Anmerkung:
Es handelt sich hierbei um eine Geschichte, die ich als RP-Hintergrund für einen meiner Chars in EvE-Online schreibe.
Ammit
(c) 2009 by Soundwave
Prolog
Es war Morgen. Durch das große Fenster neben ihrem Bett begannen die orangenen Strahlen der Sonne Pators den Raum zu wärmen. Doch sie bewegte sich nicht. Sie lag da und starrte an die Decke. Nicht einmal die immer lauter werdenden Geräusche vor ihrem Zimmer entlockten ihr eine Reaktion. Selbst als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und eine Frau mittleren Alters es betrat nahm sie ihren Blick nicht von der Decke.
"Guten Morgen!" begrüßte die Frau sie. Doch sie schwieg. Die Frau seufzte, ging zum Tisch am Fußende des Bettes und nahm das dort liegende Klemmbrett zur Hand. Nach kurzer Lektüre griff sie nach dem Stift, der an einem Faden an das Klemmbrett gebunden war und machte eine Notiz. Sie wollte grade das Klemmbrett zurücklegen, als die Tür sich erneut öffnete. "Ah, Schwester, Guten Morgen." - "Guten Morgen, Herr Doktor." - "Und, noch keine Veränderung?" - "Leider nicht. Sie ist noch immer total apatisch." - "Vielleicht ändert sich das demnächst. Es ist Republic Fleet endlich gelungen den schwer beschädigten Stationscomputer, den man nach der Schlacht hat bergen können, wieder zum Laufen zu bringen. Der Tätowierung an ihrem Oberschenkel zufolge handelt es sich hier um Sakura Imoru. Wie wir bereits vermuteten ist sie eine Caldari, allerdings behauptete die caldarische Botschaft auf Anfrage hin, dass Frau Imoru vor 6 Jahren bei einem Piratenangriff getötet wurde, und man machte den Behörden unmissverständlich klar, dass man nicht weiter..."
Ihr Unterbewusstsein regte sich bei diesen Worten. 'Tot? Ja, die Frau die ich einst war starb vor 6 Jahren, aber es waren nicht die Piraten, die mich töteten.'
"...nachforschen solle." - "Das kann nicht ihr Ernst sein!" Die Krankenschwester sah den Arzt entsetzt an. "Soll das heißen, dass sie nicht zurück nach Hause kann?" - "So sieht es wohl aus. Man hatte sie zudem wegen Waffenschmuggels an die Sanschas verurteilt, SIE würden ihre sofortige Auslieferung verlangen,..."
'Ja, das würden sie.'
"...wenn sie jemals wieder in ihre Heimat zurückkehren würde." - "Das ist mal wieder so typisch!" Die Schwester war sichtlich empört. "Die Regierung hat die Föderation gebeten, über inoffizielle Kanäle ihre Verwandten ausfindig zu machen." - "Aber was können diese schon tun, Herr Doktor?" - "Nicht viel, zumindest politisch nicht. Aber vielleicht können sie ihr zumindest persönlich helfen. Es gab in der Stationsakte zu ihr noch eine handvoll Querverweise, aber diese sind noch zu stark fragmentiert und daher noch nicht lesbar. Man hat mir zugesichert, dass wir über alle Erkenntnisse über ihre Person informiert würden, um ihre Genesung zu unterstützen. Aber nun kommen sie, es gibt noch andere Überlebende, die unserer Hilfe bedürfen." - "Ja, natürlich."
Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten und die Tür ins Schloss gefallen war, regte sich ihr Unterbewusstsein wieder. 'Wer hätte gedacht, dass mein achtzehnter Geburtstag mich heimatlos machen würde...' Bei diesem Gedanken schlossen sich ihre Augen, und eine Träne floss ihre Wange hinab...
Kapitel I
Sakura öffnete ihre Augen und schaute sich in ihrem Zimmer um. Es war beinahe schon dekadent eingerichtet, ein Barock-Zimmer einer Prinzessin würdig. Nun, in gewisser Hinsicht war sie ja auch eine. Sie war das einzige Kind von Yoshio Imoru, Vize-Präsident eines für Caldari-Begriffe kleinen, aber sehr erfolgreichen Speditionsunternehmens. Und heute... ein berechnendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ja, heute, an ihrem 18. Geburtstag, würde SIE in die Firma ihres Vaters eintreten, und schon bald würde SIE sich bis in die Chef-Etage hochgearbeitet haben und das Imoru-Erbe fortsetzen. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und schwang ihre langen Beine über die Bettkante. Sie war eine typisch asiatische Schönheit, und das wusste sie. Sie hatte zwar, wie jeder Imoru vor ihr, das ABC der Geschäftwelt mit der Muttermilch aufgesaugt. Aber sie hatte während ihrer Zeit an der Wirschaftsschule auch gelernt, wie sie ihre Reize zu ihren Gunsten einsetzen kann. Nun war es in der caldarischen Gesellschaft verpönt, freizügig gekleidet zu Geschäftsterminen zu erscheinen... aber nirgendwo stand geschrieben, dass frau keinen körperbetonenden Anzug tragen darf. Oder dass frau kein verführerisches Makeup tragen soll. Das berechnende Lächeln wurde noch breiter, während sie aus ihrem Nachthemd schlüpfte und unter die Dusche stieg. Nein, die noch immer von Männern dominierte Chefetage hatte keine Ahnung, was auf sie zukam.
Sie trocknete sich ab, ging in ihren begehbaren Kleiderschrank und zog den maßgeschneiderten Firmenanzug an. Nachdem sie sich noch geschminkt und frisiert hatte warf sie noch einen kontrollierenden Blick an den Wandspiegel. Der hellblaue Anzug (hellblau war die Farbe der Neulinge in der Firma, je dunkler der Anzug, desto höher der Rang, mitternachtsblau war die Farbe der Vize-Präsidenten, schwarz war dem CEO vorbehalten) mit dem Firmenemblem über der linken Brust saß, wie erwartet, so, dass er ihre Reize optimal betonte, ohne dabei irgendetwas zu zeigen. Sie entfernte noch schnell einen Fussel von der linken Schulter und begab sich dann Richtung Wohnzimmer.
"Ah, Sakura-chan, herzlichen Glückwunsch, meine Kleine!" begrüßte ihr Vater sie. "Danke, Papa, aber denk bitte nachher in der Firma daran, mich mit Imoru-san anzureden, okay?" - "Keine Sorge, du bist nicht die erste Person, die in die Firma eintritt, Sakura-cha... Imoru-san." korrigierte sich ihr Vater schnell, als Sakura ihn mit einem tadelnden Blick ansah. "Auch von mir alles Gute zum Geburtstag, Sakura-chan. Lass dich ansehen." Ihre Mutter, Ai Imoru, legte je eine Hand an jede ihre Schultern und musterte sie von Kopf bis Fuß an. "Du bist zu einer echten Schönheit gereift." - "Ganz wie ihre Mutter" kommentierte Yoshio dies, stellte sich hinter seine Frau und gab ihr einen Kuss auf die Wange, während er seine Arme um ihre Hüfte legte. "He, Moment mal, warum darf sie dich weiter 'Sakura-chan' nennen" protestierte er plötzlich, als ihm klar wurde, dass Sakura ihrer Mutter keinen tadelnden, sondern einen liebevollen Blick auf die Verniedlichung ihres Namens zuwarf. "Ganz einfach, Papa, sie wird nicht mein Vorgesetzter." - "1:0 für dich. Hauptsache ist jedoch, dass DU nachher nicht vergisst, mich mit Imoru-shacho anzureden." - "Touché." lachte Sakura. Und atmete tief durch. Dabei nahm sie nun auch den Geruch vom Esstisch war, und wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, wenn auch nur kurz. Ihre Mutter hatte ihr Lieblingsessen anrichten lassen...
Zwei Stunden später saß sie an ihrem Schreibtisch und bearbeitete ihren ersten Auftrag. Es ging um die Organisation eines Warentransportes von New Caldari Prime nach Amarr Prime, es ging dabei um streng geheime Fracht, die als irgendetwas anderes gekennzeichnet werden sollte, etwas, dass eine kleine Eskorte rechtfertigte, aber dennoch für Piraten nicht wichtig genug erschien. Sakura dachte kurz nach und trug dann Zydrine-Wein in die Frachtpapiere ein. Eigentlich wäre diese Aufgabe nicht wirklich wichtig für ihren Aufstieg in der Firma gewesen, wäre nicht in letzter Sekunde von einem Boten die Nachricht überbracht worden, dass der Käufer, ein hoher Adliger der Amarr, über die Vergabe von Frachtaufträgen auch innerhalbs des Imperiums verhandlen wollte. Ihr Vater hatte dann im Hintergrund genügend Fäden gezogen, so dass die Verhandlungen an Sakura übergeben wurden.
