Die SAMURAI auf Lineage. - SciFi-Forum

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Die SAMURAI auf Lineage.

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    Die SAMURAI auf Lineage.

    Prolog

    Das Landungsschiff hielt sich nicht lange am Boden auf. Nach dem Aufsetzen öffneten sich die Luken für den Ausstieg. Krieger, unterstützt durch Elite-Krieger stoben aus dem Inneren der Pinasse hervor. In Sekundenschnelle war der Platz um die Pinasse gesichert. Und schon hob sie wieder ab, zurück zum Mutterschiff, die nächste Kampfeinheit zu holen.

    Tanjian Shaijanie blickte zum Himmel empor: Über dem Planeten Lineage lag ein klarer blauer Himmel, dessen Sonne kein Wölkchen trübte. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, sah man die Landungsschiffe, die extra für diesen Einsatz konstruiert und gebaut worden waren.

    Der erste Angriff vor 3 Jahren endete in einem Desaster und dem Verlust der kompletten Landungsstaffel. Vor drei Jahren waren die SAMURAI nicht vorbereitet gewesen. Niemand hatte ahnen können, dass es auf dem Planeten Lineage ein natürliches Kraftfeld gab, unbekannten Ursprungs, das sämtliche moderne Waffen und Schiffe der SAMURAI unbrauchbar machte. Der damalige Kommandant, Admiral Haraki war unter den hohen Verlustzahlen gewesen. Der Admiral war in der ersten Pinasse gewesen. So kannte man ihn: Mit dabei an vorderster Front, ob im Schlachteinsatz im Weltall gegen die unzähligen Feinde der SAMURAI, oder auf einem Planeten im Eroberungsfeldzug. Doch diese Schlacht vor 3 Jahren sollte Admiral Haraki's letzte sein: Die Landungsschiffe verloren in der Atmosphäre Lineage's Ihre Antriebsfähigkeit und stürzten wie plumpe Steine zu Boden. Den Aufschlag überlebte keiner. Konteradmiral Rohin ließ daraufhin zum Rückzug blasen.

    Seit damals beschäftigten sich die SAMURAI mit der Lösung dieses Problems. Die Wissenschaftler bauten immer neue Antriebe, neue Innovationen und freiwillige Krieger testeten diese Antriebe in der Atmosphäre Lineage s. Möge Buddha Ihrer Seelen gnädig sein. Nach drei Jahren intensivem Forschens war es dann soweit: Man hatte eine Antriebsmöglichkeit gefunden. Da die existierenden Landungsschiffe aus technischen Gründen nicht eingesetzt werden konnten, mussten komplett neue Landungsschiffe konstruiert werden. Mit Stolz beobachtete Shaijanie, wie die Landungsschiffe im Rhythmus der Vernichtung Ihre tödliche Fracht auf den Planeten brachten.

    Lineage war ein Planet, der nach keinem der bisherigen Maßstäbe gemessen werden konnte. Durch das Kraftfeld, war der Einsatz moderner Technologie nicht möglich. Viele Rassen hatten schon vor den SAMURAI versucht auf dem Planeten Fuß zu fassen. Nur wenigen war es bisher gelungen, das Kraftfeld mit den Auswirkungen auf die Technik zu überwinden. So waren auch nicht die Eingeborenen die größte Gefahr, sondern die Fremdweltler, die Ihren Anteil am „Kuchen“ haben wollten. Während der Tanjian über die Situation auf Lineage nachdachte verdunkelte sich der Himmel. Ein immer größer werdender Schatten verwehrte die Sicht zur Sonne. Ein weiteres Landungsschiff setzte an Landungsposition Alpha 3 – Shaijanie's Position zur Landung an. Die chemischen Triebwerke fauchten Eindrucksvoll, als die Bremsraketen gezündet wurden. Um eine Pinasse dieser Bauart zu fliegen, benötigte man mehr Mann Bedienmannschaften, als Kampfeinheiten transportiert werden konnten. Die Ingenieure mussten sich bei den Steuerungseinheiten auf höchst rudimentäre mechanische Elemente stützen. Die vielen Hebel und Stangen-Systeme zur Übertragung der Befehle erwiesen sich als Problematisch im Flugverhalten der Pinassen. Es war praktisch ein Sprung in die Vergangenheit. Trotz dieser Schwierigkeiten setzte der Pilot, den Umständen entsprechend, mit „Bravur“ auf. Der Boden erzitterte, als das Schiff aufschlug. Von einer sanften Landung konnte keine Rede sein.

    Die Luken sprangen auf, und mehr oder weniger, von der Landung lädierte Krieger und Elite-Krieger entstiegen im Laufschritt der Pinasse: Shaijanie musste unwillkürlich grinsen: Wie sie da rausgestürmt kamen, erinnerten ihn die Krieger eher an Gestalten aus dem Museum, oder einem alten Film, als an die berühmten Elite-Einheiten der SAMURAI, die schon auf so vielen Welten und in unzähligen Schlachten im All gekämpft hatten. Doch diesmal, sollte alles anders kommen. Glänzende Rüstungen spiegelten die Sonnenstrahlen und verfingen sich an Speeren und Schwertern. Die Aufnahme hätte auch aus dem 17. Jahrhundert stammen können. Krieger mit Rüstungen und Waffen, die eher an vergangene Zeiten erinnerten, als an moderne Soldaten, fingen an Zelte aufzubauen und das entstehende Lager mit Wachposten und Bogenschützen abzuriegeln.

    „Lassen Sie den kommandierenden Oyabun rufen“ befahl Shaijanie.

    „Hai!“ erwiderte der Hauptmann der Leibwache. Nach einer kurzen tiefen Verbeugung machte er auf dem Satz kehrt und trottete in Richtung des Lagers los, wo der Zeltplatz entstand. Nach einer kurzen Weile kam der Hauptmann mit dem Qyabun zurück.

    „Ihr habt gerufen, Sir?“ meldete der Offizier in Hab-Acht. „Oyabun, geben Sie mir einen Situationsbericht!“ Munsai entstammte einer großen Samurai-Familie auf Tenshukagu. Seit seiner Ernennung in den Stand eines Offiziers – Oyabun, hatte er erstklassige Leistungen gezeigt. Seine Stimme war fest und befehlsgewohnt.

    „Der Aufbau des Lagers geht Planmäßig voran. Jedoch sind wir auf erste Schwierigkeiten gestoßen.“

    Shaijanie musterte den Oyabun. Eigentlich war er mit der Ausbildung und Betreuung der Anwärter des Samurai-Clans betraut. Aber wie jeder Samurai war auch er im Kampf ausgebildet und im militärischen Rangsystem verankert. An seiner Seite hingen die zwei traditionellen Schwerter der SAMURAI. Seine Rüstung glänzte und spiegelte die Landschaft wieder. An seiner Haltung gab es nichts auszusetzen.

    „Welcher Art sind die Schwierigkeiten?“ wollte Shaijanie wissen.

    „Wir haben drei Männer verloren.“ erwiderte Munsai, sichtlich verunsichert, wie sein vorgesetzter Tanjian reagieren würde. „Wir hatten vor der Landung keine Daten der Feindaufklärung. Es gibt anscheinend eine feindliche Tierwelt hier auf Lineage. Wir hatten auch schon Kontakt zu Einheimischen. Die Einheimischen sagen, es gibt eine Stadt namens Giran. Dorthin sind Sie unterwegs. Sie sagen, die Männer, die wir verloren haben wurden von Oel Mahum umgebracht. Das sind einheimisch vorkommende intelligente aggressive Tiere. Ich habe befohlen, die Wachposten um das Lager zu verdoppeln und jedem Wachposten einen zusätzlichen Bogenschützen zugewiesen. Wie es aussieht, verträgt dieses Monster recht viel. Wir werden es hier nicht leicht haben, Sir!“ mit einem Räuspern beendete der Oyabun seine Meldung.

    „Danke, Oyabun, Sie können wegtreten.“ Der Oyabun verbeugte sich tief vor dem Tanjian und ging zum Lagerplatz zurück.

