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Mord im Orient Express
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Dummheit und schlichtes Gemüt sind der genetisch bedingte Normalzustand der menschlichen Spezies.
-Georg Schramm-
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Was man davon hat? Wieder eine schlechte Verflimung weniger, die aus einem wunderbaren Original billiges Popcornkino macht, das weder den Charme der Vorlage besitzt noch irgendetwas eigenes dazu beisteuert, außer einer unpassenden Political Correctness und Special Effects. Sollen wir uns jetzt bis zum Ende aller Tage Remakes oder Reboots von Comicverfilmungen ansehen? Oder Neuverfilmungen der Harry Potter Romane und Herr der Ringe? Oder eine Hercule Poirot Trilogie? Klar kann mir das egal sein, aber stört mich einfach, dass die genialen Romane und Verfilmungen so primitiv verändert werden, nur um das heutige Publikum kurzfristig zu bespaßen. Aber ich werde trotzdem keine Online-Petition zur Verhaftung von Branagh starten oder ihm den grauenhaften Bart mit Pattex festkleben. Obwohl er es verdient hätte.
Aber mal abgesehen davon: Wenn es IMO wirklich eine Filmform gibt, die sogar von verschiedenen Versionen derselben Story lebt, dann ist es die Buchverfilmung. Jede Buchverfilmung ist auch immer eine Interpretation des Stoffes - manchmal mit, manchmal ohne Modernisierung (die aber auch zur Interpretation dazugehört), manchmal mit neuen Akzenten, manchmal mit Kürzungen, manchmal mit einem neuen Hintergrund, manchmal vor einem neuen zeitlichen Hintergrund. Bei nicht-filmischen Interpretationen eines Werks (sei es in Aufsatzform oder auf dem Theater) sagt doch auch niemand: "Hey, nein, bitte nicht noch eine Interpretation des Faust - das ist doch nur wieder ein Remake".
Kurz gesagt: Eine neue Verfilmung eines Romans ist - außer, es läuft etwas schief - eben kein Remake eines vorigen Films, sondern eine Neuinterpretation des Romans. Solche Neuinterpretationen gehören zum tagtäglichen Umgang mit Romanen aber eben dazu und haben IMO auch sehr viel Berechtigung. Wie groß das Spektrum da werden kann und wie sehr dieses Spektrum sogar in einigen Fällen den Mythos noch gelungener machen können, sieht man IMO etwa am Beispiel "Sherlock Holmes".
Klar kann man es auch hier übertreiben, aber zumindest vergleichsweise ist hier das "Problem" doch eigentlich geringer. Da du z. B. "Herr der Ringe" erwähnst: So genial ich die HdR-Verfilmung von PJ finde (persönlich brauche ich wirklich keine weitere Verfilmung), so sehr verstehe ich auch, wenn sich z. B. jemand eine Serienadaption des HdR-Buches wünscht, in der z. B. Tom Bombadil vorkommt oder der Schwerpunkt noch viel deutlicher auf den Hobbits liegt (vergleichsweise gibt es in der Verfilmung viel mehr Szenen ohne die Hobbits als im Buch).Zuletzt geändert von garakvsneelix; 22.11.2017, 18:39.
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Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenUnd du denkst, dass das Studio, das dann auf das Remake von "Tod auf dem Nil" verzichtet, sich dafür direkt einem originellen, "Nicht-Reboot"-Stoff zuwendet?
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenBei nicht-filmischen Interpretationen eines Werks (sei es in Aufsatzform oder auf dem Theater) sagt doch auch niemand: "Hey, nein, bitte nicht noch eine Interpretation des Faust - das ist doch nur wieder ein Remake".
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenKurz gesagt: Eine neue Verfilmung eines Romans ist - außer, es läuft etwas schief - eben kein Remake eines vorigen Films, sondern eine Neuinterpretation des Romans. Solche Neuinterpretationen gehören zum tagtäglichen Umgang mit Romanen aber eben dazu und haben IMO auch sehr viel Berechtigung. Wie groß das Spektrum da werden kann und wie sehr dieses Spektrum sogar in einigen Fällen den Mythos noch gelungener machen können, sieht man IMO etwa am Beispiel "Sherlock Holmes".Dummheit und schlichtes Gemüt sind der genetisch bedingte Normalzustand der menschlichen Spezies.
