Starbase 234

[Space Marine]

[Orbitalstation Drei, Zentralsektion - 15.02.2381, 01:05 Uhr]

"Sie scheinen dennoch etwas auf dem Herzen zu haben, Lieutenant-Commander.", kam Major Zhann nicht umhin, festzustellen.
Beide Offiziere hatten den Aufenthaltsraum der Baracken verlassen.
Sie folgten den ausschwärmenden Marines im Kielwasser.
Die Elitesoldaten der Föderation wussten, was zu tun war.
Jeder Handgriff und jede Bewegung ab jetzt saß perfekt.
Immerhin hingen auch Leben davon ab. Federal Marines, Sternenflottenpersonal, Zivilisten: sie alle wurden von den Tholianern gleichermaßen bedroht.
Talla, Zhann und sein HQ-Trupp machten sich auf den Weg zur Ops, von aus sie die Verteidigung von Orbitalstation Drei koordinieren würden.

[T`Pau]

Orbitalstation Drei, Zentralsektion - 15.02.2381, 01:05 Uhr

"Auf dem Herzen?"
fragte sie zögerlich zurück.
"Nun nicht wirklich.
Wir haben allerdings eine recht schewre Mission vor uns, von der so viele Leben abhängen. Doch früher, da konnten wir keine Minuten gemeinsam verbringen, ohne zu streiten oder uns zu prügeln.
Heute...da müssen wir völlig anders miteinander umgehen."

[Space Marine]

[Orbitalstation Drei, Zentralsektion - 15.02.2381, 01:05 Uhr]

"Das ist nicht die Akademie.", merkte der Major an.
"Das hier ist ein Krieg, und wir sind mittendrin.".
Er legte der Andorianerin die Hand auf die rechte Schulter.
"Ich verlasse mich auf Sie, Lieutenant-Commander.".
Damit nickte Zhann Talla zu und betrat den Turbolift, der die Gruppe auf zur Ops bringen sollte.

[T`Pau]

Orbitalstation Drei, Zentralsektion - 15.02.2381, 01:05 Uhr

Talla reagierte nicht abweisend.
Sie tollerierte die Berührung einfach schweigend.
Doch schließlich antwortete sie.
"Ich muß ebenfalls auf Sie vertrauen und ich tue es. Das ist der Punkt, es hat sich sehr viel verändert, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben."

[Space Marine]

[Orbitalstation Drei, Zentralsektion, Ops - 15.02.2381, 01:06 Uhr]

Zhann zog die Hand wieder zurück und nickte knapp.
"Ich halte Ihnen den Rücken frei, wenn Sie mir meinen frei halten.", schlug er der Sicherheitschefin der Station vor.
Die Türen des Turbolifts trennten sich vor ihnen wieder und gaben den Weg auf das Operationsdeck frei.
Nach wie vor herrschte hier die rege Betriebsamkeit einer Raumstation im Ausnahmezustand.
Der tholianische Angriff gewann nur immer weiter und weiter an Stärke, während die Abwehr der Föderation langsam brüchig wurde.

[T`Pau]

Orbitalstation Drei, Zentralsektion, Ops - 15.02.2381, 01:06 Uhr

Hier saß T'Arleya bereits wieder an einer Konsole und hatte begonnen, die Ereignisse zu analysieren.
Eine andorianische Kommunikationsoffizierin war ihr dabei besonders ins Auge gefallen und sie erstellte gerade eine Notiz für Admiral Thrass...Sollte er zurückkehren, würde er einen weiteren Personalvorschlag für die Independence vorfinden.

"Das werde ich." versicherte Talla und zögernd, dann doch aber bestimmt hielt sie ihm die Hand hin.
"Auf einen Neuanfang. Verprügeln wir zur Abwechslung mal einen gemeinsamen Gegner."

