Eine Kurzgeschichte von Musashi
Aliens vs. Samurai
Die Schutzräume Tenkagis waren nicht sehr geräumig, dennoch boten sie den meisten Menschen Schutz. Dicht an dicht drängte sich alt und jung. Kinder suchten ängstlich Schutz bei Ihren Eltern, ein Kleinkind schrie erbärmlich.
Seit der Meldung des Kontakts hatte sich Tohoku in ein sehr geschäftiges System verwandelt. Im krassen Gegensatz dazu, war der riesige militärische Außenposten, normalerweise mit Leben tausender Menschen gefüllt, verwaist, wie eine Geisterstadt. Die Gänge waren leer und verlassen, geradezu gespenstisch wirkten sie im Wiederschein der rot pulsierenden Alarmleuchten, die sich an der Decke den Gang entlang wanden und in jedem Raum der Basis wiederzufinden waren.
Die meisten zivilen Besatzungsmitglieder hatten bereits die Schutzräume aufgesucht, die tief im Kern des Asteoriden Tenkagi lagen. Hier waren die Menschen im Falle eines Angriffs am sichersten. Ab und an tauchte ein Krieger auf, um dann schnell den Gang entlang zu eilen. Seitdem die Deep-Space Sensoren der Fightzone, den Kontakt gemeldet hatten, waren bereits 2 Stunden vergangen.
Die Sensoren waren noch ein Relikt aus dem großen Krieg der CHSP gegen Lansdale. Lange hatte die damalige Belagerung durch die Lansdale gedauert, um so tiefer waren die Wunden aus diesem Krieg. Die Sensoren waren mit Langzeit-Reaktoren ausgestattet, so dass Sie wartungsfrei über Jahrzehnte hinweg funktionieren konnten. Sie erfassten einen schmalen Korridor des Hyperraums, den ein Schiff unweigerlich durchkreuzen musste, wenn es nach Tohoku wollte.
Inmitten der Operationszentrale stand Admiral Haraki, genüßlich eine Zigarre rauchend und betrachtete das taktische Display. Die Darstellung zeigte das System Fightzone. Auf eine Berührung des Displays erschien die Darstellung Tohokus. Großen Bällen gleich markierten zwei große grüne Kreise die Positionen der beiden Außenposten der Samurai. Hara überdachte die taktische Lage. Bis jetzt konnte noch niemand sagen, wer oder was sich da im Hyperraum, mit Kurs auf Tohoku befand.
„Lansdale?“ hörte er eine Stimme hinter sich.
Haraki drehte sich um. Die Stimme gehörte seinem neuen Stellvertreter, Konteradmiral Danlo. Freundlich lächelte dieser ihn an. Seit dem damaligen Krieg gab es Umstrukturierungen, die auch die Personal-Sturktur seines Stabes verändert hatten. Konteradmiral Rohin war nach dem letzten Krieg zum Admiral der Home-Fleet befördert worden und befand sich in dieser Funktion zuhause auf Tenshukagu. Ein lächeln huschte Hara übers Gesicht, als er die erwartungsvolle Mine seines neuen Stellvertreters betrachtete. Mit einem Seufzer riss er sich aus den Gedanken.
„Hmm, kann man noch nicht sagen. Aber halte ich eher für unwahrscheinlich.“ Haraki hielt kurz inne betrachtete kurz die taktische Darstellung, ehe er fortfuhr:
„Der Tonnage nach kommt da eine große Flotte auf uns zu – Lansdale hat keine so große Flotte mehr, das hätten wir über den Geheimdienst erfahren. Leider sind sie nicht nahe genug an unseren Sensoren vorbeigeflogen, so haben wir keine genauen Ortungsdaten.“
„Wie schauts aus?“, fuhr Hara fort, „ist alles vorbereitet?“
Konteradmiral Danlo trat einen Schritt vor, berührte das taktische Display und die Darstellung Tohokus verschwand. Rot und gefährlich blinkend zeigte sich der rote Kreis des Kontaktes. Nach der letzten Übertragung der Deep-Space-Sensoren durchquerte er die Fightzone und hatte bereits die Sprungzone nach Tohoku erreicht. Der Kontakt pulsierte in der roten Farbe des Feind/unidentifizierten Kontaktes. Telemetriedaten liefen auf dem taktischen Display ab, wurden minütlich aktualisiert und zauberten ein Wirrwar von Zahlenkolonnen auf den Bildschirm.
Danlo gab kurz Befehle in die Konsole ein und auf der Darstellung erschien wieder Tohoku, diesmal leuchteten neben den beiden großen Bällen, noch viele kleine grüne Dreiecke. Eine geradezu große Ansammlung dieser Dreiecke befand sich in der Sprungzone nach Fightzone. Wollte ein Schiff oder eine Flotte Tohoku angreifen, mussten sie hier in den Normalraum transferieren.
„Wer ist der Kommandant?“ wollte Hara wissen.
„Sir, Commodore Tanaka ist der Geschwaderkommandant“ Hara nickte nachdenklich, auf die Antwort des Konteradmirals hin. Tanaka gehörte zu den besten strategischen Offizieren, die das Reich der Samurai hervorgebracht hatte. Bereits auf der Akademie schlug er mit unverschämter Leichtigkeit die gegnerischen Teams. Der Plan, der zur Verteidigung Tohokus gehörte war recht einfach gestrickt. Die Flotte Tanakas lag in der Sprungzone Tohokus, und wartete auf die Ankunft des Gegners. Tanaka sollte sie dann nach dem Übergang in den Normalraum angreifen und je nach Situation eine Flucht vortäuschen um den Gegner in die Nähe der 2. Flotte zu bringen. Diese sollte dann im allerletzten Moment ihre Systeme hochfahren. Wichtig bei dem Plan war das Timing: Sollte die 2. Flotte ihre Antriebe zu früh aktivieren, würden sie entdeckt und der Feind hatte genug Zeit zum abdrehn.
Die zweite Flotte, weit kleiner als die erste, lag direkt bei Tenkagi. Zwar war sie bei weitem nicht so schlagkräftig, wie die Haupt-Flotte am „Gate“, wie auch die Sprungzone liebevoll genannt wurde, jedoch befand sich das Flaggschiff unter den Einheiten und stellte somit das Kommando-Schiff.
„Sir, Ihre Pinasse ist bereit !“ meldete ein junger Offizier. Samurai Hokushin schwitzte leicht, man konnte ihm seine Nervosität anmerken, wiewohl er noch jung war, galt er doch als zuverlässiger Offizier der Flotte. An seiner Haltung gab es keinen Makel, in Hab Acht wartete der Fähnrich geduldig, bis der Admiral mit einem Kopfnicken die Meldung bestätigte.
„Danke, Fähnrich.“
„Geben Sie Meldung ans Schiff, der Kapitän soll die Mannschaft in Bereitschaft setzen, ich komme an Bord.“
„Aye, Sir !“ beeilte sich der Fähnrich zu sagen, bevor er mit einer tiefen Verbeugung mehrere Schritte rückwärts ging, um sich dann umzudrehn und schnell die Operationszentrale zu durchqueren.
„Viel Glück!“ sprach Danlo. Er hatte es so leise gesagt, dass es nur sein Vorgesetzter hören konnte.
„Keine Sorge“ erwiderte der Admiral, „Unkraut vergeht nicht“. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte er sich um und durchschritt gemessenen Schrittes die Zentrale. Als er sich dem Ausgang der Operationszentrale näherte, lösten sich mehrere schwer bewaffnete Samurai aus Ihrer Hab Acht und schlossen sich dem Admiral wortlos an, bis die Eskorte auf 50 Mann angestiegen war. Dieses Gefolge war keine Seltenheit oder Besonderheit, seitdem Haraki zum obersten militärischen Befehlshaber der Samurai ernannt worden war, hatte er schnell gelernt, mit diesen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu leben. Er betrachtete es mit Humor, fand es allerdings übertrieben, dass die für seine Sicherheit zuständigen Samurai, ihm nicht mal Nachts den Luxus einer Privatsphäre gönnten.
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Der Transfer war gewaltig. Die Hyperraumstörungen, die der Übertritt der Feind-Flotte innerhalb Tohokus verursachten, waren bis nach Tenkagi messbar. Tanaka saß in seinem Kommando-Sessel und betrachtete sein Display vor sich. Gleich nach dem Transfer, war der Kampfverband auf Befehl Harakis auf Alarmbereitschaft gegangen.
"Alle Mann auf Gefechtsstation ! Alle Mann auf Gefechtsstation ! Dies ist keine Übung ! Wiederhole, dies ist keine Übung!", hallte die Computerstimme durch die Decks Seiner Majestät Sternenschiff (SMS) KATANA.
"Kontakt !!" meldete der taktische Offizier, Samurai Takamoto.
"Gut," gab Kommandant Commodore Tanaka steif zurück. Sein Blick hing weiterhin auf dem taktischen Display. Ein rotes Icon glühte auf dem Bildschirm auf, das die ungefähre Posititon des Kontaktes anzeigte. Man konnte die Anspannung auf dem Kommandodeck spüren.
"Wieviele sind es? Taktik?" fragte er in Richtung Takamotos. Der
taktitsche Offizier wandte seinen Blick vom Display nicht ab, als er
antwortete: "Noch keine genauere Erfassung auf diese Entfernung möglich, Sir,
jedoch den Energiesignaturen nach ist das nicht Lansdale ! Die
Ortungsdaten fluktuieren noch. Der Masse Auswertung zufolge, haben wir es mit mindestens einem Flaggschiff und 3 Schlachtgeschwadern zu tun !!"
"Wann werden Sie genaueres wissen?", der Commodore legte betonte Ruhe
in seine Stimme, um nicht aufgeregt zu wirken.
"Genauere Ortungsdaten in 20 Minuten, dann sind sie im Bereich der
Nahbereichsscanner, dann hilft ihnen auch die beste Eloka nichts mehr !!"
Takamoto grinste. Zuversicht strahlte aus seinem Gesicht, hatte er doch schon viele Kampfeinsätze mitgemacht.
"Geben Sie Meldung an die Basis" befahl Tanaka, "sobald wir den
Kontakt als feindlich bestätigt haben. Signalstation einen sicheren Kanal zur Basis, stellen Sie mich direkt mit Sir Danlo durch!"
"Aye Sir", der Signaloffizier bestätigte den Befehl und machte sich daran
die Parameter fur die Subraumubertragung zu programmieren.
"Abfangkurs berechnen, Antrieb hochfahren, Maschinenraum bereitmachen für
Alarmstart" bellte der 1. Offizier der SMS KATANA ins Interkom. Das Kriegsschiff erwachte zum Leben. Überall brach rege Betriebsamkeit aus, die Crew machte das Kriegsschiff klar zum Gefecht.
Auf dem Kommandodeck stieg die Spannung.
"Kontakt bestätigt !!Operationszentrale hat den Kontakt bestätigt !!"
"Meldung!" stiess der taktische Offizier Takamoto mit einem scharfen einziehen der Luft hervor, "Multible Signaturen, wir erkennen mindestens drei Schlacht-Geschwader, den Signaturen nach kommen da ALIENS auf uns zu!!" Die Meldung des taktischen Offiziers klang besorgt. "Positive Identifizierung der Main-Fleet der Aliens !!!"
"Verdammt", knurrte Tanaka "Feindlicher Vektor?" Er hob den Kopf um Takamoto besser sehen zu können.
"Sie sind ebenfalls auf Abfangkurs gegangen".
Nun gibt es kein zurück, dachte Tanaka. "Ruder, rollen Sie das Schif und bringen Sie uns auf Kurs null neun null zu null neun null auf Maximalbeschleunigung!!"
"Aye, aye, Sir. Rollen herum, kommen auf Null Neun Null zu Null Neun Null, Maximalbeschleunigung liegt an !"
Seine Majestät Sternenschiff SMS KATANA legte sich auf die Seite, als die Triebwerke das Schiff aus der Trägheitsposition auf Maximalbeschleunigung katapultierten. Riesige Trägheitsdämpfer kämpften gegen Trägheit und Masse.
Tanaka tauschte kurz einen Blick mit dem taktischen Offizier, schweigend nickten sie sich gegenseitig zu. Lange flogen sie schon zusammen. Viele Schlachten hatte sie schon zusammen gefochten.
"Sir, ich habe die Operationszentrale", eine junge Signaloffizieren, Samurai Mira wartete höflich ab, bis der Commodore ihre Meldung mit einem knappen Kopfnicken bestätigte. Mit einem Schalter legte er die Taktischen Wiederholungsdisplays auf ein anderes Display und auf dem vor ihm verschwand die taktische Darstellung und stattdesssen erschien das Bild Konteradmiral Danlos auf dem Schirm.
"Sir, wir werden angegriffen. Voraussichtliches Ziel der Feinde: Tenkagi. Wir befinden uns auf Abfangkurs und haben in 15 Minuten das Rendevou."
"Gut so. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Commodore. Ich habe sämtliche Einheiten des Sektors in Alarmbereitschaft versetzen lassen. Halten Sie sich an den Plan und dann wird’s schon schief gehen.“
"Aye, Sir, viel Glück!", mit einer weiteren Berührung der Kontrolltaste verschwand die Darstellung des 2. Kommandierenden System-Offizers und stattdessen erschien wieder die taktische Anzeige. Diesmal waren die roten Kreise zu Dreiecke geworden, rote Dreiecke. Das bedeutete, dass die Ortung bereits viel genauere Feinddaten hatte und nun wusste, mit wem sie es zu tun bekamen.
Alle warteten gespannt, bis die Minuten vergingen. Beide Flotten näherten sich mit rascher Geschwindigkeit an.
