Vulkan

[Space Marine]

[Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:34 Uhr]

"Es wurden zwei Einträge gefunden.", verkündete der Computer.
Der kleine Bildschirm erwachte zum Leben und zeigte einen jungen Vulkanier, der sein erstes Lebensjahrhundert noch lange nicht vollendet hatte und die Gewänder eines Aspiranten der Priesterschaft des Berges Seleya trug.
Neben dem Bild wurden biografische Daten angezeigt.
Bei ihm handelte es sich eindeutig nicht um die Person, welche von Ethara und Kysilan angetroffen worden war.

Das nächste Profil beinhaltete kein modernes Holobild, sondern lediglich eine offenbar antike Zeichnung.
Die optische Übereinstimmung war frappierend - dieser Sotek wandelte jedoch zu Suraks Lebzeiten über Vulkans Wüstensand.
Er war bereits seit vielen Jahrhunderten tot, gestorben im Krieg mit der Nation des Raptorenbanners.

[T`Pau]

Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:35 Uhr

Ethara sah die Daten eine Weile ausdruckslos an.
Dann warf sie einen Blick auf Kysilan.
"Er ist in der Tat sehr alt. Oder besser gesagt: seine Katra. Er selbst ist schon längst tot, seine Seele jedoch nicht. Sie ist uns erschienen."
antwortete sie nachdenklich.
"Darum konnte er den verheerenden Krieg so beschreiben, als hätte er ihn erlebt. Er hat ihn erlebt."

[Space Marine]

[Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:36 Uhr]

"Und deshalb nahm ich Priester Sotek auch nicht als Geschöpf mit einer körperlichen Präsenz wahr.", ergänzte Kysilan vergeistigt, für den es nun weitaus mehr Sinn machte, was er zuvor wahrgenommen hatte.
"Doch sind vulkanische Philosophen nicht uneins darüber, ob die Katra tatsächlich die unsterbliche Seele darstellt, oder lediglich einen Abdruck neuronaler Zustände und elektrochemischer Muster im Augenblick des Todes, die Erinnerungsengramme beinhalten? Zumindest stieß ich während meiner oberflächlichen Studien betreffend Vulkan auf eine andauernde Debatte dieser Art. Kommt es denn häufiger vor, dass Verstorbene mit Lebenden in Kontakt treten? Womöglich sind dann auch nicht alle Neykarim gänzlich verloren, die Schaden durch die Warpantriebe Ihrer Föderation erlitten haben.".
Die Subraumentität wurde von einem hoffnungsvollen, besonders hellen Glühen erfüllt.

[T`Pau]

Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:36 Uhr

"ich weiß von Möglichkeiten, sich mit Katren in Verbindung zu setzen. In der "Halle der uralten Gedanken." So teilen sie ihr Wissen mit den Lebenden.
Natürlich gibt es Debatten über die Art dieser Seelen...oder Erinnerungen. Ich allerdings bin überzeugt davon, daß es sich hierbei um die unsterbliche Essenz eines Vulkaniers handelt.
Spätestens nach diesem Erlebnis mit dem Priester."
antwortete sie ihm.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, daß ähnliches auf die Neykarim zutrifft."

[Space Marine]

[Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:37 Uhr]

"Unsere Bewusstseine sind gleichsam unsere Form. Neykarim existieren als komplexe Matrizen, eingebettet in den tieferen Schichtungen des Subraums. Aus der Komplexität erwachsen Gefühle, und diese Gefühle verleihen uns ein Begreifen unserer selbst - und von anderen.", legte Kysilan dar.
"Wir haben gleichsam niemals eine Kultur des Todes gebildet, da der Tod uns fremd war. Wir können viel vom Volke Vulkans lernen. Sagen Sie: fürchten Sie den Tod überhaupt, da Sie doch an die katrische Essenz glauben? Werden auch Sie in den Hallen der Uralten Gedanken enden?".

[T`Pau]

Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:38 Uhr

"Nein, den Tod fürchte ich nicht. Er ist für mich eine andere Form der Existenz."
überlegte sie.
"Dennoch ist das Leben von erheblicher Bedeutung. Das macht unsere Seele letztlich aus. Vielleicht bin ich irgendwann eine der Katren, die befragt werden."

[Space Marine]

[Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:39 Uhr]

"Ich hoffe, dass Sie Recht behalten. Womöglich ist es auch eine notwendige Erfahrung für die Neykarim, den Tod kennenzulernen. Ohne dieses Leid hätten wir unsere Reichweite niemals erweitert, wären niemals mit linearer Zeit in Berührung gekommen. Ich hätte Sie niemals getroffen, Hochmagisterin Ethara von Vulkan. Zum ersten Mal, seitdem Neykarim bewusste Gedankenprozesse hervorgebracht haben, gibt es wieder Raum für uns, um zu wachsen.", antwortete Kysilan in Form seiner subtilen Telepathie.

[T`Pau]

Luftraum über dem Glutofen - Gleiter - 28.03.2381, 17:39 Uhr

Etharas Gesichtsausdruck wurde ungewöhnlich weich.
"Es ist schön, daß Sie es so sehen können. Mir geht es ähnlich. All das Leid ist nun vorbei und ich habe im Grunde vieles hinzugewonnen."
Sie hingen nun beide ihren Gedanken nach, während sie einige Stunden Flug brauchten, bis sie an ihrem Haus ankamen.
Sie wohnte an einem der Hänge des Llangon-Gebirges, in der Khomi-Region.
Ihr Heim bot einen ansehnlichen Blick in ein Gebirgstal. Es selber war in die Bergwand hineingebaut worden und das Innere war angenehm klimatisiert.
"Hier wohne ich, betrachten Sie es bitte auch als Ihr zu Hause."

