Zitat von DefiantXYX
Beitrag anzeigen
Wie auch immer, an dieser Stelle müssen wir dann wohl einfach konstatieren, dass wir nicht weiter zusammenkommen, meine Punkte habe ich möglichst genau dargelegt und alles weitere meinerseits wäre ab dem Punkt dann einfach redundant.
Zitat von DefiantXYX
Zitat von DefiantXYX
Zudem weise ich darauf hin, dass auch das kein Racheszenario ist. Bauer handelt doch ganz offensichtlich so, um andere Menschen zu retten oder iwS Schaden von seinem Land abzuwenden (also das ganz klassische Verhalten eines Helden oder heldenhaften Soldaten, der im Notfall bereits ist, für einen höheren Wert sich selbst zu opfern).
Zurück zu Sansa und der Serie: Mal unabhängig vom Davor und Danach, wo das folgende wohl auch nicht gut reinpassen würde, aber man stelle sich die Szene mal so vor: Sansa hat Greyscale und nicht mehr lange zu leben (Zusatzannahme: Anders als in der Serie würde diese Krankheit schneller und tödlicher verlaufen). Die Szene müsste nicht viel anders inszeniert sein, eine leicht andere Musik, natürlich ein sehr stark anderer Gesichtsausdruck Sansas (kein Weinen, keine Schreie, Entschlossenheit), Theons entsetztes Gesicht dann, als er die Schuppen an Sansas Achillessehne erblickt. Und Ramsey, dem dann ab der nächsten Folge der Schniepi abfault.
Das wäre eine Rachesituation auf Augenhöhe, wo die Rächerin bewusst Leid und Demütigung in Kauf nimmt, um das Ziel ihrer Rache mit in den Abgrund zu reißen. In einem solchen Szenario hätte aber zumindest die Figur ein Stück ihrer Würde behalten können.
Oder auch bezogen auf den gesamten (vermeintlichen) Racheplan: Vorher in irgendeiner Form klar in Bild und/oder Wort gezeigt: Ja, die Boltons haben meine Familie umgebracht, dafür werde ich sowohl Roose als auch Ramsey umbringen und auch Walda mit ihrer Brut, koste es was es wolle, ich weiß, dass ich dabei draufgehe, aber nichts kann mich jetzt mehr aufhalten, das ist es mir wert.
Nicht wörtlich natürlich, aber es muss doch für ein gutes Racheszenario zunächst das erlittene Unrecht am Anfang stehen und unmittelbar und deutlich hervortreten, dann folgt für die Rachefigur der innere Point of no return. Genau das ist aber der Punkt, der eine Figur gewissermaßen automatisch wachsen lässt, sie „ermächtigt“, sie stark macht. Dann muss der Plan (oder Teile des Plans wenn eine bestimmte Pointe es erfordert, nicht alles zu enthüllen) oder das konkrete Ziel der Rache den Zuschauern unterbreitet werden. Wir, die wir mit der Hauptfigur identifiziert sind, nehmen ja Teil an der Rache, also müssen wir das auch wissen. Die Spannung erwächst nämlich dann daraus, dass wir mitverfolgen können, wie der Plan umgesetzt wird, wo etwas schief geht, wo er zu scheitern droht (auch: wo es möglicherweise die Identifikationsfigur zu entmenschlichen droht, was uns vor moralische Dilemmata stellt) usw.
Ab da kann unsere Figur wie gesagt auch Rückschläge erleiden oder in Situationen der (Schein-)Schwäche geführt werden. Aber es ist doch irgendwo ein Widerspruch in sich, wenn eine derart „stark“ gewordene Figur in eine Situation absoluter Hilflosigkeit und Erniedrigung geführt wird.
Es gibt ja nun wohl ziemlich viele verschiedene Arten eine Vergewaltigung filmisch zu inszenieren (mir fällt sogar ein Film ein, wo das mit Humor passiert und dennoch die Würde der Frau gewahrt bleibt). Wenn man allerdings eine Rächerin (entfesselt, stark) inszenieren will, dann macht es halt imho keinen Sinn sie während ihrer Rache wieder in einer absoluten Schwächeposition darzustellen.
Ok, jetzt könnten wir uns natürlich noch die Frage stellen, ob die gezeigte Vergewaltigung vielleicht erst der Ausgangspunkt der Rache sein soll, ob also der Point of no return erst jetzt folgt. Dann passt aber halt das vorige „Avenge them!“ wiederum überhaupt nicht hinein.
Und überhaupt ist dieses „Avenge them!“ doch eigentlich auch völliger Blödsinn, denn wenn das auch nur ansatzweise eine ernst gemeinte Bedeutung haben soll, dann kann das nur heißen: „Bringe sie um!“ (Blutrache). Wie Sansa das bewerkstelligen soll, wird aber in dieser Szene von Volley-Finger in keinster Weise erklärt. Und später in der Krypta wird dann auch nur gesagt: „Bleib immer schön passiv, du bist Instrument, damit Stannis kommt und er wird kommen und dich retten und wenn nicht, dann wickel halt Ramsey um den Finger. Wie? Wirst du schon wissen wie“. Einer (vermeintlichen) Rächerin als Racheplan zu empfehlen passiv zu bleiben, bis andere die Kohlen aus dem Feuer geholt haben... Schwachsinn!
Also imho passt das alles bislang vorne und hinten nicht wirklich zusammen mit dem Racheszenario, aber sei es drum. Für mich ist die Diskussion dann an diesem Punkt auch so langsam erschöpft fürs erste. Meine Gedanken dazu sollten klar genug geworden sein. Vielleicht wissen wir nach den nächsten Folgen mehr.
Ich füge hinzu, dass ich unabhängig von meiner Bewertung die präzisen Beobachtungen zu einzelnen Sansa-Blicken von spidy natürlich schon beachtenswert und interessant finde und bin gespannt, ob und was sie daraus machen werden. Das ändert aber erst mal nichts an meiner Grundhaltung zu diesem ganzen sog. Rachekomplex.
@Tibo:
Zu Cersei hat spidy schon was gesagt. Dazu ergänzend: Die Figur wird erst spät ab ca. Band 4 POV. Ab da muss sie halt mit mehr Innenleben ausgestattet werden. Also zaubert man ein Schlüsselereignis in Form von besagter Prophezeiung aus dem Hut und erzählt ein bisschen die Geschichte eines beginnenden und zunehmenden Wahnsinns. Dabei handeln Menschen dann bisweilen irrational.
Zu Theon: Warum Ramsey genau Theon quält weiß ich nicht. Ich kann aber drei Erklärungsmuster
vorschlagen, warum es Ramsey „gibt“.
Erstens könnte er selbst reines Mittel zum Zweck sein, um die Figur Theon entwickeln zu können. Zweitens könnte es sein, dass man einen starken Antagonisten aufbauen will (also eine Figur, die man so richtig hassen kann), an der sich dann ein Protagonist zwischenzeitlich abarbeiten kann. Es deutet einiges darauf hin, dass dieser Protagonist SPOILER sein könnte. Drittens könnte er reiner Selbstzweck sein, um ein bisschen mehr Torture Porn zu haben, sprich: Effekthascherei.
Ich würde eine Mischung aus 1 und 2 vermuten. Ob 3 eine Rolle spielt ist immer sehr schwer zu beantworten, nicht nur hier. Das ist ja immer eine Gratwanderung bei Gewaltdarstellungen (und die Bewertung hängt vermutlich auch stark von persönlichen Präferenzen ab).
Grüße
FL
Kommentar