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Alias - Die Agentin (Pro7)

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    5.5 Out Of The Box

    Diese Folge setzt den Handlungsstrang um Renee Rienne fort, der in den ersten beiden Folgen der Staffel begonnen wurde. Leider auf nicht besonders gelungene Weise.

    Wir erfahren, wer der Mann in der Stasiskapsel aus Folge 5.2 ist. Die Auflösung fand ich eher enttäuschend. Irgendwie hatte ich darauf spekuliert, dass es der noch lebende Milo Rambaldi sein könnte. Man hat hin und wieder mal in der Serie angedeutet, dass er noch da draußen sein könnte. Stattdessen stellt sich zuerst heraus, dass es Renees Vater sein soll – und am Ende erfahren wir auch noch, dass es nicht einmal der ist, sondern irgendein Bösewicht, von dem wir vorher nie etwas gehört haben. Das ist schon deutlich unspektakulärer. Die ganze Mission mit Sydney, Renee und Tom, die den Kerl bewachen, erweist sich als langatmig, uninteressant und am Ende relativ belanglos: Der Bösewicht entkommt und dürfte irgendwann wieder in Erscheinung treten und das tatsächliche Schicksal von Renees Vater bleibt unaufgelöst.

    Die Rolle von Renee als eine der neuen Hauptfiguren der Staffel bleibt wenig ertragreich. Nachdem sie in den ersten beiden Folgen nur kurz und in den darauffolgenden beiden gar nicht zu sehen war, ist dies die erste Folge, wo sie einer Hauptfigur entsprechend viel zu tun bekommt. Sie ist auch keine so uninteressante Figur (nicht so wie etwa Tom), aber am Ende der Folge zieht sie wieder in die Weltgeschichte hinaus. Eigentlich hatte ich anfangs gedacht, sie würde die Rolle als Sydney-Ersatz übernehmen, die nun Rachel mehr und mehr übernimmt. Doch dafür hätte sie sich spätestens hier der APO anschließen müssen, damit man sie regelmäßiger in die Story einbauen kann. Stattdessen ist nun völlig ungewiss, was man weiter mit ihr anstellen will, nachdem dieser kleine Handlungsstrang nun größtenteils beendet ist und nur noch ein paar letzte Fragezeichen offen bleiben.

    Die Mission mit Dixon, Rachel und Marshall gehört bei weitem nicht zu den aufregendsten Missionen der Serie, aber das Zusammenspiel dieses Trios ist ganz nett. Rachel bringt echt viel Frische in die Figurendynamik der Serie. Und sie ist jetzt Sydneys neue Mitbewohnerin, was mich auch sehr gefreut hat.

    Sloane ist wieder frei – und gerät sofort wieder auf die schiefe Bahn. Immerhin scheint man diesmal seinen unvermeidlichen Verrat nicht als große Überraschung verkaufen wollen, denn das wäre er weiterhin nicht, wie auch schon in den vorherigen beiden Staffeln.

    Ab dieser Folge läuft beim Abspann ein anderes Musikstück als bisher. Warum man es geändert hat und warum gerade bei dieser Folge, weiß ich nicht, aber es gefällt mir tatsächlich noch besser als das alte.

    Insgesamt leider klar die schwächste Folge dieser letzten Staffel.

    3 Sterne

    Besuchte Orte: Frankfurt, Marseille, San Francisco, Washington DC, Kaesong (Nordkorea)
    Besondere Gastfiguren: Gordon Dean, Luc Rienne (1. Auftritt), Desantis (1. Auftritt)
    Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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      5.6 Solo

      Die nächste Rachel-Folge und auch die ist wieder sehr gut. Rachel entwickelt sich immer mehr zum größten Pluspunkt der Staffel.

      Diesmal geht es darum, dass Rachel sich die Fähigkeiten draufschafft, die für so eine typische Alias-Mission notwendig sind und die Sydney schon am Anfang der Serie perfekt beherrscht hat: Kämpfen und in Undercover-Rollen schlüpfen. Und erneut ist es klasse, Rachels Entwicklung im Verlauf der Folge mitzuerleben. Am Anfang tut sie sich sehr schwer und vermasselt einiges – am Ende ist sie zwar immer noch meilenweit von Sydneys Souveränität entfernt, aber sie hat jetzt schon Erfahrungen gesammelt, sich in brenzlichen Situationen behauptet und etwas Selbstvertrauen gewonnen. Sie weiß jetzt, dass sie dem Team eine Hilfe sein kann, wenn es darauf ankommt, und dass in den Momenten, in denen sie immer noch überfordert ist und dazulernen muss, die anderen für sie da sind und ihr zur Seite stehen. Das sind wertvolle Erkenntnisse für sie.

      Herzstück der Folge ist ihr Solo-Einsatz auf dieser Bohrinsel, den ich sehr genossen habe. Die Spannung und der Unterhaltungswert ist durchgehend hoch. Rachel ist wahnsinnig süß, sympathisch und eine Augenweide und es ist toll mitzuverfolgen, wie sie die ganzen unterschiedlichen Stresssituationen meistert, mal mehr und mal weniger souverän, mal mit einem cleveren Einfall, mal mit ordentlich viel Glück. Aber gerade das macht es so unterhaltsam, dass eben nicht alles glatt läuft und Rachel auch mal ein Lapsus passiert, der Sydney nie passieren würde, aber trotzdem am Ende der Erfolg steht. Und Sydney als helfende Stimme in ihrem Ohr – oder als ihr Schutzengel, wie sie selbst es einst über Vaughn ausgedrückt hat – funktioniert ebenfalls hervorragend und ist ein fast genauso großer Pluspunkt dieser Mission und der ganzen Folge.

      Nebenbei lernen wir auch Rachels komplette Familie kennen und Sydney setzt mal wieder clever ihre Schwangerschaft ein, um einen Vorteil bei einer Mission zu gewinnen. Auch Vaughns vermeintlicher Tod wird weiterhin aufgegriffen: Man sieht Sydney trauern, auch wenn niemand dabei ist, aber wie gesagt: Traurig wäre sie auch, wenn Vaughn untergetaucht wäre, da er nicht bei ihr sein und die Zeit ihrer Schwangerschaft mit ihr gemeinsam verbringen könnte. Und wenn sie Vaughns Tod nur vortäuscht, würde sie Rachel gegenüber genauso überzeugend die trauernde Witwe spielen können. Weiterhin weigere ich mich, irgendwas davon als Beweis anzuerkennen.

      Zum Schluss sieht man erstmals in der Staffel Nadia, die im Koma liegt. Anerkennung an Mia Maestro dafür, dass sie für diesen Miniauftritt angetanzt ist, und Anerkennung an die Autoren, dass sie weiterhin dafür sorgen, dass man das nicht aus den Augen verliert. Es dürfte jedenfalls ein deutliches Zeichen dafür sein, dass sich in der Hinsicht noch was tun wird.

      5 Sterne

      Besuchte Orte: Marseille, Mumbai, südchinesisches Meer
      Besondere Gastfiguren: Gordon Dean, Kelly Peyton, Nadia, Nicole Gibson (1. Auftritt), Eric Gibson (1. Auftritt), Mr. Gibson (1. Auftritt), Mrs. Gibson (1. Auftritt)
      Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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        5.7 Fait Accompli

        In dieser Folge gibt es die große Abrechnung mit Gordon Dean und seiner Organisation. Dieses Kapitel, das am Anfang der Staffel aufgeschlagen wurde, wird einerseits abgeschlossen, andererseits wird alles auf eine neue Ebene angehoben.

