Oscar-Nominierungen 2006

[ADrian]

Ich war schon etwas enttäuscht, dass Brokeback Mountain (den ich vor kurzem in einer Sneak gesehen habe und großartig fand) nicht als Bester Film gewonnen hat.
Das wundert einen allerdings weniger, wenn man hört, dass sich einige konservative Mitglieder der Academy den Film gar nicht erst angesehen haben.

Heute Abend werde ich mir mal "Crash" ausleihen und schauen, ob der tatsächlich so grandios ist...

[Denon]

Naja, Rassenkonflikte in LA sind ja ganz interessant - aber wohl auch lokal doch begrenzt. Zumindest wie es in L.A. Crash gezeigt wird.

Bei Brockeback Mountain sollte man nicht den Fehler machen die Geschichte nur auf "schwule Cowboys" zu reduzieren. Es geht ganz einfach auch um die Gesellschaft der USA in den 60ern und dass von diesem konservativen Weltbild sehr viel gerade wieder zurückkehrt.

L.A. Crash habe ich auch noch nicht gesehen - und dies ist ein Stoff der mich wiederum auch nicht besonders interessiert.
In Brokeback Mountain bin ich reingegangen weil damals in den USA der Film absolutes Thema war. Ich wollte halt sehen ob er wirklich so "schlimm" und "verrohend" wirkt wie in manchen US Medien beschrieben.
Ich als Deutscher war doch etwas entsetzt über den Rummel der in den USA von den Konservativen darüber entfacht wurde.

Es ist eine Liebesgeschichte ! Punkt !!

[Ford Prefect]

Das wundert einen allerdings weniger, wenn man hört, dass sich einige konservative Mitglieder der Academy den Film gar nicht erst angesehen haben.

Wenn der Film so konsequent abgelehnt worden wäre, hätte Ang Lee sicherlich nicht den Preis für den Besten Regisseur erhalten. Die Konservative Verschwörung will ich da jedenfalls nicht rauslesen. Ich denke man hatte mit Crash schlichtweg auch einen sehr gutes Werk als Konkurrenten um den besten Film, der zudem den LA Lokalbonus besitzt, was vielleicht die entscheidenden Stimmen gebracht hat.

Die Verleihung an sich war meiner Meinung nach sehr unterhaltsam. Jon Stewart hat seine Sache als Host recht gut gemacht. Die Eröffnungsrede war etwas zurückhaltend, aber im Laufe der Show lief er zur Bestform auf und hat ein paar schöne Sprüche eingestreut. Es ist auch sehr vernünftig, dass man von Verleihungen am Platz wie im letzten Jahr wieder Abstand genommen hat und jeder Preisträger auf die Bühne durfte, selbst wenn er dort recht schnell vom Orchester runter gespielt wird.

[ADrian]

@Ford Prefect: Für den Regie-Oscar stimmen nur Regisseure ab, für den "Besten Film" die gesamte Academy. Deswegen macht es sicher einen Unterschied.
Tony Curtis hat z.B. öffentlich gesagt, dass er den Film nicht gesehen hat und ihn auch nicht ansehen wird und dass viele andere Mitglieder der Academy genauso denken.

L.A. Crash habe ich mir - wie gesagt - gestern angeschaut und fand ihn schon auch ziemlich gut. Allerdings wurde das Rassismusproblem für meinen Geschmack zu sehr mit erhobenem Zeigefinger dargestellt.
Die anderen Nominierten, die ich bisher gesehen habe (Munich, Capote, Brokeback Mountain) fand ich alle noch ein Stück besser.

[Ford Prefect]

@Ford Prefect: Für den Regie-Oscar stimmen nur Regisseure ab, für den "Besten Film" die gesamte Academy. Deswegen macht es sicher einen Unterschied.

Das stimmt so nicht. Zwar sind für die Nominierungen des besten Regisseurs auch nur die Regisseure der Academy zuständig, abstimmen über die letzten Fünf darf schlussendlich aber jedes Mitglied.

[EarMaster]

Edit: Für "Krieg der Welten" und Spielberg tut es mir ein wenig Leid.

Naja, Krieg der Welten war ja in den gleichen Kategorien wie King Kong nominiert und ich persönlich fand letzteren in dieser Hinsicht besser. Die Effekte und vor allem der Ton bei Krieg der Welten war klasse und außergewöhnlich, aber King Kong war eben doch noch ein Stück besser. Aber die Ton-Kategorien gingen ja auch schon an die letzten zwei Herr der Ringe, da schafft Peter Jacksons Team es wohl wirklich die Grenzen des Möglichen jedes Mal erneut auszureizen...

