Hallo !
Also großer Fan von Deep Space Nine, habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, die sich mit der Entstehung des Dominions und den Motiven der Gründer beschäftigt. Dabei habe ich bekannte Rassen und einige Details relativ locker vermischt.
Ich hoffe die Geschichte gefällt euch:
Die erste Vereinigung
Kartok Arat Jenga stapfte wütend den gepflasterten Pfad entlang, der sich durchs Arboretum schlängelte. Er war in Eile, folgte aber trotzdem ordentlich der vorgegebenen Strecke, die grüne Wiesen durchschnitt und kleine Baumgruppen verschiedenster Arten umrundete. Jenga schnaufte ärgerlich, der kleine Spaziergang lies ihn schon schwer atmen. Durch stundenlange Arbeit im Büro, war er es nicht gewohnt größere Strecken zu Fuß zu gehen.
Diesmal war Kalum zu weit gegangen. Aus gutem Grund war es nicht gestattet, ohne Genehmigung die Klassenräume zu verlassen. Was alles passieren konnte ! Schließlich bestanden die Klassen aus Kindern verschiedenster Rassen. Wer konnte Allergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen durch fremde Pflanzen ausschließen ? Was wenn einem der Kinder etwas zustieß ? Und davon einmal abgesehen, war es eine Regelwidrigkeit, die Jenga nicht einfach so hinnehmen konnte. Erst recht nicht von dem aufmüpfigen Kalum, das untergrub Jengas Autorität.
Den Weg säumten interaktive Hologramme, die die jeweiligen Lebensräume und deren typische Pflanzenarten erklärten, die hier ausgestellt waren. Tatsächlich hatte Jenga das Schularboretum noch nie aufgesucht und jetzt stellte er fest, dass er sich verlaufen hatte. Schwer atmend blieb er stehen und lehnte sich an einen Holopfahl, der daraufhin pflichtbewusst ansprang.
“Oh,” tönte eine unerträglich fröhliche Stimme “ihr wollt mehr über den Trasischen Wung erfahren ? Ein phänomenales Gewächs, fürwahr.” Eine bunte Figur tänzelte den Weg entlang und sprang leichtfüßig auf Jengas Schulter. “Der Wung ist ein Knollengewächs, das mit seinen, im Wasser treibenden Tentakeln,…” ärgerlich schlug Jenga nach dem Störenfried auf seiner Schulter, und die kleine Figur verschwand mit einem Plopp.
Wer hatte eigentlich diese kindischen Hologrammpfähle installiert ? Die Eltern der Kinder zahlten viel Geld dafür, dass ihre Sprösslinge diese renommierte Schule besuchen durften, wer verschwendete da kostbare Unterrichtszeit an solch alberne Holofiguren ?
Gleich morgen würde Jenga diese Dinger entfernen lassen, wenn er erst Kalum und seine Klasse gefunden hatte. Entschlossen ging er weiter.
In einiger Entfernung führte eine Reihe kleiner Fußabdrücke weg von dem Hauptweg. Schrilles Kinderlachen schien über dem Garten zu schweben, als die Horde Kinder beobachtete, wie sich eine blaublättrige Schlingpflanze Bertrand Kalums Bein nach oben schraubte und erst in Höhe seiner Brust anhielt. Ein dünner Blütenkelch in Form eines Schuhs stülpte sich in seine Hemdtasche, reckte den Hals einige Male hin und her und trat dann, enttäuscht weil er nichts gefunden hatte, den Rückzug an.
“Auf ihrer Heimat, Koorsa ist die Tamariska schon lange ausgestorben. Dort mussten die Pflanzen den Industrieanlagen der Dilicium Veredelung weichen,” erklärte Kalum einem Dutzend Kinder. Doch schon hatte die Pflanze ein neues Opfer gefunden. Der kleine Elric wurde ganz rosa und stand stocksteif da, als die Pflanze sein Ben hinauf kletterte.
“Keine Angst Elric, sobald sie deine Taschen kontrolliert hat, wird sie wieder verschwinden.” Einige der Kinder kicherten, als die Pflanze in Elrics Taschen fündig wurde und zwischen knorpeligen Blattlippen einen alten klebrigen Bonbon herauszog.
Während die Kinder lachten und schon wieder in alle Richtungen zerstoben, war nur die kleine Beca bei Kalum geblieben.
“Mein Daddy sagt immer, das Universum sei so riesig, dass für alle Lebewesen darin Platz ist. Warum siedelt man die Tamariska nicht hier auf Gelen an ?” Beca war ein sehr aufmerksames Kind mit, für ihre Spezies typischen, Hornansätzen auf der Stirn. Die Hörner waren noch klein und stumpf, ihr Mund dafür schon scharf und treffend.