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"Taktik – was empfehlen Sie?“ Tanakas Frage war kein Anzeichen von Unentschlossenheit oder Panik, sondern er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, die Meinung seiner Offiziere in seine Entscheidungsfindung mit einzu beziehen. Ihre Aufgabe war nicht einfach. Zunächst musste der Feind aus der Sprungzone raus, damit er nicht sein Heil in der Flucht in den Hyperraum suchen konnte. Auf der anderen Seite bestand Tanakas Kampfeinheit nur aus einem Schlachtgeschwader und er wusste sehr wohl, was ein offener Kampf mit dem Feind bedeutete.
Takamoto versteifte sich sichtlich. Wiewohl er ein Schlacht und Kampferfahrer Offizier war, wusste auch er, dass ein direkter Kampf mit dem Feind nur unter schweren Verlusten zu bewerkstelligen war. Dennoch war er SAMURAI. Und auch bei feindlicher zahlenmäßiger Überlegenheit kannte ein SAMURAI nur die Ehre, die er auf dem Schlachtfeld erlangen konnte.
Pragmatisch, nicht ohne einem schmunzeln auf den Lippen antwortete Takamoto seinem Befehlshabenden Offizier: „Sir, heute ist ein Tag der Ehre. Wir werden Ihnen den Kampf Ihres Lebens bieten.“
„Also gut – dann geben Sie Beschießungsplan Alpha an die Gefechtsstationen weiter.
„Aye, Sir ! Beschiessungsplan Alpha ist aktiviert und an die Gefechtsmannschaften weitergegeben.“ Takamoto schluckte. „Beschiessungsplan Alpha“ war nur einsetzbar, wenn der Gegner bereits in Reichweite der Energie-Waffen war. Dazu mussten Sie allerdings durch den Fern-Waffenbeschuss des Feindes durchbrechen. Falls Sie der Feind vorher nicht in Stücke schoss, hatten Sie auf diese Distanz auch keine Chance mehr auf eine erflolgreiche Flucht. Die Gefechtsmannschaften kontrollierten in letzen Durchgängen die Einsatzbereitschaft der Raketen und Torpedowerfer. Panzerungsplatten, die normalerweise die Geschütze abdeckten wurden von riesigen Motoren in Verankerungen geschoben und gaben die mächtigen Nomadengeschütze frei. Die Anspannung stieg.
Tanaka setzte sich. Er wusste genau, dass er nun gegen die Befehle verstiess, dennoch war er SAMURAI und damit seinem Volk verpflichtet. Er wusste auch, dass er den Feind nicht angreifen durfte. Er sollte den Feind nur weglocken in die Nähe der 2. Flotte. Dennoch war der Gedanke der Überlegenheit des Feindes nicht sehr beunruhigend, bedeutete es höchstens einen ehrenvollen Tod zu sterben, das Ziel eines jeden Kriegers. Er wusste aber auch, dass wenn er den Feind nicht angreifen würde, er die Möglichkeit hatte auf verschiedene Angriffs-Vektoren zu Tenkagi zu gehen, und im schlechtesten Fall der Plan des Admirals zu durchkreuzen. In diesem Falle würde der Feind sich nicht auf einen Kampf mit der Flotte einlassen, sondern sofort auf Kurs Tenkagi gehen, zuerst den Aussenposten angreifen und danach die Flotte der SAMURAI selektieren. Das durfte auf keinen Fall geschehen, Tenkagi durfte auf keinen Fall angegriffen werden.
„Sir!“, die Stimme des taktischen Offiziers klang angespannt. „Sir, wir kommen in 2 Minuten auf Fernwaffen-Reichweite.“
„Bereithalten!“ befahl Tanaka. „Taktik, bereiten Sie eine Salve Raketen und Torpedos vor, alles was wir haben !“
„Signalstation !“
„Aye, Sir!“, die Stimme des Soprans klang kühl und gefasst. Trotz ihres jungen Alters hatte die Signal-Offizierin Mira bereits in einigen Schlachten gedient. Sie saß kerzengerade an Ihrer Station und erwartete die Befehle des Kommandanten.
„Geben Sie Befehl an die Flotte: Formation beibehalten, in einer Minute sollen die Kommandanten die Formation auflösen und angreifen. Teilen Sie den Schiffskommandanten meine besten Glückwünsche mit. Sagen Sie Ihnen, es war mir eine Ehre mit Ihnen zu dienen !“
„Aye, Sir, Übertragung läuft.“
„Taktik“ raunte Tanaka, „Ausführen !“
Ein Ruck ging durch das Schiff, als die Torpedo-Werfer und Raketen-Launcher die gewaltige Salve abschossen. Der Computer hatte bei dem erreichen der äussersten Waffenreichweite den Feuer-Befehl erteilt. Kleinen Nadeln gleich, entfernten sich die Symbole auf dem taktischen Display und nahmen Geschwindigkeit auf. Einer Farbexplosion gleich, kam die Antwort des Gegners.
Als ob das taktische Display nicht wusste welche Farbe denn nun Gültigkeit hätte, verwandelte sich das Bild in ein Farbspiel der roten und grünen Symbole, ein jedes mit einer Zerstörungskraft, die der einer kleinen Sonne entsprach.
„Meldung !“ stiess die Signal-Offizierin Mira hervor, „Die Flotte meldet Abschuss der ersten Salve, die Kommandanten melden Bereitschaft für Beschiessungsplan Alpha“
„Danke, Mira“. Fest umschloss Tanaka den Griff seines Schwertes. Wie alle SAMURAI trug er die 2 Schwerter, ein Relikt aus der Zeit von Alt-Erde. Während er das taktische Display betrachtete dachte er nach, über Ruhm, Ehre und den Weg des Kriegers.
*****
Seit der Kampf-Verband im System Tohoku aufgetaucht war, herrschte auf der Brücke des Flaggschiffs SMS Shogun eine fast tödliche Stille. Aber das war Admiral Haraki nur recht. Er genoss die Stille und starrte auf sein Taktik-Display, der überbesprenkelt mit Alien-Signaturen eine fast anmutig schöne Farbenpracht ausstrahlte. Hara konzentrierte sich. Was macht Tanaka da? Fuhr es Haraki durch den Kopf.
Er hatte zwar noch Zeit zum abdrehen, dennoch war er bereits auf Waffen-Distanz zum Feind gekommen und musste bereits mit Verlusten rechnen. Haraki fragte sich, wer wohl der gegnerische Kommandant war, löste sich allerdings von diesen Gedanken. Es war auch egal, denn hier kämpfte nicht ein Admiral gegen einen Admiral, sondern ein ganzes Volk, gegen einen gestärkten und längst nicht zu überschätzenden Feind - die Navy der Alien.
Und unsere Freunde - die zusammengeschlossene Allianz war weit weg und ein Hilferuf hätte nicht viel gebracht. Haraki nahm die Herausforderung nur zu gern an, die erste zu sein, der den Aliens in den Arsch trat. Auch wenn es einen hohen Preis kosten würde. Aber immerhin ging es hier ja um Strategie und Taktik. Tohoku war für die Aliens nur ein Vorposten auf den Weg der Eroberung. Was allerdings für Haraki keine Rolle spielte. Er wollte hier auf eigenem Boden die Aliens Haus hoch schlagen. Ob das Möglich war? Er wusste es nicht, aber er wäre ein schlechter SAMURAI, wenn er es nicht versucht hätte. Er wüde jedes Schiff einzeln auseinander nehmen, oder hier sterben.
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"Feuer frei für alle Schiffe," brüllte Tanaka und der Schlachtkreuzer feuerte mitsamt der restlichen Flotte des Kampfverbandes, insgesamt 240 Raketen und Torpedos mit scharfen Gefechtsköpfen auf die Alien-Schiffe.
Lautlos glitten sie durchs All, unaufhörlich getrieben, mit dem einzigen Ziel, ihre tödliche Fracht abzuliefern.
Fur einen Moment kehrte völlige Stille ein auf dem Kommandodeck der SMS KATANA, dann wurde es lauter. Schadenssirenen tönten auf, als die gegnerische Antwort-Salve das Schild traf. Die Schildgeneratoren mühten sich ab, den Ansturm der Torpedos und der detonierenden Raketen abzulenken.
"Schildgenerator 1 und 4 zusammengebrochen, Notgeneratoren nicht angesprungen" verzweifelt klang die Stimme des Offiziers für die Schadenskontrolle. "Schadenskontrollteams nach Deck 8!!" befohl er ins Interkom.
"Ruder, rollen Sie das Schiff auf die Seite", Commodore Tanakas Stimme klang eisig kühl. Sein Verstand arbeitete mit der Geschwindigkeit eines Hochleistungscomputers. "Neuer Kurs drei null zwei auf drei null zwei - Beschleunigen!!"
"Aye Sir" bellte der Rudergänger „Kurs gesetzt“ und noch eher er es ausgeprochen hatte, reagierten bereits die riesigen Trägheitsdämpfer und das Schiff riss herum, die beschädigte Schiffseite vom Gegner wegdrehend, um die intakte Seite dem Gegner zu präsentieren. Die KATANA legte sich auf die Seite um dann mit einem gewaltigen Satz auf den Gegner zu zukommen.
"Gefechtsstationen melden Bereitschaft!!" Takamotos stimme überschlug sich.
"Feuer" stiess Tanaka hervor, während er sich von seinem Kommandoplatz erhob.
Gebündelte hochernergetische Nomadenlaser bündelten ihre Energie zu einem tödlichen "Schwert". Der Ansturm der Energiesalve überlastete den feindlichen Schild und liesen ihn zusammenbrechen.
"Torpedo, Feuer"
Der gegenerische Kommandant versuchte sein Schiff ebenso herum zureissen, jedoch war die Distanz zwischen beiden schon zu sehr zusammengeschrumpft, so dass er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Der Torpedo traf die ungeschützte Seite, wo das Schild des Feindes nicht mehr existierte. Kurz nach dem Einschlag war Stille. Ein Blindgänger? Dann erschütterte die Druckwelle der Explosion das Schiff und ein Jubelschrei ging durch die Decks. Der erste Feind war erledigt.
"Ruder neuer Kurs" befahl der Commodore, „zwei, vier null zu eins acht null – Beschleunigen !
Signalstation, melden sie dem Flaggschiff: Wir haben den Feind angegriffen !“
"Kurs gesetzt Sir," meldete der Rudergänger der SMS KATANA.
"Gut," gab Tanaka steif zurück, während sich in seinem Kopf bereits die Gedanken überschlugen. Doch der neue Kurs kam bereits zu spät.
Die SMS KATANA wurde regelrecht aufgeschlitzt und mit nur zwei Raketentreffern starben zugleich zweihundert Männer und Frauen. Und das nicht mal in einer Sekunde. Die Raketenwerfer waren so gut wie unbeschadet, aber die Nahbereichsabwehr hatte einiges abbekommen. Und dass hieß nur noch mehr Treffer für das Schiff.
Die SMS KATANA feuerte unbeirrt weiter auf die Alien. Tanaka stemmte sich mühselig auf und versuchte sich auf seinem Sessel abzustützen, während er auf wankenden Beinen aufzustehen versuchte, aber der nächste Treffer riss ihn erneut zu Boden. Es war nun schon der dritte. Schliesslich schaffte er es sich auf seinen Platz zu ziehen und auf sein taktisches Display zu schaun. Gut sah es nicht aus, aber noch ein Weilchen mussten sie durchhalten, dann würde die Falle zuschlagen. Nur noch ein Weilchen.
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Admiral Haraki und seine Brückencrew starrten teilweise abwesend auf den Taktischen Plot. Die SMS KATANA hatte mit dem Schlachtgeschwader einen neuen Kurs, Richtung Tenkagi eingelegt. Die Schiffe hatten begonnen sich gegenseitig in der Nahbereichsabwehr zu unterstützen, doch es gab einfach zu viele Raketen. Wieder und wieder wurden SAMURAI-Schiffe getroffen. Insgesamt steckte das Geschwader der SAMURAI mehr ein, als die Aliens. Haraki wusste, dass die Lage schlecht war, hatte der Kampf doch gerade erst angefangen. Und die beiden Schlachtwälle näherten sich unerbittlich.
Admiral Haraki ignorierte den Schlachtkreuzer SMS Sony, der aufgrund seiner Beschädigung zurückfiel. Er würde nicht der letzte sein. Für einen Moment glaubte er wirklich, dass diese Schlacht nicht gewonnen werden kann. Es war unglaublich, wie viele Treffer das Kampfgeschwader Tanakas bereits hatte einstecken müssen und dann wurde alle Mühe der Feinde belohnt und der Schlachtkreuzer SMS Sony explodierte. Man konnte den Jubel auf Seite der Aliens nur erahnen. Wie eine Schweigeminute des Gedenkens verbreitete sich Totenstille auf dem Kommandodeck der SMS SHOGUN.
Haraki war sich sicher, dass das nicht der letzte Verlust gewesen sein würde. Etlich würden noch folgen. Die Aliens trieben keine spielchen mehr, die Spielchen waren vorbei.
„Signalstation“ bellte Hara.
„Aye, Sir !“ hart aber deutlich antwortete der Signal-Offizier.
„Stellen Sie eine Verbindung zum Geschwaderkommandanten her !“
„Aye, Sir, Verbindung wird aufgebaut!“
Haraki wusste nicht, warum Tanaka seine Befehle so sträflich missachtet hatte. War der Angriff von ihm doch nur heller Wahnsinn gewesen.
„Sir, die Verbindung steht !“
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„Taktik?“
„Der Feind passt sich unserer Kursänderung an !
