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Der Baader Meinhof Komplex

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    #16
    taz.de| Debatte RAF-Film: Der Aust-Eichinger-Komplex

    Zitat von taz.de
    Als vor fast anderthalb Jahren Tonbänder aus dem Stammheim-Prozess auftauchten, auf denen man das Lispeln von Andreas Baader hört, da wurde das Image des Terroristenmachos arg ramponiert. Der leichte Sprachfehler und der monotone Singsang demontierten das im kollektiven Bewusstsein bestehende Bild.
    ...
    Man kann es Stefan Aust nicht übel nehmen, dass in der Verfilmung seines "Baader Meinhof Komplexes" nun doch wieder der obercoole Desperado Baader fröhlich Urständ feiert, als hätte es die Tonbänder aus Stammheim nie gegeben. Der Part des frauen- und knarrenverschleißenden Hallodris ist nicht nur weitaus leinwandtauglicher, sondern vor allem seit 1985 festgeschrieben - genauer gesagt, seit Aust seinen RAF-Klassiker vorlegte, der auf einer sehr subjektiven Auswertung von Kronzeugenaussagen, Verhörprotokollen und Prozessmitschriften beruht und der eine klare Rollenverteilung vorgibt: Gudrun Ensslin als eiskalter Engel, Baader als belmondoesker Rüpel und Ulrike Meinhof als verführtes Sensibelchen.
    ...
    Aust hat aus diesem Zeugenbericht jene Dialogzeilen geschmiedet, die ihm bei Erscheinen des "Baader Meinhof Komplexes" viel Ruhm, aber auch Skepsis eintrugen - und die sich heute eins zu eins im Film wiederfinden, der von willfährigen Aust-Freunden wie dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher im dröhnenden Dolby-Surround-Sound zur Grundlage einer neuen "RAF-Rezeption" hochgejazzt wird. Dabei soll hier doch nur aus alten Kronzeugenaussagen immer wieder derselbe Nektar gesaugt werden. Die abtrünnigen RAF-Mitglieder sind seit je Austs Ghostwriter - Peter Homann, der im Film von Jan-Josef Liefers gespielt wird, Karl Heinz Ruhland und eben Beate Sturm. Andreas Baader schreibt ja keine Gegendarstellungen mehr, merkte Hermann Gremliza dazu schon 1985 an.

    Alles, was bei Aust nicht ins Bild passt, ließ er schon damals weg. So wie Andreas Baader im "Baader Meinhof Komplex" vor allem mit Tiraden gegen den Richter zitiert wird, so ist er nun auch im Film beim "Arschloch"-Rufen im Gerichtssaal zu bewundern. Dass Baaders Schimpfkanonaden in Stammheim teilweise minutenlange Abhandlungen vorweggingen, in denen er die Verletzung seiner Grundrechte anprangerte, haben Aust und der zur Einfachheit neigende Eichinger weggelassen.

    Stattdessen mühen sich beide, dem Vorwurf, die Terroristen als Menschen zu zeigen, zu entgehen, indem sie deren Morde effektheischend in Szene setzen: Wenn Schleyer noch kurz selig lächeln darf, weil er eine Mutter mit Kinderwagen neben seinem Mercedes erblickt (die dann eine Maschinenpistole unter dem Deckchen hervorholt), oder wenn die Buback-Mörder auf dem Motorrad noch mal lässig an die Leichen heranfahren, um sich anerkennend auf die Schulte zu klopfen, dann ist die Grenze zur Denunziation überschritten.
    ...
    Zum Heulen ist aber eigentlich nur, dass sich Aust, Eichinger und Edel nicht ansatzweise bemüht haben, auch neuere Erkenntnisse zur RAF zu verarbeiten. Erkenntnisse, die ironischerweise Aust selbst zu verdanken sind. Da wären neben den Tonbändern mit dem echten Baader auch noch die Abhörmaßnahmen in Stuttgart-Stammheim, die den Tod der Terroristen in einem anderen Licht erscheinen lassen - als staatlich geduldeten Selbstmord nämlich. Nicht ganz unwichtig für die Geschichte - für den Film aber schon.
    Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
    Stalter: "Nope, it's all bad."

