Diese kleine Kurzgeschichte habe ich im Rahmen der Entwicklung meines eigenen Tabletops geschrieben, sie spielt auch entsprechend in meiner selbsterdachten Welt von Project: Time.
Wenn Hintergrundfragen sein sollten, was ich aber mal nicht so glaube, helfe ich gerne. Ansonsten vielleicht auch die letzten zwei Absätze meines Mini-FAQ bei Planet-Confrontation.
Ich bin sehr begierig auf jede Art von Kommentar und Meinung, sogar auf ein kurzgefasstes "das und das fand ich doof".
Besonderes Interesse gilt dem (den) Hauptcharakter (en), wo mich eure Meinung über die selbigen doppelt interessiert.
Aber was red ich, lest erstmal:
Niron, die erste der beiden Sonnen von Tulkawa versank langsam am Horizont. Jandor schlenderte noch ein letztes Mal über die zerrissene und verbrannte Erde. Die Asche, die unter seinen bloßen Füßen nachgab, wirbelte in kleinen Stückchen in die verrußte, stickige Luft und stach in Jandors empfindlicher Nase. Noch vor wenigen Monaten war Tulkawa ein grüner, blühender Planet voller Leben gewesen. Aber dann kamen SIE. Wie ein schwarzer Schleier des Todes und Verderbens hatten sie sich ausgebreitet und ein Landstrich nach dem Anderen wurde überrannt. Alles Leben, das sich ihnen in den Weg stellte, wurde einfach hinweggefegt.
Jandor seufzte, als er die Bucht von Noranor betrat. Hier hatte er mit Lantara viele schöne Stunden verbracht. Doch der ehemals feine, weiße Sand war zu einer rot-schwarzen, matschigen Masse verkommen, das Meer rauschte nicht mehr und keine Welle umspielte jetzt seine Beine. Das Wasser war zäh und dickflüssig geworden und blubberte und gurgelte leise vor sich her. Jandor erinnerte sich daran, wie er hier einst Lantara zeigte, wie man Fische fing…
Heute gab es in diesem Meer kein einziges Leben mehr. So viele Leben wurden im Kampf in dieser Bucht gelassen, dass vermutlich nie wieder neues hier entstehen konnte.
Tulkawa selbst litt unter den Spuren des Krieges, den die elenden Darosh-Dhey über ihn gebracht hatten. Tulkawa war blutete, dass spürte Jandor. Langsam ließ er seine Hand über die Reste eines alten Baumes gleiten. Die raue Rinde kitzelte seine empfindlichen Sinne und er konnte sich daran erinnern, wie er als Kind von hier aus die ersten Raumschiffe der Menschen landen sah. Sie waren Freunde der Tanarier und man nahm sie mit Freuden in der neuen Kolonie auf Tulkawa auf, die über die nächsten Jahre stark vom Bündnis der beiden Völker profitierte. Die Technik der Menschen zusammen mit dem empfindlichen Gespür für das Leben machte aus Tulkawa eine wundervolle Oase inmitten eines Planetengürtels, der sonst fast nur tote Planeten enthielt. Jandor wuchs, wie viele andere seiner Art, unter den Menschen auf und wurde gemeinsam mit ihren Kindern groß.
Für die Tanarier war dieses eine der ersten gemischten Kolonien, und auch wenn die manche Menschen Raufbolde waren, so war das Leben auf Tulkawa friedlich. Der Planet war im Einklang mit seinen Bewohnern. Jandor lernte von ihnen ein wenig den Umgang mit Kriegsgerät, Forschungstechniken und viele interessante Dinge, während er vor allem die tanarische Weltanschauung weiter vermittelte.
Als auf Tulkawa die Nachricht über den Krieg mit den Teredar eintraf, mussten viele von Jandors neuen Freunden gehen und ihr Volk im Kampf unterstützen. Für Jandor unverständlich. Er kannte weder Krieg noch Kampf und hatte in seinem Leben immer alle Probleme friedlich lösen können.
