[Ich weiß nicht, ob die wirklich als Forsetzungsgeschichte geeignet ist, wenn nicht, dann kritsiert einfach mal dran rum ]
Erwachen war immer eine seltsame Sache, aber am seltsamsten war es, wenn man nicht in seinem eigenen bett aufwachte. Er war wach, hielt seine Augen aber weiterhin geschlossen. Sie schien noch zu schlafen; er spürte das gleichmäßige Heben und Senken beim ein- und ausatmen und er spürte ihren Atmen im Gesicht. Ein paar Sekunden vergingen und er öffnete seine Augen, nur um festzustellen, dass es schon später Morgen war.
Er hatte sich bereits entschieden und nichts würde ihn von dieser Entscheidung abbringen, also hob er sich vorsichtig von ihr hoch, nahm seinen linken Arm von ihrem Körper und zog den rechten langsam unter ihrem Kopf hervor. Leise und bedächtig schlich er sich aus dem Bett, sammelte seine Sachen, die noch auf dem Boden lagen zusammen und verzog sich für ein paar wenige Minuten ins Bad. Er hatte nicht viel Zeit.
Fertig angezogen kam er wieder ins Zimmer hinein. Sie schlief immer noch fest. Seine ersten Schritte wollte er Richtung Tür lenken, doch irgendetwas in ihm ließ ihn noch ein Mal zu ihr hingehen. Er stand neben dem Bett und betrachtete sie von oben herab. Er kniete sich nur für einen kurzen Augenblick – so hatte er sich vorgenommen – vor sie hin; sie war wunderschön und er begann in diesem Moment an seinem Vorhaben zu zweifeln. Er hörte sie leise stöhnen und sah wie sie sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihm drehte. Schnell stand er wieder und hoffte, dass sie nicht aufgewacht sei. Nein, sie schlief weiter.
Nichts, keinen Zettel, keine Rose, keine Telefonnummer, rein gar nichts ließ er zurück, als er sich aus dem Raum begab, um aus ihrem Leben zu verschwinden.
Sie hörte das leise Klicken, beim Schließen der Tür, wartete noch einen kurzen Moment und öffnete dann die Augen. Sie war wach gewesen, die ganze Zeit über.
Er war gegangen. Einfach so. gestern Abend hatte er ihr Herz im Sturm erobert und es für den Rest der Nacht nicht wieder hergegeben, bis zu diesem Moment eben.
Sie blieb noch eine Weile liegen, bevor sie den Mut fand, aufzustehen und den Tag zu beschreiten.
Schlimmer, als Arbeit konnte nichts sein. Nein, außer man denkt dabei immer an diesen jemand. Besser wurde es auch nicht, als sie am Abend wieder zu Judy’s ging.
„Du kommst wieder hier her? Obwohl du genau weißt, dass du ihm HIER wieder über den Weg laufen wirst?!“
„Ich weiß, aber…“
„Was aber? Willst du vor ihm kriechen und ihn bitten, dass er dich liebt? Das er es nicht bei einem One-Night-Stand belässt? Süße, dieser Typ ist ein Aufreißen, ein Draufgänger! Und ich weiß, dass du nicht die einzige warst…er hat schon so viele –„
„aber du weißt nicht, wie –„
„was? Für den warst du doch nichts weiter als eine weitere Eroberung, eine weiter Trophäe, die es sich lohnt zu vögeln und dann weg zu werfen!“
„Aber ich muss ihn wieder sehn!“
„er hat dir das Herz gebrochen, Liebe! Und da willst du es zulassen, dass er es ein zweites Mal tut?! Nein, ich werde das jedenfalls nicht zulassen, glaub mir!“
sie war sich bewusst über das was Judy, ihre beste Freundin und Chefin des Judy’s, gerade gesagt hatte, aber sie hatte sich in diesen Typen verliebt. Das muss er doch gemerkt haben. Er muss doch gemerkt haben, dass sie nicht nur ein One-Night-Stand wollte!
„und was, wenn nicht? Was wenn er für mich doch – „
„Nein…denk gar nicht erst dran! Allein der Versuch ist Verschwendung! Solche Typen leben doch nur für den Sex und nicht für die Liebe! Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht und vergiss diesen Kerl ganz schnell wieder! … hier, ich hab da was für dich!“
die weiteren zwei Stunden wurden mit mehreren Drinks, Freunden und guter Unterhaltung rum gebracht. Nach dem zweiten Drink ging es hier schon wesentlich besser, sie lachte sogar wieder. Ein wenig später hatte man schon den Eindruck, dass sie ihn wirklich vergessen hat. Was auch der Fall war: sie hatte ihn vergessen, einfach aus ihrem Kopf gelöscht – zu mindest für die nächsten paar Stunden.
Es war inzwischen elf und sie schon ein kleinwenig mehr als angeheitert. So langsam verspürte sie auch das Bedürfnis ihr Bett aufzusuchen. Ein Blick in ihr glas verriet ihr, dass es auch langsam Zeit dafür wurde.
„Noch einen?“
Sie winkte mit gespielt überfüllter und betrunkener Miene ab. „Nein, danke…ich werd mich mal auf den Heimweg machen…sonst muss mich einer Heintragen!“
Sie war nicht total betrunken, dass sie keinen Schritt mehr tun konnte, aber zu mindest angeheitert und etwas verloren in der Entscheidungskontrolle. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass es an so einem Punkt besser war die Notbremse zu ziehen, also verabschiedete sie sich von allen und stand auf. Leichtes drehen im Kopf und kurze Schwärze vor Augen waren das Resultat. Sie schwankte wieder nach vor und musste sich am Tisch abstützen.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“
„Nein, nein, es geht schon wieder! Sollte wohl keine schnellen Bewegungen machen!“, griff sich an den Kopf und stand schon wieder aufrecht.
Noch einmal tief Luftholen und dann lenkte sie Zielgerichtet ihre Schritte zur Tür. Sie erreichte die erste, die in den Vorraum führte und öffnete diese. Ein paar Schritte weiter befand sich die Tür nach draußen, sie griff nach der Klinke, drückte sie herunter und zog die Tür nach innen auf. Wollte gerade einen Schritt zur Tür heraus treten, da stand jemand im Weg. Ein rascher Blick nach oben verriet ihr, dass ER es war.
„oh…nein…“, stöhnte sie, als sein ihr schlecht, drehte sich um und wollte eben wieder in die Gaststube zurückgehen, da griff er nach ihrem Arm und hielt sie fest. Sie ließ den Kopf hängen und ließ sich fast widerstandslos von ihm umdrehen, dass sie ihn genau ansah. Die Tür stand noch offen und er lauschte einen Moment, ob sich jemand ihnen von drinnen nähern würde.
„wir gehen besser nach draußen…“ und zog sie mit sich.
Es war ihr unbegreiflich, was er wollte, warum er jetzt wieder auftauchte, nachdem er sie heute Morgen zurückgelassen hatte. Doch in diesem Zustand konnte sie sich schwerlichst wehren. All ihre Willenskraft brachte sie auf um ihn zum stehen bleiben zu bringen.
„was willst du?“, brachte sie genervt und müde heraus.
„Ich wollte dich sehen und…mit dir reden!“
sie war verdamt müde und angetrunken, dass sie sich zusammenreißen musste ihm etwas zu erwidern.
„jetzt? Nachdem du…mich heute morgen niedergeschlagen und mich blutend…zum sterben zurückgelassen hast?!“, sie schrie nicht, sie konnte nicht. Ihre eigenen Worte erstaunten sie, aber genau DAS hatte er getan.
„Was? Ich…“
nein, er sollte nichts mehr sagen, einfach seinen Mund halten und aus ihrem Leben verschwinden – so wie er es heute morgen getan hat, so wie sie es mit ihm vor ein paar Stunden getan hatte. Was wollte dieser Typ noch von ihr? Sie schüttelte den Kopf und die Gedanken von eben ab. Was rede ich denn da? ICH wollte ihn doch selber wieder sehen….und jetzt ist er hier und ich weise ihn ab?! Was hatte Judy gesagt? Er würde mir nur noch mal das Herz brechen. Ja, vermutlich hatte sie Recht und er versucht es gerade mit einer netten liebenswürdigen Art. Nein! Vergiss es, Freundchen, nicht noch mal! Auch wenn du noch so…süß aussiehst, so verdamt gut Küssen kannst, so verdamt zärtlich warst und verdamt noch mal so verdamt gut lieben kannst…egal, wie sehr ich mich in dich verliebt habe, egal wie schön deine Nähe ist, egal wie sehr ich nach dir verlange… nichts! Hörst du NICHTS wird mich dazu bringen zu dir zurück zu kehren…
„Du solltest gehen…“, entgegnete sie mit einem Kopfschütteln und wandte sich von ihm ab zum Gehen.
„Nein, warte!“ und griff wieder nach ihrem Arm, um sie zu stoppen, „ich hab mich in dich verliebt!“
sie blieb stehen, es hatte Wirkung, doch nur so lange, bis sie sich wieder sagte, dass das nur ein weiterer Versuch war sie rum zukriegen. Sie schloss die Augen vor Schmerz und biss sich auf die Lippe. Ein lautes Dröhnen und ein Knirschen im Kopf hinderten sie daran ihn wieder von sich zu stoßen, als er sie an sich heran gezogen hatte. Gib nicht nach! – lass ihn gewähren! – nicht! – was kann schon passieren? – wehr dich! – er liebt dich, lass ihn! – ihre Gedanken überschlugen sich und sie war ihm Willenlos ausgeliefert. Sie wollte ihn, sie wollte ihn so sehr, wie noch nie jemanden, aber mit dem Wissen, dass sich der gestrige Abend nur wiederholen würde, er am nächsten Morgen wieder gehen würde, wollte sie das nicht wieder.
Er hatte sie inzwischen so weit an sich herangezogen, dass sie eng an seinem Körper stand, die Arme hatte er um ihr Hüfte und Rücken gelegt. Sie hielt weiterhin die Augen geschlossen, um ihm nicht in die seinen sehen zu müssen. Er will nicht dich! Er will nur mit dir schlafen! – lass ihn! Er liebt dich! – gib ihm nicht nach! – lass den Kuss zu! – nicht! wehr dich! – lass ihn dich lieben! – er wird dich wieder wegwerfen! – sie war nicht fähig eine Entscheidung zu treffen. Er liebte sie und doch war er gegangen. Er wollte sie und doch hatte er sie von sich gestoßen und war gegangen. Sie wollte ihn lieben und doch wollte sie ihn von sich stoßen und gehen. Sie wollte ihn nicht und blieb doch bei ihm.
