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Jack Reacher-Romane von Lee Child

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    #31
    Rezension: "High Heat" - A Jack Reacher Novella

    Wenn man mal nicht weiß, was man als nächstes lesen soll, kommt einem eine Novelle oder Kurzgeschichte immer sehr gelegen. Daher habe ich mal wieder eine Jack Reacher-Story zwischendurch eingeschoben. In "High Heat" erzählt uns Lee Child nicht nur ein Jugendabenteuer von Jack Reacher, sondern er platziert ihn auch mitten in ein bekanntes historisches Ereignis.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: lee-child-high-heat.jpg Ansichten: 1 Größe: 250,8 KB ID: 4489966




    Jack Reacher ist 1977 noch keine 17 Jahre alt, aber er beschließt, seinen Bruder in der Militärakademie in West Point zu besuchen. Den Tag davor will er dazu nützen, sich das nahe gelegene New York anzusehen. Dort herrschen in diesem Sommer über 40 Grad im Schatten, kaum eine Menschenseele ist auf der Straße ... und doch gelingt es Reacher sich Feinde zu machen. Als er mitansieht, wie ein Mann eine Frau auf offener Straße begrapscht, geht er heldenhaft dazwischen und vertreibt den Kerl - der sich jedoch als Bandenboss entpuppt, der die Frau - eine FBI-Agentin – nach einem Mikrophon abgetastet hat. Die Agentin rät Reacher dringend dazu, das Weite zu suchen, aber Reacher denkt gar nicht daran und geht stattdessen lieber auf Aufriss. Nachdem er in einer Bar das Herz von Studentin Chrissie erobern konnte, gehen beide in ein Tanzlokal, das sich dummerweise im Revier jener Bande befindet, mit deren Boss Reacher wenige Stunden zuvor aneinander geraten war.

    Reacher sieht sich einer Übermacht gegenüber, die Lage wirkt aussichtslos, aber zum Glück schreiben wir ja den 13. Juli 1977. Der Tag des großen Stromausfalls in New York.

    Fazit: Jack Reacher ist kein von Zeit und Raum losgelöster Held wie James Bond. Reacher kämpft mit dem Älterwerden in einem der letzten Romane und in dieser Kurzgeschichte ist er noch ein 16jähriger ... der allerdings kaum von seinem Älteren Ich zu unterscheiden ist. Lee Child macht gleich am Beginn der Geschichte klar, dass Reacher bereits als 16jähriger körperlich so ist, wie er die folgenden Jahrzehnte lang sein wird, also an Kraft den meisten Menschen auf dem Planeten überlegen. Soll vorkommen. Allerdings benimmt er sich dermaßen souverän, dass es schon beängstigend ist. Als Sohn eines US Marines wird man sicher diszipliniert erzogen und schnappt einiges auf, aber was Reacher hier für kriminalistische Schlussfolgerungen zieht, ist schon mächtig dick aufgetragen. Ich nehme daher an, Lee Child wollte einfach irgendwie Jack Reacher in den New Yorker Sommer 1977 teleportieren, ihn mit einer Freundin durch die Finsternis ziehen, nebenbei einen Gangsterboss fertig machen und wichtige Hinweise zur Ergreifung des damals gefürchteten Serienkillers "The Son of Sam" liefern lassen.

    Ich kann nicht mit völliger Sicherheit sagen, ob der durch diese Situation entstandene Humor tatsächlich vom Autor beabsichtigt war. Aber launig zum Lesen ist die Geschichte allemal und mir ist es wesentlich lieber, Child platziert seinen Helden in die neuzeitliche Historie der USA als dass er ihn in ein nicht wiedererkennbares Mitteleuropa verfrachtet (wie in "Night School" geschehen).

    Bewertung: Die innerhalb eines Abends stattfindende Story ist schon ziemlich schräg, aber zumindest erfährt man nun, warum Reacher New York so sehr mag. Jetzt wissen wir: Er bekam dort seinen ersten BJ. (Ich schreibe den Begriff nicht aus, wer mit der Abkürzung nichts anfangen kann, geht die folgende Liste auf Wikipedia am besten von unten her durch, dann wird es schnell klar. https://en.wikipedia.org/wiki/BJ) Trotz all der erheiternden Situationen wird Reacher aber auch konfrontiert mit Gewalt und Tod. Und hier hätte eine solche Story regelrecht verlangt, dem jugendlichen Alter von Reacher Rechnung zu tragen. Aber ein Jack Reacher ist offenbar mit keiner denkbaren Situation überfordert.

    "High Heat" ist also eine amüsante, kurze Lektüre, aber wandelt auf dem schmalen Grat der Satire. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, Lee Child hätte dem Leser den jungen Jack Reacher mit mehr Ernsthaftigkeit vorgestellt. 4 Sterne gebe ich trotzdem.


