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    [BBC Sherlock] Thesen, Fakten, Annotationen

    »You cannot have Watson without Moriarty. You cannot have Moriarty without Watson. And without both of them, there is no Holmes.«

    (›The Secret of Sherlock Holmes‹ ; a stage play by Jeremy Paul [1988])

    Nach Rücksprache mit den Mods eröffne ich hiermit die Spekulationsbörse ( ) zur Serie, die zugleich ein intertextueller Ariadnefaden sein soll.


    Apropos...

    Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
    Si, Janus der zweigesichtige Gott, der in die Vergangenheit und Zukunft zugleich sieht, so habe ich es im Lateinunterricht zumindest gelernt!
    Ah, außerdem kam das bei James Bond vor, als der Kosack der Verräter war, wie hieß er noch gleich...war auf jeden Fall mit Pierce Brosnan, ich glaub es war "Goldeneye".
    Erinnert auch gleich wieder an den Time-und Dreamlord, oder?
    Stimmt. Alec Trevelyan war ein attraktives böses Spiegelbild von J. Bond.


    In der Erzählung The House that Jack Built (Das Haus, das Jakob erbaut [1987]) von Edward Wellen zwingt Prof. Moriarty Sherlock Holmes zu einem psychedelischen Trip durch das Labyrinth (s)eines Mentalpalastes. Für Holmes ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit, denn Moriarty plant ganz im Stile der Pulververschwörung die Lunte an die Bank von England zu legen.
    (Wem das Motiv bekannt vorkommt – siehe The Empty Hearse / Der leere Sarg. )

    Am Schluss enthüllt ein niedergeschlagener John Watson, dass Holmes sich in einem dissoziativen Labyrinth verloren hatte.


    Das Zwei-Personen-Bühnenstück The Secret of Sherlock Holmes (1988) von Jeremy Paul ist ein Hohelied auf die Freundschaft von Holmes und Watson und zugleich eine maßgeschneiderte Hommage auf Jeremy Brett & Edward Hardwicke, die Hauptdarsteller einer SH-Serie aus den 1980er Jahren. Jeremy Brett gilt heute vielen als der Sherlock Holmes.

    Das Stück rekapituliert von Eine Studie in Scharlachrot bis Das letzte Problem die wichtigsten Stationen ihrer gemeinsamen Zeit. Als die Sprache auf die Vorfälle an den Reichenbachfällen kommt, wirft ein wütender Watson einem überraschten Holmes an den Kopf, er habe die ganze Zeit über gewusst, dass jener nicht gemeinsam mit Moriarty in den tosenden Wasserkessel gestürzt sei: Der Umstand, dass Holmes' älterer Bruder die Miete weiterbezahlte, hätte ihn misstrauisch gemacht, woraufhin er Mycroft zur Rede gestellt habe. In der Folge bricht Holmes zusammen und Moriarty kommt zum Vorschein. Im Fieberwahn gesteht Holmes, er habe an den Fällen Selbstmord begehen wollen, weil "Moriarty" immer öfter durchgebrochen sei.

    Fortsetzung folgt...


    Lieben Gruß,
    Viola
    Zuletzt geändert von Viola; 01.06.2016, 05:14.
    »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

    #2

    Fortführung von #1

    Es war wohl der Journalist Archibald Gordon Macdonell, der mit seinem in der Zeitschrift The New Statesman erschienenen Feuilleton The Truth about Professor Moriarty (1929) das Gerücht, Holmes habe den "Napoleon des Verbrechens" erfunden, um sein eklatantes Versagen bei mehreren seiner Fälle zu verschleiern, in Umlauf brachte.

    Aber dies ist nur eine von vielen Legenden, die sich mittlerweile um die Frage »Was geschah wirklich an den Reichenbachfällen?« ranken. Der wahre Ursprung dieser und anderer Mythen ist allerdings einzig und allein Holmes' Chronisten Dr. John Watson (alias Dr. A. Conan Doyle ) zuzuschreiben.