Er fand keine Worte, um ihr zu sagen, dass er sie wirklich liebte und dass das heute Morgen ein Fehler war – ein wirklicher Fehler. Er wollte ihr sagen, wie sehr es ihm Leid tat, er wollte sie wieder so lieben können wie gestern, er wollte sie wieder so erleben, wie gestern. Er wollte einfach nur sie.
Plötzlich spürte sie wie seine Hände von ihrem Körper verschwanden und damit ihren Kopf festhielten und mit den Daumen zärtlich über ihre Wangen strichen. Noch mehr schloss sie jetzt die Augen, weil er ihr so furchtbar wehtat, wenn er sie so liebte. Sie konnte sich nicht mehr wehren, ihm widersetzen, ihn von sich stoßen. Ihre Hände lagen jetzt auf seinem Oberkörper entlang, sie konnte sein Herz schlagen spüren und begann bei diesem Gefühl leicht zu zittern. Unbewusst krallte sie sich immer mehr in seine Jacke, um ihn festzuhalten oder um ihrem Gefühl Ausdruck zu verleihen.
Er hatte sie.
Dann konnte sie den leichten Atem in ihrem Gesicht fühlen, dann Lippen, die sich auf ihren Mund legten und sie sanft küssten und dann spürte sie seine Zunge, die sich durch ihre Lippen hindurch zwang. Sie versuchte gar nicht zu widerstehen und erwiderte den Kuss ihn gleicher Weise.
Seine Hände verschwanden wieder von ihrem Gesicht und schlangen sich um ihren Körper, hielten sie fest an sich gedrückt. Ihre wanden sich um seinen Hals und zogen sie an ihm herauf.
Wieder war es da, sein Geruch, sein Geschmack, seine Nähe, seine Wärme, das Gefühl, das er ihr gab. Alles wollte sie vergessen, solange er sie in seinen Armen hielt.
„Was zum Teufel soll das werden?“, hörten sie beide eine Stimme hinter sich schreien – scheinbar zu ihnen beiden. Es war Judy, die mit Händen in die Hüfte gestemmten Armen vor der Tür stand und sie beide fassungslos anstarrte. Sofort ließen beide von einander ab und er löste dazu noch die Umarmung mit ihr.
Aufgebracht, wie sie war, stürmte sie auf die beiden zu und trieb sie auseinander, wobei sie sich schützend vor sie hinstellte und ihn mit einem sehr sehr bösen Blick versah.
Sie blickte von Judy zu ihm und wieder zu Judy und schien gar nicht recht zu wissen, was da gerade passiert war. Er hingegen verzog keine Miene und sah Judy ausdruckslos in die Augen, die ihn immer noch mit einem durchbohrenden Blick musterte.
„Du verdammter Mistkerl!! Ihre Angetrunkenheit auszunutzen, nur um sie wieder ins Bett zu kriegen?!“, schrie sie ihn an.
Immer noch ein wenig verwirrt sah sie ihn an, der ein Gesicht machte, als sei er schuldig und hätte es so verdient oder aber, dass er nichts zu befürchten hatte, weil er nichts unrechtes getan hatte. Wie auch immer tat Judy daraufhin, dass er keine Reaktion zeigte - nur immer noch dieses ausdruckslose Gesicht zog – einen Schritt auf ihn zu und feuerte ihm eine, dass es laut klatschte. Sie machte ein entsetztes Gesicht, doch er zeigte keine Reaktion darauf und ließ es einfach geschehen, was Judy noch mehr zur Weisglut trieb.
„Geh…geh, Liebes, ich mach das hier schon!“, sagte sie ihr über die Schulter hinweg.
„Aber ich –“
„Nichts, da…“, unterbrach Judy sie, ehe sie noch weiter widersprechen konnte. „du bist nicht gerade in der Verfassung hierfür…also ab nach Hause mit dir!“
wie konnte sie auch widersprechen? Noch einen letzten Blick warf sie ihm zu, den er auch kurz erwiderte, dann drehte sie sich von den beiden weg und ging die Straße hinunter.
Ein paar wenige Minuten waren vergangen, ehe sie aus dem Sichtfeld der beiden verschwunden war.
„Was hast du dir dabei gedacht? Gott verdamt, du weißt, genau, dass sie nie nach einem One-Night-Stand gesucht hat! Und jetzt das? Ich kann nicht verstehen, wie du – “
„Es war kein One-Night-Stand – am Anfang, ja, aber jetzt, gestern Abend…nein, ich liebe sie wirklich!“
„Ja sicher tust du das!“, entgegnete sie ihm ungläubig „und was sollte das dann heute morgen? Sie hat mir alles erzählt. Gib es zu, sie ist nicht mehr, als all die anderen, die du nur zum Spaß flach gelegt hast! Sie ist nichts weiter, als ein „Gebrauchsgegenstand“ für dich! –“
„Hey! Du bist zwar meine große Schwester, aber das geht zu weit! Woher willst du wissen, was ich wirklich fühle?“
„Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass es bis jetzt keine Frau geschafft hat, länger als ein paar Stunden in deinem so genannten Herzen zu bleiben!“
„Bis jetzt! Sie hat es geschafft!“ und deutete in die Richtung, in die sie gegangen war. „Sie hat es geschafft, warum willst du das nicht verstehen!“
„Weil ich dich kenne! Gut genug, um zu wissen, dass es heute Abend und morgen früh nicht anders gelaufen wäre! Gut genug, um zu wissen, dass du zu sehr an diesem Leben hängst, als es an Liebe zu „verschleudern“! aber eines solltest du wissen: du brichst ihr das Herz damit! Du hast es schon getan, also verschwinde endlich und lass sie dich vergessen und mach es nicht noch schlimmer, als es so schon ist! Und ich warne dich, wehe ich sehe dich noch ein Mal in ihrer Nähe!“, sie war wütend, ja sie war richtig sauer auf ihren kleinen Bruder. So viel Zeit lag nicht zwischen den beiden – ein paar Minuten, aber die reichten aus, um sie zur großen Schwester zu machen. Eigentlich kannte sie ihren Bruder und sie wusste, dass das, was sie gerade gesagt hatte, wahr war. Sie hoffte nur, dass er es auch begriff und sie in Ruhe lassen würde.
Sie war für Judy immer so etwas wie eine Schwester gewesen, vielleicht sogar eine große Schwester. Sie hatte immer Acht gegeben auf ihre „kleine Schwester“ und sie waren so lange sie sich erinnern konnte sehr gute Freunde. Darum hatte Judy sie auch von Anfang an von ihrem Bruder fern gehalten – ja sie wusste nicht einmal, dass er Judys Bruder war. Aus gutem Grund, wie sie jetzt merkte.
Wieder erwiderte er nichts und starrte nur vor sich hin. Was konnte er seiner großen Schwester schon entgegnen? Sie hatte Recht – zu mindest mit seinem bisherigen Leben, aber sie hatte Unrecht was die Sache mit ihr betraf. Er wusste, dass er sie liebte, er wusste nur nicht, wie er es ihr begreiflich machen sollte, wenn er doch mit so einer Vergangenheit jetzt vor ihr stand. Sie würde es wahrscheinlich nie verstehen oder akzeptieren, er würde es einfach tun müssen und sie würde damit zu leben haben.
Doch erstmal musste er seiner Schwester nachgeben und – zu mindest die nächsten paar Stunden – durfte ihr nicht nachlaufen oder sie in den nächsten Stunden auch nur erwähnen, er würde einfach weiterhin so sein, wie er immer war – ein Aufreißer eben.
Minuten waren vergangen, in denen sie nur gelaufen war. Sie wollte nicht nach Hause, irgendetwas hielt sie davon ab, oder sie war einfach so benommen von alle dem gerade, dass sie nichts anderes tun konnte, als einfach weiter zu laufen. Doch laufen war nicht das einzige, was sie tat: sie kämpfte nun schon eine ganze Weile mit sich nicht in Tränen zusammenzubrechen. Die letzten Minuten waren einfach zu viel Gefühlsachterbahn für sie, erst diese Depri-Stimmung, weil er am Morgen gegangen war, dann das erheiterte Gefühl von Alkohol und Gesellschaft, darauf dann das matte Gefühl von Alkohol und Müdigkeit gleich darauf das Hochgefühl, in seinen Armen zu landen und wieder von ihm geküsst zu werden und jetzt dieses seltsame Gefühl, dass sie nicht wusste, was sie fühlen sollte. Das reinste Chaos hatte sich in ihrem Kopf breit gemacht und nun versuchte sie alles zu ordnen und verlor sich selbst in diesem Chaos. Immer wieder biss sie sich auf die Lippe, um die Tränen nicht zu zulassen.
Sie passierte nacheinander, immer wieder Lichtkegel der Laterne und wieder Dunkelheit durch den Abstand zur nächsten. Es fühlte sich in ihrem Kopf an, als würde sie immer wieder einen Tag und eine Nacht durchleben und verlor jeden Sinn für das hier und jetzt. Das liegt doch nicht am Alkohol – oder nicht nur! Doch sie begann nun leicht zu wanken. Die nächste Laterne war defekt und füllte einige Meter mit Dunkelheit aus – die Nacht aus der sie nicht wieder erwachen wollte! Sie schwankte in Richtung Laternenmast, griff mit der einen Hand danach und mit der anderen griff sie sich an die Stirn, hinter der es immer lauter dröhnte und knirschte.
Sie konnte nicht mehr – sie wollte nicht mehr. Kraftlos ließ sie sich zu Boden sinken und brach in Tränen aus. Irgendwas war in ihrem Kopf geschehen, das sie nicht erklären konnte. Dieser Typ hatte sie seit gestern Abend nur benutzt, doch warum war er dann heute zurückgekommen, um mit ihr zu reden? War sie wirklich so besonders gewesen, dass er sie gleich noch mal vögeln wollte? Und was wenn es die Wahrheit war? Was, wenn er sie wirklich liebte? Und was, wenn Judy doch Recht hatte und sich solche Typen nie ändern werden? Sie wusste immer noch keine Antwort auf die Frage, keine Antwort schien richtig zu sein.
