Unterschichten TV?

[Malle]

Du, ich will gar nichts falsch verstehen.
Ich lese Goethe und Rilke und sehe manchmal Barbara Salesh...und nun?
Ich finde es immer noch fraglich, solche Definitionen zu benutzen, denn das ist im Grunde nur eine Beleidigung.

Ich finde so eine Sendungen eine Beleidigung auch wenn man sie nicht sehen muss aber so ein Blödsinn zu senden ist schon wirklich erbärmlich von RTL und co.

[irony]

Du, ich will gar nichts falsch verstehen.
Ich lese Goethe und Rilke und sehe manchmal Barbara Salesh...und nun?

Da finde ich nichts Ungewöhnliches dabei und auch keinen Widerspruch.
Goethe selbst hätte sich vielleicht Barbara Salesh angeschaut. Rilke weniger.

Ich finde es immer noch fraglich, solche Definitionen zu benutzen, denn das ist im Grunde nur eine Beleidigung.

Keineswegs. Ich finde, es trifft die Tatsachen sehr exakt, wenn man von Oberschicht und Unterschicht spricht. Ich bin auch nicht beleidigt, zur Unterschicht gezählt zu werden. Traurig ist nur, wenn einige glauben, sie zählten schon fast zur Oberschicht oder zur Elite, oder wären was Besseres, weil sie irgendwas studiert haben.

Ich finde so eine Sendungen eine Beleidigung auch wenn man sie nicht sehen muss aber so ein Blödsinn zu senden ist schon wirklich erbärmlich von RTL und co.

Offenbar hast du den Sinn des Fernsehens nicht verstanden. Die senden schon ziemlich genau das Richtige.

[Malle]

Ich bin auch nicht beleidigt, zur Unterschicht gezählt zu werden. Traurig ist nur, wenn einige glauben, sie zählten schon fast zur Oberschicht oder zur Elite, oder wären was Besseres, weil sie irgendwas studiert haben.

Ich hoffe jetzt das du mich jetzt nicht ansprechen willst.Ich bin Schüler 8te Klasse und halte mich nicht für etwas besseres.Ich finde einfach das ich mir nur so eine Sendungen einfach nicht antun möchte weil DAS nun wirklich nicht mein Niveu ist.

Offenbar hast du den Sinn des Fernsehens nicht verstanden. Die senden schon ziemlich genau das RichtigeE.

Für die dicken Deutschen die den ganzen tag nur eine Flasche Bier in der Hand haben und Fernsehn glotzen?Dann gebe ich dir recht.

[irony]

Ich hoffe jetzt das du mich jetzt nicht ansprechen willst.Ich bin Schüler 8te Klasse und halte mich nicht für etwas besseres.Ich finde einfach das ich mir nur so eine Sendungen einfach nicht antun möchte weil DAS nun wirklich nicht mein Niveu ist.

Nein, ich habe niemanden speziell gemeint, und ich kann es schon auch verstehen, wenn man sagt, dies und das ist unter dem eigenen Niveau. Aber man sollte trotzdem sehr vorsichtig sein, wie man bestimmte Dinge wertet. Ganz interessant, auch wenn ich nur wenige Folgen gesehen habe, finde ich ja "Derrick", was so ein bisschen die Dekadenz und Verkommenheit der besseren Kreise aufs Korn nimmt.

Für die dicken Deutschen die den ganzen tag nur eine Flasche Bier in der Hand haben und Fernsehn glotzen?Dann gebe ich dir recht.

Was glaubst du, was in Deutschland los wäre, wenn es kein Bier und Fernsehen gäbe

[cybertrek]

Du, ich will gar nichts falsch verstehen.
Ich lese Goethe und Rilke und sehe manchmal Barbara Salesh...und nun

Aus z.B. Hanswursts Hochzeit könnten vielleicht sogar einige Darsteller aus den hier im Thread genannten Sendungen sinngemäß zitieren. Wenn auch unbewusst.

