Ridley Scott: The Last Duel

[HanSolo]

Um die Ehre seiner Frau wiederherzustellen lässt sich ein Ritter auf ein Duell auf Leben und Tod ein.

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MQ2P7I5XVbk

Hab den Film heute im Kino gesehen. Rechne damit, dass der Streifen (mit "House of Gucci", ebenfalls von Ridley Scott) einer der großen Oscarfavoriten 2022 wird.

Optisch bietet der Film, was man sich von Weltenbauer Scott erwartet. Tolle Schlachten, gut gemachte Kämpfe, Ausstattung, Kostüme, Massenszenen usw. Dazu kommt, dass das Mittelalter endlich wieder halbwegs authentisch wirkt und nicht durch zu viel Multiikulti wie so oft in letzter Zeit "zerstört" wird.

Aber auch schauspielerisch ist der Film großes Kino. Könnte mir erstmals einen Schauspieloscar für Matt Damon vorstellen. Adam Driver und Jodie Comer haben ebenfalls exzellent gespielt.

Die 3 Sichten waren mal eine nette Idee (erinnerte an die POVs bei GoT). Dadurch gewinnt der Film viel an Komplexität, ist jeder der Held seiner eigenen Geschichte.

Die Feminismus-Message ist klar erkennbar (metoo im Mittelalter) wirkt aber Gott sei Dank in keinster Weise aufgesetzt. Einfach ein tolles Portrait einer starken Frau in einer männerdomonierten Welt.

IMO der bis dato beste Film des Jahres. Finde ihn sogar eine Spur besser als "Dune". Optisch war zwar "Dune" etwas stärker, aber hier haben mich Geschichte, Machart und Schauspieler (noch) mehr gefesselt. Außerdem bin ich Mittelalter-Fan .

6 Sterne!

[Souvreign]

The Last Duel wird ja gerade ziemlich gehyped. Aus der Ferne kann ich das nicht nachvollziehen, aber ich denke, dass man dafür den Film sehen muss. Denn die Story an sich ist ja ziemlich einfach: Ein Ritter war auf einem Kriegszug unterwegs und kehrt nach Hause zurück, nur um ferstzustellen, dass seine Frau in der Zwischenzeit von einem anderen Ritter vergewaltigt wurde. Da dieser andere Ritter aber von einem hochrangigen Adligen gedeckt wird und so auf legalem Wege keine Verurteilung herbeizuführen ist, fodert der erste Ritter den anderen Ritter zu einem Gottesurteil - also einem Gerichtskampf - heraus.

Die Darstellung der geschädigten Frau wurde ja in allen Kritiken, die ich gelesen habe, besonders hervorgehoben, wobei ich mir jetzt nicht vorstellen kann, wie ein "MeToo" im Mittelalter funktionieren soll, ohne absurd zu wirken. Damals waren Frauen vor dem Gesetz praktisch nichts wert und standen nur eine Stufe über Leibeigenen. Bei dem Duell müsste es nach Mittelalterlicher Denke also auch gar nicht um die Ehre der Frau gehen, sonderm um die Ehre des "geschädigten" Ritters.

Aber wie gesagt - ich müsste den Film wohl selber sehen. Offenbar hat Ridley Scott nach seinen letzten Flops (Prometheus, Alien Covenent) aber mal wieder ein glücklicheres Händchen bewiesen.

[HanSolo]

Die Darstellung der geschädigten Frau wurde ja in allen Kritiken, die ich gelesen habe, besonders hervorgehoben, wobei ich mir jetzt nicht vorstellen kann, wie ein "MeToo" im Mittelalter funktionieren soll, ohne absurd zu wirken. Damals waren Frauen vor dem Gesetz praktisch nichts wert und standen nur eine Stufe über Leibeigenen. Bei dem Duell müsste es nach Mittelalterlicher Denke also auch gar nicht um die Ehre der Frau gehen, sonderm um die Ehre des "geschädigten" Ritters.

Genau das ist ein extrem wichtiger Punkt des Films.

SPOILER Genauso geht es Matt Damons Charakter nur um seine Ehre. Dafür wäre er seine Frau einem grausamen Tod zu überantworten. Das wird gerade durch die POVs sehr gut dargestellt, wo beim ersten Matt Damon wie der klassische Kostümfilm-Held erscheint, man aber bei der Sicht der Frau erkennt, welch großes A-Loch dieser in Wahrheit ist.

[HanSolo]

Den Film gibt es seit Mittwoch auf Disney Plus, falls jemand Interesse hat.

