Tja, Band 7 ist auch auf Deutsch raus, drum ist es wohl okay, ein Resüme über zwei der gegensätzlichsten und vor allem essenziellsten (zumindest unbestreitbar einer der beiden) zu ziehen.
Severus Snape und Sirius Black... mag sein, dass Severus, der Hogwarts-Schüler, in James Potter seinen ärgsten Nemesis sah, doch unter Berücksichtigung aller Fakten war es doch Sirius, der eine Art Gegenpol zu Severus Snape darstellte. Und das, obwohl es in beiden Lebensläufen tragische Parallelen gibt.
Sirius Black
Ein gutausehender Reinblüter, der sich aber keinen Deut um seine Herkunft schert. Über seine früheste Kindheit haben wir nicht viel erfahren, doch man kann davon ausgehen, dass er trotz engstirniger Anverwandte keine schlimme Kindheit hinter sich hatte, als er erstmals den Zug nach Hogwarts betrat. Dass er trotz seines Blutes ein Gryffindor wird, ist beachtlich und hat ihn sicher noch weiter von der „fürnehmen Familie Black“ entfernt. Er ist ein Spaßvogel und findet schon im Zug nach Hogwarts einen gleichgesinnten Freund fürs Leben: James Potter. Die beiden sind ein dufte Team, beliebt, gut im Sport und damit angesehen, sind begabt und tatendurstig. Sie verletzten Schulvorschriften am laufenden Band, was jedoch selten wirkliche Konsequenzen für sie hat. Offenbar sind sie also auch die Lieblinge der Lehrer. In Remus Lupin und Peter Pettigrew finden sie zumindest annähernd Gleichgesinnte und gründen ihre kleine Geheimgesellschaft: Die Marauders. Ja, ich denke, Sirius hat trotz des Zwists mit seiner Reinblüterfamilie eine großartige Schulzeit erlebt. Er hatte Spaß, er hatte Freunde, er hatte Mädchen. Letzteres ist zwar erstmal nur eine unbestätigte Annahme, doch die Art wie er Harry in Band 5 vom „Abstoßen der Hörner“ erzählt und dabei auch seinen Vater bedenkt, lässt darauf schließen, dass es auch Sirius bei den noch einfach zu beeindruckenden jungen Mädchen sehr leicht gehabt hat. Nach der Schule bleiben die Marauders weiter Freunde und Sirius darf Pate des Sohnes seines besten Freundes werden. Dann aber nimmt sein Leben eine unerwartete wie tragische Wendung. Seine besten Freunde werden ermordet, ihm wird Verrat und 13facher Mord zur Last gelegt, worauf er nach Askaban verfrachtet wird, wo gräßliche Ungetüme langsam all seine Lebensenergie aussaugen. Erst nach 12 Jahren findet er die Kraft, auszubrechen. Sein Patenkind wähnt er in höchster Gefahr und deshalb handelt er. Der dunkle Lord kehrt schließlich in Gestalt zurück und im eingeweihten Kreis des Phönixordens erfährt Sirius noch zu Lebzeiten Rehabilitation. Er wird wieder geliebt und geachtet und stirbt schließlich heldenhaft (wenn auch leichtsinnig „Das kannst du doch besser...“) im Kampf gegen die Todesser.
