Steven Erikson: Malazan Book of the Fallen (Das Spiel der Götter)
Zitat von Handlung:
Werke:
Malazan Book of the Fallen:
Die Übersetzung der letzten 3 Bände steht noch aus.
- Die Gärten des Mondes (1999) (orig. Gardens of the Moon)
- Das Reich der Sieben Städte (2000) (orig. Deadhouse Gates – Teil 1)
- Im Bann der Wüste (2000) (orig. Deadhouse Gates – Teil 2)
- Die eisige Zeit (2001) (orig. Memories of Ice – Teil 1)
- Der Tag des Sehers (2001) (orig. Memories of Ice – Teil 2)
- Der Krieg der Schwestern (2002) (orig. House of Chains – Teil 1)
- Das Haus der Ketten (2002) (orig. House of Chains – Teil 2)
- Kinder des Schattens (2005) (orig. Midnight Tides – Teil 1)
- Gezeiten der Nacht (2006) (orig. Midnight Tides - Teil 2)
- Die Feuer der Rebellion (2007) (orig. The Bonehunters - Teil 1)
- Die Knochenjäger (2008) (orig. The Bonehunters - Teil 2)
- Der goldene Herrscher (Oktober 2009) (orig. Reaper's Gale - Teil 1)
- Im Sturm des Verderbens (Juni 2010) (orig. Reaper's Gale - Teil 2)
- Die Stadt des blauen Feuers (August 2012) (orig. Toll the Hounds - Teil 1)
- Toll the Hounds (2008)
- Dust of Dreams (2009)
- The Crippled God (2011)
Malazan Empire von Ian C. Esslemont:
Die Malazan-Empire-Reihe des Mitbegründers des Malazan-Universums Ian C. Esselmont spielt vor und parallel zu den Ereignissen aus Malazan Book of the Fallen.
Bisher nur in Englisch veröffentlicht.
- Night of Knives (2004)
- Return of the Crimson Guard (2008)
- Stonewielder (2010)
- Orb, Sceptre, Throne (2012)
- Blood and Bone (2012)
Bauchelain and Korbal Broach - Novellen:
Kurzgeschichten über das namensgebende Zauberer-/Totenbeschwörerduo.
Bisher nur in Englisch veröffentlicht.
- Blood Follows, 2002
- The Healthy Dead, 2004
- The Lees of Laughter’s End, 2007
- Bauchelain and Korbal Broach: The Collected Stories Volume One, 2007 (fasst die bisherigen 3 Novellen zusammen)
- Crack´d Pot Trail, 2009
Prequel: Kharkanas Trilogy:
Bisher nur in Englisch veröffentlicht.
- Forge of Darkness, 2012
... - weitere folgen
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Meinung:
Mit der Reihe verbindet mich eine Art Hassliebe. Den ersten Band "Die Gärten des Mondes" hatte ich auf Deutsch gelesen und fand den im Gegensatz zur internationalen Kritik nur geradeso annehmbar, wobei mir vor allem die fehlenden Erklärungen zur Welt und dem sehr komplexen Magiesystem sauer aufgestoßen sind. Auch war ich von den meisten Figuren eher enttäuscht (außer Kruppe, aber Kruppe mag sowieso jeder) und Bündnisse bzw. Beziehungen zwischen den unzähligen Fraktionen, Gruppierungen und Völkern waren recht schwer nachzuvollziehen. Kurz: Der Einstieg in die Reihe ist alles andere als einfach. Dann habe ich den Band nochmals in Englisch gelesen, in der Hoffnung, die deutsche Übersetzung wäre etwas verunglückt, da ich insbesondere den Schreibstil als recht holprig empfand. Leider waren auch im englischen Original viel zu viele Absätze hastig runtergeschrieben, die Figuren variierten wirklich nur zwischen 3 Gemütslagen ("Grunzen", "Grimasse schneiden" oder "wütend Befehle bellen") und hatten wohl gerade eine Eigenschaft vom Autor spendiert bekommen, damit man sie aus den Hundertschaften an generischen Soldaten grob auseinanderhalten konnte - mit mäßigem Erfolg. Trotzdem, der recht unvermittelte Einblick in ein völlig neues Universum abseits der typsichen Elfen/Zwerge-Fantasy hatte was, auch wenn der Autor noch viel Arbeit vor sich hatte, um sein Universum für den Leser in verständliche Bahnen zu lenken.