“Den meisten im Imperium ist egal, was aus den Pflanzen wird. Sie sind keine intelligente Lebensform,” erklärte Kalum.
“Aber gerade deswegen müsste man ihnen doch helfen !” Protestierte Beca. “Wären sie intelligent, könnten sie sich selbst anpassen und man bräuchte ihnen nicht helfen.”
“Da ist etwas dran, Beca,” zwinkerte Kalum ihr zu.
“Könnten die Tamariska ihre Gestalt ändern, würden sie vielleicht auch auf Koorsa überleben.” Nun war Beca bei ihrem Lieblingsthema angelangt. Kalum ahnte was nun kommen würde.
“Vielleicht könnte ein Formwandler ihnen beibringen sich anzupassen, ihre Gestalt zu ändern um zu überleben,” sinnierte die Kleine.
“Aber du weißt doch, es gibt keine Formwandler mehr. Wer weiß, ob es sie überhaupt jemals gegeben hat.”
“Als ich in den Ferien mit meinen Eltern die Hauptstadt besichtigt habe, haben wir ein Hirogen-Schiff gesehen. Mein Daddy hat mir erzählt, dass die Hirogen die Formwandler gejagt haben und jetzt zur Leibgarde des Vorsitzenden gehören, weil er so zufrieden mit ihnen war. Wenn es nie Formwandler gegeben hat, warum gibt es dann Wechselbalgjäger ?”
Kalum lächelte. Für eine Siebenjährige, hatte Beca eine unwiderlegbare Logik. In der Gesellschaft der Kinder hatte Kalum immer das Gefühl das wahre Potential zu spüren, das immer noch im Iconianischen Reich schlummerte, diese Kinder waren die einzige Hoffnung für das stagnierende Sternenreich. Eine Hoffnung auf eine bessere, eine weisere Zukunft, die nicht von Eroberung und Unterwerfung geprägt sein würde, wie die blutige Geschichte des Reiches bisher.
Als Lehrer hatte sich Kalum einen empfindlichen Sinn für gefährliche Situationen angeeignet. Wenn man einige feste Regeln aufstellte, hielten sich die Kinder auch meist daran und man konnte ihnen auch Freiheiten gönnen, die so pedantische Kontrollfreaks, wie einige seiner Lehrerkollegen, niemals in betracht zogen. Bei einem Ausflug ins Grüne war alles in Ordnung, solange die Kinder ausgelassen schrien und tobten. Die gerade einsetzende Ruhe beunruhigte Kalum dagegen sehr.
Mit Beca eilte er zu der Gruppe Kinder hinüber, die am Ufer eines Teiches stand. Eigentlich gab es dort nichts, was den Kindern gefährlich werden konnte. Als Kalum jedoch näher kam, sah er die schwarz gekleidete Gestalt Direktor Jengas, der etwas mit ausgestreckten Armen weit von sich hielt.
Wieder war es Elric, der in Schwierigkeiten geraten war. Der tropfnasse Junge baumelte in Jengas Armen, die beiden Iconier blickten sich mit großen Augen an, als hätten sie die Spezies des anderen nie in ihrem Leben zuvor gesehen.
Als Kalum hinzutrat sagte der reumütige Junge zu ihm. “Die Tamariska war ins Wasser gefallen, ich wollte sie nur retten.”
“Es ist eine im Wasser lebende Spezies, Elric.” erklärte Kalum dem Jungen.
Jenga stellte den Jungen zurück auf den Boden und wandt sich an Kalum. “Würden sie mir bitte erklären, was sie hier draußen tun, Professor Kalum ?” Die Betonung des Wortes 'Professor', sollte wohl an Kalums gesunden Menschenverstand appellieren.
Im Biologieunterricht ging es um das Thema verschiedener Lebensräume. Es war nur logisch gewesen, bei diesem herrlichen Wetter einen Ausflug ins Arboretum zu machen, als im stickigen Klassenzimmer über den Bildschirmen zu brüten und sich blasse Holoanimationen anzusehen. Hier draußen konnten die Kinder die Dinge anfassen, die fruchtbare Erde in der tausende von Mikroorganismen ihr Werk verrichteten zwischen den Fingern zerreiben und sich mit dem Bachwasser nassspritzen, in dem die Samen der Pflanzen an andere Stellen des Ufers getrieben wurden. Hier konnten sie hautnah erleben, was in den sterilen Schulräumen so schwer begreiflich zu machen war.
