A Bittersweet Symphony - Harry Potter und der Orden der Macht - SciFi-Forum

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A Bittersweet Symphony - Harry Potter und der Orden der Macht

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    A Bittersweet Symphony - Harry Potter und der Orden der Macht





    Autor / Artwork: John Xisor

    Beta: Muggelchen Eve *verneig*

    Altersbeschränkung: ab 16 zum Ende hin wird es ein wenig ekelig aber Band 6 steht dem mit seinen Zombies in nichts nach.
    Genre: Mystery / Romance
    Hauptcharakter: Harry, Ron, Hermine, Ginny und die anderen Weasleys

    Pairings: Ist das wirklich wichtig?

    Inhaltsangabe:

    Die Zukunft liegt in der Vergangenheit, die Saat ist gesät.

    Schüler werden zu Lehrern...Freunde zu Feinden...Gegner zu
    Partnern...Jäger zu Gejagten...Träume erfüllen sich.
    Die Tage werden zu Wochen und die Wochen zu Monaten. Die Zeit kriecht dahin. Die Helden von einst stehen am Anfang einer neuen Zeit.

    Die etwas andere Harry Potter FF. Zwölf Jahre sind vergangen seit Harry und seine Freunde den dunklen Lord besiegten. Jeder der Protagonisten hat sein persönliches Idealziel erreicht. Ron ist ein gefeierter Quidditch-Star ganz so wie er es im Spiegel Nerhegeb gesehen hatte, Harry Schulleiter in Hogwarts und mit seiner Ginny verheiratet und Hermine steht an der Spitze der Zaubererwelt. Doch ist nun wirklich alles gut? Welchen Preis hatte Harry für seinen Sieg und sein Überleben zahlen müssen?

    Was wie einer der typischen Weasley-Scherze beginnt, entpuppt sich bald als Reise ans Ende des Verstandes.


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    John Xisor schrieb nach 8 Minuten:

    „Du hast deine UTZ-Prüfungen alle mit Ohnegleichen abgeschlossen, oder?“, fragte Ginny leicht spitz, doch Hermine konterte sofort: “Du doch auch, sonst hätten sie dich im St. Mungos nie genommen. Den Numerus clausus gibt es nämlich nicht nur in der Muggelwelt.“
    Anmerkungen: ein wenig dunkel, geheimnisvoll und bittersüß.
    Kapitel: 38
    Disclaimer: Ich verdiene mit der FF kein Geld. Gehört alles fast JKR. Danke das wir in Ihrem Universum schreiben dürfen.


    Kapitel:

    01. Das Schlammblut auf dem Thron




    1. Das Schlammblut auf dem Thron

    Zwölf Jahre sind vergangen, seit sich Harry und seine Freunde ihrem Schicksal stellten und den Dunklen Lord besiegten. Nachdem alles getan war, verschwand Harry zusammen mit Ginny für ein paar Jahre aus der magischen Welt. Er hatte getan, was zu tun war, doch nun brauchte er einigen Abstand. Aus diesem und anderen Gründen kehrten beide erst nach einem fünfjährigen selbstgewählten Exil in der Muggelwelt wieder zurück. Als Minerva McGonagall von seiner Rückkehr erfuhr, bot sie ihm einen Posten als Lehrer in Hogwarts für das Fach Muggelkunde an. Harry, der sich in Hogwarts immer mehr Zuhause fühlte als am Ligusterweg, nahm das für ihn doch etwas überraschende Angebot von Herzen gerne an. Auf Drängen ihrer Brüder lebten Harry und Ginny für die Zeit, wenn Ferien waren und er keinen Unterricht in Hogwarts zu geben hatte, bei den Zwilingen.

    Die kleine Wohnung über dem Laden der Zwillinge Fred und George, die das junge Paar vor und kurz nach der Hochzeit bewohnte, war schon lang zu klein geworden. Ginny hatte vor drei Jahren einem gesunden Jungen, der den Namen James Harry Sirius Potter bekam, das Leben geschenkt. Harry und Ginny hatten sich darüber verständigt, ihr Haus in der Nähe des Fuchsbaus zu errichten und ähnlich einzurichten. Anfangs hatte seine junge Frau ein wenig gegen dieses recht ungewöhnliche Vorhaben protestiert, doch Harry erklärte ihr, dass er die glücklichsten Zeiten im Kreise ihrer Familie verbrachte und die familiäre Nähe weiterbewahren wollte. Ginny fand sich damit ab und zauberte sich ein paar Räume nach ihren Vorstellungen zu Recht. Magische Veränderungen waren bei Meinungsverschiedenheiten unter Zauberern was die Einrichtung anging, ein wahrer ein Segen.

    „Was hast du? Stimmt etwas nicht?“, fragte Ginny und schmiegte sich dichter an Harry.
    Er strich ihr sanft über das lange, rötliche Haar und entgegnete: „Nichts, es ist nichts. Ich hatte eben nur so ein komisches Gefühl. Ist sicher nicht weiter wichtig.“ Harry schob den Gedanken beiseite und widmete sich ganz Ginny, als eine Eule durch das offene Zimmerfenster geflattert kam und sich provokativ auf das Bettende setzte.

    „Wer hat dir denn so ein schlechtes Benehmen beigebracht?“, flüsterte Ginny kopfschüttelt, die sich schneller als Harry erhob und das Pergament vom Bein der Eule löste. „Schau mal, es sind zwei Rollen. Eine ist für dich!“, sagte sie und gab das Schriftstück an Harry weiter, der es sogleich entrollte und las.

    „Sehr geehrte Mrs. Potter, du hast mir deines gegeben.“ Er lächelte, doch das Lächeln wurde zu einem verwunderten Ausdruck, je weiter er las:

    „…die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

    Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

    Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

    Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
    Mit freundlichen Grüßen.“


    „Hier steht das Gleiche, nur das du angesprochen wirst. Ich verstehe nicht… Warum soll ich zu dir in dein Büro kommen? Außerdem… was sollst du damit, du kannst doch gar nicht mehr seit…“, Ginny verstummte. „Soll ich Hermine einen Patronus schicken?“, fragte sie, hatte aber ihren Zauberstab schon in der Hand und das silbrige Licht brach bereits hervor.

    --------

    Weasley ist unser King,
    der hält ja jedes Ding!

    Das Stadion kochte, als England die letzten notwendigen Punkte zum Sieg und zum Einzug ins Finale holte. Dreimal war Ron mit seiner Mannschaft schon Weltmeister geworden und nun hatten sie es auf dem Besen, den Titel ein viertes Mal nach Hause zu bringen. Ein Spiel war noch erforderlich und es war geschafft. Als der Schiedsrichter das Spiel abpfiff, schoss Ron in die Menge und nahm sein wohlverdientes Bad in ihr. Nie hatte er gedacht, dass er diese Aufmerksamkeit einmal genießen könnte. Er lächelte bei dem Gedanken daran, wie er damals bei seinem zweiten oder dritten Spiel in der Schulmannschaft von Gryffindor glaubte, er habe nur so gut gespielt, weil Harry ihm einen Schluck Felix Felicis gegeben hatte, aber jetzt sonnte sich im Erfolg seiner Mannschaft.

    Weasley ist unser King,
    der hält ja jedes Ding!

    „Wir nehmen nachher noch einen auf den Sieg!“, donnerte Tex an ihm vorbei und Ron bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte Hermine doch versprochen, gleich nach dem Spiel nach Hause zu kommen. „Aber nur einen!“, rief er zurück. „Nun komm schon… Das müssen wir doch feiern! Deine Frau wird doch dafür wohl noch Verständnis haben, dass man einen solchen Sieg gebührend feiern muss. Ganz besonders jetzt, nachdem sie ihr den Job von Scrimgeour aufgedrängt haben. Wenn du kommst, sitzt die noch im Büro!“

    Ron wusste, dass Tex Recht hatte. Trotz des ganzen Trainings, der Übungen und Spiele, war er meist vor ihr Zuhause und wartete manchmal bis spät in die Nacht auf sie. Er tat es gern! Er mochte es, wenn sich ihre anmutige Gestalt nach einem langen Arbeitstag durch die Haustür schob. Er apparierte meist direkt in das Haus und musste sich immer etwas von ihr anhören, wenn Hermine tatsächlich einmal vor Mitternacht Zuhause war.

    Er entschied, noch auf ein Butterbier mit seinen Kameraden zu gehen. Ehe er sich versah, waren daraus bereits drei geworden. Als er sich verabschieden wollte, kam Pigwidgeon kam Pigwidgeon angeflattert und schwirrte aufgeregt hin und her. An seinem Beinchen war ein kleines Röllchen befestigt. Ron löste es, entrollte es und las:

    „Sehr geehrter Mr. Weasley,

    die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

    Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

    Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

    Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
    Mit freundlichen Grüßen.“


    Erster September? Das konnte sich nur um einen schlechten Scherz handeln, dachte Ron bei sich. Am ersten September war das Finale und das konnte er nicht absagen. Er knüllte das Pergament zusammen, verabschiedete sich von seiner Mannschaft und apparierte nach Hause.

    „Wir sehen uns beim Training, Ron!“, rief Tex ihm noch nach, doch er winkte nur missmutig zurück. Hermine war natürlich noch nicht Zuhause und so überlegte Ron seinen nächsten Schritt. Er griff in die Hosentasche und holte das Pergament hervor. Er las es noch einmal, schüttelte wieder den Kopf und ließ sich übelgelaunt in den Sessel vor dem Kamin sinken. Nein.

    -------

    Natürlich hatte nie ein vernünftiger Zauberer angenommen, dass so etwas je möglich gewesen wäre, doch die Frau des für England spielenden Qudditch Hüters Ron Weasley hatte schon immer ihren eigenen Kopf und ließ sich nur soweit in die interne Politik einspannen, wie es ihr gerade selbst am Nützlichsten war. Der Zaubereiminister Rufus Scrimgeour war auf sie aufmerksam geworden und hatte sie für seine Zwecke einspannen wollen. Im Gegensatz zu Harry, der dies kategorisch und barsch ablehnte, hatte sie ihn in kurzer Zeit nicht nur um den Finger gewickelt, sondern schrieb auch zum Teil seine Reden. Das Ansehen des Ministers stieg dadurch zwar in der Zaubererschaft, doch sie verstand es, durchsickern zu lassen, dass es ihre Worte und nicht die seinen waren. Und dann, an jenem für Scrimgeour unseligen Tag, hatte er sie einspannen wollen, vor der Gemeinschaft eine Rede in seinem Namen zu halten.

    Sie hielt die Rede, doch die Reaktion der Zauberergemeinschaft war nicht ganz das, was der Minister erwartet hatte. Sie beschlossen, ihn bei der nächsten Wahl nicht erneut zu wählen. Jemand schlug Mrs. Weasley vor, die noch ein paar Mal zu Wort kam und mit ihrer flammenden Ansprache von Recht und Gerechtigkeit alle auf ihre Seite zog. Scrimgeour verlor und die Zauberergemeinschaft erwählte sich Mrs. Weasley als neue Zaubereiministerin.

    Im ersten halben Jahr schickte sie sowohl Scrimgeour und Fudge, als auch mehr als zweihundert weitere Ministeriumsangestellte zum Teil in den vorzeitigen Ruhestand. Einige entließ sie schlichtweg, während sie gegen etliche andere Verfahren einleiten ließ.

    Sozusagen als erste Amtshandlung ließ sie Dolores Umbridge noch in der Wahlnacht verhaften und einsperren. Kurz darauf wurde der Prozess gegen sie vor dem Zauberergamot eröffnet. Es konnte ihr nachgewiesen werden, während ihres Dienstes als Schulleiterin von Hogwarts Veritaserum gegen Schüler eingesetzt zu haben. Neville Longbottom und Luna Lovegood sagten aus, dass Umbridge während ihrer Eigenschaft als Schulleiterin Harry Potter den Cruciatus-Fluch aufhalsen wollte, um ihn zum Reden zu bringen. Lee Gordon gab während der Verhandlung an, dass sich bei einer Strafarbeit, bei der er mit einer magischen Feder die Worte „Ich soll keine Lügen erzählen“ mit seinem eigenen Blut auf Pergament schreiben musste, sich die gleichen Worte schmerzhaft in seinen Handrücken einritzten. Als Potter bestätigte, ebenfalls unter dieser Art von Strafe gelitten zu haben, sah es das Gamot als erwiesen an, dass sich die ehemalige erste Untersekretärin des Zaubereiministers in höchstem Maße strafbar gemacht hatte. Hermine hatte es sich nicht nehmen lassen, diesem Prozess persönlich beizuwohnen und der Anklage immer wieder neue Zeugen zu präsentieren. Das Urteil lautete schließlich auf eine lebenslängliche Freiheitsstrafe in Askaban. Auch wenn sie ihr vielleicht insgeheim ein wenig leid tat, schwor sie sich, Dolores Umbridge dort den Rest ihres Lebens fristen zu lassen. Als man sie abführte, blickte Hermine voller Verachtung auf sie hinab, während Umbridge immer noch erfolglos versuchte, ihre unentschuldbaren Taten zu rechtfertigen.

    Es war wieder einmal spät geworden an diesem Abend. Eigentlich wollte sie heute Ron spielen sehen. Sie hatte ihm versprochen, zum Spiel da zu sein, wenn er wieder für England flog, doch es gab noch viele andere Dinge, die keinen Aufschub duldeten und die sie unbedingt noch vorher erledigen musste. Als sie sich endlich von ihrer Arbeit losreißen konnte, wurde sie sich der späten Stunde bewusst. Sie war sich sicher, dass das Spiel längst vorüber war. Sie hatte ihn so gerne wieder einmal fliegen sehen wollen. Sie wusste zudem, dass es ihm immer sehr viel bedeutete, wenn Hermine im Stadion war, selbst wenn wenn er sie nicht direkt “sah“. Ron hatte ihr oft versichert, er könne ihre Anwesenheit spüren. Es tat ihr leid, sein Spiel verpasst zu haben. Ihre brauen Augen füllten sich mit Tränen. Da niemand außer ihr im Zimmer war, gestattete sie sich diesen kleinen Augenblick der Schwäche, bevor sie ein Tuch aus der Tasche nahm und ihre Tränen trocknete. Er würde es verstehen, dachte sie bei sich. Sie liebte ihn so sehr; auch wenn sie es sich nicht gleich eingestehen konnte, vom ersten Tage an. Und Harry? Harry auch. Doch bei Harry war es anders. Harry war eben Harry. Sie konnten sich alles sagen, aber das Gefühl war tiefer. Freundschaft? Auch. Aber es war schon immer noch etwas mehr als das. Hermine verscheuchte die Gedanken, als es klopfte und Madeleine um Einlass bat.

    „Hier ist ein Brief aus Hogwarts für sie gekommen, Ma’am!”, teilte Madeleine mit und überreichte ihr die Rolle. „Wenn sie mich nicht mehr brauchen, würde ich ganz gerne Feierabend machen.“, sagte sie und wartete einen Augenblick.

    „Ich denke, ich brauche sie heute nicht mehr, Madeleine. Wir sehen uns morgen, vielen Dank!“, nickte Hermine ihr freundlich lächelnd zu und nahm das Pergament entgegen.

    Sie drehte die Rolle skeptisch in der Hand. Außer dass dieses Schreiben an sie mit dem Vermerk “persönlich vertraulich” adressiert war und das Schulsiegel trug, konnte Hermine nichts Verdächtiges feststellen. Also brach sie es und las:

    „Sehr geehrter Mrs. Weasley,

    die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

    Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

    Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

    Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
    Mit freundlichen Grüßen.“



    Hermine schnaufte und ließ sich in den Sessel gleiten. Hatte sie nicht wirklich genug am Hals? Nicht dass ihr das Ganze zuviel war, nein. Es war nur manchmal etwas anstrengend. Ganz besonders, wenn es offensichtlich einem Scherzbold gelang, so etwas zu ihr durchzuschmuggeln. Wenn sie herausbekommt, dass ihre Schwäger dahinter steckten, würde sie diese einmal zu einer offiziellen Anhörung vorladen müssen. Es dauerte keine fünf Minuten und Ginnys Patronus teilte ihr mit, dass sowohl sie selbst als auch Harry die gleiche Rolle bekommen hatten. Was sollte Harry damit? Er war doch der Schulleiter von Hogwarts? Sie steckte das Pergament in die Tasche, kramte noch einige Unterlagen auf dem überfüllten Schreibtisch zusammen und apparierte danach von der Halle aus nach Hause, wo Ron bereits auf dem Sessel eingenickt war.

    Sie strich ihm sanft über den Kopf und küsste ihn wach.

    „Wie war dein Tag Schatz?“, fragte er. Seine Stimme klang dabei ein wenig säuerlich. „Na ja, viele Termine, ein paar Anhörungen, dann Teilnahme an einigen Ausschusssitzungen und zum Abschluss dieses Tages voller Überraschungen noch das hier!“, sagte sie und hielt Ron das Pergament vor die Nase. „Wenn sich deine Brüder da wieder einen Scherz machen, sind sie dieses mal wirklich fällig. Ich mag vielleicht ein Muggelkind sein, aber ich bin nicht blöde und langsam reicht es!“

    Jetzt fand das Ganze doch noch Rons Aufmerksamkeit. „Tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass du es nicht allein bekommen hast? Hier…“, er gab ihr seins. Es war identisch mit ihrem. Ron erklärte: “Ginny und Harry haben es auch bekommen. Vor allem Harry. Erstens ist er der Schulleiter und zweitens… was soll er noch damit?“

    Hermine zog die Augenbraue hoch. „Fein! Dann teil mal deiner Schwester mit, sie möge sich ihren Mann greifen und zu uns kommen. Jetzt gleich, wir müssen reden! Ich mach uns schnell was zu essen.“, sagte sie und wollte schon in die Küche verschwinden, doch er hielt ihren Arm fest. „Brauchst du nicht… ist schon fertig. Und wenn wir die Sauce strecken, reicht es auch für vier.“, lächelte er und zog sie zu sich heran. „Du bist wundervoll! Ich liebe Dich!“, hauchte Hermine. „Ich weiß…“, entgegnete er und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
    Zuletzt geändert von John Xisor; 27.09.2007, 20:50. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

    #2
    2. Erste Nachforschungen

    Ein paar Minuten später apparierten Ginny und Harry vor das Londoner Haus. Es war nicht angeraten, direkt ins Wohnzimmer zu kommen, so wie die Zwillinge dies immer gern taten. Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung begab man sich ins Esszimmer. „Habt ihr keine Hauselfen?“, fragte Ginny.

    Ron rollte schon mit den Augen. „Ginny Schatz, wir haben wenig Zeit miteinander. Was von ihr bleibt, möchten wir ungestört verbringen. Wir brauchen keine Hauselfen!“, rettete Ron die Situation, bevor Hermine wieder loslegen konnte. „Den Nachtisch musst du noch versuchen, Harry!“, sagte Ron, der sich bereits den Bauch hielt. „Das Rezept hat mein Vater mitgebracht, als er neulich in Sachen Missbrauch von Muggelartefakten unterwegs war. Es ist ihm einfach so in die Hände gefallen“, erklärte er rasch während Hermine bereits den Kopf schüttelte.

    „Was ist das? Ahhaa, Mousse au Chocolat… klingt wie Schleim, ist aber sehr lecker.“, bemerkte Ginny und langte ein weiteres Mal zu. Alle Anwesenden lachten und fühlten sich an ihre gemeinsame Zeit in Hogwarts erinnert. Hermine und Ginny besorgten, nachdem alle gesättigt waren, kurzerhand den “Abwasch“ mit dem Ratzeputz Zauber.

    „Fein, dann können wir uns jetzt den angenehmen Dingen zuwenden.“, sagte Ron mit einem deutlich ironischen Unterton und legte sein Pergament von Hogwarts auf den Tisch. „Was haltet ihr davon?“

    „Sieh mich nicht so an, Ron. Ich bin genauso irritiert wie du oder glaubst du, ich unterrichte jetzt Muggelkunde, weil es mir einen solchen Spaß macht?“, sagte er leicht gereizt.

    „Immer mit der Ruhe, ihr Beiden, nicht so hitzig!“, sagte Hermine, während sie im Zimmer auf und ab ging. Sie begann laut zu denken: „Hat es sonst noch jemand bekommen? Oder nur wir vier? Neville oder Luna möglicherweise als ehemalige Mitglieder der DA?“

    „Keine Ahnung,“ erwiderte Ginny.

    „Im Augenblick sind Ferien und bis zum Schulbeginn ist noch ein bisschen Zeit, was uns den nötigen Spielraum verschaffen sollte, ein paar notwendige Nachforschungen anzustellen.“, schlug Hermine vor.

    „Wo willst du denn da anfangen?“, stöhnte Ron, während Harry lächelte.

    Das war unverkennbar Hermine. Stell eine unmögliche Aufgabe und sie wird dir in kürzester Zeit zehn verschiedene, durchaus logische Lösungen anbieten.

    „Ich denke, dass wir die einzigen sind, die diese Post bekommen haben.“, warf Harry ein.

    „Ja, ich auch. Aber wir sollten es genau wissen. Am besten wäre es vielleicht, wenn Ginny Neville beim nächsten Besuch seiner Eltern, im St. Mungos abfängt und das mit einigen unverfänglichen Fragen klärt. Du bist doch da noch Heilerin, richtig?“, fragte Hermine und Ginny zustimmend.

    „Gut, dann weiter… Was haben wir noch?“ Hermine wandte sich Ron zu: „Ihr hattet heute ein Spiel und habt gewonnen. Das heißt, du hast ein paar Tage frei. Wann hast du die Zwillinge zum letzten Mal besucht?“

    „Äh, ist schon ein paar Tage her, würde ich meinen“, antwortete er.
    „Fein, was hältst du mal wieder von einem Besuch? Harry kommt bestimmt gern mit oder?“, fragte sie süßlich.

    Harry ahnte, dass da noch etwas hinterher kam, doch er nickte zustimmend. Hermine schlug bestimmend vor: „Gut! Und auf dem Weg dorthin schaut doch bitte bei Flourish & Blotts vorbei und fragt nach dem Buch, welches wir mitbringen sollen. Später am Tag können wir uns bei Fortescue treffen und ein Eis essen. Nehmt die Kinder mit! Das sieht unverfänglicher aus und die haben ihren Spaß."

    "Und was machst du?", wollte Ron wissen. Er sah, wie Hermine auf ihn zukam.

    "Ich?", antwortete sie und bahnte sich mit dem Finger einen Weg über ihr Gesicht, bevor sie herausfordernd am Finger luschte. „Ich werde das Puzzle zusammensetzen.“, sagte sie keck. „Nein, im Ernst: Ich werde mir jemanden aus der Mysterienabteilung kommen lassen.“ Hermine hatte sich erneut von Ron abgewandt und tigerte wieder umher.

    „Kann es nicht auch eine Falle sein?“, mutmaßte Ginny. Gleich darauf erklärte sie: „Wäre doch möglich oder? Mir ist zwar nichts von Todesser Aktivitäten bekannt. In letzter Zeit hatten wir auch wenig Fluchschäden durch Angriffe im Krankenhaus, aber man weiß ja nie.“

    Teilweise zweifelnd entgegnete Hermine: „Natürlich müssen wir auch das in Betracht ziehen, doch dagegen würde schon einmal sprechen, dass unsere Innere Sicherheit nichts Ungewöhnliches an der Rolle hatte feststellen können. Die Schriftstücke, die auf meinen Tisch gelangen, werden auf Herz und Nieren geprüft. Besonders die, die an mich als persönlich – vertraulich adressiert sind.“

    Sie runzelte die Stirn und kräuselte die Lippen, als würde sie angestrengt überlegte was sie noch vergessen haben könnte. Dieses Mal kam ihr Harry zuvor. „Die Bücher!“, stieß er hervor. „Kannst du dich noch an die drei Bücher erinnern, die mir Sirius zum Geburtstag geschenkt hat bevor er… Na ja, du weißt schon?“ Die Erinnerung an seinen Paten schmerzte ihn immer noch. „Aus Dumbledores Privatbibliothek, hatte er gesagt!“ Hermine vollendete seine Gedanken und sagte: „Und als du sie durch hattest, warst du in der Lage, die Elemente zu beherrschen. Wäre es vielleicht möglich, dass…“ Hermine hielt inne und Harry nutzte ihre Sprechpause, um ihren Satz zu beenden, indem er sagte: „…dass dies eventuell ein vierter Band ist?“ Jetzt war sie kaum noch zu bremsen. „Mal Gesetz den Fall, das ist eine heiße Spur… könntest du uns drei soweit bringen? Nur rein theoretisch, meine ich, wäre das möglich?“ Harry wusste, was sie vor hatte und nickte. Ron hingegen zog bereits eine Grimasse, rieb sich die Augen und winkte ab.

    „Gut! Als nächstes sollten wir überlegen, wer die Möglichkeit hatte, uns den Brief zu schreiben? Hat jemand einen brauchbaren Vorschlag?“, fragte Hermine in die Runde.

    „McGonagall unter dem Imperius-Fluch vielleicht?“, gab Ron zum Besten. Ginny giggelte daraufhin etwas, während Harry den Mund leicht zu einem Lächeln formte.

    Ron hatte sich ein wenig abgewandt und wollte mit seinem Spruch eigentlich nur ein bisschen provozieren, doch machte er die Rechnung ohne seine Frau.

    „Für so abwegig würde ich das gar nicht halten.“, sagte sie und bemerkte, wie Ron sie verdutzt und mit offenem Mund anstarrte, als sie auf seinen Vorschlag einging. Sie fuhr fort: „Immerhin hat unsere Innere nichts finden können. Daraus kann man folgern, dass es sich um etwas mehr oder weniger Offizielles handelt. Und, nun ja, es wird nicht allzu viele Personen geben, die offizielle Mitteilungen von Hogwarts verschicken können. Diese Feststellung schränkt den Kreis der in Frage kommenden doch bereits erheblich ein. Was meint ihr?“

    Die Anwesenden nickten zustimmend. Hermine und ihre Totschlagargumente, dachte Harry.
    An Ron gewandt sagte Harry: “Also Ron… treffen wir uns morgen um elf im Fuchsbau? Du kannst ausschlafen und ich werd noch etwas mit Molly plauschen, bevor wir aufbrechen. Schick ihr einen Patronus, damit sie morgen nicht aus alles Wolken fällt.“

    Ron nickte ihm zu.

    „Fein, dann kann die Jagd beginnen!“, frohlockte Hermine.

    Harry nahm einen Schluck Kürbissaft, lehnte sich zurück und spielte mit Ginnys Haaren. Er versank ein wenig in Gedanken.

    Ihm war vollkommen klar, warum sie diese Frau zur Zaubereiministerin gewählt hab

    Kommentar


      #3
      3. Hermine im Arbeitswahn


      „Ich muss los!“, flüsterte Hermine, als Ron sie festhalten wollte. „Wir sehen uns nachher bei Fortescue.“

      „Du bist unglaublich“, sagte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er sagte: “Ich liebe Dich!“ „Ich weiß“, antwortete sie. Schlaf noch ein wenig.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und apparierte direkt in die Vorhalle des Ministeriums.

      „Madeleine, guten Morgen! Was hab ich in der Nacht verpasst?“, fragte Hermine.

      Die Vorzimmerdame griff nach einigen Akten sowie dem Terminkalender für den heutigen Tag und folgte ihr umgehend. Während Hermine hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm, reichte Madeleine ihr eine Tasse heißen, frischen Tee, den sie dankend annahm. Während sie einen Schluck nahm, begann Madeleine mit den Themen des heutigen Tages, zu denen Hermine den einen oder anderen Kommentar abgab, woraufhin sich Madeleine Notizen machte.

      „Na, das sieht ja wieder nach einem ereignisreichen Tag aus.“, sagte Hermine abschließend. “Ah… und ehe ich es vergesse: Schicken sie bitte Mr. Shacklebolt rein, ich möchte ihn sprechen.“

      Madeleine nickte und sagte: „Mr. Shacklebolt sagt gerade vor dem Ausschuss für unmagische Umtriebe aus. Wir haben die Akte gerade rein bekommen.“, sagte sie im herausgehen, wurde aber von Hermine zurückgehalten.

