Er starrte an die finstere, leere Decke über ihm. Sie war kahl, so kahl wie immer, kein Anzeichen der Veränderung, keine noch so kleine Unregelmäßigkeit in der fast schon zu perfekten Oberfläche. Nur das nüchterne, kalte Weiß, das ihm Tag für Tag entgegenstrahlte. Wie lange er die Wand schon anstarrte? Er wusste es selber nicht, denn es gab keine Möglichkeit für ihn, die Zeit zu messen, doch wurde sie schwerer und schwerer erkennbar, denn es war dunkel geworden im Raum. Wieder hörte er neben sich dieses hohe Piepen, das stetig immer und immer wieder seine Ruhe durchbrach. Jedesmal fuhr es ihm wie klingenscharfe Dornen tief bis ins Mark und störte seinen inneren Frieden und er wünschte sich zutiefst, dass es doch endlich aufhören möge. Aber es hörte nicht auf. Jeder noch so kurze Moment des inneren Gleichgewichts wurde sofort wieder von diesem mechanischen Ton durchbrochen. Ansonsten war es bis auf seinen leisen und schweren Atem absolut still im Raum. Mehr und mehr hüllte die Dunkelheit ihn ein und die Decke wurde immer unerkennbarer für seine vom Alter sehr geschwächten Augen. Und dann war sie plötzlich aus seinem Blickfeld verschwunden. Seine Augenlider wehrten sich mehr und mehr gegen ihre starre Position, aber er hatte zuviel Angst um sie zu schließen, zuviel Angst, dass er sie vielleicht dannach nicht mehr aufmachen würde. Ablenken...irgendwie musste er sich ablenken...er dachte an seine Krankenschwester, die Tag für Tag nach ihm sah, immer beugte sie sich über ihn mit diesem wohlwollenden und zugleich so besorgten Gesicht. Warum tat sie das? Eine so junge Frau sollte sich nicht mit den Lasten eines so alten Mannes wie ihm abquälen müssen. Er fragte sich dies lange und intensiv, doch er konnte es sich nicht beantworten, aber er war ihr dankbar dafür. Heute hatte sie ihm eine Postkarte gezeigt, ein Strand war darauf gewesen. Er dachte an ferne Länder und es zog ihn hin zu sandigen Dünen und zum ewigen Sonnenschein. Verträumt dachte er an den blauen Himmel, der auf der Karte gewesen war...welch ein Himmel, er wollte ihn sehen, wollte die frische Meeresluft einatmen... Er schloss seine Augen und ließ seinen Geist von dem Geräusch sich sanft überschlagender Wellen beflügeln...und atmete die weiche Brise, die ihn sanft einlullte in ein Gefühl der Geborgenheit. Langsam sank er in einen tiefen, geborgenen Schlaf und er hörte schon nicht mehr, wie ein einziges, langes Piepen die Stille durchbrach.