        Es dreht sich dabei viel um Sloane, der seit einer Weile von Dean erpresst wird und nun einen cleveren Schachzug unternimmt – der aber letztlich auch die einzig sinnvolle Vorgehensweise war: Er kommt damit zur APO und macht reinen Tisch, sodass man gemeinsam gegen Dean in die Offensive gehen kann. Das führt dazu, dass man Dean endlich schnappen und seine Zelle dicht machen kann. Leider bedeutet es für Sloane allerdings keine Verbesserung. Denn an Deans Stelle tritt ein anderer mysteriöser Schattenmann, der anscheinend noch mächtiger ist und dort weiter macht, wo Dean aufgehört hat: Sloane erpressen, um ihn auf der dunklen Seite und von den anderen APO-Mitgliedern isoliert zu lassen. Man zwingt Sloane dazu Dean umzubringen und damit ist er schon sehr früh in der Staffel auf dem Pfad, auf dem er letztlich immer landet: Dem Richtung Hölle.

        Was man über diese Schattenorganisation, die über der von Dean steht, erfährt, lässt auf einen sehr mächtigen neuen Feind schließen – oder alten Feind? Die Parallelen mit der Allianz sind offensichtlich und werden auch in der Folge klar angesprochen. Zwölf Zellen, aktiv auf der ganzen Welt, unter der Oberfläche mit Verbindungen zu allen wichtigen Mächten. Ist das also die nächste Allianz – oder ist es einfach die Allianz? Auf jeden Fall zeigt sie ihre Macht, indem sie Nadia kurz aufwachen lässt. Effektiver hätte man Sloane wohl kaum manipulieren können. Man zeigt ihm, dass man die Möglichkeit hat, Nadia zu heilen, nimmt sie ihm aber auch sofort wieder. Die perfekte Mischung aus Hoffnung und Machtlosigkeit, die selbst jemanden wie Sloane zur willigen Marionette machen kann. Man gibt Mia Maestro nochmal einen etwas größeren Auftritt als in der vorherigen Folge, sie darf mehr tun als nur Komagemüse spielen. Schade nur, dass sie schon wieder weg ist, bevor Sydney mit ihr reden konnte.

        Schauen wir auch mal auf die neuen Figuren der Staffel: Rachel bekommt in dieser Folge nicht so viel zu tun, aber sie hat immerhin einen besonderen Moment, als sie Dean stellen und ausschalten darf. Dabei gefällt auch Sydneys trockener Kommentar, Rachel solle doch besser nochmal mit der Schaufel draufhauen, nur um sicher zu sein. Etwas schade ist, dass sie danach kaum in Deans Verhör involviert ist und keinen richtigen Abschluss mit ihm bekommt. Tom erfüllt seinen Zweck in der Handlung, ohne dabei irgendwie groß aufzufallen. Er ist mehr ein Handlungsutensil als ein Charakter. Renee bekommt auch wieder was zu tun. Einerseits ist es schon löblich, dass die Autoren Wege finden, sie weiterhin in die Handlung einzubauen, auch ohne dass die Desantis-Geschichte fortgesetzt wird. Andererseits muss man halt jedes Mal irgendeinen neuen Grund finden, sie diesmal mit einzubeziehen. Dass man dabei immer ausgerechnet sie mit einbezieht, macht es leider zunehmend konstruiert. Und Peyton schließt sich nun offenbar der neuen/alten Allianz an. Sehr gut, damit bleibt sie uns weiter erhalten. Sie hat eine Präsenz, mit der sie jede Folge, in der sie auftritt, aufwertet.

        Die Folge endet mal nicht mit einem Cliffhanger, sondern mit einer netten Szene, in der Jack und Sydney ein Gitterbett zusammenbauen, nur um festzustellen, dass sie es wieder zerlegen müssen, um es durch die Tür zu kriegen. Auch mal eine gute Möglichkeit, eine Folge zu beenden.

        4 Sterne

        Besuchte Orte: Rom, Dubai, Seattle
        Besondere Gastfiguren: Gordon Dean, Kelly Peyton, Nadia, Professor Choy, Joseph Ehrmann (1. Auftritt)
        Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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          5.8 Bob

          Die Idee hinter dieser Folge fand ich richtig genial. Rachel auf Sark treffen zu lassen, ohne zu wissen, wer er ist, und alle Entwicklungen, die das nach sich zieht, machen diese Folge zu einer besonders spaßigen und denkwürdigen.

          Man freut sich schon, sobald man merkt, dass es wieder eine Folge wird, in der Rachel eine größere Rolle spielt. Rachel-Screentime war in der bisherigen Staffel immer Highlight-Screentime, die man ganz besonders genossen hat, vor allem wenn man sehr viel davon serviert bekam und wenn Rachel sich dafür in Schale werfen durfte. Dann geht die Mission los – und man hört auf einmal Sarks Stimme, die man natürlich sofort erkennt. Sobald er dann auch leibhaftig bei Rachel im Fahrstuhl auftaucht, kann man sich eigentlich schon denken, wie es weitergehen wird. Oder vielmehr: Man hofft, dass es so weitergeht – und wird absolut nicht enttäuscht.

          Um es kurz zu machen: Rachel und Sark landen in der Kiste und das passt irgendwie perfekt. Dass die beiden sich sofort sympathisch und anziehend finden, ist alles andere als schwer zu glauben, sondern geradezu unvermeidlich. Die Gespräche zwischen ihnen sind klasse, weil man beide natürlich viel besser kennt, als sie sich gegenseitig kennen, und genau weiß, wovon sie da reden. Die Szenen, in denen sie ohne Wissen der jeweils anderen Person die gleiche Mission durchführen, machen schon Spaß. Aber die Szenen danach, in denen es zwischen ihnen endlich und zwangsläufig zur Sache geht, die feiert man richtig ab.

          Unbezahlbar ist natürlich Rachels Gesicht, als sie wieder zurück in Los Angeles ist und erfährt, wer Sark wirklich ist. Man könnte sich fragen, ob Rachel bei ihrer Einweisung bei der APO keine Einführung zu den wichtigsten Personen bekommen hat, aber egal. Ebenso unbezahlbar ist Sydneys Gesicht, als ihr klar wird, was gerade in Rachels Kopf vorgeht. Und das darauffolgende Wiedersehen der beiden nach der Erkenntnis ist natürlich auch herrlich. Etwas schade fand ich nur, dass Sark die Rolle desjenigen annimmt, der sich darüber lustig macht, und Rachel die Rolle derjenigen, der das alles peinlich ist – umgekehrt oder wenn Rachel auch lockerer damit umgehen würde, wäre es weniger klischeehaft. Andererseits passt ihre jeweilige Reaktion natürlich eher zu ihrer jeweiligen Persönlichkeit, also passt es schon. Und die Wortgefechte der beiden, während sie notgedrungen zusammenarbeiten müssen, sind schon ein Genuss.

          Die gesamte Folge überzeugt auf der Spaß- und Entertainment-Ebene vollkommen. Da kann man fast vergessen, dass es eigentlich um eine Mission geht, bei der viel auf dem Spiel steht. Die ernsteren Situationen inklusive Geiselnahme, Folter und Bombenterror gehen neben dem ganzen Spaß total unter. Nicht unerwähnt bleiben soll dennoch die Nebenhandlung mit Jack und der britischen Agentin, weil es offensichtlich ist, dass zwischen den beiden mehr vorgeht. Aber es bleibt bei Andeutungen und führt dann weiter zu nichts.

          Die Hälfte der 5. Staffel ist fast rum und bis jetzt waren die größten Highlights ausnahmslos Rachel-Folgen. Man kann echt sagen, dass Rachel bisher der große Star dieser Staffel ist.

          5 Sterne

          Besuchte Orte: Sibirien, Yorkshire, Sao Paulo, Malaga, Nassau, Tunesien
          Besondere Gastfiguren: Sark
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            5.9 The Horizon

            Diese Folge liegt exakt in der Mitte der Staffel und man hat auch irgendwie das Gefühl, dass sie einen Wendepunkt in der Staffel markiert.

