[Deck 1] Bereitschaftsraum des Captains

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:31 Uhr]

"Commander T'Arleya."

Das Abbild von Jagdkapitän Tanaikhah Reen Kes erschien auf dem Bildschirm von T'Arleyas Computerterminal, wunderschön in all ihrer eleganten Fremdartigkeit.

"Der Subraumträgerwelle, mit der wir diese Übertragung senden, wurde ein an Ihre Betriebssysteme angepasstes Datenpaket angefügt. Darin finden Sie einen detaillierten Vorabbericht von den Arbeitsgruppen, die ich mit der Analyse der medizinischen Anomalien Ihrer Besatzungsmitglieder betraut habe. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen eine lautkommunikative Zusammenfassung geben.".

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:32 Uhr

"Ich grüße Sie."
antwortete T'Arleya.
"Ich danke Ihnen, daß Sie sich derart zeitnah mit unserem Problem befasst haben.Um eine lautkommunikative Zusammenfassung wäre ich sebenfalls dankbar."
fuhr sie fort.
Natürlich würden sie und die Mediziner die Daten noch genauestens sichten, so diente diese Bitte um mündliche Berichterstattung eher dem weiteren Kennenlernen und dem Verständnis mit der ihr so fremden Spezies. Jeder persönliche Kontakt war ihr wichtig und lieferte Informationen.

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:33 Uhr]

Antwort:

"Wir haben die von Ihnen bereitgestellten medizinischen Daten in Koordination mit sivarischen Experten auf der Trelam'Shirek durchgearbeitet. Es liegen noch keine endgültigen Ergebnisse vor, Commander T'Arleya, doch meine Hyperseher und Bioschmiede vermuten, dass die Probleme auf die selbe Ursache zurückzuführen sind, wie das ursprüngliche Versagen der technischen Systeme Ihres Raumgefährts. Ihre Abtaster haben bereits festgestellt, dass die kosmische Hintergrundstrahlung in unserer Raumregion sich von jener in Ihrem Ursprungsuniversum unterschiedet. Dabei handelt es sich jedoch nur um das oberflächlichste Symptom einer tiefergehenden Diskrepanz. Wir stammen aus verschiedenen Quantenrealitäten. Anscheinend keine abweichenden Paralleluniversen, die auf Zeitlinienstreuung zurückzuführen sind, sondern komplett unabhängige realräumliche Zustände. Ihr Universum scheint unseres zu umgeben, wenngleich beide eine vergleichbare Raumzeitmatrix und dimensionale Anordnung aufweisen. Kosmophilosophen aller Pakt-Spezies befassen sich seit Jahrhunderten mit derartigen Theorien, und bisher weist vieles darauf hin, dass das Jenseitige, aus dem Sie stammen, tatsächlich ein fremdes Kontinuum darstellt. Ab einem gewissen Maßstab gleichen unsere Wirklichkeiten sich. Materie, Zeit, Energieformen, bis hinunter zu dem, was Ihre Physik als Quarks bezeichnet. Die Nichtübereinstimmung wird erst auf einer String-Ebene deutlich. Unsere Sphären resonieren mit verschiedenen Segmenten ein und derselben Strings. Der klassischen Multiplanartheorie zufolge besteht also eine direkte Verbindung zwischen unseren Realitäten - entweder hyperräumlich oder subräumlich. Auf diesem Prinzip basiert das Portal, das wir etabliert haben, um Sie hier her einzuladen.".
Die Körperbahnen der Liantrosh glühten mit jedem vom Computer der Independence verständlich gemachtem Wort in anderen Schattierungen.