Zusammengerutscht kniete sie neben der Laterne und wollte alles aus sich heraus heulen, einfach alles in den Tränen aus ihrem Körper herausspülen. Minutenlang, ohne Unterbrechung. Bis es immer leiser wurde und sie in ihren eigenen Tränen einschlief. An die Laterne gelehnt, sie mit einem Arm umschließend, auf den kalten, harten Steinen des Gehweges.
Eine Stunde, nicht länger, hatte er noch bei Judy gesessen und sich nicht gerührt – es war ja auch keiner (besser: keine) da gewesen, nach der man sich hätte rühren können! Also schwang er sich vom Barhocker, schnappte sich seine Jacke und verließ mit einem letzten Blick auf seine Schwester – die ihm noch einen warnenden Blick hinterher warf – den Raum nach draußen.
Er hatte nichts getrunken, zu mindest nichts, das ihn hätte am Fahren hindern können. Also stieg er ins Auto und fuhr die gleiche Straße, die sie vor mehr als einer Stunde hinuntergegangen war, entlang. Was konnte er dafür, dass sein Nachhause weg fast der gleiche wie ihrer war? Das konnte ihm seine Schwester nicht anhängen!
Die Straßenbeleuchtung ließ an manchen Stellen auch zu wünschen übrig, dachte er sich, also hier lang zu laufen, allein, na ja, sie war ja kein kleines Mädchen mehr! Und seine Scheinwerfer beleuchteten genug, Straße und auch ein paar Meter Gehweg zu erhellen. Noch ein paar Laternen und die nächste würde wieder defekt sein. Aus Instinkt, Langeweile oder unbewusst sah er zu der defekten Laterne hin und entdeckte eine dunkle Gestalt, die an ihr lehnte. Er hielt an. Warum er das tat wusste er auch nicht, aber er stoppte den Wagen ein paar Meter nach der Laterne und stieg aus. Er hatte so etwas noch nie zu vor getan, es ging ihn ja im Grunde nichts an, was andere Leute um Mitternacht an Laternen trieben. Doch die Tatsache, dass sie hier langgegangen war, verleitete ihn vielleicht dazu anzuhalten.
Er ging um den Wagen herum und auf den Mast zu.
„Oh mein Gott!“, entfuhr es ihm, als er sie erkannte. Er kniete sich vor sie hin, fuhr ihr mit der Hand vorsichtig übers Gesicht und nahm ihre Hand. Ganz kalt. „Hey, was ist denn mit dir passiert?“, sagte er leise, zog seine Jacke aus und legte sie um sie.
Langsam war sie aus ihrem Schlaf erwacht, aber noch nicht recht da, wie er bemerkte. Er legte ihren rechten Arm um seinen Hals und hob sie vorsichtig hoch. Und trug sie so zu seinem Auto, öffnete mit der freien Hand die Beifahrertür und setze sie vorsichtig hinein. Langsam war sie auch wacher geworden, aber sie fühlte sich immer noch eiskalt an.
Aus verheulten, starren Augen sah sie ihn wortlos an. Er kniete sich vor sie hin, hielt immer noch kalten Hände und wollte erneut zu einer Frage ansetzen.
„Was machst DU hier?“
„ich? ich war auf dem Nach Hause Weg. Was machst DU hier? Was ist passiert?“
sie senkte den Blick und wich so seinem aus. Sie wollte es ihm nicht sagen, sie wollte ihm nicht schwach gegenüber treten, ihm zeigen, dass er ein leichtes Spiel mit ihr hatte.
Ein kühler Wind hauchte ihr Gänsehaut über den Körper und sie zog die Jacke enger um sich. Beim Bemerken, dass es seine war, ließ sie wieder los und wollte sie ausziehen.
„ich sollte besser nach Hause gehen…“ und war im Begriff aufzustehen. Er hielt sie aber zurück und setzte sie wieder ins Auto.
„Nichts da! Ich fahr dich nach Hause!“
sich in ihrer Schlaftrunkenheit nicht wehren könnend, ließ sie es zu, obwohl sie eine gewisse Angst verfolgte, was passieren könnte. Doch warum würde er sich die ganze Mühe machen, wenn er sie nur wieder flachlegen wollte? Das könnte er doch auch viel einfach haben – vor allem jetzt!
Ihr blieb nichts anderes übrig als ihr Vertrauen in ihn zu setzen und an eine „gute“ Seite in ihm zu glauben.
Ein paar wenige Minuten fuhren sie im Auto, bis sie bei ihr ankamen. Die Jacke hatte sie sich wieder enger um ihren Körper gezogen und wäre fast wieder eingenickt.
Den Wagen gestoppt, stieg er aus und wollte ihr die Tür öffnen, doch sie schlug sie vor ihm auf und stieg aus. Resigniert machte er einen Schritt zurück und sah ihr mit einem zugleich schuldig aber auch verletzten Blick nach.
An der Haustür drehte sie sich noch einmal zu ihm um „danke!“
Er erwiderte nichts und nickte nur, dann drehte er sich um, stieg wieder ins Auto und fuhr in die Dunkelheit der Nacht davon.
Sie seufzte, bei dem Gedanken, ob sie gerade wirklich das richtige getan hatte.Ihn so eiskalt abweisen? Er hatte ihr geholfen und sie…nein, es war das richtige! Davon war sie überzeugt, schloss auf und ging hinein.
Beim Ausziehen allerdings bemerkte sie, dass sie noch immer seine Jacke anhatte und ihm somit schon wieder einen Grund gegeben hatte, wieder zu ihr zu kommen.
Aber sie war einfach zu müde, um sich noch weiter über solche Dinge Gedanken zu machen und begab sich schnurstracks in ihr Bett.
Der nächste Morgen – ein schönes Gefühl nicht mehr dieses Dröhnen und Knirschen im Kopf zuhaben. Es war irgendwas mit acht Uhr, oder so, als sie aufstand und sich anzihen gegangen war. Kaum war sie aus dem Bad heraus und hatte sich die Haare gemacht, klingelte es auch schon bei ihr. Wehe wenn…
Sie ging zur Tür und öffnete sie, in der Hoffnung, das es nicht schon er war, der davor stand. Judy!
„Judy! Was machst du hier?“, fragte sie recht munter und jetzt gut gelaunt, dass er es nicht war.
„kontrollgang!“, grinste sie, worauf sie nur einen ungläubigen und unschuldigen Blick von ihr einfing. Eine einladende Geste um ihr zu zeigen, dass sie sehr wohl allein war, verschafften Judy schließlich die Zufriedenheit, die sie wollte.
„war gestern noch ’was los?“
einen kurzen Moment – nicht zu lang um keinen Verdacht zu erregen – überlegt sie, ob sie ihr davon erzählen sollte. Aber warum? Er hatte sie ja nur nach Hause gebracht und es war auch nichts passiert. „Nein, nichts…“
Judy musterte sie noch ein letztes Mal, lächelte dann und wollte wieder gehen.
„hey, war das alles? Willst du nicht noch reinkommen?“, doch sie war schon ein paar Schritte weg und rief ihr nur noch über die Schulter zu „keine Zeit mit dir zu faulenzen!“ und dann war sie auch schon verschwunden.
Es war Samstag – der Tag konnte nun kommen!
Es mussten erst weiter zwei Stunden voll Langeweile und Putzarbeit vergehen, ehe es wieder an ihrer Tür klingelte. Dies Mal war sie zu beschäftigt gewesen, um sich Gedanken zu machen, wer es denn sein konnte und öffnete die Tür einfach.
Nicht schlecht staunte, erschrak oder einfach nur überrascht, war sie, als er vor der Tür stand. So, wie er da stand, sah er richtig schüchtern und verlegen aus. Einen Moment lang musste sie auch überlegen, warum er gekommen war, aber dann fiel es ihr wieder ein:
„Meine Jacke?! Ich hab sie wohl gestern bei dir vergessen...“, sagte er mit einer ihr ungewohnt verlegenen Stimme.
„Ja...richtig...warte...“ und ging ein paar Schritte von der Tür weg und griff nach der noch am Haken hängenden Jacke. Sie hatte die Tür sperrangelweit offen gelassen und eigentlich gedacht – oder erwartet? – dass er herein kommen würde, doch er blieb draußen stehen.
„Hier! Und...noch mal danke für gestern abend!“, sagte sie jetzt auch etwas verlegen, als sie sich an Details erinnerte. Verzog für einen Moment das Gesicht, als ihr wieder die Ohrfeige in den Sinn kam, lächelte aber gleich wieder und fragte ihn, ob er nicht noch rein kommen wolle.
„Nein...ich...muss gleich weiter...“
Was? Nicht? Was ist denn mit dir los? Und machte ein verdutztes Gesicht. Das Judy vielleicht dahinter steckte, kam ihr gar nicht in den Sinn, außerdem war sie doch gerade eben erst hier gewesen! Wer weiß, ist ja möglich, dass er wirkich mal keine zeit hat.
Gerade als er sich zum gehen wandte, kam ihr eine Idee und ohne lange darüber nachzudenken sprach sie sie einfach aus:
„Hättest du Lust heut abend mit mir Essen zu gehen?“. sie wollte es wissen, sie wollte wissen, ob er sie wirklich liebte.
Er drehte sich ruckartig zu ihr um und hätte am liebsten mit einem breiten Lächeln zugestimmt, doch...
„Du hast Judy gehört...wir...ich soll dich nicht mehr sehn!“, es war ihr egal, sie wollte ihn sehn, sie wollte bei ihm sein, zu mindest bis sich das Gegenteil herausstellen würde – dass er sie nicht liebte. Er würde ihr damit das Herz brechen, das würde er hoffentlich wissen. Aber das resultat, wenn er sie wirkich liebte, war mehr als nur ein Ziel, dass sich lohnte zu erreichen.
„Es ist mir egal! Ich...ich würde dich wirklich gern...etwas besser kennen lernen...“, womit sie nicht nur die Informationsmenge und –qualität meinte, sondern vor allem eine „bessere“ Seite an ihm. „Sie muss es nicht wissen...“
„Sie wird es wissen!“
„Willst du nun oder nicht?!“
„Ich will...“
„Gut, dann heute gegen halb acht bei mir!“, er erwiderte nichts, nickte nur kaum merklich und verschwand dann wieder.
Sie hatte verdammt gute Laune heut morgen und verderben lassen wollte sie sich die von keinem!
