Hy, ich bin neu hier und wollte mal Meinungen einholen zu einer Geschichte, die ich momentan schreibe. Gibt es zwar schon in zwei anderen Foren, aber da findet man sonst eigentlich nur Fantasy und die Storry gehört da irgendwie einfach nicht so recht hin. Ich werde wohl auch noch ein Diskussionsthema hierzu öffnen, wenn es sich denn lohnt.
Zur Storry: Es ist ein Düsterer Genremix aus Scifi, Cyberpunk und Horror, der am anfang noch stark an Shadowrun erinnert. Ich versuche aber aus dessen Schatten auszubrechen.
Würde mich über Rückmeldung freuen, bin für jede Art von Kritik offen.
Call of Darkness
Prolog
1
Die Läufe der schweren Revolver qualmten noch, als Vincent sich neben seinem zuckenden Opfer niederließ. Sichtlich durch Todesqualen gepeinigt lag der Wehrwolf dort an die Wand gelehnt und blickte starr in den dunklen Raum, dessen Wände und Boden von Kampfspuren gezeichnet waren. Er sprach kein Wort. Der Mann, der sich neben ihn gehockt hatte, steckte die Waffen zurück in die Rückenhalfter, streifte sich die langen, weißen Haare mit der linken Hand aus dem Gesicht und nahm aus seiner Hosentasche eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor. Nachdem er sich eine der Zigaretten angesteckt und den Qualm des ersten Zuges vor der schwer verwundeten Kreatur in die Luft gepustet hatte, griff er nach einem kleinen silbernen Objekt, welches an einem Gurt hing, der Quer über die Brust des Mannes gespannt war. Vincent hielt dem Wehrwolf das kleine Gerät unter die Nase und fing an zu sprechen. „Die Patronen in deinem Körper geben kontrollierte Dosierungen von Silberstaub ab. Es ist zu wenig um dich zu töten, aber es reicht um dich zu lähmen und dir echte Höllenqualen zuzuführen. Will jetzt echt nicht in deiner Haut stecken, mein Pelziger großer Freund.“
Der Wehrwolf drehte die schwarzen Schlitze seiner Pupillen in die Richtung seines Peinigers und sah ihm mit einem Ausdruck aus Hass, Angst und Verzweiflung an. Dieser Fuhr nun ruhig und gelassen fort. „Mit dieser kleinen Fernbedienung kann ich den Ausstoß regeln. Ich kann ihn auch stoppen, oder ich lasse die Patronen explodieren und schicke dich so zurück zur Hölle. Das hängt ganz davon ab, was du mir erzählen willst.“
Die Kreatur am Boden neben ihm zitterte vor Schmerz und Wut. Dann bellte er mit zitternder Stimme los. „Was willst du von mir, Mann?“
Vincent ließ sich locker zur Seite fallen, und lehnte sich neben dem Biest an die Wand an. Ohne irgendeine Spur von Hektik zu zeigen zog er genüßlich an seiner Zigarette, während der Wehrwolf neben ihm mit dem Leben rang.
„Du kennst jemanden, der mir in einer... persönlichen Angelegenheit weiterhelfen könnte.“
„Wer soll das sein?“
Vincent tippte mit der Fernbedienung an den linken Arm der Bestie welcher schlaff vom Körper herabhing. Ein dumpfes metallisches Geräusch erklang und ließ auf Eisen schließen, welches unter dem Fell der Bestie verborgen lag.
„Diese Implantate die du da hast. Ich suche den Typen, der dir die eingesetzt hat.“
„Ich hab Dich ganz doll lieb Dich!“ kam die Antwort über die bebenden Lippen es Ungetüms, woraufhin der Mann neben ihm per Fernbedienung einen Starken Strom von Silber in seinen Körper fließen ließ. Ein lautes schmerzhaftes Brüllen war zu hören. Dann entschloß sich der Wehrwolf zu reden.
„Ich habs bei nem Typen namens Gidian machen Lassen. Er hat nen Laden in den Slums!“
„Nie gehört. Hier auf Maragor?“
Der Wehrwolf kniff vor Schmerzen die Lippen zusammen und die Reißzähne bohrten sich dabei in den Unterkiefer. „Nein Mann. Auf der Erde. Er ist auf der Erde!“
„Na also“ sagte Vincent mit ruhiger, geduldiger Stimme. Daraufhin stand er auf, klemmte dem Wehrwolf seine Halb gerauchte Kippe zwischen die Lippen und machte sich auf den Weg zur Tür.
