Hi
Auch wenn ein Grossteil hier im Forum sicherlich eher Sci-Fi liest, wollte ich mal eine kleine Fantasy Geschichte hier reinstellen, die ich nebenbei schreibe. Ich werde versuchen in gewissen Abständen Kapitel hinzuzufügen. Mal sehen wie ich es zeitlich auf die Reihe bekomme. Das Problem sind allerdings die Absätze. Die verschwinden beim Übertragen zum Grossteil und mit ihnen auch ein wenig die Übersicht, sorry
Für den Anfang werde ich die ersten beiden Kapitel posten, viel Spass.
ERGOL WALD
Da war es wieder. Dieses Mal war es ihm. als wäre es direkt hinter ihm gewesen. Aber das konnte doch nicht sein, er war sich sicher das Geräusch gerade erst ein gutes Stück vor sich gehört zu haben. Es konnte sich nicht an ihm vorbei bewegt haben, er hätte es gemerkt. Oder waren es vielleicht doch mehrere dieser Wesen? Nein, die Spuren waren eindeutig, es handelte sich um einen Einzelgänger. Wären es mehrere, hätte er sicherlich auch schon andere Anhaltspunkte dafür gefunden. Abgeknickte Äste, Spuren im Laub des Waldes und auch die Bisswunden der Opfer ließen nicht darauf schliessen das diese von mehr als einem Wesen angegriffen wurden. Schon wieder, ein Knacken im Unterholz, jetzt kam es von schräg links vor ihm. Wenn er doch nur etwas sehen könnte. Doch die Dunkelheit und das dichte Unterholz liessen ihn kaum die eigene Hand vor Augen erkennen. Er musste seinen Standort wechseln, in Bewegung bleiben. Doch das war leichter gesagt als getan, wenn man praktisch blind ist. Wie konnte es nur so schnell sein? Anhand der Spuren die er gefunden hatte und der Grösse der Bisswunden musste das Wesen mindestens so gross sein wie ein Chelbur, wahrscheinlich sogar noch grösser. Diese gewaltigen Paarhufer hatten seit vielen Generationen den Platz der früher auch in der Kassam Ebene stark verbreiteten Hausrinder eingenommen. Wegen ihrer Zähigkeit und ihrer geringen Anforderungen was Futter anbelangte, galten sie als geradezu perfekt angepasst an die harten Umweltverhältnisse in der Ebene. Einige Bauern erzählen Geschichten von Chelburs, die sich über Monate nur von Wasser und Erde ernährt haben sollen und sich als man sie schliesslich fand, trotzdem in einem ausgezeichneten körperlichen Zustand befanden. Normalerweise machte er sich auch bei einem Wesen dieser Grösse keine Gedanken. Seine besonderen Fähigkeiten, durch jahrelanges Training angeeignet, machten ihn so gut wie allen menschlichen und nichtmenschlichen Gegnern überlegen, Drachen vielleicht einmal ausgenommen. Obwohl es da diesen Drachen in den Skeldar Bergen gab. Er hatte über Monate hinweg die Bewohner mehrerer Ortschaften tyrannisiert, Rinder gerissen, Jungfrauen gefressen und Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt, das Übliche halt. Aber er hatte sich eher selber erlegt. Im heftigen Kampfgetümmel ist er mit voller Wucht einfach gegen eine Felswand gerauscht. Das Genick gab unter dieser enormen Belastung wie ein Grashalm im Wind sofort nach. Eigentlich war es auch gar kein richtiger Drache, vielmehr ein übergrosser Feuersalamander. In seinem Grössenwahn hielt er sich wahrscheinlich für einen Drachen. Aber immerhin war er in der Lage Feuer zu speien, irgendwie zumindest. Denn es hatte eigentlich eher den Anschein als würde er sich ständig selber verbrennen. Das würde auch erklären warum er sich stets in der Nähe kleinerer Seen und Bäche aufhielt. Denn schwimmen konnte er bestimmt nicht. Dazu war dieses Wesen viel zu unbeholfen gewesen. Auch sein Körperbau liess nicht auf einen exellenten Schwimmer schliessen. Der "Drache" war vielleicht in der Lage in einem ausreichend tiefen Gewässer zu ertrinken, aber niemals sich in diesem überhaupt, geschweige denn elegant zu fort zu bewegen. Aber das hier war etwas ganz anderes, das wusste er. Hier hatte er es nicht mit einem tolpatschigen, eher lächerlichen als angsteinflössendem Gegner zu tun. Dieses Ding, was immer es auch war, bewegte sich mit einer für seine Grösse schier unglaublichen Leichtigkeit. Dazu kam, das er es mit einem Wesen zu tun hatte, das in der Lage war einem Troll mit einem Prankenhieb das Rückrat zu brechen. Er hatte es selber gesehen, zumindest die Trolle oder was von ihnen übrig war. Dieser Auftrag bereitete ihm mehr Kopfzerbrechen als er es sich selber eingestehen wollte. Erst Gestern hatte er sich dabei ertappt wie er sich selber beobachtete. Er hatte sich wie so oft gefragt was er hier eigentlich machte. Natürlich war es sein Beruf. Als Kopfgeldjäger hatte er sich früh gegen ein behütetes aber langweiliges Familienleben entschieden, Aber manchmal erschien ihm diese Langeweile als erstrebenswert. Oft schon hatte er sich ausgemalt, wie es wäre sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Doch wie lange würde er es aushalten? Wie lange würde es dauern, bis der Kopfgeldjäger in ihm die Oberhand gewinnen würde? Da, wieder ein Geräusch. es klang wie ein tiefes Röcheln. Was hatte er sich diesmal da nur eingebrockt? Ein Braunbär, hatte der Alte im Dorf gesagt. Die trieben sich hier im Frühjahr zu Dutzenden herum um ihre nach dem Winterschlaf leeren Mägen zu füllen. Nur hielten sie sich in der Regel von den Dörfern und den Menschen fern. Wahrscheinlich seien es zu viele Bären im Rakut Gebirge. Sie nehmen sich gegenseitig die Nahrung weg, meinte der Alte. Da er nachdem er mehrere Chelbur gerissen hatte, auf den Geschmack gekommen sei, werde er gefährlich für die Einwohner der umliegenden Dörfer. Er habe jetzt die Scheu vor den Behausungen der Menschen verloren und wisse das es dort leichte Beute gäbe. Ein Bär, das ist kein Bär aber das wusste er zu dem Zeitpubkt als er den Auftrag dieses Wesen zu erlegen annahm noch nicht.
