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Der Baader Meinhof Komplex

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    #31
    Ich fand den Film doch sehr aufschlussreich, obwohl ich glaube, dass Aust in sein Buch einiges an künstlerischer Freiheit gepackt hat.

    Der Film versucht vieles so drastisch wie möglich darzustellen, um eine möglichst große Schockwirkung zu vermitteln. An einigen Stellen geht das auch gut, aber an anderen auch völlig nach hinten los. Der Grad der Gewalt ist - für einen deutschen Film - außergewöhnlich drastisch und ich hätte ihm nie eine FSK-Plakette ab 12 gegeben. Auch vom Anspruch her glaube ich, dass der Film frühstens mit 16 gesehen werden sollte.
    Ach ja, Anspruch...ein weiteres Problem, denn man ist regelrecht gezwungen, zumindest etwas Vorwissen über die RAF mitzubringen. Besonders gegen Ende des Films ist es nur noch eine Aneinanderreihung von Schnippseln (das zeugt von der letzten Szene).
    Wie die meisten hier finde ich, dass der Film einfach zu kurz ist, um soetwas umfangreiches wie die Geschichte der RAF aufzuarbeiten.

    Dennoch ein unterhaltsamer Film, aber meilenweit von der Klasse eines Films wie "Das Leben der Anderen" entfernt.

    Ich gebe 6,5 Punkte und 4*.
    To see the world, things dangerous to come to, to see behind walls, to draw closer, to find each other and to feel - that is the purpose of life.

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      #32
      Hab leider den ersten Teil verpasst, der zweite ging so. Über den Prozess in Stammheim gibts schon einen Spielfilm, der die Absurdität des Prozesses wesentlich deutlicher zum Ausdruck bringt. Und wie notschefix fand auch ich, dass einfach zu viele Charaktere (oberflächlich) eingeführt wurden.

      Beim BKA-Mann hab ich ständig darauf gewartet, dass dieser die Armee Wenck zur Hilfe ruft, um die Terroristen endgültig zu zerschlagen.

      Bewertung folgt, wenn ich den Film irgendwann mal in seiner Gesamtheit bewundern durfte.
      I reject your reality and substitute my own! (Adam Savage)

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        #33
        Also ich bin 1976 geboren und ich erinnere mich schwach an die RAF aber so genau hab ich später nicht damit beschäftigt. Daher hatte ich habe gestern ein Teil des Filmes auf der ARD gesehen und muß sagen es war zwar interessant und erklärt auch einiges warum und wieso manche Leute wie Schleyer getötet wurden, nur nach einiger Zeit schweiften meine Gedanken wieder ab.

        Interessant wurde es wieder als der Gerichtsprozeß gegen die Gruppe (bzw. ein Teil von ihr) gezeigt wurde und das diese Leute den Prozeß als Bühne mißbraucht hatten.

        Das jetzt zwei oder drei frei sind von denen, nun ja jeder hat eine zweite Chance verdient aber ob sie auch tatsächlich nicht mehr an die RAF (die hoffentlich nie wieder aufersteht) glauben ist die andere Frage.

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          #34
          Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
          Hab leider den ersten Teil verpasst, der zweite ging so.
          Hat die ARD (oder war es das ZDF?) den Film doch tatsächlich in zwei Teile geteilt? Haben die das nicht auch schon bei "Der Untergang" gemacht? Was der Mist soll, frage ich mich auch. Passt warhscheinlich mal wieder nicht ins starre Programmschema der öffentlich rechtlichen, mal einen längeren Film zur Primetime zu zeigen.
          "Steigen Sie in den Fichtenelch! - Steigen Sie ein!"

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            #35
            Zitat von Dr.Bock Beitrag anzeigen
            Hat die ARD (oder war es das ZDF?) den Film doch tatsächlich in zwei Teile geteilt? Haben die das nicht auch schon bei "Der Untergang" gemacht? Was der Mist soll, frage ich mich auch. Passt warhscheinlich mal wieder nicht ins starre Programmschema der öffentlich rechtlichen, mal einen längeren Film zur Primetime zu zeigen.
            Aye, war ein Zweiteiler und laut Schnittberichte sogar knapp 14 Minuten länger als die Kinofassung.

