Tribes of Europa

[Vere Athor]

Tribes of Europa
2021, Netflix Produktion



Creator: Philip Koch
Writers: Philip Koch, Jana Burbach, Benjamin Seiler
Cast: Henriette Confurius, Emilio Sakraya, David Ali Rashed, Melika Foroutan, Oliver Masucci

1 Staffel, 6 Folgen.

Synopsis:
Im Jahre 2074, befinden sich drei Geschwister auf dem Weg, Europa's Schicksal, deren Überreste nach einer mysteriösen globalen Katastrophe von einer Unzahl einzelner Stämme bewohnt werden, nachhaltig zu verändern. Die drei werden in die Machtkämpfe der Stämme hineingezogen, als sie einen seltsamen Kubus finden, der die Begierde der vieler weckt.

[Vere Athor]

Meinung:

Hey, eine neue deutsche Netflix Serie, vom Erschaffer von "Dark". Kann ja nicht schlecht sein, oder?

Das Setting ist dystopisch, die Informationen über die Gründe für den "schwarzen Dezember 2029" nichtexistent, im (dem Zuschauer zugänglichen) hauptsächlich deutschen Teil Europas scheinen viele unterschiedlichste Stämme in einem unsteten Machtgefüge miteinander zu koexistieren. Technologie ist vorhanden, wenn auch relativ plot-bezogen (was gerade gebraucht wird). Europas Bevölkerung scheint massiv geschrumpft zu sein, wenn das ehemalige Berlin mit 80'000 Einwohnern die grösste Stadt sein soll.

Vieles wirkt etwas inkonsequent im Aufbau der Welt, der Sprachgebrauch wurde etwas entfremdet, was manchmal bemüht wirkt (Personen und Orte wie Berlin haben neue Namen, häufig slawisch angehaucht), viele der Tribes sind vordergründig Klischee haft angelegt, wie die Origins (friedliche Baumschmuser), Femen (Amazonen-Tribe, nur am Rande vorkommend), Crimson (angeblich ehemals Nato-Militär mit einem ganz eigenen Schuss in der Birne), Crows (Mischung aus Punks, Goths, Orks und asiatischer Feudalherrschaft), wobei sich der Gut-Böse Horizont regelmässig ein Stück verschiebt. Dazwischen gibt es offenbar Handelsposten, Einzelgänger, mindestens einen skrupellosen Hehler, und die Statisten, die primär seltsame Kostüme tragen müssen.

Von den Hauptcharakteren sind klar die Frauen im Fokus (inkl. Verneigung zu einer bekannten Bogenschützin). Insgesamt eine 3-fache Heldenreise in unterschiedliche Richtungen, die auch Kehrtwendungen nehmen. Fehlen darf dann aber auf keinen Fall noch eine am Horizont erscheinende übergeordnete Bedrohung.

Ich habe mir die 6 Folgen gerne angeschaut. Die Schauplätze sind primär DDR-angehaucht (no offense intended) mit verlassenen Industrieanlagen und weitläufigen Kieferwäldern, Berlin im dystopia-Gewand. Die Schauspielleistung ist durchwachsen bis gut, es gibt Netflixtypisch genügend explizite Gewalt, die Effekte sind ordentlich, die physischen Sets stellenweise sehr liebevoll ausgestaltet. Viele Hommagen an die Gegenwart (Ein alter Feuerwehr-LT als Kesselflickermobil, Jeeps beim Militär, und einige Easter Eggs). Die einzelnen Fraktion werden sehr schubladenmässig vorgestellt, aber allesamt interessant weiterentwickelt, so dass sehr viele Grauzonen statt einem Gut-Böse Schema entstehen, zumindest im Umfeld der Hauptdarsteller.

Die erste Staffel mit nur 6 Folgen wird recht dicht erzählt, was ein gutes Tempo vorlegt.

4 Cubes und ich hoffe auf die Fortsetzung.

[Gsicht]

Ich habe mir die erste Staffel (6 Folgen) übers Wochenende angesehen und weiss noch immer nicht so recht, was ich davon halten soll.

- Positiv: Die Endzeitstimmung ist gut umgesetzt. Insbesondere die Innen und Aussenareale gefallen mir sehr gut. Die Effekte können sich durchaus sehen lassen und auch der Sound und die Musik, haben etwas für sich.

- Negativ: Die verschiedenen Tribes (Stämme) sind wie von Vere Athor schon geschrieben wurde, äusserst Klischeehaft. Insbesondere der Stamm/Tribes der "Crows" finde ich absolut übertrieben gezeichnet. Sozusagen ein Faschistoider Stamm, dem nur Mord und Totschlag als einzig richtig und als stärke bewertet. In der Realität, wäre dieser Stamm wohl kaum Überlebensfähig. Auch sind deren Charaktere zum Grossteil von absurder Zeichnung. Schade dass man erst am ende der letzten Folge in der ersten Staffel, etwas von den Femen sieht (dies dann auch nur kurz), bevor man diese überhaupt richtig einordnen kann. Aber auch an vielen anderen Stellen sind die Charaktere ziemlich lausig und übertrieben geschrieben.

Nichtsdestotrotz, muss auch ich sagen, dass die Serie Potenzial hat und ich mit Sicherheit die zweite Staffel ansehen werde. Aber dann hoffe ich mal, dass die Charaktere Glaubwürdiger geschrieben werden und auch die Story etwas mehr in Schwung kommt. Denn bisher weiss man Praktisch nur wenig, wohin das ganze gehen wird. Auf jedenfall sollte man sich die erste Staffel mal antun und selbst Entscheiden.

[Cosmic Girl]

Von der Beschreibung her klingt die Serie ja stark nach einer Erwachsenen-Version einer Jugendserie, die von 2001 bis 2004 im Kika lief. Die Serie heißt "The Tribe - eine Welt ohne Erwachsene".
Da wurden alle Erwachsenen durch einen mysteriösen Virus getötet und die Kinder und Jugendlichen waren allein auf sich gestellt. Sie organisierten sich in Stämmen (Tribes), die unterschiedliche Ziele verfolgten. Da gab es z.B. die Ecos (naturverbunden, leben im Wald), die Locos (diktatorische Herrscher über die Stadt), die Demon Dogs (Goths und Punks) und die Mall-Rats (ein Haufen zusammengewürfelter Idealisten, um die es sich hauptsächlich in der Serie dreht).

Kann ich mit die Serie "Tribes of Europa" auch so vorstellen, dass es da um diese eine Gruppe geht, wie sie sich in der neuen Welt behaupten? Oder dreht sich da alles nur um dieses Artefakt?
Vielleicht gebe ich der Serie ja eine Chance.