Jandor lief gemächlich über die steinernen Ebenen auf die Klippen von Juliontus zu. Der Wind nahm schon zu und auch die Luft war hier schon wieder etwas sauberer. Der kalte Nordwind umspielte Jandors tentakelähnliche Haare. Früher war dieser Wind kalt und frisch gewesen, weil er über das weite Meer an die Klippen getragen wurde. Jetzt war der Wind warm und trug den Gestank von totem Fleisch mit sich. Auch der salzige Geschmack der Meersluft war verschwunden, zusammen mit der wunderschönen Aussicht…
Das fatale und abrupte Ende des Krieges der tausend Tränen wurde auf Tulkawa nicht gefeiert. Einige der Menschen, die den Planeten kurz zuvor verlassen hatten, kamen wieder, aber bei weitem nicht alle. Viele Freunde von Jandor sollten nie mehr zurückkehren. Jandor konnte nur für sie beten und hoffen, dass ihre Seelen in den Leskart eingegangen waren.
Die Menschen, die zurückkamen, waren verändert. Ihre Seelen waren in Unruhe und ihre Herzen verbittert. Sie sprachen kaum ein Wort und viele von ihnen verließen kaum noch ihre Behausungen, um die wunderbare Natur Tulkawas zu genießen.
Jandor besuchte jeden einzelnen der Rückkehrer und sprach ihnen Mut zu. Einigen konnte er helfen, aber viele blieben verzweifelt. Jandor kümmerte sich um sie, so gut es ging, aber zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, welche Schrecken noch auf ihn und seinen geliebten Planeten warteten.
Jandor konnte das Summen der Raumfähre hören, die die letzten Überlebenden von Tulkawa zu einem fernen Planeten bringen sollte. Eine riesige Maschine der Menschen, die Platz für mehrere tausend Lebewesen hatte. Sie war so monströs und gewaltig, dass sie Jandor gleichzeitig Respekt und Angst einflößte. Es war beeindruckend was die Menschen alles schaffen konnten. Riesige Maschinen, die Leben transportierten und retten konnten… und ein ganzes Volk, das nichts als den Tod allen Lebens im Sinn hat.
Es dauerte nicht lange, nachdem die Menschen zurückgekehrt waren, bis sich einer der kolonialen Außenposten mit einem Notruf meldete. Irgendetwas von einem Angriff unbekannter Wesen…
Die Menschen, die auf Teredar gekämpft hatten, waren entsetzt, als sie diese Nachricht hörten. Einige brachen nahezu in Panik aus, während wieder andere schneller ihre Waffen gezückt hatten, als Jandor in der Lage war, die Situation zu erfassen. Die Tanarier von Tulkawa versuchten die Menschen davon zu überzeugen, dass es sicherlich eine Verhandlungsmöglichkeit gäbe, aber die Menschen hörten nicht auf sie. Erst später merkte Jandor, dass es gut so war.
Die Monster, die die Menschen Darosh-Dhey nannten, überrannten ganz Tulkawa in kürzester Zeit. Die Stadt, in der Jandor lebte, war der letzte Teil des Planeten, der noch nicht von ihnen dem Erdboden gleichgemacht worden war. Immer wieder kämpften die Menschen mit ihren gefährlichen Waffen gegen die Bestien, und immer wieder fielen auch Freunde von Jandor ihnen zum Opfer. Es war eine Zeit in der sich der Himmel rot färbte und Blut durch die Strassen floss.
Jandor lief noch einmal durch das, was einmal seine Stadt gewesen war. Etwas zog ihn zum ehemaligen Stadtpark. Unter der Asche, den Kieselsteinen und Knochenresten spürte er, dass die gepflasterte Straße noch immer da war. In den Ruinen fühlte Jandor sich unwohl. Der Krieg hatte ihn zermürbt, hinter jeder Ecke erwartete er Waffenfeuer oder ein schreckliches Biest, aber er unterdrückte seine Angst und ging weiter.
Jandor erinnerte sich noch genau, wie er zur Zeit des Krieges durch diese Straße ging, um Verwundete zu versorgen. Er eilte, denn jede Sekunde zählte. Viele der Darosh-Dhey hatten giftige Klauen und Zähne, und wenn durch sie verursachte Wunden nicht schnell behandelt wurden, war der Tod des Opfers meist gewiss. Doch an jenem Tag war etwas anders. Jandor lief immer schneller, als sich vor ihm auf einmal eine der Bestien aufbaute. Ein Darosh-Dhey ! Die Gestalt war deutlich größer als er und aus ihrem blutbefleckten Maul lief Speichel. Lange Klauen zierten seine vier Hände und seine eiskalten, schwarzen Augen stachen wie ein Messer in Jandors Herz. Doch das war es nicht, was Jandor Angst einjagte. Wirklich furcht einflößend war die Tatsache, dass dieses Wesen keine Seele zu haben schien. Jandor konnte nichts, aber auch gar nichts in ihm spüren. Kein Leben, keine Seele, kein Gewissen, gar nichts. Es schien nur eine Hülle zu sein, die sich bewegte und aus Spaß tötete. Das Monstrum kam auf ihn zu, mit großen, siegessicheren Schritten. Scheinbar spürte es, dass Jandor sich nicht wehren würde…
Jandor hatte den Rand des alten Parks erreicht. Schwarze, verkohlte Baumstümpfe, niedergetrampelte Beete und überall lag wieder die schwarze Asche in der Luft. Doch jetzt spürte Jandor es eindeutig. Irgendwo in diesem Park befand sich eine lebendige Seele !