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      #32
      Zitat von MFB Beitrag anzeigen
      Bewertung: Tja, es hätte mich nicht im Geringsten gestört, wenn Reacher in diesem Roman aus dem Hubschrauber gestürzt wäre. Man sollte meinen, bei einer Romanreihe, die nur von einem Autor verfasst wird, hätte dieser seine Hauptfigur im Griff. Aber in „Trouble“ – übrigens ein sehr passender Titel – beschreibt er wohl jemand anderen. Oder er konzentriert sich hier auf Facetten des Charakters, die ihn einfach nur abstoßend wirken lassen. Obwohl das Team in diesem Roman gut funktioniert, war es vielleicht doch ein Nachteil, den Fokus nicht auf Reacher zu legen, aber ich glaube nicht, dass noch mehr Erläuterung ihn in dieser Geschichte plausibler hätte erscheinen lassen. Also hoffentlich behält Lee Child diese Art der Darstellung von Reacher in den folgenden Romanen nicht bei – oder schreibt ihn in eine Geschichte hinein, die es nicht erfordert, dass er ähnlich handeln könnte wie in „Trouble“. Diesem problematischen Roman gebe ich lediglich 2 Sterne.
      Hartes Urteil, aber nicht unbegründet. Ist mir, ehrlich gesagt, beim Lesen gar nicht so negativ aufgefallen, dass Reacher hier grausamer agiert als sonst. Er ist halt auch so schon nicht gerade zart besaitet. Nur die Nummer mit dem Piloten ist mir auch aufgestoßen. Vor allem glaubt er doch nicht wirklich, dass irgendwer denkt, der Hubschrauber wäre da bruchgelandet. Also auch noch mega schlecht getarnt. Und ja, das mit den Rechenkünsten war auch übertrieben. Reacher wurde schon zuvor als Zahlenfetischist dargestellt, aber das war zu viel des Guten.

      Fand den Roman aber dennoch recht okay zu lesen, wenngleich er nicht an The Hard Way rankommt. Gerade lese ich Nothing to Lose und das ist bislang der schlechteste in der Reihe, meiner Meinung nach. Das ist das erste Buch, das ich echt langweilig finde und das letzte Drittel, das ich noch vor mir habe, wird ihn nicht retten.

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        #33
        Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
        Hartes Urteil, aber nicht unbegründet. Ist mir, ehrlich gesagt, beim Lesen gar nicht so negativ aufgefallen, dass Reacher hier grausamer agiert als sonst. Er ist halt auch so schon nicht gerade zart besaitet. Nur die Nummer mit dem Piloten ist mir auch aufgestoßen. Vor allem glaubt er doch nicht wirklich, dass irgendwer denkt, der Hubschrauber wäre da bruchgelandet. Also auch noch mega schlecht getarnt. Und ja, das mit den Rechenkünsten war auch übertrieben. Reacher wurde schon zuvor als Zahlenfetischist dargestellt, aber das war zu viel des Guten.
        Ja, "Trouble" endet auch recht überstürzt, kam mir vor. So muss man den angeblichen "Absturz" des Hubschraubers hinnehmen.

        Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
        Fand den Roman aber dennoch recht okay zu lesen, wenngleich er nicht an The Hard Way rankommt. Gerade lese ich Nothing to Lose und das ist bislang der schlechteste in der Reihe, meiner Meinung nach. Das ist das erste Buch, das ich echt langweilig finde und das letzte Drittel, das ich noch vor mir habe, wird ihn nicht retten.
        "The Hard War" bzw. "Way Out" hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich weiß nicht, ob es erst nach Beginn des letzten Drittels ist, aber ich fand, der Roman nimmt am Schluss nochmal eine interessante Wendung - auch wenn ich mir vom eigentlichen "Schlusskampf" mehr erwartet hätte bzw. etwas anderes als sonst verspricht, aber dann doch etwas mehr Schema-F-artig ausfällt.
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          #34
          Zitat von MFB Beitrag anzeigen
          Fazit: “Outlaw” vermittelt gleich von Beginn ordentlich Lokalkolorit – und das obwohl die beiden im Mittelpunkt des Geschehens stehenden Städte”Hope” und “Despair” (“Hoffnung” und “Verzweiflung”) rein fiktiv sind. Jack Reacher allein auf sich gestellt in einer nur schwach besiedelten Gegend, der gegen ihm entgegenschlagende Feindseligkeit und unwegsames Terrain ankämpfen muss, ist schon mal eine sehr gelungene Ausgangssituation und es hilft auch, dass Reachers Schwierigkeiten erst so richtig mit der Konfrontation mit den Deputies beginnen, aus der ein witziger Dialog auch in den ersten Reacher-Kinofilm Eingang gefunden hat. Grundsätzlich ist “Outlaw” durchaus mit gelungenem Humor gespickt. Die Passage, in der Reacher zum Richter von Despair fährt, ihm mitteilt, er habe sämtliche Polizikräfte der Stadt – in Notwehr natürlich – krankenhausreif geprügelt und vorschlägt, der Richter solle Reacher als Deputy vereidigen, ist der Hammer!

          Da es in der Geschichte gleich mehrere mysteriöse Vorkommnisse gibt, denen Reacher auf der Spur ist, ist sie auch alles andere als vorhersehbar. Man ist sich als Leser nie wirklich im Klaren, welche Vorkommnisse und Entdeckungen von Reacher bei dessen Nachforschungen im direkten Zusammenhang stehen. Das Bild setzt sich erst langsam zusammen und so bleibt der Roman durchgehend spannend. Wenn man auf einen Handlungsstrang hätte verzichten können, dann – wie so oft – auf das Reacher-Girl.

          Reacher selbst kommt in “Outlaw” glücklicherweise wieder bedeutend sympathischer rüber als der sadistische Psychopath, den er in “Trouble” gegeben hat. Und wohl zum allerersten Mal äußerst sich Reacher in einem der Romane ganz direkt und sehr kritisch zur amerikanischen Politik, was man ihm aufgrund seines bereits bekannten beruflichen Backgrounds auch problemlos abnimmt und grundsätzlich spiegelt sich darin auch absolut sein Charakter wider. Er agiert hier wieder wesentlich professioneller, ausgewogener, dosierter. Reacher ist kein Berserker, der alles niederreißen will, sondern nach “Bedrohungslage” agiert. Im vorangegangenen Roman hat Lee Child das vergessen, in “Outlaw” diesen Charakterzug hingegen sogar noch deutlicher betont als je zuvor. Vielleicht als Ausgleich, jedoch am Schluss übertreibt es Reacher vielleicht etwas. Anderseits tut er den Bösen eigentlich nichts anderes an, als dass er einen Telefonanruf tätigt.

