VON: Mike Hillenbrand
Enterprise: 99%ig Spoilerfrei
Am 26. September 2001 lief um 20 Uhr Ortszeit der langersehnte Pilotfilm der neuen Star Trek-Serie. Nach einem anfänglichen 9,1 in den Overnight-Ratings sah das Endresultat mit 7,0 Prozent und 11% Marktanteil einen 35. Platz in der Gesamtliste dieses Abends vor. Was sich aber eher durchschnittlich anhört, ist das beste Ergebnis, das UPN seit August 1995 tatsächlich erzielen konnte. Auch inhaltlich wusste die neue Star Trek-Serie zu überzeugen. "Broken Bow" erhielt allerorts überdurchschnittlich gute Kritiken, auch von Seiten der SF-Radio-Mannschaft. Die Geschichte war nett, das Konzept stimmig und einige Charaktere erwiesen sich sofort als greifbar. Wer das Corona Magazine schon länger liest, weiß, dass gerade ich nie einen Hehl daraus gemacht habe, dem neuen Konzept besonders skeptisch entgegenzusehen. Als alter Classic-Fan witterte ich sofort Verrat, als ich das erste Mal von einer "allerersten" ENTERPRISE hörte, die 100 Jahre vor Kirk in die unendlichen Weiten vordringen sollte. Ich befürchtete einen Bruch der Kontinuität, ein absichtliches Leugnen oder Beiseiteschieben "historischer" Ereignisse, die auf der von mir so geliebten ENTERPRISE NCC 1701 von 1966-69 in Farbe festgehalten wurden. Ich befürchtete den Dolchstoß in den Rücken, ausgeführt mit der Emotion, die ich bei den Produzenten von Voyager immer wieder kritisiert habe: Lieblosigkeit.
Und nach Broken Bow? Es bleibt dabei: Die Existenz der NX 01 ENTERPRISE ist streng genommen unmöglich. Die erste und Wissenschaftsoffizierin T´Pol ist ein geradezu unverschämtes Seven of Nine-Plagiat. Und ja: In einem beginnenden Handlungsbogen legen Rick Berman und Brannon Braga schon die ersten Fundamente für eine etwaige Veränderung der Zeitlinie und der Geschehnisse, wie wir sie kennen. Ich möchte also gerne festhalten, dass ich mich eigentlich nur in einem einzigen Punkt geirrt habe: Es ist nirgendwo Lieblosigkeit zu erkennen. Und genau das reißt es raus!
ENTERPRISE ist bislang eine verflixt gute Sciencefiction-Serie und in Bezug auf den zehnten Kinofilm nährt diese Tatsache meine Hoffnung, dass Rick Berman es doch kann: Gute und unterhaltsame Sciencefiction in bester Star Trek-Manier zu produzieren! Obwohl die fünfte Serie in der Kontinuität Star Treks herumwurschteln kann, bis dem alt eingesessenen Star Trek-Fan die Luft wegbleibt (und ich werde frühestens ab der 170. Folge in Erwägung ziehen, B&B falsch eingeschätzt zu haben!), ist sie bislang einfach eine gute Show, die ich gerne sehe und von der ich wirklich begeistert bin. Gerade eine Folge von bislang neun hat mich an die "typische Star Trek-Schablone" erinnert: "Terra Nova" und selbst die war nicht wirklich schlecht.
Die gute Qualität der Serie scheint sich schnell unter dem amerikanischen Fernsehpublikum rumgesprochen zu haben: Im Gegensatz zu DEEP SPACE NINE und VOYAGER hat ENTERPRISE nicht mit Beginn der regulären Folgen starke Einbußen in den Zuschauerquoten hinnehmen müssen. Bislang halten sich die Ratings auf einem durchaus akzeptablen Niveau, was der Serie nur zu wünschen ist.
Ein Wort zum Vorspann: Scheinbar ist es eine Pflicht für das Star Trek-Fandom, dagegen zu sein. Leider zeigt meine persönliche Akzeptanzkurve für diese Eigenschaft eines Fandoms, in dem ich mich heimisch fühle und gerne aufhalte, ganz stark nach unten. 1968 hat ein nie da gewesener Aufstand der Fernsehzuschauer der Originalserie eine dritte Season eingebracht: Toll! 1976 sorgten viele Tausende Star Trek-Fans mit einer Briefkampagne dafür, dass das erste Space Shuttle den Namen ENTERPRISE erhielt: Löblich! 1982 boykottierten ebenso viele Fans den Kinofilm Star Trek II; weil Mr. Spock darin den Tod findet: Tendenziell verständlich. Das gleiche Spiel bei Star Trek III, weil dieses Mal die USS ENTERPRISE zerstört wurde: Ebenso tendenziell verständlich. In den 90ern kamen dann diverse Bring Back-Aktionen: Bringt Tasha Yar zurück! Bringt Captain Kirk zurück! Bringt Kes zurück! Bestenfalls uninteressant.