„Hey Mann!“ hörte er einen Schrei hinter sich. „Was ist mit den Patronen?“
Vincent sah kurz auf die Fernbedienung und drückte dann den Roten Knopf an der unteren Seite. Schlagartig waren vier dumpfe Schläge Aus dem Körper des Wolfsmenschen zu hören und dann sackte er Leblos in sich zusammen. „Hat sich erledigt“ murmelte Vincent vor sich hin und verließ den dunklen Raum.
2
Die Drillingsmonde standen hoch am nächtlichen Himmel als Vincent zu seiner Maschine zurückkehrte, die geduldig vor dem baufälligen Gebäude wartete in dem der Dunkelelf sein Opfer aufgespürt und besiegt hatte. Die „Bullseye“ war ein Motorrad, welches sich durch seine bullige, brutale und maskuline Optik bei Kopfgeldjägern großer Beliebtheit erfreute und eben so einem hatte Vincent sie auch abgenommen. Er ging auf das Gefährt zu und ließ sich auf dem breiten, ledernen Sitz nieder. Die Erde, dachte sich der Dunkelelf, doch noch bevor er diesen Gedanken weiterführen konnte fingen die Kabel und Rohre unter dem Sitz an zu flimmern und aus dem Motor schossen mehrere kleine Lichter. Die leuchtenden kugeln flogen kurze Zeit elegant durch die Schwärze der Nacht und ließen sich schließlich auf der Maschine nieder. Eins der Lichter schwebte Sanft auf die Schulter des Dunkelelfen und nun konnte man die Gestalt in dem Licht erkennen. Eine zarte, zierliche Silhouette, mit ausgeprägten weiblichen Zügen, doch sie war im Prinzip geschlechtslos, denn zur Fortpflanzung waren diese Wesen nicht gedacht. Eine liebliche, mädchenhafte Stimme drang ans Ohr des Dunkelelfen.
„Na Meister Vincent. Habt Ihr gefunden, wonach ihr gesucht habt?“
Vincent nahm ein schwarzes Haargummi aus einer seiner Brusttaschen, streifte die Haare mit der linken hinter den Kopf und band sie mit dem Gummi zu einem Zopf zusammen, während er abwesend dabei zusah, wie die kleinen Lichtgestalten auf seinem Lenker herum tanzten. Als er fertig war und die langen, weißen Haare, die teilweise von geflochtenen Strähnen durchzogen wurden, den Rücken hinunter hingen, sah er kurz zum dunklen Himmel der Nacht auf. Dann antwortete er der kleinen Lichtgestalt auf seiner Schulter.
„Ja Liliell. Alles erledigt.“
Das Wesen fing lieblich an zu kichern und sofort gesellte sich ein weiteres der kleinen Lichter zu ihnen, welches sich auf die andere Schulter setzte.
„Sie ist Liliell. Ich bin Lariell!“
Der Dunkelelf verdrehte die Augen in den Höhlen und zog schließlich die Schlüssel aus der Hosentasche um die Maschine zu starten.
„Wir fahren Los, also macht, dass ihr wieder an euren Platz kommt, oder ihr bleibt hier.“
„Aber sicher Süßer!“ Antwortete Liliell, die erst später dazu gekommen war und erhob sich von der Schulter des Mannes.
„Es heißt Meister, du respektloses Ding!“ fuhr Lariell ihre Schwester an während die beiden nebeneinander in Richtung Motorblock schwebten und mit den anderen Lichtern schließlich darin verschwanden. Schashiren, dachte sich Vincent etwas genervt. Genau so nützlich wie nervtötend.
Aus dem Motor waren noch leise die Stimmen der Maschinengeister zu hören doch als Der Dunkelelf den Motor startete wurden sie vom Knurren der Plasmaspulen übertönt.
3
Der Raum war in den zwielichtigen Schein dutzender Monitore gehüllt, auf denen unaufhörlich verschiedene Zahlenmuster und Kombinationen durchliefen. In den Schatten zwischen den Monitoren summten und ratterten die Prozessoren leise vor sich hin während sie die Daten in Höchstgeschwindigkeit verarbeiteten, die das Netz des globalen Hyperspace durch sie jagte. hin und wieder wurden sie von einem leisen Grunzen übertönt, welches der in die Jahre gekommene Wachmann von sich gab, der vor sich hin dösend im halbdunkel des Raumes saß. Die weißen Zahlen und Buchstaben auf dem schwarzen Hintergrund der Bildschirme warfen abwechselnd von verschiedenen Seiten Licht auf die alternden Züge seines Gesichtes.
Plötzlich viel einer der Monitore aus. Er wurde komplett schwarz und der Raum, der außer von den Bildschirmen von keinem Licht beleuchtet wurde, schien sofort merklich dunkler.
