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    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Die Zeiten ändern sich nunmal und damit auch die Finanzierungsmodelle der Studios. Heute scheint es einfach lukrativer zu sein auf wenige große Filme zu setzten.
    Mir ist schon klar, dass die Beträge, mit denen seit den späten 1990er-Jahren in Hollywood jongliert wird, dermaßen in die Höhe geschossen sind, dass man als Studio extrem aufpassen muss, von der Konkurrenz wirtschaftlich nicht abgehängt zu werden und dass wir es diesem Umstand zu verdanken haben, dass das Kino sich immer öfter auf Sicherheit versprechende Formeln beschränkt.

    Dass dadurch echte Kreativität, die noch in vergangenen Jahrzehnten immer wieder bunte und ungewöhnliche Blüten treiben konnte, weitgehend auf der Strecke bleibt ist aber leider ein Nebeneffekt, den ich als Gefahr für das Kino, das mir am Herzen liegt, betrachte und dementsprechend alles andere als gut heiße. Und auch wenn das derzeitige Finanzierungsmodell überall vorherrscht, ist es dennoch nicht das einzig mögliche.

    Das Problem ist einfach, dass eine generelle, schablonenhafte Ausrichtung am vermeintlichen Massengeschmack letztendlich eine überaus kulturfeindliche Wirkung zeigt. Für mich persönlich hat das bereits dazu geführt, dass ich sowohl am Radio als auch am Fernsehn mittlerweile nahezu kein Interesse mehr habe und wenn ich bedenke, dass ich noch in den 1990ern mindestens zweimal im Monat ins Kino gegangen bin, sehe ich, dass sich das inzwischen auf maximal 3-4 mal im Jahr reduziert hat. Ich frage mich, wie vielen Filmfans alter Schule es wohl genauso geht.

    Ein weiterer Umstand, der mit dieser Entwicklung einher geht ist, dass sich das Publikum an die verminderte inhaltliche und kreative Qualität gewöhnt hat und die Nachfrage nach besseren Filmen schwindet. Das ist nicht allein dem Publikum anzulasten, das ja teilweise gar nichts anderes mehr kennt, weil das Alternativangebot minimal bis gar nicht vorhanden ist.

    Multiplex-Kinos treiben auch noch das letzte Programmkino in die Pleite, wo man neben Independent-Filmen auch hin und wieder einige Filmklassiker sehen konnte. In Göttingen, das einmal für seine vielen Programmkinos in der Innenstadt bekannt war, hat beispielsweise letzten Monat gerade erst das letzte seiner Art dicht machen müssen.

    Das Problem an Programmkinos ist aber auch oft, dass diese ein gern anderes Extrem bedienen, nämlich extrem schwer zugängliche, zähe und schlichtweg langweilige Filme zeigen. Etwas zwischen Kommerz und Hochkultur existiert kaum noch. Selten kommt ein großer Film ins Kino, der die Schnittstelle zwischen beidem findet. In Avatar sehe ich so einen Film.


    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Da wird es kaum einer nötig haben irgendwelche Prinzipien über Board zu werden. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass Abrams seinen Star Trek Film mag und durchaus der Meinung ist vielen Leuten damit eine Freude gemacht zu haben.
    Schon möglich, dass er das ernsthaft glaubt. Es gibt die seltsamsten Sachen... Auf mich wirkt sein Film eben wie eine uninspirierte, formelhafte Zutatensammlung, die von einem lächerlichen Handlungsgerüst lose zusammen gehalten wird, um geistlose Attraktionen zu präsentieren. Aber vielleicht ist ja genau das seine Auffassung von Kunst, die ja schließlich auch ihr entsprechendes Publikum findet, dass es begrüßt "mal das Gehirn abschalten zu können und die Action zu genießen". Naja, wem's gefällt...

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Gefallen muss es dir freilich nicht und daher wäre "tollerieren" vielleicht das bessere Wort gewesen. Ein Studio hat aber nunmal das Recht Filme zu produzieren, die deinen Ansprüchen nicht genügen.
    Sicher haben die das Recht dazu, genauso wie ich das Recht habe, es zum Kotzen zu finden und darauf zu schimpfen, was das Zeug hält. Nicht dass das viel ändern würde, aber wortlos gewähren lassen möchte ich sie auch nicht.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Zwar sehe ich zwischen den verschiedenen Blockbustern durchaus auch noch Qualitätsunterschiede und mag den einen oder anderen auch ganz gerne, aber grundsätzlich läuft es natürlich so, dass man immer wieder die gleichen Elemente in den Topf wirft, von denen man eben weiß, dass sie funktionieren. Darüber braucht man sich auch nicht zu streiten, jeder weiß, dass es so ist. Nur kann man mit dem Produkt eben trotzdem Spaß haben.
    Oh, natürlich gibt es auch gute Blockbuster. Ich mochte die "Fluch der Karibik" - Reihe und die "Harry Potter" - Filme und wie gesagt auch "Avatar" sehr gerne. Auch die "Herr der Ringe" - Filme waren nett. Leider gibt es aber wesentlich mehr Schrott und Innovation kann man sich heute nur noch mir großen Namen leisten. Schade finde ich das allemal.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Dieser Anspruch wird doch auch garnicht erhoben.
    Seit den frühen Tagen des Mediums gibt es zwei Lager von Filmfans. Die einen halten den Film für ein Kunstwerk, andere für pure Unterhaltung. Ein Großteil des vergangenen Filmschaffens pendelt sich irgendwo zwischen beiden Polen ein und so lange sich beides die Waage hält, bin ich - je nach individuellem Geschmack - zufrieden.

    Ein Film, der den Kunstanspruch völlig zurückweist und mehr Nähe zum Zirkus als zum Theater aufweist, nutzt die Möglichkeiten des Mediums in meinen Augen ziemlich schlecht und ist als Literaturform einfach unbrauchbar.

    Einen solchen Film kann ich nicht mit anderen Filmen, die sehr wohl besagten Anspruch mitbringen, vergleichen. Insofern kann ich den neuen Star Trek-Film im Grunde den alten Trek-Filmen gar nicht gegenüberstellen. Letztere bringen alle wenigstens noch einen Funken literarischer Bedeutung mit sich. Den neuen Film kann man dann höchstens mit einer Show von David Copperfield oder einem Besuch im Zirkus vergleichen. Dann braucht man aber auch nicht behaupten, er wäre der Beste aller Star Trek - Filme, wie es manche praktizieren, denn das kann dann so gesehen nicht stimmen.

    Als Attraktionsshow mag der Film seine Lobeshymnen, die allerorten auf ihn gesungen werden, verdient haben, als Filmkunstwerk auf gar keinen Fall.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Dass er ihnen geholfen hat, ist sicherlich nicht zu kritisieren, nur leider passiert das auf eine für solche Filme äußerst typische Weise. Denn Sully schließt sich den Na'vi nicht nur an, er wird auch gleich noch der beste von ihnen. Er ist es dann nämlich, der sich mit diesem leuchtenden Baum kurzschließt und damit tierische Verstärkung anfordert, er bändigt den legendären Flugsaurier, den seit Ewigkeiten keiner mehr hatte, er vereinigt die Clans, er führt Truppen in die Schlacht und er kriegt das tollste Mädchen.
    Da muss man sich schon die Frage stellen, wie die ohne ihn überhaupt so lange überleben konnten.
    Der Film benutzt die typischen Strukturen eines Märchen oder Mythos. Da würde ich gar nicht so viel Gewicht darauf legen, dass der zivilisierte Mensch den naiven Wilden irgendwie überlegen wäre. Diese "Wilden" stehen ja nicht nur für die ausgebeuteten Naturvölker, für deren Situation der Film sensibilisieren möchte, sondern sie symbolisieren ja auch die Natur - und zwar im romantischen Sinne.

    Gerade in Sullys Figur und der Avatar-Technologie zeigt sich beispielsweise, wie Cameron den alten Mythos vom seiner Natur entfremdeten Menschen, der zu seinen eigenen Wurzeln zurück findet und als Auserwählter ein neues Zeitalter einläutet auf moderne Lebensumstände überträgt und ausbaut.

    Sullys Lähmung steht dabei sinnbildlich für eine "verkrüppelte" Zivilisation, die ohne ihre Technik nicht mehr imstande ist, zu laufen. Sully steht für den sich selbst entfremdeten Menschen. Der Mensch hat sich so weit von seinen Ursprüngen entfernt, dass er entweder selbst zur Maschine wird und maschinell funktioniert, wie etwa die dargestellten Militärs oder er fühlt eine tiefe Unzufriedenheit, weil ihm Naturverbundenheit und Spiritualität abhanden gekommen sind.

    Die Avatar - Technologie baut ihm eine Brücke, sich neu zu definieren. Das lässt sich durchaus auch als Anspielung darauf betrachten - zumal der Begriff Avatar sowohl der religiösen Sprache als auch dem Internetjargon entlehnt ist und die Na'vi komplett Computeranimiert sind - dass sich das Leben heutiger Menschen immer mehr im virtuellen Raum abspielt, weil man dort versucht, Dinge zu finden, die im "wahren" Leben längst abhanden gekommen sind.

    Wenn jetzt also ausgerechnet Sully zum neuen Anführer der Na'vi wird, kann man das auf symbolischer Ebene durchaus auch so verstehen, dass der moderne, zivilisierte, hochtechnologisierte Mensch, würde er innerhalb seiner neuen Lebensumstände wieder zu einem ursprünglichen Daseinsbewusstsein gelangen, weit über sich hinaus wachsen könnte.

    Es geht in meinen Augen nämlich gerade nicht darum, die Na'vi als die besseren Menschen darzustellen und die romantische Vorstellung vom "edlen Wilden" auf sich beruhen zu lassen, sondern eher darum, dass der heutige Mensch gefahr läuft seinen Daseinszweck, seine Bedeutsamkeit für sich selbt, seine Spiritualität, seine Verbindung zu essentiellen Lebensfragen aus den Augen zu verlieren und dass er sich bei aller Moderne immer wieder seiner Wurzeln erinnern sollte, wenn er nicht Sklave der Maschinerie werden will, die er selbst entworfen hat.

    Cameron stellt zu diesem Zweck zwei Extreme gegenüber.

    Einmal die pragmatische, kapitalorientierte, rein wirtschaftlich-maschinell und dabei wenig menschlich funktionierende Geisteshaltung der Globalisierung und des Neoliberalismus, symbolisiert durch Quaritch, der sozusagen dem Zuschauer die hässliche Fratze des imperialistischen Ausbeutertums überdeutlich in all ihrer Unmenschlichkeit und Borniertheit vor Augen führt.

    Auf der anderen Seite die idealisierte Vorstellung des naturalistischen, mit sich und seiner Umwelt im Einklang lebenden, friedliebenden Menschen, der einem unschuldigen Kind gleicht. Die Na'vi sind auch nicht nur zum Spaß in Blau gehalten, denn sie symbolisieren im Grunde das Ideal natürlicher Urspünglichkeit der Romantik - Novalis' "blaue Blume".

