Rezension: "High Heat" - A Jack Reacher Novella
Wenn man mal nicht weiß, was man als nächstes lesen soll, kommt einem eine Novelle oder Kurzgeschichte immer sehr gelegen. Daher habe ich mal wieder eine Jack Reacher-Story zwischendurch eingeschoben. In "High Heat" erzählt uns Lee Child nicht nur ein Jugendabenteuer von Jack Reacher, sondern er platziert ihn auch mitten in ein bekanntes historisches Ereignis.
Jack Reacher ist 1977 noch keine 17 Jahre alt, aber er beschließt, seinen Bruder in der Militärakademie in West Point zu besuchen. Den Tag davor will er dazu nützen, sich das nahe gelegene New York anzusehen. Dort herrschen in diesem Sommer über 40 Grad im Schatten, kaum eine Menschenseele ist auf der Straße ... und doch gelingt es Reacher sich Feinde zu machen. Als er mitansieht, wie ein Mann eine Frau auf offener Straße begrapscht, geht er heldenhaft dazwischen und vertreibt den Kerl - der sich jedoch als Bandenboss entpuppt, der die Frau - eine FBI-Agentin – nach einem Mikrophon abgetastet hat. Die Agentin rät Reacher dringend dazu, das Weite zu suchen, aber Reacher denkt gar nicht daran und geht stattdessen lieber auf Aufriss. Nachdem er in einer Bar das Herz von Studentin Chrissie erobern konnte, gehen beide in ein Tanzlokal, das sich dummerweise im Revier jener Bande befindet, mit deren Boss Reacher wenige Stunden zuvor aneinander geraten war.
Reacher sieht sich einer Übermacht gegenüber, die Lage wirkt aussichtslos, aber zum Glück schreiben wir ja den 13. Juli 1977. Der Tag des großen Stromausfalls in New York.
Fazit: Jack Reacher ist kein von Zeit und Raum losgelöster Held wie James Bond. Reacher kämpft mit dem Älterwerden in einem der letzten Romane und in dieser Kurzgeschichte ist er noch ein 16jähriger ... der allerdings kaum von seinem Älteren Ich zu unterscheiden ist. Lee Child macht gleich am Beginn der Geschichte klar, dass Reacher bereits als 16jähriger körperlich so ist, wie er die folgenden Jahrzehnte lang sein wird, also an Kraft den meisten Menschen auf dem Planeten überlegen. Soll vorkommen. Allerdings benimmt er sich dermaßen souverän, dass es schon beängstigend ist. Als Sohn eines US Marines wird man sicher diszipliniert erzogen und schnappt einiges auf, aber was Reacher hier für kriminalistische Schlussfolgerungen zieht, ist schon mächtig dick aufgetragen. Ich nehme daher an, Lee Child wollte einfach irgendwie Jack Reacher in den New Yorker Sommer 1977 teleportieren, ihn mit einer Freundin durch die Finsternis ziehen, nebenbei einen Gangsterboss fertig machen und wichtige Hinweise zur Ergreifung des damals gefürchteten Serienkillers "The Son of Sam" liefern lassen.
Ich kann nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob der durch diese Situation entstandene Humor tatsächlich vom Autor beabsichtigt war. Aber launig zum Lesen ist die Geschichte allemal und mir ist es wesentlich lieber, Child platziert seinen Helden in die neuzeitliche Historie der USA als dass er ihn in ein nicht wiedererkennbares Mitteleuropa verfrachtet (wie in "Night School" geschehen).
Bewertung: Die innerhalb eines Abends stattfindende Story ist schon ziemlich schräg, aber zumindest erfährt man nun, warum Reacher New York so sehr mag. Jetzt wissen wir: Er bekam dort seinen ersten BJ. (Ich schreibe den Begriff nicht aus, wer mit der Abkürzung nichts anfangen kann, geht die folgende Liste auf Wikipedia am besten von unten her durch, dann wird es schnell klar. https://en.wikipedia.org/wiki/BJ) Trotz all der erheiternden Situationen wird Reacher aber auch konfrontiert mit Gewalt und Tod. Und hier hätte eine solche Story regelrecht verlangt, dem jugendlichen Alter von Reacher Rechnung zu tragen. Aber ein Jack Reacher ist offenbar mit keiner denkbaren Situation überfordert.
"High Heat" ist also eine amüsante, kurze Lektüre, aber wandelt auf dem schmalen Grat der Satire. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, Lee Child hätte dem Leser den jungen Jack Reacher mit mehr Ernsthaftigkeit vorgestellt. 4 Sterne gebe ich trotzdem.