    Nein, dachte der Tanjian, der Planet ist mit keinem zu vergleichen, auf dem je ein SAMURAI gewesen ist. Diesmal, weiß keiner, was auf uns zukommt.


    ***************************

    Tenshukagu

    „Wir haben nicht genügend Einheiten, um den kompletten Planeten zu besetzen. Dazu ist Lineage einfach viel zu groß.“ mit einem Räuspern beendete Oyabun Shinoby seine Ausführungen. Ihm gegenüber saß Großadmiral Danlo, vor sich einen Berg an Unterlagen auf dem Tisch liegend, paffte er gerade eine Zigarre. Der Rauch schlängelte sich in Spiralen zur Decke.

    Oyabun Shinoby gehörte zum beratenden Stab des Admirals. Ihm oblag die Planung der Eroberungsfeldzüge der SAMURAI. In früheren Zeiten war er ein hervorragender Flotten-Taktikter gewesen. Von dieser Zeit an bewahrte er sich eine eiserne Disziplin, die ihm immer wieder die Bewunderung und den Respekt, nicht nur seiner Untergebenen einbrachte.

    Danlo musterte seinen Oyabun. In manchen Schlachten hatten sie schon gemeinsam Seite an Seite gekämpft. Viele Narben an Ihrer Haut konnten gemeinsame Geschichte erzählen. Der Oyabun trug die schwarze Ausgeh-Uniform mit den zwei traditionellen Schwertern der Samurai. Sie befanden sich im Konferenzraum im obersten Stockwerk des Regierungssitzes.

    Der Palast ging weitläufig in einer U-Form auf und der Park war legendär. Schräg gegenüber des Regierungssitzes befand sich der Wohnblock des Patriarchen. Hermetisch durch die Palastwache abgeriegelt, herrschte hier der Patriarch über das ganze Imperium der SAMURAI. Tenshukagu, Tohoku und auch die Randbezirke des Reichs, wurden von dieser Nervenzentrale aus gesteuert. Modernste Technologie stand ihnen dabei zur Verfügung, und obwohl es den SAMURAI möglich war durch das All zu reisen, die unglaublichen Entfernungen des Weltalls zu durchkreuzen, war es Ihnen nicht möglich auch nur einen Schuss auf der Oberfläche Lineages, aus einer Energiewaffe abzufeuern. Welch Ironie. Trotz Ihrer technologischen Überlegenheit, lies sich der Vorteil auf Lineage nicht einsetzen. Er schrumpfte praktisch gegen Null. Auf Lineage herrschten andere Gesetze.

    „Was empfehlen Sie dann?“ wollte der Admiral wissen. Die Lage auf Lineage war nicht rosig. Die Landungstruppen meldeten erste Erfolge bei der Gebietssicherung, jedoch trafen sie auf mehr Widerstand als erwartet.

    „Nun, wir werden nicht umhin kommen, uns auf dem Planeten nach Hilfstruppen umzusehen. Die Bevölkerungsdichte auf Lineage ist recht hoch. Und dennoch gibt es kaum eine wirkliche Macht. Die Clans zerreißen sich gegenseitig. Das ist unsere große Chance, aber auch gleichzeitig unsere größte Gefahr. Der Tanjian wird es nicht einfach haben. Ein Problem dabei ist, die ungewöhnliche Tierwelt, wenn man überhaupt noch von Tieren sprechen kann. Primitive Intelligenzen, könnte man sie auch nennen. Teilweise sehen sie aus wie Monster. Wir haben bis jetzt mehr Männer an Monster verloren, als am Feind.“

    „Hilfstruppen, was?“ der Admiral legte seine Stirn in Falten. Sein Gesichtsausdruck erinnerte so an einem verknautschten Teddy-Bären, als an einem gefährlichen Soldaten. Doch Shinoby wusste, dass dieser Eindruck täuschte. In den Kriegen um Sirius hatte sich der Admiral den Ruf eines unerbittlichen Kämpfers eingehandelt. Seine Flugkünste waren legendär, die besiegten Feinde unzählbar. Auf der anderen Seite war Danlo aber Admiral und kein General.

    „Ich werde Ihre Empfehlung an den regierenden Tanjian Shaijanie auf Lineage weitergeben. Ebenso werde ich Patriarch Musashi über unsere Unterredung informieren.“ Der Admiral erhob sich, Shinoby ebenso.

    „Die Besprechung ist beendet, Oyabun Shinoby, Sie können wegtreten.“

    „Aye, Sir.“ Shinoby verbeugte sich und verließ gemessenen Schrittes den Konferenzraum. Danlo blieb noch eine Weile allein zurück. Sein Blick wanderte über das Panoramafenster. Es erstreckte sich über die komplette Wand. Er konnte die Lichter der Stadt sehen, wie sie langsam die Stadt zum Leuchten brachten dem Einbruch der Nacht entgegenglimmten.



    **********************************


    Was derweil auf Lineage geschah

    Shaijanie saß in seinem Zelt und betrachtete die topographische Karte, die ihm seine Aufklärer erstellt hatten. Inmitten des Lagers stand ein großer, alter Baum, dessen ausladende Äste mit seiner grünen Krone, eine Oase der Frische vor der gnadenlosen Sonne, ins Lager der SAMURAI zauberten. Shaijanie war dankbar um jeden Schatten. Gerade dieses Tal, eingegrenzt zu beiden Seiten von Hügeln, wirkte wie ein Sammelbecken für die Hitze. Der Truppentransport zur Oberfläche war beendet.

    Ab jetzt waren sie auf sich allein gestellt. Das Lager war an einem vorher vorbestimmten Platz errichtet worden. Es befand sich in der Nähe eines Flusses. Nicht weit vom Lager, schlängelte sich eine Straße durch die karge Landschaft. Neben Sträuchern und hohen Gräsern standen hier und da ein Baum, erinnerten wohl an vergangene Schlachten, als Könige, die einheimischen Wälder abholzen ließen, um Schiffe für Ihre Flotten und See-Streitkräfte zu bauen. Ähnliches geschah auch damals auf Alt-Erde als in Spanien und Portugal die Wälder für den Schiffs-Bau abgeholzt wurden. Zurückblieben wüstenartige Landschaften, daran musste Shaijanie denken, wenn er über diesen Ort nachdachte.

    Ob es wohl überall auf Lineage so aussieht? Shaijanie richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf die auf dem niedrigen Tisch vor ihm liegenden Karte. Das Gebiet war ideal. Auf die Hügel hatte Oyabun Xana, Krieger Stellung beziehen lassen. Von dort aus hatte man einen guten Überblick über den Verlauf der parallell zum Lager verlaufenden Straße, die vom Norden bei einer Brücke begann und im Süden in einer Gabelung endete. Ging man die Straße dann nach links weiter, kam man in die Nahe gelegene Stadt Giran.

    Shaijanie wurde jäh aus seinen Überlegungen gerissen. Der laute Schall der Alarm-Glocken riss ihn in die Realität zurück. Sofort war er auf den Beinen und riss sein Schwert aus der Scheide, packte den Schild aus der Halterung am Zelteingang und stürmte hinaus. Ein Angriff, der Primitiven. Ein Fettered Soul stand umringt von schwer bewaffneten Samurai-Kriegern da und fletschte die Zähne. Die Szene dauerte nur ein paar Sekunden. Mit der Macht eines außerirdischen Wesens stürzte sich der Fettered Soul auf den Samurai, der ihm am Nächsten stand. Samurai Jigen war ein erfahreren Krieger und gehörte zu den dienst älteren SAMURAI. Geschickt wich er dem Angriff des Fettered Soul aus, sein Schwert war bereits für den Gegenangriff gezückt. Mit einem gewaltigen Sprung, dem man seinem Alter nie zugetraut hätte, brachte er sich direkt neben dem Wesen zum Stehen. Seine Beine berührten kaum den Boden, als Jigen mit einem mächtigen „Kime“ sein Schwert auf den Fettered Soul nieder gehen lies. Schwankend wich das Wesen zurück, um jedoch sofort zum Gegenangriff überzugehen. Jigen parierte die Schläge des Wesens und beendete den Kampf mit einem gewaltigen Drehkick. Das Wesen verlor das Gleichgewicht und mit einem weiteren Streich, stürzte es geköpft zu Boden.