Für den Rest des Tages hatte sie sich dem Putzen sämtlicher Räume gewidmet und machte sich am Abend gegen sieben Uhr fertig. Und was anziehen? Sie stand vor dem spiegel, in der einen Hand schwarzes, bis zu den Schultern ausestelltes Top und in der anderen ein langärmliges, schwarzes Top. Und was passt jetzt am besten zu der Jeans? Im Wechsel zwischen den beiden, entschied sie sich schließlich für das weitausgestellte Top. Ja, das sieht gut aus! Stellte sie zu Frieden fest und hängte das andere wieder in den Schrank und konnte von nun an nur noch warten.
Die ellbogen auf die Knie gestützt und das Kinn auf die Hände, saß sie auf einem Stuhl und wartete, wartete, dass er kommen würde. Ein Blick auf die uhr an der Wand verriet ihr, dass es jetzt fünf vor Halb war.
Bitte komm! Versetz mich nicht, wenn du mich liebst! Bitte tu’s nicht!
Aber noch war ja Zeit. Zu mindest war es das die letzten 8 Minuten lang, doch endlich klingelte es und sie stürmte auf und rannte zur Tür. Mit einem breiten Lächeln riss sie die Tür auf und hätte fast einen Herzstillstand erlitten: Judy!!
„w-was machst du denn hier?“
„Ich dachte, ich schau noch mal bei dir vorbei, bevor ich mich an die arbeit mache! Außerdem war ich heut morgen so schnell wieder weg...“
„...ja...w-...das ist gerade ein ganz schlechter zeitpunkt!“
bevor sie ihr etwas erwiderte, musterte Judy einen Augenblick lang skeptisch. „was hast du denn vor? ..warum ein schlechter Zeitpunkt?“
verlegen blickte sie zu Boden, sie wollte – nein, sie durfte es ihr nicht sagen, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie es doch tun sollte.
„Ich hab heut noch was vor...“, es klang mehr wie eine Entschuldigung. Wieder musterte sie Judy eingehend und ahnte schon das „Übel“.
„Sag mir nicht das du-„
„DOCH! Gottverdamt, ja! Ich hab ein Date mit ihm! Es war meine Entscheidung und ich will es so...lass mir-„
„WAS? Hast du mir gestern nicht zugehört? Dieser Typ-„
„-ist genau der nachdem ich gesucht hab!“
„Du willst SO EINEN?! Ein Typ, der dir nie treu sein wird, einer, der immer anderen Frauen hinerher kucken wird und dich für eine von denen links liegen lassen wird! Nimm verdammt nochmal deine Rosa-Brille ab! Ein bisschen Flattergefüle im Bauch sind ja OK, aber man sollte doch erkennen, wann es sich lohnt und wann nicht!“, sie wollte ihr doch nur helfen, sie wollte das sie versteht, dass ihr Bruder sie nie glücklich machen könnte – und wenn dann nur für eine sehr, sehr kurze Zeit.
„Judy, ich weiß, du meinst es gut mit mir, aber lass mich meine eigenen Erfahrungen machen! Lass mich selbst herausfinden, was wahr und nicht wahr ist! Lass mich selsbt auf die Nase fallen.
Ich weiß, du bist dagegen, aber bitte lass mir mein Leben!“
„wenn ich nicht selbst wüsste, wie schmerzhaft es sein kann, dann würde ich dich nicht davor bewahren wollen, glaub mir! Ich lasse dich gern auf deine Nase fallen, aber nicht mit ihm!“.
gib doch nach, gib einfach nach, ich bitte dich!
„Judy, nein, bitte...es ist mir egal, ich will es wissen! Lass mich wenigstens herausfinden, was er wirkcih für mich empfindet!“
„Nichts! Oder glaubst du, dass er sein bisher doch so aufregendes leben einfach wegwerfen würde – für DICH...“
sie machte ein entgeistertes Gesicht und ihr gingen allmählich die Argumente und die Zeit aus. Er würde sich bald hier sein und wenn dann Judy noch hier ist...
„Judy, du bist meine beste Freundin und ich will dich nicht durch das heir verlieren, aber bitte..geh...“, sie wollte es nicht, sie wollte wirklich nicht ihre Freundin verlieren, aber dafür ihn aufgeben? Nein, so weit war es noch nicht, noch wusste si nicht bescheid, noch musste der Augenblick der Wahrehit erst kommen.
Sie gab auf, schließlich gab Judy diesen kampf auf. Es war nicht, dass sie ihr egal war – auf keinen Fall – aber wenn sie unbedingt diese erfahrun, diese schmerzliche Erfahrung machen wollte, dann wollte sie sie nicht weiter daran hindern. Wobei sie die Sturheit der ihrgegebüber gut kannte und wenn sie sich erst etwas in den Kopf gesetzt hatte, hielt nicht mehr viel davon ab.
„Also schön...mach deine erfahrung! Ich habe dich nur gewarnt, aber sicher wirst du wieder Recht haben und man muss wirklich auf seine eigene Nase fallen, um zu wissen, dass es weh tut!“ und verpasste ihr damit ein wenig Schuldgefühle, die sie noch nicht so leicht wieder los wurde. Dann mahm Judy sie noch ein letztes Mal bei den Schultern und meinte „aber hey unsere Freundschaft erleidet doch dadurch keinen Schaden...ich bin immer für dich da gewesen und werde es auch immer sein. Du bist meine kleine Schwester, was könnte ich anderes tun, als die helfen?!“ und lächelte sie wieder freundlich an. Es half, aber nur ein bisschen ihre Schuldgefühle lso zu werden.
Schließlich waren fast 10 Minuten vergangen, als Judy wieder gegangen war.
So und nun? War er noch nicht gekommen, weil er Judy gesehn hatte oder weil er...nein, es klingelt wieder – 43 nach halb.
Er war es. Endlich!
„Tut mir leid, ich...ich hab Judy bei dir stehen sehen und bin dann erstmal weiter gefahren. Ich wusste nicht recht, ob ich...“
„Nein, alles in Ordnung!“ und strahlte bis über beide Ohren.
„Du siehst toll aus!“
„danke“
einen kurzen Augenblick sah er sie fragend an und sprach sie dann schließlich aus: „wo...solls denn überhaupt hingehn?“
„keine Ahnung, ich hab ja dich gefragt!“, worauf er wissend grinste.
„ich hab da so einen idee!“
...
der Abedn war verdamt lang geworden, Stunden lang hatten sie in dem Restaurant gesessen und geredet, über alles mögliche. Sie lernte ihn dabei wirkich besser kennen und er sie wahrsheinlich auch. Beide ussten nun viel mehr von einander, als sie es an ihrem ersten Abend taten. Dieses Mal war kein einziges Tröpfchen alkohol im Spiel, keiner von ihnen hatte etwas derartiges getrunken – sie wollte die natürliche Seite an ihm kenen lernen und er wollte sie niht wieder verlieren, in dem er im Rausch etwas total bescheuertes anstellte. Alkohol, ohja, Alkohol, erinnerten sie an den gestrigen Abend und den davor. Es kam ihr schon so lange her und weitweg vor, dass sie nicht glauben konnte, was er an dem morgen danach getan hatte. Sicher hatte sie es verletzt, aber jetzt schien die welt wieder eins zu sein mit ihr und nichts schien flsch zu sein. Er hatte sich ihr von einer neuen Seite gezeigt, nicht nur heute, auch gestern abend. Es war einen andere Seite, als er ihr beim ersten Mal gezeigt hatte, naja, da wollte er ja auch etwas (völlig?) anderes von ihr. Jetzt, so glaubte sie, würde er das wollten, was er sein bisheriges Leben lang nie wirkich getan hatte – er wollte Liebe! Nicht den mehr praktischen Sachverhalt, sondern das wirklich Gefühl, nicht nur die Oberfläche, die er immer so leicht erworben hatte, nicht den einfachen Weg.
Er brachte sie schließlich wieder nach hause. Wieder. Bis vorhin glaubte sie es nur, sie hoffte und vertraute ihm, aber jetzt würde er ihr hoffentlich die Wahrheit sagen. Aber ihr kam ein anderer Gedanke quer und sie wollte es doch nicht gleich wissen, wie einfach wäre es denn jetzt ein „ich liebe dich“ zuerhaschen?! Nein, sie und vor allem er sollten warten müssen.
„jetzt frag ich dich zum zweiten Mal...“
„eigentlich zum dritten Mal...“ und grinste breit.
„ja, eigentlich zum dritten Mal, aber zum zweien Mal, dass du hoffentlich ‚ja‘ sagst!“ und lächelte ihn herausfordernd an.
„wie könnte ich?! ... gern, aber wir sollten –„
„ja, werden wir auch!“
„Dann bist du dir-„
„ja, bin ich und jetzt komm endlich rein!“ ...
wieder wachte sie als erste auf, blieb wieder regungslos. Sie spürte seine Nähe, immer noch. Noch war er da.
Sie lagen beide wieder in der gleiche Position: beide auf der linken Seite liegend – sie vorn, er hinten, hatte beide Arme um sich geschlossen und hielt sie so fest. Wieder konnte sie den leichten Atem spüren, der bei jedem Ausatmen über ihren Nacken streifte. wieder spürte sie, wie er langsam wach wurde, sich rührte und dann langsam beide Arme von ihr zurück zu ziehen. Wird er wieder gehen? Mich hier wieder zurücklassen? Dieses Mal kämpfte sie mit sich, nicht aufzustehen und ihn daran zu hindern. Warum hatte sie es nicht beim ersten Mal getan?
Nur wenige Minuten, sie kamen ihr so ewig lang vor, kam er wieder. Sie rührte sich nicht, wollte nicht zeigen, dass sie wach war. Doch innerlich bestand weiter der Kampf mit ihrer selbst. Sie hhielt für einen kurzen Moment der Stille den Atem an…bis sie das leise rascheln der Bettdecke wieder hörte und spüren konnte, wie er sich wieder vorsichtig neben sie legte.
Legte jetzt aber nur noch den linken Arm um ihren Körper. Er wollte sie nicht wecken.
Als sie wieder seine Nähe spürte, seine Wärme und seinen Körper, da war sie sich sicher. Mit einem leisen Stöhnen und der Bewegung ihrer Hand zu seiner zeigte sie ihm, ich bin wach!
„hab ich dich geweckt?“, fragte er leise hinter ihr und küsste ihr in den Nacken.
„Nein…war schon wach…“ und drehte sich in seinem Arm zu ihm um. Er lächelte ihr entgegen und sie erwiderte. Ja, jetzt war sie sich wirklich sicher!