      „Einen Moment noch bitte, Madeleine.“, sagte Hermine und zog sich die Akte hervor. Sie blätterte darin und überflog die einzelnen Punkte, bevor sie verdutzt fragte: „Ausschuss für unmagische Umtriebe? Was ist das, wer hat denn das genehmigt?“ Fragte sie leicht säuerlich und las weiter laut: “Der Ausschuss für unmagische Umtriebe untersucht das Verhalten von Zauberern und Hexen, die sich mit Muggeln einlassen. Cornelius Fudge und Rufus Scrimgeour… die beiden haben das ins Leben gerufen. Werden wir diese Altlasten denn nie los?“

      Madeleine hatte bereits Block und magische Feder gezückt, während Hermine sie anlächelte und diktierte:

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      wir wissen Ihre Arbeit und Ihre Besorgnis um das Wohl der Zauberergemeinschaft durchaus zu schätzen, sind aber nach Vorlage der Akten zu dem Schluss gekommen, dass die geschaffenen Reformstrukturen ihre Dienste erfüllen.

      Wir danken Ihnen für Ihre Bemühungen und bitten Sie, Ihren Abschlußbericht 72 Stunden nach Eingang dieses Schreibens vorzulegen.

      Hermine Weasley
      Zaubereiministerin


      Während sie den Brief diktierte, fielen ihr die Namen der einzelnen Ausschuss-Mitglieder auf und sie beschloss, die Sache anders anzugehen. Sie griff sich ein Stück Papier und notierte die Namen darauf.

      „Hier Madeleine, verständigen sie bitte das Aurorenbüro. Ich möchte, dass alle Akten des Ausschusses für unmagische Umtriebe sofort beschlagnahmt werden. Danach stellen das Schreiben zu. Und teilen sie bitte der Leiterin der Mysterienabteilung mit, das ich sie umgehend sprechen möchte.“, wies Hermine an.

      „Ja Ma’am!“, antwortete Madeleine und verließ das Büro, um alle notwendigen Schritte in die Wege zu leiten. Hermine griff nach ihrer Tasse und schloss für einen Moment die Augen. Sie dachte kurz an Ron und schöpfte wieder Kraft für den Rest des Tages, der gerade erst begonnen hatte.

      ------------------

      Als Ron gegen elf im Fuchsbau apparierte, waren Harry und Söhnchen bereits da. Der Kleine stolperte umher und half den Zwillingen dabei, den Garten zu entgnomen. Im Gegensatz zu gestern Abend war Ron bestens aufgelegt. Seine Mutter gratulierte ihm noch schnell zu seinem letzten Spiel, ehe sie mit gespielter Entrüstung bemerkte, dass es nett von ihm wäre, sich endlich mal um seine beiden Kinder zu kümmern. Harry hielt sich bereits die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten und den Schluck Kürbissaft über den Tisch zu verteilen.

      Ron drückte seine Mutter und danach Harry. „Ach, du weißt doch, wie gern wir die Kinder hier haben, Ron. Mine hat viel Arbeit im Ministerium, ja?“, fragte sie.

      Ron nickte zustimmend, während er sich über das Frühstück hermachte. „Was denkst du Harry? Kommen wir heute weiter?“, mampfte er, als Harry aufstand und zum Fenster ging.

      „Nach Gestern hätte ich erwartet, dass dich die ganze Sache eher nervt“, bemerkte Harry.

      „Du kennst doch unsere Hermine oder? Wenn man sich mit ihr auf so etwas einlässt, ist sie nicht zu bremsen. Und immerhin betrifft mich das ja auch. Also, auf ins Abenteuer! Fred und George werden bestimmt gern einen Moment auf die Kinder aufpassen, während wir uns in dem Buchladen umsehen.“, sagte Ron.

      Harry nickte: „Die werden ihnen bestimmt wieder den tollsten Unsinn beibringen, aber gerade das ist es, was die beiden Chaoten so liebenswert macht. Irgendwie beneide ich sie etwas… sie sind immer noch sechzehn. Die drei Bücher, von denen wir gestern gesprochen haben, liegen da drüben. Ich würde vorschlagen, wir lassen sie hier und wenn wir in der Winkelgasse fertig sind, holst du sie eben ab.“

      Ron nickte zustimmend: „Weist du noch, wie Mum ihre Bestellscheine genommen und weggeschmissen hat? Nicht auszudenken, wenn sie die nicht wieder rausgekramt hätten…“ Ron lachte, aber Molly winkte ab. „Komm mal her, das musst du dir ansehen!“, bedeutete er seinem besten Freund.

      Als Harry sich kauend zu ihm gesellte, sagte er: „Hätten wir auch schon drauf kommen können, was?“ Ron erkannte im ersten Moment nicht, was Harry meinte, wandte sich aber einen Augenblick später Molly zu und fragte: “Hast du ihnen etwa schon den Mobile-Corpus-Zauber und die Zauberstablose Magie beigebracht?“

      Der kleine James Sirius und die beiden anderen richteten ihre Hände auf die Wurzelwesen und brabbelten eine Zauberformel. Die Gnome erhoben sich hilflos aus dem Boden und wurden von den Kindern kichernd weggekickt.

      Molly kam zum Fenster, sah was Ron meinte und schüttelte den Kopf. Sie wollte schon in den Garten stürmen und fragen, was das sollte, wurde aber von ihrem Sohn mit einem Kopfschütteln zurückgehalten. Stattdessen öffnete Harry die Tür und rief: „Na, alles bereit für einen Besuch in der Winkelgasse bei Weasleys-Zauberhafte-Zauberscherze!?“ Die drei ließen augenblicklich von den Gnomen ab und jubelten. „Jaaaaaaaaaaaaaa“, schrieen sie und sprangen Harry alle drei gleichzeitig auf den Arm, der daraufhin wieder zurück durch die Tür fiel.

      „Deine Kinder…“, sagte Molly und schüttelte dabei den Kopf. Ron erwiderte: „…und deine Enkel!“

      „Können wir mit apparieren?“, fragten die Jungs und warfen sich gegenseitig ein paar vielsagende Blicke zu. „Zu fünft?“, fragte Molly erstaunt, doch Harry beruhigte sie schnell wieder.

      „Ich kannte mal einen Jungen, ich glaube sein Name war Harry Potter, er und sein Freund Felix Felicis haben mir gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man nur an sich glaubt. Gehen wir!“ Sagte Ron abschließend.

      Schließlich hielten sich alle an den Händen. Ron konzentrierte sich auf den Tropfenden Kessel. Die Blicke der Kinder waren Harry nicht entgangen.

      ------------------

      Nachdem sich Hermine in der nächsten Stunde weiter durch den Aktenberg gearbeitet hatte, klopfte es an der Tür.

      „Ma’am? Ms Longbottom ist hier. Sie wollten sie sprechen.“, sagte Madeleine und wartete einen Augenblick, bis die Antwort kam. „Immer nur herein“, rief Hermine. Sie bat Ms Longbottom in ihr Büro.

      Ms Longbottom sah sich ein wenig unsicher in dem großen Büro um. Sie hatte zwar im Laufe der Jahre die Radieschen-Ohrringe abgelegt, wirkte aber dennoch, nun ja, etwas entrückt. Von dieser scheinbaren Entrücktheit ließ sich fast jeder täuschen. Hermine jedoch wusste, dass hinter dieser etwas abwesend wirkenden Fassade ein messerscharfer Verstand verbarg. Eine echte Ravenclaw eben.

      „Hallo Luna! Wie geht es dir?“, grüßte Hermine strahlend, bevor sie ihr eine Tasse Tee anbot.

      „Hermine!“, grüßte Luna nun etwas aufgetaut zurück und nahm dankend die angebotene Tasse Tee. Nachdem Luna sich gesetzt hatte, fragte sie: „Du willst mich nicht auch noch fragen, was damals passiert ist oder?“
      Hermine stutze einen Moment, aber winkte dann ab. Doch unweigerlich musste Hermine jetzt wieder daran denken, als es erwähnt wurde. Luna war bei der Vernichtung von Lord Voldemort von einem Todesfluch gestreift worden. Sie war einen Tag später im Krankenhaus wieder aufgewacht. Im Anschluss hatte sie eine sehr wirre Geschichte erzählt, mit der sie erklären wollte, was ihr widerfahren sei. Weder gutes Zureden noch Veritasserum und verstärkte Legilimentik konnten ihr eine Aussage entlocken.

      „Nein, natürlich nicht! Wir haben ganz andere Probleme“, begann Hermine und berichtete ihr von dem Schreiben und dem Buch. Sie brauchte nicht zu sagen, was Luna in Erfahrung bringen sollte, erkannte aber auch, dass Luna und Neville keine Einladung zum achten Schuljahr erhalten hatten. Daher hakte sie diesen Punkt in Gedanken ab. Im Laufe des Nachmittags unterhielten sich die beiden auch über ihre Familien. Natürlich war Harry auch wieder Thema. Luna schwärmte davon, wie glücklich sie mit Neville war, der mittlerweile zu den führenden Spezialisten für Kräuterkunde gehörte. Er bereiste die ganze Welt, um zu forschen. Ganz besonders stolz war sie darauf, dass man ihm eine Professur an der Universität in Padua angeboten hatte, die er antreten würde, wenn seine Auslandsstudien beendet wären. Hermine sog etwas härter die Luft ein, doch Luna konnte sie beruhigen. Luna dachte um nichts in der Welt daran, ihre Position hier aufzugeben. Gerade als Frau Ministerin fragen wollte, wann sie mit einem ersten Ergebnis rechnen konnte, kam ihr Luna ebenfalls zuvor.

      „Hab ich drei Stunden?“, fragte Luna. Hermine nickte zustimmend.

      Luna starrte auf den Titel:

      Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

      Sie erhob sich, zuckte mit den Schultern und ging zur Tür. Als sie die Klinke bereits in der Hand hielt, wandte sie sich noch einmal um.

      „Dumbledores Armee wieder vereint, hm? Ein fremder Zauberer stand plötzlich neben mir und redete in einer nicht verständlichen Sprache. Dann nahm er meine Hand und ich habe die Sterne gesehen, es war fantastisch. Danach bin ich wieder aufgewacht. In drei Stunden dann, Ma’am!“, sagte Luna und glitt durch die Tür hinaus, ohne einen Kommentar ihrer Chefin abzuwarten.

      Hermine riss die Augen auf, nachdem Luna ihr Büro verlassen hatte. Das Eisessen am heutigen Nachmittag würde sicher sehr interessant werden. Sie war schon ganz gespannt darauf, was Harry und Ron herausfinden würden, wenn sie bei dem Buchhändler mit ihrer Recherche begannen.

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      Mit einem leisen Plopp erschienen die fünf vor dem Tropfenden Kessel. Sie bahnten sich schnell einen Weg zum Innenhof, wo Ron mit seinem Zauberstab die Tür zur Winkelgasse öffnete.

      „Können wir schon mal vorgehen?“, fragten die drei Kinder begeistert. Ron stimmte zu, woraufhin sie losrannten.

      Als die beiden an den Läden vorbeischlenderten, bemerkte Ron Harrys leeren Blick. Er wusste, dass Harry in Erinnerungen schwelgte. Er legte Harry den Arm auf die Schulter, woraufhin dieser stehen blieb und ihn mit feuchten Augen ansah. „Ich weiß, Harry, ich weiß… Sag nichts!“, sagte Ron mit mitfühlender Stimme. Sie gingen schweigend weiter bis zum Laden der Zwillinge. Er war dankbar, dass Ron einfach für ihn da war, als sein Geist eine Reise zu dem Tag unternahm, als er hier mit Ron und dessen Eltern zum ersten Mal einkaufen war.

      Harry verscheuchte die trüben Gedanken. Er würde in den nächsten Tagen mal mit den beiden über das, was sich da eben zugetragen hatte, reden müssen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie Zauberstablose Magie schon in Hogwarts gelernt hatten. Der Mobile-Corpus gehörte nicht zum Leichtesten. Außerdem wollte er herausfinden, was die drei Jungs eventuell noch so hinter ihren Unschuldsminen verbargen.

      Als Ron und Harry den Laden betraten, konnten sie vor lauter Kundschaft kaum treten. Es war wie immer brechend voll. Die beiden Verkäuferinnen hatten alle Hände voll zu tun. George und Fred lugten aus dem Hinterzimmer hervor und bemerkten ihre Gäste. „Na, habt ihr eure Vorhut schon ausgeschickt? Schön, dass sich der Herr Bruder mal wieder blicken lässt!“, witzelten sie.

      „Wir müssen mal eben zu Flourish & Blotts. Es macht euch doch nichts aus, mal eben auf die Jungs aufzupassen oder?“, fragte Harry, der genau wusste, dass die beiden sie längst durchschaut hatten.

      „Ihr werdet uns nachher einen detaillierten Bericht abliefern, ob sie hatten, was ihr gesucht habt, klar?“ Ron nickte seinen Brüdern zu und fragte sich, woher sie das nun schon wieder gewahr wurden.

      „Schreibfedern gibt es in dem Laden an der Ecke, Kleiner!“ Ging die Stichelei weiter. Fred und George schlugen sich bei jedem Gag auf die Schenkel. Selbst Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das waren eben Fred und George. Vielleicht sollte er öfter herkommen, dachte Harry. „Harry, wenn ihr da drüben fertig seid und eure Frauen da sind, schicken wir die Kinder ins Bett und machen uns einen vergnüglichen Abend! Es gibt nämlich noch eine kleine Überraschung und was zu feiern!“, sagte Fred. Harry nickte ihnen zu. Ron und Harry gingen über die Strasse zu Flourish & Blotts.

      Fred und George verdrückten sich wieder ins Hinterzimmer, wo die drei Jungen schon aufgeregt warteten. „Wie wir sehen, hat alles gut geklappt. Was wollen wir denn heute zusammen schönes machen? Was haltet ihr von dem Chamäleon-Zauber? Damit könnt ihr euch der Umwelt perfekt anpassen und quasi von der Bildfläche verschwinden, wenn es mal brenzlig wird. Außerdem kann man damit auch ganz toll die Oma schocken!“ Als die drei Kinder begeistert nickten ging es los.

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      Wieder klopfte es an der Tür. Madeleine kündigte an: „Mr. Shacklebolt ist jetzt da.“ Hermine nickte und hieß ihren Gast willkommen.

      „Ma’am!“, sagte er grüßend und wartete, bis Madeleine die Tür geschlossen hatte.

      „Kingsley, ich brauche deine Hilfe!“, bat sie. Sie berichtete auch ihm das gleiche, was sie zuvor schon mit Luna besprochen hatte und erklärte: „Ich denke, dass es bedeutsam ist und werde mich daher persönlich darum kümmern. Als mein Stellvertreter möchte ich, dass du mich in der nächsten Zeit vertrittst und die Hälfte meines Terminkalenders übernimmst. Madeleine wird sich freuen, dass wir sie jetzt beide scheuchen.“ Lächelnd fügte sie schnell hinzu: „Nein, war nur Spaß!“. Kingsley Shacklebolt war einer der besten Auroren und ein mit Bedacht handelnder Mann. Außerdem war er ein Mitglied des Ordens des Phönixes. Ihn konnte sie bedenkenlos zu ihrem Stellvertreter machen. „Es ist möglich, dass ich dir für einige Zeit die Amtsgeschäfte komplett überlassen muss. Wir werden uns alle zwei Tage sprechen!“, sagte sie und reichte ihm eine Tasse Tee.

      „Alles in Ordnung, Hermine? Du wirkst etwas angespannt…“, fragte er nach.

      „Sagen wir, ich bin etwas im Stress, aber das ist ja hier nichts Neues.“, antwortete sie und nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz. „Was wollte denn dieser Ausschuss für unmagische Umtriebe von dir und warum wurde ich darüber nicht informiert?“, fragte sie jetzt gezielt.

      „Du weißt, wie diese Ausschüsse arbeiten… Morgens bekommst du eine Eule, dass man dich in einer halben Stunde erwartet. Ich hatte gerade noch Zeit, dir eine Aktennotiz fertig zu machen, eine Hinterlassenschaft unserer werten Vorgänger, die, oder sollte ich mich irren, gerade aufhört haben zu existieren. Hab ich recht?“

      Sie hob interessiert eine Augenbraue.

      „Nun, seitdem Hermine Weasley Zaubereiministerin ist, haben die Auroreneinsätze innerhalb des Ministeriums deutlich abgenommen.“, fügte er hinzu.

      „Das haben wir in erster Linie Frauen und Männern wir Luna und dir zu verdanken. Euch Kriegern des Lichts.“, sagte sie mit Nachdruck.

      „Du bist etwas ganz Besonderes. Du gibst jedem das Gefühl, dass er ein einzigartiges Individuum ist und dafür würde hier jeder mit dir durchs Feuer gehen.“, sagte er sanft und stellte die Tasse ab.

      „Was hoffentlich nicht mehr notwendig ist, aber ich danke dir für deine Worte, King. Was denkst du über diesen Ausschuss?“, fragte Hermine interessiert.

      „Willst du eine offene oder eine diplomatische Antwort?“, sagte er grinsend. „Ich denke es hat innerhalb dieses Ausschusses unter den einzelnen Mitgliedern bereits erhebliche Differenzen gegeben. Ein paar, die unbeirrt weitermachen wollten und ein paar Reformer. Die haben, so denke ich, auch die Vorladung gegen mich erwirkt, mit dem Ziel das ich dich umgehend informiere, du daraufhin handelst, und den Laden dicht machst. Was du ja auch getan hast.“

      Hermine machte sich nebenbei ständig ein paar Notizen, bevor sie sagte: „Was im Klartext heißt, wir wurden benutzt und müssen nun herausfinden wer wirklich auf unserer Seite steht, wer nicht und wer nur vorgibt auf unserer Seite zu stehen, aber in Wahrheit ganz andere Interessen verfolgt. Den Papierkrieg überlasse ich vorläufig euch. Wann denkst du kann man da mit ersten Ergebnissen rechnen?“

      „Mit Hochdruck in ein bis zwei Tagen, Genaueres in etwa einer Woche.“, meinte er schlicht und lehnte sich zurück.

      „Gut, es sollte in einer Woche reichen.“ Hermine suchte ein paar Unterlagen zusammen und sagte: “Ich habe für heute Nachmittag noch zwei Sitzungen: Eine über den Missbrauch von Muggelartefakten und die zweite in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Es wäre mir eine Hilfe…“ Kingsley beendete ihren Satz: “…wenn ich das übernehmen könnte. Ich denke, wenn ich wiederkomme, wird Madeleine meinen Schreibtisch schon voll gepackt haben.“ Er stand auf und versicherte: “Entspann dich! Die Krieger des Lichts stehen zu dir.“

      „King?“

      Kingsley drehte sich zur ihr und fragte: “Ja, Hermine?”

      „Danke.“

      „Ma’am!“ Er nickte kurz und rauschte aus ihrem Büro.

      Hermine verließ ihr Büro und wandte sich an Madeleine. „Ich möchte bitte die nächsten zwei Stunden nicht gestört werden. Was anfällt, übergeben sie bitte Mr. Shacklebolt. Er hat volle Befugnis. Wenn Ms Longbottom mich sprechen möchte, bitten sie diese bitte herein.“, teile sie ihr mit.

      „Ja Ma’am. Möchten sie, dass ich ihnen noch einen Tee mache?“ Hermine verneinte und zog sich zurück.

      Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Sie musste sich zu innerer Ruhe zwingen. Was hatte sie bis jetzt schon alles erfahren?! Das allerbeste war Lunas überraschende Erkenntnis zu ihrem Erwachen. Wieder begann Hermine, alles auseinander zunehmen. Was wäre, wenn der Buchtitel eine Saite in ihr zum klingen gebracht hatte? Sollte sie sich möglicherweise erinnern, wenn sie ihn las und aktiv werden? War sie eine Art Schläfer, der erwachte, wenn er ein bestimmtes Signal bekam? Und wenn es so wäre… könnte Harry möglicherweise auch wieder erwachen? Musste nur eine bestimmte magische Saite angeschlagen werden? Es war eine Chance! Eine zugegeben astronomisch winzig kleine, aber sie war da.

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      „Ich möchte nicht wissen was die beiden den Kleinen da drüben alles beibringen und womit sie ihnen die Taschen wieder vollstecken…“. Ron schüttelte sich bei dem Gedanken. Harry entgegnete: „Ohh, ich glaube ich weiß es schon. Jedenfalls hab ich schon eine Idee, aber davon später mehr.“ Er hielt Ron die Tür auf. Im Gegensatz zum Scherzartikelladen war es bei Flourish & Blotts leer. Sie schienen die einzigen Kunden zu sein, was ihnen sehr entgegen kam.

      „Ah, Mr. Weasley und Professor Potter! Schön sie einmal wieder zu sehen.“, grüßte sie der Geschäftsführer Mr. Chokes herzlich. “Ihre Frau ist ja Stammkundin bei mir. Ich vermisse sie in letzter Zeit… Wie geht es ihrer wundervollen Gattin?“, zwang er den beiden Konversation auf.

      Ron antwortete zuerst: „Oh, gut! Sie hat momentan viel im Ministerium zu tun. Deshalb hat sie sich in letzter Zeit etwas rar gemacht.“ Harry begann bereits, sich interessiert umzusehen.

      „Ah, ich sehen ich komme ins Schwärmen und vergesse meine Kunden… Wie kann ich ihnen helfen, meine Herren?“ Harry zog ein Stück Papier aus der Tasche und gab es Mr. Chokes. „Wir hoffen, dass sie uns dazu etwas sagen können.“, sagte er und wartete einen Augenblick.

      Mr. Chokes hob die Augenbrauen und deutete mit einer Geste an, dass sie ihm folgen sollten. Er begann ein paar große Bücher zu wälzen. Mehrmals verschwand er im hinteren Bereich des nach außen hin recht klein wirkenden Ladens. „Kommen sie, folgen sie mir!“, sagte er, während er sie zu sich winkte. “Ich darf annehmen, sie kennen die anderen drei?!“, fragte er. Harry bejahte wortlos. Mr. Chokes sagte: “Verstehen sie mich nicht falsch! Ich muss fragen, bevor wir weitermachen… Können sie mir sagen, was das Besonderen an den Büchern ist?“, fragte Chokes.

      „Sie sind leer, wenn man sie öffnet. Die Entschlüsselung erfolgt mit dem Lösen jeder einzelnen, weiteren Aufgabe.“, erklärte Mr. Chokes. Ron stöhnte bereits. „Außerdem hat der Autor einen etwas bissigen Humor, den er einen beim Lesen seines Werkes durchaus spüren lässt. Beantwortet das ihre Frage, Mr. Chokes?“, fügte Harry ergänzend hinzu.

      „Zur vollsten Zufriedenheit, Professor Potter. Sie wissen aber, dass es unterschiedliche Autoren waren?! Das letzte von ihnen gesuchte Buch wurde laut Erscheinungsdatum früher geschrieben, als die drei anderen. Einige hundert Jahre früher. Ich führe das allerdings auf einen Irrtum zurück; einen Satzfehler möglicherweise. Alles andere wäre zu fantastisch.“, bemerkte Mr. Chokes. Er fügte hinzu: “Der letzte Band wurde von… Warten sie, ich habe es gleich! Ah ja, hier haben wir es: J.El-S. Jels. Hat im Übrigen nie wieder etwas geschrieben.“

      Harry nickte und kommentierte: „Sie wissen aber eine Menge darüber…“

      „Antiquarische Zauberbücher sind so etwas wie meine stille Leidenschaft geworden. Ich könnte sie sicher nie alle lesen, aber es reicht schon, sie zu finden.“ Mr. Chokes Augen leuchteten, als er davon erzählte. „Es kommen nicht viele Kunden, die sich für solch exquisite Stücke interessieren. Es ist mir eine Freude, Professor Potter, dass ich ihnen helfen kann.“

      Harry schlussfolgerte laut: „Aus ihren Ausführungen kann ich entnehmen, dass sie es nicht haben, richtig? Und vermutlich wissen sie auch nicht, wo sich ein Exemplar befindet?“

      Mr. Chokes nickte zustimmend und erklärte: „Ich habe einige Hinweise finden können, komme aber nicht weiter.“ Er hielt einen Moment inne, bevor er fort fuhr: „Vielleicht…, wenn sie möchten, könnten wir sie zusammen durchgehen?! Es ist möglich, dass ich etwas übersehen habe… oder möglicherweise verfügen sie bereits über Informationen, die mir bisher verschlossen geblieben sind. Immerhin steht ihnen die Bibliothek von Hogwarts zur Verfügung, Professor.“

      Ron und Harry stürzten sich mit Mr. Chokes in die Arbeit. Sie gingen die einzelnen Hinweise durch, die er bereits zusammengetragen hatte. Dabei stieß Harry immer wieder auf vier Worte, die jedoch nie in einem Zusammenhang erwähnt wurden. Magus, Aster, Padua und Sangreal. In Padua, wusste Harry, hatte Hermine studiert. Sangreal war ein Begriff aus der Muggelwelt. Magus stand für Magie, während Aster der lateinische Begriff für Stern war. Dass Mr. Chokes damit nichts anfangen konnte, führte er auf den Umstand zurück, dass er nicht auf die Verbindung der Worte zueinander kam. Er überlies Ron und Mr. Chokes sich selbst und stieg auf die Balustrade. Dort hatte er noch etwas entdeckt, was er noch einmal nachlesen wollte. Plötzlich vernahm er ein leises, kaum hörbares Plopp direkt neben sich. Gleich darauf bohrte sich ein Zauberstab in sein Genick, während eine kalte, hasserfüllte, hohe Stimme zu ihm sprach:

      „Interessantes Fach, die Muggelkunde, was Potter! Du glaubst du hast es hinter dir oder? Ich könnte hier und jetzt gleich ein Ende mit dir machen, aber wo würde denn da das Vergnügen bleiben? Wir wollen doch noch etwas Spaß miteinander haben, mit dir und deiner kleinen Blutsverräterin!“

      Er versuchte einen Seitenblick zu erhaschen. Natürlich kannte er diese Stimme. Wie hätte er sie je vergessen können? Aber es war unmöglich… Er hatte die Wahnsinnige doch fallen sehen! Dann ein weiteres Plopp und sie war wieder verschwunden.

      Harry zwang sich zur Ruhe. Am liebsten hätte er laut geschrieen und wäre runter zu Ron und Mr. Chokes gelaufen, doch er tat es nicht. Stattdessen vergrub er sich wieder in den Notizen des alten Buchhändlers. Nach einer Weile bemerkte er, dass die Zeit schon fortgeschritten war und sie schon fast zu spät waren, sich mit den beiden Frauen zu treffen. Ron und Mr. Chokes besprachen mit Harry ihre gemeinsamen Ergebnisse, bevor sie sich verabschiedeten.

      „Professor Potter? Wenn sie es finden, lassen sie es mich nur einmal sehen, ja? Es reicht schon zu wissen dass es gefunden wurde.“

      „Das sind wir ihnen schuldig, Mr. Chokes. Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank!“ Harry und Ron verabschiedeten sich von dem Buchhändler und machten sich auf den Weg zu Fortescues Eissalon.

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      Hermine schreckte hoch, als es wieder klopfte. Sie war in ihren Gedanken versunken und dabei eingenickt.
      „Ma’am, Ms Longbottom ist hier. Sie haben mich gebeten, sie…“, Madeleine konnte nicht aussprechen, denn Hermine war bereits aufgestanden und zur Tür geeilt. Sie zog Luna herein, verschloss die Tür und belegte das Büro mit einem Stille-Zauber.

      „Jetzt sind wir ungestört, was hast du herausgefunden?“, fragte Hermine neugierig.

      „Kann ich einen Tee haben?“, bat Luna geradeheraus. Hermine lächelte sie an und schenkte ihr eine Tasse ein. Danach sah sie Luna erwartungsvoll an, doch Luna nippte erst an ihrer Tasse, bevor sie zu sprechen begann.