    Natürlich sind das Überspitzungen in beide Richtungen, schon fast Karrikaturen und meinetwegen kann man sie auch ruhig als Klischees betrachten. Diese sind allerdings bewusst gewählt, um etwas nachhaltig zu verdeutlichen. Das ist typisch für eine mythologische Sprach- und Symbolwelt, die Verdichtung des Wesentlichen auf ein griffiges Bild und die damit einher gehende Übertreibung.

    Das verbindende Element ist aber Sully, der für die Mischung beider Welten steht. Wenn man den Film auf eine simple Botschaft reduzieren will, dann weniger auf seine selbstverständlich ebenfalls präsente ökologische Dimension oder sein politisches Statement, sondern besser auf den Satz: "Mensch, bewahre dir, was dich ausmacht - deine Menschlichkeit."

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Ja, ich weiß ich bin ignorant und doof, kläre mich deshalb doch bitte über diese neue Aussagen auf, die Cameron da findet.
    Erst einmal halte ich dich nicht für ignorant und doof und mir ist auch nicht ganz klar, warum man sich immer gleich angegriffen fühlen muss, wenn jemand etwas von einer spezialisierten Sicht heraus erzählt, mit der man vielleicht weniger vertraut ist. Wenn mir jemand etwas über Astrophysik erklärt, sage ich doch auch nicht, er würde mich für doof halten, bloß weil er sich auf dem Gebiet besser auskennt als ich und er mir Dinge aufzeigen kann, die ich so bisher nicht gesehen habe.

    Aber zur Sache. Ein paar Sichtweisen habe ich ja gerade erläutert, aber es gibt da durchaus noch etwas mehr. Ich gehe gleich darauf ein.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Diese Umwelt-Thematik halte ich durchaus für ziemlich präsent. Das fängt ja nur mit dem blöden Baum an, setzt sich aber mit der direkt daraus resultierenden Vetreibung der Indianer und dieser NewAge-Religion der Na'vi fort. Übrigens spricht Cameron selbst von "strong environmental anti-war themes"
    Dass die Umwelt-Thematik durchaus auch eine Rolle spielt und der Film u.a. die Zerstörung des Paradieses durch gewissenlosen Raubbau an der Natur anklagt, liegt durchaus auf der Hand, aber das ist eben längst nicht alles.

    Wie bereits erwähnt bezieht der Film einen Großteil seiner Symbolik aus der Epoche der Romantik. Für die Romantik ist Natur aber ein Symbol für Urspünglichkeit und steht nicht nur für sich allein. So sehe ich das auch in Avatar. Die ins Extreme - durchaus bin ins Kitschige - übersteigerte Schönheit der Natur Pandoras - im Gegensatz zur tristen Erde - verstärkt auf der Ebene der Ortsbeschreibung das Thema der Entfremdung des modernen Menschen von seinen Ursprüngen.

    Das ist z.B. einer der Momente wo Bildebene und Handlungsebene direkt ineinander greifen und sich gegenseitig verstärken. Genau diese Mehrschichtigkeit sehe ich als das Kunstvolle an diesem Film an.

    Ich würde auch das mit der New-Age-Religion z.B. gar nicht so konkret betrachten, sondern auch diesen Teil der Geschichte eher als etwas Übertragenes sehen, das zu einer bestimmten Aussage führt.

    In meinen Augen geht es um Folgendes: Cameron liegt offenbar sehr viel daran, mit allen Mitteln Empathie für die Unterdrückten und Ausgebeuteten zu erzeugen.

    Für viele Naturvölker stellt ihr unmittelbarer Lebensraum etwas Heiliges dar. Bestimmte religiöse Vorstellungen und Riten sind an bestimmte Orte und Lebensumstände geknüpft, die die Identität dieser Völker bestimmen und ihre eigenständige Kultur ausmachen. All das nimmt man ihnen - man zerstört ihre Identität - indem man sie aus ihrem Lebensraum vertreibt, um an diverse Rohstoffe zu gelangen.

    In unseren westlichen Zivilisationen ist ein solches Denken wenig präsent und erst recht nicht unbedingt verständlich. Indem Cameron die Religion der Na'vi als etwas real Existierendes darstellt, verdeutlicht er gleichzeitig, welchen immensen Schaden unsere Konzerne z.B. in diversen Gebieten des Regenwaldes unter den dort ansässigen Stämmen anrichten, der weit darüber hinaus geht, den Leuten ihr Land zu nehmen. Für die Inianderstämme Südamerikas oder diverse afrikanische Stämme etc.. sind diese spirituellen Dinge, die an ihren Lebensraum geknüpft sind, real - so real wie eben für die Na'vi ihr Lebensbaum. Das hat wenig mit New Age zu tun, sondern will in meinen Augen eher darauf hinweisen, dass wir, die wir uns für so zivilisiert halten, dort ganze Kulturen zerstören.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Dafür hätt es aber durchaus nicht immer socher Klischees bedurft. Gerade diese Firma hätte man realistischer darstellen können, ohne dabei so speziell werden zu müssen, dass es keine allgemeine Aussage mehr wäre. Solange die Leute nämlich einfach nur machen, was ihnen gesagt wird und jeder ein zuverlässiges Rad im Getriebe ist, braucht es überhaupt keinen Klischee-Bösewicht, der an allem Schuld ist.
    Man mag das Cameron vorwerfen, aber ich halte gerade diese überspitzte Darstellung für wichtig, um das Grundanliegen für alle Zuschauer unmissverständlich zu verdeutlichen. Wie gesagt, ich denke, es geht darum, sich symbolisch auszudrücken. Das verlangt eine gewisse Vereinfachung einzelner Element, die in ihrer Gesamtschau aber wieder volle Komplexität ergeben. Das ist der Trick an diesem Film. Einzeln betrachtet wirkt vieles klischeehaft. Zueinander und zu Realität in Bezug gesetzt ergibt sich daraus aber eine wesentlich komplexere Betrachtung der modernen Gegenwartskultur. Natürlich muss man Camerons Ansichten nicht teilen, aber ich finde, dass das kunstvoll ineinandergreifende Arrangement Respekt verdient.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Oh, ich bin sogar davon überzeugt, dass in Avatar alles seinen Sinn und das Cameron jede Szene dreimal durchdacht hat, nur nicht immer um irgendeine Metaebene zu erzeugen, sondern weil er jede Szene knallhart kalkuliert und letztendlich genauso auf kommerziellen Erfolg auslegt, genauso wie es andere auch machen.
    Das sehe ich einfach nicht so. Dafür ist der Film in meinen Augen zu komplex, zu zornig, zu verschachtelt, zu detailverliebt, zu durchdacht. Ich habe bei dieser Darstellungsweise durchaus das Gefühl, dass der Regiesseur seinem Publikum etwas sagen will, das ihm tatsächlich am Herzen liegt.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Wirklich gespannt bin ich aber mal auf deine Erläuterung des tieferen Sinnes von 3D Effekten.
    Der 3D-Effekt wird in Avatar selten zum reinen Selbstzweck genutzt, sondern soll gezielt die Wahrnehmung Pandoras verstärken. Gerade wenn es um die Naturszenen geht, liegt dem Regisseur offenbar sehr daran, den Zuschauer mitten ins Geschehen zu holen, ihm das Gefühl zu geben, direkt dabei zu sein. Damit Camerons Anliegen, Empathie zu erzeugen, voll ausgelotet werden kann, ist es notwendig, dass sich der Zuschauer vollständig in diese fremde Welt hinein versetzen kann.

    Gerade durch den 3D-Effekt ist es gewissermaßen der Zuschauer selbst, der durch die Augen eines Avatars die Welt von Pandora erkundet und ironischerweise über die größtmögliche Künstlichkeit ein Gefühl von Natur erfährt. Dieses Paradoxon allein wäre bereits eine eigene Analyse wert.

    Immerhin besitzen Kunst und Phantasie in der Romantik einen unglaublich hohen Stellenwert. Besteht vielleicht die eigentliche Natur des Menschen darin, Träume zu erschaffen, Phantasie hervor zu bringen, zwischen Kreativität und Realität eine Brücke zu schlagen und das Leben vielfältiger zu machen?

    Der Film bietet in meinen Augen unglaublich viele Denkanstöße, sofern man sich darauf einlassen möchte. Dabei ist auch völlig egal, ob Cameron das alles intendiert hat. Wichtig ist nur, dass alles zu miteinander verwoben ist, dass unterschiedlichste Deutungen möglich sind und man sich mit dem Symbolgehalt des Films unendlich lange beschäftigen kann.

    Schließlich beinhaltet der Film ja auch noch einige weitere Referenzen, wie die griechische Mythologie, biblische Stoffe, die Pocahontas-Legende. Besonders bei letzterem Bezug finde ich immer interessant, wie Cameron die Parallelen zum Vorwurf gemacht werden, obwohl sie gerade beabsichtigt sein dürften, um seine Aussagen zu verstärken. Schließlich zieht der Film dadurch eine Parallele zwischen der unrühmlichen amerikanischen Historie und der heutigen Ausbeutung diverser Naturvölker. Es ist gewissermaßen das selbe Lied, das gespielt wird und solange sich daran nichts ändert, muss man es auch immer wieder zur Sprache bringen.

    Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
    Was hat der Film denn jetzt zu sagen?
    Ich denke ein paar Antworten zu dieser Frage habe ich ja jetzt gegeben und letztendlich habe ich mich doch dazu hinreißen lassen, elendig lange über die Mythologie und Komplexität dieses Films zu referieren. Schön wäre natürlich, wenn daraufhin jetzt nicht nur "Alles Blödsinn" - Kommentare kämen, denn eigentlich hätte ich Wichtigeres zu tun gehabt, als stundenlang einen Forenbeitrag zu verfassen.

    Nur möchte ich es auch nicht so stehen lassen, als würde ich nicht wissen, wovon ich spreche. Also, ich hoffe, meine Ausführungen sind in der Lage, ein wenig den Blick dafür zu öffnen, wovon ich die ganze Zeit spreche. Das heißt ja nicht, dass man es ebenso sehen muss, aber was mir an dem Film gefällt ist, dass man es kann. Bei Star Trek bleibt so etwas jedenfalls völlig außen vor.

    Kommentar


      Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
      Mir ist schon klar, dass die Beträge, mit denen seit den späten 1990er-Jahren in Hollywood jongliert wird, dermaßen in die Höhe geschossen sind, dass man als Studio extrem aufpassen muss, von der Konkurrenz wirtschaftlich nicht abgehängt zu werden und dass wir es diesem Umstand zu verdanken haben, dass das Kino sich immer öfter auf Sicherheit versprechende Formeln beschränkt.
      Gerade deshalb finde ich es aber nicht angemessen, wenn den Verantowrtlichen, dann immer nur Gier und böser Wille Unterstellt wird.
      Man muss sich ja nur mal ansehen, wie der Chef von Fox damals wegen Fight Club rausgeflogen ist, einem Film für den man sich ganz sicher nicht schämen muss. Murdoch hat damals noch nichtmal auf die DVD Ergebnisse gewartet, welche den Film dann doch noch deutlich in die Gewinnzone geschoben haben. Da waren die Einnahmen in den USA einfach nicht hoch genug und der Herr Mechanic damit seinen Job los.
      Daher wird jeder, der große Filme machen will ganz einfach Kompromisse eingehen müssen, was ja öfters auch mal zu lesen ist. Dazu kommt natürlich, dass ich grundsätzlich auch garnichts gegen Filme habe, die im wesentlichen nur Jahrmarktattraktionen sind. Filmkunst ist das dann freilich nicht, solange es Spaß macht aber absolut in Ordnung.