Nachdem sie die Frachtpapiere noch einmal überprüft hatte, ließ sie sich mit dem Kunden verbinden. "Seien sie gegrüßt." Sakura deutete vor dem Bildschirm eine Verbeugung an und betrachtete den Amarr auf ihrem Com-Bildschirm darauf hin genauer. Leider gab es nicht viel zu erkennen, da er die Kapuze seiner roten Kutte tief ins Gesicht gezogen hatte, lediglich sein Mund war zu sehen. "Mein Name ist Sakura Imoru von der Tabuchi Logistics Corporation. Ich wollte mich schon mal persönlich bei Ihnen vorstellen, da ich unsere Firma in den kommenden Geschäftsverhandlungen repräsentieren werde." - "Aaah, sie wurden mir also zugeteilt?" - "Ja, das ist richtig." Sakura bemerkte das kurze dämonische Grinsen des Adligen, dachte sich aber nix dabei. Sie wusste, dass Amarr sich grundsätzlich den anderen Völkern als überlegen betrachteten, die Minmatar-Rebellion hatte daran nicht viel verändert. "Ich werde als Passagierin an Bord des nächsten Schiffes mit Ihrer Lieferung Zydrine-Wein bei Ihnen eintreffen, die genauen Details können Sie den Unterlagen dazu entnehmen, die ich Ihnen grade auf einer gesonderten und abgesicherten Frequenz zukommen lasse." Der Amarr warf einen kurzen Blick auf anderen Monitor, sah die Unterlagen kurz durch und wandte sich dann wieder Sakura zu. "Ah, wie ich sehe wurden Sie noch nicht darüber informiert, dass auf dieser Route gesteigerte Piratenaktivitäten gemeldet wurden. Ich lasse Ihnen die vom Amarr Civil Service empfohlene Ausweichroute zukommen." Wieder zeigte sich auf dem teilweise verborgenen Gesicht des Mannes ein dämonisches Lächeln. "Ich freue mich schon darauf, Sie persönlich zu treffen, Frau Imoru." Erneut ließ sich Sakura nichts anmerken und setzte ihr verführerischtes Lächeln auf. "Vielen Dank für die Informationen, mein Herr, und auch ich freue mich schon auf unsere Begegnung."
Der Amarr schaltete den Bildschirm ab und winkte einen seiner Sklaven zu sich heran. "Leite das nötige in die Wege, du Wurm!" Der Sebiestor nickte schnell und verließ den Raum. 'Nein, Frau Imoru, auf unsere Begegnung werden Sie sich nicht freuen. Nur ich werde daran mein Vergnügen haben.' Und erneut lächelte der Amarr dämonisch vor sich hin.
Kapitel II
Seit einem Monat lag sie nun in diesem Krankenhaus. Seid einem Monat starrte sie nun schon an die selbe Stelle an der Decke. und wie immer betrat die Krankenschwester zur selben Zeit am morgen ihr Zimmer. Sie hatte es mittlerweile aufgegeben, ihr einen guten Morgen zu wünschen, sie griff sich direkt Sakura's Akte und trug "Keine Veränderung" ein. Und wieder betrat der Doktor in diesem Moment das Zimmer.
"Guten Morgen, Schwester. Und, noch immer nichts?" - "Nein, Herr Doktor, noch immer keinerlei Besserung in ihrem Zustand." - "Nun, wenn wir nicht zu ihr durchkommen, dann vll diese zwei hier." Der Doktor reichte ihr zwei Akten. "Sind diese zwei Patienten nicht die Mädchen von der Kinder-Trauma-Station, deren Eltern wir noch nicht ermitteln konnten? Wie sollen die uns helfen zu ihr durchzukommen?" - "Nunja, nachdem Republic Fleet den Stationscomputer nichts mehr entlocken konnte wurde er den Experten der Republic Security Services übergeben. Diese konnten noch weitere Daten wiederherstellen, inklusive zwei der Querverweise von Frau Imoru's Stations-Akte. Es stellte sich heraus, dass diese Querverweise sich auf die Mädchen beziehen." - "Soll das etwa heißen, dass es sich..." - "Ja, die zwei Mädchen sind Frau Imoru's Töchter. Ich habe bereits ihre Verlegung auf unsere Station beantragt."
'Meine Töchter... sie leben?' Sakuras Unterbewusstsein began das grade gehörte nur langsam zu verarbeiten, doch nun hatte sie etwas, woran sie sich klammern konnte, einen Funken Hoffnung, der ihr durch den Nebel ihrer Apathie helfen konnte...
"Ich hoffe, dass sie sich gegenseitig helfen können, und Doktor Eryldar hegt die selbe Hoffnung. Kommen sie, wir müssen ein größeres Zimmer organisieren." lächelte der Doktor ihr zu. Die Schwester nickte, und die zwei gingen Richtung Tür.
"Was ist mit meinen Söhnen?" Ihre Stimme war sehr schwach, aber die zwei bemerkten sie noch, bevor die Tür geöffnet und der Lärm vom Gang ihre Worte verschluckt hätte. Der Arzt und die Schwester schauten sich kurz verblüfft an und eilten dann zur Sakura hinüber. "Entschuldigung, könnten sie das wiederholen?" Sakura wandte ihre bernsteinfarbenen Augen von der Decke ab, zwinkerte kurz und schaute den Doktor mit einer neu gefundenen Wärme an. "Meine Söhne, wie geht es denen?" - "Es tut mir Leid, bis auf eine Hand voll amarrianischem Stationspersonal waren alle Überlebenden weiblich." - "Das muss aber nicht heißen, dass sie tot sind" erwiderte die Schwester schnell, als Sakuras Blick wieder Richtung Decke wanderte, "Jungen werden meist so schnell wie möglich von Bord geschafft." - "Das stimmt." bestätigte der Doktor dies, "wir werden sicher mehr erfahren, wenn der Rest der Daten wiederhergestellt wurde." Sakura blinzelte erneut und versuchte erfolglos sich aufzurichten. "Sachte, sie haben sehr lange gelegen, ihre Muskeln sind sehr schwach. Schwester, helfen sie mir Frau Imoru aufzurichten." Nach einer kurzen Zeit saß Sakura dann in ihrem Bett und sah sich die zwei genauer an. Der Doktor trug einen typischen weißen Kittel, der ihm aber wohl etwas zu groß war, seine Ärmel waren aufgekrempelt. Er hatte Tätowierungen auf seiner linken Gesichtshälfte sowie auf seiner linken Hand, von den eher sanften Gesichtszügen her schloß sie, dass er ein Minmatar vom Stamm der Vherokior sein müsse. Die Schwester wiederum trug eine eng anliegende Kreuzung aus Kittel und Minirock, auch sie hatte eine Tätowierung, diese ging aber von ihrem linken Fuß aus an ihren Beinen nach oben und verschwand unterm Saum. Auch ihre Gesichtszüge ließen auf den Vherokior-Stamm schließen. "Ich möchte sie sehen." Sakura sah den Doktor an, noch immer zeigte sich ein wenig Teilnahmslosigkeit auf ihrem Gesicht ab, doch ihre Augen wurden immer mehr von einem inneren Feuer zum Glühen gebracht. "Wen?" - "Meine Töchter." - "Aber natürlich." Der Doktor nickte der Schwester zu, welche sich sofort auf den Weg machte. "In der Zwischenzeit muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn sie sich dazu in der Lage fühlen." Sakura nickte kurz. "OK. Die Frage, die uns alle hier am meisten interessiert ist: 'Wie kommt eine Caldari auf eine amarrianische Zuchteinrichtung?'" Das Feuer in ihren Augen erlosch augenblicklich, statt dessen ging nun eine eisige Kälte von ihnen aus. "Wie? Ganz einfach: Verrat!"
