Inspiriert vom "Schlüsselfilm"-Thema hier im Filmforum fiel mir ein, dass ich vor einiger Zeit mal für ein anderes Forum ein Referat zu Alfred Hitchcocks Meisterwerk "Psycho" verfasst habe.
Da ich mir damals damit ziemlich viel Arbeit gemacht habe und das Ganze inzwischen vom Mantel des Vergessens bedeckt wurde, möchte ich das hier nochmal ausgraben und sozusagen als vertiefendes Sub-Thema zum Schlüsselfilm-Thread einbringen.
Ich weiß nicht, ob sich jemand dafür interessiert aber angesichts der oftmals recht banalen Diskussionen hier im Forum habe ich einfach Lust, auch mal was tiefschürfenderes beizutragen und zur Diskussion zu stellen
Achtung - hier folgen Spoiler. Wer den Film nicht kennt, sollte ihn sich vielleicht erst anschauen, bevor er weiterliest.
Also gut... los geht's.
Vorwort
Oftmals wird die These aufgestellt, PSYCHO sei entweder ein Slasher-Film, ein Horror-Thriller oder eine True-Crime-Verfilmung auf der Grundlage des Lebens des Massenmörders Ed Gein.
Nun, ich weiß nicht, inwiefern die Romanvorlage von Robert Bloch durch den Fall Ed Gein beeinflusst wurde. Es lässt sich aber mit Sicherheit sagen, dass dies bei der Verfilmung durch Hitchcock keinerlei Rolle gespielt hat. Ed Gein mag Bloch inspiriert haben aber nicht Alfred Hitchcock.
Hitchcock war immer nur daran interessiert, wie eine bestimmte Geschichte am besten visuell darzustellen war. Nach eigener Aussage hat es ihn nach der Lektüre der Buchvorlage vor allem gereizt, die berühmte Duschszene, den Dreh- und Angelpunkt von PSYCHO, optisch umzusetzen.
Offenbar hat Hitchcock das Buch relativ unverändert verfilmt, hat lediglich die Charaktere etwas sympathischer gestaltet.
PSYCHO ist der Film, für den Hitchcock vor allen anderen berühmt ist. Er fasziniert die Leute nach 45 Jahren immer noch. Nicht, weil er so schockiert, sondern weil er tiefschürfende, existenzielle Themen, Bilder und Ideen anspricht, die einem vermutlich beim ersten oder zweiten Anschauen gar nicht auffallen.
Hitchcock-Biograf Donald Spoto schreibt, es handele sich bei PSYCHO im Grunde genommen um eine "Meditation über die Macht der Vergangenheit über die Gegenwart". Klingt verschwurbelt, trifft es aber ziemlich gut.
Bei PSYCHO wird der Zuschauer in so manipuliert, dass er mit Verbrechern sympathisiert und mit diesen mitfühlt. Hitchcock schafft es, beim Zuschauer Sympathie sowohl für eine gemeine Diebin, als auch für einen gestörten Massenmörder zu entwickeln.
Es ist daher auch ein Film über die Wahrnehmung von Wahrheit, von welcher wir immer nur einen Ausschnitt sehen und darüber, wie uns diese Wahrnehmung laufend einen Streich spielt. Außerdem ist PSYCHO eine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum und eine Bloßstellung des US-Puritanismus und der übertriebenen Mutterliebe.
PSYCHO wurde in schwarzweiß und mit einem Fernsehteam gedreht. Die Dreharbeiten dauerten sechs Wochen und die Kosten beliefen sich auf 800.000 Dollar. Eingespielt hat er weit über 40 Millionen Dollar.
1. Die Handlung:
Die Geschichte beginnt in Phoenix/Arizona. Marion Crane (Janet Leigh) und ihr Verlobter Sam Loomis (John Gavin) können nicht heiraten, weil Sam hohe finanzielle Verpflichtungen gegenüber seiner Ex-Frau hat und außerdem die Schulden seines Vaters langsam abstottern muss.
Marion arbeitet als Sekretärin für einen Immobilienmakler. Bei diesem hat gerade ein reicher, prahlerischer Klient 40.000 Dollar in bar für ein Haus hingelegt. Es ist Freitag, Marion soll das Geld zur Bank bringen, weil ihr Chef es nicht übers Wochenende im Büro liegen haben möchte.
Marion kann jedoch der Versuchung nicht widerstehen, stiehlt stattdessen das Geld und macht sich auf den Weg zu ihrem Verlobten Sam, der in einer kalifornischen Kleinstadt lebt. Mit dem Geld, so denkt sie, können beide ein neues Leben anzufangen. Noch bevor sie Phoenix verlassen hat, wird sie aber an einer Verkehrsampel von ihrem Chef gesehen, bei dem sie sich zuvor eigentlich krank gemeldet hatte.
Auf ihrer Fahrt nach Westen wird Marion nach und nach klar, wie dumm und unüberlegt es war, das Geld zu stehlen. Außerdem verhält sie sich sehr dumm. Sie erregt den Verdacht eines Polizisten, indem sie am Straßenrand in ihrem Auto übernachtet hektisch bei einem Gebrauchtwagenhändler ihr Auto gegen eine anderes eintauscht.
