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"The Red Queen's War"-Trilogie von Mark Lawrence

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    "The Red Queen's War"-Trilogie von Mark Lawrence

    Buch 1: "Prince of Fools"

    Vor etwas mehr als zwei Jahren las ich Mark Lawrences Trilogie "Broken Empire" (beginnend mit "Prince of Thorns"). Ebenfalls in dieser lose auf realer Geographie basierenden Fantasy-Welt ist auch die nachfolgende Trilogie namens "The Red Queen's War" angesiedelt, die wiederum einen Prinzen in den Mittelpunkt des Geschehens stellt, der charakterlich aber ganz anders gestrickt ist als der "Dornenprinz".
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    In einer mittelalterlichen Fantasy-Welt (deren Entstehungsgeschichte ich an dieser Stelle nicht verraten werde) ist Europa in viele kleine Königreiche aufgeteilt. Eines davon ist der "Red March", in dessen Hauptstadt Vermillion die Rote Königin regiert, die die zunehmende Bedrohung durch magische Einflüsse und eine mögliche Entfesselung des Totenreiches befürchtet. Eine ernstzunehmende Angelegenheit - an der der Hauptcharakter dieses Romans allerdings überhaupt nicht interessiert ist. Prinz Jalan Kendeth - kurz Jal genannt - ist ein Enkel der Roten Königin, ziemlich weit hinten in der Thronfolge und nur darauf bedacht, sich ein gutes Leben mit Wein, Weib und Gesang zu machen. Er ist ein Spieler, ein Schürzenjäger und allen voran ein ziemlicher Feigling. Bereits die einleitenden Worte des Romans charakterisieren ihn perfekt:

    "Ich bin ein Lügner, ein Betrüger und ein Feigling, aber ich werde nie und nimmer einen Freund im Stich lassen. Es sei denn, ihm beizustehen würde verlangen, ehrlich, fair oder mutig zu sein."

    Eine Aussage, die kein soziales Problem für ihn darstellt, denn wirklich enge Freunde hat Jal ja nicht - bis ihm das Schicksal einen an die Seite stellt.

    In ihren Bemühungen mehr über die Entwicklungen im Norden des zerbrochenen Imperiums herauszufinden, lässt die Rote Königin einen versklavten Wikinger an den Hof holen. Der riesige Kerl namens Snorri ver Snagason berichtet von Horden auferstandener Toter, ähnlichen Kreaturen, Inselbewohnern und selbst abtrünnigen Nordmännern, die auf dem Weg in Richtung Ewiges Eis sein Dorf verwüstet und den Großteil der Bewohner - darunter Snorris Ehefrau und Kinder - entführt haben. Jal ist sofort fasziniert von Snorri. Aber nicht weil ihn dessen tragische Geschichte so berührt, sondern weil er in dem Muskelmann den perfekten Preisboxer sieht und einen Weg, seine Schulden loszuwerden. Doch Snorri nutzt den Kampf in der Arena zur Flucht und als Jal schon denkt, den Wikinger nie wieder zu sehen, läuft er diesem im sonderbarsten Moment seines Lebens in die Arme.

    Eine Verkettung unglücklicher Umstände führt dazu, dass Jal eine Zauberbeschwörung - ausgesprochen von der "Silent Sister", sozusagen der Hofmagierin der Roten Königin - unterbricht. Anstatt auf ein Gebäude richtet sich die explosive Vereinigung eines Licht- und Dunkelheitszaubers auf Jal, verfolgt ihn quer durch die Stadt und gerade als der Zauber ihn erreicht und auszulöschen droht, prallt er zufällig gegen Snorri. Anstatt die beiden umzubringen, teilt sich der Zauber auf, die Dunkelheit fährt in den wackeren, gutherzigen Wikinger und das Licht in den immer nur auf den eigenen Vorteil bedachten, feigen Jal. Die Freude darüber nicht tot zu sein währt zumindest bei Jal nur kurz, denn es stellt sich heraus, dass Jal und Snorri nun aneinander gebunden sind, sich nicht ohne Nebenwirkungen weit voneinander entfernen können. Das stellt vor allem für Jal ein Problem dar, denn Snorri ist fest entschlossen in den Norden zurückzukehren, seine Frau und Kinder zu befreien und Rache am Anführer der abtrünnigen Nordmänner zu nehmen. Jal hat keine andere Wahl, als Snorri zu folgen - auch weil ihm daheim Ungemach von einem Gläubiger droht, der sich von Jals königlicher Abstammung nicht beeindrucken lässt ...