    Der Grundstein für diese Art der Auslegung der vier Romane und 56 Erzählungen wurde jedoch bereits 18 Jahre früher gelegt:
    Der Theologe Ronald A. Knox, der in seiner Freizeit selbst gern Detektivgeschichten schrieb, hielt 1911 in Oxford einen satirischen Vortrag mit dem Titel Studies in the Literature of Sherlock Holmes, in dem er nicht nur augenfällige Inkohärenzen, Ungereimtheiten und Stilbrüche in den bis dahin erschienen Geschichten auflistete – sondern nebenbei auch die Bibelexegese und das Theater der griechischen Antike kräftig durch den Kakao zog.

    Und so geschah es (obwohl der Begriff im Text kein einziges Mal fällt), dass der (Fan)Canon geboren ward…


    Knox war nicht der Erste, der sich öffentlich mit Doyles evidenter Unbekümmertheit, was den inneren Aufbau der Geschichten anbelangt, auseinandersetzte, aber als seine Analyse im Jahr darauf in The Blue Book Magazine publiziert wurde, sah sich Doyle (der überhaupt nicht verstand, warum sich jemand die Mühe machte, die in seinen Augen minderwertigen Geschichten zu analysieren) nun doch genötigt, in einem seitenlangen Brief Stellung zu beziehen. Und ich bilde mir ein, dass die nachfolgenden Geschichten (die letzte, Shoscombe Old Place, erschien 1927) durchaus von dieser Kritik profitiert haben.
    Zuletzt geändert von Viola; 05.06.2016, 05:26.
    »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

    Kommentar


      #3
      Fortführung von #2

      (Eine Szene aus dem Alltag von John und Mary Morstan Watson. – John kommt nach einem anstrengenden Tag aus seiner Praxis nach Hause.)

      John:
      »Mary, da bin ich wieder.«
      Mary:
      »Juchhe.«
      (John betritt das Wohnzimmer, in welchem Mary sitzt und strickt. Er küsst sie flüchtig auf die Wange.)

      John:
      »Hallo, mein Lämmchen.«
      Mary:
      ( gleichgültig) »Hallo, James.«
      John:
      »John. Ich heiße John.«
      Mary:
      »Ach ja. Das vergesse ich ständig.«
      John:
      »Wie kommt es, dass du mich auch nach drei Jahren Ehe immer noch James rufst?«
      Mary:
      »Was kann denn ich dafür? Bei all den James' mit denen du zu schaffen hast: James Phillimore, James Mortimer, James Lancaster, die Gebrüder Moriarty – gleich alle drei… Kein Wunder, dass ich da durcheinanderkomme.«
      (Taken from the short story ›Dr. and Mrs. Watson at Home: A Comedy in One Unnatural Act‹, by Loren D. Estleman [1987]. Die Übersetzung stammt von mir.)

      Der Autor spielt hier auf den Anfang der Erzählung ›The Man with the Twisted Lip‹/›Der Mann mit der entstellten Lippe‹ (1891) an, wo Mary ihrer Freundin Kate Whitney gegenüber John "James" nennt. Der gute Doktor wird deren drogensüchtigen Mann Isa später am Abend in einer Opiumhöhle aufgabeln, nur um dort auch über seinen ehemaligen Wohnungsgenossen zu stolpern.
      (James M. Barrie [der geistige Vater von Peter Pan] war ein enger Freund von Sir Arthur. Biografen und Literaturwissenschaftler vermuten, dass Doyle deswegen den Namen James [unbewusst] so häufig verwendete.)

      (Nur gut, dass Mary dieser peinliche Fehler in ›Sein letzter Schwur‹ nicht unterläuft. )



      In den kommenden Jahren entwickelte der fiktive Meisterdetektiv ein Eigenleben. Die Anzahl nicht autorisierter Bühnenadaptionen, Parodien und Pastiches nahm insbesondere in Skandinavien, Frankreich und den USA bald überhand, zudem sah sich A. Conan Doyle mit einem einzigartigen Phänomen konfrontiert: Unter die Fanpost mischten sich zunehmend Briefe von Privatpersonen und Institutionen aus dem In- und Ausland, die er an den eigentlichen Empfänger, Sherlock Holmes, weiterleiten sollte!

