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    Amazonen der Galaxis: Valerie

    LADY TROOPERS – AMAZONEN DER GALAXIS



    VALERIE



    Valerie war bereit.

    Der mattschwarze Lederanzug umschloss ihren sehnigen Körper wie eine zweite Haut. Mit kurzen, gezielten Griffen überprüfte sie den straffen Sitz ihrer Overknee-Stiefel, strich sich eine pechschwarze Mähne aus dem gebräunten Gesicht und legte ihre lang-schäftigen Lackhandschuhe an. Alles in Ordnung bis jetzt. Auch der Technogürtel, der sich breit und kompakt um ihre schlanke Taille schmiegte, signalisierte durch sein de-zentes Summen seine jederzeitige Aktionsbereitschaft. Den Vollvisierhelm aus massi-vem Solarstahl vorerst noch unter den linken Arm geklemmt, stieg sie die letzten paar hundert Stufen der eisernen Wendeltreppe, die direkt bis unter das Kuppeldach des stäh-lernen Turms führte, empor. Der bequeme Antigravschacht reichte nur bis zur Höhe der Landeplattformen für die schnellen Raumgleiter, so dass die letzten Höhenmeter zu Fuß überwunden werden mussten.

    Das diffuse Leuchten, das vom obersten Punkt des Schachtes ausging, erhellte die Kup-pel nur spärlich. Da die gitterförmigen Trittbretter der Stufen den Blick nach unten weitgehend freigaben, war es in dieser Höhe von Vorteil, schwindelfrei zu sein; dazu kam, dass der kreisrunde Grundriss des Turms eine Orientierung praktisch unmöglich machte. Die spiegelglatten, sich nach oben hin allmählich verjüngenden Stahlwände mit ihren geometrischen, jedoch aberwitzig verzerrenden Reflexionen und der vielfache Hall, den die metallverstärkten Sohlen der schwarz schillernden Stiefel auf Schritt und Tritt auslösten, schufen ein bizarres Szenario düsterer, rational nicht erklärbarer Bedro-hung. Dennoch fiel es Valerie nicht schwer, sich selbst in dieser Umgebung, die trotz der beachtlichen Weite des Kuppeldurchmessers paradoxer Weise etwas Beklemmendes an sich hatte, ruhig und sicher zu bewegen – als Major der Raumflotte im nichtunifor-mierten Dienst hatte sie eine harte Ausbildung hinter sich und war an derartige Situatio-nen gewöhnt.

    Der höchste Punkt des Turms war nicht eigentlich das Zentrum des Kuppeldaches, son-dern vielmehr ein darauf aufgesetzter kleiner Zylinder, dessen Inneres einem stehenden Humanoiden gerade ausreichend Platz bot. Valerie nahm die letzten Stufen der Wendel-treppe, erreichte über einen schmalen Steg die oberste Plattform in der Kuppel und er-klomm schließlich jene eiserne Leiter, die direkt in den Zylinder führte. Die Leiter mündete auf ein kreisrundes Metallplateau – der Gipfel war erreicht.

    Valerie vergeudete keine Zeit. Ihre Gedanken tasteten nach dem Öffnungsmechanismus, fanden ihn und lösten ihn aus. Unverzüglich glitt ein in die Zylinderwand eingelassenes Stahlschott mit dunklem Brummen zur Seite und gab den Blick auf ein sternenübersätes Firmament frei. Kalte Nachtluft umwehte die einsame Gestalt der Raumagentin, zer-zauste ihr tief schwarzes Haar … Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre vollen, leicht vorspringenden Lippen, die dem ebenmäßigen Gesicht einen Hauch von Sinnlichkeit verliehen. Der Wind der Nacht, der aus dem Nichts zu kommen schien und stets die Ferne suchte ... da war sie wieder, diese Sehnsucht … dieses undefinierbare, unfassbare Verlangen, durch die unendlichen Weiten des Raumes zu gleiten und sich in ihnen zu verlieren … Fernweh, süßer Schmerz … Tränen traten in ihre Augen. Der Wind konnte schon recht stürmisch werden hier heroben.

