Brokeback Mountain

[HanSolo]

Vielleicht sollten sich Leute, die bei einem Kuss zwischen zwei Liebenden wegschauen müssen mal Gedanken über ihre Einstellung machen, weil da ist wirklich nichts verwerfliches dran.

Daran ist mit Sicherheit NICHTS Verwerfliches. Im Gegenteil. Natürlich sollen Leute die sich lieben auch körperliche Nähe teilen können. Ebenso bin ich für Schwulen-Ehen usw.

Was aber nichts daran ändert, dass ich persönlich es nicht gerade als angenehm empfinde zwei Männern beim Küssen zuzusehen. Hierfür eine rationale Erklärung zu geben ist unmöglich. Auf alle Fälle geht es vermutlich mehr als der Hälfte der heterosexuellen Männer so. Sprich die Wurzeln dieser "Verklemmtheit" dürften tief in der männlichen Psychiologie verankert sein.

[Atahualpa]

Muss auch gestehen das ich bei den Kussszenen ein bissl bedröppelt weggesehen habe.
Liegt wohl wirklich einzig und allein an der Erziehung bzw. der Gesellschaft wo das eigentlich immer noch eher ein Tabu ist.
Aber sehen wir es mal so, der Anfang ist gemacht und in 1-2 Generationen kräht kein Hahn mehr danach ob sich 2 Frauen oder 2 Männer küssen.

[Slowking]

Was aber nichts daran ändert, dass ich persönlich es nicht gerade als angenehm empfinde zwei Männern beim Küssen zuzusehen. Hierfür eine rationale Erklärung zu geben ist unmöglich. Auf alle Fälle geht es vermutlich mehr als der Hälfte der heterosexuellen Männer so. Sprich die Wurzeln dieser "Verklemmtheit" dürften tief in der männlichen Psychiologie verankert sein.

Wobei es wahrscheinlich auch ein bischen was mit Gewöhnung zu tun hat. Lesben sieht man einfach wesentlich öfter in Filmen küssen als Schwule. Nach und nach wird sich das wohl ändern und nach und nach werden immer weniger Männer weggucken müssen.

@Schubi
Eine der Quoten in deinem post, die als von mir kommend bezeichnet wird, ist nicht von mir. Kannst du das bitte ändern?

[Slowking]

Ich habe den Film jetzt seit Jahren wieder das erste mal gesehen und man das Ende fühlt sich immernoch an wie ein Schlag in die Magengrube. Das mein ich auch wortwörtlich. Ich habe die ganzen letzten 15 Minuten das Gefühl als hätte mir jemand in den Magen geboxt.
Die letzte Szene mit dem Shirt ist dann so als ob dieser jemand nochmal hinterher tritt.

Es ist einfach wirklich tragisch. Sie hätten wahrscheinlich ein gutes Leben haben können hätte Ennis nicht so viel Angst gehabt. Natürlich mussten sie in einer solchen Umgebung vorsichtig sein, aber so ist ihr Leben an ihnen vorbei gestrichen. Wobei seine Angst aber auch sehr verständlich ist, nachdem was er als Kind gesehen hat.
Was mich immer besonders trifft ist, dass sie nicht einmal gesagt haben "ich liebe dich", dafür hatten sie scheinbar beide zu viel Angst...

Was mir bei ersten sehen garnicht so aufgefallen ist, dass es durchaus so dargestellt wurde als hätte Jacks Frau etwas mit seiner Ermordung zu tun gehabt...

[Regel1]

Wenn ich heute an den Film denke, erinnere ich mich positiv an die erhabene amerikanische Landschaft, und etwas negativ an den unglaublichen Liebesplott. So fand ich dieses überstürzte Übereinanderherfallen, trotz gegenseitiger Versicherung man sei nicht schwul, na ja, eher lächerlich und unglaubwürdig (Ja, ich weiß, war damals eine andere Zeit, aber dennoch hätten Sie wenigestens voreinander ehrlich sein können.) Ebenso merkwürdig kam mir die Wiederbegegnung vor, als sie (trotz der Ehefrau in der Wohnung) sich wieder nicht beherrschen konnten und sie diese "Beiß-Küsse" austauschten. Berührt hat mich die Familienproblematik - insbesondere die eine Ehefrau mit 2 Kindern, die es mitbekommt und zunächst still leidet und jeder weiß, dass es irgendwann zu einem Drama kommen muss. Dann selbstverständlich der grausame Lynchmord an einem der Protagonisten und das stille Leiden des anderen, verbunden mit einer schroffen Zurückweisung der Umwelt. Und schließlich die "Hemdszene" bei den Eltern des Umgebrachten. Da dachte ich mir (vermutlich nicht nur ich), hier auf der Farm hätten sie glücklich werden können.
Im Kino war ich damals mit meinen langjährigen schwulen Freunden (die dem Film weniger abgewinnen konnten als ich) und meiner Ex, die beim Kinobesuch erstmals auf meine Freunde traf und ihnen gegenüber (entgegen ihrer sonstigen Natur) eine "Ladehemmung" mit aufgesetzter Freundlicheit hatte.