            Die Bösen entführen Sydney und kramen in ihrem Gedächtnis herum, um eine ganz bestimmte Information daraus zu extrahieren. Dafür zeigen sie ihr in Halluzinationen besondere Momente mit ihr und Vaughn aus der Vergangenheit bzw. aus Sydneys Fantasie. Das gibt einerseits Michael Vartan die Gelegenheit, für einen Gastauftritt zur Serie zurückzukehren, und andererseits den Autoren die Gelegenheit für eine kleine Reise durch die gesamte Serie mit einer Reihe von Rückblicken, wobei der Fokus auf Sydney-und-Vaughn-Schlüsselszenen liegt.

            Wir sehen unter anderem nochmal den Heiratsantrag im Flugzeug aus Folge 4.21, das nordkoreanische Gefangenenlager aus Folge 3.12, das Treffen am Pier aus Folge 1.4, bei dem Sydney ihr Handy in den Pazifik geworfen hat, und ihre erste Missionsbesprechung im Blutspendewagen aus Folge 1.2 – und dabei ist eine Sache sehr auffällig: Man erkennt sofort in der ersten Sekunde, um welche Szene es sich handelt, und zwar allein aufgrund der charakteristischen Farbgebung und Setgestaltung. Dadurch wird einem etwas erst so richtig klar, was einem bisher gar nicht in dem Ausmaß bewusst war, obwohl es die Wertschätzung für die Serie noch einmal stark erhöht: Wie viel Mühe sich die Macher geben, jede einzelne Szene einzigartig zu machen und herausstechen zu lassen.

            Auch die Szene im Krankenhaus aus Folge 5.1 sehen wir noch einmal und dabei fallen ein paar Dinge auf: Der Becher mit Strohhalm, aus dem Sydney Vaughn trinken lässt, wird ihr von einem Krankenhausmitarbeiter gereicht. Und Sydney erinnert sich daran, dass anschließend Vaughns Organe versagt hätten. Außerdem sagt Vaughn zweimal, er müsse fortgehen. Nicht sterben, fortgehen, gefolgt von dem bekannten Zitat, er und Sydney würden sich immer finden. Bei all dem muss man aber berücksichtigen, dass Sydney zu diesem Zeitpunkt bereits klar war, dass sie gerade ausgehorcht wird.

            Obwohl Sydney im Mittelpunkt steht, bietet die Folge nebenbei auch interessante Entwicklungen bei den anderen Figuren. Besonders hängen bleibt Peytons Killermission in San Francisco, bei der Amy Acker ihre Wandelbarkeit beweist und ihr berühmtes Charisma sowohl in der zuckersüßen als auch der eiskalten Form zeigt. Renee hat hier ihren zweiten größeren Auftritt, der dem einer Hauptfigur tatsächlich würdig ist – in der neunten Folge, in der sie als Hauptfigur gelistet ist. Über Tom erfahren wir, dass er verheiratet war, was ihn aber auch nicht interessanter macht. Bei Sloane sehen wir, dass er weiterhin in der Tasche der Bösewichter steckt, dass er die anderen anlügt und ziemlich isoliert wirkt.

            Wie wir es von Alias kennen, wird mal wieder kurzer Prozess mit einem offenen Handlungsfaden gemacht, indem Desantis hier von Renee getötet wird. Das macht diesen Handlungsstrang allerdings im Nachhinein noch belangloser, vor allem da es Renee offenbar nicht für wichtig hielt, Desantis vorher danach zu fragen, wo nun ihr Vater abgeblieben ist. Stattdessen erfahren wir am Schluss, dass Irina bei dieser Allianz-artigen Schattenorganisation dabei ist, womöglich sogar sehr weit oben. Sie sucht in Sydneys Kopf nach einem „Horizon“, der als neues größeres Mysterium aus dieser Folge zurückbleibt. Sydney hat ihr die Bezeichnung „X23 Norte“ als Hinweis mitgegeben, doch wir erfahren dann, dass Sydney das Spiel durchschaut und einen falschen Hinweis genannt hat. Und der zweiteilige Cliffhanger mit dem Kinderzimmer in Ungarn und der Erkenntnis, dass Sydney auf einem riesigen Schiff im Ozean festsitzt, verstärkt das Gefühl, dass diese Folge etwas Neues lostritt, was gleichzeitig der Anfang vom Ende der Serie sein könnte.

            4 Sterne

            Besuchte Orte: San Fancisco, Madrid, Ungarn
            Besondere Gastfiguren: Vaughn, Irina, Peyton, Desantis, Dr. Lynn, Dr. Gonzalo Burris (1. Auftritt)
            Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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              5.10 SOS

              In dieser Folge muss das APO-Team sich gegen die CIA stellen, nachdem es festgestellt hat, dass diese unterwandert wurde. Dass die Hauptfiguren auf eigene Faust gegen die eigene Organisation arbeiten müssen, ist ein sehr beliebtes Mittel in Agentengeschichten, weil es zusätzliche Brisanz und Spannung in die Handlung bringt – und das ist hier nicht anders.

              Erst einmal offenbart der Vorspann, dass es eine Änderung beim Hauptcast gegeben hat: Renee hat den Status als Hauptfigur verloren und stattdessen ist Peyton in den Hauptcast aufgestiegen. Beides sind nur konsequente Schritte. Renee ist in der bisherigen Staffel für eine Hauptfigur viel zu selten in Erscheinung getreten und es hat den Anschein erweckt, als wüssten die Autoren gar nicht so richtig, was sie mit ihr anfangen sollen. Die Frage ist schon, warum man sie überhaupt als neue Hauptfigur eingeführt hat und dann kaum was daraus gemacht hat. Warum hat sie sich nicht der APO angeschlossen? Womöglich hatte man weitergehende Pläne mit ihr, die man aus irgendeinem Grund relativ schnell verworfen hat. Peyton dagegen habe ich bei jedem ihrer Auftritte gelobt, sie hat sofort Interesse geweckt und immer etwas Besonderes zur jeweiligen Folge beigetragen. Amy Acker ist einfach eine Bank, in jeder Serie, in der sie dabei ist.

              Die APO-Mission im CIA-Hauptquartier ist dann wie erwartet sehr gelungen. Weil mal wieder alle Teammitglieder sehr gut zusammenarbeiten und jedes einzelne etwas Sinnvolles zur Mission beisteuern darf. Weil alles wie eine typische Alias-Mission wirkt, mit cleveren Einfällen und aufregenden Wendungen im Minutentakt – nur dass sie diesmal im Herzen des eigenen Geheimdienstes stattfindet, was die Situation ziemlich speziell macht. Weil es Weiss die Gelegenheit gibt, für einen Gastauftritt zurückzukommen und den alten Kameraden zu helfen – man hatte seinen Wechsel nach Langley am Anfang der Staffel vorbereitet, deswegen ergibt sich das sehr organisch. Und weil durch Toms Alleingang währenddessen nochmal eine zusätzliche Spannungsebene ergänzt wird. Tom sucht hier offensichtlich nach dem Mörder seiner Frau, ohne die anderen einzuweihen, was seiner Figur endlich mal etwas mehr Profil gibt. Also insgesamt eine rundum gelungene Sequenz, die als Highlight aus der Folge heraussticht und auch die ganze Folge als Highlight aus der Staffel herausstechen lässt.