[Ende?]
***
Slut (never love)Erwachen war immer eine seltsame Sache, aber am seltsamsten war es, wenn man nicht in seinem eigenen bett aufwachte. Er war wach, hielt seine Augen aber weiterhin geschlossen. Sie schien noch zu schlafen; er spürte das gleichmäßige Heben und Senken beim ein- und ausatmen und er spürte ihren Atmen im Gesicht. Ein paar Sekunden vergingen und er öffnete seine Augen, nur um festzustellen, dass es schon später Morgen war.
Er hatte sich bereits entschieden und nichts würde ihn von dieser Entscheidung abbringen, also hob er sich vorsichtig von ihr hoch, nahm seinen linken Arm von ihrem Körper und zog den rechten langsam unter ihrem Kopf hervor. Leise und bedächtig schlich er sich aus dem Bett, sammelte seine Sachen, die noch auf dem Boden lagen zusammen und verzog sich für ein paar wenige Minuten ins Bad. Er hatte nicht viel Zeit.
Fertig angezogen kam er wieder ins Zimmer hinein. Sie schlief immer noch fest. Seine ersten Schritte wollte er Richtung Tür lenken, doch irgendetwas in ihm ließ ihn noch ein Mal zu ihr hingehen. Er stand neben dem Bett und betrachtete sie von oben herab. Er kniete sich nur für einen kurzen Augenblick – so hatte er sich vorgenommen – vor sie hin; sie war wunderschön und er begann in diesem Moment an seinem Vorhaben zu zweifeln. Er hörte sie leise stöhnen und sah wie sie sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihm drehte. Schnell stand er wieder und hoffte, dass sie nicht aufgewacht sei. Nein, sie schlief weiter.
Nichts, keinen Zettel, keine Rose, keine Telefonnummer, rein gar nichts ließ er zurück, als er sich aus dem Raum begab, um aus ihrem Leben zu verschwinden.
Sie hörte das leise Klicken, beim Schließen der Tür, wartete noch einen kurzen Moment und öffnete dann die Augen. Sie war wach gewesen, die ganze Zeit über.
Er war gegangen. Einfach so. gestern Abend hatte er ihr Herz im Sturm erobert und es für den Rest der Nacht nicht wieder hergegeben, bis zu diesem Moment eben.
Sie blieb noch eine Weile liegen, bevor sie den Mut fand, aufzustehen und den Tag zu beschreiten.
Schlimmer, als Arbeit konnte nichts sein. Nein, außer man denkt dabei immer an diesen jemand. Besser wurde es auch nicht, als sie am Abend wieder zu Judy’s ging.
„Du kommst wieder hier her? Obwohl du genau weißt, dass du ihm HIER wieder über den Weg laufen wirst?!“
„Ich weiß, aber…“
„Was aber? Willst du vor ihm kriechen und ihn bitten, dass er dich liebt? Das er es nicht bei einem One-Night-Stand belässt? Süße, dieser Typ ist ein Aufreißen, ein Draufgänger! Und ich weiß, dass du nicht die einzige warst…er hat schon so viele –„
„aber du weißt nicht, wie –„
„was? Für den warst du doch nichts weiter als eine weitere Eroberung, eine weiter Trophäe, die es sich lohnt zu vögeln und dann weg zu werfen!“
„Aber ich muss ihn wieder sehn!“
„er hat dir das Herz gebrochen, Liebe! Und da willst du es zulassen, dass er es ein zweites Mal tut?! Nein, ich werde das jedenfalls nicht zulassen, glaub mir!“
sie war sich bewusst über das was Judy, ihre beste Freundin und Chefin des Judy’s, gerade gesagt hatte, aber sie hatte sich in diesen Typen verliebt. Das muss er doch gemerkt haben. Er muss doch gemerkt haben, dass sie nicht nur ein One-Night-Stand wollte!
„und was, wenn nicht? Was wenn er für mich doch – „
„Nein…denk gar nicht erst dran! Allein der Versuch ist Verschwendung! Solche Typen leben doch nur für den Sex und nicht für die Liebe! Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht und vergiss diesen Kerl ganz schnell wieder! … hier, ich hab da was für dich!“
die weiteren zwei Stunden wurden mit mehreren Drinks, Freunden und guter Unterhaltung rum gebracht. Nach dem zweiten Drink ging es hier schon wesentlich besser, sie lachte sogar wieder. Ein wenig später hatte man schon den Eindruck, dass sie ihn wirklich vergessen hat. Was auch der Fall war: sie hatte ihn vergessen, einfach aus ihrem Kopf gelöscht – zu mindest für die nächsten paar Stunden.
Es war inzwischen elf und sie schon ein kleinwenig mehr als angeheitert. So langsam verspürte sie auch das Bedürfnis ihr Bett aufzusuchen. Ein Blick in ihr glas verriet ihr, dass es auch langsam Zeit dafür wurde.
„Noch einen?“
Sie winkte mit gespielt überfüllter und betrunkener Miene ab. „Nein, danke…ich werd mich mal auf den Heimweg machen…sonst muss mich einer Heintragen!“
Sie war nicht total betrunken, dass sie keinen Schritt mehr tun konnte, aber zu mindest angeheitert und etwas verloren in der Entscheidungskontrolle. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass es an so einem Punkt besser war die Notbremse zu ziehen, also verabschiedete sie sich von allen und stand auf. Leichtes drehen im Kopf und kurze Schwärze vor Augen waren das Resultat. Sie schwankte wieder nach vor und musste sich am Tisch abstützen.
„Soll ich dich nach Hause bringen?“
„Nein, nein, es geht schon wieder! Sollte wohl keine schnellen Bewegungen machen!“, griff sich an den Kopf und stand schon wieder aufrecht.
Noch einmal tief Luftholen und dann lenkte sie Zielgerichtet ihre Schritte zur Tür. Sie erreichte die erste, die in den Vorraum führte und öffnete diese. Ein paar Schritte weiter befand sich die Tür nach draußen, sie griff nach der Klinke, drückte sie herunter und zog die Tür nach innen auf. Wollte gerade einen Schritt zur Tür heraus treten, da stand jemand im Weg. Ein rascher Blick nach oben verriet ihr, dass ER es war.
„oh…nein…“, stöhnte sie, als sein ihr schlecht, drehte sich um und wollte eben wieder in die Gaststube zurückgehen, da griff er nach ihrem Arm und hielt sie fest. Sie ließ den Kopf hängen und ließ sich fast widerstandslos von ihm umdrehen, dass sie ihn genau ansah. Die Tür stand noch offen und er lauschte einen Moment, ob sich jemand ihnen von drinnen nähern würde.
„wir gehen besser nach draußen…“ und zog sie mit sich.
Es war ihr unbegreiflich, was er wollte, warum er jetzt wieder auftauchte, nachdem er sie heute Morgen zurückgelassen hatte. Doch in diesem Zustand konnte sie sich schwerlichst wehren. All ihre Willenskraft brachte sie auf um ihn zum stehen bleiben zu bringen.
„was willst du?“, brachte sie genervt und müde heraus.
„Ich wollte dich sehen und…mit dir reden!“
sie war verdamt müde und angetrunken, dass sie sich zusammenreißen musste ihm etwas zu erwidern.
„jetzt? Nachdem du…mich heute morgen niedergeschlagen und mich blutend…zum sterben zurückgelassen hast?!“, sie schrie nicht, sie konnte nicht. Ihre eigenen Worte erstaunten sie, aber genau DAS hatte er getan.
„Was? Ich…“
nein, er sollte nichts mehr sagen, einfach seinen Mund halten und aus ihrem Leben verschwinden – so wie er es heute morgen getan hat, so wie sie es mit ihm vor ein paar Stunden getan hatte. Was wollte dieser Typ noch von ihr? Sie schüttelte den Kopf und die Gedanken von eben ab. Was rede ich denn da? ICH wollte ihn doch selber wieder sehen….und jetzt ist er hier und ich weise ihn ab?! Was hatte Judy gesagt? Er würde mir nur noch mal das Herz brechen. Ja, vermutlich hatte sie Recht und er versucht es gerade mit einer netten liebenswürdigen Art. Nein! Vergiss es, Freundchen, nicht noch mal! Auch wenn du noch so…süß aussiehst, so verdamt gut Küssen kannst, so verdamt zärtlich warst und verdamt noch mal so verdamt gut lieben kannst…egal, wie sehr ich mich in dich verliebt habe, egal wie schön deine Nähe ist, egal wie sehr ich nach dir verlange… nichts! Hörst du NICHTS wird mich dazu bringen zu dir zurück zu kehren…
„Du solltest gehen…“, entgegnete sie mit einem Kopfschütteln und wandte sich von ihm ab zum Gehen.
„Nein, warte!“ und griff wieder nach ihrem Arm, um sie zu stoppen, „ich hab mich in dich verliebt!“
sie blieb stehen, es hatte Wirkung, doch nur so lange, bis sie sich wieder sagte, dass das nur ein weiterer Versuch war sie rum zukriegen. Sie schloss die Augen vor Schmerz und biss sich auf die Lippe. Ein lautes Dröhnen und ein Knirschen im Kopf hinderten sie daran ihn wieder von sich zu stoßen, als er sie an sich heran gezogen hatte. Gib nicht nach! – lass ihn gewähren! – nicht! – was kann schon passieren? – wehr dich! – er liebt dich, lass ihn! – ihre Gedanken überschlugen sich und sie war ihm Willenlos ausgeliefert. Sie wollte ihn, sie wollte ihn so sehr, wie noch nie jemanden, aber mit dem Wissen, dass sich der gestrige Abend nur wiederholen würde, er am nächsten Morgen wieder gehen würde, wollte sie das nicht wieder.
Er hatte sie inzwischen so weit an sich herangezogen, dass sie eng an seinem Körper stand, die Arme hatte er um ihr Hüfte und Rücken gelegt. Sie hielt weiterhin die Augen geschlossen, um ihm nicht in die seinen sehen zu müssen. Er will nicht dich! Er will nur mit dir schlafen! – lass ihn! Er liebt dich! – gib ihm nicht nach! – lass den Kuss zu! – nicht! wehr dich! – lass ihn dich lieben! – er wird dich wieder wegwerfen! – sie war nicht fähig eine Entscheidung zu treffen. Er liebte sie und doch war er gegangen. Er wollte sie und doch hatte er sie von sich gestoßen und war gegangen. Sie wollte ihn lieben und doch wollte sie ihn von sich stoßen und gehen. Sie wollte ihn nicht und blieb doch bei ihm.