Wieviele Oscars hat Jackson eigentlich jetzt mit HDR ingesamt?

Ich komm auf 20 Stück für King Kong (3) und HdR 1-3 (4+2+11). Namentlich an ihn gingen aber meines Wissens nur drei von den elf Oscars für HdR 3.

[Sandswind]

Die Effekte und vor allem der Ton bei Krieg der Welten war klasse und außergewöhnlich, aber King Kong war eben doch noch ein Stück besser.

Die jeweiligen Effekt- und Soundoscars kann man doch sowieso weniger dem Regisseur "zurechnen", oder sehe ich das falsch?

[EarMaster]

Die jeweiligen Effekt- und Soundoscars kann man doch sowieso weniger dem Regisseur "zurechnen", oder sehe ich das falsch?

Nicht wirklich, hab ich ja auch nicht. Aber wenn eine festes Team um einen Regisseur herum arbeitet, dann ist der sicherlich nicht unwesentlich beteiligt an dessen Leistungen und gerade bei Peter Jackson und seinen Soundtechnikern muss man sagen, dass die sich bei jedem Film erneut übertreffen und entsprechend von Peter Jackson geschätzt werden...

[Sandswind]

Klar, sicher hätte sich der Regisseur die Sache gefallen lassen. Ein Oscar ist ja immer eine Auszeichnung für das ganze Team, und der Regisseur dürfte ja (zumindest stelle ich mir als Laie das so vor) der Mittelpunkt des Ganzen sein. Ich dachte halt nur, daß Stephen Spielberg eher ein gesteigertes Interesse an einem Oscar für die beste Regie haben dürfte.

[Skymarshal]

@Earmaster: Danke für die Rechnung. Ich wusste es einfach nicht mehr.

Klar, sicher hätte sich der Regisseur die Sache gefallen lassen. Ein Oscar ist ja immer eine Auszeichnung für das ganze Team, und der Regisseur dürfte ja (zumindest stelle ich mir als Laie das so vor) der Mittelpunkt des Ganzen sein. Ich dachte halt nur, daß Stephen Spielberg eher ein gesteigertes Interesse an einem Oscar für die beste Regie haben dürfte.

Sicherlich gilt für einen Regisseur primär der Regie-oscar am meisten. Bzw. "Bester Film" geht dann wohl auch hauptsächlich auf seine Kappe.

Ingesamt ist ein Regisseur bestimmt auch froh wenn sein Film überhaupt in irgendeiner Sparte "absahnt". Weil letztendlich hat er das letzte Wort bei allen Sachen.

Genauso wie ein Architekt nicht die Malerarbeiten ausführt, aber sagt wann man diese so lassen kann.

[EREIGNISHORIZONT]

Eine komische Verleihung dieses Jahr, finde ich.

Die Kiwis dürften sich freuen.
War überrascht, dass denn doch King Kong 3 einkrallte. Hätte vermutet und erhofft, dass die Acedemy sich zu einem deutlicheren Signal hinreissen hätte lassen. Dem war nun nicht so, schade!

Zu SW III

Also ich bin froh, dass dieser Film keinen Oscar bekommen hat, es reicht mit King Kong. was Popcorn-Kino anbelangt.

L.A. Crash

Na ja, wenigstens fordert der Film auf, mal im eigenen "Haus" nachzuschauen, wie es mit der Einrichtung ausschaut, auch wenn es nur eine sehr milde perspektive ist.
Dass die Amis da nicht gleich in die Vollen gehen mit Brokeback Mountain ist nachzuvollziehen.

The Constant Gardener

Das hat mich sehr gefreut!

Auch Die Reise der Pinguine ist ein schönes Zeichen.

Dass der beste fremdsprachige Film aus Südafrika kommt, ist auch OK.

Und auch ein zaghaftes Klopfen am Thema Terror mit Syriana.

Alles im Allen eine am Ende doch auf eigene Interessen der Filmindustrie beruhende Schau mit einer Alibi-Konzession an die Jugend durch "Hustle and Flow". HipHop goes Oscar

Vom Host konnte man nur enttäuscht sein!

[Skymarshal]

Eine komische Verleihung dieses Jahr, finde ich.

Die Kiwis dürften sich freuen.
War überrascht, dass denn doch King Kong 3 einkrallte. Hätte vermutet und erhofft, dass die Acedemy sich zu einem deutlicheren Signal hinreissen hätte lassen. Dem war nun nicht so, schade!

