Hi!
Schreibt hier eure Reiseberichte.
Wie ist es, wenn man beginnt zu verstehen, dass wir auf einem Planten leben und welche Erfahrungen habt ihr?
Ich mach mal den Anfang.
Reiseberichte
Goa/Indien 1997
„Hast du schon mal ein Feuer in der Schwerelosigkeit gesehen? Es ist wie eine Flüssigkeit, es umspült alles, kommt in Wellen, Welle auf Welle. Es ist schön!“
Wie kann es nur sein, dass diese Frau es schafft, die brennenden Fackeln nicht einfach zu jonglieren, sondern dieses auch noch im Rhythmus des Beats?
Ihr mit Neonfarben bemalter Körper bewegt sich anmutig, ich vergesse zu tanzen. Wird sie zu mir schauen? Ja! Ein Lächeln, eine kleine mimische Andeutung. Was will sie mir sagen? Ahh! Ich verstehe!
Mein Körper fängt wie ein Segel den Wind des Beats und beginnt sich zu bewegen. Der Übergang aus der respektvollen Starre ist weich und fließend, wie flüssiges Feuer halt.
Ich erwidere ihren Blick, sie zwinkert, ich beginne meine Reise in angenehmer Gesellschaft.
Weiß scheint der volle Mond und wirft sein silbernes Licht auf die ansonst dunkle See. Es ist so intensiv, dass ich meine die Horizontlinie zu erkennen. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich das Mondlicht in einer Lightshow der Natur. Passt zur Musik.
Um mich herum Menschen. Viele Menschen!
Ich spüre so langsam das Adrenalin in mir und bemerke, wie sich die Maschine Körper vorbereitet auf Arbeit. Arbeit mit einem schönen Lohn.
In meinem Kopf herrscht eine Klarheit, wie es die Luft in Sibirien ist. Klar und trocken und kalt. Nicht im negativem Sinne, Wärme nimmt der Körper genug wahr. Es sind mindestens 28°, am Tage waren es 36.
Die Gedanken sind geordnet, wie die Bibliothek in einem alten Schloss. Ich begehe sie und entnehme mir ein Buch. Ganz zielbewusst. Das Buch handelt von Zeit.
Was ist Zeit? Was ist das Gefühl von Zeit? Wie macht es sich bemerkbar?
Der Mond steht hoch am Himmel, ich kann mich erinnern, wie er noch groß und fast orange über dem Meer aufgegangen ist. Nun ist er kleiner und weiß. Warum? Ach ja, die Lichtbrechung! Ich erinnere mich an einem Zustand in der Vergangenheit und spüre durch den Unterschied zum jetzt den Lauf der Zeit. Was ein herrliches Gefühl! Ich bemerke, dass ich inzwischen nicht mehr leicht die Beine wippe, sondern dass sich meine Arme in Bewegung gesetzt haben. Ja, Zeit ist eine schöne Wahrnehmung und wie zur Bestätigung fängt mein Blick den der jonglierenden und leuchtenden Frau. Augen sprechen miteinander in einem Augenblick.
Ist die Zeit ein Naturgesetz? Kann man sie mit einer Formel versehen? Kann man ein Gefühl unter einheitlichen Richtlinien einordnen? Schon komisch, da versuchen wir Menschen uns ein gegenseitiges Verstehen der Zeit zu geben, indem wir uns Uhrzeiten nennen. Gibt es nicht weitaus schönere Arten dieses zu tun?
Brauchen wir das als Sicherheit und wenn ja, Sicherheit wovor?
Jeder Lebenszustand in einem Rahmen gepackt. Wie ein Gemälde. Gemälde im Rahmen der Zeit. Erinnerungen als Taktgeber der Reise. Die Musik ist schön!
Das Leben bestehend aus Kapiteln eines mit Sicherheit mal endenden Romans mit ungewisser Fortsetzung. Falls es keine gibt, dann lieber diesen intensiv lesen, oder besser leben.
Etwas brennt in meinem linken Auge. Ich beginne zu schwitzen und ein erster Tropfen hat sich dorthin verirrt. Ich sehe weit entfernt die beiden DJs an ihren Turntables. Sie sind mit einem dunklen blauen Licht umgeben, hinter ihnen lächelt ein gigantischer Shiva zu mir. Die beiden sind gut, sie lassen genüsslich Musik in die Masse und freuen sich sichtlich. Einer werkelt mit dem Blick eines kleinen Jungen bei Weihnachten an seinem Laptop und der andere unterhält sich mit einer verdammt hübschen Gestalt! Shiva scheint auch seinen Blick gewechselt zu haben und schaut weiter lächelnd.