Kalum kannte den Direktor. Dieser war ein Bürokrat der alten Garde, der bei Kindern hilflos überfordert war, deswegen hatte er auch ein schickes Büro, in dem er sich verstecken konnte. Wie sollte Kalum dem Direktor seine Motive klar machen, doch lügen wollte er auch nicht, also sagte er schlicht, “beim derzeitigen Thema, hielt ich ein wenig Feldforschung für angebracht.”
“So hielten sie ?” Jenga war sichtlich wütend, er schnaufte, weil er Kalum hatte suchen müssen und war gerade in eine peinliche Situation mit einer 'fremden Spezies' geraten. Heute würde Kalum nicht mit einer Ermahnung davon kommen.
Stumm hatten die Kinder sich halbkreisförmig um die beiden Erwachsenen gruppiert, so als wüssten sie ganz genau, wie unangenehm diese Aufmerksamkeit für den Bürokraten Jenga war.
Meine kleine Armee, die zu mir hält, dachte Kalum
“Kehren sie unverzüglich in ihren Klassenraum zurück, Mister Kalum. Ich erwarte sie heute um vierzehnhundert in meinem Büro. Im Namen des Imperiums,” sagte der Direktor, drehte sich auf dem Fuß herum und stapfte den Pflasterweg zurück zum Schulgebäude.
Kalum hätte es besser gefallen, der Direktor hätte ihn zur Seite genommen und lautstark gerügt, doch wie es aussah, würde es dabei nicht bleiben. Nur ungern würde Kalum diese Klasse aufgeben und in eine neue Stadt ziehen. Das hatte er in den letzten Jahren so oft getan, dass es schon zu einer unliebsamen Tradition geworden war.
So viele Namen, so viele Gesichter. Orte, die an seinem inneren Auge vorbeiziehen, als sitze er am Fenster einer dahinrasenden Magnetschwebebahn und blicke nach draußen. Nichts dringt zu ihm hinein. Ohne ein Geräusch zieht die Landschaft an ihm vorbei, die vermeintlich nahen Orte rasend schnell, entfernte langsamer, doch unerreichbar. Wenn er einen interessanten Fleck entdeckt hat, ist dieser im nächsten Moment schon wieder hinter einem Wäldchen oder einem großen Gebäude verschwunden.
Sein Leben im Zeitraffer.
Langsam verschwimmt alles zu einem einheitlichen Wirbel, bis selbst die Farben sich zu vermischen beginnen und mit einem grellen Blitz kommt er wieder zu sich.
Kalum sah sein Spiegelbild an. In Gedanken versunken lehnte er sich mit den Armen auf einem Waschbecken. Unter schmerzhaften Erinnerungen hatten seine Finger sich fest daran gekrallt, es tat weh, sie langsam davon zu lösen.
Er konnte sich schon gar nicht mehr an alle Orte erinnern, an denen er schon gelebt hatte. Und während dieser Zeit hatte er unzählige Berufe ausgeübt, immer darauf bedacht nicht aufzufallen. Anfangs war er schlichten Beschäftigungen nachgegangen, nur um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch jetzt hatte er etwas gefunden was ihn erfüllte. Er konnte sich nicht vorstellen schon morgen wieder seine Koffer zu packen und diese Kinder zu verlassen. Wie oft musste er das noch tun ? Würde das nie enden ?
Schnell spritzte sich Kalum noch etwas Wasser ins Gesicht um sich zu erfrischen. Die Flüssigkeit perlte von seinen Wangen und kurz lief ein Schauer über sein Gesicht, enthüllte seine wahre Gestalt, als sich die Haut kurz in eine vielfarbige Flüssigkeit verwandelte.
Beunruhigt wischte sich Kalum die letzten Tropfen vom Gesicht. Er hatte zu wenig regeneriert in letzter Zeit. Woher kam diese innere Unruhe ?
.........................
Fast alle, während der großen Ära der Expansion entstandenen iconianischen Städte, hatten einen ähnlichen Grundaufbau; Während die Ränder der Städte sich in kleine Vororte unterteilten und weiter in Industriegebiete und Farmen zerfransten, wie die alte Decke eines Bettlers, führten vier breit ausgebaute Straßen zum Zentrum der Stadt. Dort wo diese Hauptstraßen sich trafen gab es einen großen freien Platz. Was in früheren Siedlungen beinahe aller Kulturen das Forum war, war im Iconianischen Reich der Platz, an dem das Portal stand. Vor vielen Jahrhunderten war an diesen Orten von den ersten Siedlern ein Sternenportal gebaut worden, das die Bürger für alle Zeiten mit dem Iconianischen Reich verbinden sollte. Auch nachdem später andere Sternentore errichtet wurden, Personen, die es sich leisten konnten, sogar über eigene Tore zu den Sternen in ihren Residenzen verfügten, blieb dieses erste Tor ein Symbol für das "Ewige Imperium", wie manche es nannten.