„Ich sehe es.“ Gab Tanaka zurück und starrte wie hypnotisiert auf das Display.
Die Kursänderung des Feindes kam nicht unerwartet. Er änderte ihn, um weiter auf Abstand zu bleiben um seinen Vorteil im Raketengefecht zu behalten. Das hätte wahrscheinlich auch jeder andere Kommandant getan.
Tanaka errechnete einen neuen Kurs. Es war zwar riskant und der Feind hätte noch einen besseren Schusswinkel, jedoch musste die Falle unbedingt zuschnappen.
„Sir, Signal vom Flaggschiff“ meldete Mira.
„Stellen Sie durch!“
„Aye, Sir“
Auf dem Display verschwand die taktische Darstellung und stattdessen erschien das Gesicht des Admirals. Die Anspannung ins Gesicht geschrieben zog er seine Stirn in tiefe Falten.
„Sir?“ eröffnete Tanaka das Gespräch.
„Hier spricht Admiral Harakai, verdammt Tanaka was machen Sie da?“
Der Admiral schien kurz zu überlegen. „Wir greifen jetzt an.“
„Nein“, schrie Tanaka, „Wir sollten den urspünglichen Plan verfolgen…“
Barsch unterbrach ihn der Admiral. „Aber wir haben zu hohe Verluste. Ziehen Sie sich zurück, das ist ein Befehl.“
Tanaka schwitzte, hatte der Admiral ihm ausdrücklich befohlen alles daran zu setzen, den Gegner nicht mehr zu bedrängen. Er hatte die befohlene Kursänderung vom Flaggschiff an den Rudergänger weitergegeben.
Das taktische Display erwachte erneut zum leben und während es die Darstellung projezierte, machte sich Admiral Haraki daran, die Antriebe seines versteckten Kampfverbandes hochzufahren und anzugreifen.
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Konteradmiral Abe erschrak, als er die neuen Lichter auf seinem taktischen Display auftauchten sah. Einen Christbaum gleich, wenn man die Kerzen entzündet, tanzten neue feindliche Symbole auf dem Schirm und sie waren eben auf Abfangkurs gegagnen. Es war eine Falle. Und sie liefen direkt hinein. Noch war es nicht zu spät.
„Ruder“, schrie er,
„Neuer Kurs eins acht null zu null neun null“
„Aye, Sir“ bellte der Rudergänger.
„Signalstation, geben Sie den Kurs an die Flotte weiter, geben Sie Befehl: Angriff abbrechen, wir ziehen uns zurück !“
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Admiral Haraki betrachtete das Display und dankte den Glücks(Nord)göttern dafür, dass der gegnerische Kommandant den Angriff abbrach. Soeben öffnete er das Gate zur Fightzone und suchte sein Glück in der Flucht.
Ein Glück für uns. Schoss es Haraki durch den Kopf. Heute waren wir überrascht. Aber das nächste mal, sind wir bereit.
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Alien vs Samurai Teil 2
Konteradmiral Abe stieg als erster aus der Pinasse. Ihm folgte sein Stab und eine reihe schwer bewaffneter Alien-Krieger. Am Rand des Flugfeldes hatte sich eine Delegation Blacks in Gala-Uniform aufgestellt.
Als der Konteradmiral den Boden Abydos berührte, ging die Seitenmannschaft des Begrüßungskomitees in Hab Acht, eine altmodische Pfeife ertönte. Ehrfürchtig betrachteten die Soldaten den Konteradmiral. Ein Offizier der Blacks trat vor und begrüßte den Gast auf militärische Art. Abe erwiderte den Gruß und gemeinsam begaben sie sich zum Terminal. Das gesamte Flugfeld war von Black-Sicherheitsleuten gesäumt. Marine-Einheiten sicherten jeden Zugang zum Flugfeld und eine Jägerstaffel patroullierte den Luftraum. Abe war sichtlich beeindruckt von den Sicherheitsmaßnahmen der Blacks. Vom Terminal aus ging es mit Flugwagen zum "Black-Core-Mausoleum". Noch nie zuvor war er zu einer Lagebesprechung nach Abydos gekommen. Neugierig betrachtete er den Baustil der Blacks, der eine gewisse Eleganz zum Ausdruck brachte.
Je näher sie dem Hochsicherheitstrakt kamen, desto weniger Zivilisten waren zu sehen. Großräumig war das Gebiet um die Nervenzentrale der Blacks abgesperrt worden. Abe bedauerte die Einhaltung des Protokolls, gerne hätte er ein paar Worte mit den Bewohnern der Black-Welt gesprochen. Dazu blieb aber keine Zeit. Mit Vollmachten ausgestattet, kam er, um mit den Blacks einen Angriffsplan gegen die Allianz auszuarbeiten. Seit dem Überfall auf Tohoku waren zwei Wochen vergangen.
In der Eingangshalle des "Black-Core-Mausoleum", wurde Konteradmiral Abe aufgefordert seine Waffen abzugeben.
"Was erlauben Sie sich !" fuhr Konteradmiral Abe den Sicherheitsoffizier der Blacks an.
Nach einer kurzen Diskussion einigte man sich darauf, dass zwar die Begleitung des Konteradmirals die Waffen abgeben musste, jedoch der Admiral seine Waffe behalten durfte.
Im 28. Stock des Gebäudes angekommen, wurde der Admiral in einen Besprechungsraum geführt. Seine Begleitung wurde gebeten in einem Warte-Raum platz zu nehmen. Der Besprechungsraum zeugte vom Reichtum der Blacks. Mit edlen Hölzer verkleidete Tafeln schmückten die Wände und erzeugten ein Flair von Klasse und Stil. Konteradmiral Abe stand am Fenster und genoss die Aussicht auf die Hauptstadt Abydos, als der Black-Core-Member Blackwyrm eintrat.
"Seien Sie gerüßt, Konteradmiral" eröffnete der mit dem höchsten Amt im Black-Reich dekorierte Politiker. Der Uniform war anzusehen, dass er nicht nur ein ziviles hohes Amt bekleidete, sondern ebenso in die Kommandostruktur des Militärs der Blacks integriert war. Orden und Auszeichnungen überzogen die Brust von Blackwyrm, was ein Zeichen für die vielen Schlachten war, die er geschlagen hatte. Abe gestand sich ein, dass er so einen Mann nicht erwartet hatte.
Anstatt eines trägen korrupten Politikers, vermittelte Blackwyrm den Eindruck eines harten Kriegers, der sich seine Auszeichnungen redlich verdient hatte. Abe empfand Respekt für Soldaten und Offiziere. Waren sie doch alle von ein und demselben Schlag, sahen der Gefahr ins Gesicht und das einte sie.
Der Konteradmial lächelte den Core-Member an und erwiderte die freundliche Begrüßung. Schliesslich ging es um die Gründung einer neuen Verbindung: Das Alien-Reich strebte eine militärische Bündnisverbindung mit den Blacks an und die Vorverhandlungen waren bisher ganz positiv verlaufen.
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Als der Annäherungsalarm ertönte, befand sich die Crew des Handelsfrachters SMS Handelsfreunde auf der Brücke. Die SMS Handelsfreunde brachte Güter von Arakis nach Reese. Soeben hatten sie den Transfer vom Hyperraum in den Normalraum beendet, als der Alarm ertönte.
„Piraten !! Ein Angriff der Piraten !“ fuhr es dem Frachterkapitän durch den Kopf.
„Triebwerke auf volle Leistung ! Gegenschub iniziieren“ befahl er.
„Aye, Sir !“ schrie der erste Offizier der Frachtermannschaft. Der Frachter „Handelsfreunde“ bäumte sich auf, als die Triebwerke mit vollem Schub den Frachter auf neuen Kurs brachten. Riesige Trägheitsdämpfer kämpften gegen Trägheit und Masse. Die Piraten hatten den Frachter aber schon entdeckt.
„Mist!“ rief der Kapitän Noob, „Taktik schalten Sie alles was wir haben auf den Feind !! Ruder Ausweichkurs: null neun null zu eins acht null, beschleunigen !“
Der Kapitän des Frachters hatte den Befehl gerade ausgesprochen, als der taktische Offizier aufschrie.
„Wir sind erfasst, aktive Ortungsstrahlen der Piraten, Sir die haben uns im Ziel !!“
„Ruder Ausweichmanöver einleiten !!“ befahl der verzweifelte Captain, „setzten Sie einen Notruf ab: WEHRLOSER FRACHTER WIRD ANGEGRIFFEN !!“
Der Frachter-Pilot flog um sein Leben. Immer weiter trieb sie der Kurs hinaus in den offenen Weltraum und so schnell sie auch reagiert hatten, so schnell sie auch waren, die Piraten kamen immer näher.
"Taktik" wollte der Kapitän wissen, "Wer sind die?"
"Sir, den Signaturen nach sind das Alien-Schiffe."
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"Meldung" unterbrach Signaloffizier Samurai Servo die Stille auf dem Kommandodeck, "Sir, wir empfangen einen Notruf!"
Der Schlachtkreuzer SMS Tokyo befand sich gerade auf der Heimreise nach Tenshukagu. Da der Schlachtkreuzer unentwegt im Einsatz war, waren diverse Wartungsintervalle sträflich missachtet worden und der Flottenkommandant hatte beschlossen, lieber auf einen Schlachtkreuzer zu verzichten, als einen reparaturbedürftigen bei sich zu haben. Nach der Überholung sollte er sich als baldmöglichst der Flotte wieder anschliessen.
Der 1. Offizier der SMS Tokyo saß auf dem Kommandosessel und schien in Gedanken versunken.
"Ja?" fragte er verschlafen. "Servo, sind sie sicher?"
"Aye, Sir, der Notruf kam gerade herein und wird auf einer internationalen Frequenz wiederholt."
"Enfernung - Taktik?" die Stimme des 1. Offiziers klang nun schon viel wacher als gerade eben.
Mit einem räuspern bereitete sich der taktische Offizier auf die Antwort vor. Seine Finger bewegten sich fast unbewusst mit großer Geschicklichkeit über die Bedienfelder. Nach einer kurzen Weile richtete er sich auf und drehte sich dem 1. Offizier zu:
"Sir, der Peilung nach, die uns die Signalstation übermittelt hat, führt uns auf einen Parallellkurs. 4 Lichtminuten entfernt, zu weit für eine Erfassung der Langstreckensensoren."
4 Lichtminuten überlegte der 1. Offizier. Das bedeutete er musste schnell handeln.
"Maschine", bellte er ins Interkom.
"Aye, Sir !" kam die Antwort.
"Bereiten sie einen sofortigen Gewalttransfer in den Normalraum vor. Bereitmachen für Alarmstart.!"
"Aye, Sir !"
Nach einer kurzen Denkpause, erhob sich der 1. Offizier und betätigte einen Schalter am Kommandosessel. Wie aus dem Nichts schoben sich Displays und Bedienfelder aus den Verankerungen.
"Taktik" befahl er, "Befehlen Sie Gefechtsbereitschaft !"
"Aye, Sir !" bellte der taktische Offizier.
Obwohl innerlich vorbereitet riss es den 1. Offizier immer wieder aufs neue, sobald der tiefe unüberhörbare Alarmton losschrillte. Begleitet von der weiblichen Computerstimme erwachte das Kriegsschiff zum Leben.
"Alle Mann auf Gefechtsstationen. Alle Mann auf Gefechtsstationen. Dies ist keine Übung. Ich wiederhole: Dies ist keine Übung."
"Meldung !" ergriff nun der Rudermann das Wort. ,"Machine meldet Bereitschaft für Gewalt-Transfer !"
"Einleiten !" befahl der 2. Kommandant und hielt sich am Sessel fest.
Der Übergang vom Hyperraum in den Normalraum war normalerweise eine sichere Sache. Man benutzte Sprungknoten, die natürlich im ganzen Universum vorkamen. Solche Sprungknoten wurden auch "Gates" genannt. Eine normaler Transfer fand natürlich statt, das heisst, das Schiff wurde durch eine Schwachstelle im Hyperraum in den Normal-Raum gezwungen.
Doch diesmal war es anders. Diesmal gab es keinen Sprungkonten in der Nähe. Ein Gewalt-Transfer war nur möglich, indem man den Hyperraum destabilisierte, was letztendlich immer gefährlich war, da man nie wusste, wo genau man im Normalraum auftauchte. Nicht zum ersten mal, wurde ein komplettes Schiff vernichtet, weil es durch einen Gewalttransfer in einen festen Körper wie sie Planeten, Asteroiden oder Sonnen darstellen, materialisierte. Solche Unfälle versuchten die Navigatoren zwar zu vermeiden, ein Restrisiko bestand allerdings immer.
Der durchdringende Alarmton schrillte immer noch durchs Schiff, als der Kapitän die Brücke betrat, während die Gefechtsmannschaften bereits ihre Stationen bemannten.
"Kapitän, auf der Brücke !" rief der wachhabende Offizier, der den Eingang zum Kommandodeck flankierte.
"Was gibts?" fragte der Kapitän barsch. Mann sah ihm an, dass er gerade geschlafen hatte, die Uniform war noch nicht richig angelegt und ziemlich verdattert schien sein Gesichtsausdruck.
"Wir haben einen Notruf erhalten" eröffnete der 1. Offizier, als er aufstand um dem Kapitän den Kommandosessel freizugeben.
"Transfer erfolgreich !" lies es sich vom Rudergänger vernehmen, "Maschine meldet Bereitschaft für Alarmstart !"
"Taktik?" fragte der Kapitän.
"Moment Sir, Scann läuft." Obwohl nur 2 Minuten vergingen, kam es dem Kapitän vor, wie eine Ewigkeit.
