Captain Future - Licht der Götter
Erster Kontakt - Part II
Diese Geschichte spielt viele Jahre nach "Erster Kontakt", zeitlich nach den bekannten Hamilton Romanen.
1. Menschenjagd
Ramon Walkers Hände schlossen sich gierig um den kleinen violetten, prismaförmigen Kristall. Mit einer kleinen Kraftanstrengung zog er ihn aus seiner Halterung auf dem Steinsockel in der Mitte des kathedralartigen Tempelraumes.
Es hatte Wochen gedauert das allerheiligste Relikt der marsianischen Ureinwohner ausfindig zu machen. Auf dem verdreckten Diebesmarkt von Korak hatten sie schließlich diesen abtrünnigen Diener des alten Ordens dazu überreden können, ihnen den genauen Standort des Tempels der Alten, wie die Ureinwohner diesen Ort nannten, zu verraten. Er hatte anschließend nicht mehr lange genug gelebt um sich an dem dicken Bündel an Erd-Dollar-Scheinen zu erfreuen.
Ein grimmiges, brutales Lächeln spiegelte sich auf den Zügen des grobschlächtigen, hochgewachsenen Mannes, als er den Kristall in einem kleinen Metallkoffer verstaute.
Von außerhalb des Raumes waren immer noch gedämpft Schreie und Schüsse zu hören. Walkers mußte sich jetzt beeilen. Bereits zwei seiner Leute waren von den Priestern getötet worden, noch bevor es ihnen gelungen war, die letzte massive Tür vor dem großen Gebetsraum aufzusprengen. Die Männer hatten sich hinter dem Altar verschanzt und nur ihr Chef, Walkers, war in das dahinterliegende Heiligste eingedrungen, um den Kristall herauszuholen.
Die kleine Gruppe von gedungenen Raumpiraten nahm sich immer mit Gewalt, was sie haben wollte und der Raumpolizei war es bisher noch nicht gelungen, sie dabei aufzuhalten oder gar ihr geheimes Versteck ausfindig zu machen.
Walkers schüttelte hämisch lächelnd den Kopf über so viel Dummheit und Unfähigkeit. Seit sechs Jahren lebten er und seine Mördergesellen, die aus dem ganzen System zusammengewürfelt waren, gut von ihren Raubzügen.
In diesem besonderen Fall handelte es sich ungewöhnlicherweise sogar um einen Auftrag. Aber der reiche Antiquitätensammler Kenneth Spano hatte inoffiziell verlauten lassen, daß er jedem, der ihm diesen heiligen Stein bringen würde, ein Vermögen zahlen würde.
Selbst wenn er die Beute mit neun anderen - nur noch sieben, verbesserte sich Walkers in Gedanken - teilen mußte, würde genug überbleiben, um für einige Zeit ein ruhiges Leben führen zu können.
***
Präsident William Thorpe starrte sorgenvoll aus dem großen Panoramafenster seines Büros im Regierungsgebäude auf der Erde.
Er hatte bereits vor vier Stunden Kontakt zu Captain Future aufgenommen und noch immer war kein Zeichen des jungen Mannes und seiner außergewöhnlichen Mannschaft zu bemerken.
Er blickte erneut zur schmalen Sichel des Mondes am nächtlichen Himmel über New York hinauf.
Letztendlich hatte er sich dann doch dazu durchgerungen den menschenscheuen Wissenschaftler und sein Team um Hilfe zu bitten.
Seit einigen Tagen herrschte auf dem Mars Ausnahmezustand.
Die Umweltbedingungen spielten dort völlig verrückt. Eisige Sandstürme von gewaltigen Ausmaßen verwüsteten die Planetenoberfläche, die ohnehin dünne Atmosphäre schien ungehindert in den freien Weltraum zu entweichen. Im Gegenzug dazu drangen Meteoriten ungehindert auf den Planeten ein. Die angerichteten Zerstörungen waren katastrophal und die Bewohner der neu errichteten Kolonien flüchteten in Panik von dem Planeten.
Als würde dies Alles noch nicht genügen, hatten die marsianischen Ureinwohner auch noch angefangen Jagd auf alle jene Menschen zu machen, die bisher noch auf dem Mars verweilten und sie wo immer sie sie antrafen, ungeachtet ihres Alters oder Geschlechtes regelrecht abzuschlachten.