Langsam und gähnend erwachte der alte Wachmann und sah sich um. Als sein Blick auf den erloschenen Monitor viel, war er wieder hellwach.
"Hey, was zum Teufel..."
Während er noch vor sich hinmurmelnd darüber nachgrübelte wo der Fehler wohl liegen könnte, erschienen einige wenige Buchstaben am oberen Bildschirmrand und bildeten schließlich eine Reihe von Worten in einer fremden Sprache. Immer mehr dieser Worte reihten sich aneinander und füllten schließlich den gesamten Blidschirm.
"Ich muss mal aufs Kloe!" murmelte der Mann, der keine einzelne Zeile Lesen konnte und rief mit einem druck auf einen der Knöpfe an seinem Armband eine Holotafel auf, die grün flimmernd erschien und im raum schwebte.
"Sam, bist du da?"
ein kurzes klicken in der Leitung. Dann antwortete eine gelangweilt klingende Männerstimme über die Leitung.
"Ja, was gibts?"
Der alte Wachmann sah sich noch einmal die Zeilen auf dem Monitor an und berichtete dann von seinem Problem. Als Sam auf der anderen Seite länger Zeit nicht antwortete nahm er das Gespräch wieder auf.
"Sam, haben wir jemanden online? Auf... " er überprüfte kurz die Leitungsnummer über die der Rechner lief. "auf Rute 233?"
Kurzes schweigen, dann meldete sich Sam wieder über die Holoverbindung.
"Nein nicht das ich wüsste..." Er klang nachdenklich und abwesend. Dann war er wieder zu hören, doch nun ernster.
"Hier ist etwas auf der Leitung. Ich weiß nicht was, aber ein Agent ist nicht online..."
Kurze Stille.
"warte, ich schicke jemanden."
"Rick kannst du dich einloggen? Wir haben ein Problem auf der Rute 233!"
Sam saß bequem angelehnt in seinem großen Ledersessel. diese Sache mit dem Onway hatte endlich einmal etwas Abwechslung in den tristen Alltag seines Jobs gebracht, auch wenn es wahrscheinlich nur ein unbedeutender Fehler war. Das Kontrollzentrum, in dem er die Aufsicht hatte, hatte schon lange keine bedeutenden Computerfehler mehr gesehen. Mit der Zeit hatten sich die Programme und die Hardware so verbessert, dass sie sich selbst schützen, reparieren und verteidigen konnten. Die wenigen Menschen die noch hier tätig waren waren nur noch dafür da, die Hardware zu überprüfen und wenn nötig Komponenten zu ersetzen.
Rick, ein junger Hacker der noch nicht lange hier angestellt war, drehte sich in seinem Stuhl zu Sam um, warf einen kurzen Blick auf den Mann und nickte knapp. Er nahm einen Netzstecker von seinem Schreibtisch und schloss ihn an das Modul in seinem Hinterkopf an. Dann wählte er die Koordinaten der Rute über seinen Computer.
"O.K," sagte er, als er damit fertig war. "Kann losgehen."
"Gut" antwortete Sam. Dann fiel ihm noch was ein.
"Bevor ich es vergesse, du solltest eine Leitung offen halten zu Wackrass. Der Alte auf 7d!"
Rick nickte erneut. Dann wechselte sein Bewusstsein auf die Onways.
Die Projektion der holografischen Bildfläche flackerte kurz. Das war das Zeichen, dass jemand auf der Onwayverknüpfung von Route 233 war. Wackrass, der alte Wachmann aus 7d runzelte die Stirn und dachte nach. Er war schon seit Jahren in dieser Abteilung tätig und so etwas war ihm noch nicht unter gekommen. Er wusste, dass die jungen Leute das auf die leichte Schulter nehmen würden, doch etwas wahr falsch an der ganzen Sache. Es war kaum möglich, dass sich jemand von Außerhalb in das System eingeklinkt hatte. Aber was, wenn es doch so war? Wer konnte schon wissen welch große Talente es sich zur Aufgabe gemacht haben könnten die größte digitale Hochburg des Bekannten Universums zu hacken.
"Wackrass, können sie mich hören?"
Die Stimme kam leicht verzerrt und mit leisen, metallischen Hintergrundgeräuschen unterlegt aus dem Holoschirm. Die Stimme aus einer der Routen.
"Laut und deutlich!" antwortete der Wachmann. "Sind sie auf der 233?"
Kurzes, statisches Rauschen, dann erklang wieder die Stimme.
"Nein, aber auf dem Weg dahin."