    Jigens Atem ging ruhig und gleichmäßig, als er sein Schwert zurückzog. Er beugte seinen Kopf und verneigte sich kurz vor dem verendeten Fettered Soul. Die umherstehenden Samurai verbeugten sich ebenfalls. Aber nicht vor dem Wesen, sondern vor Jigen, der erneut seinen meisterhaften Umgang mit dem Schwert unter Beweis gestellt hatte. Shaijanie betrachtete die Szene vom Rand aus. Neben den Kriegern und Elite-Kriegern, waren auch die beiden Oyabun unter den Männern. Als die Offiziere den Tanjian erblickten, kamen sie auf ihn zu und verbeugten sich.

    „Sir, feindlicher Angriff erfolgreich abgewehrt“, eröffnete Munsai.

    „Danke, Munsai, veranlassen Sie bitte die Beseitigung der Leiche und lassen sie die Wachen innerhalb des Lagers verstärken.

    „Aye, Sir !“ mit einer Knappen Verbeugung verabschiedete sich Munsai.

    Oyabun, Xana, kommen Sie bitte in mein Zelt.“

    Xana war der für die diplomatischen Angelegenheiten zuständige Oyabun der SAMURAI auf Lineage. Er war der zweite Oyabun, somit Befehlshabender Offizier. Im Zelt des Tanjian entstand durch einen Wandschirm, ein abgetrennter Bereich, der für öffentliche Besprechungen genutzt wurde. Hier standen zwei niedrige Tische und Sitzkissen. Wie alle Samurai trug auch Xana die Schwerter der Samurai. Nachdem Sie Platz genommen hatten, Ihre Schwerter neben sich auf den Boden gelegt hatten, deutete Shaijanie auf das Langschwert. Xanas Langschwert war von besonderer Güte. Shaijanie hatte schon von dem Schwert gehört. Traditionell wurde die Schwert-Schmiede-Kunst hoch angesehen. Und Xanas Schwert war bereits Jahrhunderte alt.

    „Darf ich es einmal sehen?“ eröffnete Shaijanie das Gespräch. Mit einer kurzen Verbeugung nahm Xana sein Schwert in beide Hände und reichte es dem Tanjian. Lächelnd nahm Shaijanie das Schwert entgegen. Entgegen einem uralten Aberglauben, glaubte Shaijanie nicht, dass es Unglück brachte, wenn man ein Schwert einfach nur so aus der Scheide zog.

    „Sagen Sie mir, wie beurteilen Sie unsere Situation?“ fragte Shaijanie, während er mit bewundernden Blick die Klinge des Schwerts betrachtete.

    „Nun“, Xana räusperte sich, „ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, schon so früh eine Lage-Abschätzung vorzunehmen. Aber ich werde es versuchen.“ Ein lächeln huschte über Xanas Gesicht. Sein Stolz auf sein Schwert konnte nicht umhin, als seine Haltung noch aufrechter erscheinen zu lassen. Kata. Die alten Regeln der SAMURAI. Kata, der Verhaltenskodex. Auch wenn Shaijanie ihm gestatten würde, sich vollkommen bequem hinzusetzen, würde Xana es wohl doch nicht machen. Der Respekt vor der Position und dem Rang Shaijanies erlaubte keine Schwäche oder allzu große Freizügigkeit. Der Tanjian war wie ein König. Mit allen Vollmachten des Patriarchen ausgestattet, agierte er selbstständig und war nur der direkten Weisung Musashis gebunden. Shaijanies Wort war auf Lineage Gesetz.

    „Ich hatte bereits Kontakt mit den ersten Einheimischen. Wie Ihr wisst, waren wir heute in Giran auf Erkundungstour. Die Stadt ist recht groß. Unser Lagerplatz selbst befindet sich parallell zu einer Straße, die in unserer Sprache ‚Todespfad’ bedeutet. Und in der Tat, verdient diese Straße Ihren Namen: Deathpath.“

    „Mich interessieren die Vorkommnisse letzter Nacht!“ unterbrach Shaijanie den Oyabun. Er schob das Schwert in die Scheide zurück und gab es Xana zurück. Xana hielt kurz inner, bevor er weitersprach.

    „Der Schock saß tief, als wir feststellten, dass die Monster anscheinend die Fähigkeit der Teleportation besitzen. Sie tauchten plötzlich einfach auf. Mitten in der Nacht, materialisierten sie sich im Lager. Die Aufregung und Verwirrung über den Angriff mitten aus dem Lager heraus, war so groß, dass wir leider einen Mann verloren haben, bis die Wachmannschaften die Monster erledigt hatten.“

    Xanas Blick wich dem des Tanjian nicht aus. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Bis zu dem Augenblick, als das erste Monster gestern Nacht im Lager erschien, konnte niemand mit so einer Gefahr rechnen. Dennoch zweifelte er, ob der Tanjian derselben Meinung war. Schließlich war er gestern Nacht für die Einteilung der Wache verantwortlich.

    „Oyabun, ich mache Ihnen keinen Vorwurf.“ Raunte der Tanjian. „Wie ich sehe, haben wir den Angriff vorhin mit Bravur abgewehrt.?“

    „Ja, Sir, ich habe veranlasst, dass neben den Wachposten, die das Lager begrenzen, auch innerhalb des Lagers Wachposten aufgestellt werden. Samurai Jigen war einer der abgestellten Wachposten. Übrigens haben Sie seine Vorstellung gesehen?“

    „Mir ist sie nicht entgangen !“ lachte der Tanjian. „Auch nicht, wie den jungen Samurai das Blut aus dem Gesicht gewichen ist, als sie Jigen mit dem Monster kämpfen sahen. Das war eine gute Lektion für die jungen Samurai und eine hervorragende Leistung Jigens.. Eine Lektion auf dem Weg des Kriegers.“


    ************************************



    Tenshukagu

    „Es ist zu gefährlich für Dich nach Lineage zu gehen. Selbst wenn Du Ienobu mit nimmst.“ verärgert durchschritt Musashi den Konferenzraum. Ihm gefiehl die Idee gar nicht, dass sein Stellvertreter nach Lineage fliegen wollte, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Schließlich gab es für diese Aufgabe den Tanjian, der als höchster Samurai auf Lineage die Interessen des Samurai-Clans vertrat.

    „Wenn Dir etwas zustößt, wir haben dort nicht die Möglichkeit den Schutz zu gewähren, der Notwendig wäre, um ein so hohen Member des Samurai-Clans dort hinzuschicken. Du wirst Dich daran gewöhnen müssen, dass es Dir Deine Position nicht erlaubt alles zu machen !“
    Energisch drehte sich der Patriarch zu Takeshi um. Taki saß am Konferenztisch, lümmelte sich zurück und stierte auf einen Punkt an der Wand. Musa war sich nicht sicher, ob Taki ihn überhaupt wahrnahm, wenn er so verbohrt und stur war.

    „Du wirst mich nicht davon abbringen können. Als Leader der Samurai habe ich das Recht, jede Operation zu überwachen, die ich möchte !“ konterte Takeshi.

    „Du bist nur der 2. Leader“ erwiderte Musashi. „Ich könnte es Dir befehlen, hier zu bleiben.“

    „Das wäre ein unsinniger Befehl. Mit welcher Begründung? Ich bin zwar nur 2. Leader, aber wie das Wort schon sagt: Leader.“ Trotzig starrte Takeshi Musashi an. Für einige Sekunden entstand eine Stille, die eine Atmosphäre der Anspannung schaffte. Schließlich schnaufte Musashi lautstark durch. Ein Grinsen ging über Takeshis Gesicht. Wusste er doch, dass Musa ihm keinen Wunsch abschlagen konnte.