              Parallel dazu findet das ganze Geschehen mit Sydney auf diesem Schiff statt, bei dem Sydney dann auf dem Operationstisch landet und ziemliche Angst um sich und ihr Baby hat. Nach ihrer Rettung stellt man dann fest, dass Sydneys Kidnapper ihrem Baby das Leben gerettet haben, und alle sind ganz überrascht. Wir Zuschauer wissen aber bereits, dass Irina diese Mission geleitet hat, der natürlich viel an Sydneys Wohl und dem ihres Kindes gelegen sein dürfte, deswegen kommt diese Wendung für uns alles andere als überraschend. Irina bleibt zwar eine undurchsichtige Figur, aber dass ihre Mutterliebe nicht gespielt ist, hat die Serie doch inzwischen immer wieder sehr deutlich gemacht, würde ich sagen.

              5 Sterne

              Besuchte Orte: Langley, Washington DC, Nordatlantik
              Besondere Gastfiguren: Devlin, Davenport, Dr. Lynn, Weiss, Ehrmann
              Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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                5.11 Maternal Instinct

                Das Hauptereignis dieser Folge ist sicherlich die Geburt von Sydneys Tochter und die gesamte Handlung der Folge ist da drumherum gestrickt, fügt sich aber auch völlig nahtlos in den aktuellen Handlungsbogen ein.

                Die Autoren haben ganz bewusst eine Situation kreiert, bei der sowohl Sydneys Mutter als auch ihr Vater bei der Geburt dabei sein können. Und sie sind nicht einfach nur dabei, die drei sind auch ganz unter sich – von einer kurzen Störung durch Peyton abgesehen. Man geht dabei auch noch einmal besonders deutlich auf Irinas widersprüchliche Persönlichkeit ein, wahrscheinlich so deutlich wie nie zuvor in der Serie. Einerseits verfolgt sie mit großer Entschlossenheit ihre Mission, wobei wir immer noch nicht genau wissen, worin die eigentlich besteht und wem gegenüber sie loyal ist – falls es nicht ohnehin so ist, dass ihre Loyalität allein sich selbst gilt. Andererseits ist es unbestreitbar, dass ihre Muttergefühle echt sind und dass Sydney ihr ganz genau so wichtig ist. Sie kämpft mit diesen beiden Prioritäten, seit wir sie kennen. In dieser Folge gewinnt – nach einigem Hin und Her – letztendlich Sydney. Beim nächsten Treffen kann das schon wieder anders sein.

                Irina sagt da ein paar unverhohlen ehrliche Sätze zu Sydney, die zugleich sehr aufschlussreich und schwer mit anzuhören sind. Besonders genau hört man auch hin, wenn die beiden über Vaughn sprechen. Sydney verrät ihrer Mutter natürlich nicht das, was sich später in der Folge als Wahrheit herausstellt. Und als Irina gefragt wird, ob sie Vaughns Tod angeordnet hat, gibt sie keine direkte Antwort. Es fügt sich aber alles sehr gut mit früheren Szenen zusammen, da war schon immer ein Privatduell zwischen Vaughn und Irina im Gange. Man geht auch nochmal auf das Gespräch der beiden in Sovogda ein, zu dem wir nun alle Zusammenhänge kennen. Die Autoren haben in diesem Punkt sehr gewissenhaft gearbeitet.

                Unnötig zu erwähnen, dass Jennifer Garner die Szenen vor und während der Geburt sensationell spielt, aber die auch hier wieder extrem gute Leistung von Synchronsprecherin Carola Ewert muss ich noch einmal hervorheben.

                In der Nebenhandlung wird die APO-Zentrale von Devlin durchleuchtet, was für den kollaborierenden Sloane eigentlich ein großes Problem darstellt. Aber er manipuliert erfolgreich Rachel dazu, seine Spuren zu verwischen, ohne dass diese das überhaupt begreift. Das ist endlich wieder der Sloane, den man in den ersten beiden Staffel zu hassen geliebt hat. Auch Tom erzählt Rachel was vom Pferd, als diese ihn nach seinen Nachforschungen bezüglich das Mörders seiner Frau fragt. Dieser Nebenhandlungsstrang erzeugt sogar ein gewisses Interesse, wenn auch kein sehr großes, aber man ist doch gespannt, was noch daraus wird.

                Tja, und beim Cliffhanger der Folge konnte ich eigentlich nur denken: Ich wusste es!

                5 Sterne

                Besuchte Orte: Washington DC, Paris, Vancouver, Bhutan
                Besondere Gastfiguren: SPOILERVaughn, Irina, Renee, Isabelle (1. Auftritt), Devlin, Davenport
                Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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                  5.12 There’s Only One Sydney Bristow

                  Sydney ist in der letzten Folge Mutter einer kleinen Tochter geworden und ist damit nun bereit, ihren Job wieder aufzunehmen und zurück in Aktion zu treten – zufällig gerade rechtzeitig zur 100. Folge der Serie.

                  Oft versuchen Serien in ihrer 100. Folge etwas Besonderes zu machen, was bei Alias aber wohl gar nicht so einfach ist, weil die Serie ohnehin versucht, aus jeder Folge ein besonderes Highlight zu machen. Trotzdem hat Alias es immer wieder geschafft, in so manchen Folgen nochmal eins draufzusetzen und ein Erlebnis zu schaffen, wo einem echt die Spucke wegbleibt. Zum Jubiläum lässt man definitiv nichts unversucht: Wir dürfen Sydney und Will noch einmal zusammen erleben, sowohl als alte Freunde als auch im Zusammenspiel auf einer gemeinsamen Mission. In beiden Fällen stimmt die Chemie noch so, als wäre Will nie weg gewesen. Sydney darf auch nochmal gegen ihre alte Erzrivalin Anna Espinosa antreten. Parallel dazu bekommt Sloane erstmals die zwölf Köpfe der neuen Allianz zu sehen, was durchaus ein eindrucksvoller Moment ist, obwohl gar keine alten Bekannten dabei sind, sondern nur irgendwelche No-Names. Aber die Szene erinnert sehr an die Verschwörer aus Akte X.

                  Man bemüht sich auch, das ein oder andere Leckerli für die Fans unterzubringen, so erinnert beispielsweise die Szene, in der Sydney Will befreit, stark an eine sehr ikonische ähnliche Szene aus der Staffel-1-Folge Rendezvous, inklusive eines sehr ähnlichen Outfits bei Sydney. Oder auch die Anspielung mit Annas Kuss auf die Glasscheibe, den wir schon sowohl von ihr als auch von Sydney als Retourkutsche gesehen haben. Mit den beiden CIA-Babysitting-Special-Agents wird etwas angenehm leiser Humor reingebracht und Sydney versteht es, wie schon bei ihrer Schwangerschaft, auch ihre Stillzeit auf der Mission zu ihrem Vorteil einzusetzen. Etwas fies fand ich, wie Sydney und Will über die portugiesische Sprache herziehen und als „tote Sprache“ bezeichnen und umso ironischer, weil die beiden dabei mit einem französischen Akzent sprechen.

                  Der Cliffhanger aus der letzten Folge wird nicht groß weiterverfolgt, aber man gibt uns immerhin ein paar zusätzliche Informationen dazu, die weitere Teile meiner Theorie bestätigen: Dass alles von Sydney und Jack zusammen inszeniert war und die beiden allen anderen etwas vormachen. Dafür präsentiert man uns in dieser Folge einen neuen heftigen Cliffhanger, der die ganze Folge über eifrig Schritt für Schritt vorbereitet wird, sodass er gar nicht mehr so überraschend kommt.

                  Da Anna nun mit Sydneys Gesicht rumläuft und da man uns in der Folge auch noch einmal die berühmte Seite 47 aus Rambaldis Prophezeiung zeigt, drängt sich automatisch die Frage auf, ob nun doch Anna Espinosa die Auserwählte ist, die „die größte Macht der Welt in völlige Verwüstung stürzen“ wird. Aber dieser Köder der Autoren ist eigentlich ziemlich wirkungslos, schließlich haben die Ereignisse in Sovogda bereits zweifelsfrei bestätigt, dass Sydney die Auserwählte ist. Andererseits – und darauf weist Sydney nochmal hin – wurde wiederum deutlich früher in der Serie ausgeschlossen, dass Sydney es ist. Das passt also nach wie vor alles nicht ganz zusammen.