    Fazit: Dies ist der Beginn einer sonderbaren aber wirklich amüsanten Buddy-Actionkomödie im Fantasy-Gewand. Jal und Snorri sind unterschiedlich wie Tag und Nacht und es ist schon ironisch, dass ausgerechnet Jal nach seiner Verzauberung regelmäßig von einem gutmütigen und tugendhaften Engel heimgesucht wird und Heilkräfte entwickelt, während in Snorri von Zeit zu Zeit die Dunkelheit Macht ergreift und er zu einem nahezu unbesiegbaren Berserker wird. Diese neuen Fähigkeiten helfen ihnen auf ihrer langen Reise aus der einen oder anderen Klemme, es gibt in diesem Roman einige Abenteuer für die "Helden" zu bestehen, aber das Herzstück, die Seele der Geschichte bilden die Dialoge zwischen Jal und Snorri. Das Geschehen wird dabei durchgängig aus Jals Perspektive geschildert, was selbst in den düstersten Situationen für Auflockerung sorgt.

    Verglichen mit den Romanen der "Broken Empire"-Trilogie - die auch stellenweise durchaus humorvoll sein konnten - ist "Prince of Fools" dank des Hauptcharakters mit all seinen Schwächen und Fehlern deutlich unbeschwerter. Der Humor von Prinz Jorg war trocken und schwarz, jener von Prinz Jal ist ein wenig naiver, auf Schlagfertigkeit ausgelegt - mutig mit dem Wort, aber nicht mit der Tat. Auch bei den Kampf- und Schlachtszenen hat sich Mark Lawrence diesmal meinem Empfinden nach mit unschönen Details zurückgehalten. Vielleicht auch, weil Jal ein Erzähler ist, der nicht so genau hinsehen will, wenn sich vor seinen Augen etwas Grausiges ereignet. Dennoch spritzt das Blut in nicht geringem Maße - vor allem als Snorri auf einem Gebirgspass zum Berserker mutiert und beim Endkampf, in den Wikinger mit einigen weiteren Überlebenden aus seinem Dorf zieht (deren Gruppendynamik ein ganz kleines Bisschen an die Zwerge aus "Der Hobbit" erinnert ). Die düsteren Kreaturen namens "Ungeborene" werden in ihrer Deformation und Unheimlichkeit eingehender beschrieben und auf die Stimmung schlägt vor allem das, was Snorri über das tragische Schicksal seiner entführten Familie nach und nach offenbart. Also trotz der Heiterkeit in vielen Passagen ist "Prince of Fools" kein echter Wohlfühl-Roman.

    Bewertung: Ich gebe dem Auftakt der neuen Trilogie 5 von 6 Sterne. Die Reiseerzählung kommt nicht ganz ohne die eine oder andere Länge aus - immerhin sind Snorri und Jal monatelang unterwegs - und ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von den Überschneidungen zu "Prince of Thorns" halten soll. Die Geschichten spielen parallel und die Wege von Prinz Jal und Prinz Jorg und dessen Weggefährten kreuzen sich in "Prince of Fools" und um so manche Anspielung rein zu bringen, schreibt der Autor Snorri manchmal einen unglaubwürdigen Umfang an Wissen zu. Zuerst dachte ich, dies würde eine besondere, eventuell magische Fähigkeit des Wikingers andeuten, aber schlussendlich dürfte es sich hier doch nur um Gags handeln, um beide Trilogien miteinander zu verbinden. Zwei, drei Anspielungen weniger wären ganz gut gewesen, denn "Prince of Fools" wäre auch ohne diese ein sehr guter Roman, der einen Abschluss hat, aber vorbereitet, worum es in der Fortsetzung gehen wird.