Gerekan war eine Provinzstadt, die nur über wenige weitere Tore verfügte. Die gewaltigen Energiemengen, die das Portal der Stadt brauchte, wurden von einem nahen Energiewerk gespeist. Das Tor bildete den Nabel der Kleinstadt und war 27 Stunden am Tag aktiviert. Ein stetiger Strom von Menschen passierte das Tor, viele Händler benötigten diese Verbindung um ihre Waren überall ins Reich auszuliefern und passierten es mit Schwebetransportern oder großen mehrrädrigen Fahrzeugen. Viele Besucher auch zu Fuß
Mehrere Sicherheitsvorkehrungen sorgen dafür, dass keine Unfälle im geschäftigen Treiben vorkamen. So durfte zum Beispiel nichts das Ausgangstor passieren, bevor nicht ein Sensor am Zieltor bestätigte, dass sich nichts auf der kleinen Plattform vor dem Portal aufhielt. Das Ziel musste man an einem verglasten Schalter bei einem freundlichen peronischen Pförtner zuerst angeben, danach bekam man eine Nummer zugewiesen. Es war beinahe unvermeidlich, dass sich längere Schlangen bildeten. Menschenschlangen waren ein untrüglicher Hinweis auf Hochkulturen, konnte man fast meinen.
Auch an diesem sonnigen Nachmittag auf Gelen hatte sich eine beträchtliche Schlange vor dem Sternentor gebildet. Trotz der Tatsache, dass die Pförtner und Angestellten der Portalverwaltung ungewöhnliche Gäste gewöhnt waren, erweckten die drei großen Hirogenjäger, die aus dem Tor traten, einiges Aufsehen.
Die umstehenden, kleinwüchsigeren Iconianer überragten die Hirogen um beinahe das Doppelte, als sie mit schweren Schritten von der Plattform traten. Sofort war es in dem Trubel um das Portal leiser geworden. Kurz glänzte noch auf der Oberfläche des Tores das Antlitz der Hauptstadt des Reiches und war dann verschwunden. Von dort kam nicht alle Tage jemand.
Dass die stark gepanzerten Jäger in offizieller Mission waren, erkannte man an den auf ihren Schulterschärpen eingelassenen Wappen. Dies waren direkt dem Vorsitzenden unterstellte Jäger. Die Bemalung einer der Helmlappen ihres Anführers verriet zudem, dass die Hirogen auf der Jagd waren. Alle drei trugen Strahlenwaffen unter deren Gewicht die meisten Anwesenden wahrscheinlich zusammengebrochen wären, und sie sahen wachsam in die Menge.
Einer der Hirogen trat zu einem Infopaneel und lud Daten in ein kleines Handpad. Nachdem er alle Informationen abgefragt hatte, inspizierte sein Vorgesetzter, der größte der drei Hirogen, kurz was sein Untergebener heruntergeladen hatte. Der Anführer nickte kaum merklich, dann verließen die Hirogen den Platz entlang einer der Hauptstraßen. Überall auf den Wegen machten Bürger erschrocken Platz, wenn sie der drei Jäger gewahr wurden. Spielende Kinder wurden von ihren Eltern beiseite genommen. Niemand wagte die Hirogen anzusprechen, denn jeder wusste, wenn auch nur vom Hörensagen, dass es niemandem bekam, einen jagenden Hirogen zu behindern. Durch die automatisch von dem Sternentor abgerufenen Imperialen Insignien waren die Jäger höher gestellt, als selbst lokale Sicherheitstruppen. Sie hatten alle Vollmachten.
Nur der gewissenhafte Peroner, der das Sternentor überwachte, dachte überhaupt daran, die Autorisierung der Hirogen gegen zu prüfen. Mit einigen kurzen Befehlen gelang es ihm sogar die Informationen einzusehen, die einer der Jäger abgefragt hatte. Auf seiner glatten Stirn zeigten sich tiefe Sorgenfalten, mit denen er bei seiner Arbeit sonst so manchen ungeduldigen Bürger in Schach zu halten verstand, als er erkannte, nach welcher Einrichtung die drei Hirogen suchten.
