James Bond - Der Hauch des Todes - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

James Bond - Der Hauch des Todes

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #16
    Nach zwei Wochen haben wir uns dann tatsächlich den nächsten Bond gegönnt. Eigentlich hatte niemand so rechte Lust darauf. Mein Vater meinte schon scherzweise: „Prima, dann kann ich wieder so schön schlafen.“ Ich hatte schon vor, nebenbei ein paar Kochbücher nach neuen Rezepten durch zu stöbern. Wir haben den Film schon mal laufen lassen, während wir eigentlich alle noch nicht so ganz fertig waren – Abendbrot wurde noch gemacht, die Spülmaschine eingeräumt –, denn „der Beginn ist ja eh nicht so wichtig für die Story – ups, welche Story?“

    Es mag ja sein, dass sich hier wieder bewahrheitet, dass die Überraschung dann am größten ist, wenn man von einem Film am wenigsten erwartet. Aber mit Timothy Dalton als neuen Bond geht man nun wieder einen anderen Kurs und dieser Kurs gefällt mir. Es ist kein absolut knallharter Bond geworden, Witzchen wie der „Ghettoblaster“ für die Amerikaner (eine Schusswaffe, die als Radio getarnt ist) und Spielereien wie eine Kapsel, mit der man quer durch die russische Pipeline rasen kann (wie die durch die Kurven kommt, möchte ich echt mal wissen) sind vorhanden, und doch ist der Film einfach irgendwie „kerniger“ als die Moorebonds.

    Das mag teilweise auch daran liegen, dass die Story einfach wieder etwas mehr Substanz hat. Zu Beginn kann man ein wenig mit rätseln, wer denn der tatsächliche Böse ist, ob Puschkin oder die anderen, die man noch so sieht. Actionszenen sind vorhanden, nehmen aber nie die Überhand. Als beispielsweise die mittlerweile obligatorische „Wir fahren irgendwie Ski oder was ähnliches“-Szene kam, sagte mein Bruder schon: „Oh nein, jetzt wird der Film doch schlecht“, einfach weil diese Verfolgungsjagden in letzter Zeit doch sehr öde und langatmig waren. Hier war das Maß dann verblüffenderweise genau richtig.

    Selbiges gilt auch für den „Endkampf“. Sicherlich wird Bond einfach von der Auslegung der Filme nie ein katharsisches Meisterwerk, aber hier gefiel mir der Endkampf doch ganz gut, weil man wenigstens ein paar emotionale Eckpfeiler hatte (zumal dieser Endkampf auch nicht überlang war). Mit dem einen Revolutionsführer hat man nochmal eine sympathische Nebenfigur eingeführt, von der man ebenfalls zu Beginn nicht ganz weiß, was man von ihr halten soll. Aber wenn James Bond dann zum russischen Stützpunkt verschleppt wird, wird und er ganz kurz mit sich kämpft, ob er jetzt zur Rettungsaktion blasen soll oder nicht, sind das einfach die kleinen, aber nötigen Eckpfeiler, die z. B. „Der Spion, der mich liebte“ gebraucht hätte, um eine höhere Wertung als die von mir vergebenen 4 Sterne zu erhalten.

    Ansonsten wirkt der Film auch wieder mehr wie ein „Back to the roots“. Vielleicht habe ich bei den Moorebonds einfach nicht mehr so darauf geachtet und es mag auch teilweise an der Synchro liegen, aber dieses Mal hatte ich doch das Gefühl, dass all die klassischen Sprüche wie „Bond, James Bond“ oder „Geschüttelt, nicht gerührt“ etwas prominenter eingesetzt wurden. Hinzu kommt endlich mal wieder ein Auftritt von Felix Leiter. Dass dieser ganz genau weiß, wie er Bond ködern kann, ist echt ein herrlicher Gag, obwohl gar nicht mal so als Gag aufgezogen.

    Ansonsten fällt bei den klassischen Figuren eben auf, dass Moneypenny umbesetzt wurde. Die neue Moneypenny gefällt mir. Sie ist in diesem Film das hübscheste Bondgirl. Auch Gogol hat wieder einen Auftritt, ist jetzt direkter Verbindungsmann zwischen Russland und Großbritannien. Mit ihm und Puschkin (dargestellt von John Rhys-Davies, einem Schauspieler, den ich sehr schätze) tappt man nicht in die Falle, aus den Russen einen Haufen unsympathischer Vollpfosten zu machen. Ein wenig verwirrt hat mich Gogols Auftritt und die Erwähnung, dass Puschkin dessen Nachfolger ist, aber schon – nämlich dahingehend, ob die Bondmacher jetzt auf Kontinuität aus gewesen sind oder nicht. Das ist halt ein Geheimnis, das nie jemand lüften wird.

