Meisterregisseur Steven Spielberg wirft als Geschäftsmann das Handtuch. Sein 1994 gegründetes DreamWorks-Studio wird wohl an NBC Universal verscherbelt. Derweil erlebt das seit einem Jahr börsennotierte Trickfilmgeschäft eine Pleite nach der anderen.
New York - Es war der Tag der grünen Ohren. Die Angestellten der New York Stock Exchange (NYSE) hatten sich die Gummilauscher aufs Haar gesetzt, und auch die Gäste bekamen je ein Paar angeboten. Derweil lugte das grüne Zeichentrickmonster Shrek überlebensgroß-verschmitzt draußen durch die Säulen auf die Wall Street und drinnen vom Börsenbalkon auf die Händler herab. Meisterregisseur Steven Spielberg läutete die Börsenglocke und stürzte sich dann mitten ins Chaos auf dem Parkett. Die US-Börsenpremiere von DreamWorks Animation (DWA), der Trickfilmabteilung des Studios DreamWorks SKG, im Oktober vorigen Jahres war ein toller Hit. Allein am ersten Tag brachte der Hollywood-Spin-off, im Kielwasser der Kassenerfolge von "Shrek" und "Shrek 2", 812 Millionen Dollar ein. Es war die größte Studio-Erstemission, seit Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) 1997 für 180 Millionen Dollar an die NYSE ging - nur um in diesem Frühjahr dann vom Medienkonzern Sony geschluckt zu werden.
Das Schicksal von MGM hätte DreamWorks eine Warnung sein sollen. Denn auch Spielberg und seine DreamWorks-Gründungspartner, der Plattenmilliardär David Geffen und Disney-Eleve Jeffrey Katzenberg, stehen inzwischen vor einem Trümmerhaufen. Der Kurs von DWA ist, mit Vorstandschef Katzenberg an der Spitze, seit Jahresbeginn um 40 Prozent abgestürzt, die Emission einer zweiten Aktientranche wurde abgesagt, die Börsenaufsicht SEC ermittelt, und zu allem Überdruss sind auch noch sechs Aktionärsklagen anhängig.
IPO als Notmaßnahme
Fürs Mutterhaus DreamWorks SKG, das Live-Action-Filme produziert ("War of the Worlds", "Gladiator") und die Animationsfilme von DWA vertreibt, ist der Traum aus: Es wird nun an NBC Universal verscherbelt, eine Tochter von General Electric . Investmentbanker und Anwälte beider Seiten verbrachten das Wochenende damit, den Preis auszuhandeln.
Allzu hoch schätzen Experten den Wert nicht ein. SKGs Bibliothek aus 60 Filmen gilt als keine besonders attraktive Geldquelle, da die populärsten Streifen Co-Produktionen mit anderen Studios sind - der neue Besitzer müsste sich also alle Profite aus dem TV- und DVD-Geschäft mit der Konkurrenz teilen. Auch blieb zunächst offen, ob Spielberg seinen Namen für ein neues DreamWorks unter NBC-Regie zur Verfügung stellen wird.
Das vor elf Jahren gegründete Unternehmen sollte ein Gegenentwurf zur Hollywood-Industrie sein. Doch vieles lief schief. Das Internet-Geschäft floppte. Die Musiksparte musste 2003 verkauft werden. Die Pläne für ein futuristisches Hightech-Studio in Los Angeles platzten. Das TV-Geschäft kam nie richtig in Schwung. Und auch Börsengang des Trickfilm-Business war eine Notmaßnahme, um dringend nötiges Kapital aufzubringen.
Am Ende musst nun selbst Zelluloid-Zauberer Spielberg einsehen, was schon so viele andere vor ihm in Hollywood schmerzhaft gelernt haben: Unabhängige Filmstudios haben ohne einen finanzstarken Medienkonzern im Rücken kaum eine Chance - egal, von welcher Qualität das Produkt ist. "Wenn du das Kapital und die Finanzen nicht hast, ist es schwer", sagte der Entertainment-Großinvestor Hal Vogel der "New York Times". Wenn dann noch Flops dazu kommen, wie der Action-Thriller "The Island", der seine Kosten nach einer miserablen Premiere kaum einspielen wird, sieht es ganz schlecht aus.