Mit einem Bären wäre er fertig geworden. Schon oft musste er welche zur Strecke bringen. Schwarzbären, Braunbären, Gryzzlys, Höhlenbären und Ödlandbären, er hatte schon auf alle Jagd gemacht und das mit Erfolg. Doch worum handelte es sich bei dem Etwas, das er verfolgte? Eins wusste er mittlerweile ganz genau, es handelte sich nicht um einen Bären. Ein Bär läuft nicht ungebremst weiter wenn er von einer Handtellergrossen Stahlpfeilspitze zwischen die Aufen getroffen wird. Bei den ihm bekannten Bären prallt diese auch nicht einfach an der Schädelplatte ab. Die Opfer, es hätte mir auffallen müssen. Weder vergrub er sie, noch brachte er sie in eine Höhle oder einen Bau. Ein Bär würde so etwas tun. Er legt sich Vorräte an, denn auch einem solch gewaltigen Jäger ist nicht jeden Tag das Jagdglück hold. Doch dieses Ding jagte aus reiner Mordlust. Es zerfleischte seine Opfer, aber es fras sie kaum an. Es jagte nicht aus reinem Überlebenswillen dessen war er sich sicher. Er hatte sich in der Zwischenzeit im Dunkeln den Abhang westlich seines Lagers etwa bis zur Hälfte hinauf gearbeitet. Er musste versuchen den Hügel hinauf zu kommen. Dort wo die Bäume nicht mehr dicht an dicht standen, fand das Mondlicht vereinzelt seinen Weg bis auf den Boden. Die Geräusche drangen jetzt direkt aus seinem Lager zu ihm herauf. Auch wenn es vielleicht nur zwanzig Meter bis zu der erloschenen Feuerstelle vor seinem Unterschlupf waren, konnte er nichts erkennen. Für einen kurzen Augenblick war es ihm so als sähe er etwas grosses, eine ungeheure Masse durch das durch die Bäume scheinende Mondlicht huschen. Aber etwas so grosses konnte sich unmöglich so schnell bewegen. Ein lautes Knirschen folgte und etwas brach mit ungeheurer Macht aus dem Dickicht vor seinem Lager. Mit einem ohrenbetäubenden Heulen raste es etwa zehn Meter aus dem Dickicht um dann plötzlich eine Kehrtwende zu vollführen und direkt auf ihn zu zu halten. Es musste ihn gesehen oder gewittert haben. Erst da fiel ihm auf, das das Wesen sechs Gliedmaßen hatte. Die vier hinteren, welche gewaltige Muskelberge zum Vorschein treten liessen, dienten offensichtlich der Fortbewegung. Das vordere Paar Gliedmaßen jedoch hatte die Form zweier gewaltiger Klauen, sicherlich zun erlegen der Beute oder zum festhalten dieser, bevor sich dieses fürchterliche zahnbewährte Maul auf einen herabsenkt. Die gewaltigen Reisszähne des Wesens waren in mehreren hintereinander liegenden Zahnreihen angeordnet. Sollte einer der Zähne während eines Kampfes abbrechen, würde sich der dahinter liegende langsam nach vorne schieben. Tordal konnte kaum glauben was er sah, bei diesem gewaltigen unförmigen Etwas konnte es sich nur um einen Rukol handeln. Von diesen Wesen hatte er bislang nur gehört. Diese Kreaturen erschienen wie eine Kreuzung aus einem übergrossen Bären und einem Felsen und lebten normalerweise weiter nördlich in der Karem Hochebene. Dort stellten sie das oberste Glied in der Nahrungskette dar und waren als tödliche Jäger gefürchtet. Angeblich waren sie aus den eleganten und ehrfurchtgebietenden Fels- oder Gebirgsdrachen hervor gegangen. Was für eine Laune der Natur. In der Karem Hochebene ernährten sie sich hauptsächlich von Höhlenbären und Dunkelhirschen. Wenn der Hunger zu gross wurde, machten sie sich aber auch schon mal auf die Jagd nach jungen Drachen. Doch warum war dieses Wesen hier? Er konnte sich nicht daran erinnern jemals davon gehört zu haben, das eine dieser Kreaturen südlich der Karem Hochebene gesichtet wurde. Bei den Menschen in der Kassam Ebene geht die Legende um, das Perak, der Gott der Jagd diese Wesen erschaffen und zwei von ihnen abgerichtet und als Schosshunde gehalten haben soll. Geschichten über die Zähmung eines dieser mächtigen Wesen hatten sich bislang stets als unwahr oder Hirngespinnste erwiesen. Jetzt wo er zu ersten Mal einen Rukol sah, bezweifelte Toldur das irgend jemand in der Lage war, eines dieser Wesen zu zähmen. In diesem Moment erreichte er die Hügelkuppe und wie erhofft war das Mondlicht hier oben stärker als in der Senke, in der sich sein Lager befand. Der Rukol bewegte sich inzwischen langsam und seinen überdimensioniert erscheinenden Schädel von einer Seite zur anderen schwenkend weiter auf ihn zu. Was konnte er nur tun? Er bemerkte, das er die Hand um sein Schwert gelegt und die Klinge ein Stück aus der Scheide gelöst hatte. Langsam schob er es zurück. An einen Zweikampf mit dieser Kreatur brauchte er keinen Gedanken verschwenden. Genauso gut hätte er versuchen können die Skeldar Berge eigenhändig zur Ranjid Küste zu Tragen. Wahrscheinlich hätte er dabei sogar grössere Erfolgsaussichten. Was er sah, ließ ihn erschaudern. Das Wesen schien nur aus Zähnen und Klauen zu bestehen. Plötzlich hielt es inne. Es schien so, als hätte es etwas gewittert. Der Proviant, in der Eile hatte er ihn liegen lassen. Wieso sollte er ihn auch mitnehmen?
Es war nur eine dunkle Ahnung oder Instinkt gewesen, was ihn hatte in die Nacht hinaus treten lassen.
Das Chelburfleisch, natürlich, wahrscheinlich hatte ihn dessen Geruch zu ihm geführt. Er hatte es vor seinem Aufbruch von den Dorfbewohnern erhalten. Was sie nicht erwähnt hatten war, das das Tier nach Geschmack und Konsistenz des Fleisches zu urteilen, an Altersschwäche gestorben sein muss und das schon vor Jahren. Soll er doch daran verrecken! Momentan erschien ihm das sogar als seine einzige Chance. Sollte er nicht auf so etwas vorbereitet sein ? Warum hatte er keinen Plan für den Fall der Fälle? Darauf zu spekulieren sein Gegenüber würde an Magen- Darmproblemen elendig zu Grunde gehen, erschien ihm nicht als durchdachter Schlachtplan. Mit einem für seine Ohren angeekelt klingendem Schnauben ließ der Rukol von seiner vermeintlichen leichten Beute ab. Diese Beute hatte einen der ausgeklügelsten Verteidingsapparate der Welt, sie hatte die Ungeniessbarkeit zur Perfektion gebracht. Je eingehender er dieses Wesen musterte, desto schneller wuchs in ihm die Gewissheit, das auch die vierfache Menge verdorbenen Fleisches versetzt mit dem Gift einer kompletten Population von Regenbogenkröten bei diesem Ungetüm nicht mehr als ein leichtes Grummeln in der Magengegend hervorrufen würde. Nachdem sich seine Mahlzeit als ungeniessbar erwiesen hatte, schien zu der Blutgier in den Augen des Rukols nun auch eine gehörige Portion Wut gekommen zu sein. Mit einem wütenden Schnaufen bäumte es sich auf. Toll, nicht nur das er einem der gefährlichsten und gefürchtesten bekannten Wesen gegenüberstand, jetzt war es auch noch sauer. Rukols sollen über ein geringes Maß an Intelligenz verfügen, vielleicht aussreichend um das hier für eine Falle zu halten. Er überschlug noch einmal seine Chancen eine direkte Konfrontation mit diesem Wesen zu überstehen und entschied sich stattdessen dafür sich langsam und möglichst behutsam zu entfernen. Der Rokul hatte seine Witterung verloren, da war er sich sicher. Ansonsten wäre er mit Sicherheit nicht mehr in der Lage sich darüber Gedanken zu machen. Das wütende Brüllen der Bestie schwoll an, dann drehte sie sich blitzschnell um seine Achse. Die Geschwindigkeit mit der sich das Tier bewegte, liess Tordal innerlich erschaudern. Es warf einen letzten anklagenden Blick auf das verdorbene Fleisch und verschwand im Unterholz. Das laute Knacken und Bersten von Zweigen und Ästen ließ erkennen, das es sich in nördlicher Richtung davon bewegte. Wahrscheinlich hatte der Rukol schon eine neue Witterung aufgenommen und erhoffte sich eine lohnendere Beute. Im Ergol Wald gab es auch für ein Tier dieser Grösse mehr als genug Nahrung. Tordal fiel ein, das er seit Tagen keine grösseren Raubtiere wie Bären, Wölfe oder Schneelöwen mehr gesehen hatte. Normalerweise durchstreiften sie auf der Suche nach Beute den Wald. Anscheinend hatten sie sich nach der Ankunft des Rukols in dieser Gegend in ihre Höhlen und Bäue zurückgezogen. Gegen einen solchen Rivalen konnten sie sich nicht zur Wehr setzen. Ein Rukol war sicherlich der uneingeschränkte Herrscher über jedes