In Gedanken spielt sie ihre Situation in Form von imaginären Dialogen ihrer Verfolger und ihres Arbeitgebers durch und erkennt dabei ihre im Grunde aussichtslose Lage.
Ein Unwetter zwingt sie anschließend, in einem einsam gelegenen Motel zu übernachten. Dieses Motel gehört einem gewissen Norman Bates (Anthony Perkins), einem jungen Mann, der ihr erzählt, er versorge seine kranke alte Mutter, die ihr Zimmer nicht mehr verlassen kann. Marion ist der einzige Gast. Seitdem es den neuen Interstate Highway gibt, kommen kaum noch Reisende an Bates' Motel vorbei.
Das Motel ist ebenerdig angelegt und hat nur ein Erdgeschoss. Auf einem Hügel hinter dem Motel befindet sich das Wohnhaus von Bates, eine Villa im Stil des 19. Jahrhunderts.
Norman fühlt sich zu Marion hingezogen und gibt ihr daraufhin das Zimmer Nr. 1, welches direkt neben dem kleinen Wohnraum liegt, den sich Norman im Motel eingerichtet hat.
Durchs offene Fenster ihres Zimmers bekommt Marion mit, wie Normans Mutter ihren Sohn anschreit, weil er vorgeschlagen hat, Marion zum Essen mit ins Haus zu bringen. Offenbar ist die Mutter extrem eifersüchtig.
Marion nimmt dann ihr Abendessen später zusammen mit Norman in dessen kleinem Wohnraum hinter dem Büro ein, das voller ausgestopfter Vögel ist.
Dabei entwickelt sich ein intensiver, sehr bedeutungsvoller Dialog zwischen den beiden, durch den Marion den Entschluss fasst, gleich am nächsten Morgen zurück nach Phoenix zu fahren, um den Diebstahl zu gestehen in der Hoffnung, ihr Arbeitgeber werde Nachsicht zeigen.
Vor dem Schlafengehen nimmt Marion eine Dusche. Norman beobachtet durch ein Loch in der Wand seines kleinen Wohnzimmers, wie sie sich auszieht. Dann geht er hinauf ins Wohnhaus und setzt sich in die Küche.
Während Marion duscht, taucht plötzlich eine Gestalt im Bad auf - allem Anschein nach die alte Mutter - und ersticht sie auf äußerst brutale Weise mit unzähligen Messerstichen.
Kurz darauf erscheint Norman am Tatort und tut alles, um die Spuren des Verbrechens zu verwischen. Am Schluss versenkt er Marions Auto mitsamt all ihren Sachen in einem Sumpf hinter dem Motel. Darunter befindet sich auch das gestohlene Geld, von dem Norman nichts ahnt.
Szenenwechesel:
Marions Schwester Lila (Vera Miles) kommt in den Laden, in dem Marions Verlobter Sam Loomis arbeitet und erzählt ihm, dass Marion 40.000 Dollar gestohlen hat und vermutlich zu ihm unterwegs war.
Sam weiß natürlich von nichts und fällt aus allen Wolken Das bekommt ein Privatdetektiv namens Arbogast (Martin Balsam) mit, der Lila gefolgt war in der Hoffnung, sie werde ihn zu Marion führen.
Arbogast mischt sich ins Gespräch ein und teilt mit, dass er von Marions Arbeitgeber damit beauftragt worden sei, Marion zu überzeugen, das Geld zurückzugeben. Die Polizei sei noch nicht eingeschaltet worden.
Arbogast fängt daraufhin an, eigene Nachforschungen anzustellen, klappert alle Motels ab und kommt so auch zu Bates' Motel, wo sich Norman in Widersprüchen verfängt und so Arbogasts Verdacht erregt. Arbogast setzt Lila telefonisch von seinem Verdacht in Kenntnis und macht sich dann auf zu Bates' Wohnhaus, um seine alte Mutter auszufragen.
Als er die Treppe im Haus hinaufgeht, wird er von derselben Gestalt, die bereits Marion ermordet hat, angegriffen, stürzt die Treppe hinunter und wird unten ebenfalls brutal erstochen.
Als Norman den erneuten Mord entdeckt hat, entsorgt er die Leiche wieder im Sumpf und verfrachtet seine wütend protestierende Mutter in den Keller.
Lila und Sam machen sich derweil Sorgen, weil Arbogast sich nicht wieder meldet. Sie fahren zum Motel, sehen aber nur die Silhouette der alten Frau hinter dem Fenster, weil Norman noch damit beschäftigt ist, Arbogasts Leiche verschwinden zu lassen.
Lila und Sam beschließen, den örtlichen Sheriff einzuschalten und ihm den ganzen Fall zu schildern. Dieser teilt ihnen mit, Norman Bates' Mutter sei bereits seit Jahren tot und vermutlich seien Marion und Arbogast zusammen mit dem Geld durchgebrannt.