                  Ist die 100. Folge also die erwünschte Highlight-Folge? Sie hat definitiv einige Elemente mit großem Highlight-Charakter und ist auch definitiv eine der besten Folgen der bisherigen 5. Staffel, aber so der ganz große Wurf, diese Aneinanderreihung von bombastischen Momenten, wie es im Verlauf der Serie schon so einigen Folgen gelungen ist, kann diese Folge nicht bieten. Insofern gehen die Pläne der Autoren hier nur zum Teil auf.

                  5 Sterne

                  Besuchte Orte: Minsk, Moskau, Lissabon
                  Besondere Gastfiguren: Will, Anna Espinosa, Ehrmann, Dr. Gonzalo Burris, Isabelle
                  Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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                    5.13 30 Seconds

                    Die Folge markiert das lang erwartete Erwachen von Nadia aus ihrem Koma. Doch die Freude über ihre Rückkehr währt nicht lange, sondern verwandelt sich recht schnell in Frustration und Verärgerung.

                    Man hat im Lauf der Staffel Nadias Koma immer wieder mal aufgegriffen, sodass es klar war, dass es irgendwann enden würde – und in dieser Folge ist es schließlich so weit. Nadia ist danach sehr prominent in die Folge eingebunden, hat ein paar schöne Szenen mit ihrem Vater, ihrer Schwester und ihrer neugeborenen Nichte und darf sogar zusammen mit Jack auf eine kleine Mission gehen. (Nur von Weiss fehlt jede Spur – den hätte man gerne auch noch mal kurz zurückholen können.) Nach der langen Zeit der Ungewissheit nach den Ereignissen im letzten Staffelfinale freut einen das ungemein.

                    Doch dann folgt diese unsägliche Szene bei Sloane zu Hause – und ich muss echt sagen: In fünf Staffeln Alias ist das die Szene, über die ich mich am meisten aufgeregt habe. Nicht nur, weil ich es immer hasse, wenn frühere Hauptfiguren wieder zurückgeholt werden, nur um sie sterben zu lassen. Sondern auch die absolut billige Art und Weise, wie es passiert, hat mich sehr geärgert: Sie wird von Sloane in einen Glastisch geschupst und bekommt ganz dumm eine Glasscherbe in den Hals. Wie oft ist Sydney schon im Lauf der Serie in eine Glasscheibe oder einen Spiegel gestürzt, ohne den geringsten Kratzer davonzutragen? Und wenn es Nadia mal passiert, geht sie gleich drauf?

                    Doch damit nicht genug: Anstatt diesem schockierenden Moment die emotionale Nachwirkung zu gewähren, die er nötig hätte, folgt direkt danach eine „lustige“ Szene, in der Marshall in Jacks Büro mit Spielzeugautos herumalbert. Wem bitte ist denn in diesem Moment nach Comedy zumute? Das wirkt in dieser Abfolge total unwürdig und respektlos, als wäre Nadia den Autoren völlig egal. Der einzige Grund für mich, diese dämliche Wendung irgendwie schlucken zu können, ist der, dass damit letztlich Rambaldis Prophezeiung doch noch erfüllt wurde: Die beiden Schwestern haben gegeneinander gekämpft und eine der beiden hat letztlich nicht überlebt – auch wenn ihr Tod noch etwas hinausgeschoben wurde.

                    Ach ja, Renee stirbt in dieser Folge übrigens auch, nachdem sie nochmal einen deutlich größeren Auftritt hatte als in den meisten Folgen, in denen sie als Hauptfigur gelistet war. Und nachdem Sydney vorschlägt, sie solle sich doch der APO anschließen – ein Vorschlag, den ich den Autoren gerne sehr viel früher gemacht hätte. Damit geht ein eher missratenes Kapitel der Serie zu Ende: Renee wurde am Anfang der 5. Staffel als neue Hauptfigur eingeführt, hatte danach aber nur 6 Auftritte, von denen maximal 2 ein einer Hauptfigur würdiges Ausmaß hatten. Mit Folge 5.10 wurde sie zur Gastfigur degradiert und hatte dann nur noch zwei Gastauftritte, bevor man sie nun endgültig losgeworden ist. Auch auf sehr unwürdige Weise: Anna in Sydneys Gestalt schlitzt ihr im Vorbeigehen die Kehle auf und sie stirbt in dem Glauben, Sydney hätte sie getötet. Die Geschichte um den Verbleib ihres Vaters bleibt damit unaufgelöst.

                    Ein absolutes No-Go ist auch die Ford-Werbung in dieser Folge. Wenn mal ein Logo etwas länger und prominenter als nötig eingeblendet wird, kann ich das noch akzeptieren, aber sobald es in den Dialog eingebaut wird, ist bei mir die rote Linie überschritten.

                    Rachel hat auch in dieser Folge nicht viel zu tun, sondern beschränkt sich größtenteils auf Telefondienst. Es ist schon auffällig: Seit Sydney wieder voll im Einsatz ist, hat man Rachel irgendwie aufs Abstellgleis verfrachtet. So schön es ist, Sydney wieder in absoluter Bestform zurückzuhaben, ist es doch sehr schade für Rachel. Aus ihrer tollen Charakterentwicklung in der ersten Staffelhälfte wird nun leider viel zu wenig Profit geschlagen.

                    Und Sloane hat nun wieder den Punkt erreicht, den er schon in den letzten beiden Staffeln irgendwann erreicht hatte: Der Rambaldi-Wahn hat letztlich die Überhand gewonnen und ihn alles andere gekostet, was ihm wichtig war. Erneut hat er es sich mit allen Serienhelden verscherzt, erneut findet er sich im Dunstkreis der Bösewichter wieder und erneut wandelt er den Pfad der dunklen Seite. Und diesmal, so scheint es, endgültig und unwiderruflich.

                    4 Sterne

                    Besuchte Orte: Dschaipur, Paris, Zürich, Ghana
                    Besondere Gastfiguren: Renee, Nadia, Anna Espinosa, Isabelle, Ehrmann
                    Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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                      5.14 I See Dead People

                      Wenn man es so interpretiert, dass Alias mit einem vierteiligen Finale endet, dann wären wir mit dieser Folge schon in Teil 1 des Serienfinales! Die Handlung zieht jedenfalls merklich an und ein kleines bisschen Endspielatmosphäre ist schon spürbar.

                      Was Sydney, Jack und ehrlicherweise auch wir schon lange wussten, erfährt nun auch der Rest der Welt inklusive Prophet Five, Anna Espinosa und der übrigen APO-Mitglieder: Vaughn lebt, sein Tod wurde inszeniert, um ihn vor Prophet Five zu schützen, damit er in Ruhe genesen kann. Die ganze Sequenz mit ihm, Anna und Sydney im Himalaya ist irre spannend und das absolute Highlight dieser Folge. Das Knistern entsteht dadurch, dass ein folgenlang strengstens gehütetes Geheimnis gelüftet wird und es direkt so aussieht, als wäre alles für die Katz gewesen. Denn die Bösen erfahren viel zu schnell und einfach davon und prompt wird Sydney ausgeschaltet und der scheinbar nichtsahnende Vaughn gerät in Annas Fänge. Untermalt werden die nervenaufreibenden Ereignisse durch die eindrucksvolle Landschaft in Nepal – jedoch unterläuft den Autoren hier ein Fehler, der nicht passieren darf, denn drei Folge zuvor war Vaughns Versteck noch in Bhutan verortet. Das ist keineswegs egal, denn so direkt um die Ecke sind die beiden Örtlichkeiten auch nicht, es gibt nicht mal eine gemeinsame Ländergrenze.

