Was bisher geschah...
Folge 22: Angriff der Borg (Teil 2)
Denise Werwealy und ihr Bruder Fabius Werwealy waren die einzigen Crewmitglieder der Bluefox, die im Maschinenraum zurückblieben. Ein paar gerettete Techniker von anderen Schiffen arbeiteten noch vereinzelt an verschiedenen Stationen auf dem Unterdeck des Maschinenraums. Die Geschwister Werwealy machten sich also auf dem Oberdeck an die Arbeit an den Umweltsystemen.
Fabius las den Bericht eines Panels und leitete es an seine Schwester weiter:
«Es scheint, als würden alle Umweltsysteme, nicht nur diejenigen im Maschinenraum verrückt spielen. Die Temperatur ist auf dem ganzen Deck angestiegen!»
«Gehe mal in die Jeffriesröhre. Vielleicht hast du dort mehr Erfolg.» schlug Denise vor.
«Gute Idee.» erwiderte ihr um fünf Jahre jüngerer Bruder. Er kroch in die Jeffriesröhre.
Da hörte er ein merkwürdiges Geräusch!
«Hallo!» reagierte Fabius. – «Arbeitet denn sonst noch jemand in dieser Sektion?» fragte er mit lauter Stimme. Er erhoffte sich eine Antwort von irgendeinem Crewmitglied in der Jeffriesröhre. Doch keiner antwortete. Da rief Denise ihm plötzlich zu: «Redest du mit mir?»
«Nicht direkt! Sind noch andere Leute hier drinnen?» fragte Fabius. Denise antwortete:
«Es hat sich niemand bei mir abgemeldet. Es dürfte niemand drinnen sein.»
Fabius kroch weiter und kam zu einer Kreuzung. Er wollte geradeaus kriechen. – Da packte ihn auf einmal etwas Grobes am Arm! Denise hörte nur noch einen kurzen Schrei von ihrem Bruder! Sie rief besorgt: «Fabius? Alles in Ordnung da drinnen?»
Als sie keine Antwort bekam, fand sie das sehr merkwürdig und kroch ebenfalls in die Röhre hinein. Sie rief nochmals den Namen ihres Bruders. – Wieder keine Antwort. Sie kroch weiter bis zu der Kreuzung. Erst blickte sie nach rechts, dann nach links. – Sie konnte ihren Augen nicht trauen! Aber da war es schon viel zu spät. Auch sie wurde von der Gestalt vollkommen überrascht! Sie hatte nicht mal den Hauch einer Chance, sich zu wehren!
Inzwischen beamten die drei Technikertrupps von der Bluefox in die Halle und arbeiteten bereits seit zwei Stunden fleißig an der Rakete. Auch Cpt. Bluefox und Lore halfen tüchtig mit! Während einer kleinen Arbeitspause ging der Captain ganz nahe zur Rakete hin und berührte vorsichtig eine Stelle. Lore, der gleich neben ihm stand, fragte ihn verwundert:
«Warum berühren Sie die Rakete?»
«Wissen Sie, Lore, als ich noch ein kleiner Junge war, durfte ich dieses Schiff einmal im Museum hinter 30 Zentimetern Panzerglas betrachten. Jetzt darf ich es sogar berühren! Das ist etwas ganz Besonderes!» antwortete der Captain.
«Verändert sich mit der Berührung des Schiffes Ihr Gefühl?» fragte der Androide.
«Ja. Das würde ich sagen.» antwortete Bluefox.
Lore berührte die Rakete auch. Allerdings kam er nicht auf das, was er sich erhofft oder erdacht hatte. Das hängte bestimmt damit zusammen, daß er seinen Emotionschip deaktiviert hatte. Er bemerkte nur stirnrunzelnd:
«Es gibt Unvollständigkeiten im Titanmantel, Temperaturschwankungen am Ansaugrohr.»
«Für die Menschen ist es eben noch einiges mehr. Ich finde, daß Berührungen den Fühlenden mit der Materie irgendwie verbindet!» meinte Cpt. Bluefox.
Als der Captain mit seinem Satz fertig war, rief plötzlich Cnslr. Knight, die den beiden bereits eine Weile zugehört hatte, hinunter: «Darf ich die holde Dreisamkeit stören?»
«Counselor? Auch hier?» reagierte der Captain.
«Keine Spur von Örgelisauer, Captain. In der ganzen Basis haben wir nichts gefunden!» antwortete Cnslr. Knight.
«Ich begreife das nicht. Dieses Schiff muß doch sein Ein und Alles gewesen sein. Abgesehen davon muß diese Rakete in weniger als 24 Stunden starten, sonst sind die Vulkanier über alle
Berge!» bemerkte Cpt. Bluefox.
«Captain, wir müssen uns langsam mit der Annahme anfreunden, daß Hanspeter Örgelisauer beim Angriff auf die Basis getötet wurde.» meinte Cnslr. Knight.
«Wenn das wahr ist, dann stirbt die Zukunft mit ihm.» entgegnete der Captain mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
Cnslr. Knight und Cmdr. Ceagy stiegen die Treppen hinunter, bis sie bei Bluefox und Lore ankamen. Cmdr. Ceagy bewunderte die alte Rakete und sagte zum Captain:
«Das war mal eine Atomrakete aus dem dritten Weltkrieg! Wirklich erstaunlich, was Örgelisauer daraus gemacht hat. Wenn die Borg wüßten, wieviel Arbeit dahintersteckte, um diese Rakete umzubauen, dann hätten sie es sich überlegt, sie einfach zu zerstören. Atomwaffen hätten sie sicherlich assimilieren können!» scherzte der Erste Offizier.
«Wohl kaum, Commander. So eine alte Technologie würden die Borg nicht mal als Brotzeit assimilieren.» erwiderte Cpt. Bluefox schmunzelnd. Lore bemerkte:
«Es ist eine Ironie des Schicksals. Örgelisauer sucht sich eine Massenvernichtungswaffe aus, um damit eine Ära des Friedens einzuleiten.»
Da hörte der Captain auf einmal etwas, was ihm überhaupt nicht paßte! Er bekam irgendwie ein Geräusch in seine Ohren, welches ihn ganz stark an die Borg erinnerte! Er horchte noch einmal ganz genau hin. War es wieder ein Traum? Nein, diesmal nicht! Er konnte es spüren!
Irgendwie hatte ihn der Geist des Kollektivs nochmals überrascht!
Cnslr. Knight merkte, daß mit Cpt. Bluefox etwas nicht stimmte. Sie fragte ihn sofort:
«Captain, alles in Ordnung?»
In diesem Moment besann sich Cpt. Bluefox wieder, gab der Schiffsberaterin aber keine Antwort, sondern begann plötzlich, schnell zu gehen! Er schritt Richtung Ausgang der Basis. Die Anderen liefen hinter ihm her. Der Captain funkte an die Bluefox:
««Brücke, hier spricht der Captain! Ist bei Euch oben alles okay?»»
««Hier Danny Chollet. Fast alles. Die Umweltsysteme im Maschinenraum sind etwas durcheinander. Warum?»» entgegnete Lt. Cmdr. Chollet. Cpt. Bluefox klärte seinen Sicherheitschef auf:
««Ich komme mit Lore auf die Bluefox zurück. Machen Sie sich auf den Transport gefaßt.»» Er schloß den Kanal durch das Antippen seines Kommunikators.
Cmdr. Ceagy war sichtlich besorgt. Er hatte keine Ahnung, was dem Captain soeben widerfahren war und er konnte sich wahrlich keinen Reim daraus machen!
«Sie bleiben hier und suchen Örgelisauer, Commander. Steevy, Sie bleiben ebenfalls unten.
Es wird weiterhin an der Rakete gearbeitet. Ich bin vollkommen in Ordnung. Vertrauen Sie
mir, Commander. Lore, Sie begleiten mich.» befahl Cpt. Bluefox.
Der Captain funkte noch einmal an Lt. Cmdr. Chollet, der inzwischen auf der Bluefox das Kommando hatte:
««Danny, welcher Art sind die Umweltschwierigkeiten?»»
««Die Luftfeuchtigkeit ist auf 73 Prozent gestiegen. Die Temperatur ist in der letzten Stunde um zehn Grad angestiegen.»»
««Zehn? Ich höre wohl nicht recht! Ich bin schnellstens oben!»»
Bluefox und Lore beamten an Bord der Bluefox. Ceagy und Knight guckten etwas verdutzt dorthin, wo sich Lore und Bluefox gerade dematerialisiert hatten.
Inzwischen auf der Krankenstation:
«Ich denke, sie wird wieder vollkommen gesund.» meinte Dr. Strike.
«Dr. Snyder, Sie wissen, daß wir die junge Frau um jeden Preis bewußtlos halten sollten.» erinnerte die Chefärztin ihre Stellvertreterin.
«Es ist so heiß!» meinte Dr. Crossnicholls.
«Ja, stimmt. Das ist mir aufgefallen. Ich schaue einmal, was der Grund sein könnte.» meinte Dr. Snyder und lief zum Computertisch hinüber.
Da fiel auf einmal für etwa zwei Sekunden das Licht auf der Krankenstation aus!
«Und was war das?» fragte Dr. Crossnicholls etwas verängstigt.
Dr. Strike funkte sicherheitshalber an den Maschinenraum:
««Strike an Maschinenraum!»» – Keine Antwort. – ««Strike an Brücke!»»
Da hämmerte etwas sehr Kräftiges an die Tür der Krankenstation! Die Tür kriegte eine Beule! Das war mehr als besorgniserregend, denn solche Türen besaßen starke Tritaniumlegierungen, die als Isolations- und Schutzmittel dienten.
Cpt. Bluefox und Lt. Cmdr. Lore kamen unterdessen auf der Brücke an. Der Captain verlangte von Lt. Cmdr. Chollet einen Bericht.
«Wir haben soeben den Kontakt zu Deck 36 verloren! Innere Sensoren, Kommunikation, Hauptkontrolle, einfach alles! Ich wollte gerade ein Sicherheitsteam hinschicken zur Überprüfung.» rapportierte Chollet. Doch Cpt. Bluefox entgegnete wie aus der Pistole geschossen:
«Nein! Sie verriegeln Deck 36 und postieren Wachen rund um die Uhr.» Nach dieser Anweisung fragte der Captain F. Strike:
«Patrick, was waren die letzten Werte der Umweltsysteme auf Deck 36?»
«Der Luftdruck war zwei Kilopascal über normal, die Luftfeuchtigkeit betrug 92 Prozent und die Temperatur 39,1 Grad Celsius.» berichtete F. Strike – zum Schock des Captains!
Nach einem kurzen Augenblick faßte sich Cpt. Bluefox wieder und sprach, fast wie in Trance:
«39,1 Grad Celsius – wie in einem Borgschiff!»
Einen Augenblick lang blieb alles totenstill auf der Brücke, sicher fast eine halbe Minute!
Cpt. Bluefox brach das Schweigen als Erster und meinte nervös:
«Das war unser Fehler! Unsere Schilde waren immer unten! Sie haben sich hierher transportiert, ohne entdeckt zu werden!»
«Und jetzt?» fragte F. Strike, sichtlich beunruhigt.
«Jetzt assimilieren sie die Bluefox und dann – die Erde.» antwortete Cpt. Bluefox.
Der Captain begab sich zum zentralen Funksystem und wollte Kontakt mit dem Außenteam auf der Erde aufnehmen. – ««Bluefox an Ceagy!»»
Auf der anderen Seite, wo eigentlich der Erste Offizier hätte antworten sollen, hörte man nur ein Knistern, kurz darauf gar nichts mehr!
In diesem Moment wurde es plötzlich stockfinster auf der Brücke! Kurz später wieder hell, dann wieder dunkel! Es wechselte sich immer so ab.
«Was zum Teufel ist da los?» wollte Cpt. Bluefox wissen. Lt. Cmdr. Haldman warnte:
«Die gesamten Hauptsysteme werden in den Maschinenraum umgeleitet! Waffen, Schilde, Antrieb und vieles mehr!»
«Schnell, Commander Lore, sperren Sie den Hauptcomputer!» befahl Cpt. Bluefox.
Lore eilte zum Hauptschaltpult am hinteren Teil der Brückensysteme. Er tippte unfaßbar schnell eine wirre Zahlenkombination ein. Daraufhin bestätigte er seinen Code noch einmal.
Lore klärte die Brückenmannschaft auf:
«Ich habe den Hauptcomputer mit einem fraktalen Verschlüsselungscode isoliert. Ich denke nicht, daß die Borg im Stande sind, ihn zu knacken.»
«Gut gemacht, Lore!» lobte Cpt. Bluefox seinen ehemaligen Chefingenieur.
– Der Captain war immens froh, daß er, wenn es wirklich oberbrenzlig wurde, immer noch einen Rückhalt hatte, der ihm und seiner Crew schon mehrere Male aus der Patsche geholfen hatte und es wohl auch in dieser Situation, zumindest für die kommenden Stunden wieder tun konnte. Ohne Lore, das war sich Cpt. Bluefox sehr wohl bewußt, wäre die Bluefox-E während der Mission im Andromeda-Asteroidengürtel zur Leichenhalle geworden – ohne Sauerstoff, ohne Rettungsmöglichkeiten. Damals zögerte Lore das Unaufhaltbare entscheidend heraus, bis die Romulaner ein gutes Herz hatten mit der Bluefox-Crew und sie alle retteten. –
Lt. Cmdr. Haldman gab erneut einen kurzen Ereignisbericht durch:
«Captain, die Borg haben die Stromversorgung vollkommen abgeschaltet, ausgenommen auf
Deck 36.» – «Die Borg werden mit Sicherheit nicht auf Deck 36 bleiben.» entgegnete der Captain mit totaler Überzeugung.
Auf der Krankenstation hämmerte natürlich eine Borgdrohne an die Tür, welche von der kybernetischen Kreatur bereits ziemlich malträtiert worden war bereits kurz vor dem Einbruch stand!
Dr. Strike blieb nichts anderes übrig, als die junge Frau aus dem 21. Jahrhundert aufzuwecken. Schließlich wollte die Chefärztin, daß alle überleben.
«Kommen Sie, kommen Sie! Wachen Sie auf!» feuerte Dr. Strike die Patientin an.
Auf einen Schlag richtete sich die völlig orientierungslose Frau auf und fuchtelte mit ihren Händen herum!
«Ganz ruhig! Bitte, ganz ruhig!» rief Dr. Strike. Dr. Snyder eilte der Chefärztin zu Hilfe.
