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    [Kurzgeschichte] Allein?

    Inhalt: Eine Non-Star Trek Sci-Fi Story um das Karantu Mädchen Lija

    Genre: Sci-Fi, Silent

    Author's Note: Lija (als Erwachsene) ist die Hauptfigur einer Story, an der ich schon seit über einem Jahr schreibe (tja, Schreibblockade ). Diese Story hier ist sozusagen eine Art Vorgeschichte.

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    Allein?


    Der Gang wurde nur durch ein schwaches Licht erhellt. Aus den angrenzenden Zimmern drang tiefes Atmen. Langsam, um jedes Geräusch zu vermeiden, öffnete sich eine der Türen. Tapsende Schritte wurden hörbar, als ein fünfjähriges Mädchen den Raum verließ und so leise wie möglich den Korridor entlang schlich.
    Ihr Ziel war das Spielzimmer, welches auf der anderen Seite lag. Untertags hielten sich die kleinen Bewohner des Kinderheims der Raumstation Magul meistens dort auf.

    Lija streckte sich so weit wie möglich, um die Taste, welcher die Tür öffnete, zu erreichen. Fast lautlos glitt sie zur Seite. Das Mädchen schritt vorsichtig durch den dunklen Raum. Ein paar Mal stieß sie an kleine Hindernisse, verschiedenes Spielzeug, das verstreut am Boden lag. Schließlich erreichte sie das große Fenster. Sie kletterte auf das Sofa, welches davor stand, und sah hinaus ins All. Lija saß oft an diesem Platz, während die anderen Kinder spielten.
    Ihr Blick verlor sich zwischen der unendlichen Anzahl leuchtender Sterne. Einmal mehr fragte sie sich, ob wohl einer davon ihr Heimatwelt sein mochte. In ihrem Geist gab es nur noch wenige Bilder von diesem Ort. Sie erinnerte sich an dichte grüne Wälder, erfüllt von Leben, und auch an einige Gesichter. Doch mit jedem Tag verschwammen sie mehr.

    Mit gemischten Gefühlen betrachtete Lija ihr Spiegelbild im Fenster. Ihre Haut war vollkommen mit schwarzem Fell bedeckt. Die Ohren, welche recht weit oben am Kopf saßen, liefen spitz zu. Ihre Augen hatten eine ockergelbe Farbe. Wenn sie ihren Mund öffnete, gab das den Blick auf verlängerte Eckzähne frei. Zusammen mit krallenbewehrten Fingern und Zehen, sowie einem langen Schwanz, waren dies alles Relikte der Entwicklung ihrer Spezies aus raubkatzenartigen Wesen.
    Dieser Herkunft verdankte sie auch ihren guten Geruchs- und Gehörsinn, sowie die Fähigkeit im Dunklen zu sehen. Aber all dies hätte sie gerne gegeben, wenn sie dafür ihre Heimat wieder sehen könnte. Eigentlich wäre sie schon glücklich gewesen, wenn die anderen Kinder sie nicht so sehr wegen ihres raubtierartigen Aussehens fürchteten.

    Lijas Blick fiel auf ein kleines Raumschiff, das an die Station gekoppelt war. Bisher hatte sie nicht darauf geachtet, doch jetzt lösten sich die Andockvorrichtungen, gaben das Schiff frei. Langsam wendete es, entfernte sich ein wenig von Magul. Schließlich, nachdem es genug Abstand gewonnen hatte, beschleunigte es und verschwand zwischen den Sternen.
    Das fünfjährige Mädchen wünschte sich nichts mehr, als selbst auf einem solchen Raumer mitfliegen zu können, um heraus zu finden, ob es dort draußen noch andere von ihrem Volk gab. Zu lange hatte sie keinen Karantu mehr gesehen.

    Seit es auf ihrem Heimatplaneten zu einer Katastrophe gekommen war.
    Sie erinnerte sich an großen Lärm, seltsame Lichter, und angsterfüllte Schreie. Überall liefen Männer, Frauen und Kinder panisch hin und her. Helle Blitze zerstörten die Häuser.
    Noch verstand sie nicht, dass Karant von fremden Kriegsschiffen angegriffen worden war. Die Städte waren beschossen und vernichtet worden. Ein großer Teil der Bevölkerung hatte dabei sein Leben verloren, ohne zu wissen warum.
    Das Letzte woran sich Lija noch erinnerte, war dass sie versuchte in den Dschungel zu entkommen, der die Stadt umgab. Danach gab es nur Nebel und Schwärze in ihrem Kopf. Sie wusste nicht, dass nach dem Angriff einige Raumschiffe im den Orbit von Karant flogen, um Überlebende zu bergen. Sie selbst wurde von einem jener Schiffe an einen kleinen Frachter übergeben, welcher sie dann hierher nach Magul brachte.