"Die abweichende Quantensignatur des genetischen Materials Ihrer Besatzungsmitglieder kann durchaus zu physiologischen Komplikationen führen. Insbesondere neuronaler Natur. Sehen Sie, wir glauben an eine rein mentale Ebene, die das Multiversum auf einem höheren Niveau zusammenbindet. Freie, körperlose Gedanken als Brücke zwischen den Welten. Gehirne und ähnliche greifbare biologische Komponenten betrachtet die Pakt-Wissenschaft als Empfänger - ebenso wie DNS, die Bausteine organischen Lebens, Empfänger für Signale aus einer noch höheren Ebene sind. Verzeihen Sie mir meine groben Vergleiche, doch die beste Theorie, die wir bisher haben, lässt sich hierauf herunterbrechen: der Empfang der betroffenen Besatzungsmitglieder Ihres Raumgefährts ist gestört, was auf den plötzlichen Übergang von einem Quantenzustand in den anderen zurückzuführen sein könnte. Ein Phasenvarianzschock, um einen Begriff aus Ihren Datenbanken zu bemühen. Womöglich auch mehr, doch wir sind dazu imstande, das augenblicklich zu beweisen. Es würde das Koma Ihres Captains erklären. Jedes Individuum reagiert anders auf ein solches Trauma. Es ist denkbar, dass Captain Kasinskie einen empfindsameren Geist besitzt, als der Rest Ihrer Besatzung. Bezogen auf Ihre Chefingenieurin ist anzumerken, dass ihr ungeschützter Kontakt mit einer erheblichen Dosis exotischer Strahlung der transplanaren Übergangsebene durchaus unerwartete Effekte wie eine Wiederbelebung zur Folge haben kann. Der Pakt hat bereits viele Experimente mit dieser und ähnlicher Strahlung durchgeführt. Ein großer Teil unserer Technologie basiert auf artverwandten Prinzipien. Zelluläre Regeneration organischer Materie, Steigerung des psionischen und intellektuellen Potentials, Erzeugung von erheblicher Energie - die Effekte sind so mannigfaltig wie bemerkenswert. Sie sollten Lieutenant Commander Huang Shengyi weiterhin unter strickter medizinischer Beobachtung halten. Weist sie jedoch keine Verhaltensauffälligkeiten auf, sollte sie auch kein Sicherheitsrisiko darstellen.".

Es folgte eine kurze Pause, um der Vulkanierin die Zeit einzuräumen, das bisher Gehörte zu verarbeiten.
Sodann fuhr Tanaikhah fort:
"Es ist zudem unwahrscheinlich, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass jetzt noch radikale Veränderungen bei Ihrer Besatzung auftreten. Sie waren alle lange genug unserer Realität ausgesetzt, und Ihr Schiff ist zudem gut isoliert, um die negativen Auswirkungen auf Ihre Technologie zu begrenzen.".
Die Biolumineszenz der Liantrosh pulsierte nun in Farben der Neugier.
"Wofür meines Kenntnisstandes nach eine intelligente Maschine verantwortlich ist, die zusammen mit Lieutenant Commander Huang Shengyi in Ihrer Backbord-Warpgondel war, als diese mit Strahlung überflutet wurde. Ist das korrekt?".

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:34 Uhr

"Das ist in der Tat korrekt."
antwortete T'Arleya, die ihrem Gegenüber aufmerksam zugehört hatte.
"Wir vermuten, daß die Maschine ihre Existenz dem gleichen Phänomen zu verdanken hat, welches den Lieutanant Commander wiederbelebt hat.
Die Zusammenhänge erscheinen logisch."

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:35 Uhr]

"Sie sprechen von der Existenz der Maschine. Ich vermute, dass Sie sich auf ihre Künstliche Intelligenz beziehen. Erzählen Sie mir bitte, welche Veränderungen das Gerät durchlaufen hat. Besaß es bereits vorher ein Bewusstsein seiner selbst, oder ist das ein direktes Ergebnis des gleichen Strahlenunfalls, der Ihre Chefingenieurin getroffen hat?".

, hakte die liantrische Proklamationsoffizierin auf T'Arleyas Bildschirm weiter nach, dabei auf annähernd hypnotische Weise mit ihren Kunnsiwan gestikulierend.

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:35 Uhr

T'Arleya verschränkte die langen Finger ineinander und überlegte sich ihre Antwort .
"Dieses Gerät wurde speziell so konstruiert, keine Ansätze eigenen Bewußtseins zu entwickeln.
Nach der Strahlenflutung aber tat es genau das. Seither müssen wir vermuten, daß es eine völlig eigene Intelligenz entwickelt hat.
Es gab sich sogar einen Namen. Exo."

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:36 Uhr]

"Herausragend.", urteilte die Liantrosh, einhergehend mit einem atemberaubenden Farbenspiel, das über ihren grazilen Körper floss.
"Eine weitere Frage, wenn Sie gestatten.", ergänzte der Jagdkapitän dann.
"Haben Sie Veränderungen anderer essentieller Systeme an Bord registriert? Kleinste Anomalien? Ich denke in erster Linie an Computerkerne, Datenleitungen und die biologischen Komponenten, die wir registriert haben.".