Unzufrieden mit dieser Auskunft machen sich Sam und Lila auf zu Bates' Motel. Während Sam Norman in ein Gespräch verwickelt, schleicht Lila zum Haus, um Normans Mutter auszufragen.
Sie durchsucht alle Zimmer, findet aber keine Spur der Mutter, außer einer markanten Vertiefung im Bett, die der Form eines Menschen entspricht. Währenddessen erkennt Norman unten im Motel, dass Sam ihn nur hinhalten soll. Er schlägt ihn nieder und rennt zum Haus, um zu seiner Mutter zu kommen.
Lila kann sich gerade noch auf der Kellertreppe verstecken, bevor Norman ins Haus stürmt. Sie beschließt, auch noch den Keller zu durchsuchen. Dort findet sie mit dem Rücken zur Tür schließlich Normans Mutter in einem Stuhl, doch als sie den Stuhl umdreht, entdeckt sie, dass es sich um eine mumifizierte Leiche handelt.
In dem Moment wird sie von Norman angegriffen, der Frauenkleider trägt und einen irren Blick im Gesicht hat. Bevor er sie töten kann, wird Norman jedoch von Sam überwältigt, der gerade noch rechtzeitig eintrifft.
Am Schluss kommt die Wahrheit ans Licht: Norman hat als Kind seine Mutter und ihren Geliebten aus Eifersucht umgebracht, konnte jedoch den Verlust der Mutter nicht verkraften, hat die Leiche ausgegraben und konserviert und dann nach und nach die Identität der Mutter als zweite Persönlichkeit angenommen.
Durch die jüngsten Vorfälle hat nun die Mutter völlig von Norman Besitz ergriffen und die Person Norman Bates existiert nicht mehr.
Das letzte Bild des Films zeigt, wie der versenkte Wagen von Marion aus dem Sumpf gezogen wird.
2. Die Vorgeschichte
Wenn man sich Hitchcocks filmisches Schaffen ansieht, so fällt einem auf, dass er vor PSYCHO nichts gemacht hat, was irgendwie dem Horror- oder Gruselfilmgenre zugerechnet werden kann. Er hatte Spionagethriller, Liebesgeschichten, Dramen, Komödien und Abenteuerfilme gemacht aber nichts wirklich Blutiges.
Ende der 50er Jahre war Hitchcock auf dem Zenit seines filmischen Erfolgs und sein Name war wie Donnerhall. Die Vorgängerfilme von PSYCHO waren:
- "Rear Window" (1954) - ein zeitloses Meisterwerk über Voyeurismus,
- "To catch a Thief" (1955) - eine launige, glamouröse Gaunerkomödie,
- "The Trouble with Harry" (1955) - schwarzer Humor vom Feinsten,
- "The Man who knew too much" (1956) - ein Hitchcock-typischer Thriller,
- "The wrong Man" (1956) - ein ernstes Justizdrama,
- "Vertigo" (1958) - ein Mystery-Thriller zum Thema Besessenheit.
- "North by Northwest"(1959) - der erste moderne Abenteuer- und Actionthriller und unter anderem Vorbild für die James-Bond-Filme.
Was veranlasste Hitchcock, als nächstes den düsteren Roman "Psycho" von Robert Bloch zu verfilmen und das auf eine derart brutale Art, dass der Film gleichermaßen für Verstörung, Entsetzen, Bestürzung und wohliges Erschaudern sorgte? Denn PSYCHO schlug 1960 ein wie eine Bombe...
Woher kam diese plötzliche Gewalttätigkeit bei Hitchcock?
Hitchcock war ein kontaktscheuer Mensch, hatte im Grunde keine wirklichen, echten Freunde. Mit seiner Frau Alma pflegte er ein Verhältnis, dass man am besten mit "Partnerschaft auf Grund von Interessengleichheit" umschreiben kann.
Leidenschaft gab es da wohl nicht (Hitchcock hatte ja mit Tochter Patricia auch nur ein einziges Kind), wohl aber eine gegenseitige Abhängigkeit voneinander, die sich aus dem jahrzehntelangen Zusammenleben ergab. Es ist ziemlich klar, dass seine Frau zuhause die Hosen anhatte.
Und es war auch eindeutig, dass er sich nach der Leidenschaft und Liebe von Frauen sehnte, die er für unerreichbar hielt, wie z.B. Ingrid Bergman, Grace Kelly, Vera Miles oder Tippi Hedren (die er bei den Dreharbeiten zu "Marnie" sogar sexuell belästigte).
Als Ersatz für entgangene Liebe und Leidenschaft pflegte er zu essen wie ein Scheunendrescher, was bei ihm Zeit seines Lebens für mehr oder weniger drastisches Übergewicht sorgte (bis über 150 kg) und auch zur Folge hatte, dass er sich für noch unattraktiver für die begehrten Frauen hielt.