Eigentlich OT aber zur Mittelschicht: Ich sehe keinen Grund dessen Existenz abzustreiten. Nur weil einige aus der Oberschicht vielleicht alles was unter ihnen kommt als Fußvolk betrachten muss dies nicht objektiv betrachtet auch so sein. In meinen Augen ist die Mittelschicht die große Maße der Gesellschaft. Durchschnittsverdiener mit geregeltem Einkommen, mehr oder weniger sicherem Job ohne unmittelbare Gefahr in Armut herabzufallen aber auch keine Chance mit ihrem bisherigen Leben wirklich reich zu werden. Ob man diese jetzt zur oberen Unterschicht zählt oder eine eigene Mittelschicht benennt ist Auslegungssache, zweiteres macht aber für mich persönlich Sinn.

Ich erkenne für mich die Schichten an zwei Definitionen: Bei Erwachsenen entweder finanziell oder am Sozialverhalten. Beide Definitionen haben ihre Schwächen. Finanziell arme Menschen welche unter dieser Definition zur Unterschicht zählen können vom Sozialverhalten "makellos" sein. Dafür können reiche Menschen wiederum Proleten sondergleichen sein.

[Kid]

Was glaubst du, was in Deutschland los wäre, wenn es kein Bier und Fernsehen gäbe

Die Leute würden aus ihrem selbstauferlegten Analphabetismus ausbrechen?

[irony]

In meinen Augen ist die Mittelschicht die große Maße der Gesellschaft. Durchschnittsverdiener mit geregeltem Einkommen, mehr oder weniger sicherem Job ohne unmittelbare Gefahr in Armut herabzufallen

Das ist eine trügerische Sicherheit. Im Moment geht so ziemlich die ganze Politik in die Richtung, diese "Mittelschicht" nach besten Kräften auszupressen und abzubauen. Warum? Weil eben dort noch was zu holen ist. Wohin das führt, sieht man in Amerika, wo allmählich der Pauperismus durchbricht und sich viele Leute sogar mit zwei Vollzeitjobs kaum über Wasser halten können.

[cybertrek]

Deswegen das Wörtchen "unmittelbar". Grundsätzlich hast du schon recht, die Schere zwischen Unterschicht und Oberschicht wird immer größer - zu Lasten der Mittelschicht. Die aktuelle Wirtschaftslage ist aber dennoch gut genug, dass gut ausgebildete Mittelschichtangehörige nicht täglich Gefahr laufen unverschuldet arbeitslos zu werden und dauerhaft in Hartz IV bzw. Notstandshilfe verbleiben zu müssen. Dauerhafte Sicherheit existiert natürlich nicht, für keinen. Unmittelbar betroffen sind - noch - die Geringverdiener die wirklich Tag für Tag um ihren Job bangen müssen.

[Amaranth]

Die Leute würden aus ihrem selbstauferlegten Analphabetismus ausbrechen?

Ja hoffentlich!
Wenn heutzutage auf einem Gymnasium - und das sage ich vollkommen ohne eine negative Bewertung anderer Schulformen, nicht, dass mir gleich was angehängt wird - die Schüler im Englisch Grundkurs (also seit mindestens 3 Jahren Englisch hatten) nicht ein Wort verstehen und die Lehrer auf Deutsch den Unterricht halten müssen, sowie, dass man im Geschi Leistungs-Unterricht mit 1848 nur verbindet, dass die Revoultion scheiterte (zum einen keine Begründung angibt und dann noch nichtmal die Paulskirche erwähnt).
Hier sehe ich schwarze Zeiten auf uns zukommen, da wäre eine Abschaffung von Fernsehern wirklich wünschenswert (natürlich, Computer sind ebenso dran schuld. Jedoch kann man da wenigstens selbst bestimmen, ob man verblödet). Gegen Bier hab ich nichts, aber alleine zu Hause vor dem Fernseher trinken... Wem das gefällt, okay.

@transportermalfunction:
Naja, woher soll die Politik denn sonst das Geld für S21 nehmen? Den Hartz 4lern geben sie gerade so viel wie nötig (eigentlich ja sogar weniger), da kann man nicht viel herausholen und die Besserverdienenden würden ja alle ins Ausland ziehen, wenn sie hier etwas bezahlen müssten. Stattdessen prügelt man selbstverständlich auf der Mittelschicht ein, die ja sowieso immer wieder die gleichen Deppen wählt und langsam zugrunde geht (wobei es schon interessant ist, zu beobachten, wie die Gesellschaft zerfällt, wenn eine derartige Mittelschicht nicht vorhanden ist).