"Kontakt !" meldete der taktische Offizier aufgeregt, "Peilung: eins acht null, auf null null zwei !"
"Ruder ! - Neuer Kurs," befahl der Kapitän. "Eins acht Null, zu null null zwei, Maximalbeschleunigung !
"Aye, Sir, kommen auf Kurs: Eins acht Null, zu null null zwei, Maximalbeschleunigung liegt an !"
"Wann haben wir Höchstgeschwindigkeit erreicht?"
"In 10 Minuten, Sir !"
"Danke Ruder."
***************
Als der Schlachtkreuzer der Samurai die Höchstgeschwindigkeit erreichte, war der Kontakt bereits bestätigt worden. Es war ein ziviler Frachter der Samurai, der monoton immer wieder seinen Notruf ins All sendete.
Solange er noch sendet, kanns noch nicht zu spät sein. dachte der 1. Offizier, während er forschend ins Gesicht seines Kommandanten guckte. Der Kommandant war nun vollkommen wach. Nichts erinnerte mehr daran, dass er eben noch geschlafen haben musste.
"Meldung !" stiess der taktische Offizier hervor. Mit einem scharfen einziehen der Luft berichtete er: "Wir erfassen ein Kreuzergeschwader der Aliens."
"Abfangkurs berechnen !" bellte der Kommandant, während er seine 2 Schwerter in eine bequemere Sitz-Position schob. Die Ankunft des Samurai-Schlachtkreuzers hatte die erhoffte Wirkung. Der Kampfverband der Alien lies von dem Frachter ab und ging seinerseits auf Abfangkurs.
"Taktik !"
"Aye, Sir!"
"Geben Sie Beschiessungsplan Beta an die Gefechtsstationen weiter !"
"Aye, Sir, Beschiessungsplan Beta an die Gefechtsstationen übermittelt. Gefechtsstationen melden Bereitschaft !"
"Feuer frei, für alle Decks !" bellte der Kapitän.
*******************
Weisser Rauch behinderte die Sicht und beissender Geruch von geschmolzenen Kunststoff verbreitete sich auf dem Kommandodeck. Schweres Husten war aus der Station der Schadenskontrolle zu hören.
"Umweltsysteme auf dem Kommandodeck zusammengebrochen," bellte der Offizier der Schadenskontrolle, Samurai Sugimoto, "Schadenskontrollteams auf Deck 1!", während er das Interkom bediente, streifte er sich die Ärmel seines Raumanzuges über.
Mit geübten Griffen schloss er den Anzug und überprüfte die Kontrollleuchten am Arm. Der Helm befand sich in einer Verankerung neben der Station und mit einem kräftigen Ruck löste er ihn und streifte sich den Helm über. Er wusste, dass es sehr schnell gehen musste. Der Toxin-Gehalt in der Luft überschritt bereits zulässige Höchstwerte und erste Besatzungsmitglieder lagen bewusstlos auf dem Boden, die es nicht rechtzeitig in Ihre Raumanzüge geschafft hatten.
Nachdem er den Druck des Raumanzugs überprüft hatte, drehte er sich um und blickte auf das Chaos, das einst die Brücke des stolzen Schlachtkreuzers SMS Tokyo war. Trümmer lagen auf dem Boden, auf einer Seite hatte eine explodierte Station ein riesiges Loch in der Wand hinterlassen. Schmorend und zischend drangen Blitze hervor und entluden Ihre Wut in den Nachbarstationen.
Es sah nicht gut aus. SMS Tokyo feuerte wähenddessen unentwegt weiter, die Gefechtsstationen hatten ihren Beschiessungsplan und feuerten nach diesem bis er geändert wurde. Ein Blick zur Mitte der Brücke versicherte ihm, dass der Kapitän noch am Leben war. Ebenfalls angetan mit einem Raumanzug machte er sich gerade an seinem taktischen Display zu schaffen. Sugimotos Blick ging in die Runde und blieb bei der taktischen Station hängen. Nach vorn übergebeugt, lag der taktische Offizier auf seiner Station. Blut sickerte ihm aus einer offenen Wunde am Hals und mit glasigen Augen, jedoch mit keinem Schrecken im Gesicht lag er da. Man konnte in seinem Gesicht noch die Genugtuung sehen, einen guten Kampf gekämpft zu haben. Und tatsächlich hatte er übermenschliches geleistet. Trotz der schweren Verwundung hatte er sich geweigert, die Station zu verlassen und leitete das Feuergefecht bis zu seinem Tode weiter. Dem Kampfgeist des taktischen Offiziers waren noch 3 weitere feindliche Kreuzer zum Opfer gefallen, bevor er starb.
Sugimoto wurde es heiss und kalt, als ihm klar wurde, dass er neben dem Kapitän der einzige überlebende Offizier auf der Brücke war. Der Signaloffizier Samurai Servo lag verkohlt über seiner Station. Er verdrängte das Gefühl des Entsetzens und der schrecklichen Leere. Er verdrängte die furchtbaren Bilder der toten Kameraden, die teilweise noch an ihren Stationen zusammengebrochen dasaßen oder verstümmelt auf dem Boden der Brücke verteilt lagen. Sein Verstand wollte nicht arbeiten. Langsam wurde ihm bewusst, dass er seine Station verlassen musste. Behutsam erhob er sich von seinem Platz und ging zur Taktik. Jede Bewegung kam ihm unendlich vor. Wie durch einen Schleier des Alptraums bewegte er sich Meter für Meter durch eine Welt, die sich in reinstes Grauen verwandelt hatte.
Es musste jetzt schnell gehen, oder alles war verloren. Er riss seinen Blick vom toten Offizier der Taktik los, dann schob er ihn vom Platz. Unsanft krachte der leblose Körper auf den Boden. Stattdessen schob er sich auf den Platz der Taktischen Station. Lange war es schon her, dass er eine taktische Station bedient hatte. Konzentriert betrachtete er die Anzeigen und Displays, rief hier eine Information ab und lies sich die taktischen Daten des Schiffs anzeigen. Bald schon wurden seine Bemühungen belohnt und ein Display mit einer graphischen 3-D Darstellung erwachte zum Leben.
In der Mitte der Darstellung sah man den Schlachtkreuzer SMS Tokyo. Dichte Wolken aus Atemluft hinter sich herziehend, zogen sich vereinzelte sekundär-Explosionen durchs Schiff. Zu beiden Seiten flankierten ihn die verbleibenden zwei Feindschiffe, die mit Dauerfeuer die Armierung der SMS Tokyo Stück für Stück ins nicht-existente schoss. Auf der anderen Seite feuerten die noch funktionierenden Gefechtsstationen mit Nomadengeschützen und drei Funktionstüchtigen Torpedobänken auf den kleinenern der beiden Gegner. Raubkatzen gleich, lagen sie in gemessenem Abstand hinter der SMS Tokyo, die in ihrem Todeskampf lag.
"Status!" bellte der Kapitän. Verzerrt durch den Helmlautsprecher klang die Stimme fremd und ungewohnt. Irgendwie hatte der Captain es geschafft, sein taktisches Display ebenso wieder zum Leben zu erwecken.
„Aye, Sir !“ nach einem kurzen Blick auf die Anzeigen antwortete Sugimoto:
„Hauptenergie ausgefallen,
Notgeneratoren haben übernommen,
Gefechtsstationen vier bis 22 sind intakt,
Beschiessungsplan Beta immer noch aktiv !“
Nach einer kurzen Atempause setzte Sugimoto seinen Bericht fort:
„Der feindliche Alien-Schlachtkreuzer hat mittlerweile aufgeschlossen und das Bremsmanöver eingeleitet, der Kreuer befindet sich auf Energiewaffenreichweite und ist momentan das Ziel nach Beschiessungsplan Beta.“
„Danke, Taktik - schalten sie das Ruder auf Ihre Station !“
„Aye, Sir !“
Sugimoto gab entsprechende Befehle in seine Konsole vor ihm ein. Jede Station der Kampfdecks waren so ausgelegt, dass im Falle einer Zerstörung, eine Nachbar-Station die Aufgaben übernehmen konnte. Dies stellte die Konstrukteure der Kommandodecks jedes Mal vor neue Herausforderungen. Doch einen Komplettausfall der Antriebssektion konnte auch eine Stationsübernahme einer Nachbarstation nicht ausgleichen.
„Sir, Ich muss melden, dass der Antrieb offline ist. So wie es aussieht ist anstelle des Antriebs nur noch ein Riesenloch da !“
Sugimoto hatte nicht bemerkt, wie die Hauptschleuse zum Kommandodeck geöffnet wurden. Ein Schadenskontrollteam stürmte auf die Brücke in Begleitung mit medizinischem Personal. Sämtlich trugen Sie Raumanzüge. Der Rauch hatte mittlerweile die komplette Brücke in eine Nebelbank verwandelt. Sofort machten sich die Techniker an die Arbeit. Doch in diesem Moment traf eine weitere Rakete das Schiff. Der Nahbereichsabwehr war es nicht gelungen, die vielzahl der Raketen abzuwehren. Es war ein Spiel mit dem Zufall und nur eine Frage der Zeit, bis die Gefechtsstationen nicht mehr ausreichten, um den Feindbeschuss erfolgreich abzuwehren.
„Meldung“ stiess Sugimoto hervor, der mittlerweile die Signalstation und die Lebenserhaltung auf seine Station umgelegt hatte.
„Kontakt – eine Lichtminute, auf Kurs drei zwei vier zu eins acht null – der Signatur nach ist es ein Pretorianer !“
****************
„Alarm, Alarm ! Alle Piloten zu ihren Schiffen, alle Piloten zu Ihren Schiffen. Die ist keine Übung ! Wiederhole: Dies ist keine Übung !“
Vizeadmiral Duke stand vor dem taktischen Großbildschirm und betrachtete die Szene der Zerstörung und Verwüstung. 3 zerstörte Alienkreuzer bildeten ein Trümmerfeld, als Vorboten eines schaurigen Überlebenskampfes. Der verbündete Schlachtkreuzer der Samurai trieb im All, ohne Antrieb und anzeichen von Feuer zeigten die verwundeten Hüllenbrüche. Riesige Schwaden von Atemluft traten aus bildeten Wolken und Duke wurde schlecht bei dem Gedanken, wie viele Besatzungsmitglieder wohl einem grausamen Erstickungstod gestorben waren. Dennoch, allem Anschein nach befand sich noch Leben auf dem Schiff, denn einem Wahnsinn gleich gab es noch Gefechtsstationen, die immer noch aktiv feuerten.
Als sie den Kampf bemerkt hatten, hatte Duke den sofortigen Gewalt-Transfer in den Normalraum befohlen. Sie hatten Glück. Gerade eine Lichtminute entfernt lag das Kampfgeschehen. Wenn alles gut ging, konnten sie noch Leben retten. Die größte Gefahr ging vom Schlachtkreuzer der Aliens aus. Doch der würde nun sein blaues Wunder erleben.
„Abfangkurs berechnen, Antrieb hochfahren, Maschinenraum bereitmachen für Alarmstart !“ befahl Duke.
„Aye, Sir !“ bestätigte der Kapitän der SPQR REMULUS, dem neuesten Trägerschiff der Flotte. Die Pretorianer setzten viel in Ihren Taktiken auf den Einsatz der Jägergeschwader, was auch in der Zusammenstellung ihrer Flotten Ihren Wiederklang fand. Stets waren Trägerschiffe mit von der Partie. Trägerschiffe hatten den Vorteil ganze Jäger-Geschwader transportieren, reparieren, ja sogar in geringem Umfang Jäger und im Falle der SPQR REMULUS sogar Fregatten produzieren zu können. Während eines Einsatzes befand sich ein Trägerschiff schon mal mehere Monate, wenn nicht Jahre tief im Weltraum und musste von daher unabhängig und souverän agieren können. Duke war stolz auf die Remulus. War sie doch das größte Trägerschiff, das die Pretorianer jemals gebaut hatten. Es rühmte sich nicht nur einer eignen Jägerwerft, nein, es befand sich sogar eine Außenwerft an Board, mit der Schiffsklassen bis zum Kreuzer repariert und gewartet werden konnten.
Ein Schlachtkreuzer wirkte geradezu winzig im Vergleich mit diesem fliegenden künstlichen Asteorieden. Ein Trägerschiff agierte niemals alleine. Ein Kampfverband von meheren Kreuzern war Standart-Geleitschutz. Und dieser Kampfverband befand sich gerade auf Abfangkurs zum feindlichen Schlachtkreuzer.
„Sir !“ meldete der Offizier der Taktik, „Der Feind zieht sich zurück. Soeben ist er auf Kurs drei eins null zu eins acht null gegangen, Sir, der Feind wird entkommen!“
Verärgert betrachtete Duke die taktische Darstellung auf dem Display.
Die verbleibenden Alienschiffe hatten offensichtlich den Pretorianischen Kampfverband geortet und waren auf Fluchtvektor gegangen.
„Sollen die Einheiten die Verfolgung aufnehmen?“ wollte der pretorianische Kapitän wissen.
Duke überlegte kurz, ob eine Verfolgung möglich war. Das Raumgebiet indem sie sich gerade befanden war eine beliebte Handelsstrecke. Gerade hier in der Nähe von Reese gab es einen besonderen Hyperraumknoten, der es erlaubte, nach verschiedenen Systeme zu springen. Eine Verfolgung war somit ziemlich aussichtslos, da nicht vorhergesagt werden konnte, welchen Sprungknoten der Feind nehmen würde.