Außerdem hatte Alfred Hitchcock wohl Zeit seines Lebens unterdrückte, sexuelle Gewaltfantasien. Es gibt auffallend viele Fotos, wo er spielerisch Frauen würgt. Das Erwürgen spielt in einigen seiner Filme denn auch eine besondere Rolle, vor allem in "Strangers on a Train" und in "Frenzy".
Mit "Psycho" begann Hitchcock, diese unterdrückten Gewaltphantasien mehr und mehr in seine Filme einzubringen, die Mordsequenzen wurden brutaler und ausführlicher. Aber was war dafür der Auslöser?
An sich hatte Hitchcock nicht geplant, nach "North by Northwest" das Buch "Psycho" zu verfilmen. Er hatte vielmehr ein ganz anderes Projekt bereits fast bis zur Drehreife fertig ausgearbeitet.
Dabei handelte es sich wieder um einen seiner typischen Thriller, in denen ein unschuldig Verdächtigter seine Unschuld beweisen muss. Der Arbeitstitel war "No Bail for the Judge". Die weibliche Hauptrolle sollte Audrey Hepburn spielen.
Man hatte ihr bereits ein kurzes Treatment zukommen lassen und sie hatte fest zugesagt - damals genügte allein die Erwähnung von Hitchcocks Namen und jeder Schauspieler der Welt sagte sofort fest zu, ohne die Einzelheiten zu kennen.
Audrey Hepburn hatte zeitgleich mit "North by Northwest" ihren Film "Geschichte einer Nonne" abgedreht und sich ein Image als Frau mit stiller Integrität und Kämpferherz erarbeitet.
Als sie nun das Drehbuch zu "No Bail for the Judge" erhielt, war sie schockiert, denn es sah eine drastische Vergewaltigungsszene für ihren Charakter vor.
Nur wenige Tage nach dem Erhalt des Drehbuches erbat sie einen Erholungsurlaub in der Schweiz und teilte dann von dort aus lapidar mit, dass sie schwanger und somit nicht mehr verfügbar sei.
Hitchcock tobte - und begrub das Projekt, in das er bereits 200.000 Dollar gesteckt hatte. Hitchcock hatte die Lust daran verloren und ein Film, an dem Hitchcock die Lust verloren hatte, war zum Scheitern verurteilt.
Es war bereits das zweite Mal, dass ihn eine Schauspielerin wegen einer Schwangerschaft "im Stich ließ". Das erste Mal war, als sich die Vorbereitungen zu "Vertigo" immer mehr in die Länge zogen und die für die Titelrolle vorgesehene Vera Miles schwanger wurde (wobei es sich aber im Gegensatz zur Hepburn nicht um eine Ausrede handelte).
Hinzu kam nun noch, dass "Geschichte einer Nonne" von Fred Zinnemann so gut im Kino lief, dass die Premiere von "North by Northwest" verschoben wurde, was Hitchcock als Affront und Demütigung empfand.
Durch den Vorsprung, den "Geschichte einer Nonne" hatte, ging anschließend "North by Northwest" bei allen Preisverleihungen leer aus. Überall, wo er hinkam, um Promotion für "North by Northwest" zu machen, lächelten ihn riesige Plakate mit Audrey Hepburn an. Es war wie das Spiel von Hase und Igel.
Das alles steigerte seine Wut. Er brauchte ein Ventil.
Noch vor der Premiere von "North by Northwest" inszenierte er das Fernsehspiel "Arthur", in dem der Körper einer Frau nach dem Erwürgen zermahlt und an die Hühner verfüttert wird.
Diese brüske Inszenierung ist die erste Hitchcock-Produktion, in der unverblümt und aus Zorn entstandene Gewalt gegenüber einer Frau ausgeübt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt war die weibliche Hauptperson in Hitchcocks Filmen immer mit einer Portion Sympathie behandelt worden - was besonders auf die gerade vorangegangenen Hitchcock-Filme zutraf.
Aber nun entwickelte er einen Stil, der radikal alles hinter sich ließ, was in den 35 Jahren zuvor geschehen war.
Die Verärgerung über die Hepburn (und zuvor Vera Miles) hatten zudem etwas tief aus seinem Charakter ans Tageslicht befördert: Eben jene verdrängten Gewaltphantasien, die sich von nun ab in seinen Filmen manifestieren sollten und dadurch die Art veränderten, wie er Filme machte.
Da war ein gewisser Zorn zu spüren auf die Personen, die seine nicht zu realisierenden, sexuellen Sehnsüchte auslösten. Das war zuvor nur einmal kurzzeitig in "Strangers on a Train" von 1951 aufgeblitzt, artikulierte sich aber nun in einer zunehmend düsteren Färbung seiner kommenden Filme.
Den "Psycho"-Autor Robert Bloch kannte Hitchcock bereits vom Fernsehen. Dieser hatte bereits einige Vorlagen für Episoden in Hitchcocks Fernseh-Serie "Alfred Hitchcock presents" geliefert. Jetzt wollte Hitchcock mit "Psycho" zum ersten Mal einen Horror-Thriller verfilmen.