Verschiedene Geräusche springen durch die Luft, wie Ballons, dazu tragend der vitale Beat des Goas. Kleine Stroboskope blitzen hin und wieder, die Masse ist in synchroner Bewegung. Wie sagt doch gleich Faithless? „God is a DJ!“ Und wieder trifft mich Shivas lächelnder Blick, vor dem plötzlich ein anderes auftaucht.
Ich erschrecke mich, aber nur kurz. Die Neondame jongliert jetzt lieber ohne Fackeln. Mein Gott, ist die schön! Eine Abgesandte Shivas und ich frage mich, ob der Joint nicht doch ein bisschen heftig war. Na ja, besser die Joints. Der Tag war heiß und nebelig und ich habe bei 37° mit einem Engländer, der wie eine Bob Marley-Inkarnation aussah gehandelt. Anstelle wie die Kashmiris beim Handel Tee anzubieten, bot dieser mir immer wieder sein Schillum an und ich war gewaltig im Nebel! Der Flohmarkt in Anjuna ist schon ein Erlebnis.
Na ja, das war am Tag und nun tanze ich hier mit dieser Frau. Wieder dieses Gefühl der Zeit!
Mein sibirischer Kopfspeicher versorgt mich mit den nötigen Informationen und schnell erkenne ich dieses Gesicht. Ja, ich hatte sie schon ein oder zweimal gesehen. Auf dem Flohmarkt und bei der letzen Full Moon-Party. Sie heißt Iris und kommt aus Österreich. Ich habe ja immer wieder Österreicher auf meiner Reise getroffen, aber sie blieb mir in Erinnerung. Auf dem Flohmarkt lernte ich sie kennen, als sie einer anderen Frau aus Schottland erklären wollte, dass ihre Hauptstadt „Vienna“ und nicht Sydney ist. Andauernd verstand die Schottin „Australian“ anstelle „Austrian“. Iris und alle anderen Österreicher taten mir leid. Ich habe diesen Dialog des Missverständnis so einige Male erlebt.
Und was war Iris stolz auf ihr „Vienna“. Später erzählte sie mir begeistert von den Altbauten und einem Stadtviertel, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß. Muss so eine Art Kreuzberg von Wien sein.
Iris schaut mich an, wir bewegen uns so gleichmäßig, dass unsere Gesichter wie still gegenüber stehen. Sie formt mit ihren Lippen ein Wort. Ich muss Lippen lesen, die Musik ist so laut, wir müssten ansonsten schreien. Ich erkenne das Wort sofort, sie meint „Wien“!
Ich nicke und forme meinen Namen der Stadt wo ich wohne. Sie streichelt meine Wange und wiederholt den Namen mit ihren Lippen. „Berlin“. Ja, wir verstehen uns! Sie wischt mir den brennenden Schweiß von der Stirn und hält mir eine kleine Thermosflasche hin. Ich schaue sie an, sie schüttelt leicht mit dem Kopf und ich nehme einen großen Schluck. Ich vertraue dieser Frau, was man ansonsten lieber nicht tun sollte auf den Full Moon-Partys, erst recht nicht dann, wenn man die andere Person nicht oder kaum kennt. Ich lasse die angenehm kühle Flüssigkeit in meinem Mundraum und warte auf den Geschmack. Dieser entfacht sich wie ein Fächer. Es ist Limonengeschmack. Kaltes Wasser mit Limone, nichts alkoholisches. Ich erinnere mich, Iris ist von Beruf Krankenschwester. OK, mein Instinkt war in Ordnung. Sie würde niemals Chemie anbieten, geschweige denn zu sich nehmen. Später sollte ich diesbezüglich noch einen eindrucksvollen Beweis ihrer Fürsorgepflicht gegenüber anderen Menschen kennen lernen, aber das ist eine andere Geschichte.
Um mich herum erheben sich die Arme, ich schaue mich um, auch meine Arme sind schon lange oben angekommen. Ich erkenne die dunkle Stimme von Faithless. „Insomnia please release me and let me dream about making mad love...“ Wunderbar eingebracht, im Gewand des Goas erscheint diese so bekannte Melodie von Insomnia.