          Bewertung: Der 12. Reacher-Roman hat wieder Spaß beim Lesen gemacht. Viele kritisieren zwar, dass Reacher nicht viel mehr tut, als über verschiedenste Wege zwischen Hope und Despair hin und her zu pendeln, aber jeder Ausflug in die Stadt, aus der Reacher verbannt wurde, bringt neue Erkenntnisse und es gibt jede Menge Mysterien, die zum Miträtseln einladen. Von mir gibt es für einen “klassischen” Reacher-Roman mit einigen für die Reihe originellen Einfällen 5 von 6 Sterne.
          Ich habe dieses Machwerk jetzt auch hinter mir und kann mein vorläufiges Urteil nur bestätigen. Mir hat das Buch keinen Spaß gemacht. Ich fand die Story langweilig vom Inhalt her und auch von der Präsentation. Dieses ewige Hin- und Hergerenne zwischen den zwei Kuhdörfern da war einfach nicht spannend zu lesen. Der "große" Twist war auch nicht sonderlich aufregend. Erinnerte alles ein wenig an den zweiten Roman, was aber nicht das Problem war. Das Problem war einfach, dass das alles total lahmarschig geradeaus vor sich hin dümpelt. Der sideplot war irgendwie so lala, ich hätte mir hier schon eine stärkere Verknüpfung mit der Handlung um die Fabrik gewünscht als nur diese lose Verbindung über das Thema "Soldaten im Krieg". Auch hier plätschert die Handlung nur so vor sich hin.

          Das Ende fand ich auch Banane. Die Jagen eine schmutzige 20-Tonnen-Bombe in die Luft und keiner merkt, dass es kein Unfall in der Fabrik war. Alles klar.

          Beim nächsten Mal wieder besser, wenn's geht.

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            #35
            Rezension: "Not a Drill" - A Jack Reacher Story

            In dieser Kurzgeschichte ist Ex-Militärpolizist Jack Reacher wieder einmal per Anhalter unterwegs. Im nördlichsten Maine, schon an der Grenze zu Kanada, steigt er in ein Auto mit drei Urlaubern, die auf dem Weg in das kleine Dorf Naismith sind, von wo aus sich ein langer Naturwanderweg durch die dichten Wälder von Maine schlängelt.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: cover_reacher_notadrill.jpg Ansichten: 1 Größe: 126,5 KB ID: 4506003




            Jack Reacher macht vorab keine Pläne, lässt sich von der Gelegenheit von einem Ort zum nächsten führen, auch wenn er in diesem Fall keine große Lust hat, auf eine 4-tägige Wanderung durch die Wälder. Dass er zumindest über Nacht in Naismith bleibt, liegt nur am kaum vorhandenen abendlichen Verkehr, der ihn wieder raus in Richtung der nächsten Großstadt bringen könnte. Und so wird Reacher am nächsten Morgen Zeuge von eigenartigen Vorgängen. Beim Frühstück in einem Diner vernimmt er, dass über Nacht Militärpolizisten den Beginn des Wanderpfades mit Absperrbändern versehen haben. Und kurze Zeit später taucht auch eine Militärstreife auf, die weiträumig Absperrungen aufstellt und Wache schiebt. Für Reacher ist klar, dass es sich hier nicht um eine militärische Übung handeln kann. Irgendein Ernstfall war eingetreten, über den sich die anwesenden Militärpolizisten ausschweigen. Normalerweise hätte es Reacher dabei belassen. Doch er hegt die Vermutung, dass zwei der Urlaubsreisenden, mit denen er am Tag zuvor nach Naismith gekommen war, die in der Nacht noch unbewachten Absperrbänder ignorierten und ihre Wanderung trotz möglicher Gefahr begonnen haben. Und so macht sich Reacher auf zu einer Rettungsmission, die ein ungewöhnliches Ende nimmt.

            Fazit: Eines kann man über diese Kurzgeschichte auf jeden Fall sagen: Kaum jemals zuvor vermittelte Lee Child dem Leser derartige Urlaubsstimmung wie in "Not a Drill". Zwangsläufig muss sogar ein Jack Reacher die Besonderheit eines Urlaubs an einem See mitten in einem von der Zivilisation fast unberührten Wald anerkennen. Der Autor ließ Reacher schon in viele Gegenden reisen, aber derartige Wildnis ist wohl wirklich neu und es ist beinahe schade, dass Lee Child dieses Ambiente in einer Kurzgeschichte "verschleudert" hat. Die Szenerie und die mysteriöse Ausgangssituation mit dem ohne Erklärung abgesperrten Wanderweg, hätte ein toller Beginn für einen Roman sein können.

            Dass Lee Child diesen Weg nicht gegangen ist, ist gerade angesichts des plötzlichen und haarsträubenden Schlusses der Geschichte bedauerlich. Hier wird eine Erklärung aus dem Hut gezaubert, die sich vorher nicht mal angedeutet hat und sehr, sehr weit hergeholt wirkt. Und so nebenbei lässt Reacher auch Verachtung für Menschen erkennen, die sich dafür einsetzen, Missstände offenkundig zu machen. "Not a Drill" ist also leider wieder einmal eine Geschichte, die Reacher nicht unbedingt von der sympathischsten Seite zeigt und die wie schon manchmal zuvor auf eine eher konservative amerikanische Leserschaft zugeschnitten scheint.

