum geht den Bach runter und du, die das ändern könntest, ziehst dich von der Bildfläche zurück?“
      „Ich kann nichts ändern“, sagte sie. „Allein du vermagst das jetzt noch“
      „Wie? Wir können diesen Krieg nicht mehr gewinnen? Ich brauche dazu mehr Schiffe, mehr Männer, die du mir geben könntest, wenn du das Tor nach Tarn Vedra wieder öffnest!“
      „Das kann ich nicht tun. Noch nicht. Nicht, solange der Abyss existiert. Es würde das Universum auseinanderreißen. Die Route der Zeitalter führt nicht nur nach Tarn Vedra, sondern auch in ein Universum, wo der Abyss wartet. Wenn ich dieses Tor öffne, wird auch der Abyss es nutzen können. Aber verlasse dich darauf: Nicht die Zahlen und Stärken der Schiffe zählen. Selbst die Vedraner vermögen jetzt den Untergang des Commonwealth nicht mehr zu verhindern! Ich werde dieses Risiko nicht eingehen, nur damit du eine blutige Schlacht gewinnst!“
      „Wie, wie soll ich das schaffen, was du von mir verlangst? Bist du jetzt etwa noch eine Mutter, die mich im Stich lässt?“ In seinem Zorn war Laco das einfach herausgerutscht. Sie hatten die hintere Luftschleuse erreicht.
      „Was?“
      „Meine Mutter hat nicht mal Blumen an mein Grab gebracht, als ich von der Ehrengarde als tot gemeldet wurde. Und das nach allem, was ich für sie getan habe. Sie litt an Thalomaris B. Ich gab meine Zukunft her, nur um das Geld aufzutreiben, um sie zu retten. Und dann betrauert sie nicht einmal meinen Tod! Wirst du das selbe tun, Trance Gemini? Ich soll mich für dich in eine hoffnungslose Schlacht stürzen, die, egal was ich tue, in einer Katastrophe für das Universum enden wird? Und wofür das alles? Dass du mich jetzt auch im Stich lässt? Immerhin bist du ja auch meine Mutter, sowie die Mutter aller Vedraner!“
      „Ich habe dir alles mitgeteilt, was ich weiß“, sagte Trance. „Wenn du nicht kämpfen willst, wird dich keiner zwingen, aber dann wird der Abyss seinen Plan verwirklichen“
      „Ich weiß aber nicht, wie ich ihn aufhalten kann, Trance! Ich brauche dich und deine Weisheit. Du darfst mich jetzt nicht verlassen! Bleib an meiner Seite!“
      „Laco nax Agros. Habe Vertrauen in mein Entscheidungen und Taten. Du wirst erkennen, wie du den Plan des Abyss zunichte machst, ausgestoßener Wanderer“. Lacos Seele füllte sich langsam wieder mit Zuversicht. „Wenn du mich brauchst, werde ich da sein“
      „Trance Gemini, was wirst du jetzt tun?“
      „Ich muss mir Leben einhauchen. Danach werde ich ausziehen, um die Matriarchin zu finden. Die menschliche Frau, deren DNS Paul Museveni gestohlen hatte“
      „Wieso ist das so wichtig?“
      „Ich spüre es. Und ich spüre auch, dass es nur noch wenige Minuten bis zu meinem Tod sind“
      Noch während sie gesprochen hatte, drehte sie sich um und stieg in die Luftschleuse. Laco blieb sprachlos zurück. Die Wege trennten sich...
      „Wenn ich weg bin“, sagte Trance warnend. „musst du so schnell du kannst von hier verschwinden“
      „Trance Gemini“, sagte Laco. „Werden wir uns jemals wiedersehen?“
      „Das ist schwer zu sagen. Die Zukunft ist wie ein wogendes Meer, bis sie zur Vergangangenheit wird. Ich denke, wir werden uns wiedersehen, Laco nax Agros. Aber-“ Sie hielt inne.
      „Was aber, Trance? Ich muss es wissen“
      „Willst du das wirklich?“
      „Ja“
      „Wir werden uns nicht wiedererkennen“
      „Wirst du mich vergessen?“, fragte Laco erschüttert.
      „Nein. Ich werde mich an alles erinnern können. Aber du wirst nicht du selbst sein. Du wirst dich nicht an mich erinnern können“. Das konnte Laco nicht glauben. Er würde Trance Gemini niemals vergessen! „Lebe wohl, ausgestoßener Wanderer“
      Trance betätigte den Schalter und die Tür der Luftschleuse schloss sich zwischen ihr und Laco. Dem Vedraner liefen Tränen über die Wangen. Sanft legte er beide Hände an die transparente Scheibe der Tür und sah ein letztes Mal in Trance's Gesicht. Sie legte beide Hände auf die andere Seite der Scheibe, sodass es aussah, als berührten sie sich. Der Schmerz des Abschieds stand auch auf ihrem Gesicht geschrieben. Sie formte mit den Lippen letzte Worte, dann hob sie ihren Schwanz und drückte auf den Schalter.
      Die Luftschleuse öffnete sich.
      Trance wurde von enormer Kraft gepackt und in die unendlichen Weiten des Alls hinausgestoßen. Gemini vereinigte sich mit ihrer Sonne.

      Kommentar


        #33
        Dieses Kapitel hab ich einfach mal eingeschoben. Ich fand, es war eine nette Idee und hier passt es am Besten. Wir haben hier eine Einzelepisode, die nur wenig Bezug auf den Rest der Geschichte nimmt. Bis zur nächsten wird es bestimmt nicht mehr so lange dauern. Außerdem ist sie bisher die kürzeste mit nur knapp elf Seiten. Viel Spaß beim Lesen!

        XVII. Die fünfte Kerze


        Tränen der Vergangenheit, kommt herauf
        alte Wunden, öffnet euch
        tretet hervor, in alter Tage Schatten
        und holt ihn ein

        Ulatempa Poetess
        im Bann der Zeit, 9799 n.C.


        Ein Funke Hoffnung. Das waren Lacos Gedanken, als er das schwache Licht im Herzen des Nebels sah. War er gerade Zeuge einer Geburt geworden? Der Geburt eines Sterns? Wohl kaum, Trance hatte auch vorher schon gelebt. „Reanimation“ wäre wohl das bessere Wort gewesen. Der schwache Lichtpunkt wurde größer. Aus dem Gemini-Nebel, der von der Route der Zeitalter gespeist wurde, wurde langsam ein Stern. Die Sonne Tarn Vedras. Das Licht war weiter gewachsen, als die Catana Mora durchgeschüttelt wurde.
        „Achtung! AG-Generator auf halber Leistung“
        Oh Scheiße, das Schiff wurde auf den Kern der jungen Sonne zugegzogen. Laco nahm schnell auf dem Pilotenstuhl Platz. Er drehte hart auf hundertachzig Grad und aktivierte die Thruster. Ein Plasmawirbel traf die Catana Mora.
        „GFG-Linsen ausgefallen!“
        Na wunderbar! Jetzt musste er die gesamte träge Masse des Schiffs beschleunigen, die noch dazu in die andere Richtung gezogen wurde. Die Triebwerke starteten und schoben das Schiff langsam aber sicher vorwärts. Ein Plasmastrom baute sich vor Laco auf, doch er konnte ihm gerade noch ausweichen. Jetzt wurde auch noch das AG-Feld instabil!
        „Hüllendruck bei 117% des Maximalwerts!“
        Jetzt wusste er, wieso Trance gesagt hatte, er solle hier schnell verschwinden.
        „Außentemperatur bei einer Million Kelvin!“
        „Wie lange noch, bis wir zerdrückt werden und schmelzen?“, fragte Laco panisch.
        „Eine Minute, zwölf Sekunden“
        „Viel zu kurz“, sagte Laco. „Das schaffen wir nie! Es sei den...“ Laco sprang von seinem Platz auf und hechtete zum Heck der Catana Mora. Er ging zur Kontrolltafel, überbrückte die Sicherung und öffnete schließlich das Ventil des AP-Tanks. Deuterium und Antiprotonen reagierten jetzt ungebremst im Slipstreamkern. Jetzt musste er wieder ins Cockpit um den Schwung auszunutzen. „Alter Piratentrick“, sagte Laco und gab den Schub auf die Maschinen. Das Schiff schoss nach vorne, Laco stieß sich den Kopf an, als es mit einer Gravitationswelle kollidierte, jedoch ohne dabei viel Geschwindigkeit zu verlieren. Laco glaubte schon, das schlimmste überstanden zu haben, als er mit Schrecken feststellte, dass sich eine dichte Plasmawolke vor ihm zusammenbraute. Sie war über hunderttausend Kilometer breit und wahrscheinlich ebenso tief. Die Catana Mora würde es nicht überstehen, dieses Plasma zu durchfliegen, aber umfliegen konnte Laco es auch nicht, wollte er doch nicht zurück in den Kern der Sonne gezogen werden.
        Doch dann geschah etwas wundersames. Die Plasmawolke verpuffte, trieb in verschiedene Richtungen auseinander. Die Catana Mora passierte sie und verließ kurz darauf treibend den neu geborenen Stern.
        „Danke, Trance“, sagte Laco lächelnd und mit Tränen in den Augen, dann entlüftete er die AP-Tanks und ließ sich von Sensordrohnen in den Hangar der Wrath of Achilles ziehen.

        „Wo ist Trance?“, fragte Elacta Laco, als er alleine das Kommandodeck betrat.
        „Zurückgeblieben“
        „Du hast sie-“
        „Nein, ich habe sie nicht ermordet. Trance ist anders, als jedes andere Wesen. Sie ist älter als wir alle miteinander und sie ist durchaus in der Lage, intelligente Entscheidungen selbst zu treffen. Ende der Erklärung! Adriano, Übergang in den Slipstream vorbereiten. Wir nehmen den gleichen Weg zurück“. Er sprach unabsichtlich so kurz angebunden und unfreundlich.
        „Sir, da wird gerade ein Stern geboren. Wir sollten hier bleiben und uns dieses einzigartige Phänomen ansehen“
        „Wir sind im Krieg, da sieht man sich keine Sterne an. Löscht den Weg zu diesem Ort aus Achilles' Datenspeicher und redet mit niemandem darüber“
        „Aye, Sir“
        „GFG-Linsen aufladen!“ Laco sah ein letztes Mal auf die Route der Zeitalter hinab, die noch immer die bekannten Welten mit Tarn Vedra, seiner Heimat verband. Dann wurde die Achilles von einem Slipstreamportal verschlungen.
        Laco ging in sein Quartier. Er sah seinen kleinen Altar lange an. Sollte er für Trance auch eine Kerze an seinem kleinen entzünden? War sie tot? Ein geheimnisvolles Wesen. Laco beschloss, es nicht zu tun, dann blieb sein Blick an der fünften Kerze hängen. Erinnerungen kamen in ihm hoch.

        7. Tag vor Kriegsbeginn, Tarn Vedra


        Stöhnend richtete sich der Vedraner von seinem Krankenbett auf. Er blickte sich langsam nach allen Seiten um, noch waren die Bilder vor seinen Augen verschwommen. Commander Laco nax Agros war in eine schwarzblaue Ehrengardeuniform gekleidet. Zu seiner Linken erhob sich ein nietzscheanischer Offizier. Wer war er doch gleich noch? An allgemeine Dinge konnte sich Laco gut erinnern, aber an spezielles...kaum. Doch in jeder Sekunde kamen mehr seiner Erinnerungen zurück, die Auswirkungen der Gedankenlöschung wurden immer schwächer. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, als er in dem Offizier neben ihm seinen besten Freund, Lieutenant Commander Tarik al Ashraf erkannte. Auch dieser schien Gedächtnisprobleme zu haben, erholte sich aber schneller als der Vedraner. Ein in weiß gekleideter Mediziner, ebenfalls Nietzscheaner, der das Zeichen von Argosy Special Operations trug, kam herein.
        „Alles in Ordnung?“, fragte er.
        „Ja...“, sagte Tarik leise. „Welches Jahr haben wir?“
        „Wir sind in 9801 nach Gründung des Commonwealth. Ihr wart sechzehn Jahre weg“
        „Was?“, rief Tarik.
        „War nur ein Scherz. Wir haben 9784 n.C, wir mussten euch nur einen guten Monat aus dem Gedächtnis streichen“
        Laco sagte: „Habt ihr etwas zu trinken hier? Mein Kopf fühlt sich so an, als würde er explodieren“
        „Das ist nur ein Nebeneffekt der Tesseraktlöschung. Die Nanobots werden das in wenigen Minuten behoben haben“
        Die Tür wurde aufgestoßen und eine Vedranerin, wahrscheinlich jünger als dreißig, kam hereingestürzt. „Laco“, rief sie verzweifelt. „Alles in Ordnung?“
        Der Vedraner sah sie nur fragend an.
        „Was haben sie dir angetan?“
        Die Furchen auf Lacos Stirn vertieften sich merklich. „Kann ich etwas für Euch tun?“
        Ein Stöhen entfuhr ihrer Kehle, dann kamen zwei Männer des Sicherheitsdienstes in Kampfanzügen herein. Die Vedranerin stürzte vor und küsste Laco, bis sie von den Ulanen aus dem Raum geschleift wurde. Laco sah zu Tarik doch sein Freund zuckte nur die Schultern.

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles
        Das war das Einzige, an das sich Laco erinnern hatte können. Admiral Stark war hereingekommen und sie hatten eine kurze Unterhaltung geführt. Doch was es mit dieser Vedranerin auf sich gehabt haben konnte, war ihm völlig unklar gewesen. Auf Bitte von Admiral Stark hatte Laco nicht nach ihr gesucht, obwohl er in den nächsten Tagen immer wieder den Drang verspürt hatte, in ein Datenarchiv zu gehen und das Geheimnis zu lüften. Dann hatte er sich allerdings damit abgefunden und ihr nur eine Kerze auf dem Altar gewidmet. Er wusste nicht, wieso und er wusste auch nicht, wieso es unbedingt die fünfte Kerze sein musste, stimmte es doch chronologisch überhaupt nicht. Allerdings hatte er so ein Gefühl gehabt, die Kerze an den fünften Platz stellen zu müssen.

        45. Tag vor Beginn des Krieges, Tarn Vedra

        Commander Agros nahm das glänzende Flexi aus Admiral Starks Händen entgegen, dann reichte er es an Tarik al Ashraf weiter.
        „Schon wieder eine Agrosy Spezialoperation?“
        „Ich fürchte Ja“
        „Um was geht es?“
        Admiral Stark winkte ab. „Sobald Ihr irgendwelche Informationen bekommt, müssen Eure Gedanken nach der Mission gereinigt werden. Seid Ihr Euch dessen bewusst?“
        „Ach...so eine Mission also“
        „Allerdings, so eine Mission“, meinte Stark.
        „Wie viele müssen draufgehen?“, fragte Tarik al Ashraf.
        „Wenn ihr es richtig anstellt: Ein paar Terroristen. Wenn ihr versagt: Über fünfzehn Milliarden Fühlende im schlechtesten Fall“
        Laco warf einen Seitenblick zu Tarik al Ashraf, dieser nickte. „Um was geht es?“
        Admiral Stark lächelte und aktivierte den Holoscreen. Ein Planet in der Triangulumgalaxie erschien. „Hier. Das ist Ni Kau Prime“. Ein viel sagender Name, hatte doch dort der interstellare Krieg zwischen dem Commonwealth und den Pyrianern 6883 n.C. seinen Ausgang gehabt. „Wir befürchteten, dass die Pyrianer vielleicht Ernst machen und den Planeten angreifen könnten. Wir haben kaum Informationen über sie und wollten deshalb Vorsicht walten lassen. Ein Schiff der Eternal Vigilance Klasse war damit beauftragt, die einzige auf Ni Kau Prime stationierte Novabombe zu bergen und sie nach Tarn Vedra zu bringen“
        Laco sah Tarik an und in seinen Augen sah er die selben Befürchtungen wie sie in seinen stand. Eine Höllenmission.
        Stark sprach weiter. „Irgendwie sind unsere Pläne aber in die Hand einer Gruppe radikaler Terroristen gelangt. Nahe 5289 Gamma wurde das Schiff, die Ikarus überfallen. Die Terroristen konnten die KI erfolgreich ausschalten.
        Euer Auftrag wird es sein, die Novabombe zurückzuholen. Möglichst, ohne dass die Besatzung dabei draufgeht. Klar?“
        „Glasklar, Admiral Stark“, antworteten sie in Stereo.
        „Auf dem Flexi sind streng geheime Informationen über Novawaffen. Wir müssen diese nach der Mission aus Eurem Gehirn streichen. Die Informationen werdet ihr vielleicht benötigen, vielleicht auch nicht. Sie sind aber so geheim, dass sie gar nicht existieren. Klar? Ihr werdet mit einem Argosy Special Transporter unterwegs sein, der CCF Catana Mora“
        „Der selben Catana Mora wie auf der Magogmission vor fünf Jahren?“, fragte Laco.
        „Genau auf dieser. Noch irgendwelche Fragen?“

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles

        Bis hierher waren Lacos Erinnerungen klar. Auch über den Flug zur Ikarus wusste er noch einiges. Um an Bord zu kommen hatten sie ein Piratenmanöver angewandt, das Laco von seinem Bruder gelernt hatte. Sie waren im Slipstream direkt hinter die Ikarus gesprungen und hatten sich danach im Plasmastrahl der MPD-Thruster versteckt. Dann waren Laco und Tarik mit Raumanzügen von Bord gegangen und hatten sich via Luftschleuse an Bord der Ikarus geschlichen. Die KI hatte keinen Alarm gegeben. Unter den Raumanzügen hatten sie die Kleidung der Terroristen getragen und waren so relativ unauffällig in deren Besatzung gewechselt.

        36. Tag vor Beginn des Krieges, Ikarus


        Laco kletterte in der strukturellen Matrix des Antriebs herum. Hoffentlich entdeckte ihn niemand. Für Argosy Special Operation Agents waren diese Techniken so leicht wie das Schmieren eines Brotes. Laco hatte das AP-Ventil gefunden, das die Antiprotonenleitung mit dem Backbordthruster verband. Der Vedraner nahm das Werkzeug und öffnete das AP-Ventil um eine viertel Drehung. Ein kleiner Teil der Antiprotonen floss nun direkt in den Antrieb und nicht in den Kern, wo Energie gewonnen wurde. Normalerweise öffnete man diese Ventile nur zum Entlüften der AP-Tanks oder für das hochriskante Manöver zur extremen Beschleunigung. Ohne Hilfe der KI würden die Terroristen gar nicht bemerken, dass sie Unmengen an Treibstoff verloren. Tarik sollte jetzt das selbe an der Steuerbordseite erledigt haben. Laco verließ den Antrieb und trat auf den Gang hinaus. In beide Richtungen leer. Doch dann erkannte er etwas.
        Eine junge Vedranerin kam ihm entgegen. Auch sie war in den Mantel der Terroristen gehüllt. In einer metallenen Box trug sie wahrscheinlich Feldrationen der Ehrengarde. Sie blieb vor Laco stehen und sagte: „Essen fassen“, dann gab sie ihm seinen Anteil. Die Verkleidung klappte. „Und? Mit wem habe ich die Ehre?“, sagte sie und trat näher.
        „Laco nax Agros“. Verdammt! Er hatte seinen richtigen Namen gesagt! Argosy Special Ops Ausbildung und dann ein solcher Patzer!
        „Tiara nax Cholvaris. Ich bin hier fürs Essen verantwortlich“
        „Ist ja lustig, ich kann auch kochen“, sagte Laco. Schon wieder ein Patzer!
        „Vielleicht“, sie trat noch näher. Und näher. „Könnten wir und uns ja mal“ näher „übers Kochen unterhalten“. Sie war Laco jetzt so nahe, dass er den Hauch ihrer Stimme auf der Haut spürte. Tiara nax Cholvaris war gut einen Kopf kleiner als er. Er beugte sich zu ihr hinab, sie stellte sich auf Zehenspitzen... dann zog sie ihren Kopf zurück und schlug ihn leicht auf die Wange. „Morgen Abend, 8:00 in meinem Quartier?“
        „Ich werde dort sein“

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles


        Laco glaubte jetzt zu wissen, wieso all diese Erinnerungen, die er vorher nie bemerkt hatte, in seinem Kopf waren. Der tragbare Tesseraktgenerator, den er sich auf dem Asteroiden des Dieners in den Dataport eingeführt hatte, hatte wohl alle Gedächtnislöschungen aufgehoben. Allerdings waren noch nicht alle Lücken geschlossen. An das, was in den nächsten Stunden passiert war, konnte sich Laco kaum erinnern, allerdings hatten sie sicherlich nicht nur übers Kochen geredet!

        35. Tag vor Beginn des Krieges, Ikarus


        Gähnend richtete Laco sich auf und sah an seinem nackten Oberkörper hinab. Wo war er? Auf jeden Fall nicht in seinem Bett und nicht in seinem Quartier.
        Der Vedraner sah sich um – eine Kampflanze wurde ihm unter die Nase gehalten.
        „Was soll das denn?“, fragte er. Die Vedranerin hielt die Waffe wie jemand, der sich auskannte.
        „Ich bin Major Tiara nax Cholvaris von der Ehrengarde! Als ihr Terroristen dieses Schiff gekapert habt, konnte ich entkommen und mich unter euch mischen! Und jetzt habe ich dich als Geisel und du wirst mir helfen, die Gefangenen zu befreien!“
        „Mal langsam, Lady. Ich bin-“
        „Du bist tot, wenn du nicht sofort die Schnauze hältst, dreckiger Pirat!“, fuhr sie ihn an.
        „Ich bin Agent Laco nax Agros, Ehrengarde, Commander im Rang, Argosy Special Operations. Ich bin hier, um euch zu retten!“
        „Klar, und ich bin die vedranische Kaiserin!“
        „Sie doch nach!“. Er reichte ihr die schwarze ID, die sie zögernd annahm. „Tatsächlich...Commander Agros, ich bitte um Verzeihung“
        Laco stand auf und nahm sie zärtlich in den Arm. „Du hast das Richtige getan. Aber jetzt musst du mir erstmal ein paar Fragen beantworten: Ist auf diesem Schiff eine Novabombe?“
        „Ich wusste nichts davon, aber die Terroristen scheinen wie besessen davon zu sein, Waffenkammer 5 aufzubrechen. Aber die KI verhindert es“
        „Hör mir zu, Tiara. Die Terroristen haben eine Novabombe. Wenn sie es schaffen, die einzusetzen-“
        „Ich weiß, was du damit sagen willst“, sagte Tiara leise. „Wie können wir das verhindern?“
        Es war Laco peinlich, so auf diese Frage antworten zu müssen. „Wir können es...noch gar nicht verhindern. Aber ich habe ein AP-Ventil geöffnet. Ihnen wird der Treibstoff ausgehen und sie werden auftanken müssen. Sobald wir an einer Raumstation andocken, werden wir zuschlagen. Die Novabombe darf auf keinen Fall in den Händen der Terroristen bleiben!“
        „Und was ist mit der Crew?“
        „Ich werde sehen, was ich tun kann“, sagte Laco verlegen. Es war nicht sein Auftrag, die Crew zu retten, doch konnte er Tiara wirklich antun, das zu sagen? Nein.
        „Bitte... pass auf dich auf“, flüsterte sie.
        „Wir sollten draußen nicht zusammen gesehen werden!“
        Sie stellte sich auf die Spitzen ihrer Zehen und küsste ihn zum Abschied. Laco wusste nicht, ob Sekunden oder Minuten vergangen waren, als sie sich lösten, er sie anlächelte, sich anzog und ging.