[Space Marine]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:00 Uhr]

Die Kommandobrücke der Medara war in einem erbärmlichen Zustand.
Dichter Rauch hing unter der Decke, schwelende Trümmerhaufen waren alles, was von vielen Kontrollkonsolen übrig gebleiben war, diverse Duraniumträger hatten unter der Belastung des Gefechts versagt und waren verbogen worden wie Spielzeug.
Die zweite Angriffswelle der Tholianer lief bereits seit einigen Minuten und mit jedem Atemzug, den Fleet Captain Jagreg nahm, wurde ihm bewusster, dass die Task Force der Sternenflotte auf verlorenem Posten kämpfte.
Die Überzahl der Tholianer war zu groß, ihre Angriffe zu entschlossen und lebensverachtend.
Das stolze Flaggschiff der Cheyenne-Klasse war ein Beispiel für den Zustand der gesamten föderierten Streitkraft.
Man konnte die Stellung kaum noch halten, während die Aggressoren immer wieder gegen die Sierra-Linie anbrandeten, ohne zu ermüden, ohne zu zögern und ohne zu zweifeln.
"Sie haben eine Lücke in unsere Formation geschlagen, Sir!", verschaffte Lieutenant-Commander Xavier Romero von der Taktikstation aus sich Gehör über den Lärm des wehklagenden Metalls hinweg, das unter jedem einzelnen Manöver litt.
Die strukturellen Integritätsfelder erbrachten schon lange nicht mehr ihre ideale Leistung.
Der Xindi hatte den Maschinenraum angewiesen, die Regulationen in den Wind zu schlagen und die Medara so lange zusammen und gefechtsklar zu halten, wie es nur irgendwie möglich war.
"Koordinaten 189.3 zu 431.6. Die Fearless und ihre Eskortformation sind außer Gefecht.".
Das war der Excelsior-Flügel, unterstützt von einigen Schiffen der Akira-Klasse sowie des Steamrunner-Typs.
Jagreg hatte befürchtet, dass diese Flanke nicht genug Feuerkraft besaß, um die Tholianer noch viel länger aufzuhalten, aber dass sie so rasch kollabierte, überraschte ihn auf äußerst negative Weise.
Kalter Schweiß brach dem Captain aus, als er seinem Waffenoffizier zunickte.
"Was von den Valkyrie- und Peregrine-Staffeln noch übrig ist soll diese Bresche verteidigen! Die Runabouts schließen sich ihnen an.", befahl er an Hannah Kim gewandt, deren Aufgabe als Operationsoffizierin es war, die Instruktionen ins Gefechtsnetz einzuspeisen und der Flotte zu kommunizieren.
"Steuer, volle Wende, maximale Impulskraft. Bringen Sie uns zur Fearless. Wir halten diese Lücke um jeden Preis! Unser Geleitschutz bleibt hier und hält diesen Gefechtsabschnitt. Wir können es uns nicht leisten, eine Schwachstelle in der Formation gegen eine andere einzutauschen.".
Lieutenant Yori Mishbrek, der Zakdorn an der Conn-Konsole, führte die Befehle aus und ließ die stark in Mitleidenschaft gezogene Medara mit voller Impulskraft herumschwenken.
Das ungestüme Manöver ließ die Brücke so heftig beben, als würde sie von einem Borg-Haltestrahl von der Untertassensektion gerissen.
Für Sicherheitsvorschriften war allerdings keine Zeit und kein Raum. Das Schiff wäre ohnehin verdammt, sollten die Tholianer es schaffen, in den Rücken der Task Force Paragon zu gelangen.

[Orbitalstation Drei, Zentralsektion, Ops - 15.02.2381, 01:06 Uhr]

"Jetzt können wir nur noch abwarten.", stellte Major Zhann fest.
Das Kampfgeschehen im All schien bereits eine halbe Ewigkeit zu toben.
Es war niemals einfach für Bodentruppen, hilflos einer Raumschlacht zuzusehen.
Das galt auch, und womöglich sogar insbesondere, für Marines.
Sobald die Tholianer an Bord waren, konnte man sie wenigstens direkt bekämpfen, doch solange die Spinnen mit ihrem Schiffen im Weltall umherkreuzten und sich einen Schlagabtausch mit der Sternenflotte lieferten, waren die Soldaten auf Orbitalstation Drei ebenso nutz- wie hilflos.
"Sollen sie kommen.", knurrte der andorianische Kompanieführer und legte die Hand auf das Partikelsturmgewehr. Dann reichte er sie Talla.
"Wir sind für sie bereit.".