Der Darosh-Dhey schritt entschlossen auf Jandor zu und beschleunigte dabei seine Schritte immer mehr. Mit einem immensen Tempo schoss er auf den Tanarier zu und gab dabei ein lautes Kreischen von sich, dass in Jandors Ohren schmerzte. Die Bestie setzte zum Sprung an und flog die letzten Meter auf den hilflosen Tanarier zu. Er hatte damals schon mit dem Leben abgeschlossen und hoffte, dass seine Seele zufrieden in den Leskart gehen dürfte. Doch scheinbar war seine Zeit noch nicht gekommen. Ein lauter Knall durchzog die stickige Luft der Straße, gefolgt von einem Aufschrei der Bestie, als sie einige Meter zur Seite geschleudert wurde.
Links von sich sah Jandor einen Marine der Menschen, der unentwegt mit seinem Maschinengewehr auf den Darosh-Dhey feuerte. Die Bestie kreischte, als die Kugeln in ihr Fleisch eindrangen und immer wieder grünes Blut aus den Wunden quoll. Doch der Marine gab keine Ruhe, immer und immer wieder feuerte auf das Wesen. Obwohl Jandor Gewalt verabscheute, konnte er nicht anders, als Zufriedenheit zu verspüren, als der Darosh-Dhey aufhörte, sich zu bewegen.
Der Marine drehte sich nur kurz zu Jandor um:
„Na, Pfarrer, immer noch lieber verhandeln ?“
Jandor schluckte kurz und schüttelte dann wie selbstverständlich den Kopf. Der Marine grinste kurz, bevor er seine Zigarre auf dem Boden austrat. Er zog eine kleine Handwaffe aus dem Gürtel und reichte sie Jandor.
„Alles klar. Weißt ja, wie man mit dem Ding ballert, huh ? Dann bleiben se’ dicht hinter mir, wir gehen zum Camp.“
Jandor stand nun inmitten des Parks. Da, wo früher der jahrhunderte alte Mammutbaum in den Himmel ragte, der einst das Wahrzeichen von Tulkawas Hauptstadt gewesen war, spürte er es ganz deutlich.
Der Tanarier kniete sich vorsichtig nieder. In dem Baumstumpf des alten Baumes sah er es. Ein kleiner Spross entsprang ihm. Tulkawa hatte also noch nicht aufgegeben und würde kämpfen. Der Planet würde überleben, weil es sein Wille war.
Jandor atmete erleichtert auf. Er hatte fast befürchtet, dass es für Tulkawa keine Hoffnung mehr gab. Aber wenn der Planet beschlossen hatte, zu kämpfen, dann wusste er, dass Tulkawa das auch von ihm verlangte.
Der Tanarier hielt einen Moment inne und ließ seine Hände langsam hinab gleiten. An seinem Gürtel hing noch immer die Handfeuerwaffe des Marines.
Er besann sich darauf, was er einst gelernt hatte und lud die Waffe durch. Dann sah er auf und ging entschlossenen Schrittes aus der Stadt heraus. Als er sich dem Lärm der Turbinen so weit genähert hatte, dass man kaum sein eigenes Wort noch verstehen konnte, drehte er sich noch einmal kurz um und wandte seine Abschiedsworte an seine alte Heimat:
„Tulkawa, ich werde zurückkehren. Wie auch ich in einem halben Jahrzehnt nicht sterben werde, das verspreche ich, so darfst auch du nicht sterben. Wie auch ich versuchen werde, Leben zu retten, so musst auch du dein eigenes neu aufbauen.
Habe Vertrauen in dich und in deine Bewohner, die immer an dich denken werden. Habe Mut und Stärke, um deinen Weg zu gehen.
Habe Hoffnung.“
Mit diesen Worten wandte sich der Tanarier zum Raumschiff und verschwand in der Schleuse.
