LETTERS FROM IWO JIMA
USA 2006
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Iris Yamashita, Paul Haggis
Darsteller: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryo Kase, Shidou Nakamura
Dt. Kinostart: 22.02.2007
Bei diesem Film war ich wieder in einer Pressevorführung für Splashmovies.de. Hier meine Rezension:
Story:
Juni 1944: Die Pazifikinsel Iwo Jima steht zwischen der amerikanischen Streitmacht und dem japanischen Festland. Um die Invasion möglichst lange herauszuzögern, schickt die japanische Regierung Tausende junger japanischer Soldaten dorthin, die nun nichts weiter tun können als auf den Angriff zu warten. Obwohl sie wissen, dass sie schlecht ausgerüstet sind und nicht gewinnen können, sind viele der zwangsrekrutierten jungen Männer bereit, ihr Leben für die Verteidigung des Heimatlandes zu geben. Den ehemaligen Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), der seine Frau und seine kleine Tochter zurücklassen musste, plagen jedoch Zweifel.
Entgegen der japanischen Tradition und trotz deutlichen Widerstands seiner Offiziere lässt General Kuribayashi (Ken Watanabe) überall auf der Insel Tunnel und Höhlen graben, in denen sich die japanischen Soldaten verstecken sollten, um den Amerikanern möglichst lange Widerstand leisten zu können. Als die Invasion beginnt, werden sowohl der General als auch der einfache Soldat Saigo in diesen Höhlen und auf dem Schlachtfeld mit erschütternden Situationen konfrontiert, während sich ihre Wege immer wieder kreuzen…
Meinung zum Film:
Nachdem Clint Eastwood sich in seinem kritischen Antikriegsdrama "Flags of Our Fathers" bereits ausführlich mit der amerikanischen Perspektive auf die Schlacht um Iwo Jima befasst hat, kommt mit "Letters from Iwo Jima" jetzt das japanische Gegenstück in die Kinos. Ein wirklich mutiges Unterfangen, den damaligen Feinden einen eigenen Film zu widmen, der zudem komplett auf japanisch gedreht wurde und einen tiefen Einblick in die japanische Psyche der damaligen Zeit gibt. Bevor Abspann anläuft, möchte man kaum glauben, dass dieser Film eine amerikanische Produktion eines amerikanischen Regisseurs ist. Nicht zuletzt deshalb war der Film wohl in Japan ein großer Erfolg, während er in den USA nur wenige Zuschauer in die Kinos locken konnte.
"Letters from Iwo Jima" ist trotz seiner Zugehörigkeit zum Kriegsfilm-Genre ein eher ruhiger Film. Fast eine Stunde vergeht, bevor die ersten Schüsse fallen und die ersten Bomben auf die Insel niederregnen. Davor werden in aller Ausführlichkeit die Vorbereitungen auf den Kampf gezeigt, und dabei auch die Sorgen und Ängste der jungen Männer, die ihrem nahezu unsausweichlichen Tod ins Auge blicken müssen. Unterstützt wird das durch mehrmalige Rückblenden, die Einblicke in das Leben der Soldaten vor dem Krieg gewähren. Selbst während der Bombardements und der Landung der Amerikaner spielt der größte Teil der Handlung in den Höhlen der Insel, wodurch das ergreifende menschliche Drama immer im Vordergrund steht und nie durch bombastische Actionsequenzen überschattet wird. Die Grausamkeit des Krieges wird dennoch ungeschönt in den ausgewaschenen Farben des Filmes bebildert und auf gewisse Weise sind die unsäglichen Dinge, die in der klaustrophobischen Atmosphäre der Höhlen innerhalb als der japanischen Truppen geschehen, schockierender als der Wahnsinn des Schlachtfeldes, wie man ihn aus Filmen wie "Der Soldat James Ryan" kennt.
Auch schauspielerisch kann der Film trotz der Sprachbarriere (der Film läuft auch in Deutschland auf Japanisch mit Untertiteln) beeindrucken. Ken Watanabe ("The Last Samurai") und der japanische Popstar Kazunari Ninomiya spielen ihre Rollen gekonnt und mit Hingabe und auch die kleineren Nebenrollen sind allesamt exzellent besetzt.