Wohlgemerkt: Star Trek steht für Toleranz ja, ich benutze das böse, weil oft gebrauchte und klischeeüberladene T-Wort bei vollem Bewusstsein! und der Offenheit dem Neuen gegenüber, und der gemeine Star Trek-Fan an sich hält sich ja wohl auch für tolerant und offen gegenüber neuen Eindrücken und Erlebnissen (Holt die Peitsche raus.. :-)). Aber das eine Star Trek-Serie (eine FERNSEH-SERIE!) einen Vorspann mit gesungenem Titelsong besitzt, in dem nicht nur Computer-Grafiken eingesetzt werden, das scheint diese Toleranz schon kräftig zu überfordern und das wiederum überfordert um ehrlich zu sein, auch mein Verständnis. Dazu kommt: Dieser Vorspann drückt am allerbesten von allen(!) fünf Serien die Botschaft aus, die Star Trek - laut seinem Schöpfer Gene Roddenberry persönlich übermitteln soll:
Ja, wir schaffen es. Wir kriegen unsere Probleme in den Griff. Wir werden uns zusammenraufen und wir werden die Sterne erforschen!
Soll der Sänger doch ein Rod Stewart für Arme sein, wen kümmert´s? Zusammen mit den wunderbar "komponierten" Bildern stellen Bild und Ton in diesem Falle eine unglaublich gelungene Titelsequenz dar. Aber selbst wenn dem nicht so wäre.. hey, es ist und bleibt ein Vorspann! Kein Grund, Petitionen in die Welt zu setzen, mit denen gewisse Fernsehsender wieder einmal herrlich beweisen können, dass der gemeine Star Trek-Fan nicht nur tolerant und offen ist, - sondern vor allem ein Rad ab hat!
Anyway: Die deutschen Star Trek-Fans können getrost der Ausstrahlung in Deutschland entgegenfiebern: Die fünfte Star Trek-Serie scheint nicht die Anlaufphase in Form von 2 Staffeln zu benötigen, die die Serien II-IV noch brauchten, um ein akzeptables Niveau zu erreichen - wobei ich die ersten beiden Staffeln DEEP SPACE NINE eigentlich gar nicht so schlecht fand. ENTERPRISE startet direkt durch und profitiert dabei sehr stark von der Präsenz des Hauptdarstellers. Scott Bakula ist ein Captain. Und was für einer!
Ich traue Berman & Braga immer noch den völligen Verrat an der Star Trek-Zeitlinie zu warten wir zum Beispiel einfach ab, wann zum ersten Mal die Romulaner ins Spiel kommen :-) aber eins muss man ihnen lassen: Sie haben der TV-Landschaft endlich wieder eine richtig gute SF-Serie gebracht.
Quelle: Corona
Enterprise: 99%ig Spoilerfrei
Am 26. September 2001 lief um 20 Uhr Ortszeit der langersehnte Pilotfilm der neuen Star Trek-Serie. Nach einem anfänglichen 9,1 in den Overnight-Ratings sah das Endresultat mit 7,0 Prozent und 11% Marktanteil einen 35. Platz in der Gesamtliste dieses Abends vor. Was sich aber eher durchschnittlich anhört, ist das beste Ergebnis, das UPN seit August 1995 tatsächlich erzielen konnte. Auch inhaltlich wusste die neue Star Trek-Serie zu überzeugen. "Broken Bow" erhielt allerorts überdurchschnittlich gute Kritiken, auch von Seiten der SF-Radio-Mannschaft. Die Geschichte war nett, das Konzept stimmig und einige Charaktere erwiesen sich sofort als greifbar. Wer das Corona Magazine schon länger liest, weiß, dass gerade ich nie einen Hehl daraus gemacht habe, dem neuen Konzept besonders skeptisch entgegenzusehen. Als alter Classic-Fan witterte ich sofort Verrat, als ich das erste Mal von einer "allerersten" ENTERPRISE hörte, die 100 Jahre vor Kirk in die unendlichen Weiten vordringen sollte. Ich befürchtete einen Bruch der Kontinuität, ein absichtliches Leugnen oder Beiseiteschieben "historischer" Ereignisse, die auf der von mir so geliebten ENTERPRISE NCC 1701 von 1966-69 in Farbe festgehalten wurden. Ich befürchtete den Dolchstoß in den Rücken, ausgeführt mit der Emotion, die ich bei den Produzenten von Voyager immer wieder kritisiert habe: Lieblosigkeit.
Und nach Broken Bow? Es bleibt dabei: Die Existenz der NX 01 ENTERPRISE ist streng genommen unmöglich. Die erste und Wissenschaftsoffizierin T´Pol ist ein geradezu unverschämtes Seven of Nine-Plagiat. Und ja: In einem beginnenden Handlungsbogen legen Rick Berman und Brannon Braga schon die ersten Fundamente für eine etwaige Veränderung der Zeitlinie und der Geschehnisse, wie wir sie kennen. Ich möchte also gerne festhalten, dass ich mich eigentlich nur in einem einzigen Punkt geirrt habe: Es ist nirgendwo Lieblosigkeit zu erkennen. Und genau das reißt es raus!