Kapitel III
'Das ist das Leben!' Sakura ließ sich im Whirlpool bis zum Hals abtauchen und erhöhte die Einstellung der Düsen. Jetzt, da der Transport über die Grenze war, konnte sie sich für die verbliebene Dauer der Reise in ihre Kabine zurückziehen, sich entspannen und die restliche Arbeit in die Hände des Kapitäns der Badger und die der Mordus-Eskorte legen. Sie streckte eins ihrer langen Beine senkrecht in die Höhe und strich mit beiden Händen über dessen gesamte Länge, stolz auf die Seidigkeit ihrer Haut. "Computer, noch etwas Kirschblüten-Öl dem Bad hinzugeben." Der Computer bestätigte mit einem kurzen Piepsen, und die rosa Färbung des Badewassers wurde etwas stärker, als über die Düsen weiteres Öl zugegeben wurde. Sakura schloß die Augen und genoß die Wasserstrahlen, die ihren ganzen Körper wie viele hundert Hände streichelten und massierten.
Die Eskorte von Mordus... Sie fand es immer noch seltsam, dass sich die Söldner selbst an Tabuchi Logistics gewandt hatten und ihre Dienste anboten, allerdings gab es keinen Grund, an ihren Absichten zu zweifeln... schließlich waren sie von caldarischer Herkunft und hatten auch den selben Sinn für Profit. Und da eins ihrer Geschwader eh in der Region war und die selbe Route fliegen musste, warum dann nicht nebenher noch was dazuverdienen?
Dennoch: Normalerweise muste man an die Legion herantreten, um ihre Dienste in Anspruch nehmen zu können, sie boten sie nur sehr selten von sich aus an... und so groß war Tabuchi nicht, als dass Mordus ein Interesse an dessen Geschäftsaktivitäten haben könnte.
"Egal, damit kann ich mich später noch beschäftigen." sagte Sakura zu sich selbst und griff Richtung Intercom, um ihr Kabinenmädchen zu sich zu rufen. Dieses stand kurz darauf in der Tür, gekleidet in einem senffarbenen Kimono. "Ich werde in einer halben Stunde mein Bad beendet haben, sorgen Sie bitte dafür, dass mein Abendessen dann fertig ist." - "Sehr wohl, Imoru-bucho." Das Mädchen verbeugte sich kurz und verließ dann das Badezimmer. Nachdem sie dem Computer dann noch die Anweisung gab, sie in einer halben Stunde an das Abendessen zu erinnern schloß sie ihre Augen und entspannte sich.
Captain Takawa schaute sich auf der Brücke um, auf der es, nachdem Frau Imoru sich endlich in ihr Quartier zurückgezogen hatte, wieder normal zuging. Er hasste es, wenn jemand aus der Chefetage zugegen war, schließlich war er kein Freund von Formalitäten. Er knöpfte seine Uniformjacke auf und nahm in seinem Stuhl Platz. "Misaki-chan, wie ist unser Status?" wandte er sich sich seiner ersten Offizierin im Pilotensitz zu. Auch sie hatte ihre Uniformsjacke ausgezogen und diese über ihre Rückenlehne geworfen. Nun saß sie wie sonst auch in ihrem bauchfreien Top da. Dass die beiden ein Paar waren war an Bord der Tsuru Maru ein offenes Geheimnis. "Unverändert, Masao-kun. Wir reisen aktuell mit 3 AU/s auf den 6. Ausweichwegpunkt zu, zu dem geraten wurde. Unsere Eskorte aus 2 Mordus Gladius und 3 Mordus Katana haben sich rund um uns aufgebaut, die Gladii jeweils an unseren Seiten, die Katanas über, unter und direkt vor uns." - "Moment mal, sie haben ihre Formation geändert?" - "Warte, ich überprüfe die Sensorlogs... Du hast recht, bis vor dem letzten Wegpunkt waren die Gladii vor bzw. hinter uns, während die Katanas ein Dreieck um uns bildeten." Masaos Nackenhaare stellten sich auf. Irgendwas stimmte hier nicht... Warum ließen die Söldner auf einmal den Raum achtern ungeschützt? - "Tsubasa?" wandte er sich seinem Sensoroffizier zu. "Ja, Chef?" - "Halt mir den Raum achtern im Auge, ja? Irgendwas stimmt hier nicht..." - "Alles klar, Boss!". Tsubasa schaltete die hinteren Sensoren auf seinen zentralen Monitor und fixierte seinen Blick darauf. Masao stand auf und beugte sich über den Pilotensitz. "Und du, mein Schatz, hälst mir bitte diese Söldner im Auge. Ich will über die kleinste Änderung in deren Formation informiert werden..." - "Aber klar doch. Ich hoffe nur, dass wegen deinem miesen Gefühl die für heut abend geplante Inspeketion der Andockschleuse nicht ausfällt." Sie schaute ihn mit einem verspielten Lächeln an. "Oh, keine Panik, die findet wie geplant in deinem Quarier statt." grinste er sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er wollte sich grade wieder seinem Stuhl zuwenden, als eine Erschütterung die Tsuru Maru erfasste und die Warnleuchten der Triebwerke aufleuchteten. Misaki ließ ihre Finger über die Kontrollen fliegen. "Ausfall aller 4 FTL-Triebwerke!" - "Was?!? Das ist unmöglich!" Takawa hämmerte auf den Knopf für das Intercom. "Maschinenraum, hier Brücke! Jaakkima, was ist los bei euch?" Takawa war überrascht, als statt dem Civire ein anderer antwortete. "Masao, schick uns ein Med-Team. Jaakkima hat hier unten alle mit nem Stunblaster betäubt und dann die Triebwerke sabotie..." Misaki unterbrach den Ingenieur. "Wir fallen aus dem Warp..." Masao schaute aus dem kuppelförmigen Fenster und traute seinen Augen nicht. Keine 30km vor ihnen lieferten sich eine Flotte Amarr und ein paar Sanshas ein Gefecht. "180°-Wende, Misaki... Bring uns von hier weg, bevor.." - "Pilgrim enttarnt sich direkt über uns!" rief Tsubasa. "Unidentifiziertes Schiff, dies ist Admiral Lazerus von der Imperial Navy. Schalten sie ihre Triebwerke ab und bereiten sie sich auf die Enterung vor!" - "Tu was er sagt, Scha..." In diesem Moment schlug ein Laserstrahl der Pilgrim in die Brücke der Tsuru Maru ein und setzte sie dem Vakuum des Alls aus...
"Alle Mann auf ihre Stationen, wir werden angegriffen. Dies ist keine Übung!" brüllte irgendjemand kurz darauf durch das Lautsprechersystem der Badger. Sakura versuchte aus der Wanne zu klettern, doch die dauerhaften Erschütterungen durch den Beschuss ließen sie immer wieder zurück ins Wasser fallen. Nach kurzer Überlegung griff sie zur Kontrollkonsole des Whirlpools und ließ das Wasser ab. Nachdem die Wanne halb leergelaufen war schaffte sie es endlich aufzustehen und das Badezimmer zu verlassen. Sie lief zu ihrem Bett, um schnell in ihre vom Kabinenmädchen bereitgelegte Kleidung zu schlüpfen. Sie konnte draußen schon die ersten Schüße hören.
Kaum hatte sie jedoch ihre Unterwäsche angezogen, flog mit einem lauten Knall die Tür ihrer Kabine auf und ein Trupp Soldaten in goldenen Kampfanzügen stürmte herein. Sie kam garnicht mehr dazu sich mit ihren Händen zu bedecken, die Soldaten warfen sie vorher zu Boden, drehten sie auf den Bauch und legten ihr Hand- und Fußschellen an. Sie wollte grade protestieren, als sie unsanft am Arm hochgezogen wurde. Sie sah ihr Gegenüber nun genauer an und entdeckte auf seiner linken Brust eine Gravur in seiner Rüstung... Das Wappen Amarrs.