Und noch was zum Thema Küssen etc: Vielleicht bin ich prüde, aber ich kann es generell nicht sehen, wenn sich Leute in der Öffentlichkeit abknutschen - da spielt die geschlechtliche Mischung auch keine Rolle. Und Händchenhalten kann man Teenies ja nachsehen (entsinne mich ja selbst an diese HeißspornPhase), aber bei älteren Semestern wirkt es auf mich eher lächerlich, so auf plakative Kundgebung an die Umwelt. Ist aber nur meine Meinung.

[Slowking]

Wenn ich heute an den Film denke, erinnere ich mich positiv an die erhabene amerikanische Landschaft, und etwas negativ an den unglaublichen Liebesplott.

Hmm also ich kann nur von mri sprechen aber der Liebesplott kam in entfernter Erinnerung bei mri auch schlechter weg als er eigentlich war. Er hängt an vielen Feinheiten, die man nach einer Weile einfach vergisst.

So fand ich dieses überstürzte Übereinanderherfallen, trotz gegenseitiger Versicherung man sei nicht schwul, na ja, eher lächerlich und unglaubwürdig (Ja, ich weiß, war damals eine andere Zeit, aber dennoch hätten Sie wenigestens voreinander ehrlich sein können.)

Ja sie sind etwas überstürzt übereinander hergefallen aber zu dem Zeitpunkt waren sie auch sternhagel voll. Die Versicherungen nicht schwul zu sein kamen dann nüchtern am nächsten Morgen.
Generell halt ich das ganze für sehr glaubwürdig. Übrigens auch heute noch, nicht damals. Ich erinnere mich noch daran, dass ich auf keienn Fall schwul war, höchstens Bi (13-5 Jahre her) und an einen Freund der sich zwar Schwulenpornobilder angeshen hat aber auch auf jeden Fall Hetero war. Mittlerweile wissen wir wir beide / gestehen wir uns selbst ein, dass wir schwul sind. Achja dann noch einer der auch eine ganze Weile Freundinen hatte, während er aber auch schon mit Kerlen rum machte.
Vielleicht geht mir der Film auch deswegen so nahe. Vieles davon "hits close to home" wie der Engländer sagen würde.

Auch gibt es die immer größer werdende Gruppe der "Men who have sex with men", die sich niemals als schwul sondern als hetero bezeichnen würden. Sie haben ja nur sex mit anderen Männern, sie lieben sie ja nicht und da ist ja nichts dabei.
Es scheint fast so als ob dies auch im Film so der Fall gewesen wäre. Ennis scheint sich niemals selber, und schon gar nicht Jack gegenüber, fähig gewesen zu sein einzugestehen, dass er ihn liebt, erst als es zu spät war, wie man in der letzten Szene sieht. Jack schien es zumindest für sich erkannt zu haben aber ausdrücken konnte auch er nur dass er Ennis manchmal so sehr verrmisst, dass es weh tut. Das Wort Liebe kam auch ihm nicht über die Lippen.
Diese kognitive Dissonanz ist natürlich psychisch sehr ungesund, aber diese Gruppe hat auch ein riesiges AIDS Problem, denn AIDS ist ja eine Schwulenseuche und sie sind ja nicht schwul, also können sie das ja nicht bekommen, weshalb sie sich ja nicht schützen müssen.
Aber da sieht man mal zu was für ungesunden psychischen Gebilden unsere Gesellschaft Schwule auch heute noch treibt.

Ebenso merkwürdig kam mir die Wiederbegegnung vor, als sie (trotz der Ehefrau in der Wohnung) sich wieder nicht beherrschen konnten und sie diese "Beiß-Küsse" austauschten.

Ja das fand ich auch etwas komisch, zumal Ennis hätte wissen sollen, dass man diesen Fleck von der Haustür aus sehen kann. Aber nunja sie hatten sich 4 Jahre nicht mehr gesehen und wohl die ganze Zeit nacheinander geschmachtet. Ich kann das also durchgehen lassen.
Vom filmischen Standpunkt her, musste die Frau natürlich irgendwie davon erfahen, ohne in einem sowieso schon überlangen Film, noch eine lange Szene dran zu hängen. Ich kann es dem Director und Autor nachsehen.