    „Na gut, einverstanden. Aber Du nimmst Ienobu mit der Leibgarde mit. Volle Stärke für Außeneinsatz in feindlichem Gebiet. Wenn ich schon nicht verhindern kann, dass Du Dich in die Höhle des Löwen begibst, sollst Du wenigstens genügend Schutz dabei haben. Bitte veranlasse alles Nötige“

    Grinsend begann Takeshi sich über all die Tätigkeiten und großen Taten auszulassen, die er vorhatte auf Lineage zu vollbringen. Ein Schmunzeln huschte Musashi übers Gesicht. Wenn Takeshi so voller Eifer für eine Sache war, erinnerte er ihn, an ein Kind voller Vorfreude auf den neuen Spielplatz.

    ***

    Die Operationszentrale auf Tenshukagu war ein großer Ovaler Raum in einem riesigen Sternförmigen Komplex. Alle Informationen des Samurai-Clans kamen hier zusammen. Egal, welcher Kommandant in welcher Ecke des Weltalls etwas sendete, hier in der OPS der Samurai lief alles zusammen. Ähnliches gab es nur noch auf dem Außenposten der Samurai, auf Tohoku.

    „Sir !“ mit einer tiefen Verbeugung meldete ein Samurai des Informations-Dienstes: „Wir haben einen Bericht von Tanjian Shaijanie erhalten. Möchten Sie ihn gleich sehen?“

    Oyabun Shinoby blickte von seinem Display auf und nickte dem Krieger zu. Dieser hielt ein Datenpad in der Hand. Shinoby nahm es entgegen.

    „Danke, Sie können wegtreten.“

    Eine Meldung von Lineage. Zu den großen Schwierigkeiten der technologischen Einschränkungen auf Lineage, kam noch die Schwierigkeit der Herstellung des Treibstoffs für die eigens konstruierten Landungsschiffe hinzu. Die benötigte chemische Verbindung war so komplex und schwierig herzustellen, dass es dem Samurai-Imperium bisher nicht gelungen war, größere Mengen davon herzustellen. Von daher war es schwierig einen regelmäßigen Kontakt zu den Operationseinheiten auf Lineage zu pflegen. Der knappe Treibstoff beschränkte den Kontakt auf ein Intervall von 8 Wochen.

    Die Nachrichten und Informationen waren meist schon veraltet und einen aktuellen Stand konnte man nicht bekommen. Im Extremfall, war es dem Team auf Lineage in einer Notsituation erst nach acht Wochen möglich eine Hilferuf dem Clan zukommen zu lassen. Um so spannender waren dann die Berichte die von Lineage kamen und Shinoby konnte es kaum erwarten die neuesten Abenteuer zu lesen.

    BERICHT DES TANJIAN SHAIJANIE AN DEN PATRIARACHEN

    Ich grüße den Patriarchen, seinen Stellvertreter und alle Führungsmitglieder der SAMURAI. Der Aufbau auf Lineage geht planmäßig voran. Anfängliche Schwierigkeiten, hervorgerufen durch die besonderen Umstände auf Lineage hatten uns zu Beginn zurückgeworfen. Doch durch den unermüdlichen Einsatz der, die ich hier an dieser Stelle lobenswert erwähnen möchte, Krieger und Elitekrieger, konnten wir den Rückstand wieder einholen. Wir haben begonnen erste diplomatische Kontakte zu knüpfen. Wie es aussieht, gibt es auf diesem Planeten viele Clans, mehr als wir angenommen hatten. Bis jetzt konnten wir Feindhandlungen vermeiden. Die grausame Tierwelt auf Lineage hat uns bis jetzt 7 Mann gekostet. Möge Buddha Ihrer Seele gnädig sein.

    Wir konnte bis jetzt noch keine Hilfstruppen rekrutieren, unser diplomatischer Offizier vom Dienst, Oyabun Xana rät auch noch ab, da es noch zu früh ist, und wir in keine politischen Verwicklungen oder örtliche Fehden gezogen werden dürfen. Die Männer erfreuen sich guter Gesundheit und die Moral ist gut. Die Umgewöhnung an einen Planeten ohne Technologie haben die meisten gut überstanden. Abends vertreiben sich die Männer die Zeit mit Spielen und Wettkämpfen.

    Wir bitten um die Entsendung von Ersatz-Kriegern, für die 7 getöteten Samurai. Ebenso können wir einer Überführung der Leichen nach Tenshukagu nicht zustimmen. Ich habe die traditionelle Feuerbestattung der Leichen angeordnet. Wir haben keine Möglichkeit die Leichen zu kühlen, konnten sie also nicht „im Ganzen“ nach Hause schicken. Jedoch haben wir Urnen aus Lehm fertigen lassen, die die Asche der Krieger beinhaltet. Diese werden wir mit dem nächsten Transport-Schiff nach Hause schicken.

    Gruß an alle SAMURAI auf Tenshukagu,

    Ihr ergebener Tanjian Shaijanie


    Shinoby las sich den Bericht noch ein zweites mal durch, dann kopierte er ihn auf ein zweites Datenpad und befahl einem Kadetten des Informations-Dienstes, den Bericht dem Patriarchen zu bringen. Mit einer Minute des Schweigens bedachte er der Männer und der Namen, die dem Bericht hinzugefügt waren. Manche der getöteten SAMURAI waren noch sehr jung. Fast noch Kinder. Shinoby machte das immer traurig. Doch er wusste auch, dass der Tod zum Leben eines Kriegers gehörte. Er gab ein paar Eingaben in den Computer ein, und Bilder und Dossiers von Krieger und Elite-Kriegern erschienen auf dem Display.

    Beim Betrachten der Dossiers beschäftigte ihn nur eine Frage: Wen schicke ich nur nach Lineage?



    ***************************



    Lineage

    Seine Majestät Sternenschiff SMS KITANA glitt majestätisch durchs All. Zwei schwere Kreuzer der Eagle-Klasse flankierten das Flaggschiff. Drei Wochen hatte die Reise von Tenshukagu nach Lineage gedauert. Die SMS KITANA war das stärkste Kriegsschiff der SAMURAI, kampferprobt im großen Krieg von Sirius. Trotz seiner schier unglaublichen Größe, vom Planeten aus gesehen, schrumpfte es zu einem hellen Stern, der weit heller leuchtete als die anderen. Während die Sterne ihre gewohnten Bahnen zogen, blieb dieser „Stern“ stur an seiner Stelle im Nachthimmel stehen. Das Schiff befand sich auf einer geostationären Umlaufbahn um Lineage, direkt „unter“ ihnen, befand sich das Lager der SAMURAI.

    Auf Lineage war es mitten in der Nacht und dem Kapitän war es nicht möglich, die Landungsschiffe bei Dunkelheit landen zu lassen. Dafür war die „Grobschlächtigkeit“ der Steuerungsanlagen der Pinassen nicht ausgelegt. Die herkömmliche Technik versagte, so auch moderne Ortungs- und Navigationshilfen, so dass die Pinassen-Piloten auf Sicht fliegen mussten. Dazu war Tageslicht nötig. Nachts waren die Pinassen praktisch unbrauchbar. Die meisten Besatzungsmitglieder befanden sich in der Nachtruhe, nur die Nachtschicht besetzte die Stationen.

    Tief im Inneren des Flaggschiffs befanden sich die Quartiere der Besatzung. In einem der größeren Quartiere brannte noch Licht.

    „In 5 Stunden geht der Transfer zum Planeten. Meinst Du nicht, dass Du Dich noch ein wenig hinlegen solltest?“ brummte Ienobu und prostete Takeshi zu: „Auf Lineage“

    Lächelnd erwiderte Takeshi einen Trink-Spruch: „Auf unbegrenzte Abenteuer“. Während er das sagte, zwinkerte er mit den Augen. „Und nein, ich bin viel zu aufgeregt, als dass ich jetzt schlafen könnte.“ Taki setzte sein Glas auf den niedrigen Tisch ab nahm die Karaffe und goß sich und Ienobu Sake nach.