      Die halbdokumentarische Erzählform, deren Doyle sich bediente, war im 19. Jh. und frühen 20. Jh. ein durchaus bekanntes Stilmittel, nichtsdestotrotz erweckte er dadurch bei so manchem seiner Zeitgenossen den Eindruck, die Geschichten würden (dürftig) verschleiert reale Fälle eines realen Detektives dokumentieren. Und dann machte der Radiologe Dr. Gray Chandler Briggs, ein Bekannter Doyles, 1921 eine Entdeckung, die später als Teil der Ur-geschichte(!) in die Annalen der weltweit ersten Sherlock Holmes-Gesellschaft eingehen sollte – er fand das "richtige" Haus 221 ("B" bezeichnet eigentlich die Wohnung).
      Zuletzt geändert von Viola; 12.06.2016, 12:36.
      »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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        #4
        Zitat von Viola Beitrag anzeigen
        Und so geschah es (obwohl der Begriff im Text kein einziges Mal fällt), dass der (Fan)Canon geboren ward… ...
        Boah, Viola, nun machst Du mir aber Angst!
        Canon, ich glaube noch schlimmer sind Fan-Canons, können eine Menge schlimmes Blut bringen.

        Ich finde es ja in Ordnung, wenn ein Autor, um Ordnung in seinem Werk zu haben, einen gewissen Canon festlegt, aber wenn sich gewisse FANS dazu entschließen, einen Canon zu erschaffen, dann Obacht!
        Da wird ja so viel interpretiert und jeder sieht "seinen" Helden, oder auch Schurken, anders, oder will ihn anders sehen. Und dann wird akribisch untersucht und unterstellt...
        Ui, das kann heftig werden für Fan-Fiction-Schreiberlinge!

        Ich hatte eigentlich von Doyle den Eindruck, er wäre schon strukturierter und intelligenter vorgegangen, als dass ihn dann jemand, der seine Storys genauer unter die Lupe nimmt, mit gewissen Ungereimtheiten bloßstellen könnte!
        Okay, war eine andere Zeit, vielleicht war Doyle einfach schnell zufrieden und hat sich da nicht so eingewühlt in seine Geschichten, oder er hat über die Jahre die Kontinuität seiner Figuren nicht so genau im Auge gehabt!

        Dein neuer Avatar gefällt mir übrigens sehr!


        Entgegen der um sich greifenden Legendenbildung habe ich mein "altes" Forum nicht freiwillig verlassen! Tragischerweise muss man nun feststellen, dass es dieses Forum nicht mehr gibt! Warum wohl nicht? ;)

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          #5
          »The evil that he did lived after him, the good is interred with him in the Reichenbach.«

          »Seine Untaten leben fort, seine Integrität dagegen liegt zusammen mit ihm auf dem Grunde des Reichenbachs.«

          (Ronald A. Knox in ›Studies in the Literature of Sherlock Holmes‹ [1911])


          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Ich hatte eigentlich von Doyle den Eindruck, er wäre schon strukturierter und intelligenter vorgegangen, als dass ihn dann jemand, der seine Storys genauer unter die Lupe nimmt, mit gewissen Ungereimtheiten bloßstellen könnte!
          Die meisten Ungereimtheiten fallen nur auf, wenn man die Geschichten hintereinander liest, weil dann die Erinnerung noch frisch ist.


          Als Basis für den Vortrag diente ein Brief, den Ronald Knox gemeinsam mit seinen drei Brüdern Jahre zuvor verfasst hatte, um Sir Arthur auf diverse Schönheitsfehler aufmerksam zu machen. Unter anderem wollten sie eben eine Erklärung dafür, dass Mary Watson in Der Mann mit der entstellten Lippe ihren Mann mit irgendeinem James verwechselt.

          Doyle blieb der mit dem S. Holmes-Zitat »Es sind gerade die kleinen Dinge, die sich als alles entscheidend herausstellen« eingeleitete (und mit "Im Zeichen der Vier" unterzeichnete ) Brief zweifelsohne im Gedächtnis, denn er nimmt in seiner Autobiografie Memories and Adventures (1924) zu einigen Kritikpunkten Stellung und räumt Schlampigkeitsfehler ein.