Insider munkeln seit Langem, dass dem DreamWorks-Gründungsteam die Lust am täglichen Management einer Company sowieso vergangen sei: Vor allem Spielberg wolle am liebsten nur noch seine eigenen Filme drehen.
Und Katzenberg hat mit dem DWA-Debakel alle Hände voll zu tun. Die Aktionäre toben, seit DWA sich vor allem mit seinem DVD-Geschäft böse verkalkulierte. So wurden viel weniger "Shrek 2"-Silberlinge abgesetzt, als Katzenberg ursprünglich angekündigt hatte. Es ist ein Problem, unter dem auch Konkurrent Pixar leidet: Immer mehr Filme kommen immer schneller von der Leinwand auf die DVD, der Markt ist übersättigt.
Kein Interesse am NBC-Job
Auch den Film "Shark Tale" hatte Katzenberg den Investoren als Mogelpackung verkauft: Der war am Ende viel teurer als offiziell zugegeben. Zugleich entpuppte sich jetzt der jüngste DWA-Trickfilm "Madagaskar" an den Kinokassen als nur müder Erfolg - und keineswegs, wie es DWA gehofft hatte, als der neue "König der Löwen", jenem Meisterstreich Katzenbergs aus Disney-Zeiten.
Das einstige Studio-Genie Katzenberg, so die Kritiker, sei der Rolle als CEO nicht gewachsen. Kommunikationsprobleme mit den Wall-Street-Analysten taten das Ihre, um die Börsianer auf die Barrikaden zu treiben. So wurden die Experten im Frühjahr von einer großen DWA-Investorenkonferenz wieder ausgeladen. "DreamWorks hat als öffentliches Unternehmen noch eine Menge zu lernen", schimpfte die Analystin Katherin Styponias von Prudential. Katzenbergs DreamWorks-Partner Geffen, der bisher die "Live-Action"-Produktion beim DWA-Mutterhaus betreut, hat unterdessen ganz die Nase voll. Der Musikmensch, so heißt es, finde das Filmgeschäft langweilig. Und während die Zahlenzähler in Los Angeles am Kaufpreis für DreamWorks SKG feilschten, segelte der Multimilliardär gemütlich durchs Mittelmeer und ließ verlauten, er sei an einem künftigen DreamWorks-Job bei NBC nicht interessiert.
New York - Es war der Tag der grünen Ohren. Die Angestellten der New York Stock Exchange (NYSE) hatten sich die Gummilauscher aufs Haar gesetzt, und auch die Gäste bekamen je ein Paar angeboten. Derweil lugte das grüne Zeichentrickmonster Shrek überlebensgroß-verschmitzt draußen durch die Säulen auf die Wall Street und drinnen vom Börsenbalkon auf die Händler herab. Meisterregisseur Steven Spielberg läutete die Börsenglocke und stürzte sich dann mitten ins Chaos auf dem Parkett. Die US-Börsenpremiere von DreamWorks Animation (DWA), der Trickfilmabteilung des Studios DreamWorks SKG, im Oktober vorigen Jahres war ein toller Hit. Allein am ersten Tag brachte der Hollywood-Spin-off, im Kielwasser der Kassenerfolge von "Shrek" und "Shrek 2", 812 Millionen Dollar ein. Es war die größte Studio-Erstemission, seit Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) 1997 für 180 Millionen Dollar an die NYSE ging - nur um in diesem Frühjahr dann vom Medienkonzern Sony geschluckt zu werden.
Das Schicksal von MGM hätte DreamWorks eine Warnung sein sollen. Denn auch Spielberg und seine DreamWorks-Gründungspartner, der Plattenmilliardär David Geffen und Disney-Eleve Jeffrey Katzenberg, stehen inzwischen vor einem Trümmerhaufen. Der Kurs von DWA ist, mit Vorstandschef Katzenberg an der Spitze, seit Jahresbeginn um 40 Prozent abgestürzt, die Emission einer zweiten Aktientranche wurde abgesagt, die Börsenaufsicht SEC ermittelt, und zu allem Überdruss sind auch noch sechs Aktionärsklagen anhängig.