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      #17
      Dass Baaders Schimpfkanonaden in Stammheim teilweise minutenlange Abhandlungen vorweggingen, in denen er die Verletzung seiner Grundrechte anprangerte, haben Aust und der zur Einfachheit neigende Eichinger weggelassen.
      Also das stimmt nicht ganz. Es wird zwar nicht wirklcih lange drauf eingegangen, aber dennoch wird in der einen oder anderen Szene gezeigt das er eine lange Rede halten will u. dann immer unterbrochen wird.

      Verstehe auch nicht wo das Problem ist ob Baader jetzt ein cooler herumschießender Frauenheld war oder ob er einen Sprachfehler hatte, entscheidend ist doch immer noch was er getan hat, u. das hat man im Film gesehen.
      Zuletzt geändert von Aci; 09.10.2008, 09:24.
      Die Zeit ist das Feuer in dem wir verbrennen.

      Ich war Teil der Lösung - und mein größtes Problem.

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        #18
        Zitat von Aci Beitrag anzeigen
        Verstehe auch nicht wo das Problem ist ob Baader jetzt ein cooler herumschießender Frauenheld war oder ob er einen Sprachfehler hatte, entscheidend ist doch immer noch was er getan hat, u. das hat man im Film gesehen.
        Allein schon durch die Nichtdarstellung von Baaders Ausführung zu den Verletzungen seiner Grundrechten, gepaart mit der übertrieben coolen Aufmachung, verändern doch sehr viel...

        Bei so einen ideologischen Thema, wie der RAF, bedeutet "entscheidend ist doch immer noch was er getan hat" eben auch, was die Täter gesagt haben. Nicht nur deren Morde und die Ausführung selbiger ist entscheidend, sondern auch das Warum. Sonst ist der BMK einfach nur ein deutscher Versuch eines Hollywood-Actionstreifens und kein Beitrag zur filmischen Darstellung der neueren deutschen Geschichte, wie Aust und Eichinger es gerne hätten.

        Baader z.B. wird in dem Film auf einen schießwütigen Macho reduziert. Bei aller Liebe... das ist einfach zu vereinfachenden. So jemand gründet keine Terror-Gruppe. Zumindest nicht außerhalb von Hollywood- und Bernd-Eichinger-Filmen.

        Der taz-Artikel hat da schon ganz recht. Filmisch ist der Film doch sehr gut, auch wenn es einzelne Szenen und Schnitte gibt, die scheinbar von einem Regieschüler des 1. Semesters stammen, aber geschichtlich/inhaltlich ist der BMK doch eher ein Totalversagen.
        Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
        Makes perfect sense.

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          #19
          Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
          Allein schon durch die Nichtdarstellung von Baaders Ausführung zu den Verletzungen seiner Grundrechten, gepaart mit der übertrieben coolen Aufmachung, verändern doch sehr viel...
          Aber das wurde doch angesprochen. Ich weiß jetzt nicht ob es wirklich Baader war, aber es wurde von einem des Trios lang und breit angeprangert wie ihre Rechte verletzt wurden und die haftbedinungen menschenunwürdig sind.
          Natürlich waren das keine 15 Minuten Ausführungen, aber wie willst du das denn bitte in einen 2 Stunden Film einbauen? Imo wird in diesem Artikel hier schlicht und einfach gelogen. Diese Anprangerungen sind mir vom Film noch klar im Gedächtnis, also müssen sie ja wohl zur Genüge ausgeführt worden sein.

          Zitat von Aci Beitrag anzeigen
          Verstehe auch nicht wo das Problem ist ob Baader jetzt ein cooler herumschießender Frauenheld war oder ob er einen Sprachfehler hatte, entscheidend ist doch immer noch was er getan hat, u. das hat man im Film gesehen.
          Vielleicht war er ja auch beides. Es ist doch nur ein Hollywoodcliche, dass man der toughe Kerl mit einer fehlerfreien Aussprache und dem super Aussehen sein muss um ein herumschießender Frauenheld zu sein. Scheinbar hatte er ja das Charisma um Anführer einer großen Terrorgruppe zu sein, da ist es nicht wirklich unwahrscheinlich, dass ihm die Frauen auch zugeflogen sind.
          In einem Film muss man eben sehen wie man das ganze rüber bringen kann und da gibt es praktisch nur den Weg der jetzt gegangen wurde.