Da dachte ich mir (vermutlich nicht nur ich), hier auf der Farm hätten sie glücklich werden können.

Jop. Wie gesagt, noch mehr schmerzt nur noch die letzte Szene in der Ennis das Hemd und ein Foto von Brokeback Mountain in seinem Schrank hängen hat, er mit Tränen in den Augen das Hemd zurecht rückt, das Foto berührt und sagt "Jack, I swear...". In diesem Moment sieht man ihn das erste mal wirklich zu seinen Gefühlen stehen, nur eben leider viel viel zu spät.
Nochmal zusätzlich tut es weh, dass er nichtmal ein Foto von Jack hat. Brokeback Mountain ist alles was ihm gebleiben ist.


So ich hoffe ich habe dich nicht mit meinem Wortschwall erschlagen.

[Regel1]

So ich hoffe ich habe dich nicht mit meinem Wortschwall erschlagen.

Überhaupt nicht, vieles war für mich sehr aufschlussreich, weil meine schwulen Freunde den Film damals so ziemlich niedergemacht haben. Während ich noch ein wenig "ergriffen" war, fielen so Sätze wie "na ja, mal wieder ein typischer Hollywood-Film" oder "ja, tolle Landschaft und sonst?" oder "hätten sie 2 hässliche no-name-Darsteller genommen, wäre es nie zu diesem Hype gekommen" etc. Meine Ex fand den Film dagegen auch bewegend (wohl vor allem wegen Ledger) Ich hatte den Eindruck (ohne jetzt überheblich zu wirken), dass ich als einziger so ziemlich vorurteilsfrei, also nahezu objektiv den Film "rezipiert" habe.

[Zeno-2]

Also ich habe ihn auch erst jetzt zur Tv Premiere im Fernsehen gesehen. Gott sei Dank geschnitten auf meinem Festplattenspeicher, sonst hätte ich die ewige Werbung aus meiner Stimmung rausgebracht!

@Zeno-2 Der Film ist absolut nicht kitschig oder etwa bla... Da hast du wahrscheinlich nichts verstanden! Wahrscheinlich bist du auch zu jung um die Tragweite zu begreifen wenn man jemand 20 Jahre liebt ! Schau ihn dir nochmal an wenn du 40 bist . Ich fand ihn großartig und ich habe Rotz und Wasser geheult sooo gut war er!

Tja, jetzt bin ich 39 einhalb und ich finde immer noch, dass es eine ziemlich einfach gestricktes Romantik-Drama ist, wo zwei Liebende aufgrund der Umstände nicht zueinander kommen können. Romeo und Julia, tausendfach erzählt, nur dass diesmal ausnahmsweise zwei Jungs mitspielen. Gab's wahrscheinlich auch schon bei den alten Griechen.

Und durch das tragische Ableben von uns Heath wird die Geschichte natürlich noch irgendwie, ähm, dramaturgischer, gell.

Naja, ich warte noch mal ein halbes Jahr, vielleicht stellt sich dann das große Rotz und Wasser ein. Jedenfalls wenn ich den Film bis dahin "verstanden" habe.

[schwalbe]

Hab den Film mal angefangen. eigentlich ganz interessant. hoffe, bald zeit zu haben, um den film fertig gucken zu können.

[endar]

Ja, viele haben den Film offenbar nicht richtig verstanden. Und jetzt werden natürlich wieder alle Tomaten nach mir schmeißen, aber die Engstirnigkeit (um nicht das Wort Borniertheit zu verwenden), die einem in diesem Forum manchmal so entgegenkommt, wenns um Schwulsein geht, ist echt erschreckend.

[Boltar]

Findest du wirklich ???

Ich habe eher das gefühl das homosexuelle doch etwas an coolness gewinnen sollten

Der Film ist absolut top und extrem tiefgründig auch für nicht Schwule

[endar]

Wenn ich etwas schreibe, dann denke ich das normalerweise auch.
Mich wundern halt dann doch Kommentare, dass der Film nur bedingt etwas mit Schwulsein zu tun habe. Ich weiß ja nicht, welcher Film da geschaut wurde, aber bei solchen Kommentaren denke ich mir dann meinen Teil. Und ich glaube auch nicht, dass es die Schwulen sind, die hier mal locker machen sollten.

[Uriel Ventris]

Im Grunde kommt es nur darauf an, endlich die Unterscheidung Homosexuell/Nicht-homosexuell wegzulassen.

[berg-ulme]

Das was ich bis jetzt hier gelesen habe, lässt sich sehr(!) grob so zusammenfassen:
Zwei Frauen zusammen: okay.
Zwei Männer zusammen: igitt.

