A Bittersweet Symphony - Harry Potter und der Orden der Macht - SciFi-Forum

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A Bittersweet Symphony - Harry Potter und der Orden der Macht

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    #16
    16. Die Macht der Gefühle



    Die nächsten Tage sollten nicht so schlimm werden, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jonathan gab sich nicht als der vermutete Professor Allwissend, den Hermine erwartet hatte. Vermutlich auch deshalb nicht, weil sie sich zuvor schon einmal auf einer rein geistigen Ebene begegnet waren. Er hatte schnell erkannt, dass sie mit der plötzlichen Macht der Gefühle schlichtweg ein wenig überfordert waren. Theoretisch hätten sich die vier Freunde immer gegenseitig sehen können und zwar weiter, als das Auge dazu jemals in der Lage wäre. Dies ging aufgrund einer Teilentwicklung zum Glück noch nicht, ansonsten hätte es unter den vieren vermutlich schon Mord und Totschlag gegeben. Hermine wusste bereits instinktiv, wie man sich erfolgreich abschottete. Und so vergingen die ersten Tage damit, dass er ihnen erläuterte, wer er war, warum er gekommen war und was er erwartete.

    „Ich fühle, dass ihr uneins seid. Bevor wir beginnen können, müssen wir eure Einigkeit wiederherstellen, ansonsten kann ich euch nichts lehren und ihr könnt nichts lernen“, sagte er und setzte sich in einer Ecke auf den Boden. „Klärt eure Wege. Klärt sie mit euren Herzen und eurem Nächsten. Wenn ihr dort die Ordnung geschaffen habt, werden die Wege sich von allein offenbaren und wir können beginnen. Ich werde in dieser Zeit etwas ruhen“, sagte er und schloss die Augen.

    Wenn Harry der Meinung war, Dumbledores Aussagen waren schon kryptisch gewesen, konnte er sich jetzt eines Besseren belehren lassen. Sie versuchten, Jonathan anzusprechen, doch dieser reagierte nicht. Nach zwei Tagen kamen die vier zurück, doch er schickte sie wieder unverrichteter Dinge weg. Erst am fünften Tag erkannte er einen Funken Verständnis und gab nach, als sie wie jeden Abend in den siebten Stock stiegen und ihm im Raum der Wünsche begegneten.

    „Was hat die Begeisterung geschürt, das Rätsel unbedingt lösen zu wollen?“, fragte er in den Raum.
    Hermine antwortete sofort: “Hingabe und Disziplin!“
    Jetzt nickte Jonathan bejahend und sagte: „Du hast deinen Weg vor dir gesehen und nicht gescheut, ihn zu gehen. Du warst deiner sicher. So sicher, wie nie zuvor.“ Es war keine Frage gewesen. Er stellte fest, was sie in Padua gefühlt hatte. „Jeder von euch hat es schon einmal erlebt: den Moment, als es Zeit war zu handeln und den Moment, das Unvermeidliche hinnehmen zu müssen. Aber vor allem, den Unterschied zu erkennen!“

    Sie hatten sich jetzt im Halbkreis zu ihm gesetzt und lauschten seinen Worten. Jeder für sich erkannte eine Situation in seinem Leben, an dem er sich die eine oder andere Tat vor Augen führte und sie sich als richtig erwiesen hatte. Bei Ginny war es der Moment gewesen, als sie hingenommen hatte, dass Harry sich von ihr um ihretwillen trennen musste. Ron erinnerte sich daran, wie er in der Schachpartie den entscheidenden Zug unternommen hatte, der seinen Partnern das Weiterkommen ermöglicht hatte. Hermine war jetzt diejenige, die im Ministerium die Türen schloss und kennzeichnete, somit den anderen den richtigen Weg wies. Und schließlich Harry, der den dunkelsten aller Zauberer vernichtete und dadurch seine Zauberkraft einbußen musste. Er ahnte es und tat es dennoch, denn es war unabdingbar gewesen.

    „Eure Stärke liegt darin, dass ihr in der Lage seid, einander zu helfen, nicht euch gegenseitig zu verurteilen… und jetzt zu uns. Wer die Macht der Gefühle nutzen will, muss begreifen, dass nichts nur gut und nichts nur böse ist. Es kein hell und dunkel gibt und Schwarz und Weiß einen Zwischenraum hat. Ruhe, wenn es an der Zeit ist zu ruhen. Wachsamkeit, wenn es an der Zeit ist, wachsam zu sein.“ Harry musste unwillkürlich an Mad-Eye Moody und seinen Wahlspruch “Immer wachsam“ denken. „Selbst das fernste Ding offenbart sich seiner unmittelbaren Umgebung. Wenn wir mal die ganzen Zauber weglassen und die Magie auf das Wesendliche herunter dividieren, was bleibt noch übrig?“, wollte er wissen und erntete einiges an Achselzucken. „Nein?“, fragte er und erwartete eine Antwort. „Können einfache Gefühle Magie sein? Kann Magie zwischen uns, dem Schrank oder dem Teppich sein? Ist es die gleiche wie die, welche zwischen Bäumen und Steinen herrscht? Kannst du sie in einem Baum fühlen? Kannst du fühlen, was er seit Jahrhunderten fühlt? Kannst du im Wachen fallen und doch mit der Magie handeln? Fühlen, was dein Gegner denkt und seinem Handeln zuvorkommen? Wie schwer ist das Bücherregal? Ist es magisch schwerer, ein einzelnes Buch zu heben oder ist es gleich, ob Buch oder Regal?“, fragte er unablässig weiter.

    „Sie ist ein Stoff, nicht wahr?“, fragte Ginny nun zurück und Jonathan lächelte.
    „Ja, wenn du so willst, ist sie ein Stoff. Nicht fest und nicht weich, aber immer vorhanden. Auch in der Muggelwelt.“
    „Und du meinst, ich könnte auf ihr schweben?“, fragte sie mit großen Augen.
    „Ja, du könntest mit ihr dahingleiten“, antwortete Jonathan.
    „Sehen? Kämpfen, wenn es denn sein muss?“, sprudelte es aus ihr heraus.
    „Laufen, sehr weit springen und schnell sein. Ja, das bewirkt sie, aber nur dem, der sie zu nutzen vermag“, erklärte er. Jetzt richtete er sich auf und strich die Kleider glatt. „Nun… das war sehr viel für einen einzelnen Abend. Ich schlage vor, wir machen erst in drei Tagen weiter. Bis dahin sollte jeder in Lage sein, einen einzigen Punkt umsetzen zu können“, meinte er und wünschte den Anwesenden eine gute Nacht.

    Harry glaubte, nur Snapes Okklumentik-Übungen mehr gehasst zu haben und dennoch fühlten sie sich, obwohl Jonathan dies nicht beabsichtigte, wie Kinder – wie Erstklässler. Und Hermine begann sich zu fragen, wie es wohl in seiner letzten Klasse sein würde. Was würden da noch für Dinge auf sie warten?

    Ginny konnte ihre Dienste so vereinbaren, dass sie immer ein paar Stunden vorher Schluss machen konnte, um sich Zuhause, noch bevor sie an den Abenden nach Hogwarts zurück gehen würde, noch mit den Aufgaben beschäftigten konnte, die ihnen Jonathan gestellt hatte. Ron hatte da nicht so viel Glück, denn sein Training nahm jetzt wieder zu und er hatte seine Entscheidung getroffen. Quidditch ging in diesem Falle vor und Harry schien dies, zumindest im Augenblick, zu akzeptieren, auch wenn er bereits fühlen konnte, dass er Widerstände aufbaute. Doch am Ende setzte auch er nur um, was Jonathan ihnen versuchte beizubringen. Er würde nicht versuchen, eine Rolle zu spielen, die Harry für ihn ausgesucht hatte. Er würde seinen eigenen Weg gehen. Bis zum Schluss. Harry schloss sich über den Tag ein paar Stunden im Astronomieturm ein und versuchte, seine Gefühle zu kanalisieren, um in den von Jonathan beschriebenen Freifall-Zustand zu erreichen. Manchmal hatte für wenige Augenblicke auch den Eindruck, als gelinge es ihm, doch er kehrte immer zu schnell in das zurück, was er als seine Wirklichkeit bezeichnete. Hermine hingegen konnte immer schneller jenen Wachtraumzustand erreichen, wie sie ihn an jenem Abend gespürt hatte und auch nach Wunsch wieder beenden. Sie versuchte ein schnelles hin- und herschalten zu üben und bekam das mittlerweile auch ganz gut hin. Doch wie würden sie reagieren, wenn ihnen Jonathan wirklich mal eine Aufgabe stellte, die das erforderte?

    Wie auch an den Abenden zuvor warteten die vier Freunde im Raum der Wünsche auf ihren Lehrer, während sie weiterhin die Übungen machten, die er ihnen aufgetragen hatte.

    Harry und Ron fluchten leise vor sich hin und bemerkten, dass Ginny immer unruhiger wurde und in dem weichen Sessel hin und her rutschte.

    "Stimmt was nicht?", wollte ihr Bruder wissen, doch sie schüttelte nur den Kopf und sprang dann plötzlich wie von Peeves erschreckt auf. Sie riss die Tür auf und starrte in das Dämmerlicht. Ihr war, als zerspringe ihr Kopf, als tausend Stimmen schrieen, doch zwei hörte sie ganz genau.

    "Guten Abend, Professor Jonathan!", sagte der Zaubertranklehrer.

    Jonathan berührte ihn leicht. "Guten Abend, Professor Schniefelus", antwortete Jonathan leise und wappnete sich für den Angriff, den er mit dieser Äußerung hatte provozieren wollen.

    Ginny hatte den Eindruck, als würde ihr Sichtfeld verschwimmen, doch es war ihre Wahrnehmung, die sich geändert hatte. Sie sah, wie die Magie in allem zu pulsieren schien. Ihr Atem ging schneller, doch sie versuchte, sich zu innerer Ruhe zu zwingen, während die Gestalten sich in Zeitlupe bewegten. Ihr blieb keine Zeit mehr, wenn sie verhindern wollte, dass Snape ihn umbrachte.

    Er blieb stehen, als überlegte er sich seine nächste Handlung, doch dann hatte Snape seinen Zauberstab bereits in der Hand und beide wirbelten herum.

    "SECTUMSEMPRA!!"

    Ihre Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, als sie mit einem kurzen Anlauf über das Geländer im siebenten Stock sprang, sich an den Wänden und Treppen abstieß, um nach einem dreißig Meter Satz in die Tiefe katzengleich hinter den Kontrahenten zu landen. Als Ginny den Kopf hob, war es schon vorbei. Im nächsten Moment huschte ein Schatten über ihren Kopf und es tauchte Hermine neben ihr auf. Jonathan legte scheinbar sanft seine Hand auf Snapes Schulter und ging fast achtlos an ihm vorbei.

    "Es ist also nicht nur in unserem Land so, das die Mädchen schneller sind", bemerkte er mit einem Strahlen in den Augen, als er den Damen die Hand reichte, um ihnen beim Aufstehen behilflich zu sein.

    „Und wie kommen wir jetzt wieder hoch?“, fragten beide fast gleichzeitig.

    „Nicht so, wie ihr heruntergekommen seid?“, stellte er ironisch die Gegenfrage und die beiden Frauen giggelten daraufhin, doch Hermine schloss bereits die Augen, verfiel dem, was sie ihren Wachtraumzauber nannte, holte tief Luft und sprang von der Magie beflügelt über Wände und Treppen wieder nach oben. Ginny brauchte einen Moment länger, konnte ihrer Freundin jedoch kurze Zeit später folgen.

    Ron und Harry stand der Mund offen. „Wie… wie habt ihr das gemacht?“, wollten sie wissen.
    Ginny gab ihnen Antwort: „Wir haben der Magie vertraut und uns ihr vollständig hingegeben.“ Harry rollte mit den Augen. Noch mehr kryptische Antworten.

    Jonathan nahm den normalen Weg und kam über die Treppen. Vermutlich eher, um ihnen einen Moment Zeit zu geben.

    „Ich denke, es ist an der Zeit, dass ihr jetzt einander helft. Ginny, bitte helfen sie ihrem Bruder und Hermine hilft Harry. Ich werde das beobachten“, schloss er und war wieder auf den Weg in die Ecke, um es sich in ihr bequem zu machen, als Hermine ihn jetzt noch etwas fragen wollte.
    „Wenn ich das durch das Vertrauen in meine Gefühle erreicht habe, wäre es auch möglich, nur rein theoretisch meine ich“, sie dachte an ihren spektakulären Auftritt im Zauber-Gamot, “mit den Gefühlen und etwas Magie einer ganzen Gemeinschaft von Menschen meinen Willen aufzuzwingen? Und zwar so, dass jeder von ihnen für immer der Meinung sein wird, dass er selbst alles so gewollt hat?“

    Jetzt wandte er sich ihr zu und schloss seine Augen, als ob er seine nächste Antwort sehr bedacht wählen würde. „Nur mal rein theoretisch, aber wirklich rein theoretisch, wäre das bei einem gewissen Potenzial möglich. Allerdings, und da nehme ich auch meine Schwester nicht aus, habe ich noch niemanden getroffen, der so stark war, dieses Kunststück zu bewerkstelligen. Und meine Schwester ist um einiges stärker als ich!“, erwiderte Jonathan und ließ seinen Blick über die drei anderen schweifen. „Aber Sie werden wohl nicht ohne Grund gefragt haben…“, fügte er jetzt hinzu. Hermine schüttelte den Kopf. „Wir sollten es für heute gut sein lassen und Morgen weitermachen“, sagte er zu den anderen und wie erwartet winkten sie kurz und gingen anschließend zur Tür hinaus.

    „Mine, kommst du?“, fragte Ron seine Frau.
    „Geh schon mal vor. Ich hab da noch zwei oder drei Fragen…“, gab sie zur Antwort und winkte zurück. Ron grinste, während Ginny und Harry die Augen verdrehten. Sie wussten, dass das die ganze Nacht dauern konnte.

    Als die Tür zufiel und sie mit Jonathan alleine war, zauberte sie ein Kissen herbei und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Ich darf annehmen, Sie spielen auf ein aktuelles Ereignis an?“, fragte Jonathan. Wieder nickte Hermine. „Nun, sehen Sie, Hermine, um so etwas bewusst erreichen zu können, müsste man seine ganzen Gefühle quasi positiv auf hundertachtzig bringen und gleichzeitig eine negative Beeinflussung hervorrufen. Unterbewusst ist es vorstellbar. Dass Sie das jedoch noch einmal wiederholen können, halte ich jedoch für unwahrscheinlich“, und weil er sie nicht verletzen wollte, sagte er noch, “obwohl ich weiß, dass Sie über immenses Potential verfügen. Möchten Sie mir mehr von Ihrem Erlebnis erzählen?“

    Hermine lehnte sich zurück und Jonathan lauschte ihren leisen Worten. Sie sagte, dass sie sich nach Padua und den beiden Wochen mit Ron noch nie so gut gefühlt hatte. Als wäre sie neu geboren worden, aber es fühlte sich anders an. Sie spürte etwas, dass sie noch nie zuvor so intensiv gefühlt hatte: Überlegenheit und Macht. Mit diesen beiden Gefühlen und ihrem Willen sei sie völlig furchtlos vor das Zauberer-Gamot getreten und hatte eigentlich mit ihrem Job schon in Gedanken abgeschlossen. Doch im Gegensatz zu den schwarzen Magiern, die solche Fähigkeiten nur zu ihren eigenen, dunklen Zwecken herbeigerufen hatten, habe sie alle Zweifel zerstreuen können und den Frieden in der Gemeinschaft wiederhergestellt. Erst ein paar Tage später hatte sie begonnen, das Ereignis für sich selbst noch einmal zu reflektieren und kam zu Schlüssen, die ihr Angst machten.

    „Sie ahnen, was Sie sind… oder?“, bemerkte er leicht zweideutig.
    „Ein Monster!“, sagte sie matt.
    „Nein, Hermine! Alles andere, aber kein Monster. Wie nennen Sie im Ministerium Ihre Verbündeten? Sie nennen sie…“ An dieser Stelle unterbrach sie ihn und beendete den Satz: “Ich nenne sie meine ’Krieger des Lichts’.“
    „Und das sind Sie, Hermine. Eine Kriegerin des Lichts! Nicht hell, nicht dunkel, aber immer dem Licht verbunden. Schatten zwischen Licht und Dunkelheit.“

    Doch eine Frage quälte noch ihren Geist. Was war, wenn einer von ihnen den Schattenpfad verlassen und einen der beiden Wege wählen würde. Was war dann? Sie musste die Frage stellen, obgleich sie die Antwort kannte.

    „Sterben“, sagte Jonathan.

    --------------

    Jonathan führte aus, dass die magisch Begabten in seinem Land die Möglichkeit einer Wahl nicht hätten. Sie wurden praktisch in den Schattenpfad hineingeboren und lernten automatisch die Symbiose aus beidem. Folglich stellte sich die Frage nicht oder nur ganz selten. Andere hingegen, die versucht hatten, ihn zu beschwören und dabei gescheitert waren, verfielen zum Schutz dem Wahnsinn.

    „Wie weit sind die anderen gekommen?“, fragte sie und wusste nicht genau, was sie mit ihrer Frage wirklich bezwecken wollte.
    „Ich kann euch natürlich nur sagen, wie weit jene kamen, die es nicht versuchten. Albus und Severus haben es nicht getan, weil sie es nicht mehr konnten. Sie wussten um den Umstand des Wie, ahnten aber, dass sie ihre Chance bereits vertan hatten. An beiden Händen klebt Blut. Nur Nicholas wäre es gelungen, wäre er ein Zauberer gewesen, was er nicht war. Er war ein Alchimist und ein großer noch dazu. Und seine Eigenschaft, die ihn auszeichnete: Wahrhaftigkeit. Die Entdeckung, die er gemacht hatte, hat er nicht um seiner selbst Willen gemacht. Und eure Entdeckung habt ihr auch nicht um eurer selbst Willen gemacht, sondern für Harry. Deshalb ist ihm gelungen, den Stein der Weisen herzustellen und Ihnen, Hermine, Ihren Freund zu erlösen. Er hat seine Fähigkeiten zuerst in den Dienst der Welt gestellt und das macht ihr auch, wenn ich mich nicht irre, Hermine. Verstehen Sie? Sie und Nicholas wollten es beide nicht für sich selbst! Im entscheiden Zeitpunkt haben Sie erkannt, dass es nur eine wirkliche Macht gibt: Liebe.“
    „Was ist aber mit den negativen Gefühlen? Rachegelüste, Zorn, Furcht?“, fragte sie neugierig.
    „Für uns ist Rache kein Problem, denn sie ist ein Teil des Schattenpfades. Für euch ist Rache wie ein Gift, denn bevor du dich umsiehst, verwandelt sie dich in etwas Hässliches. Der Weg ist noch verschlungen. Ich bin hier, um den Weg zu lehren. Wählen jedoch werdet ihr selbst müssen. Außer einer, für den werden Sie wählen. Eines Tages“, antwortete Jonathan.
    „Jonathan, was werden wir sein?“, fragte sie jetzt scheuer als zuvor.
    „Der Neubeginn, Ende und Anfang. Das Schwert, welches die Dunkelheit teilt und in beiden Welten bestehen bleibt!“, sagte er, aber er machte keine Anstallten, dies weiter auszuführen. Hermine stand nun auf und verabschiedete sich von ihm. Er hatte das offensichtlich auch erwartet.

    Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie von Jonathan auch Antworten bekommen würde, mit denen sie etwas anfangen konnte. Er hatte all ihre Fragen zufriedenstellend lösen können. Hermine war sich ganz sicher, dass sie diese Unterhaltung zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen würden, doch für heute hatte sie bekommen, was sie wollte: Antworten.

    In der nächsten Zeit wurde Hermine zu dem, was sie eh’ schon war – zu einer Lehrerin für die drei anderen. Was früher Harry in der DA gemacht hatte, war nun ihre Aufgabe. Alle vier lernten immer zusammen vor und Hermine wiederholte hinterher noch einmal den Stoff und – viel wichtiger – die ganzen Übungen. Ron musste sich mit voranschreitender Zeit öfter mal zurückziehen, kehrte aber bald nach den Trainings nach Hogwarts zurück. Auch das Verhältnis der vier untereinander besserte sich zusehends, was auch den Konzentrationsübungen geschuldet war.

    Vier Eulen mit roten Briefen im Schnabel näherten sich dem Frühstückstisch der vier Freunde. Hermine bemerkte noch andere Eulen, die ebenfalls am Frühstückstisch der Lehrer, aber auch an einigen der Schüler ihre Heuler abwarfen. Alle hatten den gleichen Absender. Und da alle auch fast gleichzeitig losgingen, verstand niemand ein Wort, aber lustig war es allemal, denn der Heuler endete mit einem echten Lachen.

    Jetzt flogen weitere Eulen herein, die Pergamente um ihre Beinchen trugen und jeder, der zuvor einen Heuler bekommen hatte, erhielt nun einen richtigen Brief.


    Liebe Ginny,

    da wir beschlossen haben, unser Leben nunmehr zu viert fortzusetzen, möchten wir vier Dich zu unserer Hochzeit einladen und Dich bitten, unsere Trauzeugin zu sein. Genau wie Ron, Mine und Harry.

    Wir freuen uns auf Euch und eine unvergessliche Party.

    Maria und Marion noch de La Vega
    Fred und George noch Weasley


    Die anderen drei bekamen einen mit einem jeweils ähnlichen Inhalt. Ginny fragte noch kurz, was das denn mit dem “noch“ auf sich haben würde, doch nachdem Harry es ihr erklärt hatte, setzte sie eine finstere Mine auf und meinte nur, dass Mum hochgehen würde. Harry verstand es allerdings, sie in diesem Punkt zu beruhigen. Vermutlich hatte er schon eine Idee, Molly zu besänftigen, sollte das von Nöten sein. Ron bemerkte, dass die Hochzeit noch vor dem Halbfinalspiel stattfinden sollte, doch er zuckte nur mit den Schultern. Immerhin konnten sie noch Weihnachten zusammen in Hogwarts feiern, was immer ein besonderes Erlebnis war. Ihr Gast, der noch immer zum Ausruhen in den Wald ging, wenn sie fertig waren, schloss sich ihnen gern zum feiern an. Harry konnte ein, zwei Mal beobachten, wie sich Jonathan auch mit den anderen Lehrern und selbst mit Snape sehr angeregt unterhielt. Später nahmen ihn die Kinder in Beschlag und erkoren ihn zu ihrem neuen Spielkameraden, der bereitwillig alles mitzumachen schien, was die Kleinen ausheckten. Zwischendrin setzte er sich auch abwechselnd zu den vieren an den Tisch und verkündete, dass sie vielleicht auch etwas Ferien machen sollten, um das Ganze sacken zu lassen, wie sich Jonathan auszudrücken pflegte. Die vier nickten zustimmend und man beschloss, nach dem Halbfinalspiel von Ron und seiner Mannschaft wieder weiterzumachen.

    „Jonathan warte…“, holte ihn Hermine zurück an den Tisch, “bei uns Menschen und Zauberern ist es Sitte, zum Weihnachtsfest etwas zu verschenken.“ Sie bedeutete Ron, ihr das kleine Päckchen zu geben, welches sie an Jonathan weiterreichte. Er nahm das viereckige, blaue Geschenk an sich, drehte es in der Hand und sah es verwundert an. „Du musst es auspacken!“, meinte Hermine und blickte ihn erwartungsvoll an, während er begann, die kleinen, hellblauen Schleifchen zu lösen und das Papier vorsichtig auseinander zu falten. Ein kleiner Bilderrahmen mit einem Zauberbild, welches die vier Freunde zeigte, kam zum Vorschein. Sichtlich gerührt bewegte Jonathan es langsam hin und her.

    „Wir wissen, dass du irgendwann wieder in dein Land gehen musst. Wo immer das auch sein mag möchten wir, dass du uns nicht vergisst und das Bild soll dich an uns erinnern. Bei all deinen Reisen“, sagte Hermine ehrlich.

    Wenn Jonathan zuvor noch glaubte, Ollivander nicht verstehen zu können, warum er getan hatte, was er getan hatte – in diesem Augenblick konnte er es nachvollziehen.

    „Aber ich hab nichts für euch…“, sagte er jetzt. Ginny beugte sich sanft protestierend über den Tisch.
    „Das ist nicht wahr“, sagte sie leise. Dann zeigte sie auf sein Herz: “Was du für uns hast, dass ist da drin.“

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      #17
      17. Aufruhr im Fuchsbau



      Als Jonathan an diesem Abend in den Wald zurückkehrte, war er nicht mehr der gleiche. Er, der die Liebe als einzige Himmelsmacht lehrte und fürchtete, war ihr nun erlegen. Jene vier Freunde hatten ihn zum Erliegen gebracht. Ja Ollivander, ich denke darüber nach. Ich denke darüber nach, wie einst du, hier zu bleiben und nicht in unsere Heimat zurückzukehren. Doch bei mir wird es ungleich schwerer sein als bei dir. Du warst nur ein einfacher Berichterstatter, der verschwand. Ich bin der Schattenritter, Sternenmagier oder einer der vielen anderen Namen, die man mir in den verschiedenen Ländern, die ich bereiste, schon gegeben hat. Jonathan El-Sattrai, vom Clan der Sattrai. Ist es Zeit zu ruhen? An der Zeit abzuschließen mit seinem bisherigen Leben des ewig Umherreisenden? Er war sich nicht mehr sicher, seinen Auftrag auch wirklich bis zum Ende durchführen zu können. Seine beiden Auftraggeber, die ihn beschworen hatten, würden nicht merken, wenn er noch etwas länger blieb, als es erforderlich war.

      Konnte er wirklich daran denken?

      Noch in derselben Nacht kehrte er allein in den Astronomieturm zurück und tat, wovor Ollivander ihn noch gewarnt hatte. Er nahm seine beiden silbernen Zauberstäbe, legte sie auf weiche Kissen und belegte diese mit einem Desillusionierungszauber. Eines Tages wird die beste Schülerin, die er jemals hatte, das Geheimnis lüften und dann würde beginnen, was sie jetzt bereits vorbereiteten – die Magie der Gefühle. Er war ein Meister dieser Macht, doch er müsste sie unfertig zurücklassen. Ein kleines, unscheinbares Detail würde ihnen verwehrt bleiben. Sie würden solch einen Zauberstab hier niemals angefertigt bekommen. Er beschloss, seine beiden dazulassen und stattdessen Ollivanders zu nehmen. Der war vielleicht nicht blau, sondern orange, doch dieser Umstand tat der Wirkung keinen Abbruch. Er konnte auch diesen mühelos benutzen. Jonathan begann, ein wenig mit dem einzelnen zu trainieren, denn schließlich musste er sich daran gewöhnen, mit nur einem zu agieren und das war doch etwas anderes. Was er nicht bemerkte war, dass die feinen, orangefarbenen Blitze den Raum des Turmes immer wieder erhellten und sich schließlich Ron und Harry des nachts auf den Weg machten, um nachzusehen, was da oben im Turm so Spannendes vor sich ging. Wie zwei Schuljungen aus der Dritten schlichen sich die beiden Freunde die Treppen hinauf.