          Zu den Einwänden der Fimalie muss ich sagen: tough. Sicher ist es scheiße (in der mangelung eines stärkeren Wortes) für sie den Tod eines Familienmitglieds auf der Leinwand zu sehen, aber wenn man zeigen will was die RAF gemacht hat kann man diese Morde doch nicht einfach unter den Teppich kehren.
          Ich muss zustimmen, dass man die Angehörigen hätte etwas besser darauf vorbereiten sollen. Allerdings haben wir in diesen Interviews auch nur eine Seite gehört. Vielleicht wurden sie ja sogar zu einer Vorvorstellung eingeladen und haben es einfach ignoriert, weil sie nicht damit umgehen wollten, nur später hat es sie natürlich dann doch eingeholt. Kann ich mir durchaus vorstellen.
          Dann auch noch die Erwähnung "jüngerer Familienmitglieder" in diesem Artikel. Ich weiß es ist für eltern immer schwer sich vorzustellen, dass ihre Kinder bei der Ermordung von ihrem "Opa" nichts empfinden, aber wenn man eine Person niemals kannte kann man um sie auch nicht trauern oder sonderlich geschockt von ihrem Filmtod sein. Diese Aussage war also entweder eine ziemliche Verblendung oder abgeklärte Effekthascherei. ich tippe aber mal auf ersteres.
          Disclaimer: Meine Post sind meist nicht als Absolute zu vestehen, sondern sollen nur einen weiteren Blickwinkel bieten.
          "Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten!" - Alte Volksweisheit
          "The man who trades freedom for security does not deserve nor will he ever receive either." - Benjamin Franklin

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            #20
            Zitat von Slowking Beitrag anzeigen
            Zu den Einwänden der Fimalie muss ich sagen: tough. Sicher ist es scheiße (in der mangelung eines stärkeren Wortes) für sie den Tod eines Familienmitglieds auf der Leinwand zu sehen, aber wenn man zeigen will was die RAF gemacht hat kann man diese Morde doch nicht einfach unter den Teppich kehren.
            Ich muss zustimmen, dass man die Angehörigen hätte etwas besser darauf vorbereiten sollen. Allerdings haben wir in diesen Interviews auch nur eine Seite gehört. Vielleicht wurden sie ja sogar zu einer Vorvorstellung eingeladen und haben es einfach ignoriert, weil sie nicht damit umgehen wollten, nur später hat es sie natürlich dann doch eingeholt. Kann ich mir durchaus vorstellen.
            Dann auch noch die Erwähnung "jüngerer Familienmitglieder" in diesem Artikel. Ich weiß es ist für eltern immer schwer sich vorzustellen, dass ihre Kinder bei der Ermordung von ihrem "Opa" nichts empfinden, aber wenn man eine Person niemals kannte kann man um sie auch nicht trauern oder sonderlich geschockt von ihrem Filmtod sein. Diese Aussage war also entweder eine ziemliche Verblendung oder abgeklärte Effekthascherei. ich tippe aber mal auf ersteres.
            Die Familie beschwert sich nicht, weil das gezeigt wird, sondern über die Art und Weise, wie es gezeigt wird.

            Gestern habe ich auch den Film gesehen und kann mich dem Grundtenor hier nur anschließen. Fühlt sich in erster Linie wie ein lauer Klischee-Actionstreifen mit historischem Background an.

            Gut, ich weiß jetzt, dass Ulrike Meinhof offenbar nur eine verbitterte Hausfrau war, der Baader gehörig einen an der Klatsche hatte und Ensslin seine F***sau war, aber ansonsten bin ich ehrlich gesagt nicht schlauer als vorher.

            Historisch also wertlos imo, dafür tendenziell einseitig. Das Verhalten der Polizei bei den Demonstrationen am Anfang schien realitätsnah dargestellt zu sein (Unfassbar, dass sich Beamte tatsächlich so aufführen; ich denke, heutzutage wäre so etwas in D-Land völlig undenkbar), aber im späteren Verlauf wurde mir zu sehr ein Bild der böhsen Prügel-Bullen aufgebaut, die auch Gefangene misshandeln (was afaik lediglich eine Behauptung Meins' war und keineswegs bewiesen ist).

            Dann der Tod des Dutschke-Mörders... also bitte, was soll denn das gewesen sein?

            Das erst mal in Kürze. Ich werd heut Abend noch mehr schreiben, aber jetzt steht erst mal noch eine Stunde VWL an.