    „Wie hast Du es nur geschafft, Musashi zu überreden, dass Du doch hier her darfst?“

    Taki nahm sein volles Glas wieder an sich, schlug seine Beine übereinander und flegelte sich zurück.

    „Gar nicht – ich hab ihn überhaupt nicht überredet. Eigentlich, wenn’s man genau nimmt, hab ich nur stur auf einen Punkt an der Wand geblickt und Musa das reden überlassen.“

    „Das versteh ich nicht?“ – tiefe furchen des Unverständnisses überzogen Ienobus Stirn.

    „Na, ganz einfach: Hätte ich lange diskutiert, hätte er es nie gestattet. So hab ich meinen Mund gehalten und einfach gewartet, bis Musashi reagierte. Jo und dann hat er von sich selbst eingelenkt.“

    „Allerdings nicht ohne Bedingungen, wie ich unsere Anwesenheit vermute?“

    Taki verzog das Gesicht zu ner Grimasse. „Naja was solls. Hab ich halt meine Kindermädchen dabei“

    „Ich werds Dir gleich geben: Kindermädchen!!“ Drohend hob Ienobu seine Faust und schüttelte sie: „Pass nur auf, dass Deine „Kindermädchen“ Dich nicht mal in Stich lassen.“ Wütend senkte er seine Faust und spielte den Beleidigten. Der Schutz des Patriarchen, bzw. zum Schutz des Stellvertreters abgestellt zu werden, war eine große Ehre. Nur die besten Elite-Krieger wurden Mitglied der Leibgarde. Ienobu war der Befehlshaber der Leibgarde von Takeshi. Taki fand es zwar schon immer übertrieben, eine eigenen Leibgarde zu besitzen, aber das Protokoll verlangte es so. Schon vor langer Zeit hatte er sich an die Begleiterscheinungen der Macht gewöhnt: Ständige Paranoia und so gut wie kein Privatleben.

    „So, das Kindermädchen geht jetzt ins Bett !“ mit diesen Worten erhob sich Ienobu. Taki verzog erneut das Gesicht, sichtlich enttäuscht über den Weggang von Ienobu.

    „Na gut.“ Raunte er, „aber sei morgen Pünktlich da und verschlaf nicht!“

    „Hai!“ erwiderte Ienobu und verbeugte sich kurz. Hier in den Privatgemächern mussten sie keine Etikette beachten. Vor der Tür auf dem Gang standen zwei schwer bewaffnete Leibgardisten.

    „Passt gut auf den Co-Leader auf!“ befahl er im Vorbeigehen, mit einem zackigen „Aye, Sir!“ fielen die Wachen in Hab Acht. Ienobus Quartier befand sich direkt neben dem des Co-Leaders. Mit einem kurzen Kopfnicken, begrüßte er die Wachen vor seinem Quartier, bevor er eintrat. Grübelnd liess er sich auf s Bett fallen und betrachtete die Decke. Während er an den morgigen Tag dachte, was alles zu beachten war, welche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen. Morgen, dachte er noch, Morgen beginnt das große Abenteuer! Dann fiel er in einen unruhigen Schlaf.

    *************

    „Wieviele?“ Tanjian Shaijanie lenkte seinen Blick in die weiten des Himmels. Bis auf einen kleinen Punkt konnte er allerdings nichts erkennen.

    „Vier, Sir, mindestens, wenn nicht sogar fünf Pinassen“ erwiderte Munsai. Er hielt einen Feldstecher in beiden Händen und betrachtete ebenfalls den Himmel über ihnen. Es war 7 Uhr morgens. Die Meldung kam während der 2. Nachtwache, dass sich ein gewaltiges Schiff in der Umlaufbahn direkt über Ihnen befand. Nur so, war der helle Stern zu erklären, der am Nachthimmel plötzlich erschienen war. Da das Schiff eine geostationäre Umlaufbahn über des Lagers der SAMURAI hielt, konnte es sich nur um Schiffe der eigenen Flotte handeln. Doch es war viel zu früh. Der normale Turnus war unterbrochen worden, die Schiffe hätten erst in 2 Wochen da sein sollen. Was war passiert? Und warum schickte man nicht, wie sonst, ein Landungsschiff nach unten, sondern so viele? Was hatte das zu bedeuten?

    „Lassen Sie das Landefeld bereit machen.!“ befahl Shaijanie. „Wir werden gleich wissen, was los ist.“




    ********************************************


    Das Innere einer Pinasse konnte man bestenfalls als stickig und eng bezeichnen. Der Innenraum war in ein schwaches Rot-Licht gehüllt. Aus kleinen runden Fenstern sah man die Wolken in atemberaubender Geschwindigkeit vorbeifliegen. Takeshi überprüfte seinen Haltegurt, während sie sich schnell dem Boden näherten. Neben ihm saß Ienobu. Dem Gesichtsausdruck nach, war er mehr damit beschäftigt, seine Magensäfte in sich zu behalten, als an banale Sicherheitsgurte zu denken. Taki grinste dreckig. In dieser Hinsicht hatte er einen gewaltigen Vorteil. Ihm machten Atmosphären-Absprünge und die damit verbundenen körperlichen Belastungen nichts aus. Vielen jedoch erging es nicht so gut. Taki sah sich um. Zusammengepfercht, in eng zusammenstehenden Reihen saß seine schwerbewaffnete Leibgarde. In einer Pinasse der Bauart „Lineage“ waren 10 Sitzreihen zu je 12 Plätzen eingebaut. Der Rest des Schiffs war gefüllt mit dem Cockpit, zwei Ausrüstungsräumen und einem medizinischen Notfallraum. In einer Standart-Militär-Pinasse konnten neben militärischem Personal auch die gepanzerten Fahrzeuge mitgenommen werden. Um aber Platz zu sparen wurde bei der Lineage-Ausführung auf einen extra Frachtraum für Fahrzeuge verzichtet. Fahrzeuge hätten sowieso auf Lineage nichts gebracht, da der Einsatz durch das vorherrschende Kraftfeld nicht möglich war.

    Kein Absprung war ein ruhiger Flug. Starke Interferenzen schüttelten das Landungsschiff durch und bewegten manch Insassen zum Griff zur Kotztüte. Beißender Geruch von Erbrochenem und Schweiß vermischte sich zu einem unerträglichen Gestank und durchzog den ganzen Truppen-Innenraum. Taki tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Fahrt bald vorbei war, dass sich die Landungsklappen öffnen würden und die Erlösung in Form einer frischen Brise den widerlichen Gestank aus der Nase vertreiben würde. Jetzt muss es bald soweit sein, dachte sich Takeshi und hielt sich an den seitlichen Haltestangen des Sitzes fest. Mit einem ohrenbetäubenden Knall bäumte sich das Landungsschiff auf, kämpfte gegen die Lineage-Gravitation an, als die Bremsraketen zündeten. Er hatte das Gefühl, dass ihm sämtliche Eingeweide in die Magengrube gequetscht wurden. Sein Körper fühlte sich schwer an. Ihm wurde kurz schwarz vor den Augen, sein Magen rebellierte. Doch dank seinem harten Training hielt sein Körper der enormen Belastung stand. Neben ihm sah er einen Kadetten, der ohne Bewusstsein in den Haltegurten hing. Dann war es auch schon vorbei. Mit einem harten Schlag war der Höllenritt zu Ende. Sie waren gelandet. Die Landeluken öffneten sich auf Befehl des Piloten.

    „Na dann, hinein ins Abenteuer“ murmelte Takeshi.

    Das Landefeld war viereckig und besaß an jeder Seite eine Länge von 100 Metern. Als Takeshi mit der Leibgarde aus der Pinasse ausstieg säumten den Rand des Landefelds Samurai der Kommandoeinheit von Shaijanie. Schwer bewaffnete Elite-Krieger standen in Hab Acht und hielten Ehrenwache das ganze Landefeld entlang. Als Takeshi ausstieg entdeckte er Shaijanie am Rand des Landefelds zusammen mit den Offizieren Munsai und Xana. Hinter Shaijanie standen Leibwächter. Als er Takeshi aus der Pinasse steigen sah, kam er auf ihn zu. Die Leibwachen des Tanjian folgten ihm in gebührenden Abstand von 2 Schritten.

