Howdie,
da ich grad nix besseres zu tun hab, habe ich den Artikel ins deutsche übersetzt. Manche Formulierungen habe ich geändert, bei dem meisten habe ich jedoch versucht, 1:1 zu übersetzen. (Anmerkungen meinerseits sind in Klammern mit Anführungszeichen, wobei nicht alle Inhalte in Klammern Anmerkungen meinerseits sind..)
"Komische neue Welt: Ohne Star Trek"
von Orson Scott Card, Autor von "Ender´s Shadow" und "Ender´s Game". Sein neuestes Buch trägt den Titel "Shadow of the Giant".
Sie haben also Star Trek getötet. Wurde auch langsam zeit.
Sie haben es schonmal versucht, erinnert ihr euch? Der Sender ("Network") hat Shatner und Nimoy in die große Jauchegrube des Sendemülls gespült, aus welcher noch nie ein Reisender zurückge...Moment, lasst uns das richtig sehen: aus welcher grottige Ideen und alternde Schauspieler mit beängstigender Regelmäßigkeit wieder auftauchen.
Es waren die Fans, die Star Trek vor dem Untergang gerettet haben. Sie wollten einfach nicht loslassen.
Das war in der Zeit vor Videorekordern oder gar DVDs. Man konnte nicht einfach in den Laden gehen und sich alle 3 Staffeln (von Star Trek) kaufen. Als die Serie abgesetzt wurde, hatte man nur eine Möglichkeit, sie wieder im Fernsehen zu sehen: wenn ein lokaler Sender die Serie wieder ins Programm nahm.
Einige Sender haben das getan. Und die hungrigen Fans riefen daraufhin ihre Freunde an und sie alle sahen Star Trek treu und gewissenhaft weiter. Sie prägten sich die Episoden ein. Ich schwöre dass ich von Leuten gehört habe, die ihre Jobs gekündigt haben und umgezogen sind, um in einer Stadt zu leben zu können dessen lokaler Fernsehsender Star Trek jeden Tag im Programm hatte.
Und dann hat der Wahnsinn erst richtig begonnen.
Sie (die Fans) begannen, Kostüme zu schneidern und spitze Ohren zu tragen. Sie schrieben Nachrichten in klingonisch, eigene Geschichten über die Charaktere, holten nach, was bei der Serie ausgelassen wurde - inklusive eines sehr speziellen Subgenres, den Kirk-Spock Stories, in denen die Beziehung zwischen den beiden bei weitem nicht so platonisch und emotionslos war wie in der Serie.
Zumeist aber schrieben sie Briefe, und sie schrieben und schrieben. An die Sender, an die Produzenten (Produktionsfirma). An die Stars, die Nebendarsteller und Gastcharaktere der Serie und an die anderen Beteiligten. Sie wurden eingeladen, an Convetions teilzunehmen und über die Geschehnisse in Star Trek zu berichten, so als hätten die Abenteuer wirklich stattgefunden, anstatt der Tatsache ins Auge zu sehen, dass es sich nur um Dreharbeiten auf einem winzigen Set mit grottigen Special Effekten handelte.
Und so erhob sich die Serie wieder aus der Asche. Warum?
Das urspüngliche Star Trek von Roddenberry war, mal von einigen Ausnahmen abgesehen, schlecht, in jeder Hinsicht, in der eine Science Fiction Fernsehserie schlecht sein konnte. Nimoy war der einzige charismatische Schauspieler am Set, ironischerweise spielte er einen Charakter, der keine Emotionen zeigen durfte.
Das war zu der Zeit als es Seriencharakteren noch nicht erlaubt war, zu wachsen und sich zu verändern, als es Serien noch nicht erlaubt war, eine durchgehende Linie (Entwicklung, Konzept) zu haben. Es machte also keinen Unteschied, welche Episode aus welchem Jahr man sich ansah, die Charaktere waren stets gleich.
Die Serie war in den 1930er Jahren des SF gefangen - ein Rückfall in Raumschiffabenteuer-Zeiten mit wenig Verständnis für Wissenschaft und größere,tiefere Ideen. Es handelte sich um die Hollywood Version von Science Fiction: spektakulär, aber ohne Substanz.
Dies war definitiv sehr schade, da die Science Fiction Szene zu dieser Zeit ("zur Zeit von Star Trek") unglaublich reichhaltig und fruchtbar war mit Autoren wie Harlan Ellison und Ursula LeGuin, Robert Silverberg und Larry Niven, Brian W. Aldiss und Michael Moorcock, Ray Bradbury und Isaac Asimov, und Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke. All diese Autoren kreierten so viele verschiedene Varianten von exzellenter Science Fiction, dass es es den Lesern so gut wie unmöglich war, allem zu folgen und den Überblick zu bewahren.