            Bewertung: Sehr starker Beginn, sehr schwacher Schluss. Einen Mittelteil gibt es angesichts der Kürze der Geschichte kaum, also gebe ich durchschnittliche 3 Sterne.

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              #36
              Rezension: "Past Tense"

              Auch in diesem Jahr präsentiert uns Lee Child ein neues Krimiarbenteuer des ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher. Diesmal begibt sich Reacher auf Ahnenforschung und rettet ein kanadisches Pärchen. Beides rein zufällig.
              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: reacher_past_tense cover.jpg Ansichten: 1 Größe: 129,1 KB ID: 4512759




              Reachers Reisen quer durch die Vereinigten Staaten ist seit jeher ziellos, diesmal entschließt er kurzerhand das Land von Nordosten nach Südwesten zu durchqueren, kommt allerdings nicht weit, als er an einer Weggabelung ein Ortsschild von Laconia, New Hampshire entdeckt. Er selbst war noch nie dort, doch er erinnert sich, dass sein Vater - Stan Reacher - dort aufgewachsen ist, ehe er mit 17 zum Militär ging und aus nicht ganz eindeutigen Gründen nie mehr zurückkehrte.

              Nun zählt ein Jack Reacher nicht gerade zu den sentimentalsten Menschen auf der Welt, aber ganz gewiss zu den neugierigen, die einer Fährte folgen. Und so beschließt Reacher, Laconia einen Besuch abzustatten und nachzusehen, welche Unterlagen die Behörden der Stadt und des Countys über Reachers Vater und väterlichen Großeltern haben. Erstaunlicherweise recht wenig, doch sieht es ganz so aus, als wäre Stan Reacher in seiner Jugend mal in eine Schlägerei verwickelt gewesen. Und rein zufällig gerät Reacher selbst in beinahe dieselbe Situation, als er einer Frau vor einem Übergriff rettet und dabei den Sohn einer lokalen Berühmtheit krankenhausreif prügelt. Und auch als sich Reacher mit einem Farmer anlegt, der widerrechtlich Land okkupiert hat, über den ein Weg zum früheren Haus von Reachers Großeltern führt, macht sich Reacher keine Freunde. Das Resultat: Gleich 2 nach Laconia gerufene Schlägertrupps machen Jagd auf Reacher.

              Aber Reacher und diese Schläger sind nicht die einzigen Neuankömmlinge im County. Auch das kanadische Pärchen Patty und Shorty - die sich in Florida ein neues Leben aufbauen wollen - bleiben mit ihrem Wagen liegen und beziehen notgedrungen ein abgelegenes Motel etwas außerhalb von Laconia. Das Motel macht einen ordentlichen Eindruck, aber die Besitzer - 4 Junge Männer, einer davon mit Nachnamen Reacher - wirken unheimlich und vor allem Patty bekommt den Eindruck, dass absichtlich Sabotage an ihrem Wagen und der Telefonleitung begangen, sowie Fehlinformationen vermittelt werden, um ihren Aufenthalt künstlich zu verlängern. Und als sich eines Tages plötzlich die Türen ihres Zimmers nicht mehr öffnen lassen und weitere Gäste mit zweifelhaften Absichten eintreffen, wird klar, dass sie in eine Menschenfalle getappt sind.

              Fazit: Der Roman liest sich sehr angenehm. Reacher will ja nur ein wenig Zeit in einer mittelgroßen Stadt verbringen und ein paar Informationen einholen, um seine Neugier zu stillen, aber keineswegs, weil sein Seelenheil davon abhängt. Insofern ist der Roman teilweise ein Leitfaden, wie man (zumindest in den USA) etwas über die eigenen Vorfahren in Erfahrung bringen kann. Aber natürlich - wie immer - werden Reachers friedliche Absichten gestört, von einem Möchtegern-Vergewaltiger, der ihn aus dem Schlaf reißt, oder von einem Apfelfarmer, der Reacher daran hindern will, eine von ihm okkupierte öffentliche Straße zu betreten. Wie Reacher in diesem Roman damit umgeht, ist - zumindest für seine Verhältnisse - schon erstaunlich zivilisiert. Es gefällt mir immer sehr, wenn Reacher alternative Lösungen für ein Problem vorschlägt, in dem Wissen, dass sein Gegenüber ohnehin stur bleiben wird und erst recht in Reachers Faust laufen wird. Die Konfliktszenen sind diesmal gar nicht besonders grimmig, ihnen haftet sogar etwas Slapstick-artiges an. Für den Leser ist dieser Teil des Romans also durchaus entspannend bis humorvoll.

              Ganz anders ist die parallele Handlung rund um Patty und Shorty. Es ist wohl das klassische Albtraumszenario: in einer gottverlassenen Gegend eine Autopanne zu haben, die einzigen Gäste in einem Motel zu sein und vom Wohlwollen von Unbekannten abhängig zu sein. Diese Szenen, in der man lange selbst nicht so genau weiß, worauf das alles hinauslaufen soll, sind sehr spannend und unheimlich. Aber auch wenn die Auflösung stimmig ist, zu dem erwähnten klassischen Szenario passt und dementsprechend Patty und Shorty schließlich um ihr Leben fürchten müssen, hatte ich lange Zeit den Verdacht, die Sache könnte sich am Ende als etwas geradezu absurd harmloses herausstellen. Aber es ist gewiss keine nahe liegende Annehmen. Es ist nur so, dass diese Passagen phasenweise richtige Nervenkitzler waren, dass ich einen Kontrast dazu erwartete. Aber diesen Kontrast liefert hauptsächlich die Parallelhandlung mit Reacher.