      „Also in Anbetracht der Kürze der Zeit sind es sicher nicht so viele Informationen.“, sagte Luna und bemerkte dabei, wie Hermine vor Neugier fast zu platzen schien. Sie ließ sich davon aber nicht in Geringsten beeindrucken und fuhr fort: „Es gibt noch drei vollständig erhaltene Exemplare! Eines befindet sich in Japan, eines in der Universität zu St. Petersburg und das dritte in Padua. Die magischen Beziehungen zur Universität zu St. Petersburg sind im Augenblick nicht die besten… Daher haben wir uns auf Letzteres konzertiert. Es ist uns gelungen, den dortigen Kurator der Universitätsbibliothek ausfindig zu machen und einen Kontakt herzustellen. Am Anfang war der Mann etwas verstockt, aber als ich dich ins Spiel gebracht habe, schien er wie ausgewechselt. Du hast in Padua studiert oder?“ Luna erwartete keine Antwort und fuhr gleich fort: „Jedenfalls handelt es sich in der Tat um eine etwas mysteriöse Sache. Das Buch selbst ist leer. Der Mann sagte, es gäbe noch drei andere. Nur wenn die vorher gelesen wurden, könnte man das letzte auch lesen. Soweit mir bekannt ist, gibt es nur einen lebenden Menschen, der das getan hat, nämlich Harry. Dumbledore weilt ja nicht mehr unter uns, denn der konnte es auch. Zumindest die Bände eins und zwei…“ Sie machte eine kleine Pause und nippte an ihrer Teetasse, bevor sie hinzufügte: „Es geht aber noch weiter. Das ist noch nicht alles. Wir haben noch ein paar andere Dinge verglichen und sind auf ein paar Begriffe gestoßen, die eventuell noch eine übergeordnete Rolle spielen können: Magus, Aster, Sangreal. Aber dazu habe ich noch keine näheren Informationen.“ Luna hatte ihre Ausführung beendet.

      „Du bist Fantastisch, Luna!“ Hermine war enorm beeindruckt. Sie hatte mit ein paar Informationen gerechnet, aber nicht mit so einer ausführlichen Recherche. Sie war sich sicher, dass Luna ihr das ausgelesene Exemplar komplett magisch kopiert hätte vorlegen können, wenn sie ihr eine Woche Zeit gegeben hätte. Doch das war nicht der Sinn der Sache, erkannte Hermine und erklärte damit Lunas Aufgabe für erfüllt.

      „Danke für den Tee, Hermine. Ihr werdet nach Padua müssen, du und Harry.“

      Kommentar


        #4
        4. Informationswiederbeschaffung


        Als Ron und Harry bei Fortecues eintrafen, hatten die beiden Frauen schon den ersten Eisbecher verschlugen. Sie unterhielten sich angeregt miteinander. Man scherzte und lachte ausgelassen, als gäbe es keine Bosheit auf dieser Welt. Florean Fortescue brachte bei der nächsten Runde gleich zwei Becher für Ron und Harry mit. Im dritten Schuljahr hatte Harry hier öfter seine Hausaufgaben erledigt und Florean hatte ihm immer wieder die Eisbecher kostenlos nachgefüllt. Heute kam er mit seinen Kindern und Freunden noch immer gern her. Anfang Harrys 6. Schuljahres verschwand Florean plötzlich spurlos. Es gab die wildesten Gerüchte, sowohl um sein Verschwinden als auch um sein Wiederauftauchen. Einige sagten, er wurde von Voldemort entführt, andere vermuteten, er hätte sich den Todessern freiwillig angeschlossen und wieder andere hielten ihn für einen Agenten des Ministeriums. Er selbst jedoch schwieg darüber wie ein Grab und niemand schien dem Mann Fragen stellen zu wollen. Da auch Hermine bei dem Thema immer abwinkte und die Unterhaltung in eine andere Richtung lenkte, zog Harry, selbst letztere Möglichkeit als die wohl wahrscheinlichste in Betracht.

        „Fred und George möchten, dass wir nachher noch vorbeikommen. Sie wollen uns etwas mitteilen und meinten, es gäbe auch etwas zu feiern“, begann Ron und fragte sich, was sie erwarten könnte. Er bemerkte, dass sich Harrys Miene, seit sie Flourish & Blotts verließen, deutlich verfinstert hat und stieß ihn an. „Was ist?“, fragte er, doch Harry winkte mit einem mürrischen “später“ ab. So ließ Ron ihn in vorläufig in Ruhe.

        Die beiden Frauen, die bis jetzt am meisten lachten, beugten sich verschwörerisch über den Tisch und fragten beinahe zusammen: “Also, wir sind ja nicht zum Spaß hier.“ Sie giggelten frech: “Was habt ihr herausgefunden?“ Und obwohl die Frage eindeutig an Ron und Harry gerichtet war, ergriff als erste Ginny das Wort.

        „Ich denke, es ist am besten, wenn ich anfange, da ich vermutlich am wenigsten herausgefunden habe. Schon einmal vorab: Neville war heute nicht da, um seine Eltern zu besuchen. Folglich konnte ich ihn nicht fragen. Da ich heute nicht viel zu tun hatte, hab ich mir ein paar Stunden früher frei genommen und bat um Erlaubnis, die Bibliothek des Krankenhauses ein wenig nutzen zu dürfen. Aber wonach sucht man, wenn man das Ziel nicht kennt. Ich erinnerte mich an das, was Harry aus den anderen drei Büchern gelernt hatte. Es ist uralte Magie, alte fast vergessene Schaden- und Gegenzauber. Es gibt da selbst in unserer Bibliothek kaum noch brauchbare Aufzeichnungen. Eine Schande, dass so etwas zu Staub zerfällt. Jedenfalls habe ich ein paar Merkwürdigkeiten entdeckt, als ich auf die vier Hogwarts-Gründer stieß. Die waren nicht nur alt, sie waren schon uralt, als sie die Schule gründeten, aber jetzt kommt es: Sie sahen bei weitem nicht so aus! Zwei Worte sind immer wieder zum Teil zusammenhanglos aufgetaucht. Aster und Magus – das ist Latein und bedeutet Stern und Magie… Magie der Sterne vielleicht, keine Ahnung. Mehr konnte ich nicht herausbekommen; ältere Bücher zerfielen zu Staub, als ich sie berührte. Was für ein Frevel!“, regte sie sich zu Recht auf.

        Jetzt legten Harry und Ron los und berichteten von ihren Nachforschungen bei Flourish & Blotts mit Mr. Chokes. Im Anschluss, nachdem Hermine ihren Eifer lobte, berichtete sie, was Luna im Ministerium herausgefunden hatte. Ein paar Dinge ließ sie jedoch weg, denn darüber wollte sie mit Harry allein unter vier Augen reden, sobald sich die Möglichkeit ergab. Am Ende setzte Harry noch einen drauf und erzählte von seiner unheimlichen Begegnung in der ersten Etage. Daraufhin trat unter den vier Freunden betretenes Schweigen ein. Plötzlich wusste Ron, warum Harry so finster drauf war.

        „Es wird schon dunkel… Ich wird eben mit Florean sprechen und fragen, ob er einen Raum hat, wo wir ungestört weiter reden können.“, sagte Harry und war gleich darauf aufgestanden und verschwunden. Nach ein paar Minuten kam er zurück und winkte sie hinein. Florean geleitete sie in ein Hinterzimmer und versorgte die vier mit leckeren Tees, eigenen Kaffee-Kreationen, Kuchen und Eis. „Schick den Zwillingen deinen Patronus. Wir brauchen hier noch ein bisschen. Unsere Kinder werden begeistert sein, länger bei ihren Onkels verweilen zu können.“, sagte er grimassenschneidend und Ginny hob bereits ihren Zauberstab, wofür Harry sie dankbar anlächelte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte.

        Hermine und Ron schaufelten sich den Kuchen rein und Harry fragte mit gespielter Entrüstung, wie sie es denn schaffen, dabei die Figur zu halten. Ginny kringelte sich vor Lachen und die anderen stimmten nach einem kurzen scharfen Blick in das allgemeine Gelächter ein. Die eben noch gespannte Stimmung löste sich wieder. Nachdem sich alle den Bauch mit Leckereien vollgeschlagen hatten, lehnten sie sich zurück und es herrschte kurzes Schweigen. Jeder ging die erlangten Hinweise noch einmal für sich durch.

        Sie sahen sich der Reihe nach an und wieder war es Hermine die das Schweigen brach. „Bevor wir anfangen, müssen wir ein paar Dinge klären!“, sagte sie, während sie Ron anblickte. “Die drei Bücher…“, warf Ron ein, bevor er fortfuhr: “…sind im Fuchsbau. Wir hielten es für sicherer, sie dort zu lassen. Wenn wir hier fertig sind, werde ich sie holen.“ Hermine erklärte: “Gut, dann weiter... Sollten wir hier heute zu nennenswerten Ergebnissen kommen, und davon gehe ich aus, werden wir Zeit brauchen.“ Sie sah wieder zu Ron. „Ihr habt derzeit die Auswahlspiele zur Weltmeisterschaft und da wirst du bald wieder sehr viel Training haben. Ich denke, Ron, es könnte sehr hart werden. Noch ist Zeit auszusteigen.“ Er nahm ihre kleine Hand in die seine und streichelte sie sanft, bevor er sagte: „Du hast es vor langen Jahren bereits einmal gesagt. Wir hatten Zeit umzukehren, doch haben wir es nicht getan.“ Er blickte sie an und für einen Moment brachte er sie aus dem gut gestrickten Konzept. Sie sah in seine Augen und ihr wurde bewusst, wofür sie Ron so liebte. Unerschütterlich stand er zu ihr. Und obwohl sie jetzt nichts sagte, sondern ihm einen verliebten Blick zuwarf, wusste Hermine ganz genau, wenn es denn hart auf hart kam, er war der Hüter von England – sie kannte seine Entscheidung und konnte es akzeptieren. Hermine sagte daraufhin: „In Ordnung. Ginny was ist mit dir, kannst du dir jeden Abend ein paar Stunden dafür freimachen?“ „Sollte gehen“, antwortete sie und nickte zu Harry. Für ihre Freund erklärte Hermine: „Ich hab mit King gesprochen und ihm einen Großteil meiner Aufgaben übergeben. Wir werden uns alle zwei Tage besprechen, aber ansonsten bin ich frei. Harry?“ „Es sind noch fünf Wochen Ferien. Ich muss noch das neue Schuljahr für die Klassen vorbereiten, aber ich kann Minerva bitten, mich zu unterstützen. Kann mir denken, dass sie sich sogar darüber freut, wieder gebraucht zu werden. Dann fühlt sie sich nicht, als gehöre sie zum alten Eisen.“, antwortete Harry und fragte sich, was als nächstes kam.

        Hermine nickte und verdeutlichte: „Wir drei werden die drei Bücher lernen müssen, ansonsten wird uns der Inhalt des vierten verschlossen bleiben.“ Ron stöhnte wieder ein wenig, lauschte aber interessiert, als Hermine fortfuhr: „Meine Idee ist folgende: Ich werde in den nächsten Tagen zusammen mit Harry versuchen, den Stoff zu lernen und Aufgabe für Aufgabe lösen. An den Abenden werde ich euch unterrichten. So sollten wir das schaffen können und bereit sein für den nächsten Schritt.“

        „Du hast deine UTZ-Prüfungen alle mit Ohnegleichen abgeschlossen, oder?“, fragte Ginny leicht spitz, doch Hermine konterte sofort: “Du doch auch, sonst hätten sie dich im St. Mungos nie genommen. Den Numerus clausus gibt es nämlich nicht nur in der Muggelwelt.“

        Damit war der kurze Schlagabtausch beendet.

        Sie besprachen noch, wer wo erscheinen sollte. Ron schlug vor, dass Harry zu ihnen in ihr Londoner Haus kam und Hermine dort unterrichtete, was diese jedoch für keine gute Idee hielt. Sie erklärte den Anwesenden, dass auch sie ein wenig auf ihre Position zu achten hatte. Und wenn Ron nicht wollte, dass sie zusammen mit Harry auf der Titelseite des Tagespropheten nebst einer lustigen Schlagzeile landen wollte, man sich etwas anderes einfallen lassen müsse. Der Fuchsbau fiel auch aus, weswegen Ginny Hogwarts vorschlug, worauf man sich dann nach einigem Hin und Her einigte. Hogwarts war abseits und unverfänglich. So war wenigsten schon einmal das geklärt.

        „Und jetzt zu den wesentlichen Dingen, Ron? Harry“?, sagte sie, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Harry öffnete gerade seinen Mund, doch Ron kam ihm zuvor und sagte: „Nach dem, was wir haben, können wir das Ganze wahrscheinlich auf einige, wenige Begriffe reduzieren: Magus, Aster, Padua und Sangreal. Das vierte Buch an sich und ein Satzfehler, von dem ich nicht glaube, dass es einer ist!“ Jetzt meldete sich Harry zu Wort und sagte: “So richtig hellhörig bin ich erst geworden, als uns Mr. Chokes eröffnete, dass dieses vierte Buch einen anderen Autor hat, der angeblich viel älter ist als die anderen drei. Er denkt, dass es sich um einen Satzfehler beim Druck handeln muss, aber ich halte das für Quatsch. Ich denke auch, dass es kein vierter Band ist, jedenfalls kein wirklicher. Wenn die anderen drei nämlich erst hinterher entstanden sind, könnte man annehmen, dass diese als Vorbereitung auf jenen ominösen “vierten“ Band gelten, was aber nicht im Sinne des Erfinders war.“ Hermine hatte sich auch ihre Gedanken dazu gemacht und war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Sie sagte mit einer kleinen Sprechpause: “Mit anderen Worten… was du damit sagen willst ist, dass der Autor es durchaus beabsichtigt hatte, dass niemand, der nicht eine bestimmte magische Stufe erreicht hatte, in der Lage sein sollte, das Buch zu lesen, was mit dem Erscheinen der drei anderen natürlich untergraben wurde, verstehe ich dich da richtig?“ „Ja, ja ich glaube, das kommt der Lösung schon sehr nahe, zumal dieser Jels nie wieder etwas anderes geschrieben hat. Es gibt nur dieses eine Werk und keine Informationen darüber, wer oder was Jels war!“, schloss Harry rührte sein schon weiches Eis durch, bevor er das Glas ansetzte und es einfach wie einen Shake austrank.

        Nachdem er den Eisbecher auf den Tisch gestellt hatte, fragte Harry in die Runde: „Und was ist mit dem Rest? Können wir da noch ein paar brauchbare Informationen rausziehen?“

        Hermine erläuterte: „Fangen wir mal an… Padua ist klar! Das vierte Buch auch! Das vierte Buch ist in Padua. Magus und Aster sind Latein und bedeuten Stern und Magie. Sternmagie. Schön, aber was könnte Sangreal bedeuten. Das ergibt keinen Sinn.“ Hier mischte sich Ginny ein: “Doch, das macht es, wenn du das Wort auseinander nimmst. Ist nämlich auch Latein: Sang steht für Blut und Real hat mehrere Bedeutungen, die aber alle den gleichen Sinn ergeben. Es bedeutet heilig, wirklich…“ Kleinlaut fügte sie noch hinzu: „Rein.“

        Laut vermutete Harry. „Es kann doch durchaus sein, dass die Hinweise, die wir bislang gefunden haben, uns lediglich zu dem Buch führen sollten. Das haben sie getan!“ Hermine führte seinen Gedanken zu Ende und sagte: “Vielleicht ergeben sich andere Sachen, wenn wir davor sitzen und bereit sind für mehr.“

        „Ihr werdet nach Padua müssen, du und Harry!“, sagte Ginny. Es klang aber mehr wie eine Feststellung und Ron stimmte dem nickend zu.

        Doch Harry protestierte: “Leute, was soll ich in Padua? Ich kann doch sowieso nicht….“ Er brach ab, als er Hermine ganz leise flüstern hörte: „Da wäre ich mir gar nicht mehr so sicher…“ Ihr war siedend heiß eingefallen, dass sie bisher von dem, was Luna sagte, nicht ein Sterbenswörtchen erwähnt hatte. Harry fixierte sie mit seinen smaragdgrünen Augen. Sie fühlte aufgrund seines Blickes eine Härte wie nie zuvor.

        Ablenkend sagte Ginny: „Harry, darauf wird es aber hinauslaufen! Wir werden mit Mine zusammen machen, was wir können, aber ich kann nicht einfach aus dem Krankenhaus weg und Ron muss für sein nächstes Auswahlspiel trainieren. Hermine hat in Padua studiert und Harry, du hast sie doch gehört, es gab bislang nur einen Menschen, der sie alle lesen konnte. Dich! Es spielt keine Rolle, was jetzt ist.“ Sie hob abwehrend die Hände, als sie ihre Ausführung beendete: “Sie wird dich brauchen! Sie wird dein Wissen brauchen!“

        „Ja, du wirst recht haben“, sagte er und wandte seinen starren Blick von Hermine ab. Seufzend erklärte Harry: „Wir haben übrigens noch ein Problem. Unsere eigentlich verschiedene Todesserfreundin will sich wieder näher mit uns befassen und da sie mich so explizit auf das Fach ansprach, welches ich in Hogwarts unterrichte, muss ich davon ausgehen, dass die Gute leider über mich Bescheid weiß. Ich werde den Orden informieren und geeignete Maßnahmen ergreifen.“

        Sie diskutierten noch eine Weile darüber, wie das überhaupt möglich sein konnte, denn immerhin hatten die vier Freunde miterlebt, wie sie sich selbst vor gut zehn Jahren in die Tiefe stürzte. Ein Horkrux-Zauber schien am wahrscheinlichsten, ihre Rückkehr zu erklären. Genügend Morde hatte sie begangen, um ihre Seele spalten zu können. Und da man hier ganz sicher nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung kommen würde, beschloss Harry zum Ausklang dann noch das Thema mit den Kindern anzuschneiden.

        „Ich hab vorhin etwas Interessantes beobachtet. Ist euch in letzter Zeit etwas an unseren Kindern aufgefallen?“, fragte Harry. Nachdem alle mit dem Kopf geschüttelt hatten, erklärte er: „Sie haben Mollys Garten mit zauberstabloser Magie und dem Mobile-Corpus entgnomt. Nicht dass unsere Kinder nichts Besonderes wären, aber ein bisschen seltsam finde ich das schon. Eure beiden sind fünf und James Sirius ist erst drei Jahre alt. Das ist zum Teil bereits höhere Magie und so etwas lernt man nicht in der Vorschule.“ Die anderen sahen etwas betreten zu Boden und Harry nahm sich da nicht aus. Vorsichtig fragte Harry: „Habt ihr mal bemerkt, ob sie eventuell einen imaginären Freund haben? Einen, den nur sie sehen und der nur mit ihnen spricht? Ist euch da mal irgendetwas aufgefallen?“ Die anderen verneinten auch das, bevor er empfahl: „Wir sollten das dringend beobachten und ich möchte, dass ihr mit Molly und Arthur darüber sprecht. Ja?“ Seine Freunde nickten.

        „Wir werden das niemals wirklich los oder?“, fragte Ginny in den Raum hinein, doch ihr Bruder hatte die passende Antwort parat. Er antwortete: „Was erwartest du Schwesterchen? Wir können froh sein, dass wir so lange Ruhe hatten. Hier sitzen Potter und Weasley am Tisch. Schlammblüter, Blutsverräter, Muggel. Wir treten den dunklen Schergen seit zwanzig Jahren in den Arsch. Und jetzt los! Los! Lasst uns mit meinen Brüdern noch etwas feiern!“

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          #5
          05. Das Bildnis des Albus D.


          Am Morgen des folgenden Tages hatte Harry arge Probleme, Ginny wachzubekommen, damit sie nicht zu spät zu ihrem Dienst in St. Mungos erschien. Er selbst drehte sich unter dem Fluchen seiner Frau noch mal auf die Seite und schlief ein paar Stunden länger. Nach dem Aufstehen nahm er eine ausgedehnte Dusche und machte sich an die Vorbereitungen für das nächste Schuljahr. Währenddessen legte er auch gleich ein paar Sachen beiseite, die er eventuell McGonagall überlassen wollte, wenn sie denn zustimmen würde, ihn zu unterstützen.

          Harry ließ noch einmal den gestrigen Tag Revue passieren und kam am Ende auch zu keinem anderen Schuss als dem, was man ihm bereits nahe gelegt hatte. Er würde Hermine wohl begleiten müssen. Und doch hatte er das Gefühl, dass Hermine etwas verschwiegen hatte, vielleicht unabsichtlich oder sie wollte nicht, dass die anderen es erfuhren. Aber warum? Was hatte er sie flüstern hören? <Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher…>. Harry beschloss, dem nicht so viel Bedeutung beizumessen und verbannte den Gedanken in eine hintere Ecke.

          Schließlich schickten Hermine und Ron ihren Patronus gegen ein Uhr vorbei und Harry trat mit ihnen über den Zweiwegspiegel in Kontakt. Da Ginny nicht zugegen war, fragte er Hermine, ob sie ihn eventuell zu McGonagall bringen und danach gleich nach Hogwarts begleiten würde. Ron war gerade zu seinem nächsten Training aufgebrochen und würde erst spät zurückkommen, weswegen sie zustimmte und Ron eine kurze Nachricht hinterließ. Ein wenig später erschien sie auch schon bei Harry in der Wohnung und grinste ihn schief an, als er an ihrem Arm herabsah und in ihrer Hand die Bücher erblicken konnte. Mine dachte auch an alles. Irgendeinem seltsamen, undefinierbaren Impuls folgend, fragte er Hermine, ob sie Sirius’ altes Motorrad nehmen wollten, um den Weg zurückzulegen. Sie schien bei dem Vorschlag seltsam entzückt zu lächeln, denn sie hatte immer ein bisschen Angst vorm Fliegen, doch zu Harrys eigenem Erstaunen sagte sie zu. Er hatte Mine eigentlich gar nicht gebraucht, um zu McGonagall zu gelangen, aber es war halt schön, seine alte Freundin um sich zu haben und nicht allein unterwegs sein zu müssen. Ob sich Hermine diese Frage auch stellte oder in seinen Gedanken las, konnte er nicht ermitteln.

          Er kramte zwei schon etwas angeranzt aussehende Lederkappen hervor und reichte eine davon Hermine, die ein komisches Gesicht machte, aber nicht weiter darauf einging. Aus dem alten Schuppen hinter dem Haus schob Harry die etwas angestaubte Maschine in den Garten und warf sie mit dem Kickstarter an. Hermine war in Windeseile auf den Sozius gesprungen und Harry kicherte leise. „Vergiss nicht, ich bin auch in der Muggelwelt aufgewachsen!“, sagte sie und schlug ihm auf die Schulter, was er als Signal zum Losfahren nahm. Nach ein paar Metern schaltete der Flugmechanismus ein und die beiden rauschten über die Baumwipfel dahin.

          „Ich seh’ mich mal ein bisschen in der Landschaft um, während du Überzeugungsarbeit leisten darfst“, sagte sie und zwinkerte ihm zu, sprang vom Sitz und verschwand auf einem der Feldwege.
          Harry sah sich um, ging dann geradewegs auf das kleine Häuschen zu, in dem, wie er wusste, sich der Ruhesitz von Professor McGonagall befand.

          Er läutete die Glocke und als Minerva öffnete, schien sie ihm fast um den Hals zu fallen.

          „Harry mein Junge, was für eine Überraschung!“, begrüßte sie ihn freudig und bat ihn sogleich herein. Er ertappte sich dabei, immer noch ein wenig Scheu zu haben, sie bei ihrem Vornamen anzusprechen, doch seit sie alle als vollwertige Mitglieder des Ordens akzeptiert wurden, war das üblich.

          „Minerva!“, sagte er lächelnd. “Schön Sie zu sehen! Es geht Ihnen gut, wie ich sehe!“ Minerva verwickelte ihn gleich in ein Gespräch, während er eintrat: „Viel zu gut, Harry. Möchten Sie eine Tasse Tee? Ich habe gerade frischen aufgesetzt. Kommen Sie und nehmen Sie Platz!“, bedeutete sie ihm und geleitete ihn in das Wohnzimmer, welches sich als riesig erwies. Magische Veränderungen waren doch ein Segen, dachte er wieder. Von außen wirkte das Gebäude nicht so groß. So lange er die liebenswerte und doch energische Dame kannte, wünschte er sich doch einmal eine Bestätigung für seine Vermutungen zu bekommen. Die Inneneinrichtig glich einem schottischen Herrenhaus. An den Wänden hingen alte Wandteppiche, die die Stammbäume der McGonagalls von Jahrhunderten wiederspiegelten. „Ahh, wie ich sehe, haben Sie bereits meine Leidenschaft entdeckt. Ja, seit ich nicht mehr im aktiven Schuldienst bin, habe ich mich daran gemacht, die Ahnenreihe der McGonagalls zu erforschen. Und es ist wirklich unglaublich, was sich dabei zu Tage fördern lässt!“

          Harry nahm ihr dankend die Teetasse ab und betrachtete einen der Stammbäume, als Minerva neben ihn trat. Er strich mit der Hand über einen und fühlte ein kleines Loch darin. „Wie Sie sehen, gab es auch in den Reihen der McGonagalls einige Linien, denen Toujour Pur! über alles ging. Dafür gibt es sie heute auch nicht mehr. Was zum einen traurig, zum anderen aber vielleicht auch manchmal besser ist. Besonders, wenn man an Familien wie die Malfoys oder die Blacks, Andromeda, Sirius und Alabaster mal ausgenommen, denkt. Ich bin, was das angeht, immer noch etwas gespalten.“ Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich nun wieder Harry zu. „Aber Sie werden nicht hergekommen sein, um meine Familiengeschichte zu bestaunen, hab ich Recht?“, fragte sie, während sie sich die Brille zurecht rückte. „Also Harry, was führt Sie zu mir?“

          Auf ihre unverblümte Frage hin zeigte Harry ihr den Brief, den er von Hogwarts erhalten hatte und erzählte ihr ein paar Dinge, die er vermutete, allerdings bei weitem nicht die ganze Geschichte; eben nur das Notwendigste, um sie überzeugen zu können. Sie druckste anfangs ein wenig herum, aber Harry verstand es, seiner ehemaligen Hauslehrerin in einigen Punkten zu schmeicheln, obwohl er wusste, dass sie sich von so was eher nicht beeindrucken ließ. Doch auch Minerva McGonagall hatte gewisse sentimentale Punkte, die er im Stande war zu stimulieren und so stimmte sie schließlich, sichtlich gerührt, seinem Ansinnen zu.

          „Dabei fällt mir ein, Harry, ich habe hier noch etwas für Sie. Eigentlich wollte ich es Ihnen schon damals geben, aber Sie waren eines Tages spurlos verschwunden.“ Sie reichte ihm eine sehr alte Flasche mit einer braunen, klaren Flüssigkeit und fügte voller Stolz hinzu: “Das ist ’McGonagalls Privat – Single Malt Whisky – One Barrel - anno 1583’. Und wehe, Sie verfüttern das an Madam Maximes Pferde. Doch nun müssen Sie mich entschuldigen. Es gilt, ein neues Schuljahr vorzubereiten. Ich wünsche Ihnen viel Glück! Ich hoffe Sie finden, was Sie suchen und können das Geheimnis lösen“, sagte sie und Harry stutzte. Von einem Geheimnis hatte er nichts erwähnt. Ron schien also doch nicht so falsch gelegen zu haben. Er bedankte sich für ihr Entgegenkommen. Sie geleitete ihn zur Tür hinaus und sah zu, wie er hinter der nächsten Ecke verschwand. Minerva ging zurück und betrachtete das Bild an der Wand, gleich hinter ihrem Tisch.

          „Sie haben es also getan!“

          „Ja, aber ich verstehe es nicht Albus“, sprach sie zu dem Bild. Dann begann sie: “Potter kann doch nicht…“, sie brach ab, als der alte Schulleiter seine Brille auf die Nase schob und wissend lächelte.

          „Erinnern Sie sich an die Legende, Minerva? Sangreal. Sie sagt, dass die Lehrer einst aus den Sternen herabstiegen, Minerva. Es ist wahr.“

          „Aber wieso Potter?“, wollte sie wissen.

          „Er war der Auserwählte – der, der war, der, der ist und der, der sein wird. Dieses Schicksal ist seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Außerdem ist er nicht allein, Minerva! Seine Freunde sind bei ihm. Die Menschen, die er liebt, hat er mit sich gebracht. Es wird wunderbar, sie werden sehen. Einfach wunderbar!“, sagte er geheimnisvoll lächelnd, bevor er sich sein Kissen zurecht klopfte und sich in seinem Rahmen wieder zurücklehnte.