Severus Snape
Der geborene Außenseiter. Sohn einer Hexe und eines gewalttätigen Muggels, stammt aus ärmlichen Verhältnissen, keine Geschwister. Hogwarts war für ihn eine Befreiung, ein Ziel, zu dem ihn sein Prügelvater nicht verfolgen konnte, eine neue Welt, eine Welt, in der er Zugehörigkeit erfahren wollte. Dummerweise zog er mit seinem unpopulärem Haarschnitt schon bei der ersten Zugfahrt die Aufmerksamkeit von James Potter und Sirius Black auf sich, die ihn ohne nennbaren Grund aus seinem Abteil warfen, um sich mit dem Mädchen unterhalten zu können, mit dem er reiste - Lily Evans. Zu dem Zeitpunkt konnten Potter und Black noch gar nichts über seine Faszination für die dunklen Künste wissen, er war halt ein zufälligs Opfer. Doch dieses Opfer blieb er auch weiterhin. Nach seiner bitteren Kindheit war Severus Snape auch keine schöne Schulzeit vergönnt, wie er sie in seinen Träumen sicher gesehen hatte. Nein, er wurde gehänselt, verspottet und in die Einsamkeit getrieben. Die Beleidigung seiner vielleicht einzigen Freundin hat ihm auch sie noch gekostet, sie heiratete schließlich sogar James Potter. Severus Snape hatte niemanden mehr, außer die dunklen Künste, die seit jeher einen besonderen Reiz auf ihn ausübten. Welche Seite er im Krieg wählte, war vorauszusehen, wenngleich seine Liebe zu Lily Evans bestehen blieb. Dann sein großer Fehler. Er gibt die Prophezeiung weiter. Er erkennt die Gefahr für Lily, warnt Dumbledore, läuft über, aber alle Bemühungen sind vergebens. Die Potters werden ermorde t- augenscheinlich weil ausgerechnet Sirius Black als Geheimniswahrer sie verraten hat. Unter dieser Annahme trifft Snape Sirius nach dessen Ausbruch aus Askaban wieder. Kein Wunder, dass er alles daran setzt, ihn aufzuspüren und ihn dann den Dementoren überlassen will. Nach einer missratenen Kindheit, einer schweren Schulzeit wartet auf Snape nun der tragischte Abschnitt seines vorgezeichneten Lebens: Sein einziger Lebensantrieb besteht nun darin, den Sohn seiner Liebe vor Schaden zu bewahren - einen Junge, der (aus Snapes Sicht) seinem Vater in aller Arroganz gleich kam. Doch dieser Junge ist alles, was Snape noch geblieben ist. Er weiß, dass er Harry Potters ganzen Hass verdient hat. Und auch wenn er (vermutlich aufgrund Dumbledores Anweisung) dem Potter-Spross noch nicht sagen darf, dass er Mitschuld am Tod seiner Eltern hat, so tut er doch alles andere, um sich Hary Potters Hass zu verdienen. Tatsächlich aber ist dieser Junge das einzige, wofür Severus Snape noch lebt - was jedoch nur Dumbledore weiß, der Snape versprochen hatte, darüber zu schweigen. Als der dunkle Lord erneut aufsteigt, beginnt für Severus Snape die Odyssee, die Dumbledore von Anfang an für ihn vorgesehen hatte: Seine Rolle als Doppel- und Dreifachspion, die er so weit spielen musste, dass sie sogar den Mord an seinem einzigen Freund Dumbledore beinhaltete. Als Headmaster von Hogwarts unterstützt er Harry heimlich weiter. Sein Tod ist sinnlos und unspektakulär. Er stirbt von (fast) allen unbemerkt als gehasster Verräter und Mörder. Doch für Severus Snape war der Tod wahrscheinlich eine ersehnte Erlösung von seinen selbst auferlegten Pflichten. Er hatte nichts mehr im Leben. Selbst Harry sollte sterben, wie er zu Lebzeiten noch von Dumbledore erfahren hatte. Der Tod erlöst Snape von einem Leben, das ein nicht minderes Gefängnis als Askaban darstellte. Nach seinem Tod erfährt er durch Harry Potter seine verdiente Rehabilitation.
Ist Severus Snape ein Held? Aus meiner Sicht ist er es, gar kein Zweifel.
Ist Sirius Black ein Held? Er hat das Herz am rechten Fleck, doch in einer Geschichte ist nur für eine bedingte Anzahl von Helden Platz. Sirius Black zähle ich nicht dazu.
Snape und Sirius haben beide faszinierende Hintergründe, was die Formung ihres Charakters anbelangt, und die Tragik, die beiden Leben anhaftet macht sie für mich zu den interessantesten Potter-Charakteren. Meinen Sympahtie-Vorzug verschenke ich jedoch vorbehaltlos an Severus Snape. Er war sicher nicht nett zu Harry und seinen Freunden, doch wie sonst hätte er den Potter-Jungen behandeln sollen? Ihm den roten Teppich auslegen und wegen seiner Schuld vor ihm kriechen? Ich denke, seine Situation war gar nicht anders zu ertragen, als Potter laufend neue Nahrung für seinen Hass auf ihn (Snape) zu geben, weil er (Snape) tief im Inneren wusste, dass er allen Hass verdient hatte. Snape ist die Person, mit der ich im ganzen Potter-Universevielleicht am besten mitfühlen kann. Sicher auch deshalb, weil ich es in meiner eigenen Schulzeit ebenfalls nicht einfach hatte.