Dr. Strike erklärte:
«Wir müssen die Jeffriesröhren benutzen, um hier rauszukommen! Debbie, ist das medizinische Notfallprogramm noch aktiv?»
«Ja, ich denke schon.» antwortete Dr. Crossnicholls auf die Frage von Dr. Strike.
«Computer, das Medizinische Holographische Notfallprogramm aktivieren!» befahl Dr. Strike dem Computer. Ein holographischer Doktor erschien neben dem Biobett, auf dem sich vorhin gerade noch die Patientin aus der Vergangenheit befand.
Er sprach: «Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls!»
«Zwanzig Borg werden gleich diese Tür durchbrechen! Versuchen Sie, sie etwas aufzuhalten!» befahl Dr. Strike dem MHN.
«Aber, Doktor, ich bin ein Arzt und kein Türstopper!» entgegnete das Medizinische Holographische Notfallprogramm.
«Das ist mir egal! Wir müssen schauen, daß wir weiterleben! Erzählen Sie ihnen Witze, tanzen Sie oder sonst der Gockel was, aber verschaffen Sie uns ein paar wichtige Sekunden!» rief Dr. Strike gereizt. Dann verschwand sie in der Jeffriesröhre und schloß die Luke von innen.
Da schafften es die Borg, die Tür zu öffnen und betraten sogleich den Vorraum der Krankenstation! Der holographische Doktor sprach zu ihnen:
«Laut medizinischen Forschungsergebnissen der Sternenflotte können Borgimplantate schwere Hautreizungen hervorrufen!» – Er machte eine Pause. Er kam auf einmal an der Wand an, weil er ständig rückwärts laufen mußte. Die Borg kamen immer näher!
«Vielleicht möchten Sie eine allergetische Salbe?!» schlug das MHN vor und die Mundwinkel schossen in die Höhe zu einem breiten Grinsen. Als der Doktor jedoch merkte, daß die Borg überhaupt nicht auf Kooperation aus waren, sackten die Mundwinkel wieder herab und er schloß die Augen. – Er konnte sich denken, was die Borg nun versuchten, mit ihm anzustellen.
Der photonische Arzt hatte seinen Dienst aber nicht schlecht erfüllt und der Gruppe von
Dr. Strike wichtige Sekunden Zeit verschafft! In der Zeit, in welcher der Doktor die Borg aufzuhalten versuchte, krochen die Ärztinnen und ein Sicherheitsoffizier mit der jungen Frau durch den engen Korridor der Jeffriesröhre. Die Zweite in der Kolonne, Dr. Snyder, fragte
Dr. Strike an einer Kreuzung: «Wohin?» – Die Chefärztin entschied völlig spontan:
«Nach links! Einfach nur noch runter von diesem Deck!»
Alle folgten ihr. Nur die junge Frau, die am Schluß der Kolonne war, nicht! Sie kroch nach rechts! Das war natürlich purer Schwachsinn, aber sie wollte eben frei sein!
Derweil wurden im Frachtraum die Waffen für allfällige, allem Anschein nach unausweichliche Kämpfe gefaßt. Lt. Cmdr. Chollet warf jedem ein Kompressionsgewehr zu. Während der Sicherheitschef die länglichen Phasergewehre mit Schwung verteilte, erklärte Cpt. Bluefox erklärte die Mission:
«Wir müssen zum Maschinenraum. Das Hauptproblem: Wir werden viele Drohnen
erschießen müssen. Falls wir den Maschinenraum erreichen sollten, kommt folgende Schwierigkeit noch hinzu: Wir riskieren mit unseren Partikelwaffen, den Warpkern zu treffen. Besser wäre es, ein Loch in einen der beiden Plasmakühltanks links und rechts vom Kern zu schießen. – Lore?» Der Captain schaute Lore an. Der reagierte sogleich und erwiderte:
«Ausgezeichnete Idee, Captain. Plasmakühlmittel löst organische Stoffe in Flüssigkeit auf, welche danach sofort durch die entstandene Hitze verdampft.»
Lt. Cmdr. Chollet bemerkte: «Die Borg sind aber nicht vollkommen organisch.»
«Das macht nichts. Die Borg sind eine biologische, humanoide Lebensform und können ohne ihre organischen Komponenten nicht überleben.» erklärte Cpt. Bluefox. Daraufhin machte der Captain eine Pause und schaute alle noch einmal genau an.
«Noch eine wichtige Information, bevor Sie sich alle in die Gruppen verteilen: Es könnten Ihnen Föderationsoffiziere begegnen, die bereits assimiliert sind. Sie sollten dann trotzdem schießen!» befahl er. – Die Leute schauten komisch aus der Wäsche! Bluefox versicherte:
«Sie tun ihnen damit einen Gefallen, glauben Sie mir das!»
Mit gemischten Gefühlen und einer großen Portion Unsicherheit teilten sich die Offiziere in zwei Gruppen auf. Die eine wurde von Cpt. Bluefox geführt, die andere von
Lt. Cmdr. Chollet. Lore gesellte sich zu Bluefox‘ Gruppe.
Auf der Erde:
Die Menschen in Eglisau hatten sich vom Angriff der Borg wieder erholt. An einigen Stellen mußte noch aufgeräumt werden, aber so richtig schlimm war es nicht mehr.
Im hintersten Partyzelt lief schon wieder eine Fete! Schon von weit draußen war die dröhnende Rock’n Roll-Musik zu hören.
Im Zelt drinnen saß Cnslr. Knight! Warum? Das Außenteam war mit den Reparaturen fertig, konnte aber nicht an Bord der Bluefox beamen, weil dort oben schon das reinste Chaos ausgebrochen war. Davon wußte das Außenteam nichts, weil es ja Cpt. Bluefox nicht mehr schaffte, mit Cmdr. Ceagy oder einem anderen Mitglied des Außentrupps Kontakt aufzunehmen. Weil die Crewmitglieder der Bluefox auf der Erde von der Suche nach Hanspeter Örgelisauer bereits ziemlich erschöpft waren, beschlossen sie, sich dem Fest anzuschließen. Ein Großteil des Außenteams vergnügte sich im Partyzelt von Eglisau.
Cnslr. Knight jedoch schien, schon nicht mehr so richtig anwesend zu sein! Sie stützte den Kopf auf die linke Handfläche ab und schaute etwas belämmert auf den Tisch!
Von außen kam Cmdr. Ceagy ins Zelt herein. Er rief dreimal den Vornamen von
Cnslr. Knight – Steevy –, doch die hörte nichts, weil die Musik im Zelt schaurig laut war!
Cmdr. Ceagy setzte sich zu Cnslr. Knight hin und nannte sie noch einmal bei ihrem Vornamen. – «Steevy?!» Da schaute sie endlich zu ihm auf und hatte ihn erhört!
«Was?» gab sie zurück.
«Die Musik ist verdammt laut. Ich schalte sie ab!» meinte Cmdr. Ceagy, stand wieder auf und zog den Stecker aus der Musikanlage.
«Nein, Andrew! Schalten Sie die Musik nicht ab!» rief Cnslr. Knight.
Da flog eine Whiskyflasche haarscharf an Ceagys Kopf vorbei!
«Wer ist denn der Trottel? Wer hat ihm gesagt, er solle die Musik abschalten?!» rief ein älterer Mann von der Bar aus zu Cnslr. Knight hinüber. Der Mann schien, schon ziemlich betrunken zu sein!
«Hey! Sie hätten mich fast abgeschossen mit dieser Flasche!» rief Cmdr. Ceagy empört.
«Schade um den Inhalt.» fügte er hinzu.
«Beruhigen Sie sich, Andrew. Ich habe eine Überraschung parat!» meinte Cnslr. Knight. «Aha, schießen Sie los!» meinte Cmdr. Ceagy gespannt.
Cnslr. Knight wandte sich zu dem älteren Mann, der sich Ceagy und Knight näherte und sprach:
«Darf ich vorstellen – Andrew Ceagy...» – Sie wandte sich nun zu Cmdr. Ceagy. –
«...Hanspeter Örgelisauer!»
«Ist das ein Freund von Ihnen?» wollte Örgelisauer sogleich wissen.
«Ja.» antwortete Cnslr. Knight.
«Ihr Mann?» fragte Örgelisauer.
«Nein.» gab Cnslr. Knight schmunzelnd zur Antwort.
«Gut!» gab Örgelisauer mit einem langgezogenen ‚u’ zurück und kicherte.
«Und das hier, Beevy...» wollte Örgelisauer anfangen, doch Cnslr. Knight unterbrach ihn und sagte genervt: «Steevy!»
Sie wußte nicht, ob er es verstanden hatte. Auf jeden Fall fuhr er fort:
«Das hier – das ist guter Stoff!» meinte er. Er zeigte ihr eine Flasche mit hochprozentigem Inhalt, stellte sie hin und schenkte Cnslr. Knight etwas davon in ein Glas, das bei ihr stand. Auch sich selber schenkte er ein, bedeutend ausgiebiger.
Cmdr. Ceagy wollte ihn etwas fragen: «Dr. Örgelisauer, haben Sie...» – Doch Örgelisauer hörte nicht auf Cmdr. Ceagy. Er guckte zu Cnslr. Knight und sprach einen Toast aus:
«Auf die Phoenix! Sie ruhe in Frieden!» – Danach trank er das Glas in einem Zug aus!
Cnslr. Knight nahm ebenfalls einen Schluck. Kaum hatte sie das undefinierbare Alkoholgetränk heruntergeschluckt, mußte sie sofort heftig husten! Örgelisauer hingegen schwang mit seinem linken Arm dreimal kräftig durch und prustete: «Oh, Wow!»
Als er sah, daß es Cnslr. Knight nicht so behagte, sah er die Flasche ein Weilchen an.
«Na ja, so gut war der auch nicht.» – meinte er plötzlich und warf die Pulle achtlos in hohem Bogen einige Meter von sich weg. Kurz darauf zerschellte die Buddel an einer eisernen Platte.
«Andrew, ich denke, wir müssen ihm die Wahrheit sagen.» meinte Cnslr. Knight.
Ceagy entgegnete: «Die Wahrheit ist, daß die Zeitlinie...» – Weiter kam er nicht, weil ihn die Schiffsberaterin plötzlich mit lauter Stimme unterbrach:
«Die Zeitlinie? Wir haben überhaupt keine Zeit, um über die Zeit zu sprechen! Soviel Zeit haben wir nicht!» rief Cnslr. Knight aus. Nach einer kurzen Pause fragte sie Cmdr. Ceagy:
«Was habe ich gesagt?» Cmdr. Ceagy lachte und meinte vergnügt:
«Sie sind betrunken!»
«Das bin ich nicht!» dementierte der Counselor. Ceagy jedoch erwiderte bloß:
«Oh, aber ja doch!» Knight gab es auf und erklärte, was passiert war:
«Er hat gesagt, er rede nicht mit mir, wenn ich nicht mit ihm trinke. Also haben wir dann zusammen getrunken. – Irgendwas. – Es heißt Tequila, oder so ähnlich. Nur auf diese Weise konnte ich herausfinden, wer er eigentlich ist! Und jetzt weiß ich, daß er der Mann ist, den wir suchen! Und dann kommen Sie und kritisieren meine Untersuchungsmethoden!»
Sie betonte dreimal kräftig und drückte mit ihrem Zeigefinger bei jeder Betonung energisch auf die Brust des Ersten Offiziers. Der entschuldigte sich und konnte sich einen weiteren Lacher nicht verkneifen. Cnslr. Knight stand auf und wollte rauslaufen. Cmdr. Ceagy wollte sie etwas stützen, aber sie wehrte ihn ab! Einen Moment später erklärte der Counselor:
«Ich habe nur versucht, mich anzugleichen!»
«Das ist Ihnen gelungen!» erwiderte Ceagy. Knight meinte verzweifelt:
«Ich habe ihm unsere Alibigeschichte erzählt, aber er hat mir nicht geglaubt!»
«Es bleibt uns keine Zeit mehr! Wenn wir ihm die Wahrheit sagen, glauben Sie, er kann damit umgehen?» fragte Cmdr. Ceagy.
«Wenn Sie meine Meinung als Schiffscounselor hören wollen – und das wollen Sie doch – er ist verrückt!» antwortete Cnslr. Knight.
«Gut, ich werde das in mein Logbuch eintragen.» bemerkte Cmdr. Ceagy.
Örgelisauer torkelte inzwischen zur Musikanlage und versorgte sie wieder mit Strom. Die laute Musik ertönte wieder. – Noch schriller als zuvor, so schien es Cmdr. Ceagy. Zu all dem Unheil begann Dr. Hanspeter Örgelisauer auch noch zur Musik zu tanzen! Das sah ziemlich schräg aus, besonders wenn er seine Version des legendären „Michael Jackson-Griffs“ – mit der offenen Hand an das beste Stück – zeigte! Der Alkohol zeigte plötzlich auch auf
Cnslr. Knight Wirkung: Sie kippte um! – Cmdr. Ceagy konnte nur noch den Kopf schütteln!
Auf der Bluefox waren derweil die beiden Teams unterwegs zum Maschinenraum.
Es war fast vollkommen dunkel. Nur das Blinken der roten Neonröhren an den Wänden auf beiden Seiten, auf Bauchhöhe der Offiziere, erhellte die langen Korridore kurz. Die Neonlichter signalisierten natürlich die rote Alarmstufe.
Zuerst sah es noch friedlich aus. Die Teams verließen die Brücke auch erst gerade.
Dann wechselten die Leute aus Cpt. Bluefox‘ Team das Deck, indem sie eine Luke im Boden öffneten und hinuntersprangen. Die Decks waren bloß 2½ Meter hoch. Man mußte also, wenn man an sich an den Rand des Oberdecks hängte, höchstens einen Meter in der Luft zurücklegen, um auf das Unterdeck zu gelangen. Für geübte Leute wie die Offiziere der Bluefox war ein Meter noch keine wirklich gefährliche Höhe.
Die Gruppe des Captains erreichte Deck 35, also das Deck über dem Maschinenraum. Lore übernahm kurzfristig die Führung und bog in eine Kurve. Er schaute, ob die Luft rein war. – Sie war rein, aber die Wände waren bereits mit etlichen Röhren und Kabeln versehen!
«Hier waren sie also schon.» bemerkte Cpt. Bluefox. Lore meinte plötzlich:
«Captain, ich empfinde irgendeine Art Angst! Das ist ein faszinierendes Gefühl!»
«Lore, ich kann Ihnen wohl glauben, daß diese Sache sehr heikel ist. Ich denke aber, es ist besser, wenn Sie Ihren Emotionschip vorübergehend deaktivieren.» bat Bluefox Lore.