-Georg Schramm-
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Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenSorry fürs OT, aber nur kurz als Frage, weil es mich doch interessiert: Was ist an schwarzen Vulkaniern und Bajoranern "Schwachsinn"?
Für mich ist das, um den Bezug zu diesem Film nicht zu verlieren, dasselbe, wie in dieser modernen Fassung von "Mord im Orientexpress". Der Verdacht des "Quotenschwarzen" drängt sich auf. Speziell wenn ein Jake Sisko in DS9 ausgerechnet eine schwarze Bajoranerin kennenlernt. Dieses Schwarz muss zu Schwarz (was letztlich auch bei Sisko nicht anders lief) ist für mich nur eine andere Form von Rassismus - und gerade bei DS9 hätte ich das gerne vermieden gesehen.
Zitat von HanSolo Beitrag anzeigenWie oben zu lesen finde ich den Film auch schwächer als das Original und fiebere deshalb einem "Tod auf dem Nil" (wo das Original als absoluter Klassiker gilt) nicht wirklich entgegen. Ob der Film also kommt oder nicht ist mir völlig egal. Kommt er, sehe ich ihn mir vielleicht an. Kommt er nicht, auch kein Problem. Ich hab nicht mehr oder weniger davon.
Das Hollywood gerade auf einem Prequel/Sequel/Reboot-Trip ist, ist ein anderes Thema. Hier würde ich mir auch wieder mehr "Originale" wünschen. Aber ob es mit "Tod auf dem Nil" ein Remake mehr oder weniger gibt, ist auch schon egal.
Einerseits: Es braucht bestimmt nicht für JEDEN Wald- und Wiesen Film ein Remake. Andererseits gibt es schon ein paar olle Kamellen (aber mehr im Sci-Fi Bereich) die ich mal mit modernster Trick- und Computertechnik wiederholt haben möchte: Allein aus den Serien ROBOTECH (als Realverfilmung), Captain Future (als Realverfilmung und etwas erwachsener angelegt) oder auch MONDBASIS ALPHA 1 ließe sich eine Menge machen IMO. Allerdings: In dem Fall haltet Abrams, Orci und Kurtzman raus, denn dann wird es garantiert Schwachfug.
Kann man einen Film hingegen nicht besser machen, als das Original, dann sollte man besser die Pfoten davon lassen, da gebe ich dir Recht. Dann lieber was Neues.
Ich mag Menschen... wenn es nicht zu viele sind. Laut dürfen sie auch nicht sein. Kleine Friedhöfe sind schön.
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Ich habe heute den Film endlich auch gesehen und ich muss sagen, dass mir dieser ganz gut gefallen hat. Mit dem 30er Jahre Look konnte der Film optisch voll und ganz überzeugen, da die Kulissen, Kostüme Städte und auch der gesamte Orient-Express einfach wunderschön anzuschauen waren. Aber auch die Handlung war fast die gesamte Laufzeit über sehr spannend und mir persönlich hat der Schluss mit der Auflösung des Mordes besonders gut gefallen. Weiters fand ich die schauspielerischen Leistungen durchwegs gut und überzeugend und es war sehr schön mit anzusehen wie viele bekannte Gesichter auftauchten.
Alles in allem wurde ich sehr gut unterhalten, deswegen gibt es von mir fünf Sterne für den Film.Gewinnerinnen der Wahl zur Miss SciFi-Forum 2007 - 2021
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Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen
Und du denkst, dass das Studio, das dann auf das Remake von "Tod auf dem Nil" verzichtet, sich dafür direkt einem originellen, "Nicht-Reboot"-Stoff zuwendet?
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenAber mal abgesehen davon: Wenn es IMO wirklich eine Filmform gibt, die sogar von verschiedenen Versionen derselben Story lebt, dann ist es die Buchverfilmung. Jede Buchverfilmung ist auch immer eine Interpretation des Stoffes - manchmal mit, manchmal ohne Modernisierung (die aber auch zur Interpretation dazugehört), manchmal mit neuen Akzenten, manchmal mit Kürzungen, manchmal mit einem neuen Hintergrund, manchmal vor einem neuen zeitlichen Hintergrund. Bei nicht-filmischen Interpretationen eines Werks (sei es in Aufsatzform oder auf dem Theater) sagt doch auch niemand: "Hey, nein, bitte nicht noch eine Interpretation des Faust - das ist doch nur wieder ein Remake".