              Ein echtes Manko des Romans ist vielmehr, dass die Handlungsstränge nur zufällig zusammenlaufen. Es spielt am Ende keine Rolle, dass einer der vier Motelbetreiber ein entfernter Verwandter von Jack Reacher ist. Reacher benötigt lediglich einen Schlafplatz und ist rein zufällig passend zur Stelle, wenn es für das kanadische Pärchen um alles geht. Natürlich ist Reachers Hilfe entscheidend, aber ich muss schon sagen, dass sich Patty und Shorty auch zuvor schon gut schlagen. Shorty ist ein wenig nervig, aber vor allem Patty ist ein echter Sympathieträger, mit der man mitzittert.

              Bewertung: Im Grunde enthält "Past Tense" drei Geschichten in einem Band: Reachers Ahnenforschung, die Vorkommnisse im unheimlichen Motel und schließlich den Überlebenskampf. Alle drei haben was für sich und vermitteln dem Leser sehr unterschiedliche Gefühle. Tritt Reachers Nachforschung gerade etwas auf der Stelle, wechselt der Schauplatz und wir erleben, wie z.B. Patty etwas entdeckt und misstrauisch wird. Es ist aber wirklich schade, dass die beiden Parallelhandlungen vor dem Finale keine Berührungspunkte haben. Das Finale könnte für sich allein sogar als Reacher-Kurzgeschichte funktionieren. Deshalb - und weil die Geschichte thematisch und emotional nicht mit dem tollen Roman "The Midnight Line" mithalten kann, gebe ich nur solide 4 Sterne.

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                #37
                Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                Beim nächsten Mal wieder besser, wenn's geht.
                Nach über einem Jahr habe ich auch mal wieder weitergelesen. Der 13. Roman Gone Tomorrow war in der Tat wieder deutlich besser und gehört für mich jetzt zwar nicht zu den besten der Reihe, aber im vorderen Mittelfeld ist er auf jeden Fall. Das liegt einfach daran, dass zwar die typischen Stilelemente (Solide Story; Reacher, der seine intellektuelle Überlegenheit, insbesondere bei Verhören , in Kombination mit seinem kacktrockenen Humor auslebt) wieder gekonnt umgesetzt werden, aber am Ende doch ein wenig der Pepp fehlt. Dass er die Braut flachlegt war auch diesmal wieder komplett überflüssig, aber das muss wohl so sein. Am Ende hat mich auch etwas gestört, dass man dann doch nicht erfahren hat, was denn nun an dem Foto so weltbewegend war.

                Übrigens würde mal interessieren ob den Mudschaheddin zugeschriebenen Grausamkeiten der Realität entsprechen.

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                  #38
                  Zitat von MFB Beitrag anzeigen
                  Das Wissen darum, dass es noch weitere Reacher-Romane gibt, nimmt dem Ende von „61 Stunden“ aber auch etwas die Spannung. Nach einem wahrlich bombastischen Schluss lässt der Roman nämlich offen, ob Reacher aus der Sache noch heil herausgekommen ist. Hat Lee Child mit dem Gedanken gespielt, den 14. Reacher-Roman zum letzten zu machen – und eventuell mit Susan Turner als Hauptcharakter fortzufahren? Zumindest hatte ich diesen Eindruck am Schluss.
                  Na ja, das wäre wohl auf die eine oder andere Art ziemlich unsinnig geworden. Mit einem deutlich anderen Charakter wäre es nicht mehr Jack Reacher gewesen und mit einem ähnlichen Charakter ein langweiliger Aufguss.

                  Mir hat 61 Hours auch saugut gefallen. Einer der besten und spannendsten der Reihe, obwohl sogar ich schon recht früh den Chief im Verdacht hatte, Platos Mann zu sein. Plato wiederum kommt allerdings etwas aus heiterem Himmel in die Story gefallen und irgendwie habe ich nicht so recht mitbekommen wie das Bolton PD eigentlich ursprünglich die Connection zwischen der Biker Gang und ihm aufgedeckt hat. Womöglich habe ich nicht ganz aufgepasst.

                  Dass es ein kleines Cliffhangerchen gibt am Ende ist mal was neues. Die nächsten Bücher sollen ja auch lose miteinander verknüpft sein - weshalb die schon alle bei mir im Bücherregal bereit stehen.

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                    #39
                    Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                    Na ja, das wäre wohl auf die eine oder andere Art ziemlich unsinnig geworden. Mit einem deutlich anderen Charakter wäre es nicht mehr Jack Reacher gewesen und mit einem ähnlichen Charakter ein langweiliger Aufguss.
                    Bei Turner ist neben dem Geschlecht sicher auch der größte Unterschied, dass sie noch im aktivem Dienst ist. Das wäre für die Geschichten schon mal ein Ansatzpunkt - wenngleich es auch kein Hindergrundsgrund für Lee Child war, immer wieder mal zwischendurch Prequel-Geschichten zu schreiben, die während Reachers aktiver Dienstzeit angesiedelt waren. Tatsächlich zählen mit "Die Abschussliste" und "The Affair" (dt. "Der letzte Befehl") sogar zwei dieser Prequels zumeinen absoluten Favoriten unter den Reacher-Romanen.


                    Dass es ein kleines Cliffhangerchen gibt am Ende ist mal was neues. Die nächsten Bücher sollen ja auch lose miteinander verknüpft sein - weshalb die schon alle bei mir im Bücherregal bereit stehen.
                    Die Verknüpfung als lose zu bezeichnen, ist fast schon übertrieben, also nicht zu viel davon erwarten. Unabhängig davon hatte die Romanreihe meiner Meinung nach aber eine wirklich starke Phase während Reachers Reise nach Virginia. Und der tolle Prequel-Roman "The Affair" wurde ja auch noch dazwischen eingestreut (kommt aber in der deutschen Veröffentlichungsreihenfolge erst danach, weil man vermutlich "Die Gejagten" vorziehen wollte, damit er zeitnah zum Kinostart des 2. Kinofilms, der auf "Die Gejagten" basiert, erscheinen konnte).