Ich denke, dass hängt wirklich zum großen Teil mit der Konditionierung durch die Gesellschaft ab.
In vielen Medien läuft es so: Frauen produzieren für Frauen, Männer produzieren für alle.
Durch bekommt alles, ob gewollt oder nicht, eine heterosexuelle, männliche Sichtweise.
Ich finde es zum Beispiel auch sehr interessant, dass bei einer bekannten Website für kostenlose Erwachsenenunterhaltung heterosexuelle Praktiken und homosexuelle Pratiken unter Frauen unter einer URL zusammengefasst sind. Für homosexuelle Praktiken zwischen Männern wird man auf eine andere URL umleitet. Die sind also "extra".

In der Fanfiction-Szene sind mehr Mädchen und Frauen unterwegs. Daher gibt es mehr Fics mit Sexszenen zwischen Männern. (Meine Erfahrung).
Als Schafender produziert man eben, dass was einem selbst gefällt und wenn dass dann zwei Frauen bzw. zwei Männer sind, dann tut man dass eben.
Zwei zum Preis von einem! Ohne lästige Konkurrenz!
Frauen sind weniger vertreten in den Medien und immer noch gehemmter, was den Ausdruckt von Sexualität angeht. Würde sich das ändern, gäbe es auch mehr Schwule in Film und Fernsehen.

Aber das ist nur meine Theorie. Kein Anspruch auf Vollständigkeit oder so.

Meine Meinung zum Film selbst.
Ich empfand ihn als sehr ruhig. Das war sehr angenehm, besonders im Vergleich mit anderen Kinofilmen heutzutage.
Mehr noch als die eigentliche Story hat mich das Szenenbild eingefangen und alles, was die Lebensumstände in der Zeitperiode ziegt. Das fand ich als noch viel interssanter. Im Vordergrunde war, dass die zwei schwul sind, aber im Hintergrund sah man die Gesellschaftliche Stellung aller Akteure. Eine Gesichte, die mal nicht in New York oder eine der anderen amerikanischen Großstädten spielt.

[endar]

Uriel, ich meine dich nicht persönlich, ich meine das allgemein.

Im Grunde kommt es nur darauf an, endlich die Unterscheidung Homosexuell/Nicht-homosexuell wegzulassen.

Das hört man oft, aber die meisten Heterosexuellen, die dies oder etwas ähnliches sagen, meinen damit in Wirklichkeit, dass Schwule und Lesben unsichtbar werden sollen (meistens auch Leute, die das Wort schwul nicht über die Lippen oder die Tastatur bringen können).

Man sehe sich nur den Thread zu George Takeis Outing an:

http://www.scifi-forum.de/news-ank-ndigungen/news-forum/news-archiv/30566-george-takei-outet.html

Hätte George Takei verkündet, er würde drei Monate in ein tibetanisches Kloster gehen oder ein Stück Regenwald kaufen, hätten sicherlich alle irgendeine Meinung dazu gehabt, aber dass er schwul ist, da kommt schon fast Empörung auf, dass das überhaupt erwähnt wird. Auch dass Zachary Quinto sich vor einer Weile geouted hat, ist hier kaum eine Meldung wert. Und dabei verbinden beide Schauspieler ihr Outing mit einem gesellschaftlich-politischen Engagement angesichts hoher Selbstmordraten unter schwulen und lesbischen Jugendlichen in den USA. Aber für die meisten heterosexuellen Sci-Fi-User ist das eben "nicht erwähnenswert".

Es ist eine Binsenweisheit, dass die sexuelle Orientierung eine fundamentale Auswirkung auf das Leben eines Menschen hat, die mit Sicherheit genauso hoch wie das Geschlecht an sich, die ethnische Herkunft, der soziale Status etc. einzuschätzen ist. Alles wird bereitwillig zur Kenntnis genommen, nur die Sexualität nicht.

Das ist natürlich eine sehr perfide Form der Diskriminierung. Der Wissenschaftler nennt sowas "positive Diskriminierung". Unter dem Deckmantel der Toleranz soll am besten über alternative Lebensweisen gar nicht erst gesprochen werden. Einige werden das sicherlich noch nichtmal bemerken, wie diskriminierend das ist.

Genau dieselbe positive Diskrminierung findet sich in diesem Thread von Leuten, die wegschauen müssen, wenn sich zwei Männer küssen. Da wird dann so getan, als sei das eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen und nur zufällig zwei Männern. Die ganze Story ergibt nur dadurch einen Sinn, dass sie im ländlichen Amerika der 60er Jahre spielt. Und nur nebenbei erwähnt sei, dass viele tragische Liebesgeschichten der Literatur eine Metapher auf Homosexualität sind.