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    Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
    Wenn er im Koma liegt, dann seit Mary auf ihn schoss.
    Oder meinst du gerade, dass er seit dem Sturz im Koma liegt?
    Letzteres fände ich zu viel des Guten, wobei man da mehr mit erklären könnte.
    Seit Mary auf ihn geschossen hat.

    Wir haben gesehen, dass Sherlock durch die Wiederbelebung scheinbar wieder zu Bewusstsein gekommen ist. Doch falls er seit dem Schuss im Koma liegt, kann er nicht durch das Krankenzimmerfenster entwischt und erst später ins Koma gefallen sein. Das heißt, dass er Mary nicht nach Leinster Gardens gelockt haben kann.

    Und das wiederum heißt?


    Lieben Gruß,
    Viola
    »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

    Kommentar


      »We did this as possibly the biggest sustained act of fanfiction, and as a result there’s fanfiction about our fanfiction.«

      (Steven Moffat in ›Fans, Villains and Speculation‹)

      -----------------------------------------------

      »It’s a series about a detective, it’s not a detective series. The Story of the Week is as nothing compared to the relationship between those two characters and their increasingly large family of characters.«

      (Mark Gatiss in ›Fans, Villains and Speculation‹)


      DAS SPIEL BEGINNT … MIT EINEM VORWORT

      Bevor ich das nächste Mal richtig damit loslege, alle drei Staffeln episodenweise AUS MEINER SICHT zu rekapitulieren (dazu werde ich auch die Dialogzitate, die ich kürzlich schon gepostet habe, im Kontext noch einmal wiederholen), möchte ich vorab ein paar grundsätzliche Punkte ansprechen:


      Wie komme ich zu der Theorie, dass Jim Moriarty wortwörtlich Sherlocks dunkles Spiegelbild personifiziert – wobei ich von einer dissoziativen Manifestation im übertragenen Sinne ausgehe, die Sherlocks inneren Zwiespalt und seinen Kampf mit sich selbst für das Publikum visualisieren soll?

      Am Anfang stand eine fast beiläufige Feststellung, die mich stutzig machte, als ich mir die ersten beiden Staffeln in Ruhe auf DVD anschauen konnte:
      Moriarty:
      »Wissen Sie was geschieht, falls Sie mich nicht in Frieden lassen, Sherlock? Mit Ihnen?«
      Sherlock:
      »Lassen Sie mich raten. Ich werde getötet.«
      Moriarty:
      »Sie töten? Wie langweilig. Das heißt… Natürlich habe ich vor, Sie eines Tages zu töten. Aber ich will es nicht übereilen, das hebe ich mir für einen besonderen Anlass auf.«
      »Nein, nein, nein, wenn Sie nicht aufhören herumzuschnüffeln, dann mache ich Sie fertig. Dann reiße ich Ihnen das Herz aus dem Leibe.«
      Sherlock:
      »Man hat mir schon mehrfach versichert, dass ich keines habe.«
      Moriarty:
      »Aber wir wissen beide, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht.«


      (The Great Game‹, written by M. Gatiss; co-created with S. Moffat.[*] Die Übersetzung stammt on mir.)
      Jim Moriarty und Sherlock stehen sich in der Schwimmhalle zum naja genau genommen zweiten Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Man könnte also meinen, Moriarty habe sein Gegenüber lediglich provozieren wollen und dennoch trifft dieses scheinbar aus der Luft gegriffene intime Detail einen Nerv: Sherlock blinzelt verwirrt.


      Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
      […] Auch dass Moriarty denselben Namen trägt wie sein Bruder, obwohl ich von einem Bruder nie etwas mitbekommen habe - es sei denn, das ist deren Erklärung für die Diskontinuität zwischen "Das letzte Problem" und "Das Tal der Angst".
      Es sind die verleumderischen Leserbriefe eines Colonel James Moriarty, die John Watson zwei Jahre nach der Reise in die Schweiz zwingen, den Verlauf der Geschehnisse bis hin zum tödlichen Zweikampf (dessen Zeuge er nicht war) am obersten Reichenbachfall niederzuschreiben.

      James Moriarty ist physisch nicht präsent, weil John Watson ihn nicht einmal zu Gesicht bekommt, nicht in ›The Final Problem‹ und nicht in späteren Erzählungen; er (und damit der Leser) muss sich auf Holmes' beinahe schwärmerische Schilderung seiner mehrjährigen Auseinandersetzung mit einem aus dem Hemdsärmel geholten Phantom verlassen, dessen ganzes Handeln in ›The Final Problem‹ darauf ausgerichtet ist, Doyle den zur Last gewordenen Sherlock Holmes vom Halse zu schaffen. – Die einzige greifbare Verbindung ist Colonel Sebastian Moran in ›The Empty House‹.

      Doyle war sich der Kontinuitäts- bzw. Plausibilitätsfehler zwischen ›The Final Problem‹/›The Empty House‹/›The Valley of Fear‹ durchaus bewusst, er hatte sie »um der Geschichten willen in Kauf genommen«.


      Was aber nicht erklärt, warum sich Holmes' anschließende Odyssee so liest, als habe er eine Auszeit genommen und nicht Moriartys verbliebenes Verbrechersyndikat ausgehebelt:

      Zunächst schlägt er sich bis nach Florenz durch, reist sodann mit Mycrofts finanzieller Unterstützung zwei Jahre lang durch Tibet (inklusive Stippvisite beim Dalai Lama) und den heutigen Iran, macht einen Abstecher nach Mekka, stattet dem sudanesischen Kalifen einen Besuch ab und kehrt nach einem Zwischenaufenthalt in Frankreich nach drei Jahren wieder nach London zurück.


      Weshalb Moriartys Bruder ebenfalls James heißt, Mrs. Hudson sich ein oder zwei Mal Mrs. Turner nennt und Mary Morstan in ›The Man with the Twisted Lip‹/›Der Mann mit der entstellten Lippe‹ von John plötzlich als James spricht, ist damit ebenfalls nicht geklärt. Denn wer möchte Sir Arthur schon Desinteresse an seinem eigenen ›Kinde‹ vorwerfen?
      (Am Anfang dieser Geschichte macht sich Watson übrigens in einer Opiumhöhle auf die Suche nach Kate Whitneys drogensüchtigem Ehemann, wo er auch seinen ehemaligen Wohnungsgenossen vorfindet.)


      Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
      […] Mich würde da allerdings schon mal interessieren, woher diese Daten stammen.
      In ›The Greek Interpreter‹ erzählt Holmes, dass er einer Familie von Landadeligen entstamme und seine Deduktionsgabe wahrscheinlich seiner Großmutter verdanke, welche die Schwester des französischen Künstlers Vernet gewesen sei.

      Der Rest ist eine großzügige Auslegung der Inkonsequenzen in den kanonischen Schriften. Sherlockianer (auch: Holmesianer) sind keine Literaturwissenschaftler im strengen Sinne, sie sind befangene Spieler des Grand Game oder Great Game, welches von folgender Lesart ausgeht:

      Sherlock Holmes und Dr. John Watson sind die Pseudonyme eines Detektivs und seines Chronisten, die im 19. Jh. gelebt haben (aber nicht in London, weil Watson teilweise eine verblüffende Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten an den Tag legen soll). Darüber hinaus postuliert der eine oder andere, dass der Meisterdetektiv immer noch unter uns weilt, weil in den Archiven der London Times kein Nachruf zu finden ist.