[Skulblaka]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:02 Uhr]

Das stolze Schiff, die U.S.S. Medara, war nicht mehr mehr als ein fliegender Trümmerhaufen. Systeme hatten versagt, ganze Decks waren unbrauchbar und die Brücke glich einem Trümmerfeld. Die Berichte aus dem Maschinenraum waren beunruhigend. Nicht nur waren alle Sternenflottenregularieren verworfen worden, sondern auch die Energiewerte und die Schadensberichte waren eine Katastrophe. Das zusammenbrechen der Fearless und ihrer Eskortformation war quasi der erste Todesstoß für die schwer beschädigte Flotte. T'Sal vermied es ihrem Captain die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Stationsverteidigung zu berechnen – die Situation war schon zu angespannt.
"Sir, Maschinenraum meldet das die Energieflutkationen zunehmen. Der Warpkern arbeitet am Rande des maximalen Spektrums. Um genau zu sein, 8,67 Prozent über dem von der Sternenflotte maximal genehmigten zustand. Ein erneuter Treffer mit einer Energiedämpfungswaffe könnte den Warpkern zusammenbrechen lassen und eine Rückkopplung verursachen" erklärte die Vulkanierin ihrem Captain "Eine solche Rückkopplung würde mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Schiff vollkommen Kampfunfähig mac..." sie kam nicht mehr dazu ihren Satz zu ende zu sprechen. Den als das Schiff von dem Wendemanöver durchgeschüttelt wurde, löste sich einer der Duraniumträger und viel mit lauten Getöse nach unten. Nur ein Sprung auf die Seite rettete der aufmerksamen T'Sal das Leben, doch von ihrer Konsole war nichts mehr außer einem qualmenden, funkensprühenden Haufen Schrott übrig. Sie stand langsam auf und zog sich einen kurzen Duraniumsplitter aus der rechten Schulter. Beinahe beachtungslos warf sie das Stück beiseite und ignorierte das grüne Blut, dass ihre Schulter hinunterlief
"machen" ergänzte sie schließlich ihren Satz "Eine erneute Remodulation ist mit den momentanigen Energiefluktuationen unmöglich. Eine Wahrscheinlichkeit dieses Effekts liegt bei 63,47%, Sir, ich bitte das zu beachten“

[T`Pau]

Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:00 Uhr

Fähnrich Hannah Kim hatte kaum Zeit, den Befehl zu bestätigen.
Das Schiff vollführte eine fast unmögliche Wende und wäre sie nicht angeschnallt gewesen, hätte sie sich wohl an der Brückenwand wiedergefunden.
Trotz der hohen Belastung für den Körper schaffte sie es, die Befehle an die Jäger weiterzuleiten.

Orbitalstation Drei, Zentralsektion, Ops - 15.02.2381, 01:06 Uhr

Tallas Blick ruhte kurz auf seinem Gesicht.
Sie war ehrlich verwundert, was aus diesem Mann geworden war.
Sie wußte genau, wie schwer seine Kindheit gewesen war und wie sehr er an seiner Schwester gehangen hatte.
Sie war auf der U.S.S Kyushu stationiert gewesen....die bei Wolf 359 zerstört worden war.
Doch all das hatte ihn scheinbar zu einem verantwortungsvollen Soldat werden lassen.
Nun empfand Talla tatsächlich so etwas wie Achtung vor ihm.