[Space Marine]

[Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:44 Uhr]

Kysilan schwebte aus dem Gleiter heraus und erforschte mit seinen mannigfaltigen Sinnen das vulkanische Bergdorf, in welche Ethara heimisch war.
Beinahe die komplette Ortschaft war in den örtlichen Hang gehauen worden, ein Erbe aus der Zeit vor dem Erwachen, als noch gewaltige Bergbauoperationen in der Khomi-Region Ressourcen für die endlosen Kriege auf Vulkan geliefert hatten.
Die Nachfahren Suraks hatten keine Mühen gescheut, um die Siedlungen möglichst in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten und gleichzeitig auch die Bevölkerung zu motivieren, die Gebiete weiterhin mit Leben zu erfüllen.

Der Neykarim eilte Hochmagisterin Ethara hinterher und ins Innere des Hauses.
"Streng genommen kann ich mit meiner Schutzmembran auch problemlos im Freien überleben, Ethara von Vulkan. Sie müssen meine Präsenz nicht weiter ertragen, sollten Sie Abstand zur persönlichen Kontemplation benötigen, ehe die Angehörigen dieses Geheimdienstes auftauchen, der doch eigentlich gar nicht existiert.".

[T`Pau]

Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:44 Uhr

"Sie dürfen übernachten, wo immer Sie es wünschen."
antwortete Ethara.
"Sie sind mein Gast und es bereitet mir keine Unannehmlichkeiten, wenn Sie mein Heim bewohnen. Wenn ich mich zurückziehen möchte um zu meditieren, stellt das auch kein Problem dar, ich habe genügend Zimmer zur Verfügung."

[Space Marine]

[Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:45 Uhr]

"Dann bevorzuge ich es, mich weiterhin in Ihrer relativen Nähe aufzuhalten.", entschied Kysilan sofort.
Je mehr er mit Ethara kommunizierte, desto natürlich lief auch die telepathische Verständigung zwischen den eigentlich recht unterschiedlichen Geistern ab.

Auf Etharas hauseigenem Computerterminal wartete derweil eine Nachricht darauf, von der Hochmagisterin abgerufen zu werden. Die Holobotschaft trug die Signatur von der Vulkanischen Wissenschaftsakademie - genauer gesagt von Vizedirektorin T'Hwersuil.

[T`Pau]

Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:45 Uhr

Ethara ließ Kysilan die Zeit, sich in seiner neuen Umgebung umzusehen.
Sie wußte, daß seine natürliche Neugierde kaum ein Ende kannte und gönnte es ihm. Er war hier schließlich so fremd er nur sein konnte.
Sie selbst betätigte sofort ihr Computerterminal.
"Abspielen der Nachricht."
forderte sie das Terminal auf und nahm davor Platz.

[Space Marine]

[Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:46 Uhr]

Vizedirektorin T'Hwersuil erschien auf dem Bildschirm und begann zu sprechen, als die Aufzeichnung abgespielt wurde:
"Werte Hochmagisterin Ethara. Nachdem Sekretariatsleiterin T'Zirik Ihre Anfrage betreffend Laborausstattung für Ihre privaten Nachforschungen geprüft hat, und der Antrag den anderen Mitgliedern des Direktoriums vorgelegt wurde, kann ich Ihnen mitteilen, dass allen Posten auf Ihrer Liste stattgegeben werden kann. Rechnen sie in der kommenden Woche mit Lieferungen per Materietransporter. Um Ihre eigene Mobilität weiterhin zu gewährleisten, können Sie zudem bis auf weiteres den Gleiter führen, mit welchem Sie das Akademiegelände nach unserem Gespräch am 28.03. verlassen haben.".
Das Abbild der Vulkanierin auf dem Monitor hob die rechte Hand zum vulkanischen Gruß.
"Leben Sie lange und in Frieden.".
Die Botschaft endete an dieser Stelle. Dass die Vizedirektorin sich persönlich gemeldet hatte, konnte als ehrliche Respektbekundung von Seiten der Akademieführung eingeschätzt werden.

[T`Pau]

Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:48 Uhr

Ethara verstand den respektvollen Zug, den die Akademieleiterin ihr entgegen gebracht hatte.
Sie würde an dem Tag in die Akademie zurück kehren, wenn sich jegliche Schwierigkeiten mit dem Geheimdienst gelegt haben würde. Keinesfalls sollte der gute Ruf der Akademie unter ihr leiden oder gar in einem Zuge mit dem V'Shar genannt werden.
Nun machte sie sich erst einmal an die Zubereitung eines Mokka und nahm einfach im Wohnbereich Platz und ließ ihre Gedanken fließen, bis Kysilan zurückkehren würde.

[Space Marine]

[Khomi-Region, Llangon-Gebirge - Das Dorf Zethrana - 28.03.2381, 21:52 Uhr]

Kysilan schwebte wenige Minuten später in den Wohnbereich, der wie jeder Raum des Hauses ins Felsgestein des Llangon-Gebirges gehauen worden war.
Die moderne Austattung der Wohnung war auf ästhetische Weise in das antike Raumdesign integriert worden, während Etharas persönliche Gegenstände dem Ganzen eine heimische Note verliehen.
"Eine mehr als angemessene Behausung. Ich werde mich hier wohlfühlen, solange ich in der materiellen Welt verweile.".
Der Neykarim tastete im Geiste nach den Empfindungen der Hochmagisterin und fing einige Signale von ihr auf.
"Möchten Sie nun ruhen, so dass wir am kommenden Tage mit der Forschungsarbeit beginnen können?".