          Außerdem gab er zu, bisweilen nicht oder nicht gründlich genug recherchiert zu haben. So hängen ihm bspw. ein luftdichter Safe in Das gefleckte Band, der als Terrarium dient und die Schlange, die ungeachtet der nicht vorhandenen Ohren buchstäblich auf Pfiff reagiert, bis heute nach.
          Einwände wie es gäbe keine indischen Sumpfnattern oder es sei schlichtweg unmöglich, auf morastigem Gelände anhand der Reifenspuren die Richtung zu bestimmen, die ein Radfahrer in Die Internatsschule eingeschlagen hatte, führe ich erst gar nicht an.

          Doyle schwang sich schließlich selbst aufs Fahrrad und machte die Probe aufs Exempel; die Gebrüder Knox sollten recht behalten.
          Formal gesehen ist die »vernichtende Kritik eines Sportjournalisten« [Originalton Doyle], der den Handlungsrahmen von Silberstern als vollkommen realitätsfern bemängelte, genauso berechtigt; da sich Fiktion und Wirklichkeit indes nur bedingt vertragen, reihe ich diese Kritikpunkte unter "Künstlerische Freiheit" ein.

          Natürlich habe auch ich meine Schmerzgrenze. Was ich bei Captain Future mit Humor nehmen würde (unser Mond entpuppt sich als außerirdisches Drachenei), stößt mir bei einer aktuellen Doctor Who-Episode sauer auf; da bricht die Realität wissenschaftlicher Erkenntnisse unbarmherzig durch und die Illusion ist unwiederbringlich dahin.


          Aber… (jetzt kommt das ganz große Aber )

          Einige Beispiele:
          • Es darf nicht passieren, dass Mrs. Hudson in Ein Skandal in Böhmen zu "Mrs. Turner" mutiert oder Mary Watson in Der Mann mit der entstellten Lippe ihren Mann mit irgendeinem James verwechselt.

          (Doyle redete sich auf einen Druckfehler heraus. Mag sein.)
          • Andererseits müssen Prof. Moriartys Eltern entweder bemerkenswert einfache Leutchen gewesen sein oder es war eiserne Familientradition, sämtliche Söhne auf den Namen James zu taufen.

          (Der eine Bruder wird in Das letzte Problem, der andere in Das Tal der Furcht erwähnt.)
          • John Watson kehrt in Eine Studie in Scharlachrot mit einem von einer Kugel zerschmettertem Schlüsselbein aus Afghanistan heim, schon in der nächsten Geschichte Im Zeichen der Vier wird eine Beinwunde daraus.
          • Obwohl Mary Morstan elternlos ist, besucht sie in Die fünf Orangenkerne ihre Mutter; zudem spielt diese Erzählung ein Jahr vor Im Zeichen der Vier, wo Johns spätere Frau als Klientin in die Baker Street kommt.
          • In der Erzählung Der zweite Blutfleck, die 1888 spielt, berichtet Watson, der 34-jährige(?!) Holmes habe sich »endgültig von London zurückgezogen und widme sich nun an der Südostküste von Sussex [am Ärmelkanal] der Bienenzucht«, obgleich Das letzte Problem für ihn noch drei Jahre in der Zukunft liegt(!)

          The Second Stain (1904) war der zweite Versuch, mit Sherlock Holmes abzuschließen. Nur hatte Doyle diesmal Pech. Weder das US-Magazin Collier's
          (welches 1903, zehn Jahre nach Holmes' Schicksalsreise in die Schweiz, 25.000,-- Dollar [nach heutigem Wert umgerechnet 900.000,-- Euro!] für sechs neue Geschichten geboten hatte) noch sein britischer Stammverlag The Strand Magazine wollten es aus ebendem Grund haben.
          Collier's legte später noch einmal die gleiche Summe für sieben weitere Erzählungen auf den Tisch; so wurde die Geschichte doch noch veröffentlicht.
          Doyle machte sich jedoch nicht die Mühe, den ersten Absatz zu überarbeiten, der dadurch in Diskrepanz zu den nachfolgenden Erzählungen steht, wo Holmes wieder in der Baker Street residiert.