Eine Hand griff nach dem Icon, die Schleuse zwischen Route 231 und 232. Das große, runde Symbol schwebte in der digitalen Finsternis und Rick trieb körperlos darauf zu. Ab und zu erschien ein Dokument oder eine Tabelle. Zahlen rauschten in großem Tempo durch Ricks Blickfeld, welches seine komplette Umgebung erfasste. Er sah alles. Vor ihm hinter ihm und neben ihm. Alles gleichzeitig. Wie es in der Realität einer Fliege ging, so hatte man es ihm in seiner theoretischen Ausbildung erklärt und später, in der Praxis hatte er verstanden, was damit gemeint war.
Es war für ihn immer ein Genuss die Onways zu benutzen. Man fühlte sich Körperlos, allwissend und frei in einer Welt, in der alles möglich schien. Seine Hand, obgleich er nicht wusste ob sie da war, denn er konnte sie nicht sehen, drückte das Icon und er betrat die 232.
Diese Route war gerade in Benutzung. Überall erschienen Bilder, Texte, kurze Sequenzen aus irgendwelchen Filmen. Rick bahnte sich seinen Weg und hielt kurz inne als neben ihm ein Porno aus dem nichts auftauchte. Eine Elfe, wunderschön und elegant, mit den langen, charakteristischen Spitzohren und dunkelroten fordernden Augen, rekelte sich in einer großen, überscheumenden Badewanne. Gerade als der männliche Darsteller, ein Terosianer, der in seinem Auftreten im krassen Gegensatz zu der elfischen Schönheit stand, zu ihr in die Wanne stieg verschwand das Bild wieder und an seiner Stelle trat das Icon einer Musikdatei woraufhin leise das dazu gehörige Lied im Hintergrund dudelte. Hätte Rick in diesem virtuellen Dschungel einen Kopf gehabt, hätte er ihn jetzt mit einem leichten Grinsen auf den Lippen geschüttelt. Auf was für Sachen manche Leute stehen...
Er kam zu der nächsten Schleuse. Doch diese hatte sich verändert. Das Icon, welches der Übergang zur Rute 233 war, hatte sich vom ursprünglichen Grün zu Knallrot verfärbt und die Zahlen darauf verschwammen. >Hier stimmt was nicht. < Diese Worte sendete er über eine offene Leitung noch an Wackrass und Sam, dann streckte er die Hand aus um das Icon zu berühren und die Schleuse zu öffnen. Dies war der größte Fehler seines Lebens, und auch der letzte.
"Hier stimmt was nicht." hörte Sam seinen Kollegen sagen. Er hatte die Finger schon auf der Tastatur um die Nummer 233 erneut zu überprüfen, da ertönte plötzlich ein grausiges Kreischen über die Hololeitung. Der Sicherheitsbeamte zuckte zusammen. Es war Rick. Er schrie. Und zwar so Laut und schrill, dass Sam fast das Trommelfell geplatzt wäre. Sam drehte die Lautstärke herab doch Rick auf der anderen Seite der Leitung hörte nicht auf. Besorgt fragte sein Kollege in der Realität, was los sei. Keine Antwort nur Schreie. Sam drehte sich um. sah hinüber zu Ricks reglos dasitzendem Körper. Vorsichtig ging er hinüber und sah sich den Jungen genauer an. Nichts war ihm anzumerken. Er saß einfach nur da. Dann sah Sam dass sich die Augen hinter den geschlossenen Lidern heftig zu bewegen schienen. Wie bei einem Menschen mit einem heftigen Alptraum im Tiefschlaf. Sam ging noch näher ran und plötzlich sah er, wie Blut aus den Mundwinkeln des Hackers lief. Das reichte. Er griff dem Mann in den Nacken und zog den Stecker aus dem Modul. Die Verbindung zum Onway riss ab. Ricks Augen öffneten sich langsam. Er stammelte etwas vor sich hin, dann hustete er und Blut spritzte über Sams Hemd.
"Was sagst du? Rick, was hast du gesagt?"
Ricks Lippen kamen nah an Sams Ohr. Er flüsterte.
"Ich... habe gesehen..." Ein blutiges Husten. "Lauf Sam... lauf..."
Sam war verwirrt. Er sah seinem Gegenüber tief in die Blut unterlaufenen Augen und dann wusste er, dass er hätte laufen sollen. Vielleicht war dies in dem Moment, als er spürte, wie sich Ricks Daumen in seine Augen bohrten, oder als er, blind wie er danach war, auf seiner Flucht vor etwas hartes stieß, wahrscheinlich die Wand.