                      Große Klasse ist in dieser Folge Vaughns Verhalten, denn er lässt sich absolut nicht anmerken, dass er Anna in dem Moment durchschaut hat, als sie sich küssen. Man fragt sich die ganze Zeit, ob er etwas gemerkt hat, denn er stellt so ein paar Fragen, die als Test gedacht sein könnten, wie die nach Isabelles Namensgebung. Aber es ist keineswegs offensichtlich, gleichzeitig verhält er sich Anna gegenüber sehr vertrauensvoll, lässt sich von ihr sogar operieren. Erst in Hamburg, als Anna die ungeladene Waffe auf ihn richtet, wird klar: Vaughn wusste es die ganze Zeit, der Kuss hat es ihm verraten und mindestens die eine Erwährung von Cartagena war ein Test, den Anna nicht bestanden hat.

                      Aber auch Jennifer Garner und in der deutschen Version Carola Ewert machen ihre Sache hervorragend. Wenn sich eine Figur als eine andere ausgibt, kommt das in manchen Serien zu offensichtlich rüber und man wundert sich, dass die anderen Figuren das nicht sofort merken. Hier bei Alias erkennt man zwar, wenn man darauf achtet, sehr gut, wann Garner bzw. Ewert Anna spielen und wann Sydney, aber sie machen es noch subtil genug, dass man durchaus glauben kann, dass Ahnungslose darauf reinfallen könnten.

                      Das einzige Element der Folge, das mir nicht so gefallen hat, ist Nadias Rückkehr als Geist bzw. Halluzination von Sloane. So etwas in der Art gab es bisher in der Serie nicht und es passt nicht so recht, außerdem wirkt Nadia nicht gerade wie Nadia. Aber immerhin erlaubt es Mia Maestro noch etwas länger in der Serie dabei zu sein, also hat es auch etwas Gutes.

                      Zum Schuss macht die Serie mal wieder kurzen Prozess – diesmal in Person von Sydney, denn sie erschießt die seit der dritten Folge in der Serie präsente Anna Espinosa und beendet damit diesen fünfjährigen Konkurrenzkampf mit einem Wimpernschlag. Und dann dreht Sydney den Spieß einfach um: Sie gibt sich als Anna aus, die sich als falsche Sydney ausgibt, und infiltriert so die feindliche Organisation. Mal wieder einer dieser ganz besonders vielversprechenden Cliffhanger.

                      5 Sterne

                      Besuchte Orte: Nepal, Zürich, Hamburg
                      Besondere Gastfiguren: Sark, Vaughn, Nadia, Isabelle, Anna Espinosa
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                        5.15 No Hard Feelings

                        Ob es jetzt der zweite Teil des vierteiligen Finales ist oder die letzte Folge vor dem zweiteiligen Finale oder einfach eine der letzten Folgen im großen Endspurt der Serie, ein besonderes Highlight ist diese Folge so oder so.

                        Es geht so weiter, wie die letzte Folge geendet hat, mit Sydney, die sich als Anna in Gestalt von Sydney ausgibt – und erneut ist die außergewöhnlich gute Darbietung von Jennifer Garner und ihrer Synchronsprecherin Carola Ewert hervorzuheben. Sie geben eine extrem gute Sydney, die sich als Anna ausgibt, zum Besten, sodass es glaubwürdig und gleichzeitig klar erkennbar bleibt. Sie schaffen es auch perfekt, es von der umgekehrten Variante aus der letzten Folge abzugrenzen: Anna, die sich als Sydney ausgibt, und Sydney, die sich als Anna ausgibt, sind deutlich unterscheidbar und beide sehr gut getroffen. Ebenso grandios von Ron Rifkin gespielt ist Sloanes Reaktion auf die Nachricht von Sydneys vermeintlichem Tod. Man sieht sofort, dass es ihm was ausmacht, obwohl es auf subtilste Art und Weise vermittelt wird, sodass man es abkaufen kann, dass die anderen Figuren es nicht merken. Und es wird kurz darauf auch durch seine Ankündigung bestätigt, Anna selbst töten zu wollen: Sloane hat tatsächlich sehr viel für Sydney übrig, so wie er immer behauptet hat.

                        Vaughn trifft sich in Hamburg mit Dixon und erklärt ihm im Detail, wie man seinen Tod vorgetäuscht hat – und es lief haargenau so ab, wie ich es von Anfang an vermutet hatte. Dann kommt mal wieder so eine Posse mit Alias und der deutschen Sprache, da hatten wir ja schon einige Kuriositäten. Diesmal hat Marshall Probleme mit den deutschen Texten eines Verkehrsleitsystems. Das hört sich in der deutschen Version alles sehr unsinnig an, vor allem weil man mal wieder bequem war und es 1:1 übernommen hat: „Marshall, ich brauche grün, und zwar sofort!“ „Das sagt sich so leicht. Hier ist alles auf deutsch! Anschlag?“ „Nein, grün!“ Überhaupt: Wieso steht da „Anschlag“? Welche Funktion soll das bei einer Ampel sein?

                        Es folgt die Sequenz mit Sydneys und Sarks Gefängniseinschleusung und anschließendem Ausbruch, die ich in seiner Gesamtheit wirklich hervorragend fand. Im Grunde spielt man hier eine komplette Staffel von Prison Break nach – und das in der Laufzeit einer halben Folge! Nicht umsonst gehört Alias zu den heißesten Anwärtern für den Titel „rasanteste Serie der Welt“. Sark, der Sydney natürlich auch die ganze Zeit für Anna Espinosa hält, tut sich mal wieder mit einem genialen trockenen Spruch hervor: „Sie sehen besser aus als je zuvor.“ Der ganze Schlagabtausch der beiden, ihr Zusammenwirken und die gegenseitigen Täuschungen sind höchst unterhaltsam und eine weitere Bestätigung dafür, dass Sark immer eine Bereicherung für die Serie ist und war.

                        Grandios ist auch alles, was Sydneys Treffen mit dem geheimnisvollen alten Mann betrifft, der sich „die Rose“ nennt. Da kommt mal wieder diese starke mystische Atmosphäre rüber, die ebenfalls immer eine Bereicherung für die Serie war. Es wird recht offensichtlich angedeutet, dass dieser Mann ein Zeitgenosse von Milo Rambaldi war, der jahrhundertelang einen Schatz gehütet und auf Sydneys Ankunft gewartet hat und dabei irgendwie den Lauf der Zeit überdauern konnte. Das erinnert ungemein an diesen Tempelritter aus Indiana Jones und der letzte Kreuzzug. Könnte es am Ende sogar Rambaldi selbst sein? Irgendwie hatte ich einen Narren an der Idee gefressen, dass er irgendwann noch persönlich in der Serie auftritt, muss aber zugeben, dass die Folge nichts Substanzielles hergibt, um die Theorie zu untermauern.

                        Fehlt nur noch die Nebenhandlung von Tom und Rachel, die in der Folge vonstatten geht: Tom sucht immer noch die Mörder seiner Frau und Rachel hilft ihm jetzt dabei. Diese Nebenhandlung hat für die beiden Hauptfiguren eigentlich genau den jeweils gegenteiligen Effekt: Für Tom ist es tatsächlich die einzige Gelegenheit in der ganzen Staffel, etwas aus seinem Dasein als reinem Handlungsutensil auszubrechen. Diese kleine Tragödie um seine Frau gibt ihm zumindest ein bisschen Profil, sodass er nicht völlig austauschbar wirkt, als ob seine Rolle auch jeder andere hätte übernehmen können. Rachel auf der anderen Seite ist in dieser Nebenhandlung total verschenkt. Ich kann nur wiederholen, wie schade ich es finde, dass sie so in den Hintergrund gerückt ist, seit Sydney wieder volle Handlungsfähigkeit hat. Man hatte sie doch so toll entwickelt.