      Wie passt da Arthur Conan Doyle ins Bild? Nicht gut. Demgemäß wird er entweder ignoriert, totgeschwiegen, als vorgeschobener Strohmann betrachtet oder im besten Falle in der Vermittlerrolle eines Literaturagenten akzeptiert.


      Lieben Gruß,
      Viola


      [*] Steven Moffat schrieb eine Rohfassung dieser Szene als schauspielerische Herausforderung für die Bewerber um die Rolle und adaptierte sie später zur ersten direkten Konfrontation.
      […] The problem was we had to then cast Moriarty on the basis of Gay Jim, but know he was going to be our Moriarty. So I wrote the most daft scene, the most ridiculous scene anyone’s ever written, as a confrontation between Sherlock and Moriarty just for the audition. It’s full of the maddest dialogue. “I would burn the heart out of you!” and all this crap, just to see if anyone could say any of this shit. And then Andrew came in and he did it and he was amazing. I said to [executive producer] Mark Gatiss, “Well, not only are we gonna cast him, but we’ve got to do a version of this scene now.” So we just changed the whole end of the episode to include a confrontation in the swimming pool — which has never made much sense, let’s be honest. […]
      Zuletzt geändert von Viola; 10.07.2014, 18:55.
      »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

      Kommentar


        Damit das hier nicht einfach zu einem reinen Vortrag verkommt, steige ich einfach mal direkt in die Diskussion ein. Davor eine organisatorische Sache:

        Wie wäre es mit der Idee, jede Woche eine Folge zu besprechen? (Angefangen hier erstmal mit diesem Vorwort.) Ich fände es wie gesagt schade, wenn deine Thesen undiskutiert im Raum stehen würden, aber es wäre auch blöd, wenn es gleich immer so viele wären, dass man den Überblick verliert. Eine Taktung fände ich - aber da muss man mir nicht zustimmen - durchaus nützlich.

        Nun aber zur Diskussion:

        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        Jim Moriarty und Sherlock stehen sich in der Schwimmhalle zum naja genau genommen zweiten Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Man könnte also meinen, Moriarty habe sein Gegenüber lediglich provozieren wollen und dennoch trifft dieses scheinbar aus der Luft gegriffene intime Detail einen Nerv: Sherlock blinzelt verwirrt.
        Für mich war das immer der Moment, in dem Moriarty Sherlock klarmachte, dass er Sherlocks Fähigkeit, Menschen zu durchschauen, ebenso "drauf hat" - ja, sogar vielleicht noch etwas mehr drauf hat, weil er auch solche zwischenmenschlichen Züge erkennen konnte, die Sherlock dann erst im Verlaufe der zweiten Staffel erlernte. Auf die (für mich aber anhand der Stelle nachvollziehbare) Idee von dir bin ich da nie gekommen. In der Szene, die du hier zitierst, gibt es für mich aber noch einen Aspekt, der mich daran stört: Watson. Aber auf dessen Anwesenheit (oder Nicht-Anwesenheit) wirst du ja wohl dann eingehen, wenn du über die Folge selbst sprichst. Denn...

        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        James Moriarty ist physisch nicht präsent, weil John Watson ihn nicht einmal zu Gesicht bekommt, nicht in ›The Final Problem‹ und nicht in späteren Erzählungen; er (und damit der Leser) muss sich auf Holmes' beinahe schwärmerische Schilderung seiner mehrjährigen Auseinandersetzung mit einem aus dem Hemdsärmel geholten Phantom verlassen, dessen ganzes Handeln in ›The Final Problem‹ darauf ausgerichtet ist, Doyle den zur Last gewordenen Sherlock Holmes vom Halse zu schaffen.
        Abgesehen davon, dass du im letzten Satz Doyle irgendwie sprachlich als Teil der Erzählung markierst... hier handelt es sich um die Erzählung. In der Serie gibt es nun etliche Momente, in denen Watson Moriarty sieht. Davon ist die Schwimmbad-Szene die erste. Weitere gibt es in der letzten Folge der zweiten Staffel. Für jedes dieser Treffen gibt es Erklärungen. Drei fallen mir direkt ein:

        a) Moriarty ist doch nicht eingebildet
        b) Watson ist in der betreffenden Szenerie ebenso wie Moriarty eingebildet
        c) Moriarty wird von Rich Brook oder einem anderen Darsteller verkörpert

        Jede dieser Erklärungen hat ihre Stärken und Schwächen.

        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        Die einzige greifbare Verbindung ist Colonel Sebastian Moran in ›The Empty House‹.
        Verbindung zu was? Da habe ich den Faden verloren.

        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        Was aber nicht erklärt, warum sich Holmes' anschließende Odyssee so liest, als habe er eine Auszeit genommen und nicht Moriartys verbliebenes Verbrechersyndikat ausgehebelt:

        Zunächst schlägt er sich bis nach Florenz durch, reist sodann mit Mycrofts finanzieller Unterstützung zwei Jahre lang durch Tibet (inklusive Stippvisite beim Dalai Lama) und den heutigen Iran, macht einen Abstecher nach Mekka, stattet dem sudanesischen Kalifen einen Besuch ab und kehrt nach einem Zwischenaufenthalt in Frankreich nach drei Jahren wieder nach London zurück.
        Na ja, so, wie ich mir das denke, wurde Moriarty von Doyle nur für einen Zweck erfunden: das Ende von Sherlock Holmes. Viel mehr Interesse an der Figur und möglichen Folgen der Existenz einer solchen Figur in der Sherlock-Holmes-Welt hatte er dann wohl einfach nicht. Das ist für Sherlockianer...

        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        Der Rest ist eine großzügige Auslegung der Inkonsequenzen in den kanonischen Schriften. Sherlockianer (auch: Holmesianer) sind keine Literaturwissenschaftler im strengen Sinne, sie sind befangene Spieler des Grand Game oder Great Game, welches von folgender Lesart ausgeht:

        Sherlock Holmes und Dr. John Watson sind die Pseudonyme eines Detektivs und seines Chronisten, die im 19. Jh. gelebt haben (aber nicht in London, weil Watson teilweise eine verblüffende Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten an den Tag legen soll). Darüber hinaus postuliert der eine oder andere, dass der Meisterdetektiv immer noch unter uns weilt, weil in den Archiven der London Times kein Nachruf zu finden ist.

        Wie passt da Arthur Conan Doyle ins Bild? Nicht gut. Demgemäß wird er entweder ignoriert, totgeschwiegen, als vorgeschobener Strohmann betrachtet oder im besten Falle in der Vermittlerrolle eines Literaturagenten akzeptiert.
        ... nicht akzeptabel.

        Kommentar


          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          Wie wäre es mit der Idee, jede Woche eine Folge zu besprechen? (Angefangen hier erstmal mit diesem Vorwort.) Ich fände es wie gesagt schade, wenn deine Thesen undiskutiert im Raum stehen würden, aber es wäre auch blöd, wenn es gleich immer so viele wären, dass man den Überblick verliert. Eine Taktung fände ich - aber da muss man mir nicht zustimmen - durchaus nützlich.
          Du hast recht und ich habe mir auch vorgenommen, jede Woche eine Episode zu rekapitulieren, aber ob ich mich daran halten kann, weiß ich nicht. Dieses Unterfangen ist relativ zeitaufwändig, eine Taktung kann ich daher nicht versprechen. Nachhaken kannst Du selbstverständlich jederzeit, wenn Dir etwas unklar ist oder ich mich missverständlich ausdrücke.