      „Wir hätten deinen alten Tarnumhang mitnehmen sollen!“, flüsterte Ron. Sein Freund winkte ab: „Da passen wir beide doch schon lange nicht mehr zusammen drunter. Also was soll’s.“
      Sie näherte sich still und leise. Sie hofften, dass sie nicht bemerkt wurden. Harry wusste, dass sich Jonathan ab und zu in den Astronomieturm zurückzog, um die Sterne zu beobachten, wie er sagte, doch dieser hatte es bislang noch nie des Nachts getan. Dass er das am helllichten Tag tat, hatte ihn beim ersten Mal zwar etwas gewundert, aber da der Mann sowieso etwas seltsam war, hatte Harry dem keine größere Bedeutung beigemessen. Als sie durch den Türbogen sahen, blieb ihnen der Mund offen stehen. Normalerweise hätte Jonathan sie schon lange bemerken müssen, doch er machte keine Anstallten, seine Übungen zu unterbrechen. Vielleicht konnten Ron und Harry sich auch gut vor seinen wachsamen Augen und dem Rest verbergen. „Was ist das für ein Ding?“, fragte Ron völlig perplex. Kopfschüttelnd erwiderte Harry flüsternd: „Keine Ahnung. Kaltes Feuer oder so etwas.“ Er bedeutete Ron, er möge zurückgehen, was dieser auch tat. „Ich bin schon gespannt, was die Mädels dazu sagen werden, wenn wir ihnen DAS erzählen.“, meinte Ron. Sein Freund erwiderte: „Gar nichts, denn wir werden es ihnen nicht sagen!“ „Geheimnisse? Bist du verrückt, Harry?“ „Glaubst du etwa, die haben keine vor uns?“, fragte Harry zurück und Ron nickte nur dazu. Also war Mundhalten beschlossene Sache.

      Am nächsten Morgen kam auch schon eine aufgeregte Ginny an den Frühstückstisch und sagte: „Mum hat eben eine Eule geschickt, ob wir früher kommen können. Es gibt Ärger mit den Zwillingen.“

      --------------------

      Und Harry konnte sich auch schon genau vorstellen, wie der aussah. Vermutlich haben die beiden ihrer Mutter gerade eröffnet, dass George den Nachnamen seiner Frau annehmen wird und Molly überhaupt nicht einverstanden mit dieser Entscheidung war. Und selbst wenn ihre Mum die beiden Frauen vorher noch ansatzweise gemocht hatte, war es damit jetzt ganz sicher vorbei.

      Ron und Mine rollten mit den Augen. Wann gab es mal keinen Ärger mit den Zwillingen, fragten sie sich während Harry Ginny zuhörte. Sie erklärte, dass Mum ausgerastet sei, als George ihr gesagt hat, dass er demnächst de la Vega heißen wird. Harry hatte es noch von früher in guter Erinnerung, dass Molly manchmal ganz schön hochgehen konnte. „Schick ihr eine Eule zurück, dass wir am Nachmittag da sein werden“, meinte er und drehte sich hilfesuchend zu Ron “…wenn das für euch auch in Ordnung ist.“ Hermine und Ron stimmten zu. Sie hätten gern noch einen Tag für sich gehabt, aber wenn George Scherereien machte, musste das restliche Privatleben zurückstehen. Selbstredend. So verabredeten sie sich um drei bei Harry im Büro, um per Portschlüssel zu den Weasleys in den Fuchsbau zu reisen.

      Ron schüttelte den Kopf und fragte sich, wie sie denn das wieder hinbiegen sollten. Hermine aber zerstreute seine Befürchtungen damit, dass sie meinte, Harry würde so aussehen, als hätte er bereits eine Idee. Hermine selbst hätte auch schon eine, aber sie selbst war eben angeheiratet und genoss nur den Status Schwiegertochter, was implizierte, bei solchen Themen keine Chance zu haben. Sie würde Harry machen lassen.

      „Ich hab vorhin nicht alles erzählt, was in dem Brief stand!“, sagte Ginny jetzt, da sie mit Harry alleine war. „So? Was stand denn noch drin?“, wollte Harry jetzt wissen. „Man könnte meinen, Mum hielte ihn für einen Blutsverräter, weil sie ihm ein paar heftige Flüche auf den Hals gejagt hat.“

      Harry atmete scharf ein und aus. „Sie war ja schon immer etwas impulsiv, aber das ist heftig. Na mal sehen, ob wir da noch etwas machen können, um den Haussegen wieder gerade zu rücken.“, sagte er entschlossen. „Fein, da bin ich ja mal gespannt, wie du ihm das ausreden willst.“, gab Ginny zurück, während sie ihre Kleider mit dem Zauberstab in den Koffer beförderte.

      “Moment mal, wieso er? Er wird selbstverständlich de la Vega heißen und deine Mum wird es schön finden. Vertrau mir.“ Jetzt sah ihn Ginny mit aufgerissenen Augen protestierend an. „Ich weiß schon was ich mache.“, fügte er hinzu.

      Nachdem die beiden Pärchen ihre sieben Sachen zusammen hatten, trafen sie sich in der großen Halle, um gemeinsam zu den Weasleys zu gelangen. Als sie im Vorgarten ankamen, kamen auch schon Fred und George mit den beiden Frauen im Gefolge auf sie zu und Harry fragte erst einmal, wo denn die Kinder wären. Fred erklärte, dass die am Morgen zusammen mit Bill, Fleur und ihrem Jungen losgegangen seien, noch ein paar Besorgungen für die Hochzeit machen. Harry nickte und sein Geist arbeitete fieberhaft. „Wo finde ich Arthur? Ich muss ihn sofort sprechen!“, fragte er und bekam von den Zwillingen nur den Fingerzeig, mit dem sie zum Haus deuteten. „Na, dann wollen wir mal!“, meinte er zu ihnen und fügte hinzu: “Ich denke, ich geh dann mal vor. Am besten, ihr wartet solange, bis sie mich auch rauswirft.“

      Harry ging durch die Gartenpforte und klopfte an die Haustür der Familie, doch statt einem freundlichen herein bekam er nur ein: „Hau ab, du missratenes Stück. Du bist nicht mehr mein Sohn!“

      „Aber, aber Molly. Ich bin es. Harry. Ist Arthur zu sprechen?“, fragte er nun scheinheilig und Molly machte die Tür auf und ließ Harry eintreten. „Schön dich zu sehen, mein Junge, wie geht es euch und wo ist Ginny?“, fragte sie jetzt gleich und Harry kam in Zugzwang. „Sie kommt ein wenig später mit ihrem Bruder und Hermine!“, gab er als Antwort, als er auch schon Arthur erblickte. Nachdem er sich kurz von Molly hatte drücken lassen, zog er ihn in eine ruhige Ecke. „Ich hab gewusst, dass dies einigen Ärger geben wird, aber dass sie so hochgeht…?“, sagte er jetzt leise zu ihm und schüttelte den Kopf. „Du bringst doch deiner Frau öfter ein paar Bücher aus der Muggelwelt mit, stimmts?“, fragte er nun und Arthur wunderte sich, warum Harry ausgerechnet jetzt darauf kam. „Ja und obwohl sie es nicht zugibt, mag sie die sehr gern. Sie ließt immer heimlich, wenn ich nicht da bin oder wenn sie glaubt, ich bekomme es nicht mit!“, grinste Arthur. „Es gibt da ein paar, die hat sie besonders gern hab ich recht?“, fragte Harry, was Arthur bejahte. „Die brauch ich mal!“, sagte Harry, bevor Arthur fragen konnte, was er damit wollte, bat er ihn bereits, sie zu holen. Rons Vater ging in einen Nebenraum und kam mit einem kleinen Stapel auf dem Arm zurück. Harry nahm ihm die Bücher aus dem Arm und begann, die Titel durchzulesen und ein paar Seiten durchzublättern. „Darf ich fragen, wonach du suchst?“, fragte Arthur nun gespannt, aber Harry winkte ab. „Gleich, ich hab es gleich. Moment noch.“, antwortete er. Er zog ein altes, verstaubtes Büchlein hervor und seine Augen begannen zu leuchten. Der Fluch von Capistrano. Harry wischte den Staub ab und gab es Arthur. „Und was soll mir das jetzt sagen?“, fragte er und begann, ein paar Seiten umzublättern. Als er die Seite gefunden hatte, legte Harry den Finger an seinen Mund und schob das Buch zu Arthur herüber. „Sieh dir mal den Namen an und sag kein Wort, hörst du, kein Wort.“ Arthur blickte hinein und musste kräftig husten, denn es hatte den Anschein, als bekäme er kaum noch Luft. „Woher, woher hast du das gewusst?“, fragte Arthur. „Ron hat früher immer erzählt, dass seine Mum auf Muggelsachen schimpft, aber heimlich die Bücher liest, die du mitbringst und er hat mir mal gezeigt, was du so alles angeschleppt hast. In Wahrheit hab ich nur gehofft, dass sie die nicht schon lange weggeschmissen hat. So und jetzt lass mich machen.“, sagte Harry, nahm das Buch und ging zu Molly.

      „Magst du einen Tee?“, fragte sie etwas scheinheilig, um nicht über die Zwillinge reden zu müssen. „Gern Molly!“, antwortete Harry, legte das Buch auf den Tisch und begann darin zu blättern. „Ob du mir das hier mal für James-Sirius leihen kannst?“, fragte er nun genauso scheinheilig zurück, als sie aufsah. „Das hier!“, sagte er und hielt es hoch. „Der Fluch von Capistrano. Arthur meinte, du hast es gelesen und kannst mir sagen, worum es geht. Ich will nur sicher sein, dass es dem Jungen auch gefällt. Er mag Abenteuergeschichten.“, erklärte Harry. Molly kam nun zum Tisch und nahm es ihm aus der Hand. „Aber ja, das ist die Geschichte des tagsüber als unscheinbarer und feiger Landedelmann lebenden Don Diego de la Vega. Des Nachts verwandelt er sich im schwarzen Umhang und mit Augenbinde zum Rächer des Volkes!“, meinte sie völlig selbstverständlich. „Was hast du gesagt, wie heißt der?“, hakte noch mal nach. „Don Diego…“, jetzt stoppte sie plötzlich und setzte sich neben Harry und flüsterte weiter “de la Vega. Aber das ist doch bloß eine alte Muggel Geschichte…“, wiegelte Molly jetzt den Tränen nahe ab. „Tatsächlich? Komischerweise kommen die beiden aus Kalifornien und ihr Ur-Ur-Großvater ganz zufällig aus Spanien. Ist schon eine merkwürdige, alte Muggel Geschichte, aber solche Zufälle gibt es nicht, Molly.“

      „Aber das geht nicht. George kann den Namen nicht annehmen. Das wäre ja fast so, als würde er sich seiner Familie schämen…“, protestierte sie und Harry hielt ganz ruhig dagegen. „Das glaubst du nicht wirklich oder? Das hört sich doch sehr schön an. Hör mal: George de la Vega. Sie sind sich verpflichtet; sie sind ihrem Urahn verpflichtet, die Linie der de la Vegas darf nicht untergehen. Es wäre nur gerecht, wenn je ein Paar sich der Familie des anderen namentlich anschließt. Mit George wird sie ihren Familiennamen weiterführen dürfen, aber Marion wird eine richtige Weasley werden, wie es sich gehört. Damit bekommen beide Familien, was sie brauchen. Was denkst du? Meinst du das geht?“

      Jetzt brauchte Molly erst einmal selbst einen starken Tee. „Ich kann ihnen doch nie wieder in die Augen sehen nach allem, was ich gesagt und getan hab…“, schluchzte sie nun. „Das wird schon gehen. Ich bin sicher, ihr bekommt das wieder hin. Und wenn die ersten Enkel von den beiden da sind, spielen sie hier zusammen, so wie wir damals, als wir noch Kinder waren und ich hier immer in den restlichen großen Ferien sein durfte. Hier bei euch!“, sagte er und verfehlte sein Ziel nicht. Er winkte zu Arthur, dass er schnell die anderen reinholen sollte, bevor es sich Molly vielleicht wieder anders überlegte und dem musste man zuvorkommen.

      Jetzt stürmten die beiden Pärchen nebst Ron, Hermine und Ginny den Fuchsbau. „Wir dachten schon, du kommst da gar nicht mehr raus, was hast du gemacht? Mum verhext?“, fragte Ron und Harry legte ihm das Buch in die Hände. „Wie gut, dass ich mich auch ein bisschen in der Muggelwelt auskenne. Nicht viel, aber dafür reichte es. Wenn sie die weggeschmissen hätte, hätte ich mir wahrscheinlich ohne Erfolg den Mund fusselig reden können.“, meinte Harry und schlich sich zu Ginny hinüber. Er legte seinen Arm um sie und zog seine Frau zu sich heran. „Manchmal hab ich es einfach nur satt. Aber dann, ach ich weiß auch nicht…“, doch weiter kam Harry nicht. Ginny war bereits dabei, ihm ein paar Küsse aufzudrücken. Während Molly sich versuchte, wieder mit ihren beiden Söhnen und deren Frauen zu arrangieren. Auf jeden Fall lief die Hochzeitsmaschinerie nun wieder vollends an. Molly wollte sich jetzt um das Essen kümmern, während die Zwillinge die Dekoration und das ganze Drumherum erledigten. Bill und Fleur kamen auch bald mit den Kindern zurück und auch Charlie traf mit seiner Frau hier ein. Keiner wunderte sich darüber, wie sie alle in dem Haus ihren Platz fanden. Beim Essen saßen sie um den Tisch herum, während Molly die ganze Familie versorgte und jeder in sich hineinstopfte, was das Zeug hielt, besonders Ron.

      „Wir haben nur ganz wenige Absagen bekommen.“, meinte George und Fred konnte sich schon kaum noch halten vor Lachen. „So? Wer kann denn nicht dabei sein?“, wollte Bill wissen und Fred antwortete. „Dolores hat abgesagt oder besser, wir haben eine Nachricht vom Ministerium bekommen, dass Ms Umbridge in der nächsten Zeit keine Feierlichkeiten besuchen darf!“, giggelten sie, während Hermine ihnen beiden einen strengen Blick zuwarf. „Was denn? Immerhin haben wir ihr einen beträchtlichen Erfolg zu verdanken und dafür wollten wir uns erkenntlich zeigen. Das verstehst du doch?“ Jetzt brach der ganze Tisch in Gelächter aus. „Ihr verschwendet damit Zeit und Geld des Ministeriums, ist euch das klar?“, fragte Hermine noch mal nach, aber Ron beugte sich zu ihr herüber “Mine bitte, du kennst sie doch.“ „Eben“, gab sie angesäuert zurück, während Harry sie leicht am Arm berührte und ihr zuflüsterte: “Wir haben einen Familienkrach gerade beendet. Ich denke, für heute ist es genug.“ Daraufhin knallte sie die Serviette auf den Tisch, stand auf und stürmte aus der Tür. Es dauerte keine Minute, da folgte ihr Ginny nach draußen in den Garten.

      „Komm schon, was hast du?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen. „Die sind unmöglich!“, schimpfte Hermine.
      „Ja, aber das ist doch nichts Neues. Die sind immer noch sechzehn – älter werden die auch nicht mehr, daran wirst du bestimmt nichts ändern. Ich setzte mein Vertrauen in Maria und Marion. Da liegt jetzt der Einfluss. Wir sind völlig abgemeldet. Mum und Dad haben da lange schon nichts mehr zu sagen. Jetzt komm und auch, wenn du es nicht gern hörst, hat Harry recht. Ein Familienkrach am Tag ist genug. Die wollen morgen heiraten und es ist noch eine Menge zu tun, bevor alles vorbereitet ist.“, sagte sie und zog Mine wieder mit herein. Sie gab ihr einen Teller und lud ihr den Nachtisch auf. Als Ron sich zu ihr setzte und fragte, was denn war. „Ach, deine Brüder…“, winkte Hermine jetzt ab und er schwieg dazu. Offen gestanden hätte er die beiden gern in Schutz genommen, aber erstens konnten die auf sich selbst aufpassen und zweitens hätte er dann wieder Krach mit Mine gehabt und er wollte nicht noch eine Auseinandersetzung haben. Die mit Harry in Hogwarts hatte ihm gereicht. „Hör mal Mine, du kannst ruhiger werden, wenn wir seine Übungen machen, hast du daran mal gedacht?“, fragte er seine Frau und rechnete wieder mit einem Ausbruch. Dieser blieb jedoch aus. Stattdessen sah sie ihn nur mit großen Augen an und ihr Mund formte tonlos ein paar Worte <<Du erzählst mir was von SEINEN Übungen>>? Sie schüttelte den Kopf, brachte es aber doch fertig, daran zu denken, was er ihnen immer sagte. <<Stille, Ruhe, Ausgeglichenheit, Bedächtigkeit. Darin liegt die Kraft. Nicht in Hast und Drängen. Also beruhigt euch.>> Hermine atmete ein paar Mal ein und aus. Sie schloss für einige Momente die Augen und ließ alles an sich abgleiten. Diesmal hatte Ron recht. „Woher kannst du das? Ich dachte, du hättest keine Zeit dafür?“, sagte Mine ihm zugewandt. „Ich hab es während der Trainings gemacht. Es hilft unglaublich, sich auf das, worauf es ankommt, richtig zu konzentrieren. Einfach alles andere “ausblenden“. Nur das Wesentliche, sonst nichts weiter. Die Quaffel und Klatscher der Gegner und ich. Ich hab es nur noch nicht in einem echten Turnier geschafft.“

      Die Zwillinge hatten sich links und rechts neben ihn gesetzt. „Harry Potter, du bist wirklich unglaublich. Leider nicht sehr oft, aber wenigstens ab und zu!“, sagten die Zwillinge jetzt zusammen. „Ich halte eure Idee im Übrigen für genial!“, sagte Harry. Bevor er weiterreden konnte, fielen im die Zwillinge ins Wort: “Fein, dann sind wir ja jetzt zu fünft!“, lachten sie und schlugen sich auf die Schenkel.

      Der Tag ging ruhig zu Ende. Harry schwatzte später noch mit Bill und Charlie, der ihm einen mürrisch vertraulichen Rippenstoß verpasste, als Harry auf sein letztes Drachenabenteuer zu sprechen kam. Da hat es ihn nämlich beinahe von den Beinen geholt. Der Kurzschnäuzler wollte partout nicht in seinem Käfig bleiben. Erst nachdem ihm Charlie “klarmachen“ konnte, dass es besser für ihn war, ließ sich der Drache “überreden“. Wie das allerdings in Wirklichkeit funktionierte, darüber schwieg sich Charlie aus und ließ sich auch nicht mit Tricks aus der Reserve locken. Schließlich waren Harrys Überredungskünste schon fast legendär, doch manchmal zog auch er den Kürzeren.

      „Wir haben gehört, ihr sollt die halbe Zauberergemeinschaft eingeladen haben. Mit wem außer Umbridge müssen wir denn so rechen?“, fragten jetzt Charlie und Bill, der sich bislang noch zurückgehalten hatte.

      Fred und George begannen, die Gäste aufzuzählen, die sie eingeladen hatten. Da waren unter anderem eine Menge Geschäftspartner darunter, mit denen die beiden in den letzten Jahren viel zu tun hatten. Dann bemerkte Harry, dass sie die halbe, alte DA mit Einladungen bedacht hatte, wie Neville und Luna, Seamus und Dean, den sie wohl noch gefragt hatten, ob er ein paar Fußbälle mitbringen konnte. Dann hatten sie ein Eisbankett bei Fortescue bestellt und ihn gleich mit dazu eingeladen. Auch den gesamten Orden des Phönix, wer nicht gerade Dienst hatte, wie Kingsley Shacklebolt, natürlich den alten Haudegen Mad Eye Moody und selbstverständlich die Eltern von Maria und Marion aus Kalifornien, auf die Molly ganz besonders gespannt war. Alles in allem sollten so an die 250 Gäste zusammenkommen. Während die beiden kaum zu bremsen waren, verkrümelten sich die Frauen zusammen. Molly, Hermine, Ginny trafen sich mit den anderen Frauen zu einer kleinen Abschiedsparty. Außerdem mussten noch die Kleider angepasst werden und in der Nacht vor der Hochzeit sollten die Pärchen jeder für sich bleiben. Jetzt kam der Moment der Rache an sich. Charlie, Harry und die anderen Männer ergriffen die Zwillinge, um mit ihnen eine “richtige Sause“ in Form einer ausgelassenen Junggesellen-Party zu machen, bei der sie die Zwillinge bis zum Eichstrich abfüllten, dass sie hinterher ihre eigenen Kotzpastillen gerne aßen.

      „Die Mädels werden uns töten!“, meinte Ron und bekam von Harry gleich die passende Antwort. „Na und? Das ist das erste und letzte Mal, dass wir so eine Chance bekommen. Willst du die verstreichen lassen? Nein! Na also. Die Jungs haben uns auf unseren Junggesellenpartys auch schwer zugesetzt und jetzt sind sie dran.“, sagte Harry und schob Fred noch einen Feuerwhisky rüber und bedeutete ihm, dass jetzt auf Ex-Trinken angesagt war. „Und wenn sie die Feder Morgen nicht halten können?“, wollte Ron es noch mal versuchen. „Reg dich nicht auf, sie haben doch zwei Versuche…“, lachte er ihn an und die anderen rutschten fast unter den Tisch. „Was ist los mit dir Ron, warum auf einmal so nachdenklich? Du wolltest einen drauf machen und was ist jetzt? Manschetten vor Minchen?“, stichelte Harry etwas weiter, doch Ron machte nur eine abwertende Handbewegung und trank aus. „Du willst doch jetzt noch nicht schlappmachen? Ist doch erst ein angebrochener Abend.“, sagte er und war sich der Tragweite des Satzes nicht sofort bewusst. Charlie nahm aber den Faden auf und fragte gleich, ob sie noch ein Pastillchen wollten oder vielleicht einen kleinen Würgzungen Toffee oder etwas anderes aus ihrer erlesenen Kollektion. „Ich hoffe für euch, dass Tonks morgen früh genug hier ist, um euch den leckeren Trank gegen den dicken Kopf zu brauen.“, meinte Bill jetzt. „Wo ist sie eigentlich?“, fragte Harry nun nach und Bill sagte, dass sie wohl heute noch ihren Dienst im Aurorenbüro machen musste und da es gerade mal wieder ein paar Angriffe auf Muggel gegeben hätte, war man besonders wachsam. „Angriffe auf Muggel?“, wollte Harry wissen. „Was meint denn der Orden dazu?“ „Was sollen die schon sagen, Harry. Seit dem großen Kampf damals sind die nicht jünger und flexibler geworden. Mad-Eye ist paranoid wie nie zuvor und nachdem ein paar ehemalige Todesser aus dem neuen Askaban ausgebrochen sind, ist das auch nicht besser geworden.“ „Todesser? Warum weiß ich nichts davon?“, fragte er mürrisch. „Sie hielten es wohl für besser, euch nicht weiter zu beunruhigen.“, sagte Bill nun und Harry vermutete, dass selbst Hermine da nicht genau Bescheid wusste. „Weiß Hermine davon?“, ab da schwiegen sie und er gab sich die Antwort selbst. „Also weiß sie davon!“, schloss er. „Sie hielt es vermutlich für klüger, nach den letzten Vorkommnissen es nicht gleich an die große Glocke zu hängen.“, doch weiter kam er nicht, denn Harry griff über den Tisch und zog Bill herüber. „Ich nehme an, du hast keine Ahnung, was für schöne Gefühle ein Cruciatus Fluch in deinem Körper auslöst, hab ich recht? Nein? Aber sie sollte es wissen!“, sagte er bitter, doch jetzt war Ron bereits neben ihm aufgetaucht und mischte sich in die Unterhaltung ein, als er merkte, dass um Mine ging. Der Ton wurde rauer. Ron und Harry begannen sich bereits gegenseitig anzuschubsen, als Harry seinem besten Freund anbot, vor die Tür zu gehen und das Thema in einem Muggelduell einmal so richtig unter Männern zu klären, als beide von hinten hart am Kragen gepackt wurden. Charlie hatte sich hinter die beiden Zankäpfel gestellt und beherzt zugegriffen. „Hier wird weder heute noch morgen, noch einen Tag später irgendetwas in der Art und Weise geklärt. Das ist klar!“ Er riss sie auseinander und sagte beiden, dass Hermine eine Aufgabe hatte, die es zu erfüllen galt, auch gegen ihre Freunde, wenn es sein musste. Nach ein paar weiteren Schlucken fielen die beiden sich dann plötzlich wieder heulend in die Arme.

      „Irgendwas stimmt da nicht Bill, so hab ich die beiden noch nie erlebt. Da gab es doch nie Probleme. Ich würde dir empfehlen, da mal in nächster Zeit ein Auge drauf zu haben!“, riet Charlie seinem jüngeren Bruder, der dazu jetzt auch nickte. In der restlichen Nacht war von den Spannungen nichts mehr zu spüren. Man lachte und trank, als wäre nichts gewesen. Außer Charlie, denn der hielt sich jetzt zurück, um die Situation weiter zu beobachten und einer eventuellen Eskalation vorzubeugen, in dem wenigsten er als einziger einen einigermaßen klaren Kopf behielt. Gegen vier Uhr Morgens war die Herrenparty vorbei. Fred und George wankten noch ein paar Schritte allein an der frischen Luft, bevor diese ihre Wirkung tat und keine Kotzpastillen mehr erforderlich waren, um eine schnelle Entleerung des Magens hervorzurufen.

      Bei dem Frauenabend sollte es ähnlich ablaufen. Feuerwhisky kam nicht auf den Tisch, aber die Frauen mischten sich ein paar Kräutertees mit interessanten Wirkungen an. Im Verlauf des durchaus als ausgelassen und lustigen Beisammenseins sollten Ginny und Hermine sich so in Rage diskutieren, dass Maria sie trennen musste, bevor beide zu den bekannten Muggel-Ritualen übergingen, was ein kurzzeitiges Stimmungstief hervorrief, aber bald danach auch wieder vergessen war. Spät in der Nacht stieß Tonks noch hinzu, nachdem diese ihre Schicht beendet hatte. Molly erzählte ihr von dem kleinen Vorfall, doch diese runzelte nur ein wenig die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu.
      „Hoffentlich haben die Männer es nicht übertrieben und die beiden können nachher noch die Feder richtig halten.“, sagte Marion, während Ginny giggelte. „Meine Brüder haben bis jetzt jeden Junggesellenabend ausgerüstet und allerlei übles Zeug angestellt. Ich denke nicht, dass sich Harry, Ron und die anderen solch eine Steilvorlage entgehen lassen. Ihr solltet mit dem Schlimmsten rechnen. Aber Tonks ist ja da, um sie wieder frisch zu machen. Ich weiß noch, wie Harry sich an den Mund gegriffen und gewürgt hat, als er ihr Gebräu schlucken musste, um wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen.“ Die Frauen lachten ausgelassen.