          „Sie werden nicht lange brauchen, bis sie herausgefunden haben, dass ich die Briefe verschickt habe.“

          „Das spielt keine Rolle. Es hat bereits begonnen und sie wird ihn leiten.“

          --------------

          Es dauerte nicht lange, da hatte Harry Hermine entlang dem Feldweg unter einem Baum sitzend entdeckt. Er ging zu ihr und setzte sich neben sie. „Na, hattest du Erfolg?“, fragte sie schelmisch und Harry nickte. „Es war fast zu leicht“, meinte er und Hermine hakte gleich noch mal nach.
          „Woraus schließt du das?“, fragte sie.
          „Ich hatte das Gefühl, dass sie mich erwartet hat. Es war alles fertig: der Tee, das aufgeräumte Zimmer, ein herrliches Haus… Zusätzlich noch ein kleines Geschenk von ihr. Zu perfekt, wenn du mich fragst. Ich denke, Ron hatte Recht. Vielleicht nicht mit dem Imperius, aber so ganz freiwillig hat sie sich nicht einspannen lassen.“ Hermine sah ihn fragend an, doch kannte sie die Antwort schon. Harry erklärte: „Professor McGonagall würde sich nur für einen Mann zu so etwas bereit erklären…“
          Hermine wusste bereits, von wem und gab ihre Gedanken preis: “Dumbledore! Du willst ihn aber nicht fragen oder?“
          „Wen? Das Bild? Nein danke, ich bin nicht scharf auf kryptische Andeutungen im Übermaß. Außerdem haben wir bis heute keine Ahnung, ob die Bilder wirklich nur Spiegelbilder sind oder ob sich dahinter mehr verbirgt als das bloße Auge sieht. Darüber hinaus, und hier wird es interessant: ich habe ihr das Schulleiterbüro zur Verfügung gestellt, welches sie erst nach einigem Zögern akzeptiert hat.“
          Hermine dachte wie immer mit und sagte, während sie bereits aufstand: „Wir gehen also in den Raum der Wünsche. Dort sehen und hören keine fünfzig Bilder alter Schulleiter zu!“ Harry nickte ihr zu. „Also, Professor Potter, dann holen Sie mal Ihr Motorrad und lassen Sie uns anfangen!“, stupste sie ihn an, während er einfach nur mit einem „Ja, Ma’am“ antwortete und Hermine zum Lächeln brachte.

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            #6
            Gute Geschichte
            Ich freu mich schon auf die Fortsetzung

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              #7
              Hallo Brexten, danke. Hier kommt der nächste Teil. LG John



              06. Zurück zu den Wurzeln


              In den folgenden Wochen erfuhr Harry, was Hermine mit dem Wort “reinlernen“ meinen sollte. Er hatte sich einst damit befasst, weil er sich damit hatte befassen müssen. Sie tat es, weil sie es wollte und das waren zwei völlig verschiedene paar Schuhe.

              Minerva folgte seinem Ruf und nahm für die Zeit, in der er beschäftigt war, seinen Platz im Büro des Schulleiters ein. Während der Pausen, die sie einlegten, konnte er sich mit ihr über die wesendlichsten Dinge besprechen und einige Papiere unterschreiben. Hermine nahm aus dem Raum der Wünsche ihren privaten Portschlüssel, der sie direkt ins Ministerium brachte, wenn sie dort etwas Unaufschiebbares zu erledigen hatte. Danach kam sie immer sofort zurück nach Hogwarts. Bald hatten sich die beiden gut auf dieses Prozedere eingespielt. So schafften sie auch ihre anderen Aufgaben, die jetzt nebenbei verrichtet werden mussten.

              Das erste Buch hatte sich Hermine nach weniger als drei Tagen einverleibt und als sie mit dem zweiten begann, fing sie an den Abenden an, Ron und Ginny zu Hause in höherer Magie zu unterrichten. Für das zweite Buch brauchte selbst Hermine schon eine Woche, um alle geforderten Übungen erfolgreich abzuschließen. Harry stand ihr mit seinem Rat, bestimmte Zauber anzugehen, zur Seite und beruhigte sie, wenn das Buch einmal mehr gedachte, seine stichelnden oder beleidigenden Kommentare kundzutun. Ihre beiden Schüler Zuhause rackerten und mühten sich nach getaner Arbeit nach Kräften ab. Ron, der zu allem Überfluss noch ein Freundschaftsspiel mit den Wimbourner Wespen zu bestreiten hatte, hielt länger durch als er selbst erwartet hatte, gab jedoch nach den ersten Lektionen des zweiten Buches etwas entnervt auf und Hermine ließ ihn gewähren. Harry sah das zwar anders, doch in diesem Fall musste er zurückstecken. Das dritte Buch mit dem Titel „Manipulationen“, mit dem sich die Herrschaft über die Elemente erlangen ließ, stellte am Ende auch Hermine vor das fast unlösbare Problem, die geforderten Aufgaben zu erfüllen. Ginny kapitulierte etwa in der Mitte, wogegen Harry, der schon einmal nachgegeben hatte, jetzt mehr Verständnis zeigte als zuvor bei Ron. Und als Hermine alle drei Bücher durchgearbeitet hatte, frohlockte Harry schon, doch Hermine begann alles von Anfang an mehrfach zu wiederholen, um die Inhalte richtig zu verinnerlichen, wie sie sagte. Das war das, was Hermine unter “reinlernen“ verstand.

              Nachdem sie das vierte Mal den gesamten Stoff wiederholt hatte, war sie der Meinung, dass es jetzt genug sei. Harry fragte mit versteckter Ironie, ob das tatsächlich ihr Ernst wäre, woraufhin er sich einen bösen Blick gefallen lassen musste. Beide brachen aber kurz daraufhin in erleichterndes Gelächter aus.

              „Ohne die Schimpfkanonaden der drei Bücher wäre es viel leichter gewesen. Das erste war echt die Hölle! Am liebsten hätte ich es ins Feuer geschmissen und noch mal nachgetreten, wenngleich mir mit jeder Seite bewusster wurde, dass nur der Wille zählt. Jede Seite, jede Aufgabe, war ein Gewinn“, meinte sie.

              „Ich denke, der Autor wollte ganz sicher gehen und um das zu unterstreichen, verhöhnt er jeden, der versucht, ihn zu besiegen. Aber wenn es gelingt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und man seinen Spott ignoriert, dann hat er verloren und man selbst gewonnen. So hab ich es damals gesehen, na ja, zu sehen versucht!“, räumte Harry ein und senkte dabei etwas den Kopf, was Hermine jetzt aus der Haut fahren ließ.

              „Harry! Hör endlich auf, dich kleiner zu machen als du bist! Du warst siebzehn Jahre, als du gelernt hast, die Elemente zu kontrollieren. Siebzehn Jahre, als du Voldemort in die Knie gezwungen hast! Siebzehn! Jetzt mach mal einen Punkt! Sieh dich doch mal hier um… Die ganzen Kinder sehen alle zu dir auf. Zu dir! Du bist der Junge, der überlebt hat“, redete sie sich in Rage und bedachte ihn mit einem Funkeln in den Augen.

              „Und was bin ich noch? Ein Muggel, ein Squib – unfähig zu zaubern!“, fügte er kühl hinzu.
              „Nein, nein Harry. Du bist ein liebevoller, fürsorglicher Familienvater und Ehemann, dazu ein guter Freund!“, sagte sie ehrlich, während sie zu ihm hinüberging und ihm über seine strubbligen Haare strich. Er hielt einen Augenblick dagegen, wurde jedoch immer leiser. „Es ist unwichtig, ob Squib, Muggel oder Zauberer. Deine Kraft wohnt im Herzen!“, sagte sie und legte ihre Hand leicht auf seine Brust. In diesem Moment gab er auf. Sein Kopf sank an ihre Schulter und er weinte süße, bittere Tränen voller Verzweiflung und Sehnsucht. Als sie ihn in die Arme nahm, hatte er das Gefühl, als löste sich plötzlich eine tonnenschwere Last von seinen Schultern, die er solange mit sich herum getragen hatte.
              „Hermine, ich kann nicht mehr!“, schluchzte er.
              Tröstend erwiderte sie: „Das brauchst du auch nicht. Ich bin ja da. Ich bin bei dir. Es ist gut. Ich bin hier. Schhhhht... .“

              Er war irgendwann in der Nacht vor Erschöpfung eingeschlafen. Mine hatte Ron und Ginny ihren Patronus mit der Nachricht gesandt, dass sie heute fertig werden würden und dass es deshalb länger dauern würde. Niemals würde auch nur ein Wort über ihre Lippen kommen. Niemals.

              Am nächsten Morgen lief Hermine schon ganz früh in die Küche und bat Dobby, Frühstück auf einem Tablett anzurichten. Sie schlich sich wieder unerkannt zurück und weckte Harry leise auf. Dobby brachte das Tablett in den siebenten Stock und als Hermine es ihm aus der kleinen Hand nahm, fragte der Elf mit nassen Augen: „Geht es Harry Potter nicht gut?“
              „Doch, bald wieder, aber sag nichts!“, versuchte sie abzuwiegeln, bemerkte aber, dass sie dem kleinen Elf nichts vormachen konnte. Dazu waren sie zu lang und zu tief verbunden. Dobby klatschte sich mit der Hand vor den Mund, schüttelte den Kopf und versuchte ein Lächeln, bevor er mit den Fingern schnipste und verschwand.

              Hermine nahm ein großes Stück Schokolade und kniete sich neben Harry, während sie seine Wange streichelte. „Hier iss, das ist Schokolade. Das hilft. Iss!“, sagte sie. Er nahm das Stück mit zittriger Hand entgegen und biss ab. Gleich darauf durchflutete ihn ein wohlig warmer Schauer, der es ihm erleichterte sich aufzurichten. „Das reicht noch nicht, das wird aufgegessen…“, flüsterte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Harry wagte es auch nicht, stattdessen schob er sich Stück für Stück in den Mund.
              „Warst du die ganze Nacht hier?“, fragte er erstaunt. Sie nickte, sagte jedoch kein Wort. Er verstand aber dennoch.
              Sie drückte ihm einen großen Becher in die Hand und sagte: „Hier, trink! Das ist Kürbissaft!“ Jetzt lud sie seinen Teller mit anderen Leckereien voll und reichte ihm den Teller. „Essen, nicht reden!“, befahl Hermine weniger ernst, als er schon ansetzen wollte, etwas zu sagen. Harry leerte den Teller, während Hermine sich eine Tasse Tee eingeschenkt hatte und ihm zusah, wie er sich voll stopfte. „Wieder besser?“, frage sie jetzt und erwartete eine Antwort.
              Er holte tief Luft und antwortete knapp: “Ja.“ Anschließend versuchte er, sich zu entschuldigen, wurde aber von ihr augenblicklich zum Schweigen gebracht.
              „Es war unausweichlich, Harry. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es passieren würde“, stellte sie fest und wollte nichts weiter hören. Er naschte ein weiteres Stück Schokolade und wieder fühlte er die Wärme in sich aufsteigen. Es tat gut. Sehr gut sogar.

              Hermine drehte sich um, als schöpfe sie Kraft für den nächsten Schritt.

              „Harry, es gibt da noch etwas…“ Bevor er nachfragen konnte, fuhr sie fort. „Ich habe euch an dem Abend bei Fortescue nicht alles erzählt, was sich zugetragen hatte. Ich musste erst darüber nachdenken, aber nun kann ich nicht mehr schweigen. Der Tag, an dem ich im Ministerium Luna den Titel des Buches gezeigt habe und sie gebeten habe, alle möglichen Informationen zusammen zu tragen, ist etwas passiert. Sie nahm den Brief und starrte ihn einen Moment lange an. Ich weiß… ihr Blick ist immer etwas, nun ja, entrückt, aber das war anders. Es war, als schlüge etwas ganz tief in ihrem Inneren eine…, wie soll ich das sagen… irgendwie eine magische Saite an. Denn als sie ging, drehte sie sich noch mal zu mir um und meinte, dass damals ein fremder Zauberer neben sie getreten wäre. Er hätte in einer ihr nicht verständlichen Sprache gesprochen, ihre Hand genommen, sie habe die Sterne gesehen. Dann wäre sie wieder aufgewacht.“

              Wenn Harry auch müde, fertig und erledigt war – nach diesen Worten war er wieder wach. Hellwach. Hermine war zu ihm getreten und hatte jetzt seine Hand genommen, als sie sagte: „Wenn ich mit meinen Beobachtungen nicht irre, ist da etwas passiert.“
              Harry unterbrach sie und sagte: “Und du meinst, du hältst es für möglich, dass…“
              Ihm ins Wort fallend erläuterte Hermine: “Ich weiß, die Chance ist astronomisch gering - aber sie ist da!“ Für einen winzigen Augenblick glaubte sie, in seinen Augen ein Funkeln zu entdecken, das schon lang erloschen schien.

              „Wir sind einst aufgebrochen, unsere Welt zu retten und sie wurde gerettet, aber nicht für mich Hermine, nicht für mich…“, sagte Harry matt und ließ den Kopf wieder hängen.


              „Was soll ich dann deiner Meinung nach tun, hmm? Ohne dich brauch ich nicht weitermachen. Zerreißen wir die Briefe, vergessen alles und machen weiter wie bisher? Ist es das, was du willst?“ Sie versuchte, ihn jetzt wieder ein wenig zu provozieren. Auch wenn er es nicht zugeben würde, konnte sie spüren, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Weder die letzte Nacht noch ihre Worte von eben waren spurlos an ihm vorübergegangen, auch wenn er sich große Mühe gab, es zu verbergen. Sie kannte Harry, seit sie elf Jahre alt waren. Seitdem waren sie in tiefer Freundschaft miteinander verbunden. Nein, so leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen.

              Hier schüttelte er auch den Kopf und Hermine sah ihn erwartungsvoll an. Ohne recht zu wissen, warum, sagte Harry: „Ich kann dich ja nach Padua begleiten.“ Sie hatte natürlich Recht damit, dass sie jetzt nicht aufhören durften, denn dazu hatten sie schon zuviel unternommen.
              „Fein, ich hab meinen Zauberstab im Ministerium liegen lassen. Kann ich eben deinen haben?“, fragte sie.
              „Der liegt Zuhause, ich kann aber Minerva fragen“, meinte er, doch sie winkte ab.
              „Lass, ist nicht so wichtig. Ich hab nur gern glatte, frische Sachen an, wenn ich im Dienst erscheine, aber egal. Es wird ein Mal so gehen“, antwortete sie und warf den Kopf nach hinten, so dass ihre braunen Haare um den Kopf flogen.

              Hermine besorgte noch ein paar Brocken Schokolade und zwang Harry, diese zu essen. Anschließend teilte sie Harry mit, wie sie gedachte, weiter vorzugehen. Als erstes brachte sie ihn nachhause und da Ginny noch im St. Mungos war, empfahl sie ihm, ausgiebig zu duschen und sich etwas hinzulegen. Sie würde derweil im Ministerium alles Notwendige in die Wege leiten, damit es in der Universität zu Padua keine Schwierigkeiten mit Bernardo gäbe und sie ungehindert das Buch begutachten und darin lesen konnten, solange sie wollten. Sie meinte, dass sie nachher noch kurz mit Ginny sprechen wollte und dann so gegen Abend in Padua ein erstes Treffen mit Bernardo arrangieren würde. Harry stimmte dem wortlos zu. Was hätte er auch tun sollen? Immerhin war er derjenige, der nicht nur aufgegeben hatte, sondern es auch gezeigt hatte. Er hatte nichts anderes verdient. Und so nahmen sie ihren persönlichen Portschlüssel ins Ministerium, um von dort aus in sein Haus zu apparieren.

              Dort angekommen fragte er sie, ob sie noch eine Tasse Tee mit ihm trinken würde. Nachdem sie genickt hatte, ging Harry in die Küche, um diesen zuzubereiten. Hermine wartete, bis sie seine Schritte auf der Treppe hören konnte und flüsterte dann leise: „Accio Harrys Zauberstab.“ Nachdem die kleine Packung in ihre Hand geflogen war, vergewisserte sie sich zunächst, ob auch wirklich drin war, was drin sein sollte. Danach steckte sie die kleine Schatulle unter ihren Pullover und wartete, bis Harry mit dem Tee zurückkam. Sie hatte es in der Tat sehr eilig wegzukommen, doch sie ließ ihn dies nicht spüren. Die beiden redeten noch eine Weile über dieses und jenes. Etwas später apparierte Hermine zurück ins Ministerium, wo bereits Madeleine wartete.

              „Mr. Shacklebolt kommt gut zurecht, wie ich sehe. Gut! Madeleine, bitte vereinbaren Sie einen Termin mit Mr. Buchan an der Universität zu Padua. Mr. Potter und ich werden morgen Vormittag gegen elf Uhr dort sein. Danke!“ Mit diesen Worten verschwand Hermine in ihrem Büro und machte sich daran, die Akten auf ihrem Tisch durchzuarbeiten.

              Harry lehnte sich zurück. Er wusste, dass Hermine Recht hatte – sie konnten jetzt nicht aufhören. Er konnte nicht aufhören. Er musste sich eingestehen, dass Hermine jetzt seine Antriebsfeder war, was auch immer sie zu Tage fördern würden – er würde mitgehen. Obwohl Okklumentik nie seine größte Stärke war, gelang es ihm, seinen Geist zu leeren und endlich einzuschlafen.

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                #8
                07. Padua


                Am nächsten Tag holte Hermine Harry von Zuhause ab, so wie sie es versprochen hatte und sie apparierten gemeinsam nach Padua. Hermine erzählte von ihrer Zeit hier und dass es ihr sehr schwer gefallen sei, das einmalige Angebot der Universität abzulehnen, hier in der Bibliothek tätig zu werden.

                „Es ist wirklich kaum vorstellbar, dass du das wirklich abgelehnt hast, wo du doch die meiste Zeit immer in Hogwarts in der Bibliothek zugebracht hast!“, sagte Harry mit einem Augenzwinkern.
                „Das war doch etwas anderes… da musste ich lernen. Allerdings hatte ich danach andere Pläne. Es gab Ron und er hatte gerade bei Eintracht Pfützensee unterschrieben. Ich wollte nicht, dass wir schon wieder getrennt sein würden. So habe ich mich entschlossen, meine zweite Bestimmung zu verfolgen. Die Ziele selbst legten sich aber erst offen, nachdem ich den Weg eingeschlagen hatte und es war gut, dass ich mich so entschieden hab!“, meinte sie und hakte sich bei ihm unter, als sie über die große Plaza gingen.
                „Das ist eine Misch-Uni oder? Zauberer und Muggel.“, fragte Harry.
                „Ja, das machte es ja so faszinierend. Da hast du auf der einen Seite den Stoff aus der Muggel-Universität neben dem Zauberstoff. Und was man hier an Arithmantik vorgesetzt bekam, war wirklich nicht von schlechten Eltern“, sagte sie lachend. Gleich darauf drängte sie: “Komm! Wir werden bestimmt schon erwartet.“
                Harry legte ein schiefes Grinsen auf und dachte ’Ja, die Zaubereiministerin und der Muggel’, doch er sagte nichts.

                Hermine führte ihn noch eine Weile durch das Gelände. Er war der Ansicht, dass sie wirklich nur zu gern hier geblieben wäre, doch es gab ja Ron. Ron. Den leisen Anflug von Eifersucht schob er schnell wieder beiseite. Was sollte das? Hatten sie nicht alle vier bekommen, was sie sich wünschten? Sie hatten doch alles erreicht. Er war zwar jetzt ein Muggel, aber immerhin der Schulleiter von Hogwarts und Professor Potter, also wozu die seltsamen Gedanken? Und doch hätte er in einigen Punkten manchmal mit Ron tauschen wollen, ganz besonders, was sein Talent im Quidditch anging. Ron, der Hüter von England. In die Vergangenheit geblickt klang es für Harry fast wie ein Treppenwitz.

                „Die warten bestimmt schon auf uns!“, bemerkte Harry, um seine Gedanken zu vertreiben und wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen, weswegen sie ursprünglich hier waren.
                „Lass sie! Wer weiß, wann ich mal wieder die Gelegenheit haben werde, mit meinem besten Freund hierher zukommen“, sagte sie und griff nach seiner Hand, während sie die große Treppe hinaufstiegen. Danach bog Hermine gleich nach rechts. Sie wusste, wo es lang ging. Anschließend bahnten sie sich den Weg durch ein paar breite Gänge und Hallen. Auf halbem Weg kam ihnen Bernardo bereits mit ausgestreckten Händen entgegen.

                „Ms Zaubereiministerin, Professor Potter, wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass Ihnen unterwegs etwas zugestoßen sein könnte. Erst, als ich Sie beide im Innhof sah, konnte ich ihr Ministerium beruhigen. Ich hätte mir gleich denken können, dass Sie sich erst einmal umsehen möchten“, sagte er freundlich und versuchte, Harry so wenig wie möglich anzustarren. Natürlich waren der Mann, seine Narbe und seine Taten legendär. Umso überraschter und erfreuter war Bernardo, dass Professor Potter genau dem entsprach, was man über ihn sagte. Er war ein eher unauffälliger Typ, der es vorzog, in Ruhe gelassen zu werden.

                „Bernardo, nicht doch. Warum so förmlich? Ich musste mich doch erst mal umsehen. Seit damals hatte ich leider keine Gelegenheit mehr herzukommen, dafür habe ich heute einen sehr guten Freund mitgebracht!“, sagte sie stolz und zog Harry näher heran, damit sie die beiden Männer bekannt machen konnte.
                „Der Schulleiter von Hogwarts an der Universität zu Padua… Es ist mir ein Vergnügen, sie kennen zu lernen, Professor!“, sagte er so normal wie möglich und hoffte, dass Harry den Faden aufnehmen würde, was dieser auch tat.
                „Mr. Buchan, richtig“?, fragte Harry und Bernardo nickte. „Wir beide haben sie nicht halten können, aber trösten Sie sich – Hermine hatte schon immer ihren eigenen Kopf und Sie sehen ja, sie hat uns allen etwas vorgemacht.“ Bernardo lenkte das Gespräch bewusst auf ihre Person, um nicht über sich reden zu müssen. Hermine warf ihm erst einen strafenden Blick zu, schien es aber im Anschluss durchaus nicht unangenehm zu finden, bei den beiden Männern zum Gesprächsthema avanciert zu sein.

                Während die drei über das Gelände gingen und Hermine zwischendurch die immer noch herrlichen Gärten der Anlage bewunderte, unterhielten sich Harry und Bernardo über den Inhalt ihrer schuleigenen Bibliotheken. Kurz danach kamen sie ganz wie von selbst auf das eigentliche Thema zu sprechen, weshalb sie hergekommen waren. Das war eben Harry Potter. Er mochte vielleicht nicht mehr zaubern können, doch wie er schon damals Professor Slughorn überredet hatte, den Posten als Lehrer in Hogwarts zu akzeptieren, um später auch seinen eigenen Vorteil daraus ziehen zu können, hatte er das Gespräch über die Bibliotheken schnell auf die Bücher bringen können und Bernardo war ganz hin und weg von seinen Ausführungen sowie den Leistungen, die Hermine an den Tag gelegt hatte.

                Sie schlenderten jetzt weiter durch einen langen Gang. Einzig fiel ihm auf, dass hier keine Studenten anzutreffen waren. Bernardo sagte, dass dieser Teil der Universität nicht jedem zugänglich war und man deshalb fast niemanden hier antreffen würde. Harrys Blick glitt über die langen Wände und Fresken, welche diese zierten. Sie zeigten Zentauren, Bauwerke, Steine, Vögel und Menschen mit und ohne Zauberstab. Obwohl Harry noch nie hier war, erinnerte ihn das Bild an irgendetwas, aber er kam nicht dahinter, an was.

                Hermine ging jetzt wieder neben ihnen her und bemerkte, wie Harry die Wandmalereien betrachtete und kurz stutzte. „Was ist?“, wollte sie wissen.
                „Nichts, ich dachte nur, dass ich das hier schon einmal gesehen hab…“, sagte er beiläufig zu Hermine, um im Anschluss sein Gespräch mit Bernardo fortzusetzen. „Wie alt ist das?“, fragte Harry und zeigte auf die Malereien.
                „Kommt Ihnen bekannt vor, stimmts?“, schockte er Harry, der jetzt nur noch nicken konnte. „Das ist in jedem Schulbuch über die Geschichte der Zauberei enthalten!“, sagte er und Harry war irgendwie erleichtert, doch dazu gab es keinen Grund, denn Bernardo hatte noch etwas mehr dazu zu sagen. „Allerdings… gehen die Meinungen über Alter, Entstehung und Bedeutung sehr auseinander“, räumte Bernardo ein.
                „Weshalb?“, fragte Harry nach, den das jetzt wirklich interessierte. Er wollte jetzt mehr, als oberflächliche Konversation.
                „Die einen sagen, es sei einfach nur ein Bild von einem unbekannten Künstler… Wir beide wissen, dass dies in der Magie höchst unwahrscheinlich ist!“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, während er auf Harrys Reaktion wartete.
                „Davon ist auszugehen“, stimmte er Bernardo zu. „Und was gibt es noch für Theorien?“, hakte er jetzt gezielt mit einem sehr beiläufigen Unterton nach. Hermine war froh, ihn endlich wieder in seinem Element zu sehen. Sie fragte sich zwar, was das jetzt mit ihren aktuellen Nachforschungen zu tun hatte, ließ die beiden jedoch gewähren und stellte sich interessiert zu ihnen, während Harry eine Demonstration als Meister seines Fachs abgab.

                Bernardo hielt inne und führte sie noch einmal zum Anfang des langen Ganges. „Ich würde gern etwas weiter ausholen, wenn Sie gestatten, Professor!“, fragte Bernardo. Harry nickte, während Hermine mit den Augen rollte. Bernardo erklärte: “Betrachten Sie sich zuerst das Fresko als Gesamtes. Was Sie am Anfang, im Mittelteil und zum Ende hin sehen – und über allem der funkelnde Sternenhimmel, doch sehen Sie jetzt mal genauer hin. Die Zentauren blicken nach oben, während die Menschen ihre Zauberstäbe gen Sternenzelt halten. Dann diese beiden hier, sehen Sie?“ Bernado zeigte mit einem Finger auf die Wand, bevor er fortfuhr: „Ihr Stab wird von etwas getroffen… ein Licht, vielleicht die Macht der Sternenmagier – niemand weiß es. Weiter zeigt das Fresko einen glatt geschliffenen, weißen Stein, einen Vogel, der über dem Stein zu schweben scheint und mehrere Personen, die scheinbar zusammengehören und etwas abseits noch ein paar andere“
                Harry hörte interessiert zu. Nur einmal schien er ein wenig die Stirn zu runzeln, als er nachfragte: „Sternenmagier?“ Diesmal war er es, der mit den Augen rollte.
                Ein wenig belustigt fragte Bernardo: „Natürlich! Oder kennen Sie die Legende etwa nicht?“ Natürlich kannten sie die. Professor Binns hatte sie damit gleich am Anfang ihres ersten Schuljahres zu Tode gelangweilt. Beide nickten und ahnten, dass Bernardo jetzt auch noch damit anfangen würde, was sich leider nicht als Irrtum herausstellen sollte. Doch dieses Mal war es nicht langweilig – im Gegenteil!

                Der Tag neigte sich bereits dem Nachmittag entgegen und tauchte den Gang in ein seltsames, aber wunderschönes, orangefarbenes Licht, als Bernardo fortfuhr und er Harry plötzlich fragte: „Wie alt ist die Magie?“ Harry wusste darauf keine Antwort. „Na, kommen Sie Professor Potter… enttäuschen Sie mich nicht. Hermine, Sie wissen es bestimmt! Wie alt?“ Die beiden sahen sich an und zuckten mit den Schultern. „Sie wissen es nicht, richtig? Trösten Sie sich, ich weiß es auch nicht. Niemand weiß es! Bei Ollivanders bekommen Sie Zauberstäbe seit 382 vor Christus. Man sagt, er sei einer der ältesten Zauberstabmacher. Nun ist Mr. Ollivander weit über zweitausend Jahre alt? Selbst Dumbledore soll seinen bereits von ihm haben und Sie beide haben ihn auch dort gekauft, richtig?“ Harry und Hermine nickten. „Wenn man den Mann ansieht, würde man ihn um die sechzig schätzen, aber wie lange ist der schon um die sechzig, hmm? Und wenn er Zauberstäbe seit 382 vor Christus fertigt, wer war sein Vorgänger? Von wem hat er das Geschäft übernommen oder wurde die Magie erst da entdeckt? Diesen Fragen muss man sich stellen, will man anderes in Frage stellen!“, philosophierte Bernardo.