Doch wenn Tragik ein Merkmal für gute Charaktere ist, dann braucht sich wie erwähnt auch Sirius nicht zu verstecken. Von einem selbstherrlichen Taugenichts und Schülerliebling zu einem unschuldig verurteilten Massenmörder...
War Snape nun ein guter Mensch? War Sirius ein besserer Mensch?
Darüber vermag ich mir kein eindeutiges Urteil zu erlauben. Vermutlich gibt es das auch nicht - nicht einmal von JKR selbst.
James Potter und Sirius Black handelten nicht ausschließlich aus ehrenvollen Gründen, als sie sich in Animagi verwandelten, um mit dem Lupin-Wolf die Nacht unsicher zu machen. Den beiden reizte immer die Gefahr, das Abenteuer und das Unbekannte. Gesetze übertreten - das war ihnen die Ehre. Gemeinsam müssen die beiden Kerle eine ziemliche ätzende Mischung aus Arroganz und Snobismus abgegeben haben, hübschen Mädchen gegenüber waren die beiden gutaussehenden Reinblüter mit Sicherheit galant und zuvorkommend. Sicherlich hatte Snapes Andersartigkeit sie auf ihn gehetzt. Was wir nicht verstehen, fürchten wir.
Doch Snape war immer allein. Er hat durchaus recht, wenn er seine Peiniger als Feiglinge bezeichnet, die ihn nur in Mehrzahl attackiert haben. Snape war sicher auch kein Kind von Traurigkeit, doch die erste Provokation ging von Potter und Black aus. Das ganze gipfelte sich, als Sirius Snape dem Lupin-Wolf hinterher schickt. Das ist nicht nur kein Bubenstreich mehr, das war ein Mordversuch. Hier war Sirius Black drauf und dran, einen seiner besten Freunde (Remus Lupin) zum Mörder zu machen und einen verhassten Mitschüler in einen entsetzlichen Tod zu schicken. Und da kann man nicht mehr mit Leichtsinn, Jugend oder Abneigung argumentieren, sondern man muß ganz klar sehen, daß sich Sirius Black einen Dreck um das Schicksal seiner Mitschüler scherte.
Welcher Freund würde einen Freund, der ja an sich schon entsetzlich genug unter diesem Fluch leidet, zu einem Mörder machen? Wer würde so etwas einem anderen Menschen antun? Dass James Potter Snape folgte und ihm damit vermutlich das Leben rettete, zeigt nur, dass er mehr Verstand hatte als Sirius Black. Eine Heldentat, wie Harry das gerne sähe, war das kaum. Und dass Snape diesen „kleinen Streich" Sirius Black nie vergessen, geschweige denn verzeihen konnte, ist nur verständlich.
James Potter und Sirius Black waren hochnäsige Jugendliche, wie wir sie vielleicht selbst in unseren Schulzeiten kennenlernen mussten. Angeberische Alleskönner, die aber bei genauerem Betrachten nie ernsthafte Schwierigkeiten in ihren Leben zu bewältigen hatten. Sie stammen beide aus Zaubererfamlien, haben aufgrund ihrer Abstammung somit niemals Ablehnung erfahren und sind vermutlich in einer wohlhabenden Umgebung aufgewachsen. Sie haben in jungen Jahren nie Angst erfahren müssen und wurden nie aufgrund ihrer bloßen Existenz verachtet
Severus Snape waren solche Gefühle und Zustände vermutlich schon seit frühster Kindheit bekannt. Seine Erfahrungen haben ihn zu einem unnahbaren, abweisenden Mann gemacht. Einen Menschen, der es gelernt hat, durch Selbstdisziplin, Ehrgeiz und Gehorsamkeit seine Ziele zu erreichen. Nichts hätte gegenteiliger sein können als die hochfahrende selbstherliche Person eines James Potters oder Sirius Black, deren Leben nur aus Vergnügen und Leichtsinn zu bestehen schien. Ganz bestimmt war Severus Snape tief im Inneren neidisch auf die Beliebtheit der beiden, die er wahrscheinlich als völlig ungerechtfertigt empfand, da diese in seinen Augen doch nur auf dem Brechen von Regeln und ihrem charmanten Äußerem beruhte.
Sirius Black und Severus Snape sind faszinierende Charaktere. Man muss als Leser nicht den einen hassen, um den anderen zu mögen. Sympathien hege ich für beide, doch mein Vorzug gilt Snape.