          Nur Die Löwenmähne spielt noch an seinem Alterssitz in Sussex. (Der rein zufällig in Sir Arthurs Nachbarschaft lag. )


          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Okay, war eine andere Zeit, vielleicht war Doyle einfach schnell zufrieden und hat sich da nicht so eingewühlt in seine Geschichten, oder er hat über die Jahre die Kontinuität seiner Figuren nicht so genau im Auge gehabt!
          Zu Doyles Zeiten steckte die Unterhaltungsliteratur (wie wir sie heute kennen) noch in den Kinderschuhen, die Kriminalliteratur bspw. entwickelte sich in der ersten Hälfte des 19. Jh. aus dem im 18. Jh. sehr beliebten Schauerroman (weshalb bis heute die Übergänge zwischen Horror- und Krimigenre unscharf verlaufen).

          Heutzutage gibt es ungezählte Schreibratgeber für Anfänger, aber damals gab es noch keine (ungeschriebenen) Regeln, die als Orientierungshilfe dienen konnten oder sollten. Und auch die Erkenntnis, dass die erste Niederschrift nichts als eine Rohfassung darstellt, die stets einer Überarbeitung bedarf, setzte sich nur langsam durch.

          Nur… die obigen Punkte sollte auch ein Anfänger wissen und beherzigen, ohne dass man es ihm extra unter die Nase reiben muss.

          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Boah, Viola, nun machst Du mir aber Angst!
          So schlimm wird's nicht. Nur ein wenig kurios.

          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Canon, ich glaube noch schlimmer sind Fan-Canons, können eine Menge schlimmes Blut bringen.
          Tja, der eskapistische Canon ist nun einmal tief im Bibelkanon verwurzelt und der ist in Stein gemeißelt. Weshalb ich persönlich auch den Begriff Chronik vorziehe, denn die darf im Gegenzug fortgeschrieben werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Du das einem 23-jährigen Priesteramtsanwärter zu verdanken hast. Aber der arme Mann konnte ja nicht voraussehen, dass man aus seinem satirischen Vortrag ein neues Dogma konstruieren würde.

          Knox sagte viele Jahre später, es sei niederschmetternd, dass er nicht mehr zu Wege gebrachte habe, als eine alberne Posse in Szene zu setzen. Doch dazu komme ich später noch.

          Na, er darf reden, hat er doch sein Teil dazu beigetragen und damit meine ich nicht den Vortrag in Oxford, in dem er die These verficht, Holmes habe Reichenbach nicht überlebt. Knox ist durch eine weitere Publikation, The Mystery of Mycroft, der Begründer und Verfechter der Theorie, Mycroft habe mit Moriarty gemeinsame Sache gemacht (Die Hunde von Baskerville und Der Reichenbachfall spielen ein mögliches Szenario durch).

          Zitat von earthquake Beitrag anzeigen
          Dein neuer Avatar gefällt mir übrigens sehr!
          Danke. Die Hausnummer hat etwas Symbolhaftes.


          Lieben Gruß,
          Viola


          P.S. Die insgesamt 60 Geschichten machen laut Watson lediglich einen Bruchteil der Fälle aus, in die Holmes involviert war. In Der Kathechismus der Familie Musgrave schleift Holmes eine Blechkiste aus seinem Zimmer, die ungelöste Fälle enthält. Einen davon umschreibt er mit »ein langer Bericht über Ricoletti mit dem Klumpfuß und dessen ruchloser Frau«.

          P.P.S. In Der goldene Kneifer erwähnt Watson kurz »die widerwärtige Geschichte mit dem roten Parasiten«. Du wirst in der Doctor Who-Episode Der feuerrote Schrecken (Staffel 7), geschrieben von Mark Gatiss, Bekanntschaft mit ihm schließen.
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          Zuletzt geändert von Viola; 29.06.2016, 06:45.
          »Speaking only for myself here, it feels tiring. It feels like around 3/4 of people are the emotional equivalent of blind elephants, going around knocking things over, trampling each other and not even realising what they do.« (Paul Miller)

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