„Nein“ entschied Duke. „Geben Sie Befehl an die Flotte, die Schiffe sollen mit der Bergung und Rettung der Tokyo beginnen.“
„Aye, Sir !“
******************
Aliens vs. Samurai
Die Schutzräume Tenkagis waren nicht sehr geräumig, dennoch boten sie den meisten Menschen Schutz. Dicht an dicht drängte sich alt und jung. Kinder suchten ängstlich Schutz bei Ihren Eltern, ein Kleinkind schrie erbärmlich.
Seit der Meldung des Kontakts hatte sich Tohoku in ein sehr geschäftiges System verwandelt. Im krassen Gegensatz dazu, war der riesige militärische Außenposten, normalerweise mit Leben tausender Menschen gefüllt, verwaist, wie eine Geisterstadt. Die Gänge waren leer und verlassen, geradezu gespenstisch wirkten sie im Wiederschein der rot pulsierenden Alarmleuchten, die sich an der Decke den Gang entlang wanden und in jedem Raum der Basis wiederzufinden waren.
Die meisten zivilen Besatzungsmitglieder hatten bereits die Schutzräume aufgesucht, die tief im Kern des Asteoriden Tenkagi lagen. Hier waren die Menschen im Falle eines Angriffs am sichersten. Ab und an tauchte ein Krieger auf, um dann schnell den Gang entlang zu eilen. Seitdem die Deep-Space Sensoren der Fightzone, den Kontakt gemeldet hatten, waren bereits 2 Stunden vergangen.
Die Sensoren waren noch ein Relikt aus dem großen Krieg der CHSP gegen Lansdale. Lange hatte die damalige Belagerung durch die Lansdale gedauert, um so tiefer waren die Wunden aus diesem Krieg. Die Sensoren waren mit Langzeit-Reaktoren ausgestattet, so dass Sie wartungsfrei über Jahrzehnte hinweg funktionieren konnten. Sie erfassten einen schmalen Korridor des Hyperraums, den ein Schiff unweigerlich durchkreuzen musste, wenn es nach Tohoku wollte.
Inmitten der Operationszentrale stand Admiral Haraki, genüßlich eine Zigarre rauchend und betrachtete das taktische Display. Die Darstellung zeigte das System Fightzone. Auf eine Berührung des Displays erschien die Darstellung Tohokus. Großen Bällen gleich markierten zwei große grüne Kreise die Positionen der beiden Außenposten der Samurai. Hara überdachte die taktische Lage. Bis jetzt konnte noch niemand sagen, wer oder was sich da im Hyperraum, mit Kurs auf Tohoku befand.
„Lansdale?“ hörte er eine Stimme hinter sich.
Haraki drehte sich um. Die Stimme gehörte seinem neuen Stellvertreter, Konteradmiral Danlo. Freundlich lächelte dieser ihn an. Seit dem damaligen Krieg gab es Umstrukturierungen, die auch die Personal-Sturktur seines Stabes verändert hatten. Konteradmiral Rohin war nach dem letzten Krieg zum Admiral der Home-Fleet befördert worden und befand sich in dieser Funktion zuhause auf Tenshukagu. Ein lächeln huschte Hara übers Gesicht, als er die erwartungsvolle Mine seines neuen Stellvertreters betrachtete. Mit einem Seufzer riss er sich aus den Gedanken.
„Hmm, kann man noch nicht sagen. Aber halte ich eher für unwahrscheinlich.“ Haraki hielt kurz inne betrachtete kurz die taktische Darstellung, ehe er fortfuhr:
„Der Tonnage nach kommt da eine große Flotte auf uns zu – Lansdale hat keine so große Flotte mehr, das hätten wir über den Geheimdienst erfahren. Leider sind sie nicht nahe genug an unseren Sensoren vorbeigeflogen, so haben wir keine genauen Ortungsdaten.“
„Wie schauts aus?“, fuhr Hara fort, „ist alles vorbereitet?“
Konteradmiral Danlo trat einen Schritt vor, berührte das taktische Display und die Darstellung Tohokus verschwand. Rot und gefährlich blinkend zeigte sich der rote Kreis des Kontaktes. Nach der letzten Übertragung der Deep-Space-Sensoren durchquerte er die Fightzone und hatte bereits die Sprungzone nach Tohoku erreicht. Der Kontakt pulsierte in der roten Farbe des Feind/unidentifizierten Kontaktes. Telemetriedaten liefen auf dem taktischen Display ab, wurden minütlich aktualisiert und zauberten ein Wirrwar von Zahlenkolonnen auf den Bildschirm.
Danlo gab kurz Befehle in die Konsole ein und auf der Darstellung erschien wieder Tohoku, diesmal leuchteten neben den beiden großen Bällen, noch viele kleine grüne Dreiecke. Eine geradezu große Ansammlung dieser Dreiecke befand sich in der Sprungzone nach Fightzone. Wollte ein Schiff oder eine Flotte Tohoku angreifen, mussten sie hier in den Normalraum transferieren.
„Wer ist der Kommandant?“ wollte Hara wissen.
„Sir, Commodore Tanaka ist der Geschwaderkommandant“ Hara nickte nachdenklich, auf die Antwort des Konteradmirals hin. Tanaka gehörte zu den besten strategischen Offizieren, die das Reich der Samurai hervorgebracht hatte. Bereits auf der Akademie schlug er mit unverschämter Leichtigkeit die gegnerischen Teams. Der Plan, der zur Verteidigung Tohokus gehörte war recht einfach gestrickt. Die Flotte Tanakas lag in der Sprungzone Tohokus, und wartete auf die Ankunft des Gegners. Tanaka sollte sie dann nach dem Übergang in den Normalraum angreifen und je nach Situation eine Flucht vortäuschen um den Gegner in die Nähe der 2. Flotte zu bringen. Diese sollte dann im allerletzten Moment ihre Systeme hochfahren. Wichtig bei dem Plan war das Timing: Sollte die 2. Flotte ihre Antriebe zu früh aktivieren, würden sie entdeckt und der Feind hatte genug Zeit zum abdrehn.
Die zweite Flotte, weit kleiner als die erste, lag direkt bei Tenkagi. Zwar war sie bei weitem nicht so schlagkräftig, wie die Haupt-Flotte am „Gate“, wie auch die Sprungzone liebevoll genannt wurde, jedoch befand sich das Flaggschiff unter den Einheiten und stellte somit das Kommando-Schiff.
„Sir, Ihre Pinasse ist bereit !“ meldete ein junger Offizier. Samurai Hokushin schwitzte leicht, man konnte ihm seine Nervosität anmerken, wiewohl er noch jung war, galt er doch als zuverlässiger Offizier der Flotte. An seiner Haltung gab es keinen Makel, in Hab Acht wartete der Fähnrich geduldig, bis der Admiral mit einem Kopfnicken die Meldung bestätigte.
„Danke, Fähnrich.“
„Geben Sie Meldung ans Schiff, der Kapitän soll die Mannschaft in Bereitschaft setzen, ich komme an Bord.“
„Aye, Sir !“ beeilte sich der Fähnrich zu sagen, bevor er mit einer tiefen Verbeugung mehrere Schritte rückwärts ging, um sich dann umzudrehn und schnell die Operationszentrale zu durchqueren.
„Viel Glück!“ sprach Danlo. Er hatte es so leise gesagt, dass es nur sein Vorgesetzter hören konnte.
„Keine Sorge“ erwiderte der Admiral, „Unkraut vergeht nicht“. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte er sich um und durchschritt gemessenen Schrittes die Zentrale. Als er sich dem Ausgang der Operationszentrale näherte, lösten sich mehrere schwer bewaffnete Samurai aus Ihrer Hab Acht und schlossen sich dem Admiral wortlos an, bis die Eskorte auf 50 Mann angestiegen war. Dieses Gefolge war keine Seltenheit oder Besonderheit, seitdem Haraki zum obersten militärischen Befehlshaber der Samurai ernannt worden war, hatte er schnell gelernt, mit diesen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen zu leben. Er betrachtete es mit Humor, fand es allerdings übertrieben, dass die für seine Sicherheit zuständigen Samurai, ihm nicht mal Nachts den Luxus einer Privatsphäre gönnten.
********************
Der Transfer war gewaltig. Die Hyperraumstörungen, die der Übertritt der Feind-Flotte innerhalb Tohokus verursachten, waren bis nach Tenkagi messbar. Tanaka saß in seinem Kommando-Sessel und betrachtete sein Display vor sich. Gleich nach dem Transfer, war der Kampfverband auf Befehl Harakis auf Alarmbereitschaft gegangen.
"Alle Mann auf Gefechtsstation ! Alle Mann auf Gefechtsstation ! Dies ist keine Übung ! Wiederhole, dies ist keine Übung!", hallte die Computerstimme durch die Decks Seiner Majestät Sternenschiff (SMS) KATANA.
"Kontakt !!" meldete der taktische Offizier, Samurai Takamoto.
"Gut," gab Kommandant Commodore Tanaka steif zurück. Sein Blick hing weiterhin auf dem taktischen Display. Ein rotes Icon glühte auf dem Bildschirm auf, das die ungefähre Posititon des Kontaktes anzeigte. Man konnte die Anspannung auf dem Kommandodeck spüren.
"Wieviele sind es? Taktik?" fragte er in Richtung Takamotos. Der
taktitsche Offizier wandte seinen Blick vom Display nicht ab, als er
antwortete: "Noch keine genauere Erfassung auf diese Entfernung möglich, Sir,
jedoch den Energiesignaturen nach ist das nicht Lansdale ! Die
Ortungsdaten fluktuieren noch. Der Masse Auswertung zufolge, haben wir es mit mindestens einem Flaggschiff und 3 Schlachtgeschwadern zu tun !!"
"Wann werden Sie genaueres wissen?", der Commodore legte betonte Ruhe
in seine Stimme, um nicht aufgeregt zu wirken.
"Genauere Ortungsdaten in 20 Minuten, dann sind sie im Bereich der
Nahbereichsscanner, dann hilft ihnen auch die beste Eloka nichts mehr !!"
Takamoto grinste. Zuversicht strahlte aus seinem Gesicht, hatte er doch schon viele Kampfeinsätze mitgemacht.
"Geben Sie Meldung an die Basis" befahl Tanaka, "sobald wir den
Kontakt als feindlich bestätigt haben. Signalstation einen sicheren Kanal zur Basis, stellen Sie mich direkt mit Sir Danlo durch!"
"Aye Sir", der Signaloffizier bestätigte den Befehl und machte sich daran
die Parameter fur die Subraumubertragung zu programmieren.
"Abfangkurs berechnen, Antrieb hochfahren, Maschinenraum bereitmachen für
Alarmstart" bellte der 1. Offizier der SMS KATANA ins Interkom. Das Kriegsschiff erwachte zum Leben. Überall brach rege Betriebsamkeit aus, die Crew machte das Kriegsschiff klar zum Gefecht.
Auf dem Kommandodeck stieg die Spannung.
"Kontakt bestätigt !!Operationszentrale hat den Kontakt bestätigt !!"
"Meldung!" stiess der taktische Offizier Takamoto mit einem scharfen einziehen der Luft hervor, "Multible Signaturen, wir erkennen mindestens drei Schlacht-Geschwader, den Signaturen nach kommen da ALIENS auf uns zu!!" Die Meldung des taktischen Offiziers klang besorgt. "Positive Identifizierung der Main-Fleet der Aliens !!!"
"Verdammt", knurrte Tanaka "Feindlicher Vektor?" Er hob den Kopf um Takamoto besser sehen zu können.
"Sie sind ebenfalls auf Abfangkurs gegangen".
Nun gibt es kein zurück, dachte Tanaka. "Ruder, rollen Sie das Schif und bringen Sie uns auf Kurs null neun null zu null neun null auf Maximalbeschleunigung!!"
"Aye, aye, Sir. Rollen herum, kommen auf Null Neun Null zu Null Neun Null, Maximalbeschleunigung liegt an !"
Seine Majestät Sternenschiff SMS KATANA legte sich auf die Seite, als die Triebwerke das Schiff aus der Trägheitsposition auf Maximalbeschleunigung katapultierten. Riesige Trägheitsdämpfer kämpften gegen Trägheit und Masse.
Tanaka tauschte kurz einen Blick mit dem taktischen Offizier, schweigend nickten sie sich gegenseitig zu. Lange flogen sie schon zusammen. Viele Schlachten hatte sie schon zusammen gefochten.
"Sir, ich habe die Operationszentrale", eine junge Signaloffizieren, Samurai Mira wartete höflich ab, bis der Commodore ihre Meldung mit einem knappen Kopfnicken bestätigte. Mit einem Schalter legte er die Taktischen Wiederholungsdisplays auf ein anderes Display und auf dem vor ihm verschwand die taktische Darstellung und stattdesssen erschien das Bild Konteradmiral Danlos auf dem Schirm.
"Sir, wir werden angegriffen. Voraussichtliches Ziel der Feinde: Tenkagi. Wir befinden uns auf Abfangkurs und haben in 15 Minuten das Rendevou."
"Gut so. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Commodore. Ich habe sämtliche Einheiten des Sektors in Alarmbereitschaft versetzen lassen. Halten Sie sich an den Plan und dann wird’s schon schief gehen.“
"Aye, Sir, viel Glück!", mit einer weiteren Berührung der Kontrolltaste verschwand die Darstellung des 2. Kommandierenden System-Offizers und stattdessen erschien wieder die taktische Anzeige. Diesmal waren die roten Kreise zu Dreiecke geworden, rote Dreiecke. Das bedeutete, dass die Ortung bereits viel genauere Feinddaten hatte und nun wusste, mit wem sie es zu tun bekamen.
Alle warteten gespannt, bis die Minuten vergingen. Beide Flotten näherten sich mit rascher Geschwindigkeit an.