            Das Gleiche planen sie übrigens für nächstes Jahr mit Sönke Wortmanns "Die Päpstin".
            To see the world, things dangerous to come to, to see behind walls, to draw closer, to find each other and to feel - that is the purpose of life.

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              #36
              Ich habe die Gelegenheit genutzt und mir den ARD-Zweiteiler angesehen, und muss sagen:

              dieser Film räumt auf mit jedem romantisierenden Bild der 68er Bewegung. Er schildert die 68er als blindwütige Hassprediger, gegen die selbst Osama bin Laden harmlos wirkt, die sich ein vollkommen realitätsfernes Weltverständnis zusammengepfercht haben, in dem es nur Schwarz und Weiß gibt: den bösen Imperialismus, vertreten durch die USA und die deutsche Bundesregierung, und die glorreiche Sache des Sozialismus, vertreten durch die 68er selbst und ihre Genossen Ernesto Che und Ho Tschi-Minh.

              Dass es so etwas wie einen Kalten Krieg gab, wo der sowjetische Imperialismus, in dessen Einflusssphäre sich als sozialistisch bezeichnende Staaten totalitäre Regime aufrechterhielten, die um ein vielfaches repressiver waren als es die bundesdeutsche Justiz jemals gegenüber inhaftierten RAF-Terroristen war, der freien Welt gegenüberstand, das war etwas, dass im Schwarzweißweltbild eines 68ers keinen Platz haben konnte. Etwas, über das er es schlicht unterließ nachzudenken, da es ja Zweifel an seinem Weltverständnis hätte wecken können. Hassparolen brüllen war für den 68er natürlich weniger anstrengend als ein differenziertes Nachdenken.

              Dass der Vietnamkrieg im Kontext dieses Kalten Krieges stand, dass die USA den Krieg nicht einfach aus Lust am Morden führten, dass Ho Tschih-Minh nicht einfach ein glorreicher Kämpfer für die Befreiung seines Volkes war, sondern unter dem Einfluss der Sowjetunion stand, die Vietnam ihrem Machtbereich einverleiben wollte, dass Ho Tschi-Minh einen Eroberungskrieg gegen Südvietnam führte, dass ihm das Leben seiner Landsleute noch weniger bedeutete als den Amerikanern - das alles waren unübersehbare Tatsachen, die jedem, der auch nur halbwegs einen Sinn für die Realität hatte, klar sein mussten, über die der 68er in seinem Fanatismus einfach nicht sprach. Er machte sich nicht die Mühe, diese Tatsachen in irgendeiner Weise zu relativieren, nein, er tat einfach so, als bestünden sie nicht.

              Hatten die Kommunisten in den 20er Jahren noch versucht, den Faschismus, der weder in Marx' noch in Lenins Lehre berücksichtigt worden war, in ihre Weltsicht hineinzuzwängen, indem sie ihn als letzten Versuch des Kapitalismus, der proletarischen Revolution zu entrinnen, nach dem Ausschöpfen der Mittel der bürgerlichen Demokratie, interpretierten, sahen die 68er ganz einfach ohne mit der Wimper zu zucken über alles hinweg, was nicht in ihr Schwarzweißdenken passte.

              Dass nur ein paar Kilometer östlich von Westberlin, hinter einer Mauer, eine deutsche Regierung existierte, die sich als sozialistisch bezeichnete, dies aber nicht als Anlass sah, das von ihr regierte Volk zur freien Liebe zu erziehen, das war etwas, das im Weltbild eines 68er nicht vorkam - nicht vorkommen konnte: die Regierung Ulbricht unterstützte nicht den Krieg der USA in Vietnam, konnte also nicht zur Seite der bösen Imperialisten zählen, ebensowenig praktizierte sie die freie Liebe, somit war sie etwas, das nach unverrückbarer 68er Schwarzweißdoktrin nicht existieren konnte.