Ein Johlen geht durch die Masse, ein Israeli lächelt mir zu. Muskel bepackt, ein wandelndes Kraftpaket mit den Augen eines Kindes. Ich kenne ihn, er war 8 Jahre bei der israelischen Armee. Hat einiges durchgemacht, aber im Gegensatz zu vielen anderen jungen Israelis hier in Goa ist er ein Mensch, der sich mit Worten ausdrückt und nicht mit Gewalt. Ohne Vorurteile zu lieben, habe ich dieses leider in Goa aufgebaut. Mich dagegen zu wehren, machte keinen Sinn, dafür habe ich allzu oft den Sanitäter spielen dürfen.
Die Musik ist dynamisch und ich habe noch diesen angenehmen Geschmack von Limone im Mund. Ich reiche die Flasche weiter an den jungen Israeli und er nimmt dankend an. Friedlich sein ist schön und miteinander feiern zu können und den zeitlosen Moment zu genießen auch.
Ich blicke zu Iris, die mit geschlossenen Augen den Worten von Faithless schaut und dabei ihren Körper sprechen lässt. Zuhören und gleichzeitig reden. Wenn Iris etwas beherrschte, dann dieses.
Ich kann nicht anders und küsse sie auf die Wange! Ihre Augen öffnen sich und ein Moment es Verstehens wird zu einem neuen Gefühl der Zeit und beide versinken wir in gemeinsamer Gewissheit.
Beide hatten wir einen ziemlichen Sprung auf dem Globus gewagt und befanden uns in einer neunen und anderen Welt. Nicht ganz so leicht, da einfach das innere Programm zu wechseln. Vor uns lagen Varanassi und Kalkutta. Letztere Stadt sollte unser Zuhause für fast ein Jahr sein.
Sogesehen betrachte ich die o.g. Erinnerung als ein weiches Umschalten. Noch gab es genug Aspekte einer Kulter, welche uns beiden vertraut war, die Musik und das Tanzen zum Beispiel. Sicherlich half auch das Dope, doch davon brauchten wir später nichts mehr. Kalkutta wurde zur Droge, mit nicht nur angenehmen Wirkungen, aber umso lehrreicher waren die Erkenntnisse und Gefühle, welche wir erfuhren.
To be continued...
Schreibt hier eure Reiseberichte.
Wie ist es, wenn man beginnt zu verstehen, dass wir auf einem Planten leben und welche Erfahrungen habt ihr?
Ich mach mal den Anfang.
Reiseberichte
Goa/Indien 1997
„Hast du schon mal ein Feuer in der Schwerelosigkeit gesehen? Es ist wie eine Flüssigkeit, es umspült alles, kommt in Wellen, Welle auf Welle. Es ist schön!“
Wie kann es nur sein, dass diese Frau es schafft, die brennenden Fackeln nicht einfach zu jonglieren, sondern dieses auch noch im Rhythmus des Beats?
Ihr mit Neonfarben bemalter Körper bewegt sich anmutig, ich vergesse zu tanzen. Wird sie zu mir schauen? Ja! Ein Lächeln, eine kleine mimische Andeutung. Was will sie mir sagen? Ahh! Ich verstehe!
Mein Körper fängt wie ein Segel den Wind des Beats und beginnt sich zu bewegen. Der Übergang aus der respektvollen Starre ist weich und fließend, wie flüssiges Feuer halt.
Ich erwidere ihren Blick, sie zwinkert, ich beginne meine Reise in angenehmer Gesellschaft.
Weiß scheint der volle Mond und wirft sein silbernes Licht auf die ansonst dunkle See. Es ist so intensiv, dass ich meine die Horizontlinie zu erkennen. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich das Mondlicht in einer Lightshow der Natur. Passt zur Musik.
Um mich herum Menschen. Viele Menschen!
Ich spüre so langsam das Adrenalin in mir und bemerke, wie sich die Maschine Körper vorbereitet auf Arbeit. Arbeit mit einem schönen Lohn.
In meinem Kopf herrscht eine Klarheit, wie es die Luft in Sibirien ist. Klar und trocken und kalt. Nicht im negativem Sinne, Wärme nimmt der Körper genug wahr. Es sind mindestens 28°, am Tage waren es 36.
Die Gedanken sind geordnet, wie die Bibliothek in einem alten Schloss. Ich begehe sie und entnehme mir ein Buch. Ganz zielbewusst. Das Buch handelt von Zeit.