      Und oh Wunder, als die Frauen zurück nach Hause kamen, waren die Herren bereits heimgekehrt.
      Fred und George wurden von ihren sogenannten “Guten Freunden“ einfach im Eingang abgelegt und nicht weiter versorgt. Einer hatte ein Pappschild auf die Schnarchenden gelegt.

      Darauf war zu lesen: Bitte nur wecken, wenn es sein muss!

      Maria und Marion beschlossen, die Jungs liegen zu lassen. Molly und Tonks würden sich schon später ihrer entsprechend annehmen.

      Hermine entdeckte Ron, der angezogen auf dem Bett offenbar umgekippt und so wie er war, dort gleich eingeschlafen war. Er gab laute Geräusche von, sich als Mine versuchte, ihn dazu zu bewegen, wenigstens die riechenden Klamotten auszuziehen. Schließlich gab sie entnervt auf und zog eine Decke weg, um sich neben dem Bett auf den Fußboden zu legen. Auf das Sofa im anderen Zimmer wollte sie nicht ziehen.

      Als Ginny in ihr kleines Schlafzimmer trat und ihr die von Feuerwhisky geschwängerte Luft entgegenschlug, kannte sie mit Harry keine Gnade. Er wusste, dass sie es nicht vertrug, wenn er trank. Sie packte ihn am Arm und schliff ihn leise protestierend in das Bad, wo sie ihn unter die Dusche hievte, den Brausekopf nahm, über seinen Kopf hielt und das kalte Wasser voll anstellte. Der Schlaftrunkene schreckte wegen Wassers hoch und wand sich in der Duschwanne wie ein Aal. „Wenn du saufen willst, komm nicht anschließend in mein Schlafzimmer! Leg dich unter den Baum und schlaf da deinen Rausch aus!“, polterte sie und ließ Harry nicht zu Wort kommen, der gar nicht so viel getrunken hatte, doch für ihre Nase war es, als würde er nach dem ganzen Eberkopf riechen. Er versuchte das Wasser erfolglos mit den Händen abzuwehren. „Aber Ginny, so hör doch, es war…“, wollte er erklären, doch sie fiel ihm ins Wort. “Nein? Nicht so, wie ich denke? Wie war es dann? Ihr habt sie nach Strich und Faden abgefüllt oder? Aber keiner von euch denkt an uns… Wir dürfen hinterher die versoffenen Reste wegwischen. Du bleibst schön hier!“, keifte sie. Sie stellte das Wasser aus und knallte die Tür zu, als sie das Bad verließ. Schon einmal wach, zog Harry seine nassen Sachen aus und stellte die Dusche noch einmal an, allerdings dieses Mal mit warmem Wasser. Er verbrachte eine Weile unter dem plätschernden Strahl, der seine Sinne wieder zurückbrachte. Nachdem er aus dem Bad trat, sah er seine Frau im Bett liegen. Er fragte sich, ob er es wagen könnte und wischte jede Vorsicht beiseite, als er sich auf die Bettkante setzte und damit begann, ihren Körper zu streicheln. „Weißt du eigentlich, wie schön du bist, wenn du zornig wirst?“, fragte er sanft, während seine Finger über ihren Hals und über das Kinn bis hin zu ihren Lippen glitten. Sie öffnete den Mund und begann, zärtlich mit der Zunge seine Finger zu umspielen. Die restliche Nacht gehörte ganz und gar ihrer Leidenschaft.

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      Am nächsten Tag hatten sich die Gemüter des Vorabends wieder beruhigt und der ganz normale Wahnsinn aus umherlaufenden Kindern, bereits eintreffenden, rufenden Gästen und einer immer aufgeregter werdenden Molly Weasley hatte Einzug gehalten. Sie hatten den Platz neben dem elterlichen Haus für die Zeremonie ausgesucht und selbstverständlich die Dekoration in eigener Regie gestaltet. „Wann zur Hölle habt ihr das denn gemacht?“, fragte Harry atemlos und die Zwillinge wechselten sich wieder mit dem Antworten ab. “Eine gute Freundin, hatte Erbarmen mit uns“, begann George und Fred vollendete “Du hattest recht. Tonks Gebräu IST fürchterlich! Aber es hilft, wie man sieht. Jetzt los, es gibt noch viel zu tun. Wir sind noch lange nicht fertig.“, sagten sie und klatschten in die Hände, um die anderen anzutreiben.

      Sie hatten Unmengen weiße Stühle in Reihen gestellt und einen Gang in der Mitte freigelassen, durch den die Brautpaare geführt werden sollten. Man hörte aus den oberen Zimmern immer wieder Radau und laute Stimmen, als die Frauen den beiden Bräuten beim Ankleiden behilflich waren. Harry war in seinem kleinen Zimmer ebenfalls damit beschäftigt, sich in Schale zu werfen und er bekam zum wiederholten Male ein „Gleich!“ aus dem Bad zuhören. „Du kommst noch zu spät, wenn deine Brüder unter die Haube kommen!“, meinte Harry ein wenig spitz, doch als die Tür aufging, stand ihm der Mund offen. Ginny trug die Haare als Hochsteckfrisur mit blauen Bändern im Haar, passend zu dem sehr figurbetonten, dunkelblauen, trägerlosen Seidenkleid. „Du siehst absolut traumhaft aus!“, entfuhr es ihm und sie lächelte gespielt verlegen. „Mit ihnen kann man sich aber auch sehen lassen, Professor!“, entgegnete sie. „Das hast du wundervoll ausgesucht.“, doch Ginny sagte, dass nicht sie und Mine die Kleider ausgewählt hätten, sondern als sie zu Madam Malkin kamen, hatte diese bereits Aufträge erhalten, wie die Kleidung auszusehen hatte. Nur die Größen mussten noch angepasst werden. Ausgesucht hatten Fred und George bereits lange vorher. Doch er wunderte sich kein bisschen darüber, denn so kannte er die beiden. Auf der einen Seite konnte keiner eine Minute ernst bleiben. Sie lachten, scherzten und trieben Späße die ganze Zeit über. Doch dahinter steckten zwei Genies, die nichts, was sie scheinbar spaßig taten, wirklich dem Zufall überließen.

      Draußen füllte sich der Platz vor dem Fuchsbau mit immer mehr Gästen, die alle Drinks in die Hand gedrückt bekamen und denen man kleine Häppchen reichte, während man sich mit bekannten Gesichtern unterhielt oder sich alte Freunde im Wiedersehenstaumel in die Arme fielen. Nacheinander nahmen die Menschen alle ihre Plätze ein und nach gut zwei weiteren Stunden war es dann endlich soweit. Conner, William und James-Sirius gingen mit Blumenkörbchen voran und warfen die erste Handvoll Blüten in die Luft, die erst bläulich schimmerten, doch als sie durch die Luft schwebten, änderten sie ihre Farbe in ein sattes Rot, um kurz darauf zu explodieren, wenn sie auf dem Boden aufkamen. Einige der Anwesenden suchten Schutz unter den Stühlen, doch die Mehrzahl der Gäste ließ sich davon nicht beeindrucken, denn immerhin war das die Hochzeit der Weasley-Zwillinge. Da musste man mit so etwas rechnen. Sie folgten aufmerksam der folgenden Zeremonie. Als Fred und George in schneeweißen Anzügen jeweils flankiert von ihren Eltern und gefolgt von Harry, Ginny, Hermine und Ron, die die Trauzeigen gaben, würdevoll zum Zeremonientisch schritten. Dort hielte sie inne, um auf ihre Bräute zu warten. Jetzt setzte die Musik zum zweiten Mal ein und die beiden Frauen betraten zusammen mit ihren Eltern den Teppich. Marion und Maria trugen traditionell lange, rote Kleider mit schwarzen Applikationen. Vorn angekommen übergaben sie die beiden nun an ihre zukünftigen Männer. Sie traten beiseite und setzten sich in die erste Reihe neben Molly und Arthur, um dem Zeremonienmeister nun Wort und Tat zu überlassen.

      „Liebe Gäste, wir sind hier zusammengekommen, um zwei außergewöhnliche Paare miteinander zu vermählen, die jeder für sich eine eigene Persönlichkeit sind, doch immer zusammen und niemals getrennt sein können. Und so frage ich dich, Marion de la Vega, willst du den hier anwesenden Fred Weasley zu deinem angetrauten Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren, in guten und in schlechten Tagen, bis das der Tod euch scheidet? So antworte mit ja.“ und Fred antwortete mit Ja. Er fragte danach Marion und hinterher das zweite Paar, ob sie gewillt seien, einander zu ehelichen, was diese auch bejahten.

      „Und so erkläre ich euch, Marion und Fred Weasley und Maria und George de la Vega, zu Mann und Frau! Ihr dürft die Bräute jetzt küssen.“ So hoben sie die Schleier und taten, wie ihnen geheißen.

      Und nach einem kurzen Moment atemloser Stille, in der ganz sicher nicht alle Anwesenden sofort begriffen, was eben verkündet wurde, brach die Gratulationswelle los.

      An anderer Stelle erschien nun das Festbankett zusammen mit der Band, die die Brüder organisiert hatten. Zum Essen spielten sie leise Dinnermusik, so dass sich alle Anwesenden angenehm unterhalten konnten und sich niemand gestört fühlte. Laut würde es noch früh genug werden. Nacheinander standen die Frischvermählten auf und gaben zusammen eine Rede zum Besten, in der sie alle Lacher auf ihrer Seite hatten. Im Anschluss ergriff der Vater der Braut und später auch Arthur das Wort. Nachdem alle das Festessen beendet hatten und jeder, der glaubte, etwas zu sagen zu haben seine Rede hielt, verschwand das Bankett und machte sowohl dem Nachtisch als auch der Tanzfläche Platz. Die Zwillingspaare gingen als erstes auf die Tanzfläche und eröffneten den bunten Reigen. Gleich darauf schlossen sich die Trauzeugen und jeweiligen Elternpaare an. Am Ende war die Tanzfläche proppenvoll.

      „Und jetzt Stimmung!“, rief George mit dem Zauberstab am Hals und Band begann loszurocken. Die Eltern zogen sich dezent zurück, während sich die anderen zu den Klängen der Musik bewegten.
      Molly schien ganz fasziniert von ihren Eltern und fragte sich, ob sie wagen könnte, diese auf ihren Urahn anzusprechen. Ihr Mann bemerkte, dass sie sich ein wenig genierte und machte daher er den Anfang.

      „Alejandro, meine Frau fragt sich, nun ja, sie fragt sich…“, er wurde bereits unterbrochen.

      „Sie fragt sich, ob die alte Muggelgeschichte wahr ist.“, antwortete er. Seine Frau, die sich nun auch zu ihnen gesellte, antwortete: „Viele Geschichten haben viele Wahrheiten, Molly.“ Was natürlich alles und nichts bedeuten konnte. Die de la Vegas hüllten sich in Schweigen, was das Thema um ihren Urahn anging. Sie sagten nur, dass sie sehr stolz auf ihre beiden Töchter waren und dass diese die ersten Hexen in der Familie seien. „Alejandro, ich möchte tanzen! Meinst du, die können hier auch so was wie Tango spielen? Immer dieses Herumgezappel.“ Elena schüttelte den Kopf, griff sich ihren Mann, der noch schnell eine einzelne Stilrose aus einem Strauß zog, bevor er ihr folgte. Sie ging schnurstracks über die Tanzfläche zur Bühne und begannen, mit den Musikern zu reden. Diese sahen sie zuerst mit großen Augen, an nickten dann aber beflissentlich. Maria stieß ihre Schwester an und sagte: „Sie tun es, sie tun es wirklich!“ „Was tun sie wirklich?“, wollte George nun wissen, der bemerkte, dass die Musik aussetze und der Sänger der Band andere Kleidung und Instrumente herbei zauberte. Zimbeln und Akustik-Gitarren. Doch sie kam nicht mehr dazu zu antworten, die Musik setzte ein, als Elena bereits in Position war und im Takt auf den Boden stampfte, während die Musiker den Wunsch der Brauteltern erfüllten. Alejandro schliff die Rose hinter sich her, als er um sie herumging und sie nach einer Umrundung packte, bevor sie sich zum Klang der fremdländischen Musik bewegten. Jetzt begannen auch die anderen Gäste im Takt schneller und schneller mitzuklatschen, während beide umherwirbelten und sich immer weiter zu steigern schienen. Während den langsamen Momenten beschrieb er mit der Rose einige Formen über ihrem Körper, bis sie ihm diese fortnahm und ihrerseits um ihn herumging und ihn herausfordernd anblickte, während sein Blick ihren dunklen Augen folgte, bis sie am Ende in seine Arme sank. Einen Moment lang herrschte Stille, aber dann applaudierten die Zuschauer. Das Paar verneigte sich und verließ die Tanzfläche etwas atemlos.

      Ginny kuschelte sich an Harry und fragte, was das war, sie sollte die Antwort gleich von Hermine bekommen, die mit Ron neben ihr stand. „Das ist ein Liebestanz!“, meinte sie zu ihrer Freundin, weswegen Ron die Augen verdrehte, aber die beiden Frauen sahen den de la Vegas schmachtend nach. „Komm, setzten wir uns einen Moment.“, sagte Harry und steuerte den Schatten unter dem Baum an.

      „Bin gleich zurück!“, sagte Ginny und ließ Harry unter dem Baum sitzen. Es forderte ihn Fleur zum Tanz auf und Harry gab nach. Er wirbelte erst Bills Frau über den Tanzboden, danach Hermine. Molly wollte auch unbedingt mit Harry noch ein Tänzchen machen. Er fragte Ron, ob Ginny schon wieder da wäre und er meinte, dass er sie eben noch am Buffet gesehen hatte. Harry ging hinüber und schaute nach. Keine Ginny. Er ging ins Haus hinein und rief nach ihr, doch bekam keine Antwort. Als ihm James-Sirius über den Weg lief, fragte er ihn: „Hast du Mum gesehen?“ „Ja, sitzt da unter dem Baum!“, meinte der kleine Junge und zeigte seinem Dad, was er meinte. „Danke!“, erwiderte Harry, nahm die Hand des Kleinen und schlenderte zu ihr. „Und? Seid ihr fertig geworden?“, fragte er sie, woraufhin Ginny nickte. „Magst du mit uns tanzen?“, fragte Harry sie nun und hielt ihr seine Hand hin. Ginny ergriff diese und Harry nahm James-Sirius mit auf den Arm, während er sie langsam zur Tanzfläche führte und anschließend mit ihr und dem Jungen langsam über das Parkett schwebte. Nach zwei Liedern wurde er von George abgeklatscht, der jetzt auch mal mit seiner Schwester tanzen wollte. Harry ließ ihn gewähren. James-Sirius machte sich los und lief zu den anderen Kindern, um mit ihnen „Hochzeit“ zu spielen. Harry hingegen begab sich zu Ron und Hermine an den Tisch, die zusammen mit den Eltern lachten und tranken. „Was hab ich euch gesagt? Alles wird gut.“ Arthur hielt ihm ein Glas Feuerwhisky hin, aber bevor er es annahm, blickte er sich nach Ginny um, ob sie ihn auch gerade nicht sah. Er wusste, sie hasste nichts mehr, als wenn er nach Alkohol roch. Doch er konnte seine Frau nicht entdecken. So griff er beherzt zu und stieß mit seinem Schwiegervater auf das Wohl der Zwillinge an. Einmal, zweimal und auch noch ein paar Mal mehr.

      „Ich geh’ eben schnell noch Mum helfen!“, sagte Ginny, als sie sich plötzlich über ihn beugte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab, bevor sie verschwand und Harry ihr sehnsüchtig nachsah.

      Sie hörte ein Knacken, als sie sich dem Fuchsbau näherte und ging aufgrund des Geräuschs hinten herum. Plötzlich wurde ihr schwarz vor den Augen.

      Crabbe zog ihr von hinten einen schwarzen Sack über den Kopf, während Goyle ihr seine fette, wurstbefingerte Hand auf den Mund presste.

      „Hallo Muggelfreundin! Wir haben dem Muggel doch gesagt, dass wir noch etwas Spaß mit dir haben werden. Er ganz sicher nicht mehr ganz soviel, wie wir jetzt, aber er wird es genießen und wir auch! Crucio!“, sagte Malfoys kalte, flüsternde Stimme, während er mit seinem Zauberstab einen Bogen auf ihrem vor Schmerzen zuckenden Leib beschrieb und über ihrem Herzen leise Avada Kedavra sagte, woraufhin der grüne Blitz aus seinem Zauberstab direkt in ihren Körper fuhr. Sie brach tot zusammen. In Gedanken tadelte er sich jetzt für seine Ungeduld und bedeutete den beiden Handlagern, Ginnys toten Körper mit ein paar Sectumsempras aufzureißen, bevor sie die blutigen Reste an einem Baum in der Nähe – gut auffindbar – platzieren mussten.

      Kommentar


        #18
        18. Es werde Licht!




        Während Harry zusammen mit seinen Schwiegereltern am Tisch saß und die anderen Gäste ausgelassen bis in die Nacht tanzten kamen die Zwillinge mit Ihren Frauen. Sie beugten sich zwischen ihn und verpassten Ihm einen kleinen Stoss in die Seite. „Wir wollen langsam los. Es ist Zeit für die Hochzeitsreise. Wir werden ein paar schöne Wochen in Kalifornien verbringen. Danach wartet ein Haufen Arbeit auf uns. Ihr seht wieder vorbei, ja? Auch wenn ihr eure Kids mal wieder bei uns abladen wollt, klar?“ „Klar“, gab Harry zurück“, war eine irre Feier Jungs. Danke.“ „Nein, nicht doch wir haben zu danken Harry, du hast es mal wieder hinbekommen. Echt. So und jetzt feiert noch schön. Die Nacht ist noch jung“, klopften Sie Ihm auf die Schulter und verabschiedeten sich jetzt auch von den Anderen die noch am Tisch saßen. „Wo hast du unser Schwesterchen gelassen“, fragte Fred jetzt und Harry antwortete“, die wollte noch kurz Molly helfen.“ Sein Blick glitt über den Tisch an dem er Molly neben Arthur entdecken konnte. Das war vor drei Stunden. „Vielleicht hat sie einen süßen blonden Jungen getroffen oder feiert mit Dean ein kleines Wiedersehen“, lachte George. „Die wird schon wieder auftauchen, hier kann man sich ja nicht verlaufen“, setzte der Andere Zwilling hinzu während sich Harry bereits leicht nervös umsah doch in dem ganzen Trubel niemanden entdecken konnte. Dean! So ein Quatsch! Dachte Harry, die Beiden haben manchmal nur Pudding im Schädel. Sie schlugen sich noch kurz auf die Schultern, danach apparierten die Beiden Paare davon.

        Wo war Ginny? Harry sprach Molly an doch die meinte dass sie Sie nicht gesehen hatte. Vielleicht tanzte Sie mit den anderen oder spielt mit den Kindern. Er beschoss nachzusehen und fragte Ron ob er mitkommt. Dieser beugte sich zu seiner Frau und sprach kurz mit Ihr, dann stand er auf und folgte Harry. Sie schoben sich durch die Gästemassen, wurden aber immer wieder von Bekannten angesprochen und aufgehalten. Dean stellte Harry und Ron Frau und Kinder vor. Er verwickelte sie in eine kurze Unterhaltung bevor sie sich von Ihm in aller Höflichkeit verabschieden konnten. Man sähe sich ja später noch. Luna und Neville fragten nach Hermine und Ron wies Ihnen den Weg zum Tisch an dem diese saß. Sie trafen noch einige andere von früher aus Hogwarts und als Mad Eye Ihnen über den Weg lief sagte dieser nichts, sondern schüttelte nur den Kopf. Doch Er schien seltsam unruhig zusein. Da dies bei Ihm nichts Ungewöhnliches war und Er immer den Eindruck machte als seien alle dunklen Magier dieser Welt auf seinen Fersen, maßen sie seinem Verhalten keine größere Bedeutung bei.

        Bill tanzte fast den ganzen Abend über mit Fleur während sich Charlie zum Leidwesen Jessicas auf seine selbstgewählte beobachtende Position zurückzog. Er studierte die Anwesenden und ganz besonders Harry und Ron, die nach dem gestrigen Abend allerdings keine weiteren seltsamen Anwandlungen mehr erkennen ließen. Schließlich gelang es Jessica doch noch Ihn ein paar Mal auf die Tanzfläche zu bewegen, als Fleur schließlich eine Freundin aus Beaubatonx entdeckte und sie Bill Marieann vorstellte. Er gab Ihr die Hand und versuchte ein lächeln. „Sie hat schon viel von euch erzählt. Zeit das ich dich einmal kennen lerne“, sagte er und hielt nach Charlie Ausschau, der gerade als die Musik geendet hatte mit Jessica von der Tanzfläche kam. „Ihr habt euch bestimmt eine Menge zu erzählen, nach so langer Zeit. Ich werd’ mal nach Charlie sehen. Der macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, sagte er, küsste Fleur und lächelte Marieann zu als er sich auf den Weg zu Charlie machte.

        „Wasch ischt? Bin doch immer noch hübsch genug für unsch beide“, sagte Sie mit Ihrem unverwechselbaren französischen Akzent als Ihr auffiel, dass Marieann Ihn einwenig anzustarren schien.
        Die beiden Frauen stellten schnell fest, dass es sehr viel zu erzählen gab seit damals in Beaubatonx. Marieann hatte irgendwann Seamus Finnegan kennen und lieben gelernt. Mit Ihm hatte Sie schon drei Kinder aber er wollte noch mehr und Sie hatte alle Mühe Ihn von diesem Wunsch abzuhalten. Erst jetzt gab Sie seinem drängen nach und war wieder schwanger. Fleur lachte und nahm Ihre Freundin in dem Arm als sie hinter der aufspielenden Kapelle den Berg hinunterschlenderten und mit Ihren Zauberstäben ein wenig Licht ins Dunkel brachten. Fleur erzählte von Bill und wie sie sich kennen gelernt hatten, von den Anfangsschwierigkeiten mit Molly. Marieann nickte nur belustigt, dass war wohl bei allen Schwiegermüttern das Gleiche. Sie hatte selbst mit Seamus Mutter auch ein wenig zu kämpfen, doch am Ende wurde schließlich alles gut. Erst als es zu dem schrecklichen Unfall mit Bill kam sah Molly ein, dass Fleur es nicht nur auf den jungen gutaussehenden Bannbrecher von Gringots abgesehen hatte, sondern das Sie Ihn wirklich von ganzem Herzen liebte. Egal was kam. Marieann schlug sich mit den Händen vor den Mund als Fleur Ihr berichtete, dass Fenrir Greyback persönlich Bill in sein Gesicht gebissen hätte. Er aber nicht zum Werwolf wurde, weil Dieser nicht verwandelt war und William auf einer Art Zwischenebene vom Wolf zum Menschen blieb. Madam Pomfrey, jene begnadete Hexe aus dem Hogwarts Krankenflügel hatte Ihn soweit kurieren können, dass er sich nicht bei jedem Vollmond in ein Tier verwandeln musste. Sie meinte, dass Er sehr großes Glück gehabt habe und es nicht zu den sonst üblichen Veränderungen komme. Bill würde Äußerlich ein paar Spuren des Angriffs zurückbehalten, ansonsten mehr Appetit auf Frischfleisch haben als ein normaler Mensch und vielleicht hier und da noch ein paar eigenartige Verhaltensmuster an den Tag legen aber dass war es dann auch. Und als Sie alle Ihr Glück kaum fassen konnten, sah auch Molly ein das die Beiden zusammengehörten. Marieann erzählte Fleur, dass Seamus früher in der Schule immer alles um die Ohren flog und die Beiden lachten. Doch später entwickelte er ein ausgesprochenes Talent, gerade Diese Fähigkeiten beruflich einzusetzen. Sie sagte dass man einige Jahre in der Welt der Muggel gelebt hat und wurde von Ihrer Freundin mit einem Erstaunen beachtet. Seamus Finnegan galt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Sprengtechnik. Das er ein Zauberer war davon hatten die Muggel keine Ahnung und was er in der Zukunft anmixte ging auch nicht mehr vorher in die Luft. Später kamen Sie natürlich auch auf Harry und den Rest, Ihrer Familie zu sprechen.

        „Ihr lebt in Frankreich erzählt man sich“, meinte Marieann und Fleur stimmte zu. Sie sagte Bill sei gern dort, ganz besonders weil dort angenehm warme Temperaturen herrschten wo Ihr Haus stand. Außerdem hatte Fleur den Eindruck als zöge es Bill weit weg von England. Zu Besuch kam er immer gern, schon allein um die Ganze Familie zu sehen, aber er wollte nicht dauerhaft bleiben, was Ihr auch ganz Recht war.

        Sie zog Ihre hohen Schuhe aus, verzog ein wenig das Gesicht und rieb sich die Füße. Das hätte sie schon vor Stunden machen sollen und nicht erst jetzt als sie hier lang liefen. Die Frauen gingen noch ein Stück weiter des Weges entlang an Fleur plötzlich in etwas Feuchtes, Klebriges trat und beinahe ausrutschte. Marieann hielt sie am Arm fest, sonst wäre sie gestürzt. Fleur fing sich und sah nach unten, Ihre Fußsohlen waren rot und jeder weitere Schritt rief ein beinahe schmatzendes Geräusch hervor.

        Marieann nahm all Ihren Mut zusammen, zog Ihren Zauberstab, richtete Ihn an des Wegesrand und sprach den Erhellungs-Zauber.

        „LUMOS!“

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          #19
          19. Der Löwe im Winter




          Die Spitze des Zauberstabes begann zu leuchten und die Umgebung in sein silbernes Licht zu tauchen, jetzt konnten Sie sehen was Fleur schon spürte. Direkt vor Ihnen lag an einem Baumstumpf gelehnt Ginny. Der Kopf hing schlaff von Ihren Schultern, dass rote Haar war von Blut verklebt und hing im Gesicht. Ihr seidenblaues Kleid zerrissen von Blut befleckt. Der kleine Körper unnatürlich verdreht. Die Beiden fielen auf die Knie, schrieen und schrieen während sie sich mit Ihren Händen sich versuchten abzustützen doch in der Blutlache die sich um die Unglückliche gebildet hatte wegrutschten und der Länge nach hinschlugen. Jetzt wurden Sie von blinder Panik ergriffen, standen auf, rannten Beide aus vollem Halse schreiend und wild gestikulierend mit völlig beschmierten Kleidern in die Menge der noch Feiernden. Der Erste auf den Sie trafen war Mad Eye Sie konnten Ihm gar nichts sagen. Beiden standen unter einem völligen Schock. Sie zeigten nur immer wieder auf die Stelle dort unten bei dem kleinen Weg. Alastor winkte Kingsley, Tonks und Dawlish heran. Tonks sollte sich um die Beiden Frauen kümmern während er selbst zusammen mit den anderen Beiden zu der von Marieann und Fleur beschriebenen Stelle apparierten.