Wenn Hintergrundfragen sein sollten, was ich aber mal nicht so glaube, helfe ich gerne. Ansonsten vielleicht auch die letzten zwei Absätze meines Mini-FAQ bei Planet-Confrontation.
Ich bin sehr begierig auf jede Art von Kommentar und Meinung, sogar auf ein kurzgefasstes "das und das fand ich doof".
Besonderes Interesse gilt dem (den) Hauptcharakter (en), wo mich eure Meinung über die selbigen doppelt interessiert.
Aber was red ich, lest erstmal:
Vergangenheit & Zukunft
Kapitel I: Hoffnung
Niron, die erste der beiden Sonnen von Tulkawa versank langsam am Horizont. Jandor schlenderte noch ein letztes Mal über die zerrissene und verbrannte Erde. Die Asche, die unter seinen bloßen Füßen nachgab, wirbelte in kleinen Stückchen in die verrußte, stickige Luft und stach in Jandors empfindlicher Nase. Noch vor wenigen Monaten war Tulkawa ein grüner, blühender Planet voller Leben gewesen. Aber dann kamen SIE. Wie ein schwarzer Schleier des Todes und Verderbens hatten sie sich ausgebreitet und ein Landstrich nach dem Anderen wurde überrannt. Alles Leben, das sich ihnen in den Weg stellte, wurde einfach hinweggefegt.
Jandor seufzte, als er die Bucht von Noranor betrat. Hier hatte er mit Lantara viele schöne Stunden verbracht. Doch der ehemals feine, weiße Sand war zu einer rot-schwarzen, matschigen Masse verkommen, das Meer rauschte nicht mehr und keine Welle umspielte jetzt seine Beine. Das Wasser war zäh und dickflüssig geworden und blubberte und gurgelte leise vor sich her. Jandor erinnerte sich daran, wie er hier einst Lantara zeigte, wie man Fische fing…
Heute gab es in diesem Meer kein einziges Leben mehr. So viele Leben wurden im Kampf in dieser Bucht gelassen, dass vermutlich nie wieder neues hier entstehen konnte.
Tulkawa selbst litt unter den Spuren des Krieges, den die elenden Darosh-Dhey über ihn gebracht hatten. Tulkawa war blutete, dass spürte Jandor. Langsam ließ er seine Hand über die Reste eines alten Baumes gleiten. Die raue Rinde kitzelte seine empfindlichen Sinne und er konnte sich daran erinnern, wie er als Kind von hier aus die ersten Raumschiffe der Menschen landen sah. Sie waren Freunde der Tanarier und man nahm sie mit Freuden in der neuen Kolonie auf Tulkawa auf, die über die nächsten Jahre stark vom Bündnis der beiden Völker profitierte. Die Technik der Menschen zusammen mit dem empfindlichen Gespür für das Leben machte aus Tulkawa eine wundervolle Oase inmitten eines Planetengürtels, der sonst fast nur tote Planeten enthielt. Jandor wuchs, wie viele andere seiner Art, unter den Menschen auf und wurde gemeinsam mit ihren Kindern groß.
Für die Tanarier war dieses eine der ersten gemischten Kolonien, und auch wenn die manche Menschen Raufbolde waren, so war das Leben auf Tulkawa friedlich. Der Planet war im Einklang mit seinen Bewohnern. Jandor lernte von ihnen ein wenig den Umgang mit Kriegsgerät, Forschungstechniken und viele interessante Dinge, während er vor allem die tanarische Weltanschauung weiter vermittelte.
Als auf Tulkawa die Nachricht über den Krieg mit den Teredar eintraf, mussten viele von Jandors neuen Freunden gehen und ihr Volk im Kampf unterstützen. Für Jandor unverständlich. Er kannte weder Krieg noch Kampf und hatte in seinem Leben immer alle Probleme friedlich lösen können.
Jandor lief gemächlich über die steinernen Ebenen auf die Klippen von Juliontus zu. Der Wind nahm schon zu und auch die Luft war hier schon wieder etwas sauberer. Der kalte Nordwind umspielte Jandors tentakelähnliche Haare. Früher war dieser Wind kalt und frisch gewesen, weil er über das weite Meer an die Klippen getragen wurde. Jetzt war der Wind warm und trug den Gestank von totem Fleisch mit sich. Auch der salzige Geschmack der Meersluft war verschwunden, zusammen mit der wunderschönen Aussicht…
Das fatale und abrupte Ende des Krieges der tausend Tränen wurde auf Tulkawa nicht gefeiert. Einige der Menschen, die den Planeten kurz zuvor verlassen hatten, kamen wieder, aber bei weitem nicht alle. Viele Freunde von Jandor sollten nie mehr zurückkehren. Jandor konnte nur für sie beten und hoffen, dass ihre Seelen in den Leskart eingegangen waren.