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Wenn man mal nicht weiß, was man als nächstes lesen soll, kommt einem eine Novelle oder Kurzgeschichte immer sehr gelegen. Daher habe ich mal wieder eine Jack Reacher-Story zwischendurch eingeschoben. In "High Heat" erzählt uns Lee Child nicht nur ein Jugendabenteuer von Jack Reacher, sondern er platziert ihn auch mitten in ein bekanntes historisches Ereignis.
Jack Reacher ist 1977 noch keine 17 Jahre alt, aber er beschließt, seinen Bruder in der Militärakademie in West Point zu besuchen. Den Tag davor will er dazu nützen, sich das nahe gelegene New York anzusehen. Dort herrschen in diesem Sommer über 40 Grad im Schatten, kaum eine Menschenseele ist auf der Straße ... und doch gelingt es Reacher sich Feinde zu machen. Als er mitansieht, wie ein Mann eine Frau auf offener Straße begrapscht, geht er heldenhaft dazwischen und vertreibt den Kerl - der sich jedoch als Bandenboss entpuppt, der die Frau - eine FBI-Agentin – nach einem Mikrophon abgetastet hat. Die Agentin rät Reacher dringend dazu, das Weite zu suchen, aber Reacher denkt gar nicht daran und geht stattdessen lieber auf Aufriss. Nachdem er in einer Bar das Herz von Studentin Chrissie erobern konnte, gehen beide in ein Tanzlokal, das sich dummerweise im Revier jener Bande befindet, mit deren Boss Reacher wenige Stunden zuvor aneinander geraten war.
Reacher sieht sich einer Übermacht gegenüber, die Lage wirkt aussichtslos, aber zum Glück schreiben wir ja den 13. Juli 1977. Der Tag des großen Stromausfalls in New York.
Fazit: Jack Reacher ist kein von Zeit und Raum losgelöster Held wie James Bond. Reacher kämpft mit dem Älterwerden in einem der letzten Romane und in dieser Kurzgeschichte ist er noch ein 16jähriger ... der allerdings kaum von seinem Älteren Ich zu unterscheiden ist. Lee Child macht gleich am Beginn der Geschichte klar, dass Reacher bereits als 16jähriger körperlich so ist, wie er die folgenden Jahrzehnte lang sein wird, also an Kraft den meisten Menschen auf dem Planeten überlegen. Soll vorkommen. Allerdings benimmt er sich dermaßen souverän, dass es schon beängstigend ist. Als Sohn eines US Marines wird man sicher diszipliniert erzogen und schnappt einiges auf, aber was Reacher hier für kriminalistische Schlussfolgerungen zieht, ist schon mächtig dick aufgetragen. Ich nehme daher an, Lee Child wollte einfach irgendwie Jack Reacher in den New Yorker Sommer 1977 teleportieren, ihn mit einer Freundin durch die Finsternis ziehen, nebenbei einen Gangsterboss fertig machen und wichtige Hinweise zur Ergreifung des damals gefürchteten Serienkillers "The Son of Sam" liefern lassen.
Ich kann nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob der durch diese Situation entstandene Humor tatsächlich vom Autor beabsichtigt war. Aber launig zum Lesen ist die Geschichte allemal und mir ist es wesentlich lieber, Child platziert seinen Helden in die neuzeitliche Historie der USA als dass er ihn in ein nicht wiedererkennbares Mitteleuropa verfrachtet (wie in "Night School" geschehen).
Bewertung: Die innerhalb eines Abends stattfindende Story ist schon ziemlich schräg, aber zumindest erfährt man nun, warum Reacher New York so sehr mag. Jetzt wissen wir: Er bekam dort seinen ersten BJ. (Ich schreibe den Begriff nicht aus, wer mit der Abkürzung nichts anfangen kann, geht die folgende Liste auf Wikipedia am besten von unten her durch, dann wird es schnell klar. https://en.wikipedia.org/wiki/BJ) Trotz all der erheiternden Situationen wird Reacher aber auch konfrontiert mit Gewalt und Tod. Und hier hätte eine solche Story regelrecht verlangt, dem jugendlichen Alter von Reacher Rechnung zu tragen. Aber ein Jack Reacher ist offenbar mit keiner denkbaren Situation überfordert.
"High Heat" ist also eine amüsante, kurze Lektüre, aber wandelt auf dem schmalen Grat der Satire. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, Lee Child hätte dem Leser den jungen Jack Reacher mit mehr Ernsthaftigkeit vorgestellt. 4 Sterne gebe ich trotzdem.
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