[Space Marine]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:05 Uhr]

"Wenn wir weniger Energie in die Systeme einspeisen, werden wir bald keinen Warpkern mehr haben, der kollabieren könnte.", hielt Fleet Captain Jagreg verbissen dagegen.
Seine Hände klammerten sich an die Lehnen des Kommandostuhls, als die Medara das halsbrecherische Wendemanöver vollzog.
"Brücke an Maschinenraum!", rief er ins Interkom.
"Können Sie irgendetwas tun, um die Energiematrix zu stabilisieren?".
Er erhielt verstörend lange Sekunden keine Antwort.
"Brücke an Maschinenraum, Commander Drexx, kommen!", forderte der Xindi-Primat etwas lauter.
Erst jetzt meldete der bolianische Chefingenieur sich.
Die Leitung war alles andere als sauber, statisches Rauschen machte es schwierig, überhaupt etwas zu verstehen.
Jagreg legte die Stirn in Falten und konzentrierte sich.
"... inden uns an der äußersten Grenze unserer Kapazitäten, Sir! Ich kann versuchen, die EPS-Flussregulatoren neu zu justieren, aber das wird uns nur ein paar zusätzliche Minuten geben. Danach ist der Warpkern so gut wie unbrauchbar. Unsere Dilithiumkristalle stehen so oder so schon kurz davor, sich selbst zu desintegrieren.".
Der Captain musste nicht lange überlegen.
"Machen Sie es. Wir brauchen jede einzelne Minute! Erstatten Sie Bericht, bevor der Kern versagt. Dann lassen wir uns in der Formation zurückfallen.".
Das bedeutete, dass die Medara nur noch ein bestimmtes Zeitfenster hatte, um den Druck des tholianischens Angriff von der Bresche zu nehmen, die sie in die Sierra-Linie geschlagen hatten.
Würde das Cheyenne-Klasse-Flaggschiff sich vorher zurückziehen müssen, stand nicht mehr genug Feuerkraft zur Verfügung, um jene Schwachstelle zu halten.
Im schlimmsten Fall brach dann die komplette Flanke zusammen und die Tholianer würden nicht nur in die Situation geraten, die Task Force von zwei Seiten aufrollen zu können, sie befänden sich dann auch in direkter Schlagreichweite zu Orbitalstation Drei.

[Skulblaka]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:07 Uhr]

Beinahe konnte man jede kleine und immer träger wirkende Bewegung des Schiffes spüren. Mit lautem ächzen und hunderten Warnmeldungen erreichte das Schiff die Lücke in der Formation und schloss sie. "Sir, Position erreicht" meldete T'Sal knapp, während ihre Finger über die vor ihr stehende Konsole huschten. In den letzten Minuten waren gut die Hälfte der Sternenflottenregularien gebrochen worden, aber die Vulkanierin verstand ebenso gut wie ihr Captain das die Sternenbasis gehalten werden musste – um jeden Preis.
"Frontschilde bei 24,56%, Energieumleitung aktiv. EPRC Regulatoreinheiten leiten Hilfsenergie auf vordere Schilde um. Energiewerte fluktuieren aber erreichen langsam ein stabiles Niveau"