"Was hat das zu..." - "Halt den Mund, du Ungläubige." Der Soldat schlug ihr mit aller Gewalt mit der Rückseite der linken Hand ins Gesicht. "Bringt sie zum Admiral, sperrt den Rest in die Lagerräume, wo wir die Schmuggelware gefunden haben." Sakura sah den Soldaten verwundert an. "Was für..." Wieder schnellte die Hand des Soldaten durch die Luft, die Wucht des Schlages warf Sakura zu Boden. "Knebelt sie und bringt sie weg!" befahl er und spuckte voller Verachtung auf die am Boden liegende Achura. Ein anderer Soldat zog ein Tuch aus seinem Uniform-Gürtel und zwang es in Sakuras Mund, riß sie dann wieder auf ihre Füße und eilte mit ihr Richtung Luftschleuse. Auf dem Weg dorthin kamen sie an vielen über die Korridore verteilte Leichen vorbei... alle von ihnen ehemalige Besatzungsmitglieder des Frachters. Der Gestank von durch Lasern verkohlten Fleisch hing in der Luft, Sakura wurde davon übel. An der Luftschleuse wurde sie dann in ein wartendes Shuttle gestoßen. "Sie soll sofort zum Admiral gebracht werden!" brüllte der Soldat dem Piloten zu. Dieser nickte kurz und wartete, bis die Schleusen geschlossen waren, dann dockte das Shuttle ab und flog davon. Gefesselt und noch immer in Unterwäsche auf dem kalten Metallboden des Shuttles liegend konnte Sakura das Ziel nicht sehen. Erst als sie soweit über den Boden gekrochen war, das sie ins Cokpit schielen konnte sah sie es: Ein Schlachtschiff der Abaddon-Klasse, welches aus allen Rohren auf ein Ziel außer Sicht feuerte. Das Shuttle flog auf eine Andockschleuse am Steg unter dem Schnabel des Schiffes zu, ein paar Minuten danach hörte sie die Andockklammern einrasten. Kaum zeigte die Schleuse den Druckausgleich an, ging auch schon die Tür auf und 2 Soldaten in den nur zu vertrauten goldenen Rüstungen stürmten auf sie zu. Jeder griff unter einen ihrer Arme, erneut wurde sie unsanft auf die Füße gehoben und durch die Korridore eines Schiffes gezerrt. Die Korridore der Abaddon mangelte es jedoch an der von Sakura gewohnten effizienten Einfachheit. Die Gänge bestanden an den Wänden und der Decke praktisch nur aus Lampen, die durch ein Milchglas die Gänge in ein sanftes, gradezu friedliches Licht tauchten, an Türen und Quergängen nur durch stilisierte, mit Blattgold überzogene Säulen unterbrochen. Schießlich blieben die Soldaten an einer Tür stehen und drückten den dazugehörigen Summer. "Herein!" befahl eine Sakura vertraut erscheinende Stimme, und die Tür vor ihnen glitt zur Seite. Die Soldaten warfen sie in den Raum, drehten sich um und die Tür schloß sich wieder.
Sakura landete zu ihrer Überraschung auf einem recht weichen Teppichboden. Sie sah sich in dem Raum um, in dem sie sich nun befand. An Dekadenz war dieser Raum praktisch nicht mehr zu übertreffen. Die Wände waren komplett in Blattgold gehüllt, ebenso der massive Schreibtich, welcher in der Mitte vor einem riesigen Panorama-Fenster stand. und auf der anderen Seite stand ein Mann in einer roten Robe, der die Schlacht beobachtete. "Ah, Frau Imoru, schön Sie endlich persönlich kennenzulernen." Er drehte seinen Kopf über die Schulter, und in seinem Gesicht erschien ein dämonisches Grinsen. Sakura verschluckte beinahe ihren Knebel, als sie den amarrischen Admiral erkannte: Es war der Adlige...
Kapitel IV
Sakura schaute auf das kleine etwas in ihrem Armen hinunter, ein kleines Mädchen, auf das, obwohl es eigentlich noch garnichts geleistet hatte, sie aus einem ihr nicht begreiflichen Grund schon jetzt mächtig stolz war. Sie streichelte der Kleinen sanft über die Wange, während sie es stillte. Laut Doktor Sirekur war sie grade mal ein paar Monate alt und die Amarr hatten ihr noch keinen Namen gegeben, zumindest war nichts in den Resten ihrer Akte verzeichnet. "Na, meine Süße, wie soll ich dich nennen, hmm?" - "Nicht 'Nanerinn'." kam es vom Bett an der anderen Wand, in dem ein weiteres Mädchen saß. "Das ist mein Name." Sakura lächelte das dreijährige Mädchen mit den weißen Haaren an, dessen Gesichtszüge vermuten ließen, dass ihr Vater ein Sebiestor gewesen sein muss. Lediglich die bernsteinfarbenen Augen ihrer Mutter deuteten auf ihr achurisches Erbe hin. "Keine Angst, Nane-chan, wir finden für deine Schwester schon einen anderen schönen Namen."
Seid ihrem Aufwachen waren mittlerweile ein paar Wochen vergangen, und alle paar Tage kamen ein paar Agenten der Republic Security Services und des Republic Justice Department vorbei, um sie nach den Vorfällen auf der Station zu befragen. Die einen hofften auf weitere Namen oder Orte, die anderen wollten eine möglichst umfassende Anklageschrift gegen die gefangenen Amarr. Dabei wurden sie z.T. so hartnäckig, dass Dr. Sirekur sie entfernen lassen musste, damit Sakura ihre dringend benötigte Ruhe bekam um wieder zu Kräften zu kommen. Schließlich sollte sie in zwei Monaten fit genug sein, um vor einem Tribunal ihre Aussage zu machen.
Nanerinn warf einen Blick auf das Baby. "Hab ich noch mehr Schwestern?" Das Mädchen war ziemlich überrascht gewesen als man ihr sagte, man hätte ihre Mutter gefunden, und noch überraschter als sie erfuhr, dass sie sogar eine Schwester hat. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, Schatz, aber du hast wohl noch drei Brüder. Allerdings wurden sie nach ihrer Geburt wohl von der Station gebracht." - "Und wo sind sie jetzt?" - "Ich weiß es leider nicht... noch nicht." Sakura versuchte zuversichtlich zu wirken. "Aber wir werden sie schon finden."
"Nun, zumindest haben wir jemand anderen gefunden." Dr. Sirekur stand im Türrahmen und hielt ein Pad hoch. "Wir haben Nachricht vom Federal Intelligence Office erhalten, dass es ihnen gelungen ist ihre Eltern ausfindig zu machen, Frau Imoru. Man will sie so schnell wie möglich hierher bringen." Sakura lächelte den Arzt fröhlich an. "Das sind gute Neuigkeiten. Die beiden haben die letzten sechs Jahre sicherlich vor Sorge kaum schlafen können." Sie sah wieder zu dem noch namenlosen Mädchen herunter." Ich zumindest mache mir ziemliche Sorgen um meine Söhne." Dr. Sirekur setzte sich auf den Rand des Bettes, das Baby betrachtend. Es schien ihm, seid es bei seiner Mutter war, wesentlich besser zu gehen, der Stress während der Befreiung der Sklaven aus den Händen der Amarr hatte dem kleinen Mädchen ziemlich zugesetzt. Nun war sie fast wieder auf ihrem Soll-Gewicht, und wirkte wesentlich gesünder als noch vor ein paar Wochen. "Nun, das Imperium ist groß, aber dank der Stationsakten stehen wir zumindest nicht mit ganz leeren Händen da. Sie zu finden ist folglich nur eine Frage der Zeit."
Der Arzt schaute der Kleinen eine Weile beim Trinken zu. "Haben Sie sich schon einen Namen für sie überlegt?" - "Nein, noch nicht. Ich dachte daran, sie eventuell nach einer der Soldatinnen zu benennen, die bei unserer Befreiung ihr Leben ließen oder schwer verwundet wurden, aber ich kenne die Listen nicht." - "Ich werde schauen, ob ich jemanden von der Flotte überreden kann, Ihnen eine entsprechende Liste zukommen lassen zu können." Dr. Sirekur stand auf. "Nun, wie sie sich sicher denken können, sind heute wieder ein paar Herren vom RJD und RSS da." Sakura seufzte kurz, ihren Blick nicht von ihrem Baby nehmend. "Sagen Sie ihnen, dass sie sich noch etwas gedulden müssen, bis die kleine hier fertig ist mit ihrem Frühstück." Der Arzt lächelte kurz, nickte dann bestätigend und verließ dann den Raum. "Nun, ihr beiden, sieht wohl so aus, als würdet ihr bald eure Großeltern kennenlernen. "Was sind 'Großeltern'?" Nanerinn sah ihre Tochter schmunzelnd an. "Zwei sehr liebe Menschen, die ich lange nicht mehr gesehen habe."