                Er führte die beiden zum Anfang des Freskos, auf dem man die Zentauren sehen konnte. „Fangen wir mit dem ersten Teil an. Zentauren kennen Sie beide, richtig? Sie sind aber nicht unsere Freunde, man lässt einander jedoch in Frieden und führt eine mehr oder weniger ruhige Koexistenz“, sagte er und wies dabei auf das, was das Bild zeigte. „Das Bild zeigt die Legende der Zentauren, die besagt, dass ihre Lehrer einst aus den Sternen herabstiegen waren und ihnen am Ende die Gabe der Voraussicht überlassen hätten“, führte er weiter aus. “Sie gelten als eine der reinsten Wesen überhaupt, doch weiterentwickelt haben sie sich nicht. Sie sind zum heutigen Zeitpunkt noch genauso verbohrt und arrogant, wie sie es schon vor fünfhundert Jahren oder länger waren. Doch das war nicht im Sinne ihrer Lehrer und deshalb kehrten sie zurück. Dieses Mal wählten sie sich die Menschen aus und schufen das, was wir heute als unsere Magische Welt kennen. Diese Wahl war besser!“, erklärte Bernardo.
                Harry fand einen Punkt, um noch mal nachzuhaken, denn er fragte: „Warum nur besser? Warum nicht gut?“
                Bernardos Augen begannen zu leuchten. „Ahh, ich sehe, Professor Potter, Sie können mir folgen… Sehr gut!“, bemerkte er.

                „Menschen sind Menschen – die einen sind besser, die anderen nicht. Manche sorgen sich um das Wohl anderer und manche nur um ihr eignes. Versuchen wir nun, das zweite Fresko zu interpretieren und unsere Schlüsse daraus bis in die heutige Zeit zu ziehen. Wenn wir annehmen, dass sich das, was sich mit den Zentauren ereignet hat, sich mit den Menschen vor langer Zeit wiederholt haben sollte, dann wurden dort die Linien der alten Zaubererfamilien geschaffen. Und hier liegt genau das Problem. Toujour Pur! bedeutet Stagnation, nicht Weiterentwicklung. Über die Jahrtausende haben sich immer nur wenige sogenannte Reinblüter mit Muggeln oder Halbblütern verbunden. Viel zu wenige, um eine gesunde Population hervorzubringen oder zu erhalten! Dies hat dazu geführt, dass die alten Linien mehr oder weniger am Ende sind. Die Magie ist jedoch fast wie das Leben. Das Leben findet immer einen Weg. Immer! Werfen Sie mal ein paar Abfälle in einen Plastiksack und stellen ihn für eine Woche in die Sonne. Die Magie muss von Generation zu Generation weitervererbt und aufgefrischt werden, denn sonst geht sie zugrunde. Ich gebe uns noch rund fünfhundert Jahre, dann gibt es keine Magier mehr auf Erden und unsere Welt, wie wir sie kennen, wird aufgehört haben zu existieren. Es sei denn…“ und jetzt unterbrach Harry ihn und beendete seinen Satz: “…es sein denn, sie wird noch mal angestoßen.“

                „Das ist es! Sie reisen durch die Zeit. Und sie waren mindestens zweimal mal hier. Den Zentauren überließen sie die Gabe der Voraussicht. Die vier Hogwarts Gründer galten als die größten Magier ihrer Zeit. Was, wenn sie auf etwas Ähnliches gestoßen sind – oder etwas gestoßen wurden?“, fragte Hermine.

                „Ja! So etwas in der Art nehme ich auch an. Wir selbst benutzen so etwas wie Zeitumkehrer“, erklärte Bernardo.
                „Aber es gab Versuche des Lebens, sich mit der Magie zu vereinen, hab ich Recht?“, wollte Harry nun von Bernardo wissen.

                „Ja, die gab es und diese endeten zum Teil fürchterlich. Sehen Sie, wenn etwas begreift, dass es stirbt, versucht es sich mit aller Macht zu wehren, wo wir wieder bei dem Toujour Pur!-Wahnsinn wären. Was ich damit versuche zu sagen ist, am Beispiel der Linie der Slytherins, deren letzter Nachfahre bekanntlich Sie sind Professor…“, hier klappte Harry die Kinnlade runter, aber Bernardo fuhr unbeeindruckt fort, “…aber Sie waren nicht der einzige. Als Merope Gaunt sich den muggelstämmigen Tom Riddle als Vater ihres Kindes auserkoren hatte, war es sicher Liebe, zumindest von ihrer Seite aus. Sie hat das einzig richtige getan! Sie hat ihr Blut mit dem eines nicht magischen Menschen vermischt. In der Muggelwelt würde man jetzt sagen, sie hätte einen Gott geboren, auch wenn es ein Dunkler gewesen war. Sangreal – reines Blut, doch es war zu spät. Die Linie hätte sich schon vorher teilen müssen. Eure Linien hingegen haben zum Teil eine Generation magisch übersprungen. Dort sind entweder die Eltern oder die Großeltern teilweise über mehrere Generationen nicht magisch veranlagt, aber ihr seid es wieder, nicht wahr, Hermine?“ Bernardo bemerkte, wie ihr Gesicht zu einer Maske wurde, doch er sprach weiter: „Ihr habt beide Kinder… Ich möchte wetten, die können jetzt schon mehr als andere!“ Jetzt legte Bernardo den Kopf schräg und lächelt, während Harry und Hermine leicht nickten.

                „Sie haben natürlich vollkommen Recht – das ist alles nur eine Legende. Aber interessant ist, was man daraus formen kann, wenn man einfach nur mal die gegebenen Fakten zur Hand nimmt. Und nun, ich sehe, es ist schon spät geworden, wollen wir uns dem widmen, weshalb ihr hergekommen seid. Einverstanden?“, fragte Bernardo.

                Er ging bereits vor, während Harrys Blick immer noch auf dem Fresko lag und Hermine bereits mit der Hand winkte, er möge doch jetzt mal kommen.

                „Wenn Sie die Bücher mal satt haben oder hier niemand mehr ist, der Ihren geschichtlichen Ausführungen Gehör schenken will, dann kommen Sie als Lehrer für Zaubereigeschichte nach Hogwarts. Ich könnte mir denken, dass Sie einen guten Lehrer abgeben würden und die Kinder Sie ganz sicher lieben würden!“, meinte Harry zu Bernardo, als er Hermine folgte.
                „War das etwa ein Angebot, Professor Potter?“, fragte er lächelnd und Harry bejahte wortlos.

                Jetzt führte er sie in “seine“ Bibliothek. Auf einen Wink mit seinem Zauberstab wurde der Raum erhellt und man erkannte die hohen Regale, die vollgestopft waren mit alten Büchern. Bernardo hielt an einem Regal und griff nach einem sehr, sehr abgegriffen aussehenden Band, welches er auf einen davor stehenden Tisch legte, bevor er sanft über den Einband strich. Für Harry erschien diese Bewegung fast ehrfürchtig.

                „Ich hoffe, ihr beide wisst, was ihr macht und ich hoffe es auch. Dieser Schlüssel hier ist für diesen Raum und der andere für die Tür des Ganges dahinter. Da ich annehme, dass ihr hier eure Ruhe haben wollt, werde ich euch einschließen. Wenn ihr fertig seid, gebt den Schlüssel bitte zurück“, sagte er noch und ließ die beiden danach allein.

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                  #9
                  08. Die Entschlüsselung der Unendlichkeit


                  .
                  EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                  John Xisor schrieb nach 1 Minute und 27 Sekunden:

                  Harry starrte das alte Buch einfach nur an. Sie waren also doch noch dazu gekommen, es zu sehen. In seinem Inneren hatte er nicht mehr daran geglaubt, dass es wirklich existieren könnte, doch seine unbeugsame Begleiterin hatte ihn beharrlich vorangetrieben.

                  Hermine strich jetzt auch sanft mit ihrer Hand über den Umschlag und ahmte unbewusst Bernados Geste nach, bevor sie laut vorlas: “J.El-S. – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit. Da steht nichts von einem Band vier. Es ist also nicht aus der gleichen Bücherreihe.“

                  Sie betrachtete Harry, der von dem Buch regelrecht gebannt war. Es schien, als kämpfe er mit sich. Beide waren sich im Klaren darüber, dass es kein Zurück geben würde, sobald sie die erste Seite des Buches aufgeschlagen hätten. Doch Hermine wusste, dass Harry aufgrund ihrer Beharrlichkeit nun keinen Rückzieher mehr machen würde. Sie zauberte zwei bequeme Stühle heran und die beiden setzten sich vor das Buch.

                  „Bereit?“, fragte sie Harry, der ihr nickend antwortete. Auch er hatte sich von der Faszination gefangen nehmen lassen, die davon ausging. Dazu kam noch die hochinteressante Unterhaltung mit Bernardo. Woher wusste der Mann das alles? Wahrscheinlich, wenn man sich mit Zaubereigeschichte intensiv auseinander setzte, kam man hier und da von allein auf einige Dinge. Wenn man darüber hinaus noch in der Lage war, einige andere Fakten zu addieren, tat sich einem offensichtlich noch mehr auf.

                  Sie griffen beide zusammen den Buchdeckel und schlugen die erste Seite auf. Wie erwartet waren die Seiten leer. Doch als sie die nächste Seite umschlugen und ihre Hände das Papier berührten, erschienen langsam die Buchstaben:


                  In tiefen, kalten, hohlen Räumen. Wo Sterne sich mit Schatten paaren. Wo alte Bücher Träume träumen. Von Zeiten, als sie Bäume waren. Wo Kohle Diamant gebiert. Man weder Licht noch Gnade kennt. Dort ist's, wo jener Geist regiert. Den man den Sternenmagier nennt.


                  „Das ist wunderschön. Es ist beinah so, als verneige sich der Autor in Achtung vor dem Leser. Das ist ganz anders, als in den anderen Büchern.“ Hermine begann zu weinen und auch Harrys Augen füllten sich mit Tränen. Als diese auf das alte Papier tropften, vereinten sie sich miteinander, bevor wie von Zaubererhand weitere Buchstaben erschienen.

                  „Sieh mal: unsere Tränen verschmelzen“, sagte Hermine.


                  Bringt mich an den Ort, wo gegeben werden kann, wonach Euer Herz sich sehnt.

                  Dominus Magus Aster Incendium gladius curvus abacus. Sangreal.


                  „Es hat auf uns gewartet, Harry! Nicht auf einen, sondern auf uns beide!“, schluchzte sie.
                  Harry musste nun auch schwer schlucken. „Oder auf vier. Und Bernardo hat es gewusst, nicht wahr? Deshalb hat er uns auch die ganze Geschichte erzählt.“, sagte Harry leise, während die beiden alten Freunde sich in die Arme sanken und stille Tränen weinten. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Gefühle wieder in den Griff bekommen hatten.

                  „Was jetzt?“, fragte Harry. Er wusste, Hermine kannte alle Antworten. Es war, als brauche sie nur einen Fuß vor den anderen zu setzen und der Weg vor ihr offenbarte sich, Schritt für Schritt.

                  Sie holte ein Taschentuch heraus, wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich die Nase, bevor sie damit begann, die einzelnen Zeilen auseinander zunehmen.

                  „Der Ort wird wahrscheinlich die Halle sein, in der sich das Fresko befindet. Wir sollten uns noch die andere Seite ansehen. Ich denke, sie wird zeigen, was die ersten Verse beschreiben, ähnlich wie die andere Seite die Legende beschreibt“, sagte sie, bevor sie eine Pause machte.
                  Harry setzte ein: “Dann kommt der schwierige Teil. Der Rest ist ein Befehl, nein: es sind zwei Befehle! Zum einen, den Sternenmagier erscheinen zu lassen und zum anderen, reines Blut zu erschaffen. Und das fügt sich dann auch nahtlos an das, was Bernardo gesagt hat. Das Leben findet einen Weg. Die Magie durch uns.“ Hermine fügte ein stilles Gebet in Gedanken hinzu: ’Bitte, bitte lass mich jetzt nicht irren!’

                  „Was werden wir beschwören Hermine?“, fragte er. Sie erkannte, dass er “wir“ sagte, nicht “wirst du“, und sie würde ihn jetzt nicht entmutigen, sondern gewähren lassen. Nein, sie brauchte Felix nicht. Der Weg lag ihr zu Füßen und nur noch ein paar Schritte waren sie vom Ziel entfernt. Hätte er nach dem Ziel gefragt, hätte sie keine Antwort geben können, die ihn befriedigen würde. Doch er ließ sich von ihrem Elan gefangen nehmen.
                  „Den Magier der Sterne, Herrn der Feuerschwerter, wir bitten ihn, den Raum zu krümmen und reines Blut zu erschaffen. Die letzten beiden Male kam er von allein, aber vor mehr als tausend Jahren hat er etwas hinterlassen. Das Buch hier ist ihr Vermächtnis an unsere Welt. Nur, wer in der Lage sein würde, es zu lesen, ist in der Lage, ihn zu rufen und zu bitten. Du hast es selbst gesagt. Die Magie musste einen eigenen Weg finden. In der Muggelwelt gibt es einen ganz einfachen Begriff dafür, Harry: Evolution. Das Bestreben, sich geistig und genetisch weiterzuentwickeln. Fortschritt – nicht Rückschritt. Wir werden das jetzt wieder in Gang setzen!“, sagte sie und ihre Worte duldeten keinen Widerspruch.

                  Hermine griff das Buch und seine Hand. Sie führte ihn in den Gang hinunter, durch den sie gekommen waren. Es war dunkel. Mit einem kraftvollen Lumos aus ihrem Zauberstab brachte sie ihn zum Erstrahlen. Sie wandten sich nun der anderen Seite zu und Harry las die Verse, während er sich das Fresko der anderen Seite ansah. Er deutete auf das Buch und den gegenüberliegenden Baum, die Kohle und die dazugehörenden Diamanten. Hermine nickte zustimmend, bevor sie flüsterte: „Ich glaube, wir müssen das zusammen sprechen. Bist du bereit?“
                  Harry zögerte einen Augenblick, stimmte dann aber leise zu. Kurz darauf stellten sich beide nebeneinander und sprachen zusammen die ersten Verse:

                  „In tiefen, kalten, hohlen Räumen. Wo Sterne sich mit Schatten paaren. Wo alte Bücher Träume träumen. Von Zeiten, als sie Bäume waren. Wo Kohle Diamant gebiert. Mann weder Licht noch Gnade kennt. Dort ist's, wo jener Geist regiert. Den man den Sternenmagier nennt.“

                  Das Strahlen wurde intensiver. Die beiden Fresken und die Decke rissen auf und gaben den Blick auf einen verzauberten, klaren Sternenhimmel frei, durch den kaum merklich Schatten rasten. Jetzt hörten sie eine tiefe Stimme sagen:

                  „Sprich – nur wenn du reinen Herzens bist, noch kein Blut an deinen Händen ist! Sprich – wenn du Bereitschaft erlangst – zurückzufordern was Dein und mehr als verlangt!“

                  Feierlich sagten Hermine und Harry im Chor: “Dominus Magus Aster Incendium gladius curvus abacus. Sangreal.“

                  Die tiefe Stimme entgegnete: „Bereit zu empfangen – was verloren geglaubt – wirst du besiegeln – bis in den Tod! Offenbar’ uns die Macht – die Euch zu uns gebracht!“

                  Harry hatte bis eben keine Ahnung, was noch kommen sollte, doch Hermine wusste, was zu tun war. Sie griff unter ihren Pullover und holte eine kleine Schachtel hervor. Es sah so aus, als fielen ihm die Augen aus dem Kopf. Langsam öffnete sie das Kästchen und schlug die seidenen Abdeckungen weg. Jetzt nahm sie seine Hand in die ihre und führte sie zu seinem Zauberstab. Seine Finger fühlten das Holz, während sie sich langsam um den Stab schlossen. Hermine hielt seine Hand zusammen mit dem Stab umklammert, als sie ihn ruhig gegen die verzauberte Decke streckte und sich auf die Zehenspitzen stellte, um Harry in die smaragdgrünen Augen sehen zu können.

                  „Ich sehe die Sterne…“, flüsterte Harry.
                  Hermine hauchte: „Ich auch!“

                  Als sich ihre Lippen zu einem Kuss trafen, der immer inniger und leidenschaftlicher wurde, riss ein gleißend blauer Blitz den schwarzen Sternenhimmel entzwei, berührte die Spitze des Stabes und schloss die beiden für Minuten in dem Licht ein. Ein Ausleger verbrannte das alte Buch und als sich das Licht immer enger um die Liebenden schloss, um schließlich den Stab wieder zu verlassen, barst er auseinander und verbrannte samt Fawkes Feder.

                  Sie konnten sich kaum trennen, lösten dann doch kurz die Lippen voneinander, sahen sich an und flüsterten wie aus einem Mund: „Wir sind es!“ Um sich im Anschluss einander hinzugeben und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, von denen beide bis vor ein paar Minuten noch geglaubt hatten, sie wären rein freundschaftlicher Natur.
                  Zuletzt geändert von John Xisor; 13.12.2007, 13:12. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                    #10
                    09. Wands since 382 B.C.



                    Der Laden in der Winkelgasse sah nicht wirklich einladend aus. Das Geschäft mit nur einem Schaufenster wirkte heruntergekommen; im Fenster lag ein einzelner, verstaubter Zauberstab. Mr. Ollivander war sich seines einmaligen Status in der Zaubererwelt offensichtlich voll bewusst. Er schien keinerlei Gedanken daran zu verschwenden, seinen Laden zu dekorieren. Auch die vergoldete Schrift, die über dem Fenster verkündete, wo man sich befand, blätterte bereits von dem grünen Holzschild ab. Es war gerade noch erkennbar, dass


                    .
                    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                    John Xisor schrieb nach 1 Minute und 21 Sekunden:

                    „Ollivanders“ seit etwas mehr als zweitausend Jahren bestand. Kein Grund, mal eine Renovierung durchzuführen.

                    Der Mann sah durch das Fenster, konnte aber nichts erkennen. Mal abgesehen davon, dass die Scheiben auch einen Spritzer Wasser nötig hätten und wenn schon nicht den, dann aber einen anständigen Ratzeputz-Zauber. Das Schild an der Tür wies den Käufer darauf hin, dass im Augenblick geöffnet war. So griff er nach der Klinke und trat ein. Im Innern bot sich ein ähnliches Bild, wie es das Äußere schon vermuten ließ. Der Laden selbst war klein, eng, stickig und unaufgeräumt. In den meterhohen Regalen stapelten sich tausende kleiner Schächtelchen. Manche von ihnen mit und andere ohne Verzierung überdeckt, aber alle hatten eine dicke Staubschicht gemeinsam. Er sah sich in dem Laden um, trat an die Verkaufstheke und betätigte die Glocke, die dort angebracht war. Nach dem ersten “kling“ konnte man ein Rumpeln und Fluchen aus dem hinteren Teil des Ladens vernehmen. „Ich bin nicht taub!“, rief eine Stimme. Jetzt hörte es sich so an, als würde ein Schränkchen umfallen.

                    „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“, fragte der einzige Kunde und beugte sich neugierig in den neben der Theke verlaufenden Gang. „Nein! Gleich… Ich bin gleich da! Nur noch… einen Moment!“, ächzte er. „Nehmen Sie doch einen Moment Platz!“, klang die Stimme unfreundlich, während sich der dazugehörige Mann hörbar abmühte, etwas nicht näher Definiertes auf die Reihe zu bekommen.

                    Der Kunde sah sich in dem staubigen Laden um und entdeckte etwas, das aussah wie ein Sessel. „Sie glauben doch wohl nicht, dass ich mich auf so etwas Verfilztes setze. Da kann ich mir ja gleich ein paar neue Kleider bei Madam Malkin machen lassen…“, sagte der Kunde kaum hörbar, doch Mr. Ollivander muss es vernommen haben, denn er war kurz nach dieser Aussage im Verkaufsraum. Seine wässrigen Augen glitzerten und seine Haare standen ihm zu Berge. „Anstrengender Vormittag?“, fragte der Kunde, doch Ollivander war nicht zu Scherzen aufgelegt.
                    „Sie möchten also einen Zauberstab kaufen?“, fragte er und er hatte ein einfaches “JA“ erwartet.
                    Stattdessen schien sich der Kunde über seine Frage lustig zu machen. „Ähh, nein, ich bin hier, um eine Popcornmaschine zu erwerben…“, witzelte er und folgte mit seinem Blick dem ärgerlichen Zauberstabmacher, der jetzt beschloss, die Antwort des Kunden zu ignorieren und einfach das Verkaufsgespräch zu beginnen.

                    „Warten Sie, ich glaube der hier…“, sagte Ollivander, während er nach einem Kistchen langte und ihr den Stab entnahm. Er reichte ihn dem Kunden und murmelte: “Könnte etwas für Sie sein.“ Der Mann nahm den Stab und wedelte etwas damit herum, woraufhin einige der Stäbe durch die Luft flogen. „Das war es wohl nicht…“, kommentierte Ollivander den Misserfolg. „Versuchen wir den hier. Rosenholz mit Drachenherzfaser, 11 einviertel Zoll.“ Der Kunde Griff wieder zu. Dieses Mal passierte gar nichts. „Hmm, auch nicht. Dann vielleicht dieser hier. Buche, sehr hart, 13 zweiviertel Zoll mit Einhornhaar im Kern“, schwärmte Ollivander. Wieder nahm der Mann den Stab und schwenkte ihn, womit er Schubladen zum Fliegen brachte und im Laden mächtig Staub aufgewirbelt wurde. „Sehr seltsam… Ich hätte wetten können, dass es der richtige für Sie ist!“, meinte Ollivander jetzt mit einiger Bestürzung, während er sich kurz abwandte.
                    „Wir sollten es mal mit Sandelholz versuchen!“, empfahl der Kunde mit leichter Ironie in der Stimme.
                    Ollivander wiederholte fragend: „Sandelholz? Ich habe bisher nur einen Zauberstab aus...“. Er hielt inne und drehte sich wieder um. Der Kunde hielt ihm jetzt mehrere Haarsträhnen entgegen.
                    „Du hast nachgelassen, alter Mann!“, sagte der Kunde, als Ollivander ihn ein wenig fassungslos anstarrte.
                    „Jonathan!“, japste er schon fast.
                    „Gut, ich gebe zu! Es ist schon ein paar Jahre her, aber so schlecht kann deine Erinnerung nicht sein. Ich brauche dieses Mal zwei Stäbe!“, fügte Jonathan hinzu.
                    „Wieder mit den Haaren deiner Schwester, ja?“ Der Kunde nickte, als Ollivander ihm die Strähnen aus der Hand nahm, um ihn herumging und seinen Umhang zur Seite schob. „Wie ich sehe, hast du das ganze Arsenal mitgebracht. Rechnest mit Ärger?“, stellte Ollivander fragend fest.
                    „Es könnte welchen geben und ich brauche einen Zeitumkehrer für alle Fälle“, sagte Jonathan, der bemerkte, wie Ollivander daraufhin den Kopf schüttelte.
                    „Hat Potter im Ministerium alle kaputtgeschlagen!“, sagte er, griff in ein Schubfach, holte einen heraus und warf ihn Jonathan zu. Anschließend ging er zur Tür, drehte das Schild auf “Geschlossen“ und zog die Rollläden runter. „Gehen wir nach hinten! Es gibt sicher eine Menge zu erzählen, von Zuhause meine ich…“, sagte Ollivander nun interessierter und der fremde Zauberer hob die Augenbrauen.

                    „Von Zuhause? Du bist nicht zurückgekommen, als du gerufen wurdest! Was interessiert dich das noch? Sie hatten den Befehl für deine Liquidierung schon ausgegeben. Meine Schwester war schon auf dem Weg, als das Clanhaus sie auf mein Einwirken hin zurückgepfiffen hat“, mahnte Jonathan, während er dem Zauberstabmacher in das Innere des Ladens folgte.

                    „Ich konnte nicht. Ich habe immer saubere und anständige Berichte geliefert, ganz so wie es mein Auftrag vorsah. Nur mit einem haben sie nicht gerechnet – ich im Übrigen auch nicht. Dass mir diese Zauberer ans Herz wachsen. Der Blick, den Kinder bekommen, wenn der Stab sie auswählt, ist unbezahlbar. So habe ich entschieden zu bleiben und alle Brücken abzubrechen“, versuchte er sein Handeln zu rechtfertigen. “Außerdem kennen wir uns so lange, Jonathan, auch wenn unsere Aufträge uns nicht immer zusammenführen“, gab er an, “und wäre ich nicht hier, wer würde denn deinen Sandelholz-Stab jetzt fertigen?“, fragte er und Jonathan nickte. Im Anschluss fragte Jonathan ihn, wo er sein Fortbewegungsmittel gelassen habe. Ollivander wies giggelnd mit der Hand auf einen alten Besen an der Wand und fügte später hinzu, dass er es unter dem Haus vergraben hatte – vor sehr langer Zeit.
                    „Gibt es etwas, vor dem ich mich in Acht nehmen sollte?“, fragte Jonathan nun. Ollivander erzählte ihm von den drei unverzeihlichen Flüchen, dem Imperius, dem Cruciatus und dem Todesfluch Avada Kedavra. „Mit dem ersten solltest du leicht fertig werden. Ist so ähnlich wie unser ’zustoßen’. Mit einer Mauer im Kopf lässt der sich gut blocken. Den Todesfluch kannst du eventuell wegschlagen, aber wenn er dich trifft, bist du Geschichte und deine Waffen fallen in die Hände des Feindes. Unangenehm könnte der Cruciatus werden, denn er stimuliert die Nervenenden mit Schmerz. Das hat schon ein paar Menschen in Wahnsinn und Tod getrieben“, führte Ollivander aus.

                    Jonathan strich mit dem Finger über die Staubschichten und sagte belustigt: „Hier könnte mal wieder saubergemacht werden!“
                    Ollivander wies ihn zurecht: „Lenk nicht ab! Wenn du draufgehst, bin ich der einzige, der deine Waffen retten muss, bevor die hier wirklich richtig Schaden anrichten können. Wenn die Dinger in die Hände der Todesser fallen, ist die Magische Welt Geschichte und die andere auch. Dass ich nicht wirklich in Form bin, ist sicher unnötig zu erwähnen“, meinte Ollivander und grinste ein wenig, auch wenn ihm die Sache nicht geheuer war.
                    „Hey! Ich bin kein kleines Kind mehr und das ist bestimmt auch nicht mein erster Job dieser Art, also hör auf, mich belehren zu wollen, Ollivander!“, schnauzte Jonathan. “Wir können ein wenig trainieren. Du schießt die Dinger auf mich ab und dann sehen wir, wie ich damit klarkomme“, sagte er jetzt wieder versöhnlicher und Ollivander wies ihm einen Weg, der in die Tiefen unter den Laden führte. Anschließend fragte er ihn noch, ob er das jetzt wirklich ernst meinte, denn immerhin bestand auch die Möglichkeit, dass Jonathan es nicht bewerkstelligen konnte.

                    Als erstes bedachte ihn Ollivander mit dem Imperius-Fluch, den er, wie vermutet, leicht abschütteln konnte. Im Anschluss kam der Cruciatus an die Reihe. Beim ersten Mal schlug er ihn mit einem kurzen Streich der blitzenden, blauen Klinge weg, wogegen er ihn danach hatte einmal treffen lassen. Jonathan stürzte schreiend zu Boden und wandte sich in fürchterlichen Schmerzen. Er war ein bisschen bestürzt, als Ollivander ausführte, dass dies normalerweise noch wesendlich schlimmer wäre, da diese Flüche von ihren Anwendern entsprechend gemeint waren. Als letztes kam der Todesfluch an die Reihe, aber schon wie den Cruciatus konnte er den grünen Blitz aus dem Zauberstab mit einem kurzen Schwertstreich abblocken und in eine Ecke lenken, wo dieser brutzelnd verdampfte.