Fortsetzung folgt bei Interesse, ich warte erst mal ein Feedback ab...
Gruß,
Frank
Da ich mir damals damit ziemlich viel Arbeit gemacht habe und das Ganze inzwischen vom Mantel des Vergessens bedeckt wurde, möchte ich das hier nochmal ausgraben und sozusagen als vertiefendes Sub-Thema zum Schlüsselfilm-Thread einbringen.
Ich weiß nicht, ob sich jemand dafür interessiert aber angesichts der oftmals recht banalen Diskussionen hier im Forum habe ich einfach Lust, auch mal was tiefschürfenderes beizutragen und zur Diskussion zu stellen
Achtung - hier folgen Spoiler. Wer den Film nicht kennt, sollte ihn sich vielleicht erst anschauen, bevor er weiterliest.
Also gut... los geht's.
Vorwort
Oftmals wird die These aufgestellt, PSYCHO sei entweder ein Slasher-Film, ein Horror-Thriller oder eine True-Crime-Verfilmung auf der Grundlage des Lebens des Massenmörders Ed Gein.
Nun, ich weiß nicht, inwiefern die Romanvorlage von Robert Bloch durch den Fall Ed Gein beeinflusst wurde. Es lässt sich aber mit Sicherheit sagen, dass dies bei der Verfilmung durch Hitchcock keinerlei Rolle gespielt hat. Ed Gein mag Bloch inspiriert haben aber nicht Alfred Hitchcock.
Hitchcock war immer nur daran interessiert, wie eine bestimmte Geschichte am besten visuell darzustellen war. Nach eigener Aussage hat es ihn nach der Lektüre der Buchvorlage vor allem gereizt, die berühmte Duschszene, den Dreh- und Angelpunkt von PSYCHO, optisch umzusetzen.
Offenbar hat Hitchcock das Buch relativ unverändert verfilmt, hat lediglich die Charaktere etwas sympathischer gestaltet.
PSYCHO ist der Film, für den Hitchcock vor allen anderen berühmt ist. Er fasziniert die Leute nach 45 Jahren immer noch. Nicht, weil er so schockiert, sondern weil er tiefschürfende, existenzielle Themen, Bilder und Ideen anspricht, die einem vermutlich beim ersten oder zweiten Anschauen gar nicht auffallen.
Hitchcock-Biograf Donald Spoto schreibt, es handele sich bei PSYCHO im Grunde genommen um eine "Meditation über die Macht der Vergangenheit über die Gegenwart". Klingt verschwurbelt, trifft es aber ziemlich gut.
Bei PSYCHO wird der Zuschauer in so manipuliert, dass er mit Verbrechern sympathisiert und mit diesen mitfühlt. Hitchcock schafft es, beim Zuschauer Sympathie sowohl für eine gemeine Diebin, als auch für einen gestörten Massenmörder zu entwickeln.
Es ist daher auch ein Film über die Wahrnehmung von Wahrheit, von welcher wir immer nur einen Ausschnitt sehen und darüber, wie uns diese Wahrnehmung laufend einen Streich spielt. Außerdem ist PSYCHO eine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum und eine Bloßstellung des US-Puritanismus und der übertriebenen Mutterliebe.
PSYCHO wurde in schwarzweiß und mit einem Fernsehteam gedreht. Die Dreharbeiten dauerten sechs Wochen und die Kosten beliefen sich auf 800.000 Dollar. Eingespielt hat er weit über 40 Millionen Dollar.
1. Die Handlung:
Die Geschichte beginnt in Phoenix/Arizona. Marion Crane (Janet Leigh) und ihr Verlobter Sam Loomis (John Gavin) können nicht heiraten, weil Sam hohe finanzielle Verpflichtungen gegenüber seiner Ex-Frau hat und außerdem die Schulden seines Vaters langsam abstottern muss.
Marion arbeitet als Sekretärin für einen Immobilienmakler. Bei diesem hat gerade ein reicher, prahlerischer Klient 40.000 Dollar in bar für ein Haus hingelegt. Es ist Freitag, Marion soll das Geld zur Bank bringen, weil ihr Chef es nicht übers Wochenende im Büro liegen haben möchte.
Marion kann jedoch der Versuchung nicht widerstehen, stiehlt stattdessen das Geld und macht sich auf den Weg zu ihrem Verlobten Sam, der in einer kalifornischen Kleinstadt lebt. Mit dem Geld, so denkt sie, können beide ein neues Leben anzufangen. Noch bevor sie Phoenix verlassen hat, wird sie aber an einer Verkehrsampel von ihrem Chef gesehen, bei dem sie sich zuvor eigentlich krank gemeldet hatte.
Auf ihrer Fahrt nach Westen wird Marion nach und nach klar, wie dumm und unüberlegt es war, das Geld zu stehlen. Außerdem verhält sie sich sehr dumm. Sie erregt den Verdacht eines Polizisten, indem sie am Straßenrand in ihrem Auto übernachtet hektisch bei einem Gebrauchtwagenhändler ihr Auto gegen eine anderes eintauscht.