Was ist Zeit? Was ist das Gefühl von Zeit? Wie macht es sich bemerkbar?
Der Mond steht hoch am Himmel, ich kann mich erinnern, wie er noch groß und fast orange über dem Meer aufgegangen ist. Nun ist er kleiner und weiß. Warum? Ach ja, die Lichtbrechung! Ich erinnere mich an einem Zustand in der Vergangenheit und spüre durch den Unterschied zum jetzt den Lauf der Zeit. Was ein herrliches Gefühl! Ich bemerke, dass ich inzwischen nicht mehr leicht die Beine wippe, sondern dass sich meine Arme in Bewegung gesetzt haben. Ja, Zeit ist eine schöne Wahrnehmung und wie zur Bestätigung fängt mein Blick den der jonglierenden und leuchtenden Frau. Augen sprechen miteinander in einem Augenblick.
Ist die Zeit ein Naturgesetz? Kann man sie mit einer Formel versehen? Kann man ein Gefühl unter einheitlichen Richtlinien einordnen? Schon komisch, da versuchen wir Menschen uns ein gegenseitiges Verstehen der Zeit zu geben, indem wir uns Uhrzeiten nennen. Gibt es nicht weitaus schönere Arten dieses zu tun?
Brauchen wir das als Sicherheit und wenn ja, Sicherheit wovor?
Jeder Lebenszustand in einem Rahmen gepackt. Wie ein Gemälde. Gemälde im Rahmen der Zeit. Erinnerungen als Taktgeber der Reise. Die Musik ist schön!
Das Leben bestehend aus Kapiteln eines mit Sicherheit mal endenden Romans mit ungewisser Fortsetzung. Falls es keine gibt, dann lieber diesen intensiv lesen, oder besser leben.
Etwas brennt in meinem linken Auge. Ich beginne zu schwitzen und ein erster Tropfen hat sich dorthin verirrt. Ich sehe weit entfernt die beiden DJs an ihren Turntables. Sie sind mit einem dunklen blauen Licht umgeben, hinter ihnen lächelt ein gigantischer Shiva zu mir. Die beiden sind gut, sie lassen genüsslich Musik in die Masse und freuen sich sichtlich. Einer werkelt mit dem Blick eines kleinen Jungen bei Weihnachten an seinem Laptop und der andere unterhält sich mit einer verdammt hübschen Gestalt! Shiva scheint auch seinen Blick gewechselt zu haben und schaut weiter lächelnd.
Verschiedene Geräusche springen durch die Luft, wie Ballons, dazu tragend der vitale Beat des Goas. Kleine Stroboskope blitzen hin und wieder, die Masse ist in synchroner Bewegung. Wie sagt doch gleich Faithless? „God is a DJ!“ Und wieder trifft mich Shivas lächelnder Blick, vor dem plötzlich ein anderes auftaucht.
Ich erschrecke mich, aber nur kurz. Die Neondame jongliert jetzt lieber ohne Fackeln. Mein Gott, ist die schön! Eine Abgesandte Shivas und ich frage mich, ob der Joint nicht doch ein bisschen heftig war. Na ja, besser die Joints. Der Tag war heiß und nebelig und ich habe bei 37° mit einem Engländer, der wie eine Bob Marley-Inkarnation aussah gehandelt. Anstelle wie die Kashmiris beim Handel Tee anzubieten, bot dieser mir immer wieder sein Schillum an und ich war gewaltig im Nebel! Der Flohmarkt in Anjuna ist schon ein Erlebnis.
Na ja, das war am Tag und nun tanze ich hier mit dieser Frau. Wieder dieses Gefühl der Zeit!
Mein sibirischer Kopfspeicher versorgt mich mit den nötigen Informationen und schnell erkenne ich dieses Gesicht. Ja, ich hatte sie schon ein oder zweimal gesehen. Auf dem Flohmarkt und bei der letzen Full Moon-Party. Sie heißt Iris und kommt aus Österreich. Ich habe ja immer wieder Österreicher auf meiner Reise getroffen, aber sie blieb mir in Erinnerung. Auf dem Flohmarkt lernte ich sie kennen, als sie einer anderen Frau aus Schottland erklären wollte, dass ihre Hauptstadt „Vienna“ und nicht Sydney ist. Andauernd verstand die Schottin „Australian“ anstelle „Austrian“. Iris und alle anderen Österreicher taten mir leid. Ich habe diesen Dialog des Missverständnis so einige Male erlebt.