                    Jonathans Blick fiel auf den kleinen, silbernen, zylindrischen Stab, der in der Ecke lag. Er fragte Ollivander, ob er ihn haben könnte und der alte Zauberstabmacher nickte nur und erwiderte, dass er ihn hier sowieso nicht mehr brauchen würde.

                    „Was machst du eigentlich hier?“, fragte Ollivander jetzt ein wenig verlegen. Jonathan griff in seinen Umhang und zog ein alt aussehendes Buch hervor, welches er auf die Bank legte.

                    Es trug den Titel „J.El-S. - Zum Schutze der Beschützer“.

                    „Die Sache mit den Büchern war eine unserer brillanteren Ideen. Königin Brianna wird es finden. So in 5000 oder 6000 Jahren.“

                    „Hat sie denn das nicht schon?“, fragte Ollivander.

                    „Wie man’s nimmt“, erwiderte Jonathan vielschichtig, als er seinen Stab einsteckte und gefolgt von Ollivander wieder nach oben ging. „Wann, denkst du, hast du die beiden Stäbe fertig?“, wollte er wissen und bekam zur Antwort, dass er sie in zwei Tagen abholen könnte. „Fein, dann kann ich noch meinen Auftritt üben!“, bemerkte er. Ollivander rollte daraufhin mit den Augen. „Ja, ein wenig Theatralik muss sein, mein Freund! Außerdem haben wir vier erwartet und jetzt sind es nur zwei. Bei den anderen beiden werde ich wohl etwas nachhelfen müssen, was die Entwicklung angeht“, sagte Jonathan abschließend.

                    An dieser Stelle hakte Ollivander noch einmal nach, weswegen Jonathan aufstöhnte und das Gesicht verzog, nachdem er von dem Zauberstabmacher die näheren Umstände erfahren hatte. Letztendlich zuckte er mit den Schultern. „Das ist Pech, da kann man nichts machen. So ist das mit der Zukunft. Sie ist eben immer in Bewegung. Auf dann, Ollivander!“, verabschiedete sich Jonathan und mit einem Wink seiner Hand gingen die Rollläden wieder auf.
                    Zuletzt geändert von John Xisor; 24.12.2007, 01:04. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                      10. Hingabe




                      Es war bereits spät in der Nacht, als Harry erwachte. Er war für einige Augenblicke orientierungslos. Das strahlende Licht hatte sanfter Dunkelheit Platz gemacht. Nichts erinnerte mehr an den Sturm, der noch vor ein paar Stunden in dem Gang getobt hatte als... als sie das Rätsel lösten und... und sie die Macht in ihm entfesselt hatte, die der dunkle Lord nicht kannte. Jetzt, da es vorbei war, konnte er die Bruchstücke zusammensetzen. Warum war ihm das vorher nicht gelungen? Hermine war so zielstrebig darauf zugegangen. Er hätte es wissen müssen. Hätte ahnen müssen, dass der Schlüssel so ganz nahe vor ihm lag. Doch er hatte es immer wieder verdrängt und nicht wahrhaben wollen. Jetzt war es zu spät. Zu spät? Doch wofür? Die Entscheidung war gefallen. Er hatte sie nicht getroffen. Oder doch? War am Ende der Weg das Ziel? Wer sagte, dass der eigentliche Weg nicht noch vor ihnen lag? Er begann zu begreifen, dass die beiden anderen hätten dabei sein sollen, denn nur dann wäre es richtig gewesen. Doch so? Er konnte nicht aufhören, konnte Hermine nicht stoppen, war unfähig zu denken, ließ sich leiten. Wohin? In einen Abgrund? Wo würde er aufschlagen, wenn er den Boden erreicht hätte? War das wirklich alles? Und doch, es war nicht unangenehm; es war so, wie vor ein paar Tagen im Raum der Wünsche. Er hatte das Gefühl, alle Last falle von seinen Schultern ab. Konnte… konnte Hermine sie wirklich so einfach tragen? War am Ende es gar nicht er selbst, sondern immer nur sie? Welche Rolle spielte sie? Würde sie noch eine Rolle spielen oder war dies ihre Aufgabe und war diese damit erfüllt? War sie genauso erwählt wie er? Waren nicht in Wirklichkeit alle vier erwählt? All jene, die dieses Schreiben bekommen hatten.

                      Nur langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Hermine lag sanft in seine Arme gekuschelt. Er spürte ihren gleichmäßigen Atem auf seiner Brust, ihre warmem Wangen. Ihre Finger streichelten seinen Rücken, er schloss die Lider, lehnte den Kopf an die Wand und ließ es geschehen. Er konnte… nein er wollte, dass dieser Augenblick nie zu Ende gehen würde. Wie oft hatte er diesen Gedanken aus seinem Kopf verbannt? Wie oft hatte er sich gesagt, dass das Band nur aus tiefer, ehrlicher Freundschaft zwischen ihnen bestand? Wie oft hatte er sich dabei ertappt, sie aus tiefstem Herzen zu begehren? Wie oft hatte er sich gefragt, ob sie ein ähnliches Empfinden hegte? Und wäre der Tag zu Ende gegangen, wie alle anderen, wäre es auch nur bei den Fragen geblieben. Für immer.

                      An einer kurzen, ruckartigen Bewegung erkannte sie, dass er erwacht war, doch sie wollte nicht erwachen. Dieser Traum war so unendlich; schrecklich und schön zugleich. Er war nicht richtig, doch wehrte sich ihr Herz gegen ein Erwachen. Noch nicht. Es war noch zu früh. Sie konnte, nein sie wollte noch nicht zurück! Sie wollte ihn noch nicht gehen lassen. Für eine kleine Weile musste er noch ganz ihr allein gehören. Es würde nie wieder so sein. Nie wieder würde sie diesen einzigen, wunderschönen Augenblick mit Harry noch einmal erleben dürfen. Es war total falsch und sie wusste es, doch es gab kein Zurück. Der Preis, den Harry einst für den Sieg über den dunklen Lord bezahlen musste, war hoch, doch hier? Sie hatte den Schlüssel in der Hand und den Mut es zu tun. Sie war es, die seine Macht im richtigen Augenblick zu entfesseln vermochte. Er konnte es nicht wissen. Er hatte alles beiseitegeschoben, um weitermachen zu können. Aber wie knüpft man an ein früheres Leben an, wenn nichts mehr davon da war? Wo beginnt man, wenn kein Anfang in Sicht ist? Wo hört man auf, wenn das Ziel nicht bekannt ist? War es so falsch? Sie konnte die Spuren lesen, die ihm verborgen blieben. Sie konnte ihn halten, wenn fiel und leiten, wenn er die Richtung verlor. Ihre Gedanken flehten, er möge sie noch nicht loslassen; er möge sie noch einen weiteren Augenblick halten. Nur halten, nichts weiter. Sie wollte ihn an sich spüren – seine sanften Hände, den ruhigen Atem, die leise Bewegung, wenn er durch ihr Haar strich und seine Finger zärtlich über ihre Wangen glitten. Sie hatte Schuld. Ja, das hatte sie eindeutig, doch es spielte keine Rolle mehr. Sie wusste es. Und doch genoss sie seine Nähe und jede seiner Berührungen auf ihrem Körper. Die Nähe, die sie fühlte, war so berauschend schön. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass Harry ihr gegenüber dazu fähig sein würde. Lange Jahre beschlich sie immer mal wieder der Gedanke, dass es da mehr gab, als nur seine Freundschaft, doch die Gedanken daran hatte Hermine immer wieder in den Hintergrund gedrängt – bis heute. Heute war der Tag, an dem sie sich beide einander stellen mussten – unausweichlich.

                      Sie schloss die Augen und streichelte mit den Fingern seinen Rücken und als sie merkte, wie er sich zurücklehnte, drückte sie ihn ein klein wenig fester an sich und konnte das Glück kaum fassen, als er sie gewähren ließ und es ganz sanft erwiderte. Bald war es zu Ende. Bald – doch nicht jetzt, noch nicht jetzt.

                      ’Was hab ich getan?’, durchzuckte es ihn und er hörte die Antwort direkt in seinem Kopf: ’Nichts, was wir beide nicht gewollt hätten. Ruhig. Leise. Still.’

                      Er konnte sie hören, fühlen. Sie waren immer noch im Geist verbunden. Mehr, als beide es je für möglich gehalten hätten und als sich Stunden später ihre nassen Körper aus totaler Hingabe voneinander lösten, bewegten sich noch einmal ihre Lippen für einen leidenschaftlichen Kuss aufeinander zu. Ein letztes Mal spürten sie den Atem des anderen, genossen die Berührung ihrer Lippen und Hände. Nachdem sie sich gelöst hatten, sah Harry in ihre wunderschönen, dunklen Augen, in denen er sich verloren hatte. Ja, verloren. Sie wandten sich beide gleichzeitig voneinander ab.

                      ’Wir müssen vernünftig sein, Harry. Du weißt es.’ Sie war immer noch da; in seinem Kopf.
                      ’Ja, ich weiß. Und du, weißt du es auch? Wir sind noch verbunden, du und ich.’ Jetzt sah er sie wieder an. Er konnte fühlen, wie sie sich wehrte und sie fühlte den gleichen Kampf in ihm. Das Band musste reißen. Es musste. Jetzt! Sie bauten beide eine Mauer auf und kurz danach verstummten die Gefühle des jeweils anderen in ihren Köpfen. Es war grauenhaft.

                      „Und wenn wir einfach weglaufen? An einen Ort, wo uns niemand findet?“, fragte er jetzt.
                      „Du kannst nicht weglaufen, Harry, und ich kann es auch nicht. Erinnere dich. Du bist bereits einmal in die Muggelwelt abgetaucht und zurückgekehrt. Nein“, jetzt sah sie wieder an und Tränen liefen über ihr Gesicht, “wir können nicht weglaufen. Beide. Wir sind gebunden. Es geht nicht. Wir können unserem Schicksal nicht entfliehen!“, sagte sie.
                      „Und wenn es das noch nicht war? Wenn noch mehr Schmerzen warten?“, flüsterte er zitternd.
                      „Dann werden wir auch das schaffen. Harry, du bist wieder da und ich auch. Doch es ist anders. Es ist so rein. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Es streichelt mit sanften Flügeln, dem können wir nicht entfliehen – an keinen Ort. Weder in dieser noch in einer anderen Welt!“, ermahnte sie ihn und wusste das es sehr schwer war. Wie gern hätte sie dem nachgegeben und wäre mit ihm weggegangen, doch sie konnte nicht. Sie konnte sie doch nicht alle im Stich lassen.

                      „Ich weiß, Hermine! Wir können sie nicht im Stich lassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Warum musst du immer so stark sein?“, fragte er sie und erwartete keine Antwort, doch er sollte eine bekommen.
                      „Weil du bei mir bist und immer sein wirst!“, antwortete sie. „Bis heute habe ich nicht im Entferntesten geglaubt, was du alles schon ertragen hast. Wir haben in unsere Seelen gesehen, Harry. Du hast uns Hoffnung gegeben, wo alles verloren schien. Liebe, wenn wir uns einmal wieder stritten. Nähe, wenn wir allein waren. Zuneigung, wenn der andere Kummer hatte. Die Dunkelheit ist großzügig, geduldig und gewinnt immer. Doch im Herzen ihrer Stärke ist Schwäche. Eine einzelne Kerze ist genug, sie zurückzudrängen. Liebe ist mehr als das – Liebe kann Sterne entzünden!“, lächelte sie ihn an.

                      „Zwei Hermine. Von jetzt an zwei Lichter!“, sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusuchen. Hin und wieder gab er ihr eines ihrer Kleidungstücke und küsste sie dabei immer wieder. Mal sanfter, mal härter. Sie knieten sich neben das verbrannte Buch und wischten die Asche beiseite. Bernardo würde bestimmt nicht erfreut sein, stellten sie zusammen fest und mussten bei dem Gedanken daran, unschätzbar wertvolles Museumseigentum zerstört zu haben, lachen wie kleine Kinder. Dann fiel ihr Blick auf das Fresko an der Wand.

                      „Sieh mal, da waren vorher vier zu sehen. Es hat sich verändert. Jetzt sind es nur noch zwei, die den Stab nach oben halten!“, sagte Harry und winkte sie zu sich.

                      „Quatsch! So was kann sich doch nicht ändern oder doch?“ Jetzt, wo sie es sich näher betrachtete, kam es ihr auch irgendwie verändert vor. Doch schüttelte sie den Kopf und den Gedanken daran ab, dass sich ein steinernes, jahrhunderte altes Monument verändert haben könnte.

                      „Was sagen wir den anderen?“, holte er sie in die Realität zurück und musste feststellen, wie kaltblütig Hermine sein konnte, um das, was sie hier erlebt hatten, vor den Augen der Welt zu schützen.
                      „Die Wahrheit selbstverständlich, ohne die Details natürlich. Das gilt auch für Ron und Ginny. Es muss weitergehen, Harry. Es muss! Wir werden am 1. September im Büro des Schulleiters sein, so wie es in dem Brief gefordert ist und dann sehen wir, was sich ergibt. Auch Ginny und Ron. Viertelfinalspiel hin oder her. Er wird mitkommen!“, meinte sie und Harry sah streng zurück.

                      „Dafür kannst du nicht sorgen, du bist seine Frau. Wenn ich ihn hindere, am Viertelfinalspiel teilzunehmen, wird er mir das vielleicht eines Tages verzeihen, aber ich kann nicht zulassen, dass du noch einmal alles aufs Spiel setzt!“, sagte er überzeugt und er wusste, sie würde ihn in dieser Sache gewähren lassen.

                      „Harry Potter. Immer zuerst in Sorge um die anderen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich dich so sehr mag…“, sagte Hermine und wuschelte ihm durch sein Haar. Sie bemerkte ein leichtes Zucken seinerseits und es kam ihr vor, als hätte er das schon einmal gehört. Vor langer Zeit. Sie hakte sich jetzt bei ihm unter und reichte ihm ihren Zauberstab. „Versuchs!“

                      „ALOHOMORA!“, sagte er mit lauter Stimme und die Tür flog daraufhin mit einem Krachen aus den Angeln.

                      Sie nahm ihm mit einem Kopfschütteln den Stab weg und wandte mit ihm gen Tür gerichtet ihren bekannten Reparo-Zauber an. „Du musst vorsichtig sein! Es ist jetzt ein wenig anders, es ist viel stärker. Und Harry: niemand darf es wissen! Außer uns darf niemand wissen, dass Harry Potter wieder zurück ist!“, schloss sie und er nickte.

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                        11. Feuerblitz und andere Enddeckungen




                        Bernardo war am nächsten Tag für Hermines Begriffe erstaunlich gefasst, als er erfuhr, dass jener Band die Nacht nicht überstanden hatte. Nach ihrem Dafürhalten hatte Bernardo eine Ahnung, nachdem ihm sehr wohl die Veränderung im Fresko aufgefallen war. Sie beide hatten ihm die Gewissheit für seine Vermutungen geliefert. So waren sie nun schon zu fünft, die von dem Zusammenspiel unbekannter Mächte wussten, auch wenn es keiner von ihnen wirklich direkt Ansprach. Die Zeichen allein waren mehr als ausreichend, um festzustellen, was der andere vermutete: ein verändertes Steinfresko, ein verkohltes, antikes Buch und ein zerbrochener Zauberstab. Was allerdings wirklich vor sich ging und wohin die Reise nun führen würde, wurde selbstverständlich nicht diskutiert. Harry dachte nur noch daran, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und zurück zu Ginny. Er erkannte, sie hatte Recht – wie immer. Ein Fortlaufen kam nicht in Frage. Zu keiner Zeit. Harry erinnerte Bernardo noch einmal an sein Angebot, doch auch ohne Absage war ihm klar, dass Bernardo sein Angebot nicht annehmen konnte und durfte. Nicht aus reiner Höflichkeit; es ging einfach nicht. Sein Platz war hier und Harrys in Hogwarts. Nachdem sie sich ausgiebig verabschiedet hatten, apparierte Hermine mit Harry am Arm berührend zurück: erst in seine Wohnung und nach einem stillen Winken des Abschieds zurück ins Ministerium.

                        Der Schreibtisch war nun brechend voll mit Akten und Hermine würde den ganzen Tag und vermutlich auch die halbe Nacht benötigen, um alles aufzuarbeiten. „Kann ich wirklich nicht einmal drei Tage wegbleiben, ohne dass hier alles aufläuft?“, fragte sie in Gedanken in den Raum. Sie nahm sich die nächsten Akten vor und schrieb immer einige Notizen an den Rand, bevor sie diese auf den Stapel „Erledigt“ oder „Wiedervorlage“ legte. Bei manchen zückte sie auch ihre schnelle Schreibefeder und diktierte dieser ihre Wünsche und Vorgaben, die später als Richtlinien für Madeleine dienen sollten. Gegen Abend schickte sie Ron ihren Patronus mit den Worten: „Es wird hier später. Ich bin tot.“
                        Zu der ganzen aufgelaufenen Arbeit kamen auch noch die Gedanken der letzten Tage. Was war passiert? Sie und Harry hatten sich geliebt. Sie hatte alles vergessen: Ron. Wer sie war. Ihren Stand. Ihre Freunde. Alles! Hatten sie sie alle verraten? Niemand würde es wissen. Keiner! Sie musste weitermachen wie bisher. Niemand würde es merken. Alles wird so sein wie es immer war. Ron würde spielen und sie ihren Job im Ministerium machen. Wie immer. Sie verdrängte alle Erinnerung daran und verbannte sie in eine hinterste Ecke ihres Geistes. „Nicht mehr daran denken… Nur nicht mehr daran denken!“, sagte sie leise zu sich selbst, während sie ihren Kopf erschöpft auf den Tisch sinken ließ.

                        Es sollte jedoch kein ruhiger Schlaf werden. In ihrem Traum waren Jahre vergangen, doch sie waren nicht allein. Ein kleines Mädchen tollte um ihre Beine und rief begeistert nach seiner Mama und Hermine selbst redete das Kind mit einem Namen an, der ihr seltsam fremd und doch vertraut vorkam. Kyrainne. Sie spielte mit ihr auf einer grünen Wiese „Zaubern“ und spürte nichts von dem Druck, der jetzt noch auf ihr lastete. Alles war so leicht. Hermine nahm die Kleine in den Arm und drückte sie an sich. Danach wuschelte sie durch ihre langen, roten Haare. Doch als Hermine in die Augen des kleinen Wesens sah, wachte sie schreiend auf und Ron saß neben ihr.

                        „Madeleine hat mich benachrichtigt, als sie bemerkte, dass du eingenickt bist. Das war vor vier Stunden…“, sagte er leise und strich über ihre Haare. „Du solltest dir weniger zumuten. Ich meine es ernst! Ich will dich nicht verlieren! Du sollst dich nicht noch mehr überarbeiten, als das Ministerium dir jetzt schon abverlangt. Das Pensum hält kein Mensch durch, auch du nicht!“, meinte er besorgt.

                        Ron nahm seinen Zauberstab zur Hand und schickte seinen Patronus zu Kingsley, der ihn darüber informierte, dass die Ministerin noch zwei oder drei Tage länger wegbleiben würde. King war ein verständnisvoller Mann, was das anging. Er hatte Hermine selbst öfter gewarnt, dass sie, wenn sie so weiter machen sollte, umkippen würde. Frau, Mutter, Freundin und Ministerin. Der Punkt, an dem auch sie sich eingestehen musste, dass sie Erholung brauchte, war nun da. Und dann waren da auch noch Harry und Padua. Das Geheimnis, welches sie gelüftet hatte und der Traum. Traum oder Vision? Eine Folge des Zusammentreffens mit den Sternenmagiern? Oder war sie einfach nur überarbeitet?

                        Sie ließ sich von Ron widerstandslos auf den Arm nehmen und er brachte sie nach Hause, um danach ein paar Sachen zusammenzuraffen und mit ihr ein paar Tage in “Urlaub“ zu fahren, auch wenn er sie nicht fragte. Ron hielt es für erforderlich. Aber wohin? Nach Frankreich zu Bill? Oder zu Charlie nach Rumänien? Beides war keine der besten Ideen, denn dort würde Hermine auch keine echte Ruhe finden, dachte er. Ron durchstöberte die Hausapotheke und fand den Trank für den traumlosen Schlaf. Er mixte ihr ein kleines Glas davon an und gab es ihr zu trinken. Sie hatte dem nicht mehr viel entgegenbringen als ein schwaches „danke“, um anschließend sofort einzuschlafen.

                        Jetzt lief Ron zu Höchstform auf. Wohin könnten sie reisen, um sich zu erholen, war die bange Frage. Jeder würde sie kennen und vor allem erkennen. Außer… natürlich! Das war es! In der Muggelwelt würde sie niemand erkennen und so hetzte Ron die ganze restliche Nacht von der Zaubererwelt in die Muggelwelt und zurück. Immerhin war Ron nicht gerade der Experte, was Muggel-Angelegenheiten betraf. Doch der Apfel fiel nicht weit vom Stamm. So stelle er sich nicht ganz so ungeschickt an, wie manch anderer Zauberer, der zum ersten Mal in der Welt der nichtmagischen Menschen unterwegs war. Er mietete einen kleinen Bungalow an Südspitze von Ischia. Die kleine Insel schien alle Voraussetzungen zu erfüllen. Sie war abseits gelegen und wurde fast nur von älteren Touristen besucht. Der Ort war berühmt für seine Thermalbäder, aber am wichtigsten war, dass jetzt gerade keine Saison war. Er ließ sich haarklein beschreiben, wo sich genau die Insel und die Behausung befand, um ohne nennenswerte Schwierigkeiten dorthin apparieren zu können, was ihm auch fast gelang. Das Gepäck hatte er verkleinert und in die Hosentasche gesteckt. Er landete mit ihr in der Besenkammer und dachte, dass es auch hätte schlimmer kommen können. Und es kam schlimmer... Sie waren nicht in ihrem Haus, sondern in einem danebengelegenen gelandet. Zum Glück hatte keiner den Krach bemerkt, als er mit ihr auf dem Arm das Putzmittel durch die Kammer warf. Der Bungalow stand offensichtlich leer, was Ron einen kleinen, erleichterten Seufzer entlockte. Er verschwand mit ihr durch eine offene Hintertür. Warum sie geöffnet war, daran verschwendete er keinen Gedanken. Stattdessen trug er sie jetzt zu dem Danebengelegenen und war sichtlich erleichtert, dass der Schlüssel passte. Ron legte Hermine auf das Bett im Schlafzimmer und deckte sie mit einem dünnen Laken zu. Es war eine laue Sommernacht und man hörte das Meer rauschen. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Saft heraus und verzichtete auf ein Glas. Anschließend nahm er auf der Veranda Platz und döste ein.

                        Als Hermine spät am Morgen erwachte, benötigte sie einem Moment, um sich an die Umgebung zu gewöhnen. Er hatte sie entführt. Ja, Ron hatte sie wirklich entführt. Sie fand ihn dösend auf der Veranda, setzte sich neben ihn und lehnte sich an seine Schulter. „Soll ich Frühstück machen?“, fragte sie und bekam sofort einen strafenden Blick.
                        „Du machst hier gar nichts… Außer ausruhen!“, sagte er leise, aber bestimmt, bevor er aufstand und in die Küche ging, um ein Frühstück für beide auf ein Tablett zu zaubern. Er stellte noch eine kleine Vase mit einer roten Rose drauf und kehrte damit zu ihr zurück.

                        Sie lächelte ihn aus verträumten, feuchten Augen an. Er liebte diesen Blick und sie mehr als alles andere auf der Welt. ’Ron Weasley! Ich liebe Dich!’
                        „Ich dich auch. Deshalb musste ich auch handeln.“
                        „Was? Ich hab nichts gesagt!“, meinte sie plötzlich.
                        „Doch natürlich“, beharrte er. “Du hast gesagt…“ Er unterbrach für einen Moment, bevor er neu begann: “Du sagtest ’Ron Weasley. Ich liebe dich.’ Ich hab es doch ganz genau gehört.“
                        Sie schüttelte mit dem Kopf und meinte: „ Nein, ich hab nichts gesagt ich habe es“, der Mund blieb ihr offen, bevor sie ihren Satz beendete, “gedacht!“ Sie runzelte die Stirn. „Du hast meine Stimme in deinem Kopf gehört?“, fragte Hermine und er nickte.
                        Ron bemerkte schon wieder, wie sich ihre Gedanken überschlugen, weswegen er forderte: „Nein, das kannst du vergessen! Jetzt wird nicht darüber nachgedacht, warum das so war. Darüber reden wir später, nicht hier. Nicht jetzt! Hier sind nur wir. Wir!“ Und bevor sie protestieren konnte verschloss er ihre Lippen mit einem Kuss, nahm sie auf den Arm und verschwand nach im Bungalow.

                        --------------

                        Nachdem Hermine Harry nachhause gebracht hatte, war er einfach auf das Bett gefallen und eingeschlafen. Er hatte es nicht einmal mehr ins Bad geschafft und ans Ausziehen war ebenfalls nicht mehr zu denken. Harry, der sonst bis auf die üblichen Alpträume, das ganze Gewimmer und Gestöhne, welche der bewegten Vergangenheit anzulasten waren, relativ ruhig schlief, ließ jetzt vermuten, dass er ein ganzes Sägewerk betrieb. Als Ginny von ihrem Dienst im Krankenhaus nachhause kam, traute sie ihren Ohren nicht. Sie hütete sich davor, ihn aufzuwecken. Was immer der Grund für diese unglaubliche Schlafattacke war – sie schien ihm mehr als gut zu tun. Es schien Jahre her zu sein, ihn einmal so selig schlafen zu sehen. Aus Hermines Büro bekam sie auf Nachfrage von King die Nachricht, dass ihre Freundin nicht erreichbar war, nachdem diese an ihrem Schreibtisch zusammengebrochen war. Es beschlich sie die bange Frage, was in Padua passiert war.

                        Während Hermine zusammengebrochen war, schlief Harry offensichtlich den Schlaf der Gerechten. An diesem Abend sollte sie ihn nicht mehr wach zu Gesicht bekommen. Er schlief bis in die Nachmittagsstunden des folgenden Tages hinein. Er leistete gute 36 Stunden Matratzen-Horchdienst am Stück. Nur ab und zu erwachte er, ging ins Bad, erfrischte sich kurz, um danach wieder einzuschlafen. Als Ginny an diesem Tag nachhause kam, war er gerade erwacht und auf dem Weg ins Bad.

                        „Meinst du, dass wir heute Abend meine Eltern besuchen können?“, fragte sie ihn durch die Tür und bekam nur ein Grunzen zu Antwort, welches sie als Absage wertete. Harry öffnete die Tür, schlurfte mit trägen Augenliedern an ihr vorbei und legte sich wieder ins Bett.
                        „Bin müde... Muss noch ein wenig schlafen. Bitte…“ Das letzte Wort konnte sie kaum noch hören, so leise kam es über seine Lippen und dann war er auch schon wieder eingeschlafen. Jetzt begann sich Ginny echte Sorgen zu machen. Hermine war immer noch nicht erreichbar und Harry schlief einen weiteren Tag und eine weitere Nacht.

                        Als er am Morgen des vierten Tages erwachte, lag Ginny auf seiner Brust und hatte sich eng an ihn gekuschelt. Er atmete ihren Duft ein und liebkoste ihre nackte Schulter, bis sie sich langsam regte und ihm in die Augen sah. „Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte sie leicht irritiert und Harry nickte. Sein Blick war nun nicht mehr getrübt, wie in den Tagen und Nächten zuvor. Seine Augen leuchteten klar und strahlend grün. ’Ich liebe Dich, Harry!’, dachte sie.
                        „Ich weiß und ich bin froh, dass du bei mir bist!“, sagte er und küsste sie auf den Mund.
                        „Ich hab doch gar nichts gesagt…“, sagte sie irritiert.
                        Aber er beharrte auf dem Gegenteil und bestand darauf: “Doch, natürlich! Ich habe es doch ganz genau gehört. Du hast gesagt: ’Ich liebe dich, Harry’“.
                        Ginny schüttelte den Kopf und erwiderte: „Ich hab es gedacht!“ Sie rutschte ein wenig näher zu ihm heran. „Harry was ist in Padua passiert?“, fragte sie nun gerade heraus.
                        Das durfte er ihr nicht sagen und so nahm er Ginny in die Arme und flüsterte: “Etwas Wundervolles! ACCIO FEUERBLITZ!“

                        Es gab ein Krachen und Scheppern aus dem Keller, als der Besen sich aus seinen Fesseln löste und in seine Hand flog.

