DC Premium, Bd. 3: Sohn des Superman
Autoren: Howard Chaykin & David Tischman
Zeichner: J.H. Williams III
Tusche:Mick Gray
Kolorist: Lee Loughridge
Übersetzer: Marc Hillefeld
Comic-Guide-Eintrag
Seit dreizehn Jahren gilt Superman als tot. Sein letzter Einsatz hatte ihn nach Mitteleuropa geführt, mitten ins Kriegsgebiet. Er kam nie zurück.
Die Justice League hat sich der US-Regierung unterstellt.
Lexcorps ist die mächtigste Firma des Landes und auch der Welt.
Lana Lang und Pete Ross führen die Terroristen-Gruppe "Die Supermen" an.
Lois Lane ist eine erfolgreiche Drehbuchautorin für Hollywood und schreibt mit Vorliebe fantastische Liebesgeschichten.
Und ihr Sohn, Jon Kent, stellt während der mächtigsten Sonneneruption seit 50 Jahren fest, dass er Superkräfte besitzt.
Von seiner Mutter erfährt er, dass Clark Kent, sein Vater, in Wirklichkeit der legendäre Superman war. Daraufhin beschließt Jon, selbst zu einem Superhelden zu werden. Während seines ersten Einsatzes begegnet er sogleich der Justice League, doch Zeit für lange Begrüßung ist nicht. Lana und Pete setzen die Justice League außer Gefecht und entführen Jon.
In ihrem Geheimversteck erklären sie Jon, dass ihr Kampf der gegenwärtigen Politik gilt. Seit dem Tod von Superman haben die Oberen Zehntausend endgültig die Kontrolle über die Regierung erlangt. Diese unterstützt die Reichen und belastet die Armen. Vor allem Lexcorps hat großen Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung.
Jon schließt sich vorläufig den Supermen an und gemeinsam greifen sie ein Geheimlabor in der Wüste von Arizona an. Was sie dort entdecken, verschlägt Jon den Atem: Sein Vater, Superman, lebt!
Howard Chaykin und David Tischman präsentieren hier eine späte Antwort auf Frank Millers "The Dark Knight Returns". Ähnlich wie in Millers Meisterwerk geht es mit der Welt bergab, die Ungerechtigkeit nahm zu, seit der Superheld (bei Miller Batman, hier Superman) nicht mehr aktiv ist. Aber wo bei Miller eher die offenen Verbrecher und eine allzu lasche Strafverfolgung angeprangert wurde, konzentrierten sich Chaykin und Tischman eher auf die Ungerechtigkeiten in Wirtschaft und Politik, im Sozialen Ungleichgewicht.
Interessant ist auch die Darstellung, was aus den anderen Helden der Justice League in dieser Welt geworden ist. Sie tragen schwarze Uniformen, nur noch ein Emblem zeigt ihre Individualität. Der Flash und Green Lantern kümmern sich mehr um die hohe Bezahlung, die sie von der Regierung bekommen, als um das Wohl der Menschen. Wonder Woman und Aquaman sind Herrschende, die anderen Herrschende unterstützen (naja, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, stimmt dies nicht ganz), und Batman hat die Kraft und den Mut zu Widerstand verloren. Und der Martian Manhunter steckt tiefer in der Sache drin, als alle anderen (außer Luthor, vielleicht).
Die neue Gesinnung der League stellt sich auch schon bei ihrem ersten Auftritt in dem Comic klar, als man Aufräumarbeiten nach einem Terrorakt in Beverly Hills betreibt und der Manhunter sagt: "Diese Menschen wählen nicht nur -- sie sind Wahlkampfspender."
Doch natürlich ist nicht alles nur Polithriller. Immerhin geht es um den Sohn des Superman, einen Teenager, der beschließt, Superheld zu werden. Und als Teenager hat er natürlich auch eine Freundin, die er nach ihrem ersten Kuss stehen lassen muss, um als Superheld eine Katastrophe zu verhindern.
Die Zeichnungen von J.H. Williams III sind weitgehend realistisch und verwenden ein ausgesprochen interessantes Spiel mit Licht und Schatten. Allerdings wirken die Zeichnungen auch etwas eckig, vor allem im Vergleich mit anderen Arbeiten von Williams, etwa an Alan Moores "Promethea". Dennoch passen die Zeichnungen sehr gut zu der erzählten Geschichte.
Wenn der Comic an etwas krankt, dann ist es Platzmangel. Chaykin und Tischman hatten offensichtlich ein Epos geplant, das sie auf unter 100 Seiten erzählen mussten. Und so wirkt vieles nur angerissen, die Problematik von Jons Balanceakt zwischen Teenagerleben und Superheldendasein erscheint eher, als wollte man diesen Punkt einfach noch schnell abhaken. Die Motivation von Jon wird nicht ganz klar, ebensowenig jene des Martian Manhunter. Leider muss man feststellen, dass dieser Comic, der wirklich das Potential zu einem echten Meisterwerk wie TDKR hatte, durch den engen Spielraum bloß ein guter Comic bleibt. 8/10
Autoren: Howard Chaykin & David Tischman
Zeichner: J.H. Williams III
Tusche:Mick Gray
Kolorist: Lee Loughridge
Übersetzer: Marc Hillefeld
Comic-Guide-Eintrag
Seit dreizehn Jahren gilt Superman als tot. Sein letzter Einsatz hatte ihn nach Mitteleuropa geführt, mitten ins Kriegsgebiet. Er kam nie zurück.