          Und da sahen Sie das Malheur. Kingsley und Dawlish waren hartgesottene Auroren die bestimmt schon einiges gesehen hatten aber das war auch für Ihre Mägen zuviel. Beide stützten sich ab, verzogen angewidert das Gesicht und hatten Mühe den aufkommenden heftigen Würgereiz zu unterdrücken der von ihren Körpern besitz ergriff.

          Durch das Licht der Zauberstäbe die nun die Umgebung erhellte wurden auch die Gäste aufmerksam und die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten.
          „Licht aus! Sofort!“ Schnauzte Moody. „Für die Kleine können wir nichts mehr tun, aber für die Anderen! Dawlish! Die Kinder ins Haus schnell! Sie dürfen das nicht sehen!“ Rief er und der Auror apparierte weg doch Moody wusste um die Situation zu retten waren Sie zu wenige. Er und Kingsley stellten sich vor die Leblose um Sie nicht auch noch den gierigen Blicken auszusetzen. Nein. Keine Wahl.

          Als Harry, Hermine, Ron und die anderen die Schreie hörten spürte er einen Stich in der Herzgegend und sie sprangen mehr oder weniger gemeinsam auf.

          „GINNY!“

          Nur die Menge an Leuten die nun zu dem Platz hinströmten, an dem sie das Licht sahen, hielt sie davon ab schneller voran zu kommen. Harry kämpfte sich durch die Menschen. Sein Herz raste vor Angst, vor Zorn, vor Hass. Die anderen Weasleys folgten so schnell sie konnten. Er nahm nun keine Rücksicht mehr, stieß und rempelte in wilder Raserei jeden um der Ihm Weg stand um dorthin zu gelangen wo sich für Ihn das unvorstellbare Grauen erfüllen sollte als Kingsley Ihm in den Weg trat und den Blick ein wenig auf Sie freigab. Er packte den Aufgebrachten und versuchte Ihn zurückzuhalten. “Sieh Dir das nicht an. Erinnere Dich an sie wie sie war.“ Doch Harry musste doch zu Ihr, er musste bei Ihr sein. Er hatte doch geschworen Sie zu beschützen in guten und in schlechten Tagen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er schleuderte King mit einem einzigen Stoß drei Meter weg. „LASS MICH DURCH!“

          Ron und Mine folgten Ihm während einige Männer beherzt zugriffen um die anderen Weasleys davon abzuhalten ebenfalls die Szenerie zu stürmen. Molly bekam augenblicklich einen Weinkrampf und Arthur war mit seinen Nerven am Ende als er sie halten musste. Keine Mutter, kein Vater hatte es verdient sein Kind sterben zu sehen.

          Und schließlich sah Er sie daliegen und es hatte den Anschein als suchte seine Hand etwas woran er sich festhalten konnte. Doch sie zuckte schnell zu einem Zauberstab und als wenn Mine seine Reaktion hatte voraussehen können packte Sie seine Hand und drückte zu. Sie konnte Harrys Rachedurst spüren und fühlte dass seine Kontrolle verschwunden war. <Nein, Harry, nein. Nicht einmal jetzt. Es darf Niemand wissen. Niemand Harry. Bitte lass los. Bitte Harry> Sie hielt seine Hand so fest das bereits das weiße der Knochen aus der Haut hervortraten. Jeder Andere wäre schon längst in eine Ecke geflogen. <Hör auf. Lass los.> Nach fast einer Ewigkeit spürte Sie wie sein Widerstand langsam brach und er von seinem Vorhaben abließ. Als er sich zu Ihr umdrehte und Sie anblickte war nur noch wenig Menschliches in Ihm. Hermine wurde klar das auch Das zum Schattenpfad gehörte, doch er würde jetzt übertreten wenn Sie, wenn es Ihr nicht gelingt ihn abzuhalten. Sie würde für Ihn wählen. Jetzt. Ron war schon lange vorher still zu Boden gesunken, hatte den Blick nicht mehr aufrichten können und weinte bittere Tränen der Verzweiflung.

          Malfoy beobachtete Ihn aus seinem Versteck und grinste <Hast angenommen du bist uns in Askaban für immer los, was? Wir würden da verfaulen, während du dir mit der rothaarigen Blutsverräterin ein schönes Leben machst fernab von allem. Jetzt machen wir dich fertig. Das war erst der Anfang. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mich auf Knien um deinen Tod anflehen und gnädig wie ich bin werde ich ihn dir natürlich gern gewähren. Aber zunächst will ich dass du Schmerzen empfindest. Und dies wirst du.> Er hob bereits seinen Zauberstab und flüsterte:“ Cru...“, als Er unterbrochen wurde. „Halt ja die Klappe“, zischte eine weitere Stimme hinter ihm. „Du hast es schon mit der kleinen Schlampe versaut, weil du dich nicht beherrschen konntest. Warum hast du es so eilig gehabt sie umzubringen? War nicht es nicht dein Plan sie zu uns zubringen und dort langsam kaputtzumachen?“ Schollt Ihn die Stimme und Draco protestierte leise. „Das war der Erste Plan. Ja. Hier hat Potter aber gleich etwas davon ohne lange Wartezeiten. Sie hat sehr unter dem Cruciatus Fluch gelitten und das Muggelchen wird bei ihrem Anblick noch mehr leiden.“ Frohlockte der Blonde Todesser. „Genau, der Genuss wird sich nur einstellen wenn du ihn jetzt nicht umbringst sondern abwartest wie sich sein Leid bis zur Vollendung entwickelt!“ Redete die Stimme auf Ihn ein und er ließ den Zauberstab sinken. Ja, er musste sich wirklich in mehr Beherrschung üben. Besonders was seine Rachegefühle gegenüber Potter anging. Es würden sich noch mehr Gelegenheiten ergeben Ihn zu verletzten.

          Hermine war in der ganzen Situation seltsam ruhig und gefasst gewesen während es in Ihrem Inneren kochte, brodelte und nur darauf wartete auszubrechen. Zum jetzigen Zeitpunkt jedoch hatte sie sich voll unter Kontrolle. Als Sie fühlte das Harry wieder zurückkam bedeutete Sie Mad Eye er möge Beiseite treten und Ihn gewähren lassen.

          Harry stand nun ganz allein vor Ihr, er sank auf die Knie und strich Ihr liebevoll das blutverklebte Haar aus dem Gesicht. <Dafür werden sie bezahlen.> Jetzt nahm er den erschlafften Körper seiner Ginny in den Arm, vergrub seinen Kopf an Ihrem Hals und ließ den Gefühlen freien Lauf.

          „WARUUUUMMM?!!“

          Nach fast einer Ewigkeit umfasste er Ihre Taille, nahm sie auf den Arm und trug Sie auf Händen durch die schweigende Menge. Seine Züge gefroren zu Eis. <Dafür werden sie bezahlen.>

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            #20
            20. Frame of mind




            Als er seine Augen aufschlug, erkannte er nichts richtig, denn alles war verschwommen und in ein seltsames, milchig weißes Licht getaucht. Ein paar unkenntliche Gestalten wuselten um ihn herum. Er fühlte kaum noch seine Beine und bewegen konnte er sie schon gar nicht. Harry versuchte, seinen Kopf zu drehen und nach einigen Momenten der Anstrengung gelang ihm das auch. „Brille“ war das einzige Wort, was er über seine Lippen bekam. „Ahh, Mr. Potter!“, vernahm er eine freundlich klingende Stimme. “Sie sind erwacht!“, sagte die Stimme und er konnte einen zweiten Mann erkennen. „Das ist gut, denn Dr. Riddle macht gleich Visite und er ist sehr angetan von ihren Fortschritten. Sie wissen doch noch, wer Dr. Riddle ist oder Mr. Potter?“, sagte der freundliche Mann.

            Dr. Riddle? Harry wollte jetzt nach hinten rutschen, doch er konnte es nicht. Gerade in diesem Augenblick stellte er fest, dass er an das Bett, auf dem lag, gefesselt war und sich nicht weiter bewegen konnte. „Ruhig, Mr. Potter, ganz ruhig. Sie haben doch gute Fortschritte gezeigt. Seien sie ein guter Junge und benehmen sie sich bei der Visite von Dr. Riddle anständig. “, meinte der Mann in weiß. Einen Augenblick später schritt ein anderer durch die Tür und warf selbige zu. Harry zuckte zusammen und riss an seinen Fesseln, aber er wurde schnell von weiteren Helfern gepackt und auf die Liege gedrückt. „Na wie geht’s uns denn heute? Waren wir wieder im Zauberland?“, fragte Dr. Riddle langsam und setzte Harry seine Brille auf die Nase. „Waren wir nicht beide übereingekommen, dass es sich nur um einen bösen Traum gehandelt hatte?“, fragte er nun nach und Harry nickte. „Aber meine Frau… Sie ist tot! Sie haben umgebracht!“, schrie er nun aus vollem Halse, aber Riddle lächelte ihn mild an. „Aber, aber… Mr. Potter, sie müssen sich beruhigen, sonst können wir ihnen nicht weiter helfen. Sie müssen doch wieder gesund werden. Sie haben keine Frau und auch keine Kinder. Sie hatten einen schlimmen Autounfall damals, vor zwölf Jahren.“, führte der Arzt nun aus und sah, dass auch noch einige andere in den kleinen Raum getreten waren.

            Er stand auf und wandte sich diesen zu. „Ich darf ihnen Mr. Potter vorstellen. Mr. Potter hatte vor einiger Zeit einen Unfall, der sein komplettes Wahrnehmungsbild verschoben hat. Er glaubt, dass er ein berühmter Zauberer ist, der im zarten Jugendalter von nicht einmal siebzehn Jahren die Welt vom Bösen errettet hat.“, führte Riddle weiter aus und eine der etwas weiter hinten stehenden hob die Hand. „Ja, Ms. Granger? Kommen sie doch bitte etwas nach vorn. Sie möchten uns etwas mitteilen?“ Die junge Frau kam einige Schritte ans Bett heran, um nun auf Harry einen besseren Blick werfen zu können. „Hermine!“, schrie er und zerrte noch weiter an den Stricken, die sich nun immer tiefer in sein Fleisch gruben, doch sie reagierte nicht. „Ein traumatischer Schock, gepaart mit einem Messias Syndrom!“, stellte die junge Frau fest, die er als Hermine bezeichnete. „Wer ist Hermine?“, stellte sie nun dem Arzt selbst die Frage. „Er behauptet, sie sei seine Kinderfreundin, mit der er, und jetzt halten sie sich bitte fest, auf einer Schule für Zauberer war!“, teilte er den anderen Anwesenden mit, die in schallendes Gelächter ausbrachen. Harry hörte das Lachen nicht, denn für seine Ohren klang es wie ein Kreischen, wie Hilferufe. „Schlimme Sache, ganz schlimme Sache. Wir glauben nicht, dass er jemals wieder aus diesem Zustand erwachen wird. Er ist ganz und gar gefangen in dieser Welt aus Hexen und Zauberern. Wenn man bedenkt, dass er im Rausch seine ganze Familie totgefahren hat, ist es ein fast noch zu gnädiges Ende, aber wir sind nicht hier, um Recht zu sprechen oder gar zu richten – wir sind hier, um zu heilen!“, setzte Riddle seine Anmerkungen über Harry fort, während sich die Frau, die Harry als Hermine bezeichnete, seinem Bett näherte. Sie beugte sich über den gefesselten und kam ihm so nahe, so dass sie ihm direkt in die Augen sehen konnte. Jetzt nahm sie ihre Hand und zog seine Augenlider hoch, um in das Weiße sehen zu können, bevor sie sich wieder von ihm abwandte und weiter mit Riddle und den anderen Menschen in den weißen Kitteln sprach.

            Jetzt stellten sich die Menschen im Halbkreis um ihn auf und starrten auf sein Bett, als andere Weißkittel mit einem Wasserschlauch den Raum betraten und den Hilflosen mit einem scharfen Strahl kalten Wassers abspritzten. Auf die Frage hin, warum denn hier so verfahren wurde, erklärte man ihnen, dass dies leider erforderlich war, da er in der Vergangenheit schon des Öfteren versucht hatte zu entkommen. Man konnte es nicht riskieren, dass ein derartiges Sicherheitsrisiko frei herumläuft. Er versuchte sich abzuwenden, so gut es ging, doch gegen den Wasserstrahl hatte er keine andere Chance, als ab und zu die Luft anzuhalten, um nicht zu ersaufen. „Hermine, bitte, hilf mir. Ich bin nicht verrückt. Ginny, Ginny das… das ist… ist… nein… war meine Frau… sie ist… war… deine beste Freundin… aber… “, er stockte. Sie war auch in seiner Welt tot und er hatte sie umgebracht. Er hatte sie mit seiner Liebe umgebracht, weil er sie nicht hatte gehen lassen können. Er musste sie haben und warum auch nicht, denn er liebte sie doch so sehr. Evra Gin wandte sich ihm zu und warf ihm einen mitleidigen Blick zu und danach der Frau, die er als Hermine bezeichnete. „Er kann einem richtig leid tun, der Arme!“, sagte diese und Harry glaubte, nein er wusste… So konnte er sich nicht irren, aber das war niemals möglich. „Ginny!“, rief er aufgebracht. „Ginny, so hör doch! Ich konnte nichts dafür, es ist einfach so passiert. Ich wollte es nicht! Ich habe dich doch geliebt! Ich habe dich geliebt! Ich liebe dich noch immer! Komm doch zurück und hilf mir! Ich kann hier nicht bleiben! Ich muss deine Mörder finden und einsperren! Ginny! Ginny!“ Doch die Frau hörte nicht auf den Rasenden. Sie blickte aus ihren kalten Augen auf ihn herab und musterte ihn abschätzend. Sie alle standen nur da und musterten ihn, wie er sich abmühte, ihnen zu erklären, was vor sich ging. Alle waren sie in Gefahr und nur er konnte sie retten. Er musste sie alle retten! Es war doch seine Bestimmung.

            „Jetzt ist es aber genug, Mr. Potter. Kommen sie Evra. Ms Granger? Ich darf sie auch bitten, mir zu assistieren?!“, sprach er, während die Frauen nun an seine Seite traten, sich über ihn beugten und Harry in sein Bett drückten während Dr. Riddel eine Spritze aufzog.

            Dafür werden sie bezahlen

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              #21
              21. Zaubererhimmel



              Harry fühlte ihn und er wusste, er würde sie ihm wieder entreißen, doch diesmal ging es nicht mit
              Diplomatie – diesmal war der einzige Weg das Schwert.

              Er klopfte sich den Sand aus den Stiefeln und überlegte nicht lange, wie er gedachte, in die
              entsprechenden Einrichtungen einzudringen, in der sie Ginny gefangen hielten... die Magie war mit ihm und er würde sie gnadenlos einsetzen. Ginny ich komme, dachte er und hoffte, sie würde ihn verstehen. Er lief los und seine Fähigkeiten trugen ihn schneller über den Wüstensand als jedes andere Lebewesen. Er war nur noch ein Schatten, den das Auge nicht als solches wahrnehmen konnte. Er erreichte eine Art Bunker. Wachen waren dort mehr als genug vorhanden und er konnte sie immer deutlicher fühlen, je näher er dieser Einrichtung kam.

              Aber es waren sehr viele Wachen... Es schien, als hätte man sich auf sein oder das Kommen eines anderen vorbereitet. In Harry breiteten sich Zweifel aus, ob er es alleine schaffen konnte. Waren es womöglich zu viele für einen? Er fand keine Antwort, die er sich auf diese Frage hatte geben können. Jetzt war es zu spät – er war hier und wo war Ginny? Er wusste es nicht – er konnte sie auch nicht spüren. War Ginny tot? Er hoffte es nicht und doch.... Nein! Er fühlte, wie sie sich in Schmerzen wand. Er würde gleich bei ihr sein... und er würde ihm gegenüberstehen und im Staub um sein Leben winseln oder zu Harrys Bedauern weit weg sein, aber er würde seiner gerechten Strafe nicht entgehen, auch dafür würde er noch sorgen wenn... nur wenn sie, seine Ginny, erst einmal in Sicherheit war.

              Er hatte die Bunkeranlage erreicht und versteckte sich hinter einem kleinen Vorsprung, hinter dem man ihn nicht sehen konnte, doch er hatte einen guten Überblick – sogar einen sehr guten Überblick. Er bemerkte, wie sich die Tür öffnete und ein Mann sich schnell entfernte. Ja, lauf nur in deinen Untergang, dachte Harry.

              Harry rannte auf die sich schließende Tür zu und schob sich durch den Zwischenraum in die Nische dahinter. Die Wachen, die ihn erblickten, sahen nicht mehr als das, was er sie hatte sehen lassen, bevor die Luft aus ihren Lungen entwich und sie leblos zu Boden glitten. Er nahm seinen Zauberstab in rechte Hand und metzelte alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Die, denen es gelang, noch einige Schüsse auf den Rasenden abzufeuern, hatten keine Zeit mehr nachzusehen, ob sie getroffen hatten. Die meisten starben durch Querschläger ihres eigenen Feuers. Potter kämpfte sich mit den Flüchen durch den Bunker bis hin zum Zellentrakt, in dem Ginny gefangengehalten wurde. Er wusste, er hatte ihn nur um Sekunden verfehlt, doch es hatte auch sein Gutes, dass er ihn nicht traf. Noch nicht! Er würde ihn mehr damit verletzen, wenn er seine Untergebenen niedermetzelte, als wenn er ihn töten würde. Er genoss es, ihn zu verletzten. Er würde es weiter tun.

              Harry brach den Wachen mit seinem Willen das Genick. Sie hatten keine Möglichkeit, sich zu wehren oder gar Alarm auszulösen. Wer es wagte, sich ihm in den Weg zu stellen, war bereits tot, noch bevor er versucht hatte, ihn zu attackieren. Die Diener im Gang schleuderte er gegen die Wände der Zellen. Die meisten von ihnen waren nicht mehr in der Lage, sich aus ihrer Situation zu befreien. Die, die es dennoch waren, wurden von Harrys Flüchen innerlich zerrissen. Endlich, am Ende des Ganges, erreichte er Ginnys Zelle.

              Sie lag zusammengekrümmt auf dem Boden. Harry spürte, wie sehr man ihr wehgetan hatte und er schwor sich, ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Er würde zusehen, bis auch der letzte Funken Leben aus ihm gewichen war. Harry schlug das Schloss entzwei und drang in ihre Zelle ein. Er steckte den Stab weg, beugte sich über sie, begann ihre Wunden zu heilen und ihre Schmerzen zu lindern.

              “Ginny... Ginny... Ich bin es Harry! Komm...wir gehen!“, flüsterte er besorgt.

              Der Regen peitschte um die Türme und durchnässten sein Haar. Harry saß auf den Zinnen und starrte völlig unbeteiligt in die Tiefe. Er fühlte, dass sich ihm jemand näherte, weswegen er über seine Schulter blickte. Es war Hermine, die die Treppen nach oben gestiegen war, nachdem sie ihn nicht in seinem Büro angetroffen hatte. Eine undefinierbare Ahnung hatte sie hier herauf getrieben. Sie hatte schon lange befürchtet, dass er irgendwann versuchen könnte, eine Dummheit zu begehen.
              „Harry!“, rief Mine und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Komm zu uns zurück! Was soll den aus deinem kleinen Jungen werden? Willst du ihn wirklich verlassen? Hat er es verdient, dass du ihn jetzt allein lassen willst?“, sagte sie, während sie sich ihm immer weiter näherte. Er blickte sie an. Seine Haare klebten nasse an seinem Gesicht. Er sagte kein Wort, sondern ließ nur weiter den Kopf hängen.
              „Vorbei!“, sagte er als Abschied, als er vom Vorsprung rutschte. Hermine packte zu und umfasste fest sein Handgelenk. Harry erschrak, als er fühlte, dass er nicht von den Zinnen abstürzte, weswegen er nach oben sah. Der Wind peitschte noch ungezähmter um sie herum. Ihre buschigen Haare flogen wild umher, doch ihr Griff verstärkte sich nur noch mehr.
              „Ich sah Dinge, die du niemals glauben würdest. Brennende Steine, im Innern der Berge. Ich sah Einhörner – schimmernd im Sternlicht, nah dem verbotenen Wald. Sind all diese Momente verloren in der Zeit, so wie Tränen im Regen?“

              Harry fühlte nichts mehr. Er wusste nicht mehr, wie er in das Haus gekommen war oder wo er Ginny abgelegt hatte. Er hatte keine Ahnung, was in den Minuten passiert war, als er mit ihr auf dem Arm den kleinen Hang hinaufging und alle Anwesenden ihm schweigend folgten. Er saß in der Ecke im Fuchsbau und starrte leer in die Gegend.

              Ganz weit weg glaubte er, eine leise, liebliche Stimme zu hören und er fühlte eine kleine, warme, weiche Hand in der seinen. „Papa, wach auf. Wach doch wieder auf!“, sagte der kleine Junge, der seinen Vater liebevoll mit seinen kurzen Ärmchen umarmte. Der Junge kniete auf seinem Schoß und fuhr mit der Hand über Harrys Wange, an der ungehemmt die Tränen herabflossen. Hermine näherte sich und kniete sich neben den kleinen James-Sirius. „Ich denke, dass ihr jetzt erstmal mit zu uns kommen solltet. Möchtest du das?“, fragte sie, woraufhin der Kleine nickte. „Nehmt ihr Papa auch mit?“, wollte er wissen. Hermine bestätigte es dem Jungen mit den Worten: „Ja, natürlich! Es ist besser, wenn wir jetzt alle zusammenbleiben.“ Hermine streichelte dem Kleinen über die schwarzen, wuscheligen Haare. „Kann ich dich was fragen, Tante Mine?“, fragte James-Sirius. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und bejahte still. Ernst fragte Harrys Sohn: „Wo ist Mama jetzt?“ Und wie James-Sirius so unschuldig fragte, sank sie wieder nieder und umarmte den Jungen. „Deine Mama…“, sie stockte und ging ganz nah an sein Ohr heran, „deine Mama ist jetzt im Zaubererhimmel. Dort wacht sie jetzt über dich. Jeden Tag und jede Nacht.“
              „Und über Papa auch?“, fragte der Bub neugierig.

              Sie drückte den Jungen ganz fest an sich und antwortete zu seiner Zufriedenheit: „Ja natürlich, über deinen Papa auch.“

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                #22
                22. In weiter Ferne so nah




                Mit einer Handbewegung räumte Harry den Festtagstisch ab und legte Ginny auf ihn. Danach griff er nach einem Glas Wasser und säuberte ihr Gesicht von dem ganzen Blut. Als sie davon befreit war, küsste er sie auf die Stirn und schloss ihre halboffenen Augen. Danach wandte er sich ab und ging fort.

                Das ganze Drumherum kümmerte ihn jetzt nicht mehr. Alles war aus. Die Liebe seines Lebens lag kalt und tot auf dem Tisch, an dem sie noch vor wenigen Stunden gelacht, getanzt und geliebt hatte. Ginny war an ihm vorbeigelaufen und hatte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht. Er hatte ihr so voller Sehnsucht nachgesehen. Hatte er tief in seinem Inneren geahnt, dass er sie nicht mehr wiedersehen würde? Warum sonst der so sehnsuchtsvolle Blick? Seine Gedanken drifteten ab in die Vergangenheit. Sollte er sich vielleicht in sie zurückziehen? Sollte er seinen Posten in Hogwarts aufgeben und sich gleich mit dazu? Etwas hielt ihn davon ab! Es gab noch etwas, wofür es sich zu leben lohnte. Sein, nein, ihr Sohn! James-Sirus sollte nun sein ganzer Lebensinhalt werden. Ihm würde er sich nun ganz und gar widmen. Ihm und den Mördern seiner Frau. Sie würde er zusammen mit den restlichen Mitgliedern des Ordens des Phönixes jagen, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Doch in Gedanken handelte er anderes. In Gedanken lebte er seine dunkelsten Rachegelüste aus. Er sah sich als ihr Racheengel, der ihre Mörder unter großen Qualen ins Jenseits beförderte. Er blickte in den Spiegel und bemerkte, dass seine Augen eine rote Farbe angenommen hatten. Sie hatten sich zu schmalen, dünnen Schlitzen verengt, während er seine Opfer mit all seinem Hass und seiner Verachtung vom Leben zum Tode beförderte. Und er war nicht allein. Doch wer noch an seiner Seite stand, konnte Harry nicht erkennen. Eine Stimme hinter ihm stachelte ihn fordernd, flüsternd und verlangend immer weiter an, keine Gnade walten zu lassen und den erlösenden Tod seiner Opfer noch weiter hinauszuzögern. Rache musste gelebt werden, hörte er die leise Stimme hinter sich sagen, während sich die Todesser in Qualen wanden – während ihre Augen aus den Höhlen traten und wie blutige Seifenblasen zerplatzten.

                „HARRY!!“, schrie Hermine ihn an, doch er rührte sich nicht. Sie brüllte noch ein paar Mal kräftig, bis ihr endgültig der Geduldsfaden riss und sie ihm links und rechts zwei schallende Ohrfeigen verpasste.

                „Was ist?“, fragte er gleichgültig.

                „Wir müssen gehen, Harry. Komm! Es ist gleich soweit.“, sagte sie sanft und wischte ihm mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen.

                Ja. Gleich war es soweit. Gleich würde der schrecklichste aller Momente kommen. Der Augenblick, in dem man die Liebe seines Lebens in dunkle, kalte Erde legte und sie mit Sand zuschüttete. Wo war seine ganze Stärke hin? Wie verletzlich er sich doch auf einmal fühlte. Mine redete noch eine Weile auf ihn ein, bis er sich endlich erhob, seinen dunklen Anzug glatt strich und sich von ihr an den Arm nehmen ließ. Auf der anderen Seite hatte sie Ron untergehakt, der ebenfalls in Tränen aufgelöst den anderen folgte. Der kleine Junge hatte die Hand von seinem Papa genommen und lief schweigend neben ihm her. Als der Zug zum stehen kam, standen die vier zusammen mit den anderen Weasleys ganz vorn. Nachdem ein Zauberer einige tröstende Worte gesprochen hatte, sahen sie zu, wie sich der kleine Sarg, der nun Ginny barg, sich in das ausgehobene, dunkle Loch senkte.

                Harry sank niedergeschmettert auf die Knie.