                        Ein paar mal hat die 5. Staffel schon leicht an der Höchstpunktzahl gekratzt, aber hier bleibt mir nichts mehr anderes übrig:

                        6 Sterne

                        Besuchte Orte: Zürich, Rom
                        Besondere Gastfiguren: Vaughn, Sark, Isabelle, „die Rose“ (1. Auftritt)
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                          5.16 Reprisal

                          Es besteht kein Zweifel mehr, dass wir uns mitten im Serienfinale befinden. Die Folge versprüht von der ersten Sekunde an starke Final-Atmosphäre. Dafür hat man sich extra ein paar Ideen, die so mancher schon viel früher in der Serie erwartet hätte, für ganz zum Schluss aufgehoben.

                          Die Folge beginnt mit einem stimmungsvollen Monolog, gefolgt von einer wahnsinnig rasanten Montage von parallel stattfindenden Missionen. Natürlich sticht die Mission von Sydney in Sydney am meisten heraus. Die altbekannte Ortstafel mit dem zweideutigen Text ist wie ein besonderes Aha-Erlebnis. Man wundert sich, dass die Macher erst in der vorletzten Folge auf diesen Kniff zurückgreifen, aber wahrscheinlich haben sie es ganz bewusst fürs Serienfinale aufgehoben. Die gesamte Sequenz zeigt nochmal besonders deutlich eine der ganz großen Qualitäten von Alias: Wie unheimlich viel Handlung sie mit eleganter Drehbuch- und Schnittarbeit in sehr wenig Sendezeit reinbekommen. Wir erleben hier sechs komplette Missionen in ebenso vielen Minuten und jede hat ihre Besonderheiten mit mehreren Wendungen, wo die jeweiligen Hauptfiguren nochmal ihre individuelle Klasse zeigen dürfen. Und damit ist diese Folge auch die Alias-Folge mit den meisten Einsatzorten: Es sind ganze neun, so viele wie in keiner anderen Folge der Serie!

                          Anschließend überrascht die Folge einen im positivsten Sinne damit, dass sie proaktiv nochmal auf den scheinbaren Widerspruch mit Sydneys Rolle als Auserwählte und Rambaldis Worten, sie würde nie den Himmel am Monte Subasio sehen, eingeht. Denn man hatte schon irgendwie befürchtet, die Autoren würden das einfach unter den Tisch fallen lassen – und 95% aller heutigen (und wahrscheinlich auch damaligen) Drehbuchschreiber würden das wohl genau so machen. Aber die Alias-Autoren haben es nicht vergessen – und später in der Folge, als es dann tatsächlich zum Monte Subasio geht, schaffen sie es tatsächlich, diesen Widerspruch aufzulösen! Ich kann gar nicht genug betonen, wie hoch ich das ihnen anrechne.

                          Die Entführung von Marshall und Rachel ermöglicht es beiden nochmal so richtig zu glänzen. Auch wenn es nicht schön ist mit anzusehen, wie die beiden gefoltert werden, freut man sich doch, dass sie nochmal so eine große Rolle in der Folge bekommen. Marshall darf noch einmal sein volles Marshall-Repertoire auspacken, samt Marshall-Sprüchen und Marshall-Genialität, wofür wir ihn die ganze Serie über gefeiert haben. Und dass Rachel nochmal mehr zu tun bekommt, nachdem sie in der zweiten Staffelhälfte so sträflich vernachlässigt wurde, ist auch eine große Freude. Ihr BH-Trick entschädigt in mehrfacher Hinsicht so ein bisschen für ihre wenige Screentime seit der Staffelmitte.

                          Spätestens mit dieser Folge ist es ganz offensichtlich: Sloane ist und war immer der eindeutige Haupt-Bösewicht der Serie. Sämtliche anderen Fieslinge und selbst die größten weltumspannenden Schattenorganisationen sahen am Ende gegen ihn immer alt aus. So auch hier wieder, als er Peyton auf die 12 Prophet-Five-Bosse loshetzt, die sie in einer extrem kompromislosen und erschreckenden, aber auch irgendwie befriedigenden Szene alle kaltblütig umnietet. Sein Wortwechsel mit Sydney in der Höhle am Monte Subasio und diese ikonische Aura, die er dabei ausstrahlt, bestätigen noch einmal, warum er für mich einer der besten Serien-Bösewichter aller Zeiten ist, getoppt eigentlich nur noch von Scorpius aus Farscape. Und der gleichzeitige Bombenanschlag auf die APO-Zentrale bringt dieses endgültige nichts-ist-mehr-so-wie-es-war-Element in die Story, das so ein Serienfinale einfach braucht.

                          Derjenige, der in dieser Folge den Preis dafür bezahlen muss, ist ausgerechnet Tom und meine bisherigen Bemerkungen zu ihm dürften es offensichtlich gemacht haben, dass ich ihn nicht besonders mochte. Aber man hat immerhin in den letzten paar Folgen daran gearbeitet, aus ihm ein etwas weniger unbeschriebenes Blatt zu machen, vor allem durch diese Geschichte mit seiner Frau. Und hier lässt man ihn und Rachel noch kurz vor Schluss näher kommen, was ich aber nicht so toll fand. Es erweckt wieder diesen Eindruck von wegen man nehme, was noch übrig ist, wie damals bei Nadia und Weiss. Außerdem sieht man auch hier wieder, dass Rachel doch viel besser zu Sark passt. Aber die Nummer währt ja nicht lange, denn am Ende opfert Tom sein Leben, um Unschuldige zu retten. Und auch, wenn es vielleicht etwas fies klingt: Das war das Beste, was die Autoren noch mit ihm machen konnten.

                          Der Boden ist damit bereitet. Und als nächstes erfahren wir dann, wie alles zu Ende geht.

                          6 Sterne

                          Besuchte Orte: Sydney, Rom, Bangkok, Sibirien, London, Washington DC, Ixtapa, Monte Subasio, Zürich
                          Besondere Gastfiguren: Nadia, Carrie, Vaughn, Sark, Isabelle, Mitchell
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                            5.17 All The Time In The World

                            Das Serienfinale einer meiner Lieblingsserien steht an und die große Frage ist: Kann es die hohen Erwartungen erfüllen?

                            Die Folge beginnt mit einem Rückblick in Sydneys Vergangenheit und diese Rückblicke ziehen sich auch durch die gesamte Folge. Und einerseits sind es allesamt sehr schöne Szenen, man hat ganz treffend die wichtigsten, entscheidendsten Momente in Sydneys Leben vor dem Beginn der Serie herausgepickt und es ist auch durchaus eine passende Idee für so ein Serienfinale, weil es die Serie sehr gut abrundet. Und doch war ich nicht hundertprozentig glücklich damit, dass diese Szenen so viel der Sendezeit der Folge verbrauchen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn man diese Sendezeit genutzt hätte, um den finalen Showdown größer und spektakulärer aufzuziehen. In einem der Rückblicke ist auch Francie zu sehen und damit haben sämtliche früheren Hauptfiguren der Serie in der letzten Staffel nochmal einen Auftritt – bis auf eine: Lauren.