Es handelt sich hierbei um eine Geschichte, die ich als RP-Hintergrund für einen meiner Chars in EvE-Online schreibe.
Ammit
(c) 2009 by Soundwave
Prolog
Es war Morgen. Durch das große Fenster neben ihrem Bett begannen die orangenen Strahlen der Sonne Pators den Raum zu wärmen. Doch sie bewegte sich nicht. Sie lag da und starrte an die Decke. Nicht einmal die immer lauter werdenden Geräusche vor ihrem Zimmer entlockten ihr eine Reaktion. Selbst als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und eine Frau mittleren Alters es betrat nahm sie ihren Blick nicht von der Decke.
"Guten Morgen!" begrüßte die Frau sie. Doch sie schwieg. Die Frau seufzte, ging zum Tisch am Fußende des Bettes und nahm das dort liegende Klemmbrett zur Hand. Nach kurzer Lektüre griff sie nach dem Stift, der an einem Faden an das Klemmbrett gebunden war und machte eine Notiz. Sie wollte grade das Klemmbrett zurücklegen, als die Tür sich erneut öffnete. "Ah, Schwester, Guten Morgen." - "Guten Morgen, Herr Doktor." - "Und, noch keine Veränderung?" - "Leider nicht. Sie ist noch immer total apatisch." - "Vielleicht ändert sich das demnächst. Es ist Republic Fleet endlich gelungen den schwer beschädigten Stationscomputer, den man nach der Schlacht hat bergen können, wieder zum Laufen zu bringen. Der Tätowierung an ihrem Oberschenkel zufolge handelt es sich hier um Sakura Imoru. Wie wir bereits vermuteten ist sie eine Caldari, allerdings behauptete die caldarische Botschaft auf Anfrage hin, dass Frau Imoru vor 6 Jahren bei einem Piratenangriff getötet wurde, und man machte den Behörden unmissverständlich klar, dass man nicht weiter..."
Ihr Unterbewusstsein regte sich bei diesen Worten. 'Tot? Ja, die Frau die ich einst war starb vor 6 Jahren, aber es waren nicht die Piraten, die mich töteten.'
"...nachforschen solle." - "Das kann nicht ihr Ernst sein!" Die Krankenschwester sah den Arzt entsetzt an. "Soll das heißen, dass sie nicht zurück nach Hause kann?" - "So sieht es wohl aus. Man hatte sie zudem wegen Waffenschmuggels an die Sanschas verurteilt, SIE würden ihre sofortige Auslieferung verlangen,..."
'Ja, das würden sie.'
"...wenn sie jemals wieder in ihre Heimat zurückkehren würde." - "Das ist mal wieder so typisch!" Die Schwester war sichtlich empört. "Die Regierung hat die Föderation gebeten, über inoffizielle Kanäle ihre Verwandten ausfindig zu machen." - "Aber was können diese schon tun, Herr Doktor?" - "Nicht viel, zumindest politisch nicht. Aber vielleicht können sie ihr zumindest persönlich helfen. Es gab in der Stationsakte zu ihr noch eine handvoll Querverweise, aber diese sind noch zu stark fragmentiert und daher noch nicht lesbar. Man hat mir zugesichert, dass wir über alle Erkenntnisse über ihre Person informiert würden, um ihre Genesung zu unterstützen. Aber nun kommen sie, es gibt noch andere Überlebende, die unserer Hilfe bedürfen." - "Ja, natürlich."
Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten und die Tür ins Schloss gefallen war, regte sich ihr Unterbewusstsein wieder. 'Wer hätte gedacht, dass mein achtzehnter Geburtstag mich heimatlos machen würde...' Bei diesem Gedanken schlossen sich ihre Augen, und eine Träne floss ihre Wange hinab...
Kapitel I
Sakura öffnete ihre Augen und schaute sich in ihrem Zimmer um. Es war beinahe schon dekadent eingerichtet, ein Barock-Zimmer einer Prinzessin würdig. Nun, in gewisser Hinsicht war sie ja auch eine. Sie war das einzige Kind von Yoshio Imoru, Vize-Präsident eines für Caldari-Begriffe kleinen, aber sehr erfolgreichen Speditionsunternehmens. Und heute... ein berechnendes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ja, heute, an ihrem 18. Geburtstag, würde SIE in die Firma ihres Vaters eintreten, und schon bald würde SIE sich bis in die Chef-Etage hochgearbeitet haben und das Imoru-Erbe fortsetzen. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und schwang ihre langen Beine über die Bettkante. Sie war eine typisch asiatische Schönheit, und das wusste sie. Sie hatte zwar, wie jeder Imoru vor ihr, das ABC der Geschäftwelt mit der Muttermilch aufgesaugt. Aber sie hatte während ihrer Zeit an der Wirschaftsschule auch gelernt, wie sie ihre Reize zu ihren Gunsten einsetzen kann. Nun war es in der caldarischen Gesellschaft verpönt, freizügig gekleidet zu Geschäftsterminen zu erscheinen... aber nirgendwo stand geschrieben, dass frau keinen körperbetonenden Anzug tragen darf. Oder dass frau kein verführerisches Makeup tragen soll. Das berechnende Lächeln wurde noch breiter, während sie aus ihrem Nachthemd schlüpfte und unter die Dusche stieg. Nein, die noch immer von Männern dominierte Chefetage hatte keine Ahnung, was auf sie zukam.
Sie trocknete sich ab, ging in ihren begehbaren Kleiderschrank und zog den maßgeschneiderten Firmenanzug an. Nachdem sie sich noch geschminkt und frisiert hatte warf sie noch einen kontrollierenden Blick an den Wandspiegel. Der hellblaue Anzug (hellblau war die Farbe der Neulinge in der Firma, je dunkler der Anzug, desto höher der Rang, mitternachtsblau war die Farbe der Vize-Präsidenten, schwarz war dem CEO vorbehalten) mit dem Firmenemblem über der linken Brust saß, wie erwartet, so, dass er ihre Reize optimal betonte, ohne dabei irgendetwas zu zeigen. Sie entfernte noch schnell einen Fussel von der linken Schulter und begab sich dann Richtung Wohnzimmer.
"Ah, Sakura-chan, herzlichen Glückwunsch, meine Kleine!" begrüßte ihr Vater sie. "Danke, Papa, aber denk bitte nachher in der Firma daran, mich mit Imoru-san anzureden, okay?" - "Keine Sorge, du bist nicht die erste Person, die in die Firma eintritt, Sakura-cha... Imoru-san." korrigierte sich ihr Vater schnell, als Sakura ihn mit einem tadelnden Blick ansah. "Auch von mir alles Gute zum Geburtstag, Sakura-chan. Lass dich ansehen." Ihre Mutter, Ai Imoru, legte je eine Hand an jede ihre Schultern und musterte sie von Kopf bis Fuß an. "Du bist zu einer echten Schönheit gereift." - "Ganz wie ihre Mutter" kommentierte Yoshio dies, stellte sich hinter seine Frau und gab ihr einen Kuss auf die Wange, während er seine Arme um ihre Hüfte legte. "He, Moment mal, warum darf sie dich weiter 'Sakura-chan' nennen" protestierte er plötzlich, als ihm klar wurde, dass Sakura ihrer Mutter keinen tadelnden, sondern einen liebevollen Blick auf die Verniedlichung ihres Namens zuwarf. "Ganz einfach, Papa, sie wird nicht mein Vorgesetzter." - "1:0 für dich. Hauptsache ist jedoch, dass DU nachher nicht vergisst, mich mit Imoru-shacho anzureden." - "Touché." lachte Sakura. Und atmete tief durch. Dabei nahm sie nun auch den Geruch vom Esstisch war, und wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, wenn auch nur kurz. Ihre Mutter hatte ihr Lieblingsessen anrichten lassen...
Zwei Stunden später saß sie an ihrem Schreibtisch und bearbeitete ihren ersten Auftrag. Es ging um die Organisation eines Warentransportes von New Caldari Prime nach Amarr Prime, es ging dabei um streng geheime Fracht, die als irgendetwas anderes gekennzeichnet werden sollte, etwas, dass eine kleine Eskorte rechtfertigte, aber dennoch für Piraten nicht wichtig genug erschien. Sakura dachte kurz nach und trug dann Zydrine-Wein in die Frachtpapiere ein. Eigentlich wäre diese Aufgabe nicht wirklich wichtig für ihren Aufstieg in der Firma gewesen, wäre nicht in letzter Sekunde von einem Boten die Nachricht überbracht worden, dass der Käufer, ein hoher Adliger der Amarr, über die Vergabe von Frachtaufträgen auch innerhalbs des Imperiums verhandlen wollte. Ihr Vater hatte dann im Hintergrund genügend Fäden gezogen, so dass die Verhandlungen an Sakura übergeben wurden.