Zu SW III

Also ich bin froh, dass dieser Film keinen Oscar bekommen hat, es reicht mit King Kong. was Popcorn-Kino anbelangt.

Hallo?

Was haben "technische" Oscars mit Popcorn-Kino zu tun?

Nur weil du keine CGI´s magst brauchst du die Filme nicht runtermachen.

Dafür haben die Filme ja nicht woanders auch noch groß abgeräumt. Also Oscars für handwerklich-technische Arbeit und Innovation.

[Ford Prefect]

Alles im Allen eine am Ende doch auf eigene Interessen der Filmindustrie beruhende Schau mit einer Alibi-Konzession an die Jugend durch "Hustle and Flow". HipHop goes Oscar

"For those of you keeping score at home...Martin Scorsese, zero Oscars. Three 6 Mafia, one."
Dieser Oscar war für mich eine der Überraschungen des Abends, wobei man sagen muss, dass von den drei Titeln die zur Auswahl standen, "It's hard out here for a pimp!" tatsächlich noch der Beste war. Spricht weniger für diesen Song, als viel mehr gegen die anderen beiden. Der Ausdruck auf den Gesichtern der Hollywood Prominenz nach Bekanntgabe war Gold wert.
Ansonsten finde ich es relativ sinnfrei sich bei einer solchen Award Show darüber aufzuregen, dass sich die Industrie dort nur selbst auf die Schulter klopft und ihre ureigenen Interessen berücksichtigt. Immerhin waren dieses Mal wirklich viele kleinere Streifen nominiert, die das Extra Marketing durch die Oscars gut gebrauchen können.

Vom Host konnte man nur enttäuscht sein!

Was hast du denn an Jon Stewart auszusetzen?

[EREIGNISHORIZONT]

Ansonsten finde ich es relativ sinnfrei sich bei einer solchen Award Show darüber aufzuregen, dass sich die Industrie dort nur selbst auf die Schulter klopft und ihre ureigenen Interessen berücksichtigt. Immerhin waren dieses Mal wirklich viele kleinere Streifen nominiert, die das Extra Marketing durch die Oscars gut gebrauchen können.

Warum soll das sinnfrei sein?
Immerhin, das gestehe ich ein, hat die Acedemy ein paar kleine oder besser die ersten Weichen gestellt, auch gebe ich dir recht, dass sie ihre eigenen Interessen bewerben.
Dennoch hatte ich einfach mehr Mut erhofft.
Es geht auch beides, Interessen und deutlichere Zeichen setzen.

Was hast du denn an Jon Stewart auszusetzen?

dazu

In Iraq, the U.S. military's whack-a-mole approach to killing Saddam Hussein may have finally paid off. The bombs destroyed the area and left behind a 60-foot crater, or as coalition forces prefer to call it: a freedom hole.

Er ist einfach so herrlich bissig. Warum nicht bei der Show? Viele haben sich das erhofft. Ich glaube auch einige der Promis.

[Ford Prefect]

Warum soll das sinnfrei sein?
Immerhin, das gestehe ich ein, hat die Acedemy ein paar kleine oder besser die ersten Weichen gestellt, auch gebe ich dir recht, dass sie ihre eigenen Interessen bewerben.
Dennoch hatte ich einfach mehr Mut erhofft.
Es geht auch beides, Interessen und deutlichere Zeichen setzen.

Es stimmt schon. Wenn man Probleme in der Gesellschaft ansprechen und aufzeigen will (ein Bild das Hollywood doch gerne von sich zeichnet), darf man vielleicht auch kontroversere Entscheidungen bei der Oscarvergabe/-nominerung treffen. Nur wie sähe dieses Jahr das deutlichere Zeichen aus. Bester Film Oscar für Brokeback statt Crash?

Er ist einfach so herrlich bissig. Warum nicht bei der Show? Viele haben sich das erhofft. Ich glaube auch einige der Promis.

Gut, es war klar, dass er unter starken Restriktionen stehen würde was politische Kommentare angeht. Wenn er einen Spruch wie den obigen rausgelassen hätte, wäre man bei abc wahrscheinlich durchgedreht. Im Vergleich mit Chris Rock zum letzten Jahr war Stewart aber deutlich besser, bzw. er konnte seinen Stil besser anpassen. Unterhaltsam war er allemal. Für den "wahren" Stewart bleibt die Daily Show.