Er fand keine Worte, um ihr zu sagen, dass er sie wirklich liebte und dass das heute Morgen ein Fehler war – ein wirklicher Fehler. Er wollte ihr sagen, wie sehr es ihm Leid tat, er wollte sie wieder so lieben können wie gestern, er wollte sie wieder so erleben, wie gestern. Er wollte einfach nur sie.
Plötzlich spürte sie wie seine Hände von ihrem Körper verschwanden und damit ihren Kopf festhielten und mit den Daumen zärtlich über ihre Wangen strichen. Noch mehr schloss sie jetzt die Augen, weil er ihr so furchtbar wehtat, wenn er sie so liebte. Sie konnte sich nicht mehr wehren, ihm widersetzen, ihn von sich stoßen. Ihre Hände lagen jetzt auf seinem Oberkörper entlang, sie konnte sein Herz schlagen spüren und begann bei diesem Gefühl leicht zu zittern. Unbewusst krallte sie sich immer mehr in seine Jacke, um ihn festzuhalten oder um ihrem Gefühl Ausdruck zu verleihen.
Er hatte sie.
Dann konnte sie den leichten Atem in ihrem Gesicht fühlen, dann Lippen, die sich auf ihren Mund legten und sie sanft küssten und dann spürte sie seine Zunge, die sich durch ihre Lippen hindurch zwang. Sie versuchte gar nicht zu widerstehen und erwiderte den Kuss ihn gleicher Weise.
Seine Hände verschwanden wieder von ihrem Gesicht und schlangen sich um ihren Körper, hielten sie fest an sich gedrückt. Ihre wanden sich um seinen Hals und zogen sie an ihm herauf.
Wieder war es da, sein Geruch, sein Geschmack, seine Nähe, seine Wärme, das Gefühl, das er ihr gab. Alles wollte sie vergessen, solange er sie in seinen Armen hielt.
„Was zum Teufel soll das werden?“, hörten sie beide eine Stimme hinter sich schreien – scheinbar zu ihnen beiden. Es war Judy, die mit Händen in die Hüfte gestemmten Armen vor der Tür stand und sie beide fassungslos anstarrte. Sofort ließen beide von einander ab und er löste dazu noch die Umarmung mit ihr.
Aufgebracht, wie sie war, stürmte sie auf die beiden zu und trieb sie auseinander, wobei sie sich schützend vor sie hinstellte und ihn mit einem sehr sehr bösen Blick versah.
Sie blickte von Judy zu ihm und wieder zu Judy und schien gar nicht recht zu wissen, was da gerade passiert war. Er hingegen verzog keine Miene und sah Judy ausdruckslos in die Augen, die ihn immer noch mit einem durchbohrenden Blick musterte.
„Du verdammter Mistkerl!! Ihre Angetrunkenheit auszunutzen, nur um sie wieder ins Bett zu kriegen?!“, schrie sie ihn an.
Immer noch ein wenig verwirrt sah sie ihn an, der ein Gesicht machte, als sei er schuldig und hätte es so verdient oder aber, dass er nichts zu befürchten hatte, weil er nichts unrechtes getan hatte. Wie auch immer tat Judy daraufhin, dass er keine Reaktion zeigte - nur immer noch dieses ausdruckslose Gesicht zog – einen Schritt auf ihn zu und feuerte ihm eine, dass es laut klatschte. Sie machte ein entsetztes Gesicht, doch er zeigte keine Reaktion darauf und ließ es einfach geschehen, was Judy noch mehr zur Weisglut trieb.
„Geh…geh, Liebes, ich mach das hier schon!“, sagte sie ihr über die Schulter hinweg.
„Aber ich –“
„Nichts, da…“, unterbrach Judy sie, ehe sie noch weiter widersprechen konnte. „du bist nicht gerade in der Verfassung hierfür…also ab nach Hause mit dir!“
wie konnte sie auch widersprechen? Noch einen letzten Blick warf sie ihm zu, den er auch kurz erwiderte, dann drehte sie sich von den beiden weg und ging die Straße hinunter.
Ein paar wenige Minuten waren vergangen, ehe sie aus dem Sichtfeld der beiden verschwunden war.
„Was hast du dir dabei gedacht? Gott verdamt, du weißt, genau, dass sie nie nach einem One-Night-Stand gesucht hat! Und jetzt das? Ich kann nicht verstehen, wie du – “
„Es war kein One-Night-Stand – am Anfang, ja, aber jetzt, gestern Abend…nein, ich liebe sie wirklich!“
„Ja sicher tust du das!“, entgegnete sie ihm ungläubig „und was sollte das dann heute morgen? Sie hat mir alles erzählt. Gib es zu, sie ist nicht mehr, als all die anderen, die du nur zum Spaß flach gelegt hast! Sie ist nichts weiter, als ein „Gebrauchsgegenstand“ für dich! –“
„Hey! Du bist zwar meine große Schwester, aber das geht zu weit! Woher willst du wissen, was ich wirklich fühle?“
„Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass es bis jetzt keine Frau geschafft hat, länger als ein paar Stunden in deinem so genannten Herzen zu bleiben!“
„Bis jetzt! Sie hat es geschafft!“ und deutete in die Richtung, in die sie gegangen war. „Sie hat es geschafft, warum willst du das nicht verstehen!“
„Weil ich dich kenne! Gut genug, um zu wissen, dass es heute Abend und morgen früh nicht anders gelaufen wäre! Gut genug, um zu wissen, dass du zu sehr an diesem Leben hängst, als es an Liebe zu „verschleudern“! aber eines solltest du wissen: du brichst ihr das Herz damit! Du hast es schon getan, also verschwinde endlich und lass sie dich vergessen und mach es nicht noch schlimmer, als es so schon ist! Und ich warne dich, wehe ich sehe dich noch ein Mal in ihrer Nähe!“, sie war wütend, ja sie war richtig sauer auf ihren kleinen Bruder. So viel Zeit lag nicht zwischen den beiden – ein paar Minuten, aber die reichten aus, um sie zur großen Schwester zu machen. Eigentlich kannte sie ihren Bruder und sie wusste, dass das, was sie gerade gesagt hatte, wahr war. Sie hoffte nur, dass er es auch begriff und sie in Ruhe lassen würde.
Sie war für Judy immer so etwas wie eine Schwester gewesen, vielleicht sogar eine große Schwester. Sie hatte immer Acht gegeben auf ihre „kleine Schwester“ und sie waren so lange sie sich erinnern konnte sehr gute Freunde. Darum hatte Judy sie auch von Anfang an von ihrem Bruder fern gehalten – ja sie wusste nicht einmal, dass er Judys Bruder war. Aus gutem Grund, wie sie jetzt merkte.
Wieder erwiderte er nichts und starrte nur vor sich hin. Was konnte er seiner großen Schwester schon entgegnen? Sie hatte Recht – zu mindest mit seinem bisherigen Leben, aber sie hatte Unrecht was die Sache mit ihr betraf. Er wusste, dass er sie liebte, er wusste nur nicht, wie er es ihr begreiflich machen sollte, wenn er doch mit so einer Vergangenheit jetzt vor ihr stand. Sie würde es wahrscheinlich nie verstehen oder akzeptieren, er würde es einfach tun müssen und sie würde damit zu leben haben.
Doch erstmal musste er seiner Schwester nachgeben und – zu mindest die nächsten paar Stunden – durfte ihr nicht nachlaufen oder sie in den nächsten Stunden auch nur erwähnen, er würde einfach weiterhin so sein, wie er immer war – ein Aufreißer eben.
Minuten waren vergangen, in denen sie nur gelaufen war. Sie wollte nicht nach Hause, irgendetwas hielt sie davon ab, oder sie war einfach so benommen von alle dem gerade, dass sie nichts anderes tun konnte, als einfach weiter zu laufen. Doch laufen war nicht das einzige, was sie tat: sie kämpfte nun schon eine ganze Weile mit sich nicht in Tränen zusammenzubrechen. Die letzten Minuten waren einfach zu viel Gefühlsachterbahn für sie, erst diese Depri-Stimmung, weil er am Morgen gegangen war, dann das erheiterte Gefühl von Alkohol und Gesellschaft, darauf dann das matte Gefühl von Alkohol und Müdigkeit gleich darauf das Hochgefühl, in seinen Armen zu landen und wieder von ihm geküsst zu werden und jetzt dieses seltsame Gefühl, dass sie nicht wusste, was sie fühlen sollte. Das reinste Chaos hatte sich in ihrem Kopf breit gemacht und nun versuchte sie alles zu ordnen und verlor sich selbst in diesem Chaos. Immer wieder biss sie sich auf die Lippe, um die Tränen nicht zu zulassen.
Sie passierte nacheinander, immer wieder Lichtkegel der Laterne und wieder Dunkelheit durch den Abstand zur nächsten. Es fühlte sich in ihrem Kopf an, als würde sie immer wieder einen Tag und eine Nacht durchleben und verlor jeden Sinn für das hier und jetzt. Das liegt doch nicht am Alkohol – oder nicht nur! Doch sie begann nun leicht zu wanken. Die nächste Laterne war defekt und füllte einige Meter mit Dunkelheit aus – die Nacht aus der sie nicht wieder erwachen wollte! Sie schwankte in Richtung Laternenmast, griff mit der einen Hand danach und mit der anderen griff sie sich an die Stirn, hinter der es immer lauter dröhnte und knirschte.
Sie konnte nicht mehr – sie wollte nicht mehr. Kraftlos ließ sie sich zu Boden sinken und brach in Tränen aus. Irgendwas war in ihrem Kopf geschehen, das sie nicht erklären konnte. Dieser Typ hatte sie seit gestern Abend nur benutzt, doch warum war er dann heute zurückgekommen, um mit ihr zu reden? War sie wirklich so besonders gewesen, dass er sie gleich noch mal vögeln wollte? Und was wenn es die Wahrheit war? Was, wenn er sie wirklich liebte? Und was, wenn Judy doch Recht hatte und sich solche Typen nie ändern werden? Sie wusste immer noch keine Antwort auf die Frage, keine Antwort schien richtig zu sein.