          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          […] Na ja, so, wie ich mir das denke, wurde Moriarty von Doyle nur für einen Zweck erfunden: das Ende von Sherlock Holmes. Viel mehr Interesse an der Figur und möglichen Folgen der Existenz einer solchen Figur in der Sherlock-Holmes-Welt hatte er dann wohl einfach nicht.
          Genau das wollte ich mit dem Teilsatz …
          James Moriarty ist physisch nicht präsent, weil John Watson ihn nicht einmal zu Gesicht bekommt, nicht in ›The Final Problem‹ und nicht in späteren Erzählungen; er (und damit der Leser) muss sich auf Holmes' beinahe schwärmerische Schilderung seiner mehrjährigen Auseinandersetzung mit einem aus dem Hemdsärmel geholten Phantom verlassen, dessen ganzes Handeln in ›The Final Problem‹ darauf ausgerichtet ist, Doyle den zur Last gewordenen Sherlock Holmes vom Halse zu schaffen.
          … aussagen.

          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          […] Verbindung zu was? Da habe ich den Faden verloren.
          Verbindung zu Moriarty. Da John Watson den Colonel mit eigenen Augen sieht und beschreiben kann, muss es auch das Verbrechergenie James Moriarty gegeben haben. Auch wenn manche Sebastian Moran für einen von Holmes engagierten Schauspieler halten. Klingelt da was?


          A. C. Doyle schrieb bereits 1891 in einem Brief an seine Mutter: »He takes my mind from better things.« (»Er hält mich von Besserem ab.«) und etliche Monate später: »I am weary of his name.« (»Ich bin seiner überdrüssig.«)

          Das sind deutliche Warnzeichen eines natürlichen Prozesses, Doyle hätte folglich genügend Zeit gehabt, den ›Napoleon des Verbrechens‹ und seine Machenschaften früher einzuführen und dergestalt auf ›The Final Problem‹ hinzuarbeiten. So aber ist und bleibt Holmes' legendäre Nemesis ein spekulationumranktes Phantom.

          (Doyle hat schlichtweg insgesamt nicht ordentlich gearbeitet, was ihm heutzutage kein Literaturagent und kein Verlagslektor durchgehen lassen würde.)

          Eine Theorie bspw. besagt, Moriarty wäre das wahnhafte Trugbild einer [kokaininduzierten] Psychose, eine andere, dass Holmes nach Watsons Heirat aus Langeweile ein Doppelleben führte – als Beratender Detektiv und als Beratender Krimineller (Doyle selbst beschreibt Moriarty in ›The Valley of Fear‹ als eine Art kriminellen Dienstleister, wenn ich mich recht erinnere).

          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          […] Das ist für Sherlockianer...nicht akzeptabel.
          Nicht bloß für Sherlockianer auch für moderatere Fans. Nicht zuletzt Holmes' ›Verwandschaft‹ mit der realen Künstlerfamilie Vernet und der halbdokumentarische Stil der Erzählungen (A. C. Doyle hat das sehr geschickt gemacht) fordern fantasievolle Menschen ja geradezu heraus, sich einen eigenen Reim auf die zahlreichen Ungereimtheiten zu machen.

          John Watson schreibt z.B. in ›Im leeren Haus‹ (die Übersetzung, die dieser Auflage zugrundeliegt, stammt von 1916):
          »Erst jetzt nach Verlauf von zehn Jahren bin ich in der Lage, die fehlenden Glieder der Kette sowie den Schluß der Untersuchung bekanntzugeben. Aber trotz dieser langen Zeit empfinde ich noch ein Schaudern, wenn ich an das Verbrechen und seine tragische Aufdeckung denke, fühle aber auch von neuem jene Freude und Bewunderung, die mich damals erfüllte, als es endlich gesühnt war.
          Die Öffentlichkeit möge mir’s zugute halten, daß ich ihr nicht gleich alles, was ich wußte, mitgeteilt habe, nachdem sie bereits meinen früheren Erzählungen über das Tun und Denken eines merkwürdigen Mannes ein lebhaftes Interesse geschenkt hatte. Ich würde es sicherlich nicht verabsäumt haben, denn ich hielt es für meine vornehmste Pflicht; aber eine Bitte aus dem eigenen Munde eben dieses Mannes verhinderte mich daran, und erst vor ein paar Monaten bin ich von meinem Versprechen entbunden worden

          (A. C. Doyle: Sherlock Holmes - Gesammelte Werke. Anaconda-Verlag : Köln [2012])
          Zwischen ›The Final Problem‹ (1893) und ›The Empty House‹ (1903) lagen tatsächlich zehn Jahre, während für Dr. Watson drei fiktive Jahre vergangen waren (1891-1894).

          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          […] Abgesehen davon, dass du im letzten Satz Doyle irgendwie sprachlich als Teil der Erzählung markierst... hier handelt es sich um die Erzählung.
          Ich beziehe mich im Vorwort bis auf das Zitat aus ›The Great Game‹ auch ausschließlich auf A. C. Doyles Erzählung(en). Ich muss diese Zusatzinfos geben, weil ohne Intertextualität jeder Erklärungsversuch sinnlos wäre.

          Martin Freeman bemerkt in ›Sherlock Uncovered‹ (DVD-Bonus 2. Staffel) halb belustigt, halb ungläubig, dass »Steven [Moffat] & Mark [Gatiss] ihre engsten Angehörigen nicht so gut kennen dürften, wie sie augenscheinlich das SH-Universum kennen«.

          Die Serie ist ein schier undurchdringliches Flechtwerk aus Elementen der Vorlage, Sherlockian'scher Lesart sowie Pastiches anderer Schriftsteller und Drehbuchautoren. Das muss sehr, sehr schwierig zu konzipieren sein, obwohl sie zu dritt sind. Dass die Staffeln aus nicht mehr als je drei Episoden (eigentlich Trilogien) bestehen, verwundert mich da nicht.


          Mark Gatiss, Steven Moffat & Steve Thompson spielen das Sherlockian'sche Great Game auf ihre Weise und ich bin in das Spiel miteingestiegen.

          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
          […] In der Szene, die du hier zitierst, gibt es für mich aber noch einen Aspekt, der mich daran stört: Watson. Aber auf dessen Anwesenheit (oder Nicht-Anwesenheit) wirst du ja wohl dann eingehen, wenn du über die Folge selbst sprichst.
          Ja, das werde ich. Gleich beim nächsten Mal. Versprochen.


          Lieben Gruß,
          Viola
          Zuletzt geändert von Viola; 15.07.2014, 12:00.
          »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

          Kommentar


            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
            Du hast recht und ich habe mir auch vorgenommen, jede Woche eine Episode zu rekapitulieren, aber ob ich mich daran halten kann, weiß ich nicht. Dieses Unterfangen ist relativ zeitaufwändig, eine Taktung kann ich daher nicht versprechen. Nachhaken kannst Du selbstverständlich jederzeit, wenn Dir etwas unklar ist oder ich mich missverständlich ausdrücke.
            Wenn du es nicht wöchentlich schaffst, ist das für mich ein wesentlich kleineres Problem (wenn überhaupt eines), als eine zu enge Taktung, bei der man dann mit Infos zugebombt wird. Aber da wird sich auch vieles aus dem Diskussionsfluss ergeben. Zumindest bisher gab es ja außer mir leider niemanden, der etwas zu deiner Einleitung sagen wollte.