Der Folgeroman "Deadhouse Gates" (im Deutschen: "Das Reich der Sieben Städte" und "Im Bann der Wüste") hat mir die Reihe ziemlich lange vermiest. Die knapp 900 Seiten bestehen gefühlt aus 80% Gemetzel zwischen Figuren, die mich überwiegend keinen Deut interessier(t)en. Zwar mündet das Buch in einem wirklich emotionalen Finale, aber wenn ich etwas Hasse ist es, wenn der Weg dahin gefüllt ist mit endlosen Schlachtenbeschreibungen. Mittlerweile weiss ich, dass sich aus ein paar Handlungssträngen bzw. Figuren später noch etwas für meine Begriffe interessantes entwickelte, was "Deadhouse Gates" aber rückblickend trotzdem nicht viel besser erscheinen lässt.
Beim 3. Band "Memories of Ice" habe ich mich nach längerer Pause dann doch wieder entschlossen in die Welt von Erikson zurückzukehren, vor allem da dieses Buch die Handlungsstränge aus dem ersten Band "Gardens of the Moon" fortzusetzen versprach und wieder Abstand von dem von mir wenig gemochten Schauplatz des Reiches der Sieben Städte genommen hat. "Memories of Ice" war dann auch der erste Band der Reihe, der mir von Anfang bis Ende gefallen hat.
Endlich gibt es leichte "Aha"-Erlebnisse und man kann sich erste Verknüpfungen zusammenreimen, was meine Motivation, die Reihe weiterzuverfolgen, doch erheblich erhöht hat, als einfach ohne weitere Erklärung das nächst mächtigere und seltsamere Wesen aus dem Hut zu zaubern, was tausende Leichen nach sich zieht. Zwar hinkt Erikson beim Thema Charakterisierung der Konkurrenz weiterhin hinterher, aber der Wille zur Besserung ist erkennbar. Was der Autor in der 2. Hälfte des Buches dann abzieht, braucht sich in Sachen Dramatik nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken.
Trotz deftigsten Gebrauchs höherer Intervention und einigen Abzügen in der B-Note (die neue Aufgabe der Tenescowri wird bspw. gar nicht hinterfragt), war ein Sieg selten so bitter, bildgewaltig und gleichzeitig auch befriedigend. Ganz großes Kino und das obwohl ich, wie bereits angemerkt, kein Freund von ausufernden Schlachtenbeschreibungen bin.
Mit "House of Chains" kehrt Erikson dann wieder ins Reich der Sieben Städte zurück und bringt die in "Deadhouse Gates" begonnenen Handlungsstränge mehr oder weniger zu einem Abschluss. Dabei fiel mir besonders auf, dass der Autor doch nur mit Wasser zu kochen scheint, denn es macht sich langsam ein Muster breit: Es gibt immer noch eine größere Bedrohung, einen noch mächtigeren Gegner und noch ein viel älteres Geheimnis zu lüften. Mal sehen, wie lange das Prinzip (wir haben noch nicht mal die Halbzeit erreicht) noch gut geht, bevor es wirklich lächerlich wird. Ein weiteres Problem ist, dass fast alle Figuren nur durch höhere Mächte herumgeschoben werden, wie Figuren auf einem Schachbrett. Klar doch, sollte man meinen, wenn die Reihe auf Deutsch Spiel der Götter heißt. Das bringt aber leider den Effekt mit sich, dass die Figuren, vielleicht mit Ausnahme von Karsa Orlong [es ist schon ein starkes Stück aus einem ungeschlachten Wilden, der am liebsten "Kinder" umbringt und Frauen vorsorglich vergewaltigt eine Art "Sympathiefigur" (die Anführungszeichen sind wirklich als solche zu lesen) zu machen, was aber erstaunlich gut funktioniert], selbst wenig tun oder erreichen können, oder wenn schon mal etwas passiert, eine helfende oder zerstörende Hand aus dem "Himmel" eingreift.
Gut gefallen hat mir Karsas Reise/"Wandel", auch wenn auch dort teilweise Figuren aufgetaucht sind, die man einfach nicht so richtig einordnen kann und eher wie Plotdevices wirken (die beiden Jhags als er sein Pferd bekommt), Trull Sengar und Onrack geben ein gutes Paar ab und auch L'oric hatte noch so ein paar Überraschungen parat. Der Konflikt der beiden Schwestern, als auch die anderen paar bekannten Figuren aus den ersten Band waren aber eher wenig interessant und vor allem da zeigt sich wiederum Eriksons große Schwäche: Charakterisierung.