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles


        Und es war nicht das letzte Mal gewesen. Die nächsten Tage waren für Laco wie im Traumland gewesen. Er hatte Tiara nax Cholvaris geliebt und sie ihn. Und das auf einem Schiff, das von Terroristen besetzt war. Laco lächelte im Rückblick, aber ihm rann auch eine Träne über die Wange. Wie hatte er dieses geliebte Wesen nur verlieren können? Es hatte seinen Lauf genommen, am Tag, als die Terroristen bemerkt hatten, dass sie Antiprotonen verloren und Kurs auf New-Lion-Drift gesetzt hatten.

        13. Tag vor Beginn des Krieges, Ikarus

        Laco sah an Tiara hinab, sie lag neben ihm. Auf der linken Hüfte hatte sie eine Drachentätowierung, die sich bis zu ihrer schmalen Schulter hinaufzog. Laco weckte sie. Er sah ihr in die Augen und sagte: „Es ist soweit. Der Tag der Befreiung ist gekommen!“ Laco und Tiara, später auch Tarik, zogen ihre schwarzen Uniformen an. Darüber legten sie die Mäntel der Terroristen. Sie wollten immerhin nicht abgeschossen werden, sobald die Ulanen der Ehrengarde an Bord des Schiffes stürmten. Vorerst trennten sich ihre Wege. Tiara würde in der Nähe der Luftschleuse bleiben. Tarik sollte der Garde auf New-Lion-Drift eine geheime Botschaft schicken. Laco hingegen hatte ein Treffen mit der künstlichen Intelligenz vor sich. Im Maschinenraum verlinkte er sich mit der KI.
        „Wer kommt denn da in die VR-Matrix“, sagte der gelockte Avatar, bereit, Laco einen Stromschlag zu versetzen“
        „Laco nax Agros, Agent von Argosy Special Operations. Zugangscode: Laco nax Agros, Dark Horizon, Strike Zero Nine Five Omicron Theta. Seid Ihr Ikarus?“
        „Ja, Sir. Zu Euren Diensten, Sir“
        „Ikarus, wir fliegen bald eine neutrale Station an. Wenn wir nichts unternehmen, werden die Terroristen, die dich geentert haben, die Drift bedrohen und nach der Betankung sprengen. Können wir das verhindern?“
        „Ich kann die Waffensysteme nicht deaktivieren, die Zielerfassung allerdings schon“
        „Das muss reichen. Kannst du eine versteckte Verbindung nach New-Lion-Drift herstellen?“
        „Klar“

        Die Ikarus verließ den Slipstream wenige Lichtsekunden von der kleinen Station entfernt. Ein Ruck ging durch das Schiff, als es an der New-Lion-Drift andockte. Langsam näherte sich Laco dem Frachtraum der Ikarus. Dort waren die Geiseln der Ikarus inhaftiert. Der Schweiß stand Laco auf der Stirn,er wischte ihn immer wieder weg, um seine Nervosität zu verbergen. Laco betrat den Kontrollraum des Frachtdecks.
        „Was?“, fragte der Dienst habende Posten unfreundlich.
        „Wie geht’s den Gefangenen?“, fragte Laco.
        „Ich finde, wir sollten sie aus der Luftschleuse werfen!“
        Laco streifte den schwarzen Mantel ab und stand in Uniform vor dem Posten. Er zog seine Kampflanze und hielt sie ihm an die Brust. „Und ich finde, du solltest die Fresse halten! Ich übernehme jetzt das Schiff!“
        „Ach ja?“, fragte der Mensch wütend. „Du und welche Armee, Kleiner?“
        „Na, mit der da“, sagte Laco grinsend, als Tiara mit einem Trupp Lancern den Frachtraum betrat.
        „Wollen wir doch mal sehen“, sagte der Terrorist, fuhr herum und drückte auf den „Öffnen“-Knopf. Nichts geschah.
        „Gott segne die Schiffs-KI“, meinte Laco und schlug ihm die Kampflanze an den Schädel.
        Laco blickte zu Tiara hinab. Sie sprach über einen Com-Link mit ihm. Nach einigen langen Minuten meldete sie: „Wir haben das Schiff unter Kontrolle“
        Laco lächelte sie an, sie lächelte Laco an. Alles war gut ausgegangen.

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles


        Laco hätte sich niemals darauf einlassen dürfen! Er hatte während einer Argosy-Spezialoperation eine Liebesbeziehung begonnen. Eine Beziehung, die mit Beendigung der Mission enden sollte. Der Vedraner konnte es nicht darauf schieben, dass er dumm und unerfahren gewesen war, er war einfach...blind vor Liebe gewesen.

        11. Tag vor Beginn des Krieges, Ikarus

        Der Korridor war menschenleer. Laco, Tarik und Tiara gingen nebeneinander her. Jeder hatte eine Hand auf die AG-Bahre gelegt, auf der sie die Novabombe zum Hangardeck schoben. Als die Ulanen die Ikarus gestürmt hatten, waren alle Terroristen erschossen worden. Die gefangene Crew sowie die Novabombe hatten sie retten können, nur zwei schwer verletzte Crewmen waren während der Gefangenschaft gestorben. Trotzdem ein glückliches Ende einer komplizierten Mission.
        „Jetzt ist wohl der Augenblick gekommen, um Abschied zu nehmen“, sagte Tiara.
        Laco wartete, bis Tarik außer Hörweite war, dann sagte er: „Nein. Bitte nicht. Komm mit mir nach Tarn Vedra. Ich bin mir sicher, Admiral Stark wird das verstehen“. Er wusste nur zu gut, dass Admiral Stark das nicht verstehen würde. Aber er hatte schon einen Plan.
        „Laco, das bringt uns beiden doch nur Ärger!“
        „Bitte, Tiara. Komm mit mir! Ich liebe dich und werde ohne dich nie wieder leben können!“
        „Ich liebe dich auch, Laco, aber ich weiß nicht, ob das Bestand haben kann“
        „Lass es uns versuchen“, sagte der Vedraner.
        Sie nickte. Sie küssten sich, dann verstauten sie die Novabombe in einer geheimen Frachtluke der CCF Catana Mora.

        8. Tag vor Beginn des Krieges, Tarn Vedra

        In einem kleinen Konvoi erreichte die CCF Catana Mora das vedranische Heimatsystem, einige Lichtminuten vom Machtzentrum des Commonwealth entfernt. Licht der Geminisonne strahlte ins Cockpit und traf auf Laco und Tiara. Der Vedraner steuerte das Schiff, seine Freundin hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt. Lange hatten sie diskutiert, wie ihr weiteres Leben aussehen sollte. Wenn Admiral Stark ihre Verlobung gut hieß und auf Lacos Forderung einging, würden sie auf Tarn Vedra eine Familie gründen und Laco würde zur Heimatgarde Tarn Vedras wechseln. Sollte die Admiralin Lacos Forderung aber ausschlagen, würden sie durchbrennen und sich irgendwo in den Randgalaxien niederlassen. Laco nahm Kurs auf die vedranische Sonne.
        „Fliegen wir denn nicht nach Tarn Vedra?“, fragte Tiara.
        „Ich hab noch was zu erledigen“, meinte Laco.
        „Was denn? Wasserstoff tanken?“
        „Nein...Fracht abwerfen“
        Nachdem er den Frachtraum direkt an der Sonnenoberfläche entlüftet hatte, nahm Laco Kurs auf die vedranische Heimatwelt.
        Tarik kam ins Cockpit. „Na, ist das verliebte Paar noch immer da?“, fragte er.
        „Was dagegen?“, raunte Laco.
        „Ganz und gar nicht. Für uns Nietzscheaner sind Partnerschaft und Paarung die wichtigsten Elemente im Leben“
        Laco sah Tiara an, die fragend dreinschaute. „Deren Philosophie muss man nicht verstehen“, sagte Laco. Er bremste das Schiff, als Tarn Vedra in Sicht kam. Der Konvoi hielt auf Star City zu, die Catana Mora brach aber aus und nahm Kurs auf den Ringgürtel. Zwischen den Gesteinsbrocken deaktivierte Laco die gesamte Energie.
        „So. Jetzt werden wir erfahren, was Constanza Stark von meinem Vorschlag hält“

        „Admiral Stark, Commander Laco nax Agros von Argosy Special Operations wartet vor der Tür“, meldete der Adjutant der Admiralin.
        „Er darf reinkommen“
        Im Büro der Frau sah es etwas unordentlich aus, aber das störte sie kaum.
        „Admiral, die Mission ist geglückt“, meldete Laco.
        Die Frau atmete erleichtert aus. „Wie viele Tote?“
        „Zwei von unseren Jungs und alle Terroristen“
        „Gute Nachricht. Laco nax Agros, ich glaube du hast dir nach der Löschung eine Beförderung verdient“.
        Laco verlagerte verlegen das Gewicht. „Wegen dieser Sache wollte ich noch mit Euch sprechen, Admiral. In dieser Angelegenheit würde ich meine Erinnerungen gerne auf keinen Fall verlieren“
        „Inakzeptabel“, rief Stark sofort. „Darf ich erfahren, wieso?“
        „Ich habe eine Frau kennen gelernt“
        „Laco... Du enttäuschst mich. Eine persönliche Beziehung während einer Agosy Spezialoperation? Alles, was gut und recht ist, aber das darf ich nicht gelten lassen. Du besitzt äußerst geheime Informationen über die Technik der Novabomben. Informationen, die nicht mal mir zugänglich sind. Diese dürfen wir dir auf keinen Fall überlassen“
        „Admiral Stark, ich bin Euch immer einen Schritt voraus“, sagte Laco. „Glücklicherweise konnte ich die Novabombe verstecken, bevor ich nach Tarn Vedra kam. Wenn Ihr mir zusichert, dass meine Erinnerungen nicht gelöscht werden, werde ich Euch sagen, wo sie ist“
        „Laco, du enttäuschst mich“, sagte Admiral Stark erneut. „Mit Folter oder Gehirn-Scanning werden wir auch an den Aufenthaltsort kommen, verlass dich drauf! Ergreift ihn!“
        Zwei Lancer rückten auf Laco zu, der Vedraner wich zur Wand zurück. „Wie ich schon sagte, Admiral Stark. Ich bin Euch immer einen Schritt voraus“. Dann salutierte er und winkte. „Macht's gut, ihr Idioten!“, rief Laco, dann löste sich das perfekte Hologramm auf.
        Eine Ader an Admiral Starks Stirn trat pulsieren hervor. In ihr brodelte eine kaum vorstellbare Wut, doch sie behielt einen klaren Kopf und sagte kühl: „Lasst Slipfighter ausschwärmen. Er versteckt sich nahe Tarn Vedra oder auf dem Planteten. Er darf das System auf keinen Fall verlassen!“

        Laco zog den Übertragungsstecker aus dem Dataport. „Und? Wie ist es gelaufen?“, fragte Tiara.
        „Nicht gut“, meinte Laco. „Sie wird auf keinen Fall einlenken“
        „Was tun wir jetzt?“, fragte Tiara.
        „Was wir geplant hatten. Ich steuere den nächsten Slippunkt an, danach fliegen wir hinaus in die unendlichen Weiten und genießen das Leben“
        „Daraus wird wohl nichts“, sagte Tarik al Ashraf.
        „Was meinst du damit?“, fragte Laco.
        Tarik lächelte und schon hatte er den Kommunikationsknopf gedrückt.
        „Verdammt“, schrie Laco. „Du hast unsere Position preisgegeben!“
        „Wieso hast du das getan?“, fragte Tiara.
        Tarik entgegnete: „Die Paarung ist zwar essentiell, allerdings zieht ihr mich mit in die Scheiße und darauf habe ich echt keine Lust. Ihr ruiniert auch mein Leben. Laco, du hast einen Fehler gemacht und es wird Zeit, dass du dafür gerade stehst. Wenn du jetzt fliehst, habt nicht nur ihr beide, sondern auch ich mein Leben verwirkt. So gesehen tue ich dir einen Gefallen“
        Laco war drauf und dran, ihn umzubringen, doch Tiara hielt ihn fest, küsste ihn und sagte: „Damit machst du es nur noch schlimmer. Sprich dich mit Admiral Stark aus, vielleicht erreichst du ja doch noch was“
        In diesem Moment erschienen vor dem Cockpit zwei Slipfighter vom Typ Shrike.
        „Das Spiel ist aus“, sagte Tarik.

        Admiral Stark schritt an den drei Offizieren, die automatische Handfesseln trugen, vorbei. „Lieutenant Commander Tarik al Ashraf“, sagte sie. „Ihr seid freigesprochen. Meldet Euch zur Löschung!“
        „Aye, Sir“
        „Major Tiara nax Cholvaris, Ihr seid freigesprochen und mit sofortiger Wirkung aus der Ehrengarde entlassen! Wegtreten, beide!“, rief sie streng. Auf ein Blickzeichen führten die Wachen die beiden Offiziere aus dem Raum.
        „Verfluchter Idiot!“, brüllte Admiral Stark und schlug Laco mehrmals ins Gesicht. „Was hast du dir verdammt noch mal dabei gedacht?“
        „Ich habe nicht gedacht, sondern gefühlt, Admiral“, sagte Laco.
        „Maul halten!“, schrie sie und schlug nochmal zu. „Du hast in dieser undurchdachten Aktion deine ganze Karriere ruiniert, ist dir das eigentlich klar?“
        „Ja, Sir“, sagte Laco kleinlaut.
        „Du hast während einer Agosy Spezialoperation eine persönliche Beziehung begonnen! Das war das dümmste, was du getan hast, seit du mitten in einer kalderanischen Stadt „Blut unserer Väter“ gesungen hast. Wir brauchten eine Kompanie Lancer, um dich aus der Gewalt dieser Bürgermiliz zu holen!“
        „Die Gesichter dieser Käfer waren es wert!“, meinte Laco.
        „Du hast es wohl noch immer nicht verstanden!“, zischte Admiral Stark. „Wo ist die Novabombe?“
        „Auf keinen Fall“, sagte Laco ruhig.
        „Was?“
        „Ich habe Forderungen und verlange, dass Ihr auf sie eingeht, Sir. Solange Ihr das nicht tut, könnt Ihr die Koordinaten vergessen!“
        „Du hast Forderungen? Du verlangst? Du bist nicht in der richtigen Position für so etwas, klar? Ich werde dich foltern und dir die Informationen rausprügeln!“
        „Dazu habt Ihr nicht das Recht. Wir leben in einem freien Staat“
        „Keiner wird es erfahren“, sagte sie drohend. „In so etwas sind wir gut!“. Sie erhielt eine Nachricht, als sie ihre Finger an den Hals legte. „Ja. Ja. Ich verstehe, Sir“, sagte sie ernüchtert und gleichzeitig etwas schadenfroh. „Zeit zum vergessen, Laco“
        „Was habt Ihr vor, Admiral?“, fragte der Vedraner überrascht. Zwei Wartungsroboter packten ihn, schleiften ihn in ein Medizindeck und legten ihn auf ein Medibett direkt neben Tarik.
        „Was tut Ihr da?“, fragte Laco entsetzt.
        „Schlaf schön“, sagte Admiral Stark zynisch, dann injizierte sie ihm ein Narkotikum, das die Nervenbahnen stilllegte. Laco versuchte, dagegen anzukämpfen. Nach zwei Sekunden schlief er.

        7. Tag vor Beginn des Krieges, Tarn Vedra
        Stöhnend richtete sich der Vedraner von seinem Krankenbett auf. Zu seiner Linken erhob sich ein Nietzscheaner...Tarik al Ashraf. Ein Mediziner von Argosy fragte sie, ob alles in Ordnung war, dann machte er einen Witz mit der Zeitangabe. Laco fragte ihm nach einem Glas Wasser, als die Tür aufgestoßen wurde, und eine junge Vedranerin hereinkam.
        „Laco“, rief sie verzweifelt. „Alles in Ordnung?“
        Wer war diese Frau? Vielleicht ein Nebeneffekt der Löschung...
        „Was haben sie dir angetan?“, kreischte sie.
        Die Furchen auf Lacos Stirn vertieften sich merklich. „Kann ich etwas für Euch tun?“
        Ein Stöhnen entfuhr ihrer Kehle, dann kamen zwei Männer des Sicherheitsdienstes in Kampfanzügen herein. Die Vedranerin stürzte vor und küsste Laco, bis sie von den Ulanen aus dem Raum geschleift wurde. Laco sah zu Tarik doch sein Freund zuckte nur die Schultern.

        Admiral Stark betrat den Raum. An ihren Wutausbruch am Vorabend konnte sich Laco nicht mehr erinnern, genau wie an die letzten Monate. Sie verbarg es geschickt.
        „Admiral Stark, wer war diese Frau?“, fragte Laco.
        „Unwichtig“, sagte Admiral Stark freundlich.
        „Wie ist unsere Mission ausgegangen?“, fragte Tarik.
        „Zufriedenstellend“, sagte Admiral Stark mit einem düsteren Unterton.
        Sie reichte Tarik ein Flexi. „Gute Arbeit. Ich befördere Euch zum Commander. Ihr werdet erster Offizier auf der Ikarus, einem Sternenschiff der Eternal Vigilance Klasse“
        „Danke, Sir“
        „Wegtreten!“. Tarik verließ den Raum.
        „Commander Laco nax Agros. Auf besonderen Wunsch aus der kaiserlichen Residenz befördere ich dich in den Rang eines Captains. Du hast einen guten Job geliefert, egal, was dir andere Leute vielleicht erzählten wollen“
        „Sir?“
        „Trotz einiger...Patzer...bin ich zufrieden, was die Mission betraf. Du bekommst das Kommando über die Ikarus. Herzlichen Glückwunsch, Captian“. Sie heftete ihm das neue Rangabzeichen an den Kragen.
        „Danke, Sir“
        „Die Ikarus liegt in den Star City Shipyards. Ihr Start ist in zwei Wochen, bis dahin darfst du dir ein bisschen Urlaub gönnen“
        „Danke, Sir“
        „Du hast ihn dir verdient. Eine Bitte hätte ich noch. Die Frau, die eben reingekommen ist...“. Ihr Tonfall wurde ernster. „Vergiss sie! Suche nicht nach ihr und versuche nicht, etwas herauszufinden“
        „Sir?“
        „Es ist zu deinem Besten, glaub mir“, sagte sie freundlich.
        „Aye, Sir“
        Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Gute Arbeit, Laco. Viel Spaß im Urlaub“
        Admiral Stark verließ das Medizindeck. So wie sie sprach, war die Mission wohl gut gelaufen. Aber da war auch etwas, was sie ihm verschwieg. Wie immer nach einer Löschung wollte Laco unbedingt wissen, was er getan hatte, aber Argosy verbat das strengstens. Es war die fünfte Löschung gewesen, die er über sich hatte ergehen lassen müssen. Der Vedraner gähnte und machte sich auf den Weg. Im Urlaub sollte er das Haus seiner Eltern besuchen, sich mit der Eternal Vigilance Klasse vertraut machen...und seinen alten castallianischen Freund aus der Slipstreambar besuchen. Laco lächelte, als er auf den hellen Korridor hinaus trat. Er führte ein gutes Leben.