Mit seinen beiden Filmen um die Schlacht von Iwo Jima hat Clint Eastwood ein Meisterwerk des Antikriegsfilms geschaffen. Auch wenn "Letters from Iwo Jima" insgesamt der bessere Film ist und auch separat überzeugen kann, entfalten die beiden erst in Kombination ihre volle Wirkung. Selten hat es ein amerikanischer Regisseur gewagt, beide Seiten eines Krieges wirklich gleichwertig zu beleuchten und vor allem der feindlichen Seite einen eigenen Film zu widmen. Beide Filme kritisieren die Propagandaarbeit der jeweiligen Regierungen und zeigen das Schicksal der einfachen Soldaten, die von ihren Regierungen als Kanonenfutter ins Gemetzel geworfen werden. Während in "Flags of out Fathers" die Japaner nur gesichtslose Killer bleiben, geschieht hier das gleiche mit der amerikanischen Seite. Nur in einer Szene ändert sich dieses Bild für einen Moment, als die Soldaten einen verletzten Amerikaner gefangen nehmen, der einen Brief seiner Mutter bei sich trägt, der nach dessen Ableben von einem Englisch sprechenden Offizier übersetzt wird. Beim Hören dieser einfachen Zeilen einer besorgten Mutter wird schmerzlich klar, dass die Männer auf dem Schlachtfeld sich allein durch ihre Herkunft unterscheiden und der Krieg im Endeffekt zu nichts anderem führt, als dass auf beiden Seiten zahllose Mütter ihre Söhne, Frauen ihre Ehemänner und Kinder ihre Väter verlieren.
Fazit:
Mit dem deutlich besseren Film "Letters from Iwo Jima" ergänzt Clint Eastwood sein Antikriegsdrama "Flags of Our Fathers" um die gegnerische Perspektive und schafft damit ein mutiges Meisterwerk, das auf die sonst übliche Schwarzweißmalerei amerikanischer Kriegsfilme verzichtet und kraftvoll die Sinnlosigkeit des Krieges verdeutlicht. Für diesen möglicherweise besten Kriegsfilm überhaupt hätte sich Eastwood einen weiteren Oscar mehr als verdient.
USA 2006
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Iris Yamashita, Paul Haggis
Darsteller: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryo Kase, Shidou Nakamura
Dt. Kinostart: 22.02.2007
Bei diesem Film war ich wieder in einer Pressevorführung für Splashmovies.de. Hier meine Rezension:
Story:
Juni 1944: Die Pazifikinsel Iwo Jima steht zwischen der amerikanischen Streitmacht und dem japanischen Festland. Um die Invasion möglichst lange herauszuzögern, schickt die japanische Regierung Tausende junger japanischer Soldaten dorthin, die nun nichts weiter tun können als auf den Angriff zu warten. Obwohl sie wissen, dass sie schlecht ausgerüstet sind und nicht gewinnen können, sind viele der zwangsrekrutierten jungen Männer bereit, ihr Leben für die Verteidigung des Heimatlandes zu geben. Den ehemaligen Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), der seine Frau und seine kleine Tochter zurücklassen musste, plagen jedoch Zweifel.
Entgegen der japanischen Tradition und trotz deutlichen Widerstands seiner Offiziere lässt General Kuribayashi (Ken Watanabe) überall auf der Insel Tunnel und Höhlen graben, in denen sich die japanischen Soldaten verstecken sollten, um den Amerikanern möglichst lange Widerstand leisten zu können. Als die Invasion beginnt, werden sowohl der General als auch der einfache Soldat Saigo in diesen Höhlen und auf dem Schlachtfeld mit erschütternden Situationen konfrontiert, während sich ihre Wege immer wieder kreuzen…
Meinung zum Film:
Nachdem Clint Eastwood sich in seinem kritischen Antikriegsdrama "Flags of Our Fathers" bereits ausführlich mit der amerikanischen Perspektive auf die Schlacht um Iwo Jima befasst hat, kommt mit "Letters from Iwo Jima" jetzt das japanische Gegenstück in die Kinos. Ein wirklich mutiges Unterfangen, den damaligen Feinden einen eigenen Film zu widmen, der zudem komplett auf japanisch gedreht wurde und einen tiefen Einblick in die japanische Psyche der damaligen Zeit gibt. Bevor Abspann anläuft, möchte man kaum glauben, dass dieser Film eine amerikanische Produktion eines amerikanischen Regisseurs ist. Nicht zuletzt deshalb war der Film wohl in Japan ein großer Erfolg, während er in den USA nur wenige Zuschauer in die Kinos locken konnte.