Die Menschen, die zurückkamen, waren verändert. Ihre Seelen waren in Unruhe und ihre Herzen verbittert. Sie sprachen kaum ein Wort und viele von ihnen verließen kaum noch ihre Behausungen, um die wunderbare Natur Tulkawas zu genießen.
Jandor besuchte jeden einzelnen der Rückkehrer und sprach ihnen Mut zu. Einigen konnte er helfen, aber viele blieben verzweifelt. Jandor kümmerte sich um sie, so gut es ging, aber zu dem Zeitpunkt wusste er noch nicht, welche Schrecken noch auf ihn und seinen geliebten Planeten warteten.
Jandor konnte das Summen der Raumfähre hören, die die letzten Überlebenden von Tulkawa zu einem fernen Planeten bringen sollte. Eine riesige Maschine der Menschen, die Platz für mehrere tausend Lebewesen hatte. Sie war so monströs und gewaltig, dass sie Jandor gleichzeitig Respekt und Angst einflößte. Es war beeindruckend was die Menschen alles schaffen konnten. Riesige Maschinen, die Leben transportierten und retten konnten… und ein ganzes Volk, das nichts als den Tod allen Lebens im Sinn hat.
Es dauerte nicht lange, nachdem die Menschen zurückgekehrt waren, bis sich einer der kolonialen Außenposten mit einem Notruf meldete. Irgendetwas von einem Angriff unbekannter Wesen…
Die Menschen, die auf Teredar gekämpft hatten, waren entsetzt, als sie diese Nachricht hörten. Einige brachen nahezu in Panik aus, während wieder andere schneller ihre Waffen gezückt hatten, als Jandor in der Lage war, die Situation zu erfassen. Die Tanarier von Tulkawa versuchten die Menschen davon zu überzeugen, dass es sicherlich eine Verhandlungsmöglichkeit gäbe, aber die Menschen hörten nicht auf sie. Erst später merkte Jandor, dass es gut so war.
Die Monster, die die Menschen Darosh-Dhey nannten, überrannten ganz Tulkawa in kürzester Zeit. Die Stadt, in der Jandor lebte, war der letzte Teil des Planeten, der noch nicht von ihnen dem Erdboden gleichgemacht worden war. Immer wieder kämpften die Menschen mit ihren gefährlichen Waffen gegen die Bestien, und immer wieder fielen auch Freunde von Jandor ihnen zum Opfer. Es war eine Zeit in der sich der Himmel rot färbte und Blut durch die Strassen floss.
Jandor lief noch einmal durch das, was einmal seine Stadt gewesen war. Etwas zog ihn zum ehemaligen Stadtpark. Unter der Asche, den Kieselsteinen und Knochenresten spürte er, dass die gepflasterte Straße noch immer da war. In den Ruinen fühlte Jandor sich unwohl. Der Krieg hatte ihn zermürbt, hinter jeder Ecke erwartete er Waffenfeuer oder ein schreckliches Biest, aber er unterdrückte seine Angst und ging weiter.
Jandor erinnerte sich noch genau, wie er zur Zeit des Krieges durch diese Straße ging, um Verwundete zu versorgen. Er eilte, denn jede Sekunde zählte. Viele der Darosh-Dhey hatten giftige Klauen und Zähne, und wenn durch sie verursachte Wunden nicht schnell behandelt wurden, war der Tod des Opfers meist gewiss. Doch an jenem Tag war etwas anders. Jandor lief immer schneller, als sich vor ihm auf einmal eine der Bestien aufbaute. Ein Darosh-Dhey ! Die Gestalt war deutlich größer als er und aus ihrem blutbefleckten Maul lief Speichel. Lange Klauen zierten seine vier Hände und seine eiskalten, schwarzen Augen stachen wie ein Messer in Jandors Herz. Doch das war es nicht, was Jandor Angst einjagte. Wirklich furcht einflößend war die Tatsache, dass dieses Wesen keine Seele zu haben schien. Jandor konnte nichts, aber auch gar nichts in ihm spüren. Kein Leben, keine Seele, kein Gewissen, gar nichts. Es schien nur eine Hülle zu sein, die sich bewegte und aus Spaß tötete. Das Monstrum kam auf ihn zu, mit großen, siegessicheren Schritten. Scheinbar spürte es, dass Jandor sich nicht wehren würde…
Jandor hatte den Rand des alten Parks erreicht. Schwarze, verkohlte Baumstümpfe, niedergetrampelte Beete und überall lag wieder die schwarze Asche in der Luft. Doch jetzt spürte Jandor es eindeutig. Irgendwo in diesem Park befand sich eine lebendige Seele !