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:37 Uhr

"Nichts ausser daß der Warpantrieb nicht funktioiniert."
antwortete der Commander.
"Doch ich werde in Kürze eine Besprechung einberufen, in der ich das zur Sprache bringen werde. Wir haben viele sensible Komponenten, die bioneuralen Gelpacks zum Beispiel."

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:38 Uhr]

Jagdkapitän Tanaikhahs Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

"Bioneurale Gelpacks. Ja, dabei muss es sich um eben jene organischen Komponenten handeln, die unsere transdimensionalen Abtaster registriert haben. Veranlassen Sie Ihre Ingenieure und Wissenschaftler, inbesondere diese Gelpacks zu untersuchen. Unter Umständen können sogar Ihre Mediziner dabei behilflich sein. Wir Liantrosh trennen nicht so scharf zwischen nichtorganischer und organischer Technologie, wie das Ihren Datenbänken zufolge in der Föderation der Fall zu sein scheint. Waren irgendwelche bioneuralen Gelpacks der Strahlenüberflutung ausgesetzt?".

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:39 Uhr

"Es gibt einige Einheiten in den Warpgondeln."
bestätigte T'Arleya.
"Im Moment werden Schnellscans der gesamten Besatzung durchgeführt, aber Sie haben Recht, vorsichtshalber lasse ich diese Untersuchungen auch auf die Gelpacks ausdehnen."

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:40 Uhr]

"Das ist zu empfehlen. Stärke und Schnelligkeit, Commander.", wünschte die Liantrosh der Vulkanierin viel Erfolg bei den anstehenden Aufgaben.
"Melden Sie sich, wann auch immer Sie etwas von uns benötigen.".

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:41 Uhr

T'Arleya beendete nach einem letzten Gruß diese Verbindung.
Nun stand aber ein anderes, möglicher Weise schwieriges Gespräch an.
"Bitte kommen Sie in den Bereitschaftsraum."
sandt sie an ihren Stellvertreter Martell.

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:55 Uhr]

Der Türsummer des Bereitschaftsraumes kündigte Lieutenant Commander David James Martells Ankunft an.
Auf T'Arleyas Erlaubnis hin betrat der menschliche Wissenschaftsoffizier den Raum.
"Commander.", begrüßte er seine Vorgesetzte in aller reservierten Knappheit, die er aufzubringen vermochte, ohne dass es direkt an Unhöflichkeit grenzte.

[T`Pau]

24.02.2381 - 7:55 Uhr

Commander T'Arleya erhob sich und deutete mit einer einladenden Geste auf den Sitz vor ihrem Schreibtisch.
Was sie vorhatte, war für sie selbst nicht einfach.
Sie hatte ein äußerst feines empathisches Empfinden, welches sie nahezu grundsätzlich unterdrückte um sich nicht mit fremden Emotionen überfluten zu lassen.
Doch nun ließ sie zu, aufzufangen was Martell empfand.
Es wäre vielleicht Aufgabe des Counselors gewesen zu erörtern, ob dieser Mensch für die Aufgabe bereit war, die sie ihm nun übertragen wollte, doch war Hale zum einen sehr jung und zum anderen sah T'Arleya die wissenschaftliche Abteilung immer noch als ihre eigene Verantwortung an.
"Commander, ich danke Ihnen, daß Sie so früh gekommen sind."
damit ging sie zum Replikator.
"Kaffee? Ich hatte selbst auch noch keine Zeit dafür."
bot sie an.

[Space Marine]

[24.02.2381 - 7:56 Uhr]

David zögerte mit seiner Antwort ein paar Sekunden lang. Sein erster Reflex war es, den Kaffee abzulehnen - einfach nur, weil das Angebot von einer Vulkanierin kam. Noch dazu von der Vulkanierin, die ihm seinen Posten streitig gemacht und ihm ein Gespräch beim Counselor eingebrockt hatte.
Dann erinnerte er sich an seine guten Vorsätze. Außerdem schadete es nicht, dass sein Körper etwas Koffein wirklich gut gebrauchen konnte.
"Danke, Ma'am. Schwarz, bitte.".
Der Wissenschaftsoffizier nahm Platz, heftig bemüht, sein Unbehagen darüber zu verbergen, dass T'Arleya diesen Raum bereits eingenommen zu haben schien, obwohl Captain Kasinskie noch nicht einmal einen ganzen Tag ausgefallen war.