Gott zum Gruße, liebe Leut'
Ein Hallo an die Gemeinde des Scifi-Forums. Ich habe mich gerade angemeldet und stosse als erstes auf diese Diskussion. Ich finde es erstaunlich, wie gut jeder seine Sichtweise vertritt und ich finde jede Meinung mit grundlegender Argumentation relevant.
Meine persönliche Meinung zu 300 ist folgende:
Ich denke Zack Snyder hatte nur Bilder im Kopf. Es gibt Regisseure, die legen viel Wert auf Erzählung und Dramaturgie und es gibt welche, wie zum Beispiel George Lukas oder wie auch hier Zack Snyder, die legen Wert auf Bilder. Jede Einstellung muß postertauglich sein.
Unter diesem Aspekt sollte der Film meiner Meinung nach gesehen werden.
Die geschichtlichen Aspekte sind eigentlich hier wirklich zweitrangig, da die Geschichte über die Schlacht an den Thermopylen im Grunde genommen sowieso bereits verzerrt bei uns ankam (es waren z.B. keine 300 Spartaner gegen ein Millionenheer an Perser, sondern wahrscheinlich ca. 50.000 bis 100.000 Perser gegen eine Truppenstärke von ca. 6000 Mann - ohne genaue Zahlenkenntnisse wurden früher in Geschichten gerne übertriebene Zahlen genommen, wie z.B. beim Alter von Abraham)
Wie bereits von Vorrednern angemerkt wurden hier geschickt die erzählerischen Worte einem anderen zugeordnet - somit wird die Geschichte zu einer Art "Seemannsgarn".
Zur "Botschaft" des Films:
Die nationalistische Haltung der Spartaner war damals nichts ungewöhnliches. Nur unsere jüngere Geschichte hat der nationalistischen Haltung einen bitteren Beigeschmack gegeben, da hier Nationalismus in ein menschenverachtendes Regime eingebettet wurde und fortan weltweit lediglich nur der Patriotismus akzeptabel bleibt (zu Recht wohlgemerkt).
Aber wie war das früher? Patriotismus gab es so nicht. Der Nationalismus war allgegenwärtig und auch treibende Kraft bei der Entstehung moderer Nationen. Das eigene Land war stark, gut und genial - alle anderen Länder waren nichtig und minderwertig.
Das ist mitunter der Grund, warum früher in Europa ständig Kriege wüteten und heutzutage seit längerem wieder Ruhe ist - denn Nationalismus wird nicht gebilligt und deshalb wird auch der Kosovo-Serbien-Konflikt immer Tagesordnung bei der EU und der NATO bleiben. Bis zur endgültigen Klärung.
Zack Snyder wusste dies. Er war sich der nationalistischen Symbolik der Geschichte durchaus bewusst (immerhin hatte Goebbels die Kämpfer von Stalingrad mit eben jener Geschichte zu motivieren versucht) und deshalb hat er die Optik des Films entsprechend angepasst.
Zack Snyder wählte bewusst eine völlig andere Optik als Frank Miller in seiner Comic-Adaption der Geschichte. Obzwar Snyder jede einzelne Comic-Szene detailgetreu umsetzte zog er es vor, die bewusst grob-gezeichnete, Vorlage gegen die "Olympia-Film-Ästhetik" von Leni Riefenstahl einzutauschen.
Damit hat die Geschichte der 300 Spartaner nicht nur eine nationalistische Grundhaltung - sie zeigt es nun auch. Die Überspitzung dient eher der Abschreckung als der Glorifizierung, ähnlich wie Anti-Kriegsfilme immer brutaler und schonungsloser als normale Kriegsfilme den Krieg darstellen.
Fazit:
Ich für meinen Teil habe 300 als optisches Highlight genossen und es hat sich durch die Verbindung "Geschichte-Olympiafilm-Ästhetik" für mich gezeigt, daß Geschichte sich immerzu wiederholt und sich auch nochmals wiederholen kann. Propaganda war keine Erfindung der Nazis, sondern gab es bereits 480 v.Chr. - Dies verinnerlicht betrachtet man die Umwelt und die medien etwas genauer...jedenfalls war das bei mir der Fall, aber jeder empfindet diesen Film anders.
In diesem Sinne. Gehabt euch wohl und bis zum nächsten Beitrag.