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    #2
    Buch 2: "The Liar's Key"

    Das zweite Buch der „The Red Queen’s War“-Trilogie von Mark Lawrence ist das umfangreichste der Saga rund um den Feigling Prinz Jal und den tapferen Wikinger Snorri. Ich mag zwar eine ganze Weile benötigt haben um es durchzulesen, aber auch das zweite Abenteuer dieses ungleichen Paares hat mich sehr gut unterhalten, auch wenn sich die Reisegemeinschaft im Verlauf der Geschichte deutlich vergrößert. Da das Buch ziemlich direkt an den Vorgänger anschließt, muss ich in der folgenden Rezension wichtige Ereignisse aus dem ersten Buch der Trilogie verraten.
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    Die Ausgangslage: Jal und Snorri haben sich im ersten Buch in den hohen Norden durchgekämpft, wo der Wikinger zwar mit Erfolg Rache an einer Horde abtrünniger Nordmänner und Untoter genommen hat, die sein Dorf verwüsteten. Aber er konnte niemanden retten, vor allem nicht seine Familie, die wie die anderen überlebenden Dorfbewohner verschleppt worden waren, um im Ewigen Eis nach dem sagenumwobenen Schlüssel von Loki zu graben. Nach dem Sieg über die Horde fiel der Schlüssel, der alle Türen zu öffnen vermag, in Snorris und Jals Besitz, was den Wikinger zu einem äußerst düsteren Plan motiviert.

    Snorri plant, mit Lokis Schlüssel die Tür zum Totenreich zu öffnen und seine Frau und Kinder daraus zu befreien. Ein Plan, den Jal nicht unterstützen will, denn gerade das Öffnen der Tür - um die Toten in die Welt der Lebenden zu lassen - ist das Ziel, des mysteriösen "Totenkönigs", eines Nekromanten mit der Macht über die Toten zu befehlen. Würde Snorri die Tür öffnen, könnte dies dem Totenkönig in die Hände spielen, der mit einer riesigen Armee aus Wiederauferstandenen das Zerbrochene Imperium mit unbarmherziger Gewalt einen würde. Jedoch mangelt es Jal an Durchsetzungskraft, Snorris Vorhaben zu unterbinden und die Umstände - wie so oft in Jals Fall handelt es sich dabei um höchst unbedachte amouröse Verstrickungen - zwingen ihn, zusammen mit dem Wikinger und dessen Freund Tuttugu in den Süden zurückzukehren. Während ihrer Reise schließt sich ihnen Kara an - eine Auszubildende der Hexe Skilfar, die Snorri Hinweise auf die Lage der Tür zum Totenreich gibt - sowie der Waisenjunge Hennan, dessen Vater tragischerweise den Verfolgern von Snorri und Jal in die Quere kommt und dabei getötet wird. Anführer dieser Verfolger, die ebenfalls im Dienste des Totenkönigs stehen, ist Edris Dean, der Snorri und Jal schon seit Beginn ihrer Reise im ersten Buch nach dem Leben trachtet und der - wie Jal dank von Kara initiierter Visionen erfährt - schon sehr lange das Schicksal seiner Familie beeinflusst. Aber nicht nur er will in den Besitz des Schlüssels gelangen ...

    Fazit: "The Liar's Key" beinhaltet eigentlich zwei Geschichten in einem Band. Zum einen ist da die große Rahmenhandlung rund um die Reise in den Süden. Snorri und seine Begleiter aus dem Norden machen sich in die Toskana auf, um dort einen Magier ausfindig zu machen, der ihnen die Tür zum Totenreich zeigen kann. Jal will da nicht mitmachen und daher trennen sich die Wege der Reisegemeinschaft an der Grenze zum "Red March" (ungefähr die heutige Piemont-Region), Jals Heimat. Jal, aus dessen Perspektive auch dieses Buch fast ausschließlich erzählt wird, kehrt in seine Heimatstadt Vermillion zurück und diese Rückkehr verläuft ganz anders als er es sich vorgestellt hätte. So richtig vermisst hat ihn nämlich keiner und das Interesse zu erfahren, welche Heldentaten er im Norden vollbracht hat, ist ebenfalls sehr gering. Zudem hat jede seine Liebschaften in der Zwischenzeit geheiratet und mindest zwei Männer sind mächtig sauer auf Jal und trachten ihm nach dem Leben.