    Noch ein tiefer Atemzug, dann legte sie ihren Helm an und verriegelte ihn sorgfältig. Sie kannte ihr Ziel, doch wusste sie nicht, in welcher Richtung und in welcher Entfer-nung es sich befand; das tat aber auch nichts zur Sache. Ein routinemäßiger Blick auf die eingespiegelten Biowerte bestätigte ihr in Sekundenschnelle das einwandfreie Funk-tionieren ihres Körpers. Alles in Ordnung … Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Reise konnte beginnen.

    Ein neuerlicher mentaler Impuls, und das Schott schob sich in seine ursprüngliche Posi-tion zurück. Undurchdringlicher Stahl umgab ihren Körper von allen Seiten. Der kurze Kontakt zur Außenwelt hatte ausgereicht, ihre emotionale Energie hochkochen zu las-sen und auf hohem Niveau zu stabilisieren.

    Valerie war bereit.

    * * *

    Der nächste Schritt erforderte eine deutlich größere Konzentration als das Öffnen und Schließen des Turmschotts – waren doch die schweren Wasserstoff-Helium-Konverter durch eine mentale Barriere gesichert, die nur durch Eingabe der exakten Schlüsselkon-figuration überwunden werden konnte. Der Raumagentin war diese Konfiguration na-türlich bekannt, aber es war niemals ein leichtes Unterfangen, biologisch generierte Ge-dankenströme in einen robotkontrollierten Mechanismus einzubringen.

    Es gelang ihr auf den ersten Anlauf. Valeries Gedanken verschafften sich Zutritt zur Hauptsteuerung der tief unter der Erde gelegenen Kraftwerksanlage … und setzten den Initiierungsstromkreis in Gang. Sekunden später brach die Hölle los. Drei im Terawatt-bereich operierende Laserkanonen bündelten ihre gesamte Energie in einem einzigen Punkt und setzten damit einen Kernverschmelzungsprozess in Gang, der tausendmal heißer war als der Kern des Planeten.

    Blaue Flammen züngelten rund um den Turm aus der Erde empor, fokussierten sich ü-ber dem Zentrum der Kuppel und hüllten den dort aufgesetzten Zylinder in ein wabern-des Energiefeld. Die kreisrunde Bodenplatte unter Valeries Füßen war mit einem Teil der stählernen Turmkonstruktion leitend verbunden, die gleich dimensionierte Platte über ihrem Kopf mit dem anderen Teil – ein gigantischer Kondensator, der jetzt bis an die Grenzen seiner Kapazität aufgeladen wurde. Antigravschacht, Wendeltreppe und all die anderen Eisenkonstruktionen im Inneren des Turms wurden zu stromdurchflossenen Spulen und erzeugten elektromagnetische Induktionsfelder unvorstellbaren Ausmaßes, die das Maximum ihrer Feldstärke ebenfalls in den Zylinder projizierten.

    Das, was von außen wie ein schlichter stählerner Turm aussah, war in Wahrheit nichts anderes als ein Materietransmitter, mit dem jeder beliebige Punkt der Galaxis erreicht werden konnte.

    * * *

    Glutrot versank der Ball der untergehenden Sonne in den tiefblauen Wogen des Pazi-fiks. Eine kühle Brise wehte vom Meer landeinwärts und machte die sommerliche Hitze Kaliforniens erträglich. Lässigen Schrittes schlenderte eine schlank gewachsene Frau-engestalt durch die unendlichen Weiten des golden schimmernden Sandstrands, steuerte nach kurzem Zögern auf eines der zahlreichen Cafés zu und ließ sich in einem weißen Korbsessel nieder. Ihre makellos glatte Haut glänzte in nahtloser Bräune in einem Farb-ton von Kupfer und Bronze. Dann und wann wehte der auffrischende Abendwind Strähnen der pechschwarzen Mähne in ihr ebenmäßiges Gesicht, die sie mit anmutiger Gelassenheit nach hinten strich. Ihre Bewegungen waren von einer geradezu außerirdi-schen Geschmeidigkeit und Eleganz, wobei allein schon der mattschwarze Lederbikini, der die straffen Rundungen ihres sehnigen Körpers eher unterstrich denn verhüllte, die Blicke der Männer auf sich zog.