                        „Es war voller Sterne!“, flüsterte Harry verzückt.

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                          #13
                          12. Entscheidungen



                          Im Ministerium ging es bereits drunter und drüber. Fast eine Woche war nun schon vergangen und noch immer gab es keine Spur von Hermine und auch nicht von Ron. Sein Trainer hatte bereits den Ersatzmann für die nächsten Spiele eingeplant, als Ron zweimal hintereinander nicht zum Training erschien und zudem nicht einmal erreichbar war. Kingsley und Madeleine hatten alle Hände voll zu tun, die lästige Presse von dem Fall wegzuhalten, denn der Tagesprophet hatte in seiner Sonntagsausgabe bereits getitelt:

                          „Hermine Weasley spurlos verschwunden. Wo ist die Zaubereiministerin? Alles über das aufregende Leben der Hermine Weasley. Vom Schlammblutkind an die Spitze der Zaubererwelt. Lesen alles darüber auf den Seiten 3 bis 10. Außerdem: Interviews mit alten Schulkameraden auf den Seiten 11 bis 13. Exklusiv von Rita Kimmkorn“

                          Kingsley ließ die Zeitung sinken und blickte hoffnungsvoll zu Madeleine hinüber, doch diese schüttelte den Kopf. Noch immer keine Spur von Hermine oder Ron. Er musste eine Entscheidung fällen, ob sie bequem war oder nicht.

                          „Also gut. Wir warten noch bis zum Ende der nächsten Woche, dann müssen wir die Karten auf den Tisch legen und im Gamot über das spurlose Verschwinden von Hermine Weasley berichten. Ich freu mich schon darauf, in der Presse zerrissen zu werden…“, sagte er zu Madeleine, der der Mund offen stand.
                          „Bis Ende nächster Woche? Soll das ein Witz sein? Wir wissen ja jetzt schon nicht mehr, was wir den Presseleuten erzählen sollen“, schnaufte Madeleine.
                          „Ja, ja, ich weiß. Ich kann Ihre Bedenken gut verstehen, Madeleine, aber wir sind ihr das schuldig. Schon vergessen? Wir sind die Krieger des Lichts. Wollen Sie ihr das so danken?“, fragte er, woraufhin Madeleine den Kopf schüttelte.

                          „Geben Sie ein Communique mit folgendem Inhalt raus:

                          Die Zaubereiministerin ließ verlauten, dass sie wegen dringender, privater Angelegenheiten zurzeit nicht abkömmlich ist.

                          Kingsley Shacklebolt,
                          Stellvertretender Zaubereiminister“

                          Er wusste, dass es das Ende seiner Karriere bedeuten würde, wenn sie nicht bald wieder auftauchen sollte, aber er tat es dennoch.

                          Am Montag lautete die Schlagzeile im Tagespropheten:

                          „Ministerin gönnt sich Auszeit auf Kosten der Zaubererwelt. Lesen Sie alles über…“

                          Kingsley warf die Zeitung mit einer abwertenden Handbewegung in den Mülleimer. Das Prinzip Hoffnung war alles, was noch blieb.

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                          Ron hatte die sonst so pflichtbewusste Hermine dazu überreden können, aus den paar Tagen eine gute Woche zu machen. Sie hatte es zu seiner echten Verwunderung auch wirklich getan. Sie blieben einfach auf der Insel und machten Urlaub, obgleich es zum Teil auch ein wenig anstrengend war, denn Hermine fand noch ein paar andere Dinge über sich heraus. So war sie zum Teil mit Ron verbunden und zum Teil nahm sie auch andere Stimmen war. Als sie einmal schwimmen war, konnte Ron sie nur mit großer Mühe davon abhalten, in die Tiefe zu tauchen, weil dort unten etwas nach ihr rief. Auch hatte ihr Appetit ungewöhnlich zugenommen, wobei es ziemlich egal war, was sie in sich hineinstopfte. Hauptsächlich Süßes, aber auch anderes, was sie vorher verschmähte, sollte sie jetzt sehr lecker finden. Ron kam das Ganze etwas komisch vor und er witzelte schon, dass sie vielleicht schwanger wäre. Das jedoch wies sie kategorisch von sich, da sie immer den Trank genommen hatte, den ihr der Arzt verschrieben hatte, um vor unangenehmen Überraschungen sicher zu sein.

                          „Willst du zurück? Wir können aber auch die Kinder herholen und bleiben. Ich meine, für immer…“, sagte sie und Ron kippte fast aus den Latschen, als die Worte über ihre Lippen kamen.
                          „Mine! Willst du wirklich, dass unsere Kinder auf so eine Muggelschule gehen?“ Er bekam feuchte Hände, denn an ihrem Tonfall bemerkte er, dass sie das wirklich ernst meinte. „Selbst Harry hat es nicht ausgehalten und ist zurückgekommen und das, obwohl er nicht mehr zaubern konnte!“, meinte er und hatte keine Ahnung, was der Satz in Wirklichkeit anrichtete. Das war es! Sie wollte weg von Harry. Ihn nicht mehr sehen müssen. Sie konnte und wollte dafür alles riskieren und aufgeben. Nur Ron war da anderer Meinung.
                          „Was hast du? Sag nichts gegen Muggelschulen. Ich habe auch mal eine besucht. Und ist aus mir vielleicht nichts geworden?“, fragte sie nun.
                          „Hermine! Ich bitte dich. Wenn es dir wirklich ernst ist, bleiben wir hier, aber nicht, bevor du mir zugehört hast. Verstanden?“, bat Ron. Sie nickte und wusste, wenn Ron wirklich loslegte, hatte auch sie, obwohl sie ihm meist überlegen war, nicht die Spur einer Chance. „Mine, ich liebe dich und möchte, dass wir glücklich sind. Der Sport ist nicht alles. Es würde auch ohne Quidditch gehen, aber hier kann ich auch unseren Kindern nicht beibringen, wie man einen Besen fliegt, geschweige denn erklären, was ein Quidditch-Turnier ist. Sie würden ohne Zauberei aufwachsen und sie sind schon fünf. Wie willst du das erklären? Mama muss jetzt weglaufen? Wovor eigentlich? Vor sich selbst? Tritt ein wenig kürzer, Mine. Das sollte möglich sein. Du hast doch ein gutes Team aufgebaut mit King und dir an der Spitze. Du kannst ihm doch vertrauen und sie vertrauen dir auch. Wie nennst du sie immer? ’Meine Krieger des Lichts!’. Willst du deine Krieger des Lichts jetzt wirklich allein lassen? Was wird passieren, wenn du einfach so gehst?“, sagte er, aber Hermine schüttelte den Kopf. Ron und seine Totschlagargumente. Natürlich hatte er Recht.
                          „Wir können nicht oder?“, sagte sie matt.
                          „Nein, es geht nicht. Aber eines geht: wenn wir zurückgehen, werde ich am 1. September für England im Viertelfinale spielen“, sagte er entschlossen und nahm sie in den Arm, als sie zu weinen begann.
                          „Ist gut. Ich weiß.... Was ist mit deinem Bauch?“, fragte er mit gespieltem Lachen und sie musste plötzlich mitlachen.
                          „Ich werd nicht versuchen, dich umzustimmen. Ich weiß, was dir das bedeutet. Meinen Segen hast du!“, sagte sie und er fügte in Gedanken hinzu: ’Aber einer wird’s versuchen.’
                          „Wenn Harry das macht, wird er mich kennen lernen!“, sagte Ron laut und Hermine merkte wieder, dass die in seinem Kopf gewesen war, als sie es gedacht hatte. Sie musste unbedingt lernen, das abzustellen und zwar ganz schnell.

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                          Ginny stieß einen spitzen, kurzen Schrei aus, bevor sie ihm in die Arme fiel und sagte: „Oh, Harry!“ Doch er schob sie weg und sah ihr in die Augen.
                          “Niemand darf es wissen, Ginny. Niemand! Es muss alles so weiter gehen wie es war: ich kann nicht mehr zaubern und aus. Alles andere wäre sehr gefährlich für uns. In erster Linie für den Jungen und für dich!“ Er spielt jetzt auf die unheimliche Begegnung bei Flourish & Blotts an und sie wusste natürlich, dass er damit Recht hatte. Auf die Nachfrage hin, ob Hermine wieder aufgetaucht sei, schüttelte sie den Kopf. Er verfluchte sich schon ein bisschen für seine verdammte Vorsicht. Es war zu riskant. Er konnte und durfte nicht eingreifen, denn wenn die Deckung am Ende aufflog, konnte sonst was dabei herauskommen. Nein. Sie mussten so klarkommen. Sie würde schon wieder auftauchen. Er fingerte nach seinem persönlichen Portschlüssel, der ihn nach Hogwarts brachte. Harry entschied, dass es das Beste war, wenn er sich jetzt selbst um seine Angelegenheiten kümmern würde, die er solange seiner alten Hauslehrerin überlassen hatte.

                          „Kommst du am 1. September mit, wenn wir das Rätsel lösen?“, fragte er und sie nickte zustimmend. „Fein, dann müssen wir jetzt nur noch deinen Bruder überzeugen, wenn er denn wieder greifbar ist!“, meinte er und sah wie Ginny den Kopf schüttelte.
                          „Harry, Ron ist seit zwanzig Jahren dein bester Freund und mein Bruder. Zerstör das nicht, ja? Ich bitte dich!“, sagte sie mit einem mahnenden Unterton in der Stimme. Sie kannte Harry und wusste um seinen Dickkopf. Und sie wusste auch, dass und vor allem wie er in der Lage war, erwähnten Dickkopf gegen so manchen Widerstand durchzusetzen. Trotz seiner verbrieften Leistungen war der verdammte Dickkopf an vielem Schuld, was hätte vielleicht vermieden werden können. Harry tat nichts, weder zustimmend noch ablehnend. Ginny verabschiedete sich und begab sich ins Krankenhaus, während Harry den Portschlüssel nach Hogwarts nahm. Das neue Schuljahr war bereits gefährlich nahe und er bedauerte es, McGonagall solange allein gelassen zu haben.

                          Als er ankam, landete er in der Haupthalle, in die man ja eigentlich nicht hinein apparieren konnte. Er hatte vom Ministerium den Portschlüssel erhalten, mit dem er von seiner Wohnung direkt herkommen und zurückgehen konnte. Und wenn er den mal vergaß, konnte er immer noch das Flohnetzwerk nutzen; selbst als halber Muggel.

                          Auf dem Weg in das Büro des Schulleiters kam ihm bereits auf halbem Wege Professor McGonagall entgegen. „Harry, endlich… Ich dachte schon, Sie würden gar nicht mehr zurückfinden. Ist alles in Ordnung?“, fragte seine alte Hauslehrerin, als er nicht sofort reagiert.
                          „Ja, ja, durchaus alles bestens!“, sagte er.

                          Er hatte in keinem Fall vor, ihr zu berichten, was vorgefallen war, nur das Notwendigste. Sie begleitete ihn in die Grosse Halle, in welcher in diesem Augenblick das Frühstück hochgefahren wurde. Harry setzte sich an seinen Stammplatz, während Minerva neben ihm Platz nahm. Er erkundigte sich nach den Vorbereitungen und war zufrieden, dass sie bereits alles geregelt hatte.

                          „Da könnte ich ja glatt wieder verschwinden!“, sagte er scherzend. Minerva lachte herzlich, aber Harry erklärte daraufhin: “Nein, im Ernst! Ich hätte da noch einige Dinge zu erledigen. Wenn Sie also noch nicht genug haben, können Sie gern noch etwas bleiben.“ Minerva stimmte erfreut zu. Sie redeten noch etwas über die vergangenen Wochen und Harry begleitete sie im Anschluss in das Büro des Schulleiters.
                          „Hier sind ein paar Dinge, die ich Sie bitten muss, selbst zu erledigen. Ich kann vielleicht das Haus für Sie leiten, doch den Papierkram kann ich nicht auch erledigen!“, gab sie zu bedenken und ließ Harry jetzt wieder in seinem Büro allein.

                          Er dämpfte das Licht, ging um den Schreibtisch herum und besah sich die Bilder an der Wand. Wie immer schien Dumbledore zu schlafen, doch als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, beschlich ihn immer stärker das Gefühl, beobachtet zu werden. Er spürte an seinem Hinterkopf, wie ihm die Augen des Bildes bei jeder seiner Bewegungen zu folgen schienen. Und wenn er sich dem Bild zuwandte, schien es unverändert. Die Muggel nennen so etwas Paranoia, rief er sich in sein Gedächtnis und begann zu arbeiten.

                          Die nächsten vierzehn Tage gingen bis auf den Umstand, dass Hermine und Ron verschwunden blieben, relativ ereignislos ins Land. Minerva kümmerte sich um die Klassen und er erledigte die aufgelaufene Bürokratie. Es waren nun nur noch ein paar Tage bis zum Schulanfang und er bereitete seinen Notfallplan für Ron vor, falls dieser sich nicht überreden lassen sollte, sich am 1. September hier einzufinden, wovon Harry ausging. Harry nahm ein Pergament zur Hand und schrieb dem Trainer, dass er auf Ron in dieser Angelegenheit auf keinen Fall verzichten konnte. Er wusste, dass man ihm die Bitte nicht abschlagen würde. Harry Potter hatte nach seinem Sieg über den Dunklen Lord keine Schmeicheleien, was seine Person anging, zugelassen. So würde man, wenn der Schulleiter von Hogwarts bat, auch nicht nein sagen; nicht nein sagen können.

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                          An diesem Abend sah Harry aus dem Fenster des Astronomieturms herüber zum verbotenen Wald, der durch den Sonnenuntergang in ein rotbläulich schimmerndes Licht getaucht war. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen. Bald erblickte er vor seinem geistigen Auge eine Herde von Zentauren, die ihres Weges zogen, bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

                          Anfangs war es nur ein Schimmer, doch je näher sie der Quelle kamen desto gleißender wurde das Licht. Mangorian brachte seine Herde zum Halten und schritt langsam, aber voller Anmut, auf die Lichtquelle zu.

                          „Seit ihr nun doch zurückgekehrt?“, fragte er mit fester Stimme und hob den Kopf.
                          „Ja!“, antwortete die Lichtgestalt. “Es ist Zeit.“
                          „Aber sie sind nur Menschen…“, fügte der Zentaur hinzu.
                          „Und ihr wart nur Pferde!“, sprach es sanft aus dem Licht.

                          Er scharrte wild mit den Hufen und warf zornig den Kopf in Luft, als er einen Schrei ausstieß, doch das Licht reagierte nicht. Es sprach einfach weiter, als ob nichts gewesen wäre.

                          „Vielleicht haben wir uns zu wichtig genommen“, sagte Mangorian ein wenig einsichtig.
                          „Vielleicht…“, gab das Licht zurück.

                          Professor Snapes Stimme sollte ihn wieder in die Realität zurückbringen. Dieser störte ihn natürlich zu gern in einem stillen Moment. Obgleich die beiden Männer in der Vergangenheit ihren Frieden miteinander gemacht hatten, riss die alte Spannung nie ab. Dazu waren sie zu lange verfeindet, um sich jetzt plötzlich freundschaftlich in den Armen liegen zu können. Es gab Dinge, die konnten einfach nicht ungeschehen gemacht werden. Sein Verhältnis zu dem Zaubertrankbrauer hatte sich auf ein Normalmaß reduziert. Man ging einigermaßen freundlich und sachlich miteinander um, aber ansonsten sich auch gern aus dem Weg. Harry hätte um nichts in der Welt mit ihm tauschen wollen. Zum Glück stellte sich heraus, dass er nur seinen Stundenplan für das kommende Jahr mit ihm abstimmen wollte. Harry machte hier und da seine Notizen zu dem Stoff, den Snape in den einzelnen Klassen in diesem Jahr lehren wollte und ließ ihn danach seiner Wege gehen. Ein wenig später schickte Harry den Brief an Rons Trainer mit Hedwig ab, ohne zuvor den Versuch zu unternehmen, erst mit seinem Freund zu reden.

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                          Kingsley Shacklebolt blieb keine andere Wahl mehr: er musste das Zauberer-Gamot über das spurlose Verschwinden von Hermine Weasley informieren und die Konsequenzen für sein Handeln tragen. Das bedeutete in seinem Fall den sofortigen Rücktritt. Sicher würde er sich auch zur Wahl stellen, konnte sich aber kaum noch Chancen ausrechnen, weil man ihm ganz sicher sein Handeln im vorliegenden Fall ankreiden würde. Er fragte sich schon, wer denn der nächste Zaubereiminister werden würde. Im ungünstigsten Fall holten die Eisenschädel Scrimgeour zurück, obgleich der vermutlich schon zu alt war. Andererseits, überlegte Shacklebolt, dachte Scrimgeour bestimmt daran, sich so an Hermine im nachhinein noch für die Schmach, die sie ihm angetan hatte, rächen zu können, als das Muggelkind damals seinen Posten übernommen hatte.

                          Hermine betrat die Halle und stürmte schnellen Schrittes, ohne auf die verwunderten Blicke zu achten, in ihr Büro.

                          „Gerade noch rechtzeitig, was King? Gehen wir!“, sagte sie atemlos.

                          Perplex starrte Kingsley sie mit offenem Mund an, als er sie erblickte, aber er folgte ihr wortlos. Nach einer guten halben Stunde im Zauberer-Gamot war der Spuk vorbei. Hermine schlug mit Worten hart wie Stahl und war danach immer noch Zaubereiministerin. Erst später am Tag, als sie die Ereignisse noch einmal Revue passieren ließ, bemerkte sie, dass da noch etwas anderes war. Am Ende schien keiner mehr seine Gegenargumente vorbringen zu wollen. Das machte ihr irgendwie Angst. Hatten nur ihre Worte die Anwesenden überzeugt oder war es ihr gelungen, den Anwesenden ihren Willen aufzuzwingen? Eine Frage, die sie im Augenblick in einem Hinterstübchen vergrub. Sie dankte Kingsley und Madeleine für deren Loyalität. Im Anschluss gab das Ministerium eine Reihe von Stellenangeboten raus, die alle das Ziel hatten, die Ministerin zu entlasten und ihr den Rücken frei zu halten.

                          „Ich habe dich gewarnt und dir gesagt, dass so etwas früher oder später passieren würde, aber du wolltest ja nicht auf mich hören!“, tadelte King sie jetzt und er wusste, dass er der einzige neben Ron und vielleicht Harry war, von dem sie sich das gefallen ließ.

                          Tex hatte man die undankbare Aufgabe aufgebürdet, Ron klarzumachen, dass er am 1. September das Viertelfinalspiel nicht bestreiten würde. Sie erklärten es mit seiner spontanen Abwesenheit, ließen aber durchblicken, dass es von einer nicht näher bezeichneten, höheren Stelle gewünscht wurde. Für diesen Tag war er raus aus dem Team.

                          Als Harry an diesem Abend nachhause kam, wartete Ginny schon mit saurer Mine auf ihn. „Das hätte ich nicht von dir gedacht, dass du so weit gehst!“, sagte sie vorwurfsvoll. Harry spürte ohne Vorwarnung, dass seine Wange heiß wurde, als würde sie zu glühen beginnen.

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                          Hermine kam heute schon um halb sieben nachhause, doch auch heute war Ron bereits da und wartete wie gewohnt auf seine Frau. „Und ich dachte, ich komme früher und könnte dich mal mit einem Essen überraschen“, scherzte sie und merkte auch gleich, dass etwas nicht stimmte, da er nur eine knurrende Antwort gab.
                          „Sie haben mir gesagt, dass ich am ersten nicht spielen werde“, antwortete Ron, dem der Zorn in seiner Stimme anzuhören war. Er zischelte wütend: “Und ich weiß auch, wem ich das wahrscheinlich zu verdanken habe.“

                          Er wusste, dass nur Harry so etwas versuchen könnte, dachte aber nicht im Traum daran, dass er das wirklich in die Tat umsetzen würde, ohne mit ihm darüber vorher zu reden. Hermine war jetzt hinter ihn getreten, massierte seinen Nacken und fühlte, wie sich Ron unter ihren Händen langsam entspannte.

                          „Offen gestanden, Schatz, denke ich, dass es der einzige Weg war, dich dahin zu bekommen und du weißt auch, was ihm das bedeutet. Die ganze Sache galt uns vieren und nicht nur einem Teil von uns!“, versuchte Hermine zu erklären.
                          „Du nimmst ihn echt noch in Schutz? Gibt’s denn das?“, meckerte Ron.

                          Mit einer abwinkenden Handbewegung und einem Grunzlaut ließ er das Thema sein. Als sie spürte, dass er sich entspannte, glitt sie um den Sessel herum, setzte sich auf seine Schoß und schlang die Arme um Rons Hals, bevor sie ihn sanft küsste. Dann noch einmal. „Besser jetzt?“, fragte sie leise und knabberte an seinem Ohr. Dann flüsterte sie hinein: „Ich hab zwar keine Ahnung, wie das ging, aber ich bin wieder schwanger.“

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                            #14
                            13. A kind of magic



                            Die letzten Tage bis zum ersten September vergingen wie im Flug. Wie versprochen trat Hermine nun etwas kürzer. Ron war von der Nachricht ihrer Schwangerschaft im ersten Moment etwas geschockt, aber nach den Widrigkeiten der letzten Tage war das die erfreulichste aller Nachrichten, die er erhalten hatte.

                            „Hat sich deine Schwester wieder beruhigt?“, fragte sie jetzt.
                            „Ich denke schon. Sie hat ihm eine runtergehauen und ist für drei Tage in den Fuchsbau verschwunden, bis er reumütig angekrochen kam. Mum hat gesagt, sie hätte Ginny noch nie so erlebt. Sie sei wohl richtig Schlitten mit ihm gefahren. Und ich werd’ ihm dazu auch noch meine Meinung sagen. Selbst wenn ich ihn verstehen kann, hat er nicht das Recht, sich derart in mein Leben einzumischen. Punkt, aus!“, sagte er und Hermine hob abwehrend die Hände, als wollte sie sagen „Hab ich es dir nicht gesagt, dass er was versuchen würde?“
                            „Na ja, auf jeden Fall werden wir dann mal ein paar Tage Urlaub in Hogwarts einplanen, was? Und wir nehmen einen Portschlüssel! Apparieren ist ja in deinem Zustand nicht mehr…“, fügte Ron verstummend hinzu und Mine sagte, dass es erst ein paar Tage her war, als sie den Test gemacht hatte. Doch Ron blieb dabei. Apparieren wollte er vermeiden und sie gab sich geschlagen. „Ich werde ein bisschen ausrasten und beruhige mich, wenn du auf mich einredest, frei nach guter Zauberer – böser Zauberer“, zwinkerte er ihr jetzt zu.

                            „Hast du eigentlich die Spur einer Ahnung, was du mir angetan hast?“, brüllte Ron Harry an, während er ihm schimpfend hinterher stolperte. “ES WAR DAS VIERTELFINALE, HAST DU GEHÖRT? DAS VIERTELFINALE! ICH BRING DICH UM!“

                            „Ron bitte…“, versuchte Hermine ihn zu beruhigen, aber während sie auf ihn einredete, rastete er nur noch mehr aus. Nachdem er es für wahrscheinlich hielt, dass Ron auf stur schalten würde, hatte Harry sich über seinen Kopf hinweg mit dessen Trainer in Verbindung gesetzt, von einer Geschichte um Leben und Tod erzählt und dass er Ron unbedingt dabei brauchen würde. Harry wusste, dass man seine Bitte nicht abschlagen würde. Er selbst hatte sich nach seinem Sieg über Voldemort aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und war später dem Ruf von Minerva McGonagall nach Hogwarts gefolgt. Er hatte sich bereiterklärt, das Fach Muggelkunde zu unterrichten – und als die greise Leiterin spürte, dass ihre Zeit gekommen war, schlug sie dem Ministerium vor, Potter als neuen Schulleiter von Hogwarts einzusetzen. Man sträubte sich anfangs ein wenig dagegen, weil er mit seinen knapp über 30 noch so jung an Jahren war, erkannte ihm aber Aufgrund seiner Verdienste den Posten zu, schlussendlich weil man auch neue Maßstäbe setzen wollte. Später dann, als Hermine Zaubereiministerin geworden war, konnte er einige Neuerungen durchsetzen, die unter dem immer weiter vergreisenden Schulrat nicht machbar gewesen wären.

                            „Ich kann dich doch verstehen Ron, aber schau mal: du warst mit England drei Mal Weltmeister, drei Mal, Ron! Und sie werden dich bestimmt nicht umbringen.“ Dann wechselte er das Thema und sagte: “Madam Hooch möchte aufhören. Was meinst du? Willst du nicht ihren Posten übernehmen?“
                            „Und Erstklässlern das Fliegen beibringen?“, blaffte Ron hinterher.
                            „Überleg es dir! Das Angebot steht und deine Frau wäre bestimmt nicht die Traurigste. Wir wissen alle, welche Risiken ihr eingeht“, sagte Harry und schielte zu Hermine, von der er sich Zustimmung erhoffte, doch sie sagte nichts. Ron, wie es aussah, beruhigte sich von allein. Harry hoffte, dass er ihn überzeugt hatte, denn nachdem Ginny ihn am dritten Tag im Fuchsbau in die Mangel genommen hatte, musste er versprechen, das wieder gutzumachen und jetzt ergab sich dazu eine ausgezeichnete Gelegenheit. So hätten alle etwas davon. Hermine brauchte keine Angst mehr haben, wenn Ron flog, die Kinder würden ihren Daddy öfter sehen und er hätte seinen alten Freund wieder häufiger um sich.

                            Harry wollte noch kurz das Grab von Dumbledore besuchen. Während sie ein paar Minuten andächtig davor standen, sagte keiner ein Wort, doch eine vertraute, jedoch nicht erwartete Stimme brach plötzlich die Stille.

                            „Kommt, Harry Potter, folgt mir!“

                            Harry zuckte zusammen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit einem Zentauren, der ihn und seine Freunde freundlich aufforderte, mit ihm zu gehen.

                            „Die Zentauren müssen sich bei Harry Potter und seinen Freunden entschuldigen. Es war nicht Recht. Wir waren so von uns überzeugt, dass wir nicht erkannt hatten, wie verzweifelt ihr wart und dass ihr keine andere Wahl hattet“, sagte er schnaufend. “Wir hoffen, dass ihr uns vergeben könnt und würden uns freuen, bald auch andere Menschen zu unseren Freunden zählen zu können!“, nickte er auch den anderen freundlich zu.

                            Den vieren stand nach Mangorians Worten der Mund offen und sie hielten für einen Augenblick inne. „Harry, verstehst du das? Haben wir das eben richtig verstanden? Er hat sich entschuldigt? Aber…“, fragte Hermine ungläubig.

                            Der Zentaur ging voraus und blieb nach einer Weile stehen. Er drehte sich zu den vier Freunden um und sprach mit leiser, aber freundlicher Stimme zu ihnen: „Mein Weg endet hier, doch eurer beginnt erst! Geht nun allein weiter. Wir werden euch immer beschützen!“ Er wartete die Antwort nicht ab, sondern entfernte sich im gestreckten Galopp.

                            Die vier traten dichter zusammen und gingen tiefer in den verbotenen Wald hinein, bis sie ein anfangs schwaches, doch später immer stärker werdendes Licht bemerkten. Und wenn er sich vorher noch nicht ganz sicher war, so war er jetzt der festen Überzeugung, dass die ganze Sache am Ende nur ein Trick war, um sie hierher – genau hierher – zu locken. Harry warf Hermine und den anderen einen vielsagenden Blick zu und sie nickten.