Wie seht ihr das?
Severus Snape und Sirius Black... mag sein, dass Severus, der Hogwarts-Schüler, in James Potter seinen ärgsten Nemesis sah, doch unter Berücksichtigung aller Fakten war es doch Sirius, der eine Art Gegenpol zu Severus Snape darstellte. Und das, obwohl es in beiden Lebensläufen tragische Parallelen gibt.
Sirius Black
Ein gutausehender Reinblüter, der sich aber keinen Deut um seine Herkunft schert. Über seine früheste Kindheit haben wir nicht viel erfahren, doch man kann davon ausgehen, dass er trotz engstirniger Anverwandte keine schlimme Kindheit hinter sich hatte, als er erstmals den Zug nach Hogwarts betrat. Dass er trotz seines Blutes ein Gryffindor wird, ist beachtlich und hat ihn sicher noch weiter von der „fürnehmen Familie Black“ entfernt. Er ist ein Spaßvogel und findet schon im Zug nach Hogwarts einen gleichgesinnten Freund fürs Leben: James Potter. Die beiden sind ein dufte Team, beliebt, gut im Sport und damit angesehen, sind begabt und tatendurstig. Sie verletzten Schulvorschriften am laufenden Band, was jedoch selten wirkliche Konsequenzen für sie hat. Offenbar sind sie also auch die Lieblinge der Lehrer. In Remus Lupin und Peter Pettigrew finden sie zumindest annähernd Gleichgesinnte und gründen ihre kleine Geheimgesellschaft: Die Marauders. Ja, ich denke, Sirius hat trotz des Zwists mit seiner Reinblüterfamilie eine großartige Schulzeit erlebt. Er hatte Spaß, er hatte Freunde, er hatte Mädchen. Letzteres ist zwar erstmal nur eine unbestätigte Annahme, doch die Art wie er Harry in Band 5 vom „Abstoßen der Hörner“ erzählt und dabei auch seinen Vater bedenkt, lässt darauf schließen, dass es auch Sirius bei den noch einfach zu beeindruckenden jungen Mädchen sehr leicht gehabt hat. Nach der Schule bleiben die Marauders weiter Freunde und Sirius darf Pate des Sohnes seines besten Freundes werden. Dann aber nimmt sein Leben eine unerwartete wie tragische Wendung. Seine besten Freunde werden ermordet, ihm wird Verrat und 13facher Mord zur Last gelegt, worauf er nach Askaban verfrachtet wird, wo gräßliche Ungetüme langsam all seine Lebensenergie aussaugen. Erst nach 12 Jahren findet er die Kraft, auszubrechen. Sein Patenkind wähnt er in höchster Gefahr und deshalb handelt er. Der dunkle Lord kehrt schließlich in Gestalt zurück und im eingeweihten Kreis des Phönixordens erfährt Sirius noch zu Lebzeiten Rehabilitation. Er wird wieder geliebt und geachtet und stirbt schließlich heldenhaft (wenn auch leichtsinnig „Das kannst du doch besser...“) im Kampf gegen die Todesser.