[Piano]

Ich bin kein Fan von der Supernanny, Rach, Bauer sucht Frau und co, muss ja auch nicht jeder mögen. Aber als ich vorgestern die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises angeschaut hab, hätt ich fast die Krise bekommen. Da wurden die Preise für beste Kamera, bestes Drehbuch, bester Nebendarsteller etc gestrichen, dafür gibts jetzt nen Preis für bestes "Dokutaiment". Den hat dann der Rach bekommen. Sorry, aber ich finde, es gehört nix dazu, Menschen für Geld dazu zu bringen, ihre Würde vor laufender Kamera wegzuschmeißen.

[Logan5]

Ich bin kein Fan von der Supernanny, Rach, Bauer sucht Frau und co, muss ja auch nicht jeder mögen. Aber als ich vorgestern die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises angeschaut hab, hätt ich fast die Krise bekommen. Da wurden die Preise für beste Kamera, bestes Drehbuch, bester Nebendarsteller etc gestrichen, dafür gibts jetzt nen Preis für bestes "Dokutaiment". Den hat dann der Rach bekommen. Sorry, aber ich finde, es gehört nix dazu, Menschen für Geld dazu zu bringen, ihre Würde vor laufender Kamera wegzuschmeißen.

Der deutsche Fernsehpreis war ja schon lange nur noch eine Farce, aber jetzt ist das da entgültig zur reinen Selbstbeweihräucherung geworden und wo schlechtes Fernsehn geboten wird, passt man eben die Kategorien an. Drehbücher, kunstvolle Kameraführung oder gar richtige Schauspieler gehören ja zum größten Teil mittlerweile ohnehin der Vergangenheit an.

Für besagte Shows habe ich heute übrigens ein neues Wort gelernt, dass den Nagel auf den Kopf trifft: Sozialpornos. Ich denke, so kann man diese Shows, in denen andere Leute in ihrem Elend und ihrer Hilflosigkeit vorgeführt werden, durchaus nennen.

Wen es interessiert, der kann ja mal hier rein gucken. Ich fand es sehr interessant:

Meedia: "Casting ist Sozialporno statt Lebenshilfe"

[newman]

Ich bin kein Fan von der Supernanny, Rach, Bauer sucht Frau und co, muss ja auch nicht jeder mögen. Aber als ich vorgestern die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises angeschaut hab, hätt ich fast die Krise bekommen. Da wurden die Preise für beste Kamera, bestes Drehbuch, bester Nebendarsteller etc gestrichen, dafür gibts jetzt nen Preis für bestes "Dokutaiment". Den hat dann der Rach bekommen. Sorry, aber ich finde, es gehört nix dazu, Menschen für Geld dazu zu bringen, ihre Würde vor laufender Kamera wegzuschmeißen.

Dass sie sich das nach Ranickis Ausbruch getrauen, ist wohl wieder mal an der Zeit, dass einer vor laufender Kamera austickt

[Bethany Rhade]

Das Problem beim Begriff Unterschicht ist der negative Beigeschmack heutzutage. Damit sind ja nicht nur arme Menschen gemeint, sondern es wird alles in einen Topf geworfen:

- arm, dumm, bildungsfern, Säufer, faul...

Dabei hat das eine nicht unbedingt mit dem anderen was zu tun.

Du kannst auch arm sein, aber sehr gebildet. Du kannst auch ungebildet und reich sein.

Dieses Abwertende ist halt scheiße.

Es sind halt Sendungen mit Null Anspruch. Viele sagen dazu Unterhaltung. Viele mögen es sich anschauen, weil sie einfach mal ablästern wollen. Oder weil halt die anderen auch schauen.

Jedem das seine. Ab und zu schau ich das auch mal, muss dann wieder Kopf schütteln, weil es so weit an der Realität wie möglich vorbei zieht. Aber na ja, man will vielleicht auch mal was mit Null Anspruch sehen und sich es einfach nur auf der Couch gemütlich machen.

[Logan5]

Das Problem beim Begriff Unterschicht ist der negative Beigeschmack heutzutage. Damit sind ja nicht nur arme Menschen gemeint, sondern es wird alles in einen Topf geworfen:

- arm, dumm, bildungsfern, Säufer, faul...