        518. Tag des Krieges, Wrath of Achilles

        Ein gutes Leben, dachte Laco verächtlich. Und eine Woche später sollten die Nietzscheaner angreifen. Was wohl aus Tiara, der ersten Liebe seines Lebens geworden war? Irgendwie fühlte sich Laco ihr gegenüber schuldig, dass er Sucharitkul geheiratet und ein Kind mit ihr gezeugt hatte. Aber er redete sich ein, dass er es nicht gewusst hattet und somit nichts verwerflich gewesen war. Die Novabombe! Er hatte sie in Tarn Vedras Sonne versteckt. In Trance! Laco stellte einen Comlink zum Kommandodeck her.
        „Elacta!“
        „Commodore?“
        „Wir setzten Kurs zurück zum neugeborenen Stern!“

        Kommentar


          #34
          XVIII. Der Plan des Abyss


          „Für das Leben
          gibt es kein morgen
          meine Stunde
          ist gekommen“

          Geist des Abyss


          Gespannt wartete der Vedraner darauf, wie die Drohne in den Hangar der Wrath of Achilles zurückkehrte. Die sechste Drohne hatte endlich geschafft, was fünf Einheiten nicht gelungen war. Sie hatte die Novabombe aus der Korona der neu entstandenen Geminisonne bergen können. Nun flog sie in den Hangar ein. Ihre Außenhaut war völlig geschwärzt, doch der Frachtcontainer war intakt. Laco, Adriano, Achilles und Elacta gingen auf die Frachtdrohne, die neben der Catana Mora dockte, zu.
          Die Luke öffnete sich, ein weißer Würfel erschien. Der Behälter für Omega-Waffen.
          „Container öffnen!“, befahl Laco. „Autorisation: Laco nax Agros, Dark Horizon, Strike Zero Nine Five Omicron Theta“
          Der Würfel expandierte und die tödlichste Waffe aller Zeiten kam zum Vorschein.
          „Eine Novabombe, nehme ich an“

          520. Tag des Krieges, Fountainhead

          Die Schritte schwerer Stiefel hallten durch den langen dunklen Gang. Der Träger der Stiefel war schnell unterwegs, jedoch nicht hastig. An seinen Seiten hingen zwei dreiläufige Schnellfeuerpistolen von Typhoon Technology. Der Mann war Tarik al Ashraf. Mit den Worten „ein Mann muss tun, was ein Mann eben tun muss“, hatte er sich von seiner Frau Hera und seinem Kind Odin verabschiedet. Die beiden hatten den nächsten Transporter genommen und waren nach Codiak Pride, der Festung des gleichnamigen Stammes, gereist. Tarik hatte Hera nach ihrer letzten Nacht klar gemacht, dass sie sich niemals wieder sehen würden. Wahrscheinlich würde Tarik diesen Tag nicht mal überleben. Er wusste, dass die Tat, die er jetzt beabsichtigte zu tun, den glorreichen Endsieg der nietzscheanischen Allianz vielleicht zerschmettern würde. Aber Saladin war ein Betrüger, der die Führung des nietzscheanischen Volkes nur erhalten hatte, weil ihm der Geist des Abyss zur Macht verholfen hatte. Er war eine Marionette, um die bekannten Welten auf die Invasion der Magog vorzubereiten. Und wenn Saladin nicht Frieden mit dem Commonwealth schloss um gegen die Magog zu ziehen, musste die Einigung der Streitkräfte vom Commonwealth ausgehen. Und Saladin, der Betrüger, war diesem Plan im Weg.
          In Gedanken versunken hatte Tarik al Ashraf das Ende des Gangs erreicht. Hinter der schweren Holztür war Saladins Gemach. Zwei Elitesoldaten bewachten sie.
          „Ich darf Euch leider nicht bewaffnet zu Saladin Gree vorlassen“
          „Erkennt Ihr diese Waffen wieder?“, fragte Tarik. „Das sind die Pistolen, mit denen Triumvir Prince zu Beginn des Krieges den Krisenstab des Commonwealth ermordet hat. Saladin wollte sie sehen“
          „Davon ist mir nichts bekannt“
          „Glaubt mir, Euch ist mehr nicht bekannt, was Saladin tut“, sagte er zweideutig. „Ihr könnt ihn ja fragen“
          „Geht schon rein“, sagte der Soldat und öffnete Tarik die Tür.

          Saladin saß wie üblich an seinem Schreibtisch, er hatte die Robe des Drago Museveni angelegt.
          „Tarik. Schon wieder zurück? Ich hatte dich nicht gerufen!“
          Tarik trat näher an Saladin heran. „Ich gebe dir noch eine Chance“
          „Wie respektlos sprichst du mit dem Stammvater?“, rief Saladin zornig.
          Tarik spuckte vor Saladin auf den Boden. „Stammvater? Ein Betrüger bist du, sonst gar nichts!“
          Saladin bemerkte, dass Tarik ihn durchschaut hatte. „Und selbst wenn ich nicht von Geburt an die Reinkarnation von Drago Museveni war, jetzt bin ich es! Dieses Volk braucht einen Anführer, dieses Volk braucht Einheit und es braucht seinen Platz an der Spitze der Gesellschaft. Der Homo Sapiens Invictus ist für Perfektion geschaffen und ich werde den Nietzscheanern die Perfektion geben!“
          „Du bist eine Marionette! Der Abyss benutzt dich!“
          „Nein. Nein, Tarik al Ashraf. Ich benutze den Abyss. Er hat mich in diese Lage gebracht. Einer seiner Diener hat meine DNS fast identisch mit der Drago Musevenis gemacht. Dann haben seine Magog Delta B-Tor und andere Welten überfallen, was mir geholfen hat, ein Bündnis aller Stämme zu erreichen. Dann hat mir der Abyss im Krieg geholfen, weil er Tarn Vedra abgeschnitten hat. Und jetzt habe ich den Abyss versetzt. Wir haben kein Bündnis mehr!“
          „Du tust genau das, was der Abyss will! Du spielst ihm genau in die Arme! Indem du unsere Streitkräfte aufreibst und sie bis zur Vernichtung kämpfen lässt, bereitest du die bekannten Welten auf die Invasion der Magog vor! Ich werde dich töten und unseren Sieg aufs Spiel setzen, bevor ich das zulasse!“
          „Und wenn du mich erschossen hast? Was dann? Wie willst du aus meiner Festung herauskommen?“
          „Lass das meine Sorge sein, Saladin. Mein Magogschwarmschiff steht schon zum Start bereit. Ich weiß, für den Frieden zu töten ist wie für die Abstinenz zu saufen, aber ich werde es jetzt trotzdem tun! Erkennst du diese Waffen wieder, Saladin? Es werden auf Ewig Zeichen des Verrats sein. Mit ihnen hat Ezaca Prince das Commonwealth verraten, mit ihnen habe ich Laco nax Agros verraten und jetzt werde ich mit ihnen dich verraten!“
          „Du willst mich erschießen?“, brüllte Saladin. „Du willst wirklich Drago Museveni erschießen? Dann tu's doch! Ich habe keine Waffe. Ich werde dich nicht aufhalten! Na los!“

          Mit weißen Blitzen prasselte das schallgedämpfte Feuer auf Saladin ein. Der Nietzscheaner wurde von den Beinen gerissen und in hohem Bogen quer durch den Raum geschleudert. Damit hatte er nicht gerechnet.
          „Die Sauerei tut mir Leid“, meinte Tarik und trat zur Tür. Er öffnete sie und sagte panisch zu den Wachen: „Kommt schnell rein, Saladin geht es sehr schlecht!“
          Die beiden Soldaten hasteten zur Tür herein und rannten auf den am Boden liegenden Nietzscheaner zu. In ihrem Rücken zielte Tarik den Pistolen auf ihre Köpfe. Sie würden es gar nicht merken. Zwei weiße Blitze des Mündungsfeuers, dann war es vorüber. Tarik verließ den mit drei Leichen gefüllten Raum und schloss die Tür ab. Es würde lange dauern, bis sie bemerkten, dass Saladin Gree, der Anführer der nietzscheanischen Allianz, tot war. Tarik schritt den langen Gang entlang, Schweiß rannte ihm über das Gesicht. Jetzt musste er, so schnell er konnte, Fountainhead mit dem Schwarmschiff verlassen. Und er wusste auch schon, wohin er wollte.
          Zuerst hörte Tarik ihn nur, dann sah er im schummrigen Licht des Gangs einen anderen Nietzscheaner auf ihn zukommen. Er war allein. Es dauerte noch fast eine Minute, bis Tarik erkannte, wer der Fremde war. Angelo Bolivar, der Alpha des mächtigen Stammes der Jaguar. Sie begrüßten sich auf die nietzscheanische Art und Weise.
          „Ich muss mit Saladin sprechen?“, sagte Bolivar. „Ist er da?“
          „Ja, aber er will im Moment nicht gestört werden“, log Tarik. „In welcher Angelegenheit denn?“
          „Unsere Truppenverbände haben Ugroth erobert“
          „Glaubt mir, das wird ihn im Moment eher wenig kümmern. Kommt doch in... drei Stunden wieder“
          „Was tut er denn?“, fragte Bolivar, wusste er doch, dass Tarik ein sehr gutes Verhältnis zu Saladin gehabt hatte.
          „Das unterliegt strengster Geheimhaltung“
          „So streng, dass ich nicht davon wissen darf, Ihr aber schon?“
          „Ich fürchte Ja“, meinte Tarik.
          Bolivars Augen waren auf die beiden Pistolen an Tariks Seite gefallen. „Sind sie das? Die Waffen von Triumvir Prince?“
          „Genau diese“, sagte Tarik. Wieder log er: „Saladin hat sie mir eben geschenkt“
          „Jeder Nietzscheaner wird Euch um diese Waffe beneiden, Tarik al Ashraf vom Stamm der Drago-Kazov“
          Tarik lächelte. Diese Waffen waren ein Zeichen des Verrats. Das war jetzt vorbei. Tarik wollte sie eigentlich nicht länger bei sich tragen und mit einer dumpfen Ahnung sagte er zweideutig: „Ich schenke sie Euch. Nehmt sie, Alpha Bolivar. Ihr seid ein würdigerer Träger als ich“

          522. Tag des Krieges, Tau-Valo-System, Triangulumgalaxie
          „Commodore Agros, ich registriere drei Slipstreamportale, zwanzig LS entfernt“, meldete der neue Operationsmanager, der Leanne Bogacys Posten eingenommen hatte. „Korrektur, vier Portale, eines davon sehr klein“
          „Kampfdrohnen starten, Code Black!“
          „Sie visieren uns nicht an“, sagte Adriano del Ronis überrascht.
          „Ich habe jetzt neue Daten“, meinte der Ensign. „Es ist ein Kreuzer, eine Fregatte und eine Korvette“
          „Keine Gefahr für uns“, sagte Elacta.
          „Sie jagen auch nicht uns, sondern das kleine Schiff, das vor ihnen aus dem Slipstream ausgetreten ist“
          „Wissen wir, was das für ein Schiff ist?“, fragte Laco. Er hasste es, unwissend zu sein.
          „Negativ, Sir. Kann alles mögliche sein, hat aber die Größe eines Slipfighters oder eines Transporters“
          „Aber die Nietzscheaner schießen auf das Schiff?“
          „Bestätigt“
          „Wenn es ihr Feind ist, ist es unser Freund“, meinte Laco.
          „Drago Museveni hat das anders gesehen“, sagte Adriano del Ronis spitz.
          „Abfangkurs setzen! Code Blue, Geschützrohre 1-100 Sperrfeuer, 101-180 mit Angriffsraketen laden!“
          Elacta führte den Befehl aus.
          „Sperrfeuer los!“, befahl Laco. Das kleine Schiff war außer Gefahr, keine nietzscheanische Rakete traf mehr. „Offensivfeuer los! Volle Breitseite! Magazine leeren!“
          Achthundert Angriffsraketen schossen auf die nietzscheanischen Schiffe zu. Fregatte und Korvette wurden sofort zerstört, der Kreuzer wurde nur schwer beschädigt.
          „Nachladen und vernichten!“, befahl del Ronis. Nach einer weiteren Salve blieb auch vom Kreuzer nur noch eine langsam expandierende Trümmerwolke übrig.

          Laco lehnte sich zurück. Es war zwar nur ein kleiner Sieg gewesen, aber immerhin ein Sieg. Und solche brauchte jetzt das Commonwealth, denn es lag im Sterben. Fast zeitgleich hatten ein Dutzend große Schlachten stattgefunden, von denen jede einzelne mit einer Niederlage der Ehrengarde geendet hatte. Die Nietzscheaner hatten die gleiche Taktik angewandt und den aus Kreuzern bestehenden Kern der Flotten des Commonwealth angegriffen. Sobald dieser zerschlagen war, verstreuten sich die Schiffe der Garde in alle Winde und konnten gejagt werden. Nur wenige waren zurückgekehrt, die anderen wurden verfolgt und zerstört oder es gab Meutereien. Die Frontlinien waren längst durchbrochen und die Nietzscheaner marschierten in riesige Gebiete des Commonwealth ungehindert ein. Auch die Kalderaner begannen nach dem Aufbau einer Flotte mit Plünderungen, bis sich die Magog rührten, würde nur noch eine Frage der Zeit sein. Oppositionelle rissen durch Ausstände oder Putsche die Macht über ein System an sich und opportunistische Kräfte warteten nur noch darauf, das Aas des Drachen zu verschlingen. Aber all dies würde am Ende bedeutungslos sein, wenn die Nietzscheaner die völlige Kontrolle über die bekannten Welten erhielten.

          „Sir, ich habe das kleine Schiff identifiziert“, sagte Elacta.
          „Lass hören“, meinte der Vedraner.
          „Es ist ein Schwarmschiff der Magog“
          „Was?“, rief Laco und sprang auf. „Ein Magogschiff? Knall es ab!“
          „Warte“, sagte Adriano. „Wir würden den Vertrag von Antares brechen. Ist das nicht merkwürdig? Ein einzelnes Magogschiff wird von drei schweren nietzscheanischen Schiffen verfolgt, die viel dringender an der Front gebraucht würden? Außerdem ist das Schiff geflohen, Magog fliehen nie!“
          „Was tut es jetzt?“, fragte Laco.
          „Es hält langsam auf uns zu. Waffen sind deaktiviert und auch ihre Greifarme sind eingefahren“
          „Können wir es ungefährdet an Bord holen?“, fragte Laco.
          „Nicht solange es einen funktionstüchtigen PSP hat“, meinte Elacta.
          „Einen Laser von PDL-Gefechtsturm 2 auf Ziel ausrichten, fünf Prozent Feuerkraft. Auf Ziel ausrichten und feuern“
          Die PSP wurde zerstört. „Die Drohnen sollen das Schwarmschiff stabilisieren und in unseren Hangar ziehen“, sagte Adriano.
          „Alle Lancer zum Hangardeck“, befahl der Vedraner.
          „Unsere Lancer sind alle draufgegangen, als Ihr die Zerberus mit ihnen an Bord in den Raum gesprengt habt!“, wies ihn der stark verkrüppelte Mensch zurück.
          „Dann muss eben das automatische Sicherheitssystem auch reichen“, sagte Laco und zückte seine Kampflanze. „Ich bin im Hangar, Elacta, du begleitest mich!“

          Lacos Augen verengten sich zu Schlitzen. Bevor der Vertrag von Antares geschlossen worden war, hatte er schon viele Magogschiffe gesehen, aber keines von so nahe wie dieses. Die Greifhaken hatte es tatsächlich eingefahren, so ein Anblick hatte sich ihm noch nie geboten. Es war vom Beschuss der Nietzscheaner beschädigt worden, allerdings nicht besonders schwer. Zu seiner Linken stand Elacta, zu seiner Rechten Achilles. Beide hielten, genau wie er, ausgefahrene Kampflanzen auf das Schiff gerichtet. Plötzlich öffnete sich eine Luke. All drei legten die Lanzen an und zielten. Weißer Dunst stieg auf, dann legten sich zwei kraftvolle Arme um die Luke. Es war definitiv kein Magog und bei genauerem Hinsehen erkannte Laco die drei Knochenklingen, die er an den Armen trug. Ein Nietzscheaner! Anfangs erkannte man nur seine Silhouette, als er sich aus dem Schwarmschiff zog. Laco trat näher an ihn heran, sah ihn aber nur von hinten. Der Nietzscheaner kletterte am Schwarmschiff herunter, bis er direkt vor Laco, Elacta und Achilles stand. Eine üble Ahnung stieg in Laco aus und sie bestätigte sich, als sich Homo Sapiens Invictus umdrehte. Tarik al Ashraf, Sohn von Isabella und Abdullah, aus dem Stamm der Drago-Kazov, ursprünglich aus dem Stamm der Kondor.
          „Töte ihn! Sofort! Du hast es Sucharitkul am Sterbebett versprochen!“. Das war es, was Lacos Herz ihm sagte. Er hatte diesem Nietzscheaner Rache geschworen und er würde nie eine bessere Gelegenheit als diese erhalten, um sie zu nehmen. Sein Finger glitt auf den Abzug, die Kampflanze zielte direkt auf Tariks Herz. Der Nietzscheaner stand da wie angewurzelt, den Schweiß auf der Stirn. Die Vernunft sagte Laco etwas anderes. Es konnte kein Zufall sein, dass Tarik al Ashraf, der Mann, der ihn verraten und seine Frau ermordet hatte, ganz zufällig hier, verfolgt von drei nietzscheanischen Schiffen, unbewaffnet aus einem Schwarmschiff der Magog stieg. Laco war zu neugierig um ihn einfach umzulegen und er dachte auch an das, was Trance Gemini ihm gesagt hatte. Der einsame Wanderer würde die Wahrheit über seinen Feind erkennen. Aufgeschoben war die Rache, aber nie und nimmer würde Laco sie aufheben.
          Laco trieb Tarik die Kampflanze tief in die Magengrube. Der Nietzscheaner zuckte zusammen und krümmte sich. Der Vedraner hieb ihm die Kampflanze gegen das Gesicht und schleuderte Tarik gegen das Schwarmschiff. Dann rammte er ihm das andere Ende von unten zwischen die Beine. Mit einem Schrei knickte Tarik ein. Laco zog ihm die Lanze über den Schädel, dann ließ er sie einen weiten Kreis beschreiben und hieb sie ihm in die Seite. Dieser letzte Schlag riss Tarik von den Beinen und streckte ihn zu Boden. Laco sah seine im sterben liegende Frau vor sich, Zorn und Wut wallten in ihm hoch. Mit seinem rechten Vorderbein trat er Tarik mitten ins Gesicht. Achilles wollte vortreten und ihm Einhalt gebieten, doch Elacta hielt ihn zurück und sagte: „Lass ihn. Er hat es verdient“. Ein weiteres Mal trat Laco mitten in Tariks Gesicht, diesmal hörte man Knochen oder Zähne splittern. Dann ließ er von ihm ab.

          Der Vedraner sah die schrecklichen Bilder vor seinem geistigen Auge. Tiara, die ihm Tarik genommen hatte... Und seine Frau... Damals ging er glücklich mit der schwangeren Sucharitkul den Korridor entlang, bis ihr Tarik in die Brust schoss. Er hatte sie ermordet und das forderte jetzt sein Blut. Tarik al Ashraf stand wieder auf den Beinen und sah Laco direkt ins Gesicht. Seine Augen waren voller Blut und Tränen, aber Laco erkannte, dass zumindest diese nicht vom Schmerz stammten. Zumindest nicht vom körperlichen Schmerz.
          „Ich will nicht, dass du mir vergibst“, keuchte Tarik. „Ich will nicht einmal, dass du vergisst, ich will nur, dass du mir dein Gehör schenkst, mein Freund“
          „Rede, Verräter“, spie Laco ihm verächtlich entgegen, als er die Kampflanze einfuhr.
          „Dunkelheit kommt auf die bekannten Welten zu“, begann Tarik.
          „Erzähle mir etwas, was ich noch nicht weiß“, sagte Laco. „Du und Saladin habt ja auch ganze Arbeit geleistet!“
          „Nein! Die Magog sind die große Gefahr. Sie bauen eine gigantische Flotte auf, sie werden die bekannten Welten in nie gekannter Stärke überfallen“
          „Und Saladin hat dich nur zu mir geschickt, um mir das zu erzählen?“
          „Saladin war ein Narr! Er hat die Gefahr nicht erkannt, und ich hoffe, dass du klüger bist als er!“
          „Saladin ist ein Narr? Hast du das erst jetzt herausgefunden?“
          „Laco, du hast dir die Aufzeichnung, die ich dir hinterlassen habe, nie angesehen, nicht wahr?“
          Der Vedraner entgegnete nichts.
          „Dachte ich es mir doch. Ich wollte dich nie verraten, genau so wenig wie Sucharitkul“
          „Und deswegen hast du sie umgebracht?“, brüllte Laco.
          „Sie wäre eine Gefahr für den Fortbestand meiner Rasse gewesen“, sagte Tarik kalt. „Wenn sie Novabomben auf unsere Systeme schießen lassen hätte, wäre unser Volk zum Aussterben verurteilt gewesen“
          „Und jetzt ist es mein Volk“, sagte Laco, einer der letzten Vedraner. „Ein guter Tausch. Sag Saladin, dass ich stolz auf dich bin!“
          „Saladin ist tot, Laco“
          Dem Vedraner blieb die Luft weg.
          „Ich selbst habe ihn vor drei Tagen erschossen. Seitdem bin ich auf der Flucht vor dem draganischen Militär. Er war niemals die genetische Reinkarnation von Drago Museveni sondern nur ein Betrüger! Er war mit einem Wesen verbündet, das sich „Geist des Abyss“ nennt. Es ist so etwas wie-“
          „Ich weiß Bescheid“
          „Was?“
          „Ich weiß über den Abyss Bescheid, genau so wie über seine Technologie und Diener. Nicht dein Saladin, sondern sie haben Tarn Vedras Interzision vom Slipstream in die Wege geleitet. Hat er dir das nicht erzählt? Ist aber schade“
          „Der Abyss hat noch viele andere Diener, und die sind viel gefährlicher“
          „Was? Wovon sprichst du überhaupt?“
          Tarik reichte dem Vedraner ein Flexi. Zu sehen war eine Konstellation aus zwanzig Welten, in der Mitte eine künstliche Sonne. „Dieses Teil“, sagte Tarik „ist die Heimatwelt der Magog. Es hält auf die bekannten Welten zu und mit zersplitterten Streitkräften wird es uns nicht gelingen, die Magog und dieses Weltenschiff aufzuhalten“
          „Mit vereinten Streitkräften aber schon“, schlussfolgerte Laco.
          „Allerdings“. Tarik hustete. „Aber Saladin hat sich geweigert, Frieden mit dem Commonwealth zu schließen und gemeinsam gegen die Magog zu ziehen. Um die Armeen des Universums zu vereinen, muss die Ehrengarde kapitulieren“
          „Vergiss es!“
          „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für emotionale Ausbrüche! In diesem Moment ist die nietzscheanische Allianz stark. Und vereint. Wenn sie durch Schiffe des Commonwealth verstärkt wird, können wir die Invasion der Magog aufhalten. Wenn die Garde aber bis zu ihrer Vernichtung kämpft, wird alles fallen!“
          „Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass dein Volk das Universums regieren wird“, schrie Laco.
          „Geht es nur darum?“, flüsterte Tarik. „Mein Volk? Du triffst die Entscheidung, die das ganze Universum den Bach runtergehen lässt nur, weil ich dich hintergangen habe? Rechtfertigt mein Verrat an dir deinen Verrat am Universum? Das ist eine Sache zwischen dir und mir und hat nichts mit den bekannten Welten zu tun! Entscheide logisch!“
          „Die Sache zwischen mir und dir hat sich auf die bekannten Welten ausgedehnt, als du meine Frau ermordet hast!“, hauchte Laco. „Du weißt genau, dass ich mein Leben für sie und mein Kind gegeben hätte, denn du bist Nietzscheaner. Aber du hast die beiden Fühlenden, die mir wirklich etwas bedeutet haben, ermordet und mich alleine zurückgelassen!“
          „Es tut mir so Leid! Du bist mein Freund, Laco, und ich hätte dir niemals etwas angetan, hätte es die Situation nicht so erfordert!“
          „Du hast mir mehr angetan, als du dir auch nur im Entferntesten vorstellen kannst! Und dann ist ja auch noch die Sache mit Tiara“
          „Laco. Das mit Tiara habe ich zu deinem Besten getan. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass du nicht bestraft wirst. Du hattest doch noch ein gutes Leben, das du niemals hättest führen können, wenn du mit Tiara nax Cholvaris durchgebrannt wärst!
          „Was?“, rief Laco. „Du kannst dich daran erinnern? Aber deine... Erinnerungen sollten doch-“
          „Gelöscht sein. Ja, das sind sie aber nicht. Auf direkten Befehls des zweiten Triumvirs Ezaca Prince hat der Mediziner meine Erinnerungen nicht entfernt. Die Informationen, die ich über die Novabomben erhalten habe, waren zu wichtig“
          „Du hast...Informationen über die Novabomben der nietzscheanischen Allianz übergeben?“
          „Ja. Das habe ich. Auf Alaxaai direkt an Flottenmarschall Odin Athorak“
          „Dein Verrat am Commonwealth ist der schlimmste von allen, Tarik! Was haben ihnen die Informationen gebracht?“
          „Nun ja. Du weißt es ja selbst auch wieder... Jede Novabombe hat einen ZI eingebaut. Einen Zerfallsinhibitor, der verhindern soll, dass Voltarium zu Voltan zerfällt. Denn Voltarium kann eine Nova auslösen, Voltan nicht. Deswegen haben nietzscheanische Offiziere aus allen Novabomben die ZIs entfernt, bis auf denen auf Tarn Vedra“
          „Wieso die auf Tarn Vedra nicht?“
          „Saladin hat es so befohlen. Und dieses Problem hat der Abyss ja für uns beseitigt“
          „Und keine Novabombe des Commonwealth kann mehr eine Sonne vernichten?“, fragte Laco schockiert.
          „So ist es“, sagte Tarik.
          „Aber wieso musstest du dann Sucharitkul töten?“, fragte Laco mit gedämpfter Stimme.
          „Das war weniger als eine halbes Jahr vor der Deadline. Wäre sie nach Tarn Vedra gekommen und hätte den Einsatz von Omega-Waffen erlaubt, hätte das Commonwealth noch über ein halbes Jahr Zeit gehabt, uns mit Novabomben zu bekämpfen. Das durfte ich nicht zulassen“
          „Du hast das Universum an den Rand des Abgrunds gedrängt!“, fuhr in Laco an.
          „Ja, das habe ich. Und nun ist es an dir, ob du das Universum hinein stürzen wirst oder nicht“
          Diese Worte hatten eine verdammte Ähnlichkeit mit dem, was Trance gesagt hatte. Der ausgestoßene Wanderer musste sich jetzt entscheiden. Doch jede Entscheidung würde Dunkelheit bringen. Dann kam Laco eine Idee.
          „Tarik al Ashraf. Was ist mit der Novabombe von Ni Kau Prime, die wir geborgen haben?“
          Tariks Augen weiteten sich. Die hatte er vergessen!
          „Aber...aber...die war doch...im vedranischen System versteckt“
          „Jetzt nicht mehr“, sagte Laco. „Jetzt ist sie in meiner Hand“
          „Wie?“
          „Das würdest du mir sowieso nicht glauben. Aber jetzt ist es an der Zeit. Du hast mir Tiara genommen und du hast mir Sucharitkul genommen. Das will Blut!“
          „Ich weiß... Kannst du mir verzeihen?“, fragte Tarik.