[I'm Batman]

Werde ihn die Woche anschauen. Wollte gestern schon, aber meine Frau wollte nicht und wir haben stattdessen wieder irgendeinen Scheissdreck geschaut, an den ich mich nicht mal mehr erinnere.

Der Film wird ja ziemlich gelobt und vielleicht schaff ich es dieses Jahr noch ihn zu sehen. Dann hätte ich wohl zwei der drei Must-Watch dieses Jahr abgehakt.

[Souvreign]

Den Film gibt es seit Mittwoch auf Disney Plus, falls jemand Interesse hat.

Ich habe den Film dann heute Abend mal nachgeholt.

The Last Duel ist ein sehr guter Ritterfilm, bei dem das titelgebende Duell am Anfang zwar bereits angeteastert wird, wir aber dann erst einmal die Ereignisse erleben, die überhaupt dazu geführt haben - und das aus drei Blickwinkeln. Dies sind in der Reihenfolge: Der "geschädigte" Ehemann Le Carouge, der Täter Le Gris und das Opfer Margerite.

Diese drei Sichtweisen unterscheiden sich aber gar nicht mal so sehr, wie ich nach den damaligen Kritiken gedacht habe. Die einzige relevante Unterscheidung ist natürlich die Vergewaltigungsszene, die in der Erinnerung der Täters Le Gris natürlich wie einvernehmlicher Sex aussieht, während in Magerites Erinnerung es ganz klar eine Vergewaltigung ist. Der Film ist dabei aber klar parteiisch, denn während zwar alle drei Blickwinkel mit der Einblendung "Die Wahrheit nach xxx" beginnen, bleibt nur bei Magerites Segment der Begriff "Die Wahrheit" noch ein paar Sekunden länger stehen, was natürlich impliziert, dass ihre Sichtweise die einzig wahre ist.

Bei Le Carouge ändert sich über die Blickwinkel gar nicht mal so viel. Aus seiner Sicht wird er halt immer wieder von seinem Lehnsherren Pierre übergangen, während wir bei Le Gris halt sehen, dass er mit seinem Charisma und seinen Fähigkeiten bei eben jenem Lehnherren einen guten Eindruck hinterlässt und sich dadurch unentbehrlich macht, weswegen er Le Carouge vorgezogen wird, obwohl er nichtmal bewusst gegen ihn intrigiert. Ich würde hier nunmehr auch Han Solos oben stehender Meinung wiedersprechen: Als ein großes A-Loch würde ich Le Carouge jetzt nicht bezeichnen. Aus unserer Sicht verhält er sich schon ziemlich roh und derbe und er ist auch kein Charme- oder Intelligenzbolzen, aber für die damalige Zeit des Mittelalters behandelt er seine Frau sogar ziemlich respektvoll und lässt ihr ziemlich viele Freiheiten. Klar, am Ende geht es ihm auch vor allem um die Verteidigung seiner Ehre, aber er hätte seine Frau auch genausogut mundtot machen und die Sache auf sich beruhen lassen können.

Aus meiner Sicht stellt es der Film dann auch so dar, als würde er wirklich eher die verlorene Ehre von sich und seiner Frau verteidigen, als dass er dies als Gelegenheit sieht, um sich an dem mittlerweile zu seinem Feind gewordenen Le Gris zu rächen.

Wenn ich an dem Film etwas kritisieren würde, dann wäre es, dass man mir in dem Margerite-Segment etwas zu sehr mit der Feminismus-Keule schwingt. Sie kann so aus dem Stand das Anwesen ihres Mannes besser verwalten, hat immer die besten Ideen, wie man das Land am Besten bestellt, wie man am besten die Pferde züchtet, etc. Die Figur erscheint mir an dfer Stelle auf der einen Seite zu moidern, auf der anderen Seite packt man hier aber auch zu viele Klischees aus. Bspw. die herrische Schwiegermutter, die die Abwesenheit ihres Sohnes Le Carouge nutzt, um es der frechen Schwiegertochter einmal zu zeigen, die vermeintliche Freundin, die dann zur Verräterin wird, etc.

Sei es wie es sei. The Last Duel ist ein sehenswerter, dreckiger und in Bezug auf den ziemlich hohen Gewaltgrad auch vermeintlich realisitischer Ritterfilm. Schön, dass Ridley Scott nach seinen vorherigen SciFi-Rohrkrepierern Prometheus und Alien Covenant hier wieder einen sehr guten Film abgeliefert hat. Ich gebe 5 von 6 Sternen und 8 von 10 Punkten.