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenKurz gesagt: Eine neue Verfilmung eines Romans ist - außer, es läuft etwas schief - eben kein Remake eines vorigen Films, sondern eine Neuinterpretation des Romans. Solche Neuinterpretationen gehören zum tagtäglichen Umgang mit Romanen aber eben dazu und haben IMO auch sehr viel Berechtigung. Wie groß das Spektrum da werden kann und wie sehr dieses Spektrum sogar in einigen Fällen den Mythos noch gelungener machen können, sieht man IMO etwa am Beispiel "Sherlock Holmes".
Ich gebe zu, die Worte "Roman" und "Neuinterpretation" passen für mich bestenfalls bedingt zusammen. Klar hat jeder beim Lesen eines Romans andere Bilder im Kopf, aber wenn da drin steht "XY war klein und füllig" sollte er/sie imho im Film nicht 2m lang und schlaksig sein.
Die "Sherlock Holmes" Filme mit Rober Downey Jr. sind Majestätsbeleidigung.Do not base your joy upon the deeds of others, for what is given can be taken away.
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Zitat von Khaless Beitrag anzeigenIch trau mich gar nicht es zu sagen: Schon bei mehreren Theaterstücken, besonders Shakespeare, habe ich genau das gedacht. Am liebsten sind mir wirklich in historischen Kostümen und mit nahezu 1:1 Texten aufgeführte historische Stücke.
Zitat von Khaless Beitrag anzeigenWobei ich halt ein Problem damit habe, wenn sich diese Neuinterpretationen lediglich auf das Anpassen an die heutige Filmoptik und die kommerzielle Vermarktung beschränken. Um beim Beispiel Sherlock Holmes zu bleiben, die Filme mit R.Downey Junior empfinde ich als völlig uninspirierten Mumpitz, der die Figur des Holmes nur dazu benutzt, um ein einfaches 0815-Filmchen besser zu verkaufen. Die Serie Sherlock dagegen ist für mich (zumindest bis zur 3. Staffel) eine gelungene Übertragung der Figur in die Neuzeit.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenKann ich so gar nicht nachvollziehen. Für mich ist die Verfilmung eines Romans zunächst mal die Übertragung auf ein anderes Medium.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenUnd wenn da an der Story rumgepfuscht (z.B. Charaktere umbenannt und/oder aus political Correctness die Hautfarbe geändert wird), oder sie geändert wird ist es für mich nicht mehr dieselbe Geschichte (Kürzungen um Überlängen zu vermeiden mal ausgenommen). "Mord im Orientexpress" hat es zwar in der Hinsicht nicht übertrieben, aber einige Dinge (insbesondere den Charakter von Hercule Poirot betreffend) stoßen mir sauer auf.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenIch gebe zu, die Worte "Roman" und "Neuinterpretation" passen für mich bestenfalls bedingt zusammen. Klar hat jeder beim Lesen eines Romans andere Bilder im Kopf, aber wenn da drin steht "XY war klein und füllig" sollte er/sie imho im Film nicht 2m lang und schlaksig sein.
Und überhaupt ganz allgemein: Ist es nicht gerade auch eine Eigenart von Literatur, dass es sich zwar um historische Texte handelt, diese aber durch jedes Lesen eine Aktualisierung erfahren, indem der Rezipient sie immer wieder auch neu auf z. B. seine eigenen Lebensumstände bezieht? Wenn ja: Ist es dann nicht legitim, diese Eigenart auch in der Verfilmung selbst deutlich werden zu lassen?
(Und natürlich ist es dann auch legitim, zu sagen, dass man aber die originalgetreue Fassung besser findet, wobei Originaltreue eben immer jeder anders versteht - für meinen Literaturwissenschaftsprofessor wäre eben eine landläufig als originalgetreu empfundene Inszenierung Schillers eben nicht originalgetreu, weil eben nicht agendagetreu.)
Ansonsten entfernen wir uns allmählich auch sehr weit vom Ausgangspunkt. Selbst mit den von Khaless getroffenen Einschränkungen (und vielleicht sogar gerade mit diesen) ist ein weiteres "Mord im Orient Express" eben kein Remake einer vorigen Verfilmung, sondern eine weitere Medienübertragung.Zuletzt geändert von garakvsneelix; 25.11.2017, 00:31.