Einerlei. Als er merkte wie ein Körper sich über ihn beugte und warme Flüssigkeit in sein Gesicht tropfte, wusste er, dass er sterben würde.
Fortsetzung folgt...
Zur Storry: Es ist ein Düsterer Genremix aus Scifi, Cyberpunk und Horror, der am anfang noch stark an Shadowrun erinnert. Ich versuche aber aus dessen Schatten auszubrechen.
Würde mich über Rückmeldung freuen, bin für jede Art von Kritik offen.
Call of Darkness
Prolog
1
Die Läufe der schweren Revolver qualmten noch, als Vincent sich neben seinem zuckenden Opfer niederließ. Sichtlich durch Todesqualen gepeinigt lag der Wehrwolf dort an die Wand gelehnt und blickte starr in den dunklen Raum, dessen Wände und Boden von Kampfspuren gezeichnet waren. Er sprach kein Wort. Der Mann, der sich neben ihn gehockt hatte, steckte die Waffen zurück in die Rückenhalfter, streifte sich die langen, weißen Haare mit der linken Hand aus dem Gesicht und nahm aus seiner Hosentasche eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor. Nachdem er sich eine der Zigaretten angesteckt und den Qualm des ersten Zuges vor der schwer verwundeten Kreatur in die Luft gepustet hatte, griff er nach einem kleinen silbernen Objekt, welches an einem Gurt hing, der Quer über die Brust des Mannes gespannt war. Vincent hielt dem Wehrwolf das kleine Gerät unter die Nase und fing an zu sprechen. „Die Patronen in deinem Körper geben kontrollierte Dosierungen von Silberstaub ab. Es ist zu wenig um dich zu töten, aber es reicht um dich zu lähmen und dir echte Höllenqualen zuzuführen. Will jetzt echt nicht in deiner Haut stecken, mein Pelziger großer Freund.“
Der Wehrwolf drehte die schwarzen Schlitze seiner Pupillen in die Richtung seines Peinigers und sah ihm mit einem Ausdruck aus Hass, Angst und Verzweiflung an. Dieser Fuhr nun ruhig und gelassen fort. „Mit dieser kleinen Fernbedienung kann ich den Ausstoß regeln. Ich kann ihn auch stoppen, oder ich lasse die Patronen explodieren und schicke dich so zurück zur Hölle. Das hängt ganz davon ab, was du mir erzählen willst.“
Die Kreatur am Boden neben ihm zitterte vor Schmerz und Wut. Dann bellte er mit zitternder Stimme los. „Was willst du von mir, Mann?“
Vincent ließ sich locker zur Seite fallen, und lehnte sich neben dem Biest an die Wand an. Ohne irgendeine Spur von Hektik zu zeigen zog er genüßlich an seiner Zigarette, während der Wehrwolf neben ihm mit dem Leben rang.
„Du kennst jemanden, der mir in einer... persönlichen Angelegenheit weiterhelfen könnte.“
„Wer soll das sein?“
Vincent tippte mit der Fernbedienung an den linken Arm der Bestie welcher schlaff vom Körper herabhing. Ein dumpfes metallisches Geräusch erklang und ließ auf Eisen schließen, welches unter dem Fell der Bestie verborgen lag.
„Diese Implantate die du da hast. Ich suche den Typen, der dir die eingesetzt hat.“
„Ich hab Dich ganz doll lieb Dich!“ kam die Antwort über die bebenden Lippen es Ungetüms, woraufhin der Mann neben ihm per Fernbedienung einen Starken Strom von Silber in seinen Körper fließen ließ. Ein lautes schmerzhaftes Brüllen war zu hören. Dann entschloß sich der Wehrwolf zu reden.
„Ich habs bei nem Typen namens Gidian machen Lassen. Er hat nen Laden in den Slums!“
„Nie gehört. Hier auf Maragor?“
Der Wehrwolf kniff vor Schmerzen die Lippen zusammen und die Reißzähne bohrten sich dabei in den Unterkiefer. „Nein Mann. Auf der Erde. Er ist auf der Erde!“
„Na also“ sagte Vincent mit ruhiger, geduldiger Stimme. Daraufhin stand er auf, klemmte dem Wehrwolf seine Halb gerauchte Kippe zwischen die Lippen und machte sich auf den Weg zur Tür.
„Hey Mann!“ hörte er einen Schrei hinter sich. „Was ist mit den Patronen?“
Vincent sah kurz auf die Fernbedienung und drückte dann den Roten Knopf an der unteren Seite. Schlagartig waren vier dumpfe Schläge Aus dem Körper des Wolfsmenschen zu hören und dann sackte er Leblos in sich zusammen. „Hat sich erledigt“ murmelte Vincent vor sich hin und verließ den dunklen Raum.