Gebiet, in dem er sich aufhielt. Mit Ausnahme des Drachengebirges vielleicht. Gegen einen ausgewachsenen Drachen wäre wohl auch diese Bestie machtlos. Ausser die Natur erlaubte sich einen ihrer manchmal recht üblen Scherze und verliehe ihm Flügel. Was für eine groteske Vorstellung, Tordal schüttelte sich und hoffte das er dies niemals erleben würde. Erst jetzt fiel ihm auf, wie ruhig es die ganze Zeit über gewesen war. Kein Vogel war zu hören gewesen, kein Nager und keine Insekten raschelten durch das Laub der Bäume. Es schien als hätte die Welt den Atem angehalten. Nun aber, nachdem sich die Bestie entfernt hatte, ertönten von überall her wieder die Geräusche des Waldes. Tordal entschied sich den Rest der Nacht in einer kleinen Höhle in der Nähe seines Lagers zu verbringen, die er Gestern vor Anbruch der Dunkelheit entdeckt hatte. Aufgrund der Knochenüberreste in ihrem Innern schloss Tordal, das sie früher einem Raubtier, vielleicht einem Höhlenbären als Bau oder zumindest als Vorratskammer gedient hatte. Aber sie schien seit langem verlassen zu sein. Ruhe, das war genau das was er jetzt brauchte und Schlaf, aber den würde er in dieser Nacht nicht mehr finden, da war er sicher. Das Adrenalin pochte immer noch in seinen Adern und dieser Zustand würde noch einige Stunden andauern. Er hatte dies oft genug erlebt um das zu wissen. Etwas ließ ihm aber keine Ruhe. Warum war dieses Wesen hier im Ergol Wald, warum befand es sich so weit südlich seiner Heimat, der Karem Hochebene? Nach einer unruhigen Nacht mit nur wenig, von Alpträumen unterbrochenem Schlaf machte Tordal es sich an den kleinem Feuer bequem, welches er entzündet hatte. Er wärmte seine steif gefrorenen Finger und massierte sie behutsam. Die letzten Tage und Wochen waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen, das spürte er an jeder erdenklichen und nichterdenklichen Stelle seines Körpers. Er musste sich überlegen wie er nun weiter vorgehen sollte.Sollte er die Jagd in dieser unwirtlichen, schneebedeckten Waldlandschaft fortsetzen? Eine Jagd die er nicht gewinnen konnte, auf einen Gegner den er allein niemals zu besiegen im Stande wäre. Oder sollte er umkehren und gegebenenfalls nach Hilfe Ausschau halten? Doch was sollte er den zu Recht verängstigten Dorfbewohnern sagen? Das es sich bei dem Wesen das ihre Rinder riss und sie in Angst und Schrecken versetzte keineswegs um einen Braunbären handelte, sondern um eime ausgewachsene Ausgeburt der Hölle, das er gegen dieses Wesen so oder so machtlos sei und die Menschen auch gleich in Ihren Häusern auf das Unvermeidliche warten könnten. Das wäre sicherlich auch seinem bisher makellosen Ruf nicht zuträglich. Die einzige Hofffnung bestand darin den Rukol in ein anderes Gebiet, am besten zurück in die Karem Hochebene zu locken. Nur wie sollte er das anstellen? Der Rukol hatte nicht den Eindruck gemacht, für logische Argumente zugänglich zu sein. Wie sollte er ein so gewaltiges und mächtiges Wesen dazu bringen das Paradies zu verlassen? Denn so musste ihm der Ergol Wald vorkommen. Keines der Beutetiere war auf solch einen Jäger vorbereitet und auch die bisherigen Herren des Waldes, die Bären, Löwen und Tiger mussten sich erst daran gewöhnen, das auch sie sich jetzt auf der Speisekarte des Rukols befanden. Er hatte hier also Nahrung im Überfluss und keine Konkurrenz von anderen Raubtieren zu erwarten. Wenn er es könnte, hätte er sicherlich schon einen Brief an seine Artgenossen in der Karem Hochebene geschickt um sie hierher einzuladen. Er konnte doch nicht schreiben, oder? Natürlich konnte dieses Wesen nicht schreiben, er war wohl schon zu lange hinter der Bestie her, vielleicht brauchte er mal eine Pause. Wie lange reiste er jetzt schon allein über den Kontinent? Zehn Jahre, nein es waren wohl eher schon zwölf. Zwölf Jahre auf der Jagd nach Mördern, Dieben, Kriegstreibern und aller Arten von gefährlichen oder weniger gefährlichen Wesen. In dieser Zeit hatte er sich einen Ruf zugelegt der ihm wie Donnerhall vorrausritt, manchmal aber umkehrte um ihn nach den Weg zu fragen. Bevor er die Jagd auf den Rukol fortsetzte, wollte und musste er mehr über dieses Wesen in Erfahrung bringen. Ihm fiel nur eine Person ein, die ihm dabei helfen konnte, die Person von der auch er alles was er über Rukols und die Kreaturen der nördlichen Lande und der Karem Hochebene wusste, Giganto. Sein voller Name lautete Gigonorm Anton Eisenschwinger, aber er wurde von jedermann nur Giganto genannt. Dabei hasste er diesen Namen. Wie alle Zwerge konnte er mit allem was nicht mit Metallen, Bergwerken oder Gold zun tun hatte relativ wenig anfangen. Deshalb war er überraschenderweise Schmied geworden. Aber nicht irgendeiner, er war der beste und angesehendste Waffen- und Rüstungsschmied des Kontinents. Er lebte in Tessheim, der grössten Stadt in der Kassam Ebene. Zumindest war das so gewesen als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Einige Jahre waren seitdem vergangen und er war gespannt wie es ihm und Tessheim ergangen war. Eigentlich sollte die Stadt unter der Herrschaft des Regenten aufgeblüht sein. Denn der Regent war, so sagte man ein gütiger Herrscher mit einem Gespür für gute Geschäfte. Er hatte dafür gesorgt, das die grössten und einflussreichsten Gilden des Kontinents ihre Hauptniederlassungen nach Tessheim verlegt haben. Wodurch die Stadt zu einem Schmelztiegel des Handels geworden war. Für Händler, Abenteurer und zwiellichtige Gestalten war sie die erste Anlaufstelle in der Ebene und war nach Allem was er gehört hatte, seit seinem letzten Besuch um ein vielfaches grösser geworden. Das Alles wusste er natürlich nur aus den Gesprächen mit anderen Reisenden und vom Hörensagen. Er freute sich darauf, die Stadt endlich wieder mit eigenen Augen sehen zu können. Er erinnerte sich daran, wie er in seiner Jugend die alten Katakomben unter Tessheim erkundet hatte. Sie waren schon eine verwegene Truppe. Giganto, Regan und er. Ein Zwerg, ein Halbelf und ein Mensch. Was mochte nur aus Regan geworden sein? Er hatte ein munteres, lebenslustiges Naturell, doch seine halbelfische Abstammung machte ihm das Leben in einer Stadt wie Tessheim nicht gerade leicht. Auch wenn es niemand zugeben wollte, hielten beinahe alle Abstand von ihm und hatten ihre kleinbürgerlichen Vorurteile gegenüber einem Halbling. Sein grosser Traum war es immer ein grosser elfischer Krieger zu werden. Nur das Elfen Mischlinge mit Verachtung betrachten und er dort nicht die geringste Chance auf ein normales Leben gehabt hätte. Er würde sich nach ihm umhören, wenn er erst einmal in der Stadt war. Schon in diesen Jahren zeigte sich Gigantos Talent Eisen zu wahren Kunstwerken zu verarbeiten. Im Gegensatz zu dem, was die meisten glauben, besaßen trotz ihres instinktiven Gespürs für Metalle in ihrer Rohform und ihrer Legierungen die wenigsten Zwerge das Talent zum Schmieden. Bei ihm war es dafür umso stärker ausgeprägt und gepaart mit seinem Geschäftssinn hatte es ihn schon früh zu einem reichen Zwerg gemacht. Auch Tordals Klinge stammte aus seiner Fertigung. Es war beiweiten keine seiner normalen Anfertigungen. Die Waffe schimmerte leicht bläulich und in ihrer zweischneidigen Klinge war der Geist eines Dämons gefangen und verhalf dem Schwert zu einigen aussergewöhnlichen Eigenschaften. Auch nach der langen Zeit, die sich die Waffe in seinem Besitz befand, begriff er noch nicht annähernd die Tragweite der magischen Veränderungen an der Waffe. Der Dämon war angeblich weit im Osten hinter den Ödlanden mit Hilfe eines anderen noch mächtigeren Wesens gebändigt worden und seitdem in dieser Klinge gefangen. Giganto hatte ihm damals stolz davon berichtet, da nur sehr wenige auserwählte Klingen einer solchen Prozedur unterzogen wurden. Nur die besten Klingen der grössten Meister der Schmiedekunst wurden für würdig befunden. Welcher Art der Dämon war und warum er zu diesem Schicksal verurteilt wurde, verriet er ihm nicht. Angeblich hatte er schwören müssen darüber nie mit jemandem zu sprechen.