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Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenKlar. Aber bedingt diese Übertragung nicht auch eine Interpretation? Der Produzent der Übertragung ist (mal den Spezialfall, dass er selbst der Autor des Originals ist, rausgenommen) zu Beginn eben auch erst ein Rezipient des Originals und kann als solcher gar nicht anders, als das Werk zu interpretieren. Wenn die Schauspieler ihren Text lernen und überlegen, wie sie ihn betonen, können sie gar nicht anders, als zu interpretieren. Wenn der Kameramann überlegt, mit welcher Kameraposition er die Stimmung und Aussage, die die Passage für ihn hat, am besten unterstreichen kann, beginnt dieser Denkprozess eben bei der interpretierenden Rezeption des Originals.
Okay, okay, ich habe ja auch oben eine Ausnahme eingebaut, aber Kürzungen und Überlängen sind meiner Erfahrung nach gerade die Sachen, an die sich viele am meisten stören. Beispiel HdR: Ich habe schon zigmal gelesen, wie schade es sei, dass Tom Bomadil rausgekürzt wurde, aber daran, dass Frodo eigentlich blond sein sollte, stört sich fast niemand.
Das Schiller-Beispiel mag so zutreffen, ist dann aber wohl die Ausnahme.
Was, wenn du aber keinen Schauspieler findest, der klein und füllig ist, und doch die anderen beschriebenen Eigenschaften gut spielen kann? Ist es dann wichtiger, das optische zu wahren, oder ist es wichtiger, einen Schauspieler zu finden, der das Charakterliche besser rüberbringt? Auch diesem Entscheidungsprozess geht eine Interpretation voran.
Gewisse Kompromisse muss man da manchmal natürlich eingehen. Einen Charakter nur beschrieben zu kriegen, ist auch einfach etwas anderes als ihn zu sehen, weshalb die Filmversionen dann meist zu etwas fotogeneren Lösungen tendieren. Und die Studios haben teils auch ziemlich klare Vorstellungen davon, welche Art von Schauspieler sie gerne in der Hauptrolle hätten. In dem Fall hat sich der Regisseur allerdings gleich selbst besetzt.
Und überhaupt ganz allgemein: Ist es nicht gerade auch eine Eigenart von Literatur, dass es sich zwar um historische Texte handelt, diese aber durch jedes Lesen eine Aktualisierung erfahren, indem der Rezipient sie immer wieder auch neu auf z. B. seine eigenen Lebensumstände bezieht? Wenn ja: Ist es dann nicht legitim, diese Eigenart auch in der Verfilmung selbst deutlich werden zu lassen?
Und natürlich haben veränderte Umstände einen Einfluss auf die Betrachtung eines Buches, allerdings führt das dann IMHO eher zu bewussten Veränderungen als zu einer anderen Interpretation des Buches. Die Coppola-Neuverfilmung von "Die Verführten" wurde kürzlich auch kontrovers diskutiert. Da ist es natürlich offensichtlich, worauf Coppola hinaus wollte und warum man das heute so gemacht hat, allerdings ist das dann nicht mehr nur eine Interpretation der Vorlage.Zuletzt geändert von The Martian; 25.11.2017, 08:49.1966 Star Trek 2005
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Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenKlar. Aber bedingt diese Übertragung nicht auch eine Interpretation? Der Produzent der Übertragung ist (mal den Spezialfall, dass er selbst der Autor des Originals ist, rausgenommen) zu Beginn eben auch erst ein Rezipient des Originals und kann als solcher gar nicht anders, als das Werk zu interpretieren. Wenn die Schauspieler ihren Text lernen und überlegen, wie sie ihn betonen, können sie gar nicht anders, als zu interpretieren. Wenn der Kameramann überlegt, mit welcher Kameraposition er die Stimmung und Aussage, die die Passage für ihn hat, am besten unterstreichen kann, beginnt dieser Denkprozess eben bei der interpretierenden Rezeption des Originals.
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenOkay, okay, ich habe ja auch oben eine Ausnahme eingebaut, aber Kürzungen und Überlängen sind meiner Erfahrung nach gerade die Sachen, an die sich viele am meisten stören. Beispiel HdR: Ich habe schon zigmal gelesen, wie schade es sei, dass Tom Bomadil rausgekürzt wurde, aber daran, dass Frodo eigentlich blond sein sollte, stört sich fast niemand.