    In dieser längeren Passage, die sozusagen ein "Buch im Buch" ist, kann einem Jal schon richtig leid tun, aber sie ist auch sehr amüsant zu lesen und in den Szenen mit der Roten Königin und ihrer schweigsamen Schwester wird er große Plan, der hinter Jals gar nicht so zufälliger Reise in den Norden steckte, sehr gut dem Leser erläutert. Und auch, was auf dem Spiel steht. Die ominöse "Lady Blue", die bereits in Mark Lawrence erster "Broken Empire"-Trilogie erwähnt worden war aber bislang nur als Gegenspielerin der Roten Königin bezeichnet wurde, erhält in diesem Buch nun erstmals einen echten Namen und Beweggründe und wird als jene Person identifiziert, die hinter dem Totenkönig steht und die Fäden zieht.

    Erneut gelingt es dem Autor, die düstere Handlung mit Humor aufzulockern, was sehr an Jals besonderen Charakterschwächen liegt. Wenn es ihn später in der Handlung nach Florenz verschlägt - dem wichtigsten Handelsplatz der bekannten Welt - so ist es schon amüsant, wie er glaubt, Gewinn machen zu können, indem er einfach seine Flucht plant bevor gewaltige Verbindlichkeiten fällig werden. :-D Auch zu diesem Buch lässt sich sagen, dass es gewisse Härten zwar nicht komplett ausklammert, aber nicht so im Detail wiedergibt wie noch in Lawrences erster Trilogie. Zu dieser finden sich nun auch weniger Anspielungen. Es gibt zwar so einige, aber der inzwischen zum König von Renar aufgestiegene Jorg und Prinz Jal laufen sich jetzt nicht gefühlt alle paar Stunden über den Weg. Auch die Nekromantin Chella, die in der ersten Trilogie eine große Rolle spielte, wird gut aus der Handlung rausgenommen und durch einen anderen Charaktere sozusagen "ersetzt", was für einen interessanten Aha-Effekt sorgt.

    Die neu eingeführten Charaktere sind sehr gut in die Handlung eingebunden. Der Junge namens Hennan hat zwar nicht allzu viel zu sagen, aber erfüllt im Lauf der Handlung seinen Zweck. Und Kara gefiel mir sehr gut und hat eine andere Entwicklung genommen, als ich es ursprünglich vermutet hatte. Und Tuttugu war bereits aus dem ersten Buch bekannt. Wie Snorri, der sich auf eine höchst düsteren Mission begibt, was auf denne Gemüt schlägt, trägt aber auch dieser Wikinger diesmal zum Humorgehalt wenig bei. Sehr gut gefallen haben mir die Rückblicke in Form der Visionen, die Jal heimsuchen. Eigentlich war er ja nur auf der Suche nach der Wahrheit, was den Tod seiner Mutter anging. Aber die Visionen reichen noch weiter zurück, bis in eine Zeit, als die Rote Königin und ihre Geschwister noch Kinder waren. Das Buch nutzt seinen Umfang sehr gut aus, um der Welt des Zerbrochenen Imperiums zu erweitern, vor allem das kosmopolitische Florenz hilft dem Leser sehr, einen Eindruck von der Größe der Welt zu dieser Zeit zu bekommen. Dazu werden auch ein paar Elemente und Völker aus der vorherigen Trilogie wieder aufgegriffen und noch genauer erläutert.

    Bewertung: Die Geschichte rund um Lokis Schlüssel ist schon wirklich eine äußerst lange, aber sie war doch stets so interessant, dass ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Ein wenig schwächer als Band 1 der „The Red Queen’s War“-Trilogie würde ich "The Liar's Key" aber dennoch einschätzen, was daran liegt, dass Snorri und Jal als ungleiches Duo nicht mehr so gut funktionieren, was aber auch am Konflikt liegt, den Snorris Absichten auslösen. Insofern war es vielleicht wirklich eine sehr gute Idee des Autors, die Wikinger für eine Weile auszuklammern und Jal sein eigenes Abenteuer in Vermillion und Florenz erleben zu lassen, das zweifellos gute Unterhaltung ist, aber eben nicht zu der Höhe des ersten Romans gelangt. Daher vergebe ich an "The Liar's Key" nur gute 4 von 6 Sterne.