                            „Ich denke die Antworten, die wir suchen, werden wir hier erhalten. Im Büro des Schulleiters jedenfalls nicht“, sagte Harry.
                            In dem Moment, als sie sich dem Licht bis auf ein paar Meter näherten, durchbrach eine tiefe, warme Stimme die Stille: „Als sich die Flammen um das weiße Grabmal schlossen, was hast du gesehen?“

                            Er wusste sofort, was die Stimme meinte. Es war auf Dumbledores Beerdigung gewesen, als er Ginny erklären musste, dass er sie um ihrer Selbst Willen verlassen müsste – nicht wollte, sondern musste. Das war der Zeitpunkt, als Ron und Hermine im Angesicht des Todes zueinander gefunden hatten und das Streiten ein Ende genommen hatte.

                            Harry kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Hermines Augen wurden feucht und die Hände der beiden Pärchen fanden zueinander.

                            „Ich dachte, nein ich glaubte, einen Phönix aus den Flammen aufsteigen zu sehen. Es war nur ein Augenblick… Er breitete seine Flügel aus und schoss in den Himmel, um sich weinig später aufzulösen“, schilderte Harry.

                            Das Licht wurde schwächer und er konnte die Umrisse eines Mannes erkennen, der zum Vorschein kam. Harrys Herz schlug schneller. Er sah aus, wie ein ganz normaler Zauberer, der ein langes Gewand von blauroter Farbe trug, welches vorn offen war, vermutlich, um sich besser bewegen zu können. Darunter trug der Mann eine Art Wams, der in einem hellen Braun gehalten war. Dieser war umschlugen von einem Gürtel, an dessen Seiten zwei silbern schimmernde, etwa dreißig Zentimeter lange, dicke Stäbe mit einer Öffnung nach unten hingen. Er lächelte und trat ein Stückweit beiseite, als im Halbdunkel zwischen zwei Bäumen ein weiterer Schatten Gestalt annahm. Es war ein ganz schwaches, orangefarbenes Glühen, das am Ende eine Gestalt zum Vorschein, die sich nun den vieren näherte.

                            „Es ist eine Art Magie!“, sagte die zweite Gestalt.


                            14. Aus einem fernen Land




                            „Dumbledore!“, entwich es Harry atemlos.

                            Ginny und Hermine stießen einen spitzen Schrei aus und wichen vor Schreck ein Stück zurück, während sich Ron die Faust in den Mund presste. Harry jedoch stand nur fassungslos da.

                            „Wie…?“, bekam er gerade noch heraus, während sich der fremde Zauberer gegen einen Baum lehnte und die Anwesenden beobachteten.

                            „Magie, Harry, Magie! Am Wendepunkt der Gezeiten kehre ich zu euch zurück und ich habe noch jemanden mitgebracht“, sagte er fortwährend lächelnd.

                            Jetzt strauchelte auch Harry und musste sich setzen. Er suchte nach Ginnys Hand und nachdem er sie gefunden hatte, ließen sich alle vier auf den Waldboden nieder.

                            „Es kostet mich unendlich viel Kraft, hier zu sein und doch musste ich dieses auf mich nehmen, um euch zu danken für alles, was ich euch aufgebürdet habe“, sagte Dumbledore.

                            „Wer ist das?“, fragte schließlich Ron, der als erster seine Fassung wiedergewonnen hatte, während die anderen noch nach Luft schnappten.

                            „Das ist kompliziert… Er kommt aus einem fernen Land und hat sich bereit erklärt, mich auf meiner Reise zu euch zu begleiten, doch nicht nur das! Er wird euch auch unterrichten in eurem achten Jahr. Ich darf Professor Jonathan vorstellen!“, sagte er zu dem Baum deutend, an welchem der Fremde lehnte und grüßend nickte.

                            „Aber Sir…“, widersprach Harry. “Sir, ich kann nicht mehr zaubern, seit ich Voldemort besiegt habe. Dies war der Preis, den ich zahlen musste, um den dunklen Lord besiegen zu können!“, gab er zu bedenken und begann endlich, sich ein wenig zu entspannen.

                            Jetzt schaltete sich der Fremde ein und sagte: „Ihr habt mich gerufen, schon vergessen? Und in Padua ist etwas passiert, aber es ist anders. Hab ich Recht?“ Er näherte sich der Gruppe und während sie ihn gebannt anstarrten, bemerkten sie nicht, wie sich der Geist Dumbledores neben Harry stellte und ihm sanft mit der fast unsichtbaren Hand über die Wange fuhr.

                            Harry nickte.

                            „Deine Liebe hat Dumbledore zurückgebracht! Du und deine Freunde; sie sind besonders, auserwählt, ausersehen, wie man es auch nennen mag. Es ist Zeit für den nächsten Schritt“, sagte Jonathan.

                            „Was bedeutet das?“, wollte Hermine wissen, legte aber den Kopf ein wenig stöhnend an Rons Schulter.

                            „Sie sollten das Angebot ihres Freundes annehmen, Ron!“, sagte Jonathan, während Ron nach Luft rang.
                            „Woher…?“, bekam er gerade noch raus.
                            „Eure Techniken sind nicht besonders. Ihr seid offene Bücher für mich. Ihr habt um etwas gebeten und es erhalten. Jetzt kommt die Zeit zu lernen, es richtig einzusetzen!“, führte er aus, aber sowohl Ron als auch Ginny widersprachen. „Ja, stimmt. Ich hatte es fast vergessen. Wir machen heute mal eine Ausnahme. Eure Hände bitte!“, sagte Jonathan mit sanfter Stimme und Hermine sah, wie Ginny und Ron dem Zauberer ohne erkennbaren Widerstand Folge leisteten. Anschließend erglühte ein ähnlich strahlendes Licht wie in dem Raum in Padua und Hermine hoffte, die beiden würden nicht übereinander herfallen, so dass man sie trennen musste. Harry giggelte. Sie fühlte seine Gedanken in ihrem Kopf und dachte daran, eine Mauer zu errichten. Stein auf Stein, auf Stein, auf Stein, bis er verstummte. Nach wenigen Minuten war es vorbei und Hermine nahm Ron und Harry Ginny in den Arm, die sich jetzt sehr zu ihren Partnern hingezogen fühlten.

                            „Er…“, Jonathan zeigte auf Dumbledore, “muss uns jetzt wieder verlassen, denn seine Kraft schwindet.“ Die vier Freunde sahen den weisen Zauberer verblassen.
                            „Nutzt es wohl!“, waren Dumbledores letzte Worte, bevor er verschwand.

                            Die vier konnten es noch immer kaum fassen. „Kann er wiederkommen?“, fragte Hermine schließlich.

                            „Wenn er sich erholt hat, wird auch dies möglich sein“, erklärte Professor Jonathan und machte eine winkende Handbewegung, die aus dem verbotenen Wald hinausdeutete.
                            „Aber wie…?“, hakte Harry nach, obwohl er die Antwort kannte. Was hatte Dumbledore gesagt? Für einen gut vorbereiteten Zauberer wäre der Tod nur ein weiteres Abenteuer!

                            „Er war gut vorbereitet!“, sagte Jonathan und bestätigte, was Harry schon vermutet hatte.
                            „Wie kann man sich auf so etwas vorbereiten?“, wollte Harry nun wissen, doch er ahnte schon, was jetzt kommen würde.
                            „Unter anderem deshalb bin ich hier, aber das ist nur ein Nebeneffekt von dem, was Sie alle lernen werden und da wir jetzt beide Professoren sind, nennen Sie mich doch Jonathan. Eure Fähigkeiten und unsere haben sich vereint. Er war auch mein Lehrer!“, sagte Jonathan nun.

                            „Ihr Lehrer? Aber die Legende sagt, dass die Lehrer aus den Sternen herabgestiegen sind und…“, doch weiter kam Hermine nicht.
                            „Sie sagen es bereits: eine Legende, ein Ammenmärchen – nichts weiter. Nach den letzten beiden Misserfolgen haben wir geschworen, nur noch zu erscheinen, wenn man uns ruft. Und in den letzten tausend Jahren konnte das keiner, was wiederum für euch spricht“, erklärte er.
                            Jetzt war es Hermine, die die Augen verdrehte und dachte: ’Professor Allwissend, na das wird bestimmt noch heiter werden’
                            Sie fühlte einen imaginären Schlag und fasste sich an den Kopf. „Alles in Ordnung, Schatz?“, wollte Ron wissen und Hermine nickte während sich ihr Blick zu Jonathan verfinsterte.
                            ’Bist abgeprallt was?’, dachte Hermine.
                            Stein auf Stein, auf Stein, auf Stein. Doch Jonathan ließ sich nichts anmerken. Er setzte seine Unterhaltung mit Harry und Ginny fort. „Es gibt in ihrem wundervollen Schloss bestimmt einen Ort, an den wir uns unerkannt zurückziehen können?“, fragte er doch es klang eher wie eine Feststellung.
                            „Ja, aber ich würde vorschlagen, wir gönnen uns heute etwas Ruhe. Der Tag hat Überraschungen genug gebracht. Wie sieht es mit euch aus? Wollen wir morgen anfangen?“, fragte Harry und die drei bejahten. „Also gut, dann Morgen um 11 Uhr im“, sagte Harry und wurde von Jonathan unterbrochen “siebten Stock, darf ich annehmen, wenn mein Lehrer richtig lag.“
                            „Genau“, bestätigte Harry.
                            “Sie haben schon ein Quartier?“, fragte er und Jonathan nickte.
                            „Gut, dann bitte ich euch, mich zu entschuldigen. Ich muss einige Vorbereitungen treffen“, verabschiedete er sich höflich von den Anwesenden und ging Richtung Wald zurück. Als sich die vier später noch einmal kurz umdrehten, war er bereits verschwunden.

                            „Mir ist der Kerl unheimlich.“, sagte Ginny jetzt und Ron und Hermine stimmten dem zu. Hermine gesellte sich kurz zu Harry.
                            „Er hat versucht, in meine Gedanken einzudringen“, sagte sie jetzt.
                            „Er hat es aber nicht geschafft!“, entgegnete Harry lächelnd. „Es ist noch früh am Tag. Wir sind hier draußen allein. Zaubert uns jemand einen Tisch und etwas Kürbissaft her? Dann nehmen wir mal auseinander, was wir eben erfahren haben“, warf er in die Runde und Hermine hatte ihren Stab schon gezückt und die entsprechend gewünschten Dinge herbeigezaubert.

                            Jetzt schlugen sich die Freunde erst einmal kräftig die Bäuche voll, während man bereits beim Essen anfing zu diskutieren. Ron sollte alle anderen verblüffen, denn er sagte: „Ich denke, er nutzt Magie an sich. Er wird sie, keine Ahnung, vielleicht als Energiefeld sehen, dass sich beliebig anzapfen lässt. Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass viele Gegenstände und Dinge magisch sind. Der verbotene Wald ist auch magisch. Dorthin ist er zurückgegangen. Vermutlich um ’aufzutanken’ oder so was Ähnliches. Und weil ihr ihn gerufen habt, will er uns jetzt beibringen, wie das geht.“

                            „Und ich hab schon gedacht, sie hätten dir in den letzten zehn Jahren beim Quidditch das Hirn komplett weggeschlagen…“, lachte Harry jetzt. „Damit könntest du gar nicht mal so verkehrt liegen. Hermine hat gesagt, er hätte versucht, in ihre Gedanken einzudringen. So etwas können wir mit Legilimentik auch und wir benutzen Okklumentik, um uns dagegen zu schützen. Und was hast du getan?“, fragte Harry sie nun direkt.
                            „Eine Mauer! Ich habe eine Mauer in meinem Kopf aufgebaut. Immer Stein auf Stein, auf Stein. Aber es war so plötzlich… der hat sich mit dir unterhalten, während er versucht hat, in mir zu lesen“, schilderte sie.
                            „Hatte er denn Anlass dazu?“, wollte Ginny nun wissen.
                            „Ich hab gedacht: ’Professor Allwissend, na das wird bestimmt noch heiter werden.’“ Alle lachten kurz auf, bevor sie weitererzählte: “Und kurz darauf hab ich etwas wie einen dumpfen Schlag gespürt, aber er ist nicht reingekommen und hat's auch kein zweites Mal versucht. Ich hab ihn beschworen. Ich denke, es war ein Test. Wird er natürlich nie zugeben, aber er weiß jetzt: ich bin gewarnt. Und ihr jetzt auch. Also, Lektion Nummer eins: keine Okklumentik, sondern einfach eine Mauer bauen!“

                            „Er reduziert die Dinge auf das Wesentliche: nicht mühevoll den Geist zu entleeren, sondern einfach eine Mauer zu errichten und magisch zu verstärken“, sagte Ron jetzt.
                            „Ich denke, die Mauer ist alles!“, warf Hermine ein.
                            Ron begann: “Stell dir mal vor, was wäre, wenn du damit sehen könntest.“ Jetzt beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte hinein: “Dann würde ich dich immer so sehen, wie du bist.“
                            Er kicherte, während Hermine schimpfte: „RON!“

                            Die beiden anderen lachten jetzt auch, was Hermine sichtlich peinlich war. Man beschloss, das Lager hier aufzuheben und sich auf den Rückweg zu machen. Ginny schloss sich ihrer Freundin an und Ron ging neben Harry her.

                            „Du hast das ernst gemeint vorhin mit dem Lehrerposten oder?“, fragte er jetzt etwas unsicher und Harry wunderte sich, warum er ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen kam.
                            „Ja, ja natürlich. Das war mein voller Ernst. Du solltest mich lang genug kennen“, meinte er und verzog das Gesicht, als er merkte das Falsche gesagt zu haben.
                            „Hab ich auch mal gedacht, Harry.“
                            „Du bist immer noch sauer, oder?“
                            „Und ist das ein Wunder?“, stellte Ron die Gegenfrage. „Konntest du mich nicht fragen? Ging das nicht? Musstest du es über die Schule machen? Du weißt genau, was mir das bedeutet und spielst mir trotzdem so einen Streich. Ich bin enttäuscht, Harry. Mehr als das! Es mag sich gelohnt haben, hier zu sein. Ich wäre aber auch ohne das zufrieden gewesen. Das ist der Punkt. Der Dämon, den ich jage, ist ein anderer als der deine. Meiner befindet sich dort oben zwischen den drei Ringen. Als mein bester Freund hätte ich gedacht, dass du das weißt.“

                            Ron ließ ihn stehen und schloss rasch zu den beiden Frauen auf. Harry trottete ihnen missmutig hinterher und war den ganzen restlichen Tag und den Abend über nicht mehr zu sehen. Ron überredete Ginny zu einer Partie Zauberschach und musste anschließend mit ihr noch „Snape explodiert“ spielen.

                            „Das scheint ja richtig geknallt zu haben vorhin…“, sagte sie verstummend.
                            Ron antwortete ganz beiläufig: “Nein, ich hab ihm nur mal gesagt, was ich von seiner Aktion halte. Er hat mir angeboten, Madam Hoochs Posten zu übernehmen.“
                            „Echt?“, fragte seine Schwester, die ihn fassungslos anstarrte.
                            „Ja, echt! Und ich überlege, ob ich es mache. Auch wenn ich erst mal so getan hab, als würde mich das Angebot kalt lassen. Sagen wir“, er machte eine kleine Sprechpause, “ich mach das davon abhängig, wie es hier weitergeht und vor allem wie sich mein Freund benimmt. Im Klartext: es sind noch zwei Spiele: Halbfinale und Finale! Die werde ich auf jeden Fall bestreiten. Hab meinem Trainer vorhin noch eben schnell einen Patronus geschickt, dass ich für das Training ab sofort zur Verfügung stehe. Er war darüber sichtlich erleichtert und ich auch, dass Harry nicht noch weitere ’Vorkehrungen’ getroffen hat. Ich werd’ hier mitmischen, soweit es mein Trainingspensum zulässt, aber wenn es nicht mehr geht, ist meine Entscheidung klar. Ich spiele für England und Schluss. Das wird er akzeptieren oder ich hab mich zwanzig Jahre lang in ihm geirrt. Wenn er das hinnimmt, gebe ich meinen Rücktritt direkt nach dem Finale bekannt und werde es danach übernehmen, den Erstklässlern das Fliegen beizubringen. Es mag lächerlich klingen, aber der Gedanke hat was…“, philosophierte er.

                            Ginny hatte ihren Bruder, der sich sonst immer, neben Fred und George, als der Spaßvogel schlechthin gab, selten ernst erlebt. „Du kannst ja richtig finster sein. Aber gib ihm ne Chance, ja? Du weißt wie er ist. Und Ron, ich liebe euch beide. Dich als meinen Bruder und Harry als meinen Mann. Ich will nicht eines Tages wählen müssen!“, sagte sie und sah in seine Augen, während er nickte und sie weiterspielten. Beide konnten sich nicht daran erinnern, jemals so miteinander gesprochen zu haben. Er fand es erleichternd, nicht mit Hermine darüber reden zu müssen, obwohl Ginny es natürlich noch schwerer hatte.

                            Aber sie war seine Schwester und Blut ist nun mal dicker als Wasser.

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                              #15
                              15. Hermines stilles Erwachen



                              Hermine war froh, dass er Ginny und nicht sie zum Schachspielen aufforderte. Sie brauchte einen Moment der Ruhe. Einen Moment des Alleinseins. So hatte sie auch nicht Harrys Nähe gesucht. Es war jetzt sicher nicht gut, wenn Ron sie mit Harry zusammen sehen würde. Nicht, dass er ihr etwas nachsagen würde, nein, sie empfand es angesichts der doch etwas angespannten Situation als unpassend. Eigentlich wollte sie nur mal für ein paar Stunden ihre Ruhe haben. Sie zog sich dafür in den Astronomieturm zurück und schloss sich nicht nur dort drinen ein, sie belegte den Raum auch mit einem Stillezauber und dekorierte ihn anschließend behaglich mit einem offenen Sternenhimmel, ein paar magischen Feuern, die brannten, aber nichts verbrannten, sondern einfach nur schön anzusehen waren. Ron hätte sie bestimmt beneidet und wäre ganz sicher jetzt gern bei ihr, doch im Augenblick konnte und wollte sie nichts und niemanden ertragen.

                              Zu viel war passiert und sie hatte bisher zu wenig Zeit gehabt, in Ruhe darüber nachzudenken. Sie hatte das Gefühl, als laufe die Zeit zwischen ihren Fingern hindurch wie Sand durch ein Stundenglas. Es ging nur noch von einem Ereignis zum nächsten. Jetzt würde sie sich einfach mal Zeit für sich nehmen. Hermine zauberte sich noch eine bequeme Ottomane und ein Glas mit etwas Rotwein herbei, bevor sie sich hinlegte und die Augen schloss, um sich einfach fallen zu lassen.

                              Sie hatte das Gefühl, dass es bereits Monate her war, doch das war eine Täuschung, denn es waren erst einige Tage oder waren es schon Wochen? Was sie die ganze Zeit über beschäftigte, war der seltsame Traum, den sie auf dem Schreibtisch in ihrem Büro gehabt hatte. Sie konnte ihn nicht vergessen. Er kam immer mal zurück in ihre Gedanken, doch sie verscheuchte ihn stets wieder. Heute nicht, heute wollte sie Klarheit über ihn erlangen und sie war sich doch schon ganz sicher, dass es kein richtiger Traum gewesen war.

                              Ihr Geist leerte sich und machte Platz für andere Träume. Hermine hatte bei dem Anblick der Augen geschrieen und war aufgewacht. Sie wollte es nicht wahrhaben, doch es entsprach der Wahrheit. Die Augen des kleinen Mädchens waren grün gewesen. Es hatte strahlend grüne Augen, wie auch Harrys Augen grün waren. Es war sein Kind und nicht Rons. Das würde er spätestens bei der Geburt merken. Konnte und wollte sie solange damit warten? Aber sie liebte doch Ron. Und Harry auch.

                              Als sie über die näheren Umstände nachdachte, kamen berechtigte Zweifel in ihr auf. Sie hätten dort zu viert sein müssen. Jeder mit seinem Partner, dann wäre es richtig gewesen. Sie hatten eine Magie beschworen, deren Macht sich auf Vertrauen und Nutzung der Gefühle verstand. Deshalb hatten beide so viel Liebe gefühlt, statt der schon vorhandenen, tiefen Zuneigung zueinander. Es musste unweigerlich zwischen ihnen eskalieren.

                              Hier beschloss sie, vor Ron zu schweigen, solange es ging. Wenn sie das Kind gebären würde und es wirklich Harrys grüne Augen haben sollte, konnte er sie immer noch als ungetreue Ehefrau zum Teufel jagen. Sie würde es ertragen, zur Not auch allein, denn das würde sie ganz sicher sein. Niemand würde mehr zu ihr stehen. Das Zaubereiministerium, ihre Freunde und vielleicht auch Verwandten würden sich von ihr abwenden. Für die Presse würde sie das untreue, verräterische Schlammblut und damit die Schlagzeile schlechthin sein. Sie würden sie alle in Luft zerreißen, doch erst, wenn es an der Zeit war. Sie wollte Ron nicht schon vorher unglücklich machen, sondern erst, wenn es gar nicht mehr anders ging. Er hätte ihr bestimmt alles verziehen, aber nicht das. Nicht das!

                              Ihre Gedanken kreisten auch um die Tatsache, dass sie an sich nicht hätte schwanger werden können. Der Trank war das sicherste Mittel, das es gab und doch trug sie ein Kind in ihrem Leib. Sie vermutete, dass es eigentlich zwei Kinder hätten sein sollen, das eine von Harry und Ginny, das andere von ihr und Ron. Was, wenn es wirklich rote Harre haben würde? Wäre es dann am Ende von beiden – durch Magie vereint – und wäre sie nur die Gebärmaschine?

                              ’Was für magische Kräfte würde die Kleine haben?’, fragte sie sich in Gedanken und begann damit, sich auszumalen, was wohl passieren würde, wenn sie sich der schwarzen Magie verschreiben würde. War Voldemort wirklich der dunkelste Magier aller Zeiten oder trug sie einen dunklen Engel der Rache aus, der einst die Welt in Verzweiflung, Chaos und Tod stürzen würde? Vielleicht sollte sie ein Ende machen, jetzt und hier ihren Zauberstab nehmen, mit einem leisen Avada Kedavra ihrem und dem Leben des Kindes ein schnelles, schmerzloses Ende setzen. Ganz sicher würde es niemand verstehen. Harry vielleicht, wenn er lange genug darüber nachgrübeln würde, könnte er der Lösung auf die Spur kommen.
                              Ihre Hand glitt mit dem Zauberstab über den Bauch, doch die Worte wollten ihre Lippen nicht verlassen. Etwas hielt sie zurück, es zu tun. Etwas in ihrem Geist hielt sie davon ab und beschwor sie, es nicht zu tun. Schließlich gewann dieses Etwas.

                              Sie nahm noch einen Schluck von dem dunklen Wein und verschüttete versehentlich etwas davon auf ihrem Kleid, doch das Nass zog nicht sofort in den Stoff ein. Als kleines Rinnsaal floss zu ihrem Bauch und bildete ein Herz. Hermine begann daraufhin zu weinen. Wie konnte sie auch nur daran denken, ein so unschuldiges Wesen töten zu wollen? Es war doch trotz alledem ein Kind der Liebe. Ihrer Liebe zu Harry. Heute, hier und jetzt an dieser Stelle, konnte sie es sich ihrem Herzen eingestehen. Sie liebte Harry Potter mehr als ihr Leben. Und Ron auch. Deshalb würde sie es herankommen lassen und alles ertragen, wenn es soweit war, es auch wirklich zu müssen.

                              Hermine fiel in einen Wachtraumzauber, der ihr Sichtfeld eingrenzte und in ihm begegnete sie Jonathan, mit dem sie eine sehr angeregte Unterhaltung führte. Er entführte ihren Geist in seine Welt der Magie und sie konnte in ihm eine Spur des Bedauerns entdecken, das sie ihn nicht allein beschworen hatte. Immerhin war sie vermutlich die einzige, die ihn in jenem Wachtraumzauber, in dem auch er sich jetzt zu befinden schien, ausmachen konnte.

                              Sie entdeckte das Geheimnis der silbernen Zauberstäbe, die an seinem Gürtel baumelten. Es passte zu dem Zauberspruch, den sie in Padua aufgesagt hatten. Sie wusste es, konnte es aber nicht weiterdenken. Es war wie ein Schutzzauber, der durch einen Geheimniswahrer gehalten wurde. Am Ende würde sie wissen, was zu tun sei. Am Ende würde sie es können. Keine Minute vorher. Sie merkte, dass er sie schon mit seinen Geheimnissen lehrte: dass er ihr zeigte, was in der nächsten Zeit auf dem Lehrplan stehen würde. Dass sie alle die Bereitschaft erlangen müssten, ihm zu vertrauen und dass er gehofft hatte, dass ihn einer von ihnen vorher finden würde, so wie sie es jetzt getan hatte. Hermine wollte von ihm wissen, wie er sich sieht und er antwortete, er sähe sich als „Krieger des Lichts“. Ihr ganzes Innere lächelte bei dieser Antwort und er versprach es zu erklären, aber erst, wenn die anderen auch zuhören würden. Das war es, worauf es ankam.

                              Hatte er gewusst, dass sie Mitstreiter und Vertraute als ihre Krieger des Lichts bezeichnete, hatte er es in ihr gesehen?

                              Und dann war es vorbei. Sie konnte sich aus dem Wachtraum lösen. Als sie die Augen blinzelnd auftat, stieg Wärme in ihr auf. Hermine fühlte Stärke, sie fühlte wieder sich selbst.

                              Es war so wunderschön und voller Sterne.

                              Als sie den Astronomieturm verließ, war es schon spät, doch konnte sie fühlen, dass die drei anderen auch noch nicht in ihren Betten waren. Sie suchte Ron und Ginny auf, die immer noch Zauberschach spielten und hin und wieder ihre Köpfe zusammensteckten.

                              Ginny war froh, ihre Freundin zu sehen. „Himmel, ich hab schon gedacht, ich muss die ganze Nacht durchhalten. Ron war schon immer ein guter Schachspieler, aber heute hat er vermutlich in jeder Figur, die er umgehauen hat, Harry gesehen. Ich hab nur verloren!“, jaulte sie, als Rons Läufer gerade ihren Turm abriss, während Hermine sich hinter Ron stellte.

                              „Ich weiß, er hat's nicht verdient, aber du solltest jetzt hochgehen und ihn da wegholen. Er bereut seine Tat sicher schon…“, sagte sie leise zu Ginny. Ihre Hand wanderte langsam an Rons Arm entlang, bis sie seine Hand fand und mit der ihren umschloss. „Komm, komm mit. Es war genug für heute und morgen wird es bestimmt auch nicht leichter. Ich möchte nicht allein sein in der dunklen Nacht“, meinte sie zu Ron, der bemerkte, dass sie ein wenig traurig schien.
                              „Was ist?“, fragte er sie, doch Hermine schüttelte nur den Kopf.
                              „Ich musste nur etwas allein sein und in aller Ruhe darüber nachdenken, was in den letzten Tagen passiert ist. Sonst nichts“, erklärte sie den beiden und Ron nickte.

                              Er wusste, dass Mine ab und zu mal eine kleine Auszeit brauchte, auch von ihm. Es ging ihm schließlich hin und wieder auch nicht anders. Er stand auf, umarmte Ginny und ließ sich von ihr wegziehen.

                              Ginny holte ihren Zauberstab heraus, leerte das Spielfeld von den Steinen und ließ das Brett verschwinden. Danach begab sie sich zu seinem Büro und glaubte bereits, vor der Tür schweres Schnaufen zu hören.

                              „Harry?! Harry, kann ich mit dir reden?“, fragte sie durch die Tür, welche kurz danach aufglitt. Er saß bei schummerigem Licht über einem Berg Papiere und Pergamente, welche er nach und nach mit allerlei Bemerkungen versah. Er winkte zwar, doch er sah nicht auf, als Ginny eintrat und so sah er auch nicht, wie sie sich seinem Schreibtisch näherte.

                              Harry zog die Nase hoch und schniefte. Ein paar Tränen fielen auf die Papiere und um seine Augen herum hatten sich bereits dunkle Ringe gebildet. Sie trat neben ihn, nahm ihm die Schreibfeder aus der Hand und legte ihre Hand hinein. „Komm, komm mit! Ich vermisse dich und möchte nicht, dass du solange allein bleibst. Das ist nicht gut. Für keinen von uns!“, sagte sie jetzt und zog ihn mit sich fort.

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