Zusammengerutscht kniete sie neben der Laterne und wollte alles aus sich heraus heulen, einfach alles in den Tränen aus ihrem Körper herausspülen. Minutenlang, ohne Unterbrechung. Bis es immer leiser wurde und sie in ihren eigenen Tränen einschlief. An die Laterne gelehnt, sie mit einem Arm umschließend, auf den kalten, harten Steinen des Gehweges.
Eine Stunde, nicht länger, hatte er noch bei Judy gesessen und sich nicht gerührt – es war ja auch keiner (besser: keine) da gewesen, nach der man sich hätte rühren können! Also schwang er sich vom Barhocker, schnappte sich seine Jacke und verließ mit einem letzten Blick auf seine Schwester – die ihm noch einen warnenden Blick hinterher warf – den Raum nach draußen.
Er hatte nichts getrunken, zu mindest nichts, das ihn hätte am Fahren hindern können. Also stieg er ins Auto und fuhr die gleiche Straße, die sie vor mehr als einer Stunde hinuntergegangen war, entlang. Was konnte er dafür, dass sein Nachhause weg fast der gleiche wie ihrer war? Das konnte ihm seine Schwester nicht anhängen!
Die Straßenbeleuchtung ließ an manchen Stellen auch zu wünschen übrig, dachte er sich, also hier lang zu laufen, allein, na ja, sie war ja kein kleines Mädchen mehr! Und seine Scheinwerfer beleuchteten genug, Straße und auch ein paar Meter Gehweg zu erhellen. Noch ein paar Laternen und die nächste würde wieder defekt sein. Aus Instinkt, Langeweile oder unbewusst sah er zu der defekten Laterne hin und entdeckte eine dunkle Gestalt, die an ihr lehnte. Er hielt an. Warum er das tat wusste er auch nicht, aber er stoppte den Wagen ein paar Meter nach der Laterne und stieg aus. Er hatte so etwas noch nie zu vor getan, es ging ihn ja im Grunde nichts an, was andere Leute um Mitternacht an Laternen trieben. Doch die Tatsache, dass sie hier langgegangen war, verleitete ihn vielleicht dazu anzuhalten.
Er ging um den Wagen herum und auf den Mast zu.
„Oh mein Gott!“, entfuhr es ihm, als er sie erkannte. Er kniete sich vor sie hin, fuhr ihr mit der Hand vorsichtig übers Gesicht und nahm ihre Hand. Ganz kalt. „Hey, was ist denn mit dir passiert?“, sagte er leise, zog seine Jacke aus und legte sie um sie.
Langsam war sie aus ihrem Schlaf erwacht, aber noch nicht recht da, wie er bemerkte. Er legte ihren rechten Arm um seinen Hals und hob sie vorsichtig hoch. Und trug sie so zu seinem Auto, öffnete mit der freien Hand die Beifahrertür und setze sie vorsichtig hinein. Langsam war sie auch wacher geworden, aber sie fühlte sich immer noch eiskalt an.
Aus verheulten, starren Augen sah sie ihn wortlos an. Er kniete sich vor sie hin, hielt immer noch kalten Hände und wollte erneut zu einer Frage ansetzen.
„Was machst DU hier?“
„ich? ich war auf dem Nach Hause Weg. Was machst DU hier? Was ist passiert?“
sie senkte den Blick und wich so seinem aus. Sie wollte es ihm nicht sagen, sie wollte ihm nicht schwach gegenüber treten, ihm zeigen, dass er ein leichtes Spiel mit ihr hatte.
Ein kühler Wind hauchte ihr Gänsehaut über den Körper und sie zog die Jacke enger um sich. Beim Bemerken, dass es seine war, ließ sie wieder los und wollte sie ausziehen.
„ich sollte besser nach Hause gehen…“ und war im Begriff aufzustehen. Er hielt sie aber zurück und setzte sie wieder ins Auto.
„Nichts da! Ich fahr dich nach Hause!“
sich in ihrer Schlaftrunkenheit nicht wehren könnend, ließ sie es zu, obwohl sie eine gewisse Angst verfolgte, was passieren könnte. Doch warum würde er sich die ganze Mühe machen, wenn er sie nur wieder flachlegen wollte? Das könnte er doch auch viel einfach haben – vor allem jetzt!
Ihr blieb nichts anderes übrig als ihr Vertrauen in ihn zu setzen und an eine „gute“ Seite in ihm zu glauben.
Ein paar wenige Minuten fuhren sie im Auto, bis sie bei ihr ankamen. Die Jacke hatte sie sich wieder enger um ihren Körper gezogen und wäre fast wieder eingenickt.
Den Wagen gestoppt, stieg er aus und wollte ihr die Tür öffnen, doch sie schlug sie vor ihm auf und stieg aus. Resigniert machte er einen Schritt zurück und sah ihr mit einem zugleich schuldig aber auch verletzten Blick nach.
An der Haustür drehte sie sich noch einmal zu ihm um „danke!“
Er erwiderte nichts und nickte nur, dann drehte er sich um, stieg wieder ins Auto und fuhr in die Dunkelheit der Nacht davon.
Sie seufzte, bei dem Gedanken, ob sie gerade wirklich das richtige getan hatte.Ihn so eiskalt abweisen? Er hatte ihr geholfen und sie…nein, es war das richtige! Davon war sie überzeugt, schloss auf und ging hinein.
Beim Ausziehen allerdings bemerkte sie, dass sie noch immer seine Jacke anhatte und ihm somit schon wieder einen Grund gegeben hatte, wieder zu ihr zu kommen.
Aber sie war einfach zu müde, um sich noch weiter über solche Dinge Gedanken zu machen und begab sich schnurstracks in ihr Bett.
Der nächste Morgen – ein schönes Gefühl nicht mehr dieses Dröhnen und Knirschen im Kopf zuhaben. Es war irgendwas mit acht Uhr, oder so, als sie aufstand und sich anzihen gegangen war. Kaum war sie aus dem Bad heraus und hatte sich die Haare gemacht, klingelte es auch schon bei ihr. Wehe wenn…
Sie ging zur Tür und öffnete sie, in der Hoffnung, das es nicht schon er war, der davor stand. Judy!
„Judy! Was machst du hier?“, fragte sie recht munter und jetzt gut gelaunt, dass er es nicht war.
„kontrollgang!“, grinste sie, worauf sie nur einen ungläubigen und unschuldigen Blick von ihr einfing. Eine einladende Geste um ihr zu zeigen, dass sie sehr wohl allein war, verschafften Judy schließlich die Zufriedenheit, die sie wollte.
„war gestern noch ’was los?“
einen kurzen Moment – nicht zu lang um keinen Verdacht zu erregen – überlegt sie, ob sie ihr davon erzählen sollte. Aber warum? Er hatte sie ja nur nach Hause gebracht und es war auch nichts passiert. „Nein, nichts…“
Judy musterte sie noch ein letztes Mal, lächelte dann und wollte wieder gehen.
„hey, war das alles? Willst du nicht noch reinkommen?“, doch sie war schon ein paar Schritte weg und rief ihr nur noch über die Schulter zu „keine Zeit mit dir zu faulenzen!“ und dann war sie auch schon verschwunden.
Es war Samstag – der Tag konnte nun kommen!
Es mussten erst weiter zwei Stunden voll Langeweile und Putzarbeit vergehen, ehe es wieder an ihrer Tür klingelte. Dies Mal war sie zu beschäftigt gewesen, um sich Gedanken zu machen, wer es denn sein konnte und öffnete die Tür einfach.
Nicht schlecht staunte, erschrak oder einfach nur überrascht, war sie, als er vor der Tür stand. So, wie er da stand, sah er richtig schüchtern und verlegen aus. Einen Moment lang musste sie auch überlegen, warum er gekommen war, aber dann fiel es ihr wieder ein:
„Meine Jacke?! Ich hab sie wohl gestern bei dir vergessen...“, sagte er mit einer ihr ungewohnt verlegenen Stimme.
„Ja...richtig...warte...“ und ging ein paar Schritte von der Tür weg und griff nach der noch am Haken hängenden Jacke. Sie hatte die Tür sperrangelweit offen gelassen und eigentlich gedacht – oder erwartet? – dass er herein kommen würde, doch er blieb draußen stehen.
„Hier! Und...noch mal danke für gestern abend!“, sagte sie jetzt auch etwas verlegen, als sie sich an Details erinnerte. Verzog für einen Moment das Gesicht, als ihr wieder die Ohrfeige in den Sinn kam, lächelte aber gleich wieder und fragte ihn, ob er nicht noch rein kommen wolle.
„Nein...ich...muss gleich weiter...“
Was? Nicht? Was ist denn mit dir los? Und machte ein verdutztes Gesicht. Das Judy vielleicht dahinter steckte, kam ihr gar nicht in den Sinn, außerdem war sie doch gerade eben erst hier gewesen! Wer weiß, ist ja möglich, dass er wirkich mal keine zeit hat.
Gerade als er sich zum gehen wandte, kam ihr eine Idee und ohne lange darüber nachzudenken sprach sie sie einfach aus:
„Hättest du Lust heut abend mit mir Essen zu gehen?“. sie wollte es wissen, sie wollte wissen, ob er sie wirklich liebte.
Er drehte sich ruckartig zu ihr um und hätte am liebsten mit einem breiten Lächeln zugestimmt, doch...
„Du hast Judy gehört...wir...ich soll dich nicht mehr sehn!“, es war ihr egal, sie wollte ihn sehn, sie wollte bei ihm sein, zu mindest bis sich das Gegenteil herausstellen würde – dass er sie nicht liebte. Er würde ihr damit das Herz brechen, das würde er hoffentlich wissen. Aber das resultat, wenn er sie wirkich liebte, war mehr als nur ein Ziel, dass sich lohnte zu erreichen.
„Es ist mir egal! Ich...ich würde dich wirklich gern...etwas besser kennen lernen...“, womit sie nicht nur die Informationsmenge und –qualität meinte, sondern vor allem eine „bessere“ Seite an ihm. „Sie muss es nicht wissen...“
„Sie wird es wissen!“
„Willst du nun oder nicht?!“
„Ich will...“
„Gut, dann heute gegen halb acht bei mir!“, er erwiderte nichts, nickte nur kaum merklich und verschwand dann wieder.
Sie hatte verdammt gute Laune heut morgen und verderben lassen wollte sie sich die von keinem!