Giganto produzierte seine Waffen und Rüstungen in einer solchen Masse, das Karol der Götterschmied wahrscheinlich schon mehrere Nervenzusammenbrüche erlitten und seine Insolvenz angemeldet haben müsste. Nach eigener Aussage war er in der Lage aus zwei Tonnen Stahl über Nacht einen aufziehbaren Höhlentroll, mit einem für einen Troll überdurchschnittlichen Intellekt zu fertigen. Das mit dem überdurchschnittlich ist relativ zu sehen, da der Durchschnittstroll nicht intelligenter als ein Pfund Dörrfleisch ist. Tordal löschte die Glut seines Feuers und bedeckte die Stelle mit Laub, dann suchte er seine Habseligkeiten zusammen und machte sich auf den Weg. Er würde den Ort wiedersehen an dem er seine Jugend verbrachte. Das gab ihm neuen Mut und verdrängte sogar die düsteren Gedanken an die Begegnung mit dem Rukol.
Der Wald bestand hier zum grössten Teil aus Fichten und Kiefern, die das Sonnenlicht aus tagsüber kaum durchliessen. Dadurch befand man sich im Ergol Wald in einem ständigen Halbdunkel.
Die meisten Reisenden, machten einen grossen Bogen um den Wald, doch Tordal genoss die Abgeschiedenheit und Ruhe, die er nur hier fand.
Ein lautes Knacken links von ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Im allerletzten Moment, wich er der Pranke aus. Diese verfehlte nur um Haaresbreite seinen Kopf.
Behend sprang er zur Seite, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine.
Nichts rührte sich.
Dann pflügte ein Alptraum von einem Bären, direkt neben ihm durch das Unterholz, durchbrach mehrere Äste und kam vor ihm zum stehen.
Es handelte sich um ein ausgewachsenes männliches Exemplar eines Ödlandbären. Seine mächtige braune Mähne und die schlacksig wirkende Figur, wiesen ihn als solchen aus.
Der dunkle Braunton seines Fells, bot ihm im Laub des Waldes eine nahezu perfekte Tarnung. Er sah aus wie ein Blatt. Naja, nicht wirklich, aber er war tatsächlich sehr schwer zu entdecken.
Der Kolloss musste mehr als siebenhundert Kilogramm wiegen.
Seine gewaltigen Zähne entblössend, stellte er sich auf die Hinterbeine und brüllte ihn an.
Auch ohne dies wusste Tordal, wer der Grössere und Stärkere von ihnen war.
Jetzt nur nicht in Hektik verfallen. Zentimeter für Zentimeter, zog er sein Schwert aus der Scheide. Der Bär beendete seine Drohgebärde und landete plump auf allen vieren.
" Ich bin nur auf der Durchreise und schon so gut wie weg, bleib ganz ruhig."
Das schien das Tier nicht besonders zu interessieren, denn es stürmte mit lautem Gebrüll, direkt auf ihn zu.
Tordal vollführte einen Ausfallschritt nach links und liess den Bären ins Leere laufen.
Nachdem er seinen massigen Körper zum Stehen gebracht hatte, machte er kehrt und ging erneut zum Angriff über. Sein Schwert in der Hand, erwartete der Kopfgeldjäger diesen.
Die mächtigen Klauen des Ödlandbären, gruben sich beim Laufen tief in die Erde.
Was diese anrichten konnten, wusste Tordal nur zu gut. Oft schon hatte er Wunden gesehen, die durch diese gefährlichen Waffen hervorgerufen wurden.
Es gelang ihm, während einer neuerlichen Ausweichbewegung, dem Tier einen tiefen Schnitt mit seinem Schwert beizubringen.
Die Verletzung liess den Bären kurz schmerzerfüllt aufbrüllen, verlangsamte ihn aber kaum in seiner Bewegung.
Schon oft hatte er es mit Bären zu tun gehabt, aber die Aggressivität dieses Tieres, stellte alles in den Schatten, was er bisher erlebt hatte.
Mit einem wütenden Brüllen, stürzte sich der Bär auf eine kleine Kiefer und verarbeitete sie zu Sperrholz. Seine Wut richtete sich also nicht ausschliesslich auf lebende Gegner.
Denn obwohl sich die Bösartigkeit des Baumes auf das spontane Vorzeigen seiner Nadeln beschränkte, bekam er nun zu spüren was es heißt, sich einem aufgebrachten Ödlandbären in den Weg zu stellen.
Nachdem er sich von der Kampfunfähigkeit seines Gegners überzeugt hatte, liess der Bär von ihm ab, schnaufte noch einmal verächtlich in dessen Richtung und widmete sich wieder dem Menschen.
Erst jetzt sah Tordal, das aus dem rechten hinteren Bein des Raubtieres, das bunt gefiederte Ende eines Pfeils ragte. Du bist verletzt, der Schmerz treibt dich offenbar in den Wahnsinn.
Die roten und gelben Federn der Buntgans, wiesen das Geschoss als Goblinpfeil aus.
Die Spitzen dieser, waren mit metallenen Widerhaken versehen, die dem Opfer unerträgliche Schmerzen bereiteten. Bei Bewegung, zerfetzten sie Muskeln und Sehnen im Körper des Getroffenen.
Die braune Mähne des Bären war mittlerweile blutgetränkt. Die Wunde, die der Kopfgeldjäger ihm zugefügt hatte, machte sich nun auch in den Bewegungen des Giganten bemerkbar.
Auch wenn ihm nur Sekundenbruchteile zum reagieren blieben, hatte seine Klinge zielsicher ihren Weg zur Hauptarterie des Bären, zwischen Hals und Schulterblatt gefunden.
Innerhalb weniger Minuten würde das Tier ausbluten. Jetzt, wo er den Grund für das Verhalten des Tieres kannte, tat ihm sein vorschnelles Handeln leid. Aber die durch den Goblinpfeil hervorgerufene Verletzung, hätte ihm einen viel langsameren und qualvolleren Tod bereitet.
Es würde ihn nicht wundern, wenn die Spitze zusätzlich noch vergiftet worden war.
Diese Methode des Jagens war sehr beliebt bei den Goblins. Warum sie aber ausgerechnet einen Ödlandbären, eines der gefährlichsten Wesen der Ebene jagen sollten, blieb ihm schleierhaft. Normalerweise begnügten sich die kleinen Teufel mit Hasen, Puten oder anderem Kleingetier.
Offensichtlich schwanden dem Bären die Kräfte. Nur mit Mühe konnte er sich aufrecht halten. Dann sank er langsam zu Boden und blieb schweratmend liegen.
Die Waffe in der Hand, ging Tordal auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Ein Blick in dessen grosse schwarze Augen, offenbarte das Leid und die Schmerzen des Tieres.
" Bald hast du es geschafft, mein Grosser." Er hob sein Schwert und gab ihm den Gnadenstoss. Eine Träne suchte sich ihren Weg, die Wange herunter.
Etwas in ihm sagte ihm, das dies Alles nicht richtig war und sich unbeobachtet ein dunkler Schatten über das Land legte.
Kurze Zeit später, brach er auf. Seine Sinne warnten ihn vor einer nicht greifbaren Gefahr, vor Veränderungen, die im Begriff waren, die gesamte Ebene zu erfassen. Die Tiere spürten es als erstes, doch bald würde sich der Schatten der Veränderung auch über die Menschen und die anderen mehr oder weniger humanoiden Rassen legen.
Das Dämmerlicht des Waldes hatte, so schien es ihm noch weiter an Kraft verloren und die Geräusche der Waldtiere, klangen ängstlicher als noch vor ein paar Tagen.
Natürlich konnte das auch Einbildung sein, doch er fühlte, das es so war.
Schon seit Monaten, hatte es immer wieder Berichte über seltsame Ereignisse in den nördlichen Landen gegeben. Tiere, die sich untypisch verhielten, Pflanzen die ohne Grund abstarben und einige andere alarmierende Zeichen.
Was immer auch der Grund dafür sein mochte, schien sich von Norden über die Skeldar Berge nun über die Ebene auszubreiten. Der Rukol war nur ein weiteres Anzeichen dafür, das dort seltsame Dinge vorgingen.
In düstere Gedanken versunken, durchquerte er den Wald und dachte mit Unbehagen daran, was die Zukunft bringen würde.
Am nächsten Tag hatte er die Grenze des Waldes erreicht und betrat nun die Kassam Ebene, jenes nur spärlich bewachsene Gebiet, welches beinahe den gesamten Kontinent von Norden nach Süden durchzog. Am Horizont konnte er schon die gewaltigen Mauern Tessheims erkennen.