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              #21
              Nachdem nun auch ich mir diesen Film angesehen hab, fällt mein Urteil ziemlich kurz aus:

              Zuviele Personen, Schauplätze und Ereignisse in relativ kurzer Zeit.

              Nun ist das vor meiner Zeit gewesen, vielleicht steht man dem Ganzen anders gegenüber, wenn man "live" miterlebt hat was damals abgegangen ist. Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, sich vorher mit dem Thema zu befassen, sonst wird es schwierig dem Film etwas abzugewinnen.
              Nur für einen gemütlichen Kinobesuch, um sich bei Popcorn und Cola ein bißchen berieseln zu lassen, ist dieser Film meiner Meinung nach kaum geeignet.
              Follow the white rabbit.

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                #22
                Zitat von Metrostar Beitrag anzeigen
                Zuviele Personen, Schauplätze und Ereignisse in relativ kurzer Zeit.
                Das "tolle" daran ist ja, dass die Produzenten den Film auch noch in der Absicht gemacht haben, die Generationen, die das nicht mehr selbst miterlebt haben, über die RAF aufzuklären.

                So versuchte man also einerseits möglichst die gesamte "wichtige" Geschichte (also bis einschließlich Deutscher Herbst) in den Film zu quetschen, ist aber andererseits damit schon überfordert und lässt obendrein noch offen, wie es denn nun "ausgegangen" ist. Was passierte denn nun mit Moonhaupt und dem Rest der zweiten bzw. dritten Generation? Von einem Film, der sich großkotzig auf die Fahnen schreibt, er würde die Geschichte der RAF erzählen, könnte man sowas zumindest noch kurz im Abspann in Textform erwarten.

                Da hätte man lieber einen Zweiteiler oder gar eine Trilogie draus gemacht (Ist ja jetzt eh in. ) und sich im ersten Film mal nur auf die Unruhen und die Anfänge konzentrieren sollen. Am Anfang hat das imo ganz gut geklappt, später aber merkt imo schon deutlich dass man unbedingt den Deutschen Herbst als Höhepunkt drinhaben wollte. Entsprechend wurde der dann im Hopp-und-Zack-Verfahren abgehandelt.

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                  #23
                  Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                  Die Familie beschwert sich nicht, weil das gezeigt wird, sondern über die Art und Weise, wie es gezeigt wird.
                  Sie beschweren sich dass ein Mord falsch gezeigt wurde von dem keiner weiß wie er denn wirklich geschehen ist. Und wenn man mal zwischen den Zeilen liest sind sie wirklich nur darüber sauer, dass er überhaupt gezeigt wurde. (bzw. zwischen den zeilen muss man nichtmal lesen, sie sagen es ja doch relativ unverholen)

                  Gut, ich weiß jetzt, dass Ulrike Meinhof offenbar nur eine verbitterte Hausfrau war, der Baader gehörig einen an der Klatsche hatte und Ensslin seine F***sau war, aber ansonsten bin ich ehrlich gesagt nicht schlauer als vorher.
                  Ich bevorzuge ja den Ausdruck Bückstück.

                  Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                  So versuchte man also einerseits möglichst die gesamte "wichtige" Geschichte (also bis einschließlich Deutscher Herbst) in den Film zu quetschen, ist aber andererseits damit schon überfordert und lässt obendrein noch offen, wie es denn nun "ausgegangen" ist. Was passierte denn nun mit Moonhaupt und dem Rest der zweiten bzw. dritten Generation? Von einem Film, der sich großkotzig auf die Fahnen schreibt, er würde die Geschichte der RAF erzählen, könnte man sowas zumindest noch kurz im Abspann in Textform erwarten.
                  Um die zweite und dritte Generation gings in diesem Film doch garnicht. Die waren doch eher Statisten um die Geschichte der ersten Generation fertig erzählen zu können.
                  Was ist denn nun das Problem, wurde zu viel oder zu wenig in den Film gepackt?