                „Schlaf wohl, mein Herz, meine Liebe, mein Leben.“, sagte er aus tiefstem Herzen, bevor er eine einzelne, dunkelrote Rose in ihr Grab warf.

                ----------------

                In den folgenden Wochen zogen er und sein Sohn erst einmal bei Ron und Hermine ein. Man versuchte, so normal, wie das in der Situation nur möglich war, zur Tagesordnung überzugehen. Hermine arbeitete wieder im Ministerium, Ron absolvierte die anstehenden Trainingseinheiten im Team und Harry kehrte zusammen mit dem Jungen nach Hogwarts zurück. Doch eine echte Rückzugsmöglichkeit hatte er nicht. An allen Orten, auf jeder Etage, in seinem Haus oder im Fuchsbau – überall folgte ihm das Andenken seiner Ginny. Er konnte nicht glauben, was er noch vor ein paar Monaten mit Hermine in Padua getan hatte. Und doch war sie es. Hermine hatte ihn aus dem bodenlosen Schlund zurückgeholt. Mit sanften Worten, Erklärungen und notwendigen Streicheleinheiten hatte sie ihn wieder langsam aufgebaut. Nach und nach fand er wieder die Kraft zum Weitermachen. Professor McGonagall bot sich an, ihn auch weiterhin noch zu unterstützen und selbst sein geglaubter Erzfeind Professor Snape ließ Momente der Rührung erkennen, nachdem er erfuhr, was Harry wiederfahren war, auch wenn seine Augen so undurchdringlich und schwarz wie immer waren.

                Harry konnte Ron überreden, an einigen freien Tagen in Hogwarts das Training der Quidditch Mannschaften zu übernehmen und immer, wenn er dies tat, sah Harry von der Tribüne aus zu. Er hoffte und betete inständig, dass Ron sein Angebot annehmen würde und ganz in Hogwarts bliebe, um den Kleinen das Fliegen auf einem Besen beizubringen. Dieser Wunsch führte dann auch zu der letzten Auseinandersetzung der beiden einst besten Freunde, die, als es sich um das anstehende Halbfinalspiel drehte, in ein Muggelduell ausartete. Madam Pomfrey musste im Anschluss die Wunden zusammenflicken.

                Sie konnten eben beide nicht aus ihrer Haut.

                Keiner von ihnen konnte auch nur ansatzweise ahnen, dass ihre Verhaltensmuster eine Reaktion auf die Macht der Gefühle waren, die sich nun immer unkontrollierter ihre Bahnen brachen. Weder Harry noch Ron verschwendeten auch nur einen Gedanken an Jonathan oder an das, was er ihnen in der letzten Zeit beigebracht hatte.

                Hin und wieder zog es ihn in den verbotenen Wald, um nachzusehen, ob er ihn eventuell entdecken konnte, doch Jonathan zeigte sich nicht. Harry versuchte es mit dem, was dieser über die Magie gesagt hatte – dass sie in allem und jedem war, doch dass, was Mine als Wachtraumzauber bezeichnete, wollte sich nicht recht bei ihm einstellen. Stattdessen zog es ihn immer wieder in die Vergangenheit zu Ginny und zu dem Leben, das er einst mit ihr und seinem Jungen führte. Und hier erkannte er, einmal mehr zu spät, dass Ron damals bei Fortescue recht hatte. Er sagte damals, dass sie glücklich sein sollten, so lange ihre Ruhe gehabt zu haben – so lange, wie es ging, in Frieden gelebt zu haben. Das kleine bisschen Glück, welches man ihnen gelassen hatte, hatte Harry mit Füßen getreten, indem er sich mit Ron geprügelt hatte. Verdammt, warum konnte er das nicht schon früher bemerken? Warum musste er es auf ein Muggelduell ankommen lassen? Harry verstand sich selbst nicht mehr. Ron hatte doch so recht. Sein Dämon war ein anderer – das wusste Harry nun. Er konnte sich bei ihm entschuldigen, doch er musste warten, bis das Spiel vorbei war. In der augenblicklichen Situation würde Ron ihm nicht zuhören. Er vermutlich an seiner statt auch nicht. Vielleicht, so überlegte Harry, sollte er zum Spiel gehen. Ron würde es nicht direkt wissen, aber vielleicht würde er es doch irgendwie bemerken. Das könnte ja schon reichen, um den Riss in der Freundschaft wieder zu kitten.

                Ja, dass könnte schon reichen.

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                  #23
                  23. Halbfinale




                  Als Hermine an diesem Abend erneut spät nach Hause kam, wartete Ron wieder vor dem Kamin auf sie. Er hatte drei Pergamente vor sich ausgebreitet und führte nacheinander seinen Zauberstab über sie. Nachdem er damit fertig war, beauftragte er Pig, sie zu Gringots zu bringen.

                  „Wieder spät geworden im Ministerium?“, fragte er matt und sah in die strahlenden Augen seiner wunderschönen Frau. „Bist du morgen dabei, wenn wir das Halbfinale haben?“, fügte er noch hinzu, als sie ihn in den Arm nahm und zustimmend nickte. Sie wollte ihn unbedingt wieder spielen sehen und hatte sich extra den Terminkalender so freigehalten, dass sie das Spiel eröffnen konnte.

                  „Ich werde euer Spiel morgen sogar eröffnen!“, sagte sie und ließ sich in seine Arme fallen. Da bemerkte sie, wie sich seine Augen weiteten. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass sie in dieser Hinsicht wirklich zusagen würde.

                  „Dann spiele ich nur für dich! Kommen Harry und Jonathan auch?“, fragte er neugierig.

                  „Keine Ahnung. Jonathan wollte noch zu Ollivander und Harry sagte, er hätte noch in der Schule zu tun. In Wahrheit glaube ich allerdings nicht, dass er vor hat zu kommen. Nicht nach eurer letzten Unterhaltung von Mann zu Mann.“, erklärte sie und kuschelte sich an ihn. Er schwang die Decke um sie herum, bevor sie flüsternd bat: „Halt mich...“

                  Er fragte sich kurz, woher sie von Jonathan wusste. Niemand hatte ihn gesehen. War er ihr wieder in einem Zaubertraum erschienen? Ron war nicht dumm, doch verstand er nicht ganz, was es war, das Mine und den geheimnisvollen Magier verband.

                  Sie wusste, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Ron zu reden – das hatte Zeit bis nach dem Spiel! Ihre Gedanken gingen wieder mit ihr durch. Musste sie mit Ron überhaupt darüber reden? Es war doch alles so gekommen, wie sie es sich gewünscht hatten. Nach der Schule hatte Ron seine Traumkarriere bei Pfützensee starten können und sie hatte Karriere im Ministerium gemacht. Die Freundschaft zu Harry war nie ein Thema und doch hatte Jonathan recht, als er an ihr vorbeiging und sich ihre Blicke für einen Moment lang trafen. Du weißt es! Seine Stimme klang noch in ihrem Kopf, selbst nachdem er seinen Blick von ihr abgewandt hatte und weitergegangen war. Irgendwie war er ihr unheimlich zumute. Trug Hermine es so offen vor sich her oder hatte Jonathan direkt in ihr Herz gesehen?

                  Ja, sie wusste es all die Jahre! Sie hatte es sich jedoch nie eingestanden und wenn sie an ihre beiden Kinder dachte, die sich im Augenblick bei Molly aufhielten, würde sie es auch niemals tun. Niemals! Hermines Finger wanderten über seinen Nacken und spielten mit seinem Haaransatz. Sie sah nach oben und ihre Blicke trafen sich. „Küss mich!“, hauchte sie und als sich ihre Lippen zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss trafen, hatte sie ihre zweifelnden Gedanken auch schon wieder fortgejagt.

                  Ron strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte. „Ich glaube ich weiß, warum Harry nicht so gern zu den Spielen kommt. Er hat Quidditch geliebt! Im 5. hatte es die Umbridge und im 6. Snape das zunichte gemacht. Danach konnte er ja nicht mehr spielen. Ich glaube einfach, dass es zu viel für ihn ist. Auch ein Harry Potter ist nur bis zu einer gewissen Grenze belastbar und nach allem, was wir durchgemacht haben, wollte er sich damit nun nicht auch noch selber quälen. Ich kann ihn schon verstehen… Würde mir an seiner Stelle nicht anders gehen.“

                  Langsam brannte das Kaminfeuer runter und die beiden Liebenden gaben sich auf dem Sofa ihrer Leidenschaft hin. Als sie später in der Nacht erwachten, nahm Ron seine Frau auf den Arm und brachte sie nach oben ins Schlafzimmer. Seine Gedanken kreisten um das morgige Spiel und darum, wie es dazu gekommen war, dass nun doch er und nicht sein Ersatzmann daran teilnahm. Er hatte mit seinem besten Freund einen fürchterlichen Streit deshalb, der damit endete, dass er Harry einfach hatte stehen lassen. Er konnte ihn ja auch verstehen. So eine Möglichkeit würde sich ihnen nicht noch einmal bieten und sie mussten die Chance ergreifen, die sich ihnen bot. Doch auf Quidditch zu verzichten? Dies konnte nicht sein Ernst sein. Harry hatte da leicht reden. Es tat ihm leid. Sein bester Freund fehlte ihm. Wenn das Spiel vorbei war, würde er nach Hogwarts gehen. Doch nicht heute Nacht.

                  ------------------

                  Sie hatten erfahren, dass die Iren zwei neue Treiber mit im Mannschaftsaufgebot hatten. Zwei vierschrötige Kerle mit Hirn und richtig Dampf in den Armen. Dies wäre eine sehr seltene Kombination und leider spielten sie nicht auf unserer Seite, hatte der Kapitän gewarnt.

                  „Wir müssen höllisch aufpassen, denn McLaggen und Marin sind kreuzgefährlich! Wir haben es in den letzten Spielen gesehen. Sie haben Übersicht und sind taktisch voll auf der Höhe. Das sind keine stumpfen Schläger… Die beiden sind gut, also lasst euch von ihnen nicht vom Besen werfen und nun los!“, sagte der Kapitän anfeuernd.

                  Ragga klatschte in die Hände, was das Zeichen zum Aufbruch darstellte. Es ging los! Ron schwang sich gerade als letzter auf seinen Besen, da gingen auch schon die riesen Tore auf. Man konnte den ohrenbetäubenden Jubel der Massen wahrnehmen, was Musik in seinen Ohren war – ach, wie er das doch liebte! Zu ihrer Hymne flogen sie hinaus und drehten ein paar Runden im Stadion. Ron reckte ein paar Mal seine Faust nach oben, bevor Hermine das Spiel eröffnete und der Schiedsrichter kurze Zeit später die Bälle freigab. Jetzt übernahm der Kommentator.

                  >> Irland wieder in Quaffelbesitz. Der Spielstand ist nach zehn Minuten immer noch null zu null. Die beiden neuen Treiber der Iren konnten bislang nichts gegen Bell und Cren ausrichten, doch jetzt scheinen sie eine Lücke gefunden zu haben und… Wurf! Aber kein Tor. Weasley, nach seiner Rückkehr aus Hogwarts“, das Stadion grölte, “in Bestform, hält den Ball. <<

                  Hermine hatte es nicht mehr auf dem Sitz gehalten. Sie stand an der Brüstung und feuerte Ron lauthals an, so wie sie es früher schon getan hatte, als Harry noch Sucher war und Ron gerade den Hüterposten für Gryffindor übernommen hatte.

                  „Die beiden sind gut! Wer ist das?“, fragte plötzlich eine ach so vertraute Stimme neben ihr. „Harry!“, sagte sie erstaunt, als sie sich umdrehte. „Er ist mein bester Freund! Ich kann das nicht so stehen lassen. Nach dem Spiel geh ich runter und werde mich bei ihm entschuldigen! Ich war im Unrecht.“, bekannte er. Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: “Wie schon so oft.“

                  Hermine versuchte sich an einem Lächeln, war aber viel zu sehr im Spiel versunken, als dass sie Harrys Worte vernehmen konnte.

                  „McLaggen und Marin. Ron sagt, das seien die besten Treiber der Welt! Sie sollen in Vorrunden schon den einen oder anderen Sucher oder Jäger ausgeknockt haben.“, erklärte sie ihm zugewandt, während sie nach dem letzten Irlandangriff die Hände vor den Mund presste und erst wieder Erleichterung erlangte, nachdem das englische Team wieder in Ballbesitz war.

                  >> England führt vierzig zu dreißig und noch immer keine Spur vom Schnatz. Die Sucher der beiden Teams versuchen sich gegenseitig abzulenken, um im entscheiden Moment einen Vorteil für sich erhaschen zu können. Was für ein Spiel! Jetzt sind McLaggen und Marin wieder am Zug. Sie werfen sich die Keule immer wieder gegenseitig zu und schlagen die Klatscher dem Gegner entgegen. Bell ist getroffen, aber nicht schlimm. Er hat seinen Besen abgefangen und greift wieder ins Spielgeschehen ein. Tor! Was war das? Während sich McLaggen und Marin auf Bell gestürzt haben, hat der Hintermann den Quaffel gefangen und ihn durch die Ringe des Gegners befördert. Unglaublich! <<

                  Das Stadion kochte und das Spiel wurde mittlerweile härter.

                  McLaggen und Marin gaben sich gegenseitig Zeichen – wahrscheinlich, um eine Taktik für den nächsten Spielzug einzuläuten.

                  Ron flog um die Ringe herum und strahlte. Jetzt müssen sie nur noch den verdammten Schnatz fangen und das Ding wäre im Sack.

                  Und da war er. Direkt neben Rons Kopf! Er musste sich nur umdrehen und ihn greifen. Die Anspannung stieg. Ron schien ihn nicht einmal zu bemerken. McLaggen schoss mit seinem Besen vor und nahm eine sitzende Haltung ein, was Harry bekannt vorkam, denn so hatte er damals in seinem ersten Spiel den Schnatz gefangen, doch hier schien es etwas völlig anderes zu sein.

                  „Her mit dem Ding!“, brüllte McLaggen und Marin warf ihm den Schläger zu. Der Klatscher kam seitlich angeflogen. McLaggen richtete sich für einen kurzen Moment auf, zog durch und traf den Klatscher voll.

                  „Wie du damals!“, rief Hermine und hüpfte derweil wie ein kleines Mädchen hin und her, doch Harry achtete nicht auf sie, denn er verfolgte nur den Ball.

                  „RON, PASS AUF!“, schrie er plötzlich verzweifelt, doch Ron konnte ihn nicht hören. Die beiden Sucher rasten auf ihn zu und erst jetzt nahm er das leise Flirren des Schnatzes an seinem Ohr wahr. Er ließ seine Hand von hinten hervorschnellen und packte ihn. Im selben Moment fand der Klatscher von McLaggen sein Ziel.

                  » AUS, AUS, DASS SPIEL IST AUS! «

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                    #24
                    24. Das blaue Licht





                    Es war eine Mischung aus Jubel- und Entsetzensschreien. Wie beim Trimagischen Turnier im 4. Schuljahr zuckte Harry zusammen. Hermine stieß einen spitzen Schrei aus und presste entsetzt die Hand vor den Mund. Eben vernahm sie noch Rons Jubelschrei, aber im gleichen Augenblick kippte er vornüber und sein Besen raste der Erde entgegen. Harry reagierte prompt, streckte seinen Arm aus und konzentrierte sich voll auf Ron. Es gelang ihm, den Absturz zu bremsen und ihn sanft zu Boden gleiten zu lassen. Jetzt eilten einige Medimagier auf das Spielfeld, die sofort eine Trage herbeizauberten und mit dem Leblosen zum St. Mungos apparierten.

                    Hermine wollte ihnen sofort folgen, doch Harry hielt sie zurück.

                    „Sie werden sich um ihn kümmern. Ich werde mich um ihn kümmern! Du bist die Zaubereiministerin. Du hast hier erst deine Pflicht zu tun.“, sagte er und hielt sie zurück, während er sich ins Krankenhaus aufmachte. Sie drehte sich noch kurz zu ihm um und vernahm Harrys leise flüsternde Stimme. „Es ist anders…“, sagte sie und im nächsten Augenblick war er auch schon verschwunden.

                    Als Harry im Krankenhaus ankam, waren bereits die Medimagier mit Ron beschäftigt. Auch Jonathan hatte sich bereits eingefunden. Er sagte, dass er von dem Vorfall bei Ollivander erfahren hatte, gerade als er sich auf ins Stadion machen wollte, um den Rest des Spieles zu sehen, von dem Ron so geschwärmt hatte. Harry versuchte, sich bei den Medimagiern nach Rons Zustand zu erkundigen, bekam jedoch keine wirklich zufriedenstellende Antwort. Es war zum verzweifeln.

                    „Wo ist Hermine?“, fragte Jonathan ernst und sah gleich darauf, wie sie angestürmt kam.

                    Auch sie versuchte, mit den Medimagiern und Heilern zu reden, doch niemand achtete scheinbar auf sie. Alle zuständigen Heiler winkten ab oder baten noch um etwas Geduld. Und so vergingen Stunden. Für Harry und Hermine hatten sie ein paar Stühle herbeigezaubert, doch nur Jonathan hatte Platz genommen und wirkte seltsam abwesend.

                    Molly, Arthur und die Zwillinge waren ebenfalls kurze Zeit später im Hospiz eingetroffen. Sie alle versuchten, sich gegenseitig zu trösten, als ein älterer Heiler zur Tür hinaustrat und nach Hermine fragte.

                    Er sah sie an und wandte den Blick ab. Harry war bereits hinter sie getreten und legte seinen Arm um ihre Schulter.

                    „Sie müssen jetzt sehr stark sein!“, sagte er mit fester Stimme. Er gab die Tür frei, um sie eintreten zu lassen.

                    Harry und Hermine traten ein und sahen Ron mit bandagiertem Kopf und Oberkörper im Bett liegen. Er rührte sich nicht mehr. Hermine schrie verzweifelt und vergrub ihren Kopf unter Harrys Kinn, der nur wie angewurzelt dastehen konnte, als er Ron so liegen sah.

                    Jonathan war bereits neben sie getreten und suchte nach Rons Hand.

                    „Meine Macht hat Grenzen... Eure Hände, schnell! Ich kann versuchen, seinen Lebensfunken zu schüren. Alles andere liegt bei ihm.“

                    Er nahm die Hände der beiden und legte sie sanft auf Rons, bevor er die Hände der drei Freunde mit seinen eigenen umschloss und sie auf den Punkt legte, an dem sich das Herz befand. Einen Augenblick später erhellte ein blaues Licht den Raum und hüllte sie alle ein. Als es verblasste, begannen Rons Augenlider zu flattern, was Hermine zum schluchzen brachte.

                    „Lass uns nicht allein! Bitte, du kannst uns nicht allein lassen! Wir lieben dich so sehr.“, sagte sie weinend.

                    Er öffnete die Augen einen winzigen Spalt. Als er versuchte zu sprechen, kamen nur ganz leise Worte über seine Lippen, mit denen er sagte: „Ich hab es immer gewusst, Mine… Meine Sonne, mein Mondlicht, mein Sternenglanz!“

                    „Harry, es tut mir leid – ich konnte nicht anders.“, flüsterte Ron seinen besten Freund gewandt.

                    „Ich weiß, mir tut es auch leid. Schön, dass du wieder bei uns bist!“, sagte er mit einem gequälten Lächeln, aber es wollte nicht gelingen.

                    Es sah so aus, als schüttelte Ron leicht den Kopf, bevor er sagte: „Alles wird gut, Harry. Harry?“

                    Er tastete nach Hermines Hand und legte sie in Harrys.

                    „Ja, Ron?“, fragte Harry leise nach.

                    „Halte diese kleine Hand bis in alle Ewigkeit. Versprich es!“, forderte der Verletzte.

                    „Ich verspreche es, Ron!“, flüsterte Harry, bevor beide auf die Kissen neben ihm sanken.

                    Ron atmete einmal angestrengt ein und sagte wispernd: „Dann ist jetzt alles gut… Lebt wohl!“

                    Er schloss die Augen und es war still. Ron glitt davon. Hermine weinte leise und flüsterte Worte der Liebe in die Kissen.

                    Sie flehte: „Wach auf! Wach doch auf! Bitte, wach auf.... Ich liebe dich! Wach doch bitte wieder auf...“

                    Harry stand irgendwann auf und nahm Molly und Arthur in den Arm, während sich die Zwillinge zu ihnen stellten. Ein Blitzen in ihren Augen verriet ihm, dass sie auch jetzt noch einen Spruch auf Lager hatten, diesen jedoch für sich behielten. Jonathan nickte Harry kurz zu, bevor er das Krankenzimmer verließ. Er wollte die Familie in ihrer Trauer nicht stören. Nach einer Weile trat Harry hinter Hermine und sagte mit beruhigender Stimme: "Komm, wir müssen jetzt gehen!"

                    Er half ihr aufzustehen, doch sie konnte noch nicht loslassen. „Wir können ihn doch nicht so liegen lassen! Ihm wird doch kalt…", sagte sie weinend, bevor sie flehend zu Harry blickte. Der wiederum schaute zu Fred hinüber und formte tonlos das Wort Zauberstab mit seinem Mund. Fred reichte ihm wortlos seinen Stab herüber. Harry blickte sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurden. Als er nichts Verdächtiges bemerkte, verwandelte er das Laken in eine dicke, wohlig warme Decke. Er nahm Hermines Hand und deckte seinen Freund gemeinsam mit ihr zu.
                    "Jetzt friert er nicht mehr. Komm, Hermine! Bitte, komm!" Wohin sollte er sie jetzt bringen? Sein Geist arbeitete fieberhaft. Die Wohnung in London kam nicht in Frage. Der Fuchsbau war auch keine gute Idee und sie nach Hogwarts mitzunehmen wäre undenkbar. Ihm kam jedoch eine Idee. Wenn die Zwillinge die kleine Wohnung über ihrem Laden noch besaßen und diese noch nicht weitervergeben war, konnte er dort erst mal mit ihr untertauchen. Er wandte sich leise an George und fragte: "Die Wohnung über eurem Laden ist die noch frei? Kommen wir da rein?" George nickte sofort, weswegen Harry ihm Hermine in den Arm drückte und erklärte: "Appariere mit ihr dorthin – jetzt gleich von hier aus! Niemand darf sie so sehen. Fred nimmt mich sicherlich mit!"
                    Als er sich ihm zuwandte, bemerkte er, wie der Heiler, der sie eingelassen hatte, Arthur beiseite nahm und mit ihm sprach. Harry bekam jedoch nur einige Wortfetzen mit, wie „…schon Tod… Genickbruch… nicht möglich… “. Seine und die Augen Mollys trafen sich. Er glaubte zu erkennen, wie beide mit ihnen sagten: „Geht! Wir kümmern uns um alles. Geht!“ Harry hatte den Eindruck, als antwortete er durch seine Augen: „Danke Molly und sagt den Kindern noch nichts! Sie müssen das nicht mitten in der Nacht erfahren!“
                    „Geht... Sofort!“ schienen Mollys Augen zu befehlen, woraufhin Harry Freds Arm ergriff und er mit ihm disapparierte.
                    George hatte Hermine bereits nach oben gebracht, während Fred mit Harry und einem leisen “Plopp“ folgten. Als Harry sie aus Georges Armen nahm, sackte sie zusammen, weswegen er sie in die leere Wohnung trug. Die Zwillinge ließen die beiden allein. Harry suchte nach Hermines Zauberstab und beschwor eine Einrichtung herauf, die sie an nichts erinnerte, was sie kannte. Ein paar Kissen, weiches Licht, die Wände in sanftem Terrakotta gehalten. Er bettete sie auf den vielen Kissen und griff mit seiner Hand an ihre Schläfen, bevor er ein paar unverständliche Worte murmelte. Hermine wurde ruhiger und schlief letztendlich vor Erschöpfung ein.

                    Harry dämpfte das Licht, ging in die Küche und zauberte sich ein paar Brote und einen Feuerwhisky her. Den brauchte er jetzt wirklich! Danach versuchte er, seinen Geist ein wenig zu beruhigen, sofern das überhaupt möglich war. Spät in der Nacht flohte Arthur noch kurz herein. Er berichtete vom Auftauchen eines Kobolds von Gringots und bat die beiden, Morgen in den Fuchsbau zu kommen. Sie würden dann mehr erfahren. Harry nickte wortlos, bevor Arthur wieder durch den Kamin verschwand.

                    Er nahm noch einen Schluck Kürbissaft und setzte sich auf die Kissen neben Hermine, falls sie des Nachts erwachen würde und nicht allein sein wollte – ihn brauchte. Doch sie schlief die restliche Nacht ruhig durch und so fand auch Harry ein wenig Ruhe.

                    Als er am nächsten Tag erwachte, lag Hermine eng an ihn gekuschelt und hielt ihn fest. Im ersten Moment dachte er daran, sich loszumachen, ließ jedoch davon ab und verhielt sich still. Hermine drückte ihn an sich.

                    Sie lächelte, als sie die Augen öffnete, bevor sie verschlafen sagte: „Ronnie, mein Süßer. Ich hatte einen Horrortraum!“

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                      #25
                      25. Es ist so viel Liebe in diesem Haus




                      Als sie hochsah und Harry erblickte, der um Jahre älter schien, hielt er sie ganz fest.

                      Später am Tag flohten sie, wie Arthur es gewünscht hatte, in Fuchsbau zurück. Molly, Hermine und restliche Familienmitglieder fielen sich in die Arme und versuchten, sich gegenseitig, so gut es ging, zu trösten. Später erschien dann der von Gringotts angekündigte Kobold, den Harry wegen seiner unprätentiösen, geschäftsmäßigen Art am liebsten in ein Gnomloch gesteckt hätte. Die Anwesenden ließen das, was er sagte, über sich ergehen und leisteten die Unterschriften, die er verlangte. Danach rief er Namen auf und verteilte drei Pergamente. Als er ansetzte, ihnen noch einen schönen Tag wünschen zu wollen, brachte ihn Harry mit einem einzigen, kalten Blick zum Schweigen.

                      Molly, Arthur, Hermine und Harry entrollten die Pergamente und begannen zu lesen:


                      Liebe Mum, Dad,

                      wenn der Kobold von Gringotts Euch die Pergamente überreicht hat, weile ich nicht mehr unter Euch.

                      Irgendetwas ist dazwischengekommen – vielleicht hat mich ein übereifriger, übriggebliebener Todesser erwischt oder ich hatte einen Unfall beim Quidditch. Der Sport birgt seine Risiken und ich habe das immer gewusst. Ich habe die Pergamente zum letzten Mal am Abend vor dem Halbfinale gegen Irland aktualisiert und sie bei Gringotts deponiert.

                      Wenn alles so gekommen ist, sitzen Harry und Hermine jetzt auch neben Euch und lesen ihre Pergamente

                      Mum, ich muss dir etwas sagen und ich bitte Dich, das so zu akzeptieren und die Dinge laufen zu lassen. Harry war immer mehr für mich als nur mein bester Freund. Du weißt, was ich meine, denn Du selbst hast in ihm einen Sohn gesehen und ich einen Bruder. Doch es gibt noch etwas anderes.