2
Die Drillingsmonde standen hoch am nächtlichen Himmel als Vincent zu seiner Maschine zurückkehrte, die geduldig vor dem baufälligen Gebäude wartete in dem der Dunkelelf sein Opfer aufgespürt und besiegt hatte. Die „Bullseye“ war ein Motorrad, welches sich durch seine bullige, brutale und maskuline Optik bei Kopfgeldjägern großer Beliebtheit erfreute und eben so einem hatte Vincent sie auch abgenommen. Er ging auf das Gefährt zu und ließ sich auf dem breiten, ledernen Sitz nieder. Die Erde, dachte sich der Dunkelelf, doch noch bevor er diesen Gedanken weiterführen konnte fingen die Kabel und Rohre unter dem Sitz an zu flimmern und aus dem Motor schossen mehrere kleine Lichter. Die leuchtenden kugeln flogen kurze Zeit elegant durch die Schwärze der Nacht und ließen sich schließlich auf der Maschine nieder. Eins der Lichter schwebte Sanft auf die Schulter des Dunkelelfen und nun konnte man die Gestalt in dem Licht erkennen. Eine zarte, zierliche Silhouette, mit ausgeprägten weiblichen Zügen, doch sie war im Prinzip geschlechtslos, denn zur Fortpflanzung waren diese Wesen nicht gedacht. Eine liebliche, mädchenhafte Stimme drang ans Ohr des Dunkelelfen.
„Na Meister Vincent. Habt Ihr gefunden, wonach ihr gesucht habt?“
Vincent nahm ein schwarzes Haargummi aus einer seiner Brusttaschen, streifte die Haare mit der linken hinter den Kopf und band sie mit dem Gummi zu einem Zopf zusammen, während er abwesend dabei zusah, wie die kleinen Lichtgestalten auf seinem Lenker herum tanzten. Als er fertig war und die langen, weißen Haare, die teilweise von geflochtenen Strähnen durchzogen wurden, den Rücken hinunter hingen, sah er kurz zum dunklen Himmel der Nacht auf. Dann antwortete er der kleinen Lichtgestalt auf seiner Schulter.
„Ja Liliell. Alles erledigt.“
Das Wesen fing lieblich an zu kichern und sofort gesellte sich ein weiteres der kleinen Lichter zu ihnen, welches sich auf die andere Schulter setzte.
„Sie ist Liliell. Ich bin Lariell!“
Der Dunkelelf verdrehte die Augen in den Höhlen und zog schließlich die Schlüssel aus der Hosentasche um die Maschine zu starten.
„Wir fahren Los, also macht, dass ihr wieder an euren Platz kommt, oder ihr bleibt hier.“
„Aber sicher Süßer!“ Antwortete Liliell, die erst später dazu gekommen war und erhob sich von der Schulter des Mannes.
„Es heißt Meister, du respektloses Ding!“ fuhr Lariell ihre Schwester an während die beiden nebeneinander in Richtung Motorblock schwebten und mit den anderen Lichtern schließlich darin verschwanden. Schashiren, dachte sich Vincent etwas genervt. Genau so nützlich wie nervtötend.
Aus dem Motor waren noch leise die Stimmen der Maschinengeister zu hören doch als Der Dunkelelf den Motor startete wurden sie vom Knurren der Plasmaspulen übertönt.
3
Der Raum war in den zwielichtigen Schein dutzender Monitore gehüllt, auf denen unaufhörlich verschiedene Zahlenmuster und Kombinationen durchliefen. In den Schatten zwischen den Monitoren summten und ratterten die Prozessoren leise vor sich hin während sie die Daten in Höchstgeschwindigkeit verarbeiteten, die das Netz des globalen Hyperspace durch sie jagte. hin und wieder wurden sie von einem leisen Grunzen übertönt, welches der in die Jahre gekommene Wachmann von sich gab, der vor sich hin dösend im halbdunkel des Raumes saß. Die weißen Zahlen und Buchstaben auf dem schwarzen Hintergrund der Bildschirme warfen abwechselnd von verschiedenen Seiten Licht auf die alternden Züge seines Gesichtes.
Plötzlich viel einer der Monitore aus. Er wurde komplett schwarz und der Raum, der außer von den Bildschirmen von keinem Licht beleuchtet wurde, schien sofort merklich dunkler.
Langsam und gähnend erwachte der alte Wachmann und sah sich um. Als sein Blick auf den erloschenen Monitor viel, war er wieder hellwach.