    Plötzlich legte sich von hinten eine Hand auf ihren Oberkörper. Schlanke Finger mit leuchtend rot lackierten Nägeln strichen der Sitzenden über die Brüste und gruben sich mit spielerischer Leichtigkeit ins beinahe bloßliegende Fleisch. Die Frau im schwarzen Bikini stöhnte vernehmlich auf, rührte sich aber nicht vom Fleck.

    "Wollen wir miteinander spielen?" fragte die stehende Frau, die jetzt auch ihre zweite Hand dazu benützte, den Körper ihrer neuen Gefährtin zu liebkosen. Ihre hellblauen Augen schienen heller zu leuchten als der kalifornische Himmel, und ihr wasserstoff-blondes Haar ließ geradezu eine zweite Sonne aufgehen.

    "Bei dir?" fragte die Schwarzhaarige mit einer Direktheit, die keinerlei Überraschung, geschweige denn Unbehagen erkennen ließ.

    "Ja", antwortete die Blonde mit knapper Entschlossenheit.

    "Jetzt gleich?" fragte die Schwarze noch einmal zurück. Sie hatte sich noch nicht einmal umgedreht, um einen Blick auf die hinter ihr stehende Person zu werfen.

    "Jetzt gleich", erwiderte die Blonde. Es klang wie ein Befehl.

    Die schwarzhaarige Frau in dem knappen Lederbikini erhob sich von ihrem Sitz und drehte sich um. Sogleich fanden ihre großen, braunen Augen den hellblauen Blick der Blonden … und verloren sich darin.

    * * *

    Das gleißende Licht des OPs schmerzte Valerie in den Augen, doch sie hielt ihm Stand und konzentrierte ihre volle Aufmerksamkeit auf das, was rings um sie geschah. Sie hat-te jetzt auch ihren Bikini abgelegt, was bedeutete, dass nunmehr auch ihre vollen Brüs-te, ihr prallrundes Hinterteil und ihre glattrasierte Intimzone ohne auch nur die geringste Beschränkung dem Zugriff ihrer Gespielin ausgesetzt waren. Sie fühlte sich absolut nackt und wehrlos - eine Empfindung, die durch die schwarzen Lederfesseln, mit denen ihre Arme und Beine an dem Untersuchungsstuhl festgebunden waren, noch eine erheb-liche Steigerung erfuhr.

    "Ruhig bleiben und entspannen", drang Corinnas schneidende Stimme mit beinahe schmerzhafter Deutlichkeit an ihr Ohr. Corinna war die wasserstoffblonde Frau vom Strand. Aber das hatte Valerie bereits zu einem Zeitpunkt gewusst, als sie noch nicht einmal deren Hand auf ihrem Körper gespürt hatte …

    "Ich werde dich jetzt einigen kleinen Operationen unterziehen", erläuterte Corinna wei-ter. "Ohne Betäubung natürlich. Leider wird dir diese Prozedur erhebliche Schmerzen bereiten, aber das ist nicht zu vermeiden." Ihre klare, metallische Stimme klang sachlich und emotionslos. "Du bist nun mal ein sehr interessantes Versuchsobjekt für mich. So etwas läuft einem nicht alle Tage über den Weg … Ich brauche einfach Proben von dei-nem Gewebe. Und zwar so viele wie möglich."