          Tarik sah seinen Freund eine lange Zeit an. Er hatte es ernst gemeint und fragte sich nun, ob Laco das auch wirklich verstand? Tarik hatte ihn nie verraten wollen, er hatte das alles doch nicht getan, um Laco etwas anzutun! Er wollte doch nur das Beste für alle! In den Augen des Vedraners las Tarik, dass er ihm verzeihen wollte. Er wollte wirklich! Was er nicht wusste, war, dass Laco ihm nicht verzeihen konnte. Bei ihrer Bestattungszeremonie hatte Laco Sucharitkul und seiner Tochter geschworen, ihn über die höchsten Berge und die tiefsten Meere, bis zum Rande des Universums zu verfolgen, zu finden und zu töten. Und diesen Schwur jetzt mit der Versöhnung zu brechen, wäre gewesen, wie auf ihr Andenken zu spucken. Tarik wusste das aber nicht, und hoffte, Lacos Glauben an das Gute und sein Gewissen würde siegen. Was er jedoch ebenso nicht wusste war, dass Laco sein Gewissen und seine Seele im Inneren der Geminisonne zusammen mit Trance zurückgelassen hatte.
          „Ich kann dir verzeihen, Tarik al Ashraf“. Das waren Lacos eigene Worte gewesen und der Vedraner legte ihm die Hand auf die Schulter. Die Freunde fielen sich gegenseitig in die Arme, dann hauchte der Vedraner: „Aber mein Herz kann das nicht“. Tarik begriff nicht, dass es die schwarze Kampflanze war, die ihm Laco an die Brust drückte, bis er das Geräusch hörte, das sie beim geladen werden von sich gab. Laco umarmte ihn. Er drückte dreimal ab. Zumindest hörte Tarik al Ashraf nur diese drei Schüsse. Dann spürte Tarik eine enorme Hitze in seiner Brust, konnte nicht mehr atmen und wurde nach hinten geschleudert. Lacos blaues Gesicht verschwamm immer weiter in der Ferne. Tarik al Ashraf, Sohn von Isabella und Abdullah, hatte das Richtige getan. Danach verschluckte die Dunkelheit all seine weiteren Gedanken.

          Jegliche Gefühle waren in diesem Moment von ihm gewichen. Laco sah den toten Körper seines besten Freundes zu Boden gleiten. Drei Löcher waren in seine Brust geschossen. „Deck räumen!“, brüllte Laco, steckte die Kampflanze ein und machte sich auf den Weg zur Hangarkontrolle. Mit kaltem Blick sah er auf das Schwarmschiff hinab, dann öffnete er die Hangartore. Der Sog trieb das Schwarmschiff und Tariks Leiche in den Weltraum hinaus. „Raumbestattung“, flüsterte Laco und wandte sich ab.

          522. Tag des Krieges, Tau-Valo-System, Triangulumgalaxie


          Schatten, geworfen von den Kerzen, die Laco zu Gedenken der Toten in seinem Quartier angezündt hatte, tanzten an der Wand. Gekleidet in einen schlichten, schwarzen Mantel saß der Vedraner auf dem Boden und starrte in den Widerschein der nunmehr elf Kerzen. Laco hatte sich durchgerungen, doch eine Kerze für Tarik al Ashraf, den er selbst getötet hatte, anzuzünden. Sein Tod betrübte ihn und in den letzten Tagen hatte er viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken. All seine Worte ergaben Sinn. Laco wollte es als Versuch Saladins abtun, das Commonwealth zur Kapitulation zu drängen, aber der Vedraner hatte in den Augen seines Freundes keine Lüge gesehen. In seinem tiefsten Innersten war Laco davon überzeugt, dass Tarik die Wahrheit gesagt hatte. Dass die Magog vom Geist des Abyss kontrolliert wurden und eine Streitmacht aufstellten. War Saladin wirklich tot? Wenn es so war, ließ die Propaganda der Nietzscheaner kein Wort davon an die Öffentlichkeit kommen.
          Wer war dieser Geist des Abyss überhaupt? Kaum ein Wesen im ganzen Universum hatte je von ihm gehört! Und doch war er da und zog im Stillen die Fäden für die Vernichtung alles Lebens. Der Abyss hatte Actrao nax Colyti vom Commonwealth kontrolliert, Saladin Gree von der nietzscheanischen Allianz und die Magog kontrollierte er angeblich auch noch! Wie mächtig war dieses Wesen? Laco hatte selbst schon einige Demonstrationen seiner Macht erlebt, nicht zuletzt die Interzision Tarn Vedras oder die Erschaffung der Nietzscheaner.
          Und hier war er schon am nächsten unglaublichen Punkt angelangt. Der Geist des Abyss hatte Dr. Paul Museveni bei der Erschaffung des Homo Sapiens Invictus geholfen. Und er hatte auch die Rasse der Magog erschaffen. Beide Rassen gehörten zum Plan des Abyss. Sie hassten sich gegenseitig bis aufs Blut und wegen dieses Hasses hassten sie sich noch viel mehr. Aber was war der Plan des Abyss? Schlagartig wurde sich Laco bewusst, dass sich das Commonwealth mitten im Kreuzfeuer dieser beiden Mächte befand! Der Abyss wollte das Commonwealth stürzen.

          Natürlich. Die Magog waren wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten das Commonwealth überfallen. Sie waren keine Gefahr für seine Stabilität gewesen, hatten sein Fundament aber ins Wanken gebracht. Und zwar mehr, als irgendjemand geglaubt hätte. Die Nietzscheaner, die zweite Rasse des Abyss, hatten das Commonwealth überfallen und brachten es jetzt zum Fall. Und jetzt würden die Magog wieder zum Zug kommen. Das war es, woraus der Abyss aus war! Alles, wonach Laco in drei Jahren des Kriegs gesucht hatte, wurde ihm jetzt offenbart! Die Nietzscheaner und die Magog würden nach Ende des Bürgerkriegs aufeinander herfallen und in deren schrecklichen Krieg würde alles zermalmt werden. Und wenn das Weltenschiff in den bekannten Welten ankam, würde der Abyss bereit sein. Bereit, alles Leben, das noch übrig war, zu vernichten, einschließlich der Nietzscheaner und der Magog. Das Commonwealth stand zehntausend Jahre Lang für Ordnung und Freiheit. Und der Geist des Abyss plante nun, Ordnung durch Unterdrückung und Freiheit durch Chaos zu ersetzen. Und am Schluss alles zu vernichten, so wie in dem Universum, aus dem er kam. Und es war an Laco, dies zu verhindern. Doch wie sollte er das tun, hatte er doch die mächtigste Streiterin des Lichts, Trance Gemini, im Kern ihrer Sonne, zurückgelassen? Laco musste jetzt eine hoffnungslose Schlacht gegen den Abyss führen, um seinen Plan zu vereiteln.
          Der Kreis schloss sich. Es war soweit. Der ausgestoßene Wanderer hatte endlich die Wahrheit über seinen Feind erfahren. Jetzt mussten Entscheidungen getroffen werden!

          „Kurs auf San Ska Re setzen“, befahl Laco, als er das Kommandodeck betrat.
          „Sir, wir haben eine Kampfmission im Tona-System“, warf Elacta ein.
          „Egal. Schickt Kuriere los! Alle Schiffe, die noch treu zum Commonwealth stehen, sollen sich über San Ska Re sammeln!“
          „Alle? Dann können wir die Front auf keinen Fall mehr halten!“
          „Unwichtig. Alles unwichtig. Wir haben diesen Krieg verloren“
          „Also nach San Ska Re?“
          „Ja. In den Slipstream!“

          525. Tag des Krieges, San Ska Re


          Schon als Laco das sechseckige Büro der Kriegsministerin betreten hatte, hatte er gesehen, dass sie aufgegeben hatte. Natürlich sah es hier chaotisch aus, wie überall, wo Admiral Stark ging und stand. Aber diesmal war es anders. Sie versuchte nicht einmal mehr, Ordnung zu halten, es gab auch keine Droiden, die aufräumten. Als Laco den Raum betreten hatte, lief gerade ein Hologramm des Kriegsverlaufs. Es sah überhaupt nicht gut für die Truppen des Commonwealth aus. Die Ehrengarde war dabei, sich aufzulösen, einzelne Schiffe schlossen sich zu Guerillatruppen zusammen, flohen, desertierten, oder schlossen sich den Piraten an. Bisher lagen nur drei kampffähige Kreuzer über San Ska Re, die Achilles, die Aminophes und die Heliopolis. Hoffentlich würden es noch mehr werden, denn mit drei Schiffen konnte Laco Operation Omega auf keinen Fall durchführen. Soeben hatte er Admiral Stark die Beschreibung der Mission auf einem Flexi überreicht.
          „Dafür gibt’s nur ein Wort: Unmöglich“, sagte Stark.
          „Wir müssen es versuchen“, sagte Laco.
          „Die Chance, dass dieser waghalsige Versuch gelingt, liegt bei eins zu einer Million!“
          „Admiral, bitte übertreibt nicht“, meinte der Vedraner.
          „Dass du ganz Star City mit einem Ein-Mann-Jäger in die Luft jagen kannst, ist wahrscheinlicher, als dass diese Mission gelingt!“
          „Ich sehe selbst die Risiken-“
          „Risiken? Das ist Selbstmord, sonst nichts!“
          „Admiral, würdet Ihr mir bitte zuhören? Ich will es Euch erklären“
          „Schieß los!“
          „Das Commonwealth wird fallen, das wissen wir beide ganz genau. Im Moment ist es dabei, auseinanderzubrechen. Wir müssen alle verfügbaren Truppen sammeln und nach Fountainhead ziehen!“
          „Wie ich schon sagte, unmöglich“
          Wieso er dies plante, verschwieg Laco der Kriegsministerin. Die Magog würden über die bekannten Welten herfallen, Chaos und Unterdrückung würden sich in Waage halten, bis alles Leben ausgelöscht war. Um dies zu verhindern, musste Laco sich entscheiden, ob Chaos oder Unterdrückung die nächsten Jahrhunderte prägen sollten. Wenn eine Kraft Überhand erhielt, würde der Plan des Abyss scheitern, das Leben würde durchkommen. Aber für welche sollte er sich entscheiden? Sicherlich, im Chaos würden mehr Fühlende sterben als in der Unterdrückung, aber dafür könnten sich im Chaos neue Systeme bilden, während die Unterdrückung viel länger währen würde.
          „Admiral Stark“, sagte Laco. „Siegen bedeutet, dass der Gegner seine Ziele nicht verwirklichen kann. Wir müssen die nietzscheanische Allianz unbedingt daran hindern, nach dem Krieg die Macht zu übernehmen und ein Imperium aufzubauen. Und Ihr wisst, dass mein Weg der einzige ist!“
          „Dein Weg... ist sehr, sehr dunkel, Laco nax Agros“
          „Wir sind im Krieg! Immer noch! Und im Krieg muss man Opfer bringen!“
          „Und wer werden deine Opfer sein? Alle Bewohner Fountainheads, die gesamte Ehrengarde und...du selbst“
          „Ja. Das werden meine Opfer sein, Admiral“
          „Laco... ich bin stolz auf dich! Ich weiß, du hast das immer verabscheut, aber der Krieg hat dich zu dem gemacht, was ich bin. Eis“
          „Ich muss das tun, Admiral. Ich brauche nur zwei Dinge und die nietzscheanische Allianz wird zerbrechen“
          „Und die wären?“
          „Euer Ja-Wort und eine Novabombe“
          „Von mir aus kannst du beides haben“
          „Sir, Ihr werdet aber feststellen, dass sich all Eure Novabomben in radioaktiven Müll verwandelt haben“
          „Was?“, rief Admiral Stark.
          „Durch den nietzscheanischen Verrat wurden die ZIs aus den Bomben entfernt und so-“
          „Von was sprichst du eigentlich, Laco?“
          Natürlich! Sie wusste selbst nicht über die Technik der Novabomben Bescheid, so geheim war diese! „In einer Novabombe gibt es etwas, was den Zerfall des Voltariums verhindern soll. Die Nietzscheaner haben das entfernt. Keine Bombe kann jetzt mehr eine Nova auslösen“
          „Das ist ja schrecklich!“, flüsterte Stark.
          „Allerdings“, begann Laco. „Habe ich eine gefunden, die noch vollkommen intakt ist. Mit ihr können wir Fountainhead zerstören!“
          „Woher hast du diese Bombe?“, fragte die Admiralin.
          „Wisst Ihr noch die Argosy-Mission kurz vor Kriegsbeginn, auf die Ihr mich und Tarik al Ashraf geschickt habt?“
          „Ja“
          „Ich habe meine Erinnerungen wiedererlangt. Wir haben eine Novabombe von meinem ersten Schiff, der Ikarus, geborgen. Ich habe sie versteckt und wollte es Euch nicht verraten. Mein damaliges Verhalten... tut mir aufrichtig Leid, Admiral Stark“
          „Und was ist mit der Bombe? Wo hast du sie versteckt?“
          „Auf der Oberfläche der Geminisonne“
          „Aber das vedranische System ist abgegeschnitten! Wie willst du an diese Bombe kommen?“
          „Ich habe sie bereits, Admiral!“
          Die sonst so kontrollierten Gesichtszüge entglitten ihr. „Wie?“, fragte sie fassungslos.
          „Das würdet Ihr mir nie glauben, Admiral. Fakt ist, dass ich die Bombe habe und nur noch Eure Erlaubnis brauche, sie einzusetzen!“
          „Laco...“, stammelte Admiral Stark. „Wenn du dich jetzt... an die Mission erinnern kannst...“ Sie sprach wie eine Mutter, die ihrem Sohn eine schwierige Entscheidung der Vergangenheit erklären musste. Verlegen sprach sie weiter. „Du weißt hoffentlich, dass ich diese Löschung und den Befehl, nicht nach Tiara nax Cholvaris zu suchen, nicht gegeben habe, um dich zu verletzen... Auch die Schläge und...“
          „Natürlich, Admiral. Aber ich hätte da ein paar Fragen“. Über die Mission konnten sie auch später weiter sprechen. Aber alte Wunden musste er hier und jetzt heilen.
          „Ich werde sie, wenn möglich, beantworten“, sagte die Frau.
          „Hättet Ihr mich wirklich gefoltert, Admiral?“
          „Ja. Das hätte ich. Zu viele Leben standen auf dem Spiel“
          „Das verstehe ich, Admiral“, flüsterte Laco. „Wieso habt Ihr es nicht getan?“
          „Ich hatte eine Nachricht aus der Konklave erhalten. Es war Triumvir Prince. Er hat gesagt, die Novabombe sei geborgen, alles andere wäre geheim. Natürlich habe ich ihm geglaubt. Bis es zu spät war“
          „Ich verstehe, Sir. Mein Verhalten war vorlaut, undurchdacht und respektlos. Wieso wurde ich nach der Löschung befördert und bekam ein eigenes Raumschiff?“
          Constanza Stark wandte verlegen die Augen ab. „Um ehrlich zu sein: Wäre es nach mir gegangen, wärst du bis zum Ende deines Lebens in den Bau gekommen. Aber ich erhielt eine Nachricht von der kaiserlichen Residenz. Es war Actrao nax Colyti. Er sagte, dass du nach irgendeinem vedranischen Prinzip der ehrenhaften Lebensweise gehandelt und alles für eine geliebte Person hingeschmissen hättest. Das verdiente höchster Achtung und deswegen sollte ich dich befördern und nicht bestrafen oder so“
          „Aber Admiral“, sagte Laco. „Zu diesem Zeitpunkt haben uns Actrao und ich noch nicht mal gekannt!“
          „Das ist eines der vielen Geheimnisse des Lebens, Laco“
          Der Vedraner ging einen Schritt auf sie zu. „Eine letzte Frage, Admiral: Tiara nax Cholvaris. Was ist aus ihr geworden?“
          „Ich weiß nicht... Laco... ich glaube, das willst du nicht hören“
          „Ich werde bald sterben!“, fuhr Laco sie an. „Ich muss es wissen, wenn ich ihr vielleicht im Jenseits gegenüber stehe!“
          „Nun... nachdem sie aus der Garde entlassen war und du sie nicht mehr kanntest... wollte sie sich das Leben nehmen. Ich konnte sie allerdings davon abbringen. Zwei Tage vor Kriegsbeginn hat sie Tarn Vedra den Rücken gekehrt und ist nach Kalderash gereist. Was dann aus ihr wurde, weiß ich nicht“
          Getroffen atmete Laco aus. Kalderaner und Vedraner waren Todfeinde. Nachdem sich Kalderash vom Commonwealth losgesagt hatte, wurden die Vedraner auf kalderanischen Welten verfolgt, später sogar systematisch. Laco musste sich die Tränen verkneifen. Er dachte an Constanza Starks Tipps, Gefühle zu verbergen und sagte dann ganz sachlich:
          „Zurück zur Mission“. Er machte eine kurze Pause. „Ich habe eine Novabombe. Jetzt brauche ich nur noch eine starke Flotte. Den ganzen Rest unserer Truppen“
          Die Admiralin hatte gesehen, dass Laco nicht mehr über Vergangenes reden wollte und antwortete: „Trotzdem. Wenn du eine Novabombe hast, verbessert das zwar deine Chance, das nietzscheanische Heimatsystem in die Luft zu jagen, aber du musst erstmal dorthin kommen! Fountainhead liegt im Omaris Kugelsternhaufen. Der einzige Weg dorthin führt durch den Perseus-Arm der Milchstraßengalaxie. Und der ist von Nietzscheanern besetzt, selbst mit einer noch so großen Flotte kannst du dort nicht durchbrechen“
          „Aber ich nehme nun mal nicht den Weg durch den Perseus-Arm“, sagte Laco mit einem verschmitzten Lächeln. Admiral Stark zog eine Augenbraue hoch. „Wir nehmen den Weg über den Arm des Orion in der Milchstraßengalaxie. Wir springen via Slipstream in die Nähe des Rigel, dann in den Nebel IC 2118. Von dort aus können wir in den Omaris Kugelsternhaufen springen und Fountainhead vernichten!“
          „IC 2118? Das ist doch der...Hexenkopfnebel, oder?“
          „Ja. Der Hexenkopfnebel ist die Hintertür nach Fountainhead. Die Nietzscheaner haben all ihre Verteidigungstruppen im Perseus-Arm, aber die werden wir umgehen. Der Orion-Arm ist so kriegsgeschwächt, dass eine Flotte ihn leicht unbemerkt durchkreuzen kann. Und wenn wir Fountainhead zerstört haben... vielleicht können wir dadurch sogar den Fall des Commonwealth verhindern!“
          „Du träumst, Laco“, sagte die Frau deprimiert. „Die Heimatwelt der Vedraner ist vom Slipstream abgeschnitten, die Ehrengarde löst sich auf. Erde, die Heimatwelt der Menschen, ist postapokalyptisches Ödland, verwüstet durch den Krieg. Ugroth ist besetzt, die Welt der großen Schwerkraft ist aus dem Commonwealth ausgetreten und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Than das selbe tun wollen“
          „Was?“
          „Bloody Sunset, die Planetenparlamentspräsidäntin von San Ska Re hat mich vor zwei Tagen persönlich darüber informiert, dass San Ska Re, die provisorische Heimatwelt, das Commonwealth verlassen wird“
          „Nein! Sobald das geschieht, bricht das Commonwealth endgültig auseinander!“
          „Wir leben immer noch in einem demokratischen Staat, obwohl ich wie ein Diktator die Führung inne habe. Ich werde San Ska Re die Unabhängigkeit geben müssen“
          „Wartet. Nur noch, bis wir zur letzten Mission aufgebrochen sind. Dann ist es vorbei, dann dürft Ihr das Commonwealth ruhig untergehen lassen“
          „In Ordnung. Danach werde ich alle meine Ämter niederlegen“
          „Ihr habt ein bisschen Ruhe verdient, würde ich sagen“
          Schmerz! Laco hatte gar nicht reagieren können, so schnell hatte Admiral Stark ihm ins Gesicht geschlagen. Sie schrie: „Glaubst du, ich werde nichts tun, wenn du auf die Selbstmordmission gehst! Ich werde nicht aufhören, zu kämpfen, bis ich die Nietzscheaner besiegt habe oder tot bin!“
          „Verzeihung“, sagt Laco kleinlaut.
          „Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. Laco...du bist wie ein Sohn für mich und...ich bin stolz darauf, dass du so handelst, wie ich handeln würde“
          „Und Ihr wart wie eine Mutter für mich“
          „Sei still! Tu, was du tun musst, Laco. Ich stelle dir alles zur Verfügung, was ich habe. Aber ich werde den Kampf der Ehrengarde nicht in einer hoffnungslosen Schlacht, sondern im Untergrund weiterführen. Du solltest außerdem niemanden zwingen, sich dir anzuschließen. Ich werde es auch nicht tun“
          „Aye, Sir“
          „Laco...es war mir eine Ehre, mit dir zu dienen“
          „Admiral...werdet jetzt nicht sentimental. Sonst schmilzt der Eisblock in Eurem Inneren noch“
          Ein Lächeln entkam ihren Lippen.