"Letters from Iwo Jima" ist trotz seiner Zugehörigkeit zum Kriegsfilm-Genre ein eher ruhiger Film. Fast eine Stunde vergeht, bevor die ersten Schüsse fallen und die ersten Bomben auf die Insel niederregnen. Davor werden in aller Ausführlichkeit die Vorbereitungen auf den Kampf gezeigt, und dabei auch die Sorgen und Ängste der jungen Männer, die ihrem nahezu unsausweichlichen Tod ins Auge blicken müssen. Unterstützt wird das durch mehrmalige Rückblenden, die Einblicke in das Leben der Soldaten vor dem Krieg gewähren. Selbst während der Bombardements und der Landung der Amerikaner spielt der größte Teil der Handlung in den Höhlen der Insel, wodurch das ergreifende menschliche Drama immer im Vordergrund steht und nie durch bombastische Actionsequenzen überschattet wird. Die Grausamkeit des Krieges wird dennoch ungeschönt in den ausgewaschenen Farben des Filmes bebildert und auf gewisse Weise sind die unsäglichen Dinge, die in der klaustrophobischen Atmosphäre der Höhlen innerhalb als der japanischen Truppen geschehen, schockierender als der Wahnsinn des Schlachtfeldes, wie man ihn aus Filmen wie "Der Soldat James Ryan" kennt.
Auch schauspielerisch kann der Film trotz der Sprachbarriere (der Film läuft auch in Deutschland auf Japanisch mit Untertiteln) beeindrucken. Ken Watanabe ("The Last Samurai") und der japanische Popstar Kazunari Ninomiya spielen ihre Rollen gekonnt und mit Hingabe und auch die kleineren Nebenrollen sind allesamt exzellent besetzt.
Mit seinen beiden Filmen um die Schlacht von Iwo Jima hat Clint Eastwood ein Meisterwerk des Antikriegsfilms geschaffen. Auch wenn "Letters from Iwo Jima" insgesamt der bessere Film ist und auch separat überzeugen kann, entfalten die beiden erst in Kombination ihre volle Wirkung. Selten hat es ein amerikanischer Regisseur gewagt, beide Seiten eines Krieges wirklich gleichwertig zu beleuchten und vor allem der feindlichen Seite einen eigenen Film zu widmen. Beide Filme kritisieren die Propagandaarbeit der jeweiligen Regierungen und zeigen das Schicksal der einfachen Soldaten, die von ihren Regierungen als Kanonenfutter ins Gemetzel geworfen werden. Während in "Flags of out Fathers" die Japaner nur gesichtslose Killer bleiben, geschieht hier das gleiche mit der amerikanischen Seite. Nur in einer Szene ändert sich dieses Bild für einen Moment, als die Soldaten einen verletzten Amerikaner gefangen nehmen, der einen Brief seiner Mutter bei sich trägt, der nach dessen Ableben von einem Englisch sprechenden Offizier übersetzt wird. Beim Hören dieser einfachen Zeilen einer besorgten Mutter wird schmerzlich klar, dass die Männer auf dem Schlachtfeld sich allein durch ihre Herkunft unterscheiden und der Krieg im Endeffekt zu nichts anderem führt, als dass auf beiden Seiten zahllose Mütter ihre Söhne, Frauen ihre Ehemänner und Kinder ihre Väter verlieren.
Fazit:
Mit dem deutlich besseren Film "Letters from Iwo Jima" ergänzt Clint Eastwood sein Antikriegsdrama "Flags of Our Fathers" um die gegnerische Perspektive und schafft damit ein mutiges Meisterwerk, das auf die sonst übliche Schwarzweißmalerei amerikanischer Kriegsfilme verzichtet und kraftvoll die Sinnlosigkeit des Krieges verdeutlicht. Für diesen möglicherweise besten Kriegsfilm überhaupt hätte sich Eastwood einen weiteren Oscar mehr als verdient.
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