                  Ich denke ich muss mich der Meinung anschließen, dass so ein Film nunmal nicht genau auf alle Einzelheiten eingehen kann. Dieser hier war ein Rundumschlag der ersten Generation. Wenn man genauer über einzelne Passagen erfahren will gibt es auch noch speziellere Filme, oder man kann sich ja (Gott bewahre) auch in das Thema einlesen.
                  Ich denke als Rundumschlag und dazu anzuregen selbst etwas genauer nachzuforschen hat dieser Film seine Aufgabe schon erfüllt.
                  Disclaimer: Meine Post sind meist nicht als Absolute zu vestehen, sondern sollen nur einen weiteren Blickwinkel bieten.
                  "Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten!" - Alte Volksweisheit
                  "The man who trades freedom for security does not deserve nor will he ever receive either." - Benjamin Franklin

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                    #24
                    Zitat von Slowking Beitrag anzeigen
                    Sie beschweren sich dass ein Mord falsch gezeigt wurde von dem keiner weiß wie er denn wirklich geschehen ist.
                    Öhm, Pontos Frau hat gesehen wie er getötet wurde.

                    Zitat von Die Welt Artikel Beitrag anzeigen
                    [...]
                    Bettina Röhl: Worin bestehen die historischen, tatsächlichen Fehler genau?

                    Corinna Ponto: Die vier verantwortungslosesten Fehler sind: Erstens: Meine Mutter saß nicht, wie im Film dargestellt, ladylike und unbeteiligt während des Attentates auf der Terrasse, sondern sie saß im ziemlich abgedunkelten Raum erstarrt am Telefon, sieben Meter von ihrem Mann entfernt, als er erschossen wurde. Sie wurde also zu einer direkten Zeugin der Mordtat. Wäre diese korrekte Darstellung eine allzu parteiergreifende Emotionalisierung gewesen? Stellen Sie sich bitte einen Film über das Attentat auf Kennedy vor, und Jackie Kennedy säße in einem folgenden Begleitfahrzeug. Ginge dies auch als künstlerische Freiheit durch?
                    Der zweite schwerwiegende Fehler ist die verniedlichende, fast verspielte Darstellung der Susanne Albrecht – eine komplette Fehlbesetzung. Die damals 27 Jahre alte, groß gewachsene Susanne Albrecht hatte zu der Zeit einen athletisch gut trainierten, braun gebrannten Körper, wahrscheinlich von Ausbildungscamps gekräftigt; die Backen und Augenlider waren drogen-geschwollen; sie hatte an dem Tag eine fast perückenartige Lockenfrisur. Sie sprach und bewegte sich sehr schnell. Und essentiell wichtig, um ihre Tat korrekt einschätzen zu können: es fehlen im Film ihre beiden vorbereitenden Spionagebesuche inklusive Übernachtung in den zwei Monaten zuvor, bei denen ich sie selbst erlebt habe. Übrigens fehlt im Film auch der nach der Ermordung meines Vaters am 30. 7. 1977 erfolgte, bis heute unaufgeklärte Sprengstoffanschlag am 5. August im bewachten Garten.
                    Dritter Fehler: Brigitte Mohnhaupt trug, passend zum Kostüm, ein gelbes Rundum-Kopftuch, aus dem keine einzige Haarspitze hervorkam. Auch hier ein Beispiel für gravierende Beschönigung. Denn nur mit Haarband und voller Haarpracht konnte man natürlich die Figur der Terror-Barbie Mohnhaupt im Film so sexy entwickeln. Das Kopftuch war aber der Grund, weshalb meine Mutter und auch zweite Zeuge, Herr M., die Täterin Mohnhaupt zunächst nicht identifizieren konnten.

                    Bettina Röhl: Was war der vierte Fehler?

                    Corinna Ponto: Der wohl unverzeihlichste Fehler ist die Darstellung des Todes meines Vaters selbst. Es war ein lautloser, fast geräuschloser, unheimlich stiller Tod, denn die Pistolen hatten Schalldämpfer, und es ging alles sehr schnell. Das lärmende Knallen der Pistolen, das ausgekostete Röcheln und der brutalisierte Todeskampf sind von der Regie erfunden worden. [...]

                    Was ist denn nun das Problem, wurde zu viel oder zu wenig in den Film gepackt?
                    Mir wäre ein Film lieber gewesen, der sich weniger vornimmt, aber das dafür gescheit macht; wenn ich aber einen Streifen drehe, der nach eigener Aussage "die Geschichte der RAF" erzählt, dann muss er das auch tun, und nicht doch wieder nur das erste Drittel ganz, das zweite so halbwegs und das dritte gar nicht. Imo ist das ein typischer Fall von zu viel vorgenommen und an den eigenen Hürden gescheitert.