******************
"Taktik – was empfehlen Sie?“ Tanakas Frage war kein Anzeichen von Unentschlossenheit oder Panik, sondern er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, die Meinung seiner Offiziere in seine Entscheidungsfindung mit einzu beziehen. Ihre Aufgabe war nicht einfach. Zunächst musste der Feind aus der Sprungzone raus, damit er nicht sein Heil in der Flucht in den Hyperraum suchen konnte. Auf der anderen Seite bestand Tanakas Kampfeinheit nur aus einem Schlachtgeschwader und er wusste sehr wohl, was ein offener Kampf mit dem Feind bedeutete.
Takamoto versteifte sich sichtlich. Wiewohl er ein Schlacht und Kampferfahrer Offizier war, wusste auch er, dass ein direkter Kampf mit dem Feind nur unter schweren Verlusten zu bewerkstelligen war. Dennoch war er SAMURAI. Und auch bei feindlicher zahlenmäßiger Überlegenheit kannte ein SAMURAI nur die Ehre, die er auf dem Schlachtfeld erlangen konnte.
Pragmatisch, nicht ohne einem schmunzeln auf den Lippen antwortete Takamoto seinem Befehlshabenden Offizier: „Sir, heute ist ein Tag der Ehre. Wir werden Ihnen den Kampf Ihres Lebens bieten.“
„Also gut – dann geben Sie Beschießungsplan Alpha an die Gefechtsstationen weiter.
„Aye, Sir ! Beschiessungsplan Alpha ist aktiviert und an die Gefechtsmannschaften weitergegeben.“ Takamoto schluckte. „Beschiessungsplan Alpha“ war nur einsetzbar, wenn der Gegner bereits in Reichweite der Energie-Waffen war. Dazu mussten Sie allerdings durch den Fern-Waffenbeschuss des Feindes durchbrechen. Falls Sie der Feind vorher nicht in Stücke schoss, hatten Sie auf diese Distanz auch keine Chance mehr auf eine erflolgreiche Flucht. Die Gefechtsmannschaften kontrollierten in letzen Durchgängen die Einsatzbereitschaft der Raketen und Torpedowerfer. Panzerungsplatten, die normalerweise die Geschütze abdeckten wurden von riesigen Motoren in Verankerungen geschoben und gaben die mächtigen Nomadengeschütze frei. Die Anspannung stieg.
Tanaka setzte sich. Er wusste genau, dass er nun gegen die Befehle verstiess, dennoch war er SAMURAI und damit seinem Volk verpflichtet. Er wusste auch, dass er den Feind nicht angreifen durfte. Er sollte den Feind nur weglocken in die Nähe der 2. Flotte. Dennoch war der Gedanke der Überlegenheit des Feindes nicht sehr beunruhigend, bedeutete es höchstens einen ehrenvollen Tod zu sterben, das Ziel eines jeden Kriegers. Er wusste aber auch, dass wenn er den Feind nicht angreifen würde, er die Möglichkeit hatte auf verschiedene Angriffs-Vektoren zu Tenkagi zu gehen, und im schlechtesten Fall der Plan des Admirals zu durchkreuzen. In diesem Falle würde der Feind sich nicht auf einen Kampf mit der Flotte einlassen, sondern sofort auf Kurs Tenkagi gehen, zuerst den Aussenposten angreifen und danach die Flotte der SAMURAI selektieren. Das durfte auf keinen Fall geschehen, Tenkagi durfte auf keinen Fall angegriffen werden.
„Sir!“, die Stimme des taktischen Offiziers klang angespannt. „Sir, wir kommen in 2 Minuten auf Fernwaffen-Reichweite.“
„Bereithalten!“ befahl Tanaka. „Taktik, bereiten Sie eine Salve Raketen und Torpedos vor, alles was wir haben !“
„Signalstation !“
„Aye, Sir!“, die Stimme des Soprans klang kühl und gefasst. Trotz ihres jungen Alters hatte die Signal-Offizierin Mira bereits in einigen Schlachten gedient. Sie saß kerzengerade an Ihrer Station und erwartete die Befehle des Kommandanten.
„Geben Sie Befehl an die Flotte: Formation beibehalten, in einer Minute sollen die Kommandanten die Formation auflösen und angreifen. Teilen Sie den Schiffskommandanten meine besten Glückwünsche mit. Sagen Sie Ihnen, es war mir eine Ehre mit Ihnen zu dienen !“
„Aye, Sir, Übertragung läuft.“
„Taktik“ raunte Tanaka, „Ausführen !“
Ein Ruck ging durch das Schiff, als die Torpedo-Werfer und Raketen-Launcher die gewaltige Salve abschossen. Der Computer hatte bei dem erreichen der äussersten Waffenreichweite den Feuer-Befehl erteilt. Kleinen Nadeln gleich, entfernten sich die Symbole auf dem taktischen Display und nahmen Geschwindigkeit auf. Einer Farbexplosion gleich, kam die Antwort des Gegners.
Als ob das taktische Display nicht wusste welche Farbe denn nun Gültigkeit hätte, verwandelte sich das Bild in ein Farbspiel der roten und grünen Symbole, ein jedes mit einer Zerstörungskraft, die der einer kleinen Sonne entsprach.
„Meldung !“ stiess die Signal-Offizierin Mira hervor, „Die Flotte meldet Abschuss der ersten Salve, die Kommandanten melden Bereitschaft für Beschiessungsplan Alpha“
„Danke, Mira“. Fest umschloss Tanaka den Griff seines Schwertes. Wie alle SAMURAI trug er die 2 Schwerter, ein Relikt aus der Zeit von Alt-Erde. Während er das taktische Display betrachtete dachte er nach, über Ruhm, Ehre und den Weg des Kriegers.
*****
Seit der Kampf-Verband im System Tohoku aufgetaucht war, herrschte auf der Brücke des Flaggschiffs SMS Shogun eine fast tödliche Stille. Aber das war Admiral Haraki nur recht. Er genoss die Stille und starrte auf sein Taktik-Display, der überbesprenkelt mit Alien-Signaturen eine fast anmutig schöne Farbenpracht ausstrahlte. Hara konzentrierte sich. Was macht Tanaka da? Fuhr es Haraki durch den Kopf.
Er hatte zwar noch Zeit zum abdrehen, dennoch war er bereits auf Waffen-Distanz zum Feind gekommen und musste bereits mit Verlusten rechnen. Haraki fragte sich, wer wohl der gegnerische Kommandant war, löste sich allerdings von diesen Gedanken. Es war auch egal, denn hier kämpfte nicht ein Admiral gegen einen Admiral, sondern ein ganzes Volk, gegen einen gestärkten und längst nicht zu überschätzenden Feind - die Navy der Alien.
Und unsere Freunde - die zusammengeschlossene Allianz war weit weg und ein Hilferuf hätte nicht viel gebracht. Haraki nahm die Herausforderung nur zu gern an, die erste zu sein, der den Aliens in den Arsch trat. Auch wenn es einen hohen Preis kosten würde. Aber immerhin ging es hier ja um Strategie und Taktik. Tohoku war für die Aliens nur ein Vorposten auf den Weg der Eroberung. Was allerdings für Haraki keine Rolle spielte. Er wollte hier auf eigenem Boden die Aliens Haus hoch schlagen. Ob das Möglich war? Er wusste es nicht, aber er wäre ein schlechter SAMURAI, wenn er es nicht versucht hätte. Er wüde jedes Schiff einzeln auseinander nehmen, oder hier sterben.
*******************
"Feuer frei für alle Schiffe," brüllte Tanaka und der Schlachtkreuzer feuerte mitsamt der restlichen Flotte des Kampfverbandes, insgesamt 240 Raketen und Torpedos mit scharfen Gefechtsköpfen auf die Alien-Schiffe.
Lautlos glitten sie durchs All, unaufhörlich getrieben, mit dem einzigen Ziel, ihre tödliche Fracht abzuliefern.
Fur einen Moment kehrte völlige Stille ein auf dem Kommandodeck der SMS KATANA, dann wurde es lauter. Schadenssirenen tönten auf, als die gegnerische Antwort-Salve das Schild traf. Die Schildgeneratoren mühten sich ab, den Ansturm der Torpedos und der detonierenden Raketen abzulenken.
"Schildgenerator 1 und 4 zusammengebrochen, Notgeneratoren nicht angesprungen" verzweifelt klang die Stimme des Offiziers für die Schadenskontrolle. "Schadenskontrollteams nach Deck 8!!" befohl er ins Interkom.
"Ruder, rollen Sie das Schiff auf die Seite", Commodore Tanakas Stimme klang eisig kühl. Sein Verstand arbeitete mit der Geschwindigkeit eines Hochleistungscomputers. "Neuer Kurs drei null zwei auf drei null zwei - Beschleunigen!!"
"Aye Sir" bellte der Rudergänger „Kurs gesetzt“ und noch eher er es ausgeprochen hatte, reagierten bereits die riesigen Trägheitsdämpfer und das Schiff riss herum, die beschädigte Schiffseite vom Gegner wegdrehend, um die intakte Seite dem Gegner zu präsentieren. Die KATANA legte sich auf die Seite um dann mit einem gewaltigen Satz auf den Gegner zu zukommen.
"Gefechtsstationen melden Bereitschaft!!" Takamotos stimme überschlug sich.
"Feuer" stiess Tanaka hervor, während er sich von seinem Kommandoplatz erhob.
Gebündelte hochernergetische Nomadenlaser bündelten ihre Energie zu einem tödlichen "Schwert". Der Ansturm der Energiesalve überlastete den feindlichen Schild und liesen ihn zusammenbrechen.
"Torpedo, Feuer"
Der gegenerische Kommandant versuchte sein Schiff ebenso herum zureissen, jedoch war die Distanz zwischen beiden schon zu sehr zusammengeschrumpft, so dass er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte. Der Torpedo traf die ungeschützte Seite, wo das Schild des Feindes nicht mehr existierte. Kurz nach dem Einschlag war Stille. Ein Blindgänger? Dann erschütterte die Druckwelle der Explosion das Schiff und ein Jubelschrei ging durch die Decks. Der erste Feind war erledigt.
"Ruder neuer Kurs" befahl der Commodore, „zwei, vier null zu eins acht null – Beschleunigen !
Signalstation, melden sie dem Flaggschiff: Wir haben den Feind angegriffen !“
"Kurs gesetzt Sir," meldete der Rudergänger der SMS KATANA.
"Gut," gab Tanaka steif zurück, während sich in seinem Kopf bereits die Gedanken überschlugen. Doch der neue Kurs kam bereits zu spät.
Die SMS KATANA wurde regelrecht aufgeschlitzt und mit nur zwei Raketentreffern starben zugleich zweihundert Männer und Frauen. Und das nicht mal in einer Sekunde. Die Raketenwerfer waren so gut wie unbeschadet, aber die Nahbereichsabwehr hatte einiges abbekommen. Und dass hieß nur noch mehr Treffer für das Schiff.
Die SMS KATANA feuerte unbeirrt weiter auf die Alien. Tanaka stemmte sich mühselig auf und versuchte sich auf seinem Sessel abzustützen, während er auf wankenden Beinen aufzustehen versuchte, aber der nächste Treffer riss ihn erneut zu Boden. Es war nun schon der dritte. Schliesslich schaffte er es sich auf seinen Platz zu ziehen und auf sein taktisches Display zu schaun. Gut sah es nicht aus, aber noch ein Weilchen mussten sie durchhalten, dann würde die Falle zuschlagen. Nur noch ein Weilchen.
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Admiral Haraki und seine Brückencrew starrten teilweise abwesend auf den Taktischen Plot. Die SMS KATANA hatte mit dem Schlachtgeschwader einen neuen Kurs, Richtung Tenkagi eingelegt. Die Schiffe hatten begonnen sich gegenseitig in der Nahbereichsabwehr zu unterstützen, doch es gab einfach zu viele Raketen. Wieder und wieder wurden SAMURAI-Schiffe getroffen. Insgesamt steckte das Geschwader der SAMURAI mehr ein, als die Aliens. Haraki wusste, dass die Lage schlecht war, hatte der Kampf doch gerade erst angefangen. Und die beiden Schlachtwälle näherten sich unerbittlich.
Admiral Haraki ignorierte den Schlachtkreuzer SMS Sony, der aufgrund seiner Beschädigung zurückfiel. Er würde nicht der letzte sein. Für einen Moment glaubte er wirklich, dass diese Schlacht nicht gewonnen werden kann. Es war unglaublich, wie viele Treffer das Kampfgeschwader Tanakas bereits hatte einstecken müssen und dann wurde alle Mühe der Feinde belohnt und der Schlachtkreuzer SMS Sony explodierte. Man konnte den Jubel auf Seite der Aliens nur erahnen. Wie eine Schweigeminute des Gedenkens verbreitete sich Totenstille auf dem Kommandodeck der SMS SHOGUN.
Haraki war sich sicher, dass das nicht der letzte Verlust gewesen sein würde. Etlich würden noch folgen. Die Aliens trieben keine spielchen mehr, die Spielchen waren vorbei.
„Signalstation“ bellte Hara.
„Aye, Sir !“ hart aber deutlich antwortete der Signal-Offizier.
„Stellen Sie eine Verbindung zum Geschwaderkommandanten her !“
„Aye, Sir, Verbindung wird aufgebaut!“
Haraki wusste nicht, warum Tanaka seine Befehle so sträflich missachtet hatte. War der Angriff von ihm doch nur heller Wahnsinn gewesen.
„Sir, die Verbindung steht !“
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„Taktik?“
„Der Feind passt sich unserer Kursänderung an !