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                      #40
                      Vorgestern habe ich Worth Dying For beendet. Wohl das krasseste Verbrechen, das Reacher bisher aufzuklären hatte, aber abermals ein sehr gutes Buch. Schade, dass ich nach der Niete von Nothing to Loose so eine lange Pause eingelegt habe. Die Serie gibt wieder richtig Gas.

                      Die depperten Handlanger der ganzen Gangsterfraktionen waren zwar einerseits ganz witzig wie sie sich alle gegenseitig ausgeschaltet haben und vollkommen irre Theorien entwickelt haben. Andererseits fand ich es auch etwas... bequem, wie sich jeder, der Reacher gefährlich werden könnte, praktischerweise selbst ausschaltet. Na ja, war jetzt kein sooo großes Ding.

                      Allerdings merkt man auch, dass Reacher langsam alt wird. Im vorletzten Roman wurde er schon angemessert. Im letzten Roman ist er gerade so noch entkommen. Diesmal wird ihm sogar die Nase gebrochen. Bin gespannt ob das Thema demnächst nochmal explizit thematisiert wird. Weil ewig lange kann auch Jack Reacher nicht stets der Schnellste und Stärkste sein.

                      Bin gespannt, wie es weitergeht. Der nächste Teil hat mich schon in seinen Bann gezogen.

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                        #41
                        The Affair.

                        Naaa ja. Ich war gar nicht so sehr angetan von dem Buch - was man, wieder mal, an der deutlich längeren Lesedauer erkennen kann. Habe zwischendurch sogar mal ein anderes Buch (nämlich das PARTEI-Buch von Martin Sonneborn ) gelesen. The Affair fängt stark an, aber baut dann ab ca. der Mitte ab. Zwar wird es dann nochmal ein wenig spannender, aber die Auflösung fand ich recht Banane. Reacher übt sich mal wieder in Selbstjustiz und covert das Ganze dann in einer für mich recht unglaubwürdigen Weise. Als ob niemand feststellen könnte ob ein Auto frontal getroffen wurde oder seitlich. Das erinnerte mich stark an die alberne Aktion mit dem "abgestürzten" Hubschrauber am Ende von Bad Luck and Trouble.

                        €: Ach ja, ich hatte auch stark das Gefühl, dass der Autor, nachdem er jetzt zwei Romane keine Liebschaft eingebaut hat, hier etwas aufgestauten Dampf ablassen musste, wenn wir gleich zehn Seiten lang oder was beschrieben kriegen wie Reacher die Uschi da knallt.

                        Ich finde es außerdem ein bissel lame, dass auch der zweite Fall aus Reachers Zeit als aktiver Soldat wieder mal hochpolitisch ist und etwas vertuscht werden muss. Unnötige Parallelen zu The Enemy. Gefallen hat mir hingegen die Einflechtung anderer Charaktere, inklusive Joe.

                        Es stehen ja noch zwei weiteren Reacher-Romane im Regal. Aber erstmal werd ich wieder ein paar andere Sachen lesen. Vielleicht war es etwas viel Jack Reacher in letzter Zeit.

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                          #42
                          Rezension: „Blue Moon” – Ein Jack-Reacher-Roman

                          Auf Lee Child kann man sich wahrlich verlassen: Jedes Jahr bringt er einen neuen Roman über die Abenteuer des ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher heraus, der ziellos quer durch die USA reist. In "Blue Moon" verschlägt es ihn nach Kalifornien, in eine im Roman nicht namentlich genannte mittelgroße Stadt, in der albanische und ukrainische Gangsterbanden miteinander konkurrieren. Der reine Zufall will es, dass Reacher als - nicht ganz harmloser - Durchreisender zwischen die Fronten gerät ... und diese wie immer nachhaltig aufzubrechen versucht.
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                          Reacher vereitelt einen Raubüberfall auf einen alten Mann, der ein prall gefülltes Bankkuvert bei sich trägt. Der Verlust des Geldes bleibt ihm zwar erspart, aber er verletzt sich bei dem Überfall etwas, weshalb Reacher anbietet, ihn zu begleiten. Denn der alte Mann - Aaron Shevick - muss pünktlich seine Schulden bei einem albanischen Kredithai zurückzahlen - daher das viele Geld. Im Lokal, wo das Treffen stattfinden soll, angekommen, fehlt von dem Kredithai aber jede Spur und der Barkeeper weist nach eine Telefonat Shevick an, etwas später wieder zu kommen. Auch zu diesem Treffen begleitet ihn Reacher, doch als sie diesmal das Lokal betreten, sitzt am Tisch des Kredithais kein Albaner, sondern ein Ukrainier. Ein Machtwechsel in diesem Teil der Stadt hat sich offenbar vollzogen und da die Ukrainer kaum im Bilde über die Geschäfte der Albaner sein können, bietet Reacher an, sich selbst als Shevick auszugeben. Das würde Shevicks wahre Identität schützen und Reacher erfährt in einem taktisch geschickt geführten Gespräch, dass der ukrainische Kredithai tatsächlich keine Ahnung hat, wie viel Geld Shevick schuldig ist. Reacher kann sich problemlos vom Acker machen, nachdem er nur einen Bruchteil der Schulden zurückgezahlt hat.

