Captain Future
RUN
RUN
Same procedure...
Die Figuren um Captain Future gehören immer noch dem großen, verehrungswürdigen Edmond Hamilton!
Die Nebenfiguren und die Geschichte gehören aber mir!
Ich konnte es einfach nicht abwarten!
"WHAT???" wird jetzt in den kommenden Wochen auslaufen und dann geht es hier weiter!
Kleiner Appetizer!
RUN
Es war dunkel und es nieselte am Flughafen. Aber es war nicht das Wetter, das Joan deprimierte, es war ihr derzeitiger „Fall“.
Joan holte tief Luft. Ihr Vorgesetzter Wolters war der Ansicht gewesen, dass keine Großfahndung ausgerufen werden musste, um Gordon Terrance zu fassen, der etwa in ihrem Alter war. Terrance hatte aber bereits drei Morde begangen in den vergangenen 24 Stunden. Wolters hatte ihr mitgeteilt, dass Terrance, der zuvor einen tadellosen Lebenslauf vorzuweisen hatte, urplötzlich durchgeknallt war und drei Männer des Geheimdienstes umgebracht hatte, als diese ihn in Gewahrsam nehmen wollten, da in Terrance Akte Ungereimtheiten aufgefallen waren. Wolters hatte ihr erklärt, dass seine gesamte Akte frisiert und erlogen war. Er vermutete einen Terroristen, der sich Terrance Lebenslauf unter den Nagel gerissen hatte.
Joan hatte das Gesicht von Gordon Terrance genau vor Augen. Ein schmaler, dunkelblonder Typ mit blauen, nachdenklich blickenden Augen. Konnte das sein? Ein Terrorist? Aber es war nicht ihre Aufgabe, das zu entscheiden. Sie sollte Terrance lediglich festsetzen und genau das würde sie tun. Joan hatte sich oberhalb des Flugfeldes positioniert. Von hier aus verfolgte sie die Abläufe auf dem Flugfeld, das der Routine folgte, da kein Alarm ausgegeben war. Mit der Nachtsichtbrille zoomte sie sich näher heran an die Flughafenmitarbeiter, die kleine Wagen mit Verpflegung oder Gepäck herumfuhren. Aber Joan war klar, dass sie Terrance so nie finden würde, er würde sich durch sein Verhalten verraten. Etwas was nicht ins Bild passte!
Darin war sie besonders gut. Wenn sie als Kind mit der Schule einen Wandertag hatten, war sie es immer gewesen, die Eidechsen oder andere Tiere entdeckt hatte. Sie starrte dabei immer auf das Gesamtbild, bis sich eine Kleinigkeit im Gesamtbild veränderte und fand die getarnten oder versteckten Tiere. Genau diese Strategie fuhr sie jetzt auch.
Da, eine huschende Gestalt, die sich eher im Schatten aufhielt. Das war er. Joan eilte los, sich die Brille von der Nase schiebend, denn nun brauchte sie nicht mehr als das Restlicht der Nacht und die Lichtquellen des Flugfeldes. Joan stürzte auf das Flugfeld, ohne sich sehen zu lassen. Ihre Augen scannten die Stelle, an der Terrance gerade noch gewesen war. Da war er!
Joan pirschte sich lautlos an. Gegen sie hatte er keine Chance, dazu war er auch nur ein Verwaltungsbeamter aus dem Finanzamt, sie war eine Geheimagentin, die bei Captain Future in die Lehre gegangen war. Sie war ihm auf etwa 20 Meter nähergekommen, da fuhr er zu ihr herum, als hätte er sie gespürt.
Terrance war nass und schmutzig, seine grauen Augen entsetzt geweitet. Entgegen ihrer Erwartung hielt er keine Waffe in den Händen, diese waren offen und leer. Joan hatte trotz der zu erwartenden Konfrontation nicht ihre Waffe gezogen. Offen blickte sie Terrance entgegen.