Die Story ist etwas länger, den Rest findet ihr auf meinem Blog:
mindworlds.blogspot.com
Grüße Talin
Also großer Fan von Deep Space Nine, habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, die sich mit der Entstehung des Dominions und den Motiven der Gründer beschäftigt. Dabei habe ich bekannte Rassen und einige Details relativ locker vermischt.
Ich hoffe die Geschichte gefällt euch:
Die erste Vereinigung
Kartok Arat Jenga stapfte wütend den gepflasterten Pfad entlang, der sich durchs Arboretum schlängelte. Er war in Eile, folgte aber trotzdem ordentlich der vorgegebenen Strecke, die grüne Wiesen durchschnitt und kleine Baumgruppen verschiedenster Arten umrundete. Jenga schnaufte ärgerlich, der kleine Spaziergang lies ihn schon schwer atmen. Durch stundenlange Arbeit im Büro, war er es nicht gewohnt größere Strecken zu Fuß zu gehen.
Diesmal war Kalum zu weit gegangen. Aus gutem Grund war es nicht gestattet, ohne Genehmigung die Klassenräume zu verlassen. Was alles passieren konnte ! Schließlich bestanden die Klassen aus Kindern verschiedenster Rassen. Wer konnte Allergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen durch fremde Pflanzen ausschließen ? Was wenn einem der Kinder etwas zustieß ? Und davon einmal abgesehen, war es eine Regelwidrigkeit, die Jenga nicht einfach so hinnehmen konnte. Erst recht nicht von dem aufmüpfigen Kalum, das untergrub Jengas Autorität.
Den Weg säumten interaktive Hologramme, die die jeweiligen Lebensräume und deren typische Pflanzenarten erklärten, die hier ausgestellt waren. Tatsächlich hatte Jenga das Schularboretum noch nie aufgesucht und jetzt stellte er fest, dass er sich verlaufen hatte. Schwer atmend blieb er stehen und lehnte sich an einen Holopfahl, der daraufhin pflichtbewusst ansprang.
“Oh,” tönte eine unerträglich fröhliche Stimme “ihr wollt mehr über den Trasischen Wung erfahren ? Ein phänomenales Gewächs, fürwahr.” Eine bunte Figur tänzelte den Weg entlang und sprang leichtfüßig auf Jengas Schulter. “Der Wung ist ein Knollengewächs, das mit seinen, im Wasser treibenden Tentakeln,…” ärgerlich schlug Jenga nach dem Störenfried auf seiner Schulter, und die kleine Figur verschwand mit einem Plopp.
Wer hatte eigentlich diese kindischen Hologrammpfähle installiert ? Die Eltern der Kinder zahlten viel Geld dafür, dass ihre Sprösslinge diese renommierte Schule besuchen durften, wer verschwendete da kostbare Unterrichtszeit an solch alberne Holofiguren ?
Gleich morgen würde Jenga diese Dinger entfernen lassen, wenn er erst Kalum und seine Klasse gefunden hatte. Entschlossen ging er weiter.
In einiger Entfernung führte eine Reihe kleiner Fußabdrücke weg von dem Hauptweg. Schrilles Kinderlachen schien über dem Garten zu schweben, als die Horde Kinder beobachtete, wie sich eine blaublättrige Schlingpflanze Bertrand Kalums Bein nach oben schraubte und erst in Höhe seiner Brust anhielt. Ein dünner Blütenkelch in Form eines Schuhs stülpte sich in seine Hemdtasche, reckte den Hals einige Male hin und her und trat dann, enttäuscht weil er nichts gefunden hatte, den Rückzug an.
“Auf ihrer Heimat, Koorsa ist die Tamariska schon lange ausgestorben. Dort mussten die Pflanzen den Industrieanlagen der Dilicium Veredelung weichen,” erklärte Kalum einem Dutzend Kinder. Doch schon hatte die Pflanze ein neues Opfer gefunden. Der kleine Elric wurde ganz rosa und stand stocksteif da, als die Pflanze sein Ben hinauf kletterte.
“Keine Angst Elric, sobald sie deine Taschen kontrolliert hat, wird sie wieder verschwinden.” Einige der Kinder kicherten, als die Pflanze in Elrics Taschen fündig wurde und zwischen knorpeligen Blattlippen einen alten klebrigen Bonbon herauszog.
Während die Kinder lachten und schon wieder in alle Richtungen zerstoben, war nur die kleine Beca bei Kalum geblieben.
“Mein Daddy sagt immer, das Universum sei so riesig, dass für alle Lebewesen darin Platz ist. Warum siedelt man die Tamariska nicht hier auf Gelen an ?” Beca war ein sehr aufmerksames Kind mit, für ihre Spezies typischen, Hornansätzen auf der Stirn. Die Hörner waren noch klein und stumpf, ihr Mund dafür schon scharf und treffend.