                          Doch das durch dieses Manöver eingesparte Geld erweist sich nur als Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Familie Shevick muss laufend hohe Geldbeträge für eine teure medizinische Behandlung ihrer Tochter überweisen, die ihre Gesundheitsvorsorge aufgrund betrügerischer Machenschaften ihres ehemaligen Bosses verloren hat. Aaron Shevick muss sich erneut Geld ausleihen, aber in den Augen des neuen ukrainischen Kredithais ist Aaron Shevick kein gebrechlicher alter Mann, sondern ein zwei Meter großer, kräftiger Kerl. Kein Problem denkt sich Reacher und wickelt mit dem Ukrainer auch diesen Deal ab. Aus dem Ruder läuft das Ganze jedoch, als die Ukrainer darauf bestehen, Reacher nach Hause (bzw. zu Shevicks Haus) zu begleiten, um dessen Familie "kennen zu lernen" - eine recht unverblümte Drohung. Reacher gewinnt etwas Zeit, indem er seine zwei ukrainischen Begleiter in die Pampa navigiert, aber schließlich bleibt ihm nichts anderes übrig, als die beiden zu attackieren, worauf es zu einem Unfall kommt, bei dem beide Ukrainer umkommen.

                          Eine Entwicklung, die den echten Aaron Shevick natürlich in große Gefahr bringt, weshalb Reacher beschließt, seinen Aufenthalt in der Stadt zu verlängern. Doch zu seinem Glück glauben die Ukrainer, die Tötung ginge auf das Konto ihrer albanischer Rivalen, wodurch ein irrer Dominoeffekt ausgelöst wird, bei dem sich die beiden Banden nach und nach gegenseitig dezimieren.

                          Fazit: Dass Jack Reacher sich kurz nach seiner Ankunft an einem Ort gleich mal mit den vorherrschenden Verbrechern anlegt, ist nicht neu. Da es in diesem Roman aber zwei rivalisierende Banden gibt, erhält die Geschichte einen neuen Dreh, zumal hier ein Kleinkrieg zwischen den Albanern und Ukrainern entbrennt, den Reacher auslöst, von dessen Verlauf er aber lange gar nichts mitbekommt. So brutal die gegenseitigen Vergeltungsschläge der beiden Banden auch sind, sind sie doch auch die Quelle von absurdem bis schwarzem Humor. Im Endeffekt beginnen die beiden Banden ihren Krieg aufgrund von Fehlinterpretationen - quasi "Fake News", ein Thema, das im weiteren Verlauf der Story ebenfalls noch eine Rolle spielen wird.

                          Die Ziele, die Reacher in diesem Roman verfolgt, sind sehr ehrenwert. Er will die Shevicks schützen und deren Tochter die medizinische Behandlung finanzieren, indem er ihren betrügerischen Ex-Boss ausfindig macht, der sich aber von den Ukrainern gegen Erbringung diversere "EDV-Dienstleistungen" verstecken und schützen lässt. Was Reacher mit dem Ex-Boss allerdings am Ende anstellt, schießt wieder einmal über das Ziel hinaus. Es erinnert mich auf unangenehme Weise an eine Passage aus dem Roman "Trouble", in dem Reacher ebenfalls nicht nur an der Grenze der Verhältnismäßigkeit entlangwandert, sondern sie meilenweit überschreitet.

                          Was ebenfalls ein wenig an "Trouble" erinnert, ist der Umstand, dass sich Reacher hier mit einem schlagkräftigen Team von Veteranen umgibt, die ihn unterstützen. Es sind allerdings hier nur Zufallsbekanntschaften - der eine kennt den, der andere den und so bildet sich ein durchaus sympathisches Team mit sehr gemischter Militärvergangenheit. So bleibt die Truppe eigentlich angesichts ihrer Zusammensetzung erstaunlich klischeefrei. Das gilt eigentlich auch für die Gangsterfraktionen. Ja, sicher hat hier Lee Child zwei "übliche" Herkunftsländer gewählt, aber das Übel liegt eigentlich in der Stadt selbst und wären die dort eingezogenen Gangster nicht aus Albanien und der Ukraine gekommen, könnten sie genauso aus Österreich und der Schweiz sein. Das spielt für die Geschichte keine Rolle.

                          Bewertung: "Blue Moon" ist eine interessante Mischung aus Humor und Gewalt mit einer Geschichte, die ihr Herz am rechten Fleck hat. Eigentlich sehr gelungene Krimi/Thriller-Unterhaltung, aber zumindest eine Szene störte mich doch gewaltig. Aber nicht so sehr, dass sie den unterhaltsamen Roman komplett runterzieht. Aber statt 5 Sternen gebe ich doch "nur" gute 4 Sterne. Ein bisschen Strafe muss sein. Aber verhältnismäßig.

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                            #43
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                            Bewertung: Auch wenn die Auflösung der Pläne der Verbrecher am Ende zur Nebensächlichkeit degradiert wird, ist der Roman durchaus spannend, vor allem in der ersten Hälfte. Die zweite Hälfte ist dann eher „typisch Ein-Mann-Armee“. Jack Reacher wie man ihn kennt halt. Daher gibt es von mir für „Der Anhalter“ insgesamt 4 von 6 Sterne. Nach dem starken Beginn wäre mehr drinnen gewesen.
                            Ich habe A Wanted Man schon vor ein paar Wochen beendet und fand den so mittelgut. Fängt gut an, baut dann aber kontinuierlich ab und das Finale fand ich auch nicht besonders aufregend. Reacher kämpft sich halt in altbekannter Manier durch diese Anlage... die Reihe hatte schon Besseres zu bieten. Auch die Gegner waren unter'm Strich sehr "gesichtslos" und nie so wirklich präsent in der Handlung. ME ist Jack Reacher dann am besten, wenn es schon frühzeitig eine Interaktion mit den Bösewichten gibt. Bemerkenswert, dass Reacher keine Affäre hat; dabei hatte ich mich zwischendurch schon gefragt ob er wohl noch nen Dreier mit den zwei FBI-Ladies schieben wird.