Das letzte was jetzt versagen durften, waren die Schilde. T'Sal lies ganze Decks, die für die Schlacht nicht entscheidend waren, auf Notenergie laufen und leitete alles in die Schilde.
"Decks 7 und 8 melden schwere Schäden, keine Verlustberichte, Energie großteils ausgefallen.Decks werden Teilevakuiert" meldete Sie ihrem Captain . Noch hielt die Medara, noch war das Schiff Kampffähig und konnte die angreifenden Tholianer aufhalten. Passierte aber nicht bald ein Wunder, würde das Schiff ebenso wie die Fearless als Wrack seine Bahn durch den Weltraum ziehen.
"Zwei Tholianische Angriffsstaffeln voraus, Valkyrie- und Peregrine-Staffeln konnten Position noch nicht erreichen. ETA 2 Minuten" Ein heftiger Ruck, begleitet durch ein anschließendes, lautes aufstöhnen der Duraniumträger zeigten in welch miserablen zustand das Schiff war. Erneut war das Schiff durch eine Energiedämpfungswaffe getroffen worden, allerdings hatten die Schilde deren Wirkung absorbiert. Ein zweiter Treffer folgte zugleich und neben dem heftigen Ruck begannen die Anzeigen auf den Konsolen sowie die Lichter zu flackern. "Remodulation nötig, sonst überstehen wir keinen Treffer mehr. Lieutenant Mishbrek, wenden des Schiffes um 98 grad, Position 456:44. Wenden sie ihnen den Bereich mit der Panzerung zu, die am wenigstens beschädigt ist"
Ohne auf einen Befehl des Captains oder auf eine Rückantwort von Lieutenant Mishbrek zu warten, begann T'Sal mit der Remodulation der Schilde. Sie kannte die Chance, das dass Schiff bei der Remodulation endgültig versagte. Aber sie hatten keine Wahl mehr, wollten sie die Lücke noch weiterhin halten.
So oder so, das Risiko muss in kauf genommen werden.
"Maschinenraum, Aufladung des CRB-Energiebuffers. Einleiten der Energie zu den zentralen EPS-Regulatoren auf mein Kommando. Sicherheitskopplungen am Warpkern bereitmachen, Hilfsenergie in die zentralen Systeme umleiten. Halten Sie sich bereit für eine energetische Rückkopplung" Sie wusste nicht wieviel von ihren Befehlen tatsächlich den Maschinenraum erreichte, den die Antwort war durch das starke Rauschen recht unverständlich. Allerdings hatte sie keine Zeit mehr nachzufragen.
"Remodulation gestartet"
Schlagartig versagte auf dem ganzen Schiff die Energieversorgung und es wurde Dunkel auf der Brücke der Medara. Sekundenlang schien es, als hätte die Neumodulation der Schilde zu einer Rückkopplung und zu einem endgültigen Ausfall des Warpkerns geführt.
"CRB-Energiebuffer entladen" Befahl die Vulkanierin dem Maschinenraum über die von der Notenergie gehaltene Com-Verbindung. Erst nach unendlich lang wirkenden Sekunden, fuhren die Systeme des Schiffes schlagartig wieder hoch
"Remodulation erfolgreich, so überstehen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächsten Treffer"
Sie war dabei ihrer Logik gefolgt und hatte das Risiko einkalkuliert.
Vor allem aber hatte sie der Medara noch eine Chance gegeben, noch eine weile durchzuhalten...