                    Ich denke als Rundumschlag und dazu anzuregen selbst etwas genauer nachzuforschen hat dieser Film seine Aufgabe schon erfüllt.
                    Das werden aber erstens nur die wenigsten tun und zweiten ändert das auch nichts daran, dass Dinge falsch dargestellt werden. Die Ponto-Ermordung ist ja nicht das einzige.

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                      #25
                      Der Baader Meinhof Komplex

                      Der Film war ziemlich beeindruckend im Kino und wie ich finde sehr gut gemacht. Die Filmhandlung hat vieles von dem verständlich gemacht wie die Leute damals getickt haben. Hab zwar Teils schon ein paar Bruchstücke von der damaligen RAF aufgefangen, konnte aber nie richtig die Zusammenhänge verstehen. In dem Film selbst nichts geschnitten, alles frei heraus (was ich nicht erwartet hätte). Ziemlich krass nicht nur die RAF sondern auch die Polizeibrutalität damals...
                      Zuletzt geändert von Ethan Hunt; 27.10.2008, 17:38.
                      Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance. Winston Churchill

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                        #26
                        auch wenn der film mängel hat wird er in 10 jahren zum standardstudium von leuten gehören, die sich mit der RAF beschäftigen. Und für die ist er in meinen Augen schon sehr interessant.

                        Was ich an dem Film besonders gut fand war, dass er die Grundstimmung der 68er Zeit gut eingefangen hat.Das sag ich jetzt mal so obwohl ich garnicht dabei war, aber aufgrund der Stimmung die der Film aufbaute konnte man wirklich fühlen, was die 68er damals am Staat kritisiert haben.

                        Die RAF-Geschichte an sich dann mit der Einführung von Meinhof ist natürlich viel zu viel für einen Film und das merkt man besonders in der zweiten Hälfte wo wirklich ständig neue Gesichter auftauchen und andere (so wie Raspe und Meins) so gut wie garkeine Screentime bekommen.

                        Bei den Schauspielern sticht in meinen Augen beosnders die Wokalek als Ensslin heraus, im Nachhinein hat sie zum Großteil dazu beigetragen, das der Film trotz aller Schwächen nicht dröge wird und man abschaltet. Bruno Ganz und seine Ansichten war mit seinen Monologen auch gut dargestellt find ich...der Rest ist in meine Augen Durchschnitt, Martina Gedek ist schon gut in der Darstellung und Sprechweise, aber so richtig abgekauft hab ich die Meinhof ihr nicht.

                        Technisch war der Film astrein gemacht, das kann sich in meinen Augen auch mit Hollywood messen lassen, aber am Ende ging einfach alles viel zu schnell, die Schleyerr-Entführung und der gesamte Herbst 77 waren viel zu schnell abgespult, zur 2. Generation konnte man mit Ausnahme von Mohnhaupt nie eine Verbindung aufbauen...und bei der Mohnhaupt war das Spiel auch nur durch typische Bösewichtstereotypen vertreten.

                        Alles in allem geb ich 6* und würde ihn trotz aller Schwächen eigentlich jedem Empfehlen, weil son bißchen was darüber wissen kann man ja schon und das schafft der Film auf jedne Fall
                        "Also wahrscheinlich werde ich heute abend defnitiv nicht zurückschreiben können..."
                        "Da werd' ich vielleicht wahrscheinlich ganz sicher möglicherweise definitiv mit klarkommen."

                        Member der NO-Connection!!

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                          #27
                          Na ja, also das dieser Filkm irgendwann mal das Standardwerk über die RAF werden wird wage ich mal sehr zu bezweifeln...

                          Meine Meinung habe ich ja schon vorher sazu gesagt, nur will ich nochmal anmerken, dass mir die Motivation der "Kerntruppe" einfach nicht richtig vermittelt wird. Aber es kann natürlich auch sein, dass es nicht mehr gab und die wirklich nur "Gangster und Polizist" spielen wollten, was dann doch etwas "desillusioniert". (Aber man muss schon festhalten, dass in den 60ern doch sehr hart mit der Linken-Szene umgesprungen wurde)