            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
            Nicht bloß für Sherlockianer auch für moderatere Fans. Nicht zuletzt Holmes' ›Verwandschaft‹ mit der realen Künstlerfamilie Vernet und der halbdokumentarische Stil der Erzählungen (A. C. Doyle hat das sehr geschickt gemacht) fordern fantasievolle Menschen ja geradezu heraus, sich einen eigenen Reim auf die zahlreichen Ungereimtheiten zu machen.
            Da steckt mir etwas zu viel Wertung drin, wann man ein moderater Fan ist und wann nicht. Auch ein Fan kann Ungereimtheiten einfach mal Ungereimtheiten sein lassen, die sich auf ein schlichtes Versäumnis der Produzenten/ des Autors zurückführen lassen. Der Ansatz der Sherlockianer, die Werke zunächst als "bare Münze" zu verstehen, ist für mich nur einer von vielen möglichen, die man da haben kann.

            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
            Die Serie ist ein schier undurchdringliches Flechtwerk aus Elementen der Vorlage, Sherlockian'scher Lesart sowie Pastiches anderer Schriftsteller und Drehbuchautoren. Das muss sehr, sehr schwierig zu konzipieren sein, obwohl sie zu dritt sind. Kein Wunder, dass die Staffeln aus nicht mehr als je drei Episoden (eigentlich Trilogien) bestehen.
            Ich finde es schon schade, dass ich bis auf die Doyle'schen Romane und (den Großteil der) Kurzgeschichten diese ganzen Quellen nicht kenne. Grundsätzlich würden mich Holmes-Pastiches durchaus interessieren, aber hier herauszufinden, welche die "Klassiker" sind und welche wirklich empfehlenswert, ist als Außenstehender manchmal etwas schwer. Welche wären denn im Bezug auf die Serie die wichtigsten?

            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
            Ja, das werde ich. Gleich beim nächsten Mal. Versprochen.
            Hui, interessant. Denn in der ersten Folge gibt es ja noch keinen direkten Auftritt Moriartys geschweige denn einen Auftritt, in dem er und Watson zusammen in er Szenerie stehen.

            Kommentar


              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
              […] Da steckt mir etwas zu viel Wertung drin, wann man ein moderater Fan ist und wann nicht. Auch ein Fan kann Ungereimtheiten einfach mal Ungereimtheiten sein lassen, die sich auf ein schlichtes Versäumnis der Produzenten/ des Autors zurückführen lassen. Der Ansatz der Sherlockianer, die Werke zunächst als "bare Münze" zu verstehen, ist für mich nur einer von vielen möglichen, die man da haben kann.
              Das ist kein Ansatz, das ist ein Glaubenssatz. Und ich werte nicht, Du solltest meine Ausdrucksweise nicht überinterpretieren.

              Mit ›moderatere Fans‹ meinte ich Nicht-Sherlockianer im Unterschied zur Sherlockiana, die den harten Kern des Fandoms bildet.

              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
              […] Ich finde es schon schade, dass ich bis auf die Doyle'schen Romane und (den Großteil der) Kurzgeschichten diese ganzen Quellen nicht kenne. Grundsätzlich würden mich Holmes-Pastiches durchaus interessieren, aber hier herauszufinden, welche die "Klassiker" sind und welche wirklich empfehlenswert, ist als Außenstehender manchmal etwas schwer. Welche wären denn im Bezug auf die Serie die wichtigsten?
              Ich habe nicht viele Holmes-Pastiches gelesen, weil ich Pastiches allgemein wenig abgewinnen kann. Aber ich meinte nicht nur Kurzgeschichten und Romane.

              ›A Scandal in Belgravia‹ z.B. basiert kaum auf ›A Scandal in Bohemia‹, sondern vorwiegend auf einem Film von Billy Wilder, ›The Private Life of Sherlock Holmes‹ (1970), in dem nicht Irene Adler, sondern die deutsche Spionin Ilse von Hofmannsthal die Honigfalle für Sherlock Holmes gibt.


              Sherlock sagt in ›His Last Vow‹ zu John, dass sein vollständiger Name William Sherlock Scott Holmes lauten würde. Dieser Name sowie die Infos …
              Zitat von Viola Beitrag anzeigen
              Einige Sherlockianer glauben aus den Geschichten herausgelesen zu haben, dass es drei Brüder gab: Sherrinford (geb. 1845), Mycroft (geb. 1847) und William Sherlock Scott (geb. 1854). Die Eltern waren wohlhabende Country Squire (vergleichbar mit dem deutschen Landjunker), die mit ihren Söhnen ruhelos durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich tourten.
              … entstammen der fiktionalen Biografie ›Sherlock Holmes of Baker Street‹ des Sherlockianers William S. Baring-Gould. Ein mit historischen Persönlichkeiten und fiktiven Figuren bunt durchmischter Pastiche, demzufolge Sherlock 33 Jahre alt war, als Johns ehemaliger Kommilitone Stamford die beiden miteinander bekanntmachte – was Gatiss & Co. ebenfalls übernommen haben.


              Und zum vorläufigen Schluss: John H. Watson (bzw. A. C. Doyle) hat niemals offenbart, was sich hinter dem H. in seinem Namen verbirgt. Die Schriftstellerin Dorothy L. Sayers zog aus dem Umstand, dass Mary Morstan in ›The Man with the Twisted Lip‹ von John plötzlich als James spricht, den Schluss, dass dieses H. für Hamish (schottisch-gälisch für James) stehen müsse.

              James M. Barrie (der geistige Vater von Peter Pan) war ein enger Freund von Sir Arthur. Biografen und Literaturwissenschaftler vermuten, dass Doyle deswegen den Namen James (unbewusst) so häufig verwendete.


              Lieben Gruß,
              Viola
              Zuletzt geändert von Viola; 14.07.2014, 19:15.
              »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

              Kommentar


                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                Das ist kein Ansatz, das ist ein Glaubenssatz.
                Ui. Sherlock Holmes als eine Art Messias... auch das sehe ich, wenn ich es so höre, in "Sherlock" verarbeitet. Man bedenke Anderson und seinen Fanclub in Staffel 3.

                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                Und ich werte nicht, Du solltest meine Ausdrucksweise nicht überinterpretieren.
                Ich mag das Wort "überinterpretieren" nicht. So etwas wie "überinterpretieren" gibt es für mich nicht, sondern nur unzureichende Erklärungen, warum man einen Text so verstanden hat, wie man es tat. Aber lassen wir das, hier kam bei mir einfach etwas anderes an, als du aussagen wolltest.

                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                Mit ›moderatere Fans‹ meinte ich Nicht-Sherlockianer im Unterschied zur Sherlockiana, die den harten Kern des Fandoms bildet.
                Gut. Aber das ändert erstmal nichts an meiner Aussage, dass auch Fans Fehler des Autors einfach mal Fehler des Autors sein lassen können.

                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                Ich habe nicht viele Holmes-Pastiches gelesen, weil ich Pastiches allgemein wenig abgewinnen kann. Aber ich meinte nicht nur Kurzgeschichten und Romane.