Nur wenig von dieser Entwicklung floss in Star Trek mit ein. Die Nachfolgeserien waren sehr viel besser (produziert), der Inhalt blieb jedoch weiterhin in Roddenberrys "Gerüst" gefangen. Warum also stürzten sich die Trekkies in diese armselig konstruierte, schlecht geschriebene Serie (mit schlechtem Schauspiel) mit so viel Hingabe und Aufopferung? Warum hat Star Trek so lange überlebt?
Meine Meinung: Die meisten Menschen haben (damals) nicht allzuviel brilliant geschriebene Science Fiction gelesen, die meisten haben sogar überhaupt nicht gelesen. Als sie dann Star Trek sahen, obwohl es primitiv war, war es ihr erster Kontakt mit SF. Es war die Grundschule für alle, die die große Science Fiction Revolution nicht mitbekommen haben.
Nun endlich haben wir spitzen Science Fiction Filme und Serien, die genauso gut sind wie die heutigen (SF)Bücher.
Charlie Kaufman erschuf die beiden bisher besten SF Filme aller zeiten: "Being John Malkovich" und "Eternal Sunshine of the Spotless Mind." (dt. Titel "Vergissmeinnicht") Jeffrey Lieber, J.J. Abrams und Damon Lindelof haben "Lost" erschaffen, die bisher beste Science Fiction Serie überhaupt.
"Serien mit einem längeren Story Arc und durchgehendem konzept" wie Joss Whedon's "Buffy the Vampire Slayer" und Alfred Gough's and Miles Millar's "Smallville" haben unsere Erwartungen und Anforderungen an eine SF/Fantasyserie in die höhe geschraubt. Whedon's "Firefly" hat uns gezeigt, dass man sogar mit (altmodischer) 1930er Science Fiction eine gute Serie mit gutem Schauspiel und guter langzeit-Story erschaffen kann.
Fernseh/Film Sci-Fi hat endlich den Anschluss an das geschriebene Pendant gefunden ("in qualitativer hinsicht"). Wir sind nun auf dem College, die Hauptschule / das Gymnasium ist vorbei. Wir brauchen Star Trek einfach nicht mehr.
gruß
loco
da ich grad nix besseres zu tun hab, habe ich den Artikel ins deutsche übersetzt. Manche Formulierungen habe ich geändert, bei dem meisten habe ich jedoch versucht, 1:1 zu übersetzen. (Anmerkungen meinerseits sind in Klammern mit Anführungszeichen, wobei nicht alle Inhalte in Klammern Anmerkungen meinerseits sind..)
"Komische neue Welt: Ohne Star Trek"
von Orson Scott Card, Autor von "Ender´s Shadow" und "Ender´s Game". Sein neuestes Buch trägt den Titel "Shadow of the Giant".
Sie haben also Star Trek getötet. Wurde auch langsam zeit.
Sie haben es schonmal versucht, erinnert ihr euch? Der Sender ("Network") hat Shatner und Nimoy in die große Jauchegrube des Sendemülls gespült, aus welcher noch nie ein Reisender zurückge...Moment, lasst uns das richtig sehen: aus welcher grottige Ideen und alternde Schauspieler mit beängstigender Regelmäßigkeit wieder auftauchen.
Es waren die Fans, die Star Trek vor dem Untergang gerettet haben. Sie wollten einfach nicht loslassen.
Das war in der Zeit vor Videorekordern oder gar DVDs. Man konnte nicht einfach in den Laden gehen und sich alle 3 Staffeln (von Star Trek) kaufen. Als die Serie abgesetzt wurde, hatte man nur eine Möglichkeit, sie wieder im Fernsehen zu sehen: wenn ein lokaler Sender die Serie wieder ins Programm nahm.
Einige Sender haben das getan. Und die hungrigen Fans riefen daraufhin ihre Freunde an und sie alle sahen Star Trek treu und gewissenhaft weiter. Sie prägten sich die Episoden ein. Ich schwöre dass ich von Leuten gehört habe, die ihre Jobs gekündigt haben und umgezogen sind, um in einer Stadt zu leben zu können dessen lokaler Fernsehsender Star Trek jeden Tag im Programm hatte.
Und dann hat der Wahnsinn erst richtig begonnen.
Sie (die Fans) begannen, Kostüme zu schneidern und spitze Ohren zu tragen. Sie schrieben Nachrichten in klingonisch, eigene Geschichten über die Charaktere, holten nach, was bei der Serie ausgelassen wurde - inklusive eines sehr speziellen Subgenres, den Kirk-Spock Stories, in denen die Beziehung zwischen den beiden bei weitem nicht so platonisch und emotionslos war wie in der Serie.