    „Welche Freude, Euch hier zu sehen!“ eröffnete Shaijanie mit einer tiefen Verbeugung vor Takeshi. Die Leibwachen hinter Shaijanie fielen, wie es ihr Stand erforderte, ehrfürchtig auf die Knie. Schließlich stand man nicht jeden Tag drei Meter vor dem zweitmächtigsten Mann des Samurai-Clans. Im Falle des Ablebens des Patriarchen war er der automatische Nachfolger, bis die Erblinie des Patriarchen in der Lage war die Amtsgeschäfte selbst zu übernehmen. Der jetzige Patriarch hatte aber keine Kinder. In so einem Falle wurde vom letzt lebenden Patriarchen Gen-Material zur Aufbewahrung entnommen, um ihn im Notfall Klonen zu können. Dies war in der jahrtausende alten Geschichte der Samurai schon zweimal vorgekommen. Üblicherweise übernahm der Stellvertreter die Amtsgeschäfte, bis der neue Patriarch offiziell ins Amt gerufen wurde. Die Anwesenheit Takeshi auf Lineage machte die Arbeit von Shaijanie allerdings nicht gerade einfacher. Nun musste er sich auch noch Sorgen und Gedanken um die Sicherheit von Takeshi machen. Ihm gefiel das plötzliche unangemeldete Erscheinen des 2. mächtigsten Mann des Samurai-Imperiums überhaupt nicht.

    Das gibt nur Probleme, dachte er sich. Und wie er aufgetakelt daherschreitet, als ob ihm der Planet schon gehören würde. Das hab ich gern. Hat keine Ahnung was abgeht, aber stolziert daher, wie ein bunter Pfau. Hoffentlich haut der bald wieder ab.

    „Erhebt Euch, Tanjian.“ erwiderte Takeshi. Mit einem knappen Kopfnicken erwiderte er die Verbeugung des Tanjian. „Mein Besuch wird Euch sicherlich überraschen. Doch seid unbesorgt, ich werde mich nicht in Eure Aufgaben einmischen. Mein Besuch ist rein privater Natur.“

    „Ich verstehe nicht.“ Erwiderte Shaijanie. Er war leicht verwirrt über die Ansage von Takeshi. Er war Privat hier? Zu welchem Zweck? Zur Jagd? Um ihn auszuspionieren?

    „Das müsst Ihr auch nicht. Ich bin mit meiner Leibgarde hier. Wir werden einen eigenen Zeltplatz direkt neben dem Lager errichten. Ach und Shai, bitte seien Sie heute abends in meinem Zelt mein Gast zum Abendbrot. Nehmen Sie auch Ihre Oyabun mit. Ich freue mich schon Ihre Bekanntschaft zu machen.“

    „Es ist mir und meinen Offizieren eine Ehre“ während er das Sprach verbeugte er sich erneut, jedoch nur kurz und nicht so tief. Takeshi entging dieser kleine Seitenhieb keineswegs. Ihm war auch klar, dass es dem Tanjian nicht gefallen konnte, ein noch höherer Rang auf Lineage, durchbrach die Befehlskette. Und gerade im Eroberungsfeldzug war eine klare Befehlskette überlebenswichtig. Taki überlegte, ob er auf die sichtlichen Bedenken des Tanjian reagieren sollte, entschied sich allerdings damit bis zum Abendessen zu warten.

    „Die Reise war Anstrengend, Tanjian, ich werde mich ein wenig Ausruhen. Ich kann doch Ihr Zelt benutzen, bis meines aufgebaut ist?“

    „Sie beschämen mich, Euer Hoheit, mein bescheidenes Kriegszelt ist wohl kaum ein Ort, wo ein Samurai Eures Ranges sein Haupt betten sollte.“

    „Papperlapapp“ mit einer Handbewegung wischte Takeshi die Bedenken des Tanjian beiseite. „Es ist mir eigentlich egal, wie luxuriös das Zelt ausgestattet ist, ich will eigentlich nur noch schlafen. Ich habe die Nacht kein Auge zugebracht.“ Dann wand er sich an Ienobu, der die ganze Zeit über hinter Takeshi stand: "Bringen Sie meine Sachen in das Zelt des Tanjian. Ich werde dort die Zeit bis zum Abendbrot verbringen. Sorgen Sie dafür, dass ich rechtzeitig vor dem Abendessen geweckt werde und lassen sie den Koch schon mal das Essen vorbereiten.“ „Hai“ mit einer tiefen Verbeugung trottete Ienobu davon. Im vorbeigehen hörte man ihn irgendwas von „Kindermädchen“ murmeln^^.


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    Fortsetzung folgt?
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    Der Weg des Kriegers ist unser Leben. Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

    #2
    Muss schon sagen, rege Lese-Tätigkeit hier. Rofl.
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    Der Weg des Kriegers ist unser Leben. Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

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      #3
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      „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ empörte sich Tanjian Shaijanie. Vor ihm stand Samurai Uno der heute Morgen die Wache am Hauptzelt übernommen hatte. Soeben hatte ihm Uno erklärt, dass nach einer Inventur nur noch 80 % der Lebensmittel- und Waffenvorräte vorhanden waren. Waffen und Material war aus dem Hauptzelt gestohlen worden. Das ganze Terrain war aber durch Wachposten gut abgedeckt. Man konnte einen Übergriff seitens Einheimischer ausschließen. Der Dieb kam wohl von Innen. Im Großen und Ganzen war es ein großes Rätsel. Bei der letzten Zählung der Materialien waren die Bestände um 20 % höher gewesen.

      Die Bewachung des Hauptzeltes war seit Gestern zwischen den Truppen von Shaijanie und der Leibgarde von Takeshi aufgeteilt worden. Man wechselte sich ab und erzielte dadurch sogar eine noch höhere Sicherheitsstufe als zuvor. Das Zelt wurde nun mit 8 statt den üblichen 4 Wachposten bewacht. Und trotz dieser hohen Schutzmaßnahmen, waren in den letzten 48 Stunden fast 20 % der Vorräte aus dem Hauptzelt verschwunden.

      Wütend schritt Shaijanie in seinem Zelt hin und her. Samurai Uno stand in Hab Acht, in seiner Hand hielt er die handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Inventur, die er im Hauptzelt vorgenommen hatte. Nachdem er die Auswertung des Ergebnisses auf Rechenfehler überprüft und die Bestandsaufnahme drei mal wiederholt hatte, war er sich sicher: Es fehlte was. Shaijanie hatte einen flüchtigen Blick darauf geworfen, es fehlten Bogen und Pfeile, große Bestände an Lebensmittel und Schwertern. Uno beobachtete den Tanjian verstohlen aus den Augenwinkeln. Shaijanie kam ihm vor, wie ein Tiger, der in seinem Käfig auf und ab lief, bereit alles zu zerfleischen, was sich in seine Nähe wagte. Dementsprechend versuchte er nicht den Zorn auf sich zu ziehen. Still und ruhig stand er da und erwartete seine nächsten Befehle.

      „Hier stimmt etwas nicht, hier stinkt etwas gewaltig!“ schimpfte Shaijanie weiter, während er kurz innehielt um sich eine Tasse Tee einzuschenken. Er nippte kurz an der fein gearbeiteten Porzellan-Tasse und nahm seinen „Zelt-Rundgang“ wieder auf. „Samurai Uno, ich danke Ihnen für den schnellen und umfassenden Bericht. Sie dürfen wegtreten.“

      „Hai!“ erwiderte Uno. Er war froh aus dem Zelt des Tanjian verschwinden zu können. Mit einer tiefen Verbeugung wollte er das Zelt verlassen. Er wollte gerade durch den Zelteingang hinausgehen, als er von Shaijanie noch mal zurückgerufen wurde.