„Ich sehe es.“ Gab Tanaka zurück und starrte wie hypnotisiert auf das Display.
Die Kursänderung des Feindes kam nicht unerwartet. Er änderte ihn, um weiter auf Abstand zu bleiben um seinen Vorteil im Raketengefecht zu behalten. Das hätte wahrscheinlich auch jeder andere Kommandant getan.
Tanaka errechnete einen neuen Kurs. Es war zwar riskant und der Feind hätte noch einen besseren Schusswinkel, jedoch musste die Falle unbedingt zuschnappen.
„Sir, Signal vom Flaggschiff“ meldete Mira.
„Stellen Sie durch!“
„Aye, Sir“
Auf dem Display verschwand die taktische Darstellung und stattdessen erschien das Gesicht des Admirals. Die Anspannung ins Gesicht geschrieben zog er seine Stirn in tiefe Falten.
„Sir?“ eröffnete Tanaka das Gespräch.
„Hier spricht Admiral Harakai, verdammt Tanaka was machen Sie da?“
Der Admiral schien kurz zu überlegen. „Wir greifen jetzt an.“
„Nein“, schrie Tanaka, „Wir sollten den urspünglichen Plan verfolgen…“
Barsch unterbrach ihn der Admiral. „Aber wir haben zu hohe Verluste. Ziehen Sie sich zurück, das ist ein Befehl.“
Tanaka schwitzte, hatte der Admiral ihm ausdrücklich befohlen alles daran zu setzen, den Gegner nicht mehr zu bedrängen. Er hatte die befohlene Kursänderung vom Flaggschiff an den Rudergänger weitergegeben.
Das taktische Display erwachte erneut zum leben und während es die Darstellung projezierte, machte sich Admiral Haraki daran, die Antriebe seines versteckten Kampfverbandes hochzufahren und anzugreifen.
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Konteradmiral Abe erschrak, als er die neuen Lichter auf seinem taktischen Display auftauchten sah. Einen Christbaum gleich, wenn man die Kerzen entzündet, tanzten neue feindliche Symbole auf dem Schirm und sie waren eben auf Abfangkurs gegagnen. Es war eine Falle. Und sie liefen direkt hinein. Noch war es nicht zu spät.
„Ruder“, schrie er,
„Neuer Kurs eins acht null zu null neun null“
„Aye, Sir“ bellte der Rudergänger.
„Signalstation, geben Sie den Kurs an die Flotte weiter, geben Sie Befehl: Angriff abbrechen, wir ziehen uns zurück !“
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Admiral Haraki betrachtete das Display und dankte den Glücks(Nord)göttern dafür, dass der gegnerische Kommandant den Angriff abbrach. Soeben öffnete er das Gate zur Fightzone und suchte sein Glück in der Flucht.
Ein Glück für uns. Schoss es Haraki durch den Kopf. Heute waren wir überrascht. Aber das nächste mal, sind wir bereit.
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Alien vs Samurai Teil 2
Konteradmiral Abe stieg als erster aus der Pinasse. Ihm folgte sein Stab und eine reihe schwer bewaffneter Alien-Krieger. Am Rand des Flugfeldes hatte sich eine Delegation Blacks in Gala-Uniform aufgestellt.
Als der Konteradmiral den Boden Abydos berührte, ging die Seitenmannschaft des Begrüßungskomitees in Hab Acht, eine altmodische Pfeife ertönte. Ehrfürchtig betrachteten die Soldaten den Konteradmiral. Ein Offizier der Blacks trat vor und begrüßte den Gast auf militärische Art. Abe erwiderte den Gruß und gemeinsam begaben sie sich zum Terminal. Das gesamte Flugfeld war von Black-Sicherheitsleuten gesäumt. Marine-Einheiten sicherten jeden Zugang zum Flugfeld und eine Jägerstaffel patroullierte den Luftraum. Abe war sichtlich beeindruckt von den Sicherheitsmaßnahmen der Blacks. Vom Terminal aus ging es mit Flugwagen zum "Black-Core-Mausoleum". Noch nie zuvor war er zu einer Lagebesprechung nach Abydos gekommen. Neugierig betrachtete er den Baustil der Blacks, der eine gewisse Eleganz zum Ausdruck brachte.
Je näher sie dem Hochsicherheitstrakt kamen, desto weniger Zivilisten waren zu sehen. Großräumig war das Gebiet um die Nervenzentrale der Blacks abgesperrt worden. Abe bedauerte die Einhaltung des Protokolls, gerne hätte er ein paar Worte mit den Bewohnern der Black-Welt gesprochen. Dazu blieb aber keine Zeit. Mit Vollmachten ausgestattet, kam er, um mit den Blacks einen Angriffsplan gegen die Allianz auszuarbeiten. Seit dem Überfall auf Tohoku waren zwei Wochen vergangen.
In der Eingangshalle des "Black-Core-Mausoleum", wurde Konteradmiral Abe aufgefordert seine Waffen abzugeben.
"Was erlauben Sie sich !" fuhr Konteradmiral Abe den Sicherheitsoffizier der Blacks an.
Nach einer kurzen Diskussion einigte man sich darauf, dass zwar die Begleitung des Konteradmirals die Waffen abgeben musste, jedoch der Admiral seine Waffe behalten durfte.
Im 28. Stock des Gebäudes angekommen, wurde der Admiral in einen Besprechungsraum geführt. Seine Begleitung wurde gebeten in einem Warte-Raum platz zu nehmen. Der Besprechungsraum zeugte vom Reichtum der Blacks. Mit edlen Hölzer verkleidete Tafeln schmückten die Wände und erzeugten ein Flair von Klasse und Stil. Konteradmiral Abe stand am Fenster und genoss die Aussicht auf die Hauptstadt Abydos, als der Black-Core-Member Blackwyrm eintrat.
"Seien Sie gerüßt, Konteradmiral" eröffnete der mit dem höchsten Amt im Black-Reich dekorierte Politiker. Der Uniform war anzusehen, dass er nicht nur ein ziviles hohes Amt bekleidete, sondern ebenso in die Kommandostruktur des Militärs der Blacks integriert war. Orden und Auszeichnungen überzogen die Brust von Blackwyrm, was ein Zeichen für die vielen Schlachten war, die er geschlagen hatte. Abe gestand sich ein, dass er so einen Mann nicht erwartet hatte.
Anstatt eines trägen korrupten Politikers, vermittelte Blackwyrm den Eindruck eines harten Kriegers, der sich seine Auszeichnungen redlich verdient hatte. Abe empfand Respekt für Soldaten und Offiziere. Waren sie doch alle von ein und demselben Schlag, sahen der Gefahr ins Gesicht und das einte sie.
Der Konteradmial lächelte den Core-Member an und erwiderte die freundliche Begrüßung. Schliesslich ging es um die Gründung einer neuen Verbindung: Das Alien-Reich strebte eine militärische Bündnisverbindung mit den Blacks an und die Vorverhandlungen waren bisher ganz positiv verlaufen.
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Als der Annäherungsalarm ertönte, befand sich die Crew des Handelsfrachters SMS Handelsfreunde auf der Brücke. Die SMS Handelsfreunde brachte Güter von Arakis nach Reese. Soeben hatten sie den Transfer vom Hyperraum in den Normalraum beendet, als der Alarm ertönte.
„Piraten !! Ein Angriff der Piraten !“ fuhr es dem Frachterkapitän durch den Kopf.
„Triebwerke auf volle Leistung ! Gegenschub iniziieren“ befahl er.
„Aye, Sir !“ schrie der erste Offizier der Frachtermannschaft. Der Frachter „Handelsfreunde“ bäumte sich auf, als die Triebwerke mit vollem Schub den Frachter auf neuen Kurs brachten. Riesige Trägheitsdämpfer kämpften gegen Trägheit und Masse. Die Piraten hatten den Frachter aber schon entdeckt.
„Mist!“ rief der Kapitän Noob, „Taktik schalten Sie alles was wir haben auf den Feind !! Ruder Ausweichkurs: null neun null zu eins acht null, beschleunigen !“
Der Kapitän des Frachters hatte den Befehl gerade ausgesprochen, als der taktische Offizier aufschrie.
„Wir sind erfasst, aktive Ortungsstrahlen der Piraten, Sir die haben uns im Ziel !!“
„Ruder Ausweichmanöver einleiten !!“ befahl der verzweifelte Captain, „setzten Sie einen Notruf ab: WEHRLOSER FRACHTER WIRD ANGEGRIFFEN !!“
Der Frachter-Pilot flog um sein Leben. Immer weiter trieb sie der Kurs hinaus in den offenen Weltraum und so schnell sie auch reagiert hatten, so schnell sie auch waren, die Piraten kamen immer näher.
"Taktik" wollte der Kapitän wissen, "Wer sind die?"
"Sir, den Signaturen nach sind das Alien-Schiffe."
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"Meldung" unterbrach Signaloffizier Samurai Servo die Stille auf dem Kommandodeck, "Sir, wir empfangen einen Notruf!"
Der Schlachtkreuzer SMS Tokyo befand sich gerade auf der Heimreise nach Tenshukagu. Da der Schlachtkreuzer unentwegt im Einsatz war, waren diverse Wartungsintervalle sträflich missachtet worden und der Flottenkommandant hatte beschlossen, lieber auf einen Schlachtkreuzer zu verzichten, als einen reparaturbedürftigen bei sich zu haben. Nach der Überholung sollte er sich als baldmöglichst der Flotte wieder anschliessen.
Der 1. Offizier der SMS Tokyo saß auf dem Kommandosessel und schien in Gedanken versunken.
"Ja?" fragte er verschlafen. "Servo, sind sie sicher?"
"Aye, Sir, der Notruf kam gerade herein und wird auf einer internationalen Frequenz wiederholt."
"Enfernung - Taktik?" die Stimme des 1. Offiziers klang nun schon viel wacher als gerade eben.
Mit einem räuspern bereitete sich der taktische Offizier auf die Antwort vor. Seine Finger bewegten sich fast unbewusst mit großer Geschicklichkeit über die Bedienfelder. Nach einer kurzen Weile richtete er sich auf und drehte sich dem 1. Offizier zu:
"Sir, der Peilung nach, die uns die Signalstation übermittelt hat, führt uns auf einen Parallellkurs. 4 Lichtminuten entfernt, zu weit für eine Erfassung der Langstreckensensoren."
4 Lichtminuten überlegte der 1. Offizier. Das bedeutete er musste schnell handeln.
"Maschine", bellte er ins Interkom.
"Aye, Sir !" kam die Antwort.
"Bereiten sie einen sofortigen Gewalttransfer in den Normalraum vor. Bereitmachen für Alarmstart.!"
"Aye, Sir !"
Nach einer kurzen Denkpause, erhob sich der 1. Offizier und betätigte einen Schalter am Kommandosessel. Wie aus dem Nichts schoben sich Displays und Bedienfelder aus den Verankerungen.
"Taktik" befahl er, "Befehlen Sie Gefechtsbereitschaft !"
"Aye, Sir !" bellte der taktische Offizier.
Obwohl innerlich vorbereitet riss es den 1. Offizier immer wieder aufs neue, sobald der tiefe unüberhörbare Alarmton losschrillte. Begleitet von der weiblichen Computerstimme erwachte das Kriegsschiff zum Leben.
"Alle Mann auf Gefechtsstationen. Alle Mann auf Gefechtsstationen. Dies ist keine Übung. Ich wiederhole: Dies ist keine Übung."
"Meldung !" ergriff nun der Rudermann das Wort. ,"Machine meldet Bereitschaft für Gewalt-Transfer !"
"Einleiten !" befahl der 2. Kommandant und hielt sich am Sessel fest.
Der Übergang vom Hyperraum in den Normalraum war normalerweise eine sichere Sache. Man benutzte Sprungknoten, die natürlich im ganzen Universum vorkamen. Solche Sprungknoten wurden auch "Gates" genannt. Eine normaler Transfer fand natürlich statt, das heisst, das Schiff wurde durch eine Schwachstelle im Hyperraum in den Normal-Raum gezwungen.
Doch diesmal war es anders. Diesmal gab es keinen Sprungkonten in der Nähe. Ein Gewalt-Transfer war nur möglich, indem man den Hyperraum destabilisierte, was letztendlich immer gefährlich war, da man nie wusste, wo genau man im Normalraum auftauchte. Nicht zum ersten mal, wurde ein komplettes Schiff vernichtet, weil es durch einen Gewalttransfer in einen festen Körper wie sie Planeten, Asteroiden oder Sonnen darstellen, materialisierte. Solche Unfälle versuchten die Navigatoren zwar zu vermeiden, ein Restrisiko bestand allerdings immer.
Der durchdringende Alarmton schrillte immer noch durchs Schiff, als der Kapitän die Brücke betrat, während die Gefechtsmannschaften bereits ihre Stationen bemannten.
"Kapitän, auf der Brücke !" rief der wachhabende Offizier, der den Eingang zum Kommandodeck flankierte.
"Was gibts?" fragte der Kapitän barsch. Mann sah ihm an, dass er gerade geschlafen hatte, die Uniform war noch nicht richig angelegt und ziemlich verdattert schien sein Gesichtsausdruck.
"Wir haben einen Notruf erhalten" eröffnete der 1. Offizier, als er aufstand um dem Kapitän den Kommandosessel freizugeben.
"Transfer erfolgreich !" lies es sich vom Rudergänger vernehmen, "Maschine meldet Bereitschaft für Alarmstart !"
"Taktik?" fragte der Kapitän.
"Moment Sir, Scann läuft." Obwohl nur 2 Minuten vergingen, kam es dem Kapitän vor, wie eine Ewigkeit.