Für den Rest des Tages hatte sie sich dem Putzen sämtlicher Räume gewidmet und machte sich am Abend gegen sieben Uhr fertig. Und was anziehen? Sie stand vor dem spiegel, in der einen Hand schwarzes, bis zu den Schultern ausestelltes Top und in der anderen ein langärmliges, schwarzes Top. Und was passt jetzt am besten zu der Jeans? Im Wechsel zwischen den beiden, entschied sie sich schließlich für das weitausgestellte Top. Ja, das sieht gut aus! Stellte sie zu Frieden fest und hängte das andere wieder in den Schrank und konnte von nun an nur noch warten.
Die ellbogen auf die Knie gestützt und das Kinn auf die Hände, saß sie auf einem Stuhl und wartete, wartete, dass er kommen würde. Ein Blick auf die uhr an der Wand verriet ihr, dass es jetzt fünf vor Halb war.
Bitte komm! Versetz mich nicht, wenn du mich liebst! Bitte tu’s nicht!
Aber noch war ja Zeit. Zu mindest war es das die letzten 8 Minuten lang, doch endlich klingelte es und sie stürmte auf und rannte zur Tür. Mit einem breiten Lächeln riss sie die Tür auf und hätte fast einen Herzstillstand erlitten: Judy!!
„w-was machst du denn hier?“
„Ich dachte, ich schau noch mal bei dir vorbei, bevor ich mich an die arbeit mache! Außerdem war ich heut morgen so schnell wieder weg...“
„...ja...w-...das ist gerade ein ganz schlechter zeitpunkt!“
bevor sie ihr etwas erwiderte, musterte Judy einen Augenblick lang skeptisch. „was hast du denn vor? ..warum ein schlechter Zeitpunkt?“
verlegen blickte sie zu Boden, sie wollte – nein, sie durfte es ihr nicht sagen, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie es doch tun sollte.
„Ich hab heut noch was vor...“, es klang mehr wie eine Entschuldigung. Wieder musterte sie Judy eingehend und ahnte schon das „Übel“.
„Sag mir nicht das du-„
„DOCH! Gottverdamt, ja! Ich hab ein Date mit ihm! Es war meine Entscheidung und ich will es so...lass mir-„
„WAS? Hast du mir gestern nicht zugehört? Dieser Typ-„
„-ist genau der nachdem ich gesucht hab!“
„Du willst SO EINEN?! Ein Typ, der dir nie treu sein wird, einer, der immer anderen Frauen hinerher kucken wird und dich für eine von denen links liegen lassen wird! Nimm verdammt nochmal deine Rosa-Brille ab! Ein bisschen Flattergefüle im Bauch sind ja OK, aber man sollte doch erkennen, wann es sich lohnt und wann nicht!“, sie wollte ihr doch nur helfen, sie wollte das sie versteht, dass ihr Bruder sie nie glücklich machen könnte – und wenn dann nur für eine sehr, sehr kurze Zeit.
„Judy, ich weiß, du meinst es gut mit mir, aber lass mich meine eigenen Erfahrungen machen! Lass mich selbst herausfinden, was wahr und nicht wahr ist! Lass mich selsbt auf die Nase fallen.
Ich weiß, du bist dagegen, aber bitte lass mir mein Leben!“
„wenn ich nicht selbst wüsste, wie schmerzhaft es sein kann, dann würde ich dich nicht davor bewahren wollen, glaub mir! Ich lasse dich gern auf deine Nase fallen, aber nicht mit ihm!“.
gib doch nach, gib einfach nach, ich bitte dich!
„Judy, nein, bitte...es ist mir egal, ich will es wissen! Lass mich wenigstens herausfinden, was er wirkcih für mich empfindet!“
„Nichts! Oder glaubst du, dass er sein bisher doch so aufregendes leben einfach wegwerfen würde – für DICH...“
sie machte ein entgeistertes Gesicht und ihr gingen allmählich die Argumente und die Zeit aus. Er würde sich bald hier sein und wenn dann Judy noch hier ist...
„Judy, du bist meine beste Freundin und ich will dich nicht durch das heir verlieren, aber bitte..geh...“, sie wollte es nicht, sie wollte wirklich nicht ihre Freundin verlieren, aber dafür ihn aufgeben? Nein, so weit war es noch nicht, noch wusste si nicht bescheid, noch musste der Augenblick der Wahrehit erst kommen.
Sie gab auf, schließlich gab Judy diesen kampf auf. Es war nicht, dass sie ihr egal war – auf keinen Fall – aber wenn sie unbedingt diese erfahrun, diese schmerzliche Erfahrung machen wollte, dann wollte sie sie nicht weiter daran hindern. Wobei sie die Sturheit der ihrgegebüber gut kannte und wenn sie sich erst etwas in den Kopf gesetzt hatte, hielt nicht mehr viel davon ab.
„Also schön...mach deine erfahrung! Ich habe dich nur gewarnt, aber sicher wirst du wieder Recht haben und man muss wirklich auf seine eigene Nase fallen, um zu wissen, dass es weh tut!“ und verpasste ihr damit ein wenig Schuldgefühle, die sie noch nicht so leicht wieder los wurde. Dann mahm Judy sie noch ein letztes Mal bei den Schultern und meinte „aber hey unsere Freundschaft erleidet doch dadurch keinen Schaden...ich bin immer für dich da gewesen und werde es auch immer sein. Du bist meine kleine Schwester, was könnte ich anderes tun, als die helfen?!“ und lächelte sie wieder freundlich an. Es half, aber nur ein bisschen ihre Schuldgefühle lso zu werden.
Schließlich waren fast 10 Minuten vergangen, als Judy wieder gegangen war.
So und nun? War er noch nicht gekommen, weil er Judy gesehn hatte oder weil er...nein, es klingelt wieder – 43 nach halb.
Er war es. Endlich!
„Tut mir leid, ich...ich hab Judy bei dir stehen sehen und bin dann erstmal weiter gefahren. Ich wusste nicht recht, ob ich...“
„Nein, alles in Ordnung!“ und strahlte bis über beide Ohren.
„Du siehst toll aus!“
„danke“
einen kurzen Augenblick sah er sie fragend an und sprach sie dann schließlich aus: „wo...solls denn überhaupt hingehn?“
„keine Ahnung, ich hab ja dich gefragt!“, worauf er wissend grinste.
„ich hab da so einen idee!“
...
der Abedn war verdamt lang geworden, Stunden lang hatten sie in dem Restaurant gesessen und geredet, über alles mögliche. Sie lernte ihn dabei wirkich besser kennen und er sie wahrsheinlich auch. Beide ussten nun viel mehr von einander, als sie es an ihrem ersten Abend taten. Dieses Mal war kein einziges Tröpfchen alkohol im Spiel, keiner von ihnen hatte etwas derartiges getrunken – sie wollte die natürliche Seite an ihm kenen lernen und er wollte sie niht wieder verlieren, in dem er im Rausch etwas total bescheuertes anstellte. Alkohol, ohja, Alkohol, erinnerten sie an den gestrigen Abend und den davor. Es kam ihr schon so lange her und weitweg vor, dass sie nicht glauben konnte, was er an dem morgen danach getan hatte. Sicher hatte sie es verletzt, aber jetzt schien die welt wieder eins zu sein mit ihr und nichts schien flsch zu sein. Er hatte sich ihr von einer neuen Seite gezeigt, nicht nur heute, auch gestern abend. Es war einen andere Seite, als er ihr beim ersten Mal gezeigt hatte, naja, da wollte er ja auch etwas (völlig?) anderes von ihr. Jetzt, so glaubte sie, würde er das wollten, was er sein bisheriges Leben lang nie wirkich getan hatte – er wollte Liebe! Nicht den mehr praktischen Sachverhalt, sondern das wirklich Gefühl, nicht nur die Oberfläche, die er immer so leicht erworben hatte, nicht den einfachen Weg.
Er brachte sie schließlich wieder nach hause. Wieder. Bis vorhin glaubte sie es nur, sie hoffte und vertraute ihm, aber jetzt würde er ihr hoffentlich die Wahrheit sagen. Aber ihr kam ein anderer Gedanke quer und sie wollte es doch nicht gleich wissen, wie einfach wäre es denn jetzt ein „ich liebe dich“ zuerhaschen?! Nein, sie und vor allem er sollten warten müssen.
„jetzt frag ich dich zum zweiten Mal...“
„eigentlich zum dritten Mal...“ und grinste breit.
„ja, eigentlich zum dritten Mal, aber zum zweien Mal, dass du hoffentlich ‚ja‘ sagst!“ und lächelte ihn herausfordernd an.
„wie könnte ich?! ... gern, aber wir sollten –„
„ja, werden wir auch!“
„Dann bist du dir-„
„ja, bin ich und jetzt komm endlich rein!“ ...
wieder wachte sie als erste auf, blieb wieder regungslos. Sie spürte seine Nähe, immer noch. Noch war er da.
Sie lagen beide wieder in der gleiche Position: beide auf der linken Seite liegend – sie vorn, er hinten, hatte beide Arme um sich geschlossen und hielt sie so fest. Wieder konnte sie den leichten Atem spüren, der bei jedem Ausatmen über ihren Nacken streifte. wieder spürte sie, wie er langsam wach wurde, sich rührte und dann langsam beide Arme von ihr zurück zu ziehen. Wird er wieder gehen? Mich hier wieder zurücklassen? Dieses Mal kämpfte sie mit sich, nicht aufzustehen und ihn daran zu hindern. Warum hatte sie es nicht beim ersten Mal getan?
Nur wenige Minuten, sie kamen ihr so ewig lang vor, kam er wieder. Sie rührte sich nicht, wollte nicht zeigen, dass sie wach war. Doch innerlich bestand weiter der Kampf mit ihrer selbst. Sie hhielt für einen kurzen Moment der Stille den Atem an…bis sie das leise rascheln der Bettdecke wieder hörte und spüren konnte, wie er sich wieder vorsichtig neben sie legte.
Legte jetzt aber nur noch den linken Arm um ihren Körper. Er wollte sie nicht wecken.
Als sie wieder seine Nähe spürte, seine Wärme und seinen Körper, da war sie sich sicher. Mit einem leisen Stöhnen und der Bewegung ihrer Hand zu seiner zeigte sie ihm, ich bin wach!
„hab ich dich geweckt?“, fragte er leise hinter ihr und küsste ihr in den Nacken.
„Nein…war schon wach…“ und drehte sich in seinem Arm zu ihm um. Er lächelte ihr entgegen und sie erwiderte. Ja, jetzt war sie sich wirklich sicher!
[Ende?]
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