                ›A Scandal in Belgravia‹ z.B. basiert kaum auf ›A Scandal in Bohemia‹, sondern vorwiegend auf einem Film von Billy Wilder, ›The Private Life of Sherlock Holmes‹ (1970), in dem nicht Irene Adler, sondern die deutsche Spionin Ilse von Hofmannsthal die Honigfalle für Sherlock Holmes gibt.
                Okay. Auch diese Werke kenne ich leider nicht. Das lässt sich aber unter Umständen schneller nachholen als das Lesen von Pastiches.

                Kommentar


                  Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                  Ui. Sherlock Holmes als eine Art Messias... auch das sehe ich, wenn ich es so höre, in "Sherlock" verarbeitet.
                  Nein, kein Messias …
                  Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                  […] Der Rest ist eine großzügige Auslegung der Inkonsequenzen in den kanonischen Schriften. Sherlockianer (auch: Holmesianer) sind keine Literaturwissenschaftler im strengen Sinne, sie sind befangene Spieler des Grand Game oder Great Game, welches von folgender Lesart ausgeht:

                  Sherlock Holmes und Dr. John Watson sind die Pseudonyme eines Detektivs und seines Chronisten, die im 19. Jh. gelebt haben (aber nicht in London, weil Watson teilweise eine verblüffende Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten an den Tag legen soll). Darüber hinaus postuliert der eine oder andere, dass der Meisterdetektiv immer noch unter uns weilt, weil in den Archiven der London Times kein Nachruf zu finden ist.
                  … Sherlockianer spielen das Spiel, The Grand Game oder The Great Game genannt, abgeleitet von »The game is afoot« aus der Vorlage – bei Gatiss & Co. heißt es dagegen: »The game is on«.

                  Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                  […] Nicht bloß für Sherlockianer auch für moderatere Fans. Nicht zuletzt Holmes' ›Verwandschaft‹ mit der realen Künstlerfamilie Vernet und der halbdokumentarische Stil der Erzählungen (A. C. Doyle hat das sehr geschickt gemacht) fordern fantasievolle Menschen ja geradezu heraus, sich einen eigenen Reim auf die zahlreichen Ungereimtheiten zu machen.
                  Soweit ich das überblicken kann, besteht die Sherlockiana praktisch ausschließlich aus Schriftstellern, Journalisten u. ä. kreativen Köpfen …,
                  Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                  […] Wie passt da Arthur Conan Doyle ins Bild? Nicht gut. Demgemäß wird er entweder ignoriert, totgeschwiegen, als vorgeschobener Strohmann betrachtet oder im besten Falle in der Vermittlerrolle eines Literaturagenten akzeptiert.
                  … die sich in unterschiedliche Lager spalten.

                  Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                  […] Man bedenke Anderson und seinen Fanclub in Staffel 3.
                  Nein, ich denke, der Anderson-Fanklub ist eine bissige Abrechnung mit einem Teil des harten Kerns der ›Sherlock‹-Fans (also der Serie, die sich übrigens ebenfalls als Sherlockianer bezeichnen), der seine Fanfiktionträume, sprich Liebesszenen zwischen Sherlock & John, auf dem Bildschirm verwirklicht sehen wollte und anscheinend gab es einige unschöne Vorfälle, als Mark Gatiss & Steven Moffat sich weigerten auf die Forderungen einzugehen. Und als bekannt wurde, dass John in der 3. Staffel, gemäß der Vorlage, Mary Morstan heiraten würde, bekam Amanda Abbington (die Darstellerin und Martin Freemans Ehefrau) Morddrohungen ebendieser ›Fans‹.

                  Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                  […] Ich mag das Wort "überinterpretieren" nicht. So etwas wie "überinterpretieren" gibt es für mich nicht, sondern nur unzureichende Erklärungen, warum man einen Text so verstanden hat, wie man es tat. Aber lassen wir das, hier kam bei mir einfach etwas anderes an, als du aussagen wolltest.
                  Mir ist aufgefallen, dass Du ab und an etwas "überinterpretierst", weil Du oft zu schnell antwortest, anstatt den Beitrag und Deine Antwort noch einmal zu überdenken. Im Internet steht man seinem Gesprächspartner nunmal nicht persönlich gegenüber und man kann sich jedes Wort noch so gründlich überlegen, bevor man es niederschreibt – wo Mimik & Gestik fehlen, lassen sich Missverständnisse leider nicht vermeiden.

                  Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                  […] Gut. Aber das ändert erstmal nichts an meiner Aussage, dass auch Fans Fehler des Autors einfach mal Fehler des Autors sein lassen können.
                  Eine vernünftige Aussage. Trotzdem kann es ganz spannend sein. Das hängt aber, denke ich, in hohem Maße davon ab, wie weit eine Kritik geht. Nicht nur, aber insbesondere im Internet habe ich allzu oft das Gefühl, dass sich die Leute gar nicht oder nicht richtig mit etwas auseinandersetzen, sondern schlichtweg die Gelegenheit ausnutzen, ihren Alltagsfrust loszuwerden.


                  Lieben Gruß,
                  Viola
                  Zuletzt geändert von Viola; 15.07.2014, 15:00.
                  »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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                    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                    Nein, kein Messias …
                    Nun ja, wenn du "Sherlockian Reading" bereits als Glaubensansatz siehst... allzu weit voneinander entfernt ist das beides dann nicht mehr.

                    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                    Mir ist aufgefallen, dass Du ab und an etwas "überinterpretierst", weil Du oft zu schnell antwortest, anstatt den Beitrag und Deine Antwort noch einmal zu überdenken.
                    Noch einmal: So etwas wie überinterpretieren gibt es für mich nicht, sondern nur Missverständnisse. Wie dir aufgefallen sein soll, dass ich zu schnell antworte (Was ist eigentlich "zu schnell"?), ohne neben mir gesessen zu haben, verstehe ich auch nicht. Bitte keine Mutmaßungen darüber, wie und wann auf Forenbeiträge geantwortet wird. Die Zeit kann man bei einem einfachen Auflösen der Missverständnisse viel effektiver nutzen.

                    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                    Eine vernünftige Aussage. Trotzdem kann es ganz spannend sein.
                    Spannend ist es. Aber das ist noch weit entfernt von einem Glaubenssatz.

                    Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                    Das hängt aber, denke ich, in hohem Maße davon ab, wie weit eine Kritik geht. Nicht nur, aber insbesondere im Internet habe ich allzu oft das Gefühl, dass sich die Leute gar nicht oder nicht richtig mit etwas auseinandersetzen, sondern schlichtweg die Gelegenheit ausnutzen, ihren Alltagsfrust loszuwerden.
                    Gut, Phänomene des Internets sollen hier im Thread jetzt nicht unbedingt weiter besprochen wird. Bezüglich der Holmes-Bücher ist es nach meiner Wahrnehmung aber so, dass die Kritik da häufig doch sehr leise ist.
                    Zuletzt geändert von garakvsneelix; 15.07.2014, 15:56.

                    Kommentar


                      Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                      Nun ja, wenn du "Sherlockian Reading" bereits als Glaubensansatz siehst... allzu weit voneinander entfernt ist das beides dann nicht mehr.