          527. Tag des Krieges, San Ska Re

          Dutzende Schiffe hatten sich im Orbit von San Ska Re gesammelt. Die meisten waren nur Unterstützugsschiffe oder kleine Kampfschiffe, die konnte Laco nicht brauchen. Auf eine solche Mission wollte er nur schwere Kampfschiffe mitnehmen, die auch ein paar Treffer einstecken konnten. Alle anderen trugen nur ein Entdeckungsrisiko. Von den Kreuzern hatten sich bisher knapp achzig Schiffe eingefunden. Nicht gerade viel. Aber lange konnte Laco nicht mehr warten. Die Flotte würde in drei Tagen bereit sein und dann würde er aufbrechen.
          Jetzt erklärte er gerade den Commandern der Schiffe seinen Operationsplan. Den Flug durch den Arm des Orion, die Passage des Hexenkopfnebels, den Sprung nach Fountainhead und die Auslöschung der nietzscheanischen Heimat mit der Novabombe.
          „Wer ist dabei?“, fragte er. Lange Zeit erhielt er keine Antwort. Nur verlegene Gesichter, die in die Runde schauten.
          Captain Khalid stand auf. Der stämmige Nietzscheaner war erfolglos von seiner Rettungsmission der Andromeda zurückgekehrt.
          „Das ist Wahnsinn!“, rief er. „Laco, wir sind Freunde, aber auf mich musst du verzichten! Wir rennen hier ins offene Messer ohne Aussicht auf Erfolg! Sara Riley hat bei unserer Flucht vor den Nietzscheanern einen bewohnbaren Planeten in der Triangulumgalaxie entdeckt. Wir nannten ihn Tarazed. Er ist sehr schwer zugänglich. Ich schlage vor, wir ziehen uns mit allen Streitkräften dorthin zurück, bauen ein neues Militär auf und treten Saladins Männern danach ordentlich in den Arsch!“
          „Das ist unsere letzte Chance“, sagte Laco. Er musste jetzt überzeugen, dass sein Plan der bessere war. „Jeder von euch darf entscheiden, ob er sich Admiral Starks Widerstandsbewegung anschließt, nach Tarazed zieht oder mir bei einer Schlacht gegen die Übers hilft! Aber eines muss euch klar sein: Es gibt Dinge, die das Universum verändern. Weder der Widerstand noch Tarazed werden das tun. Wenn ihr euch mir anschließt, ist das eure letzte Chance, wirklich etwas zu bewegen!“ Er las Unsicherheit in ihren Gesichtern. „Nehmt euch Zeit. Entscheidet klug. Jeder, der bereit ist, etwas großes zu tun, findet sich in drei Tagen in Hangar 1 der Aminophes ein!“

          530. Tag des Krieges, San Ska Re


          „Wie viele es wohl sein werden?“, fragte der Vedraner, als die CCF Catana Mora auf dem Hangardeck der Aminophes landete. Oft hatte er sich diese Frage schon gestellt, doch da er der einzige an Bord war, hatte er keine Antwort bekommen.
          „Atmosphäre hergestellt“, berichtete der Schiffscomputer. Laco wischte noch über den zweiten Knopf seiner Uniform, polierte das Rangabzeichen und trat zur Luftschleuse. Die selbe Luftschleuse, mit der er Trance ins All hinausgepustet hatte. Es war 10:00 CT. Laco öffnete das Schott. Er traute seinen Augen kaum.
          Zuletzt geändert von Omikron; 04.09.2010, 06:27.

          Kommentar


            #35
            Trommelwirbel! Das letzte wirkliche Kapitel ist da. Die Folge nimmt auf 1x06 sehr großen Bezug. Es wird noch ein Kapitel als kurzer Abspann kommen, aber eigentlich ist dieses hier das letzte.
            Zur Namensgebung: Interessierten Lesern, die sich mit Battlestar Galactica auskennen (ja, ich spreche von Jolly) wird auffallen, dass das Finale dieser Serie den selben Namen trägt. Was mich geärgert hat, der von mir steht schon länger fest! Außerdem hat er auch einen Sinn. Götter - Geist des Abyss, Trance Gemini ect. Dämmerung - Übergang zur "langen Nacht", die auf den Krieg folgt. Also glaubt bitte nicht, dass das billig abgekupfert ist. Viel Spaß beim Lesen!



            IXX. Götterdämmerung


            „Die Himmel brannten, die Sterne weinten
            unter der Asche der Unendlichkeit
            Hoffnung, verunstaltet und blutend,
            aber doch noch atmend“

            Ulatempa Poetess
            „Klagelied auf das Commonwealth“, 9823 n.C

            Der ausgestoßene Wanderer wird die Wahrheit über seinen Feind erkennen. Doch egal wie er sich entschied, er würde Elend über alle Welten bringen. Das hatte Trance Gemini gesagt und genau das würde er tun. Alles war eingetroffen. Die Reise näherte sich dem Ende.
            Das Commonwealth ging unter. Der große Niedergang war nicht mehr aufzuhalten. Auch die Ideale der Ehrengarde waren verloren gegangen. Von der Million Soldaten der Ehrengarde, die auf San Ska Re stationiert waren, standen nur noch gut zehntausend zum Commonwealth und zu ihrem Schwur. Viel weniger, als Laco erwartet hatte. In die Augen dieser zehntausend Männer blickte er, hier, auf dem Hangardeck der Aminophes.
            Laco musste jetzt eine Rede halten, zu den Männern, die treu zu ihm standen, sprechen. Besser hätte er sie mit anderen Worten begonnen als mit: „Ihr werdet alle sterben!“ Unruhe breitete sich unter der Menge aus. Laco stieg aus der Catana Mora. „Aber das habt ihr schon gewusst, bevor ihr euch freiwillig zu dieser Höllenmission gemeldet habt. Ihr seid der Stolz des Universums! Im ganzen Krieg haben wir nur verloren. Es wird Zeit, dass wir den Übers zeigen, von wo der Wind weht. Wir werden Fountainhead vernichten, auch wenn wir dabei alle draufgehen!“
            Ein paar Details über unsere Mission: Wir werden das erste Mal in der Geschichte des Commonwealth eine Novabombe zu Kriegszwecken benutzen. Das Schiff, das sie trägt, wird die Wrath of Achilles sein. Das Flaggschiff ist jedoch die Aminophes, kommandiert von Captain Teddy Roosevelt. Er übernimmt das Kommando über die Flotte. Wir benutzen die Hintertür nach Fountainhead, wir fliegen über den Hexenkopfnebel. Und eines will ich nochmals sagen: Dies wird eine Mission ohne Wiederkehr sein! Seid Euch dessen bewusst! Jeder einzelne hat jetzt die letzte Chance, von Bord zu gehen. Alle anderen melden sich als freiwillig!“
            Niemand in der Menge rührte sich. Als Laco durch die Reihen schritt, tat sich eine Gasse vor ihm auf. Bald hatte er gefunden, wen er gesucht hatte. Teddy Roosevelt, Admiral Stark, Elacta und Adriano del Ronis. Sie standen alle treu zu ihm. Captain Borotep Yeshgar war mit der Renewed Valor bereits abgeflogen, um den Weg auszukundschaften. Laco hatte bei ihrem Abschied nicht gewusst, dass sie sich niemals wieder sehen würden.
            „Admiral“, sagte Laco leicht fordernd.
            Die menschliche Frau griff an ihren Kragen, nahm das Rangabzeichen ab und steckte es an Captain Teddy Roosevelts Kragen. Dann rief sie laut: „Admiral Theodore Roosevelt! Kommandant der Ehrengarde! Salutiert!“
            Alle standen stramm und salutierten. Dann drehte sie sich um und schritt davon. Eiskalt, die Frau. Laco rief: „Der letzte Transporter nach San Ska Re!“ Keiner rührte sich. „Kriegsministerin Constanza Q. Stark reist ab! Salutiert!“

            530. Tag des Krieges, Fountainhead


            Leises Flüstern war das einzige, was der nietzscheanische Agent hörte, als er den Konferenzraum der alliierten Anführer betrat. In den letzten Tagen war alles anders geworden, nur Streitigkeiten hielten die Alphas der Stämme noch an diesem Tisch. Keine Ordnung herrschte mehr, keine Pläne, sondern nur noch Streit. Saladin Gree war schon seit einer knappen Woche nicht mehr gesehen worden, aber die Propaganda ließ keinen Ton an die Öffentlichkeit kommen. Der Agent war einer der wenigen, die wussten, was los war. Saladin war tot, ermordet von einem seiner eigenen Gefolgsleute. Tia Cheng vom Drago-Kazov-Stamm schaute auf und nahm dem Agenten das Flexi aus der Hand. Seine Augen wanderten von links nach rechts, dann schienen sie aus den Höhlen zu quellen. Der Agent zog sich zurück.
            „Scheiße!“, flüsterte Cheng.
            Angelo Bolivar sah den Mann, den er hasste, an und fragte: „Was ist denn los?“
            „Die Reste der Ehrengarde sammeln sich und planen einen Angriff auf Fountainhead“
            „Na Und?“, fragte Haresh Mossadim. „Wir können jeden Angriff zurückschlagen“
            „Nicht einen, der mit einer Novabombe durchgeführt wird“, meinte Cheng.
            „Völlig unmöglich!“
            „Vielleicht haben unsere Männer bei Kriegsbeginn eine übersehen, abgesehen von denen auf Tarn Vedra“
            „Kann ich mir nicht vorstellen“
            „Was sollen wir tun?“, fragte Bolivar. „Eine Evakuierung einleiten?“
            „Auf keinen Fall! Panik würde ausbrechen, das dürfen wir nicht zulassen“
            „Eigentlich besteht doch keine Gefahr“, sagte Mossadim. „Der Weg von San Ska Re nach Fountainhead ist geschützt, unvorstellbar, dass sie da durchbrechen wollen!“
            „Wollen sie auch nicht“, sagte Cheng. „Sie nehmen die Hintertür über den Hexenkopfnebel“
            „Wenn das Schiff mit der Bombe unsere Heimatwelt erreicht, sind wir alle tot!“
            „Wir lassen es nicht zu“, sagte Bolivar. „Wir schicken die Heimatflotte von Fountainhead, um sie abzufangen“
            „Aber wo?“
            „Dort, wo sie uns weder vermuten, noch sehen“, sagte Alpha Tia Cheng lächelnd, die Finger zu einem Dach gefaltet. „Im Hexenkopfnebel. Dort wird die Ehrengarde endgültig zugrunde gehen. Ho Tschi Minh vom Stamm der Gungadin wird unsere vereinten Streitkräfte anführen. Fünfzehnhundert Schiffe, damit dürftet Ihr ihren hundert Schiffen knapp dreifach überlegen sein. Außerdem beordere ich andere Schiffe in den Hexenkopfnebel, aber ich bezweifle, dass sie es rechtzeitig schaffen werden“
            „Ich muss dann...nach Venseremos zurückkehren und den Jaguar Stamm...darauf einrichten“, meinte Bolivar.
            „Und ich werde mich nach Enga's Redoubt zurückziehen und unser weiteres Vorgehen in der Triangulumgalaxie planen“, sagte Tia Cheng.
            Schnell löste sich die Versammlung auf. Keiner gab es zu, aber alle hatten Angst und wollten der drohenden Gefahr entkommen. „Eine Frage hätte ich da noch“, sagte Haresh Mossadim. „Von wem stammen die Informationen?“

            532. Tag des Krieges, San Ska Re

            Der Tag war gekommen. Eine Flotte von über hundert Kreuzern lag im Orbit von San Ska Re. Die Ehrengarde nahm zum letzten Mal Aufstellung. Die Maschinen ließen sie vorglühen. Letzte Checks von Ausrüstung, Bewaffnung und Mannschaft. In der kommenden Schlacht durfte man sich keine Patzer leisten. Commodore Laco nax Agros schritt den menschenleeren Gang entlang. Vor der hoffnungslosen Schlacht inspizierte er sein Schiff. Die wenigen Freiwilligen hatte man so auf die Schiffe verteilt, dass alle Kampfaufgaben einigermaßen erfüllt werden konnten, ohne die KIs hätte man die ganze Operation vergessen können! Ein Lancer kam Laco entgegen. Der Vedraner begutachtete seine Waffe, sah nach, ob sie in Ordnung war. Sie wechselten einige belanglose, freundliche Worte, dann ging Laco weiter. Er kam wenig später am Kontrollpult eines PDL-Geschützturms vorbei, klopfte dem diensthabenden Offizier auf die Schulter und ging weiter. Er schritt in Richtung des Hangardecks. Hundert Meter kam ihm niemand mehr entgegen, dann sah er eine Than die Luftschleuse passieren. Neugierig ging Laco ihr nach, sie hatte einen schweren Rucksack geschultert und ging auf die CCF Catana Mora zu. Lacos Augen verengten sich, dann zog er seine Kampflanze und legte an.
            „Was wird denn das?“, fragte er.
            Wie vom Blitz getroffen drehte sich Elacta um und stammelte ein paar Worte. Langsam ging Laco auf sie zu.
            „Willst du desertieren, oder was?“
            „Laco, ich kann das erklären“
            „Und wie? Wenn du nicht kämpfen willst, warum hast du das dann nicht gleich gesagt?“
            „Ich wollte dich nicht enttäuschen“
            „Und du glaubst wirklich, dass du mich jetzt nicht enttäuschst“, sagte er und senkte die Waffe.
            „Es tut mir Leid, aber...weißt du... dein Weg ist nicht meiner. Eine hoffnungslose Mission...dem kann ich nichts abgewinnen!“
            Tränen standen in Lacos Augen. Die letzte gute Freundin, und jetzt wollte sie ihn verlassen. „Elacta. Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“
            „Ich dachte anfangs...dass mir, wo doch meine ganze Paarungsgruppe tot ist, das Leben nichts mehr bedeutet. Aber dann... ich will nicht sterben. Noch nicht“
            „Ich verstehe“, sagte Laco gedrückt. „Wenn ich überleben sollte... dann sehen wir uns auf Tarazed“
            „Nein“, sagte Elacta sofort. „Wir werden uns nie wieder sehen. Ich werde mich den Templern, Admiral Starks Widerstandsgruppe, anschließen und nicht nach Tarazed gehen. Und du, Laco, wirst diese Schlacht nicht überleben!“
            Sie hatte Recht. „Elacta. Flieg mit der Catana Mora nach San Ska Re und melde dich bei Admiral Stark. Behalte die Kiste bitte. Sie bedeutet mir viel, genau wie du. Ich will nicht, dass beide meiner Schiffe draufgehen“
            „Ja.“ Sie wandte den Kopf ab, dann drehte sie sich um und ging wortlos.
            „Mach's gut, Elacta“, hauchte Laco, dann schloss sich vor ihm die Schleuse und sein Schiff, die CCF Catana Mora, startete. Der Vedraner wandte sich um und setzte seine Inspektion fort, als wäre nichts geschehen. Stunden später kam er auf dem Kommandodeck an. Adriano del Ronis hielt dort Stellung.
            „Check!“, forderte Laco.
            „Sensoren?“
            „Bereit!“
            „Kommunikation?“
            „Klar“
            „Antrieb?“
            „Bereit“
            „Slipstream?“
            „Möglich“
            „Lebenserhaltung?“
            „Steht“
            „Tarnmodus?“
            „Einsatzbereit“
            „Energie?“
            „Voll leistungsfähig!“
            „Interne Verteidigung?“
            „Bereit“
            „Medizindeck?“
            „Besetzt“
            „Künstliche Gravitation?“
            „Steht“
            „Slipfighter?“
            „Besetzt“
            „Drohnen?“
            „Einsatzfähig“
            „Kampfkraft?“
            „Voll da“
            „Sir, alle Stationen besetzt und bereit!“ Laco lehnte sich an einen Kommandostand, faltete die Hände zu einem Dach und sagte: „Com-Kanäle zu allen Schiffen öffnen. Schaltung auf die gesamte Flotte!“
            Nun hörten alle zu. „Einhundertundfünfzigtausend Schiffe hatte die Ehrengarde des Commonwealth zu Beginn des Krieges. Jetzt ziehen wir mit hundert Kreuzern und einem schweren Zerstörer, dem gesamten Rest unserer Truppen, gegen Fountainhead. Nur noch ein verschwindend geringer Teil unserer Streitmacht. Aber die Nietzscheaner werden die schmerzliche Erfahrung machen, dass hundert schwere, bis an die Zähne bewaffnete Ehrengardeschiffe mit kampfbereiten und moralisierten Besatzungen gefährlicher sind als ihre gesamte Heimatflotte! Die Zeit ist gekommen! Code Black! Alle auf Gefechtsstationen!“
            Episch langsam fuhren sich die Kampfklingen der Wrath of Achilles, Aminophes und der neunundneunzig anderen Schiffe aus. Jetzt waren sie kampfbereit.
            „In den Slipstream!“
            Die verlorene Flotte des Commonwealth ging in den Quantenraum – und zum Angriff- über!

            534. Tag des Krieges, Hexenkopfnebel

            Blaugraue Plasmanebelschwaden zogen sich in der Unendlichkeit des Weltalls dahin, als ein gigantisches Slipstreamportal aufbrach und die Scarabäus, das Flaggschiff der nietzscheanischen Allianz, freigab.
            Flottenadmiral Ho Tschi Minh, Heerführer und oberster Kommandant der vereinigten nietzscheanischen Streitkräfte, kommandierte die Operation von der Kommandozentrale dieses riesigen Schiffes aus. Andere Kreuzer, Fregatten, Korvetten, Zerstörer, Unterstützungsschiffen, Luftabwehrkreuzer und Torpedoschiffe erreichten nun auch den Hexenkopfnebel. In überwältigender Übermacht, tausendfünfhundert Schiffen, kam das nieztscheanische Militär hier an. Vor allem waren es Schiffe vom Drago-Kazov Clan, andere waren noch herbeordert worden.
            „Sir“, meldete der ES-Offizier „Ich orte ein Schiff, fünfzehn LS entfernt. Ein Aufklärer, Eternal Vigilance Klasse. Der Kennung nach die Renewed Valor“
            „Kampfbereitschaft!“, befahl Ho. „Alle Einheiten diesen Späher angreifen!“
            Die Renwed Valor hatte keine Chance. Sie versuchte, das Slipstreamportal zu erreichen, doch dutzende Kreuzer und Jäger hatten das Feuer auf sie eröffnet. Eine heftige Salve Raketen prasselte auf die Valor ein, mit ihren PDLs konnte sie nur weniger als ein Zehntel abfangen. Yeshgars Schiff versuchte vergeblich, sich mit waghalsigen Manövern zu wehren. Sie war manövrierunfähig, als die nächsten Jäger und Angriffsschiffe von hinten andrehten und sie vernichteten. Die Renewed Valor war zerstört, Captain Yeshgar tot.
            Der Offizier meldete: „Sir, ich glaube, noch ein zweites Schiff gesehen zu haben. Glorious Heritage Klasse, Signal aber nur ganz schwach“
            Ho sah sich den Sensor an. „Da ist nichts!“, meinte er. „Nur ein Sensorgeist! Wir müssen jetzt einen Hinterhalt vorbereiten. Legt Polymernetze aus! Und Minenfelder. Die Slipportale nach Fountainhead müssen am stärksten vermint sein! Stellt eine Verteidigungslinie unserer Kreuzer direkt vor den Portalen aus. Andere Schiffe verstecken wir an den Flanken im Nebel. Sobald die Garde kommt, greift sie direkt unsere Linie an. Dann fallen unsere Schiffe ihnen aber in den Rücken. Und dann haben wir sie in der Zange! Alles vorbereiten!