    Valeries Mund wurde trocken und einen Moment lang schloss sie die Augen. Ein kurzes Zerren an ihren straffen schwarzen Fesseln zeigte ihr in unmissverständlicher Deutlich-keit, dass an Flucht nicht zu denken war. Mit weit gespreizten Beinen war sie hier auf dem Stuhl fixiert und musste von Glück sagen, dass sie überhaupt noch ihre fünf Sinne beisammen hatte und klar denken konnte. Sie konnte sich sehr gut ausmalen, welche Art von chirurgischen Eingriffen ihr bevorstand. Corinna konnte sanft wie ein Engel sein, aber in ihrem Innern vereinte sie die unerbittliche Grausamkeit eines Grafen Dracula mit Doktor Frankensteins unseligem Forscherdrang – eine wahrlich hochbrisante Mi-schung, deren dunkle Bedrohlichkeit es aber gerade war, die Valeries Psyche aufkochen ließ in dem jähen, bizarren Verlangen, sich auf eben diese spezielle Weise bedingungs-los hinzugeben …

    Voll angsterfüllter Erwartung des grausamen Schmerzes registrierte die wehrlos ausge-lieferte Versuchsperson, als die Valerie sich jetzt wohl oder übel zu betrachten hatte, mit überdeutlicher Genauigkeit jedes Geräusch ihrer Umgebung: das charakteristische Klatschen der langschäftigen Operationshandschuhe, als sie in einer schnellen Bewe-gung übergestreift wurden; das leise Zischen und Klicken des thermischen Sterilisators, als der heiße Chirurgenstahl dem siedenden Kessel entnommen wurde; das metallische Klappern, Rollen und Schleifen, als die Instrumente zusammengesetzt und auf dem Tablett bereit gelegt wurden. Überdies mischte sich zum Geruch von Gummi und Schweiß nunmehr auch die penetrante Komponente von Desinfektion, als Corinna meh-rere Stellen auf Valeries Haut sorgfältig mit einem feuchten Tupfer bestrich. Hals, Brüs-te, Bauch und die Innenseiten der Oberschenkel waren davon ebenso betroffen wie der gesamte Intimbereich, was einer Bestätigung Valeries schlimmster Ahnungen gleichkam …

    Als der grelle Schein der jetzt auf volle Leistung hochgefahrenen OP-Leuchte Valeries Körper in eine undurchdringliche Wand aus weißem, gleißendem Licht einhüllte, press-te diese die Augenlider zusammen und ballte unwillkürlich ihre Hände zu Fäusten. Se-kunden später spürte sie, wie sich die skalpellscharf geschliffene Spitze einer großkali-brigen Punktionsnadel in ihren Unterleib bohrte und mit unerbittlichem Druck in die Tiefe drang.

    Mit jeder Faser ihres Seins fühlte Valerie den Schmerz, dessen Intensität sich in beängs-tigendem Tempo zu einem rasenden Inferno steigerte und der bis in die entlegensten Winkel ihres gequälten Körpers vordrang – stechend, schneidend, bohrend, brennend ... Doch kaum war der erste Eingriff vorüber, folgte bereits der nächste, und immer wieder schien der Schmerz den jeweils vorangegangenen an Heftigkeit zu übertreffen.

    Valerie stöhnte, schrie und brüllte, was ihre Lungen hergaben, zerrte mit ohnmächtiger Kraft an den Riemen und wand sich unter Corinnas stählernem Griff. Mehrere Male glaubte sie sich einer Ohnmacht nahe, doch tatsächlich blieb ihr Bewusstsein ungetrübt. Lange, sehr lange schien es zu dauern, bis die Serie von Probenentnahmen aus den emp-findlichsten Regionen ihres feinfühligen Körpers endlich abgeschlossen war. Doch dann war es überstanden und die Fesseln wurden gelöst.