[T`Pau]

Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:09 Uhr

Kim klammerte sich an ihren Gurten fest.
Genaugenommen tat das jeder auf der Brücke, denn die Belastung war enorm.
Befehle rauschten an ihr vorbei und ebenso das Kreischen überlasteter Materialien, die scheinbar um Gnade bettelten.
Lichter flackerten vor ihren Augen, Dunkelheit mit grellen Lichtblitzen wechselten sich ab und heisser Rauch zischte aus überlasteten geborstenen Leitungen.
Doch nach einigen Minuten...oder waren es Stunden?...funktionierte ihre Konsole wieder.
"Sensorenbericht liegt vor."
keuchte sie in das Chaos hinein.
"Die Tholianer befinden sich in Angriffreichweite und die Jäger befinden sich wie befohlen in Stellung..."
zumindest das war eine gute Nachricht.

[Space Marine]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:09 Uhr]

Captain Jagreg hatte kurz die Augen geschlossen, als die Hauptenergie offline gegangen war, und zu seinen Göttern gebetet.
Quälend lange Sekunden später waren die Konsolen und die Hauptbeleuchtung wieder angesprungen.
Die Medara war einsatzbereit und hatte sich wider alle Erwartungen weitere kostbare Minuten im verzweifelten Kampf gegen die Tholianer erkauft.
"Gute Arbeit, Commander.", rief er seiner vulkanischen Nummer Eins über den grollenden Lärm der langsam kollabierenden Decks tief unter der Brücke zu.
Task Force Paragon hielt eine eigentlich schon verlorene Stellung. Noch zu Beginn der zweiten Welle hatte die Lage ausgeglichener ausgesehen, doch der Xindi-Primat checkte immer wieder die Daten, die das Gefechtsnetz auf sein Armlehnendisplay überspielte, und es sah nicht gerade berauschend gut für die Sternenflotte aus.
Das Schiff des Fleet Captains befand sich an der aktuell entscheidenden Position, gedeckt nur von den Peregrines und den Valkyries, deren wagemutige Piloten in beinahe selbstmörderischen Manövern die tholianischen Netzspinner, Kreuzer und Kommandoraumer angriffen.
Die Wahrscheinlichkeiten, diese Flanke zusammenzuhalten, sanken mit jedem explodierenden Raumjäger. Er brauchte nicht T'Sal, um im das minutiös vorzurechnen.
"Taktik, alle funktionsfähigen Waffensysteme nach eigenem Ermessen auf mein Kommando abfeuern. Wir nehmen soviel Druck von den Jägerstaffeln, wie nur möglich. Die tholianischen Kommandoschiffe der Tarantula-Designation als Prioritätsziele behandeln.", befahl Jagreg mit belegter Stimme.
Es war sehr gut möglich, dass die Medara hier versagte, und dann war es um die Sierra-Linie und um Orbitalstation Drei geschehen. Ein Durchbruch der Linie bedeutete, dass der Kampf verloren ging.
Also setzte der Fleet Captain alles auf eine Karte.
Die Hände hatte er ineinander gefaltet, die Augen waren auf den Sichtschirm geheftet, wo sich das ganze höllische Inferno der Schlacht um Starbase 234 blendend hell vor der ewigen Nacht des Alls abzeichnete.
"Feuer.".
Lieutenant-Commander Romero ließ die Waffen sprechen.
Auch er wusste, dass es wahrscheinlich bereits zu spät war, das Blatt noch zu wenden...

[HMS Fearless]

[Orbitalstation Drei, äusserer Andockring, Docking-Sektion C, Subsektion 224 - 15.02.2381, 01:12 Uhr]

Shaow und seine Leute erreichten ihre Position angesichts der Grösse der Station überraschend schnell.
Die dieser Abteilung zugewiesenen Sternenflotten-Sicherheitsoffiziere hatten in einem kleinen Aufenthaltsraum der hier beschäftigten Arbeiter ihren Befehlsposten aufgeschlagen.
Ein blutjunger menschlicher Ensign hatte das Kommando und er schien alles andere als Erfreut zu sein die Marines in seinem Revier zu haben.
Shaow hatte die ihm so gegen den Strich gehende Rolle des Diplomaten übernehmen müssen und dem Ensign versichert, dass er, als ranghöchster - weil einziger - anwesende Offizier das Kommando über das gemeinsame Vorgehen von Sicherheit und Marine Corps in dieser Abteilung hatte.
"Sie entscheiden, wo Sie mich haben wollen und schicken mich einfach dorthin, Sir."
Hatte er dem Ensign gesagt.
Das hatte diesen wenigstens einigermassen besänftigt.

Jetzt lümmelten sich die sechs Scharfschützen in den Stühlen des Aufenthaltsraumes und verdrückten Kaffee und Sandwiches aus dem Replikator.
Shaow sah auf seine rechte Hand herunter.
Sie zitterte.
Es hatte angefangen, als sie sich hingesetzt hatten um sich vor dem erwarteten Kampf noch etwas zu stärken.
Seit Betazed kam das Zittern vor jedem Kampfeinsatz.
Er fasste sein RoastBeef Sandwich mit beiden Händen um das Zittern zu verbergen und biss mit einem Appetit hinein, den er nicht verspürte.

[Skulblaka]

[Position vor Orbitalstation Drei - Task Force Paragon, U.S.S. Medara, Hauptbrücke - 15.02.2381, 01:15 Uhr]

Heldenhaft führte Captain Jagreg sein Schiff gegen die Tholianischen Angreifer in die Schlacht, doch der Druck der feindlichen Schiffe war einfach zu stark.