Euer,
Octavius
Ein Hallo an die Gemeinde des Scifi-Forums. Ich habe mich gerade angemeldet und stosse als erstes auf diese Diskussion. Ich finde es erstaunlich, wie gut jeder seine Sichtweise vertritt und ich finde jede Meinung mit grundlegender Argumentation relevant.
Meine persönliche Meinung zu 300 ist folgende:
Ich denke Zack Snyder hatte nur Bilder im Kopf. Es gibt Regisseure, die legen viel Wert auf Erzählung und Dramaturgie und es gibt welche, wie zum Beispiel George Lukas oder wie auch hier Zack Snyder, die legen Wert auf Bilder. Jede Einstellung muß postertauglich sein.
Unter diesem Aspekt sollte der Film meiner Meinung nach gesehen werden.
Die geschichtlichen Aspekte sind eigentlich hier wirklich zweitrangig, da die Geschichte über die Schlacht an den Thermopylen im Grunde genommen sowieso bereits verzerrt bei uns ankam (es waren z.B. keine 300 Spartaner gegen ein Millionenheer an Perser, sondern wahrscheinlich ca. 50.000 bis 100.000 Perser gegen eine Truppenstärke von ca. 6000 Mann - ohne genaue Zahlenkenntnisse wurden früher in Geschichten gerne übertriebene Zahlen genommen, wie z.B. beim Alter von Abraham)
Wie bereits von Vorrednern angemerkt wurden hier geschickt die erzählerischen Worte einem anderen zugeordnet - somit wird die Geschichte zu einer Art "Seemannsgarn".
Zur "Botschaft" des Films:
Die nationalistische Haltung der Spartaner war damals nichts ungewöhnliches. Nur unsere jüngere Geschichte hat der nationalistischen Haltung einen bitteren Beigeschmack gegeben, da hier Nationalismus in ein menschenverachtendes Regime eingebettet wurde und fortan weltweit lediglich nur der Patriotismus akzeptabel bleibt (zu Recht wohlgemerkt).
Aber wie war das früher? Patriotismus gab es so nicht. Der Nationalismus war allgegenwärtig und auch treibende Kraft bei der Entstehung moderer Nationen. Das eigene Land war stark, gut und genial - alle anderen Länder waren nichtig und minderwertig.
Das ist mitunter der Grund, warum früher in Europa ständig Kriege wüteten und heutzutage seit längerem wieder Ruhe ist - denn Nationalismus wird nicht gebilligt und deshalb wird auch der Kosovo-Serbien-Konflikt immer Tagesordnung bei der EU und der NATO bleiben. Bis zur endgültigen Klärung.
Zack Snyder wusste dies. Er war sich der nationalistischen Symbolik der Geschichte durchaus bewusst (immerhin hatte Goebbels die Kämpfer von Stalingrad mit eben jener Geschichte zu motivieren versucht) und deshalb hat er die Optik des Films entsprechend angepasst.
Zack Snyder wählte bewusst eine völlig andere Optik als Frank Miller in seiner Comic-Adaption der Geschichte. Obzwar Snyder jede einzelne Comic-Szene detailgetreu umsetzte zog er es vor, die bewusst grob-gezeichnete, Vorlage gegen die "Olympia-Film-Ästhetik" von Leni Riefenstahl einzutauschen.
Damit hat die Geschichte der 300 Spartaner nicht nur eine nationalistische Grundhaltung - sie zeigt es nun auch. Die Überspitzung dient eher der Abschreckung als der Glorifizierung, ähnlich wie Anti-Kriegsfilme immer brutaler und schonungsloser als normale Kriegsfilme den Krieg darstellen.
Fazit:
Ich für meinen Teil habe 300 als optisches Highlight genossen und es hat sich durch die Verbindung "Geschichte-Olympiafilm-Ästhetik" für mich gezeigt, daß Geschichte sich immerzu wiederholt und sich auch nochmals wiederholen kann. Propaganda war keine Erfindung der Nazis, sondern gab es bereits 480 v.Chr. - Dies verinnerlicht betrachtet man die Umwelt und die medien etwas genauer...jedenfalls war das bei mir der Fall, aber jeder empfindet diesen Film anders.
In diesem Sinne. Gehabt euch wohl und bis zum nächsten Beitrag.
Euer,
Octavius
Kommentar