      Ein weiterer Umstand, der mit dieser Entwicklung einher geht ist, dass sich das Publikum an die verminderte inhaltliche und kreative Qualität gewöhnt hat und die Nachfrage nach besseren Filmen schwindet. Das ist nicht allein dem Publikum anzulasten, das ja teilweise gar nichts anderes mehr kennt, weil das Alternativangebot minimal bis gar nicht vorhanden ist.
      Da bin ich ganricht so sehr der Meinung, dass es diese Filme nicht mehr gibt, sie werden einfach nicht wahrgenommen. Wenn man sich nur mal die nominierten Filme der Oscarverleihung vorgestern anguckt, dann waren da viele gute Sachen dabei. Nur kriegt jemand, der nicht sowieso nach sowas sucht davon eben erst Wind, wenn es um Facebook geht oder Natalie Portman mitspielt.
      Was man für die Werbekampagne bereit ist auszugeben, hängt eben stark von den zu erwartenden Einnahmen ab und da verlieren solche Filme leider.

      Sicher haben die das Recht dazu, genauso wie ich das Recht habe, es zum Kotzen zu finden und darauf zu schimpfen, was das Zeug hält. Nicht dass das viel ändern würde, aber wortlos gewähren lassen möchte ich sie auch nicht.
      Natürlich hast du das Recht, dich darüber zu beklagen, es klang nur manchmal so als ob du die Reichskulturkammer gerne wieder hättest

      Der Film benutzt die typischen Strukturen eines Märchen oder Mythos. Da würde ich gar nicht so viel Gewicht darauf legen, dass der zivilisierte Mensch den naiven Wilden irgendwie überlegen wäre. Diese "Wilden" stehen ja nicht nur für die ausgebeuteten Naturvölker, für deren Situation der Film sensibilisieren möchte, sondern sie symbolisieren ja auch die Natur - und zwar im romantischen Sinne.
      Bei dir habe ich manchmal den Eindruck, dass du es mit deinen Interpretationen etwas übertreibst und dich zu sehr auf etwas festlegst. Die Romantik-Geschschichte will ich insofern garnicht kritisieren, dass man das so sehen und auch begründen kann. Nur bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es auch das ist, was Cameron darunter versteht bzw. damit sagen wollte, und könnte somit auch nicht mehr unbedingt als "Rechtfertigung" dienen.

      Beispiel:
      Auf der anderen Seite die idealisierte Vorstellung des naturalistischen, mit sich und seiner Umwelt im Einklang lebenden, friedliebenden Menschen, der einem unschuldigen Kind gleicht. Die Na'vi sind auch nicht nur zum Spaß in Blau gehalten, denn sie symbolisieren im Grunde das Ideal natürlicher Urspünglichkeit der Romantik - Novalis' "blaue Blume".
      Die Farbe hat er nämlich genauso wie den Fimtitel bei den Hindus geklaut.
      Zitat von Cameron auf die Frage nach der Farbe
      I just like blue. It's a good color ... plus, there's a connection to the Hindu deities, which I like conceptually.
      So wird z.B. Krishna als Avatar von Vishnu mit blauer Haut dargestellt und kommt als Beschützer gelegentlich mal vorbei, wenn es das Böse zu besiegen gilt. Und anscheinend findet man da auch noch mehr, so sollen irgendwelche Yogis ihre Geist in andere Körper transferieren können und die ältesten Schriften, die pantheistische Vorstellungen enthalten, sollen ebenfalls aus der Ecke zu kommen, weshalb vor allem indische Kritiker den Film natürlich in Richtung Hinduismus interpretieren.

      Ich bin einfach der Meinung, dass nicht hinter allem ein tieferer Sinn oder eine bestimmte absicht stecken muss. Vieles schnappt man einfach irgendwo auf und verwendet es dann bewusst oder unbewusst selber, einfach weil es gefällt und nicht unbedingt wegen irgendeiner konkreten Aussage.


      Man mag das Cameron vorwerfen, aber ich halte gerade diese überspitzte Darstellung für wichtig, um das Grundanliegen für alle Zuschauer unmissverständlich zu verdeutlichen. Wie gesagt, ich denke, es geht darum, sich symbolisch auszudrücken. Das verlangt eine gewisse Vereinfachung einzelner Element, die in ihrer Gesamtschau aber wieder volle Komplexität ergeben. Das ist der Trick an diesem Film. Einzeln betrachtet wirkt vieles klischeehaft. Zueinander und zu Realität in Bezug gesetzt ergibt sich daraus aber eine wesentlich komplexere Betrachtung der modernen Gegenwartskultur. Natürlich muss man Camerons Ansichten nicht teilen, aber ich finde, dass das kunstvoll ineinandergreifende Arrangement Respekt verdient.
      Die wäre in der Form IMHO aber einfach nicht nötig gewesen. Ein Beispiel für einen ebenfalls kapitalismuskritischen Film, der IMHO allerdings manches besser gemacht hat, ist Oliver Stones Wall Street.
      Da steht dem immer nur nach dem kurzfristigen Profit strebenden und etwas abgehobenen Gordon Gekko ein ehrlich und hart arbeitender Gewerschafter gegenüber. Gekko mag, auch wenn man z.B. die Gier-ist-gut-Rede und noch ein paar andere Bemerkung von realen Personen übernommen hat, durchaus auch überzeichnet sein, aber eben nicht so stark, dass er schon als Parodie durchgeht und trotzdem kann Gekko hier noch bildlich für diese Auswüchse der Zunft stehen.

      Und das obwohl Stone eben nicht einfach alle Kapitalisten in einen Sack steckt und kräftig draufhaut, sondern sich auf die Exzesse beschränkt.
      Charlie Sheens Charakter bleibt am Ende dann auch ein Kapitalist und zusätzlich gibt es sogar noch den kapitalistischen Mentor, der mit dem Hinweis, dass es machmal etwas Zeit braucht auf IBM und die Hilton-Hotels verweist. Die Guten sind also ebenfalls Kapitalisten, ethisch nur eben bessere.

      Der Film bietet in meinen Augen unglaublich viele Denkanstöße, sofern man sich darauf einlassen möchte. Dabei ist auch völlig egal, ob Cameron das alles intendiert hat. Wichtig ist nur, dass alles zu miteinander verwoben ist, dass unterschiedlichste Deutungen möglich sind und man sich mit dem Symbolgehalt des Films unendlich lange beschäftigen kann.
      Sagen wir es mal so: Ich kann durchaus verstehen, warum es Kritiker gibt, die den Film mit einem Rorschachtest vergleichen und will auch garnicht abstreiten, dass jemand der nach Interpretationsmöglichkeiten sucht auch fündig wird, aber die Ergebnisse dann als Rechtfertigung für Schwächen des Films zu verwenden, weil das im Kontext dessen, was man als Aussage Camerons identifiziert haben will, passt, finde ich schwierig.

      Schließlich beinhaltet der Film ja auch noch einige weitere Referenzen, wie die griechische Mythologie, biblische Stoffe, die Pocahontas-Legende. Besonders bei letzterem Bezug finde ich immer interessant, wie Cameron die Parallelen zum Vorwurf gemacht werden, obwohl sie gerade beabsichtigt sein dürften, um seine Aussagen zu verstärken. Schließlich zieht der Film dadurch eine Parallele zwischen der unrühmlichen amerikanischen Historie und der heutigen Ausbeutung diverser Naturvölker. Es ist gewissermaßen das selbe Lied, das gespielt wird und solange sich daran nichts ändert, muss man es auch immer wieder zur Sprache bringen.
      Dass das Indianer rumrennen ist Cameron sicherlich nicht vorzuwerfen, da gebe ich dir Recht, allerdings sind manche Storyelemente eben schon sehr oft dagewesen und irgendwann etwas abgedroschen. Die Tochter des Häuptlings, die eigentlich jemand anderem versprochen war, gab es einfach wirklich schon ziemlich oft und selbst Captain Kirk hatte die vor 40 Jahren als er die Indianer besuchte. Und natürlich hat es jede Geschichte schonmal irgendwoanders gegeben, aber Avatar ist eben voll von solchen klischeehaften Dingen, sodass da natürlich entsprechend gemeckert wird.
      I am altering the movie. Pray I don't alter it any further.

      - George Lucas

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        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Gerade deshalb finde ich es aber nicht angemessen, wenn den Verantowrtlichen, dann immer nur Gier und böser Wille Unterstellt wird.
        Das kommt in meinen Augen darauf an, ob ich als Zuschauer den Eindruck habe, es trotz aller Massenkompatibilität mit einem authentischen Ausdruck künstlerischen Schaffens zu tun zu haben. Gerade bei diversen Remakes und Reboots sehe ich eben keine künstlerische Eigenleistung.

        Wenn ein Film einzig und allein aus wirtschaftlichen Gründen gedreht wird und nur Handwerker daran beteiligt sind - im Fall Star Trek nicht einmal besonders gute - und man auf künstlerische Visionen komplett verzichtet, dann unterstelle ich sehr wohl Gier und bösen Willen.

        Es gibt die Möglichkeit, massentauglich und ansprechend zugleich zu sein. Die Filme, von denen ich hier spreche, verzichten aber ganz bewusst auf Letzteres, weil der Großteil des Publikums auch dann zahlt, wenn die Story totaler Mist ist und wenn das Geld erst einmal in der Kasse ist, wen interessiert dann noch, wieviele Leute man enttäuscht hat. Bezahlt haben sie ja schon.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Man muss sich ja nur mal ansehen, wie der Chef von Fox damals wegen Fight Club rausgeflogen ist, einem Film für den man sich ganz sicher nicht schämen muss. Murdoch hat damals noch nichtmal auf die DVD Ergebnisse gewartet, welche den Film dann doch noch deutlich in die Gewinnzone geschoben haben. Da waren die Einnahmen in den USA einfach nicht hoch genug und der Herr Mechanic damit seinen Job los.
        Es ist ja auch das gesamte System, dass dahinter steckt, das mir nicht gefällt. Findest du es etwa toll, dass aus solchen Gründen Filme wie "Fight Club" selten geworden sind? Du tust immer so, als wäre das derzeitige Finanzierungsmodell ein Naturgesetz und das einzig Mögliche. Die übermäßige Geldgeilheit der Studios stinkt zum Himmel. Muss man das kritiklos hinnehmen?

