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Die Siedler - erstes kapitel

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    Die Siedler - erstes kapitel

    Hallo,

    bei mir reicht der Flow leider immer nur zum ersten kapitel.

    Ich will euch trotzdem nicht meiner "beste" Exposition vorenthalten, da ich sie (stink, stink) für einigermaßen gelungen halte:


    1. Die Ankunft

    „Wieviele?
    „Die ganze Sektion F ist aufgeschlagen. Keine Überlebenschance. Für niemanden. Section A-E haben sich mehrmals überschlagen. Wir rechnen mit 40% Verlusten.“
    „Oh Gott. Und der Rest?“
    „Bei den Sektionen auf Steuerbord G-L hat das Rettungssystem funktioniert. Aber...
    „Was aber?“
    „Die Sektionen K und L sind abgetrieben und in den Ozean gestürzt. Sie sind leider nur dreißig Minuten schwimmfähig und auch das nur, wenn sie unbeschädigt sind.“
    Also wieder zwei Totalverluste. Dreißig Minuten, um aus dem Tiefschlaf einer Stasekammer die Rettungssysteme zu erreichen, das war auch für die zähesten Burschen eine unmögliche Aufgabe.
    Zulu rechnete nach. Drei Sektionen verloren. Drei Sektionen zu eintausendfünfhundert Personen. Fünf Sektionen zu eintausendfünfhundert Personen mit einem Verlust von vierzig Prozent...Das macht...
    „ja Captain. Sechstausendfünfhundert.“
    Der Schmerz drohte ihn zu zerreißen. Sechstausendfünfhundert tote Siedler. Sechstausenfünfhundert enttäuschte Hoffnungen. Sechstausendfünfhundert verratene Seelen.
    Er hatte schon wieder versagt.
    „Nein, Captain, so dürfen Sie nicht denken“
    „Und wie sonst, mein treuer Freund?“ Zulu wandte sich zu Marek, seinem ersten Offizier. Dass er diesen Rang jetzt hatte, war ihm noch nicht bewusst geworden. Zu Beginn ihrer Reise war Marek Fähnrich dritten Ranges. Aber jetzt, da die gesamte Befehlskette mitsamt ihrer dazughörigen Offizieren verbrannt, verdampft oder jämmerlich ersoffen war, war er der einzige, der mit ihm so etwas wie offizielle Gewalt repräsentieren konnte.
    „Captain, sie sind nicht jämmerlich ersoffen.“
    „Sondern?“
    „Vergessen sie nicht, dass alle in Stase waren. Sie haben nichts davon bemerkt“
    Dies war nur ein schwacher Trost.
    Mareks Talente waren so ausgeprägt, es war unmöglich, einen Gedanken vor ihm zu verbergen. Er war einer der wenigen, bei dem sich die besonderen Eigenschaften seiner Ahnen verstärkt und kumuliert hatten, statt sich wie üblich bis zu einem Nichts abzuschwächen.
    Marek. Ein alter Weiser im Körper eines zehnjährigen Jungen. Er hat nie die Frage beantwortet, ob seine Gabe ein Fluch oder ein Segen war. Er konnte nicht wirklich Gedanken lesen. Er konnte nur interpretieren, analysieren, beobachten und zuhören. Dies aber in einer Weise, die selbst die größten Talente der Heimatplaneten seiner Ahnen zu Dilletanten abgestempelt hätte.
    Zulus Blick schweifte über das Feld des Grauens. Brennende Wrackteile qualmten lodernd in den blutroten Himmel. Das Glühen des schmelzenden Metalls konterkarierte jede Lagerfeuerromantik, welche kleine Brände in Sonnenuntergängen üblicherweise hervorrufen konnten, zu Anblicken blanken Entsetzens. Rational wusste er von der unseligen Schaltung des menschlichen Gehirns, diesem archaischen Relikt aus der Steinzeit, in chaotischen Strukturen stets Gesichter erkennen zu können. Hier hätte er aber gerne auf die Fratzen und Grimassen gerne verzichtet, die ihn lodernd durrch die Dämmerung anstarrten. Hinzu kam sein Gefühl der absoluten Ohmacht. Da standen die verlorenen Sektionen, steckten im roten Sand dieser verlassenen Staubkugel wie umgefallene Grabsteine eines vergessenen Friedhofs. Die Aussenhülle mochte noch eine Temperatur von achthundert Grad Celsius haben. Zu heiss, um sich ihnen zu nähern. Und was hätte es genützt? Das Gerät war in Sektion F untergebracht. Die Automaten, die Androiden, die Fahrzeuge, das Handwerkszeug. Alles verbrannt, zerschmolzen, verdampft.
    „Vielleicht sollten wir eine Bestandsaufnahme machen, was gerettet werden konnte“ Marek war weder Optimist, noch Traumtänzer. Obwohl aber kein Tropfen vulkanisches Blut in seinen Adern floss, war seine Logik doch nahe an der der unangefochtenen Meister dieses Faches.
    „Morgen, Marek. Morgen. Ein Ereignis wie dieses ist für Menschen schwer verkraftbar. Auch ein alter Mann wie ich braucht seine Zeit, um zu verstehen, was passiert ist.“

    Zulu ging den Hügel hinab und auf die Monolithen zu. Er kam kaum näher als acht Meter an sie heran, dann war die Hitze, die sie abstrahlten, nicht mehr auszuhalten. Hörte er Schreie aus dem Inneren? Es hatte den Anschein, das sich ständig verformende Metall des dreihundert Meter hohen Kolosses kreischte, ächzte und seufzte in einer Weise, die auch andere Interpretationen zuliess. Es packte ihn ein Zustand der Trance. Der Schmerz, die Schuld, der Scham über sein Versagen drohte ihn zu überrollen, er konnte sich nur noch durch eine Flucht in die Gedankenstille vor dem Angriff dieser drei unseligen Schwestern abschirmen.