«Das ist eine gute Idee, Sir. – Erledigt.» sprach Lore. Der Captain bemerkte:
«Lore, ich beneide Sie manchmal.»
Die Gruppe setzte ihren gefährlichen Trip zum Maschinenraum fort. Immer wieder trafen sie auf deutliche Anzeichen dafür, daß es sich die Borg auf der Bluefox bequem machten.
Da gelangten sie an eine Stelle, wo der Boden durchgebrannt war! Man konnte also Deck 36
von Deck 35 aus sehen! Cpt. Bluefox kommentierte die Situation mit seinem typischen
Humor für brenzlige Lagen:
«Nett von den Borg, nicht? Jetzt müssen wir nicht mehr bis zur Luke laufen!»
Sie stiegen also vorsichtig hinunter. Kaum waren alle wieder richtig auf dem Boden angelangt, waren auch schon prompt einige Borgdrohnen zu sehen, die an den Wänden der Korridore arbeiteten und eigene Leitungen montierten. Zum Glück mißachteten sie die Gruppe der Sternenflottenoffiziere. Cpt. Bluefox informierte zur Beruhigung des Teams:
«Sie ignorieren uns, wie ich erwartet hatte. Das ist auch gut so.»
Zwei Borgdrohnen marschierten nebeneinander durch den Korridor. Die Offiziere machten ihnen schön Platz. Cpt. Bluefox sah, daß zwei Sicherheitsoffiziere noch deren Kompressionsgewehre nach oben hielten. Sofort intervenierte er:
«Waffen runter! Sie ignorieren uns natürlich nur so lange, bis sie uns als Bedrohung ansehen. Wir benützen die Phasergewehre erst im Notfall. Verstanden?»
«Aye, Sir.» bestätigten die beiden Securitys.
Die Gruppe setzte ihren Marsch zum Maschinenraum fort.
Das Team von Lt. Cmdr. Chollet schritt gerade mit einer hohen Marschgeschwindigkeit durch einen Korridor. Mitten auf dem Weg wurden sie plötzlich von einer sich rapide öffnenden Luke an der Wand erschreckt! Alle richteten sofort ihre Phaser und Kompressionsgewehre Richtung Luke.
«Halt! Ich bin’s nur!» rief Dr. Strike, natürlich ebenfalls stark erschrocken! Sie stieg heraus. Ihr folgten Dr. Snyder und Dr. Crossnicholls sowie vier weitere medizinische Offiziere der Sternenflotte.
«Sind sie nun auch noch in die Krankenstation eingedrungen?» fragte Lt. Cmdr. Chollet.
«Was für eine Frage, Danny! Natürlich sind sie das! Wir haben eine Patientin aus der Vergangenheit verloren. Sie hat keine Ahnung von all dem. Sie ist uns anscheinend bei einer Kreuzung in den Jeffriesröhren nicht gefolgt. Wer weiß, wo und was sie nun ist. – Ich habe zu wenig gut aufgepaßt.» erklärte Dr. Strike. Der Sicherheitschef entgegnete:
«Das ist nicht Ihre Schuld, Nicole. Sie und Ihr Team mußten fliehen und Sie waren sicherlich alle in großer Aufregung.» Er machte eine kurze Pause und ließ die Ärztinnen erst einmal
richtig durchatmen. Wenig später fügte er hinzu:
«Es besteht große Gefahr für alle unbewaffneten Offiziere, daher schlage ich vor, daß Sie, Doctor, mit Ihrem Team wieder auf die Brücke zurückkehren. Lieutenant Monty wird Sie begleiten.»
«Ich stimme Ihnen voll zu, Danny, da können Sie Gift drauf nehmen!» erwiderte Dr. Strike.
Lt. Monty von der Sicherheit, der mit der medizinischen Equipe mitkam als Beschützer, machte sich mit dem Ärztinnenteam sogleich auf den Weg zur sicheren Brücke auf dem obersten Deck.
Zwei Minuten später gelangte das Team des Captains sicher bei der Tür des Maschinenraums an. Als die Gruppe um eine Ecke bog, kurz bevor sie ihr Ziel erreichte, erschrak der mometan führende Cpt. Bluefox gewaltig! Er sprach: «Huch, haben Sie mich erschreckt!»
Lt. Cmdr. Chollets Gruppe erreichte Deck 36 also auch bereits. Nun waren sie zu zehnt.
Sie standen nun also vor der Maschinenraumtür, doch wie wollten sie diese öffnen?
«Den manuellen Auslöser!» sprach Cpt. Bluefox und deutete auf eine Konsole rechts vor der Tür. Lore ging zur Konsole hin und wartete, bis alle aufgeschlossen waren. Der Captain nickte Lore zu. Der Androide tippte einen Code ein. – Der Schließmechanismus war nun nicht mehr aktiv.
«Anklopfen wäre vielleicht eine Lösung.» witzelte Bluefox.
Das Scherzen sollte dem Captain sogleich vergehen, als die ersten Drohnen sich von ihren Regenerationsalkoven lösten und auf die zehnköpfige Menschengruppe zusteuerten!
Hinter Lt. Cmdr. Chollets Rücken aktivierte sich eine Drohne! Chollet merkte es aber gerade noch rechtzeitig und bevor er dem Hybridenwesen mit seinem Kompressionsgewehr eins über die Rübe hämmerte, schrie er noch zu den anderen Crewmitgliedern hinüber:
«Phaser bereithalten!»
Es fielen etliche Phaserschüsse. Die meisten trafen ihre Ziele haargenau.
«Lore, geben Sie mir Feuerschutz!» wies Bluefox Lore an und rannte zur Tür, damit sich diese öffnete. Doch dort stand bereits eine Drohne! Diese wollte gerade zu einem wuchtigen Schlag ausholen, da kam Lt. Cmdr. Chollet ihm zu Hilfe und riß der kybernetischen Lebensform ihr Hauptstromkabel am Hinterkopf aus! Der Borg zuckte und sackte zusammen!
Lore mußte wieder seinen Captain verteidigen und schoß auf eine frontal kommende Drohne. Doch die Drohnen paßten sich auf einmal allesamt an die Schußfrequenz der Phaser sowie der Kompressionsgewehre an!
«Sie haben sich angepaßt!» rief Lore zur Information.
Nun war Handarbeit gefragt. Lore ging zum Borg hin und hackte ihm mit beiden zusammengefalteten, geballten Fäusten in die Augengegend!
Der Borg fiel auf einen toten Gesellen und rührte sich nicht mehr!
Dann kamen gleich zwei Drohnen auf den Androiden zu! Doch auch dafür wußte er eine Methode. Er umschlang den führenden Borg mit beiden Armen und warf ihn zu seinem sich nähernden Kollektivkameraden! Beide Drohnen strauchelten rückwärts und kippten um! Die Kabel der beiden Borg verhakten sich ineinander. Dadurch konnten sie nicht mehr aufstehen!
Lore nutzte die Schwäche der Borgdrohnen, nämlich ihren reduzierten Gleichgewichtssinn, voll aus!
Die anderen, etwas unerfahreneren, jungen Crewmitglieder hatten gegen die Drohnen einige Probleme! F. Stephen Ceagy zum Beispiel versuchte gerade, einer Drohne mit seinem Kompressionsgewehr eine zu verpassen, doch die Drohne konnte sich verteidigen und schmierte ihrerseits dem jungen Wissenschaftsoffizier eins voll ins Gesicht. Der flog rückwärts auf den harten Boden! Ceagy blieb liegen, in der Hoffnung, die Drohne würde ihn übersehen.
Tatsächlich überstieg der Borg F. Ceagy, den Bruder des Ersten Offiziers, und marschierte weiter – den Fähnrich ließ er liegen. F. Ceagy atmete auf!
Aber auch die anderen hatten Mühe, so wie F. Patrick Strike. Er wollte eine Leiter hochsteigen, die auf ein höhergelegenes Deck führte, aber da zerrte ihn eine Drohne am Bein und der Steuermann fiel einen guten Meter wieder hinunter! Danach kletterte der Borg die Leiter hoch. Es war also zum Glück nicht die Absicht der Drohne, F. Strike zu assimilieren.
Weitere Sicherheitstruppen der Sternenflotte trafen auf Deck 36 als Verstärkung ein und enterten sogleich den Hauptmaschinenraum. Sie lieferten sich eine verbitterte Schlacht mit den Borgdrohnen, die den Menschen nur schon rein körperlich überlegen waren.
Ein unbekannter Security der Sternenflotte erreichte eine Luke, hinter der sich eine sichere Jeffriesröhre befand. Er öffnete sie und duckte sich, um gut hineinkriechen zu können. Da packte ihn plötzlich von hinten eine Drohne am Arm und am Kopf und zerrte ihn in den Stand! Der Mann schrie wie am Spieß, weil die derart unsanfte Methode des Borg ihm starke Schmerzen bereitete! Sie ließ ihn mit einer Hand los. Aus dieser Hand schossen auf einmal zwei Röhrchen heraus – direkt an den Hals des Sicherheitsoffiziers! Sie durchbohrten den Hals ohne Probleme und blieben für einige Sekunden drinnen stecken!
Cpt. Bluefox, Lt. Cmdr. Chollet und Lt. Cmdr. Lore versuchten, so schnell wie möglich ebenfalls eine sichere Jeffriesröhre zu finden. Lore stand gerade bei einem Tor. Da öffnete sich dieses Tor von selbst – es fuhr langsam nach oben. Allerdings blieb es nach etwa einem Siebtel der normalen Höhe stehen. Lore merkte dies nicht. Das sollte sich zu seinem Schicksal entwickeln! Ein Borg, der, von Lore aus gesehen, hinter dem Tor stand, zerrte den Zweiten Offizier an seinen Unterschenkeln und brachte ihn dadurch zu Fall! Dann schleifte er den Androiden durch den Spalt hindurch! Sofort schnellte das Tor wieder nach unten. Lore war im Hauptmaschinenraum verschwunden und keiner außer Lt. Cmdr. Chollet und Cpt. Bluefox bemerkte diese schon fast schelmische Aktion der Drohne!
Lt. Cmdr. Chollet und Cpt. Bluefox begaben sich durch den Haupteingang in den Maschinenraum und schnappten sich die nächstgelegene Möglichkeit, auf das Oberdeck zu gelangen. Es gelang ihnen, eine freie Leiter zu finden und an ihr hochzuklettern. Der Captain zeigte auf eine Luke. Der Sicherheitschef reagierte schnell, rannte zu dieser Luke hin und öffnete sie. Bluefox begab sich, nachdem er einen Sicherheitsabstand abwartete, ebenfalls sofort zur Luke. Chollet kroch hinein, Bluefox kauerte bereits nieder, als ihm plötzlich eine männliche Stimme zurief: «Captain! Hilfe! Bitte – Hilfe!»
Cpt. Bluefox erblickte die Person, die ihn gerufen hatte. Es war der Sicherheitsmann, der vor kurzer Zeit von einer Drohne mit deren Röhrchen am Hals markiert worden war!
Der Sicherheitsoffizier hatte bereits ein dunkelgraues Gesicht und ein seesternförmiges Borgimplantat an der linken Wange! Bluefox richtete seinen Handphaser auf den Offizier. Er hatte die Absicht, den Mann zu erschießen, denn er hatte ja noch erklärt, daß man den Individuen einen Gefallen täte, weil man sie von ihren Schmerzen befreien konnte. – Der Captain feuerte also, ohne länger darüber nachzudenken, auf diesen unter fürchterlichen Schmerzen leidenden Security. Gleich danach stieg er sofort durch die offene Luke in die Jeffriesröhre. Als er vollständig drinnen war, schloß er den Deckel von innen sofort wieder.
Cpt. Bluefox erwischte die Röhre äußerst knapp, denn drei Sekunden später war bereits eine Drohne daran, mit einem Kreissägeblatt, das in ihrer Armprothese integriert war, die Luke auszuschneiden! Bluefox kroch bis zu einer Kreuzung und bog nach links ab. Da zerrten plötzlich zwei kalte, trockene Hände an seinen Schultern und brachten ihn aus dem Gleichgewicht! Wenig später umschlangen sie den Bauch des Captains und schleiften ihn halb im Stand in eine Ecke, wo sie dann ihren Griff endlich lockerten.
Cpt. Bluefox riß sich sofort los, erhob sich wieder und drehte sich blitzschnell um. Dummerweise löste sich sein Handphaser aufgrund dieser abrupten Bewegung aus dem
Halfter der Uniform und schlitterte ungefähr zwei Meter in die Richtung, wo diese Hände ihn so unsanft hinzerrten!
Die andere Person hob den Phaser sofort auf und richtete ihn auf Cpt. Bluefox!
«Verdammt noch mal, was machen Sie denn hier?» fragte Cpt. Bluefox. – Ihm war diese Person selbstverständlich von seinem Außeneinsatz auf der Erde bekannt! Es war die junge Frau, die sich von der Gruppe aus der Krankenstation nach deren gelungenen Flucht mutwillig abgesondert hatte! Sie fuchtelte mit ihrem Phaser herum und schrie Bluefox nach dessen Frage an: «Halten Sie den Mund!» – «Beruhigen Sie sich!» besänftigte der Captain die junge Frau.
«Wer sind Sie?» fragte sie mit energischem Ton.
«Mein Name ist Matthew Bluefox. Ich bin Captain dieses Schiffes.» antwortete Cpt. Bluefox. «Sie können mir auch sagen, daß der Mond aus Emmentalerkäse besteht!» entgegnete sie.
«Es ist wirklich wahr!» sprach der Captain verzweifelt.
«Ach, so. Dann habe ich jetzt mal eine Frage an den Captain dieses Schiffes! Könnten Sie mich vielleicht wieder hier raus bringen?» wollte die Dame wissen. Sie begann, wieder aggressiver zu werden.
«Also gut, folgen Sie mir!» antwortete Cpt. Bluefox.
Er kroch ihr voraus. Er wollte wirklich, daß die beiden sicher an einen Ort im Schiff kämen, wo gerade keine Borgdrohnen waren!
«Langsam!» rief die Frau, immer noch mit einer Hand den Phaser haltend.
Cpt. Bluefox und die junge Dame kamen zu einer Tür der Jeffriesröhre. Bluefox öffnete sie.
«Glück gehabt.» bemerkte er erleichtert. Die beiden verließen die Röhre und standen nun in einem der kleineren Frachträume. Sie fragte verwundert:
«Und wo sind wir jetzt?» – «Wir sind hier in einem Frachtraum. Von hier aus kann ich eventuell zu einem Kontrollpult gelangen. Die Energie ist ausgefallen. Verstehen Sie, wir sind Gefangene auf unserem eigenen Schiff!» gab der Captain zur Antwort.