        Es gibt darüber hinaus doch auch alternative Finanzierungsmodelle, wenn man ein wenig kreativ an die Sache heran geht und sich mit anderen Filmschaffenden, die mehr an Kunst als an Kommerz interessiert sind zusammenschließt.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Daher wird jeder, der große Filme machen will ganz einfach Kompromisse eingehen müssen, was ja öfters auch mal zu lesen ist. Dazu kommt natürlich, dass ich grundsätzlich auch garnichts gegen Filme habe, die im wesentlichen nur Jahrmarktattraktionen sind. Filmkunst ist das dann freilich nicht, solange es Spaß macht aber absolut in Ordnung.
        Ein Film, der so banal und unoriginell war, dass ich ihn vergesse, bevor ich den Kinosaal verlassen habe, ist in meinen Augen ein schlechter Film. Von reinen Effektshows habe ich mich noch nie beeindrucken lassen. Deshalb erwarte ich nicht in jedem Film die tonnenschweren Botschaften und verschachtelten Interpretationsmöglichkeiten, aber ich bin der Meinung, dass sich selbst bei einem leichten Film immer irgend etwas Weiteres unter der Oberfläche befinden sollte, um eine gewisse Nachhaltigkeit zu erzeugen.

        Mir machen z.B. auch Filme wie "Cry Baby", "Austin Powers" oder "Bitch Slap" Spaß, aber selbst in diesen Streifen steckt mehr Subversion, Innovation und Intelligenz, als es bei diversen Blockbustern - insbesondere Remakes neueren Datums - der Fall ist.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Da bin ich ganricht so sehr der Meinung, dass es diese Filme nicht mehr gibt, sie werden einfach nicht wahrgenommen. Wenn man sich nur mal die nominierten Filme der Oscarverleihung vorgestern anguckt, dann waren da viele gute Sachen dabei. Nur kriegt jemand, der nicht sowieso nach sowas sucht davon eben erst Wind, wenn es um Facebook geht oder Natalie Portman mitspielt.
        Filme, die nicht jeder kennt, hat es immer schon gegeben und gerade darunter befinden sich einige Perlen des Kinos. Sicher geht das auch heute noch. Was ausstirbt ist der intelligente, originelle Mainstreamfilm und solche gab es durchaus schon. Nur werden sie derzeit unter einer Flut von schablonenhaften Fließbandfilmen bergraben.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Natürlich hast du das Recht, dich darüber zu beklagen, es klang nur manchmal so als ob du die Reichskulturkammer gerne wieder hättest
        Genau genommen würde ich die sich freiwillig selbst beschränkende, imaginäre Reichskulturkammer unserer heutigen Zeit gerne auflösen.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Bei dir habe ich manchmal den Eindruck, dass du es mit deinen Interpretationen etwas übertreibst und dich zu sehr auf etwas festlegst. Die Romantik-Geschschichte will ich insofern garnicht kritisieren, dass man das so sehen und auch begründen kann. Nur bedeutet das nicht zwangsläufig, dass es auch das ist, was Cameron darunter versteht bzw. damit sagen wollte, und könnte somit auch nicht mehr unbedingt als "Rechtfertigung" dienen.
        Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Intention des Autors und Interpretation des Rezipienten identisch sein müssen, bzw. dass es beim Interpretieren darum ginge, die Absichten des Autoren heraus zu finden. So ist das aber nicht.

        Wichtig finde ich allein, dass es überhaupt möglich ist, den Film in einer Weise auszulegen, die über den Film selbst hinaus weist. Das Kunstvolle an "Avatar" ist in meinen Augen, dass er so viele Urbilder und Assoziationen dermaßen geschickt miteinander verbindet, dass man dem Film unendlich viele Deutungsebenen entnehmen kann.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Die wäre in der Form IMHO aber einfach nicht nötig gewesen.
        Das sehe ich anders, allerdings empfinde ich bestimmte Dinge auch weniger als Klischee, sondern vielmehr als archaisches Urbild, Symbol oder Metapher. Das beginnt bereits beim Plot. Ich habe keine Ahnung, warum man Cameron diesen vorwirft, denn auch wenn diese Geschichte so alt ist, wie die Menschheit selbst, hat sie doch nie an Aktualität verloren und ist über die Jahrhunderte immer wieder in verschiedenen Variationen erzählt worden. Costner hat dafür sogar diverse Oscars eingesackt.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Sagen wir es mal so: Ich kann durchaus verstehen, warum es Kritiker gibt, die den Film mit einem Rorschachtest vergleichen und will auch garnicht abstreiten, dass jemand der nach Interpretationsmöglichkeiten sucht auch fündig wird, aber die Ergebnisse dann als Rechtfertigung für Schwächen des Films zu verwenden, weil das im Kontext dessen, was man als Aussage Camerons identifiziert haben will, passt, finde ich schwierig.
        Wie gesagt, ich sehe diese Elemente nicht als Schwächen und der Rohrschachtest, wie du so treffend sagst, funktioniert eben nur auf diese Weise. Man gibt dem Zuschauer eine Kombination leicht verständlicher, jedermann bekannter Bilder und arrangiert sie so miteinander, dass sich daraus diverse Aussagemöglichkeiten ergeben. Wäre das Ganze zu Speziell, würde sich diese Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten und Wahrnehmungsebenen gar nicht ergeben.

        Außerdem muss ein Regiesseur doch seine Aussagen nicht relativieren, wenn ihm daran gelegen ist, mal als einer der Wenigen den Mund aufzumachen und zu sagen: Der Neoliberalismus ist ein Arschloch! Ich finde das schon in Ordnung. Vielleicht, weil ich es genauso sehe.

        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
        Dass das Indianer rumrennen ist Cameron sicherlich nicht vorzuwerfen, da gebe ich dir Recht, allerdings sind manche Storyelemente eben schon sehr oft dagewesen und irgendwann etwas abgedroschen. Die Tochter des Häuptlings, die eigentlich jemand anderem versprochen war, gab es einfach wirklich schon ziemlich oft und selbst Captain Kirk hatte die vor 40 Jahren als er die Indianer besuchte. Und natürlich hat es jede Geschichte schonmal irgendwoanders gegeben, aber Avatar ist eben voll von solchen klischeehaften Dingen, sodass da natürlich entsprechend gemeckert wird.
        Wie gesagt, ich denke, Avatar ist absichtlich voll von diesen Dingen. Unter einem Klischee verstehe ich aber auch etwas grundlegend Anderes.

        Die archaische Geschichte, die Avatar zugrunde liegt, ist seit Jahrhunderten ein Symbol für Völkerverständigung und ein Mittel, Empathie für den Anderen zu erzeugen. Auch die Darstellung der Na'vi erfüllt empathieerzeugende Zwecke und geht auf uralte utopische Vorstellungen zurück.

        Der böse Romulaner, der aus völlig austauschbarer - weil eigentlich irrelevanter - Motivation heraus ganze Planeten vernichtet, ist in meien Augen viel eher ein Klischee. Ebenso dass man jede Figur im ST - Film irgendwelche Sachen machen lässt, die der Mainstreamzuschauer mit ST verbindet. Ich finde die Darstellung der Vulkanier als Rassisten sehr klischeehaft und simplifiziert. Die pöbelnden Proll-Kadetten, mit denen Kirk sich prügelt, sind für mich pure Klischees. Die Geburt während des Angriffs war bereits purer Kitsch und die Geschichte mit dem Eisplaneten einfach nur unglaublich schlechtes Storytelling.

        Da ist mir Avatar doch wesentlich lieber und sei es nur deshalb, weil er neben seinen tollen Effekten wenigestens noch eine runde, nachvollziehbare Geschichte erzählt, die einen Sinn ergibt.

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          Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
          Es ist ja auch das gesamte System, dass dahinter steckt, das mir nicht gefällt. Findest du es etwa toll, dass aus solchen Gründen Filme wie "Fight Club" selten geworden sind? Du tust immer so, als wäre das derzeitige Finanzierungsmodell ein Naturgesetz und das einzig Mögliche. Die übermäßige Geldgeilheit der Studios stinkt zum Himmel. Muss man das kritiklos hinnehmen?
          Nein, ich finde das nicht toll und darf selbstverständlich kritisiert werden, allerding wird sich das erst ändern, wenn auf die Tour nicht mehr so viel Geld verdient werden kann, weil der Zuschauer dafür nicht mehr zu zahlen bereit ist. Und auch wenn viele Studios selbst mit so stark kommerziell orientierten Filmen immernoch in finanziellen Problemen stecken, sind ss sind oft ja auch noch nichtmal die Studiobosse selbst, die sowas erzwingen. Fox gehört der News Corporation von Murdoch, welche wiederrum eine Aktiengesellschaft ist und Universal gehört zum größten Teil General Electric. Da kriegt der Studiocheff dann denn Auftrag für eine ordentliche Dividende zu sorgen und wer das nicht schafft, der ist eben raus.
          Und solange die Rendite stimmt, dürfte es den Besitzern eben ziemlich egal sein, was da produziert wird, mit der Filmbrache werden die in aller Regel eh nicht viel zu tun haben.
          Gerade die Unternhemungen von Murdoch finde ich immer wieder interessant, denn auf der einen Seite betreibt er mit Fox News den Haussender der Republikaner, macht damit selbst Politik und andererseits finanziert er eben auch "linke" Formate, die genau das kritisieren. Hauptsache die Kasse stimmt.


          Es gibt darüber hinaus doch auch alternative Finanzierungsmodelle, wenn man ein wenig kreativ an die Sache heran geht und sich mit anderen Filmschaffenden, die mehr an Kunst als an Kommerz interessiert sind zusammenschließt.
          Und das passiert teilweise ja auch, aber Produktionen für mehrere hundert Millionen lassen sich ohne renditeorientierte Investoren eben kaum stemmen.

          Filme, die nicht jeder kennt, hat es immer schon gegeben und gerade darunter befinden sich einige Perlen des Kinos. Sicher geht das auch heute noch. Was ausstirbt ist der intelligente, originelle Mainstreamfilm und solche gab es durchaus schon. Nur werden sie derzeit unter einer Flut von schablonenhaften Fließbandfilmen bergraben.
          Da ist sicherlich etwas dran, nur bin ich eben immernoch davon überzeugt, dass sich das nur ändern wird, wenn der Zuschauer an der Kinokasse entsprechend abstimmt.

          Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Intention des Autors und Interpretation des Rezipienten identisch sein müssen, bzw. dass es beim Interpretieren darum ginge, die Absichten des Autoren heraus zu finden. So ist das aber nicht.
          Sicherlich muss das nicht der Fall sein und in vielen Fällen dürfte die Intention des Autoren eh kaum festzustellen sein, weshalb ich dir insofern zustimme, dass man den Film durchaus so interpretieren kann.
          Das Problem ist nur, dass diese Art der Interpretation in gewisser Weise zum Selbstzweck stattfindet und nur begrenzt geeignet ist, um konkrete Fragen zu beantworten. Wenn ich wissen will, warum bestimte Elemente in einem konkreten Film auftauchen, dann muss ich automatisch nach der Intention des Autoren fragen, denn der hat das verbrochen.
          Insofern habe ich mich wahrscheinlich öfter mal missverständlich ausgedrückt und dir dann unnötig viel Abreit beschert.

          Wichtig finde ich allein, dass es überhaupt möglich ist, den Film in einer Weise auszulegen, die über den Film selbst hinaus weist. Das Kunstvolle an "Avatar" ist in meinen Augen, dass er so viele Urbilder und Assoziationen dermaßen geschickt miteinander verbindet, dass man dem Film unendlich viele Deutungsebenen entnehmen kann.
          Das trifft auf Avatar sicherlich zu, sehe ich aber eben nicht unbedingt als Qulitätsmerkmal.