      „Samurai Uno!“ Uno hielt inne und drehte sich um.
      „Aye, Sir, was kann ich noch für Sie tun?“

      „Sie dürfen frei sprechen. Wie erklären Sie sich das Verschwinden der Lebensmittel und Waffen?“

      „Nun, Sir, wenn ich frei sprechen darf: Ich weiß, dass die Krieger und Elite-Krieger der Leibgarde sehr gute Kämpfer sind und auch von ausgewählten Familien stammen. Und ich hoffe ihr vergebt mir, wenn ich wage etwas gegen Sie zu sagen, doch ihr habt mich nun mal zum freien Sprechen aufgefordert, so spreche ich freimütig: Ich traue Ihnen nicht. Sie unterstehen nicht der Kommandostruktur der Militärs. Sie stehen außerhalb, sie bewachen normalerweise den Patriarchen oder den Co-Leader in einem piekfeinen Palast und haben keine Ahnung von Kriegsführung im Felde.“

      „Was wollen Sie damit andeuten?“ der Tanjian senkte seine Stimme Beide hatten ihre Stimmen nun gesenkt, damit nicht falsche Ohren zu Hören bekamen, was nicht für sie bestimmt war.

      „Ich will damit gar nichts andeuten. Ich sage nur, dass es ein Fehler war, die Bewachung des Hauptzeltes Amateuren zu überlassen. Gemischte Einheiten, das wäre die Lösung gewesen. 4 Mann von unseren Leuten, 4 Mann von deren Leuten, statt 8 Mann je 2 Stunden die Bewachung des Hauptzeltes zu überlassen. Verzeihen Sie mir den Ausdruck, aber die Leibgarde haben keine Erfahrung im Feldeinsatz. Das Ergebnis sehen Sie vor sich.“

      „Hmm“ brummte Shaijanie. „Gut. Ich werde Anweisung geben, die Bewachung rund um die Uhr durch unsere Leute sicherzustellen. Damit sich so was nicht wiederholen kann. Danke. Behalten Sie bitte das Gespräch von gerade Eben für sich. Wegtreten, Soldat.“

      „Hai!“ mit einer knappen Verbeugung war Uno durch den Zelteingang verschwunden.

      Shaijanie lies sich auf das weiche große Sitzkissen in seinem Wohnbereich des Zeltes fallen. Er stand nicht auf Protz. Sein Kriegszelt war das eines Generals im Felde. Natürlich war es größer als die normalen Kriegszelte eines Kriegers oder Elite-Kriegers. Er hätte auch eine Sonderanfertigung haben können, doch wollte er stets seinen Männern ein gutes Vorbild sein. Extravaganz stand einem Kommandeur nicht so gut, das war stets seine Devise. Er war hier im feindlichen Gebiet und musste sich auf seine Krieger verlassen können. Diese wiederum honorierten dem Tanjian seine kriegerisch asketische Haltung mit absoluter Loyalität. Im krassen Gegensatz hierzu stand das Zelt des Co-Leaders. Es stand in der Größe und den Ausmaßen des Lager-Haupt-Zeltes in nichts nach. Die Einrichtung war sehr vornehm mit edlen Teppichen und feinsten Seidevorhängen. Shaijanie wunderte sich über so viel Protz. Wer in diesem Luxus lebte musste unwillkürlich verweichlichen. Das war seine Ansicht.

      Gestern war er es leid vor seinem eigenen Zelt warten zu müssen, deshalb lies er immer wieder nach dem Stand des Aufbaus des Zeltes von Taki nachfragen. Als es ihm nicht schnell genug ging beorderte er eigene Männer ab, beim Aufbau mitzuhelfen. Nach einer Stunde stand das große Zelt des Co-Leaders. Bei dem Gedanken musste Shaijanie lächeln. Gerne wäre er ein Mäuschen gewesen, als der Krieger, Taki weckte.

      Shaijanie dankte Buddha, lies den Co-Leader wecken und in sein eigenes Zelt überführen. Dieser schlaftrunken, stolperte über den Lagerplatz auf sein Zelt zu. Verärgert darüber geweckt worden zu sein, zog er eine griesgrämige Grimasse. Grinsend blickten die Männer von Shaijanie dem Co-Leader hinterher, wie er begleitet durch 2 Elite-Kriegern der Besatzungstruppen und 2 Männern seiner Leibgarde aus dem Zelt des Tanjian geworfen wurde^^

      Den Gesichtsausdruck des Co-Leaders hätte er gerne auf Foto gehabt. Oder noch besser, als Hologramm-Aufnahme.

      Die Anwesenheit des Co-Leaders warf Rätsel auf, war ein Geheimnis dem er auf dem Grund gehen musste. Als er so auf dem Kissen lag betrachtete er die Decke seines Zeltes. Sie war über und über mit feinen Zeichnungen und Schriftzeichen versehen. Kampfszenen und Schlachten aus der Vergangenheit schmückten die Motive und verkündeten die wahre Natur der Samurai: Krieg war die Natur der Samurai. Krieg und Frieden gehörten zusammen, wie das Yin und Yang. Wie viele kriegerische Welten, die einander zerfleischten wurden von den Samurai unterworfen? Und nach der Eroberung durch den Clan blühten diese Welten nicht auf, in Frieden und Sicherheit? So war der Krieg der Weg zum Ruhm, zum Erhalt der Macht und zur rechten Zeit das Mittel um den Frieden zu wahren.

      Shaijanie war auf dem Sitzkissen eingeschlafen, als ein Leibwächter den Wohntrakt des Zeltes betrat. In seinen Händen hielt er ein Päckchen, das er auf den niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes legte. Er verbeugte sich kurz und wollte sich zurückziehen, als Shaijanie den Kopf hob.

      „Wer ist da?“

      „Samurai Tatsujin, Sir, ich wollte Euch nicht wecken!“ Tatsujin war diese Woche für den Dienst im Zelt des Tanjian eingeteilt.

      „Nicht so schlimm, ich bin wohl eingeschlafen. Ich werde mich nun in den Schlafbereich des Zeltes begeben. Was haben Sie mir denn da gebracht?“

      „Eure Ausgehuniform.“

      Shaijanie runzelte die Stirn.

      „Habt ihr es denn vergessen? Morgen, die Ansprache des Co-Leaders?“

      „Ach das.“, brummte der Tanjian. „Danke, für Ihre Mühe. Gehen Sie schlafen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“

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        #4
        Am nächsten Morgen wurde Shaijanie unsanft geweckt. Lärm und geschäftiges Treiben drang durch die Wände des Kriegszeltes. Nachdem er seine Morgentoilette erledigt hatte, fiel ihm wieder das Päckchen ein, das auf dem Tisch im Wohnbereich des Zeltes lag. Er zog sich um und ging zu einem kleinen Schrein, der an der Rückseite des Wohnraumes stand. Edel gearbeitete Hölzer verbargen seinen größten Schatz. Mit einer kurzen Verbeugung öffnete er den Schrein und entnahm das wertvolle Langschwert. Jeder Tanjian bekam mit der Ernennung eines überreicht. Auf der Scheide waren die Schriftzeichen für „Ruhm“ und „Ehre“ eingraviert. Shaijanie konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als er zum Patriarch gerufen wurde. Die Ernennung kam plötzlich und traf ihn völlig unerwartet. Das Schwert hatte er kurz vor der Abreise nach Lineage vom Patriarchen persönlich erhalten. Diese Zeremonie war so uralt wie der Clan selbst. Der Lärm, der ihn vorhin geweckt hatte, drang immer noch durch die Zeltwände.

        „Wache!“ rief er. Sofort betrat ein Mitglied der Leibwache das Zelt des Tanjian.

        „Sir, Ihr habt gerufen?“

        „Ahh, Tatsujin, guten Morgen. Sagt mir, was hat der Lärm zu bedeuten?“

        „Der Co-Leader lässt sein Lager abbauen.“

        „Was?“ Shaijanie errötete vor Ärger. Wie konnte der Co-Leader nur so eigensinnig handeln? Er verletzte jede Etikette, indem er den Tanjian überging. Handlungen auf Lineage mussten mit dem Tanjian abgesprochen werden, doch der Co-Leader tat anscheinend was er wollte.