                      Wir drei kennen uns, seit wir elf Jahre alt waren – seit wir uns im Zug nach Hogwarts über den Weg gelaufen sind. In all den Jahren haben wir uns immer alles sagen können und alles miteinander geteilt. Nur eines habe ich nicht mit Harry geteilt, jedenfalls ist es mir nicht sofort aufgefallen.

                      Harry und Hermine werden zusammenkommen. Bei den Muggeln nennen sie das Patchworkfamily. Ich wünsche mir, dass Du sie beide genauso lieben kannst, wie Du mich und Hermine geliebt hast. Ich mag manchmal ein unsentimentaler Klotz gewesen sein, doch ich habe schon lange gewusst, dass ihr Herz nicht nur für mich schlägt. Es war schon immer mehr als nur Freundschaft. Schon immer, Mum, vom ersten Tage an. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als sie mir Ihr Ja-Wort gab und kurze Zeit später unsere beiden süßen Kinder zur Welt kamen. Du musst es Ihnen erklären: Papa ist jetzt im Zaubererhimmel.

                      Wenn ich vor meinem Tode dazu noch imstande war, habe ich Harry darum gebeten, Mines kleine Hand bis in alle Ewigkeit zu halten. Sie war mein Sternenglanz.

                      Wir hatten in Eurem Haus eine wunderschöne Kindheit. Du und Dad – Ihr Beide habt es uns an nichts fehlen lassen, auch wenn Ihr manchmal anderer Meinung wart.

                      Harry hat es einmal sehr genau auf den Punkt gebracht: Es ist so viel Liebe in diesem Haus!

                      Hermine und die Kinder sind versorgt. Alles andere ist für Euch. Der Kobold hat seine Anweisungen.

                      Meine Schwester wartet nun auf mich.

                      Ron



                      Schweigend hielten Molly und Arthur sich an den Händen, nachdem sie den Brief zu Ende gelesen hatten. Dann blicke Arthur still zu Harry, dann zu Hermine und wieder zurück zu Harry. Beide lasen noch ihren letzten Brief von Ron.


                      Mine, mein Sternenglanz,

                      wenn der Kobold von Gringotts Euch die Pergamente überreicht hat, weile ich nicht mehr unter Euch.

                      Irgendetwas ist dazwischengekommen, vielleicht hat mich ein übereifriger, übriggebliebener Todesser erwischt oder ich hatte einen Unfall beim Quidditch. Der Sport birgt seine Risiken – wir haben das immer gewusst. Im ungünstigsten Fall war es einer der dunklen Schergen, denen wir all die Jahre so erfolgreich die Stirn geboten haben. Im günstigsten Fall verlor ich mein Leben im Augenblick des Triumphs.

                      Ich habe die Pergamente zum letzten Mal am Abend vor dem Halbfinale gegen Irland aktualisiert und sie bei Gringotts deponiert, wie ich es seit Jahren vor jedem Spiel oder einem ähnlichen Ereignis getan habe. Immer wachsam sein, hat mal jemand gesagt.

                      Wenn alles so gekommen ist, sitzen unsere Eltern und Harry jetzt neben Dir und lesen ihre Pergamente.

                      Mine ich habe es gewusst.

                      Seit Jahren habe ich gespürt, dass Dein Herz auch für Harry schlägt. Ich nehme es Dir nicht einmal übel, denn das meine schlug auch für Dich, wenn auch anders. Aber bei Euch? Immer wenn wir zu dritt zusammen waren, konnte man das sehen. Ihr beiden wart schon immer eins, so als würde eine Person denken und handeln. Manchmal dachte ich daran, Dich darauf anzusprechen, habe mich aber dagegen entschieden. Warum sollte ich das zerstören? Wir lieben ihn doch beide. Er ist unser bester Freund, für Mum ein Sohn, für mich ein Bruder. Ich konnte nichts sagen, denn ich wollte Euch nicht verlieren – Euch beide nicht. Wir haben so vieles zusammen durchgestanden, warum nicht auch das? Meine Liebe hält alles aus.

                      Wenn ich vor meinem Tode dazu noch imstande war, habe ich Harry darum gebeten, Deine kleine Hand bis in alle Ewigkeit zu halten.

                      Du warst mein Sternenglanz.

                      Ich weiß, dass er Dich tief in seinem Herzen genauso liebt wie du ihn. Nach Ginnys Unfall wurde es wieder stärker. Werdet um unsertwillen glücklich. Meine Schwester hat leider keine Möglichkeit mehr gehabt, das gleiche zu sagen, aber ich kenne sie und weiß, dies wäre auch in ihrem Sinne. Mum weiß auch Bescheid.

                      Ich konnte mein Glück kaum fassen, als Du mir Dein Ja-Wort gabst und kurze Zeit später unsere beiden süßen Kinder zur Welt kamen. Du musst es Ihnen erklären: Papa ist jetzt im Zaubererhimmel.

                      Und jetzt zu etwas anderem.

                      Mine, unser neuer Freund wird im Augenblick nicht bei Euch sein, kann ich mir denken. Doch Ihr müsst zu Ihm zurückkehren und weitermachen. Ich habe zu wenig Zeit mit seinen Übungen verbracht, als ich sollte, doch wenn stimmt, was wir vermuten, werde auch ich vielleicht noch mal auftauchen können – genau wie Dumbledore. Lach nicht! Ich war bestimmt kein so guter Zauberer wie er. Er ist eher zufällig auf das Geheimnis gestoßen, während wir gezielt darauf vorbereitet wurden. Denke nur daran, wie Du und Ginny über die Brüstung aus dem siebten Stock gesprungen seid.

                      Du und Harry, Ihr müsst das Mysterium um Ihn knacken. Es ist kein Zufall, dass Jonathan aufgetaucht ist. Wir haben herausgefunden, dass sie bestimmt schon mindestens einmal hier waren und Ihre Lehren anderen Magischen Wesen überlassen haben. Er ist der Sternenmagier! Zusammen werdet Ihr beide das schaffen.

                      Harry kann es wieder. Er kann wieder zaubern. Jedenfalls so was in der Art.

                      Es ist anders bei Harry jetzt anders. Jonathan würde sagen, es ist Schattenmagie, obwohl Macht es eher trifft. Dagegen wird auch nichts anderes mehr helfen. Er hat mit diesem blitzenden, blauen Ding den Todesfluch von Snape weggeschlagen, nur um Euch zum Handeln zu bewegen. Er will entdeckt werden. Vielleicht gelingt es Euch, ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken. Bring ihn zu Nevilles Mutter – da soll er mal zeigen, was er wirklich drauf hat. Sollte das Experiment aufgehen, ist es Zeit, dass du den Ministerialposten für immer sausen lässt. Es gibt Wichtigeres.

                      Wir drei hatten die wunderbarste Freundschaft, die man sich nur wünschen konnte und dafür bin ich Euch dankbar. Hermine, für Dich und die Kinder ist gesorgt. Der Kobold hat seine Anweisungen.

                      Ich liebe Dich, Euch, die Kinder, Mum und Dad, Fred, George, Charlie, Bill, Percy und Harry.

                      Und jetzt mach das, was wir immer gemacht haben: Lass Harry Deinen Brief lesen. Er wird Dir gleich den seinen geben. Es ist alles so, wie es sein soll.

                      Für immer

                      Ron




                      Ihre Worte waren schon lange versiegt. Das war ihr Ron: Ein liebevoller, umsichtiger, herzensguter Mann. Deswegen hat sie ihn geliebt. Er war ihr Felsen. Da konnte gegenbranden, was wollte. Ron stand unerschütterlich zu ihr. Sie reichte Harry ihr Pergament und nahm das seine.



                      Lieber Harry,

                      wenn der Kobold von Gringotts Euch die Pergamente überreicht hat, weile ich nicht mehr unter Euch.

                      Irgendetwas ist dazwischengekommen, vielleicht hat mich ein übereifriger, übriggebliebener Todesser erwischt oder ich hatte einen Unfall beim Quidditch. Der Sport birgt seine Risiken – wir haben das immer gewusst. Im ungünstigsten Fall war es einer der dunklen Schergen, denen wir all die Jahre so erfolgreich die Stirn geboten haben. Im günstigsten Fall verlor ich mein Leben im Augenblick des Triumphs.

                      Ich habe die Pergamente zum letzten Mal am Abend vor dem Halbfinale gegen Irland aktualisiert und sie bei Gringotts deponiert, wie ich es seit Jahren vor jedem Spiel oder einem ähnlichen Ereignis getan habe. Immer wachsam sein, hat mal jemand gesagt.

                      Wenn alles so gekommen ist, sitzen meine Eltern und Mine jetzt neben Dir und lesen ihre Pergamente.

                      Harry, ich habe es gewusst.

                      Seit Jahren habe ich gespürt, dass Dein Herz auch für Mine schlägt. Ich nehme es Dir nicht einmal übel, denn das meine schlägt auch für Dich, wenn auch anders. Aber bei Euch? Immer wenn wir zu dritt zusammen waren konnte, man das sehen. Ihr beiden wart schon immer eins, so als würde eine Person denken und handeln. Manchmal dachte ich daran, Dich darauf anzusprechen, habe mich aber dagegen entschieden. Warum sollte ich das zerstören? Wir lieben sie doch beide. Sie ist unsere beste Freundin, für meine Mum warst Du immer wie ein Sohn und für mich ein Bruder. Ich konnte nicht. Ich wollte Euch nicht verlieren. Euch Beide nicht. Wir haben so vieles zusammen durchgestanden, warum nicht auch das?

                      Ich konnte mein Glück kaum fassen, als sie mir Ihr Ja-Wort gab und kurze Zeit später unsere beiden süßen Kinder zur Welt kamen. Ihr müsst es Ihnen erklären: Papa ist jetzt im Zaubererhimmel.

                      Harry, Du bist mein bester Freund. Halte diese kleine Hand bis in alle Ewigkeit.

                      Ich weiß, dass Du sie tief in Deinem Herzen genauso liebst wie sie Dich. Nach Ginnys Unfall wurde es wieder stärker. Werdet um unsertwillen glücklich. Meine Schwester hat leider keine Möglichkeit mehr gehabt, das gleiche zu sagen, aber ich kenne sie und weiß, dies wäre auch in ihrem Sinne. Mum weiß auch Bescheid.

                      Und jetzt zu etwas anderem.

                      Harry, unser neuer Freund wird im Augenblick nicht bei Euch sein, kann ich mir denken. Doch Ihr müsst zu Ihm zurückkehren und weitermachen. Ich habe zu wenig Zeit mit seinen Übungen verbracht, als ich sollte, doch wenn stimmt, was wir vermuten, werde auch ich vielleicht noch mal auftauchen können – genau wie Dumbledore. Lach nicht! Ich war bestimmt kein so guter Zauberer wie er. Er ist eher zufällig auf das Geheimnis gestoßen, während wir gezielt darauf vorbereitet wurden. Denke nur daran, wie Du und Ginny über die Brüstung aus dem siebten Stock gesprungen seid.

                      Du und Mine, Ihr müsst das Mysterium um ihn knacken. Es ist kein Zufall das Jonathan aufgetaucht ist. Wir haben herausgefunden, dass sie bestimmt schon mindestens einmal hier waren und ihre Lehren anderen Magischen Wesen überlassen haben. Zusammen werdet Ihr Beide das schaffen.

                      Du kannst es wieder. Du kannst wieder zaubern. Jedenfalls so was in der Art.

                      Es ist anders, Jonathan würde sagen, es ist Schattenmagie, obwohl Macht es eher trifft. Dagegen wird auch nichts anderes mehr helfen. Er hat mit diesem blitzenden, blauen Ding den Todesfluch von Snape weggeschlagen, nur um Euch zum Handeln zu bewegen. Er will entdeckt werden. Vielleicht gelingt es Euch, ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken. Bring ihn zu Nevilles Mutter – da soll er mal zeigen, was er wirklich drauf hat. Sollte das Experiment aufgehen, ist es Zeit, dass Du Dich den wirklich wichtigen Dingen zuwendest. Hol die alte DA wieder zusammen!

                      Wir drei hatten die wunderbarste Freundschaft, die man sich nur wünschen konnte und dafür bin ich Euch dankbar. Für Hermine, die Kinder und meine Eltern ist gesorgt. Du sollst meinen Besen haben, jetzt wo du wieder fliegen kannst. Der Kobold hat seine Anweisungen.

                      Mach’ das, was wir immer getan haben: Lass Mine Deinen Brief lesen. Sie wird Dir gleich den ihren geben. Alles ist so, wie es sein soll.

                      Es ist Zeit für den nächsten Schritt, Harry.

                      Ron


                      Die Stationen seiner Freundschaft mit Ron rasten an seinem geistigen Auge vorbei, während er las. Ihre erste Begegnung auf dem Bahnhof und dann im Hogwarts-Express. Wie er seinen Pony anhob, Ron die Blitz-Narbe bestaunte und sagte „Boah ey – voll krass!“, weswegen er selbst nur das Gesicht verzog. Wie sie zusammen das Geheimnis um den Stein der Weisen lösten, den Basilisken in der Kammer des Schreckens ausschalteten und am Ende Voldemort und seinen Todessern den Weg zur Hölle zeigten. Wie glücklich Ron für dessen Schwester war, als Harry doch noch über seinen Schatten sprang und ihre Liebe zuließ und wie Ron fast zeitgleich Hermine sein Ja-Wort gab. Wie die Kinder geboren wurden und wie sie Arthur und Molly zu Großeltern machten. Wie Fred und George ihren Laden eröffneten und sie so viele Lacher bekamen. Wie Ron sein erstes Spiel für Pfützensee machte. Wie er Ron damals mit Felix Felicis überlistet hatte und Hermine deswegen so sauer war. Wie er im Duell mit dem dunklen Lord seine Zauberkraft verlor und er sie durch einen geheimnisvollen, fremden Zauberer zurückgewann. Ja Ron, wir werden den nächsten Schritt gehen und wenn es das letzte ist. Er nahm Hermines Pergament und reichte ihr das seine.

                      Als sie alle geendet hatten, glitt ein stummer Blick durch die Runde und George brach das Schweigen.

                      „Hier!“ Er reichte jedem eine Tasse, bevor er sagte: “Wir haben euch erst mal einen Tee gemacht!“. Damit setzten sich die Zwillinge zu ihrer Mutter und versuchten, sie zu beruhigen. Harry stand auf und ging hinaus und Hermine folgte ihm wortlos.

                      „Molly, Jungs, ich bin gleich wieder da!“, sagte Arthur in einem für ihn günstigen Augenblick. Er ging ebenfalls nach draußen und sah sich nach den beiden um. Arthur ging durch das Gartentor hindurch und um den Fuchsbau herum. Er entdeckte Hermine und Harry, wie sie an dem großen Baum lehnten. Keiner von beiden sagte ein Wort. Sie gaben sich der Stille dieses Ortes hin und lauschten jeder für sich und doch gemeinsam dem leisen Flüstern des Waldes.

                      Arthur sah die beiden und zögerte letztendlich. Es hatte noch eine kleine Weile Zeit, dachte er und ließ sie allein zurück.

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                        #26
                        26. Harrys Wachtraumzauber



                        Und hier, am Ende aller Dinge, geschah etwas, das Harry schon nicht mehr für möglich hielt. Er konnte den Baum, an dem lehnte, fühlen. Sein alter, seine Ruhe, seine Zuneigung. Die Blätter flüsterten ihm leise Worte des Trostes ins Ohr und sie waren Balsam für die geschundene Seele des einstigen strahlenden Sterns. Er ließ los und fiel – nein, fiel war das falsche Wort – und er schwebte auf unsichtbaren Flügeln durch ein Sternenmeer. Die Zuversicht strömte durch ihn hindurch und der Glauben, am Ende vielleicht doch noch alles zum Guten wenden zu können. Doch wie sollte er das schaffen? Seine Liebe lag kalt und tot in der Erde. Sein bester Freund hatte einen spektakulären Unfall erlitten. Am Ende waren sie wieder auf der gleichen Seite so wie früher. Jetzt erkannte er das gewaltige Spektrum, das sich ihnen bot und die Schatten, die an ihm vorbeiglitten, versuchten ihn mit sich zu nehmen in ihr Sternenmeer.

                        War das der nächste Schritt? In Gedanken breitete er die Arme aus – bereit, alles in sich aufzunehmen, was der Moment bot. Vielleicht hatte Ron recht mit dem, was er verlangte, nämlich dass sie zu Jonathan zurückkehren mussten, um weiterzumachen. Die Magie der Schatten. Er konnte sie fühlen. Das war die Macht der Gefühle. Der Wille allein war auch Macht. Hermine hatte es im Zauber-Gamot bewiesen. Jetzt verschwamm sein Sichtfeld. Die Sterne wurden zu Streifen, während er durch das Energiefeld raste und er glaubte, hin und wieder vertraute Gesichter aus der Vergangenheit zu erkennen. Sirius winkte ihm aus dem Dreigestirn zu, während er in seinen Geist daran vorbeizog.

                        „Wir werden immer um euch sein!“, glaubte er, zwei ach so vertraute Stimmen zu hören. Ron? Ginny? Konnte es wirklich sein? War der Tod nur Traum für die Schatten und jene, die ihre Macht zu kontrollieren vermochten? Voller Sterne. Es ist voller Sterne! Lily und James, Remus und der Verräter. Die Rumtreiber waren wieder vereint. Hier, am Ende aller Dinge. Oder am Anfang? Am Neubeginn! Konnte der alte Fuchs am Ende doch recht haben? Waren sie immer noch die Auserwählten? Haben sich nur die Vorzeichen verändert?

                        Harry sah Hermine mit einem kleinen Mädchen herumtollen. Sie schien ihn nicht zu bemerken, als er sich den verträumt Spielenden von hinten langsam näherte. Er schritt über eine grüne Wiese unter dem in Azur getauchten Himmel. Jetzt sah er, wie sie sich umdrehte, aufstand und mit der Kleinen an der Hand auf ihn zukam. Als sie ihn erreicht hatte, blieb sie vor ihm stehen und strich ihm mit der Hand liebevoll über die Wange. Er genoss jede Berührung ihrer Finger. Sie waren so zart, so fein, so rein, so unschuldig. Es war das Schönste, was er jemals gefühlt hatte. Konnte es wirklich wahr sein? Er erwiderte mit Verzückung ihre Geste. Später kniete er sich neben die Kleine und sah ihr in die Augen. Sie hatten ein strahlendes Smaragdgrün, genau wie seine, aber knallrote Haare, wie Rons. Also doch in der Magie vereint? Hatten jene uralten Magier, die sie beschworen hatten, hier ihre Finger mit im Spiel? Was wollten sie? Wer waren sie? Woher kamen sie? Wohin gehen sie? Keine Antworten... Doch er würde Antworten bekommen. Von Jonathan! Als Harry zurückkam, war die Umgebung in ein seltsames, blaues Licht getaucht, doch Hermine sah er noch immer neben sich sitzen. Jetzt wandte er sich ihr zu und strich mit seiner Hand über den bereits erkennbar, leicht gewölbten Bauch.

                        „Sie wird von dir den Namen Kyrainne bekommen!“, stellte er fest und merkte, wie Mine seine Hand festhielt und zustimmend nickte.

                        „Wir müssen zurückgehen und beenden, was wir angefangen haben. Wir sind es ihnen schuldig. Und uns auch. Es gibt jetzt kein zurück mehr. Keine Wahl.“, sagte sie.

                        „Nein. Keine Wahl.“, bestätigte er und stand auf. Während ihm Hermine folgte und ins Haus ging, fing ihn Arthur vorher ab und führte ihn weg von den anderen.

                        Er sah ihn an und bemerkte, dass Harry sich verändert hatte. Seine vormals pechschwarzen Haare hatten silberne Strähnen bekommen. Vor ein paar Tagen konnte er die noch nicht gehabt haben. Doch es war kein Wunder nach allem, was sie durchmachen mussten, dass sich dies irgendwie niederschlug. Arthur wusste nicht, wie er beginnen sollte und so gingen die Männer für längere Zeit einfach schweigend nebeneinander her. Harry war froh, dass einfach nur jemand an seiner Seite war und Arthur schien es genauso zu gehen. Und doch fühlte er, dass Arthur etwas auf dem Herzen hatte, weswegen er unbedingt mit ihm allein sein wollte. Harry dachte schon, dass es damit zusammenhing, was Ron geschrieben hatte, nämlich dass er und Mine zusammenkommen würden, doch dies war ein Trugschluss. Stattdessen ging es noch mal um Rons Unfall, beziehungsweise um die Momente danach, als im St. Mungos alles drunter und drüber ging und niemand etwas sagen konnte. Er bat Harry, Hermine gegenüber vielleicht noch nichts zu erwähnen und Harry nickte, obwohl er erst hören wollte, was Arthur zu sagen hatte. Danach wollte er entscheiden, ob er Mine es vorenthalten durfte oder nicht.

                        Rons Vater berichtete von dem Gespräch mit dem Heiler, als sie mit dem fremden Zauberer bei ihm waren und dieses Licht erschien. Es war bestätigt, dass Ron bereits tot war, als er eingeliefert wurde. Rein medizinisch war er unmöglich in der Lage, noch irgendetwas zu sagen, geschweige denn zu machen. Er war tot, noch bevor er auf den Boden aufgeschlagen war. Der Klatscher von McLaggen hatte ihm noch im der Luft das Genick gebrochen und dafür gab es keine Heilung. Was immer Jonathan auch mit Ron getan hatte und sei es auch nur für den Augenblick des Abschieds, war mächtiger als der Tod.

                        Wie hatte er sich ausgedrückt? „Versuchen, seinen Lebensfunken zu schüren?“ hallte Harry in den Ohren. Vermutlich war Ron aber zu schwer verletzt, als dass der Funke ausreichend war, wieder eine starke Flamme zu entfachen. Und Rons Idee Jonathan zu Nevilles Eltern zu bringen war brillant, er hatte zwar nichts mehr davon, aber brillant war sie dennoch. Harry musste es riskieren.

                        Anschließend wanderten die beiden Männer wieder zurück. Arthur meinte, dass Mine vielleicht im Fuchsbau bleiben sollte, denn sie sollte jetzt auf keinen Fall allein bleiben. Letzterem stimmte Harry zu, doch der Fuchsbau war keine gute Idee. Er schlug vor, dass sie zusammen mit den drei Jungs erst einmal in sein Haus zogen. Da hatte er zwar noch etwas mit sich und seinen Erinnerungen zu kämpfen, doch würde zumindest Hermine etwas zur Ruhe kommen. Das Ministerium und die Londoner Wohnung fielen waren jedenfalls ausgeschlossen und Hogwarts kam auch nicht in Frage. In die Muggelwelt wollten beide nicht gehen, schon der Kinder wegen, die sich dort nicht entfalten konnten.

                        Sie hatten es tatsächlich wahr gemacht und waren zunächst zu ihm gezogen. Er stellte fest, wie selten sie doch hier waren. Harry kämpfte viel öfter mit den Tränen als er sich das hatte eingestehen wollen. Die erste Nacht weinten sie sich in getrennten Zimmern in den Schlaf. Später zog Harry zu Hermine auf die Couch, nur um nicht ganz allein sein zu müssen.

                        So wurde es für beide erträglicher, wenn sie in der Dunkelheit die Erinnerung an die Verlorenen überkam.

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                          #27
                          27. Was vom Tage übrig blieb



                          Harry ging tagsüber wieder nach Hogwarts und kümmerte sich um die täglich anfallenden Angelegenheiten. Auch die Unterrichtsstunden in seinem Fach Muggelkunde übernahm er wieder. Nur noch arbeiten – er versuchte sich mit arbeiten abzulenken. Dies wäre ihm vermutlich auch an jedem anderen Ort auf der Welt gelungen, nur nicht hier, an jenem Ort, wo er, Ginny und Ron zusammen zur Schule gegangen waren und ihre halbe Kindheit miteinander verbrachten. Der Ort, wo sie lachten, spielten, weinten und liebten. Hier war alles voller schmerzender Erinnerungen. In jedem Raum hörte er Stimmen aus der Vergangenheit widerhallen. Aus jeder Ecke, dachte er, käme plötzlich Ron hervorgesprungen, um ihn und Ginny zu erschrecken oder um ihm eine Szene zu machen, weil er mit Ginny geknutscht hatte. Sie war doch seine Schwester. Seine Schwester, dachte er und wischte wieder ein paar Tränen weg.

                          Doch wo sollte er hin? Wieder in die Welt der Muggel flüchten, wie schon einmal? Wenn er das in Betracht zog, würde es dieses Mal keine Rückkehr mehr geben, selbst wenn es bedeutete, dass er nie mehr zaubern durfte. Harry schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Nein, weglaufen kam nicht Frage! Nicht für ihn – nicht für Harry Potter. Das letzte Mal war es anders. Da wollte er nur seine Ruhe haben vor den ganzen aufdringlichen Fragen und den Menschen, die ihm zu seiner unglaublichen Tat gratulieren wollten. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr konnte er all die Leute verstehen, die ihn einst feierten als er nichts zu feiern hatte. Nein, nicht noch einmal! Dieses Mal würde er sich stellen. Er hatte keine Wahl. Hatte er sie jemals?

                          Er blickte in einen Spiegel und entdeckte jetzt zum ersten Mal bewusst die silbernen Strähnen in seinem einst pechschwarzen Schopf. Er fuhr sich mit seinen Fingern durch das Haar und lächelte. Jetzt zog es ihn wieder zurück in das Büro des Schulleiters, in dem die Portraits der anderen Ehemaligen ihn weiter interessiert beobachteten. Bei dem Gedanken daran, dass sie keine Ahnung hatten, überkam ihn ein wohliger Schauer. So ging es tagelang. Morgens verabschiedete er sich von Hermine und abends kehrte er zurück zu ihr. Meist war er bei seiner abendlichen Rückkehr immer etwas schwermütiger als am Morgen. Die Gespräche mit seiner alten Freundin schienen ihn immer etwas weiter aufzubauen und die Kinder taten ihr übriges dazu bei, dass sich die Stimmung von Tag zu Tag besserte.

                          Einmal zwischendurch sollte es jedoch noch ganz schlimm werden. Das war der Tag, an dem Harry zusammen mit der Familie Weasley, die vor langer Zeit auch zu seiner Familie geworden war, sehr vielen Freunden und Bekannten seinen besten Freund Ron zu Grabe tragen musste. Doch als auch dieser Tag vorüber war, ging es langsam, aber sicher wieder aufwärts. Harry fragte Hermine, ob er sie ins Ministerium begleiten solle, doch diese lehnte ein wenig verlegen ab. Das konnte und durfte sie noch nicht riskieren, mit Harry in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Sie hatte ein Gesicht zu wahren. Mine erklärte ihm, dass sie Luna gebeten hatte, sie am Tag danach ins Ministerium zu begleiten und war froh, als diese einwilligte.