"Kontakt !" meldete der taktische Offizier aufgeregt, "Peilung: eins acht null, auf null null zwei !"
"Ruder ! - Neuer Kurs," befahl der Kapitän. "Eins acht Null, zu null null zwei, Maximalbeschleunigung !
"Aye, Sir, kommen auf Kurs: Eins acht Null, zu null null zwei, Maximalbeschleunigung liegt an !"
"Wann haben wir Höchstgeschwindigkeit erreicht?"
"In 10 Minuten, Sir !"
"Danke Ruder."
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Als der Schlachtkreuzer der Samurai die Höchstgeschwindigkeit erreichte, war der Kontakt bereits bestätigt worden. Es war ein ziviler Frachter der Samurai, der monoton immer wieder seinen Notruf ins All sendete.
Solange er noch sendet, kanns noch nicht zu spät sein. dachte der 1. Offizier, während er forschend ins Gesicht seines Kommandanten guckte. Der Kommandant war nun vollkommen wach. Nichts erinnerte mehr daran, dass er eben noch geschlafen haben musste.
"Meldung !" stiess der taktische Offizier hervor. Mit einem scharfen einziehen der Luft berichtete er: "Wir erfassen ein Kreuzergeschwader der Aliens."
"Abfangkurs berechnen !" bellte der Kommandant, während er seine 2 Schwerter in eine bequemere Sitz-Position schob. Die Ankunft des Samurai-Schlachtkreuzers hatte die erhoffte Wirkung. Der Kampfverband der Alien lies von dem Frachter ab und ging seinerseits auf Abfangkurs.
"Taktik !"
"Aye, Sir!"
"Geben Sie Beschiessungsplan Beta an die Gefechtsstationen weiter !"
"Aye, Sir, Beschiessungsplan Beta an die Gefechtsstationen übermittelt. Gefechtsstationen melden Bereitschaft !"
"Feuer frei, für alle Decks !" bellte der Kapitän.
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Weisser Rauch behinderte die Sicht und beissender Geruch von geschmolzenen Kunststoff verbreitete sich auf dem Kommandodeck. Schweres Husten war aus der Station der Schadenskontrolle zu hören.
"Umweltsysteme auf dem Kommandodeck zusammengebrochen," bellte der Offizier der Schadenskontrolle, Samurai Sugimoto, "Schadenskontrollteams auf Deck 1!", während er das Interkom bediente, streifte er sich die Ärmel seines Raumanzuges über.
Mit geübten Griffen schloss er den Anzug und überprüfte die Kontrollleuchten am Arm. Der Helm befand sich in einer Verankerung neben der Station und mit einem kräftigen Ruck löste er ihn und streifte sich den Helm über. Er wusste, dass es sehr schnell gehen musste. Der Toxin-Gehalt in der Luft überschritt bereits zulässige Höchstwerte und erste Besatzungsmitglieder lagen bewusstlos auf dem Boden, die es nicht rechtzeitig in Ihre Raumanzüge geschafft hatten.
Nachdem er den Druck des Raumanzugs überprüft hatte, drehte er sich um und blickte auf das Chaos, das einst die Brücke des stolzen Schlachtkreuzers SMS Tokyo war. Trümmer lagen auf dem Boden, auf einer Seite hatte eine explodierte Station ein riesiges Loch in der Wand hinterlassen. Schmorend und zischend drangen Blitze hervor und entluden Ihre Wut in den Nachbarstationen.
Es sah nicht gut aus. SMS Tokyo feuerte wähenddessen unentwegt weiter, die Gefechtsstationen hatten ihren Beschiessungsplan und feuerten nach diesem bis er geändert wurde. Ein Blick zur Mitte der Brücke versicherte ihm, dass der Kapitän noch am Leben war. Ebenfalls angetan mit einem Raumanzug machte er sich gerade an seinem taktischen Display zu schaffen. Sugimotos Blick ging in die Runde und blieb bei der taktischen Station hängen. Nach vorn übergebeugt, lag der taktische Offizier auf seiner Station. Blut sickerte ihm aus einer offenen Wunde am Hals und mit glasigen Augen, jedoch mit keinem Schrecken im Gesicht lag er da. Man konnte in seinem Gesicht noch die Genugtuung sehen, einen guten Kampf gekämpft zu haben. Und tatsächlich hatte er übermenschliches geleistet. Trotz der schweren Verwundung hatte er sich geweigert, die Station zu verlassen und leitete das Feuergefecht bis zu seinem Tode weiter. Dem Kampfgeist des taktischen Offiziers waren noch 3 weitere feindliche Kreuzer zum Opfer gefallen, bevor er starb.
Sugimoto wurde es heiss und kalt, als ihm klar wurde, dass er neben dem Kapitän der einzige überlebende Offizier auf der Brücke war. Der Signaloffizier Samurai Servo lag verkohlt über seiner Station. Er verdrängte das Gefühl des Entsetzens und der schrecklichen Leere. Er verdrängte die furchtbaren Bilder der toten Kameraden, die teilweise noch an ihren Stationen zusammengebrochen dasaßen oder verstümmelt auf dem Boden der Brücke verteilt lagen. Sein Verstand wollte nicht arbeiten. Langsam wurde ihm bewusst, dass er seine Station verlassen musste. Behutsam erhob er sich von seinem Platz und ging zur Taktik. Jede Bewegung kam ihm unendlich vor. Wie durch einen Schleier des Alptraums bewegte er sich Meter für Meter durch eine Welt, die sich in reinstes Grauen verwandelt hatte.
Es musste jetzt schnell gehen, oder alles war verloren. Er riss seinen Blick vom toten Offizier der Taktik los, dann schob er ihn vom Platz. Unsanft krachte der leblose Körper auf den Boden. Stattdessen schob er sich auf den Platz der Taktischen Station. Lange war es schon her, dass er eine taktische Station bedient hatte. Konzentriert betrachtete er die Anzeigen und Displays, rief hier eine Information ab und lies sich die taktischen Daten des Schiffs anzeigen. Bald schon wurden seine Bemühungen belohnt und ein Display mit einer graphischen 3-D Darstellung erwachte zum Leben.
In der Mitte der Darstellung sah man den Schlachtkreuzer SMS Tokyo. Dichte Wolken aus Atemluft hinter sich herziehend, zogen sich vereinzelte sekundär-Explosionen durchs Schiff. Zu beiden Seiten flankierten ihn die verbleibenden zwei Feindschiffe, die mit Dauerfeuer die Armierung der SMS Tokyo Stück für Stück ins nicht-existente schoss. Auf der anderen Seite feuerten die noch funktionierenden Gefechtsstationen mit Nomadengeschützen und drei Funktionstüchtigen Torpedobänken auf den kleinenern der beiden Gegner. Raubkatzen gleich, lagen sie in gemessenem Abstand hinter der SMS Tokyo, die in ihrem Todeskampf lag.
"Status!" bellte der Kapitän. Verzerrt durch den Helmlautsprecher klang die Stimme fremd und ungewohnt. Irgendwie hatte der Captain es geschafft, sein taktisches Display ebenso wieder zum Leben zu erwecken.
„Aye, Sir !“ nach einem kurzen Blick auf die Anzeigen antwortete Sugimoto:
„Hauptenergie ausgefallen,
Notgeneratoren haben übernommen,
Gefechtsstationen vier bis 22 sind intakt,
Beschiessungsplan Beta immer noch aktiv !“
Nach einer kurzen Atempause setzte Sugimoto seinen Bericht fort:
„Der feindliche Alien-Schlachtkreuzer hat mittlerweile aufgeschlossen und das Bremsmanöver eingeleitet, der Kreuer befindet sich auf Energiewaffenreichweite und ist momentan das Ziel nach Beschiessungsplan Beta.“
„Danke, Taktik - schalten sie das Ruder auf Ihre Station !“
„Aye, Sir !“
Sugimoto gab entsprechende Befehle in seine Konsole vor ihm ein. Jede Station der Kampfdecks waren so ausgelegt, dass im Falle einer Zerstörung, eine Nachbar-Station die Aufgaben übernehmen konnte. Dies stellte die Konstrukteure der Kommandodecks jedes Mal vor neue Herausforderungen. Doch einen Komplettausfall der Antriebssektion konnte auch eine Stationsübernahme einer Nachbarstation nicht ausgleichen.
„Sir, Ich muss melden, dass der Antrieb offline ist. So wie es aussieht ist anstelle des Antriebs nur noch ein Riesenloch da !“
Sugimoto hatte nicht bemerkt, wie die Hauptschleuse zum Kommandodeck geöffnet wurden. Ein Schadenskontrollteam stürmte auf die Brücke in Begleitung mit medizinischem Personal. Sämtlich trugen Sie Raumanzüge. Der Rauch hatte mittlerweile die komplette Brücke in eine Nebelbank verwandelt. Sofort machten sich die Techniker an die Arbeit. Doch in diesem Moment traf eine weitere Rakete das Schiff. Der Nahbereichsabwehr war es nicht gelungen, die vielzahl der Raketen abzuwehren. Es war ein Spiel mit dem Zufall und nur eine Frage der Zeit, bis die Gefechtsstationen nicht mehr ausreichten, um den Feindbeschuss erfolgreich abzuwehren.
„Meldung“ stiess Sugimoto hervor, der mittlerweile die Signalstation und die Lebenserhaltung auf seine Station umgelegt hatte.
„Kontakt – eine Lichtminute, auf Kurs drei zwei vier zu eins acht null – der Signatur nach ist es ein Pretorianer !“
****************
„Alarm, Alarm ! Alle Piloten zu ihren Schiffen, alle Piloten zu Ihren Schiffen. Die ist keine Übung ! Wiederhole: Dies ist keine Übung !“
Vizeadmiral Duke stand vor dem taktischen Großbildschirm und betrachtete die Szene der Zerstörung und Verwüstung. 3 zerstörte Alienkreuzer bildeten ein Trümmerfeld, als Vorboten eines schaurigen Überlebenskampfes. Der verbündete Schlachtkreuzer der Samurai trieb im All, ohne Antrieb und anzeichen von Feuer zeigten die verwundeten Hüllenbrüche. Riesige Schwaden von Atemluft traten aus bildeten Wolken und Duke wurde schlecht bei dem Gedanken, wie viele Besatzungsmitglieder wohl einem grausamen Erstickungstod gestorben waren. Dennoch, allem Anschein nach befand sich noch Leben auf dem Schiff, denn einem Wahnsinn gleich gab es noch Gefechtsstationen, die immer noch aktiv feuerten.
Als sie den Kampf bemerkt hatten, hatte Duke den sofortigen Gewalt-Transfer in den Normalraum befohlen. Sie hatten Glück. Gerade eine Lichtminute entfernt lag das Kampfgeschehen. Wenn alles gut ging, konnten sie noch Leben retten. Die größte Gefahr ging vom Schlachtkreuzer der Aliens aus. Doch der würde nun sein blaues Wunder erleben.
„Abfangkurs berechnen, Antrieb hochfahren, Maschinenraum bereitmachen für Alarmstart !“ befahl Duke.
„Aye, Sir !“ bestätigte der Kapitän der SPQR REMULUS, dem neuesten Trägerschiff der Flotte. Die Pretorianer setzten viel in Ihren Taktiken auf den Einsatz der Jägergeschwader, was auch in der Zusammenstellung ihrer Flotten Ihren Wiederklang fand. Stets waren Trägerschiffe mit von der Partie. Trägerschiffe hatten den Vorteil ganze Jäger-Geschwader transportieren, reparieren, ja sogar in geringem Umfang Jäger und im Falle der SPQR REMULUS sogar Fregatten produzieren zu können. Während eines Einsatzes befand sich ein Trägerschiff schon mal mehere Monate, wenn nicht Jahre tief im Weltraum und musste von daher unabhängig und souverän agieren können. Duke war stolz auf die Remulus. War sie doch das größte Trägerschiff, das die Pretorianer jemals gebaut hatten. Es rühmte sich nicht nur einer eignen Jägerwerft, nein, es befand sich sogar eine Außenwerft an Board, mit der Schiffsklassen bis zum Kreuzer repariert und gewartet werden konnten.
Ein Schlachtkreuzer wirkte geradezu winzig im Vergleich mit diesem fliegenden künstlichen Asteorieden. Ein Trägerschiff agierte niemals alleine. Ein Kampfverband von meheren Kreuzern war Standart-Geleitschutz. Und dieser Kampfverband befand sich gerade auf Abfangkurs zum feindlichen Schlachtkreuzer.
„Sir !“ meldete der Offizier der Taktik, „Der Feind zieht sich zurück. Soeben ist er auf Kurs drei eins null zu eins acht null gegangen, Sir, der Feind wird entkommen!“
Verärgert betrachtete Duke die taktische Darstellung auf dem Display.
Die verbleibenden Alienschiffe hatten offensichtlich den Pretorianischen Kampfverband geortet und waren auf Fluchtvektor gegangen.
„Sollen die Einheiten die Verfolgung aufnehmen?“ wollte der pretorianische Kapitän wissen.
Duke überlegte kurz, ob eine Verfolgung möglich war. Das Raumgebiet indem sie sich gerade befanden war eine beliebte Handelsstrecke. Gerade hier in der Nähe von Reese gab es einen besonderen Hyperraumknoten, der es erlaubte, nach verschiedenen Systeme zu springen. Eine Verfolgung war somit ziemlich aussichtslos, da nicht vorhergesagt werden konnte, welchen Sprungknoten der Feind nehmen würde.
„Nein“ entschied Duke. „Geben Sie Befehl an die Flotte, die Schiffe sollen mit der Bergung und Rettung der Tokyo beginnen.“
„Aye, Sir !“
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