    Anmerkung: Wie in der ersten Trilogie sind auch den Büchern der "The Red Queen's War"-Trilogie wieder Karten des Zerbrochenen Imperiums beigefügt. In den ersten beiden Büchern sind die Karten aber identisch; https://rumschreiber.files.wordpress...ffools-map.jpg

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    Kommentar


      #3
      Band 3: "The Wheel of Osheim"

      Nach rund dreieinhalb Monaten bin ich nun endlich durch mit Mark Lawrences "The Red Queen’s War"-Trilogie und die lange Dauer soll wirklich kein Hinweis darauf sein, dass sich das Lesen dieser drei Romane unangenehm gezogen hätte. Ganz im Gegenteil schließt das Finale "The Wheel of Osheim" in Sachen Lesevergnügen nahtlos an die beiden Vorgänger an. Es ist allein dem Umfang dieser Bücher geschuldet (und auch dem Umstand, dass ich sie auf Englisch gelesen habe), dass ich mich so lange mit ihnen beschäftigt habe, denn auch im dritten Roman erlebt Prinz Jalan von Kendeth wieder jede Menge Abenteuer.
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      Um die Ausgangslage zu schildern ist es leider notwendig, den Ausgang des vorherigen Buches "The Liar’s Key" zu verraten.

      Was bisher geschah: Prinz Jalan – kurz Jal genannt – hatte nach seiner Rückkehr aus dem hohen Norden nur wenig Aufmerksamkeit für seine dortigen Heldentaten erhalten, dafür umso mehr die Aufmerksamkeit einiger unliebsamer Kumpanen, die ihm den Tod – oder Schlimmeres – wünschten. Unter dem Vorwand eines offiziellen Auftrags entfloh er den drohenden Unannehmlichkeiten – die alle zurückzuführen waren auf seinen verschwenderischen Umgang mit Geld und Frauen – und kehrte in Florenz ein, dem Handelszentrum des Zerbrochenen Imperium. Wie Jal dort nach kurzer Euphorie feststellen musste, ist ein solcher Ort, wo im Minutentakt Spekulationsgeschäfte abgeschlossen werden, aber auch nicht das sicherste Pflaster für einen notorischen Spieler … und Betrüger wie ihn und auf der Flucht vor seinen Gläubigern lief er seinen alten Weggefährten, den Nordländern Snorri, Kara und Hennan über den Weg, die noch immer auf der Suche nach der Tür zum Jenseits waren. Gemeinsam fanden sie die Tür und Snorri trat tatsächlich hindurch. Doch Jal – Feigling der er nun mal ist – kniff im letzten Moment und ließ die Tür hinter Snorri zufallen. Doch bevor Jal sich gänzlich abkehren konnte, flog die Tür nochmals auf und Snorri packte ihn am Kragen und zog ihn ebenfalls durch die Tür in der Annahme, diese wäre Jal zuvor nur aus Versehen entglitten.

      Soweit stark vereinfacht der Schluss des zweiten Buches. Nun zu Buch Nummer 3, "The Wheel of Osheim": Dieses beginnt erst eine Weile später, nämlich mitten in der Sahara, auf dem Weg einer Karawane. Denn genau dort spuckt das Jenseits Jal wieder aus. Erst im Verlauf der Geschichte erfährt der Leser Stück für Stück, was sich im Jenseits alles ereignet hat, wo Snorri geblieben ist und was aus seiner Familie geworden ist. Mehr als die beiden Bücher zuvor konzentrierte sich "The Wheel of Osheim" auf den Lügenprinz. Dieser wird auch im Diesseits von den Mächten des Todes verfolgt, die Handlanger der hinterhältigen "Lady Blue" – die nichts anderes als das Ende der Welt herbeisehnt – machen Jagd auf Jal beziehungsweise Lokis Schlüssel, den der Prinz bei sich trägt. Denn dieser Schlüssel vermag nicht nur neue Streitkräfte aus der Hölle zu befreien, sondern auch die Pläne der Lady zu vereiteln. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Über Nordafrika und Korsika findet der Prinz – dem bei seiner Reise so manch bekanntes Gesicht begegnet – den Weg zurück in seine Heimatstadt Vermillion, wo er mitten in einen Truppenaufmarsch gerät: Jals Großmutter, die "Red Queen", plant einen Feldzug gegen das Reich von Slov, weil dieses der blauen Lady Asyl gewährte. Jal wird zuerst zurückgelassen, um als Marschall die Stadt zu verteidigen, nur um sich später doch noch auf den Weg nach Osheim zu machen, wo er mit Lokis Schlüssel jene Maschine abschalten soll, die die Welt langsam aber sicher in den Untergang treibt.