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenWas, wenn du aber keinen Schauspieler findest, der klein und füllig ist, und doch die anderen beschriebenen Eigenschaften gut spielen kann? Ist es dann wichtiger, das optische zu wahren, oder ist es wichtiger, einen Schauspieler zu finden, der das Charakterliche besser rüberbringt? Auch diesem Entscheidungsprozess geht eine Interpretation voran.
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenUnd überhaupt ganz allgemein: Ist es nicht gerade auch eine Eigenart von Literatur, dass es sich zwar um historische Texte handelt, diese aber durch jedes Lesen eine Aktualisierung erfahren, indem der Rezipient sie immer wieder auch neu auf z. B. seine eigenen Lebensumstände bezieht? Wenn ja: Ist es dann nicht legitim, diese Eigenart auch in der Verfilmung selbst deutlich werden zu lassen?
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigen(Und natürlich ist es dann auch legitim, zu sagen, dass man aber die originalgetreue Fassung besser findet, wobei Originaltreue eben immer jeder anders versteht - für meinen Literaturwissenschaftsprofessor wäre eben eine landläufig als originalgetreu empfundene Inszenierung Schillers eben nicht originalgetreu, weil eben nicht agendagetreu.)
Zitat von garakvsneelix Beitrag anzeigenAnsonsten entfernen wir uns allmählich auch sehr weit vom Ausgangspunkt. Selbst mit den von Khaless getroffenen Einschränkungen (und vielleicht sogar gerade mit diesen) ist ein weiteres "Mord im Orient Express" eben kein Remake einer vorigen Verfilmung, sondern eine weitere Medienübertragung.Do not base your joy upon the deeds of others, for what is given can be taken away.
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Zitat von The Martian Beitrag anzeigenJa, wobei sich die Interpretation meist eher aus der Übertragung auf ein anderes Medium und den damit verbundenen eher praktischen Problemen ergibt als aus der Frage, wie man das Buch zu verstehen hat.
Zitat von The Martian Beitrag anzeigenÜblicherweise gelten Buchverfilmungen als eigenständiges Werk, weshalb Änderungen dann erlaubt sind. Als Kenner der Vorlage muss man das natürlich aber nicht gut finden.
Zitat von The Martian Beitrag anzeigenUnd natürlich haben veränderte Umstände einen Einfluss auf die Betrachtung eines Buches, allerdings führt das dann IMHO eher zu bewussten Veränderungen als zu einer anderen Interpretation des Buches. Die Coppola-Neuverfilmung von "Die Verführten" wurde kürzlich auch kontrovers diskutiert. Da ist es natürlich offensichtlich, worauf Coppola hinaus wollte und warum man das heute so gemacht hat, allerdings ist das dann nicht mehr nur eine Interpretation der Vorlage.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenBis zu einem gewissen Grad sicherlich. Aber eben nicht bis hin zum Verändern/Austauschen/Weglassen von (Haupt-) Personen oder zum Ändern der Inhalte. Ich erwarte in einem Film keine 1 : 1 - Zitate (auch wenn ich nichts dagegen habe), aber der Inhalt der Gespräche sollte derselbe sein...
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenTom Bombadil war nicht mein Problem bei den HdR - Filmen (der hätte wohl auch nicht zur Grundstimmung der Filme gepasst), aber da greift dann halt das Kürzungsargument nur bedingt... Frodo war mir eher etwas zu jugendlich und vor allem zu dünn.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenIch gebe zu mir kaum vorstellen zu können, dass es nicht jeden physischen Typ von Schauspieler gibt.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenFinde ich nicht, nein. Ich beziehe beim Lesen eines Fantasy - oder Kriminalromans absolut gar nichts auf meine eigenen Lebensumstände. Ich stelle mir bei der Lektüre eines Romans Umgebung und Personen so vor, wie sie meiner Meinung nach zum Zeitpunkt der Handlung gewesen sein könnten.
- das Erkennen von Parallelen, Widersprüchen u. ä. zum eigenen Leben
- die Identifikation mit bestimmten Charakteren aufgrund bestimmter Eigenschaften, die man sich auch selbst zuschreibt oder eben gerade nicht (ich fühlte mich immer mit Harry Potter sehr verbunden - wir sind, weil es auch mit den Erscheinungsterminen gut passte, quasi zusammen aufgewachsen und ich hatte, abgesehen von diesem ganzen Voldemort-Auserwählten-Blitznarben-Kram, auch ähnliche "Probleme")
- das Wiederfinden von großen Themen, die sehr zeitübergreifend sind (z. B. dieser ganze "Natur vs. Maschinerie"-Komplex, der im HdR z. B. mit den Ents aufgemacht wird und die heutige Zeit immer noch betrifft)
- bestimmte Stimmungen, die einfach gut zur eigenen Lebenssituation passen (Liebesromane, ein "Ulysses" von James Joyce usw.)