"Hey, was zum Teufel..."
Während er noch vor sich hinmurmelnd darüber nachgrübelte wo der Fehler wohl liegen könnte, erschienen einige wenige Buchstaben am oberen Bildschirmrand und bildeten schließlich eine Reihe von Worten in einer fremden Sprache. Immer mehr dieser Worte reihten sich aneinander und füllten schließlich den gesamten Blidschirm.
"Ich muss mal aufs Kloe!" murmelte der Mann, der keine einzelne Zeile Lesen konnte und rief mit einem druck auf einen der Knöpfe an seinem Armband eine Holotafel auf, die grün flimmernd erschien und im raum schwebte.
"Sam, bist du da?"
ein kurzes klicken in der Leitung. Dann antwortete eine gelangweilt klingende Männerstimme über die Leitung.
"Ja, was gibts?"
Der alte Wachmann sah sich noch einmal die Zeilen auf dem Monitor an und berichtete dann von seinem Problem. Als Sam auf der anderen Seite länger Zeit nicht antwortete nahm er das Gespräch wieder auf.
"Sam, haben wir jemanden online? Auf... " er überprüfte kurz die Leitungsnummer über die der Rechner lief. "auf Rute 233?"
Kurzes schweigen, dann meldete sich Sam wieder über die Holoverbindung.
"Nein nicht das ich wüsste..." Er klang nachdenklich und abwesend. Dann war er wieder zu hören, doch nun ernster.
"Hier ist etwas auf der Leitung. Ich weiß nicht was, aber ein Agent ist nicht online..."
Kurze Stille.
"warte, ich schicke jemanden."
"Rick kannst du dich einloggen? Wir haben ein Problem auf der Rute 233!"
Sam saß bequem angelehnt in seinem großen Ledersessel. diese Sache mit dem Onway hatte endlich einmal etwas Abwechslung in den tristen Alltag seines Jobs gebracht, auch wenn es wahrscheinlich nur ein unbedeutender Fehler war. Das Kontrollzentrum, in dem er die Aufsicht hatte, hatte schon lange keine bedeutenden Computerfehler mehr gesehen. Mit der Zeit hatten sich die Programme und die Hardware so verbessert, dass sie sich selbst schützen, reparieren und verteidigen konnten. Die wenigen Menschen die noch hier tätig waren waren nur noch dafür da, die Hardware zu überprüfen und wenn nötig Komponenten zu ersetzen.
Rick, ein junger Hacker der noch nicht lange hier angestellt war, drehte sich in seinem Stuhl zu Sam um, warf einen kurzen Blick auf den Mann und nickte knapp. Er nahm einen Netzstecker von seinem Schreibtisch und schloss ihn an das Modul in seinem Hinterkopf an. Dann wählte er die Koordinaten der Rute über seinen Computer.
"O.K," sagte er, als er damit fertig war. "Kann losgehen."
"Gut" antwortete Sam. Dann fiel ihm noch was ein.
"Bevor ich es vergesse, du solltest eine Leitung offen halten zu Wackrass. Der Alte auf 7d!"
Rick nickte erneut. Dann wechselte sein Bewusstsein auf die Onways.
Die Projektion der holografischen Bildfläche flackerte kurz. Das war das Zeichen, dass jemand auf der Onwayverknüpfung von Route 233 war. Wackrass, der alte Wachmann aus 7d runzelte die Stirn und dachte nach. Er war schon seit Jahren in dieser Abteilung tätig und so etwas war ihm noch nicht unter gekommen. Er wusste, dass die jungen Leute das auf die leichte Schulter nehmen würden, doch etwas wahr falsch an der ganzen Sache. Es war kaum möglich, dass sich jemand von Außerhalb in das System eingeklinkt hatte. Aber was, wenn es doch so war? Wer konnte schon wissen welch große Talente es sich zur Aufgabe gemacht haben könnten die größte digitale Hochburg des Bekannten Universums zu hacken.
"Wackrass, können sie mich hören?"
Die Stimme kam leicht verzerrt und mit leisen, metallischen Hintergrundgeräuschen unterlegt aus dem Holoschirm. Die Stimme aus einer der Routen.
"Laut und deutlich!" antwortete der Wachmann. "Sind sie auf der 233?"
Kurzes, statisches Rauschen, dann erklang wieder die Stimme.
"Nein, aber auf dem Weg dahin."