Schon seit der letzten Remodulation war T'Sal klar gewesen, dass die Medara mit Glück noch ein paar Treffer der Energiedämpfungswaffen aushalten würde und nun kam der Punkt, an dem das Schiff trotz alles Kampfes-willen nichtmehr fähig war die schweren Angriffe durchzustehen.
"Schilde durchbrochen!" meldete T'Sal als nach einem weiteren heftigen Treffer mit einer Energiedämpfungswaffe die Schilde endgültig zusammenbrachen. Mit lauten Warnmeldungen und einem heftigen Ruck war die letzte Verteidigungsbarriere zwischen dem Schiff und den Waffen der Tholianer gefallen.
"Wir verlieren Energie, Verbindung zum Maschinenraum verloren....., "
T'Sal konnte ihren Bericht nichtmehr abschließen, den wenige Sekunden später traf ein letzter, verheerender Treffer das Schiff .

Es gab nun keine Schilde, die das Schiff vor dem Einschlag schützten und selbst die Panzerung konnte die todbringende Wirkung nur noch leicht minimieren. Die Strahlenwaffe schnitt schonungslos durch das Schiff und gab es den letzten Todesstoß.
Völlig überlastet gab der Waprkern des Schiffes mit einer dumpfen Knall nach. Die verbleibenden Sicherheitsmechanismen griffen, und verhinderten eine vollständige Zerstörung der Medara.
Warnmeldungen kreischten auf der Brücke auf, die Duraniumträger gaben teilweise nach und stürzten auf die Konsolen. Das Licht flackerte noch kurz auf, die Konsolen bekamen einen heftige Energiefluktuationen ab und gingen in Rauch und Flammen auf, dann wurde es Dunkel auf der Brücke.
Die verbleibende Notfallenergie leitete das Schiff selbstständig in die Notfallkapseln um, um der Crew wenigstens noch die Flucht zu ermöglichen.
Doch auf vielen Decks war es bereits zu spät.
Ganze Bereiche wurden mit Plasma geflutet als Leitungen gebrochen waren, wodurch Menschen und andere Lebewesen bei lebendigen Leib verbrannten.
Der Zusammenbruch des Warpkerns hatte im Maschinenraum für wenige Sekunden eine tödliche Strahlung freigesetzt . Die Technische Crew hatte nichtmehr den hauch einer Chance, denn die Systeme der Medara hatten als letzte Aktion den Maschinenraum komplett abgeschottet – und so wenigstens der restlichen Crew diesen grausamen Strahlungstod erspart.
In vielen anderen Bereichen waren die Duraniumträger Strukturen zusammengebrochen und hatten Offiziere und Personal erschlagen, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen wahren.
Schlimmer stand es nur noch um die Bereiche, die direkt von der Tholianischen Waffe getroffen worden waren. Die Krankenstation war im Weg des Angriffes gewesen und existierte quasi nichtmehr. Wo vorher Ärzte um das Leben ihrer Patiententen gekämpft hatten, klaffte nun ein gewaltiges, Deckumspannendes Loch.
Durch dieses Loch wurde nun Luft, aber auch Lebewesen gesaugt, die es nichtmehr hinter ein schützendes Schott geschafft hatten.

Verlustzahlen zu ermitteln, war unmöglich. Ob auf einigen Decks überhaupt überlebende gab, war fraglich.

Keine Notenergie sprang an, keine Meldungen erreichten die Brücke mehr. Nur die die Schemenhaften Körper der verletzten waren im Schein des Feuers noch sichtbar und ihre Schreie hörbar.
T'Sal hatte es von ihrem Sitz gerissen und über die Konsole geschleudert. Sie lag regungslos am Boden und Blut lief von ihrer verletzten Schulter zu Boden. Es dauerte eine weile bis sie sich wieder erhob
"Captain?" fragte sie in die Dunkelheit der Brücke hinein.
Die Tholianer dagegen verzichteten Glücklicherweise auf einen letzten Gnadenschuss um die Medara vollständig zu vernichten. Es war auch nichtmehr nötig, immerhin war die Verteidigungslinie nun gebrochen und die Spinnenartigen Wesen konnten bis zur Raumstation vordringen.
Es lag nun an den mutigen Männern und Frauen an Bord dieser Station die Tholianer aufzuhalten.
Es blieb nur noch die Hoffnung das bald Verstärkung kam....

Die USS Medara dagegen war nur noch ein Wrack, auf dem die Crew um das Überleben kämpfte...