Die Justice League hat sich der US-Regierung unterstellt.
Lexcorps ist die mächtigste Firma des Landes und auch der Welt.
Lana Lang und Pete Ross führen die Terroristen-Gruppe "Die Supermen" an.
Lois Lane ist eine erfolgreiche Drehbuchautorin für Hollywood und schreibt mit Vorliebe fantastische Liebesgeschichten.
Und ihr Sohn, Jon Kent, stellt während der mächtigsten Sonneneruption seit 50 Jahren fest, dass er Superkräfte besitzt.
Von seiner Mutter erfährt er, dass Clark Kent, sein Vater, in Wirklichkeit der legendäre Superman war. Daraufhin beschließt Jon, selbst zu einem Superhelden zu werden. Während seines ersten Einsatzes begegnet er sogleich der Justice League, doch Zeit für lange Begrüßung ist nicht. Lana und Pete setzen die Justice League außer Gefecht und entführen Jon.
In ihrem Geheimversteck erklären sie Jon, dass ihr Kampf der gegenwärtigen Politik gilt. Seit dem Tod von Superman haben die Oberen Zehntausend endgültig die Kontrolle über die Regierung erlangt. Diese unterstützt die Reichen und belastet die Armen. Vor allem Lexcorps hat großen Einfluss auf die Entscheidungen der Regierung.
Jon schließt sich vorläufig den Supermen an und gemeinsam greifen sie ein Geheimlabor in der Wüste von Arizona an. Was sie dort entdecken, verschlägt Jon den Atem: Sein Vater, Superman, lebt!
Howard Chaykin und David Tischman präsentieren hier eine späte Antwort auf Frank Millers "The Dark Knight Returns". Ähnlich wie in Millers Meisterwerk geht es mit der Welt bergab, die Ungerechtigkeit nahm zu, seit der Superheld (bei Miller Batman, hier Superman) nicht mehr aktiv ist. Aber wo bei Miller eher die offenen Verbrecher und eine allzu lasche Strafverfolgung angeprangert wurde, konzentrierten sich Chaykin und Tischman eher auf die Ungerechtigkeiten in Wirtschaft und Politik, im Sozialen Ungleichgewicht.
Interessant ist auch die Darstellung, was aus den anderen Helden der Justice League in dieser Welt geworden ist. Sie tragen schwarze Uniformen, nur noch ein Emblem zeigt ihre Individualität. Der Flash und Green Lantern kümmern sich mehr um die hohe Bezahlung, die sie von der Regierung bekommen, als um das Wohl der Menschen. Wonder Woman und Aquaman sind Herrschende, die anderen Herrschende unterstützen (naja, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, stimmt dies nicht ganz), und Batman hat die Kraft und den Mut zu Widerstand verloren. Und der Martian Manhunter steckt tiefer in der Sache drin, als alle anderen (außer Luthor, vielleicht).
Die neue Gesinnung der League stellt sich auch schon bei ihrem ersten Auftritt in dem Comic klar, als man Aufräumarbeiten nach einem Terrorakt in Beverly Hills betreibt und der Manhunter sagt: "Diese Menschen wählen nicht nur -- sie sind Wahlkampfspender."
Doch natürlich ist nicht alles nur Polithriller. Immerhin geht es um den Sohn des Superman, einen Teenager, der beschließt, Superheld zu werden. Und als Teenager hat er natürlich auch eine Freundin, die er nach ihrem ersten Kuss stehen lassen muss, um als Superheld eine Katastrophe zu verhindern.
Die Zeichnungen von J.H. Williams III sind weitgehend realistisch und verwenden ein ausgesprochen interessantes Spiel mit Licht und Schatten. Allerdings wirken die Zeichnungen auch etwas eckig, vor allem im Vergleich mit anderen Arbeiten von Williams, etwa an Alan Moores "Promethea". Dennoch passen die Zeichnungen sehr gut zu der erzählten Geschichte.
Wenn der Comic an etwas krankt, dann ist es Platzmangel. Chaykin und Tischman hatten offensichtlich ein Epos geplant, das sie auf unter 100 Seiten erzählen mussten. Und so wirkt vieles nur angerissen, die Problematik von Jons Balanceakt zwischen Teenagerleben und Superheldendasein erscheint eher, als wollte man diesen Punkt einfach noch schnell abhaken. Die Motivation von Jon wird nicht ganz klar, ebensowenig jene des Martian Manhunter. Leider muss man feststellen, dass dieser Comic, der wirklich das Potential zu einem echten Meisterwerk wie TDKR hatte, durch den engen Spielraum bloß ein guter Comic bleibt. 8/10
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