«Wer nahm Sie und Ihre Kollegen gefangen?» fragte die Frau.
«Die Borg.» antwortete Cpt. Bluefox.
«Borg – klingt schwedisch.» bemerkte die Schweizerin aus der Vergangenheit. – Sie glaubte dem Captain langsam und begriff nun doch mit der Zeit, daß er nicht freiwillig von Gefangenschaft und den damit verbundenen negativen Gefühlen redete.
«Hören Sie, ich denke, wir sitzen beide im selben Boot. Geben Sie mir bitte diesen Phaser. Ich möchte nicht, daß jemand zu Schaden kommt.» bat Cpt. Bluefox die nervöse Frau.
Sie kam einen Schritt auf ihn zu und legte ihm den Phaser mit einer schnellen Bewegung in seine ausgestreckte rechte Hand. Sie sprach in Erstaunen:
«Das war meine erste Strahlenkanone!» – Der Captain schaute sich den Phaser an und bekam einen Nachschrecken! Er musterte kurz die Anzeige des Phasers und bemerkte:
«Maximale Feuerkraft! Wenn Sie den abgefeuert hätten, dann hätten Sie mich pulverisiert!» Er bat die nun etwas schüchtern gewordene Dame: «Schauen Sie mal dorthin.»
Sie wanderte mit ihren Augen in die Richtung, wo Cpt. Bluefox hinzeigte. Der Captain öffnete die Hauptluke, welche einen Blick direkt in den Weltraum ermöglichte. Sie konnte ihren Augen nicht trauen! Was sie sah, übertraf ihre gesamte Vorstellungskraft! Cpt. Bluefox zeigte auf bestimmte Stellen. Er nannte die gezeigten Orte beim Namen:
«Das Schwarze Meer, die Donau, der Rhein. Die Alpen überfliegen wir gleich, aber halten Sie den Atem an. – Es ist ein langer Weg bis nach unten! – Oder wollen Sie doch lieber mit mir einen Weg durch das Raumschiff suchen, bis wir in Sicherheit sind?» fragte er mit einem Schmunzeln, in der vollen Sicherheit, sie würde auf die zweite Variante setzen, was sie auch tat. Sie antwortete ohne langes Überlegen: «Ich denke, ich komme mit Ihnen mit.»
«Wie ich schon sagte, mein Name ist Matthew Bluefox. Wie lautet Ihrer?» fragte der Captain. «Annie.» gab sie zur Antwort. – Nun war die Angst auch bei ihr etwas überwunden.
«Willkommen an Bord, Annie.» sprach Cpt. Bluefox und lächelte kurz. Er wollte ihr den Bammel so gut und leicht wie möglich nehmen.
Annie folgte Cpt. Bluefox in die Jeffriesröhre, aus welcher der Captain vor wenigen Minuten hinauskam. Bluefox kannte sein Schiff zumindest so gut, daß er bei irgendeinem Deck wieder herauskommen konnte, wenngleich er auch nicht immer genau wußte, auf welcher Ebene er wohl landen würde.
Auf dem Holzweg war der arme Lore. – Er wurde in einen speziellen Regenerationsalkoven
verfrachtet! Der Alkoven neigte sich automatisch um 90 Grad, so daß er mit etwas Phantasie
ein Bett darstellte – allerdings ein etwas unbequemes Bett, wohlbemerkt. Auf einmal setzte sich der Alkoven samt Lore in Bewegung und glitt einige Meter weit nach oben und nach vorne, in die Richtung des Warpkerns. Ungefähr fünf Meter vom Kern entfernt hielt er an und blieb stehen.
Lore schaute sich um. Er konnte den Warpkern sehen, der mit einer grünen Flüssigkeit durchflutet wurde. Es war also nicht mehr das blaue Warpplasma, sondern irgendetwas anderes, was die Borg mitgebracht hatten. Dann guckte er zu einer Schalttafel hinüber. Etwa vier Borgdrohnen waren daran beschäftigt, den Verschlüsselungscode herauszubekommen, den Lore ja noch eingetippt hatte!
«Ihre Bemühungen, den Code zu knacken, werden nicht erfolgreich sein! Ebenso wenig wie
Ihr zweites Vorhaben, nämlich mich in das Kollektiv zu assimilieren!» meinte Lore.
Da erklang eine sanfte weibliche Stimme von der Decke her mit einem leichten Echo:
«Tapfere Worte. Ich habe sie schon von über tausend Spezies in über tausend Sprachen gehört. Aber jetzt sind sie alle Borg!»
Lore schaute hoch, aber er konnte nichts und niemanden erkennen! Er entgegnete ins Nichts:
«Ich gleiche keiner Lebensform, welcher Ihnen je begegnet ist! Die Codes meines Neuralnetzes können nicht mit Gewalt entfernt werden!»
«Sie sind ein unvollkommenes Wesen, geschaffen von einem unvollkommenen Wesen. Ihren Schwachpunkt zu finden ist nur eine Frage der Zeit.» hauchte die Stimme herunter.
Dann begann eine Drohne, Lores Androidenkopfhaut mit zwei handeigenen Bohrern zu durchlöchern!
Auf der Erde:
Hanspeter Örgelisauer, Cmdr. Ceagy und Cnslr. Knight verließen das hinterste Partyzelt. Auch Lt. Cmdr. Steaner gesellte sich zu den drei Personen.
Örgelisauer kicherte, weil er immer noch nicht glaubte, daß die Crewmitglieder der Bluefox mit einem Raumschiff auf die Erde gekommen waren und daß eine kybernetisch-organische Rasse aus der Zukunft die Erde angreifen wollte. Er faßte zusammen:
«Also wenn ich das richtig verstehe, Commander: Eine kybernetische Spezies aus der Zukunft machte eine Zeitreise und kommt genau hierher in diesem Moment, um die Menschheit zu versklaven! Das ist irre! Solch eine Story habe ich noch nie gehört! Und Sie, Sie wollen die also aufhalten?!» fragte er. – «Ganz recht.» antwortete Cmdr. Ceagy.
«Tod und Teufel! Sie sind ein Held!» grölte Örgelisauer. Cmdr. Ceagy aber meinte:
«Wir werden es Ihnen beweisen. – Tanya!»
Lt. Cmdr. Steaner stand an einem irdischen Teleskop und suchte die Bluefox. Sie fand sie auch kurz darauf.
«Da ist sie!» rief Lt. Cmdr. Steaner. Sie winkte zu den drei anderen hinüber und forderte den Eglisauer Erfinder auf: «Kommen Sie und schauen Sie sich das bitte einmal an!»
Örgelisauer torkelte zum Teleskop und guckte hindurch. Zuvor sagte er noch:
«Ja, ich mag eine gute Peepshow!»
Als er dann aber wirklich die Bluefox-F am Nachthimmel sehen konnte, fiel ihm fast der Kinnladen herunter! Dann drehte er sich um, grinste verschmitzt zu den Crewmitgliedern der Bluefox hinüber und meinte: «Das ist ein Trick!»
Er lief zur Vorderseite des Teleskops, blickte plötzlich ernst drein und fragte:
«Wie machen Sie das?» Lt. Cmdr. Steaner antwortete mit einem verschmitzten Lächeln:
«Es ist Ihr Teleskop!»
«Und Annie ist jetzt auf diesem Schiff da oben?» fragte Örgelisauer.
«Ja, genau.» antwortete der Erste Offizier.
«Und was soll ich jetzt machen?» fragte der verdutzte Schweizer. Cmdr. Ceagy antwortete:
«Ganz einfach, Doktor. Sie führen morgen früh Ihren Warpflug durch, wie geplant.»
«Warum morgen früh?» fragte Örgelisauer. Cmdr. Ceagy klärte ihn auf:
«Weil an diesem Zeitpunkt ein fremdes Schiff dieses Sonnensystem durchfliegen wird.» «Fremd? Sie meinen – Außerirdische? Noch mehr böse Jungs?» fragte Örgelisauer mit deutlich erkennbaren Stirnfalten. Lt. Cmdr. Steaner intervenierte:
«Gute Jungs. Sie sind auf einem Erkundungsflug.» Cmdr. Ceagy erklärte:
«Verstehen Sie es jetzt, Doktor? Wenn diese Jungs merken, daß die Menschen jetzt schneller als das Licht fliegen können, dann werden sie neugierig und ändern ihren Kurs! Sie werden die Erde ansteuern und den ersten Kontakt mit den Menschen herstellen, genau hier!» «Hier?!» staunte Örgelisauer.
«Genauer gesagt, dort drüben.» antwortete Lt. Cmdr. Steaner. Die Chefingenieurin zeigte auf eine kleine Anhöhe vor der Waldgrenze.
«Diese Erfindung ist von unglaublichem Wert! Mit dem Warpantrieb werden ganze Raumflotten gebaut! Die Menschheit wird ein Ganzes. Durch diese Erfindung vereinen sich alle Länder und setzen sich zusammen! Krieg, Armut und Krankheit wird es in den kommenden hundert Jahren nicht mehr geben! Und abgesehen davon, Sie persönlich werden noch einiges verdienen dabei. Aber wenn Sie diesen Warpflug nicht durchführen, bevor es 11:15 Uhr ist, dann wird dies alles niemals geschehen!» Der Erste Offizier war äußerst gespannt darauf, was Örgelisauer antworten würde. – Aber der antwortete noch nicht. Zuerst fragte er noch etwas: «Aber was seid Ihr denn? Astronauten auf so einer Art „Star Trek“?»
«Ich weiß, daß das alles sehr schwer für Sie zum Verstehen ist, aber wir brauchen einfach ganz dringend Ihre Hilfe!» appellierte Cmdr. Ceagy.
Hanspeter Örgelisauer schaute für einen Augenblick lang in die Sterne. – Dann erwiderte er:
«Warum nicht?»
Unterdessen ging auf der Bluefox die Menschenjagd der Borg auf den Decks weiter. Ein älterer Security, der von der U. S. S. Netherwell zur gerettet und nun als nützliche Einsatzkraft gebraucht wurde, wollte gerade abdrücken. – Da funktionierte plötzlich gar nichts mehr bei seinem Kompressionsgewehr! Er drückte immer wieder auf den Feuerknopf, aber kein Schuß fiel! Die Drohne erreichte den Offizier, packte ihn am Hals und assimilierte ihn mit dem bekannten Verfahren. – Der Sicherheitsmann folgte der Drohne nach kurzer Zeit automatisch, schon ganz im Geiste des Kollektivs!
Nur noch wenige Drohnen fielen den Kompressionsgewehren der Sternenflottenoffiziere zum Opfer. Gerade konnten F. Strike und F. Ceagy wieder zwei Drohnen erschießen, aber bereits nach einigen Sekunden paßten sich die Borg auch an diese neue Frequenz an!
Bald waren nur noch wenige Crewmitglieder übrig. Der Widerstand war nun wirklich je länger, je mehr zwecklos geworden.
Ein Vierertrupp, der zur Gänze aus fremden Sternenflottenoffizieren bestand, brach gerade eine Tür ein. Aus dem Dunkel erschienen plötzlich acht rote Laserstrahlen. Es waren natürlich Drohnen, die sich dem dunklen Korridor entlang in die Richtung der Sicherheitskräfte bewegten. Die kybernetischen Teilchen, die sich überall an den Körpern der Borgdrohnen befanden, bewegten sich intensiv und erzeugten ein zirpendes Geräusch!
Lt. Cmdr. Chollet erreichte zum Glück noch rechtzeitig die Brücke sowie auch Dr. Strike mit ihrem Team inklusive Sicherheitsoffizier Monty. Auf der Brücke konnte man nichts anderes tun als warten und hoffen, daß noch mehr Leute diesen sicheren Ort erreichen würden.
Lt. Cmdr. Haldman war an der Ops und Lt. Humble am Steuer.
Da öffnete sich tatsächlich eine Notöffnung im Boden. – Es waren F. Strike und F. Ceagy! «Berichten Sie!» verlangte Lt. Cmdr. Chollet von den beiden völlig erledigten Offizieren.
«Die Borg kontrollieren die Decks 44 bis 18! Aber bei der Einnahme von Deck 18 haben sie aufgehört! Wir waren, ehrlich gesagt, total überrascht, wenn nicht minder erfreut!» berichtete
F. Ceagy.
«Sie haben mehr als die Hälfte des Schiffes assimiliert! Warum hören sie jetzt auf? Gillian, was befindet sich alles auf Deck 18?» fragte Lt. Cmdr. Chollet.
«Die Sternenkartographie, die Deflektorsteuerung – nichts Lebenswichtiges.»
antwortete Lt. Cmdr. Haldman. Der Sicherheitschef entgegnete verwundert:
«Sie hätten dort nicht aufgehört, wenn es ihnen nicht einen taktischen Vorteil verschaffen würde! Fähnrich Strike, Fähnrich Ceagy, Sie gehen wieder auf Posten und erstatten mir alle zehn Minuten Bericht. Entfernen Sie sich nicht allzu weit von der Brücke.» befahl er.
Es war Lt. Cmdr. Chollet selbstverständlich bewußt, daß dies besonders für die jüngeren Leute wohl die härteste Mission ihrer Karriere sein würde. Aus seiner Laufbahn als Offizier in der Sternenflotte kannte er ebenfalls keine vergleichbare Mission!
Im Maschinenraum war Lore immer noch auf dieser Trage festgeschnallt. Er bekam zwei Armschellen und zwei Fußschellen verpaßt!
Wieder begann diese merkwürdige, leicht hallende Frauenstimme von der Decke zu sprechen:
«Sind Sie bereit?» fragte sie. Ohne auf die Frage näher einzugehen, fragte Lore zurück:
«Wer sind Sie eigentlich?» – «Ich bin die Borg.» antwortete die Stimme. Lore intervenierte:
«Das ist ein Widerspruch! Die Borg sind ein Kollektiv. Es gibt keine Individuen!»
Der leitende Wissenschaftsoffizier konnte plötzlich mit seinen Augen verfolgen, wie sich ein Kopf mit etwas Körperpartie, der an drei Strippen festgemacht war, abseilte! Aus einer Luke im Boden fuhr auf einmal ein dazu passendes Unterteil herauf und stand zur Kombination mit dem oberen Teil bereit! Nach ein paar Sekunden pflanzte sich die obere in die untere Körperpartie ein. – Es war nun ein Ganzes!
Fortsetzung folgt...