                      Christopher Morley ist der Gründervater der Sherlockiana:
                      SECOND MORLEY PRINCIPLE

                      The characters in the stories are not fictitious creatures of some author's imagination. They are real people. "Surely it is a unique tribute to an author.... The traditional mystique is that Holmes and Watson are so much more real than their creator that except by privilege from the Chair...the Agent is never mentioned by name." (See Rothman, Ibid., p. 74)

                      These real people led real lives. They made real mistakes and committed real blunders -- they sometimes jumped to wrong conclusions. No room for imaginary or ephemeral characters here, mind you. They must be held personally accountable for their mistakes.
                      It is wrong to seek to blame these faults upon the mental lapses of some author of fiction. If things were out of order or confused, if dates were wrong or if John was sometimes called James, these were not the fault of Arthur Conan Doyle. We have too much love and respect for him to permit that. Put the blame where it belongs, squarely on the shoulders of John H. Watson.

                      As part of our mission in playing the Grand Game we search out the errors and the inconsistencies and seek to assign reasons for them. It would be intolerable to suppose that we were criticizing Sir Arthur when we do that. If the characters are real, and we believe that they are; and if Conan-Doyle has any part at all, then he must be assigned some remote and protected niche such as the literary agent. Yes, that's it - the Literary Agent. That's good enough. Let's just leave it there.

                      Auch wenn ich selbst davon ausgehe, dass Sherlock Holmes & Dr. John H. Watson fiktive Figuren sind, imponiert mir die kreative Herangehensweise, weil mir Querdenker imponieren. Außerdem entspricht meine Denkweise auch nicht der Norm, wie ich, nicht zuletzt an so mancher Reaktion hier im Forum, bemerkt habe.

                      Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                      […] Bitte keine Mutmaßungen darüber, wie und wann auf Forenbeiträge geantwortet wird.
                      Ist Dir schon aufgefallen, dass die Beiträge einen Zeitstempel haben?


                      So, das wär's für mich zum Thema ›Vorwort‹. Bis zum Wiederlesen bei ›A Study in Pink‹/›The Blind Banker‹, die für mich unter der Prämisse ›Was ist Moriarty‹ firmieren.


                      Lieben Gruß,
                      Viola
                      »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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                        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                        Auch wenn ich selbst davon ausgehe, dass Sherlock Holmes & Dr. John H. Watson fiktive Figuren sind, imponiert mir die kreative Herangehensweise, weil mir Querdenker imponieren.
                        Na ja, das Axiom lautet ja "Watson ist echte Person und seine Berichte sind Tatsachenberichte". Mit diesem Axiom weiterzuarbeiten und bei auftretenden Ungereimtheiten folgerichtig Erklärungen wie "Arthur C. Doyle hat einfach geschlampt" nicht mehr gelten zu lassen, ist für mich noch meilenweit davon entfernt, tatsächlich zu GLAUBEN, dass es Sherlock Holmes wirklich gab.

                        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                        Außerdem entspricht meine Denkweise auch nicht der Norm, wie ich, nicht zuletzt an so mancher Reaktion hier im Forum, bemerkt habe.
                        Ich fände es schrecklich, wenn es überhaupt eine Denkweise gäbe, die in allen Belangen allen Normen entspräche.

                        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                        Ist Dir schon aufgefallen, dass die Beiträge einen Zeitstempel haben?
                        Ja, aber wenn ich nicht tatsächlich zwei Minuten nach deinem Beitrag bereits geantwortet habe, kannst du nicht wissen, wie viel Zeit ich mir tatsächlich für einen Beitrag genommen habe. Außer natürlich, du beobachtest ganz explizit, wie lange ich lese und dann antworte. Selbst dann kannst du nicht immer wissen, ob ich es bereits gelesen habe... es würde mir also Angst machen, wenn du nun zugibst, tatsächlich alle Daten zu sammeln, die du brauchst, um zu wissen, wie lange es von "Lesen eines Beitrags" bis "Antworten auf einen Beitrag" tatsächlich braucht.

                        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                        So, das wär's für mich zum Thema ›Vorwort‹. Bis zum Wiederlesen bei ›A Study in Pink‹/›The Blind Banker‹, die für mich unter der Prämisse ›Was ist Moriarty‹ firmieren.
                        Ich finde es immer schade, wenn du Diskussionen einfach so beendest. Aber nun gut, wenn du denkst, alles gesagt zu haben, ist das für's erste einfach mal so.

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                          Only those things the heart believes are true.
                          Here, though the world explode, these two survive,
                          And it is always eighteen ninety-five.


                          (Excerpt from the poem 221b by Vincent Starrett [1942])

                          Da ich für die Rekapitulation der Episoden keinen allgemeinverständlichen Ansatz finde, möchte ich abschließend noch einmal auf die Sherlockiana zu sprechen kommen. Vielleicht lockert sich dadurch auch der Knoten in meinem Hirn.


                          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                          Na ja, das Axiom lautet ja "Watson ist echte Person und seine Berichte sind Tatsachenberichte". Mit diesem Axiom weiterzuarbeiten und bei auftretenden Ungereimtheiten folgerichtig Erklärungen wie "Arthur C. Doyle hat einfach geschlampt" nicht mehr gelten zu lassen, ist für mich noch meilenweit davon entfernt, tatsächlich zu GLAUBEN, dass es Sherlock Holmes wirklich gab.
                          1. Ist das nicht mein Axiom. Nebenbei bemerkt formuliere ich unverbindliche Thesen, keine absoluten Wahrheiten – jetzt und immerdar.

                          2. Hat das eine doch mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe nicht umsonst (aber wohl vergebens ) zwischen Sherlockianern und moderateren Fans unterschieden.

                          3. Ich betrachte es als das, was es ist: Der Ausdruck eines Lebensgefühls, subsumiert unter dem Schlagwort »And it is always 1895«, dem M. Gatiss & Co in ›A Scandal in Belgravia‹ ihren Tribut gezollt haben.


                          Der Sherlockianer Leslie S. Klinger (PDF-Datei) schreibt im Vorwort des ersten Bandes seiner kommentierten SH-Gesamtausgabe:
                          This is not a work for the serious student of Arthur Conan Doyle. While Doylean scholarship is vitally importent, the reader of these volumes will not find reference to the literary sources of the stories or to biographical incidents in the life of Sir Arthur Conan Doyle that may be reflected in the canon. I perpetuate the gentle fiction that Holmes and Watson really lived and that (except as noted) Dr. John H. Watson wrote the stories about Sherlock Holmes, even so he graciously allowed them to be published under the byline of his colleague and literary agent Sir Arthur Conan Doyle.


                          (Taken from the preface of The New Annotated Sherlock Holmes (Volume I)

                          Wohlgemerkt: Doyleaner sind unter den üblichen akademischen Gesichtspunkten arbeitende Forscher, also jene, für die A. C. Doyles Schaffen im Vordergrund steht.

                          Weil sich jedoch vermehrt andere Fangruppierungen als Sherlockianer bezeichnen und zudem die Primär- und Sekundärliteratur gerne unter dem Begriff Sherlockiana zusammengefasst wird, titulieren sich viele Mitglieder der Sherlockian'schen Literaturzirkel bevorzugt als Holmesianer, um sich von der Fangemeinschaft abzugrenzen, da Sherlockianer ausdrücklich nicht als Fans (im allgemeinen Sinne) verstanden werden wollen.

                          Der älteste, bedeutendste und elitärste dieser Zirkel ist der vom schon erwähnten Christopher Morley 1934 gegründete Baker Street Irregulars, benannt nach den Straßenkindern, die Holmes gelegentlich als Kundschafter einsetzte. Bis 1991 eine ausschließliche Männerdomäne, umfasst die Liste der sog. Würdenträger (BSI Investitures) und Ehrenmitglieder Namen wie Isaac Asimov, Poul Anderson, Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman.