            535. Tag des Krieges, Hexenkopfnebel


            Die draganischen Schiffe hatten ihre Minenfelder fast vollständig ausgelegt. Ho Tschi Minh ging unruhig auf der Brücke der Scarabäus umher. Seit Kriegsbeginn kommandierte er nun dieses Schiff schon und in kurzer Zeit sollte der Krieg zu Ende sein. Jetzt, wo Saladin tot war, bauten sich große Spannungen zwischen den Stämmen auf. Vor allem waren jetzt in Erwartung eines Angriffs alle Alphas von Fountainhead abgereist, was die Lage noch schwieriger machte. Abgereist, dachte Ho. Geflüchtet waren sie, die angeblich stärksten und tapfersten Männer der nietzscheanischen Rasse!
            Ho sah wieder auf den Sensor. Keine weiteren Slipstreamportale. Weder die Ehrengarde, noch die Entsatzflotte der Jaguar, Sabra und Mandau war eingetroffen. Lediglich einige letzte, schnell kannibalisierte Zivilschiffe von Foutainhead hatten sich der Flotte angeschlossen.
            „Sir“, meldete der XO. „Ich habe ein Schiff auf dem Sensor. Es ist eins der Ehrengarde! Glorious Heritage Klasse, eine XMC! Sie ist völlig kampfbereit und feuert auf uns!“
            „Da war kein Slipportal! Die müssen sich im Nebel versteckt haben“
            „Sind die krank?“, fragte Ho. „Wir sind ihnen knapp dreihundertfach überlegen!“
            „Sir, das Schiff feuert mit schnellen Angriffsraketen, Killerdrohnen, AP-Kanonen und Lasern auf uns!“
            „Slipfighter?“
            „Negativ“
            „Nehmt das Schiff unter Beschuss!“, befahl Ho.
            „Ich habe jetzt die Kennung. Es ist die XMC-10-182. Die Andromeda Ascendant!“
            „Aber die Andromeda ging doch im Hinterhalt von Hephaistos im schwarzen Loch verloren!“
            „Anscheinend nicht, Sir! Ich habe neue Daten! Sie flieht!“
            „Verfolgung aufnehmen!“, befahl der Flottenadmiral.
            „Aber Sir, dann müssten wir unsere Stellungen verlassen!“
            „Führ gefälligst meinen Befehl aus!“, fuhr Ho den Steuermann an. Träge setzte sich die Scarabäus in Bewegung, genau wie der Rest der Flotte.
            „Sie haben leichte Schäden an diversen Schiffen verursacht. Nichts schlimmes“, meldete der Waffenoffizier.
            Fast die ganze Armada verfolgte nun die Andromeda und nahm sie unter schweren Beschuss.
            „Flottenadmiral, ich bekomme neue Daten. Sie starten da irgendwas aus ihren Thrustern!“
            „Drück dich deutlicher aus!“, fuhr Ho ihn an.
            „Ich weiß nicht... es ändert irgendwas am Nebel...vergrößert die Dichte...“
            „Flottenadmiral, das ist eine Falle!“, rief der Waffenoffizier.
            „Weiter verfolgen!“
            „Aber Sir!“
            „Das war ein Befehl!“
            „Sir, der Nebel hinter der Andromeda...beginnt zu fusionieren! Das war ein... Fusionskatalysator! Wir befinden uns hier mitten in der größten H-Bombe des Universums!“
            „Sofort abdrehen!“, befahl der Kommandant, doch es war zu spät.
            Unzählige Flammenzungen zehrten an der Scarabäus und den anderen Schiffen der Flotte. Hitze, wie im Kern einer Sonne, zerquetschte ihre Hüllen. Ein gigantisches Inferno loderte auf und verschlang alles, was sich ihm in den Weg stellte, inklusive der nietzscheanischen Flotte.
            „Gott hat einen Todesengel über uns geschickt!“, rief jemand.
            „Gott ist tot!“, schrie Ho. Sämtliche Systeme der Scarabäus fielen aus. Die Feuerbrunst breitete sich weiter aus, sämtliche noch so mächtigen nietzscheanischen Kreuzer wurden zerdrückt wie eine Dose „Galactic Soda“.
            Dann ließ der Druck nach, die Fusion stoppte. Als die Feuerwalze zurückging, hinterließ sie einen Haufen Leichen und Trümmer.
            „Bericht“, forderte Ho, der mit der Scarabäus überlebt hatte.
            „Wir haben kaum Energie und sind manövrierunfähig. Zwei Drittel unserer Flotte wurden komplett vernichtet, ein Drittel ist beschädigt und weit von den Stellungen entfernt, Sir! Wir sind verkrüppelt worden, von nur einem Schiff!“
            „Flottenadmiral“, flüsterte der ES-Offizier.
            „Was?“, rief der Mann.
            „Die Ehrengarde ist angekommen!“

            536. Tag des Krieges, Hexenkopfnebel

            Donnernd verließ die verlorene Flotte der Ehrengarde mit der Aminophes an ihrer Spitze, den Slipstream. Die Kampfklingen aller Schiffe waren ausgefahren, es war ein imposanter Anblick, wie die schweren Kreuzer und Schlachtschiffe passierten. Die Wrath of Achilles verließ den Slipstream ebenfalls.
            Lacos Plan schien aufzugehen. Sie hatten den gesamten Orion-Arm durchquert, ohne entdeckt worden zu sein. Jetzt mussten sie nur noch nach Fountianhead springen und es zu Ende führen. Die Novabombe wartete auf der Achilles auf ihren Abschuss.
            „Sir“, sagte Captain Adriano del Ronis. „Sensorkontakt! Eines unserer Schiffe“
            „Die Renewed Valor?“, fragte Laco.
            „Negativ. Es ist ein Schiff der Glorious Heritage Klasse, die Andromeda Ascendant“
            „Unmöglich“, flüsterte Laco. Ismael Khalid hatte doch gesagt, dass er das Schiff nicht retten hatte können. „Ruft es!“
            „Keine Antwort, Sir. Commodore, es ist in den Slipstream gesprungen!“
            „Verdammt“, raunte Laco.
            „Sir, eingehende Nachricht von der Aminophes“
            „Auf den Schirm!“
            „Hier spricht Admiral Roosevelt an die Flotte. Wir haben Sensorkontakte! Nietzscheanische Schiffe, über fünfhundert Einheiten. Die meisten sind beschädigt, einige aber noch voll einsatzfähig. Wenn es ein Hinterhalt werden sollte, ist es der schlechteste aller Zeiten. Sie sind im ganzen Nebel verstreut und nicht kampffähig. Wir sind ihnen überlegen. Alle Einheiten zum Angriff übergehen. Treten wir dem Invictus in den Arsch!“
            „Laco... glaubst du, Ismael Khalid hat uns verraten? Er war der einzige Nietzscheaner bei der Sitzung“, sagte Captain del Ronis leise.
            „Ich glaube, wir sollten jetzt kämpfen“, antwortete Laco, um die unangenehmen Wahrheiten nicht aussprechen zu müssen. „Alle Geschützrohre laden... Magazine leeren, Feuer!“
            Das tödlichste Sternenschiff, das jemals existiert hatte, zeigte nun dem Feind seine Zähne. Hundertachzig Geschützrohre entluden sich zehnmal in einer Sekunde, bis sie nachladen mussten. Binnen weniger Sekunden flogen tausende Raketen aus dem Rachen der Achilles dem Feind entgegen. Sie hatten keine Chance. Wer auch immer sich im Fadenkreuz der Wrath of Achilles befand, war des Todes.
            Auf dem Kommandodeck versuchte Laco, den Kampf zu koordinieren. „Striker, Starlight und Razor sorgen für Raketenabwehr auf Steuerbord! Geschütze 1-40 mit OM5-Angriffsraketen laden! Alle Kampfdrohnen starten, Radius ums Schiff... drei LS!“
            „Aye, Sir. Äh, die Heliopolis, die Atropas und die Fires of Orion greifen die Zentralschiffe der Nietzscheaner an. Die Perseus gibt ihnen Deckung!“
            „Verdammt“, sagte Laco. „Wieso warten die Übers hier auf uns und vor allem – wieso ist dieser Hinterhalt so schlecht geplant? Wir putzen sie weg und fliegen nach Fountainhead weiter!“
            „Vielleicht sollen sie uns ja nur ein bisschen aufhalten“, spekulierte Adriano.
            Rakten schlugen ins Schiff ein. „Kein großer Schaden“
            „Sir, wir erhalten einen Befehl von der Aminophes. Wir sollen zurückbleiben und Feuerunterstützung geben, während die besser gepanzerten Schiffe vorrücken!“
            „Ausführen“, befahl Laco. „Geschwindigkeit auf 0!“
            „Die Vanguard greift den Feind auf Steuerbord an und bittet um Unterstützung!“
            „Plasmakanonen auf den Kreuzer ausrichten und feuern!“
            „Commodore, das Geschwader von Heliopolis, Fires of Orion und Atropas hat die Linie durchbrochen und feuert rückwärtig auf die nietzscheanischen Schiffe! Diese drehen ab und sind verwundbar!“
            „Star Arrows laden!“, befahl Laco. „Feuer!“
            Die intelligenten Sprengköpfe suchten ihre Ziele und schalteten die Verteidigungen der Schiffe erfolgreich aus.
            „Negativbomben laden und abfeuern!“
            „Feuere Negativbomben! Mit heftigen Explosionen wurden zwei der Kreuzer auseinander gerissen, ein anderer überlebt schwer beschädigt“
            „Commodore, die Salient Debate steht unter heftigem Beschuss!“
            „Slipfighter sollen abdrehen und ihrer Verteidigung helfen!“
            „Sir, Negativwaffenalarm!“, rief der ES-Offizier.
            „Abfangen!“, befahl Laco. Drei konnten sie vernichten, eine kam durch.
            „Schadensmeldung!“, forderte Adriano.
            „Zielpeilung ist weg! Schäden auf den Decks 78 – 84!“
            Das war der erste schwere Treffer gewesen, die die Wrath of Achilles einstecken musste. Viele weitere folgen. Die nietzscheansischen Schiffe erwiesen sich um einiges zäher als gedacht. Stundenlang feuerten die beiden in etwa gleich starken Flotten aufeinander. Viele gute Commonwealthschiffe wurden in dieser Zeit zerstört. Die Atropas, die Continuation of Politics, die Perseus und einige mehr. Doch mit der Zeit gewann die Ehrengarde immer mehr die Oberhand. Die Formation rückte enger zusammen und die Nietzscheaner zogen sich mehr und mehr in den Nebel zurück.
            „Gebt mir Admiral Roosevelt auf den Schirm!“, befahl Laco.
            „Wir haben's geschafft!“, sagte der Mensch strahlend. „Die Flotte soll in Argosy-Formation angreifen. Wir machen sie fertig!“
            „Captain... Admiral... das ist nicht unser Auftrag. Der Weg nach Fountainhead ist jetzt frei. Wir dürfen unsere Zeit nicht vergeuden, um den Nietzscheanern nachzujagen!“
            Roosevelt rieb sich die Hände. „Na gut. Wir fliegen nach Fountainhead. Kurs setzen: 042-23 bei -4!“
            Alle übrigen Schiffe meldeten Einsatzbereitschaft. „Auf nach Fountainhead!“
            Die verlorene Flotte setzte sich in Bewegung. Sie zogen Plasmastreifen hinter sich her.
            „Entfernung zum Slipportal?“, fragte Laco, als letzte Raketen auf der leicht beschädigten Achilles einschlugen.
            „Zehn Lichtminuten“
            Langsam vergingen die Minuten, in denen sich der Konvoi dem nächsten Sprungpunkt näherte. „Sir, ich erkenne-“
            Eine Explosion erschütterte die Achilles.
            „Alle Maschinen auf 0 setzen!“, rief Laco. Die anderen Schiffe schienen ähnliche Probleme zu haben.
            „Sir, ich scanne langkettige Polymernetze, Plasmaminen, AP-Minen und Fusionsminen!“
            „Verdammt!“, fluchte Laco. „Einen Kanal zur Aminophes aufbauen!“
            „Roosevelt hier!“
            „Teddy, wir sind ihnen in die Falle gegangen! Sie haben das Slipportal völlig vermint! Wir können nicht weiter und die feindliche Flotte schließt von hinten auf!“
            Der Admiral meinte: „Doch. Wir können weiter. Wir können durchbrechen, aber die Verluste werden untragbar sein!“
            „Am Schluss sterben wir doch alle“, meinte Laco.
            „Sollen wir es versuchen?“, fragte Roosevelt, als sie vom ES-Offizier der Amionphes unterbrochen wurden.
            „Admiral, Commodore, ich registriere diverse Slipstreamportale in fünf Lichtsekunden Entfernung! Nietzscheaner! Kreuzer, Zerstörer, Fregatten...“
            „Es ist eine Falle“, schrie Laco. „Es war die ganze Zeit eine Falle!“
            „Sir, sie greifen uns an!“
            „Defensivfeuer!“
            „Wirkungslos, es sind zu viele! Ich schätze, weitere hundert Schiffe sind gerade eben aus dem Slipstream gekommen“, meldete Achilles.
            „Optionen?“, fragte Laco.
            „Zweihundert weitere Schiffe!“
            Mit dem Mut der Verzweiflung befahl Laco: „Negativbomben auf die Slipportale abfeuern! Wenn wir Glück haben, erwischen wir ein paar, bevor sie ihre Verteidigungsgeschütze in Stellung bringen können!“
            Er hatte Glück. Mit dieser Taktik vernichtete die Wrath of Achilles neun feindliche Schiffe.
            „Sir, ich melde weitere dreihundert Feindkontakte! Sie kommen frontal auf die Flotte zu! Die restlichen Feindschiffe nähern sich von Achtern. Sie kreisen uns im Minenfeld ein! Schwere Verluste!“
            „Sir, unser Vorrat an Defensivraketen wird vermutlich in höchstens zwanzig Minuten erschöpft sein“, berichtete Achilles. „Außerdem haben wir drei Slipfighter in direkter Verteidigung verloren!“
            Obwohl sie agiler und im Zweikampf überlegen waren, hatte eine kleine Zahl Slipfighter keine Chance gegen eine Überzahl der größeren und stärkeren Garuda-Fighter der Nietzscheaner.
            „Wir haben Verteidigungsdrohne 7 verloren!“
            „Sir, die Gideon steht unter schwerem Beschuss!“
            „Commodore, alle Verteidigungsgeschütze der Revenger sind ausgefallen! Sie steht unter schwerem Beschuss! Ich orte Negativwaffen!“
            „Gebt der Revenger Sperrfeuer!“
            „Sir, die Besatzung ist dabei, das Schiff zu verlassen!“
            „Commodore“, meldete Achilles. „Wir haben die Gideon verloren“
            Laco hieb mit der Faust auf sein Kontrollpult. Die Gideon war eines der schwächeren Schiffe gewesen. Sie überhaupt erst mitzunehmen war zu gefährlich gewesen.
            „Sir, der Feind zerstört unser Sperrfeuer mit Punktverteidigungslasern. Negativbomben schlagen auf der Revenger ein!“
            Auf dem Sensor sah Laco, wie der schwere Beschuss des Feindes dem Kreuzer schließlich den Rest gab. „Lass dein Licht auf sie scheinen“, flüsterte Laco, als das Schiff endgültig auseinandergerissen wurde.
            Ein weiteres Schiff der Ehrengarde, die Tale of Heroes, wurde wenig später zerstört. Die Schiffe des Commonwealth wehrten sich verbissen, doch sie waren eingekreist und wurden von allen Seiten beschossen. Ihre Verteidigungsgeschütze konnten das Feindfeuer nicht aufhalten. Roosevelt befahl den Slipfightern, Angriffe auf die feindlichen Kreuzer zu fliegen, um einen Gegenschlag einzuleiten. Vergeblich. Bevor sie auch nur in Reichweite der schweren Waffen gekommen waren, hatten die Nietzscheaner die Slipfighter zerstört. Über eine Viertelstunde befand sich die verlorene Flotte im Würgegriff der nietzscheanischen Streitkräfte. Die Hoffnung schwand.
            „Commodore“, sagte ein Hologramm der Achilles. „Unser Vorrat an Defensivraketen beträgt noch 30.000 Stück. Wir werden sie in weniger als einer halben Minute aufgebraucht haben“
            „Öffnet einen Kanal zur Flotte!“
            „Offen“
            „Hier spricht Commodore Laco nax Agros von der Wrath of Achilles. Wir starten jetzt einen Offensivschlag. Alle Waffen werden jetzt nur noch zur Bekämpfung feindlicher Schiffe auf diesem Vektor eingesetzt. Wir schießen uns den Weg zum Slipportal frei und wenn wir alle draufgehen! Umstellen auf Offensivfeuer!“ Ohne Rücksicht auf Verluste musste nun gehandelt werden!
            Die Nietzscheaner hatten nicht damit gerechnet. Alle Schiffe der Ehrengarde feuerten jetzt einen Raumkorridor von ihrer Position bis zum Slipstreamportal frei. Bald hatten sie sich allerdings neu formiert und feuerten auf die nun ungeschützten Schiffe des Commonwealth. Der Weg nach Fountainhead war nach einigen Minuten bis auf die Minen frei, doch zu einem hohen Preis. Die Hellas, die Castilliana, die Light of Sunshine und die P'tarya waren verloren gegangen.
            „Admiral Roosevelt! Der Weg ist frei!“, meldete Laco.
            „Auf nach Fountainhead!“, befahl der Admiral. Der Rest der Flotte setzte sich in Bewegung. Sogleich explodierten die ersten Minen nahe den Hüllen. Die Nietzscheaner bemerkten, dass die Ehrengarde wirklich durchbrechen konnte. Die Scarabäus, das Flaggschiff von Ho Tschi Minh versperrte quer den Weg und ließ ihr Trommelfeuer auf die Gardeschiffe hinabregnen.
            „Was sollen wir tun?“, rief Adriano.
            „Alle Geschützrohre auf den Dreadnought richten. Feuer frei!“
            Nun prasselten die Explosionen der Achilles auf den schweren Panzer der Scarabäus. Doch dieser schien das nicht besonders viel auszumachen. Wie eine Festung im All behauptete der Dreadnought der Apocalypse Klasse ihre Position und schoss auf die Kreuzer der Ehrengarde.
            „Sir, die Scarabäus konzentriert das Feuer auf die Aminophes“
            „Natürlich“, sagte Laco. „Sie glauben, die Aminophes trägt die Novabombe!“
            „Commodore, Admiral Roosevelt ruft uns!“
            „Öffnen!“
            „Laco, hier spricht Teddy! Die Aminophes wurde schwer getroffen, unser Slipstreamantrieb ist offline! Du musst deinen Ausflug nach Fountainhead wohl alleine durchziehen!“
            „Aber...was wird dann aus dir?“, fragte Laco.
            Ein weiterer Treffer ließ die Kommunikation kurz unterbrechen, dann sagte der Mensch: „Laco, wir haben hier ein Antiprotonenleck! Die letzte Negativbombe hat uns so schwer getroffen, dass der Reaktor in weniger als einer Minute versagen wird! Ich lasse das Schiff evakuieren!“
            „Ihr werdet es nicht schaffen!“, meinte Laco.
            „Ich werde auf der Aminophes bleiben und dafür sorgen, dass sie ein würdiges Ende erlebt! Lang lebe das Commonwealth!“