"Midnight Tides" schließlich liest sich ganz anders als die vorigen Episoden aus Eriksons Universum, was aber nicht daran liegt, dass der Autor das Geschehen sowohl zeitlich als auch örtlich weit verlegt hat, sondern sich diesmal intensiv mit Charakterisierung und Beschreibung versucht, sowie dabei sogar leicht philosophisch wird. Der einzige Kritikpunkt (außer das Erikson gerne Völker entwirft denen jeder Sinn für Humor gänzlich abgeht, aber dafür gibt's ja Tehol und Bugg) ist, dass ich mich während des Lesens gefragt habe, ob die Hintergrundgeschichte der Edur für die Gesamthandlung wirklich so ausführlich nötig ist. Lesen tut es sich gut und das der Angekettete wieder seine Finger im Spiel hat ist auch klar, aber sonst bringt der Band die anderen Handlungsstränge aus den bisherigen Büchern erst mal kein Stück weiter und auch nach dem Ende des 5. Bandes stellen die Ereignisse im Reich Lether den nächsten Pfad der Geschichte dar, der ohne Auflösung in der Luft hängt und irgendwann später wieder aufgegriffen werden wird. Trotz dessen ist "Midnight Tides" der bisher am besten geschriebene und fokussierteste Band der Reihe.
Band 6 "The Bonehunters" war im Anschluss an "Midnight Tides" inhaltlich ziemlich überfrachtet und der Autor konnte seine Gedanken mir als Leser nicht immer klar rüberbringen, aber dafür war es trotz Deus Ex Machina an jeder Ecke sehr spannend und mitreißend geschrieben. Allein schon wegen dem, was in und unter Y'Ghatan gesehen ist, haben sich die über 1000 Seiten gelohnt.
Bei Erikson habe ich stets das Gefühl, dass er möglicherweise ein guter Schreiberling ist (zumindest hat sich sein Ausdrucksvermögen innerhalb der Reihe erschreckend stark gesteigert; was da manche Figuren nun zusammenphilosophieren ist nicht mehr feierlich ), aber kein konstant guter Geschichtenerzähler. Seine "Friss oder Stirb"-Einstellung gegenüber dem Leser (der Autor verzichtet zumeist auf erklärende Exposition) hat da einen großen Anteil an diesem Eindruck. Ab Buch 3 (Memories of Ice) bis 5 (Midnight Tides) habe ich damit eigentlich auch keine größeren Probleme mehr gehabt, aber ab Band 6 wurde es wieder verhältnismäßig sperrig. Bei Band 7 habe ich nun irgendwie den Eindruck, viele Dinge auf die der Autor hinaus möchte nicht wirklich mitzubekommen, u.a. auch deshalb, weil in den meisten Fällen, gerade wenn Erikson etwas auf den Punkt bringen möchte, er kurz vorher den Handlungsstrang wechselt und später an anderer Stelle wieder ansetzt. Bei zig parallel verlaufenden Handlungsfäden/POVs, die aller 2 bis 4 Seiten wechseln, wird das etwas unübersichtlich. Wenn man die Malazan-Foren durchforstet bekommt man des Gefühl, als scheint das so vom Autor beabsichtigt worden zu sein.
Nichtsdestotrotz hat die Reihe das gewisse Etwas, was mich trotz manch zäher Passage weiterlesen lässt. Nach Band 7 sollte Erikson so langsam den 3. Und letzten Akt einleiten und ich bin gespannt wie und ob der Autor überhaupt die zahllosen Fäden am Ende zusammenspinnen kann oder auf was die Reihe schlussendlich überhaupt hinausläuft. Wie ich mitbekommen habe, schreibt Malazan- Mitbegründer Ian C. Esslemont an der "Malazan Empire" Reihe, die wohl ein paar Handlungsstränge vertiefen und lose Fäden wieder aufgreifen soll. Je nachdem, wie die Auflösung in "The Crippled God" ausfällt, liebäugele ich damit, gleich dort weiterzumachen und auch Eriksons "Kharkanas Trilogie" als Prequel zu "Malazan Book of the Fallen" beschäftigt sich mit einigen interessanten Ereignissen, über die ich gern mehr erfahren würde.
Wertungen:
Code:
1. Gardens of the Moon 3,5/6 2. Deadhouse Gates 2/6 3. Memories of Ice 5/6 4. House of Chains 3,5/6 5. Midnight Tides 5,5/6 6. The Bonehunters 4/6
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