Folge 22: Angriff der Borg (Teil 2)
Denise Werwealy und ihr Bruder Fabius Werwealy waren die einzigen Crewmitglieder der Bluefox, die im Maschinenraum zurückblieben. Ein paar gerettete Techniker von anderen Schiffen arbeiteten noch vereinzelt an verschiedenen Stationen auf dem Unterdeck des Maschinenraums. Die Geschwister Werwealy machten sich also auf dem Oberdeck an die Arbeit an den Umweltsystemen.
Fabius las den Bericht eines Panels und leitete es an seine Schwester weiter:
«Es scheint, als würden alle Umweltsysteme, nicht nur diejenigen im Maschinenraum verrückt spielen. Die Temperatur ist auf dem ganzen Deck angestiegen!»
«Gehe mal in die Jeffriesröhre. Vielleicht hast du dort mehr Erfolg.» schlug Denise vor.
«Gute Idee.» erwiderte ihr um fünf Jahre jüngerer Bruder. Er kroch in die Jeffriesröhre.
Da hörte er ein merkwürdiges Geräusch!
«Hallo!» reagierte Fabius. – «Arbeitet denn sonst noch jemand in dieser Sektion?» fragte er mit lauter Stimme. Er erhoffte sich eine Antwort von irgendeinem Crewmitglied in der Jeffriesröhre. Doch keiner antwortete. Da rief Denise ihm plötzlich zu: «Redest du mit mir?»
«Nicht direkt! Sind noch andere Leute hier drinnen?» fragte Fabius. Denise antwortete:
«Es hat sich niemand bei mir abgemeldet. Es dürfte niemand drinnen sein.»
Fabius kroch weiter und kam zu einer Kreuzung. Er wollte geradeaus kriechen. – Da packte ihn auf einmal etwas Grobes am Arm! Denise hörte nur noch einen kurzen Schrei von ihrem Bruder! Sie rief besorgt: «Fabius? Alles in Ordnung da drinnen?»
Als sie keine Antwort bekam, fand sie das sehr merkwürdig und kroch ebenfalls in die Röhre hinein. Sie rief nochmals den Namen ihres Bruders. – Wieder keine Antwort. Sie kroch weiter bis zu der Kreuzung. Erst blickte sie nach rechts, dann nach links. – Sie konnte ihren Augen nicht trauen! Aber da war es schon viel zu spät. Auch sie wurde von der Gestalt vollkommen überrascht! Sie hatte nicht mal den Hauch einer Chance, sich zu wehren!
Inzwischen beamten die drei Technikertrupps von der Bluefox in die Halle und arbeiteten bereits seit zwei Stunden fleißig an der Rakete. Auch Cpt. Bluefox und Lore halfen tüchtig mit! Während einer kleinen Arbeitspause ging der Captain ganz nahe zur Rakete hin und berührte vorsichtig eine Stelle. Lore, der gleich neben ihm stand, fragte ihn verwundert:
«Warum berühren Sie die Rakete?»
«Wissen Sie, Lore, als ich noch ein kleiner Junge war, durfte ich dieses Schiff einmal im Museum hinter 30 Zentimetern Panzerglas betrachten. Jetzt darf ich es sogar berühren! Das ist etwas ganz Besonderes!» antwortete der Captain.
«Verändert sich mit der Berührung des Schiffes Ihr Gefühl?» fragte der Androide.
«Ja. Das würde ich sagen.» antwortete Bluefox.
Lore berührte die Rakete auch. Allerdings kam er nicht auf das, was er sich erhofft oder erdacht hatte. Das hängte bestimmt damit zusammen, daß er seinen Emotionschip deaktiviert hatte. Er bemerkte nur stirnrunzelnd:
«Es gibt Unvollständigkeiten im Titanmantel, Temperaturschwankungen am Ansaugrohr.»
«Für die Menschen ist es eben noch einiges mehr. Ich finde, daß Berührungen den Fühlenden mit der Materie irgendwie verbindet!» meinte Cpt. Bluefox.
Als der Captain mit seinem Satz fertig war, rief plötzlich Cnslr. Knight, die den beiden bereits eine Weile zugehört hatte, hinunter: «Darf ich die holde Dreisamkeit stören?»
«Counselor? Auch hier?» reagierte der Captain.
«Keine Spur von Örgelisauer, Captain. In der ganzen Basis haben wir nichts gefunden!» antwortete Cnslr. Knight.
«Ich begreife das nicht. Dieses Schiff muß doch sein Ein und Alles gewesen sein. Abgesehen davon muß diese Rakete in weniger als 24 Stunden starten, sonst sind die Vulkanier über alle
Berge!» bemerkte Cpt. Bluefox.
«Captain, wir müssen uns langsam mit der Annahme anfreunden, daß Hanspeter Örgelisauer beim Angriff auf die Basis getötet wurde.» meinte Cnslr. Knight.
«Wenn das wahr ist, dann stirbt die Zukunft mit ihm.» entgegnete der Captain mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.
Cnslr. Knight und Cmdr. Ceagy stiegen die Treppen hinunter, bis sie bei Bluefox und Lore ankamen. Cmdr. Ceagy bewunderte die alte Rakete und sagte zum Captain:
«Das war mal eine Atomrakete aus dem dritten Weltkrieg! Wirklich erstaunlich, was Örgelisauer daraus gemacht hat. Wenn die Borg wüßten, wieviel Arbeit dahintersteckte, um diese Rakete umzubauen, dann hätten sie es sich überlegt, sie einfach zu zerstören. Atomwaffen hätten sie sicherlich assimilieren können!» scherzte der Erste Offizier.
«Wohl kaum, Commander. So eine alte Technologie würden die Borg nicht mal als Brotzeit assimilieren.» erwiderte Cpt. Bluefox schmunzelnd. Lore bemerkte:
«Es ist eine Ironie des Schicksals. Örgelisauer sucht sich eine Massenvernichtungswaffe aus, um damit eine Ära des Friedens einzuleiten.»
Da hörte der Captain auf einmal etwas, was ihm überhaupt nicht paßte! Er bekam irgendwie ein Geräusch in seine Ohren, welches ihn ganz stark an die Borg erinnerte! Er horchte noch einmal ganz genau hin. War es wieder ein Traum? Nein, diesmal nicht! Er konnte es spüren!
Irgendwie hatte ihn der Geist des Kollektivs nochmals überrascht!
Cnslr. Knight merkte, daß mit Cpt. Bluefox etwas nicht stimmte. Sie fragte ihn sofort:
«Captain, alles in Ordnung?»
In diesem Moment besann sich Cpt. Bluefox wieder, gab der Schiffsberaterin aber keine Antwort, sondern begann plötzlich, schnell zu gehen! Er schritt Richtung Ausgang der Basis. Die Anderen liefen hinter ihm her. Der Captain funkte an die Bluefox:
««Brücke, hier spricht der Captain! Ist bei Euch oben alles okay?»»
««Hier Danny Chollet. Fast alles. Die Umweltsysteme im Maschinenraum sind etwas durcheinander. Warum?»» entgegnete Lt. Cmdr. Chollet. Cpt. Bluefox klärte seinen Sicherheitschef auf:
««Ich komme mit Lore auf die Bluefox zurück. Machen Sie sich auf den Transport gefaßt.»» Er schloß den Kanal durch das Antippen seines Kommunikators.
Cmdr. Ceagy war sichtlich besorgt. Er hatte keine Ahnung, was dem Captain soeben widerfahren war und er konnte sich wahrlich keinen Reim daraus machen!
«Sie bleiben hier und suchen Örgelisauer, Commander. Steevy, Sie bleiben ebenfalls unten.
Es wird weiterhin an der Rakete gearbeitet. Ich bin vollkommen in Ordnung. Vertrauen Sie
mir, Commander. Lore, Sie begleiten mich.» befahl Cpt. Bluefox.
Der Captain funkte noch einmal an Lt. Cmdr. Chollet, der inzwischen auf der Bluefox das Kommando hatte:
««Danny, welcher Art sind die Umweltschwierigkeiten?»»
««Die Luftfeuchtigkeit ist auf 73 Prozent gestiegen. Die Temperatur ist in der letzten Stunde um zehn Grad angestiegen.»»
««Zehn? Ich höre wohl nicht recht! Ich bin schnellstens oben!»»
Bluefox und Lore beamten an Bord der Bluefox. Ceagy und Knight guckten etwas verdutzt dorthin, wo sich Lore und Bluefox gerade dematerialisiert hatten.
Inzwischen auf der Krankenstation:
«Ich denke, sie wird wieder vollkommen gesund.» meinte Dr. Strike.
«Dr. Snyder, Sie wissen, daß wir die junge Frau um jeden Preis bewußtlos halten sollten.» erinnerte die Chefärztin ihre Stellvertreterin.
«Es ist so heiß!» meinte Dr. Crossnicholls.
«Ja, stimmt. Das ist mir aufgefallen. Ich schaue einmal, was der Grund sein könnte.» meinte Dr. Snyder und lief zum Computertisch hinüber.
Da fiel auf einmal für etwa zwei Sekunden das Licht auf der Krankenstation aus!
«Und was war das?» fragte Dr. Crossnicholls etwas verängstigt.
Dr. Strike funkte sicherheitshalber an den Maschinenraum:
««Strike an Maschinenraum!»» – Keine Antwort. – ««Strike an Brücke!»»
Da hämmerte etwas sehr Kräftiges an die Tür der Krankenstation! Die Tür kriegte eine Beule! Das war mehr als besorgniserregend, denn solche Türen besaßen starke Tritaniumlegierungen, die als Isolations- und Schutzmittel dienten.
Cpt. Bluefox und Lt. Cmdr. Lore kamen unterdessen auf der Brücke an. Der Captain verlangte von Lt. Cmdr. Chollet einen Bericht.
«Wir haben soeben den Kontakt zu Deck 36 verloren! Innere Sensoren, Kommunikation, Hauptkontrolle, einfach alles! Ich wollte gerade ein Sicherheitsteam hinschicken zur Überprüfung.» rapportierte Chollet. Doch Cpt. Bluefox entgegnete wie aus der Pistole geschossen:
«Nein! Sie verriegeln Deck 36 und postieren Wachen rund um die Uhr.» Nach dieser Anweisung fragte der Captain F. Strike:
«Patrick, was waren die letzten Werte der Umweltsysteme auf Deck 36?»
«Der Luftdruck war zwei Kilopascal über normal, die Luftfeuchtigkeit betrug 92 Prozent und die Temperatur 39,1 Grad Celsius.» berichtete F. Strike – zum Schock des Captains!
Nach einem kurzen Augenblick faßte sich Cpt. Bluefox wieder und sprach, fast wie in Trance:
«39,1 Grad Celsius – wie in einem Borgschiff!»
Einen Augenblick lang blieb alles totenstill auf der Brücke, sicher fast eine halbe Minute!
Cpt. Bluefox brach das Schweigen als Erster und meinte nervös:
«Das war unser Fehler! Unsere Schilde waren immer unten! Sie haben sich hierher transportiert, ohne entdeckt zu werden!»
«Und jetzt?» fragte F. Strike, sichtlich beunruhigt.
«Jetzt assimilieren sie die Bluefox und dann – die Erde.» antwortete Cpt. Bluefox.
Der Captain begab sich zum zentralen Funksystem und wollte Kontakt mit dem Außenteam auf der Erde aufnehmen. – ««Bluefox an Ceagy!»»
Auf der anderen Seite, wo eigentlich der Erste Offizier hätte antworten sollen, hörte man nur ein Knistern, kurz darauf gar nichts mehr!
In diesem Moment wurde es plötzlich stockfinster auf der Brücke! Kurz später wieder hell, dann wieder dunkel! Es wechselte sich immer so ab.
«Was zum Teufel ist da los?» wollte Cpt. Bluefox wissen. Lt. Cmdr. Haldman warnte:
«Die gesamten Hauptsysteme werden in den Maschinenraum umgeleitet! Waffen, Schilde, Antrieb und vieles mehr!»
«Schnell, Commander Lore, sperren Sie den Hauptcomputer!» befahl Cpt. Bluefox.
Lore eilte zum Hauptschaltpult am hinteren Teil der Brückensysteme. Er tippte unfaßbar schnell eine wirre Zahlenkombination ein. Daraufhin bestätigte er seinen Code noch einmal.
Lore klärte die Brückenmannschaft auf:
«Ich habe den Hauptcomputer mit einem fraktalen Verschlüsselungscode isoliert. Ich denke nicht, daß die Borg im Stande sind, ihn zu knacken.»
«Gut gemacht, Lore!» lobte Cpt. Bluefox seinen ehemaligen Chefingenieur.
– Der Captain war immens froh, daß er, wenn es wirklich oberbrenzlig wurde, immer noch einen Rückhalt hatte, der ihm und seiner Crew schon mehrere Male aus der Patsche geholfen hatte und es wohl auch in dieser Situation, zumindest für die kommenden Stunden wieder tun konnte. Ohne Lore, das war sich Cpt. Bluefox sehr wohl bewußt, wäre die Bluefox-E während der Mission im Andromeda-Asteroidengürtel zur Leichenhalle geworden – ohne Sauerstoff, ohne Rettungsmöglichkeiten. Damals zögerte Lore das Unaufhaltbare entscheidend heraus, bis die Romulaner ein gutes Herz hatten mit der Bluefox-Crew und sie alle retteten. –
Lt. Cmdr. Haldman gab erneut einen kurzen Ereignisbericht durch:
«Captain, die Borg haben die Stromversorgung vollkommen abgeschaltet, ausgenommen auf
Deck 36.» – «Die Borg werden mit Sicherheit nicht auf Deck 36 bleiben.» entgegnete der Captain mit totaler Überzeugung.
Auf der Krankenstation hämmerte natürlich eine Borgdrohne an die Tür, welche von der kybernetischen Kreatur bereits ziemlich malträtiert worden war bereits kurz vor dem Einbruch stand!
Dr. Strike blieb nichts anderes übrig, als die junge Frau aus dem 21. Jahrhundert aufzuwecken. Schließlich wollte die Chefärztin, daß alle überleben.
«Kommen Sie, kommen Sie! Wachen Sie auf!» feuerte Dr. Strike die Patientin an.
Auf einen Schlag richtete sich die völlig orientierungslose Frau auf und fuchtelte mit ihren Händen herum!
«Ganz ruhig! Bitte, ganz ruhig!» rief Dr. Strike. Dr. Snyder eilte der Chefärztin zu Hilfe.