IPO als Notmaßnahme
Fürs Mutterhaus DreamWorks SKG, das Live-Action-Filme produziert ("War of the Worlds", "Gladiator") und die Animationsfilme von DWA vertreibt, ist der Traum aus: Es wird nun an NBC Universal verscherbelt, eine Tochter von General Electric . Investmentbanker und Anwälte beider Seiten verbrachten das Wochenende damit, den Preis auszuhandeln.
Allzu hoch schätzen Experten den Wert nicht ein. SKGs Bibliothek aus 60 Filmen gilt als keine besonders attraktive Geldquelle, da die populärsten Streifen Co-Produktionen mit anderen Studios sind - der neue Besitzer müsste sich also alle Profite aus dem TV- und DVD-Geschäft mit der Konkurrenz teilen. Auch blieb zunächst offen, ob Spielberg seinen Namen für ein neues DreamWorks unter NBC-Regie zur Verfügung stellen wird.
Das vor elf Jahren gegründete Unternehmen sollte ein Gegenentwurf zur Hollywood-Industrie sein. Doch vieles lief schief. Das Internet-Geschäft floppte. Die Musiksparte musste 2003 verkauft werden. Die Pläne für ein futuristisches Hightech-Studio in Los Angeles platzten. Das TV-Geschäft kam nie richtig in Schwung. Und auch Börsengang des Trickfilm-Business war eine Notmaßnahme, um dringend nötiges Kapital aufzubringen.
Am Ende musst nun selbst Zelluloid-Zauberer Spielberg einsehen, was schon so viele andere vor ihm in Hollywood schmerzhaft gelernt haben: Unabhängige Filmstudios haben ohne einen finanzstarken Medienkonzern im Rücken kaum eine Chance - egal, von welcher Qualität das Produkt ist. "Wenn du das Kapital und die Finanzen nicht hast, ist es schwer", sagte der Entertainment-Großinvestor Hal Vogel der "New York Times". Wenn dann noch Flops dazu kommen, wie der Action-Thriller "The Island", der seine Kosten nach einer miserablen Premiere kaum einspielen wird, sieht es ganz schlecht aus.
Insider munkeln seit Langem, dass dem DreamWorks-Gründungsteam die Lust am täglichen Management einer Company sowieso vergangen sei: Vor allem Spielberg wolle am liebsten nur noch seine eigenen Filme drehen.
Und Katzenberg hat mit dem DWA-Debakel alle Hände voll zu tun. Die Aktionäre toben, seit DWA sich vor allem mit seinem DVD-Geschäft böse verkalkulierte. So wurden viel weniger "Shrek 2"-Silberlinge abgesetzt, als Katzenberg ursprünglich angekündigt hatte. Es ist ein Problem, unter dem auch Konkurrent Pixar leidet: Immer mehr Filme kommen immer schneller von der Leinwand auf die DVD, der Markt ist übersättigt.
Kein Interesse am NBC-Job
Auch den Film "Shark Tale" hatte Katzenberg den Investoren als Mogelpackung verkauft: Der war am Ende viel teurer als offiziell zugegeben. Zugleich entpuppte sich jetzt der jüngste DWA-Trickfilm "Madagaskar" an den Kinokassen als nur müder Erfolg - und keineswegs, wie es DWA gehofft hatte, als der neue "König der Löwen", jenem Meisterstreich Katzenbergs aus Disney-Zeiten.
Das einstige Studio-Genie Katzenberg, so die Kritiker, sei der Rolle als CEO nicht gewachsen. Kommunikationsprobleme mit den Wall-Street-Analysten taten das Ihre, um die Börsianer auf die Barrikaden zu treiben. So wurden die Experten im Frühjahr von einer großen DWA-Investorenkonferenz wieder ausgeladen. "DreamWorks hat als öffentliches Unternehmen noch eine Menge zu lernen", schimpfte die Analystin Katherin Styponias von Prudential. Katzenbergs DreamWorks-Partner Geffen, der bisher die "Live-Action"-Produktion beim DWA-Mutterhaus betreut, hat unterdessen ganz die Nase voll. Der Musikmensch, so heißt es, finde das Filmgeschäft langweilig. Und während die Zahlenzähler in Los Angeles am Kaufpreis für DreamWorks SKG feilschten, segelte der Multimilliardär gemütlich durchs Mittelmeer und ließ verlauten, er sei an einem künftigen DreamWorks-Job bei NBC nicht interessiert.
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