                          Kingsley und Madeleine hatten sie bekniet, dass sie sich unbedingt öffentlich zeigen sollte, um Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren. Am Ende hat sie eingesehen, dass ihr Stellvertreter recht hatte und es keinen anderen Weg gab, doch tief in ihr quälte eine fürchterliche Wahrheit ihr Herz. Sie hatte gewusst, dass es einen Ausbruch von Todessern aus dem wiedererrichteten Askaban gegeben hatte, aber auf Anraten des Ordens hin hatte sie geschwiegen. Sie gab sich in gewisser Weise die Mitschuld am Tod ihrer besten Freundin. Wenn sie mit Harry vorher gesprochen hätte, würden Ginny und vielleicht auch Ron noch leben. Im Verlauf der aufgenommenen Ermittlungen hatte McLaggen unter Veritaserum ausgesagt, dass es ein Unfall gewesen sei und er nichts dafür konnte, dass es Ron so unglücklich getroffen hatte, aber die Wirkung des Wahrheitsserums konnte man ausschalten, wenn man vorher den richtigen Trank eingenommen hatte. McLaggens Aussage war ein schwacher Trost für die Witwe, weil sie nicht einmal jemanden hatte, der zur Verantwortung gezogen werden konnte.

                          Als sie an diesem Morgen die Halle des Ministeriums betrat, wartete Luna bereits auf sie. Diese hatte ihre sonst etwas eigenwilligen Klamotten gegen ein dezentes Kleid in Grautönen getauscht und Hermine fand, dass sie so sehr hübsch aussah. In Anbetracht der Situation war das eine Feststellung, die Mine gern zu einem anderen Anlass gemacht hätte.

                          „Ich bin froh, dass du bei mir bist!“, sagte sie, als Luna ihr die Hand entgegenstreckte. „Möchtest du einen Lutscher?“, fragte Luna und hielt ihr einen roten Lolly entgegen, den Hermine zu ihrem eigenen Erstaunen dankend annahm und ihn sich in den Mund steckte. „Das ist Zucker pur! Ist gut für die Nerven. Beruhigt!“, fügte Luna erklärend hinzu, doch Frau Minister hatte ihn schon in den Mund gesteckt, lutschte begierig an der süßen Kugel und gab Luna nickend recht. Es war irgendwie beruhigend. Kingsley und Madeleine sahen etwas verwundert drein, als Frau Minister mit dem Lolly im Mund durch die Tür trat, doch allein der Umstand tat sein übriges. Die Anwesenden lächelten sie an, statt nur betreten zu Boden zu starren.

                          „Da niemand mit mir tauschen will, geht es wohl nicht anders.“, sagte Hermine zu den beiden und sie setzten ihren Weg nun zu viert fort. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie bereits, was sich wenige Minuten später als Bestätigung ihrer Vermutung herausstellen sollte. Man hatte im ganzen Ministerium verkündet, dass Frau Minister sich zur Lage der Gemeinschaft äußern wolle, waswegen alle Angestellten in der großen Halle zusammengekommen waren. Jeder wollte sie sprechen hören. Alle hatten von ihrem letzten Auftritt im Zauber-Gamot gehört und wollten sie nun auch einmal live erleben. Das sollten sie auch! Doch was in Wirklichkeit geschah, konnte niemand beschreiben. Am wenigsten Hermine Weasley selbst. Sie setzte ihre härteste Maske auf und war nicht mehr zu stoppen.

                          Während sie redete und sowohl die Anwesenden, als auch deren Familien und Angehörigen beschwor, nicht vom Weg des Lichts abzuweichen, spürte sie, wie etwas unbeschreiblich Schönes ihren Worten Flügel verlieh und sie das Gefühl hatte, jeden von ihnen fühlen und verstehen zu können. Für einen flüchtigen Augenblick glaubte sie, die volle Kontrolle zu haben und tat, was ihr später jemand als magisches zustoßen erklären würde. Rein theoretisch. Es durchzuckte sie kurz und war auch schon wieder verschwunden. Nach etwas mehr als einer guten Stunde verbalem Dauerfeuer feierten sie die Anwesenden als das, was sie war: Eine Kriegerin des Lichts. Und als Frau Minister dieses Kompliment zurückgab, versprachen alle, sie nach Kräften bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Sie alle verstanden, dass sie auch noch ein wenig Zeit für sich brauchte, um mit der völlig neuen Situation zurechtzukommen. Am Ende jedoch ließ sie sich zu etwas hinreißen, was sie später noch bedauern sollte, doch das würde sie erst feststellen, wenn es soweit war. Jetzt kehrten alle voller Zuversicht an ihre Aufgaben zurück.

                          Als Harry an diesem Abend nach dem Essen durch die große Halle ging, versperrte ihm Jonathan den Weg. Er hatte schon Angst, der Magier würde für das, was in der letzten Zeit passierte, versuchen, irgendwelche Erklärungen zu finden, doch nichts dergleichen geschah und Harry schien froh darüber, dass er einfach dort weiterzumachen schien, wo sie vor alledem aufgehört hatten.

                          „Ich habe etwas für dich!“, sagte Jonathan, als Harry ihn bereits interessiert anblickte. “Sagen wir, es ist ein verspätetes Weihnachtsgeschenk…“, sagte Jonathan lächelnd und hielt einen hellfarbenen Zauberstab in die Höhe.

                          „Was ist das?“, fragte Harry erstaunt, obwohl er durchaus erkannte, dass es sich um einen Stab zum Zaubern handelte. Es war einfach nur so ungewöhnlich, dass ausgerechnet Jonathan ihm einen Zauberstab vor die Nase hielt.

                          „Keine Kaffeemaschine!“, sagte Jonathan witzelnd und Harre musste das erste Mal sein langem herzlich Lachen, während er wegen der Antwort den Kopf schüttelte. „Willst du es nicht versuchen? Es ist ganz bestimmt der Richtige!“, versicherte Jonathan, als Harry zögerte und meinte, seiner sei aus Stechpalmenholz mit eingelassener Phönixfeder im Kern gewesen, doch der Magier beharrte darauf, dass Harry es versuchen sollte. So ließ er sich schließlich überreden – was sollte den schon passieren, als dass ihm alles um die Ohren flog? Seine Finger glitten um das feine, weiße Holz, als er ihm den feingearbeiteten Stab aus der Hand nahm. „Versuchs!“, forderte Jonathan und Harry wedelte leicht mit dem Stab. Er musste unwillkürlich an seine erste Stunde in Zauberkunst denken. Was hatte Professor Flitwick immer gesagt? Wutschen und wedeln und wutschen und wedeln. Harry spürte einen leichten Luftzug und wurde von sanftem warmem Licht eingeschlossen. Jonathan hatte recht – es war der richtige! „Gib Acht auf ihn! Einen neuen werden wir nicht besorgen können. Der hier ist einmalig!“, sagte Jonathan und als Harry ihn immer noch ungläubig anblickte, erklärte er ihm, dass die zurückliegenden Ereignisse dafür verantwortlich wären, dass er, Harry, nun einen anderen Stab als den seinen verwenden konnte. Ein Patronus konnte sich ja unter bestimmten Voraussetzungen auch ändern. Dies hatte Harry bereits lange vorher erfahren und daher war er jetzt ein wenig sprachlos, bedankte sich jedoch bei ihm und steckte den Stab ein. Noch durfte es ja niemand wirklich wissen.

                          Im Anschluss begann er eine anfänglich zwanglos erscheinende Unterhaltung mit dem Magier, in der er ihm erzählte, dass Arthur beunruhigt war und dieser ihn gebeten hatte, noch ein paar Dinge im St. Mungos Krankenhaus für magische Verletzungen zu klären. Harry lenkte das Gespräch dahin, dass sich Jonathan anbot, ihn doch begleiten zu können und er stimmte nach anfänglichem Zögern zu. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen gegen elf Uhr und er würde ihn von Zuhause abholen. Harry solle vielleicht die Kinder mitnehmen, schlug Jonathan vor, was er für eine gute Idee hielt, da er sein eigentliches Vorhaben noch weiter verschleiern konnte.

                          „Wie war dein Tag?“, fragte Harry am Abend, nachdem Hermine relativ zeitig in ihrem derzeitigen Zuhause ankam. „Anstrengend, aber erfolgreich und deiner?“, fragte sie zurück.
                          Er berichtete ihr von seinem Erlebnis mit dem Magier und von dem neuen Zauberstab, den ihm dieser geschenkt hat. Hermine hatte natürlich auch ihre Zweifel, was das betraf, aber nach einer kleinen Demonstration waren diese beseitigt.

                          Jetzt fasste sich Mine ein Herz. Zögerlich begann sie zu beichten: „Harry, wir waren immer ehrlich miteinander und ich muss dir etwas sagen…“ Doch was sie Harry im Anschluss offenbarte war nichts, was er nicht schon längst wusste, denn sie erzählte ihm von dem Todesser-Ausbruch und wie der Orden ihr das Versprechen abgenommen hatte, besonders ihm davon nicht zu berichten.

                          Auch Harry brach an dieser Stelle sein Schweigen über das, was Arthur ihm über Rons Zustand erzählt hatte und auch über den Plan, den er geschmiedet hatte, Rons Idee in die Tat umzusetzen. „Willst du wirklich die Kinder mitnehmen?“, fragte sie, woraufhin er ausdrücklich bejahte. Je mehr Drumherum, desto unverfänglicher würde es aussehen. Erst zu Fred und George, dann zu Florean zum Eisessen und zum Schluss noch ein kleiner Besuch im Krankenhaus.

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                            28. Alice im Wunderland




                            Als am nächsten Morgen Jonathan erschien, wurde er sogleich von den Kindern in Beschlag genommen. Bevor er zu Harry und Hermine überhaupt vorgelassen wurde, musste er den Jungs versprechen, ihnen noch ein paar Tricks beizubringen. Er lächelte und versammelte die drei im Halbkreis um sich. „Also gut, dann setzt euch! Am besten im Halbkreis um mich.“, sagte er und zeigte ihnen, was er meinte. Conner, William und James-Sirius folgten seinen Worten und als sie sich im weichen Gras niedergelassen hatten, setzte er sich dazwischen. „Ich hab erfahren, dass ihr schon zauberstablose Magie und Dinge wie den Chamäleon-Zauber beherrscht! Also werden wir uns etwas Schwereres ausdenken müssen, um euch zu beeindrucken, was?“, sagte er lächelnd.

                            Mine sah aus dem Fenster und winkte Harry zu sich. „Sieh dir das an! Sie haben ihn schon in Beschlag genommen… Ich werde mal rausgehen und ihn erlösen.“, sagte sie, als sie bereits zur Tür ging. Doch bevor sie sie öffnen und hinausgehen konnte, hielt Harry sie zurück und meinte, sie sollten sie ruhig machen lassen und lieber etwas dabei zusehen. Er würde sie schon beschäftigen.

                            „Was ich euch jetzt zeige, ist normalerweise nur etwas für erwachsene Zauberer!“, erklärte er den gebannt zuhörenden Kindern. “Ihr könnt mit der Magie noch andere Dinge tun. Schneller laufen als andere, größere Höhen überwinden, Dinge sehen, die anderen Augen verborgen bleiben, wenn ihr Ruhe bewahrt und es euch gelingen sollte, die Magie in euch zu bündeln, um Bestimmtes zu erreichen!“, sagte er und konnte die Enttäuschung in den kleinen Gesichtern sehen. „Ich werd’ das prüfen, ob ihr geübt habt!“, meinte er gespielt streng, woraufhin die Jungen ehrfürchtig nickten. „Und jetzt entschuldigt ihr mich sicher… Ich möchte noch einige Angelegenheiten mit euren Eltern besprechen. Das ist doch in Ordnung oder?“, fragte er. Wieder nickten die Kleinen und ließen ihn aufstehen.

                            „Sieh dir das an… Die fressen ihm aus der Hand!“, sagte Harry erstaunt zu ihr. Hermine erwiderte lediglich: „Wenn du noch mal sechs wärst und dir ein geheimnisvoller Magier Dinge zeigt, die noch nicht einmal dein Vater beherrscht, was würdest du anderes tun, als vor Neugier zu platzen?“ Hermine öffnete Jonathan die Tür und wischte sich noch schnell den Mund ab, bevor sie sagte: „Du kannst gut mit Kindern umgehen!“ Er nickte bestätigend zu und offenbarte: “Ich hab selbst welche! Ein Mädchen und einen angenommenen Jungen. Er wird bald 12 und ist unser ganzer Stolz.“ Jonathan hatte das erste Mal etwas von sich selbst preisgegeben und die beiden hatten das Gefühl, dass er noch mehr mit ihnen teilen wollte. Umso unwohler fühlte sich Harry dabei, dass er plante, Jonathan hinters Licht zu führen. „Hast du…?“, fragte Hermine innehaltend. Der Magier lachte sie an und antwortete auf ihre unvollständige Frage: “Eine Frau? Ja, ich habe eine Gefährtin. Ich liebe sie sehr und sehne den Tag herbei, an dem ich zu ihr zurückkehren kann!“ Er begriff, dass er nicht wie Ollivander bleiben konnte. Oder doch? Und noch einmal anfangen? Aber ohne seine Liebe? Unmöglich!

                            Mine merkte, dass er nachdenklich wurde und bot daher an, noch ein kleines Frühstück zu machen, bevor sie ging. Ehe er ablehnen konnte, hatte sie auch schon ein paar leckere Sachen herbeigezaubert. „Ich finde, ihr solltet hier vielleicht einmal etwas neues Licht reinbringen. Was meint ihr?“, empfahl Jonathan. „Was meinst du?“, fragte Harry nach, der im ersten Moment nicht verstand, was der Magier meinte. „Harry, ich meine damit, die alten Sachen zu entsorgen. Nicht wegwerfen, aber weglegen und zwar so weglegen, dass Platz für etwas Neues vorhanden ist. Das gilt auch für deine neue Quidditch Sammlung.“

                            Hermine sah ihn streng an. Es war ihr anzusehen, dass sie es nicht billigte, wie er in ihren Gedanken stöberte, wenn sie nicht Acht gab und frühzeitig eine Mauer errichtete. Doch richtig böse wurde sie in seiner Gegenwart nicht. „Ich weiß um deine Fürsorge, aber du musst bitte lernen, dass man DAS nicht macht! Einfach in andere Gedanken eindringen... Ja? Bitte mach das nicht mehr!“, sagte sie sehr höflich, aber bestimmt. Jonathan sah ein wenig betreten zu Boden, spielte verlegen an seinem Umhang und versprach, sich zu bessern. Da musste sie wieder lächeln.

                            Harry nahm sie kurz beiseite und er erklärte ihr, dass er eine Unterredung mit dem Orden wünschte. Er fragte sie, ob sie dabei sein wollte, was Mine jedoch verneinte. Doch sie sagte, wenn er die Möglichkeit hätte, soll er in dem Laden richtig aufräumen. Tabula Rasa – reinen Tisch machen! Es war schon lange an der Zeit, dass mal jemand den Mund aufmachte. Sie hatte am Ende bereits wieder Tränen in den Augen, als sie sagte, dass immer erst etwas passieren musste, bevor gehandelt wurde. „Ich hoffe, ich bin stark genug, wenn es darauf ankommt.“, sagte er, woraufhin sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichelte. „Zwei Kerzen Harry. Wir sind zwei.“, sagte sie und für einen Augenblick war Hermine wieder die Alte.

                            Bevor es dunkel wurde in ihrer Welt nach dem Unfall im Halbfinale.

                            Harry erkundigte sich bei Jonathan, ob er vorhatte, die ganzen Essenvorräte zum Frühstück zu verspeisen. Dieser tunkte noch ein Stück Kuchen in den Kaffee, schob sich das ganze Stück in den Mund und signalisierte Bereitschaft zum Aufbruch. Per Flohpulver gelangten sie in die Winkelgasse und suchten hier den Laden der Weasley Zwillinge auf, der wie immer brechend voll war. Man begrüßte sich wie üblich sehr herzlich, obwohl es zu merken war, dass alle von den Ereignissen der letzten Wochen immer noch geschockt waren. Die beiden und ihre Frauen waren auch der Meinung, sich in Arbeit stürzen zu müssen, um die ganze Situation einigermaßen erträglich zu gestalten und um nicht in Selbstmitleid zu versinken. Sie tadelten Harry jetzt ein wenig dafür, dass er sie nicht, nachdem das mit Ginny passiert war, sofort benachrichtigt hatte, doch er erklärte ihnen, er habe ihnen nicht die Flitterwochen versauen wollen. So erfuhren auch die beiden am eigenen Leib, was die Ron und Mine damit meinten, dass Harry immer zuerst an das Wohl der anderen dachte und danach an sein eigenes. Seine Taten waren selbstlos. Er konnte zwar ein sturer Bock sein und war des Öfteren im Unrecht, aber seine Wahrhaftigkeit machte an dieser Stelle vieles wieder wett. Nicht alles, aber einiges.

                            Während die Kinder schon wieder im hinteren Teil des Ladens verschwanden, schaute sich Jonathan interessiert einige der Artikel an, die im Geschäft angeboten wurden. Hier und da lächelte er belustigt. Fred und George fragten Harry verdutzt, wer das sei und dieser erklärte ihnen einen Teil des Abenteuers um den Magier herum. Natürlich nicht alles, denn sonst hätten sie ihn vermutlich nicht mehr weggelassen und wie eine Zitrone ausgequetscht. Im Übrigen erklärten sie Harry – es sollte eigentlich eine Überraschung sein – dass es gut möglich wäre, Molly bald wieder zur Oma zu machen. Doch angesichts der zurzeit etwas gespannten Situation hatte man mit der freudigen Nachricht noch etwas hinterm Berg halten wollen. Harry verstand das sehr gut. Am Ende ihres Besuches hatte Jonathan ein paar Sachen in den Korb gepackt und war zur Kasse gegangen, doch als Maria kassieren wollte und er “sein“ Geld auf die Theke legte, sahen sie ihn nur verwundert an. „Kann ich damit hier nicht bezahlen?“, fragte er verwundert, als sich die anderen zu ihm gesellten. „Wir haben hier unsere eigene Währung, aber lass mal… Wir schreiben es Harry an!“, lachten sie jetzt, während Harry einen etwas betretenen Blick aufsetzte, denn Harry wusste was das bedeutete. Er konnte es so mitnehmen – wie immer – denn die Zwillinge schrieben ihm nie eine Rechnung.

                            Als sie zu fünft bei Fortescues saßen, erzählte Harry die Geschichte, wie die Zwillinge zu ihrem Laden gekommen waren und was sie alles anstellen mussten, um ihre Mutter zu überzeugen. Und wie Harry ihnen schließlich den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier überließ, damit sie ihren Traum verwirklichen konnten. Dafür, sagten sie, konnte er kommen, wann immer er wollte und soviel mitnehmen, wie er wollte. Jonathan erriet schnell, dass er gerade wegen diesem Angebot selten kam, weil es ihm immer unangenehm war. Aber so war er eben. Das war schon immer Harry Potter. Alles, was er tat, tat er in erster Linie immer für die anderen und danach für sich selbst.

                            Natürlich hatte Jonathan auch bei Florean Probleme mit dem Bezahlen und so konnte er Florean wenigstes davon überzeugen, ein paar Galleonen für die Eismassen zu nehmen, die der Magier in sich hineinschaufelte, bevor sie zum St. Mungos aufbrachen. Harry und Jonathan hielten die Kindern an den Händen fest, damit sie wie eine Familie wirkten.

                            Als sie im Krankenhaus ankamen, erkundigte sich Harry an der Information nach dem betreffenden Heiler und nach der Möglichkeit, seine Kinder für einen Moment beaufsichtigt zu wissen. Nach ein paar Minuten kam eine Schwester und holte die Jungen ab. „So, Papa muss jetzt ein paar Dinge in Erfahrung bringen. Ihr seid schön lieb und macht der Tante keinen Kummer.“, sagte er, während Jonathan hinter seinem Rücken Grimassen schnitt, feixte und die Kinder zu giggeln begannen.

                            „Wir finden ihn in der Station für die Unheilbaren. Dort werden alle Zauberer betreut, die irreparable Fluchschäden davongetragen haben. Ja, so was geht auch.“, erklärte Harry ihm, während sie zu den Aufzügen gingen. Als die beiden auf dem Flur entlangliefen, kamen ihnen einige Patienten entgegen und einen Moment später wurde Jonathan von einem Mann mit hellem, lockigem Haar gefragt, ob er gern ein Autogramm von ihm haben möchte. Schließlich sei er ein berühmter Zauberer, versicherte der Patient, doch bevor Jonathan reagieren konnte, wurde dieser auch schon von einem Pfleger mit den Worten „Die haben alle schon Autogramme, Professorchen!“ wieder auf sein Zimmer gebracht. Doch als Jonathan sich hilfesuchend zu Harry umwandte, winkte ihm dieser bereits vom Ende des Ganges zu, so dass er sich Harry mit schnellem Schritt näherte. Er hatte dem alten Heiler recht schnell die Informationen entlockt, die er brauchte und ihn dazu überredete, Jonathan für einen Moment in Raum nebenan zu bitten, was dieser auch tat. Doch das Zimmer war nicht leer und der Magier begann, sich für die Bewohner zu interessieren.

                            Es war eine Woche wie jede andere. Ein Tag wie jeder andere. Seit nunmehr fast fünfundzwanzig Jahren besuchte Neville regelmäßig einmal pro Woche seine Eltern im St. Mungos Hospital für magische Krankheiten. Früher begleitete ihn noch seine Oma, doch als diese das Haus nicht mehr verlassen konnte, kam er allein ins Hospiz. Jede Woche lief das gleiche Ritual ab und jede Woche spendete es keinen Trost. Es war so eintönig wie es nur sein konnte. Nichts war schlimmer als zusehen zu müssen, wie die beiden einstigen Auroren des Ministeriums in ihren Betten dahinvegetierten. Dabei hatten sie noch Glück gehabt, versuchte man Neville einzureden. Es hätte auch schlimmer kommen können. Sie hätten getötet werden können, wie die Eltern von Harry. Neville wusste es jedoch schon lange besser. Das hier war schlimmer als der Tod. Seine Eltern wurden von drei Todessern mit dem Cruciatus-Fluch in den Wahnsinn gefoltert, nachdem sie sich geweigert hatten, bestimmte Informationen preiszugeben. Er saß an ihren Betten und die beiden stierten entweder apathisch in die Gegend oder brabbelten wirres Zeug. Zum Ende fast jeden Besuchs schenkte ihm seine Mutter das bunte Einwickelpapier der Drops, die ihr Sohn gerade zuvor noch ausgewickelt und ihr in den sabbernden Mund geschoben hatte. Doch er beklagte sich nicht. Neville kam jede Woche, ganz egal woher, zum Besuch seiner Eltern, obwohl er wahrscheinlich wusste, dass sie ihn nie erkennen würden, solange sie lebten.

                            Vor ein paar Jahren stellte er ihnen bei einem dieser Besuche Luna vor und erzählte ihnen, dass er sie heiraten würde. Er schwärmte vor seinen Eltern davon, dass sie im Ministerium einen wichtigen Posten bekleidete und dass er selbst nach seinem erfolgreichen Abschluss in Hogwarts in Padua weiterstudieren würde. Er erzählte stolz, dass er jetzt zu den führenden Kräuterkundlern gehörte und in der ganzen Zaubererwelt forschen durfte. Doch egal, was er erzählte, sie reagierten einfach nicht. Sie saßen nur da und blickten ihn an. Manchmal hatte er den Eindruck, als würde seine Mutter etwas sagen wollen, es nur nicht richtig konnte. Er beugte sich dann vor zu ihren Mund und hoffte, dass etwas herauskommen würde und er etwas verstehen könnte. Irgendwas! Doch meistens fing seine Mutter dann nur an, hysterisch zu lachen, so dass sie von den Heilern beruhigt werden musste. Aber heute war es anders. Neville konnte nicht sagen, in welcher Art anders. Es war einfach anders. Er beugte sich zu ihr herab und sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Sie versuchten, nach so unendlich langer Zeit Worte zu formen, die er vielleicht verstehen konnte. Neville achtete nicht auf seine Umgebung. Wer gewollt hätte, konnte ihn just in diesem Augeblick ganz leicht erledigen. Er sah aus den Augenwinkeln einen Schatten an sich vorbeihuschen und erschrak, als er sich umwandte und einen fremden Zauberer neben sich erblickte.

                            Harry verfolgte hinter einer spanischen Wand gebannt die Situation.

                            In jenem Moment war es, als schwebte ein bunter Vogel durch das Fenster, der sich geradewegs auf das Bettende seiner Eltern niederließ. Neville glaubte, den Schleier schwinden zu sehen, der die Augen der beiden seit Jahrzehnten vernebelte. Konnte das wirklich möglich sein? Jetzt hatte sich auch sein Vater ihm zu gewand. Normalerweise schlief Frank die meiste Zeit oder tat lag nur in seinem Bett. Sie sahen ihn jetzt an, als konnten sie ihn erkennen. Oder etwas erkennen.

                            Der Zauberer trat in die Mitte der Betten und griff langsam nach den Händen der beiden. Anschließend forderte er Neville auf, ihm seine ebenfalls zu reichen und dieser gehorchte wie paralysiert. Er hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen und doch ging etwas von ihm aus, das nicht in Worte zu fassen war. Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Nachdem auch Neville nun seine Hand in die seiner Eltern gelegt hatte, tauchten sie in ein weiches, blaues Licht ein, welches die Beteiligten minutenlang umschloss. Als es verblasste, löste der Fremde seine Hand und sah dabei zu, was als nächstes geschah.