Dr. Strike erklärte:
«Wir müssen die Jeffriesröhren benutzen, um hier rauszukommen! Debbie, ist das medizinische Notfallprogramm noch aktiv?»
«Ja, ich denke schon.» antwortete Dr. Crossnicholls auf die Frage von Dr. Strike.
«Computer, das Medizinische Holographische Notfallprogramm aktivieren!» befahl Dr. Strike dem Computer. Ein holographischer Doktor erschien neben dem Biobett, auf dem sich vorhin gerade noch die Patientin aus der Vergangenheit befand.
Er sprach: «Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls!»
«Zwanzig Borg werden gleich diese Tür durchbrechen! Versuchen Sie, sie etwas aufzuhalten!» befahl Dr. Strike dem MHN.
«Aber, Doktor, ich bin ein Arzt und kein Türstopper!» entgegnete das Medizinische Holographische Notfallprogramm.
«Das ist mir egal! Wir müssen schauen, daß wir weiterleben! Erzählen Sie ihnen Witze, tanzen Sie oder sonst der Gockel was, aber verschaffen Sie uns ein paar wichtige Sekunden!» rief Dr. Strike gereizt. Dann verschwand sie in der Jeffriesröhre und schloß die Luke von innen.
Da schafften es die Borg, die Tür zu öffnen und betraten sogleich den Vorraum der Krankenstation! Der holographische Doktor sprach zu ihnen:
«Laut medizinischen Forschungsergebnissen der Sternenflotte können Borgimplantate schwere Hautreizungen hervorrufen!» – Er machte eine Pause. Er kam auf einmal an der Wand an, weil er ständig rückwärts laufen mußte. Die Borg kamen immer näher!
«Vielleicht möchten Sie eine allergetische Salbe?!» schlug das MHN vor und die Mundwinkel schossen in die Höhe zu einem breiten Grinsen. Als der Doktor jedoch merkte, daß die Borg überhaupt nicht auf Kooperation aus waren, sackten die Mundwinkel wieder herab und er schloß die Augen. – Er konnte sich denken, was die Borg nun versuchten, mit ihm anzustellen.
Der photonische Arzt hatte seinen Dienst aber nicht schlecht erfüllt und der Gruppe von
Dr. Strike wichtige Sekunden Zeit verschafft! In der Zeit, in welcher der Doktor die Borg aufzuhalten versuchte, krochen die Ärztinnen und ein Sicherheitsoffizier mit der jungen Frau durch den engen Korridor der Jeffriesröhre. Die Zweite in der Kolonne, Dr. Snyder, fragte
Dr. Strike an einer Kreuzung: «Wohin?» – Die Chefärztin entschied völlig spontan:
«Nach links! Einfach nur noch runter von diesem Deck!»
Alle folgten ihr. Nur die junge Frau, die am Schluß der Kolonne war, nicht! Sie kroch nach rechts! Das war natürlich purer Schwachsinn, aber sie wollte eben frei sein!
Derweil wurden im Frachtraum die Waffen für allfällige, allem Anschein nach unausweichliche Kämpfe gefaßt. Lt. Cmdr. Chollet warf jedem ein Kompressionsgewehr zu. Während der Sicherheitschef die länglichen Phasergewehre mit Schwung verteilte, erklärte Cpt. Bluefox erklärte die Mission:
«Wir müssen zum Maschinenraum. Das Hauptproblem: Wir werden viele Drohnen
erschießen müssen. Falls wir den Maschinenraum erreichen sollten, kommt folgende Schwierigkeit noch hinzu: Wir riskieren mit unseren Partikelwaffen, den Warpkern zu treffen. Besser wäre es, ein Loch in einen der beiden Plasmakühltanks links und rechts vom Kern zu schießen. – Lore?» Der Captain schaute Lore an. Der reagierte sogleich und erwiderte:
«Ausgezeichnete Idee, Captain. Plasmakühlmittel löst organische Stoffe in Flüssigkeit auf, welche danach sofort durch die entstandene Hitze verdampft.»
Lt. Cmdr. Chollet bemerkte: «Die Borg sind aber nicht vollkommen organisch.»
«Das macht nichts. Die Borg sind eine biologische, humanoide Lebensform und können ohne ihre organischen Komponenten nicht überleben.» erklärte Cpt. Bluefox. Daraufhin machte der Captain eine Pause und schaute alle noch einmal genau an.
«Noch eine wichtige Information, bevor Sie sich alle in die Gruppen verteilen: Es könnten Ihnen Föderationsoffiziere begegnen, die bereits assimiliert sind. Sie sollten dann trotzdem schießen!» befahl er. – Die Leute schauten komisch aus der Wäsche! Bluefox versicherte:
«Sie tun ihnen damit einen Gefallen, glauben Sie mir das!»
Mit gemischten Gefühlen und einer großen Portion Unsicherheit teilten sich die Offiziere in zwei Gruppen auf. Die eine wurde von Cpt. Bluefox geführt, die andere von
Lt. Cmdr. Chollet. Lore gesellte sich zu Bluefox‘ Gruppe.
Auf der Erde:
Die Menschen in Eglisau hatten sich vom Angriff der Borg wieder erholt. An einigen Stellen mußte noch aufgeräumt werden, aber so richtig schlimm war es nicht mehr.
Im hintersten Partyzelt lief schon wieder eine Fete! Schon von weit draußen war die dröhnende Rock’n Roll-Musik zu hören.
Im Zelt drinnen saß Cnslr. Knight! Warum? Das Außenteam war mit den Reparaturen fertig, konnte aber nicht an Bord der Bluefox beamen, weil dort oben schon das reinste Chaos ausgebrochen war. Davon wußte das Außenteam nichts, weil es ja Cpt. Bluefox nicht mehr schaffte, mit Cmdr. Ceagy oder einem anderen Mitglied des Außentrupps Kontakt aufzunehmen. Weil die Crewmitglieder der Bluefox auf der Erde von der Suche nach Hanspeter Örgelisauer bereits ziemlich erschöpft waren, beschlossen sie, sich dem Fest anzuschließen. Ein Großteil des Außenteams vergnügte sich im Partyzelt von Eglisau.
Cnslr. Knight jedoch schien, schon nicht mehr so richtig anwesend zu sein! Sie stützte den Kopf auf die linke Handfläche ab und schaute etwas belämmert auf den Tisch!
Von außen kam Cmdr. Ceagy ins Zelt herein. Er rief dreimal den Vornamen von
Cnslr. Knight – Steevy –, doch die hörte nichts, weil die Musik im Zelt schaurig laut war!
Cmdr. Ceagy setzte sich zu Cnslr. Knight hin und nannte sie noch einmal bei ihrem Vornamen. – «Steevy?!» Da schaute sie endlich zu ihm auf und hatte ihn erhört!
«Was?» gab sie zurück.
«Die Musik ist verdammt laut. Ich schalte sie ab!» meinte Cmdr. Ceagy, stand wieder auf und zog den Stecker aus der Musikanlage.
«Nein, Andrew! Schalten Sie die Musik nicht ab!» rief Cnslr. Knight.
Da flog eine Whiskyflasche haarscharf an Ceagys Kopf vorbei!
«Wer ist denn der Trottel? Wer hat ihm gesagt, er solle die Musik abschalten?!» rief ein älterer Mann von der Bar aus zu Cnslr. Knight hinüber. Der Mann schien, schon ziemlich betrunken zu sein!
«Hey! Sie hätten mich fast abgeschossen mit dieser Flasche!» rief Cmdr. Ceagy empört.
«Schade um den Inhalt.» fügte er hinzu.
«Beruhigen Sie sich, Andrew. Ich habe eine Überraschung parat!» meinte Cnslr. Knight. «Aha, schießen Sie los!» meinte Cmdr. Ceagy gespannt.
Cnslr. Knight wandte sich zu dem älteren Mann, der sich Ceagy und Knight näherte und sprach:
«Darf ich vorstellen – Andrew Ceagy...» – Sie wandte sich nun zu Cmdr. Ceagy. –
«...Hanspeter Örgelisauer!»
«Ist das ein Freund von Ihnen?» wollte Örgelisauer sogleich wissen.
«Ja.» antwortete Cnslr. Knight.
«Ihr Mann?» fragte Örgelisauer.
«Nein.» gab Cnslr. Knight schmunzelnd zur Antwort.
«Gut!» gab Örgelisauer mit einem langgezogenen ‚u’ zurück und kicherte.
«Und das hier, Beevy...» wollte Örgelisauer anfangen, doch Cnslr. Knight unterbrach ihn und sagte genervt: «Steevy!»
Sie wußte nicht, ob er es verstanden hatte. Auf jeden Fall fuhr er fort:
«Das hier – das ist guter Stoff!» meinte er. Er zeigte ihr eine Flasche mit hochprozentigem Inhalt, stellte sie hin und schenkte Cnslr. Knight etwas davon in ein Glas, das bei ihr stand. Auch sich selber schenkte er ein, bedeutend ausgiebiger.
Cmdr. Ceagy wollte ihn etwas fragen: «Dr. Örgelisauer, haben Sie...» – Doch Örgelisauer hörte nicht auf Cmdr. Ceagy. Er guckte zu Cnslr. Knight und sprach einen Toast aus:
«Auf die Phoenix! Sie ruhe in Frieden!» – Danach trank er das Glas in einem Zug aus!
Cnslr. Knight nahm ebenfalls einen Schluck. Kaum hatte sie das undefinierbare Alkoholgetränk heruntergeschluckt, mußte sie sofort heftig husten! Örgelisauer hingegen schwang mit seinem linken Arm dreimal kräftig durch und prustete: «Oh, Wow!»
Als er sah, daß es Cnslr. Knight nicht so behagte, sah er die Flasche ein Weilchen an.
«Na ja, so gut war der auch nicht.» – meinte er plötzlich und warf die Pulle achtlos in hohem Bogen einige Meter von sich weg. Kurz darauf zerschellte die Buddel an einer eisernen Platte.
«Andrew, ich denke, wir müssen ihm die Wahrheit sagen.» meinte Cnslr. Knight.
Ceagy entgegnete: «Die Wahrheit ist, daß die Zeitlinie...» – Weiter kam er nicht, weil ihn die Schiffsberaterin plötzlich mit lauter Stimme unterbrach:
«Die Zeitlinie? Wir haben überhaupt keine Zeit, um über die Zeit zu sprechen! Soviel Zeit haben wir nicht!» rief Cnslr. Knight aus. Nach einer kurzen Pause fragte sie Cmdr. Ceagy:
«Was habe ich gesagt?» Cmdr. Ceagy lachte und meinte vergnügt:
«Sie sind betrunken!»
«Das bin ich nicht!» dementierte der Counselor. Ceagy jedoch erwiderte bloß:
«Oh, aber ja doch!» Knight gab es auf und erklärte, was passiert war:
«Er hat gesagt, er rede nicht mit mir, wenn ich nicht mit ihm trinke. Also haben wir dann zusammen getrunken. – Irgendwas. – Es heißt Tequila, oder so ähnlich. Nur auf diese Weise konnte ich herausfinden, wer er eigentlich ist! Und jetzt weiß ich, daß er der Mann ist, den wir suchen! Und dann kommen Sie und kritisieren meine Untersuchungsmethoden!»
Sie betonte dreimal kräftig und drückte mit ihrem Zeigefinger bei jeder Betonung energisch auf die Brust des Ersten Offiziers. Der entschuldigte sich und konnte sich einen weiteren Lacher nicht verkneifen. Cnslr. Knight stand auf und wollte rauslaufen. Cmdr. Ceagy wollte sie etwas stützen, aber sie wehrte ihn ab! Einen Moment später erklärte der Counselor:
«Ich habe nur versucht, mich anzugleichen!»
«Das ist Ihnen gelungen!» erwiderte Ceagy. Knight meinte verzweifelt:
«Ich habe ihm unsere Alibigeschichte erzählt, aber er hat mir nicht geglaubt!»
«Es bleibt uns keine Zeit mehr! Wenn wir ihm die Wahrheit sagen, glauben Sie, er kann damit umgehen?» fragte Cmdr. Ceagy.
«Wenn Sie meine Meinung als Schiffscounselor hören wollen – und das wollen Sie doch – er ist verrückt!» antwortete Cnslr. Knight.
«Gut, ich werde das in mein Logbuch eintragen.» bemerkte Cmdr. Ceagy.
Örgelisauer torkelte inzwischen zur Musikanlage und versorgte sie wieder mit Strom. Die laute Musik ertönte wieder. – Noch schriller als zuvor, so schien es Cmdr. Ceagy. Zu all dem Unheil begann Dr. Hanspeter Örgelisauer auch noch zur Musik zu tanzen! Das sah ziemlich schräg aus, besonders wenn er seine Version des legendären „Michael Jackson-Griffs“ – mit der offenen Hand an das beste Stück – zeigte! Der Alkohol zeigte plötzlich auch auf
Cnslr. Knight Wirkung: Sie kippte um! – Cmdr. Ceagy konnte nur noch den Kopf schütteln!
Auf der Bluefox waren derweil die beiden Teams unterwegs zum Maschinenraum.
Es war fast vollkommen dunkel. Nur das Blinken der roten Neonröhren an den Wänden auf beiden Seiten, auf Bauchhöhe der Offiziere, erhellte die langen Korridore kurz. Die Neonlichter signalisierten natürlich die rote Alarmstufe.
Zuerst sah es noch friedlich aus. Die Teams verließen die Brücke auch erst gerade.
Dann wechselten die Leute aus Cpt. Bluefox‘ Team das Deck, indem sie eine Luke im Boden öffneten und hinuntersprangen. Die Decks waren bloß 2½ Meter hoch. Man mußte also, wenn man an sich an den Rand des Oberdecks hängte, höchstens einen Meter in der Luft zurücklegen, um auf das Unterdeck zu gelangen. Für geübte Leute wie die Offiziere der Bluefox war ein Meter noch keine wirklich gefährliche Höhe.
Die Gruppe des Captains erreichte Deck 35, also das Deck über dem Maschinenraum. Lore übernahm kurzfristig die Führung und bog in eine Kurve. Er schaute, ob die Luft rein war. – Sie war rein, aber die Wände waren bereits mit etlichen Röhren und Kabeln versehen!
«Hier waren sie also schon.» bemerkte Cpt. Bluefox. Lore meinte plötzlich:
«Captain, ich empfinde irgendeine Art Angst! Das ist ein faszinierendes Gefühl!»
«Lore, ich kann Ihnen wohl glauben, daß diese Sache sehr heikel ist. Ich denke aber, es ist besser, wenn Sie Ihren Emotionschip vorübergehend deaktivieren.» bat Bluefox Lore.