In Gedanken spielt sie ihre Situation in Form von imaginären Dialogen ihrer Verfolger und ihres Arbeitgebers durch und erkennt dabei ihre im Grunde aussichtslose Lage.
Ein Unwetter zwingt sie anschließend, in einem einsam gelegenen Motel zu übernachten. Dieses Motel gehört einem gewissen Norman Bates (Anthony Perkins), einem jungen Mann, der ihr erzählt, er versorge seine kranke alte Mutter, die ihr Zimmer nicht mehr verlassen kann. Marion ist der einzige Gast. Seitdem es den neuen Interstate Highway gibt, kommen kaum noch Reisende an Bates' Motel vorbei.
Das Motel ist ebenerdig angelegt und hat nur ein Erdgeschoss. Auf einem Hügel hinter dem Motel befindet sich das Wohnhaus von Bates, eine Villa im Stil des 19. Jahrhunderts.
Norman fühlt sich zu Marion hingezogen und gibt ihr daraufhin das Zimmer Nr. 1, welches direkt neben dem kleinen Wohnraum liegt, den sich Norman im Motel eingerichtet hat.
Durchs offene Fenster ihres Zimmers bekommt Marion mit, wie Normans Mutter ihren Sohn anschreit, weil er vorgeschlagen hat, Marion zum Essen mit ins Haus zu bringen. Offenbar ist die Mutter extrem eifersüchtig.
Marion nimmt dann ihr Abendessen später zusammen mit Norman in dessen kleinem Wohnraum hinter dem Büro ein, das voller ausgestopfter Vögel ist.
Dabei entwickelt sich ein intensiver, sehr bedeutungsvoller Dialog zwischen den beiden, durch den Marion den Entschluss fasst, gleich am nächsten Morgen zurück nach Phoenix zu fahren, um den Diebstahl zu gestehen in der Hoffnung, ihr Arbeitgeber werde Nachsicht zeigen.
Vor dem Schlafengehen nimmt Marion eine Dusche. Norman beobachtet durch ein Loch in der Wand seines kleinen Wohnzimmers, wie sie sich auszieht. Dann geht er hinauf ins Wohnhaus und setzt sich in die Küche.
Während Marion duscht, taucht plötzlich eine Gestalt im Bad auf - allem Anschein nach die alte Mutter - und ersticht sie auf äußerst brutale Weise mit unzähligen Messerstichen.
Kurz darauf erscheint Norman am Tatort und tut alles, um die Spuren des Verbrechens zu verwischen. Am Schluss versenkt er Marions Auto mitsamt all ihren Sachen in einem Sumpf hinter dem Motel. Darunter befindet sich auch das gestohlene Geld, von dem Norman nichts ahnt.
Szenenwechesel:
Marions Schwester Lila (Vera Miles) kommt in den Laden, in dem Marions Verlobter Sam Loomis arbeitet und erzählt ihm, dass Marion 40.000 Dollar gestohlen hat und vermutlich zu ihm unterwegs war.
Sam weiß natürlich von nichts und fällt aus allen Wolken Das bekommt ein Privatdetektiv namens Arbogast (Martin Balsam) mit, der Lila gefolgt war in der Hoffnung, sie werde ihn zu Marion führen.
Arbogast mischt sich ins Gespräch ein und teilt mit, dass er von Marions Arbeitgeber damit beauftragt worden sei, Marion zu überzeugen, das Geld zurückzugeben. Die Polizei sei noch nicht eingeschaltet worden.
Arbogast fängt daraufhin an, eigene Nachforschungen anzustellen, klappert alle Motels ab und kommt so auch zu Bates' Motel, wo sich Norman in Widersprüchen verfängt und so Arbogasts Verdacht erregt. Arbogast setzt Lila telefonisch von seinem Verdacht in Kenntnis und macht sich dann auf zu Bates' Wohnhaus, um seine alte Mutter auszufragen.
Als er die Treppe im Haus hinaufgeht, wird er von derselben Gestalt, die bereits Marion ermordet hat, angegriffen, stürzt die Treppe hinunter und wird unten ebenfalls brutal erstochen.
Als Norman den erneuten Mord entdeckt hat, entsorgt er die Leiche wieder im Sumpf und verfrachtet seine wütend protestierende Mutter in den Keller.
Lila und Sam machen sich derweil Sorgen, weil Arbogast sich nicht wieder meldet. Sie fahren zum Motel, sehen aber nur die Silhouette der alten Frau hinter dem Fenster, weil Norman noch damit beschäftigt ist, Arbogasts Leiche verschwinden zu lassen.
Lila und Sam beschließen, den örtlichen Sheriff einzuschalten und ihm den ganzen Fall zu schildern. Dieser teilt ihnen mit, Norman Bates' Mutter sei bereits seit Jahren tot und vermutlich seien Marion und Arbogast zusammen mit dem Geld durchgebrannt.