“Den meisten im Imperium ist egal, was aus den Pflanzen wird. Sie sind keine intelligente Lebensform,” erklärte Kalum.
“Aber gerade deswegen müsste man ihnen doch helfen !” Protestierte Beca. “Wären sie intelligent, könnten sie sich selbst anpassen und man bräuchte ihnen nicht helfen.”
“Da ist etwas dran, Beca,” zwinkerte Kalum ihr zu.
“Könnten die Tamariska ihre Gestalt ändern, würden sie vielleicht auch auf Koorsa überleben.” Nun war Beca bei ihrem Lieblingsthema angelangt. Kalum ahnte was nun kommen würde.
“Vielleicht könnte ein Formwandler ihnen beibringen sich anzupassen, ihre Gestalt zu ändern um zu überleben,” sinnierte die Kleine.
“Aber du weißt doch, es gibt keine Formwandler mehr. Wer weiß, ob es sie überhaupt jemals gegeben hat.”
“Als ich in den Ferien mit meinen Eltern die Hauptstadt besichtigt habe, haben wir ein Hirogen-Schiff gesehen. Mein Daddy hat mir erzählt, dass die Hirogen die Formwandler gejagt haben und jetzt zur Leibgarde des Vorsitzenden gehören, weil er so zufrieden mit ihnen war. Wenn es nie Formwandler gegeben hat, warum gibt es dann Wechselbalgjäger ?”
Kalum lächelte. Für eine Siebenjährige, hatte Beca eine unwiderlegbare Logik. In der Gesellschaft der Kinder hatte Kalum immer das Gefühl das wahre Potential zu spüren, das immer noch im Iconianischen Reich schlummerte, diese Kinder waren die einzige Hoffnung für das stagnierende Sternenreich. Eine Hoffnung auf eine bessere, eine weisere Zukunft, die nicht von Eroberung und Unterwerfung geprägt sein würde, wie die blutige Geschichte des Reiches bisher.
Als Lehrer hatte sich Kalum einen empfindlichen Sinn für gefährliche Situationen angeeignet. Wenn man einige feste Regeln aufstellte, hielten sich die Kinder auch meist daran und man konnte ihnen auch Freiheiten gönnen, die so pedantische Kontrollfreaks, wie einige seiner Lehrerkollegen, niemals in betracht zogen. Bei einem Ausflug ins Grüne war alles in Ordnung, solange die Kinder ausgelassen schrien und tobten. Die gerade einsetzende Ruhe beunruhigte Kalum dagegen sehr.
Mit Beca eilte er zu der Gruppe Kinder hinüber, die am Ufer eines Teiches stand. Eigentlich gab es dort nichts, was den Kindern gefährlich werden konnte. Als Kalum jedoch näher kam, sah er die schwarz gekleidete Gestalt Direktor Jengas, der etwas mit ausgestreckten Armen weit von sich hielt.
Wieder war es Elric, der in Schwierigkeiten geraten war. Der tropfnasse Junge baumelte in Jengas Armen, die beiden Iconier blickten sich mit großen Augen an, als hätten sie die Spezies des anderen nie in ihrem Leben zuvor gesehen.
Als Kalum hinzutrat sagte der reumütige Junge zu ihm. “Die Tamariska war ins Wasser gefallen, ich wollte sie nur retten.”
“Es ist eine im Wasser lebende Spezies, Elric.” erklärte Kalum dem Jungen.
Jenga stellte den Jungen zurück auf den Boden und wandt sich an Kalum. “Würden sie mir bitte erklären, was sie hier draußen tun, Professor Kalum ?” Die Betonung des Wortes 'Professor', sollte wohl an Kalums gesunden Menschenverstand appellieren.
Im Biologieunterricht ging es um das Thema verschiedener Lebensräume. Es war nur logisch gewesen, bei diesem herrlichen Wetter einen Ausflug ins Arboretum zu machen, als im stickigen Klassenzimmer über den Bildschirmen zu brüten und sich blasse Holoanimationen anzusehen. Hier draußen konnten die Kinder die Dinge anfassen, die fruchtbare Erde in der tausende von Mikroorganismen ihr Werk verrichteten zwischen den Fingern zerreiben und sich mit dem Bachwasser nassspritzen, in dem die Samen der Pflanzen an andere Stellen des Ufers getrieben wurden. Hier konnten sie hautnah erleben, was in den sterilen Schulräumen so schwer begreiflich zu machen war.