    Die schrecklichen Bilder, die in ihrem Geist wieder hallten, ließen ihre Augen feucht werden. Sie vergrub den Kopf in den Armen und begann leise zu schluchzen.
    Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken fuhr sie herum und blickte direkt in das Gesicht von Vitali, einer der Betreuerinnen des Kinderheims. Diese lächelte verständnisvoll, während sie das kleine Mädchen in die Arme nahm.
    „Ob ich meine Heimat je wieder sehen werde?“ fragte Lija leise.
    Vitali strich ihr sanft über das dichte dunkelbraune Haar, „Du solltest versuchen nicht zu sehr an dem fest zu halten, was hinter dir liegt. Ich weiß, dass es schwer ist los zu lassen, aber du hast vielleicht schon bald eine neue Heimat. Wer weiß? Schon morgen könntest du Eltern bekommen.“
    „Aber mich mag doch gar keiner. Ich bin ganz anders als die anderen Kinder. Und sie haben Angst vor mir.“
    „Es ist nichts schlimm daran anders zu sein. Das werden die anderen Kinder auch noch lernen“, Vitali lächelte, „Außerdem, ich mag dich!“
    Mit einem breiten Grinsen schlang Lija ihre Arme um Vitali. „Und glaubst du, dass es irgendwo dort draußen noch irgendwen gibt, der mich haben möchte?“ Sie deutete zwischen die vielen glitzernden Sterne.
    Ein wissender Ausdruck stahl sich auf Vitalis Gesicht, „Eigentlich wollte ich es dir morgen früh gleich als erstes sagen.“
    „Was denn?“ fragte Lija neugierig.
    „Erinnerst du dich an die zwei Terraner, die kürzlich hier waren? Seth und Tanya.“
    Das Mädchen überlegte kurz. Mit einem Mal hellte sich ihr Gesicht auf, „Ja. Was ist mit denen?“
    „Sie werden dich adoptieren. Die Formalitäten wurden heute abgeschlossen, und Ende der Woche kommen sie dich abholen. Du wirst bei ihnen auf der Erde leben.“

    Lijas Herz machte einen Sprung. Sie erinnerte sich gut an diese beiden. Seth und Tanya hatten sich lange mit ihr unterhalten, und sie hatte sie auf Anhieb gemocht. Sie wollte etwas sagen, aber ihr fielen nicht die richtigen Worte ein.
    Vitali lächelte, „Als ich mit Tanya sprach, sagte sie mir, dass Seth und sie deinen hübschen goldenen Augen einfach nicht widerstehen konnten.“
    Eine Weile herrschte Stille. Weder Lija noch Vitali vermochte etwas zu sagen.

    „Du Vitali?“
    „Ja?“
    „Spielst du morgen was mit mir?“
    „Versprochen“, sie erhob sich vom Sofa, „Aber jetzt wird erst mal geschlafen.“
    Sie nahm das kleine Mädchen an der Hand und ging mit ihr zurück in den Schlafraum, um sie ins Bett zu bringen.
    Vitali deckte das kleine Mädchen zu, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich freue mich sehr für dich, aber du wirst mir fehlen.“
    „Du mir auch“, antwortete Lija im Halbschlaf.

    In dieser Nacht träumte sie zum ersten Mal seit langem nicht von den furchterregenden Bildern ihrer Vergangenheit. In ihrem Kopf begann langsam real zu werden, was vor ihr lag. Ihre Träume drehten sich um ihre neue Familie, und wie das Leben mit ihr sein würde. Sie freute sich darauf mit ihren Eltern zu dem Planeten, der sich Erde nannte, zu reisen. Ob es dort wohl ähnlich war, wie auf Karant? Wie würde ihr Haus aussehen? Ihr Zimmer? Gab es viele Wälder? Oder große Städte? Vielleicht sogar beides?
    Bald würde sie die Antworten darauf wissen. Endlich würde sie es sein, die in ein Raumschiff steigen und weit weg fliegen konnte. Alles hinter sich zurück lassen und auf eine Reise nur mit den Sternen als Begleiter zu gehen, das hatte sie sich gewünscht seit sie auf Magul angekommen war.
    Wie weit ist es bis man den Himmel berührt? Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn! You will see those better days!
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