              Da habe ich vor kurzem in einer anderen Sendung gehört wie jemand fragte: wie konnte man in Westberlin leben, nur wenige Kilometer von der Mauer entfernt, und Marxist sein? Im Falle der 68er lautet die Antwort: gar nicht. Der westberlinerische 68er lebte nicht wenige Kilometer von der Mauer entfernt. In seiner Scheinwelt existierte keine Mauer. Er hatte auch ein wirkungsvolles Mittel, um zu verhindern, dass die Mauer in seiner Scheinwelt ein die Existenz treten könnte: er brüllte seine Hassparolen. Zumindest in Scheinwelten kann so etwas Mauern von existieren abhalten.

              Die lustigste Stelle im Film fand ich ja, als die RAF-Gruppe um Baader im Trainigscamp der Palästinenser war und die Palästinenser sich lautstark darüber aufregten, als sich die Frauen der Gruppe splitterfasernackt in die Sonne legten. Das muss ja eine wirklich furchtbare Erkenntnis für Baader & co. gewesen sein, als ihnen gewahr wurde, dass die PLO nicht für die freie Liebe kämpft.

              Ansonsten fand ich auch, dass man da ein bisschen zu viel Handlung in zu kurze Zeit hineingequetsch hat und es dadurch etwas drunter und drüber ging. Und etwas verwirrend fand ich die Szene, als Meinhoffs Töchter mit den beiden Männern vor Baader aus der Wohnung durch's Treppenhaus flüchteten. Da waren die ja schon fast erwachsen, während sie in der letzten Szene, in der sie davor zu sehen waren, noch Kleinkinder waren. So viele Jahre können doch in der Zeit gar nicht vergangen sein

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                #37
                Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                Ich habe die Gelegenheit genutzt und mir den ARD-Zweiteiler angesehen, und muss sagen:

                dieser Film räumt auf mit jedem romantisierenden Bild der 68er Bewegung. Er schildert die 68er als blindwütige Hassprediger, gegen die selbst Osama bin Laden harmlos wirkt, die sich ein vollkommen realitätsfernes Weltverständnis zusammengepfercht haben, in dem es nur Schwarz und Weiß gibt: den bösen Imperialismus, vertreten durch die USA und die deutsche Bundesregierung, und die glorreiche Sache des Sozialismus, vertreten durch die 68er selbst und ihre Genossen Ernesto Che und Ho Tschi-Minh.
                Dass es in dem Film nicht um die 68er allgemein, sondern nur um die RAF geht, ist dir klar?

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                  #38
                  Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                  Dass es in dem Film nicht um die 68er allgemein, sondern nur um die RAF geht, ist dir klar?
                  theoretisch ja. Jedoch werden in dem Film beide als sehr eng miteinander zusammenhängend geschildert. Die RAF wird als kontinuierliche Fortsetzung der 68er Bewegung dargestellt, die die 68er Ideologie nur etwas mehr in die Praxis umsetzt. Unterstrichen wird das durch die Szene, in der Rudi Dutschke vor das Grab eines der RAF-Terroristen tritt und sagt "Der Kampf geht weiter", ganz als ob Dutschke nur durch seine Verletzungen vom Attentat daran gehindert wurde, selbst führendes Mitglied der RAF zu werden.

                  Bei der Gelegenheit fällt mir noch etwas auf: bei dem Attentat werden drei Schüsse aus nächster Nähe auf Dutschke abgefeuert, und der überlebt trotzdem. Das muss ja wirklich ein sehr schlechter Schütze gewesen sein.

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                    #39
                    Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                    theoretisch ja. Jedoch werden in dem Film beide als sehr eng miteinander zusammenhängend geschildert. Die RAF wird als kontinuierliche Fortsetzung der 68er Bewegung dargestellt, die die 68er Ideologie nur etwas mehr in die Praxis umsetzt. Unterstrichen wird das durch die Szene, in der Rudi Dutschke vor das Grab eines der RAF-Terroristen tritt und sagt "Der Kampf geht weiter", ganz als ob Dutschke nur durch seine Verletzungen vom Attentat daran gehindert wurde, selbst führendes Mitglied der RAF zu werden.
                    Ja, das ist toll, dass der Film das so schildert. Das muss aber nicht heißen, dass das tatsächlich so gewesen sein muss.

                    Dass die 68er die Ermordung von Bankern und Politikern gefordert hätte wäre mir jedenfalls neu.