    Man merkt es wohl an der Art meines Schreibens (obwohl dann wieder ein Großteil meines Reviews eher etwas kalte Analyse wurde): Ich bin von dem Film relativ begeistert. Der beste Bond, den ich bisher beim Reihenfolgenschauen gesehen habe (ob er es mit meinem bisherigen Liebling „Casino Royale“ aufnehmen kann, bleibt nochmal abzuwarten). Das Verblüffende daran ist, dass dabei zwei wichtige Bondfaktoren fast schon ausgeblendet wurden: Das Bondgirl ist jetzt nicht der Oberknüller (wenn es auch ein paar schöne Szenen mit ihr und Bond auf dem Jahrmarkt gab) und das für mich immer so wichtige „Bond sitzt mit dem Bösen an einem Tisch“ gibt es ja auch nur in abgeschwächter Form, als man noch denkt, der Überläufer sei wirklich ein Überläufer. Und auch Dalton als Bond finde ich eigentlich eher „normal“ – keine Schnarchsocke wie Lazenby, aber jetzt auch nicht mit der Präsenz eines Connery. Aber optisch verkörpert er ja das, was man hier versucht hat: nicht ganz so aalglatt, sondern eben wieder etwas „kerniger“.

    Das führt mich dann fast wieder zum Beginn meiner Rezension, wo ich ja auch schon von der Kernigkeit (bitte, lasst mich das nicht weiter definieren ) gesprochen habe: Ja, ich gebe zu, dass da ein wenig Euphorie darüber mitschwingt, dass man mit Dalton als Darsteller wieder einen neuen Kurs fährt, aber der Film war echt nie wirklich langweilig und die Story war verschlungen genug, ohne dass es Passagen gab, bei denen man komplett rausflog. So würde ich dem Film vielleicht trotzdem nicht mehr als 5 Sterne geben, aber dafür, dass man innerhalb der Bondreihe damals wieder echt gut aus dem Mooredesaster rausfahren konnte, gibt es die Höchstwertung.

    6 Sterne

    Kommentar


      #17
      Und damit bist du bei einem meiner Lieblingsfilme der klassischen Bondreihe angekommen. Und mir war klar, dass er dir doch wesentlich besser gefallen würde. Mit soviel Lob hab ich aber auch nicht gerechnet.

      Ich muss nur einfach mal darauf hinweisen, dass sich hinter den Kulissen nie etwas geändert hat. Es gibt einen anderen Darsteller und damit auch eine andere Herangehensweise. Ansonsten ändert sich nichts. Weder beim Regisseur, noch bei den Autoren. Moore wollte Bond nie wirklich hart spielen und so waren dann auch seine Filme. Dalton wollte wieder zurück zur Romanfigur und schon ändert sich der Ton der Filme. So einfach gehts. Allerdings war Dalton damit wohl auch seiner Zeit voraus, da er doch in den 90ern doch immer irgendwie belächelt wurde und als eher "Unbondig" galt. Womit auch Craig bisher etwas zu kämpfen hat.

      Ich mag vor allem die Szenen, wo man sieht, dass Bond tatsächlich mitfühlt. Beispielsweise beim Tod des Kontaktmannes durch die Schiebetür in Wien. Normalerweise ließ so etwas Bond vorher relativ kalt.

      Ich nehme es Dalton auch ab, dass er sich wirklich für Kara interessiert und sie eine Verbindung aufbauen. Die Liebelei ist nicht nur so etwas was nebenher passiert, sondern fester Bestandteil des Plots. Auch wenn Bond sie erst nur benutzen will und ihr etwas vorspielt. Damit haben wir hier den ersten Film, wo Bond nur etwas mit einer einzigen Frau anfängt. Wenn man das kurze angedeutete Techtelmächtel vor dem Vorspann mal ignoriert.

      Ich mag auch den Soundtrack gerne. Leider der letzte Score von John Barry innerhalb der Reihe. Die Leichtigkeit der Musik von Barry hat Nachfolger David Arnold erst mit Casino Royale wieder getroffen.

      Ich bin sehr gespannt, wie du auf "Licence to Kill" reagierst.
      "The Light — It's Always Been There. It'll Guide You."
      Reviews, Artikel, Empfehlungen oder Podcasts von mir zu verschiedenen Themen aus der Popkultur könnt ihr auf Schundkritik.de finden.

      Kommentar


        #18
        Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
        Ich bin sehr gespannt, wie du auf "Licence to Kill" reagierst.
        Ehrlich gesagt habe ich ihn schon am Sonntag gesehen und es bisher nur noch nicht geschafft, da etwas dazu zu schreiben. Mal schauen, die Tage jetzt will ich das mal tun. (Vielleicht auch direkt jetzt.)

        Ganz allgemein lässt sich sagen, dass ich ihn dann wieder als etwas zu extrem in eine gewisse Richtung gedrängt empfunden habe. Kein schlechter Film, aber da fand ich die Mischung "Humor - Action - harte Szenen - Emotionen" hier deutlich besser.

        Kommentar

        Lädt...
        X