„Bitte Mr. Terrance, machen sie es uns nicht unnötig schwer! Ergeben sie sich!“, bat Joan mit lauter, aber ruhiger Stimme.
„Ergeben?!“, stieß Terrance wütend hervor, Joan runzelte die Stirn, oder war da eher ein Großteil Resignation? Joan nickte, ihm langsam näher kommend.
„Wir haben Fragen an sie und wollen ihnen helfen!“, bestätigte Joan, bereit ihre Waffe im Notfall zu zücken.
„Fragen! Sie haben keine Fragen, sie wollen meiner nur Habhaft werden, um mich umzubringen!“
Joan schüttelte den Kopf, ihre leeren Hände zeigend.
„Nein, sie irren sich! Ich will mit ihnen reden und wissen, warum sie meine drei Kollegen umgebracht haben!“ Terrance wich erschüttert zurück.
„Das war ein Versehen!“, stotterte er. Also hatte er es getan, Joan straffte sich, sie musste vorsichtig sein! „Ich wusste nicht, dass ich so stark sein kann! Das war ich früher nicht! Das kam, seitdem ich weiß, dass ich einer der 36 bin!“ Was redete er da?
„Was meinen sie genau Gordon? Was für 36?“ Er lachte kurz etwas irre.
„Ah, man hat es ihnen gar nicht gesagt! Ihre toten Kollegen wussten es, aber es nützte ihnen nichts, sie sind tot!“ Joan runzelte die Stirn. Sie hatte schon oft mit Verwirrten bis Spinnern zu tun gehabt, das hier hörte sich etwas abgedreht an, aber Gordon Terrance kam ihr nicht verrückt vor. Seine Augen waren ganz klar, voller Trauer und Angst.
„Gordon, bitte, machen sie nun keinen Fehler! Ich werde sie festnehmen und dann erzählen sie mir alles!“ Gordon Terrance schüttelte bedauernd den Kopf.
„Nein, so weit wird es nie kommen! Sie wollen nicht, dass das bekannt wird! Wer könnte schon plausibel erklären, dass er den Befehl gegeben hat, 36 Kinder zu töten!“
Joan wurde ganz kalt. Er redete von einem Massaker an Kindern.
„Wann soll das gewesen sein?“, fragte Joan betroffen, ihn aber nicht aus den Augen lassend. Er stand nun nur noch ein paar Meter von ihr entfernt.
„Vor 26 Jahren! Sie haben die anderen alle getötet, nur ich bin entkommen! Nun wollen sie mich auch umlegen! Ich bin ein nicht kalkulierbares Risiko!“ Er schnaubte verächtlich. „Langsam beginne ich es selber zu glauben! Ich habe mich verändert!“, das war pure Verzweiflung. Joan streckte die Hand nach ihm aus. Wenn er eine Waffe trug, dann zückte er sie nicht.
„Bitte Gordon, kommen sie mit mir! Ich kann ihnen helfen!“
Sie tauschten einen langen Blick. Gordons Statur sackte resigniert zusammen. Er wollte ihr glauben. Dann huschte etwas über sein verhärmtes Gesicht, so etwas wie Erkennen.
„Du bist wie ich“, flüsterte Gordon, dessen Augen sich weiteten. Dann spritzte es plötzlich aus seiner Brust, ein Schuss aus einem Scharfschützengewehr! Gordon taumelte zurück, die Hand nach ihr ausstreckend, sackte er zu Boden.
„Nein!“, entfuhr es ihr wütend! Sie war doch allein hier gewesen! Er hätte aufgegeben, da war sie sich sicher. Nun hatte man ihn hinter ihrem Rücken zum Abschuss freigegeben. Sie war nicht eine Sekunde in Gefahr gewesen! Joan kniete neben Gordon nieder, dessen helle Augen sie offen anblickten, traurig.
„Lauf!“, mit diesem Flüstern brachen seine Augen.
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