«Das ist eine gute Idee, Sir. – Erledigt.» sprach Lore. Der Captain bemerkte:
«Lore, ich beneide Sie manchmal.»
Die Gruppe setzte ihren gefährlichen Trip zum Maschinenraum fort. Immer wieder trafen sie auf deutliche Anzeichen dafür, daß es sich die Borg auf der Bluefox bequem machten.
Da gelangten sie an eine Stelle, wo der Boden durchgebrannt war! Man konnte also Deck 36
von Deck 35 aus sehen! Cpt. Bluefox kommentierte die Situation mit seinem typischen
Humor für brenzlige Lagen:
«Nett von den Borg, nicht? Jetzt müssen wir nicht mehr bis zur Luke laufen!»
Sie stiegen also vorsichtig hinunter. Kaum waren alle wieder richtig auf dem Boden angelangt, waren auch schon prompt einige Borgdrohnen zu sehen, die an den Wänden der Korridore arbeiteten und eigene Leitungen montierten. Zum Glück mißachteten sie die Gruppe der Sternenflottenoffiziere. Cpt. Bluefox informierte zur Beruhigung des Teams:
«Sie ignorieren uns, wie ich erwartet hatte. Das ist auch gut so.»
Zwei Borgdrohnen marschierten nebeneinander durch den Korridor. Die Offiziere machten ihnen schön Platz. Cpt. Bluefox sah, daß zwei Sicherheitsoffiziere noch deren Kompressionsgewehre nach oben hielten. Sofort intervenierte er:
«Waffen runter! Sie ignorieren uns natürlich nur so lange, bis sie uns als Bedrohung ansehen. Wir benützen die Phasergewehre erst im Notfall. Verstanden?»
«Aye, Sir.» bestätigten die beiden Securitys.
Die Gruppe setzte ihren Marsch zum Maschinenraum fort.
Das Team von Lt. Cmdr. Chollet schritt gerade mit einer hohen Marschgeschwindigkeit durch einen Korridor. Mitten auf dem Weg wurden sie plötzlich von einer sich rapide öffnenden Luke an der Wand erschreckt! Alle richteten sofort ihre Phaser und Kompressionsgewehre Richtung Luke.
«Halt! Ich bin’s nur!» rief Dr. Strike, natürlich ebenfalls stark erschrocken! Sie stieg heraus. Ihr folgten Dr. Snyder und Dr. Crossnicholls sowie vier weitere medizinische Offiziere der Sternenflotte.
«Sind sie nun auch noch in die Krankenstation eingedrungen?» fragte Lt. Cmdr. Chollet.
«Was für eine Frage, Danny! Natürlich sind sie das! Wir haben eine Patientin aus der Vergangenheit verloren. Sie hat keine Ahnung von all dem. Sie ist uns anscheinend bei einer Kreuzung in den Jeffriesröhren nicht gefolgt. Wer weiß, wo und was sie nun ist. – Ich habe zu wenig gut aufgepaßt.» erklärte Dr. Strike. Der Sicherheitschef entgegnete:
«Das ist nicht Ihre Schuld, Nicole. Sie und Ihr Team mußten fliehen und Sie waren sicherlich alle in großer Aufregung.» Er machte eine kurze Pause und ließ die Ärztinnen erst einmal
richtig durchatmen. Wenig später fügte er hinzu:
«Es besteht große Gefahr für alle unbewaffneten Offiziere, daher schlage ich vor, daß Sie, Doctor, mit Ihrem Team wieder auf die Brücke zurückkehren. Lieutenant Monty wird Sie begleiten.»
«Ich stimme Ihnen voll zu, Danny, da können Sie Gift drauf nehmen!» erwiderte Dr. Strike.
Lt. Monty von der Sicherheit, der mit der medizinischen Equipe mitkam als Beschützer, machte sich mit dem Ärztinnenteam sogleich auf den Weg zur sicheren Brücke auf dem obersten Deck.
Zwei Minuten später gelangte das Team des Captains sicher bei der Tür des Maschinenraums an. Als die Gruppe um eine Ecke bog, kurz bevor sie ihr Ziel erreichte, erschrak der mometan führende Cpt. Bluefox gewaltig! Er sprach: «Huch, haben Sie mich erschreckt!»
Lt. Cmdr. Chollets Gruppe erreichte Deck 36 also auch bereits. Nun waren sie zu zehnt.
Sie standen nun also vor der Maschinenraumtür, doch wie wollten sie diese öffnen?
«Den manuellen Auslöser!» sprach Cpt. Bluefox und deutete auf eine Konsole rechts vor der Tür. Lore ging zur Konsole hin und wartete, bis alle aufgeschlossen waren. Der Captain nickte Lore zu. Der Androide tippte einen Code ein. – Der Schließmechanismus war nun nicht mehr aktiv.
«Anklopfen wäre vielleicht eine Lösung.» witzelte Bluefox.
Das Scherzen sollte dem Captain sogleich vergehen, als die ersten Drohnen sich von ihren Regenerationsalkoven lösten und auf die zehnköpfige Menschengruppe zusteuerten!
Hinter Lt. Cmdr. Chollets Rücken aktivierte sich eine Drohne! Chollet merkte es aber gerade noch rechtzeitig und bevor er dem Hybridenwesen mit seinem Kompressionsgewehr eins über die Rübe hämmerte, schrie er noch zu den anderen Crewmitgliedern hinüber:
«Phaser bereithalten!»
Es fielen etliche Phaserschüsse. Die meisten trafen ihre Ziele haargenau.
«Lore, geben Sie mir Feuerschutz!» wies Bluefox Lore an und rannte zur Tür, damit sich diese öffnete. Doch dort stand bereits eine Drohne! Diese wollte gerade zu einem wuchtigen Schlag ausholen, da kam Lt. Cmdr. Chollet ihm zu Hilfe und riß der kybernetischen Lebensform ihr Hauptstromkabel am Hinterkopf aus! Der Borg zuckte und sackte zusammen!
Lore mußte wieder seinen Captain verteidigen und schoß auf eine frontal kommende Drohne. Doch die Drohnen paßten sich auf einmal allesamt an die Schußfrequenz der Phaser sowie der Kompressionsgewehre an!
«Sie haben sich angepaßt!» rief Lore zur Information.
Nun war Handarbeit gefragt. Lore ging zum Borg hin und hackte ihm mit beiden zusammengefalteten, geballten Fäusten in die Augengegend!
Der Borg fiel auf einen toten Gesellen und rührte sich nicht mehr!
Dann kamen gleich zwei Drohnen auf den Androiden zu! Doch auch dafür wußte er eine Methode. Er umschlang den führenden Borg mit beiden Armen und warf ihn zu seinem sich nähernden Kollektivkameraden! Beide Drohnen strauchelten rückwärts und kippten um! Die Kabel der beiden Borg verhakten sich ineinander. Dadurch konnten sie nicht mehr aufstehen!
Lore nutzte die Schwäche der Borgdrohnen, nämlich ihren reduzierten Gleichgewichtssinn, voll aus!
Die anderen, etwas unerfahreneren, jungen Crewmitglieder hatten gegen die Drohnen einige Probleme! F. Stephen Ceagy zum Beispiel versuchte gerade, einer Drohne mit seinem Kompressionsgewehr eine zu verpassen, doch die Drohne konnte sich verteidigen und schmierte ihrerseits dem jungen Wissenschaftsoffizier eins voll ins Gesicht. Der flog rückwärts auf den harten Boden! Ceagy blieb liegen, in der Hoffnung, die Drohne würde ihn übersehen.
Tatsächlich überstieg der Borg F. Ceagy, den Bruder des Ersten Offiziers, und marschierte weiter – den Fähnrich ließ er liegen. F. Ceagy atmete auf!
Aber auch die anderen hatten Mühe, so wie F. Patrick Strike. Er wollte eine Leiter hochsteigen, die auf ein höhergelegenes Deck führte, aber da zerrte ihn eine Drohne am Bein und der Steuermann fiel einen guten Meter wieder hinunter! Danach kletterte der Borg die Leiter hoch. Es war also zum Glück nicht die Absicht der Drohne, F. Strike zu assimilieren.
Weitere Sicherheitstruppen der Sternenflotte trafen auf Deck 36 als Verstärkung ein und enterten sogleich den Hauptmaschinenraum. Sie lieferten sich eine verbitterte Schlacht mit den Borgdrohnen, die den Menschen nur schon rein körperlich überlegen waren.
Ein unbekannter Security der Sternenflotte erreichte eine Luke, hinter der sich eine sichere Jeffriesröhre befand. Er öffnete sie und duckte sich, um gut hineinkriechen zu können. Da packte ihn plötzlich von hinten eine Drohne am Arm und am Kopf und zerrte ihn in den Stand! Der Mann schrie wie am Spieß, weil die derart unsanfte Methode des Borg ihm starke Schmerzen bereitete! Sie ließ ihn mit einer Hand los. Aus dieser Hand schossen auf einmal zwei Röhrchen heraus – direkt an den Hals des Sicherheitsoffiziers! Sie durchbohrten den Hals ohne Probleme und blieben für einige Sekunden drinnen stecken!
Cpt. Bluefox, Lt. Cmdr. Chollet und Lt. Cmdr. Lore versuchten, so schnell wie möglich ebenfalls eine sichere Jeffriesröhre zu finden. Lore stand gerade bei einem Tor. Da öffnete sich dieses Tor von selbst – es fuhr langsam nach oben. Allerdings blieb es nach etwa einem Siebtel der normalen Höhe stehen. Lore merkte dies nicht. Das sollte sich zu seinem Schicksal entwickeln! Ein Borg, der, von Lore aus gesehen, hinter dem Tor stand, zerrte den Zweiten Offizier an seinen Unterschenkeln und brachte ihn dadurch zu Fall! Dann schleifte er den Androiden durch den Spalt hindurch! Sofort schnellte das Tor wieder nach unten. Lore war im Hauptmaschinenraum verschwunden und keiner außer Lt. Cmdr. Chollet und Cpt. Bluefox bemerkte diese schon fast schelmische Aktion der Drohne!
Lt. Cmdr. Chollet und Cpt. Bluefox begaben sich durch den Haupteingang in den Maschinenraum und schnappten sich die nächstgelegene Möglichkeit, auf das Oberdeck zu gelangen. Es gelang ihnen, eine freie Leiter zu finden und an ihr hochzuklettern. Der Captain zeigte auf eine Luke. Der Sicherheitschef reagierte schnell, rannte zu dieser Luke hin und öffnete sie. Bluefox begab sich, nachdem er einen Sicherheitsabstand abwartete, ebenfalls sofort zur Luke. Chollet kroch hinein, Bluefox kauerte bereits nieder, als ihm plötzlich eine männliche Stimme zurief: «Captain! Hilfe! Bitte – Hilfe!»
Cpt. Bluefox erblickte die Person, die ihn gerufen hatte. Es war der Sicherheitsmann, der vor kurzer Zeit von einer Drohne mit deren Röhrchen am Hals markiert worden war!
Der Sicherheitsoffizier hatte bereits ein dunkelgraues Gesicht und ein seesternförmiges Borgimplantat an der linken Wange! Bluefox richtete seinen Handphaser auf den Offizier. Er hatte die Absicht, den Mann zu erschießen, denn er hatte ja noch erklärt, daß man den Individuen einen Gefallen täte, weil man sie von ihren Schmerzen befreien konnte. – Der Captain feuerte also, ohne länger darüber nachzudenken, auf diesen unter fürchterlichen Schmerzen leidenden Security. Gleich danach stieg er sofort durch die offene Luke in die Jeffriesröhre. Als er vollständig drinnen war, schloß er den Deckel von innen sofort wieder.
Cpt. Bluefox erwischte die Röhre äußerst knapp, denn drei Sekunden später war bereits eine Drohne daran, mit einem Kreissägeblatt, das in ihrer Armprothese integriert war, die Luke auszuschneiden! Bluefox kroch bis zu einer Kreuzung und bog nach links ab. Da zerrten plötzlich zwei kalte, trockene Hände an seinen Schultern und brachten ihn aus dem Gleichgewicht! Wenig später umschlangen sie den Bauch des Captains und schleiften ihn halb im Stand in eine Ecke, wo sie dann ihren Griff endlich lockerten.
Cpt. Bluefox riß sich sofort los, erhob sich wieder und drehte sich blitzschnell um. Dummerweise löste sich sein Handphaser aufgrund dieser abrupten Bewegung aus dem
Halfter der Uniform und schlitterte ungefähr zwei Meter in die Richtung, wo diese Hände ihn so unsanft hinzerrten!
Die andere Person hob den Phaser sofort auf und richtete ihn auf Cpt. Bluefox!
«Verdammt noch mal, was machen Sie denn hier?» fragte Cpt. Bluefox. – Ihm war diese Person selbstverständlich von seinem Außeneinsatz auf der Erde bekannt! Es war die junge Frau, die sich von der Gruppe aus der Krankenstation nach deren gelungenen Flucht mutwillig abgesondert hatte! Sie fuchtelte mit ihrem Phaser herum und schrie Bluefox nach dessen Frage an: «Halten Sie den Mund!» – «Beruhigen Sie sich!» besänftigte der Captain die junge Frau.
«Wer sind Sie?» fragte sie mit energischem Ton.
«Mein Name ist Matthew Bluefox. Ich bin Captain dieses Schiffes.» antwortete Cpt. Bluefox. «Sie können mir auch sagen, daß der Mond aus Emmentalerkäse besteht!» entgegnete sie.
«Es ist wirklich wahr!» sprach der Captain verzweifelt.
«Ach, so. Dann habe ich jetzt mal eine Frage an den Captain dieses Schiffes! Könnten Sie mich vielleicht wieder hier raus bringen?» wollte die Dame wissen. Sie begann, wieder aggressiver zu werden.
«Also gut, folgen Sie mir!» antwortete Cpt. Bluefox.
Er kroch ihr voraus. Er wollte wirklich, daß die beiden sicher an einen Ort im Schiff kämen, wo gerade keine Borgdrohnen waren!
«Langsam!» rief die Frau, immer noch mit einer Hand den Phaser haltend.
Cpt. Bluefox und die junge Dame kamen zu einer Tür der Jeffriesröhre. Bluefox öffnete sie.
«Glück gehabt.» bemerkte er erleichtert. Die beiden verließen die Röhre und standen nun in einem der kleineren Frachträume. Sie fragte verwundert:
«Und wo sind wir jetzt?» – «Wir sind hier in einem Frachtraum. Von hier aus kann ich eventuell zu einem Kontrollpult gelangen. Die Energie ist ausgefallen. Verstehen Sie, wir sind Gefangene auf unserem eigenen Schiff!» gab der Captain zur Antwort.