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                      #40
                      Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                      theoretisch ja. Jedoch werden in dem Film beide als sehr eng miteinander zusammenhängend geschildert.
                      Korrelation != Kausalität

                      Ich habe den Film damals im Kino gesehen und kann mich an keine so einseitige Geschichtsdarstellung erinnern wie Du sie schilderst.


                      Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                      Die RAF wird als kontinuierliche Fortsetzung der 68er Bewegung dargestellt, die die 68er Ideologie nur etwas mehr in die Praxis umsetzt.
                      Nein - der Film stellt lediglich dar, dass die RAF sich selbst als diese Fortsetzung verstanden hat, nicht daß sie es war. Himmelweiter Unterschied.
                      B5-Musikvideo gefällig?
                      Oder auch BSG?

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                        #41
                        Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                        Ja, das ist toll, dass der Film das so schildert. Das muss aber nicht heißen, dass das tatsächlich so gewesen sein muss.
                        ich spreche von dem, was der Film schildert, nicht von dem was wirklich war.


                        .
                        EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                        Agent Scullie schrieb nach 27 Minuten und 25 Sekunden:

                        Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
                        Korrelation != Kausalität

                        Ich habe den Film damals im Kino gesehen und kann mich an keine so einseitige Geschichtsdarstellung erinnern wie Du sie schilderst.

                        Nein - der Film stellt lediglich dar, dass die RAF sich selbst als diese Fortsetzung verstanden hat, nicht daß sie es war. Himmelweiter Unterschied.
                        so groß ist der Unterschied nicht wirklich. Der Film schildert ja praktisch ausschließlich die Perspektive der RAF-Mitglieder. Dadurch nimmt er sich selbst die Möglichkeit, ein anderes Bild über das Verhältnis zwischen den 68ern und der RAF aufzuzeigen als das von der RAF selbst vertretene. Mehr noch: es ist im Film mehrfach davon die Rede, dass die RAF Sympathisanten in breiten Kreisen der Bevölkerung habe, und die Szene am Grab eines der Terroristen stellt Rudi Dutschke selbst als Sympathisanten dar. Es wird nirgendwo ein 68er gezeigt, der die Ziele oder die Vorgehensweise der RAF ablehnt. An Zweiflern werden nur Zweifler innerhalb der RAF dargestellt, z.B. eine Frau, die die Entführung von Schleyer nicht gutheißt und deswegen nicht mitmacht.
                        Zuletzt geändert von Agent Scullie; 25.11.2009, 17:24. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                          #42
                          Man sieht doch aber deutlich, dass der Film praktisch nur eine Perspektive zeigt. Dann sollte man als mündiger Zuschauer eigentlich selbständig auf die Idee kommen, dass insbesondere gezeigte Meinungsäußerungen vielleicht ein bißchen einseitig sein könnten. Insgesamt ist mir von dem Film vor allem im Gedächnis geblieben, daß er sich konsequent jedweder wertenden Stellungnahme verweigert.

                          Und doch, es ist ein Riesenunterschied, ob ich das Weltbild einer bestimmten Gruppierung zeige oder ob ich es propagiere.


                          Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                          Der Film schildert ja praktisch ausschließlich die Perspektive der RAF-Mitglieder. Dadurch nimmt er sich selbst die Möglichkeit, ein anderes Bild über das Verhältnis zwischen den 68ern und der RAF aufzuzeigen als das von der RAF selbst vertretene.
                          Ganz allgemein und unabhängig von den 68ern - braucht es die "Gegendarstellung" denn wirklich? Die staatliche Haltung kennt doch jeder.
                          B5-Musikvideo gefällig?
                          Oder auch BSG?

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                            #43
                            Also ich habe den Film nun gesehen und bin doch irgendwie unzufrieden.
                            Ich kenne die Geschichte, ja.
                            Aber aus dem Film konnte ich nicht erkennen, was diese Leute eigentlich für ein konkretes Problem hatten.
                            Und vor allem was sie erreichen wollten.
                            Die wirkten einfach nur wie psychopathische Massenmörder..naja, das waren sie ja auch.

                            Für jemanden der in der DDR aufwuchs ist das alles völlig unverständlich und der Film trug nun gar nicht zur Erhellung bei.
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