ENTERPRISE ist bislang eine verflixt gute Sciencefiction-Serie und in Bezug auf den zehnten Kinofilm nährt diese Tatsache meine Hoffnung, dass Rick Berman es doch kann: Gute und unterhaltsame Sciencefiction in bester Star Trek-Manier zu produzieren! Obwohl die fünfte Serie in der Kontinuität Star Treks herumwurschteln kann, bis dem alt eingesessenen Star Trek-Fan die Luft wegbleibt (und ich werde frühestens ab der 170. Folge in Erwägung ziehen, B&B falsch eingeschätzt zu haben!), ist sie bislang einfach eine gute Show, die ich gerne sehe und von der ich wirklich begeistert bin. Gerade eine Folge von bislang neun hat mich an die "typische Star Trek-Schablone" erinnert: "Terra Nova" und selbst die war nicht wirklich schlecht.
Die gute Qualität der Serie scheint sich schnell unter dem amerikanischen Fernsehpublikum rumgesprochen zu haben: Im Gegensatz zu DEEP SPACE NINE und VOYAGER hat ENTERPRISE nicht mit Beginn der regulären Folgen starke Einbußen in den Zuschauerquoten hinnehmen müssen. Bislang halten sich die Ratings auf einem durchaus akzeptablen Niveau, was der Serie nur zu wünschen ist.
Ein Wort zum Vorspann: Scheinbar ist es eine Pflicht für das Star Trek-Fandom, dagegen zu sein. Leider zeigt meine persönliche Akzeptanzkurve für diese Eigenschaft eines Fandoms, in dem ich mich heimisch fühle und gerne aufhalte, ganz stark nach unten. 1968 hat ein nie da gewesener Aufstand der Fernsehzuschauer der Originalserie eine dritte Season eingebracht: Toll! 1976 sorgten viele Tausende Star Trek-Fans mit einer Briefkampagne dafür, dass das erste Space Shuttle den Namen ENTERPRISE erhielt: Löblich! 1982 boykottierten ebenso viele Fans den Kinofilm Star Trek II; weil Mr. Spock darin den Tod findet: Tendenziell verständlich. Das gleiche Spiel bei Star Trek III, weil dieses Mal die USS ENTERPRISE zerstört wurde: Ebenso tendenziell verständlich. In den 90ern kamen dann diverse Bring Back-Aktionen: Bringt Tasha Yar zurück! Bringt Captain Kirk zurück! Bringt Kes zurück! Bestenfalls uninteressant.
Wohlgemerkt: Star Trek steht für Toleranz ja, ich benutze das böse, weil oft gebrauchte und klischeeüberladene T-Wort bei vollem Bewusstsein! und der Offenheit dem Neuen gegenüber, und der gemeine Star Trek-Fan an sich hält sich ja wohl auch für tolerant und offen gegenüber neuen Eindrücken und Erlebnissen (Holt die Peitsche raus.. :-)). Aber das eine Star Trek-Serie (eine FERNSEH-SERIE!) einen Vorspann mit gesungenem Titelsong besitzt, in dem nicht nur Computer-Grafiken eingesetzt werden, das scheint diese Toleranz schon kräftig zu überfordern und das wiederum überfordert um ehrlich zu sein, auch mein Verständnis. Dazu kommt: Dieser Vorspann drückt am allerbesten von allen(!) fünf Serien die Botschaft aus, die Star Trek - laut seinem Schöpfer Gene Roddenberry persönlich übermitteln soll:
Ja, wir schaffen es. Wir kriegen unsere Probleme in den Griff. Wir werden uns zusammenraufen und wir werden die Sterne erforschen!
Soll der Sänger doch ein Rod Stewart für Arme sein, wen kümmert´s? Zusammen mit den wunderbar "komponierten" Bildern stellen Bild und Ton in diesem Falle eine unglaublich gelungene Titelsequenz dar. Aber selbst wenn dem nicht so wäre.. hey, es ist und bleibt ein Vorspann! Kein Grund, Petitionen in die Welt zu setzen, mit denen gewisse Fernsehsender wieder einmal herrlich beweisen können, dass der gemeine Star Trek-Fan nicht nur tolerant und offen ist, - sondern vor allem ein Rad ab hat!
Anyway: Die deutschen Star Trek-Fans können getrost der Ausstrahlung in Deutschland entgegenfiebern: Die fünfte Star Trek-Serie scheint nicht die Anlaufphase in Form von 2 Staffeln zu benötigen, die die Serien II-IV noch brauchten, um ein akzeptables Niveau zu erreichen - wobei ich die ersten beiden Staffeln DEEP SPACE NINE eigentlich gar nicht so schlecht fand. ENTERPRISE startet direkt durch und profitiert dabei sehr stark von der Präsenz des Hauptdarstellers. Scott Bakula ist ein Captain. Und was für einer!
Ich traue Berman & Braga immer noch den völligen Verrat an der Star Trek-Zeitlinie zu warten wir zum Beispiel einfach ab, wann zum ersten Mal die Romulaner ins Spiel kommen :-) aber eins muss man ihnen lassen: Sie haben der TV-Landschaft endlich wieder eine richtig gute SF-Serie gebracht.
Quelle: Corona
Kommentar