Nachdem sie die Frachtpapiere noch einmal überprüft hatte, ließ sie sich mit dem Kunden verbinden. "Seien sie gegrüßt." Sakura deutete vor dem Bildschirm eine Verbeugung an und betrachtete den Amarr auf ihrem Com-Bildschirm darauf hin genauer. Leider gab es nicht viel zu erkennen, da er die Kapuze seiner roten Kutte tief ins Gesicht gezogen hatte, lediglich sein Mund war zu sehen. "Mein Name ist Sakura Imoru von der Tabuchi Logistics Corporation. Ich wollte mich schon mal persönlich bei Ihnen vorstellen, da ich unsere Firma in den kommenden Geschäftsverhandlungen repräsentieren werde." - "Aaah, sie wurden mir also zugeteilt?" - "Ja, das ist richtig." Sakura bemerkte das kurze dämonische Grinsen des Adligen, dachte sich aber nix dabei. Sie wusste, dass Amarr sich grundsätzlich den anderen Völkern als überlegen betrachteten, die Minmatar-Rebellion hatte daran nicht viel verändert. "Ich werde als Passagierin an Bord des nächsten Schiffes mit Ihrer Lieferung Zydrine-Wein bei Ihnen eintreffen, die genauen Details können Sie den Unterlagen dazu entnehmen, die ich Ihnen grade auf einer gesonderten und abgesicherten Frequenz zukommen lasse." Der Amarr warf einen kurzen Blick auf anderen Monitor, sah die Unterlagen kurz durch und wandte sich dann wieder Sakura zu. "Ah, wie ich sehe wurden Sie noch nicht darüber informiert, dass auf dieser Route gesteigerte Piratenaktivitäten gemeldet wurden. Ich lasse Ihnen die vom Amarr Civil Service empfohlene Ausweichroute zukommen." Wieder zeigte sich auf dem teilweise verborgenen Gesicht des Mannes ein dämonisches Lächeln. "Ich freue mich schon darauf, Sie persönlich zu treffen, Frau Imoru." Erneut ließ sich Sakura nichts anmerken und setzte ihr verführerischtes Lächeln auf. "Vielen Dank für die Informationen, mein Herr, und auch ich freue mich schon auf unsere Begegnung."
Der Amarr schaltete den Bildschirm ab und winkte einen seiner Sklaven zu sich heran. "Leite das nötige in die Wege, du Wurm!" Der Sebiestor nickte schnell und verließ den Raum. 'Nein, Frau Imoru, auf unsere Begegnung werden Sie sich nicht freuen. Nur ich werde daran mein Vergnügen haben.' Und erneut lächelte der Amarr dämonisch vor sich hin.
Kapitel II
Seit einem Monat lag sie nun in diesem Krankenhaus. Seid einem Monat starrte sie nun schon an die selbe Stelle an der Decke. und wie immer betrat die Krankenschwester zur selben Zeit am morgen ihr Zimmer. Sie hatte es mittlerweile aufgegeben, ihr einen guten Morgen zu wünschen, sie griff sich direkt Sakura's Akte und trug "Keine Veränderung" ein. Und wieder betrat der Doktor in diesem Moment das Zimmer.
"Guten Morgen, Schwester. Und, noch immer nichts?" - "Nein, Herr Doktor, noch immer keinerlei Besserung in ihrem Zustand." - "Nun, wenn wir nicht zu ihr durchkommen, dann vll diese zwei hier." Der Doktor reichte ihr zwei Akten. "Sind diese zwei Patienten nicht die Mädchen von der Kinder-Trauma-Station, deren Eltern wir noch nicht ermitteln konnten? Wie sollen die uns helfen zu ihr durchzukommen?" - "Nunja, nachdem Republic Fleet den Stationscomputer nichts mehr entlocken konnte wurde er den Experten der Republic Security Services übergeben. Diese konnten noch weitere Daten wiederherstellen, inklusive zwei der Querverweise von Frau Imoru's Stations-Akte. Es stellte sich heraus, dass diese Querverweise sich auf die Mädchen beziehen." - "Soll das etwa heißen, dass es sich..." - "Ja, die zwei Mädchen sind Frau Imoru's Töchter. Ich habe bereits ihre Verlegung auf unsere Station beantragt."
'Meine Töchter... sie leben?' Sakuras Unterbewusstsein began das grade gehörte nur langsam zu verarbeiten, doch nun hatte sie etwas, woran sie sich klammern konnte, einen Funken Hoffnung, der ihr durch den Nebel ihrer Apathie helfen konnte...
"Ich hoffe, dass sie sich gegenseitig helfen können, und Doktor Eryldar hegt die selbe Hoffnung. Kommen sie, wir müssen ein größeres Zimmer organisieren." lächelte der Doktor ihr zu. Die Schwester nickte, und die zwei gingen Richtung Tür.
"Was ist mit meinen Söhnen?" Ihre Stimme war sehr schwach, aber die zwei bemerkten sie noch, bevor die Tür geöffnet und der Lärm vom Gang ihre Worte verschluckt hätte. Der Arzt und die Schwester schauten sich kurz verblüfft an und eilten dann zur Sakura hinüber. "Entschuldigung, könnten sie das wiederholen?" Sakura wandte ihre bernsteinfarbenen Augen von der Decke ab, zwinkerte kurz und schaute den Doktor mit einer neu gefundenen Wärme an. "Meine Söhne, wie geht es denen?" - "Es tut mir Leid, bis auf eine Hand voll amarrianischem Stationspersonal waren alle Überlebenden weiblich." - "Das muss aber nicht heißen, dass sie tot sind" erwiderte die Schwester schnell, als Sakuras Blick wieder Richtung Decke wanderte, "Jungen werden meist so schnell wie möglich von Bord geschafft." - "Das stimmt." bestätigte der Doktor dies, "wir werden sicher mehr erfahren, wenn der Rest der Daten wiederhergestellt wurde." Sakura blinzelte erneut und versuchte erfolglos sich aufzurichten. "Sachte, sie haben sehr lange gelegen, ihre Muskeln sind sehr schwach. Schwester, helfen sie mir Frau Imoru aufzurichten." Nach einer kurzen Zeit saß Sakura dann in ihrem Bett und sah sich die zwei genauer an. Der Doktor trug einen typischen weißen Kittel, der ihm aber wohl etwas zu groß war, seine Ärmel waren aufgekrempelt. Er hatte Tätowierungen auf seiner linken Gesichtshälfte sowie auf seiner linken Hand, von den eher sanften Gesichtszügen her schloß sie, dass er ein Minmatar vom Stamm der Vherokior sein müsse. Die Schwester wiederum trug eine eng anliegende Kreuzung aus Kittel und Minirock, auch sie hatte eine Tätowierung, diese ging aber von ihrem linken Fuß aus an ihren Beinen nach oben und verschwand unterm Saum. Auch ihre Gesichtszüge ließen auf den Vherokior-Stamm schließen. "Ich möchte sie sehen." Sakura sah den Doktor an, noch immer zeigte sich ein wenig Teilnahmslosigkeit auf ihrem Gesicht ab, doch ihre Augen wurden immer mehr von einem inneren Feuer zum Glühen gebracht. "Wen?" - "Meine Töchter." - "Aber natürlich." Der Doktor nickte der Schwester zu, welche sich sofort auf den Weg machte. "In der Zwischenzeit muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn sie sich dazu in der Lage fühlen." Sakura nickte kurz. "OK. Die Frage, die uns alle hier am meisten interessiert ist: 'Wie kommt eine Caldari auf eine amarrianische Zuchteinrichtung?'" Das Feuer in ihren Augen erlosch augenblicklich, statt dessen ging nun eine eisige Kälte von ihnen aus. "Wie? Ganz einfach: Verrat!"