Auch wenn ein Grossteil hier im Forum sicherlich eher Sci-Fi liest, wollte ich mal eine kleine Fantasy Geschichte hier reinstellen, die ich nebenbei schreibe. Ich werde versuchen in gewissen Abständen Kapitel hinzuzufügen. Mal sehen wie ich es zeitlich auf die Reihe bekomme. Das Problem sind allerdings die Absätze. Die verschwinden beim Übertragen zum Grossteil und mit ihnen auch ein wenig die Übersicht, sorry
Für den Anfang werde ich die ersten beiden Kapitel posten, viel Spass.
ERGOL WALD
Da war es wieder. Dieses Mal war es ihm. als wäre es direkt hinter ihm gewesen. Aber das konnte doch nicht sein, er war sich sicher das Geräusch gerade erst ein gutes Stück vor sich gehört zu haben. Es konnte sich nicht an ihm vorbei bewegt haben, er hätte es gemerkt. Oder waren es vielleicht doch mehrere dieser Wesen? Nein, die Spuren waren eindeutig, es handelte sich um einen Einzelgänger. Wären es mehrere, hätte er sicherlich auch schon andere Anhaltspunkte dafür gefunden. Abgeknickte Äste, Spuren im Laub des Waldes und auch die Bisswunden der Opfer ließen nicht darauf schliessen das diese von mehr als einem Wesen angegriffen wurden. Schon wieder, ein Knacken im Unterholz, jetzt kam es von schräg links vor ihm. Wenn er doch nur etwas sehen könnte. Doch die Dunkelheit und das dichte Unterholz liessen ihn kaum die eigene Hand vor Augen erkennen. Er musste seinen Standort wechseln, in Bewegung bleiben. Doch das war leichter gesagt als getan, wenn man praktisch blind ist. Wie konnte es nur so schnell sein? Anhand der Spuren die er gefunden hatte und der Grösse der Bisswunden musste das Wesen mindestens so gross sein wie ein Chelbur, wahrscheinlich sogar noch grösser. Diese gewaltigen Paarhufer hatten seit vielen Generationen den Platz der früher auch in der Kassam Ebene stark verbreiteten Hausrinder eingenommen. Wegen ihrer Zähigkeit und ihrer geringen Anforderungen was Futter anbelangte, galten sie als geradezu perfekt angepasst an die harten Umweltverhältnisse in der Ebene. Einige Bauern erzählen Geschichten von Chelburs, die sich über Monate nur von Wasser und Erde ernährt haben sollen und sich als man sie schliesslich fand, trotzdem in einem ausgezeichneten körperlichen Zustand befanden. Normalerweise machte er sich auch bei einem Wesen dieser Grösse keine Gedanken. Seine besonderen Fähigkeiten, durch jahrelanges Training angeeignet, machten ihn so gut wie allen menschlichen und nichtmenschlichen Gegnern überlegen, Drachen vielleicht einmal ausgenommen. Obwohl es da diesen Drachen in den Skeldar Bergen gab. Er hatte über Monate hinweg die Bewohner mehrerer Ortschaften tyrannisiert, Rinder gerissen, Jungfrauen gefressen und Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt, das Übliche halt. Aber er hatte sich eher selber erlegt. Im heftigen Kampfgetümmel ist er mit voller Wucht einfach gegen eine Felswand gerauscht. Das Genick gab unter dieser enormen Belastung wie ein Grashalm im Wind sofort nach. Eigentlich war es auch gar kein richtiger Drache, vielmehr ein übergrosser Feuersalamander. In seinem Grössenwahn hielt er sich wahrscheinlich für einen Drachen. Aber immerhin war er in der Lage Feuer zu speien, irgendwie zumindest. Denn es hatte eigentlich eher den Anschein als würde er sich ständig selber verbrennen. Das würde auch erklären warum er sich stets in der Nähe kleinerer Seen und Bäche aufhielt. Denn schwimmen konnte er bestimmt nicht. Dazu war dieses Wesen viel zu unbeholfen gewesen. Auch sein Körperbau liess nicht auf einen exellenten Schwimmer schliessen. Der "Drache" war vielleicht in der Lage in einem ausreichend tiefen Gewässer zu ertrinken, aber niemals sich in diesem überhaupt, geschweige denn elegant zu fort zu bewegen. Aber das hier war etwas ganz anderes, das wusste er. Hier hatte er es nicht mit einem tolpatschigen, eher lächerlichen als angsteinflössendem Gegner zu tun. Dieses Ding, was immer es auch war, bewegte sich mit einer für seine Grösse schier unglaublichen Leichtigkeit. Dazu kam, das er es mit einem Wesen zu tun hatte, das in der Lage war einem Troll mit einem Prankenhieb das Rückrat zu brechen. Er hatte es selber gesehen, zumindest die Trolle oder was von ihnen übrig war. Dieser Auftrag bereitete ihm mehr Kopfzerbrechen als er es sich selber eingestehen wollte. Erst Gestern hatte er sich dabei ertappt wie er sich selber beobachtete. Er hatte sich wie so oft gefragt was er hier eigentlich machte. Natürlich war es sein Beruf. Als Kopfgeldjäger hatte er sich früh gegen ein behütetes aber langweiliges Familienleben entschieden, Aber manchmal erschien ihm diese Langeweile als erstrebenswert. Oft schon hatte er sich ausgemalt, wie es wäre sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Doch wie lange würde er es aushalten? Wie lange würde es dauern, bis der Kopfgeldjäger in ihm die Oberhand gewinnen würde? Da, wieder ein Geräusch. es klang wie ein tiefes Röcheln. Was hatte er sich diesmal da nur eingebrockt? Ein Braunbär, hatte der Alte im Dorf gesagt. Die trieben sich hier im Frühjahr zu Dutzenden herum um ihre nach dem Winterschlaf leeren Mägen zu füllen. Nur hielten sie sich in der Regel von den Dörfern und den Menschen fern. Wahrscheinlich seien es zu viele Bären im Rakut Gebirge. Sie nehmen sich gegenseitig die Nahrung weg, meinte der Alte. Da er nachdem er mehrere Chelbur gerissen hatte, auf den Geschmack gekommen sei, werde er gefährlich für die Einwohner der umliegenden Dörfer. Er habe jetzt die Scheu vor den Behausungen der Menschen verloren und wisse das es dort leichte Beute gäbe. Ein Bär, das ist kein Bär aber das wusste er zu dem Zeitpubkt als er den Auftrag dieses Wesen zu erlegen annahm noch nicht.