Unzufrieden mit dieser Auskunft machen sich Sam und Lila auf zu Bates' Motel. Während Sam Norman in ein Gespräch verwickelt, schleicht Lila zum Haus, um Normans Mutter auszufragen.
Sie durchsucht alle Zimmer, findet aber keine Spur der Mutter, außer einer markanten Vertiefung im Bett, die der Form eines Menschen entspricht. Währenddessen erkennt Norman unten im Motel, dass Sam ihn nur hinhalten soll. Er schlägt ihn nieder und rennt zum Haus, um zu seiner Mutter zu kommen.
Lila kann sich gerade noch auf der Kellertreppe verstecken, bevor Norman ins Haus stürmt. Sie beschließt, auch noch den Keller zu durchsuchen. Dort findet sie mit dem Rücken zur Tür schließlich Normans Mutter in einem Stuhl, doch als sie den Stuhl umdreht, entdeckt sie, dass es sich um eine mumifizierte Leiche handelt.
In dem Moment wird sie von Norman angegriffen, der Frauenkleider trägt und einen irren Blick im Gesicht hat. Bevor er sie töten kann, wird Norman jedoch von Sam überwältigt, der gerade noch rechtzeitig eintrifft.
Am Schluss kommt die Wahrheit ans Licht: Norman hat als Kind seine Mutter und ihren Geliebten aus Eifersucht umgebracht, konnte jedoch den Verlust der Mutter nicht verkraften, hat die Leiche ausgegraben und konserviert und dann nach und nach die Identität der Mutter als zweite Persönlichkeit angenommen.
Durch die jüngsten Vorfälle hat nun die Mutter völlig von Norman Besitz ergriffen und die Person Norman Bates existiert nicht mehr.
Das letzte Bild des Films zeigt, wie der versenkte Wagen von Marion aus dem Sumpf gezogen wird.
2. Die Vorgeschichte
Wenn man sich Hitchcocks filmisches Schaffen ansieht, so fällt einem auf, dass er vor PSYCHO nichts gemacht hat, was irgendwie dem Horror- oder Gruselfilmgenre zugerechnet werden kann. Er hatte Spionagethriller, Liebesgeschichten, Dramen, Komödien und Abenteuerfilme gemacht aber nichts wirklich Blutiges.
Ende der 50er Jahre war Hitchcock auf dem Zenit seines filmischen Erfolgs und sein Name war wie Donnerhall. Die Vorgängerfilme von PSYCHO waren:
- "Rear Window" (1954) - ein zeitloses Meisterwerk über Voyeurismus,
- "To catch a Thief" (1955) - eine launige, glamouröse Gaunerkomödie,
- "The Trouble with Harry" (1955) - schwarzer Humor vom Feinsten,
- "The Man who knew too much" (1956) - ein Hitchcock-typischer Thriller,
- "The wrong Man" (1956) - ein ernstes Justizdrama,
- "Vertigo" (1958) - ein Mystery-Thriller zum Thema Besessenheit.
- "North by Northwest"(1959) - der erste moderne Abenteuer- und Actionthriller und unter anderem Vorbild für die James-Bond-Filme.
Was veranlasste Hitchcock, als nächstes den düsteren Roman "Psycho" von Robert Bloch zu verfilmen und das auf eine derart brutale Art, dass der Film gleichermaßen für Verstörung, Entsetzen, Bestürzung und wohliges Erschaudern sorgte? Denn PSYCHO schlug 1960 ein wie eine Bombe...
Woher kam diese plötzliche Gewalttätigkeit bei Hitchcock?
Hitchcock war ein kontaktscheuer Mensch, hatte im Grunde keine wirklichen, echten Freunde. Mit seiner Frau Alma pflegte er ein Verhältnis, dass man am besten mit "Partnerschaft auf Grund von Interessengleichheit" umschreiben kann.
Leidenschaft gab es da wohl nicht (Hitchcock hatte ja mit Tochter Patricia auch nur ein einziges Kind), wohl aber eine gegenseitige Abhängigkeit voneinander, die sich aus dem jahrzehntelangen Zusammenleben ergab. Es ist ziemlich klar, dass seine Frau zuhause die Hosen anhatte.
Und es war auch eindeutig, dass er sich nach der Leidenschaft und Liebe von Frauen sehnte, die er für unerreichbar hielt, wie z.B. Ingrid Bergman, Grace Kelly, Vera Miles oder Tippi Hedren (die er bei den Dreharbeiten zu "Marnie" sogar sexuell belästigte).
Als Ersatz für entgangene Liebe und Leidenschaft pflegte er zu essen wie ein Scheunendrescher, was bei ihm Zeit seines Lebens für mehr oder weniger drastisches Übergewicht sorgte (bis über 150 kg) und auch zur Folge hatte, dass er sich für noch unattraktiver für die begehrten Frauen hielt.
Außerdem hatte Alfred Hitchcock wohl Zeit seines Lebens unterdrückte, sexuelle Gewaltfantasien. Es gibt auffallend viele Fotos, wo er spielerisch Frauen würgt. Das Erwürgen spielt in einigen seiner Filme denn auch eine besondere Rolle, vor allem in "Strangers on a Train" und in "Frenzy".