Kapitel III
'Das ist das Leben!' Sakura ließ sich im Whirlpool bis zum Hals abtauchen und erhöhte die Einstellung der Düsen. Jetzt, da der Transport über die Grenze war, konnte sie sich für die verbliebene Dauer der Reise in ihre Kabine zurückziehen, sich entspannen und die restliche Arbeit in die Hände des Kapitäns der Badger und die der Mordus-Eskorte legen. Sie streckte eins ihrer langen Beine senkrecht in die Höhe und strich mit beiden Händen über dessen gesamte Länge, stolz auf die Seidigkeit ihrer Haut. "Computer, noch etwas Kirschblüten-Öl dem Bad hinzugeben." Der Computer bestätigte mit einem kurzen Piepsen, und die rosa Färbung des Badewassers wurde etwas stärker, als über die Düsen weiteres Öl zugegeben wurde. Sakura schloß die Augen und genoß die Wasserstrahlen, die ihren ganzen Körper wie viele hundert Hände streichelten und massierten.
Die Eskorte von Mordus... Sie fand es immer noch seltsam, dass sich die Söldner selbst an Tabuchi Logistics gewandt hatten und ihre Dienste anboten, allerdings gab es keinen Grund, an ihren Absichten zu zweifeln... schließlich waren sie von caldarischer Herkunft und hatten auch den selben Sinn für Profit. Und da eins ihrer Geschwader eh in der Region war und die selbe Route fliegen musste, warum dann nicht nebenher noch was dazuverdienen?
Dennoch: Normalerweise muste man an die Legion herantreten, um ihre Dienste in Anspruch nehmen zu können, sie boten sie nur sehr selten von sich aus an... und so groß war Tabuchi nicht, als dass Mordus ein Interesse an dessen Geschäftsaktivitäten haben könnte.
"Egal, damit kann ich mich später noch beschäftigen." sagte Sakura zu sich selbst und griff Richtung Intercom, um ihr Kabinenmädchen zu sich zu rufen. Dieses stand kurz darauf in der Tür, gekleidet in einem senffarbenen Kimono. "Ich werde in einer halben Stunde mein Bad beendet haben, sorgen Sie bitte dafür, dass mein Abendessen dann fertig ist." - "Sehr wohl, Imoru-bucho." Das Mädchen verbeugte sich kurz und verließ dann das Badezimmer. Nachdem sie dem Computer dann noch die Anweisung gab, sie in einer halben Stunde an das Abendessen zu erinnern schloß sie ihre Augen und entspannte sich.
Captain Takawa schaute sich auf der Brücke um, auf der es, nachdem Frau Imoru sich endlich in ihr Quartier zurückgezogen hatte, wieder normal zuging. Er hasste es, wenn jemand aus der Chefetage zugegen war, schließlich war er kein Freund von Formalitäten. Er knöpfte seine Uniformjacke auf und nahm in seinem Stuhl Platz. "Misaki-chan, wie ist unser Status?" wandte er sich sich seiner ersten Offizierin im Pilotensitz zu. Auch sie hatte ihre Uniformsjacke ausgezogen und diese über ihre Rückenlehne geworfen. Nun saß sie wie sonst auch in ihrem bauchfreien Top da. Dass die beiden ein Paar waren war an Bord der Tsuru Maru ein offenes Geheimnis. "Unverändert, Masao-kun. Wir reisen aktuell mit 3 AU/s auf den 6. Ausweichwegpunkt zu, zu dem geraten wurde. Unsere Eskorte aus 2 Mordus Gladius und 3 Mordus Katana haben sich rund um uns aufgebaut, die Gladii jeweils an unseren Seiten, die Katanas über, unter und direkt vor uns." - "Moment mal, sie haben ihre Formation geändert?" - "Warte, ich überprüfe die Sensorlogs... Du hast recht, bis vor dem letzten Wegpunkt waren die Gladii vor bzw. hinter uns, während die Katanas ein Dreieck um uns bildeten." Masaos Nackenhaare stellten sich auf. Irgendwas stimmte hier nicht... Warum ließen die Söldner auf einmal den Raum achtern ungeschützt? - "Tsubasa?" wandte er sich seinem Sensoroffizier zu. "Ja, Chef?" - "Halt mir den Raum achtern im Auge, ja? Irgendwas stimmt hier nicht..." - "Alles klar, Boss!". Tsubasa schaltete die hinteren Sensoren auf seinen zentralen Monitor und fixierte seinen Blick darauf. Masao stand auf und beugte sich über den Pilotensitz. "Und du, mein Schatz, hälst mir bitte diese Söldner im Auge. Ich will über die kleinste Änderung in deren Formation informiert werden..." - "Aber klar doch. Ich hoffe nur, dass wegen deinem miesen Gefühl die für heut abend geplante Inspeketion der Andockschleuse nicht ausfällt." Sie schaute ihn mit einem verspielten Lächeln an. "Oh, keine Panik, die findet wie geplant in deinem Quarier statt." grinste er sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Er wollte sich grade wieder seinem Stuhl zuwenden, als eine Erschütterung die Tsuru Maru erfasste und die Warnleuchten der Triebwerke aufleuchteten. Misaki ließ ihre Finger über die Kontrollen fliegen. "Ausfall aller 4 FTL-Triebwerke!" - "Was?!? Das ist unmöglich!" Takawa hämmerte auf den Knopf für das Intercom. "Maschinenraum, hier Brücke! Jaakkima, was ist los bei euch?" Takawa war überrascht, als statt dem Civire ein anderer antwortete. "Masao, schick uns ein Med-Team. Jaakkima hat hier unten alle mit nem Stunblaster betäubt und dann die Triebwerke sabotie..." Misaki unterbrach den Ingenieur. "Wir fallen aus dem Warp..." Masao schaute aus dem kuppelförmigen Fenster und traute seinen Augen nicht. Keine 30km vor ihnen lieferten sich eine Flotte Amarr und ein paar Sanshas ein Gefecht. "180°-Wende, Misaki... Bring uns von hier weg, bevor.." - "Pilgrim enttarnt sich direkt über uns!" rief Tsubasa. "Unidentifiziertes Schiff, dies ist Admiral Lazerus von der Imperial Navy. Schalten sie ihre Triebwerke ab und bereiten sie sich auf die Enterung vor!" - "Tu was er sagt, Scha..." In diesem Moment schlug ein Laserstrahl der Pilgrim in die Brücke der Tsuru Maru ein und setzte sie dem Vakuum des Alls aus...
"Alle Mann auf ihre Stationen, wir werden angegriffen. Dies ist keine Übung!" brüllte irgendjemand kurz darauf durch das Lautsprechersystem der Badger. Sakura versuchte aus der Wanne zu klettern, doch die dauerhaften Erschütterungen durch den Beschuss ließen sie immer wieder zurück ins Wasser fallen. Nach kurzer Überlegung griff sie zur Kontrollkonsole des Whirlpools und ließ das Wasser ab. Nachdem die Wanne halb leergelaufen war schaffte sie es endlich aufzustehen und das Badezimmer zu verlassen. Sie lief zu ihrem Bett, um schnell in ihre vom Kabinenmädchen bereitgelegte Kleidung zu schlüpfen. Sie konnte draußen schon die ersten Schüße hören.
Kaum hatte sie jedoch ihre Unterwäsche angezogen, flog mit einem lauten Knall die Tür ihrer Kabine auf und ein Trupp Soldaten in goldenen Kampfanzügen stürmte herein. Sie kam garnicht mehr dazu sich mit ihren Händen zu bedecken, die Soldaten warfen sie vorher zu Boden, drehten sie auf den Bauch und legten ihr Hand- und Fußschellen an. Sie wollte grade protestieren, als sie unsanft am Arm hochgezogen wurde. Sie sah ihr Gegenüber nun genauer an und entdeckte auf seiner linken Brust eine Gravur in seiner Rüstung... Das Wappen Amarrs.