    Valeries straffer, trainierter Körper war im Moment nichts anderes als ein kraftloses, keuchendes Bündel blasser Haut, das erst langsam wieder zu seiner alten Form zurück-finden musste. Corinna streifte ihre OP-Handschuhe ab, regelte die Leuchte auf ein an-genehmes Dämmerlicht zurück und hockte sich neben ihre Versuchsperson. "Du warst sehr tapfer, mein Kleines", hauchte sie ihr ins Ohr. "Bis morgen wirst du noch hier blei-ben und dich von den Strapazen der Untersuchung erholen. Dann kannst du gehen."

    * * *

    Um fünf Uhr morgens war auch der ansonsten belebteste Strand noch so gut wie men-schenleer. Lässigen Schrittes, jedoch geradlinig und zielbewusst, schlenderte eine schlank gewachsene Frauengestalt, deren schwarzer Lederbikini die straffen Rundungen ihres sehnigen Körpers eher unterstrich denn verhüllte, durch die unendlichen Weiten des im fahlen Licht der frühen Morgendämmerung hellgrau schimmernden Sandstrands, steuerte nach kurzem Zögern auf eine entlegene Stelle abseits der zahlreichen Cafés zu und hockte sich auf den Boden. Ihre makellos glatte, nahtlos gebräunte Haut glänzte selbst im silbrigen Licht des beinahe vollen Mondes in einem Farbton von Kupfer und Bronze. Dann und wann wehte der auffrischende Morgenwind Strähnen der pech-schwarzen Mähne in ihr ebenmäßiges Gesicht, die sie mit anmutiger Gelassenheit nach hinten strich. Ihre Bewegungen waren von einer geradezu außerirdischen Geschmeidig-keit und Eleganz.

    Valerie – und um keine Geringere handelte es sich bei der frühen Besucherin des Stran-des – streckte ihren rechten Arm ins scheinbare Nichts aus und betätigte einen Schalter. Augenblicklich deaktivierte sich der Deflektorschirm und gab ihre hier deponierte Aus-rüstung wieder der Sichtbarkeit Preis. Nur wenige flinke Griffe waren vonnöten, und der mattschwarze Lederanzug umschloss Valeries sehnigen Körper wieder wie eine zweite Haut. Der Technogürtel, der sich ebenfalls wieder in gewohnter Weise breit und kompakt um die schlanke Taille seiner Trägerin schmiegte, signalisierte durch sein de-zentes Summen jederzeitige Aktionsbereitschaft. Schließlich stülpte sich die Weltraum-agentin noch den Vollvisierhelm aus massivem Solarstahl über den Kopf – und war da-mit bereit für die Reise nach Hause …

    Eine kleine Formation dunkler Gewitterwolken zog über dem Horizont auf, näherte sich rasch dem Strand und positionierte sich genau über Valerie. Jeder gewöhnliche Strand-besucher hätte nicht umhin können, diesen Vorgang äußerst merkwürdig zu finden, wa-ren doch Gewitter in dieser Gegend des Globus generell etwas äußerst Seltenes, zudem war der Himmel derzeit - mit eben dieser Ausnahme - völlig wolkenfrei. Doch Valerie zeigte keinerlei Anzeichen von Verwunderung. Sie stand völlig ruhig da, atmete tief und konzentrierte sich …

    Der Boden begann zu vibrieren. Blaue Flammen züngelten rund um die einsame Gestalt aus der Erde empor, hüllten sie in ein waberndes Energiefeld und fokussierten sich über ihrem Helm. Rundum zuckten Blitze auf, die bis zu den vermeintlichen Gewitterwolken hinauf reichten. Für kurze Zeit spielten alle Anzeigen der umliegenden meteorologi-schen Messstationen verrückt, doch der Spuk legte sich ebenso schnell wie er gekom-men war.

    Dann war die Gestalt verschwunden. Der Strand war menschenleer, und auch von ei-nem Gewitter war nicht mehr die geringste Spur zu sehen …

    * * *

    Major der Raumflotte Valerie Blackwood streckte bequem ihre Füße unter dem Tisch der Offiziersmesse aus. "Nun erzähl schon", drängte ihre neben ihr sitzende Freundin Verena auf einen Bericht. "Du bist doch gestern erst aus dem Urlaub zurückgekommen. Wie war’s denn? Hast du wenigstens etwas Aufregendes erlebt?"