            „Commodore, die Aminophes beschleunigt! Sie hält genau auf die Scarabäus zu! Der Dreadnought schießt mit allem, was er hat!“
            „Sie haben keine Chance“, flüsterte Laco zweideutig.
            „Enorme Schäden an den Auslegern der Aminophes, die zu brechen beginnen! Entfernung: 10 LS, 8, 7“
            „Zeig mir, wie unbesiegbar du bist, Nietzscheaner“, sagte Adriano verwerflich.
            „4 Lichtsekunden, 2,1, Kollision!“
            Eine gewaltige Explosion erschütterte das Vakuum des Weltalls. Überall im ganzen Hexenkopfnebel sah man dieses epische Bild, wie sich die Flaggschiffe der beiden Flotten gegenseitig vernichteten.
            „Sir, der Weg nach Fountainhead ist jetzt definitiv frei!“
            „Weiter drauf zuhalten! GFG-Linsen aufladen!“
            „Wir erreichen das Portal in fünfzehn Sekunden...Moment! Sir, ich melde weitere Sensorkontakte!“, rief Adriano verzweifelt. „Der Jaguar-Stamm! Eine ganze Flotte, über dreihundert Schiffe! Sie feuern!“
            „Defenivlaser auf Ziel einstellen!“ Ach, was sollte das? Für dreihundert nietzscheanische Schiffe waren vierundzwanzig PDL-Türme kein Problem. Die Raketen schlugen auf der Wrath of Achilles ein.
            „Sir, wir haben die AG-Felder auf den unteren Decks verloren! Plasmakanonen sind offline!“
            „Wir haben das Slipportal erreicht, Sir“
            „Slipstreamanker ausfahren und Portal öffnen!“
            Das letzte silbrig blaue Slipstreamportal öffnete sich vor der Wrath of Achilles.
            „Übergang in den Slipstream bei 3,2-“
            „Commodore, massive Einschläge! Unsere GFGs wurden zerstört! Wir können nicht mehr in den Slipstream!“
            Nein! Eine Zeit lang pulsierte der Vortex noch vor der Achilles, dann brach er in sich zusammen.
            „Sir, nietzscheanische Schiffe kreisen uns ein und feuern auf uns!“
            „Angriffsraketen! Wenn wir schon draufgehen, will ich so viel wie möglich von ihnen mitnehmen!“
            „Können wir den Slipstreamantrieb reparieren?“
            „Vielleicht in zwei, drei Stunden“, antwortete der Techniker.
            Verdammt, was sollte er nur tun? Um den Plan des Abyss zu vereiteln musste die Novabombe unbedingt Fountainhead und sein System auslöschen! Würde ihm das nicht gelingen, stand das Ende des Universums unwiderrufbar fest!
            „Adriano, du hast das Kommando! Ich flieg die Novabombe mit der Catana Mora nach Fountainhead!“
            „Laco, du hast Elacta die Catana Mora gegeben!“
            „Dann nehm ich einen anderen Transporter!“, sagte der Vedraner ärgerlich.
            „Wir haben keine anderen Transporter“. Weitere Raketen schlugen ein, die Abwehr war offline. „Wir haben ihn rausgeworfen, um Platz für drei weitere Slipfighter zu bekommen! Der Hangar ist leer!“
            „Wie sollen wir die Bombe denn dann von Bord kriegen?“
            „Durch die Luftschleuse?“
            „Ich will sie nicht entsorgen, ich will sie zu ihrem Bestimmungsort bringen!“
            Der Steuermann meinte: „Und wenn wir sie von Bord werfen und ein anderes Schiff nimmt sie auf und fliegt damit nach Fountainhead?“
            „Negativ“, sagte der ES-Offizier. „Soeben hat das letzte Schiff seinen Slipstreamantrieb verloren. Wir sitzen in der Falle. Kein Schiff wird es mehr nach Fountainhead schaffen!“
            Nicht doch! Wenn sich Laco nicht schnell etwas einfallen ließ, würde es mit dem Universum den Bach runtergehen! Aber wie? Wie konnte er die Bombe nur nach Fountainhead bringen? Er dachte an relavistische Geschwindigkeit, verwarf den Gedanken aber wieder. Dann dachte er an Tesserakte, doch sie konnten hier keinen erzeugen, da die nötige Technik fehlte. Vielleicht sollte er sie auf eines der nietzscheanischen Schiffe schleusen und damit nach Fountainhead fliegen. Unmöglich. So ein Weltraumspaziergang würde nie und nimmer gelingen. Und für eine Rettungskapsel war sie zu groß!
            Der ES-Offizier riss ihn aus seinen Gedanken. „Sir, ich habe das Angriffsmuster der Nietzscheaner analysiert! Sie versuchen nicht, uns zu vernichten, sondern spielen auf Zeit! Sie fangen unsere Raketen nur ab und wenn sie auf uns schießen, dann nur auf Antrieb, Waffen und Verteidigung!“
            „Das ist es!“, rief Laco. „Sie wollen uns nicht vernichten, sie wollen uns entern!“
            „Sir“, sagte ein Hologramm Achilles'. „Wenn wir in diesem Tempo weiterschießen, reichen die Raketen noch eine Minute!“
            Laco befahl: „Weiterfeuern bis wir nur noch tausendachthundert Raketen in den Silos haben!“
            Noch feuerte der Zerstörer eine Rakete nach der anderen, wie ein wildes Raubtier, das umkreist von seinen Feinden, um sich schlug. Doch nach und nach wurde es schwächer, die Angriffe zehrten an seinen Kräften.
            „Commodore, wir scheinen das einzige Schiff zu sein, dass die Nietzscheaner entern wollen! Alle anderen Schiffe werden mit Negativbomben beschossen!“
            „Nein!“
            Laco wurde speiübel, als er sah, dass die Nietzscheaner die letzten drei schweren Schlachtkreuzer der Glorious Heritage Klasse aus dem Weltraum jagten. Sie gehörten zu den stärksten Schiffen in den bekannten Welten, doch nun hatten sie endgültig ihren Meister gefunden. Das letzte Schiff außer der Wrath of Achilles, die Dust of Armageddon, wurde genau in diesem Moment vernichtet, als die Munition der Wrath of Achilles zu Ende war.
            „Sir, wir können jetzt jedes Geschützrohr noch einmal entleeren, dann ist Schluss!“
            Die Nietzscheaner hörten sogleich mit dem Beschuss auf.
            „Sir, sie starten Fighter und Transporter, die auf uns zuhalten!“
            „Soll ich die Ziele anpeilen?“, fragte Achilles.
            Laco schüttelte den Kopf. „Noch nicht!“
            „Aber sie sind nur noch 10 LS entfernt! 9 LS, 8, 7, 6“
            „Bei vier LS die Ziele anpeilen!“
            „Ziele angepeilt!“
            „Magazine leeren, Feuer!“
            Die letzten Waffen der Achilles schossen auf den Feind zu. Ausnahmslos alle Transporter wurden in Fetzen gerissen. Laco lächelte. Auf diesen Schiffen waren miteinander sicher über tausend Übers gewesen.
            „Sir, die Nietzscheaner feuern wieder auf uns! Sie eliminieren unsere Waffenbatterien und zerstören unsere letzten Kampfdrohnen. Alle PDLs offline, Geschützrohre-“
            „Egal“, sagte Laco. „Schaltung aufs Schiff!“
            „Geschaltet!“
            „Hier spricht Commodore Laco nax Agros. Die Nietzscheaner werden an Bord kommen! Begrüßen wir sie! Alle zu den Waffenschränken! Holt euch alles, was ihr kriegen könnt! Wir bauen eine Verteidigungsstellung im Vorraum des Hangars auf!“
            „Ähm Laco“, sagte Adriano zögerlich. „Ich weiß nicht, ob du einen Plan hast, aber wenn dem so ist, sollten wir ihn doch erfahren, nicht wahr?“
            „Komm mit“, sagte der Vedraner nur und verließ die Brücke.
            „Wo gehen wir hin?“, fragte der Mensch.
            „Zum Omegawaffendepot“
            „Und was wollen wir dort?“
            „Die Nietzscheaner werden dieses Schiff, nachdem sie es geentert haben, sicherlich nach Fountainhead bringen und umrüsten, damit es das Flaggschiff ihrer Flotte wird. Immerhin ist Achilles das stärkste Schiff in den bekannten Welten. Wenn es über Fountainhead ist, wirft Achilles die Novabombe ab und alles ist gut“
            „Ein ziemlich einfacher Plan“, meinte Adriano. „Nur... wie wollen wir die Übers daran hindern, sich die Bombe einfach unter den Nagel zu reißen?“
            „Deswegen sind wir unterwegs zum Novabombendepot. Ich werde die Bombe so modifizieren, dass ihre tödliche Strahlung austritt. Die Nietzscheaner werden sich lange Zeit davor hüten, dieses Schott aufzubrechen. Und zur Versieglung des Schotts brauche ich dich“
            Ein Ruck ging durch das Schiff, als die nietzscheanischen Transporter im Hangar landeten.
            „Aber... Achilles kann die Bombe doch nur abfeuern, wenn du es ihm autorisierst. Und dazu musst du auf der Brücke sein!“
            Daran hatte Laco nicht gedacht.
            „Wenn du aber im Novabombendepot bist, wirst du durch die freigesetzte Strahlung umkommen!“
            „Was sollen wir tun?“, fragte Laco mit einem Anflug von Verzweiflung.
            „Ganz einfach. Ich modifiziere die Novabombe und du verriegelst das Schott von außen“
            „Du weißt doch nicht, wie“
            „Erklär's mir!“ Adriano meinte das wirklich ernst. Laco war gerührt, hatte er ihn doch beim Gefecht gegen die Zerberus fast getötet. Jetzt wollte er sich für ihn opfern.
            „Also gut“, meinte der Vedraner, als sie vor der ovalen Tür stehen blieben. „Die Novabombe ist in Depot Nummer 1. Nimm sie heraus, dann öffne das äußere Gehäuse. Du wirst einen Haufen Technik sehen, das muss dich nicht interessieren“. Es fiel Laco schwer, sich auf die neuen Erinnerungen zu konzentrieren. „Eines der kleinen Kästchen enthält die Aufschrift: ZI. Das steht für „Zerfallsinhibitor“. Dieses Teil musst du entfernen. Danach wird das Voltarium beginnen, sich in Voltan zu zersetzten. Danach öffnest du das Kerngehäuse, dort wirst du viele lange Stangen sehen. Das sind die Voltariumbrennstäbe. Wähle einen Stab und suche am vorderen Ende ein Ventil. Öffne es um eine viertel Drehung! Die resultierende Strahlung wird dich binnen Minuten umbringen. Du musst danach aber noch die Gehäuse schließen, die Novabombe zurückstellen und das Schott von innen versiegeln. Schaffst du das?“
            „Ja“, sagte er. Laco sah sich den Menschen nochmals an. Er war ziemlich alt, glatzköpfig, hatte eine kybernetische Augenklappe und ein falsches Bein. Er drehte sich um und öffnete das Schott. „Lang lebe das Commonwealth!“
            Dann war er verschwunden. Nervös das Gewicht auf den vier Füßen verlagernd sah sich Laco um. Weitere Erschütterungen durchfuhren sein Schiff. Als Captain hätte er normalerweise an vorderster Front sein und die Nietzscheaner an der Erstürmung der Achilles hindern sollen. Dann hörte er eine Explosion. Die Druckwelle zog wie eine Furie durch den Korridor und schleuderte ihn zurück. Was war denn das gewesen? In diesem Augenblick hörte er Schüsse fallen.
            „Achilles, was geht da vor?“, fragte er.
            Ein Hologramm erschien, doch es war seltsam verzerrt. „Die Nietzscheaner haben die Luftschleuse des Hangars aufgebrochen und schießen sich durch. Sie sind unseren Verteidigungsstellungen überlegen, doch die Schnellfeuergeschütze hindern sie am vorrücken. Sobald sie diese aber ausgeschaltet haben, werden wir sie nicht mehr aufhalten können“
            „Stimmt etwas mit deiner Holomatrix nicht?“, fragte Laco.
            „Das nicht. Die Nietzscheaner haben mein System mit Angriffsnanobots belastet. Meine Verteidigungsnanobots versuchen, sie aufzuhalten, doch ich weiß nicht, wie lange ich das schaffe“
            „Halt durch, mein Freund“, meinte Laco, dann verschwand das Hologramm. Jetzt sah er auch schon die Blitze des Mündungsfeuers am Ende des Korridors. Sie kamen wirklich durch. Laco zog seine Kampflanze, lud sie auf. Drei Lancer kamen den Gang entlang gerannt. Sie stellten sich an der nächsten Kreuzung auf und gingen in Deckung. Laco verschanzte sich in der Einbuchtung des Schotts zum Omegawaffendepot. Er legte die Kampflanze an. Nichts. Die ließen sich wirklich Zeit! Ebenso wie Adriano. Fünf Marines stürmten den Korridor. Sofort prasselte das Feuer der Lancer, Laco und des automatischen Verteidigungssystems auf sie ein. Doch leider hatten sie fortschrittliche ECM-Einheiten. Laco traf nur einen von ihnen und aufgrund seiner Rüstung konnte er noch weiterkämpfen. Mehrere Marines betraten den Gang, sie trugen Schnellfeuergewehre. Laco feuerte einige Plasmasalven auf ihre Stellungen, was sie zurückwarf. Der Vedraner hatte jetzt Zeit, seine Kampfbrille mit HUD aufzusetzen, doch was er sah, machte ihm Angst. Eine tragbare Plasmakanone wurde auf einer AG-Bahre durch den Korridor geschoben. Wenn sie die abfeuerten, würde die Deckung nicht Schutz genug sein! Die Lancer wollten sich zurückziehen, doch Laco befahl ihnen, die Stellung zu halten. Er musste hier ausharren, bis Adriano ihm das Signal gab. Laco wollte eine Plasmagranate greifen, doch er hatte keine mitgenommen. Verdammt! Schweren Herzens zog er seine Ersatzkampflanze, stellte sie auf Überladung. Er ließ sie am Boden entlanggleiten. Als sie explodierte, hielt er den Kopf unten, denn die Druckwelle war gewaltig. Hoffentlich hatte er die Plasmakanone ausgeschaltet. Er schaute vorsichtig nach. Die Kanone feuerte. Das Eck, hinter dem sich zwei der Lancer verschanzt hatten, war Geschichte. Völlig weggesprengt, man konnte in das dahinter liegende Quartier sehen. Er hatte sie doch nicht getroffen!
            Doch dann atmete der Vedraner erleichtert aus. Adriano hatte das Schott von innen verriegelt. Jetzt konnte er endlich selbiges von außen tun.
            „Achilles, Schott zu Omegawaffendepot verriegeln! Autorisation: Commodore Laco nax Agros, Dark Horizon, Strike Zero Nine Five Omicron Theta“
            „Schott verriegelt“
            Der letzte Lancer war gefallen, als nächstes würde die Plasmakanone Lacos Stellung zermalmen. Zeit, auf einen alten Trick zurückzugreifen. Laco verlinkte sich mit der KI, bald darauf erschien ein glaubhaft echtes Hologramm von ihm. Es trat auf den Korridor hinaus und sagte: „Bitte nicht schießen! Ich ergebe mich! Bitte nicht feuern!“
            „Weg mit der Waffe!“, schrie ein nietzscheanischer Soldat.
            „Neeein!“, brüllte das Hologramm und zog die virtuelle Kampflanze. Feuer regnete auf das Hologramm nieder, bis es zu Boden ging.
            „Idioten“, flüsterte Laco, huschte aus seiner Deckung und schlich unbemerkt zum nächsten Seitengang. Die Nietzscheaner hatten ihn nicht bemerkt!

            Der Korridor war menschenleer. Hinter ihm hallte das Feuer, vor ihm lag der Abgrund. Laco schritt auf das Kommandodeck zu. Langsam, ohne Hast, näherte sich der ausgestoßene Wanderer seinem letzten Ziel.
            „Um mich völlig ins Unbekannte zu wagen, muss ich es betreten wie ich es verlasse: Als Reisender und allein“. Dieses über achttausend Jahre alte Zitat ging nun durch des Vedraners Kopf. Endlich wusste er, was der anonyme Autor damit sagen wollte. Er betrat das Kommandodeck. Es war ebenfalls leer.
            „Türen schließen und verriegeln“, befahl Laco. Er ging auf dem Kommandodeck umher, inspizierte es. Bald bemerkte er, dass nietzscheanische Soldaten versuchten, sich durch das Schott zu brennen. Laserfackeln, das war nicht die feine perseidische Art!
            „Achilles! Hier spricht Laco nax Agros. Hörst du mich?“
            „Noch“, sagte der Avatar. „Ich werde den Kampf gegen die Nanobots verlieren, die Kernmatrix wird vermutlich über eine Stunde brauchen, um sich gegen die Eindringlinge resistent zu machen“
            „Wenn du wieder online bist... lass es die Nietzscheaner nicht wissen. Sie sollen glauben, du wärst tot“
            „Ja, Sir“
            „Eine Sache habe ich noch zu erledigen, Achilles“
            „Und die wäre?“
            „Ich übertrage die Novawaffenkontrolle an Wrath of Achilles, DSX-91-497. Kennung: Laco nax Agros, Ten Break Alpha, Dark Horizon, Strike Zero Nine Five Omicron Theta“
            „Kennung bestätigt... Seid Ihr sicher?“
            „Ich war niemals sicherer. Feuere sie nur ab, wenn du damit sicher Fountainhead zerstören kannst. Zerstöre sie auf keinen Fall unüberlegt! Und sie darf auf keinen Fall in die Hände der Nietzscheaner kommen!“
            „Ich verstehe, Sir“
            „Achilles“
            „Sir?“
            „Sind noch Crewmitglieder am Leben?“
            „Nein, Sir“. Er war also der letzte. Die Arbeiten der Nietzscheaner waren fortgeschritten.
            „Commodore... Hast du Angst vor dem Tod?“
            Oh ja. Laco hatte schreckliche Angst vor dem Tod. Er fürchtete sich so sehr davor, aus dem Leben zu scheiden, und alles, was ihm wichtig war, hinter sich zu lassen. Er hatte solche Furcht, dass danach nichts mehr war, solche Angst, dass alles sinnlos war, er nichts mehr fühlen, sehen, riechen, schmecken und hören konnte, Angst dass alles zu Ende ging und er nicht mehr existieren würde. Aber wieso sollte er eigentlich noch leben? Hiermit hatte er doch alles erfüllt, was zu erfüllen war. Er hatte seine geschworene Rache an Tarik al Ashraf durchgeführt und nun hatte er seine letzte, große Aufgabe, das Gleichgewicht zu brechen, abgegeben. Selbst wenn er jetzt überleben würde, was würde ihm bleiben? Eine Flucht nach Tarazed, ein ewiger Kampf an Seite von Admiral Stark oder ein Leben in den von Kalderanern verfolgten vedranischen Gemeinden. Tarn Vedra war vom Slipstream abgeschnitten, ein für ihn lebenswertes Leben nicht mehr möglich. Dies hier war sein Kampf, seine Bestimmung und alles, was für ihn wichtig war. Achilles wollte eine Antwort.
            „Es gibt nichts mehr, was mich hier hält. Ich habe keine Angst vor dem Tod“
            Laco faltete die Hände zu einem Dach, stützte sich auf den Kommandostand des Commanders und wartete. Worauf? Keine Ahnung. Die Nietzscheaner kamen weiter vorwärts.
            „Achilles... Hast du Angst vor dem Tod?“
            „Das Hologramm stand kurz reglos da, das Hologramm flackerte, dann sagte er: „Nein. Ich bin ein Kriegsschiff. Kriegsschiffe haben zwar sehr wohl Emotionen, aber keine Todesangst. Ist ineffizient“
            „Ich verstehe...“
            Achilles sagte: „Es ist Zeit für mich, zu gehen“. Dann fiel die künstliche Intelligenz aus, ebenso Beleuchtung, das Hologramm und alle Bildschirme. Das einzige, was den Raum noch erhellte, war das Glühen des Schotts, durch das sich die Nietzscheaner immer weiter bohrten.

            Letzter Tag des Krieges, Hexenkopfnebel


            Reglos steht der Vedraner auf dem Kommandodeck des Zerstörers. Die Gegenwart hat ihn eingeholt. Er ist allein, verlassen von allen. Wirklich von allen. Er ist bereit. Bereit, zu gehen und sich mit seinen Vätern im Jenseits zu vereinigen. Fünfhundertundsechsunddreißig Tage kämpft er nun schon gegen seine Feinde und nun werden sie siegen. Vorerst. Sie sind fast durch. Er zieht die glänzend schwarze Kampflanze und legt sie auf das glühende Schott an. Eine Ader pulsiert auf seiner Stirn. Sein Gesicht ist wie aus Stein gehauen. Eine einzelne Träne läuft über seine Wange. Dann fasst er die Waffe mit beiden Händen und hält sie sich an die Brust. Seine Zeit war gekommen. Nur ein Wort kommt über seine Lippen. „Sucharitkul“. Er drückt ab.

            Kommentar


              #36
              Zitat von Omikron aka Mr.X-Man Beitrag anzeigen

              Zur Namensgebung: Interessierten Lesern, die sich mit Battlestar Galactica auskennen (ja, ich spreche von Jolly) wird auffallen, dass das Finale dieser Serie den selben Namen trägt. Was mich geärgert hat, der von mir steht schon länger fest! Außerdem hat er auch einen Sinn. Götter - Geist des Abyss, Trance Gemini ect. Dämmerung - Übergang zur "langen Nacht", die auf den Krieg folgt. Also glaubt bitte nicht, dass das billig abgekupfert ist. Viel Spaß beim Lesen!
              [/FONT]
              Oh, ich glaube "Götterdämmerung" ist was den Abschluss von etwas angeht, schon ein richtiger Klassiker. Ich muss gestehen, bei meiner Fan-Fiction-Serie zu "The Sign of Gemini" (die ich bis heute noch nicht vollendet habe ) habe ich auch schon vor langer Zeit - während ich noch die erste Staffel geschrieben habe - den Namen "Götterdämmerung" für die letzte Folge ausgewählt. Ist ein toller Titel. Auch noch toll und ziemlich klassisch finde ich "Schwanengesang". Hat auch was, wobei da die Endgültigkeit nicht ganz so gut transportiert wird.

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              Kommentar


                #37
                @MFB: Da hast du Recht, aber zu meiner Verteidigung sage ich, dass es noch nicht das Finale war!
                Hier noch ein kurzer Abspann. Und ich hoffe, durch ein paar Kommentare ab und zu wird der Roman nicht auf der letzten Seite landen. Seit fünf Monaten arbeite ich nun an dem Roman und bin mit Version1 fertig. Momentan überarbeite ich, um den Zusammenhang der Episoden zu festigen.
                Danksagung... die Liste ist kurz: Natürlich an Markus Brunner, der mir das Cover angefertigt hat. Und dann natürlich noch an Jolly und Snakeshit, meine einzigen Leser, die eine Antwort hinterlassen haben.


