Normale Figuren in normalen Situationen liefern in den seltensten Fällen auch nur eine normale Story, sondern meistens Langeweile
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"Kaputte" Charaktere - Reiz und Probleme
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Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.
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Zitat von Alexander Maclean Beitrag anzeigenEin Beispiel auch Aus Star wars Episode II. Da stört sich ja Anakin auch daran, dass in einer demokratie durch die vielen Diskussionen zu spät oder auch gar nicht wegen eienes Problemes gehandelt wird. Und er zeigt dort eine Lösung auf die strak aufs Imperium hinzeigt.
Aus dem ersten Grund sehe ich Anakin auch mehr als unreifen, egoistischen Bengel denn als tragische Figur. Man erkennt den Versuch, ihm eine nachvollziehbare Motivation zu verpassen, aber seine Handlungen und Sichtweisen sind dafür einfach zu extrem. Wenn man ihn hier und da gemäßigt hätte, hätte das IMO wesentlich besser funktioniert.
Z.B. die Szene in der er Padmé unter Tränen gesteht, den Tuskenstamm samt Frauen und Kindern ausgelöscht zu haben: Statt dieser extremen Reaktion hätte man das auch einfach zu seiner Fantasie machen können. Und nachdem er sich mit sichtlicher Mühe durchringt, doch keine blutige Rache für seine Mutter zu nehmen, beichtet er Padmé, dass er sich für diese Impulse schämt, an seiner Eignung als Jedi zweifelt und Angst hat was er eines Tages anrichten könnte, wenn er einmal die Kontrolle verliert.
Wie Dessler schreibt: Die Figuren müssen noch Identifikationspotenzial haben. Bzw. würde ich es eher so formulieren, dass der Leser/Zuschauer irgendeinen Grund braucht, mit dem Charakter mitzufiebern, auch wenn er moralisch fragwürdig handelt. Das klappt gerade beim erwähnten Londo Mollari wesentlich besser, weil der Traditionalist, der sich im Prinzip nur den alten Ruhm und die "gute alte Zeit" zurückwünscht nachvollziehbarer ist, als ein impulsiver Mörder.
Und bei Londo gab es diesen wunderbaren Moment, in dem er richtiggehend geschockt ist zu erfahren, dass seine alten "Freunde" wie Garibaldi mittlerweile Angst vor ihm haben und ihm deswegen aus dem Weg gehen. Und es trifft ihn wirklich. Anakin dagegen wischt selbst auf Mustafar noch jede Kritik an sich einfach beiseite und zeigt keine Spur Einsicht.
Auch diese Art von "Gegenwind" für fragwürdige Aktionen finde ich mittlerweile persönlich sehr wichtig, einmal als Teil der möglichen Entwicklung des handelnden Charakters selbst und zum anderen wegen der Glaubwürdigkeit der anderen Charaktere, von denen wenigstens einige einen stabilen moralischen Kompass haben sollten.
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@drake
die szene die ich meinte, war ja noch vor Tatooine. Klar kommt er an der stelle reichlich aarogant rüber.
auf der anderen seite: wie viele leute sind in die Fänge von verrücktn massenmördern geraten weil diese sich als "Macher" präsentiert haben.
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Den gegenwind muss es auf alle Fälle geben.
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Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigenIch habe diesen Thread unter anderem auch deswegen erstellt, weil ich gerade mit einer ähnlichen Konstellation experimentiere (Captain mit autistischen Zügen, erster Offizier kontaktfreudig) und zum einen auslooten möchte wie weit man damit gehen könnte und ob andere schonmal ähnliche Ideen hatten.
Das Star Trek dafür das falsche Universum ist... Ich arbeite an einer Dekonstruktion exakt dieses Punktes.
Stehende Order zwischen den beiden: Solange keiner verletzt ist und das Schiff nicht in Flammen steht wird der CO im Labor nicht gestört. Da geht der Captain schonmal während rotem Alarm von der Brücke zurück ins Labor und lässt den XO die potenzielle Gefechtssituation handhaben.
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Zitat von Baal´sebub Beitrag anzeigenDa geht der Captain schonmal während rotem Alarm von der Brücke zurück ins Labor und lässt den XO die potenzielle Gefechtssituation handhaben.
Irgendwo eine ganz nette Idee, aber nicht wirklich nachvollziehbar. Schon die Frage, wie so ein sozial inkompetenter Offizier es zum Captain bringen kann lässt sich wohl nur mit einem langen: "Ähhhh..." beantworten. Und der Rest dann wohl auch.
Wär´s nicht gerade der Captain sondern eher ein schräger Chefwissenschaftler, der einen Rotalarm voll ignoriert - und man ihn trotzdem weitgehend bauchpinselt, weil er andererseits ein amtlich beglaubigtes Genie ist, dann wäre das schon etwas glaubhafter.Ich mag Menschen... wenn es nicht zu viele sind. Laut dürfen sie auch nicht sein. Kleine Friedhöfe sind schön.
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Ohne alles gelesen zu haben, greife ich mal auf eine nicht-SciFi-Serie zurück: Breaking Bad.
Ich habe mir davon "nur" die ersten 2 Staffeln angesehen. Danach habe ich aufgehört, da die Serie echt depressiv ist.
Es gibt in dieser Serie keine richtigen Erfolge.
Immer, wenn ein Problem gelöst wurde, ist ein neues entstanden und die Charaktere ritten tiefer in die Schei*e rein.