Mit einem Bären wäre er fertig geworden. Schon oft musste er welche zur Strecke bringen. Schwarzbären, Braunbären, Gryzzlys, Höhlenbären und Ödlandbären, er hatte schon auf alle Jagd gemacht und das mit Erfolg. Doch worum handelte es sich bei dem Etwas, das er verfolgte? Eins wusste er mittlerweile ganz genau, es handelte sich nicht um einen Bären. Ein Bär läuft nicht ungebremst weiter wenn er von einer Handtellergrossen Stahlpfeilspitze zwischen die Aufen getroffen wird. Bei den ihm bekannten Bären prallt diese auch nicht einfach an der Schädelplatte ab. Die Opfer, es hätte mir auffallen müssen. Weder vergrub er sie, noch brachte er sie in eine Höhle oder einen Bau. Ein Bär würde so etwas tun. Er legt sich Vorräte an, denn auch einem solch gewaltigen Jäger ist nicht jeden Tag das Jagdglück hold. Doch dieses Ding jagte aus reiner Mordlust. Es zerfleischte seine Opfer, aber es fras sie kaum an. Es jagte nicht aus reinem Überlebenswillen dessen war er sich sicher. Er hatte sich in der Zwischenzeit im Dunkeln den Abhang westlich seines Lagers etwa bis zur Hälfte hinauf gearbeitet. Er musste versuchen den Hügel hinauf zu kommen. Dort wo die Bäume nicht mehr dicht an dicht standen, fand das Mondlicht vereinzelt seinen Weg bis auf den Boden. Die Geräusche drangen jetzt direkt aus seinem Lager zu ihm herauf. Auch wenn es vielleicht nur zwanzig Meter bis zu der erloschenen Feuerstelle vor seinem Unterschlupf waren, konnte er nichts erkennen. Für einen kurzen Augenblick war es ihm so als sähe er etwas grosses, eine ungeheure Masse durch das durch die Bäume scheinende Mondlicht huschen. Aber etwas so grosses konnte sich unmöglich so schnell bewegen. Ein lautes Knirschen folgte und etwas brach mit ungeheurer Macht aus dem Dickicht vor seinem Lager. Mit einem ohrenbetäubenden Heulen raste es etwa zehn Meter aus dem Dickicht um dann plötzlich eine Kehrtwende zu vollführen und direkt auf ihn zu zu halten. Es musste ihn gesehen oder gewittert haben. Erst da fiel ihm auf, das das Wesen sechs Gliedmaßen hatte. Die vier hinteren, welche gewaltige Muskelberge zum Vorschein treten liessen, dienten offensichtlich der Fortbewegung. Das vordere Paar Gliedmaßen jedoch hatte die Form zweier gewaltiger Klauen, sicherlich zun erlegen der Beute oder zum festhalten dieser, bevor sich dieses fürchterliche zahnbewährte Maul auf einen herabsenkt. Die gewaltigen Reisszähne des Wesens waren in mehreren hintereinander liegenden Zahnreihen angeordnet. Sollte einer der Zähne während eines Kampfes abbrechen, würde sich der dahinter liegende langsam nach vorne schieben. Tordal konnte kaum glauben was er sah, bei diesem gewaltigen unförmigen Etwas konnte es sich nur um einen Rukol handeln. Von diesen Wesen hatte er bislang nur gehört. Diese Kreaturen erschienen wie eine Kreuzung aus einem übergrossen Bären und einem Felsen und lebten normalerweise weiter nördlich in der Karem Hochebene. Dort stellten sie das oberste Glied in der Nahrungskette dar und waren als tödliche Jäger gefürchtet. Angeblich waren sie aus den eleganten und ehrfurchtgebietenden Fels- oder Gebirgsdrachen hervor gegangen. Was für eine Laune der Natur. In der Karem Hochebene ernährten sie sich hauptsächlich von Höhlenbären und Dunkelhirschen. Wenn der Hunger zu gross wurde, machten sie sich aber auch schon mal auf die Jagd nach jungen Drachen. Doch warum war dieses Wesen hier? Er konnte sich nicht daran erinnern jemals davon gehört zu haben, das eine dieser Kreaturen südlich der Karem Hochebene gesichtet wurde. Bei den Menschen in der Kassam Ebene geht die Legende um, das Perak, der Gott der Jagd diese Wesen erschaffen und zwei von ihnen abgerichtet und als Schosshunde gehalten haben soll. Geschichten über die Zähmung eines dieser mächtigen Wesen hatten sich bislang stets als unwahr oder Hirngespinnste erwiesen. Jetzt wo er zu ersten Mal einen Rukol sah, bezweifelte Toldur das irgend jemand in der Lage war, eines dieser Wesen zu zähmen. In diesem Moment erreichte er die Hügelkuppe und wie erhofft war das Mondlicht hier oben stärker als in der Senke, in der sich sein Lager befand. Der Rukol bewegte sich inzwischen langsam und seinen überdimensioniert erscheinenden Schädel von einer Seite zur anderen schwenkend weiter auf ihn zu. Was konnte er nur tun? Er bemerkte, das er die Hand um sein Schwert gelegt und die Klinge ein Stück aus der Scheide gelöst hatte. Langsam schob er es zurück. An einen Zweikampf mit dieser Kreatur brauchte er keinen Gedanken verschwenden. Genauso gut hätte er versuchen können die Skeldar Berge eigenhändig zur Ranjid Küste zu Tragen. Wahrscheinlich hätte er dabei sogar grössere Erfolgsaussichten. Was er sah, ließ ihn erschaudern. Das Wesen schien nur aus Zähnen und Klauen zu bestehen. Plötzlich hielt es inne. Es schien so, als hätte es etwas gewittert. Der Proviant, in der Eile hatte er ihn liegen lassen. Wieso sollte er ihn auch mitnehmen?
Es war nur eine dunkle Ahnung oder Instinkt gewesen, was ihn hatte in die Nacht hinaus treten lassen.
Das Chelburfleisch, natürlich, wahrscheinlich hatte ihn dessen Geruch zu ihm geführt. Er hatte es vor seinem Aufbruch von den Dorfbewohnern erhalten. Was sie nicht erwähnt hatten war, das das Tier nach Geschmack und Konsistenz des Fleisches zu urteilen, an Altersschwäche gestorben sein muss und das schon vor Jahren. Soll er doch daran verrecken! Momentan erschien ihm das sogar als seine einzige Chance. Sollte er nicht auf so etwas vorbereitet sein ? Warum hatte er keinen Plan für den Fall der Fälle? Darauf zu spekulieren sein Gegenüber würde an Magen- Darmproblemen elendig zu Grunde gehen, erschien ihm nicht als durchdachter Schlachtplan. Mit einem für seine Ohren angeekelt klingendem Schnauben ließ der Rukol von seiner vermeintlichen leichten Beute ab. Diese Beute hatte einen der ausgeklügelsten Verteidingsapparate der Welt, sie hatte die Ungeniessbarkeit zur Perfektion gebracht. Je eingehender er dieses Wesen musterte, desto schneller wuchs in ihm die Gewissheit, das auch die vierfache Menge verdorbenen Fleisches versetzt mit dem Gift einer kompletten Population von Regenbogenkröten bei diesem Ungetüm nicht mehr als ein leichtes Grummeln in der Magengegend hervorrufen würde. Nachdem sich seine Mahlzeit als ungeniessbar erwiesen hatte, schien zu der Blutgier in den Augen des Rukols nun auch eine gehörige Portion Wut gekommen zu sein. Mit einem wütenden Schnaufen bäumte es sich auf. Toll, nicht nur das er einem der gefährlichsten und gefürchtesten bekannten Wesen gegenüberstand, jetzt war es auch noch sauer. Rukols sollen über ein geringes Maß an Intelligenz verfügen, vielleicht aussreichend um das hier für eine Falle zu halten. Er überschlug noch einmal seine Chancen eine direkte Konfrontation mit diesem Wesen zu überstehen und entschied sich stattdessen dafür sich langsam und möglichst behutsam zu entfernen. Der Rokul hatte seine Witterung verloren, da war er sich sicher. Ansonsten wäre er mit Sicherheit nicht mehr in der Lage sich darüber Gedanken zu machen. Das wütende Brüllen der Bestie schwoll an, dann drehte sie sich blitzschnell um seine Achse. Die Geschwindigkeit mit der sich das Tier bewegte, liess Tordal innerlich erschaudern. Es warf einen letzten anklagenden Blick auf das verdorbene Fleisch und verschwand im Unterholz. Das laute Knacken und Bersten von Zweigen und Ästen ließ erkennen, das es sich in nördlicher Richtung davon bewegte. Wahrscheinlich hatte der Rukol schon eine neue Witterung aufgenommen und erhoffte sich eine lohnendere Beute. Im Ergol Wald gab es auch für ein Tier dieser Grösse mehr als genug Nahrung. Tordal fiel ein, das er seit Tagen keine grösseren Raubtiere wie Bären, Wölfe oder Schneelöwen mehr gesehen hatte. Normalerweise durchstreiften sie auf der Suche nach Beute den Wald. Anscheinend hatten sie sich nach der Ankunft des Rukols in dieser Gegend in ihre Höhlen und Bäue zurückgezogen. Gegen einen solchen Rivalen konnten sie sich nicht zur Wehr setzen. Ein Rukol war sicherlich der uneingeschränkte Herrscher über