                            Der erste wichtige Schauplatz für den Showdown ist die Mongolei. Storytechnisch ist das, was dort passiert, überwiegend sehr gelungen. Nur „überwiegend“ deswegen, weil ich mir für Jack ein anderes Schicksal gewünscht hätte. Jack gehört definitiv zu meinen Lieblingsfiguren der Serie und ich hätte ihm gewünscht, dass er einen glücklichen Lebensabend bekommt und seine Enkel aufwachsen sieht. Seine Abschiedsrede für Sydney fand ich nicht so recht gelungen, sie ist zu lang und zu schmalzig und sie endet damit, dass Sydney ihren Vater – schwer verletzt, aber noch am Leben – in der Gegend rumliegen lassen muss. Keine so elegante Lösung, die aber wohl sein musste, damit der Rest der Handlung funktioniert.

                            Auf der anderen Seite kann ich nicht leugnen, dass die gesamten Geschehnisse mit Jack, Sloane und Sydney etwas sehr Poetisches haben. Sloane erschießt Jack, Sydney erschießt Sloane – aber beide sind nicht tot. Sloane wird durch Rambaldis ultimatives Vermächtnis zurückgeholt und erhält ewiges Leben – und es ist wenig überraschend, dass es bei der ganzen Rambaldi-Story letztlich um Unsterblichkeit ging, denn was könnte es Größeres geben, nach dem es sich auf Kosten von allem anderen zu streben lohnt? Doch die Kehrseite wird deutlich, als Jack sich mit letzter Kraft zum wiederauferstandenen Sloane schleppt und sein Leben opfert, um Sloane für alle Zeiten in diesem Loch unter der Erde einzuschließen. Ein ziemlich grausames, aber irgendwie auch absolut passendes Ende für Sloane.

                            Gestört hat mich an der Sequenz in der Mongolei vor allem, dass sie optisch und atmosphärisch wenig hergibt. Für den letzten Schauplatz der gesamten Rambaldi-Storyline hätte ich mir etwas Oppulenteres und Spektakuläreres vorgestellt als so eine kleine, karge Kammer, umgeben von ein paar Geröllhaufen. Da hatten frühere Schauplätze, die nur Zwischenstationen waren, schon einiges mehr zu bieten. Ähnliches gilt für den Schauplatz des zweiten großen Showdowns des Finales. Zwar ist dieses Hochhaus in Hongkong schon eine optisch eindrucksvollere Umgebung, aber dafür läuft das ganze Geschehen hier sehr simpel und geradlinig ab, sodass keine richtige Spannung und kein Gefühl für die Tragweite aufkommen will.

                            Nach Sloane stellt sich nun auch Irina letztlich doch als der zweite Haupt-Bösewicht der Serie heraus. Also gewinnt auch bei ihr am Ende der Machthunger gegenüber der Liebe zu den Menschen, die ihr am wichtigsten sein sollten. Sehr bedauerlich, sah es doch während der gesamten Serie eher so aus, als stünde Sydney bei ihr immer an erster Stelle, wenn es wirklich darauf ankommt. Aber hier müssen wir nun erfahren, dass sie endgültig eine andere Wahl getroffen hat. Deswegen wirkt ihr Sturz in den Tod nach dieser Erkenntnis keineswegs tragisch, sondern ebenfalls wie das passende Ende für sie. In der Folge wird das so geschnitten, dass Jack und Irina direkt nacheinander sterben, womit Sydney also gleichzeitig beide Eltern verliert. Ich hätte mir da für sie doch etwas anderes gewünscht.

                            Wer ist nun also „die größte Macht der Welt“ die Sydney als Auserwählte „in völlige Verwüstung“ gestürzt hat? Sie erschießt Sloane, der als oberster Haupt-Bösewicht der naheliegendste Kandidat ist, aber Sloanes endgültiges Schicksal besiegelt eigentlich Jack. Also ist es Irina? Denn sie übernimmt für kurze Zeit Sloanes Macht samt versuchtem Anschlag mit Massenvernichtungswaffen und Sydney sorgt direkt für ihren Tod. Vielleicht ist es auch einfach die Partnerschaft von Sloane und Irina, die zusammen die größte Macht bilden und die beide von Sydney aufgehalten werden. Das ist die Erklärung, die ich bevorzuge, aber die Serie gibt da keine klare Antwort, also bleibt es jedem selbst überlassen.

                            Was passiert mit den anderen Figuren? Dixon wird CIA-Direktor, Rachel bleibt auch im aktiven Dienst, Marshall avanciert zum Karnickel, aber beruflich erfahren wir nichts über ihn. Sark bleibt offenbar als Gegenspieler aktiv, auch wenn es zuletzt so aussah, als würde er tatsächlich ein Gewissen entwickeln. In der vorherigen Folge, als er Rachel und Marshall nicht töten wollte, konnte man das noch darauf schieben, dass er auf Rachel steht, aber in dieser Folge deuten einige Bemerkungen und Gesichtsausdrücke erneut darauf hin, dass sich etwas bei ihm verändert hat. Sydney und Vaughn ziehen sich von allem zurück in ihr abgelegenes trautes Heim und bekommen noch ein zweites Kind.

                            Ein ziemlich runder Abschluss, aber so einen Mini-Cliffhanger konnten die Autoren sich doch nicht verkneifen. Man bereitet es schon in den Rückblicken vor, in einem davon ist dieses 3D-Puzzle von Projekt Weihnachten zu sehen. Und zum Schluss kommt die Szene mit Isabelle, die zuerst wie ein weiterer Rückblick wirkt, sich dann aber als Vorausblick entpuppt – irgendwoher kommt einem das bekannt vor. Jedenfalls kann auch Isabelle das Puzzle sofort lösen – und es ist nicht ganz klar, ob es nun Vererbung oder Konditionierung ist. In der 2. Staffel hatte ich es noch so verstanden, dass es das Ergebnis von Jacks Agenten-Konditionierung war, die er bei Sydney durchgeführt hat, aber anscheinend ist es doch eher ein angeborenes Talent, das überhaupt erst eine notwendige Voraussetzung für die Konditionierung ist. Es ist jedenfalls schwer zu glauben, dass Sydney oder Vaughn Projekt Weihnachten bei Isabelle angewendet haben.

                            Die Frage drängt sich nun auf, ob ein Revival oder Remake von Alias eine gute Idee wäre und Gerüchte in dieser Richtung gab es immer wieder mal. Ich halte davon wenig, schon allein weil Carola Ewert als Sydneys deutsche Stimme nicht mehr zur Verfügung steht. Außerdem haben viele der größten Vorzüge der Serie – Tempo, Komplexität, Wendungsreichtum – sehr viel mit dem Format zu tun, in dem die Serie erschienen ist. Dieses Alias-Gefühl mit den heute gängigen Methoden des Storytellings und der Publikation von Serien wiederherzustellen wäre sehr schwierig – falls irgendjemand überhaupt die Muse hätte es zu versuchen. Und ein Alias-Film hätte ohnehin keine Chance, auch nur annähernd an dieses Level heranzukommen.

                            Wie fand ich nun das Serienfinale von Alias? Es war insgesamt sehr gelungen, mit einigen Schönheitsfehlern, die aber das Gesamterlebnis der Folge – oder gar der ganzen Serie – nicht merklich trüben können. Trotzdem hatte ich weitaus mehr erwartet. Das Serienfinale hatte nicht annähernd diese hohe Dichte und große Anzahl an genialen Momenten, die so einige frühere Alias-Folgen hatten, die noch nicht einmal ein Staffelfinale waren. Auch was die Schauwerte und die epischen Dimensionen der Handlung angeht, hatten manche frühere Folgen mehr zu bieten als diese. Deswegen ließ mich die Folge doch etwas enttäuscht zurück. Man könnte sagen, die durchgängig hohe Qualität der Serie wurde ihr am Ende etwas zum Verhängnis.

                            4 Sterne

                            Besuchte Orte: Siena, Mongolei, Hongkong
                            Besondere Gastfiguren: Irina, Sark, Vaughn, Francie, Nadia, Isabelle
                            Anbis City – eine Scifi-Serie zum Lesen

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