                          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                          […] ist für mich noch meilenweit davon entfernt, tatsächlich zu GLAUBEN, dass es Sherlock Holmes wirklich gab.
                          Dieses Phänomen ist so alt wie die Geschichten selbst. A.C. Doyle schildert in seiner Autobiografie ›Memories and Adventures‹ (1924), wie zahlreiche Briefe aus dem In- und Ausland mit der Bitte bei ihm eingegangen seien, diese an Watson bzw. Holmes weiterzuleiten; und es waren nicht nur Privatpersonen, die den Meisterdetektiv engagieren wollten.

                          Eine solche Erfahrung muss für einen Autor sehr verwirrend sein. Dennoch ist Doyles lebendiger Schreibstil, der dem Leser vorgaukelt, dass die Erzählungen (dürftig) verschleierte Stationen im Leben eines außergewöhnlichen Menschen dokumentieren, bis heute unerreicht.


                          Und Du wirst es nicht glauben, die Sherlockianer sind gar nicht so weit von den Tatsachen entfernt. Sherlock Holmes, eigentlich Dr. Gregory House, hat gelebt – in der Gestalt von Dr. Joseph Bell, Pionier der Forensik, unter dem A. C. Doyle als Assistenzarzt gearbeitet hatte.
                          But the most notable of the characters whom I met was one Joseph Bell, surgeon at the Edinburgh Infirmary. Bell was a very remarkable man in body and mind. He was thin, wiry, dark, with a high-nosed acute face, penetrating grey eyes, angular shoulders, and a jerky way of walking. His voice was high and discordant. He was a very skilful surgeon, but his strong point was diagnosis, not only of disease, but of occupation and character. For some reason which I have never understood he singled me out from the drove of students who frequented his wards and made me his outpatient clerk, which meant that I had to array his outpatients, make simple notes of their cases, and then show them in, one by one, to the large room in which Bell sat in state surrounded by his dressers and students. Then I had ample chance of studying his methods and of noticing that he often learned more of the patient by a few quick glances than I had done by my questions. Occasionally the results were very dramatic, though there were times when he blundered. In one of his best cases he said to a civilian patient:

                          »Well, my man, you’ve served in the army.«
                          »Aye, sir.«
                          »Not long discharged?«
                          »No, sir.«
                          »A Highland regiment?«
                          »Aye, sir.«
                          »A non-com officer?«
                          »Aye, sir.«
                          »Stationed at Barbados?«
                          »Aye, sir.«

                          »You see, gentlemen,« he would explain, »the man was a respectful man but did not remove his hat. They do not in the army, but he would have learned civilian ways had he been long discharged. He has an air of authority and he is obviously Scottish. As to Barbados, his complaint is elephantiasis, which is West Indian and not British.«


                          (Arthur Conan Doyle: ›Memories and Adventures‹ [1924])
                          Bisweilen kommt auch Holmes zu einer falschen Einschätzung der Sachlage, mit fatalen Folgen für seine Klienten.


                          Doyle schreibt außerdem, er hätte sich Holmes hässlich, mit einer ausgeprägten Hakennase und engstehenden kleinen Augen, vorgestellt – so wie er ihn in ›A Study in Scarlet‹ charakterisiert habe.


                          Watson beschreibt Holmes darin wie folgt:
                          Schon seine äußere Erscheinung fiel ungemein auf. Er war über sechs Fuß [ca. 1.83 m] groß und sehr hager; sein scharfkantig vorstehendes Kinn drückte Festigkeit des Charakters aus, der Blick seiner Augen war lebhaft und durchdringend, außer in den schon erwähnten Zeiten völliger Erschlaffung, und eine spitze Habichtsnase gab seinem Gesicht etwas Aufgewecktes und Entschlossenes.

                          (A. C. Doyle: Sherlock Holmes – Die Romane. Anaconda-Verlag : Köln [2013])
                          Diese Beschreibung von Holmes soll Bells äußere Erscheinung reflektieren.


                          Lieben Gruß,
                          Viola


                          Nachtrag:

                          Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                          […] bei auftretenden Ungereimtheiten folgerichtig Erklärungen wie "Arthur C. Doyle hat einfach geschlampt" nicht mehr gelten zu lassen […]
                          Rein rhetorisch: Ich weiß nicht, welchen "folgerichtigen" Schluss Du bspw. aus dem Umstand ziehst, dass in der Erzählung ›The Second Stain‹/›Der zweite Blutflecken‹ (1904), die 1888 spielt, der 34-jährige(?!) Holmes »sich aber definitiv von London zurückgezogen und in den freundlichen Niederungen von Sussex dem Studium und der Bienenzucht gewidmet hat«, wo ›The Final Problem‹ für ihn noch drei Jahre in der Zukunft liegt(!)
                          Zuletzt geändert von Viola; 03.08.2014, 09:15.
                          »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

                          Kommentar


                            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                            Da ich für die Rekapitulation der Episoden keinen allgemeinverständlichen Ansatz finde, möchte ich abschließend noch einmal auf die Sherlockiana zu sprechen kommen. Vielleicht lockert sich dadurch auch der Knoten in meinem Hirn.
                            Ich sage es mal so: Dass deine Theorie scheinbar so wirr ist, dass du sie nicht Worte fassen kannst, spricht nicht unbedingt dafür, dass sie zutreffend sein könnte.

                            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                            1. Ist das nicht mein Axiom.
                            Wo habe ich behauptet, es sei dein Axiom?

                            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                            2. Hat das eine doch mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe nicht umsonst (aber wohl vergebens ) zwischen Sherlockianern und moderateren Fans unterschieden.
                            Ich sehe schon, dass du da irgendwie unterscheiden möchtest, aber ich verstehe einfach nicht, welche Gruppe du mit "moderateren Fans" meinst. Sind das Fans wie du und ich?

                            Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                            Rein rhetorisch: Ich weiß nicht, welchen "folgerichtigen" Schluss Du bspw. aus dem Umstand ziehst, dass in der Erzählung ›The Second Stain‹/›Der zweite Blutflecken‹ (1904), die 1888 spielt, der 34-jährige(?!) Holmes »sich aber definitiv von London zurückgezogen und in den freundlichen Niederungen von Sussex dem Studium und der Bienenzucht gewidmet hat«, wo ›The Final Problem‹ für ihn noch drei Jahre in der Zukunft liegt(!)
                            Die Anmerkung verstehe ich nicht. Also: Ich verstehe den Inhalt der Frage aber nicht ihren Sinn innerhalb unserer Diskussion. Und der folgerichtige Schluss, nach dem du da so rhetorisch fragst, ist nicht derjenige, über den ich gesprochen habe. Ich meinte schlicht den Fakt, dass wenn man bewusst Doyle ignoriert, man Doyle auch nicht für Erklärungen zu Ungereimtheiten herziehen kann. Das ist durchaus ein sehr logischer Schluss.

                            Kommentar


                              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                              Ich sage es mal so: Dass deine Theorie scheinbar so wirr ist, dass du sie nicht Worte fassen kannst, spricht nicht unbedingt dafür, dass sie zutreffend sein könnte.
                              Ja, danke. Mit einer ähnlichen Bemerkung habe ich gerechnet, das erleichtert mir den nächsten Schritt ganz enorm.