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                            #28
                            Zitat von Souvreign Beitrag anzeigen
                            Na ja, also das dieser Filkm irgendwann mal das Standardwerk über die RAF werden wird wage ich mal sehr zu bezweifeln...
                            Naja, Standardwerk nicht...das wird schon die geschriebene Version bleiben...als ich damals den Baader-Meinhof-Komplex gelesen habe hab ich danach dann erstmal Stammheim und Blackbox BRD geschaut und son paar Dokus über die Zeit auch noch. Hätte ich nen paar Jahre später damit angefangen wäre das sicher um den BMK-Film erweitert worden

                            Zitat von Souvreign Beitrag anzeigen
                            Meine Meinung habe ich ja schon vorher sazu gesagt, nur will ich nochmal anmerken, dass mir die Motivation der "Kerntruppe" einfach nicht richtig vermittelt wird. Aber es kann natürlich auch sein, dass es nicht mehr gab und die wirklich nur "Gangster und Polizist" spielen wollten, was dann doch etwas "desillusioniert".
                            Also weiß jetzt nicht genau was du mit Morivation der Kerntruppe meinst, aber das sie sich gegen das "Schweinesystem" wehren wollten wurde denke ich schon relativ gut dargestellt...am Anfang die Schlägereien beim Schahbesuch plus Schuß und ich glaube es gab doch auch sone Montage mit allen Kriegsschauplätzen der damaligen Zeit (glaube war mit Deep Purple "Child in Time" unterlegt)...dann kann ich mich noch an ne Diskussion von Ennslin mit ihrem Vater über die politischen Verhältnisse der Zeit erinnern...also ich fand das schon ok...
                            "Also wahrscheinlich werde ich heute abend defnitiv nicht zurückschreiben können..."
                            "Da werd' ich vielleicht wahrscheinlich ganz sicher möglicherweise definitiv mit klarkommen."

                            Member der NO-Connection!!

                            Kommentar


                              #29
                              Ich hab mir den Film grade auf DVD angesehen und muß sagen das er vom rein Filmischen her gar nicht mal so schlecht ist! Obwohl er zum Ende hin etwas zu sehr auf die inhaftierten abzielt und dabei das weitere Vorgehen der RAF nur am rande zeigt!
                              Ich würde ihm auf ner Skala von 1-6 ne gute 3 geben!


                              Was mich stört ist die Freigabe ab 12 In dem Film wird nicht nur die millitante Linksradikale Gesinnung propagandiert sondern die "Angriffe" sind auch sehr blutig dargestellt! Also meiner Meinung nach hätte der Film mindestens eine einstufung ab 16, wenn nicht sogar ab 18 verdient!!
                              www.SF3DFF.de / Mein Blog
                              "Nich' lang schnacken – Bier in' Nacken“

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                                #30
                                Zitat von Mr. Ronsfield Beitrag anzeigen
                                Was mich stört ist die Freigabe ab 12 In dem Film wird nicht nur die millitante Linksradikale Gesinnung propagandiert sondern die "Angriffe" sind auch sehr blutig dargestellt! Also meiner Meinung nach hätte der Film mindestens eine einstufung ab 16, wenn nicht sogar ab 18 verdient!!
                                Das war auch einer meiner Gedanken...
                                Sicherlich ist Andres Baader der Böse, der sich am Schluß selber richtet, aber versteht ein 12-jähriger, das er eben nicht cool ist, sondern ein mehrfacher eiskalter Mörder??

                                Ok... ich gestehe, ich habe vorher, das Buch von Stefan Aust gelesen...aber trotzdem hatte ich manchmal Probleme herauszufinden, wer jetzt wer ist... ein paar Einblendungen über die Personen hätte dem Film ganz gut getan...

                                Die Schnitte zwischen den Szenen fand ich nichtmal so krass...es wird eben nur episodisch erzählt... aber ich denke für Außenstehende ist es sicherlich verwirrender... vor allem manche Ermittlungserfolge der Polizei, wo ich mich dann gewundert habe. wie die plötzlich den Terroristen auf die Spur gekommen sind...

                                Ich werde mir den Film in einer gewissen Zeit nochmal anschauen... beim erstem Mal ist man doch sehr von der Gewalt und der Action gefesselt...

                                Mich hat es auch gewundert, das dieser Film für einen Oskar nominiert war...richtig verstehen werden ihn wahrscheinlich nur die Westdeutschen...
                                "Diese Prozedur wird nicht empfohlen..."

                                "... wo nie ein Hund zuvor gewesen ist" *Cpt. Archer*

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