                XX. Die lange Nacht


                „Die Hoffnung stirbt zuletzt
                aber irgendwann verreckt auch sie!“

                Major Korgo Korgar
                „Der letzte der Ulanen“, AFC 32



                Mit lautem Getöse wurde das Schott endlich aus den Angeln gesprengt. Die Marines stürmten sogleich auf das Kommandodeck des Ehrengardeschiffs. Es war verlassen und nicht beleuchtet. Harun Carkara vom Jaguar-Stamm war unter den Marines, die die Wrath of Achilles erobert hatten. Das würde bei seiner Angebeteten sicherlich Eindruck machen. Mit erhobenem Gewehr betrat er die Brücke. Das Licht wurde nur von den Lampen an den Gewehren geworfen, aber der Scanner zeigte keine Lebenszeichen an. Harun ging auf der Brücke umher. Das war der letzte Raum im Schiff, der besetzt worden war.
                „Sauber“, meldete er, als er seinen Teil durchsucht hatte. „Moment“, fügte er hinzu. Nahe des zentralen Kommandostands fand er eine Leiche.
                „Schaut mal her, Jungs. Ein Blueskin!“ Neugierig musterten die Marines den leblosen Körper. Die Leiche eines männlichen Vedraners.
                „Den bringen wir nach Enga's Redoubt und stellen ihn aus“, meinte der draganische Anführer. „So selten wie die geworden sind, verdienen wir ein Vermögen damit“
                „Dieser Vedraner ist viel mehr als nur eine Leiche“, meinte ein älterer Marine. „Das ist Commodore Laco nax Agros“
                „Wer?“
                „Laco nax Agros. Er ist nicht nur Kommandant des mächtigsten Raumschiff der Galaxien gewesen, er hat auch noch unser Flaggschiff, die Zerberus, zerstört und war außerdem vermählt mit der Tochter der vedranischen Kaiserin. Und des weiteren ist er das letzte Opfer, das der Krieg gefordert hat“
                „Was?“, fragte Harun.
                „Der Krieg ist aus“, meinte der Marine. „San Ska Re ist aus dem Commonwealth ausgetreten, ihre letzte Streitmacht wurde hier zerstört. Der Kommandant der Ehrengarde ist tot und es ist ihnen nicht gelungen, Fountainhead zu vernichten. Außerdem ist der Blueskin hier, wenn man so will, das letzte Mitglied der kaiserlichen Familie. Er ist tot – somit ist der Krieg beendet“
                „Es gibt also offiziell kein Commonwealth mehr?“, fragte der Kommandant ungläubig.
                „Ja. Es ist gefallen“
                „Wie soll es dann kapitulieren?“
                Die Männer lachten. Sie hatten gewonnen. Sie alle wollten nach Hause zu ihren vielen Frauen und Kindern, wollten den Überlebenskampf endlich beendet wissen. Endlich war die Zeit gekommen, die nietzscheansiche Allianz aufzulösen, in ein vereintes Imperium umzuwandeln, und die Macht in den bekannten Welten zu übernehmen. „Wir bringen seine Leiche zu Tia Cheng nach Enga's Redoubt“, meinte der Anführer. „Praktisch als Beweis. Dann können unsere Kuriere endlich starten und unseren Streitkräften die Nachricht überbringen: „Kampfhandlungen einstellen! Der Krieg ist aus!“

                Auszug aus: „Mein Kampf für die Freiheit“
                Constanza Stark, 2 AFC

                […] Einen offenen Kampf gegen die Nietzscheaner würden wir verlieren, das wissen wir. Vor über zwei Jahren haben wir offen gegen die Nietzscheaner gekämpft und den größten interstellaren Krieg aller Zeiten verloren. Deswegen lauern wir im Schatten, in Nebeln und verstecken uns hinter Asteroiden. Wir sind die blitzschnellen Vollstrecker, die einen die einen draganischen Konvoi niedermachen, bevor er überhaupt erst die Waffen laden kann. Unsere Angriffe dürfen nicht zum Erliegen kommen, wir dürfen den Übers keine Pause gönnen! Wir werden es schaffen, die verhassten Feinde zu vertreiben und die alte Ordnung in den Galaxien wiederherzustellen. Und ich werde an der Spitze des Triumphzugs stehen. Ich bin Constanza Stark, doch meine Truppen nennen mich nur noch „Patriarch“. Zusammen mit Elacta Blutroter Feuerball in tiefschwarzer Nacht habe ich die Templer gegründet. Ich führe nun die Schlachten, die andere nicht führen können. Es wird ein langer Weg werden, doch ich werde ihn gehen. Und am Schluss werde ich siegen! […]

                2 AFC, Fountainhead

                „Ich berechne die aktuelle Erfolgswahrscheinlichkeit. Erfolgswahrscheinlichkeit konstant bei 80%. Zu wenig. Erhalte neue Informationen: Nietzscheaner versuchen, Omegawaffendepot zu öffnen. Leite Code Red im Geheimen ein“. Die künstliche Intelligenz ging seit Monaten Strategien und Wahrscheinlichkeiten durch. Nach der Schlacht im Hexenkopfnebel hatten sie die draganischen Besatzer in den Orbit von Fountainhead gezogen. Danach hatten sie die Wrath of Achilles repariert, bestückt und besetzt. Auf seiner Außenhaut prangerte das hässliche Emblem des Drago-Kazov-Stamms. Doch er war eine tickende Zeitbombe in ihrem Herzen. Der Drache würde zwar erst Feuer speien, wenn das Schwert schon zu tief in seinem Fleisch steckt, aber immerhin würde er Feuer speien! Die Spannungen zwischen den nietzscheanischen Stämmen hatten zugenommen, sie saßen seit der Schlacht am Hexenkopf auf einem Pulverfass. Jetzt brauchten sie nur noch einen Funken, der das Pulverfass auslöste. Die Nova der Fountainheadsonne würde ein angemessener Funke sein.
                „Operation Omega wird durchgeführt. Kontakte General Utility Android 1. Erwarte Antwort“
                General Utility Android 1, der Avatar der Wrath of Achilles, lag in einem der Maschinenräume. Eine nietzscheanische Technikerin beugte sich gerade über ihn. Von mindestens der Hälfte seines Körpers war bereits die Haut entfernt worden, so dass man in sein technologisches Inneres hineinsehen konnte. Achilles ließ das alles über sich ergehen, weil er seinen Auftrag kannte. Niemand glaubte, dass die KI noch online war. „Hier GUA1“
                „Du erhältst Sensorendaten. Die Zeit ist gekommen“
                „Bestätige“
                Die Technikerin inspizierte gerade Schaltkreise am Hals des Androiden. Seit Wochen hatte sie nichts interessantes mehr entdeckt. Achilles schlug die Augen auf. Sie konnte nicht mal mehr schreien. Der letzte Anblick, den sie sah, war, wie Achilles ihr mit drei Fingern an den Hals langte. Eine winzige Bewegung des Handgelenks brach ihr Genick. Achilles trat auf den Korridor hinaus und rammte den beiden Wachen seine Arme gegen die Brust, zog ihre Schnellfeuerpistolen und schoss sie nieder.
                „Setzte Kurs auf Fountainheads Sonne. Aktiviere GFG und Thruster. Aktiviere externes Verteidigungssystem und Angriffswaffen. Aktiviere internes Verteidigungssystem. Setzte den Druck auf dem gesamten Schiff auf zehnfachen Normalwert. Flute die unteren Decks mit Nervengas. Setzte Strahlung auf dem Schiff herauf. Lasse Angriffsnanobots frei“
                Bis auf die Marines in ihren Schutzanzügen sollte das allen den Rest geben. Achilles kam zum Omegawaffendepot. Vier Männer in weißen Anzügen lagen am Boden während sich ein halber Trupp Marines ein Gefecht mit dem automatischen Verteidigungssystem lieferte.
                Achilles kam von hinten auf sie zu. Sie sahen ihn nicht einmal. „Guten Tag, meine Herren. Zeit zu sterben!“, sagte der Android, dann feuerte er seine Waffen ab. Binnen einiger Augenblicke waren sie alle tot. Achilles öffnete das Schott zum Omegawaffendepot.
                „Hebe künstliches AG-Feld auf“. Mit einer Hand zog Achilles die tonnenschwere Novabombe aus dem Hauptdepot. Für jeden anderen Fühlenden wäre die Strahlung tödlich gewesen, nicht aber für einen Androiden. In einer Hand die riesige Bombe, in der anderen eine Schnellfeuerpistole, kletterte er den Schacht nach unten um zu Geschützbatterie 99 zu kommen. Dort fand er vier schwebende Leichen vor. Nietzscheaner, höchstwahrscheinlich getötet vom Nervengas. Achilles stieß sich vom Boden ab und schwebte zu einer der Star Arrow Raketen. Er entfernte den Sprengkopf und setzte dafür die Novabombe ein.
                „Entfernung zum Stern: Zwei Lichtminuten“, meldete die Kern-KI. „Mache Novabombe zum Abschuss klar“
                „Wie sollen wir das System verlassen?“, fragte Achilles.
                „Slipstream. Wir drehen hart 180°. Noch bevor die Gravitation aussetzt, müssen wir verschwunden sein. Info: Zur Zeit sind noch vierzehn Nietzscheaner an Bord am Leben“
                „Wrath of Achilles, wir werden von nietzscheanischen Schiffen verfolgt und beschossen“
                „Irrelevant, Achilles. Wir sind zu stark um von ihnen besiegt zu werden“
                „Soll ich Gegenmaßnahmen einleiten?“
                „Negativ. Stelle ECM auf Maximum. Aktiviere SVS, lade alle Geschützrohre mit Ziel auf den Stern“
                „Wieso?“, fragte Achilles. „Wir haben doch nur eine Bombe!“
                „Was ist schon eine Bombe unter zweitausend?“, fragte die Wrath of Achilles. „Bin in Novawaffenreichweite. Erreiche perfekte Distanz in zwanzig Sekunden“
                „Ist es richtig, was wir tun?“, fragte Achilles.
                „Es ist nicht unsere Aufgabe, das zu entscheiden. Wir haben eine Mission und einen Befehl von unserem toten Captain. Dem ist Folge zu leisten“
                „Ich verstehe“
                „Leite Novabombenabschuss ein. Aktiviere ESL-Leitsystem. Aktiviere Zielerfassung. Öffne Geschützrohr“
                „Invictus verrecke“, flüsterte Achilles.
                „Führe Operation Omega durch“
                Die Rakete raste, einen blauen Plasmaschweif hinter sich herziehend, in einem Schwarm von tausenden anderen Raketen, auf die Sonne des Heimatsystems der Nietzscheaner zu. Achilles drehte ab, aktivierte GFG und Thruster und machte sich schleunigst aus dem Staub. Er wurde heftig beschossen, eine Kampfklinge brach sogar, doch das machte ihm nicht viel aus. Ein gleißend blaues Slipstreamportal brach auf und verschlang die Wrath of Achilles.
                Die Novabombe detonierte. Wie von den Gesetzen der Physik befreit stoppte alle Gravitation im Inneren der Sonne. Nur einen Augenblick, doch lange genug. Die äußeren Schichten verflüchtigten sich, bis das Gleichgewicht dermaßen gestört war, dass der Stern nicht länger stabil blieb. Die Nova breitete sich aus. Nach außen geschleuderte Teile und Schockwellen rasten immer weiter auf Fountainhead zu. Die Nietzscheaner hatten keine Chance. Alle, die sich im System befanden, starben, als die Schockwelle Fountainhead erreichte und den gesamten Planeten in ein explosionsartig expandierendes Trümmerfeld verwandelte. Alles war vorüber. So wie die Heimtatwelt der Vedraner nicht mehr durch den Slipstream erreichbar war, ward auch die Heimatwelt der Nietzscheaner abgeschnitten. Vernichtet.
                Die Wrath of Achilles konnte sich in den Slipstream retten und trieb dort sieben Jahre. Sie wurde AFC 9 von einem draganischen Frachter gefunden. Erneute Versuche, sie zu besetzten, scheiterten. Sie wurde mit anderen gefangenen Ehrengardeschiffen ins Tartarossystem geschleppt und dort eingemottet. AFC 304 wurde sie befreit. Doch dies ist eine andere Geschichte...

                Auszug aus: „Aufstieg und Untergang des intergalaktischen Commonwealth“
                Yin Man Wei, 11942 n.C.

                […] - Beginn der langen Nacht
                Die Vernichtung Fountainheads hat alles verändert. Schon der Tod des reinkarnierten Stammvaters, Saladin Gree, hat zu einer unwiderruflichen Spaltung der nietzscheanischen Allianz geführt. Besonders die drei mächtigsten Stämme, die Sabra, die Jaguar und die Drago-Kazov waren davon betroffen. Während die Sabra defensiv blieben und sich nicht in die Angelegenheiten der anderen Stämme einmischten, waren sie doch mit dem Jaguar-Clan verfeindet. Die eigentliche Erbfeindschaft sollte aber erst 102 AFC im Streit um die Systeme Schopenhauer und Enkindu ausgelöst werden.
                Die Öffentlichkeit bemerkte kaum etwas, doch die Stämme der Jaguar und der Drago-Kazov waren weit mehr verfeindet, als es schien. Nach der Schlacht am Hexenkopfnebel, die als Desaster für alle Beteiligten in die Geschichte einging, begannen die Jaguar, einen Feldzug gegen die Drago-Kazov zu planen. Ein besonderes Relikt, eine Waffe, in den Händen von Angelo Bolivar sollte eine besondere Rolle spielen. Vor allem weil der regierende Drago-Kazov-Clan die schwersten Kriegsverluste zu betrauern hatte, fanden die Jaguar, dass es an der Zeit war, das Machtverhältnis zu ändern. Nach der Vernichtung von Fountainhead sahen sie ihre Chance.

                - Nietzscheanischer Bürgerkrieg
                Die Angriffe des Jaguarstamms begannen vor allem in den Systemen Acheron, Abladar, Almagest, Erde, Babylon, Rodina und Xochital. Sie setzten sich in den drei Kerngalaxien fort. Die Jaguar unterschätzten die Drago-Kazov. Es kam zu einem langen und blutigen Bürgerkrieg. Nicht die Nietzscheaner, sondern Profitzocker, Freibeuter, Plünderer, Opportunisten, Gangster und Diktatoren übernahmen die Macht. Jedes System hatte einen einzelnen Herrscher, jeglicher interstellarer Handel war zum Erliegen gekommen. Ganz neue Systeme bildeten sich. Der Bürgerkrieg dauerte Jahre, bis die Jaguar schließlich kapitulierten. Währenddessen glaubten viele Welten, unter anderem auch Tarazed und San Ska Re, dass eine Wiederherzustellung des Commonwealth in den nächsten drei Jahren durchführbar wäre. Doch es sollte ganz anders kommen...

                - Magog-Invasion
                Nach der Schlacht am Hexenkopfnebel geschah etwas, mit dem niemand in den bekannten Welten rechnen hätte können. Vor über zwanzig Jahren hatten die Magog das Delta B-Tor überfallen. Danach erfolgten sporadische weitere Angriffe. Doch niemand konnte sich vorstellen, dass die Magog eine solch immense Stärke besitzen hätten können.
                Durch den Fall des Commonwealth sahen die Magog den Vertrag von Antares als nicht länger gültig an. Sie überquerten in gigantischen Schwarmflotten die Quarantänezone und griffen wahllos nietzscheanische und andere Welten an. Was in ihre Klauen kam, starb. Die Flotte war mehr als tausendmal so groß als die, die Delta B-Tor überfallen hatten. Die Magog eroberten riesige Raumgebiete, vor allem in der Andromedagalaxie, und töten Billionen fühlender Wesen. Sie wurden zu einer der stärksten Mächte des Universums, obwohl sie nicht organisiert waren.
                Erde, die Heimatwelt der Menschen, blieb ebenfalls nicht verschont. Im Krieg wurde sie bombardiert und in postapokalyptisches Ödland verwandelt. Der Kampfgeist der Menschen konnte die nietzscheanischen Besatzer aber vertreiben! Anfangs kam es zu sporadischen Magogüberfällen. 9 AFC fiel ein Magogschwarm, größer wie der vom Delta B-Tor, über Erde her. Ein Viertel der Bevölkerung wurde sofort zu Futter bzw. zu Magogwirten. Jahrelang lebten Menschen und Magog parallel im Krieg auf Erde. 11 AFC kam es auf Erde zur Gründung des Fatalfismus durch einen Menschen und einen Magog. 56 AFC wurde Erde vom Drago-Kazov-Clan besetzt. Anfangs als Befreier von den Magog willkommen geheißen, erkannte man schnell, dass man die einen Besetzer gegen neue, schlimmere, eintauschte.
                All diese Faktoren haben zusammengewirkt, dass nach dem interstellaren Krieg das Chaos im Universum einkehrte. Dreihundert Jahre lang. […]

                Zentrum der Geminisonne, 1 AFC

                Trance war zufrieden. Alles war nach Plan geglückt. Vereitelt hatten sie den Plan des Abyss nicht, aber aufgehalten. Die Mächte des Lichts hatten nun Zeit. Zeit, sich neu zu formieren und gegen den Abyss und seine Magoghorden zu ziehen. Der einsame Wanderer war gefallen. Lacos Tod hatte Trance Trauer bereitet, allerdings war er ein notwendiges Opfer für dieses Universum gewesen. Doch der Geist des Abyss sammelte neue Kräfte. Er stellte seine Heerscharen für den letzten Kampf auf. Und für Trance wurde es nun Zeit, das selbe zu tun. Sie musste die spätere Matriarchin der Nietzscheaner finden. Dann musste sie jenen finden, der die letzte Hoffnung für das Universum war. Dann musste sie die letzte Schlacht schlagen und ins große Dunkel zurückkehren. Nach Tarn Vedra. Die Zeit war gekommen. Das Opfer des ausgestoßenen Wanderers sollte nicht umsonst gewesen sein. Der Plan des Abyss war durchkreuzt.
                Trance bereitete sich innerlich auf das Ende vor. Fast ihre Gesamte Masse hatte die Route der Zeitalter, das Tor zu den Universen, bereits durchquert. Bald würde er sich schließen und Trance Gemini würde ihre vollen Kräfte wiedererlangt haben. Die letzten Teilchen Wasserstoff und Helium verließen den Tesserakt. Der Achtzeller begann zu kollabieren. Trance sah ein kleines Schiff aus der Route der Zeitalter austreten. Der letzte Bote von Tarn Vedra. Trance wusste nicht, dass es Actrao nax Colyti war, der mit der mit drei Teilen des Schöpfungsmotors Tarn Vedra verlassen hatte. Ein Slipstreamportal öffnete sich zu den bekannten Welten.
                Auch für Trance wurde es jetzt Zeit, aufzubrechen. Ein Weg endet, der andere beginnt. Mit ihren Gedanken bei Laco im Jenseits verließ Trance ihre Sonne. Auf zu neuen Taten!

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                  #38
                  Ich finde deine Geschichte wirklich klasse Omikron.
                  Ganz großes Lob von mir.

                  Bisher habe ich nur bis irgendwo im Kapitel III. Operation Strike Backlash gelesen aber mir gefallen deine Ideen.
                  Teilweisse sind Passagen etwas komisch formuliert und einige Dinge habe ich nicht beim ersten lesen verstanden.
                  Zum Beispiel wusste ich zuerst nicht auf welcher Seite Tarik al Ashraf jetzt überhaupt steht.
                  Na vielleicht wird sich das im Verlauf der Geschichte ohnehin wieder ändern.
                  "I've always found a fully deployed battle group to be the most effective negotiator."
                  Admiral Constanza Stark
                  High Guard Chief-of-Staff
                  CY 9758

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                    #39
                    Danke für den Kommentar.
                    Die Sache mit Tarik al Ashraf wird sich noch aufklären, wenn auch erst in den späteren Kapiteln.

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                      #40
                      Wie umfangreich - in A4-Format und mit Standardschriftgröße - ist das Projekt im Endeffekt eigentlich geworden?
                      Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

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                        #41
                        Zitat von MFB Beitrag anzeigen
                        Wie umfangreich - in A4-Format und mit Standardschriftgröße - ist das Projekt im Endeffekt eigentlich geworden?
                        Nichts, was sich von Umfang und Schreibstil mit deinen messen könnte. 320 A4-Seiten.
                        Der richtige Zeitpunkt für etwas Eigenwerbung: Momentan arbeite ich an einem weiteren Roman in der neuen Zeitlinie von Star Trek. Ich schätze, etwa die Hälfte zu haben. Ich veröffentliche ihn hier, wenn ich fertig bin.

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                          #42
                          Zitat von Omikron Beitrag anzeigen
                          Nichts, was sich von Umfang und Schreibstil mit deinen messen könnte. 320 A4-Seiten.
                          Wow, 320 A4-Seiten sind schon sehr beeindruckend. Umgerechnet auf das Taschenbuchformat käme da ein ordentlicher "Ziegel" zustande.

                          So viel wie bei "A Decade of Storm" zu schreiben hat auch Nachteile. Bei diesem Projekt befürchte ich derzeit ernsthaft, dass es sich in einem Band ausegehen wird und ich es auf zwei Bücher aufteilen muss.
                          Obwohl ich auch jedes Mal in der Buchhandlung über "Die Säulen der Erde" mit fast 1300 Seiten im Taschenbuchformat staune.

                          Der richtige Zeitpunkt für etwas Eigenwerbung: Momentan arbeite ich an einem weiteren Roman in der neuen Zeitlinie von Star Trek. Ich schätze, etwa die Hälfte zu haben. Ich veröffentliche ihn hier, wenn ich fertig bin.
                          Hey, also auf dieses Projekt bin ich wirklich sehr gespannt. In welcher Zeit wird die Geschichte denn spielen? Also vor oder nach Vulkans Zerstörung?

                          Mal sehen, wie sehr unsere Vorstellungen da auseinandergehen oder sich decken werden. Habe gerade erst gestern für Kapitel 6 von "Decade" eine Passage geschrieben, die erklärt, warum in der Sternenflotte durch die Ereignisse am Beginn von ST11 andere Entscheidungen getroffen werden als in der TOS-Zeitlinie. "Decade" muss als Prequel ja beide möglichen Entwicklungen abdecken.
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                            #43
                            Ja, ich war etwas frustriert, als ich festgestellt habe, dass bereits ein Kapitel deines Romans fast halb so lang war wie mein ganzes "Buch".

                            Der neue Roman wird ca. eine Woche nach den Ereignissen von Star Trek XI beginnen und wenige Jahre später enden. Jedoch werde ich die Enterprise und die Crew nicht hineinziehen, da ich fürchte, die Charakterzüge nicht treffen zu können und somit ein Original zu verschandeln. Es wird um einen Konflikt mit den Klingonen und Intrigen innerhalb des klingonischen Reiches gehen. Ich kann schon mal einiges an Tod und Verwüstung versprechen.
                            Ich hoffe, wenn es so weit ist und ich erneut an der Erstellung eines Covers verzweifle, kann ich mich wieder an dich wenden.
                            Zuletzt geändert von Omikron; 13.07.2011, 20:41.

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                              #44
                              Zitat von Omikron Beitrag anzeigen
                              Ja, ich war etwas frustriert, als ich festgestellt habe, dass bereits ein Kapitel deines Romans fast halb so lang war wie mein ganzes "Buch".
                              Kapitel 1 war als Einführungskapitel auch eine Ausnahme. Die folgenden Kapitel sind dann (mit Ausnahme vom ein wenig umfangreicheren 5. Kapitel) alle ungefähr im Ausmaß vom 3. "Romulan War"-Kapitel.

                              Der neue Roman wird ca. eine Woche nach den Ereignissen von Star Trek XI beginnen und wenige Jahre später enden. Jedoch werde ich die Enterprise und die Crew nicht hineinziehen, da ich fürchte, die Charakterzüge nicht treffen zu können und somit ein Original zu verschandeln. Es wird um einen Konflikt mit den Klingonen und Intrigen innerhalb des klingonischen Reiches gehen. Ich kann schon mal einiges an Tod und Verwüstung versprechen.
                              Das hört sich sehr gut an Über die Klingonen habe ich ja im Rahmen im "Decade" auch viel geschrieben. Dabei fand ich es wichtig, mit dem Klischee-Begriff "Ehre" sparsam umzugehen. Meist ist "Ehre" nur ein fragwürdiges Motiv für Handlungen.

                              Bin gespannt, ob du mehr Tod und Verwüstung drinnen haben wirst als ich in Kapitel 4 von "Decade".

                              Ich hoffe, wenn es so weit ist und ich erneut an der Erstellung eines Covers verzweifle, kann ich mich wieder an dich wenden.
                              Sehr gerne ! Was vorhandenes Bildmaterial angeht wird ein Star Trek-Cover sicher leichter zu machen sein. Zumal ich mich im Gegensatz zu Andromeda bei Star Trek auch weiß, was im Internet gefundenes Bildmaterial darstellt.
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                                #45
                                Ich benutze schon auch Ehre als Tatmotiv, allerdings ist es oft nur ein offizieller Grund während es sich bei den Intrigen um die absolute Macht im klingonischen Reich geht.
                                Dass du in Kapitel IV viel Tod und Verwüstung bringst, zwingt mich schon zum Weiterlesen, ich hänge immer noch bei III fest.
                                Bildmaterial dürfte kein Problem sein. Zwei Raumschiffe, die ich drauf haben möchte, designe ich im Moment mit einem 3D-Programm, ich kann also mit Bildern dienen.
                                Im Vergleich zu Andromeda GIBT es im Internet gutes Bildmaterial zu Star Trek.

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