Ich finde "kaputte" Charaktere sehr fesselnd. Die reiben mich einfach auf und man hofft durchgehend, dass es doch bitte endlich ein Ende haben soll damit (egal ob durch Lösung der Probleme oder Tod). Die erlösung MUSS kommen. Das hällt mich zumindest am Ball,
Nur wenn ich (wie bei Breaking Bad), 2 Staffeln sehe, in welcher durchgehend die Situation von jedem Charakter immer beschissener wird und die Lage aussichtsloser erscheint, habe ich irgendwann keine Lust mehr.
Wie fast überall macht es am Ende das Gleichgewicht. Wobei natürlich ein Überfluss an "kaputten" Charakteren auch mit Sicherheit humorvoll erzählt werden kann, wo die Schadenfreude die Freude am gucken/lesen ist.Manche Dinge sind einfach anders als andere.
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@Badmacstone
Du sprichst einen wesentlichen Punkt beim Erzählen von Geschichten an. Gute Geschichten leben im Allgemeinen nicht von einem Trupp von Extremcharakteren (weder kaputt noch strahlend) sondern eher davon, dass Normalcharaktere ihre Höhen und Tiefen erleben.
Natürlich: Einige extreme Charaktere können einer Geschichte zusätzliche Kicks geben, aber hier hat sich das Prinzip: "Alles in Maßen" (nicht: alles in Massen) bewährt. Wenn man sich mit Charakteren identifizieren kann (was das Schöne am Herr der Ringe - die Bücher - ist) dann machen Geschichten mehr Spaß, als wenn man in der Summe hinterfragen muss: "Was für abgedrehte Chaoten sind das denn...??"Ich mag Menschen... wenn es nicht zu viele sind. Laut dürfen sie auch nicht sein. Kleine Friedhöfe sind schön.
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Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigenAlleine hier im Forum hört man ja vor allem in Bezug auf Kritik an SGU und nBSG diese Wertung ziemlich häufig: Die Charaktere seien "kaputt", sprich so sehr von Fehlern und negativen Emotionen belastet, dass man "beim zusehen depressiv werde".
Nun, ich muss zugeben, ich mag derartige Charaktere. Vom Schicksal gebeutelt, im falschen Körper geboren, miese Jugend gehabt, vergewaltigt worden, alkohol- und drogenabhängig, suizidgefährdet, nihilistisch, etc., die Liste ist lang.
Aber wo zieht man die Grenze? Ab welchem Punkt ist es einfach zu viel für einen einzelnen Charakter oder gar für den Leser? Denn natürlich wäre eine Story mehr als bescheiden, in der nur eine Gruppe von Leuten in einem Kreis sitzt und sich gegenseitig erzählt wie beschissen die Welt doch ist (obwohl... *Idee notier*). Aber andererseits: Eine Story in der kein Charakter irgendeine merkbare Beeinträchtigung hat, wäre doch auch langweilig. Und ich meine jetzt keine Beeinträchtigungen, die für die Handlung nicht relevant sind (Nein, "findet die Farben der Uniformen ganz dolle doof und jammert deswegen jeden Morgen beim anziehen" ist keine Beeinträchtigung), sondern wirklich handfeste Sachen, die einem bei wichtigen Dingen im Weg sein könnten.
Als Beispiel: Im Nachhinein fand ich den frühen Picard zugegebenermaßen sehr interessant, bei dem man anfangs schon fast den Eindruck haben kann, dass es sich bei ihm um einen Menschenhasser handelt. Führt er sich doch eins ums andere Mal wie ein komplettes Arschloch auf und benimmt sich, vor allem Kindern gegenüber, sehr unsensibel. Ein Eindruck den ich durch Patrick Stewards teilweise sehr harten Akzente nur verstärkt sehe. Riker als Charmeur und "Draufgänger" bildete dann ein wenig den nötigen Gegenpol.
Wie seht ihr das? Gehören Fehler, auch größere, zu einem Charakter dazu, oder stören sie eher?
Es kommt darauf an für welches Publikum man schreibt/dreht.
Die einen mögen menschelndes Charakterdrama a la BSG, Boardwalk Empire, Sons of Anarchy etc., die anderen wollen sich von den Untiefen des Alltags mit Geschichten von gefestigsten Persönlichkeiten und Helden erholen.
Hat beides in Reinform genauso seine Berechtigung wie in verschiedensten Mischungsverhältnissen.
Man sollte nur nicht versuchen es allen gleichzeitig recht zu machen.
Das ist fast eine Garantie dafür Mist zu produzieren.
Ich denke irgendwo hat fast jeder Mensch seine "dunklen Seiten" und Abgründe.
Leid, Entäuschung und schlechtes Verhalten gehören genauso zum Leben wie die schönen Dinge und wenn wir glauben viele unserer Mitmenschen wären frei davon, dann auch nur weil wir ihnen nur vor und nicht in den Kopf schauen können.
Letztendlich muss die Geschichte funktionieren und die Figuren müssen ihren Teil dazu beitragen.
Dafür muss der Zuschauer/Leser nicht alles gutheißen was ein als Sympathieträger geplanter Charakter tut.
Ist ja mit den Leuten die man gern hat im wirklichen Leben all zu oft auch nicht anders.
Es gibt Geschichten/Settings da passt eine Zusammenballung "kaputter" Charaktere sehr gut rein.
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