          Das sehe ich anders, allerdings empfinde ich bestimmte Dinge auch weniger als Klischee, sondern vielmehr als archaisches Urbild, Symbol oder Metapher. Das beginnt bereits beim Plot. Ich habe keine Ahnung, warum man Cameron diesen vorwirft, denn auch wenn diese Geschichte so alt ist, wie die Menschheit selbst, hat sie doch nie an Aktualität verloren und ist über die Jahrhunderte immer wieder in verschiedenen Variationen erzählt worden. Costner hat dafür sogar diverse Oscars eingesackt.
          Und wenn ein Symbol überbeansprucht und ausgelutscht ist, dann wird es irgendwann zum Klischee.

          Und es wirft ihm ja auch keiner vor, dass es die Ureinwohner gibt, die von den militärisch überlegenen Kolonisten abgemurkst werden, es ist vielmehr die Summe vieler Kleinigkeiten, die so nicht nötig gewesen wäre.

          Und was Costner angeht, da zitiere cih nur mal das Lexikon des internationalen Films:
          Zitat von Filmlexikon
          Während des amerikanischen Bürgerkrieges kommt ein im Grenzgebiet auf sich selbst gestellter Leutnant mit den Lakota (Sioux) in Kontakt, erlernt ihre Sprache und beginnt, ihr Leben zu verstehen und ihre Menschen zu schätzen. Eingebettet in Bilder endloser Prärien und naturverbundenen Eingeborenenlebens, entwickelt sich ein faszinierendes Epos, das - fern jeder vereinfachenden Idealisierung und mit ungewöhnlicher Detailsorgfalt - die "klassische" Konfrontation eines einsamen Menschen mit einer fremden Kultur variiert. Ebenso eindrucksvoll in seinem Bemühen um historische Wahrhaftigkeit wie in seinem Bestreben, die Klischees des traditionellen Indianer-Westerns durch ein fundiertes, menschlicheres Porträt zu ersetzen. Dabei in hohem Maße fesselnd, humorvoll und unterhaltend.
          Und das amcht am Ende eben den Unterschied.



          Wie gesagt, ich sehe diese Elemente nicht als Schwächen und der Rohrschachtest, wie du so treffend sagst, funktioniert eben nur auf diese Weise. Man gibt dem Zuschauer eine Kombination leicht verständlicher, jedermann bekannter Bilder und arrangiert sie so miteinander, dass sich daraus diverse Aussagemöglichkeiten ergeben. Wäre das Ganze zu Speziell, würde sich diese Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten und Wahrnehmungsebenen gar nicht ergeben.
          Die Frage ist doch aber erstmal, ob das überhaupt sinnvoll ist, soetwas anzustreben. Wenn ich einen Film sehe, dann erwarte ich in erster Linie mal, dass er eine Geschichte erzählt und nicht, dass er möglichst viel Interpretationsspielraum liefert.

          Außerdem muss ein Regiesseur doch seine Aussagen nicht relativieren, wenn ihm daran gelegen ist, mal als einer der Wenigen den Mund aufzumachen und zu sagen: Der Neoliberalismus ist ein Arschloch! Ich finde das schon in Ordnung. Vielleicht, weil ich es genauso sehe.
          Natürlich kann er das machen, dann muss er sich die verwendeten Klischees aber auch vorwerfen lassen.

          Wie gesagt, ich denke, Avatar ist absichtlich voll von diesen Dingen. Unter einem Klischee verstehe ich aber auch etwas grundlegend Anderes.

          Die archaische Geschichte, die Avatar zugrunde liegt, ist seit Jahrhunderten ein Symbol für Völkerverständigung und ein Mittel, Empathie für den Anderen zu erzeugen. Auch die Darstellung der Na'vi erfüllt empathieerzeugende Zwecke und geht auf uralte utopische Vorstellungen zurück.
          Also dass es unbedingt immer die Tochter des Häuptlings sein muss ist jetzt sicherlich kein Symbol der Völkerverständigung und auch zur Erzeugung von Empathie gibt es Mittel, die weniger "platt" und abgenudelt sind.

          Und natürlich greift Abrams auch kräftig in die Klischeekiste, das will ich garnicht bestreiten.

          Da ist mir Avatar doch wesentlich lieber und sei es nur deshalb, weil er neben seinen tollen Effekten wenigestens noch eine runde, nachvollziehbare Geschichte erzählt, die einen Sinn ergibt.
          Auch wenn es vielleicht anders rüberkommt, würde ich Avatar auch garnicht als schlecht bezeichnen, nur eben auch nicht undedingt als wahnsinnig gut.
          Zuletzt geändert von Leandertaler; 03.03.2011, 09:38.
          I am altering the movie. Pray I don't alter it any further.

          - George Lucas

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            Sorry, ich hatte gerade einen ellenlangen Text geschrieben, habe auf 'nen falschen Knopf gedrückt und weg war er. Das Thema nervt mich auch langsam, weil's mich soviel Zeit kostet.

            Deshalb jetzt nur nochmal kurz zum Mythos und der Sache mit der Häuptlingstochter:

            Die Geschichte vom Befreier, der aus dem Volk der Unterdrücker kommt und sich mit den Unterdrückten gegen seine Leute verbündet, um sie ins gelobte Land zu führen ist schon uralt. Spontan fällt mir da die biblische Geschichte von Mose und dem Auszug aus Ägypten ein. Im Laufe der Jahrtausende ist dieser Mythos immer wieder variantenreich wiederholt worden und hatte nie wirklich an Aktualität eingebüßt. Auch Cameron fügt diesem Mythos eine neue Komponente hinzu, indem er ihn in einen SF-Kontext stellt und dabei zu Aussagen kommt, die auch für unsere heutige Zeit relevant sind. Wieso soll dieser Stoff nachdem er 3000 Jahre lang immer wieder aktualisiert verwendet wurde nun plötzlich, ausgerechnet heute, ausgelutscht und klischeehaft sein?

            Mir ist schon klar, dass die inflationäre Nutzung bestimmter Elemente innerhalb einer Epoche irgendwann epigonal und damit klischeehaft wird, aber in dieser Tradition sehe ich Avatar einfach nicht.

            Und die Geschichte mit der Häuptlingstochter halte ich durchaus für ein Symbol für Völkerverständigung. In früheren Zeiten war es üblich, dass verfeindete Königreiche oder auch Stämme oft dadurch zur Einigung kamen, dass die Kinder der Herrschenden miteinander vermählt wurden, um den Streit beizulegen. In der Literatur ist dies ebenfalls oft thematisiert. So wurde gerade diese Sache zum Symbol für Verständigung verfeindeter Parteien. Shakespeare benutzt es in Romeo und Julia sogar, um einen dermaßen tief sitzenden Streit zu thematisieren, dass nicht einmal diese Geste ausreicht, um den Hass zu lindern. In neuerer Zeit - stark geprägt durch die Pocahontas-Legende - wurde es dann generell zum Symbol für die Verständigung unter Völkern, die einander kennen lernen sollten, statt sich ihrer Unterschiede wegen zu bekriegen.Auch darin sehe ich deshalb kein Klischee, sondern ein Symbol.

            Naja und Kevin Costner hat dieses Symbol und den alten Mythos eben in den 1990ern für ganz andere Zwecke eingesetzt, als es Cameron mit Avatar getan hat. Für mich ist beides nicht klischeehaft, sondern es werden gewisse Urbilder verwendet, die mehr oder weniger zeitlos sind.

            Wirklich schade, dass mein ursprünglicher Text weg ist, aber nochmal 'ne Stunde möchte ich mich wirklich nicht dran setzen. In manchen Sachen sind wir auch eigentlich gar nicht dermaßen unterschiedlicher Meinung. Natürlich trägt der Zuschauer seinen Teil zur derzeitigen "Kinomisere" bei. Nur ist er eben nicht allein verantwortlich.

            Man wird ja außerdem nicht gezwungen, einen Big Budget - Film zu drehen. Die entsprechenden Künstler hätten da durchaus auch eine gewisse Macht, Dinge zu verändern. Deshalb sehe ich Leute wie Abrams auch als sogenannte Bullshit - Artists. In meinen Augen verraten sie die Kunst an den Kommerz. Das kann man ihnen natürlich nicht verbieten und muss man auch nicht, aber es löst bei mir trotz allem die größtmögliche Verachtung aus. Nicht für diese Menschen selbst, sondern für ihre Rolle als Künstler, der sie auf diese Weise einfach nicht gerecht werden - sie sogar untergraben. Im Fußball wird auch kein Spieler gefeiert, der permanent Eigentore schießt, oder?

            Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
            Auch wenn es vielleicht anders rüberkommt, würde ich Avatar auch garnicht als schlecht bezeichnen, nur eben auch nicht undedingt als wahnsinnig gut.
            Naja, wahnsinnig gut ist er sicher nicht. Allerdings hebt er sich meines Erachtens durchaus vom derzeitigen Durchschnitt ab und das ist doch auch schon 'ne Leistung. Mit Sicherheit ist Avatar kein Blade-Runner, Forbidden Planet, Omega-Mann, Planet der Affen, 2001 - Odyssee im Weltraum, Alien, etc., aber er ist schon recht nah an der Star Wars - Liga. Mir hat er jedenfalls gefallen und ich fand es schön, mal wieder einen Film zu sehen, der mich länger beschäftigt hat, als nur über seine eigentliche Spieldauer hinweg. Das ist ja mittlerweile eher die Seltenheit.

            Vor allem ist es aber mal wieder ein Science-Fiction-Film, der mehr zu bieten hat als Effekte und das, wo diese dann auch noch revolutionär genug sind, um nach moderner Studiophilosophie gar keine Story mehr zu benötigen.

            Dazu kommt natürlich auch, dass nach Star Trek meine Erwartungen extrem gesunken waren und ich es zudem auch ganz schön finde, mal wieder einen Originalstoff zu sehen, der Erfolg hat. Bei der Schwemme an Remakes und Re-irgendwassen ist es einfach mal erfrischend, etwas anderes zu sehen.
            Zuletzt geändert von Logan5; 03.03.2011, 20:13. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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              Star Trek

              Das Problem an „Star Trek“ (2009) ist, dass es zugleich Remake als auch Prequel sein möchte und mit der Schwierigkeit konfrontiert ist, zwischen beidem das Gleichgewicht zu finden, um für ein möglichst großes Publikum attraktiv zu sein. Dies wiederum polarisiert und spaltet die Fan-Gemeinde in verschiedene Lager: Die Gruppe der „Trekker“, die Traditionen der vorangegangenen Filme und Serien liebgewonnen und sich darüber hinaus mit Roddenberrys Zukunftsutopie weitgehender auseinandergesetzt haben und dementsprechend auf den Zeitreise-Subplot erschüttert reagieren.