jedes Gebiet, in dem er sich aufhielt. Mit Ausnahme des Drachengebirges vielleicht. Gegen einen ausgewachsenen Drachen wäre wohl auch diese Bestie machtlos. Ausser die Natur erlaubte sich einen ihrer manchmal recht üblen Scherze und verliehe ihm Flügel. Was für eine groteske Vorstellung, Tordal schüttelte sich und hoffte das er dies niemals erleben würde. Erst jetzt fiel ihm auf, wie ruhig es die ganze Zeit über gewesen war. Kein Vogel war zu hören gewesen, kein Nager und keine Insekten raschelten durch das Laub der Bäume. Es schien als hätte die Welt den Atem angehalten. Nun aber, nachdem sich die Bestie entfernt hatte, ertönten von überall her wieder die Geräusche des Waldes. Tordal entschied sich den Rest der Nacht in einer kleinen Höhle in der Nähe seines Lagers zu verbringen, die er Gestern vor Anbruch der Dunkelheit entdeckt hatte. Aufgrund der Knochenüberreste in ihrem Innern schloss Tordal, das sie früher einem Raubtier, vielleicht einem Höhlenbären als Bau oder zumindest als Vorratskammer gedient hatte. Aber sie schien seit langem verlassen zu sein. Ruhe, das war genau das was er jetzt brauchte und Schlaf, aber den würde er in dieser Nacht nicht mehr finden, da war er sicher. Das Adrenalin pochte immer noch in seinen Adern und dieser Zustand würde noch einige Stunden andauern. Er hatte dies oft genug erlebt um das zu wissen. Etwas ließ ihm aber keine Ruhe. Warum war dieses Wesen hier im Ergol Wald, warum befand es sich so weit südlich seiner Heimat, der Karem Hochebene? Nach einer unruhigen Nacht mit nur wenig, von Alpträumen unterbrochenem Schlaf machte Tordal es sich an den kleinem Feuer bequem, welches er entzündet hatte. Er wärmte seine steif gefrorenen Finger und massierte sie behutsam. Die letzten Tage und Wochen waren nicht spurlos an ihm vorüber gegangen, das spürte er an jeder erdenklichen und nichterdenklichen Stelle seines Körpers. Er musste sich überlegen wie er nun weiter vorgehen sollte.Sollte er die Jagd in dieser unwirtlichen, schneebedeckten Waldlandschaft fortsetzen? Eine Jagd die er nicht gewinnen konnte, auf einen Gegner den er allein niemals zu besiegen im Stande wäre. Oder sollte er umkehren und gegebenenfalls nach Hilfe Ausschau halten? Doch was sollte er den zu Recht verängstigten Dorfbewohnern sagen? Das es sich bei dem Wesen das ihre Rinder riss und sie in Angst und Schrecken versetzte keineswegs um einen Braunbären handelte, sondern um eime ausgewachsene Ausgeburt der Hölle, das er gegen dieses Wesen so oder so machtlos sei und die Menschen auch gleich in Ihren Häusern auf das Unvermeidliche warten könnten. Das wäre sicherlich auch seinem bisher makellosen Ruf nicht zuträglich. Die einzige Hofffnung bestand darin den Rukol in ein anderes Gebiet, am besten zurück in die Karem Hochebene zu locken. Nur wie sollte er das anstellen? Der Rukol hatte nicht den Eindruck gemacht, für logische Argumente zugänglich zu sein. Wie sollte er ein so gewaltiges und mächtiges Wesen dazu bringen das Paradies zu verlassen? Denn so musste ihm der Ergol Wald vorkommen. Keines der Beutetiere war auf solch einen Jäger vorbereitet und auch die bisherigen Herren des Waldes, die Bären, Löwen und Tiger mussten sich erst daran gewöhnen, das auch sie sich jetzt auf der Speisekarte des Rukols befanden. Er hatte hier also Nahrung im Überfluss und keine Konkurrenz von anderen Raubtieren zu erwarten. Wenn er es könnte, hätte er sicherlich schon einen Brief an seine Artgenossen in der Karem Hochebene geschickt um sie hierher einzuladen. Er konnte doch nicht schreiben, oder? Natürlich konnte dieses Wesen nicht schreiben, er war wohl schon zu lange hinter der Bestie her, vielleicht brauchte er mal eine Pause. Wie lange reiste er jetzt schon allein über den Kontinent? Zehn Jahre, nein es waren wohl eher schon zwölf. Zwölf Jahre auf der Jagd nach Mördern, Dieben, Kriegstreibern und aller Arten von gefährlichen oder weniger gefährlichen Wesen. In dieser Zeit hatte er sich einen Ruf zugelegt der ihm wie Donnerhall vorrausritt, manchmal aber umkehrte um ihn nach den Weg zu fragen. Bevor er die Jagd auf den Rukol fortsetzte, wollte und musste er mehr über dieses Wesen in Erfahrung bringen. Ihm fiel nur eine Person ein, die ihm dabei helfen konnte, die Person von der auch er alles was er über Rukols und die Kreaturen der nördlichen Lande und der Karem Hochebene wusste, Giganto. Sein voller Name lautete Gigonorm Anton Eisenschwinger, aber er wurde von jedermann nur Giganto genannt. Dabei hasste er diesen Namen. Wie alle Zwerge konnte er mit allem was nicht mit Metallen, Bergwerken oder Gold zun tun hatte relativ wenig anfangen. Deshalb war er überraschenderweise Schmied geworden. Aber nicht irgendeiner, er war der beste und angesehendste Waffen- und Rüstungsschmied des Kontinents. Er lebte in Tessheim, der grössten Stadt in der Kassam Ebene. Zumindest war das so gewesen als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Einige Jahre waren seitdem vergangen und er war gespannt wie es ihm und Tessheim ergangen war. Eigentlich sollte die Stadt unter der Herrschaft des Regenten aufgeblüht sein. Denn der Regent war, so sagte man ein gütiger Herrscher mit einem Gespür für gute Geschäfte. Er hatte dafür gesorgt, das die grössten und einflussreichsten Gilden des Kontinents ihre Hauptniederlassungen nach Tessheim verlegt haben. Wodurch die Stadt zu einem Schmelztiegel des Handels geworden war. Für Händler, Abenteurer und zwiellichtige Gestalten war sie die erste Anlaufstelle in der Ebene und war nach Allem was er gehört hatte, seit seinem letzten Besuch um ein vielfaches grösser geworden. Das Alles wusste er natürlich nur aus den Gesprächen mit anderen Reisenden und vom Hörensagen. Er freute sich darauf, die Stadt endlich wieder mit eigenen Augen sehen zu können. Er erinnerte sich daran, wie er in seiner Jugend die alten Katakomben unter Tessheim erkundet hatte. Sie waren schon eine verwegene Truppe. Giganto, Regan und er. Ein Zwerg, ein Halbelf und ein Mensch. Was mochte nur aus Regan geworden sein? Er hatte ein munteres, lebenslustiges Naturell, doch seine halbelfische Abstammung machte ihm das Leben in einer Stadt wie Tessheim nicht gerade leicht. Auch wenn es niemand zugeben wollte, hielten beinahe alle Abstand von ihm und hatten ihre kleinbürgerlichen Vorurteile gegenüber einem Halbling. Sein grosser Traum war es immer ein grosser elfischer Krieger zu werden. Nur das Elfen Mischlinge mit Verachtung betrachten und er dort nicht die geringste Chance auf ein normales Leben gehabt hätte. Er würde sich nach ihm umhören, wenn er erst einmal in der Stadt war. Schon in diesen Jahren zeigte sich Gigantos Talent Eisen zu wahren Kunstwerken zu verarbeiten. Im Gegensatz zu dem, was die meisten glauben, besaßen trotz ihres instinktiven Gespürs für Metalle in ihrer Rohform und ihrer Legierungen die wenigsten Zwerge das Talent zum Schmieden. Bei ihm war es dafür umso stärker ausgeprägt und gepaart mit seinem Geschäftssinn hatte es ihn schon früh zu einem reichen Zwerg gemacht. Auch Tordals Klinge stammte aus seiner Fertigung. Es war beiweiten keine seiner normalen Anfertigungen. Die Waffe schimmerte leicht bläulich und in ihrer zweischneidigen Klinge war der Geist eines Dämons gefangen und verhalf dem Schwert zu einigen aussergewöhnlichen Eigenschaften. Auch nach der langen Zeit, die sich die Waffe in seinem Besitz befand, begriff er noch nicht annähernd die Tragweite der magischen Veränderungen an der Waffe. Der Dämon war angeblich weit im Osten hinter den Ödlanden mit Hilfe eines anderen noch mächtigeren Wesens gebändigt worden und seitdem in dieser Klinge gefangen. Giganto hatte ihm damals stolz davon berichtet, da nur sehr wenige auserwählte Klingen einer solchen Prozedur unterzogen wurden. Nur die besten Klingen der grössten Meister der Schmiedekunst wurden für würdig befunden. Welcher Art der Dämon war und warum er zu diesem Schicksal verurteilt wurde, verriet er ihm nicht. Angeblich hatte er schwören müssen darüber nie mit jemandem zu sprechen.