        Da er nicht wollte, dass Tatsujin seinen Ärger mitbekam, befahl er ihm, seine Wache vor dem Zelt wieder aufzunehmen.

        Wie er es gelernt hatte, versetzte sich Shaijanie in einen Zustand der Meditation. Diese Momente der Kraft waren so notwendig wie das tägliche Brot. Der Alltag eines Tanjian war nicht „ohne“. Als oberster Vertreter des Patriarchen auf Lineage, war er Gesetzgeber, Richter und Minister in einer Person. Trotz der Annehmlichkeiten, die ihm sein Stand zusicherte, war das Leben eines Tanjian hart. Stets musste er seiner Rolle gerecht werden, durfte sich nie gehen lassen. Arbeitszeiten von mehr als 10 Stunden pro Tag waren normal. Dennoch käme Shaijanie nie auf die Idee sich zu beschweren. Zum Tanjian ernannt zu werden, war eine sehr große Ehre.

        Als er sich sicher war, dass er sich im Griff hatte, schob er das Zelttuch vom Eingang energisch zur Seite. Tatsächlich. Das Lager des Co-Leaders war bereits zur Hälfte abgebaut. Packtiere standen beladen mit Ausrüstungsgegenständen auf dem nahe gelegenen Deathpass. Im Gewühl der Menge entdeckte er den Co-Leader, der umgeben von seiner Leibgarde, Befehle in die Menge bellte. Bei dem Anblick kam der Ärger wieder hoch, doch Shaijanie, immer noch im Zustand der Meditation konnte jede Gefühlsaufwallung hinter einer Maske der Gleichgültigkeit verbergen.
        Er achtete darauf, dass sein Gang ruhig und fest war, während er das Lager durchschritt und durch das halb abgebaute Lager der Leibgarde sich dem Co-Leader näherte. Die Blicke der Soldaten der Besatzungstruppen folgte dem Tanjian. In gebührendem Abstand, jedoch im Notfall in Waffenreichweite, folgten ihm, wie es das Protokoll erforderte, zwei Leibwachen.

        Als er vor dem Co-Leader angekommen war, beendete dieser sein Gespräch mit SAMURAI Ienobu, dem Chef der Leibgarde.

        „Bereiten Sie alles vor, wie wie es eben besprochen haben!“

        „Hai, Sir !“ mit einer kurzen Verbeugung trottete Ienobu davon.

        „Ahh, Tanjian, guten Morgen“ eröffnete Takeshi das Gespräch. „Was führt Euch zu so früher Stunde zu mir?“

        „Was hat der Zeltabbau zu bedeuten?“ fuhr Shaijanie den Co-Leader an. Er verbeugte sich nicht. Das war ein grober Verstoß gegen die Etikette. Doch Shaijanie sah sich nicht in der Pflicht, Höflichkeit walten zu lassen. Schließlich hatte der Co-Leader begonnen, die Etikette zu brechen. Er hatte nicht vor, sich in seinem Auftrag von irgendwem abhalten zu lassen, auch nicht vom Co-Leader der SAMURAI. Er war schließlich dem Patriarchen persönlich verpflichtet. Er hatte dem Patriarchen den Treue-Eid geschworen und der Auftrag lautete: Sei der Tanjian auf Lineage. Takeshi hatte durch sein Eigenmächtiges Handeln die Regeln verletzt und gefährdete die Durchführung des Unternehmens.

        „Das werdet Ihr noch früh genug erfahren!“ die Arroganz mit der Takeshi dies aussprach weckte in Shaijanie den Wunsch, dem Co-Leader zum Zweikampf zu fordern. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen.

        „Ich will es aber jetzt wissen.“ bellte der Tanjian. Zwei Leibgardisten hinter Takeshi zuckten zusammen und zogen Ihre Schwerter. Ehe Shaijanie auch nur reagieren konnte, zogen auch seine Leibwächter die Waffen. Es entstand kurz ein Moment der Spannung.

        „Steckt die Waffen weg!“ raunte Shaijanie seinen Männern zu. Widerwillig gehorchten sie. Wie er, dem Patriarchen gegenüber, hatten auch sie einen Eid geschworen, nämlich das Leben des Tanjian unter allen Umständen zu schützen. Mit einer Handbewegung bedeutete auch Takeshi seinen Männern, die Waffen wieder einzustecken.

        Grinsend wandte er sich dem Tanjian wieder zu. „Ihr werdet wohl bis zu meiner Ansprache auf eine Erklärung warten müssen.“ Er hielt kurz inne, auf eine Reaktion von Shaijanie wartend. Da dieser nicht reagierte fuhr er fort: „Ihr werdet noch bereuen, so mit mir gesprochen zu haben!“. Verärgert drehte er sich weg und stapfte in Richtung der Lasttiere davon.

        ***************

        SMS Shogun war ein schwerer Kreuzer der Tokyo-Klasse. Die Tokyo-Klasse war kleiner als die voherige Sony-Klasse, hatte aber modernere Schiffssysteme, was den Tonnagen-Nachteil wieder ausglich. Die SMS Shogun war SAMURAI Kojiro sein erstes Kommando. Zunächst dachte er an einen langweiligen Grenzsicherungs-Einsatz. Und es sah auch die ersten Wochen ganz danach aus. Sein Schiff befand sich nun schon die 8. Woche hier draußen und es schien wirklich so langweilig zu werden, wie er gedacht hatte. Bis gestern. Da tauchte er auf: Ein Bogey, ein unidentifiziertes Schiff. Der Kontakt war ein großer Kreuzer, der sich laut Berechnung auf einem Kurs im Hyperraum nach Lineage befand. Das seltsame an der Sache war, er hatte eine Samurai-Signatur.

        Auf einer Anfrage nach Aktivitäten der Flotte in diesem Raum hatte ihnen die OPS aus Tohoku bestätigt, dass es keine Schiffe in dieser Region geben dürfte. Kojiro wollte der Sache auf den Grund gehen und hatte sich die Erlaubnis eingeholt, das Schiff beschatten zu dürfen. Seitdem folgten sie dem Kontakt, weit genug weg um nicht entdeckt zu werden. Der Bogey, wie sich herausstellte, war ein Kreuzer der Sony-Klasse. Die Abtast- und Sensoren-Technologie der SMS Shogun war der der Sony-Klasse überlegen. Somit konnte sie sich immer ausserhalb der Sensoren-Reichweite des Kontaktes halten.
        Wer hat die Macht einen schweren Kreuzer der Flotte einer Mission zuzuweisen, ohne dass die OPS was davon weiß? Fuhr es Kojiro durch den Kopf. Er saß in der Mitte der Kommandozentrale der Shogun. kreisförmig angeordnet befanden sich die Stationen der Brückenmannschaft. Auf seinem taktischen Display vor ihm sah er den rot pulsierenden Kontakt, wie er auf direktem Kurs nach Lineage zuhielt. Kojoro spielte mehrere Szenarien im Kopf durch. Eine direkte Konfrontation zwischen zwei Kreuzern war immer sehr hässlich. Da beide Schiffe eine ungefähr gleiche Feuerkraft hatten, kam es meist auf den besseren Taktiker an.

        „Taktik!“ befahl er.

        „Aye, Sir!“ bellte der taktische Offizier zurück.

        „Lasssen Sie das Schiff gefechtsbereit machen. Wir wollen nicht unvorbereitet sein.“

        „Aye, Sir!“ dann drückte der taktische Offizer eine breite rote Taste vor ihm. Das Kriegs-Schiff, vorher noch friedlich und verschlafen, erwachte zum Leben. Die Beleuchtung wechselte schlagartig auf Rot-Licht und eine weibliche Computerstimme bellte durch die Decks:

        „Gefechtsbereichtschaft. Dies ist keine Übung. Gefechtsbereitschaft.“
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        Der Weg des Kriegers ist unser Leben. Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

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