Der Darosh-Dhey schritt entschlossen auf Jandor zu und beschleunigte dabei seine Schritte immer mehr. Mit einem immensen Tempo schoss er auf den Tanarier zu und gab dabei ein lautes Kreischen von sich, dass in Jandors Ohren schmerzte. Die Bestie setzte zum Sprung an und flog die letzten Meter auf den hilflosen Tanarier zu. Er hatte damals schon mit dem Leben abgeschlossen und hoffte, dass seine Seele zufrieden in den Leskart gehen dürfte. Doch scheinbar war seine Zeit noch nicht gekommen. Ein lauter Knall durchzog die stickige Luft der Straße, gefolgt von einem Aufschrei der Bestie, als sie einige Meter zur Seite geschleudert wurde.
Links von sich sah Jandor einen Marine der Menschen, der unentwegt mit seinem Maschinengewehr auf den Darosh-Dhey feuerte. Die Bestie kreischte, als die Kugeln in ihr Fleisch eindrangen und immer wieder grünes Blut aus den Wunden quoll. Doch der Marine gab keine Ruhe, immer und immer wieder feuerte auf das Wesen. Obwohl Jandor Gewalt verabscheute, konnte er nicht anders, als Zufriedenheit zu verspüren, als der Darosh-Dhey aufhörte, sich zu bewegen.
Der Marine drehte sich nur kurz zu Jandor um:
„Na, Pfarrer, immer noch lieber verhandeln ?“
Jandor schluckte kurz und schüttelte dann wie selbstverständlich den Kopf. Der Marine grinste kurz, bevor er seine Zigarre auf dem Boden austrat. Er zog eine kleine Handwaffe aus dem Gürtel und reichte sie Jandor.
„Alles klar. Weißt ja, wie man mit dem Ding ballert, huh ? Dann bleiben se’ dicht hinter mir, wir gehen zum Camp.“
Jandor stand nun inmitten des Parks. Da, wo früher der jahrhunderte alte Mammutbaum in den Himmel ragte, der einst das Wahrzeichen von Tulkawas Hauptstadt gewesen war, spürte er es ganz deutlich.
Der Tanarier kniete sich vorsichtig nieder. In dem Baumstumpf des alten Baumes sah er es. Ein kleiner Spross entsprang ihm. Tulkawa hatte also noch nicht aufgegeben und würde kämpfen. Der Planet würde überleben, weil es sein Wille war.
Jandor atmete erleichtert auf. Er hatte fast befürchtet, dass es für Tulkawa keine Hoffnung mehr gab. Aber wenn der Planet beschlossen hatte, zu kämpfen, dann wusste er, dass Tulkawa das auch von ihm verlangte.
Der Tanarier hielt einen Moment inne und ließ seine Hände langsam hinab gleiten. An seinem Gürtel hing noch immer die Handfeuerwaffe des Marines.
Er besann sich darauf, was er einst gelernt hatte und lud die Waffe durch. Dann sah er auf und ging entschlossenen Schrittes aus der Stadt heraus. Als er sich dem Lärm der Turbinen so weit genähert hatte, dass man kaum sein eigenes Wort noch verstehen konnte, drehte er sich noch einmal kurz um und wandte seine Abschiedsworte an seine alte Heimat:
„Tulkawa, ich werde zurückkehren. Wie auch ich in einem halben Jahrzehnt nicht sterben werde, das verspreche ich, so darfst auch du nicht sterben. Wie auch ich versuchen werde, Leben zu retten, so musst auch du dein eigenes neu aufbauen.
Habe Vertrauen in dich und in deine Bewohner, die immer an dich denken werden. Habe Mut und Stärke, um deinen Weg zu gehen.
Habe Hoffnung.“
Mit diesen Worten wandte sich der Tanarier zum Raumschiff und verschwand in der Schleuse.
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