Eine Hand griff nach dem Icon, die Schleuse zwischen Route 231 und 232. Das große, runde Symbol schwebte in der digitalen Finsternis und Rick trieb körperlos darauf zu. Ab und zu erschien ein Dokument oder eine Tabelle. Zahlen rauschten in großem Tempo durch Ricks Blickfeld, welches seine komplette Umgebung erfasste. Er sah alles. Vor ihm hinter ihm und neben ihm. Alles gleichzeitig. Wie es in der Realität einer Fliege ging, so hatte man es ihm in seiner theoretischen Ausbildung erklärt und später, in der Praxis hatte er verstanden, was damit gemeint war.
Es war für ihn immer ein Genuss die Onways zu benutzen. Man fühlte sich Körperlos, allwissend und frei in einer Welt, in der alles möglich schien. Seine Hand, obgleich er nicht wusste ob sie da war, denn er konnte sie nicht sehen, drückte das Icon und er betrat die 232.
Diese Route war gerade in Benutzung. Überall erschienen Bilder, Texte, kurze Sequenzen aus irgendwelchen Filmen. Rick bahnte sich seinen Weg und hielt kurz inne als neben ihm ein Porno aus dem nichts auftauchte. Eine Elfe, wunderschön und elegant, mit den langen, charakteristischen Spitzohren und dunkelroten fordernden Augen, rekelte sich in einer großen, überscheumenden Badewanne. Gerade als der männliche Darsteller, ein Terosianer, der in seinem Auftreten im krassen Gegensatz zu der elfischen Schönheit stand, zu ihr in die Wanne stieg verschwand das Bild wieder und an seiner Stelle trat das Icon einer Musikdatei woraufhin leise das dazu gehörige Lied im Hintergrund dudelte. Hätte Rick in diesem virtuellen Dschungel einen Kopf gehabt, hätte er ihn jetzt mit einem leichten Grinsen auf den Lippen geschüttelt. Auf was für Sachen manche Leute stehen...
Er kam zu der nächsten Schleuse. Doch diese hatte sich verändert. Das Icon, welches der Übergang zur Rute 233 war, hatte sich vom ursprünglichen Grün zu Knallrot verfärbt und die Zahlen darauf verschwammen. >Hier stimmt was nicht. < Diese Worte sendete er über eine offene Leitung noch an Wackrass und Sam, dann streckte er die Hand aus um das Icon zu berühren und die Schleuse zu öffnen. Dies war der größte Fehler seines Lebens, und auch der letzte.
"Hier stimmt was nicht." hörte Sam seinen Kollegen sagen. Er hatte die Finger schon auf der Tastatur um die Nummer 233 erneut zu überprüfen, da ertönte plötzlich ein grausiges Kreischen über die Hololeitung. Der Sicherheitsbeamte zuckte zusammen. Es war Rick. Er schrie. Und zwar so Laut und schrill, dass Sam fast das Trommelfell geplatzt wäre. Sam drehte die Lautstärke herab doch Rick auf der anderen Seite der Leitung hörte nicht auf. Besorgt fragte sein Kollege in der Realität, was los sei. Keine Antwort nur Schreie. Sam drehte sich um. sah hinüber zu Ricks reglos dasitzendem Körper. Vorsichtig ging er hinüber und sah sich den Jungen genauer an. Nichts war ihm anzumerken. Er saß einfach nur da. Dann sah Sam dass sich die Augen hinter den geschlossenen Lidern heftig zu bewegen schienen. Wie bei einem Menschen mit einem heftigen Alptraum im Tiefschlaf. Sam ging noch näher ran und plötzlich sah er, wie Blut aus den Mundwinkeln des Hackers lief. Das reichte. Er griff dem Mann in den Nacken und zog den Stecker aus dem Modul. Die Verbindung zum Onway riss ab. Ricks Augen öffneten sich langsam. Er stammelte etwas vor sich hin, dann hustete er und Blut spritzte über Sams Hemd.
"Was sagst du? Rick, was hast du gesagt?"
Ricks Lippen kamen nah an Sams Ohr. Er flüsterte.
"Ich... habe gesehen..." Ein blutiges Husten. "Lauf Sam... lauf..."
Sam war verwirrt. Er sah seinem Gegenüber tief in die Blut unterlaufenen Augen und dann wusste er, dass er hätte laufen sollen. Vielleicht war dies in dem Moment, als er spürte, wie sich Ricks Daumen in seine Augen bohrten, oder als er, blind wie er danach war, auf seiner Flucht vor etwas hartes stieß, wahrscheinlich die Wand.
Einerlei. Als er merkte wie ein Körper sich über ihn beugte und warme Flüssigkeit in sein Gesicht tropfte, wusste er, dass er sterben würde.
Fortsetzung folgt...
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