              Während die ebenso große Gruppe derer, denen ständige Raumschlachten und politische Intrigen der Spannung halber mehr zusagen, als konsistente literarische Unterhaltung, gleichfalls in der Lage sind jede Borg-Episode auswendig zu zitieren und mitunter über viele Handlungslöcher hinwegzusehen, solange das Gesehene mit Star Trek™ etikettiert ist. Zuletzt die Gruppe derer, die sich zuvor wenig oder gar nicht mit dem fiktiven Universum auseinandergesetzt haben und deren Reaktionen beim Genuss des Films unterschiedlich ausfallen. Vor allem die zweite Gruppe tendiert dazu, jede Art und Weise der Fortführung von „Star Trek“ als positive Entwicklung zu betrachten. Sie fühlt sich vor allem kontinuierlich unterhalten, ob mit oder ohne Zugeständnisse an hanebüchene Handlungen.

              Verständlich ist dass die Macher aufgrund der negativen Erfahrung mit der Ableger-Serie „Enterprise“ − welche trotz oder gerade wegen ihrer Neuausrichtungen die schlechtesten Quoten aller Star Trek-Serien erreichte − und auch vor dem Eindruck der abklingenden Beliebtheit anderer Science-Fiction-Größen wie Stargate nicht das Risiko eingehen wollten, ohne weiteres ein neues Raumschiff ins Rennen zu schicken. Dass „Enterprise“ bzw. „Star Trek: Enterprise“ (2001-2005) bei der Mehrheit des internationalen Publikums durchfiel, lässt sich durch die zunehmende Verarbeitung des Themas Terrorismus nach „09/11“ erklären, das sich hier wie auch in vielen anderen US-Serien noch immer anhaltend auf penetrante, zudem oft verklärte und parteiische Weise niederschlägt. In diesem Kontext steht auch der Nazi-Doppelteiler „Storm Front“ aus der dritten Staffel, dessen Pendant „The Killing Game“ in „Star Trek: Voyager“ bereits 1998 den Gipfel der Ideenlosigkeit erreicht hatte.

              Die Strategie hinter dem jüngsten „Star Trek“-Kinofilm besteht in der allzeit gängigen Methode, stilistische Strömungen aktuell erfolgreicher Filme und Serien aufzunehmen, das Produkt „an heutige Sehgewohnheiten anzupassen“, um sich damit ein breiteres Publikum zu sichern. Dafür wurde J.J. Abrams engagiert, der nach eigenem Bekunden, von der Materie „Star Trek“ zuvor wenig wusste und sich nur an oberflächlichen Fakten aus den Geschichten der früheren Produktionen orientierte, um eine weitgehend eigenständige Version des von Roddenberry erdachten Universums zu realisieren. Das Ergebnis ist ein radikaler Bruch bis hin zur völligen Abkehr bisher erfolgreicher Erzählmuster und Prinzipien der Reihe. Durch die Initiierung einer neuen unumkehrbaren Zeitlinie, als Basis für neue Geschichten, beraubt sich der Regisseur gleichzeitig seines eigenen Spielraums. Bezeichnend dafür ist, dass nach einem ersten Drittel des Films eine dem „Urknall“ des „Star Trek“-Univerums entstammende außerirdische Rasse ausradiert, eine Marke, die das Image von „Star Trek“ bis heute entscheidend mitprägt, zugunsten neuer möglicher Handlungsstränge fast völlig geopfert wird.

              Dabei bürgt eine Neuerzählung der Abenteuer des Raumschiffs Enterprise und seine Crew um Captain James T. Kirk und die Idee die Handlung vor dem Zusammentreffen der Protagonisten beginnen zu lassen jede Menge Potential. Ein besserer Kompromiss zwischen „Jugendwahn“ und Anspruch hätte gefunden werden können. Man hätte auf Basis der Classic-Serie neue Geschichten entwickeln oder bereits vorhandene Erzählungen neuinterpretieren, wenn nicht gar perfektionieren können. Dieses Potential wurde in „Star Trek“ zum Zweck der Einwegunterhaltung verworfen oder zumindest für längere Zeit „eingemauert“. Dies ist insofern schade, als das es sich bei „Star Trek“ um eine längst etablierte filmische Eigenmarke handelt, die weder erweitertes Franchise betreiben, noch zwangsläufig auf primitivere Handlung und Sexualisierung zurückgreifen muss, um sich neue Zielgruppen zu erschließen. So wäre selbst beim derzeitigen Abstoßen von Science-Fiction aus dem Fernsehen, eine weitere „Star Trek“-Serie jederzeit salonfähig gewesen.
              Zuletzt geändert von killy; 04.03.2011, 12:06.

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                Zitat von killy Beitrag anzeigen
                Das Problem an „Star Trek“ (2009) ist, dass es zugleich Remake als auch Prequel sein möchte und mit der Schwierigkeit konfrontiert ist, zwischen beidem das Gleichgewicht zu finden, um für ein möglichst großes Publikum attraktiv zu sein.
                Hätte "Star Trek" (2009) "nur" das Problem zwischen Remake und Prequel zu stehen, dann würde es eigentlich relativ wenig Probleme im Film geben.

                Der Film ist aber nicht nur ein "Prequel" und "Remake", sondern gleichzeitig auch ein "Sequel". Mit letzterem scheinen viele Fans nicht klar zu kommen, denn dadurch müssten viele Regeln aus den alten Serien und Filmen natürlich auch in diesem Film gelten. Wenn sich dann trotzdem darüber hinweggesetzt wird, weil es ja auch ein Remake ist, dann bekommt man als Fan etwas mehr Probleme mit diesem Film.

                Dies wiederum polarisiert und spaltet die Fan-Gemeinde in verschiedene Lager: Die Gruppe der „Trekker“, die Traditionen der vorangegangenen Filme und Serien liebgewonnen und sich darüber hinaus mit Roddenberrys Zukunftsutopie weitgehender auseinandergesetzt haben und dementsprechend auf den Zeitreise-Subplot erschüttert reagieren.

                Während die ebenso große Gruppe derer, denen ständige Raumschlachten und politische Intrigen der Spannung halber mehr zusagen, als konsistente literarische Unterhaltung, gleichfalls in der Lage sind jede Borg-Episode auswendig zu zitieren und mitunter über viele Handlungslöcher hinwegzusehen, solange das Gesehene mit Star Trek™ etikettiert ist. Zuletzt die Gruppe derer, die sich zuvor wenig oder gar nicht mit dem fiktiven Universum auseinandergesetzt haben und deren Reaktionen beim Genuss des Films unterschiedlich ausfallen. Vor allem die zweite Gruppe tendiert dazu, jede Art und Weise der Fortführung von „Star Trek“ als positive Entwicklung zu betrachten. Sie fühlt sich vor allem kontinuierlich unterhalten, ob mit oder ohne Zugeständnisse an hanebüchene Handlungen.
                Das ist in meinen Augen keine passende Aufsplittung des Fandoms. Dort gibt es noch unzählige weitere Aufsplittungen, die deine Schubladen etwas durcheinander bringen sollten. Generell haben die unterschiedlichen Gruppierungen natürlich jeweils andere Fokussierungen bei der Beurteilungen dieses Films.


                Die Strategie hinter dem jüngsten „Star Trek“-Kinofilm besteht in der allzeit gängigen Methode, stilistische Strömungen aktuell erfolgreicher Filme und Serien aufzunehmen, das Produkt „an heutige Sehgewohnheiten anzupassen“, um sich damit ein breiteres Publikum zu sichern. Dafür wurde J.J. Abrams engagiert, der nach eigenem Bekunden, von der Materie „Star Trek“ zuvor wenig wusste und sich nur an oberflächlichen Fakten aus den Geschichten der früheren Produktionen orientierte, um eine weitgehend eigenständige Version des von Roddenberry erdachten Universums zu realisieren.
                Abrams wusste nicht viel von Star Trek, aber die Autoren schon.

                Das Ergebnis ist ein radikaler Bruch bis hin zur völligen Abkehr bisher erfolgreicher Erzählmuster und Prinzipien der Reihe. Durch die Initiierung einer neuen unumkehrbaren Zeitlinie, als Basis für neue Geschichten, beraubt sich der Regisseur gleichzeitig seines eigenen Spielraums
                Der radikale Bruch ist natürlich vorhanden, aber warum beraubt sich der Regisseur gleichzeitig den eigenen Spielraum?

                Bezeichnend dafür ist, dass nach einem ersten Drittel des Films eine dem „Urknall“ des „Star Trek“-Univerums entstammende außerirdische Rasse ausradiert, eine Marke, die das Image von „Star Trek“ bis heute entscheidend mitprägt, zugunsten neuer möglicher Handlungsstränge fast völlig geopfert wird.
                Die Vulkanier sind aber noch wie vor vorhanden. Die Marke ist also nicht weg. Der Symbolcharakter dieser Szene ist aber auch nicht zu unterschätzen. Damit ist die neue Filmreihe gezwungen einen anderen Weg zu gehen und somit sollte auch dem letzten Fan klar gemacht werden, dass es sich hier um einen komplett eigenständigen Canon handeln wird.
                "The Light — It's Always Been There. It'll Guide You."
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                  Wenn ein derart schwerer Holzhammer benötigt wird, um es auch dem letzten Fan einzuhämmern, sagt das aber auch eine Menge darüber aus, wie die Macher ihre Fans einschätzen

                  Im übrigen denke ich nicht, daß die Einteilung von killy großartig geändert werden müßte, weil die Fangruppen sich weiter aufteilen in weitere Splittergruppen. Das ist für Fans innerhalb dieser Splittergruppen oft viel viel wichtiger, als für eine Beurteilung von außen, zB vom Marketing bei der Beurteilung der Erfolgsaussichten. Die groben Schubladen passen, und für eine brauchbare Einschätzung ist es manchmal egal, ob mit diesen Schubladen 80% oder 95% der Fans "erfasst" werden. Falsch wäre es nur, wenn die fehlenden 20% nochmal eine große, geschlossene Minderheit darstellten, die dadurch diskriminiert würde Allerdings: Von Marketingseiten (generell, nicht nur ST) wird das auch in einem solchen Fall durchaus schon länger betrieben.
                  Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                  "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                  Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                    Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                    Wenn ein derart schwerer Holzhammer benötigt wird, um es auch dem letzten Fan einzuhämmern, sagt das aber auch eine Menge darüber aus, wie die Macher ihre Fans einschätzen
                    Ich sehe darin kein Problem, denn wer die Diskussionen im Vorfeld mitbekommen hat, der wird feststellen, dass der Film so ein Symbol brauchte. Es macht deutlich, dass es in dieser Zeitlinie kein zurück mehr zur Kausiltät der alten Episoden geben kann und sich die Diskussionen um den "Kanon" damit erübrigen. Im Vorfeld wurde nämlich über nichts anderes als über den Kanon diskutiert. Jeder Trailer wurde untersucht und vermeindliche Kanonfehler diskutiert. Die Zerstörung Vulkans ist natürlich ein krasses Ereignis für Fans, aber in seiner Symbolkraft wohl kaum zu überbieten.

                    Der Tod von Kirks Vater reicht dafür bei Weitem nicht aus um STXI von TOS zu differenzieren, da George Kirk in TOS oder den Kinofilmen niemals eine Rolle gespielt hat und wir eigentlich nichts über ihn wissen.

                    Aber vielleicht muss man das auch nicht ganz so krass auf die Fans ummünzen wie ich es oben getan habe.