    Dies war Sektion B. Hier waren die Wassertanks, die medizinischen Vorräte, die Analysegeräte untergebracht. Und Eintausendfünfhundert Siedler. Welche, das konnte er nicht sagen. Von allen Siedlern wollten nur die klingonischstämmigen zusammen untergebracht werden. Allen anderen war es egal, schließlich war es das Ziel des Projektes, die rassischen Schranken hinter sich zu lassen. Und nun lagen die Klingonen gemeinsam mit Sektion K auf dem Grund des grünen Ozeans.
    `Ziel des Projektes`. Welch nüchterne Beschreibung dieser Mission des Wahnsinns. Flüchtlinge waren sie. Verfemte, Ausgestoßene, Ungewollte. Jedenfalls empfanden sie es so. Die Föderation gab ihnen die technokratische Bezeichnung „Hybride“. Und genau das waren sie alle: Mischlinge, oder besser: Mischwesen. Konglomerate aus zwei, drei oder noch mehr Rassen aus verschiedenen humanoiden Manifestationen intelligenten Lebens. Und so fantastisch ihr einzelnes Zustandekommen auch von der unglücklichen Liebe ihrer leiblichen Eltern gewollt und gefeiert wurde – sie waren Wanderer zwischen den Welten. Nirgendwo wirklich zu Hause. Für sie waren Zwei Planeten einfach zu weit entfernt, um Wurzeln auf beiden für sich beanspruchen zu können.

    Zulu schätzte, dass es noch mindestens drei Tage dauern würde, bis die Aussenhüllen der verunglückten Sektionen so weit abgekühlt waren, bis man sich ihnen nähern konnte. Was dann zu tun war...wusste er auch noch nicht.

    Er kletterte die nächste Düne hinauf. Die Trümmer der Sektion F mochten sich in einer Schneise von zehn Kilometer Entfernung verteilt haben. Der Graben, den sie bei ihrem Sturz ins Verderben gezogen hatte, war gute vier Meter tief und zwanzig Meter breit. Die „Mayflower“ war ein riesiges Schiff gewesen. Zulu hatte sich heftig gegen diese Namensgebung gewehrt, denn er wusste nur zu gut, dass mit seinem legendären Namensgeber nicht nur Gutes in Verbindung gebracht werden konnte. die Hoffnung der Siedler auf ein neues Leben war so groß, dass sie nur die romatisch verklärte Interpretation des Namens hören wollten.

    Riesig war sie. Das war aber auch alles. Aus Trümmer- und Wrackteilen zusammengenietet, mit gestohlener oder verbrauchter Technologie ausgestattet, für die sich selbst die schlimmsten Ferengihändler geschämt hätten. Die Diebstähle waren nicht sonderlich gravierend, dennoch erfuhr er erst davon, als es zu spät zum Umkehren aufgrund eines schlechten Gewissens war. Die Föderation hatte dies wohl bemerkt aber die Entsorgung dieser lästigen Jammerlappen war ihnen wohl wichtiger als ein paar entwendete Replikatoren und Plasmaspulen.

    Zulu ertappte sich bei einer seiner ihm verhasstesten Charakterfehler. Nicht die gestohlene, veraltete, verbrauchte oder schlecht verarbeitete Technik hatte das Schiff der Hoffnung auf diesen falschen und toten Planeten krachen lassen, sondern er war es. Er war der Captain und damit war er verantwortlich. Er alleine hatte sich entschieden, das Kommando anzunehmen. Er hat das Schiff vorher gesehen und begutachtet, er hatte „ja“ gesagt.
    „Nein Captain. So dürfen sie nicht denken“ Marek hatte wohl bei all seinem messerscharfen Verstand nicht begriffen, dass Zulu allein sein wollte. Oder wusste er, dass er ihn jetzt nicht alleine lassen durfte? So offen ihm die Gedanken anderer waren, so verschlossen waren seine eigenen seiner Umwelt.
    „Sondern?“
    „Verkettung unglücklicher Umstände. Jedem anderen wäre hier das gleiche passiert. Erst der Sturm, dann die Eruption, dann das Asteroidenfeld – nichts davon war kartografiert. Wir hatten keine Chance, Genius 3 zuerreichen, egal mit welchem Schiff.“
    Und er fügte nach einem Pause leise hinzu „und egal mit welchem Captain“
    „Hm.“ Marek hatte mit fünf kurzen Sätzen sein Selbstmitleid vollständig zerstört und das einzige, wofür er sich jetzt noch schämte, war es so weit zugelassen zu haben. Was geschehen war, war geschehen. Jetzt hiess es handeln. Die Überlebenden brauchten ihn.

    #2
    Naja, war wohl doch nicht so gut, wenn keiner antwortet. Schade, vielleicht sollte ich es sein lassen.

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