Severus Snape
Der geborene Außenseiter. Sohn einer Hexe und eines gewalttätigen Muggels, stammt aus ärmlichen Verhältnissen, keine Geschwister. Hogwarts war für ihn eine Befreiung, ein Ziel, zu dem ihn sein Prügelvater nicht verfolgen konnte, eine neue Welt, eine Welt, in der er Zugehörigkeit erfahren wollte. Dummerweise zog er mit seinem unpopulärem Haarschnitt schon bei der ersten Zugfahrt die Aufmerksamkeit von James Potter und Sirius Black auf sich, die ihn ohne nennbaren Grund aus seinem Abteil warfen, um sich mit dem Mädchen unterhalten zu können, mit dem er reiste - Lily Evans. Zu dem Zeitpunkt konnten Potter und Black noch gar nichts über seine Faszination für die dunklen Künste wissen, er war halt ein zufälligs Opfer. Doch dieses Opfer blieb er auch weiterhin. Nach seiner bitteren Kindheit war Severus Snape auch keine schöne Schulzeit vergönnt, wie er sie in seinen Träumen sicher gesehen hatte. Nein, er wurde gehänselt, verspottet und in die Einsamkeit getrieben. Die Beleidigung seiner vielleicht einzigen Freundin hat ihm auch sie noch gekostet, sie heiratete schließlich sogar James Potter. Severus Snape hatte niemanden mehr, außer die dunklen Künste, die seit jeher einen besonderen Reiz auf ihn ausübten. Welche Seite er im Krieg wählte, war vorauszusehen, wenngleich seine Liebe zu Lily Evans bestehen blieb. Dann sein großer Fehler. Er gibt die Prophezeiung weiter. Er erkennt die Gefahr für Lily, warnt Dumbledore, läuft über, aber alle Bemühungen sind vergebens. Die Potters werden ermorde t- augenscheinlich weil ausgerechnet Sirius Black als Geheimniswahrer sie verraten hat. Unter dieser Annahme trifft Snape Sirius nach dessen Ausbruch aus Askaban wieder. Kein Wunder, dass er alles daran setzt, ihn aufzuspüren und ihn dann den Dementoren überlassen will. Nach einer missratenen Kindheit, einer schweren Schulzeit wartet auf Snape nun der tragischte Abschnitt seines vorgezeichneten Lebens: Sein einziger Lebensantrieb besteht nun darin, den Sohn seiner Liebe vor Schaden zu bewahren - einen Junge, der (aus Snapes Sicht) seinem Vater in aller Arroganz gleich kam. Doch dieser Junge ist alles, was Snape noch geblieben ist. Er weiß, dass er Harry Potters ganzen Hass verdient hat. Und auch wenn er (vermutlich aufgrund Dumbledores Anweisung) dem Potter-Spross noch nicht sagen darf, dass er Mitschuld am Tod seiner Eltern hat, so tut er doch alles andere, um sich Hary Potters Hass zu verdienen. Tatsächlich aber ist dieser Junge das einzige, wofür Severus Snape noch lebt - was jedoch nur Dumbledore weiß, der Snape versprochen hatte, darüber zu schweigen. Als der dunkle Lord erneut aufsteigt, beginnt für Severus Snape die Odyssee, die Dumbledore von Anfang an für ihn vorgesehen hatte: Seine Rolle als Doppel- und Dreifachspion, die er so weit spielen musste, dass sie sogar den Mord an seinem einzigen Freund Dumbledore beinhaltete. Als Headmaster von Hogwarts unterstützt er Harry heimlich weiter. Sein Tod ist sinnlos und unspektakulär. Er stirbt von (fast) allen unbemerkt als gehasster Verräter und Mörder. Doch für Severus Snape war der Tod wahrscheinlich eine ersehnte Erlösung von seinen selbst auferlegten Pflichten. Er hatte nichts mehr im Leben. Selbst Harry sollte sterben, wie er zu Lebzeiten noch von Dumbledore erfahren hatte. Der Tod erlöst Snape von einem Leben, das ein nicht minderes Gefängnis als Askaban darstellte. Nach seinem Tod erfährt er durch Harry Potter seine verdiente Rehabilitation.
Ist Severus Snape ein Held? Aus meiner Sicht ist er es, gar kein Zweifel.
Ist Sirius Black ein Held? Er hat das Herz am rechten Fleck, doch in einer Geschichte ist nur für eine bedingte Anzahl von Helden Platz. Sirius Black zähle ich nicht dazu.
Snape und Sirius haben beide faszinierende Hintergründe, was die Formung ihres Charakters anbelangt, und die Tragik, die beiden Leben anhaftet macht sie für mich zu den interessantesten Potter-Charakteren. Meinen Sympahtie-Vorzug verschenke ich jedoch vorbehaltlos an Severus Snape. Er war sicher nicht nett zu Harry und seinen Freunden, doch wie sonst hätte er den Potter-Jungen behandeln sollen? Ihm den roten Teppich auslegen und wegen seiner Schuld vor ihm kriechen? Ich denke, seine Situation war gar nicht anders zu ertragen, als Potter laufend neue Nahrung für seinen Hass auf ihn (Snape) zu geben, weil er (Snape) tief im Inneren wusste, dass er allen Hass verdient hatte. Snape ist die Person, mit der ich im ganzen Potter-Universevielleicht am besten mitfühlen kann. Sicher auch deshalb, weil ich es in meiner eigenen Schulzeit ebenfalls nicht einfach hatte.