"Was hat das zu..." - "Halt den Mund, du Ungläubige." Der Soldat schlug ihr mit aller Gewalt mit der Rückseite der linken Hand ins Gesicht. "Bringt sie zum Admiral, sperrt den Rest in die Lagerräume, wo wir die Schmuggelware gefunden haben." Sakura sah den Soldaten verwundert an. "Was für..." Wieder schnellte die Hand des Soldaten durch die Luft, die Wucht des Schlages warf Sakura zu Boden. "Knebelt sie und bringt sie weg!" befahl er und spuckte voller Verachtung auf die am Boden liegende Achura. Ein anderer Soldat zog ein Tuch aus seinem Uniform-Gürtel und zwang es in Sakuras Mund, riß sie dann wieder auf ihre Füße und eilte mit ihr Richtung Luftschleuse. Auf dem Weg dorthin kamen sie an vielen über die Korridore verteilte Leichen vorbei... alle von ihnen ehemalige Besatzungsmitglieder des Frachters. Der Gestank von durch Lasern verkohlten Fleisch hing in der Luft, Sakura wurde davon übel. An der Luftschleuse wurde sie dann in ein wartendes Shuttle gestoßen. "Sie soll sofort zum Admiral gebracht werden!" brüllte der Soldat dem Piloten zu. Dieser nickte kurz und wartete, bis die Schleusen geschlossen waren, dann dockte das Shuttle ab und flog davon. Gefesselt und noch immer in Unterwäsche auf dem kalten Metallboden des Shuttles liegend konnte Sakura das Ziel nicht sehen. Erst als sie soweit über den Boden gekrochen war, das sie ins Cokpit schielen konnte sah sie es: Ein Schlachtschiff der Abaddon-Klasse, welches aus allen Rohren auf ein Ziel außer Sicht feuerte. Das Shuttle flog auf eine Andockschleuse am Steg unter dem Schnabel des Schiffes zu, ein paar Minuten danach hörte sie die Andockklammern einrasten. Kaum zeigte die Schleuse den Druckausgleich an, ging auch schon die Tür auf und 2 Soldaten in den nur zu vertrauten goldenen Rüstungen stürmten auf sie zu. Jeder griff unter einen ihrer Arme, erneut wurde sie unsanft auf die Füße gehoben und durch die Korridore eines Schiffes gezerrt. Die Korridore der Abaddon mangelte es jedoch an der von Sakura gewohnten effizienten Einfachheit. Die Gänge bestanden an den Wänden und der Decke praktisch nur aus Lampen, die durch ein Milchglas die Gänge in ein sanftes, gradezu friedliches Licht tauchten, an Türen und Quergängen nur durch stilisierte, mit Blattgold überzogene Säulen unterbrochen. Schießlich blieben die Soldaten an einer Tür stehen und drückten den dazugehörigen Summer. "Herein!" befahl eine Sakura vertraut erscheinende Stimme, und die Tür vor ihnen glitt zur Seite. Die Soldaten warfen sie in den Raum, drehten sich um und die Tür schloß sich wieder.
Sakura landete zu ihrer Überraschung auf einem recht weichen Teppichboden. Sie sah sich in dem Raum um, in dem sie sich nun befand. An Dekadenz war dieser Raum praktisch nicht mehr zu übertreffen. Die Wände waren komplett in Blattgold gehüllt, ebenso der massive Schreibtich, welcher in der Mitte vor einem riesigen Panorama-Fenster stand. und auf der anderen Seite stand ein Mann in einer roten Robe, der die Schlacht beobachtete. "Ah, Frau Imoru, schön Sie endlich persönlich kennenzulernen." Er drehte seinen Kopf über die Schulter, und in seinem Gesicht erschien ein dämonisches Grinsen. Sakura verschluckte beinahe ihren Knebel, als sie den amarrischen Admiral erkannte: Es war der Adlige...
Kapitel IV
Sakura schaute auf das kleine etwas in ihrem Armen hinunter, ein kleines Mädchen, auf das, obwohl es eigentlich noch garnichts geleistet hatte, sie aus einem ihr nicht begreiflichen Grund schon jetzt mächtig stolz war. Sie streichelte der Kleinen sanft über die Wange, während sie es stillte. Laut Doktor Sirekur war sie grade mal ein paar Monate alt und die Amarr hatten ihr noch keinen Namen gegeben, zumindest war nichts in den Resten ihrer Akte verzeichnet. "Na, meine Süße, wie soll ich dich nennen, hmm?" - "Nicht 'Nanerinn'." kam es vom Bett an der anderen Wand, in dem ein weiteres Mädchen saß. "Das ist mein Name." Sakura lächelte das dreijährige Mädchen mit den weißen Haaren an, dessen Gesichtszüge vermuten ließen, dass ihr Vater ein Sebiestor gewesen sein muss. Lediglich die bernsteinfarbenen Augen ihrer Mutter deuteten auf ihr achurisches Erbe hin. "Keine Angst, Nane-chan, wir finden für deine Schwester schon einen anderen schönen Namen."
Seid ihrem Aufwachen waren mittlerweile ein paar Wochen vergangen, und alle paar Tage kamen ein paar Agenten der Republic Security Services und des Republic Justice Department vorbei, um sie nach den Vorfällen auf der Station zu befragen. Die einen hofften auf weitere Namen oder Orte, die anderen wollten eine möglichst umfassende Anklageschrift gegen die gefangenen Amarr. Dabei wurden sie z.T. so hartnäckig, dass Dr. Sirekur sie entfernen lassen musste, damit Sakura ihre dringend benötigte Ruhe bekam um wieder zu Kräften zu kommen. Schließlich sollte sie in zwei Monaten fit genug sein, um vor einem Tribunal ihre Aussage zu machen.
Nanerinn warf einen Blick auf das Baby. "Hab ich noch mehr Schwestern?" Das Mädchen war ziemlich überrascht gewesen als man ihr sagte, man hätte ihre Mutter gefunden, und noch überraschter als sie erfuhr, dass sie sogar eine Schwester hat. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, Schatz, aber du hast wohl noch drei Brüder. Allerdings wurden sie nach ihrer Geburt wohl von der Station gebracht." - "Und wo sind sie jetzt?" - "Ich weiß es leider nicht... noch nicht." Sakura versuchte zuversichtlich zu wirken. "Aber wir werden sie schon finden."
"Nun, zumindest haben wir jemand anderen gefunden." Dr. Sirekur stand im Türrahmen und hielt ein Pad hoch. "Wir haben Nachricht vom Federal Intelligence Office erhalten, dass es ihnen gelungen ist ihre Eltern ausfindig zu machen, Frau Imoru. Man will sie so schnell wie möglich hierher bringen." Sakura lächelte den Arzt fröhlich an. "Das sind gute Neuigkeiten. Die beiden haben die letzten sechs Jahre sicherlich vor Sorge kaum schlafen können." Sie sah wieder zu dem noch namenlosen Mädchen herunter." Ich zumindest mache mir ziemliche Sorgen um meine Söhne." Dr. Sirekur setzte sich auf den Rand des Bettes, das Baby betrachtend. Es schien ihm, seid es bei seiner Mutter war, wesentlich besser zu gehen, der Stress während der Befreiung der Sklaven aus den Händen der Amarr hatte dem kleinen Mädchen ziemlich zugesetzt. Nun war sie fast wieder auf ihrem Soll-Gewicht, und wirkte wesentlich gesünder als noch vor ein paar Wochen. "Nun, das Imperium ist groß, aber dank der Stationsakten stehen wir zumindest nicht mit ganz leeren Händen da. Sie zu finden ist folglich nur eine Frage der Zeit."
Der Arzt schaute der Kleinen eine Weile beim Trinken zu. "Haben Sie sich schon einen Namen für sie überlegt?" - "Nein, noch nicht. Ich dachte daran, sie eventuell nach einer der Soldatinnen zu benennen, die bei unserer Befreiung ihr Leben ließen oder schwer verwundet wurden, aber ich kenne die Listen nicht." - "Ich werde schauen, ob ich jemanden von der Flotte überreden kann, Ihnen eine entsprechende Liste zukommen lassen zu können." Dr. Sirekur stand auf. "Nun, wie sie sich sicher denken können, sind heute wieder ein paar Herren vom RJD und RSS da." Sakura seufzte kurz, ihren Blick nicht von ihrem Baby nehmend. "Sagen Sie ihnen, dass sie sich noch etwas gedulden müssen, bis die kleine hier fertig ist mit ihrem Frühstück." Der Arzt lächelte kurz, nickte dann bestätigend und verließ dann den Raum. "Nun, ihr beiden, sieht wohl so aus, als würdet ihr bald eure Großeltern kennenlernen. "Was sind 'Großeltern'?" Nanerinn sah ihre Tochter schmunzelnd an. "Zwei sehr liebe Menschen, die ich lange nicht mehr gesehen habe."
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