                              Nein, die Erklärung ist banaler. Ich hatte anfangs vorgehabt, die einzelnen Episoden nachzuerzählen, um im Episodenkontext meine Theorie vielleicht verständlicher rüberzubringen. Aber das ist mir zu viel Arbeit und auch der Mühe nicht wert, wie ich sehe.
                              Will sagen: Wer meine Theorie nachvollziehen möchte, muss sich die entsprechenden Episoden nach jedem Beitrag selbst noch mal ansehen.


                              Vielleicht willst Du Dir ja bis zum nächsten Mal überlegen, warum es …

                              a) in ›The Empty Hearse‹ keinen Colonel Sebastian Moran gibt,
                              Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                              Verbindung zu Moriarty. Da John Watson den Colonel mit eigenen Augen sieht und beschreiben kann, muss es auch das Verbrechergenie James Moriarty gegeben haben.
                              b) in ›His Last Vow‹ Jim Moriarty in Sherlocks Mentalpalast in einer Gummizelle sitzt.


                              Ich bin für konstruktive Vorschläge stets zu haben. Und wie ich schon sagte:
                              Mark Gatiss, Steven Moffat & Steve Thompson spielen das Sherlockian'sche Great Game auf ihre Weise und ich bin in das Spiel miteingestiegen.
                              Und gemäß meiner wichtigsten Spielregel: ›Mensch ärgere Dich nicht, wenn Du verlierst‹, zählt für mich nichts als der Spaß und die intellektuelle Herausforderung.

                              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                              […] Wo habe ich behauptet, es sei dein Axiom?
                              Ganz eindeutig hast Du Dich nicht ausgedrückt.

                              Ich sehe es nicht mal als bierernstes Sherlockian'sches Axiom. Dr. Joseph Bell z.B. hatte schon vor Doyles Geschichten eine Reputation. Auch im 19. Jh. hätte sich ein Mensch, der über eine derart außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt, der als Detektiv nicht ausschließlich in einem engen ländlichen Umkreis agiert, dessen Klientel sich aus Vertretern der Ober-, Mittel- und Unterschicht zusammensetzt, nicht langfristig hinter einem Pseudonym verstecken können.

                              Sherlock Holmes war in über 500 Fälle involviert, national wie international. Allein die britischen Zeitungsarchive müssten da von Berichten überquellen, in denen der richtige Name dieses begnadeten Detektivs genannt wird.

                              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                              […] Ich sehe schon, dass du da irgendwie unterscheiden möchtest, aber ich verstehe einfach nicht, welche Gruppe du mit "moderateren Fans" meinst. Sind das Fans wie du und ich?
                              Literaturwissenschaftler und Fans für die Holmes unbestritten eine fiktive Figur ist. Weißt Du jetzt, was ich mit »ich finde keinen allgemeinverständlichen Ansatz« meine, denn eigentlich habe ich mehrfach den fundamentalen Unterschied zwischen Sherlockianern und moderateren Fangemeinschaften betont.

                              Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
                              […] Die Anmerkung verstehe ich nicht. Also: Ich verstehe den Inhalt der Frage aber nicht ihren Sinn innerhalb unserer Diskussion. Und der folgerichtige Schluss, nach dem du da so rhetorisch fragst, ist nicht derjenige, über den ich gesprochen habe. Ich meinte schlicht den Fakt, dass wenn man bewusst Doyle ignoriert, man Doyle auch nicht für Erklärungen zu Ungereimtheiten herziehen kann. Das ist durchaus ein sehr logischer Schluss.
                              Tja, auch hier war nicht ganz eindeutig, was Du meinst.
                              »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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                                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                                Nein, die Erklärung ist banaler. Ich hatte anfangs vorgehabt, die einzelnen Episoden nachzuerzählen, um im Episodenkontext meine Theorie vielleicht verständlicher rüberzubringen. Aber das ist mir zu viel Arbeit und auch der Mühe nicht wert, wie ich sehe.
                                Dass du hier nicht ellenlange Zusammenfassungen inklusive Interpretation reinschreiben möchtest, verstehe ich aber durchaus. Alternativvorschlag: Wie wäre es, wenn du versuchst, deine Theorie in ein paar wenigen Thesen (z. B. 10) einfach mal aufzustellen. Um die Sprache der Mathematik zu bemühen: Lass doch mal die Beweise erstmal Beweise sein und schreib auf, welche "Sätze" du aufgestellt hast.

                                Es ist einfach schade, wenn wir irgendwie in einer Metadiskussion über die Diskussion enden und ich am Ende des Tages nicht mehr weiß, was eigentlich deine Theorie ist.
                                Was ich bisher meine, begriffenn zu haben, ist: Für dich ist Moriarty ein Teil Sherlocks, ein Produkt seiner Fantasie, eine Art Mr. Hyde. Aber davon abgesehen sehe ich vor lauter "Diskussion über die Diskussion" leider deine Theorie nicht mehr.

                                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                                Will sagen: Wer meine Theorie nachvollziehen möchte, muss sich die entsprechenden Episoden nach jedem Beitrag selbst noch mal ansehen.
                                Zumindest bei den ersten beiden Staffeln, die ich mir neulich auf DVD besorgt habe, kann ich das mittlerweile leisten.

                                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                                Vielleicht willst Du Dir ja bis zum nächsten Mal überlegen, warum es …
                                Ich verstehe zwar den Sinn der Übung nicht, da mir hier fast ein hermenutischer Ansatz von deiner Seite aus schwahnt, den ich so in Bezug auf erzählerische Werke absolut nicht teile, aber nun gut...

                                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                                a) in ›The Empty Hearse‹ keinen Colonel Sebastian Moran gibt,
                                Warum es keinen Colonel gibt... vielleicht, weil man in "Sign of Three" bereits einen ehemaligen Soldaten zeigen wird und sich nicht wiederholen wollte. Vielleicht, weil "Spiel im Schatten" bereits stark auf der Colonel-Sache herumgetrampelt ist und man sich nicht wiederholen wollte. Immerhin scheut man sich auch nicht davor, den Hintergrund einer Irene Adler zu verändern, oder noch krasser: den Hintergrund von Mary Morstan.

                                (Dass eine Frau, deren Namen an Moran erinnert, nun eine "irgendwie militärische" Vergangenheit bekommt und sich mit Sherlock in einem leeren Haus trifft, kommt noch hinzu. Aus irgendwelchen Gründen - vielleicht weil man sie interessanter machen wollte und die Namensparallele auffiel - hat man viel vom Buch-Moran auf die Serien-Mary übertragen. Gleichzeitig wollte man es sich nicht nehmen lassen, auch eine Figur namens Moran einzubauen.)

                                Zitat von Viola Beitrag anzeigen
                                b) in ›His Last Vow‹ Jim Moriarty in Sherlocks Mentalpalast in einer Gummizelle sitzt.
                                Jim Moriarty ist in Sherlocks Mentalpalast, weil Sherlock beschlossen hat, dass die Erinnerung an Moriarty ihm nützen würde. Tat sie in gewisser Weise: Während er am Ende von Staffel 1 Moriarty nicht erschoss, erschoss er am Ende von Staffel 2 Magnussen.

                                Warum er in einer Gummizelle hockt? Vielleicht fanden die Autoren das Setting cool (so wie sie es cool fanden, dass es dasselbe Treppenhaus ist wie in "Study in Pink"), vielleicht entspricht das einfach Sherlocks Vorstellung, wo Menschen wie Moriarty hingehören.

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