                    Der Film soll neue Zuschauerschichten ansprechen und daher macht der Film mit der Zerstörung eines sehr bekannten Planeten im Star Trek Universum sehr deutlich, dass dies eben nicht nur ein Prequel ist, sondern alles passieren kann.

                    Für mich hat das ähnlichen Symbolcharakter wie die Zerstörung von Wayne Manor in "Batman Begins". Und "The Dark Knight" ist dann auch ohne ganz gut ausgekommen.

                    Im übrigen denke ich nicht, daß die Einteilung von killy großartig geändert werden müßte, weil die Fangruppen sich weiter aufteilen in weitere Splittergruppen. Das ist für Fans innerhalb dieser Splittergruppen oft viel viel wichtiger, als für eine Beurteilung von außen, zB vom Marketing bei der Beurteilung der Erfolgsaussichten. Die groben Schubladen passen, und für eine brauchbare Einschätzung ist es manchmal egal, ob mit diesen Schubladen 80% oder 95% der Fans "erfasst" werden. Falsch wäre es nur, wenn die fehlenden 20% nochmal eine große, geschlossene Minderheit darstellten, die dadurch diskriminiert würde Allerdings: Von Marketingseiten (generell, nicht nur ST) wird das auch in einem solchen Fall durchaus schon länger betrieben.
                    So mag man vielleicht aus Sicht des Marketings denken können, aber ich halte die Einschätzung dennoch für vollkommen irreführend. Man kann den Fandom-Kuchen nicht einfach mit dem Messer zerteilen ohne überhaupt zu wissen, ob sich diese Gruppierungen überhaupt so strickt trennen lassen.

                    Ich glaube eher, dass killys Gruppe 1 und 2 eher die Minderheit darstellen und jeweils extreme einer Skala sind, während der Großteil der Fans eine Kombination aus beiden Gruppierungen darstellen. Deshalb hatte es der Film letztendlich auch so leicht den Großteil der Fans zu überzeugen.

                    Gruppe 3 bildet dann eine eigene geschlosse Gruppe mit eigener Skala, wo dann eben auch unterschiedliche Präferenzen und Vorkenntnisse hineinspielen.

                    Gerade in Deutschland hat der Film fast ausschließlich nur die älteren Generationen ins Kino gelockt, während die "Transformers"-Jugendlichen weitesgehend zu Hause geblieben sind.
                    Zuletzt geändert von Skeletor; 04.03.2011, 15:09.
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                      Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                      Die Zerstörung Vulkans ist natürlich ein krasses Ereignis für Fans, aber in seiner Symbolkraft wohl kaum zu überbieten.
                      Da hast du mal recht. Dass man von allen möglichen zerstörbaren Planeten ausgerechnet den zersemmelt hat, dessen Bevölkerung sich Pazifisumus und Logik auf die Fahnen geschrieben hat, setzt ein ganz und gar eindeutiges Signal.

                      Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                      So mag man vielleicht aus Sicht des Marketings denken können, aber ich halte die Einschätzung dennoch für vollkommen irreführend. Man kann den Fandom-Kuchen nicht einfach mit dem Messer zerteilen ohne überhaupt zu wissen, ob sich diese Gruppierungen überhaupt so strickt trennen lassen.
                      Zumindest wenn man die Reaktionen diverser ST-Fans in etlichen Internetforen - einschließlich diesem hier - betrachtet, halte ich Killys Analyse für zutreffend und Karl Ranseiers Begründung für passend. Solche Gruppeneinschätzungen zielen ja lediglich auf die Erfassung der Hauptströmungen ab und beziehen nicht jede noch so singuläre Einzelmeinung mit ein.

                      Und gerade was die erste Gruppe angeht, kann es eigentlich nur ein Entweder - Oder geben, denn entweder steht man hinter der Roddenberry'schen Idee und Philosophie oder hinter der reaktionären Grundhaltung des neuen Films. Beides geht nur dann, wenn man das Orwell'sche Zwiedenken perfektioniert hat. Sind wir schon soweit, ja?

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                        Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                        Da hast du mal recht. Dass man von allen möglichen zerstörbaren Planeten ausgerechnet den zersemmelt hat, dessen Bevölkerung sich Pazifisumus und Logik auf die Fahnen geschrieben hat, setzt ein ganz und gar eindeutiges Signal.
                        Sehr spitzfindige Verdrehung meiner Aussage.

                        Es geht lediglich darum, dass man den wohl bekanntesten Planeten gesprengt hat und nicht für was er steht. Die Vulkanier und ihre Kultur bleiben der Franchise ja erhalten inklusive deren Wertvorstellungen und Ideale.


                        Zumindest wenn man die Reaktionen diverser ST-Fans in etlichen Internetforen - einschließlich diesem hier - betrachtet, halte ich Killys Analyse für zutreffend und Karl Ranseiers Begründung für passend. Solche Gruppeneinschätzungen zielen ja lediglich auf die Erfassung der Hauptströmungen ab und beziehen nicht jede noch so singuläre Einzelmeinung mit ein.
                        Div. Star Trek-Fans passen da sicherlich auch in diese Schubladen. Aber das ist nur ein sehr geringer Teil und keine Hauptströmungen. Jedenfalls sind diese niemals so klar voneinander zu trennen und so groß wie hier propagiert wird.

                        Und gerade was die erste Gruppe angeht, kann es eigentlich nur ein Entweder - Oder geben, denn entweder steht man hinter der Roddenberry'schen Idee und Philosophie oder hinter der reaktionären Grundhaltung des neuen Films. Beides geht nur dann, wenn man das Orwell'sche Zwiedenken perfektioniert hat. Sind wir schon soweit, ja?
                        Ich bin nie ein Fan von diesem Entweder-Oder-Denken gewesen. Und der Anhänger der reinen Roddenberry´schen Idee und Philosophie dürften es sowieso seit jeher schwer haben im Star Trek Universum.

                        "Star Trek" ist seit mind. fast 30 Jahren immer ein wenig mehr als nur Roddenberry´sche Idee und Philosophie. Auf jeden Fall ist es immer mal wieder anders.

                        Dieser Roddenberry´sche Kern wird bei jedem Fan zwar immer irgendwie mitschwingen, aber er wird ganz unterschiedliche wahrgenommen. Es gibt unzählige Geschichten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, deshalb lässt sich auch "Star Trek" nur sehr schwer irgendwo einordnen. Genauso wie die Fans von diesem Franchise.

                        Daher sind wir schon seit 30 Jahren beim Orwell´schen Zwiedenken angekommen, denn "Star Trek" ist spätestens seit "Der Zorn des Khan" ein Misch-Masch aus unterschiedlichen Herangehensweisen.
                        "The Light — It's Always Been There. It'll Guide You."
                        Reviews, Artikel, Empfehlungen oder Podcasts von mir zu verschiedenen Themen aus der Popkultur könnt ihr auf Schundkritik.de finden.

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                          Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                          Sehr spitzfindige Verdrehung meiner Aussage.

                          Es geht lediglich darum, ...
                          Schon klar, worum es dir ging, aber gib mir doch nicht solche Vorlagen. Wie soll ich da widerstehen können?


                          Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                          Div. Star Trek-Fans passen da sicherlich auch in diese Schubladen. Aber das ist nur ein sehr geringer Teil und keine Hauptströmungen. Jedenfalls sind diese niemals so klar voneinander zu trennen und so groß wie hier propagiert wird.
                          Ich habe Killys Beitrag eher als nüchterne Feststellung gelesen und nicht als Propaganda. In meinen Augen tritt schon recht deutlich hervor, dass es eine Gruppe von Fans gibt, die mehr an Action und Raumschlachten interessiert ist und eine, die eher die philosophische Komponente mag. Das sind zwei konträre Standpunkte, die in Foren oder auch beispielsweise bei Amazon-Bewertungen etc. deutlich messbar von einem großen Teil der Fans vertreten werden. Das heißt ja nicht, dass es überhaupt nichts dazwischen gäbe, aber diese beiden Lager sehe ich schon als Hauptströmungen an.

                          Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                          Ich bin nie ein Fan von diesem Entweder-Oder-Denken gewesen. Und der Anhänger der reinen Roddenberry´schen Idee und Philosophie dürften es sowieso seit jeher schwer haben im Star Trek Universum.
                          Sicher, die Gruppe, die mit Roddenberrys Idealen nichts anfangen kann, wird zunehmend größer. Das zeigt ja bereits allein der Erfolg des Abrams-Films.

                          Was dieses Entweder - Oder - Denken angeht, da kommt es doch wohl darauf an, worum es geht, oder etwa nicht? Ich meine, wenn mich jemand fragt:"Willst du Kaffee oder Tee", kann ich sagen:"Ich nehme beides." Aber ich kann schwer behaupten, ich wäre ein militanter Pazifist, oder? Oder gleichzeitig Gläubig und Atheist.

                          Ebensowenig kann ich sagen, dass ich Star Trek mit humanistischen Idealvorstellungen verbinde, mit denen ich mich identifiziere, aber dass ich es trotzdem toll finde, wie geschickt dieser neue Film all das nicht nur über den Haufen wirft, sondern sich direkt darüber lustig macht. Für mich ergäbe sich daraus ein relatives Paradoxon. Entweder halte ich diese Komponente für essentiell oder eben nicht.

                          Zitat von Skeletor Beitrag anzeigen
                          "Star Trek" ist seit mind. fast 30 Jahren immer ein wenig mehr als nur Roddenberry´sche Idee und Philosophie. Auf jeden Fall ist es immer mal wieder anders.

                          Dieser Roddenberry´sche Kern wird bei jedem Fan zwar immer irgendwie mitschwingen, aber er wird ganz unterschiedliche wahrgenommen. Es gibt unzählige Geschichten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, deshalb lässt sich auch "Star Trek" nur sehr schwer irgendwo einordnen. Genauso wie die Fans von diesem Franchise.

                          Daher sind wir schon seit 30 Jahren beim Orwell´schen Zwiedenken angekommen, denn "Star Trek" ist spätestens seit "Der Zorn des Khan" ein Misch-Masch aus unterschiedlichen Herangehensweisen.
                          Ich sehe im "Zorn des Khan" keine unterschiedliche Herangehensweise. Der Film hat all das, was die Serie ausgemacht hat. Aber ansonsten hast du schon recht - Star Trek ist über die Jahre hinweg zu einem Markennamen geworden, den man mittlerweile beliebig ausfüllen kann.

                          Es gibt aber durchaus eine Reihe von Fans, die mit TOS und TNG mehr anfangen können, als mit DS9, Voy oder Ent. Darunter gibt es dann wieder solche, die Star Trek besonders wegen Folgen wie City On The Edge Of Forever, All Our Yesterdays, Darmok oder The Inner Light mögen und solche, die mehr Spaß an "Best Of Both Worlds" oder "Descent" haben oder den "First Contact" - Film super finden.

                          Letztendlich läuft es immer mehr oder weniger auf diese Zweiteilung hinaus. Natürlich gibt es Leute, die beides mögen, aber ich wage zu behaupten, dass es da immer eine Tendenz gibt, die überwiegt.