      Fazit: Kreuz und quer geht die Wanderung durch das Zerbrochene Imperium. Diesmal verschlägt es Jal nach Afrika und in den mediterranen Raum, was erneut für eine abwechslungsreiche Atmosphäre sorgt, die Autor Mark Lawrence hervorragend und stimmungsvoll transportiert. Dass es sehr lange dauert, bis der Wikinger Snorri auftaucht, ist ein kleines Manko, denn während der Reise beobachtet man alles aus der Perspektive des frisch aus der Hölle zurückgekehrten Jal. Man merkt sehr gut, dass dieses Erlebnis Spuren hinterlassen hat, er etwas härter geworden ist, weniger Spaß versteht – aber trotzdem nicht zögert, sich bei bietender Gelegenheit darauf einzulassen. Wenn ich sage, dass "The Wheel of Osheim" die wenigsten humorvollen Szenen, Dialoge und Monologe der drei Romane enthält, so bedeutet das aber nicht, dass es beim Trilogiefinale bierernst zugeht. Über weite Strecken ist die Erzählung immer noch heiter und einige Szenen verleiten zum Lachen. Aber es gibt auch lange, düstere Passagen. Beispielsweise die Rückblicke ins Jenseits, weshalb auch Snorri nicht so viel Esprit versprüht wie gewohnt. Oder die sehr ausführlich geschilderte Belagerung von Vermillion.

      Sobald es nach Osheim geht, offenbart sich die faszinierende Mixtur aus Mittelalter-Fantasy und Science-Fiction vollends. Das Vorhandensein von Technologie, die die Zauberei im Zerbrochenen Imperium ermöglicht, schwang bei Mark Lawrences Romanen bislang nur am Rande mit, aber im großen Finale zeigt sie sich vollends und hier ist auch kein Rätselraten mehr nötig wenn es darum geht zu erraten, welches aus Jals Perspektive sonderbare Gerät er gerade in Händen hält. (Bei einem habe ich wirklich sehr lange gerätselt und als die Handlung offenbarte, um was es sich dabei handelte, war das ein echter Brüller und die vielleicht witzigste Szene des Buches ).

      Bewertung: Ich will nicht allzu viel über den Ausgang verraten, aber die Tatsache, dass man die eigentlich „wichtigere“ Verhinderung des Weltuntergangs bereits in der "Broken Empire"-Trilogie nachlesen konnte ("The Red Queen’s War" läuft parallel dazu), trübt ein wenig den Triumph am Schluss. Dennoch gibt es einige wirklich rührende Szenen zum Ausklang der Geschichte, die nichts mit dem drohenden Untergang der Welt zu tun haben, sondern sich nur auf die Charaktere stützten und die Beziehungen, die sie während all dieser Abenteuer geknüpft haben. "Der Weg ist das Ziel" beschreibt die Geschichte von Jal, Snorri und ihren Reisegefährten wohl am besten und ließ mich doch sehr zufrieden zurück. Alles in allem würde ich "The Wheel of Osheim" nicht ganz so stark wie das erste Buch bewerten, aber etwas besser als das zweite. 5 von 6 Sterne gehen sich aus und mehr wäre vermutlich auch dann nicht drinnen gewesen, wenn sich der Autor bei der Schlacht um Vermillion etwas kürzer gefasst hätte.


      Anmerkung: Wie im zweiten Buch enthält auch "The Wheel of Osheim" eine bereits bekannte Karte des Zerbrochenen Imperiums. Diese war ursprünglich im 3. Band von "Broken Empire" enthalten.
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