Kalum kannte den Direktor. Dieser war ein Bürokrat der alten Garde, der bei Kindern hilflos überfordert war, deswegen hatte er auch ein schickes Büro, in dem er sich verstecken konnte. Wie sollte Kalum dem Direktor seine Motive klar machen, doch lügen wollte er auch nicht, also sagte er schlicht, “beim derzeitigen Thema, hielt ich ein wenig Feldforschung für angebracht.”
“So hielten sie ?” Jenga war sichtlich wütend, er schnaufte, weil er Kalum hatte suchen müssen und war gerade in eine peinliche Situation mit einer 'fremden Spezies' geraten. Heute würde Kalum nicht mit einer Ermahnung davon kommen.
Stumm hatten die Kinder sich halbkreisförmig um die beiden Erwachsenen gruppiert, so als wüssten sie ganz genau, wie unangenehm diese Aufmerksamkeit für den Bürokraten Jenga war.
Meine kleine Armee, die zu mir hält, dachte Kalum
“Kehren sie unverzüglich in ihren Klassenraum zurück, Mister Kalum. Ich erwarte sie heute um vierzehnhundert in meinem Büro. Im Namen des Imperiums,” sagte der Direktor, drehte sich auf dem Fuß herum und stapfte den Pflasterweg zurück zum Schulgebäude.
Kalum hätte es besser gefallen, der Direktor hätte ihn zur Seite genommen und lautstark gerügt, doch wie es aussah, würde es dabei nicht bleiben. Nur ungern würde Kalum diese Klasse aufgeben und in eine neue Stadt ziehen. Das hatte er in den letzten Jahren so oft getan, dass es schon zu einer unliebsamen Tradition geworden war.
So viele Namen, so viele Gesichter. Orte, die an seinem inneren Auge vorbeiziehen, als sitze er am Fenster einer dahinrasenden Magnetschwebebahn und blicke nach draußen. Nichts dringt zu ihm hinein. Ohne ein Geräusch zieht die Landschaft an ihm vorbei, die vermeintlich nahen Orte rasend schnell, entfernte langsamer, doch unerreichbar. Wenn er einen interessanten Fleck entdeckt hat, ist dieser im nächsten Moment schon wieder hinter einem Wäldchen oder einem großen Gebäude verschwunden.
Sein Leben im Zeitraffer.
Langsam verschwimmt alles zu einem einheitlichen Wirbel, bis selbst die Farben sich zu vermischen beginnen und mit einem grellen Blitz kommt er wieder zu sich.
Kalum sah sein Spiegelbild an. In Gedanken versunken lehnte er sich mit den Armen auf einem Waschbecken. Unter schmerzhaften Erinnerungen hatten seine Finger sich fest daran gekrallt, es tat weh, sie langsam davon zu lösen.
Er konnte sich schon gar nicht mehr an alle Orte erinnern, an denen er schon gelebt hatte. Und während dieser Zeit hatte er unzählige Berufe ausgeübt, immer darauf bedacht nicht aufzufallen. Anfangs war er schlichten Beschäftigungen nachgegangen, nur um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch jetzt hatte er etwas gefunden was ihn erfüllte. Er konnte sich nicht vorstellen schon morgen wieder seine Koffer zu packen und diese Kinder zu verlassen. Wie oft musste er das noch tun ? Würde das nie enden ?
Schnell spritzte sich Kalum noch etwas Wasser ins Gesicht um sich zu erfrischen. Die Flüssigkeit perlte von seinen Wangen und kurz lief ein Schauer über sein Gesicht, enthüllte seine wahre Gestalt, als sich die Haut kurz in eine vielfarbige Flüssigkeit verwandelte.
Beunruhigt wischte sich Kalum die letzten Tropfen vom Gesicht. Er hatte zu wenig regeneriert in letzter Zeit. Woher kam diese innere Unruhe ?
.........................
Fast alle, während der großen Ära der Expansion entstandenen iconianischen Städte, hatten einen ähnlichen Grundaufbau; Während die Ränder der Städte sich in kleine Vororte unterteilten und weiter in Industriegebiete und Farmen zerfransten, wie die alte Decke eines Bettlers, führten vier breit ausgebaute Straßen zum Zentrum der Stadt. Dort wo diese Hauptstraßen sich trafen gab es einen großen freien Platz. Was in früheren Siedlungen beinahe aller Kulturen das Forum war, war im Iconianischen Reich der Platz, an dem das Portal stand. Vor vielen Jahrhunderten war an diesen Orten von den ersten Siedlern ein Sternenportal gebaut worden, das die Bürger für alle Zeiten mit dem Iconianischen Reich verbinden sollte. Auch nachdem später andere Sternentore errichtet wurden, Personen, die es sich leisten konnten, sogar über eigene Tore zu den Sternen in ihren Residenzen verfügten, blieb dieses erste Tor ein Symbol für das "Ewige Imperium", wie manche es nannten.