                            Seine Mutter sah an ihm herab, dann zu ihrem Mann hinüber auf das andere Bett und sie erkannte kaum, was da lag. Auch seinem Vater erging es ähnlich. „Wo sind wir? Frank? Was machen wir hier? Sind sie Neville?“, fragte sie mit zarter Stimme. Heiße Freudentränen schossen in seine Augen, als er merkte, dass sie ihn erkannten. Sein sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Seine Eltern waren zurück! Dieser Fremde… Er sah sich um und erblickte nur noch einen schwindenden Schatten, doch er konnte noch Fragen, wer der Fremde gewesen war und er hörte eine Stimme in seinem Kopf antworten: „Ein Freund.“

                            Harry grinste bei der Szenerie, doch es gefror im Augenblick, als Jonathan neben ihm erschien. „Ich hab dich unterschätzt, Harry. Das passiert mir nicht noch einmal.“, sagte Jonathan, aber er erkannte, dass es keine Rolle mehr spielte. Er hatte sich von ihm um den Finger wickeln lassen und war in seine Falle getappt. Dabei hatte ihn der alte Zauberer noch gewarnt. Harry konnte ein Fuchs sein, wenn er wollte, und kam meist damit zum Ziel seiner Wünsche. Persönlich hatte er davon allerdings gar nichts. Und auch hier musste sich Jonathan wieder selbst korrigieren. Natürlich hatte Harry etwas davon! Er hatte ihn dazu gebracht, ihm seine Macht einmal richtig zu demonstrieren. Er hatte es Harry jedoch auch sehr erleichtert, als er ihn gefragt hatte, ob er ihn ins Hospiz begleiten durfte. Arthur meinte nämlich, dass er noch mal mit dem Heiler reden sollte, der Ron gleich nach dem Unfall untersucht hatte und er sagte, dass er noch einen Krankenbesuch machen wollte, wenn er schon mal da war. Was noch fehlte war, dass Harry so was von sich gab wie: Gut gemacht. An dieser Stelle musste er feststellen, dass auch Potter bereits auf dem Schattenpfad wandelte, aber immer mit dem Licht verbunden war. Noch…

                            Harry ging wie selbstverständlich zur Tagesordnung über und redete einfach drauf los – gab unwichtiges Zeug von sich. Jonathan hätte ihm am liebsten eine kleine Lektion erteilt, doch stellte er fest, dass er ja nur getan hatte, was er wollte, um am Ende zu erkennen, dass es nicht sein Wille war, sondern Harrys. Harry war ein Meister seines Fachs! Ja, er hatte ihn unterschätzt, wusste aber, dass er andersherum auch keine Wahl hatte, als zu so zu handeln, wie er es eben tat und in erster Linie tat er es nicht für sich selbst.

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                              29. Eine Frage der Ehre






                              Am frühen Abend erreichten sie ihr Zuhause und Harry wollte sich schon von Jonathan verabschieden, als dieser ihn fragte, warum er es getan hatte. Warum hatte er ihn so benutzt? Konnte Potter nicht einfach offen fragen? War das so schwer?

                              Harry senkte den Blick, denn es tat ihm leid, was er getan hatte, aber tun musste. Es gab einen Unterschied zwischen dem, was er getan hätte und dem, was für jemanden erledigen musste, weil dieser nicht mehr dazu in der Lage war.

                              „Es war sein Wunsch. Sein letzter. Ich hatte keine Wahl.“, erklärte Harry. Er fügte hinzu, dass er Rons Wunsch zu respektieren und zu erfüllen hatte.

                              „Rons? Du beweist deinen Freunden wirklich wahre Treue, Harry! Ich kann ganz sicher nicht sagen, dass ich davon begeistert war, aber jetzt kann ich es wenigstens verstehen. Danke, dass du so offen warst.“, sagte Jonathan. Danach versuchte er ihn wieder zum weitermachen zu ermutigen und sagte, dass er und Hermine unbedingt zu ihm zurückkehren sollten, bevor sich die Ereignisse möglicherweise wieder überschlagen würden.

                              „Ja, Rons Wunsch. Und ich weiß nun endgültig, was ich zu machen habe.“, sagte Harry doch Jonathan versuchte nicht näher herauszubekommen, was Harry meinte. Vermutlich hatte sein Freund noch mehr von ihm verlangt, was Harry nun abarbeitete. Auf seine Frage hin, ob Jonathan noch zum Essen bleiben möchte, gab dieser eine verneinende Antwort, denn er wusste, dass Harry nur aus Höflichkeit fragte und eigentlich erwartete, dass er absagen würde. Und wieder war Jonathan im zu Willen, weil er genau das tat, was Harry erhoffte. Konnte Jonathan auf diesem Gebiet seinen Meister gefunden haben?

                              Harry sah zu, wie er den Weg hinunter ging und hinter der kleinen Anhöhe verschwand. Anschließend begab er sich ins Haus zu den Kindern und begann, mit ihnen zu spielen. Er merkte schnell, dass diese an den normalen Spielen kein Interesse mehr hatten, denn sie beschäftigten sich viel lieber mit dem, was der Magier ihnen gezeigt hatte. Zur Freude der Kinder machte Harry dabei einfach mit.

                              Als Hermine an diesem Abend nach Hause kam, war sie ziemlich fertig. Harry zauberte schnell etwas zu Essen auf den Tisch und bestand darauf, dass sie erst etwas zu sich nahm, bevor er sie zu Wort kommen ließ. Schließlich hatte auch er einiges vom Tage zu berichten. Sie war dankbar dafür, dass sich Harry so um sie und die Kinder kümmerte. So hatte sie das Gefühl, manchmal einfach ein wenig abschalten zu können und sie musste nicht ständig an Ron denken. Während sie den Teller leerte, den Harry ihr gereicht hatte, aß sie zwischendurch immer wieder eine Kleinigkeit, was Harry mit einem Lächeln kommentierte und ihr sinngemäß klarmachte, dass sie erst aufzuessen hatte, bevor geredet werden würde. Hier – und nur hier – gab Frau Minister nach. Als sie fertig war und ihm versicherte, satt zu sein, schaffte Harry den Abwasch mit einem Ratzeputz weg. Jetzt signalisierte er ihr seine Bereitschaft zuzuhören.

                              Mine berichtete von ihrem Tag. Zwischendurch fragte Harry, ob sie daran gedacht hatte, ein Treffen mit dem Orden zu arrangieren, was sie bejahte und dazu bemerkte dass King ihr einen mürrischen Blick zuwarf, als sie ihm erklärte, dass sie selbst an dem Treffen nicht teilnehmen würde. Ansonsten ging es im Augenblick nur noch darum, ob man das Finale absagte oder es, wie sie sich auszudrücken pflegten, einfach durchzog. Das Ministerium hatte damit zwar selbst nicht so viel zu tun, aber man war natürlich auf die Reaktion zu dem Thema gespannt. Hermine hatte an dieser Stelle sehr mit sich zu kämpfen, aber am Ende war sie auch der Meinung, dass es sich um eine sportliche Auseinandersetzung handelte und man sich nicht von solchen Vorfällen einschüchtern lassen durfte.

                              „King, ich kann nicht. Ich kann es nicht tun. Das schaff ich einfach nicht.“, sagte sie matt, als er von seinem Stuhl aufstand und umherging. „Vielleicht ist das der Preis, den wir für unseren Erfolg zahlen müssen. Wir haben das Angesicht unserer Welt verändert. Außerdem denke ich, Ron würde es wollen. Er würde nicht wollen, dass du dich beugst. Das hat er noch nie. Deshalb und nur deshalb wirst du es können müssen und du hast es vor allen Leuten versprochen.“, sagte er und sie schniefte zustimmend. Sie wusste, dass sie das Versprechen, welches sie im Überschwang der Gefühle gegeben hatte, nicht brechen konnte – nicht brechen durfte oder alles was umsonst gewesen. Wieder einmal hing alles von ihr ab und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hasste sie es.

                              Er bewunderte sie dafür, bekam aber gleich einen gehörigen Schrecken, als sie sagte, was man von ihr wollte. Sie sollte das Endspiel eröffnen.

                              „Harry, kannst du an diesem Abend bei mir sein? Ich kann das nicht alleine...“, flüsterte sie, während ihre Augen ihn schon förmlich anflehten. Er nickte zustimmend und ließ sich nicht weiter bitten. Natürlich würde er bei ihr sein, wenn sie es wünschte.

                              „Und wie war dein Tag?“, fragte sie nun zurück.

                              „Ich fühl mich schlecht!“, sagte er matt und Mine fragte, was ihm widerfahren war. “Alice und Frank Longbottom sind wieder erwacht. Ich hab Rons letzten Wunsch erfüllt und Jonathan mit einem Trick zu Nevilles Eltern gelockt. Er hat das getan, was Ron vermutet hat. Er hat gezeigt, was er wirklich drauf hat. Ich hab ihn benutzt, um… um…“, sagte er, aber er brachte den letzten Satz nicht zu Ende. „Du hast ihn benutzt, um zu beweisen, dass Ron recht hatte. Hättest du ihn nicht einfach fragen können?“, fragte sie. „Ja vielleicht, aber…“ Hermine beendete seinen Satz und sagte: “Du hattest Angst, er könnte ablehnen und dass seine Gründe durchaus einleuchtend wären. Da hast du beschlossen, ihn zu locken!“ Daraufhin nickte Harry matt.

                              „Harry, auch wenn das sicher nicht der eleganteste Weg war, hat es ihm zumindest eins gezeigt und das ist meiner Meinung nach auch wichtig! Er weiß jetzt, dass du auf deinem Parkett ein sicherer Tänzer bist. Was kommt als nächstes?“, fragte sie neugierig.

                              Er berichtete nun von seiner Unterhaltung mit dem Heiler, weswegen er das Krankenhaus eigentlich aufgesucht hatte. Dieser hatte ihm erzählte, dass Ron bereits tot eingeliefert worden war und er medizinisch niemals in der Lage hätte sein können, das zu tun, was er getan hatte. Nur eine alte, sehr starke Magie konnte Ron für die wenigen Momente aus dem Totenreich zurückholen. Der Heiler faselte noch etwas von dunkelmagischen Techniken und dass man den Mann beobachten lassen sollte. Harry pflichtete ihm selbstverständlich bei und versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Danach sah er zu, dass er ihn loswurde. Harry hatte erfahren, was in Erfahrung zu bringen war. Im Anschluss lieferte Jonathan selbst den durchschlagenden Beweis.

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                              Die nächsten Tage bis zum Endspiel vergingen viel zu schnell. Im Ministerium stürzte sich Hermine tagtäglich in Berge von Arbeit und ihre engsten Mitarbeiter begannen bereits, sich wieder Sorgen um sie zu machen. Es war wie vor ein paar Monaten, als sie am Ende einfach zusammengesackt war und Ron sie wegbringen musste. Doch jetzt war niemand da, der sie da wegholte. Hermine war allein und um zu vergessen, schien sie alles zu tun.

                              Das Treffen mit dem Orden des Phönix nutzte Harry für seine ganz private Abrechnung.

                              Er sorgte dafür, dass sich die Mitglieder in seinem Büro in Hogwarts trafen und als alle, die es betraf, anwesend waren, kam als letzter Harry Potter. Er schloss die Tür geräuschvoll und redete nicht um den heißen Brei herum. Als erstes warf er den Anwesenden die Heimlichtuerei am Anfang seines fünften Schuljahres vor und hielt allen die Tatsache vor, dass er sich von seinem Mentor hatte benutzen lassen müssen. Er beklagte sich darüber, dass er nicht rechtzeitig ins Licht gesetzt wurde, als es erforderlich war. Der verhängnisvollen Entscheidung, den Ausbruch der Todesser aus Askaban vor ihm zu verheimlichen, kreidete er ihnen ebenfalls an. Er warf ihnen vor, dass Ron und Ginny vielleicht noch leben könnten, wenn sie jetzt geredet hätten. Alastors Versuch, ihn zu beruhigen, scheiterte kläglich. Harry war voll in Fahrt. Zum Abschluss seiner Rede, in der er jeden Widerspruch erbarmungslos auseinanderpflückte, warf er die Anwesenden einen nach dem anderen hinaus.

                              „Euer Bild hat sich verschoben. Die alten Regeln und Ideale gelten nichts mehr. Ihr macht Politik und arbeitet gegeneinander. Ihr schweigt, wo ihr sprechen solltet und redet, wenn Schweigen geboten ist. Ihr habt euch überlebt. Löst euch auf. Ihr werdet nicht mehr gebraucht!“, waren Harrys abschließenden Worte.

                              Als alle das Zimmer zum Teil kopfschüttelnd verlassen hatte, griff Harry sich Dumbledores magisches Bild und zertrümmerte es auf der Schreibtischkante.

                              An diesem Abend kam Hermine wieder spät nach Hause. Harrys Ausbruch gegenüber den Orden hatte sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet und war auch ihr bereits zu Ohren gekommen. Doch Mine hob die Hände und fragte jeden, der sie daraufhin ansprach, was man denn nach alledem von Harry und ihr erwarten würde. Dass sie beide vielleicht über diese Art von Entscheidungen glücklich waren und womöglich noch hinter ihnen standen? Nein, das war nicht mehr möglich. Und da Mine nicht so offen gegen die Phönixe opponieren konnte, zog er das für sie ganz selbstverständlich mit durch. Wieder vereint.

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                              Am Tag vorher gab es noch Stress mit den an der Abschlussveranstaltung teilnehmenden Mannschaften. Diese drohten zum Teil mit ihrer Abreise, doch am Ende konnten sie sich überzeugen lassen, als Hermine ihnen erklärte, wie wichtig es war, dass sie nicht einfach gingen. Was niemand erahnte war, dass diese daraufhin ihren eigenen Plan entwickelten, wie das Finale abzulaufen hatte.

                              Ragga, der Kapitän der englischen Mannschaft, traf sich am Vorabend der Eröffnung mit LaBoeuf, dem Boss der Franzosen, um den gefassten Plan noch ein letztes Mal durchzusprechen. „Und ihr seid euch auch sicher, dass ihr das auch wirklich wollt, ja?“, fragte er etwas unsicher. Doch LaBoeuf und die anderen stimmten zu: “Ron war ein guter Sportler. Ein harter, aber fairer Gegner. Es gibt den richtigen und es gibt den schnellen Weg. Unsere Entscheidung steht fest! Was ist mit den Schotten, sind sie noch im Lager?“, fragte LaBoeuf. Ragga bestätigte das. „Sie wissen auch Bescheid und machen mit. Alle! Es wird das beste und vielleicht letzte, aber ganz sicher das härteste Spiel unseres Lebens werden!“, schloss er und die beiden Mannschaften stießen noch ein paar Mal auf Ron an, bevor sie sich still in ihre Quartiere zurückzogen und jeder die Gelegenheit wahrnahm, sich auf den morgigen Tag vorzubereiten, so gut es ging.

                              Als Hermine, gefolgt von King und einigen anderen aus dem Ministerium, im Stadion ankam, war Harry bereits in der Ministerloge anwesend. Sie umarmten sich kurz, bevor Hermine an die Brüstung trat und sich auf dem Spielfeld umsah. Alle Vorbereitung ihrerseits auf den Abend war dahin. Sie begann wieder zu zittern. Es wäre doch so leicht, dachte sie bei sich. Sie musste nur vorn überkippen. Einfach so. Es waren mindestens hundert Meter, bis sie aufschlagen würde und wenn sie vorher ohnmächtig werden würde, merkte sie es nicht einmal mehr. Da würde Ron auf sie warten. Wie sehr wollte sie doch wieder bei ihm sein. Harry war bereits neben sie getreten und hielt ihren Arm fest. „Denk nicht einmal daran! Die Kinder brauchen ihre Mutter!“, sagte er bestimmend und holte sie zurück. Jetzt sah sie, wie die Mannschaften einer nach dem anderen in das Stadion flogen. Obwohl das übliche Getöse herrschte, wollte keine rechte Stimmung in dem Oval aufkommen. Sie zogen alle eine kurze Show ab und fanden sich dann im Innenraum ein. Die Schotten und einige andere waren ebenfalls in vollem Ornat angetreten. Sie verteilten sich an den Seiten im Rund und warteten. Jetzt nahm Hermine ihren Zauberstab heraus und eröffnete die Weltmeisterschaft mit hörbar gebrochener Stimme. Die Menge johlte erneut auf. Als dann der Kommentator übernahm und der die einzelnen Spieler vorstellte, zuckte Hermine bei jedem Namen zusammen. Die Hüter-Position ließen sie mit Rücksicht auf sie weg. Danach begann das Spiel.

                              Der Schiedsrichter holte die Kapitäne zusammen, die sich die Hände gaben. Danach stiegen die vierzehn Spieler auf, bevor die Bälle freigegeben wurden. Sie kickten den Quaffel und die Klatscher ein paar Mal hin und her, bis LaBoeuf das Zeichen gab und alle Spieler beider Mannschaften mit den gefangenen Bällen zum Boden zurückkehrten. Alle, bis auf Ragga. Der suchte fieberhaft nach dem goldenen Schnatz. Jetzt entdeckte er ihn, jagte ohne jede Gegenwehr darauf zu und fing den kleinen flatternden Ball. In dem Augenblick, als sich seinen Finger darum schlossen, noch bevor auch ein einziger Jubelschrei ausbrechen konnte, ertönte magisch verstärkt ein einzelner, sonorer Ton – gespielt von einem Dudelsack. Als er landete, stimmten die anderen Schotten mit ihren Instrumenten darin ein. Regga ging zu LaBoeuf. Die beiden Männer sahen sich kurz an, gaben einander die Hand und gingen, gefolgt von ihren Leuten, in Richtung Ministerloge. Als sie die Treppen erreichten, konnte man schon die Melodie erkennen. Dieses Stück kannten alle, egal ob Muggel oder Zauberer. Jetzt setzten auch die Trommler ein und spielten mit, während Ragga und LaBoeuf zielstrebig Schritt für Schritt emporstiegen. Niemand hielt sie auf, so dass die Männer bis zu Hermine gelangten. Als sie vor ihr standen, weinten die beiden sonst so harten Kerle.

                              LaBoeuf nahm seinen Zauberstab, hielt ihn an seinen Hals und sprach mit magisch verstärkter Stimme: „Es gibt den schnellen und es gibt den richtigen Weg!“ Regga sank auf die Knie und hielt der kleinen Frau den Goldenen Schnatz entgegen, bevor er sagte: „Es war eine Frage der Ehre. Der ist für sie, Ma’am.“

                              Hermine streckte langsam den Arm aus und schloss währenddessen die Augen. Ron, oh Ron dachte sie, befühlte mit zitternder Hand den kleinen, goldenen, feingliedrigen Ball, bevor sie ihn aus seinen Fingern nahm und ihm ein leises, kaum hörbares „Danke“ entgegenhauchte. Die Männer senkten die Köpfe, als Harry, der ebenfalls seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte, Hermine nach draußen begleitete und dafür sorgte, dass sie zusammen mit Arthur in den Fuchsbau apparierte.

                              Das ganze Oval sang jetzt das Amazing Grace, welches die Schotten bereits seit wenigen Minuten mit ihren Dudelsäcken spielten.

                              Das Spiel war zu Ende.

                              Ihr Leben auch.

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                                30. Gamma Orionis





                                Nach dem Spiel war nichts mehr wie es war. Hermine schien wieder wie ausgewechselt. Hatte sie in den Wochen davor den Eindruck hinterlassen, als befände sie sich auf einem Weg in den Normalzustand, hatte sich ihr Zustand nun ins Gegenteil verkehrt. Sie schlief nicht mehr, aß kaum noch und fuhr jeden an, der ihr helfen wollte. Selbst Harry kam nicht mehr an sie heran. Sie hatte sich in sich zurückgezogen und wollte nicht mehr. Ihr Zimmer war unaufgeräumt – alle Sachen lagen über- und untereinander; kreuz und quer. Sie kümmerte sich um nichts mehr. Das einzige, was sie nicht weglegte, war der kleine, goldene Ball, den sie aus der Hand Reggas genommen hatte. Ihn streichelte, liebkoste und beweinte sie. Er war ihr ein und alles. Hermine war an jenem Abend in eine andere Welt getreten.

                                Als sich Shacklebolt in den nächsten Tagen bei Harry nach ihrem Befinden erkundigte, sollte sich für ihn bestätigen, was er bereits am Abend des Finalspieltages zu erkennen glaubte. Als seine Chefin den goldenen Ball in ihre Hand nahm, zerriss etwas in ihr. Natürlich hatte sich auch Harrys Auftritt vor dem Orden ein paar Tage zuvor bis zu ihm herumgesprochen und so war er umso erstaunter, dass ihn Harry fast wie immer empfing. Freundschaftlich und zuvorkommend, wie er ihn kannte – keine Spur mehr von übermäßiger Gereizt- oder Unausgeglichenheit. King vermutete, dass es aber eher damit zusammenhing, dass er selbst zwar auch im Orden war, aber keine so elementare Rolle bei gewissen Entscheidungen hatte und von daher einfach nicht Harrys Zielgruppe war.

                                „Kann ich sie sehen?“, fragte er, doch Harry bestätigte nur, was er sich bereits dachte, denn Harry verneinte. „Wie sollen wir denn jetzt ohne sie weitermachen?“, fragte er etwas resignierend und Potter konnte ihm daraufhin einen Rat erteilen. „Am besten, indem ihr in ihrem Geiste weitermacht! So werdet ihr ihren Idealen am ehesten gerecht und sie würde es auch selbst so wollen. Verratet sie nicht, ja? Sie hat mit euch unsere magische Welt verändert und zahlt jetzt den Preis dafür. Lasst es nicht vergeblich gewesen sein und geht den Weg weiter.“, sagte Harry bittend. King glaubte, einen Schatten am Fenster zu erkennen, doch als er hinüber sah, bewegte sich nur die Gardine im Wind.

                                Die langen, weißen Finger krallten sich in den Sessel, als sich die beiden, fetten Todesser von ihr abwandten. „Ja, meine Getreuen! Geht nun und verkündet unsere Botschaft! Geht nach Hogsmeade und verbreitet das Chaos!“, sagte sie, bevor sie ihren Kopf in den Nacken warf und sich mit einem hohlen Lachen erhob. Endlich! Endlich war es soweit! Jetzt konnte sie daran denken, ihren Meister zu rächen und daran, sein würdiges Erbe anzutreten. Ihr Gesicht war eingefallen, denn die langen Jahre in Askaban hatten ihre Spuren an ihr hinterlassen. Die fahle Haut spannte sich über ihren Wangenknochen. Das Haar war noch immer dunkel und wirr, jedoch mit weißen Streifen durchzogen. Ihre Stimme war keine menschliche mehr, sondern eher ein Kreischen, wie das einer Katze, der auf den Schwanz getreten wurde. Ja, der Tag der Rache war nah! Die Frau erhob sich und stolzierte um den Sessel herum.

                                „Sie werden zittern, wenn wir mit ihnen fertig sind. Jetzt sind sie reif für die Ernte… und wie wir sie ernten werden! Einer nach dem anderen wird umfallen und sich uns anschließen, genauso wie es einmal war unter dem dunklen Lord.“, krächzte sie zuversichtlich.

                                Draco teilte zwar nicht ihren ganzen Enthusiasmus, doch er war noch nie ein besonders guter Taktiker. Er verstand eine Sache immer erst dann, wenn man ihn direkt mit der Nase darauf stieß – genau wie sein Vater. Er war arrogant und intrigant, aber am Ende doch leer im Kopf. Ein Malfoy eben… Hatte er nicht noch warten können mit der Blutsverräterin? Was wäre es ihr für ein außerordentliches Vergnügen gewesen, sie noch leiden zu lassen, damit sie sich an den Qualen von Ginny Potter weiden konnte! Nein, da kommt dieser hohle Junge und bringt sie mit den beiden fetten Idioten Crabbe und Golye einfach um. McLaggen hatte sich da schon schlauer angestellt. Die Trottel vom Ministerium hatten es doch tatsächlich mit Veritaserum versucht. Was für Narren sie doch waren! Einfältige Stümper! Glaubten sie wirklich, dass es ein Unfall war? Ein Unfall? Sie konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Natürlich war es keiner. McLaggen hatte ihnen gut gedient und er hatte seinen verdienten Lohn erhalten. „Hab ich recht, Draco?“, fragte sie belustigt klingend.

                                „Ja, Tante!“, antwortete er fast apathisch, ohne wirklich mitbekommen zu haben, worin er ihr gerade zugestimmt hatte.

                                „Erzähl es mir, mein Junge. Ich möchte es gern noch einmal hören!“, giftete sie ihn mit gelben, gebleckten Zähnen an.

                                „Ja, Tante. Wir hatten ihn endlich soweit bestochen, dass er glaubte, er würde in unserer Hierarchie aufsteigen, wenn er den Schlammblut-Liebhaber umbrachte. Ich hätte ja lieber das Schlammblut selbst erledigt!“, erzählte der blonde Todesser.

                                „Geduld, Junge, Geduld! Du wirst sie schon noch bekommen, deine kleine, schlammblütige Muggelprinzessin. Dann kannst du mir ihr machen, was du willst. Keine Sorge... Wenn es soweit ist, wird sie dich anflehen, ein Ende zu machen. Und Potter darf zusehen, wie du dich über sie hermachst.“, versprach sie ihm großzügig.

                                „Ja, Tante!“, sagte er, bevor er mit den Augen rollte und sich damit sogleich einen bösen Blick von ihr einfing. Unmerklich zuckte Draco vor ihr zurück, doch sie spürte es und lachte wieder, bevor sie fragte: „Hast auch Angst, was… Kleiner?“ Er schaltete jedoch diesmal schneller und meinte stattdessen „Respekt“, was sie wieder zu einem fiesen, geräuschvollen, keckernden Grinsen brachte.

                                „Weiter Junge… Was habt ihr dann getan?“, fragte sie geifernd und leckte sich genießerisch die fast weißen, blutleeren Lippen. Die Frau musste jetzt fast siebzig sein.

                                „Wir haben ihn nach dem Spiel in der Kabine aufgelauert, Tante, und ihm zu seinem großartigen Erfolg gratuliert. Er hat nach dem Trank gegen das Veritaserum gefragt und ihn nach Zahlung einer angemessenen Summe auch erhalten. Später dann, als die Befragung vorbei war, wollte er tatsächlich noch nachträglich verhandeln…“, berichtete er. Jetzt traten ihr fast die Augen aus den dunklen Höhlen, bevor Draco erläuterte: „Er wollte mehr Geld, Tante!“ „Und? Was hat er erhalten, Junge?“, fragte sie neugierig. „Er hatte einen bedauerlichen Unfall mit seinem Rennbesen. Crabbe hat ihm einen Imperius auf den Hals gejagt und er ist dann ganz wie von selbst aufgestiegen und hat in zweitausend Metern Höhe versucht, ob er auch ohne Besen fliegen kann.“, schilderte er trocken. Sie lachte und lachte daraufhin, bevor sie nochmals fragte: „Was dann?“ „Dann, Tante? Dann ist er ganz schnell nach unten geflogen, wie ein Vogel mit einer riesigen Klamotte um den Hals. Seine Reste haben in einen Eimer gepasst, Tante.“, sagte Malfoy kindisch giggelnd. „Und doch weiß ich nicht, ob wir vielleicht noch ein bisschen hätten warten sollen...“, gab er zu bedenken, doch sie klinkte völlig aus.

                                "Was willst du eigentlich? Es läuft doch alles nach Plan! Die beiden Blutsverräter sind Asche, das Schlammblut ein Wrack und Potter, der Schulleiter von Hogwarts, ist nur ein dreckiger Muggel.“, sagte sie abschätzig. Plötzlich schrie sie ihn an uns sagte: „Diesmal wird uns niemand aufhalten!“

                                Sie richtete ihren Zauberstab auf ihn und befahl: „Und lass endlich diesen verdammten Tante-Mist! Crucio!"

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