Gerade die letzten beiden Punkte müssen aber auf der Leinwand, wenn man sie wirklich herausstreichen möchte, auch irgendwie optisch herübergebracht werden. Wenn die Stimmung, die ein Charles Dickens bei seinen London-Beschreibungen aufmacht, auch gut zum heutigen London passt - warum dann nicht die Story auch mal ins heutige London verlagern (eben auf Basis einer Interpretation, die die Stimmung von damals auf heute bezieht)? Natürlich kommt es immer darauf an, wie sehr eine Geschichte auch in ihrer Zeit verwurzelt ist: Ein Roman über das alte Rom, in dem es um einen Sklavenaufstand geht, lässt sich nicht leicht auf die heutige Zeit beziehen (und wenn, dann schon eher als Sci-Fi-Story aufziehen). Aber bei einer so zeitlosen Geschichte wie den drei Geistern, die Scrooge zu Weihnachten besuchen, halte ich einen Bezug auf die heutige Zeit durchaus für legitim. Da darf dann auch schon mal gerne etwas wie "Die Geister die ich rief..." bei rauskommen.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenJede historische Geschichte in einen größeren Kontext oder gar in eine Agenda einordnen zu wollen halte ich für überzogen. Wie das bei Schiller war/ist kann ich nicht sagen.
Zitat von Wolfmoon Beitrag anzeigenEin Remake einer anderen Verfilmung nicht (wobei imho Buchverfilmungen eh keine Remakes sein können), aber er muss sich an den anderen Filmen messen lassen. Und Kenneth Branagh ist meines Erachtens der Figur Hercule Poirot in keinster Weise gerecht geworden.
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Geplant war der Film Star Wars; gesehen habe ich Mord im Orient-Express. Star Wars wird am Sonntag nachgeholt und das sogar zur richtigen Uhrzeit.
Es hat mich sehr gefreut, dass ich nun endlich dazu kam, mir diesen Film anzuschauen. Die erste Verfilmung aus dem Jahr ’74 mit Albert Finney als Hercule Poirot war gut. Die Neuverfilmung mit Kenneth Branagh als Hercule Poirot war besser.
Die Umsetzung der Geschichte wirkt der heutigen Zeit entsprechend angepasster, obwohl die Geschichte natürlich auch in den 30‘er Jahren angesiedelt ist. Ich mochte vor allem diese tollen Requisiten und Kleidungen. Die vielen bekannten Schauspieler haben den Film natürlich aufgewertet und obwohl ich wusste, wer der Mörder war, konnte ich den Film sehr genießen.
Besonders gefallen hat mir Kenneth Branagh als Hercules äh Hercule. Seine Darstellung des pedantisch narzisstisch belgischen Detektivs hat mir sehr gefallen. Durch die schrullige Art von Poirot ist es einfach unweigerlich, dass andere Charaktere ihn verarschen. Diesen schönen schwarzen Humor hat Branagh eindeutig mit aufgenommen, während Finney das damals mMn nicht geschafft hat.
Die Thematik und damit das Motiv für den Mord ist zwar ein trauriges, wirkt dadurch aber sehr aufwühlend und man kann die Entscheidung Poirots am Ende sehr gut nachvollziehen.
Fazit: Ein toller Film, absolut sehenswert, vor allem für Fans Agatha Christie. Ich freue mich auf die Fortsetzung; Es dürfte sich laut Hinweis wohl um den Film Tod auf dem Nil handeln.
4/5 Sterne____________________
Mein 3-jähriger Sohn zu einem Song von AC/DC: "Mama, warum kann die Frau nicht singen?"