                            So, im nächsten Buch trifft Reacher dann ja endlich Turner. Mal sehen wie sich das Buch im Vergleich zum Film schlagen wird. Bei One Shot fand ich die Filmadaption ja glatt besser als die Buchvorlage. Ich hoffe doch sehr, dass das diesmal nicht so ist, denn Never Go Back ist ein Film, den ich seit dem Kino nie wieder gesehen habe und auch nicht das Bedürfnis habe.

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                              #44
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                              So, im nächsten Buch trifft Reacher dann ja endlich Turner. Mal sehen wie sich das Buch im Vergleich zum Film schlagen wird. Bei One Shot fand ich die Filmadaption ja glatt besser als die Buchvorlage. Ich hoffe doch sehr, dass das diesmal nicht so ist, denn Never Go Back ist ein Film, den ich seit dem Kino nie wieder gesehen habe und auch nicht das Bedürfnis habe.
                              So, ich habe Never Go Back vorhin beendet. Besser als der Film ist der Roman allemal, aber so recht zufrieden war ich auch nicht. Mir ging es ein wenig wie mit dem vorherigen Buch: Es fängt ganz vielversprechend an, aber im Verlauf baut die Spannung eher ab als auf. Die Bösewichte bleiben wieder fast ausschließlich im Hintergrund und das Ende ist extrem enttäuschend. Ich hätte mir schon etwas Aufregenderes gewünscht als dass Reacher und Turner vor der Tür rumstehen und sich der Feind wortwörtlich selbst das Licht ausknippst.

                              Nicht total geflasht war ich auch vom Charakter Susan Turner und ihrer Interaktion mit Reacher, auch wenn ich alles andere als enttäuscht war. Es ist natürlich so, dass beim Leser schon eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut wird, wenn vier, fünf Bücher auf diese Begegnung hingearbeitet wird. Nun gut, das war schon okay. Reachers Tochter kommt ja nur am Rande vor, wobei evtl. hier durch den Film etwas falsche Erwartungen entstanden sind. Ich war auch fest davon ausgegangen, dass es hier einen Rückgriff auf die Ereignisse aus The Affair geben und die angebliche Tochter etwas mit der wilden Liebschaft von damals zu tun haben würde.

                              Das war jetzt schon der dritte Band in Folge, der bei mir unter "gut, aber haben wir schon besser erlebt" läuft. Es ist nicht zu leugnen, dass die Reihe doch Verschleiserscheinungen zu beginnen zeigt. Aber solange das Niveau nicht noch weiter absackt, werde ich weiterlesen. Lee Child hat ja mittlerweile seinen Rückzug angekündigt und die Reihe an seinen Bruder übergeben, wenn ich mich recht erinnere.

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                                #45
                                Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                                Das war jetzt schon der dritte Band in Folge, der bei mir unter "gut, aber haben wir schon besser erlebt" läuft. Es ist nicht zu leugnen, dass die Reihe doch Verschleiserscheinungen zu beginnen zeigt. Aber solange das Niveau nicht noch weiter absackt, werde ich weiterlesen. Lee Child hat ja mittlerweile seinen Rückzug angekündigt und die Reihe an seinen Bruder übergeben, wenn ich mich recht erinnere.
                                Vier Monate später kann ich die Liste um einen vierten Teil erweitern. Personal ist gut, aber nicht überragend. Ich hatte ja zum Ende hin darauf gewartet, dass noch irgendein Twist kommt. Z.B. dass der MI5-Agent sich als Verräter entpuppt o.ä. und es nochmal so richtig haarig wird. Aber wie schon in den vorherigen Büchern spaziert Reacher einfach relativ geradeaus dem Showdown entgegen und frühstückt seine Gegner relativ problem- und schnörkellos ab. Diese kleine Offenbarung da am Ende bzgl. O'Day fand ich da nicht so aufregend, da sie quasi im Epilog kommt und keine weiteren Auswirkungen hat.

                                Wenigstens hat der Autor das Klischee vermieden, dass Reacher am Ende irgendwie wieder in der Situation ist, seinen weiblichen Schützling loszuschicken jemanden zu verhaften. Da hatte ich schon ein paar Befürchtungen. Ich fand Nice und ihre Interaktion mit Reacher eigentlich sehr gelungen. Besonders bemerkenswert war dabei wie ihre Versagensangst permanent offen thematisiert wird, seine - die zweifelsohne auch da war, wenngleich Reacher das wohl nie zugeben würde, auch sich selbst gegenüber nicht - jedoch nicht. Dabei hat man doch als Leser sehr stark den Eindruck, dass Reacher mit seinen Aufmunterungen ihr gegenüber auch sich selbst mental den Rücken zu stärken versucht.

                                Witzige Parallele übrigens: Auch in dem Roman Persuader, in dem ja die Geschichte mit Dominique Kohl erzählt wird, kommt ein geradezu übermenschlicher "Endgegner" vor, genau wie hier.

                                Dass in Paris kein zweiter Schütze gewesen sein kann, ist mir übrigens auch sofort aufgefallen, denn auch ich habe mir sofort gedacht, dass eine Verzögerung von 3 Sekunden für die Leibwächter des Präsidenten genug Zeit sein müssen, diesen aus der Schusslinie zu bringen. Da hätten sowohl Reacher als auch andere Ermittler auch früher drauf kommen können.

                                Mal sehen wie Make Me wird.

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