Mit "Psycho" begann Hitchcock, diese unterdrückten Gewaltphantasien mehr und mehr in seine Filme einzubringen, die Mordsequenzen wurden brutaler und ausführlicher. Aber was war dafür der Auslöser?
An sich hatte Hitchcock nicht geplant, nach "North by Northwest" das Buch "Psycho" zu verfilmen. Er hatte vielmehr ein ganz anderes Projekt bereits fast bis zur Drehreife fertig ausgearbeitet.
Dabei handelte es sich wieder um einen seiner typischen Thriller, in denen ein unschuldig Verdächtigter seine Unschuld beweisen muss. Der Arbeitstitel war "No Bail for the Judge". Die weibliche Hauptrolle sollte Audrey Hepburn spielen.
Man hatte ihr bereits ein kurzes Treatment zukommen lassen und sie hatte fest zugesagt - damals genügte allein die Erwähnung von Hitchcocks Namen und jeder Schauspieler der Welt sagte sofort fest zu, ohne die Einzelheiten zu kennen.
Audrey Hepburn hatte zeitgleich mit "North by Northwest" ihren Film "Geschichte einer Nonne" abgedreht und sich ein Image als Frau mit stiller Integrität und Kämpferherz erarbeitet.
Als sie nun das Drehbuch zu "No Bail for the Judge" erhielt, war sie schockiert, denn es sah eine drastische Vergewaltigungsszene für ihren Charakter vor.
Nur wenige Tage nach dem Erhalt des Drehbuches erbat sie einen Erholungsurlaub in der Schweiz und teilte dann von dort aus lapidar mit, dass sie schwanger und somit nicht mehr verfügbar sei.
Hitchcock tobte - und begrub das Projekt, in das er bereits 200.000 Dollar gesteckt hatte. Hitchcock hatte die Lust daran verloren und ein Film, an dem Hitchcock die Lust verloren hatte, war zum Scheitern verurteilt.
Es war bereits das zweite Mal, dass ihn eine Schauspielerin wegen einer Schwangerschaft "im Stich ließ". Das erste Mal war, als sich die Vorbereitungen zu "Vertigo" immer mehr in die Länge zogen und die für die Titelrolle vorgesehene Vera Miles schwanger wurde (wobei es sich aber im Gegensatz zur Hepburn nicht um eine Ausrede handelte).
Hinzu kam nun noch, dass "Geschichte einer Nonne" von Fred Zinnemann so gut im Kino lief, dass die Premiere von "North by Northwest" verschoben wurde, was Hitchcock als Affront und Demütigung empfand.
Durch den Vorsprung, den "Geschichte einer Nonne" hatte, ging anschließend "North by Northwest" bei allen Preisverleihungen leer aus. Überall, wo er hinkam, um Promotion für "North by Northwest" zu machen, lächelten ihn riesige Plakate mit Audrey Hepburn an. Es war wie das Spiel von Hase und Igel.
Das alles steigerte seine Wut. Er brauchte ein Ventil.
Noch vor der Premiere von "North by Northwest" inszenierte er das Fernsehspiel "Arthur", in dem der Körper einer Frau nach dem Erwürgen zermahlt und an die Hühner verfüttert wird.
Diese brüske Inszenierung ist die erste Hitchcock-Produktion, in der unverblümt und aus Zorn entstandene Gewalt gegenüber einer Frau ausgeübt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt war die weibliche Hauptperson in Hitchcocks Filmen immer mit einer Portion Sympathie behandelt worden - was besonders auf die gerade vorangegangenen Hitchcock-Filme zutraf.
Aber nun entwickelte er einen Stil, der radikal alles hinter sich ließ, was in den 35 Jahren zuvor geschehen war.
Die Verärgerung über die Hepburn (und zuvor Vera Miles) hatten zudem etwas tief aus seinem Charakter ans Tageslicht befördert: Eben jene verdrängten Gewaltphantasien, die sich von nun ab in seinen Filmen manifestieren sollten und dadurch die Art veränderten, wie er Filme machte.
Da war ein gewisser Zorn zu spüren auf die Personen, die seine nicht zu realisierenden, sexuellen Sehnsüchte auslösten. Das war zuvor nur einmal kurzzeitig in "Strangers on a Train" von 1951 aufgeblitzt, artikulierte sich aber nun in einer zunehmend düsteren Färbung seiner kommenden Filme.
Den "Psycho"-Autor Robert Bloch kannte Hitchcock bereits vom Fernsehen. Dieser hatte bereits einige Vorlagen für Episoden in Hitchcocks Fernseh-Serie "Alfred Hitchcock presents" geliefert. Jetzt wollte Hitchcock mit "Psycho" zum ersten Mal einen Horror-Thriller verfilmen.
Fortsetzung folgt bei Interesse, ich warte erst mal ein Feedback ab...
Gruß,
Frank
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