    Ein versonnenes Lächeln umspielte die vollen, leicht vorspringenden Lippen der erleb-nisbereiten Offizierin. "Oh ja", gab sie leise zurück. "Aufregend war es schon. Es war … einfach toll, wirklich außergewöhnlich. Einer dieser neuartigen Abenteuertrips, de-ren Rahmen man selbst bestimmen kann. Aber eben nur den Rahmen – und nicht alle Details." Sie schien kurz zu zögern, dann fragte sie spontan: "Ich hab mir den Marsch-befehl für diesen Urlaub aufgehoben, nur so als Souvenir. Möchtest du ihn sehen?"

    "Na klar doch. Zeig her." Verenas Neugier war definitiv erwacht.

    Valerie betätigte einen Knopf an dem Minicomputer, den sie an ihrem linken Handge-lenk trug, und projizierte das Dokument auf die Tischplatte. Ein Text war jetzt zu sehen, der mehrere militärische Abkürzungen und zahlreiche Koordinatenangaben enthielt. Unter anderem war hier zu lesen:

    "Betrifft: Urlaub. Marschbefehl für Major Valerie Blackwood. Urlaubsort: Galaxis 1, Sol 3, Planet Erde, Gebiet Kalifornien/Küstenregion." Genaue Koordinaten folgten. "Transportart: Materietransmitter. Urlaubsart: Erlebnisurlaub, spezifizierter Typus: A-benteuer/Klinik. Möglichkeit zu intensivem Erleben gegeben, Nutzung auf eigene Ge-fahr. Kontaktperson vor Ort: hört auf den Namen Corinna. Erkennungssatz: ‚Wollen wir miteinander spielen?’"

    "Wow", gab Verena beeindruckt von sich. "Und … was genau hast du nun getrieben?"

    Valerie berichtete. Ausführlich, detailreich und ohne auch nur einen einzigen wesentli-chen Punkt auszulassen.

    Während der Erzählung war Verena ziemlich nachdenklich geworden … Eine Frage schien sie besonders zu bewegen. "Gut und schön, Val. Aber … ich meine … das alles hast du doch nicht REAL erlebt, oder? Es war doch wohl eher so eine Art künstlich her-vorgerufener Traum … eine mnemogene Implantation vielleicht, die eine Pseudo-Erinnerung hervorruft …"

    "Komm mit. Ich zeig dir was." Das Lächeln in Valeries Gesicht hatte etwas Entschlos-senes an sich. Sie stand auf, nahm ihre Freundin an der Hand und führte sie … auf die Toilette. Dort zögerte sie keine Sekunde, Verena ihren nackten Körper zu präsentieren.

    Die erst im Verheilen begriffenen Narben zahlreicher Einstiche waren nicht zu überse-hen. Und zwar an genau den Stellen, von denen Valerie berichtet hatte. Die meisten Einstichstellen wiesen überdies noch deutliche Schwellungen und satte Blutergüsse auf, die von hellrot bis dunkelblau alle möglichen Farben spielten. Was sich Verenas er-staunten Augen darbot, war der Mitgefühl erweckende Anblick eines durch zahlreiche Starknadelstiche geschundenen Körpers.

    "Das ist keine optische Täuschung, Verena. Du kannst ruhig den Finger darauf legen."

    Verena schluckte. Sobald sie begriffen hatte, was sie sah, nahm sie ihre Freundin zärt-lich in die Arme. "Verzeih mir, Liebes. Deine Erzählung hat so unglaublich geklungen … Aber jetzt schäme ich mich für meine Skepsis."

    Valerie erwiderte die Umarmung … und dann beschlossen die Frauen, sich gemeinsam in Valeries Zimmer zurückzuziehen.

    E N D E

    © by stardust
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