Und was war Iris stolz auf ihr „Vienna“. Später erzählte sie mir begeistert von den Altbauten und einem Stadtviertel, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß. Muss so eine Art Kreuzberg von Wien sein.
Iris schaut mich an, wir bewegen uns so gleichmäßig, dass unsere Gesichter wie still gegenüber stehen. Sie formt mit ihren Lippen ein Wort. Ich muss Lippen lesen, die Musik ist so laut, wir müssten ansonsten schreien. Ich erkenne das Wort sofort, sie meint „Wien“!
Ich nicke und forme meinen Namen der Stadt wo ich wohne. Sie streichelt meine Wange und wiederholt den Namen mit ihren Lippen. „Berlin“. Ja, wir verstehen uns! Sie wischt mir den brennenden Schweiß von der Stirn und hält mir eine kleine Thermosflasche hin. Ich schaue sie an, sie schüttelt leicht mit dem Kopf und ich nehme einen großen Schluck. Ich vertraue dieser Frau, was man ansonsten lieber nicht tun sollte auf den Full Moon-Partys, erst recht nicht dann, wenn man die andere Person nicht oder kaum kennt. Ich lasse die angenehm kühle Flüssigkeit in meinem Mundraum und warte auf den Geschmack. Dieser entfacht sich wie ein Fächer. Es ist Limonengeschmack. Kaltes Wasser mit Limone, nichts alkoholisches. Ich erinnere mich, Iris ist von Beruf Krankenschwester. OK, mein Instinkt war in Ordnung. Sie würde niemals Chemie anbieten, geschweige denn zu sich nehmen. Später sollte ich diesbezüglich noch einen eindrucksvollen Beweis ihrer Fürsorgepflicht gegenüber anderen Menschen kennen lernen, aber das ist eine andere Geschichte.
Um mich herum erheben sich die Arme, ich schaue mich um, auch meine Arme sind schon lange oben angekommen. Ich erkenne die dunkle Stimme von Faithless. „Insomnia please release me and let me dream about making mad love...“ Wunderbar eingebracht, im Gewand des Goas erscheint diese so bekannte Melodie von Insomnia.
Ein Johlen geht durch die Masse, ein Israeli lächelt mir zu. Muskel bepackt, ein wandelndes Kraftpaket mit den Augen eines Kindes. Ich kenne ihn, er war 8 Jahre bei der israelischen Armee. Hat einiges durchgemacht, aber im Gegensatz zu vielen anderen jungen Israelis hier in Goa ist er ein Mensch, der sich mit Worten ausdrückt und nicht mit Gewalt. Ohne Vorurteile zu lieben, habe ich dieses leider in Goa aufgebaut. Mich dagegen zu wehren, machte keinen Sinn, dafür habe ich allzu oft den Sanitäter spielen dürfen.
Die Musik ist dynamisch und ich habe noch diesen angenehmen Geschmack von Limone im Mund. Ich reiche die Flasche weiter an den jungen Israeli und er nimmt dankend an. Friedlich sein ist schön und miteinander feiern zu können und den zeitlosen Moment zu genießen auch.
Ich blicke zu Iris, die mit geschlossenen Augen den Worten von Faithless schaut und dabei ihren Körper sprechen lässt. Zuhören und gleichzeitig reden. Wenn Iris etwas beherrschte, dann dieses.
Ich kann nicht anders und küsse sie auf die Wange! Ihre Augen öffnen sich und ein Moment es Verstehens wird zu einem neuen Gefühl der Zeit und beide versinken wir in gemeinsamer Gewissheit.
Beide hatten wir einen ziemlichen Sprung auf dem Globus gewagt und befanden uns in einer neunen und anderen Welt. Nicht ganz so leicht, da einfach das innere Programm zu wechseln. Vor uns lagen Varanassi und Kalkutta. Letztere Stadt sollte unser Zuhause für fast ein Jahr sein.
Sogesehen betrachte ich die o.g. Erinnerung als ein weiches Umschalten. Noch gab es genug Aspekte einer Kulter, welche uns beiden vertraut war, die Musik und das Tanzen zum Beispiel. Sicherlich half auch das Dope, doch davon brauchten wir später nichts mehr. Kalkutta wurde zur Droge, mit nicht nur angenehmen Wirkungen, aber umso lehrreicher waren die Erkenntnisse und Gefühle, welche wir erfuhren.
To be continued...
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