Giganto produzierte seine Waffen und Rüstungen in einer solchen Masse, das Karol der Götterschmied wahrscheinlich schon mehrere Nervenzusammenbrüche erlitten und seine Insolvenz angemeldet haben müsste. Nach eigener Aussage war er in der Lage aus zwei Tonnen Stahl über Nacht einen aufziehbaren Höhlentroll, mit einem für einen Troll überdurchschnittlichen Intellekt zu fertigen. Das mit dem überdurchschnittlich ist relativ zu sehen, da der Durchschnittstroll nicht intelligenter als ein Pfund Dörrfleisch ist. Tordal löschte die Glut seines Feuers und bedeckte die Stelle mit Laub, dann suchte er seine Habseligkeiten zusammen und machte sich auf den Weg. Er würde den Ort wiedersehen an dem er seine Jugend verbrachte. Das gab ihm neuen Mut und verdrängte sogar die düsteren Gedanken an die Begegnung mit dem Rukol.
Der Wald bestand hier zum grössten Teil aus Fichten und Kiefern, die das Sonnenlicht aus tagsüber kaum durchliessen. Dadurch befand man sich im Ergol Wald in einem ständigen Halbdunkel.
Die meisten Reisenden, machten einen grossen Bogen um den Wald, doch Tordal genoss die Abgeschiedenheit und Ruhe, die er nur hier fand.
Ein lautes Knacken links von ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Im allerletzten Moment, wich er der Pranke aus. Diese verfehlte nur um Haaresbreite seinen Kopf.
Behend sprang er zur Seite, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine.
Nichts rührte sich.
Dann pflügte ein Alptraum von einem Bären, direkt neben ihm durch das Unterholz, durchbrach mehrere Äste und kam vor ihm zum stehen.
Es handelte sich um ein ausgewachsenes männliches Exemplar eines Ödlandbären. Seine mächtige braune Mähne und die schlacksig wirkende Figur, wiesen ihn als solchen aus.
Der dunkle Braunton seines Fells, bot ihm im Laub des Waldes eine nahezu perfekte Tarnung. Er sah aus wie ein Blatt. Naja, nicht wirklich, aber er war tatsächlich sehr schwer zu entdecken.
Der Kolloss musste mehr als siebenhundert Kilogramm wiegen.
Seine gewaltigen Zähne entblössend, stellte er sich auf die Hinterbeine und brüllte ihn an.
Auch ohne dies wusste Tordal, wer der Grössere und Stärkere von ihnen war.
Jetzt nur nicht in Hektik verfallen. Zentimeter für Zentimeter, zog er sein Schwert aus der Scheide. Der Bär beendete seine Drohgebärde und landete plump auf allen vieren.
" Ich bin nur auf der Durchreise und schon so gut wie weg, bleib ganz ruhig."
Das schien das Tier nicht besonders zu interessieren, denn es stürmte mit lautem Gebrüll, direkt auf ihn zu.
Tordal vollführte einen Ausfallschritt nach links und liess den Bären ins Leere laufen.
Nachdem er seinen massigen Körper zum Stehen gebracht hatte, machte er kehrt und ging erneut zum Angriff über. Sein Schwert in der Hand, erwartete der Kopfgeldjäger diesen.
Die mächtigen Klauen des Ödlandbären, gruben sich beim Laufen tief in die Erde.
Was diese anrichten konnten, wusste Tordal nur zu gut. Oft schon hatte er Wunden gesehen, die durch diese gefährlichen Waffen hervorgerufen wurden.
Es gelang ihm, während einer neuerlichen Ausweichbewegung, dem Tier einen tiefen Schnitt mit seinem Schwert beizubringen.
Die Verletzung liess den Bären kurz schmerzerfüllt aufbrüllen, verlangsamte ihn aber kaum in seiner Bewegung.
Schon oft hatte er es mit Bären zu tun gehabt, aber die Aggressivität dieses Tieres, stellte alles in den Schatten, was er bisher erlebt hatte.
Mit einem wütenden Brüllen, stürzte sich der Bär auf eine kleine Kiefer und verarbeitete sie zu Sperrholz. Seine Wut richtete sich also nicht ausschliesslich auf lebende Gegner.
Denn obwohl sich die Bösartigkeit des Baumes auf das spontane Vorzeigen seiner Nadeln beschränkte, bekam er nun zu spüren was es heißt, sich einem aufgebrachten Ödlandbären in den Weg zu stellen.
Nachdem er sich von der Kampfunfähigkeit seines Gegners überzeugt hatte, liess der Bär von ihm ab, schnaufte noch einmal verächtlich in dessen Richtung und widmete sich wieder dem Menschen.
Erst jetzt sah Tordal, das aus dem rechten hinteren Bein des Raubtieres, das bunt gefiederte Ende eines Pfeils ragte. Du bist verletzt, der Schmerz treibt dich offenbar in den Wahnsinn.
Die roten und gelben Federn der Buntgans, wiesen das Geschoss als Goblinpfeil aus.
Die Spitzen dieser, waren mit metallenen Widerhaken versehen, die dem Opfer unerträgliche Schmerzen bereiteten. Bei Bewegung, zerfetzten sie Muskeln und Sehnen im Körper des Getroffenen.
Die braune Mähne des Bären war mittlerweile blutgetränkt. Die Wunde, die der Kopfgeldjäger ihm zugefügt hatte, machte sich nun auch in den Bewegungen des Giganten bemerkbar.
Auch wenn ihm nur Sekundenbruchteile zum reagieren blieben, hatte seine Klinge zielsicher ihren Weg zur Hauptarterie des Bären, zwischen Hals und Schulterblatt gefunden.
Innerhalb weniger Minuten würde das Tier ausbluten. Jetzt, wo er den Grund für das Verhalten des Tieres kannte, tat ihm sein vorschnelles Handeln leid. Aber die durch den Goblinpfeil hervorgerufene Verletzung, hätte ihm einen viel langsameren und qualvolleren Tod bereitet.
Es würde ihn nicht wundern, wenn die Spitze zusätzlich noch vergiftet worden war.
Diese Methode des Jagens war sehr beliebt bei den Goblins. Warum sie aber ausgerechnet einen Ödlandbären, eines der gefährlichsten Wesen der Ebene jagen sollten, blieb ihm schleierhaft. Normalerweise begnügten sich die kleinen Teufel mit Hasen, Puten oder anderem Kleingetier.
Offensichtlich schwanden dem Bären die Kräfte. Nur mit Mühe konnte er sich aufrecht halten. Dann sank er langsam zu Boden und blieb schweratmend liegen.
Die Waffe in der Hand, ging Tordal auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Ein Blick in dessen grosse schwarze Augen, offenbarte das Leid und die Schmerzen des Tieres.
" Bald hast du es geschafft, mein Grosser." Er hob sein Schwert und gab ihm den Gnadenstoss. Eine Träne suchte sich ihren Weg, die Wange herunter.
Etwas in ihm sagte ihm, das dies Alles nicht richtig war und sich unbeobachtet ein dunkler Schatten über das Land legte.
Kurze Zeit später, brach er auf. Seine Sinne warnten ihn vor einer nicht greifbaren Gefahr, vor Veränderungen, die im Begriff waren, die gesamte Ebene zu erfassen. Die Tiere spürten es als erstes, doch bald würde sich der Schatten der Veränderung auch über die Menschen und die anderen mehr oder weniger humanoiden Rassen legen.
Das Dämmerlicht des Waldes hatte, so schien es ihm noch weiter an Kraft verloren und die Geräusche der Waldtiere, klangen ängstlicher als noch vor ein paar Tagen.
Natürlich konnte das auch Einbildung sein, doch er fühlte, das es so war.
Schon seit Monaten, hatte es immer wieder Berichte über seltsame Ereignisse in den nördlichen Landen gegeben. Tiere, die sich untypisch verhielten, Pflanzen die ohne Grund abstarben und einige andere alarmierende Zeichen.
Was immer auch der Grund dafür sein mochte, schien sich von Norden über die Skeldar Berge nun über die Ebene auszubreiten. Der Rukol war nur ein weiteres Anzeichen dafür, das dort seltsame Dinge vorgingen.
In düstere Gedanken versunken, durchquerte er den Wald und dachte mit Unbehagen daran, was die Zukunft bringen würde.
Am nächsten Tag hatte er die Grenze des Waldes erreicht und betrat nun die Kassam Ebene, jenes nur spärlich bewachsene Gebiet, welches beinahe den gesamten Kontinent von Norden nach Süden durchzog. Am Horizont konnte er schon die gewaltigen Mauern Tessheims erkennen.
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