Zumeist aber schrieben sie Briefe, und sie schrieben und schrieben. An die Sender, an die Produzenten (Produktionsfirma). An die Stars, die Nebendarsteller und Gastcharaktere der Serie und an die anderen Beteiligten. Sie wurden eingeladen, an Convetions teilzunehmen und über die Geschehnisse in Star Trek zu berichten, so als hätten die Abenteuer wirklich stattgefunden, anstatt der Tatsache ins Auge zu sehen, dass es sich nur um Dreharbeiten auf einem winzigen Set mit grottigen Special Effekten handelte.
Und so erhob sich die Serie wieder aus der Asche. Warum?
Das urspüngliche Star Trek von Roddenberry war, mal von einigen Ausnahmen abgesehen, schlecht, in jeder Hinsicht, in der eine Science Fiction Fernsehserie schlecht sein konnte. Nimoy war der einzige charismatische Schauspieler am Set, ironischerweise spielte er einen Charakter, der keine Emotionen zeigen durfte.
Das war zu der Zeit als es Seriencharakteren noch nicht erlaubt war, zu wachsen und sich zu verändern, als es Serien noch nicht erlaubt war, eine durchgehende Linie (Entwicklung, Konzept) zu haben. Es machte also keinen Unteschied, welche Episode aus welchem Jahr man sich ansah, die Charaktere waren stets gleich.
Die Serie war in den 1930er Jahren des SF gefangen - ein Rückfall in Raumschiffabenteuer-Zeiten mit wenig Verständnis für Wissenschaft und größere,tiefere Ideen. Es handelte sich um die Hollywood Version von Science Fiction: spektakulär, aber ohne Substanz.
Dies war definitiv sehr schade, da die Science Fiction Szene zu dieser Zeit ("zur Zeit von Star Trek") unglaublich reichhaltig und fruchtbar war mit Autoren wie Harlan Ellison und Ursula LeGuin, Robert Silverberg und Larry Niven, Brian W. Aldiss und Michael Moorcock, Ray Bradbury und Isaac Asimov, und Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke. All diese Autoren kreierten so viele verschiedene Varianten von exzellenter Science Fiction, dass es es den Lesern so gut wie unmöglich war, allem zu folgen und den Überblick zu bewahren.
Nur wenig von dieser Entwicklung floss in Star Trek mit ein. Die Nachfolgeserien waren sehr viel besser (produziert), der Inhalt blieb jedoch weiterhin in Roddenberrys "Gerüst" gefangen. Warum also stürzten sich die Trekkies in diese armselig konstruierte, schlecht geschriebene Serie (mit schlechtem Schauspiel) mit so viel Hingabe und Aufopferung? Warum hat Star Trek so lange überlebt?
Meine Meinung: Die meisten Menschen haben (damals) nicht allzuviel brilliant geschriebene Science Fiction gelesen, die meisten haben sogar überhaupt nicht gelesen. Als sie dann Star Trek sahen, obwohl es primitiv war, war es ihr erster Kontakt mit SF. Es war die Grundschule für alle, die die große Science Fiction Revolution nicht mitbekommen haben.
Nun endlich haben wir spitzen Science Fiction Filme und Serien, die genauso gut sind wie die heutigen (SF)Bücher.
Charlie Kaufman erschuf die beiden bisher besten SF Filme aller zeiten: "Being John Malkovich" und "Eternal Sunshine of the Spotless Mind." (dt. Titel "Vergissmeinnicht") Jeffrey Lieber, J.J. Abrams und Damon Lindelof haben "Lost" erschaffen, die bisher beste Science Fiction Serie überhaupt.
"Serien mit einem längeren Story Arc und durchgehendem konzept" wie Joss Whedon's "Buffy the Vampire Slayer" und Alfred Gough's and Miles Millar's "Smallville" haben unsere Erwartungen und Anforderungen an eine SF/Fantasyserie in die höhe geschraubt. Whedon's "Firefly" hat uns gezeigt, dass man sogar mit (altmodischer) 1930er Science Fiction eine gute Serie mit gutem Schauspiel und guter langzeit-Story erschaffen kann.
Fernseh/Film Sci-Fi hat endlich den Anschluss an das geschriebene Pendant gefunden ("in qualitativer hinsicht"). Wir sind nun auf dem College, die Hauptschule / das Gymnasium ist vorbei. Wir brauchen Star Trek einfach nicht mehr.
gruß
loco
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