«Wer nahm Sie und Ihre Kollegen gefangen?» fragte die Frau.
«Die Borg.» antwortete Cpt. Bluefox.
«Borg – klingt schwedisch.» bemerkte die Schweizerin aus der Vergangenheit. – Sie glaubte dem Captain langsam und begriff nun doch mit der Zeit, daß er nicht freiwillig von Gefangenschaft und den damit verbundenen negativen Gefühlen redete.
«Hören Sie, ich denke, wir sitzen beide im selben Boot. Geben Sie mir bitte diesen Phaser. Ich möchte nicht, daß jemand zu Schaden kommt.» bat Cpt. Bluefox die nervöse Frau.
Sie kam einen Schritt auf ihn zu und legte ihm den Phaser mit einer schnellen Bewegung in seine ausgestreckte rechte Hand. Sie sprach in Erstaunen:
«Das war meine erste Strahlenkanone!» – Der Captain schaute sich den Phaser an und bekam einen Nachschrecken! Er musterte kurz die Anzeige des Phasers und bemerkte:
«Maximale Feuerkraft! Wenn Sie den abgefeuert hätten, dann hätten Sie mich pulverisiert!» Er bat die nun etwas schüchtern gewordene Dame: «Schauen Sie mal dorthin.»
Sie wanderte mit ihren Augen in die Richtung, wo Cpt. Bluefox hinzeigte. Der Captain öffnete die Hauptluke, welche einen Blick direkt in den Weltraum ermöglichte. Sie konnte ihren Augen nicht trauen! Was sie sah, übertraf ihre gesamte Vorstellungskraft! Cpt. Bluefox zeigte auf bestimmte Stellen. Er nannte die gezeigten Orte beim Namen:
«Das Schwarze Meer, die Donau, der Rhein. Die Alpen überfliegen wir gleich, aber halten Sie den Atem an. – Es ist ein langer Weg bis nach unten! – Oder wollen Sie doch lieber mit mir einen Weg durch das Raumschiff suchen, bis wir in Sicherheit sind?» fragte er mit einem Schmunzeln, in der vollen Sicherheit, sie würde auf die zweite Variante setzen, was sie auch tat. Sie antwortete ohne langes Überlegen: «Ich denke, ich komme mit Ihnen mit.»
«Wie ich schon sagte, mein Name ist Matthew Bluefox. Wie lautet Ihrer?» fragte der Captain. «Annie.» gab sie zur Antwort. – Nun war die Angst auch bei ihr etwas überwunden.
«Willkommen an Bord, Annie.» sprach Cpt. Bluefox und lächelte kurz. Er wollte ihr den Bammel so gut und leicht wie möglich nehmen.
Annie folgte Cpt. Bluefox in die Jeffriesröhre, aus welcher der Captain vor wenigen Minuten hinauskam. Bluefox kannte sein Schiff zumindest so gut, daß er bei irgendeinem Deck wieder herauskommen konnte, wenngleich er auch nicht immer genau wußte, auf welcher Ebene er wohl landen würde.
Auf dem Holzweg war der arme Lore. – Er wurde in einen speziellen Regenerationsalkoven
verfrachtet! Der Alkoven neigte sich automatisch um 90 Grad, so daß er mit etwas Phantasie
ein Bett darstellte – allerdings ein etwas unbequemes Bett, wohlbemerkt. Auf einmal setzte sich der Alkoven samt Lore in Bewegung und glitt einige Meter weit nach oben und nach vorne, in die Richtung des Warpkerns. Ungefähr fünf Meter vom Kern entfernt hielt er an und blieb stehen.
Lore schaute sich um. Er konnte den Warpkern sehen, der mit einer grünen Flüssigkeit durchflutet wurde. Es war also nicht mehr das blaue Warpplasma, sondern irgendetwas anderes, was die Borg mitgebracht hatten. Dann guckte er zu einer Schalttafel hinüber. Etwa vier Borgdrohnen waren daran beschäftigt, den Verschlüsselungscode herauszubekommen, den Lore ja noch eingetippt hatte!
«Ihre Bemühungen, den Code zu knacken, werden nicht erfolgreich sein! Ebenso wenig wie
Ihr zweites Vorhaben, nämlich mich in das Kollektiv zu assimilieren!» meinte Lore.
Da erklang eine sanfte weibliche Stimme von der Decke her mit einem leichten Echo:
«Tapfere Worte. Ich habe sie schon von über tausend Spezies in über tausend Sprachen gehört. Aber jetzt sind sie alle Borg!»
Lore schaute hoch, aber er konnte nichts und niemanden erkennen! Er entgegnete ins Nichts:
«Ich gleiche keiner Lebensform, welcher Ihnen je begegnet ist! Die Codes meines Neuralnetzes können nicht mit Gewalt entfernt werden!»
«Sie sind ein unvollkommenes Wesen, geschaffen von einem unvollkommenen Wesen. Ihren Schwachpunkt zu finden ist nur eine Frage der Zeit.» hauchte die Stimme herunter.
Dann begann eine Drohne, Lores Androidenkopfhaut mit zwei handeigenen Bohrern zu durchlöchern!
Auf der Erde:
Hanspeter Örgelisauer, Cmdr. Ceagy und Cnslr. Knight verließen das hinterste Partyzelt. Auch Lt. Cmdr. Steaner gesellte sich zu den drei Personen.
Örgelisauer kicherte, weil er immer noch nicht glaubte, daß die Crewmitglieder der Bluefox mit einem Raumschiff auf die Erde gekommen waren und daß eine kybernetisch-organische Rasse aus der Zukunft die Erde angreifen wollte. Er faßte zusammen:
«Also wenn ich das richtig verstehe, Commander: Eine kybernetische Spezies aus der Zukunft machte eine Zeitreise und kommt genau hierher in diesem Moment, um die Menschheit zu versklaven! Das ist irre! Solch eine Story habe ich noch nie gehört! Und Sie, Sie wollen die also aufhalten?!» fragte er. – «Ganz recht.» antwortete Cmdr. Ceagy.
«Tod und Teufel! Sie sind ein Held!» grölte Örgelisauer. Cmdr. Ceagy aber meinte:
«Wir werden es Ihnen beweisen. – Tanya!»
Lt. Cmdr. Steaner stand an einem irdischen Teleskop und suchte die Bluefox. Sie fand sie auch kurz darauf.
«Da ist sie!» rief Lt. Cmdr. Steaner. Sie winkte zu den drei anderen hinüber und forderte den Eglisauer Erfinder auf: «Kommen Sie und schauen Sie sich das bitte einmal an!»
Örgelisauer torkelte zum Teleskop und guckte hindurch. Zuvor sagte er noch:
«Ja, ich mag eine gute Peepshow!»
Als er dann aber wirklich die Bluefox-F am Nachthimmel sehen konnte, fiel ihm fast der Kinnladen herunter! Dann drehte er sich um, grinste verschmitzt zu den Crewmitgliedern der Bluefox hinüber und meinte: «Das ist ein Trick!»
Er lief zur Vorderseite des Teleskops, blickte plötzlich ernst drein und fragte:
«Wie machen Sie das?» Lt. Cmdr. Steaner antwortete mit einem verschmitzten Lächeln:
«Es ist Ihr Teleskop!»
«Und Annie ist jetzt auf diesem Schiff da oben?» fragte Örgelisauer.
«Ja, genau.» antwortete der Erste Offizier.
«Und was soll ich jetzt machen?» fragte der verdutzte Schweizer. Cmdr. Ceagy antwortete:
«Ganz einfach, Doktor. Sie führen morgen früh Ihren Warpflug durch, wie geplant.»
«Warum morgen früh?» fragte Örgelisauer. Cmdr. Ceagy klärte ihn auf:
«Weil an diesem Zeitpunkt ein fremdes Schiff dieses Sonnensystem durchfliegen wird.» «Fremd? Sie meinen – Außerirdische? Noch mehr böse Jungs?» fragte Örgelisauer mit deutlich erkennbaren Stirnfalten. Lt. Cmdr. Steaner intervenierte:
«Gute Jungs. Sie sind auf einem Erkundungsflug.» Cmdr. Ceagy erklärte:
«Verstehen Sie es jetzt, Doktor? Wenn diese Jungs merken, daß die Menschen jetzt schneller als das Licht fliegen können, dann werden sie neugierig und ändern ihren Kurs! Sie werden die Erde ansteuern und den ersten Kontakt mit den Menschen herstellen, genau hier!» «Hier?!» staunte Örgelisauer.
«Genauer gesagt, dort drüben.» antwortete Lt. Cmdr. Steaner. Die Chefingenieurin zeigte auf eine kleine Anhöhe vor der Waldgrenze.
«Diese Erfindung ist von unglaublichem Wert! Mit dem Warpantrieb werden ganze Raumflotten gebaut! Die Menschheit wird ein Ganzes. Durch diese Erfindung vereinen sich alle Länder und setzen sich zusammen! Krieg, Armut und Krankheit wird es in den kommenden hundert Jahren nicht mehr geben! Und abgesehen davon, Sie persönlich werden noch einiges verdienen dabei. Aber wenn Sie diesen Warpflug nicht durchführen, bevor es 11:15 Uhr ist, dann wird dies alles niemals geschehen!» Der Erste Offizier war äußerst gespannt darauf, was Örgelisauer antworten würde. – Aber der antwortete noch nicht. Zuerst fragte er noch etwas: «Aber was seid Ihr denn? Astronauten auf so einer Art „Star Trek“?»
«Ich weiß, daß das alles sehr schwer für Sie zum Verstehen ist, aber wir brauchen einfach ganz dringend Ihre Hilfe!» appellierte Cmdr. Ceagy.
Hanspeter Örgelisauer schaute für einen Augenblick lang in die Sterne. – Dann erwiderte er:
«Warum nicht?»
Unterdessen ging auf der Bluefox die Menschenjagd der Borg auf den Decks weiter. Ein älterer Security, der von der U. S. S. Netherwell zur gerettet und nun als nützliche Einsatzkraft gebraucht wurde, wollte gerade abdrücken. – Da funktionierte plötzlich gar nichts mehr bei seinem Kompressionsgewehr! Er drückte immer wieder auf den Feuerknopf, aber kein Schuß fiel! Die Drohne erreichte den Offizier, packte ihn am Hals und assimilierte ihn mit dem bekannten Verfahren. – Der Sicherheitsmann folgte der Drohne nach kurzer Zeit automatisch, schon ganz im Geiste des Kollektivs!
Nur noch wenige Drohnen fielen den Kompressionsgewehren der Sternenflottenoffiziere zum Opfer. Gerade konnten F. Strike und F. Ceagy wieder zwei Drohnen erschießen, aber bereits nach einigen Sekunden paßten sich die Borg auch an diese neue Frequenz an!
Bald waren nur noch wenige Crewmitglieder übrig. Der Widerstand war nun wirklich je länger, je mehr zwecklos geworden.
Ein Vierertrupp, der zur Gänze aus fremden Sternenflottenoffizieren bestand, brach gerade eine Tür ein. Aus dem Dunkel erschienen plötzlich acht rote Laserstrahlen. Es waren natürlich Drohnen, die sich dem dunklen Korridor entlang in die Richtung der Sicherheitskräfte bewegten. Die kybernetischen Teilchen, die sich überall an den Körpern der Borgdrohnen befanden, bewegten sich intensiv und erzeugten ein zirpendes Geräusch!
Lt. Cmdr. Chollet erreichte zum Glück noch rechtzeitig die Brücke sowie auch Dr. Strike mit ihrem Team inklusive Sicherheitsoffizier Monty. Auf der Brücke konnte man nichts anderes tun als warten und hoffen, daß noch mehr Leute diesen sicheren Ort erreichen würden.
Lt. Cmdr. Haldman war an der Ops und Lt. Humble am Steuer.
Da öffnete sich tatsächlich eine Notöffnung im Boden. – Es waren F. Strike und F. Ceagy! «Berichten Sie!» verlangte Lt. Cmdr. Chollet von den beiden völlig erledigten Offizieren.
«Die Borg kontrollieren die Decks 44 bis 18! Aber bei der Einnahme von Deck 18 haben sie aufgehört! Wir waren, ehrlich gesagt, total überrascht, wenn nicht minder erfreut!» berichtete
F. Ceagy.
«Sie haben mehr als die Hälfte des Schiffes assimiliert! Warum hören sie jetzt auf? Gillian, was befindet sich alles auf Deck 18?» fragte Lt. Cmdr. Chollet.
«Die Sternenkartographie, die Deflektorsteuerung – nichts Lebenswichtiges.»
antwortete Lt. Cmdr. Haldman. Der Sicherheitschef entgegnete verwundert:
«Sie hätten dort nicht aufgehört, wenn es ihnen nicht einen taktischen Vorteil verschaffen würde! Fähnrich Strike, Fähnrich Ceagy, Sie gehen wieder auf Posten und erstatten mir alle zehn Minuten Bericht. Entfernen Sie sich nicht allzu weit von der Brücke.» befahl er.
Es war Lt. Cmdr. Chollet selbstverständlich bewußt, daß dies besonders für die jüngeren Leute wohl die härteste Mission ihrer Karriere sein würde. Aus seiner Laufbahn als Offizier in der Sternenflotte kannte er ebenfalls keine vergleichbare Mission!
Im Maschinenraum war Lore immer noch auf dieser Trage festgeschnallt. Er bekam zwei Armschellen und zwei Fußschellen verpaßt!
Wieder begann diese merkwürdige, leicht hallende Frauenstimme von der Decke zu sprechen:
«Sind Sie bereit?» fragte sie. Ohne auf die Frage näher einzugehen, fragte Lore zurück:
«Wer sind Sie eigentlich?» – «Ich bin die Borg.» antwortete die Stimme. Lore intervenierte:
«Das ist ein Widerspruch! Die Borg sind ein Kollektiv. Es gibt keine Individuen!»
Der leitende Wissenschaftsoffizier konnte plötzlich mit seinen Augen verfolgen, wie sich ein Kopf mit etwas Körperpartie, der an drei Strippen festgemacht war, abseilte! Aus einer Luke im Boden fuhr auf einmal ein dazu passendes Unterteil herauf und stand zur Kombination mit dem oberen Teil bereit! Nach ein paar Sekunden pflanzte sich die obere in die untere Körperpartie ein. – Es war nun ein Ganzes!
Fortsetzung folgt...
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