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Ich habe den Film letzte Woche im Kino gesehen, leider "nur" auf Deutsch. Gucke eigentlich lieber O-Ton. Fand den ganz nett. Nichts, wo ich jetzt direkt auf den DVD-Release warten würde, aber kann man mal gucken. Da ich vor 20 Jahren oder so mal die alte Klamotte von 1974 gesehen habe, wusste ich natürlich, wer der Mörder ist, aber der Film funktioniert trotzdem ganz gut. Poirot ist ein schrulliger Typ und die Tatverdächtigen sind ja unterhaltsamerweise auch alles recht extravagante Figuren, sodass es ganz kurzweilig ist, den Ermittlungen zu folgen.
Die größte Schwäche des Films ist mMn, dass es zu lange dauert, bis man endlich zur eigentlichen Story kommt. Diese ganze Exposition da in Jerusalem hätte man sich sparen können. Das war mir zu slapstick und zu over the top. Man merkt auch so sehr schnell wie Poirot so drauf ist.
Ich werde mir demnächst mal wieder die 74'er Version anschauen, nachdem die ja für die meisten hier offenbar die Referenzgröße schlechthin ist, an der sich der Film messen muss. Warum es von den fünf (!!) Verfilmungen ausgerechnet diese ist (und nicht etwa das Buch, auf dem alle diese Filme basieren!?), erschließt sich mir ja nicht, aber sei's drum. Und mei, ob einer der Charaktere jetzt ein Neger ist, ist mir so wurscht wie wenn beim Nachbarn das Knödelwasser kocht. Das macht den Film nicht besser oder schlechter und das Buch habe ich nie gelesen und werde ich wohl auch nie lesen. Insofern beurteile ich den Streifen auch nicht danach wie gut er als Interpretation des Romans taugt. Schade, dass sie keinen Asiaten oder mehr Frauen eingebaut haben...
Während des Films habe ich mich übrigens zwei Mal mir gegenüber selbst blamiert: Erstens, den falschen Österreicher hätte ich natürlich erkennen müssen. Sahne, pft. Amateur. Allerdings: Obers sagt ihr doch auch nicht, oder, liebe Österreicher? Ich höre eigentlich immer nur Schlag (oder eben Schlagobers). Zweitens, ich habe mich die ganze Zeit gewundert, wann Maggie Smith so dick geworden ist, bis ich im Abspann gelesen habe, dass es Judi Dench ist. Ei-jei-jei.
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Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen`Während des Films habe ich mich übrigens zwei Mal mir gegenüber selbst blamiert: Erstens, den falschen Österreicher hätte ich natürlich erkennen müssen. Sahne, pft. Amateur. Allerdings: Obers sagt ihr doch auch nicht, oder, liebe Österreicher? Ich höre eigentlich immer nur Schlag (oder eben Schlagobers).Gewinnerinnen der Wahl zur Miss SciFi-Forum 2007 - 2021
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Gast
Zitat von Rommie's Greatest Fan Beitrag anzeigenIn meiner Region wird meistens die "Kurzform" Schlag verwendet. Schlagobers verwende ich nur extrem selten, meistens dann wenn ich das einen Deutschen erklären muss, bringt dann aber auch nicht viel.
Übrigens habe ich mir vorhin den Film von 1974 angeschaut, zumindest die ersten anderthalb Stunden und fand ich ziemlich langweilig. Diese ollen Kamellen da sind einfach nix für mich. Poirot war ein kleiner, garstiger Giftzwerg. Da gefällt mir die schrullige Version von 2017 deutlich besser. Keine Ahnung, was näher an der Buchvorlage ist.
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Ich habe gerade eben die Verfilmung von 1974 gesehen und stellte überrascht fest das da einige sehr bekannte Namen in der Castliste stehen bzw. im Film mitwirkten. Der Film hat mir im Großen und Ganzen auch sehr gut gefallen, jedoch fand ich diesen im Gegensatz zur Neuverfilmung von der Laufzeit her ein wenig zu lange, was einige zähe Stellen verursacht. Die schauspielerischen Leistungen fand ich jedoch durchwegs überzeugend und gut hat es mir gefallen das zwar die Grundstory gleich war, jedoch beide Filme einige kleine Unterschiede aufweisen. Die Kulissen und die Kostüme waren optisch schön anzuschauen, sowie auch das Schiff und der Zug nett anzuschauen waren.
Alles in allem wurde ich großteils gut unterhalten, deswegen gibt es für die Verfilmung von 1974 gute vier von sechs Sterne von mir.Gewinnerinnen der Wahl zur Miss SciFi-Forum 2007 - 2021
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