                          Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich TOS und TNG sehr gerne mag und zwar besonders der intelligenten, humanistisch geprägten Science-Fiction-Geschichten wegen, die ohne viel Geballer auskommen. Auch DS9 hat mir ganz gut gefallen. Irgendwann haben mich neuere ST-Produktionen kaum noch interessiert, weil man sich meines Erachtens zu oft wiederholt hat und zu durchschaubar geworden war. Später wurde der Action-Anteil erhöht, was für mich kein wirklicher Ausgleich war. Ich habe dann lieber B5 gesehen oder Earth2 oder auch Lexx, weil da etwas völlig anderes geboten wurde, was ich nicht schon 1000 mal so gesehen hatte.

                          Andere Fans sind aber teilweise erst mit DS9 oder Voy richtig eingestiegen und weil dort die Grundlagen bereits etwas verwässert waren, sind diesen Leuten besagte Werte oft weniger wichtig. Dazu kommen solche, die alles schon immer der bunten Action wegen geguckt und TOS für einen Western gehalten haben. Das sind zu großen Teilen auch die, die unter dem Titel Star Trek sogar eine Serie oder einen Film toll finden würden, in dem jemand über die gesamte Spielzeit das Telefonbuch vorliest - solange es im Hintergrund genügend Explosionen gibt.

                          Klingt lustig, ist aber so.

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                            Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                            Ich habe Killys Beitrag eher als nüchterne Feststellung gelesen und nicht als Propaganda.
                            So hatte ich es auch nicht gemeint.

                            In meinen Augen tritt schon recht deutlich hervor, dass es eine Gruppe von Fans gibt, die mehr an Action und Raumschlachten interessiert ist und eine, die eher die philosophische Komponente mag. Das sind zwei konträre Standpunkte, die in Foren oder auch beispielsweise bei Amazon-Bewertungen etc. deutlich messbar von einem großen Teil der Fans vertreten werden. Das heißt ja nicht, dass es überhaupt nichts dazwischen gäbe, aber diese beiden Lager sehe ich schon als Hauptströmungen an.
                            Ich sage ja auch nicht, dass es diese Extrempositionen nicht gibt, aber ich sehe die Deutlichkeit nicht. Weder in diesem Forum, noch in meinem Freundeskreis oder sonst wo.

                            Sicher, die Gruppe, die mit Roddenberrys Idealen nichts anfangen kann, wird zunehmend größer. Das zeigt ja bereits allein der Erfolg des Abrams-Films.
                            Das kann natürlich sein, da mittlerweile schon wieder neue Generationen herangewachsen sind, die diese Ideale vielleicht einfach nicht mehr kennen. Ich sehe im Erfolg des Abrams-Films keinen Beweis für die Abkehr von diesen Idealen.

                            Was dieses Entweder - Oder - Denken angeht, da kommt es doch wohl darauf an, worum es geht, oder etwa nicht?
                            Natürlich, du hast ja ein konkretes Beispiel genannt.

                            Ebensowenig kann ich sagen, dass ich Star Trek mit humanistischen Idealvorstellungen verbinde, mit denen ich mich identifiziere, aber dass ich es trotzdem toll finde, wie geschickt dieser neue Film all das nicht nur über den Haufen wirft, sondern sich direkt darüber lustig macht. Für mich ergäbe sich daraus ein relatives Paradoxon. Entweder halte ich diese Komponente für essentiell oder eben nicht.
                            Der Knackpunkt ist wohl, dass du dich zu sehr mit dem humanistischen Idealbild identifizierst und du deshalb auch nur dieses sehen willst. Ich sehe dieses Paradoxon aber nur zum Teil.

                            Es gibt Stellen in STXI, die diesem Ideal nicht entsprechen, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Gerade das Ende von Nero hätte man wesentlich besser und im Sinne von Star Trek gestalten können statt den typischen Actionfilm-Ausweg zu gehen. Kirks Rettungsangebot wirkt halbherzig und sein anschließender Feuerbefehl hat mich als Fan doch sehr verwundert. Aber der Film verrät für mich vor allem deshalb trotzdem nicht die Ideale von Star Trek, obwohl Gewalt eine wichtige Rolle spielt.

                            Es gibt aber auch genügend Stellen, die diesem Ideal entsprechen. Spocks Konflikt mit seiner Menschlichkeit, der sich durch den ganzen Film zieht und der sie am Ende akzeptiert und kontrollieren lernt. Kirks Weg vom arroganten Angeber zu einer Person, die seine Bestimmung findet. Kirk & Spock als Kinder zweier Welten, die ihre Gegensätzlichkeit überwinden und erkennen, dass sie sich gegenseitig brauchen, sich ergänzen und so ihr wahres Potential abrufen können.

                            Ich sehe im "Zorn des Khan" keine unterschiedliche Herangehensweise. Der Film hat all das, was die Serie ausgemacht hat. Aber ansonsten hast du schon recht - Star Trek ist über die Jahre hinweg zu einem Markennamen geworden, den man mittlerweile beliebig ausfüllen kann.
                            Beliebig ausfüllen geht auch nicht, aber innerhalb von Star Trek kann man sehr unterschiedliche Geschichten auf sehr unterschiedliche Art und Weise erzählen. Ganz im Sinne von UMUK und da gehört dann auch eine Actionorienter Star Trek Blockbuster dazu, der im Kern noch genauso die Roddenberry´schen Werte vertreten kann ohne mit dem Holzhammer darauf zu verweisen. Ich erwarte mir beim nächsten Film aber auch ein deutlicheres Zugeständnis in diese Richtung. Das sollte jedenfalls das Ziel sein, jetzt wo man gezeigt hat, dass Star Trek wieder Spaß machen kann.

                            Es gibt aber durchaus eine Reihe von Fans, die mit TOS und TNG mehr anfangen können, als mit DS9, Voy oder Ent. Darunter gibt es dann wieder solche, die Star Trek besonders wegen Folgen wie City On The Edge Of Forever, All Our Yesterdays, Darmok oder The Inner Light mögen und solche, die mehr Spaß an "Best Of Both Worlds" oder "Descent" haben oder den "First Contact" - Film super finden.

                            Letztendlich läuft es immer mehr oder weniger auf diese Zweiteilung hinaus. Natürlich gibt es Leute, die beides mögen, aber ich wage zu behaupten, dass es da immer eine Tendenz gibt, die überwiegt.
                            Ich würde einfach behaupten, dass letztere den Großteil der Fanbasis ausmachen.

                            Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich TOS und TNG sehr gerne mag und zwar besonders der intelligenten, humanistisch geprägten Science-Fiction-Geschichten wegen, die ohne viel Geballer auskommen. Auch DS9 hat mir ganz gut gefallen. Irgendwann haben mich neuere ST-Produktionen kaum noch interessiert, weil man sich meines Erachtens zu oft wiederholt hat und zu durchschaubar geworden war. Später wurde der Action-Anteil erhöht, was für mich kein wirklicher Ausgleich war. Ich habe dann lieber B5 gesehen oder Earth2 oder auch Lexx, weil da etwas völlig anderes geboten wurde, was ich nicht schon 1000 mal so gesehen hatte.
                            Star Trek dreht sich für mich immer um Menschen und ihre Menschlichkeit. Und dies finde ich in allen Star Trek Serien, denn jede Serien hat dieses Thematik anders angegangen.Von Kirks Crew als Familie, über Roddenberrys menschliche Idealvorstellungen auf der Enterprise-D bis hin zu den Menschen mit Fehlern auf DS9. Von allen Star Trek Serien gefällt mir Voyager am wenigstens und das obwohl einige Episoden für mich zu den Besten ST-Episoden gehören. Aber letztendlich ging es mir dort häufiger nur um irgendwelche Technik-Probleme. Enterprise hat dieses Manko wieder etwas behoben und war für mich daher auch wesentlich ansprechender. Obwohl die Geschichten schon ziemlich ausgenudelt waren.
                            "The Light — It's Always Been There. It'll Guide You."
                            Reviews, Artikel, Empfehlungen oder Podcasts von mir zu verschiedenen Themen aus der Popkultur könnt ihr auf Schundkritik.de finden.

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                              Sehe meine Meinung, was Star Trek – also das Franchise und den letzte Film – betrifft fast zu hundert Prozent in Skeletors Ausführungen widergespiegelt.

                              Was eine Aufteilung der Star Trek-Fans in zwei Lager anbelangt, so sehe ich persönlich den großen Spalt eher an anderer Stelle: Für mich stellt sich das eher so dar, dass es auf der einen Seite die Gruppe von Fans gibt, die Star Trek (lediglich) als Unterhaltungsprodukt versteht, und auf der anderen Seite die Fans, die Star Trek in erster Linie als eine Art moralisch-ethisch-philosophisch-humanistische Instanz mit der Roddenberry'schen Moral am Schluss ansehen.

                              Die einen verstehen Star Trek als spannende, gut gemachte, intelligente Serie/Filmreihe, die vor allem eines bewerkstelligen muss: Den Zuschauer gut unterhalten. Diese Gruppe findet es zwar durchaus toll, wenn eine Episode es schafft, tiefgründige Reflektionen über menschliche Belange darzustellen oder durch soziologische, moralische, ethische oder philosophische Fragestellungen zum Nachdenken anzuregen, aber – und das ist der springende Punkt – sie versteht diesen Aspekt des Franchises nicht als Grundbaustein oder intrinsisches Element, ohne das Star Trek "kein echtes Star Trek" ist, wie Anhänger der anderen Menschengruppe so gern deklarieren.

                              Diese andere Gruppe wiederum glorifiziert Star Trek zu mehr als "nur eine Serie" und macht daraus einen Mythos, in dem der Urvater Roddenberry ganz bestimmte Richtungsvorgaben gegeben hat, die Star Trek zu dem gemacht haben, was es ist. Diese Gruppe meint – nach meinen Erfahrungen im Internet – zumeist, das Monopol darauf zu haben, genau zu wissen, was Star Trek eigentlich ist. "Star Trek-Folgen brauchen immer eine Moral", "Star Trek muss eine postitive Zukunft nach Roddenberrys Vorstellungen zeigen", "Star Trek behandelt ausschließlich wichtige soziale Themen unter dem Deckmantel des Science-Fiction-Genres" etc. In den Augen dieser Fans war Gene Roddenberry nicht einfach nur ein Fernsehproduzent, der eine gute Idee für eine Serie hatte und diese mit der Hilfe vieler, vieler kreativer Köpfe zu dem Erfolg machte, der es geworden ist, sondern ein Visionär, der hauptsächlich daran interessiert war, gegen den Willen der bösen Studiobosse eine positive Zukunft zu zeigen und die Welt zu verbessern.

                              Den Zwist sehe ich persönlich also eher zwischen diesen beiden Gruppen.

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                                Was Roddenberry und die Beziehung des Fandoms zu ihm angeht, um mal eine Randnotiz zu bringen, bin ich ja immer noch der Meinung, dass der Zefram Cochrane aus First Contact eine Parodie darauf sein dürfte:

                                Die Charaktere beten ihn geradezu als Visionär an, worauf er nur entgegnet, ihm sei es immer nur um die Kohle gegangen.

                                Wenn das kein gelungener Seitenhieb ist, dann weiß ich auch nicht.

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