Der Undercover-Agentin Joan Landor war es zumindest gelungen herauszufinden, daß es sich bei den Mördern um Priester des alten marsianischen Ordens handelte. Die junge Frau vermutete, daß es sich um rituale Opfermorde handele. Der Name `Licht der Götter` sei in diesem Zusammenhang ebenfalls gefallen. Agentin Landor hatte anschließend verlauten lassen, daß sie als Marsianerin getarnt Kontakt zu dem Orden aufnehmen wolle. Das war vor drei Tagen gewesen, seitdem hatte er keine Nachricht mehr von ihr erhalten.
Präsident Thorpe hatte sich eingestehen müssen, daß er in diesem Fall wohl jetzt handlungsunfähig war. Nur noch Captain Future konnte jetzt Klarheit in diese Angelegenheit bringen.
Im Übrigen hatte er in den geheimen Unterlagen seines Vorgängers, James Carthew, Hinweise gefunden, daß die Future-Mannschaft über diverse Gerätschaften verfügen würde, mit denen es vielleicht möglich wäre, die Atmosphäre eines Planeten zu regenerieren . Der Kolonialstädte des Mars waren dicht besiedelt, Captain Future würde sicher nicht zögern, sein Können und Wissen zur Verfügung zu stellen um Menschenleben zu retten, so wie er es seit seinem erstmaligen, unverhofften Auftauchen vor über zwölf Jahren, immer getan hatte.
Erschrocken zuckte Mr. Thorpe zusammen und wirbelte herum, als er das zischende Geräusch der sich öffnenden Bürotür hörte.
„Guten Abend, Mr. Präsident“, ließ sich die tiefe, wohlklingende Stimme Captain Futures hinter ihm vernehmen.
„Ich hatte schon befürchtet, daß sie sich nicht im Sonnensystem befinden. Entschuldigen sie, daß ich sie um Hilfe bitte, aber wir haben ernsthafte Probleme.“ Mr. Thorpe seufzte erleichtert auf, als er die ausgestreckte Hand seines Gegenübers ergriff.
Ein braungebrannter, freundlich blickender Mann, in einem weißgrauen an der Brust gepanzertem Raumanzug. Der rothaarige Abenteurer lächelte, aber in seine Züge hatten sich im Laufe der Jahre auch tiefe Sorgenfalten gegraben.
„Oh, es liegt an mir, mich zu entschuldigen, daß ich so spät auf ihre Nachricht reagiert habe. Aber wir waren auf einer kleinen geologischen Expedition auf der Mondrückseite und Professor Simon gelang es erst vor knapp zwei Stunden uns zu erreichen. Wo brennt es denn diesmal?“
„Brennen ist wortwörtlich genau der richtige Ausdruck. Soll das heißen, sie haben noch nichts von den atmosphärischen Veränderungen auf dem Mars gehört?“ Präsident Thorpe war sichtlich erstaunt.
Captain Future mußte sich entsetzt setzen, als ihn der Präsident über die Vorkommnisse informierte und durch zahlreiche Televisoraufnahmen verdeutlichte.
„Und sie haben keine Informationen darüber, was diese Umweltveränderungen bewirkt?“, preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Leider nein. Agentin Landor hat uns jedoch berichtet, daß die Ermordungen der Erdmenschen und die Katastrophen etwa zeitgleich begannen. Es scheint so, daß sie die Erdbewohner dafür verantwortlich machen, oder aber es ist ein Opferritual, welches ihre Götter milde stimmen soll. Sie erwähnte den Begriff „Licht der Götter“. Näheres dazu wollte sie noch herausfinden.
Dem Präsident war deutlich aufgefallen, wie Captain Future bei dem Namen der jungen Frau zusammengezuckt war und er erinnerte sich an ein paar Gerüchte, die er in diesem Zusammenhang gehört hatte. Gerüchte, daß Agentin Landor und Captain Future, zumindest inoffiziell, ein Paar waren.
„Nachdem ich hörte, daß sie mit Agentin Landor schon mehrfach zusammengearbeitet haben und sie praktisch fast zu ihrem Team gehört, sollte ich ihnen vielleicht noch sagen, daß ich seither keine weitere Nachricht von ihr erhalten habe. Bei der Kontaktadresse in der Hauptstadt, weiß auch niemand, wo sie ist.“
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