Doch wenn Tragik ein Merkmal für gute Charaktere ist, dann braucht sich wie erwähnt auch Sirius nicht zu verstecken. Von einem selbstherrlichen Taugenichts und Schülerliebling zu einem unschuldig verurteilten Massenmörder...
War Snape nun ein guter Mensch? War Sirius ein besserer Mensch?
Darüber vermag ich mir kein eindeutiges Urteil zu erlauben. Vermutlich gibt es das auch nicht - nicht einmal von JKR selbst.
James Potter und Sirius Black handelten nicht ausschließlich aus ehrenvollen Gründen, als sie sich in Animagi verwandelten, um mit dem Lupin-Wolf die Nacht unsicher zu machen. Den beiden reizte immer die Gefahr, das Abenteuer und das Unbekannte. Gesetze übertreten - das war ihnen die Ehre. Gemeinsam müssen die beiden Kerle eine ziemliche ätzende Mischung aus Arroganz und Snobismus abgegeben haben, hübschen Mädchen gegenüber waren die beiden gutaussehenden Reinblüter mit Sicherheit galant und zuvorkommend. Sicherlich hatte Snapes Andersartigkeit sie auf ihn gehetzt. Was wir nicht verstehen, fürchten wir.
Doch Snape war immer allein. Er hat durchaus recht, wenn er seine Peiniger als Feiglinge bezeichnet, die ihn nur in Mehrzahl attackiert haben. Snape war sicher auch kein Kind von Traurigkeit, doch die erste Provokation ging von Potter und Black aus. Das ganze gipfelte sich, als Sirius Snape dem Lupin-Wolf hinterher schickt. Das ist nicht nur kein Bubenstreich mehr, das war ein Mordversuch. Hier war Sirius Black drauf und dran, einen seiner besten Freunde (Remus Lupin) zum Mörder zu machen und einen verhassten Mitschüler in einen entsetzlichen Tod zu schicken. Und da kann man nicht mehr mit Leichtsinn, Jugend oder Abneigung argumentieren, sondern man muß ganz klar sehen, daß sich Sirius Black einen Dreck um das Schicksal seiner Mitschüler scherte.
Welcher Freund würde einen Freund, der ja an sich schon entsetzlich genug unter diesem Fluch leidet, zu einem Mörder machen? Wer würde so etwas einem anderen Menschen antun? Dass James Potter Snape folgte und ihm damit vermutlich das Leben rettete, zeigt nur, dass er mehr Verstand hatte als Sirius Black. Eine Heldentat, wie Harry das gerne sähe, war das kaum. Und dass Snape diesen „kleinen Streich" Sirius Black nie vergessen, geschweige denn verzeihen konnte, ist nur verständlich.
James Potter und Sirius Black waren hochnäsige Jugendliche, wie wir sie vielleicht selbst in unseren Schulzeiten kennenlernen mussten. Angeberische Alleskönner, die aber bei genauerem Betrachten nie ernsthafte Schwierigkeiten in ihren Leben zu bewältigen hatten. Sie stammen beide aus Zaubererfamlien, haben aufgrund ihrer Abstammung somit niemals Ablehnung erfahren und sind vermutlich in einer wohlhabenden Umgebung aufgewachsen. Sie haben in jungen Jahren nie Angst erfahren müssen und wurden nie aufgrund ihrer bloßen Existenz verachtet
Severus Snape waren solche Gefühle und Zustände vermutlich schon seit frühster Kindheit bekannt. Seine Erfahrungen haben ihn zu einem unnahbaren, abweisenden Mann gemacht. Einen Menschen, der es gelernt hat, durch Selbstdisziplin, Ehrgeiz und Gehorsamkeit seine Ziele zu erreichen. Nichts hätte gegenteiliger sein können als die hochfahrende selbstherliche Person eines James Potters oder Sirius Black, deren Leben nur aus Vergnügen und Leichtsinn zu bestehen schien. Ganz bestimmt war Severus Snape tief im Inneren neidisch auf die Beliebtheit der beiden, die er wahrscheinlich als völlig ungerechtfertigt empfand, da diese in seinen Augen doch nur auf dem Brechen von Regeln und ihrem charmanten Äußerem beruhte.
Sirius Black und Severus Snape sind faszinierende Charaktere. Man muss als Leser nicht den einen hassen, um den anderen zu mögen. Sympathien hege ich für beide, doch mein Vorzug gilt Snape.
Wie seht ihr das?
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