Dabei hat das eine nicht unbedingt mit dem anderen was zu tun.

Da hast du natürlich vollkommen recht. Ich denke, dass Harald Schmidt, der den Begriff ja in seiner Show geprägt hat, ihn auch eher ironisch gemeint hat und damit nicht in einer solchen Weise ernst genommen werden wollte.

Dazu kommt, dass es ebenso sehr die Mittelschicht ist, in der diese Sendungen bevorzugt konsumiert werden. Das lässt sich auch psychologisch recht gut begründen, denn gerade diese mittlere Gesellschaftsschicht steht seit einigen Jahren auf sehr wackeligen Beinen und befindet sich in der ständigen Gefahr, in die nächstuntere Schicht "abzurutschen". Umso wichtiger scheint es ihr dann zu sein, sich genau davon abzugrenzen und sich über die vorgeführten Abziehbilder und fragwürdigen Extrem-Repräsentanten der Unterschichte lustig zu machen.

Deshalb finde ich auch, dass sich auf diese ganzen Doku-Soaps, Scripted Reality - Formate, Casting- und Reality-Shows der Begriff "Sozialporno" wunderbar anwenden lässt, zumal diese Sendungen neben dem Schüren niederer Instinkte und Schadenfreude auch über keinen eigenen ästhetischen Wert verfügen.

Es sind halt Sendungen mit Null Anspruch. Viele sagen dazu Unterhaltung. Viele mögen es sich anschauen, weil sie einfach mal ablästern wollen. Oder weil halt die anderen auch schauen. ... Ab und zu schau ich das auch mal, muss dann wieder Kopf schütteln, weil es so weit an der Realität wie möglich vorbei zieht. Aber na ja, man will vielleicht auch mal was mit Null Anspruch sehen und sich es einfach nur auf der Couch gemütlich machen.

Die Realität wird dabei mächtig gedehnt. Soviel ist klar. Ein Problem sehe ich allerdings darin, wie viele Leute diesen Mist für ein adäquates Abbild der Realität halten. Erstaunlicherweise sind virtuelle, konstruierte Bilder wesentlich wirkmächtiger als die Realität selbst. Die bedenkenlose Verwendung des Begriffs "Unterschichten TV" zeigt das auch sehr gut, denn das Bild, das die Medien von der Unterschicht zeichnen, ist genau das selbe, das von dir zu recht kritisiert wird.

Wie man etwas mit "Null" (!) Anspruch freiwillig sehen wollen kann, werde ich wohl nie begreifen. Etwas mit schlichten, einfachen oder geringeren Ansprüchen - meinetwegen.

Sicher fordert z.B. ein Godzilla-Film in der Regel keine intellektuellen Höchstleistungen, aber er hat dennoch gewisse künstlerische Qualitäten, selbst wenn sie sich in phantasievollen Kostümen und Monsterdesigns erschöpfen mögen. Dazu kommt dieser naive Charme, der diese Streifen so liebenswert macht.

Eine Casting-Doku-Reality-Wasauchimmer-Show besitzt in meinen Augen weder Phantasie, noch Charme, noch Talente irgendwelcher Art. Da geht es in meinen Augen vorwiegend ums Vorführen der Kandidaten und das Propagieren der modernen Ellenbogengesellschaft in der jeder sich selbst der Nächste ist. Das ist tatsächlich relativ nah am Porno, wo es auch nur um das Eine geht - wenn das Eine da auch etwas Anderes sein mag. Die Analogie kann man durchaus sehen.

[Bethany Rhade]

Bei mir sinds halt ab und zu mal die Gerichtssendungen, weil ich aus dem juristischen Bereich komme. Deshalb sehe ich auch Anwaltsserien. (Aber am liebsten Sci Fi und Fantasy und alte Horrorfilme aus den 50ern bis 70ern.) Aber keine Angst. Ich lass mich nicht anstecken und schau das dann öfter.

Es ist halt witzig, wie schnell da ein strafrechtlicher Fall durchgenudelt wird, wie sehr sich die Propaganden daneben benehmen dürfen, bis sie gerügt werden und wie schnell man den Schuldigen findet.

Die laschen Strafen sind übrigens schon sehr an der Realität dran wenns um Jugendliche geht. Leider. Viel zu viel Kuschelzeugs.