Gerekan war eine Provinzstadt, die nur über wenige weitere Tore verfügte. Die gewaltigen Energiemengen, die das Portal der Stadt brauchte, wurden von einem nahen Energiewerk gespeist. Das Tor bildete den Nabel der Kleinstadt und war 27 Stunden am Tag aktiviert. Ein stetiger Strom von Menschen passierte das Tor, viele Händler benötigten diese Verbindung um ihre Waren überall ins Reich auszuliefern und passierten es mit Schwebetransportern oder großen mehrrädrigen Fahrzeugen. Viele Besucher auch zu Fuß
Mehrere Sicherheitsvorkehrungen sorgen dafür, dass keine Unfälle im geschäftigen Treiben vorkamen. So durfte zum Beispiel nichts das Ausgangstor passieren, bevor nicht ein Sensor am Zieltor bestätigte, dass sich nichts auf der kleinen Plattform vor dem Portal aufhielt. Das Ziel musste man an einem verglasten Schalter bei einem freundlichen peronischen Pförtner zuerst angeben, danach bekam man eine Nummer zugewiesen. Es war beinahe unvermeidlich, dass sich längere Schlangen bildeten. Menschenschlangen waren ein untrüglicher Hinweis auf Hochkulturen, konnte man fast meinen.
Auch an diesem sonnigen Nachmittag auf Gelen hatte sich eine beträchtliche Schlange vor dem Sternentor gebildet. Trotz der Tatsache, dass die Pförtner und Angestellten der Portalverwaltung ungewöhnliche Gäste gewöhnt waren, erweckten die drei großen Hirogenjäger, die aus dem Tor traten, einiges Aufsehen.
Die umstehenden, kleinwüchsigeren Iconianer überragten die Hirogen um beinahe das Doppelte, als sie mit schweren Schritten von der Plattform traten. Sofort war es in dem Trubel um das Portal leiser geworden. Kurz glänzte noch auf der Oberfläche des Tores das Antlitz der Hauptstadt des Reiches und war dann verschwunden. Von dort kam nicht alle Tage jemand.
Dass die stark gepanzerten Jäger in offizieller Mission waren, erkannte man an den auf ihren Schulterschärpen eingelassenen Wappen. Dies waren direkt dem Vorsitzenden unterstellte Jäger. Die Bemalung einer der Helmlappen ihres Anführers verriet zudem, dass die Hirogen auf der Jagd waren. Alle drei trugen Strahlenwaffen unter deren Gewicht die meisten Anwesenden wahrscheinlich zusammengebrochen wären, und sie sahen wachsam in die Menge.
Einer der Hirogen trat zu einem Infopaneel und lud Daten in ein kleines Handpad. Nachdem er alle Informationen abgefragt hatte, inspizierte sein Vorgesetzter, der größte der drei Hirogen, kurz was sein Untergebener heruntergeladen hatte. Der Anführer nickte kaum merklich, dann verließen die Hirogen den Platz entlang einer der Hauptstraßen. Überall auf den Wegen machten Bürger erschrocken Platz, wenn sie der drei Jäger gewahr wurden. Spielende Kinder wurden von ihren Eltern beiseite genommen. Niemand wagte die Hirogen anzusprechen, denn jeder wusste, wenn auch nur vom Hörensagen, dass es niemandem bekam, einen jagenden Hirogen zu behindern. Durch die automatisch von dem Sternentor abgerufenen Imperialen Insignien waren die Jäger höher gestellt, als selbst lokale Sicherheitstruppen. Sie hatten alle Vollmachten.
Nur der gewissenhafte Peroner, der das Sternentor überwachte, dachte überhaupt daran, die Autorisierung der Hirogen gegen zu prüfen. Mit einigen kurzen Befehlen gelang es ihm sogar die Informationen einzusehen, die einer der Jäger abgefragt hatte. Auf seiner glatten Stirn zeigten sich tiefe Sorgenfalten, mit denen er bei seiner Arbeit sonst so manchen ungeduldigen Bürger in Schach zu halten verstand, als er erkannte, nach welcher Einrichtung die drei Hirogen suchten.
Die Story ist etwas länger, den Rest findet ihr auf meinem Blog:
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Grüße Talin
Kommentar